Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
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Hintergrund Landwirtschaft Landwirtschaft Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik – nein danke! www . greenpeace . de
02 Monokulturen, steigender Pestizideinsatz, Gentechnik in Nahrungsmitteln und Umwelt, die Abholzung kost- Inhalt barer Wälder für Viehweiden und Ackerflächen, der 03 Landwirtschaft: Opfer gigantische Wasserverbrauch der Landwirtschaft: Die und Täter zugleich Liste der weltweiten Probleme unserer heutigen Land- 04 Landwirtschaft am wirtschaft ist lang. Dabei waren ihre Hauptziele einst, Scheideweg den Ertrag zu steigern, resistente Sorten zu züchten, 05 Industrialisierte Bauern und Verbraucher gleichermaßen zufriedenzu- Landwirtschaft auf stellen. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Die dem Vormarsch industrialisierte Landwirtschaft hat erhebliche Auswir- 06 Landwirtschaft und kungen auf die Qualität unserer Nahrungsmittel und Klimawandel trägt in bisher unabsehbarem Maße zum Klimawandel 10 Gentechnik – gefährlicher bei. Greenpeace setzt sich deswegen für eine nachhal- Blindflug tige Landwirtschaft ein, die Verbraucher und Umwelt 12 Gentechnik macht gleichermaßen schützt. Machen Sie mit! Beteiligen Sie nicht satt sich am Widerstand der Verbraucher. 13 Macht und Kontrolle durch Patente 14 Pestizide – Gifte in der Umwelt und im Essen 16 Greenpeace schützt Verbraucher und Natur 18 Konsum in Zeiten der Globalisierung 19 Greenpeace fordert 20 Aktionen und Erfolge 1996–2009 23 Das können Sie tun Lesetipps & Infos Impressum Herausgeber Greenpeace e.V. Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, T 040.30618-0, F 040.306 18-100, mail@greenpeace.de, www.greenpeace.de Politische Vertretung Berlin Marienstr. 19–20, 10117 Berlin, T 030.30 88 99-0 Autoren Martin Hofstetter, Manfred Krautter, Anja Oeck, Stephanie Toewe-Rimkeit Redaktion Anja Oeck B ildredaktion Max Seiler Produktion Christiane Bluhm Gestaltung Andreas Salomon-Prym Titelfoto Pestizide werden auf Soja-Plantagen im Amazonas mit dem Flugzeug versprüht. Rücktitel: Bauern in Bangladesch bei der Arbeit im Reisfeld. Fotos Titel: Daniel Beltra, S. 3: Werner Rudhart, S. 4/5: Geng Yunsheng, Rodrigo Baleia (2), Greenpeace, S. 6/7: Daniel Beltra, Christian Kaiser, Werner Rudhart, S. 8/9: OKA BUDHI, S. 10/11: Heiko Meyer (2), Paul Langrock, S. 12/13: Karen Robinson, Paul Langrock S. 14/15: Juergen Siegmann, Ángel Garcia (2), S. 16/17: Paul Langrock, Heiko Meyer, S. 18/19: Sabine Vielmo (2), Fred Dott, S. 20: Christoph Engel, Christian Kaiser, Bert Bostelmann, Fritz Stockmeier, Martin Langer, S. 21: Achim Multhaupt, Heiko Meyer, Chandra Shekhar Karki, Jens Kuesters, Martin Storz, S. 22: Heiko Meyer, Thomas Einberger, Paul Langrock (2), Thomas Einberger, Rücktitel: Karen Robinson, © alle Greenpeace, Seite 15: alimidi.net Litho Litho Brecht, Hamburg Druck Neue Nieswand Druck, Am Kiel-Kanal 2, 24106 Kiel Auflage 10.000 Exemplare V.i.S.d.P.: Stephanie Toewe-Rimkeit Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende : GLS Bank, BLZ 430 609 67, KTO 33 401 Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Stand 12 / 2011
