Was lernen wir aus 300 Jahren Korrelation? - MFS
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Strategie aktuell November 2021 Was lernen wir aus 300 Jahren Korrelation? Autor Im Überblick ■ In den letzten Jahrzehnten war eine negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen stets günstig für Investoren, die auf Asset-Allokation setzen, aber langfristig betrachtet auch die Ausnahme. ■ Weil die Zinsen möglicherweise die längste Zeit negativ waren und sich die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen verändert, müssen sich Investoren jetzt möglicherweise umstellen. ■ Aus unserer Sicht kann ein Portfolio effizienter werden, wenn man die Steuerung einer Assetklasse mehreren Portfoliomanagern anvertraut, die unterschiedliche Alphaquellen Robert M. Almeida, Jr. Portfolio Manager und nutzen. Global Investment Strategist 2013 stand in Boston und Umgebung alles still, als an drei Samstagen in Folge Schneestürme wüteten. Am vierten Samstag fragte mich meine sechsjährige Tochter Sarah, wann denn der Schneesturm anfange. Wie Sarah verwechselt jeder Investor irgendwann einmal Korrelation mit Kausalität. Im Investment kann das zu bösen Überraschungen führen. Aber die Vernachlässigung langfristiger Zusammenhänge – unabhängig davon, ob die Ursache nun leicht erkennbar ist oder nicht – kann eine ansonsten gut durchdachte Investitionsstrategie zunichtemachen. Eine negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen war die Ausnahme Viele Marktteilnehmer halten die aktienähnlichen Erträge von Anleihen in den letzten 30 Jahren für nicht normal. Ebenso wenig normal waren die exzessiven risikobereinigten Erträge von Balanced- und Multisektor-Portfolios in diesem Zeitraum. Als Erklärung gelten die hohen absoluten Anleihenerträge und die unterdurchschnittliche Volatilität, aber es gibt noch eine weitere Ursache, die häufig übersehen wird: die negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen. Auch sie ist nicht normal und dürfte nicht von Dauer sein. Abbildung 1 zeigt die langfristige Korrelation zwischen Aktien und Anleihen in Großbritannien und den USA. Mit Ausnahme der letzten Jahrzehnte war die Korrelation immer positiv, und das ist auch keine Überraschung. Beim Investieren in Aktien und Anleihen an privaten Märkten wie an Börsen verzichtet man jetzt auf Konsum, um Kapital bereitzustellen mit dem Ziel, für die Zeit, in der das Geld unangetastet bleibt, und für die mit der Investition verbundenen Risiken entschädigt zu werden. Dies ist eine sehr vereinfachte Darstellung, weil hier im Grunde genommen nur eines berücksichtigt wird: die Volatilität der Cashflows. Ein Beispiel: Der Ertrag einer US-Staatsanleihe mit sieben Jahren Laufzeit hängt davon ab, wie hoch die künftigen Coupons im Vergleich zu anderen erhältlichen Investmentchancen sind. Wenn die Inflation steigt, sodass neue Staatsanleihen einen höheren Coupon bieten, erzielt man mit einer siebenjährige Anleihe Minderertrag, und ihre Cashflows sind niedriger als der Marktzins. Dasselbe gilt für Aktien. Auch ihr Ertrag hängt von den künftigen Cashflows ab. So gesehen sind alle Finanzanlagen abhängig von künftigen Cashflows, und das erklärt auch die positive Korrelation zwischen ihnen über lange Zeiträume. NUR FÜR INSTITUTIONELLE UND PROFESSIONELLE INVESTOREN Seite 1 von 5