03 Landwirtschaft: Opfer und Täter zugleich Allein in Brasilien werden jährlich rund 70 Millionen Tonnen Soja produziert, die in Silos gelagert und dort für den Export auf Schiffe verladen werden. schwindenden Ressourcen das Prob- probleme. Sie erzielt dauerhaft weder Landwirtschaft betrifft uns alle. lem, eine wachsende Weltbevölkerung höhere Erträge noch gesunde Lebensmit- Denn es geht um unsere existenziellen zu ernähren. Oftmals werden für neue tel. Vielmehr kostet sie uns in Wahrheit Grundlagen: Erde, Wasser, Luft und Ackerflächen wertvolle Urwälder gero- eine Menge Geld und richtet langfristig unsere Nahrung. Bekannt ist das det. Um den Ertrag zu steigern, werden massive Schäden an. schon lange. Inzwischen haben wir zahlreiche Gifte eingesetzt, teilweise in Die Lösung kann nur in einer ökologisch aber auch reichlich Erfahrungen mit gesundheitsschädlichen Mischungen. Laut und sozial verträglichen Landwirtschaft den Problemen der heutigen Land- Weltgesundheitsorganisation sterben jähr- liegen, die nachhaltig mit den lokalen Res- wirtschaft gemacht. Sie ist sowohl lich über 200.000 Menschen an Pestizi- sourcen umgeht, statt sie aufzubrauchen. Opfer – leidet also unter den Umwelt- den. Dem Wissen um diese existenziellen Bei der Herstellung von Lebensmitteln belastungen – als auch Verursacher Probleme muss dringend ein radikales müssen der Schutz der Umwelt und die von Umweltverschmutzungen. Umdenken in Wissenschaft, Politik und Gesundheit Vorrang haben. Greenpeace beim Verbraucher folgen, wenn wir diesen will erreichen, dass nur noch gesunde Le- Was wurde uns nicht alles versprochen, Planeten nicht dauerhaft schädigen und bensmittel auf den Markt kommen. Denn was die industrialisierte Landwirtschaft das Überleben von Millionen Menschen Verbraucher weltweit haben ein Recht auf angeblich leisten könne? Ertragssteigerun- aufs Spiel setzen wollen. gute Lebensmittel. Und jeder Einzelne hat gen, pestizidresistente Pflanzen, genma- Landwirte sind dabei sowohl Täter als bei seinem Einkauf Einfluss darauf, was nipulierte Sorten, die gegen Schädlinge auch Opfer dieser Entwicklungen: auf unseren Äckern wächst, wie Lebens- und Umweltgefahren aller Art gewappnet Wetterextreme führen zu Ernteschäden mittel produziert werden und wer davon sind, die Liste ist lang. Und was ist davon und Totalausfällen. Überschwemmungen profitiert. Wenn sich viele Verbraucher geblieben? machen fruchtbare Flächen unbrauchbar. engagieren, müssen Handel und Politik Die Landwirtschaft trägt akut zum Klima Die industrialisierte Landwirtschaft, von reagieren. Ein eindrucksvolles Beispiel wandel bei: Sie verursacht ein Drittel aller der Agroindustrie vorangetrieben, mit dafür ist der Widerstand der Verbraucher weltweit ausgestoßenen Treibhausgase. Gentechnik und Pestiziden, mit Mono- gegen die Gentechnik in Europa. Wasserverbrauch, Übernutzung der kulturen und Profitmaximierung, bietet Böden und Monokulturen verschärfen bei keine nachhaltige Lösung der Zukunfts- www . greenpeace . de /themen
04 Landwirtschaft am Scheideweg In China wird Reis auf Terrassen angebaut, um auch Berghänge zu nutzen. Der Einsatz von Genpflanzen garantiert langfristig keine höheren Erträge. Nutzbare Flächen für Acker- und in Europa und Nordamerika Millionen Grünland sind aus klimatischen und ektar Nutzflächen stillgelegt werden H Gleichzeitig nimmt die Weltbevölkerung geologischen Gründen begrenzt. konnten, zeitweise brachlagen. Heute jährlich um 82 Millionen Menschen zu. Weltweit wird ein Drittel der Land wird wieder auf jedem europäischen Bisher konnte die Erzeugung u. a. durch fläche, circa 5 Milliarden Hektar, land- Acker angebaut. effektivere Anbautechniken und besseres wirtschaftlich genutzt: 1,5 Milliarden Die Preise für Ackerland sind in den Saatgut mit der steigenden Nachfrage Hektar davon als Äcker, weitere vergangenen Jahren stark angestiegen. von rund zwei Prozent pro Jahr Schritt 3,5 Milliarden Hektar als Wiesen und Immer mehr Banken, Investmentfonds, halten. In den letzten Jahren wurde das Weiden. sogar Länder steigen in die Landwirt- aber immer schwieriger und war irgend- schaft ein und kaufen Ackerböden welt- wann nicht mehr zu gewährleisten. Klima Jedes Jahr gehen Millionen Hektar weit auf. So produziert China auf Agrar- bedingte Trockenheit führte in wichtigen nutzbare Fläche aufgrund von Wasser-, flächen rund um den Globus Biomasse Produktionsländern (Australien, Südame- Winderosion und Übernutzung verloren und Nahrungsmittel für den heimischen rika, Russland) immer häufiger zu Ernte oder werden unfruchtbar. Zugleich wer- Markt. ausfällen. Die Landwirtschaft benötigt den circa 13 Millionen Hektar Wald pro Die weltweiten Reserven für die wich- etwa 70 Prozent des verfügbaren Wassers Jahr weltweit gerodet und zum Großteil tigsten Getreide wie Mais, Weizen und weltweit, und das wird immer knapper in Ackerland umgewandelt, vor allem in Reis sinken kontinuierlich. An den Han- und damit teurer. Südamerika und Asien. Positiv für den delsbörsen für Agrarprodukte herrscht Mit erstarkter Wirtschaft in bevölkerungs- Ackerbau, möchte man meinen. Aber die- Nervosität: Innerhalb weniger Monate reichen Staaten Südostasiens werden se fehlenden Waldflächen bedeuten einen haben sich in 2007/2008 die Preise für dort verstärkt Fleisch und Milchprodukte großen ökologischen Verlust an Tier- und Raps, Weizen und Mais teilweise mehr als konsumiert. Die dazu benötigten riesigen Pflanzenarten. Zudem heizt die Rodung verdoppelt. Mengen an Futtermitteln fehlen als Nah- den Klimawandel an. Die ehemaligen Aufgrund ansteigender Nachfrage rungsmittel. Urwaldböden setzen viel Kohlenstoff frei waren Stickstoffdüngemittel in 2008 Immer mehr Industrieländer fördern den und gehen zugleich als Wasserspeicher ausverkauft. Anbau und die Verwertung von Raps und verloren. Getreide zur Erzeugung von Agrosprit. Gründe der weltweiten Angeblich zum Wohl des Klimas, doch Die Zeichen mehren sich, dass Acker Nahrungsmittel-Knappheit vor allem wollen die Länder unabhängiger fläche knapp werden könnte. Agrarflächen lassen sich kaum vermeh- werden vom teureren Rohöl. Weltweit Bis vor wenigen Jahren wurden Agrar- ren – und wenn, nur mit ökologisch werden 100 Milliarden Liter Agrosprit jähr- produkte noch überproduziert, so dass desaströsen Folgen wie Urwaldzerstörung. lich produziert, Tendenz steigend.
05 Industrialisierte Landwirt- schaft auf dem Vormarsch Greenpeace protestiert in Brasilien gegen die Abholzung von Urwald für Rinder-Weideland. So leben Schweine in der Massentierhaltung. Die Globalisierung hat weltweit erheb- In diesen regionalen Zentren nimmt die liche Folgen für die Landwirtschaft. Landwirtschaft immer mehr industriali- Da der Transport von Agrargütern sierte Formen an. Die Landwirte werden relativ günstig ist, wird ein immer grö- zu Lohnabhängigen, die sämtliche zur ßerer Teil der Welternte international Produktion benötigten Produkte von der gehandelt. Zum Beispiel importiert Firma kaufen müssen, an die sie hinter- spezialisieren sich auf den Ackerbau. die EU Obst aus Übersee, außerdem her ihre fertigen Produkte abliefern (so Solche Regionen drohen zu veröden, nur immer mehr eiweißreiche Futtermittel genannte Vertragslandwirtschaft). In der wenige verschiedene Kulturpflanzen wie Soja. Mit diesen Futtermittelim- Hähnchenmast beispielsweise teilen sich werden angebaut. So haben beispielsweise porten werden in Europa Fleisch und drei große Unternehmen den deutschen Mais und Weizen in Deutschland in den Milch im Überschuss produziert, um