Strategie aktuell November 2021 Abbildung 1: Drei Jahrzehnte lang ungewöhnliche Korrelationen ■ USA ■ GB 10-Jahres-Korrelation zwischen Aktien und 10-jährigen Staatsanleihen 1,00 0,80 0,60 Korrelation 0,40 0,20 0,00 -0,20 -0,40 -0,60 1700 1720 1740 1760 1780 1800 1820 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020 Quellen: Goldman Sachs Global Investment Research, Datastream. Auf Basis von Monatsdaten vom 31. Juli 1711 bis zum 31. August 2021. US-Daten erst ab 31. Januar 1811 erhältlich. Aber wie die Abbildung zeigt, war dies in den letzten 30 Jahren anders. Die beiden Assetklassen haben nicht nur enorm hohe Erträge erzielt, sie waren auch negativ korreliert, sodass gemischte Portfolios erstaunliche risikobereinigte Erträge erwirtschaftet haben – so erstaunlich, dass wir in den nächsten Jahren mit Wehmut darauf zurückblicken dürften. Was ist passiert, und was könnte sich ändern? Abbildung 2 zeigt die Beziehung zwischen der Korrelation von Aktien und Anleihen und den Realrenditen im selben Zeitraum. Als die Zentralbanken immer stärker intervenierten und die Renditen fielen, entstand eine zunehmend negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen. Abbildung 2: Rückläufige Realrenditen und negative Korrelationen ■ Korrelation von US-Aktien und -Anleihen über 10 Jahre (links) ■ Reale US-10-Jahres-Rendite (rechts) Korrelation von US-Aktien und -Anleihen und reale 10-Jahres-Rendite von Anleihen 0,6 6 5 0,4 4 10-Jahres-Korrelation 3 0,2 2 % 0,0 1 0 -0,2 -1 -2 -0,4 -3 -0,6 -4 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 2020 Quellen: Bloomberg, FactSet. Auf Basis von Monatsdaten vom 28. Februar 1990 bis zum 30. September 2021. Reale US-10-Jahres-Rendite von Bloomberg, berechnet mit der Kerninflation (Verbraucherpreisinflation ohne Nahrungsmittel und Energie). Korrelation von US-Aktien und -Anleihen über zehn Jahre von FactSet, berechnet mit den Monatserträgen des S&P 500 und des Bloomberg US Aggregate Government Treasury Index. Berechnung der Korrelationen auf Grundlage der realen Erträge, bereinigt um die Kerninflation, brutto und in lokaler Währung. NUR FÜR INSTITUTIONELLE UND PROFESSIONELLE INVESTOREN Seite 2 von 5
Strategie aktuell November 2021 Vielleicht geht es mir wie meiner Tochter, und ich schließe fälschlicherweise von Zufällen auf Kausalität. Aber wir wissen, dass wir alle eine Mindestrendite brauchen, um zu investieren. Zur Einschätzung des Risikos verlassen sich Investoren auf eindeutige Marktsignale. Ohne sie können die Märkte ihre gesellschaftliche Funktion nicht erfüllen: eine effiziente Allokation von Kapital. Das Ergebnis sind so ungewöhnliche Finanzmarktentwicklungen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben. Aus unserer Sicht dürften Risikoprämien, Volatilität und Korrelationen von Assetklassen steigen, wenn die Marktteilnehmer eine höhere Mindestrendite fordern – und das dürften sie bald tun. Portfoliokonstruktion neu gedacht Angesichts der wohl zu erwartenden Verschiebung der Korrelationen und Normalisierung der realen Zinsen in den nächsten Jahren sollte man vielleicht auch die Portfoliokonstruktion überdenken. Wenn etwas im Überfluss vorhanden ist, verliert es an Wert. Wenn nicht, wird es wertvoller. Seit Jahren sind die Finanzerträge enorm hoch (siehe Rückenwind von gestern – Gegenwind von morgen?). Das hilft auch zu verstehen, warum aktiv gemanagte Portfolios Marktanteil an preisgünstige Indexstrategien abgeben mussten. Wenn aber die Markterträge sinken, dürfte sich das aus unserer Sicht umkehren, zumal passive und aktive Erträge einem Zyklus folgen. Alpha-Strategien können zwar bei schwachen Märkten für die angestrebten Erträge sorgen, bieten aber möglicherweise nur wenig Diversifikation. Für Investoren ist Diversifikation etwas, das mit absoluten Erträgen zu tun hat, aber sie spielt auch bei relativen Erträgen eine Rolle. So wie die Kombination zweier nicht perfekt korrelierter Assetklassen wie Aktien und Anleihen ein Portfolio effizienter machen kann, können auch zwei aktive Manager für ein und dieselbe Assetklasse (z.B. Investmentgrade-Anleihen) insgesamt einen höheren risikobereinigten Ertrag oder eine höhere Information Ratio erzielen. Wenn innerhalb eines Portfolios mehrere aktive Manager, die unterschiedliche Alphaquellen nutzen, eine Assetklasse managen, kann das Portfolio effizienter werden. Abbildung 3 zeigt dies anhand von zwei hypothetischen