Markt. Landwirte, die Hähnchen mästen, vergangenen 15 Jahren drastisch zuge- diese dann nach Russland, Asien und müssen sich vertraglich verpflichten, von nommen. Dafür findet man kaum noch in südliche Länder zu exportieren. den Küken über die eingesetzten Futter Erbsen, Lupinen, Hafer oder Ackerbohnen mittel und Medikamente bis hin zur auf den Äckern. Die einseitige Boden- Auch innerhalb der EU bestimmt nicht Schlachtung immer mit derselben Firma nutzung verschlechtert den Zustand der wirklich Vielfalt unsere Landwirtschaft. zusammenzuarbeiten. Böden, sie erodieren und verlieren ihre Es findet eine immer stärkere Zentrali- Fruchtbarkeit. Gleichzeitig werden sie stär- sierung einzelner Produktionsweisen in Gleichzeitig hat diese regionale Konzen ker von Unkräutern und Ackerschädlin- bestimmten Regionen statt. Beispiels tration erhebliche Folgen für die Umwelt. gen befallen. Als Gegenmittel wird immer weise wird die Schweine- und Hähnchen Dort, wo Tiere in großer Zahl gehalten häufiger zur Giftspritze gegriffen. fleischerzeugung besonders dort aus- werden, wird die anfallende Gülle zum gebaut, wo Futtermittelimporte am Entsorgungsproblem. Die Nitratwerte im billigsten sind, also in der Nähe großer Grundwasser steigen. Der Güllegestank Wussten Sie, dass jährlich Häfen wie Rotterdam oder in Nieder belästigt die Anwohner. Die Abschwem- weltweit 13 Millionen Hektar Wald sachsen. mung von ausgebrachten Nährstoffen erodet und zu Ackerland gemacht g Paprika, Tomaten und Gurken kommen lässt Bäche und Flüsse durch Überdün- werden? Das ist ein riesiger Verlust an während der Wintermonate vor allem aus gung umkippen. Durch erhöhte Anste- Tier- und Pflanzenarten. Zudem heizt dem südlichen Spanien (Almeria). Äpfel ckungsgefahr brechen immer häufiger die Rodung den Klimawandel an: Die werden in Deutschland vor allem bei Tierseuchen aus. ehemaligen Urwaldböden setzen viel Hamburg im Alten Land und am Boden- In anderen Regionen wird die Tierhaltung Kohlenstoff frei und gehen als see in hochintensiven Kulturen erzeugt. dagegen völlig aufgegeben, die L andwirte Wasserspeicher verloren.
06 Landwirtschaft und Klimawandel Viehzucht beansprucht 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzen Fläche in Brasilien. Steigende Durchschnittstempera- delten küstennahen Kornkammern vieler von Mexiko bis nach Nord-Argentinien, turen, Extremwetter, Stürme, Über- Länder. Weite Teile von Bangladesch oder Indien, der Süden von China und der schwemmungen und lange Trocken- Flussdeltas wie am Nil versalzen und gesamte afrikanische Kontinent sind vom zeiten: Der Klimawandel ist bereits werden für die Lebensmittelerzeugung Klimawandel gefährdet. In diesen Gebie- Realität. Die Landwirtschaft ist dabei unbrauchbar. Durch den Rückgang der ten liegen die ärmsten Länder der Welt, Opfer und Täter. Gletscher verschlechtert sich außerdem zusätzlich wächst dort die Bevölkerung die Wasserversorgung vieler Landstriche, besonders schnell. Landwirtschaft als Opfer so zum Beispiel am Fuße des Himalayas In Nordafrika werden die Wasserressour- Vermehrte Witterungsextreme wie und der Anden. cen bereits fast vollständig – zu 95 Pro- Starkregen oder Wirbelstürme führen Klimawandel und wachsende Bevölke- zent – genutzt. Und die Nachfrage steigt zu Ernteschäden und Totalausfällen. Der rung in den Städten schüren Nutzungs- bis 2025 noch weiter an. Daher werden steigende Meeresspiegel überflutet niedrig konflikte zwischen Stadt und Land (Spa- massive Wasserzuflüsse aus anderen Regi- gelegene landwirtschaftliche Nutzflächen. nien, Australien, ehemalige Sowjetunion). onen nötig sein. Auch in einigen Ländern Betroffen sind vor allem die dicht besie- Vor allem die Tropen und Subtropen, Asiens nimmt der Wasserverbrauch in
07 Die Wasserressourcen werden in Nordafrika knapp. Landwirtschaft und Industrie stark zu, und mit ihm die Nutzungskonflikte um die kostbare Ressource. Wie die Landwirtschaft Im brasilianischen Mato Grosso werden jährlich 5,5 Millionen Hektar Land als Soja-Anbaufläche genutzt. zum Klimawandel beiträgt Der weltweite Ausstoß von Klimagasen (CO2 , Methan, Lachgas) rührt zu etwa einem Drittel aus der Landwirtschaft. zentration in der Atmosphäre gestiegen. die Rinderhaltung stark zugenommen. Ob aus der Tierhaltung oder von Mineral- Daher steigt parallel der Methangehalt in CO2 -Emissionen aus Wald dünger, wenn zu viel löslicher Dünger zur der Atmosphäre weiter an. rodung und Moornutzung falschen Zeit oder mit schlechter Technik Für Ackerland werden Waldflächen (z. B. Gülle mit Prallteller) ausgebracht Problem vermehrter abgeholzt und dadurch riesige Mengen an wird, können Nutzpflanzen den Stickstoff Tierhaltung Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzt. nicht aufnehmen. Er versickert ins Grund- Viehzucht braucht viel Land: Sie bean- Neben dem Holz speichert nämlich auch wasser, wird durch Erosion abgetragen, sprucht 70 Prozent der landwirtschaftlich der darunterliegende Boden Kohlenstoff. überdüngt Flüsse, Seen und Meere oder genutzten Fläche. Ein Drittel der Acker- Außerdem hat Ackerboden einen deutlich belastet die Atmosphäre in Form von fläche dient allein der Futtermittelerzeu- geringeren Anteil an Humus und damit Ammoniak und Lachgas. gung. Weil Fleisch- und Milchkonsum an Kohlenstoff als Wald und Dauergrün- stark vom Einkommen abhängen und land. Durch die Ackernutzung verringert Methan die Welt trotz Hunger und Armut immer sich also der Kohlenstoffgehalt im Boden, Die Rinderhaltung und der Feuchtreisan- reicher wird, kommt immer mehr Fleisch CO2 wird freigesetzt. Besonders problema- bau in asiatischen Ländern erzeugen Me- auf den Tisch. Von 1970 bis 2002 stieg tisch ist die Ackernutzung von ehemali- than. Das Treibhausgas ist etwa 24-mal so der Fleischverzehr laut Ernährungs- und gen Feuchtwäldern oder Mooren – auch wirksam wie CO2, baut sich aber bereits Landwirtschaftsorganisation (FAO) in den in Deutschland. Der Humus wird kalt nach rund 10 Jahren ab. Methan entsteht Entwicklungsländern pro Kopf von 11 auf verbrannt und dadurch aufgezehrt. durch Pansenbakterien im Magen von 29 Kilo jährlich, in den Industrieländern Wiederkäuern (Rindern, Schafen, Ziegen). von 65 auf 80 Kilo (Deutschland: 90 Kilo Lachgas aus Regional, beispielsweise in Brasilien, hat pro Kopf und Jahr). Stickstoffdüngung Deswegen prognostiziert die FAO eine Lachgas ist ein besonders langlebiges Verdopplung der Fleischproduktion bis Klimagas, das sich im Schnitt erst nach Wussten Sie, dass ein 2050 von derzeit 229 Millionen auf 465 114 Jahren abbaut und 300-fach so klima rittel der Klimagase in der deut D Millionen Tonnen und der Milchprodukti- schädlich ist wie CO2 . Vor allem beim schen Landwirtschaft (das entspricht on von 580 Millionen auf 1043 Millionen Einsatz von Stickstoffdünger und Dung 42 Millionen Tonnen CO2) aus der Tonnen pro Jahr. Die Viehzucht wird aus der Tierhaltung wird es freigesetzt. In Nutzung trockengelegter Moore zum stärksten wachsenden Sektor der den letzten 50 Jahren hat sich der Mine- stammt? Durch gezielte Vernässung Landwirtschaft und setzt neun Prozent an ralstickstoffeinsatz weltweit verachtfacht, dieser Flächen könnte dort der Kohlendioxid frei, 37 Prozent an Methan proportional dazu ist die Lachgas-Kon- Ausstoß von CO2 gestoppt werden. sowie 65 Prozent an Stickoxiden. Allein