aktiven Anleihemanagern. Bei einer hohen Korrelation ihrer aktiven Erträge gibt es keine Vorteile, aber bei sinkenden Korrelationen steigt die Information Ratio. Abbildung 3: Zwei hypothetische Manager einer Assetklasse mit der gleichen Performance, gemessen an Mehrertrag, Tracking Error und hypothetischer Information Ratio Mehrertrag (%) Tracking Error (%) Information Ratio Portfoliomanager A 1,00 2,00 0,50 Portfoliomanager B 1,00 2,00 0,50 50/50-Portfolio mit unterschiedlichen Korrelationen 1 1,00 2,00 0,50 0,5 1,00 1,73 0,58 0 1,00 1,41 0,71 -0,5 1,00 1,00 1,00 -1 1,00 0,00 k.A. Hypothetisches Beispiel, nur zur Illustration. Definitionen der Begriffe und Formeln finden Sie im Anhang. Fazit Studien zeigen, dass Menschen in der Regel nur etwa 10% bis 20% dessen im Kopf behalten, was sie lesen oder hören, während sie sich an gut 80% bis 90% ihrer eigenen Erfahrungen erinnern. Angesichts unserer Erfahrungen in den letzten 30 Jahren wird eine wieder positive Korrelation von Aktien und Anleihen die meisten Investoren überraschen. In Zukunft dürften aus meiner Sicht Portfolios mit unterschiedlichen Alphaströmen innerhalb vergleichbarer Assetklassen nicht nur dazu beitragen können, die durch die vermutlich niedrigeren Renditen entstehenden Ertragslücken ein Stück weit zu füllen, sondern auch die Möglichkeit bieten, mit den womöglich bald wieder positiven Korrelationen umzugehen. NUR FÜR INSTITUTIONELLE UND PROFESSIONELLE INVESTOREN Seite 3 von 5
Strategie aktuell November 2021 Anhang Information Ratio: durchschnittlicher Mehrertrag je Volatilitätseinheit dieses Mehrertrags (1) wobei der Mittelwert des Mehrertrags über n Zeiträume ist (2) und der Tracking Error berechnet als Standardabweichung dieses Mehrertrags. (3) Wenn ein Portfolio von mehreren aktiven Managern gesteuert wird, ist der Mehrertrag des Gesamtportfolios einfach der gewichtete Durchschnitt der Mehrerträge aller beteiligten Manager. (4) wobei m die Zahl der Manager ist und w der prozentuale Anteil am Portfolio, der jedem Manager zur Steuerung übertragen wird. Bei zwei Portfoliomanagern ist der Mehrertrag des Gesamtportfolios einfach (5) Aber die Volatilität dieses Mehrertrags ist nicht einfach der gewichtete Durchschnitt der Volatilität der einzelnen beteiligten Manager (es sei denn, ihre Mehrerträge sind perfekt korreliert). (6) Bei zwei Portfoliomanagern ist die Volatilität des Mehrertrags des Gesamtportfolios einfach (7) NUR FÜR INSTITUTIONELLE UND PROFESSIONELLE INVESTOREN Seite 4 von 5
Strategie aktuell November 2021 Bloomberg Index Services Limited. BLOOMBERG® ist eine Handels- und Dienstleistungsmarke von Bloomberg Finance L.P. und seinen Tochtergesellschaften (zusammen „Bloomberg“). Bloomberg oder seine Lizenzgeber besitzen alle geistigen Eigentumsrechte an den Bloomberg-Indizes. Bloomberg hat dieses Dokument weder bestätigt noch genehmigt, garantiert weder die Richtigkeit noch die Vollständigkeit irgendeiner hierin enthaltenen Information, gibt keine explizite oder implizite Garantie im Zusammenhang mit den daraus gezogenen Schlüssen und schließt im größten nach anwendbarem Recht zulässigen Umfang jedwede Haftung oder Verantwortung für Schäden aus, die im Zusammenhang mit diesen Informationen entstehen. „Standard & Poor’s®“ und „S&P®“ sind eingetragene Handelsmarken von Standard & Poor’s Financial Services LLC (S&P); Dow Jones ist eine eingetragene Handelsmarke von Dow Jones Trademark Holdings LLC (Dow Jones). S&P Dow Jones Indices LLC hat ihre Nutzung genehmigt, und die Massachusetts Financial Services Company (MFS) darf sie zu bestimmten Zwecken nutzen. Der S&P 500® ist ein Produkt von S&P Dow Jones Indices LLC. Das Unternehmen hat MFS die Nutzung des Index genehmigt. Die Produkte von MFS werden von S&P Dow Jones Indices LLC, Dow Jones, S&P oder ihren Tochterunternehmen nicht gefördert, empfohlen, vertrieben oder