08 Greenpeace protestiert im indonesischen Regenwald gegen die Zerstörung der Wälder für Ölpalm-Plantagen. Japan und Indien zeigen, dass es bei Feuchtigkeit. Aber auch für die Weiterver- erregern oft Resistenzen auf. Krankheiten anderen Gewohnheiten und kulturellem arbeitung und Schlachtung werden große können so immer schlechter mit wichti- Hintergrund auch anders geht. Weniger Mengen an Wasser benötigt. gen Antibiotika behandelt werden. oder gar kein Fleisch zu essen, wäre ein Gleichzeitig ist die Tierhaltung einer der Mittel gegen die Erderwärmung. größten Wasserverschmutzer. Mit den Klimakiller Agrosprit Die Tierhaltung ist hauptverantwortlich Tierausscheidungen gelangen vor allem Der Anbau von Agrosprit-Pflanzen in für den weltweit steigenden Wasserver- Stickstoff und Phosphate in Grund- und Südamerika und Südostasien boomt. brauch, vor allem durch die Bewässerung Oberflächengewässer und führen dort zu Urwälder werden abgeholzt, um Platz für und Beregnung von Futtermittelpflan- Überdüngung, Algenteppichen und zum Soja- und Ölpalm-Plantagen zu schaffen. zen. Während der Wasserbedarf von Umkippen ganzer Gewässer. Verantwortlich dafür ist die hohe Nachfra- weidenden Tieren zu einem Großteil über Ein großes Problem der Massentierhal- ge nach so genanntem „Biosprit“ in Europa. das Futter direkt gedeckt wird, enthal- tung ist der steigende Einsatz von Anti- In Deutschland müssen Mineralölkonzer- ten Getreide und Kraftfutter nur wenig biotika. Dadurch treten bei Krankheits- ne aufgrund einer Beimischungspflicht
09 365 Tage 365 Diesel mit Pflanzen-Diesel versetzen. Um den Bedarf zu decken, greifen Ölkonzerne außer auf einheimischen Raps auf andere Agro-Diesel zurück – mit fatalen Folgen 75 Prozent Soja und 25 Prozent Palmöl für das Klima. und gar keinen Raps mehr. Indonesien, „Biosprit“ hört sich gut an: Es suggeriert Malaysien, Brasilien, Argentinien bauen umweltbewusstes Autofahren und dass diese Rohstoffe an. Die Auswirkungen der Treibstoff aus nachwachsenden Pflan- sind dort bereits deutlich sichtbar: In zen Umwelt und Klima schont. Doch die Argentinien explodiert die Biodieselpro- Vorstellung vom klimaneutralen Biosprit duktion von 400.000 Tonnen in 2008 auf basiert auf einer Milchmädchenrechnung. über vier Millionen Tonnen bis 2010. Der Richtig ist, dass bei der Verbrennung Sojaanbau von heute 16 Millionen Hektar im Auto nicht mehr Kohlendioxid frei muss dafür um weitere neun Millionen wird, als die Pflanze vorher gespeichert Hektar erweitert werden. Der illegale hatte. Allerdings entscheidet die gesamte Holzhandel verspricht außerdem schnel- Produktionskette vom Anbau bis zur len Profit. Daher werden neue Plantagen Zapfsäule – vom Düngemittel bis zur Wei- bevorzugt in Urwaldgebieten angelegt. terverarbeitung – über die Klimabilanz. Der Agrosprit-Boom verschärft soziale Wichtig dabei: Was wuchs auf dem Land, Probleme. Durch den Einsatz essbarer auf dem nun Raps, Soja oder Zuckerrohr Rohstoffe für die Kraftstoffgewinnung sprießen? sind Lebensmittel- und Energiepreise Wissenschaftler berechneten im Magazin inzwischen miteinander verwoben. Wenn „Science“, dass durch die Umwandlung große Teile landwirtschaftlicher Flächen von Wäldern, Savannen und Mooren für Energiepflanzen genutzt werden, in Acker und Plantagen Kohlendioxid- besteht Konkurrenz zum Anbau von Emissionen entstehen, die erst in einigen Lebensmitteln. Jahrzehnten bis