beworben. Weder S&P Dow Jones Indices LLC noch Dow Jones, S&P oder ihre Tochterunternehmen treffen eine Aussage darüber, ob diese Produkte empfehlenswert sind. Sofern nicht anders angegeben, sind Logos sowie Produkt- und Dienstleistungsnamen Marken von MFS® und den Tochtergesellschaften von MFS und können in manchen Ländern eingetragen sein. Herausgegeben von: USA: MFS Institutional Advisors, Inc. (MFSI), MFS Investment Management und MFS Fund Distributors, Inc.; Lateinamerika: MFS International Ltd.; Kanada: MFS Investment Management Canada Limited. In Kanada wurde diese Publikation weder von der Finanzmarktaufsicht noch von einer ähnlichen Regulierungsbehörde überprüft. Hinweise für Anleger in Großbritannien und der Schweiz: Herausgegeben in Großbritannien und der Schweiz von MFS International (U.K.) Limited (MIL UK), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Private Limited Company) mit Sitz in England und Wales, Zulassungsnummer 03062718. Das Investmentgeschäft von MIL UK steht unter der Aufsicht der britischen Financial Conduct Authority. MIL UK, ein indirektes Tochterunternehmen von MFS®, hat seinen Sitz in der One Carter Lane, London, EC4V 5ER. Hinweise für Anleger in Europa (ohne Großbritannien und Schweiz): Herausgegeben in Europa von MFS Investment Management (Lux) S.à r.l. (MFS Lux), einem in Luxemburg für das Management von Luxemburger Fonds zugelassenen Unternehmen, das institutionellen Investoren Investmentprodukte und -leistungen anbietet. Der Unternehmenssitz ist in der Rue Albert Borschette 4, L-1246 Luxemburg. Tel.: 352 2826 12800. Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Andere dürfen sich nicht auf es verlassen. Auch darf das Dokument nicht an Personen weitergegeben werden, wenn eine solche Weitergabe gegen die geltenden Vorschriften verstoßen würde. Singapur: MFS International Singapore Pte. Ltd. (CRN 201228809M). Australien/Neuseeland: MFS International Australia Pty Ltd. (MFS Australia) (ABN 68 607 579 537) ist ein in Australien unter der Nummer 485343 eingetragener Finanzdienstleister. MFS Australia steht unter der Aufsicht der Australian Securities and Investments Commission. Hongkong: MFS International (Hong Kong) Limited (MIL HK) ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die der Aufsicht der Hong Kong Securities and Futures Commission (SFC) untersteht und von ihr zugelassen wurde. MIL HK darf Wertpapiere handeln, regulierte Assetmanagementgeschäfte tätigen und bestimmte Investmentdienstleistungen „professionellen Investoren“ gemäß Securities and Futures Ordinance (SFO) anbieten. Für professionelle Investoren in China: MFS Financial Management Consulting (Shanghai) Co., Ltd. 2801-12, 28th Floor, 100 Century Avenue, Shanghai World Financial Center, Shanghai Pilot Free Trade Zone, 200120, China, ist eine regulierte chinesische Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Finanzmanagementberatung anbieten darf. Japan: MFS Investment Management K.K. ist zugelassen als Financial Instruments Business Operator, zugelassen als Kanto Local Finance Bureau (FIBO, Nr. 312), Mitglied der Investment Trust Association, Japan, und Mitglied der Japan Investment Advisers Association. Da die von den Investoren zu tragenden Gebühren von verschiedenen Umständen abhängen – Produkte, Dienstleistungen, Anlagezeiträume und Marktumfeld –, können weder deren Gesamthöhe noch die Berechnungsmethoden im Voraus offengelegt werden. Alle Finanzinstrumente gehen mit Risiken einher, unter anderem dem Risiko von Marktschwankungen, sodass Investoren ihr investiertes Kapital verlieren können. Investoren sollten vor einer Anlage den Verkaufsprospekt und/oder die in Art. 37- 3 des Financial Instruments and Exchange Act genannten Dokumente sorgfältig lesen. MFSE_FLYUK_1023103_11_21 NUR FÜR INSTITUTIONELLE UND PROFESSIONELLE INVESTOREN 49596.1
Sie können auch lesen