Jahrhunderten wieder An diesen Problemen kann auch die Wussten Sie, dass ausgeglichen sind: Im Falle der indonesi- Zertifizierung von Agrokraftstoffen nichts wertvolle Wälder der Produktion von schen Torfwälder müssten wir 420 Jahre ändern. Zum einen werden noch Jahre ins Agrosprit zum Opfer fallen? Durch mit Agrosprit fahren, bevor wir auch nur Land ziehen, bis ein Zertifizierungssystem die Umwandlung von Wäldern in ein Gramm CO2 eingespart hätten. steht, das strengen ökologischen und so- z. B. Ölpalm-Plantagen entstehen zialen Anforderungen gerecht wird – und Kohlendioxid-Emissionen, die erst Nach Aussagen der Biodieselhersteller währenddessen wird in Indonesien und nach Jahrhunderten wieder aus- werden derzeit etwa 50 Prozent der Roh- Südamerika weiter abgeholzt. Außerdem geglichen sind. Im Falle der indo stoffe für die Agrosprit-Produktion impor- müssten bei der Zertifizierung Nahrungs- nesischen Torfwälder müssten wir tiert. Auch Greenpeace-Proben an deut- und Futtermittel mit erfasst werden, 420 Jahre mit Agrosprit fahren, schen Tankstellen zeigten, dass Biodiesel damit sich das Problem nicht einfach ver- bevor der Spareffekt von CO2 schon heute zu mindestens 20 Prozent schiebt. Wie gut die Zertifizierung greift, einsetzt. aus Soja besteht. Eine Probe enthielt gar hängt schließlich auch von Kontrollen ab.
10 Gentechnik – gefährlicher Bl Gegen die geplante Freisetzung von Gen-Weizen durch Syngenta säen Greenpeacer auf der Versuchsfläche Bio-Weizen aus. Die Saatgut- und Chemiekonzerne, wirte, ungeahnte Nebenwirkungen und allen voran Monsanto, Bayer, Dupont, Resistenzen bei Schädlingen und Unkräu- Syngenta und BASF, richten mit Pesti- tern sind nur einige durch Gen-Pflanzen ziden große ökologische Schäden an. verursachte Probleme. Meist werden die Gleichzeitig fahren sie satte Gewinne Gene mit Schrotschuss-Verfahren in die ein. Seit Jahren versuchen sie nun, Pflanzenzellen geschossen. Die Gentech- uns auch mit der Gentechnik zu be- niker können weder steuern, wo das Gen glücken. Ihre Versprechen: gesündere im neuen Organismus landet, noch zu Nahrungsmittel, höherer Ertrag durch welchen Wechselwirkungen es mit ande- Greenpeace-Protest in Berlin gegen die unkontrollierte Gen-Pflanzen und geringerer Einsatz ren Genen und Proteinen kommt – ein von Pestiziden. Ihr Ziel dabei ist aber, Blindflug. die gesamte Lebensmittelkette, vom Mit der wissenschaftlichen Erkenntnis, Saatgut bis zum Essen, in die Hand zu der Mensch besitze nur etwa 30.000 statt 2009 auch Deutschland den Anbau des bekommen. Den Verbrauchern sollen der zunächst vermuteten 100.000 Gene, Gen-Maises Mon810 der Firma Monsanto riskante Nahrungsmittel schmackhaft wurde die Grundannahme der Gentech- aufgrund von Umweltgefahren gestoppt. gemacht werden, Landwirte werden nik widerlegt, ein Gen habe nur eine Wir- Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, in eine stärkere Abhängigkeit von den kung. Die Wechselwirkungen der Gene dass sich der Gen-Mais negativ auf Tiere Konzernen getrieben. untereinander und mit Proteinen sind wie z. B. Schmetterlinge, Honigbienen, komplexer als angenommen. So wundert Spinnen, Schlupfwespen und Florflie- Seit über 15 Jahren werden in den USA es nicht, dass Gen-Pflanzen ungewollte gen, aber auch auf Bodenorganismen genmanipulierte Pflanzen kommerziell und nicht kalkulierbare Eigenschaften wie Regenwürmer auswirken kann. Für angebaut. Bei den meisten handelt es sich entwickeln. Greenpeace ist klar: Der Anbau von Gen- um herbizid-resistente (HR) oder Bt-Pflan- Langzeitstudien zu Gen-Pflanzen gibt Pflanzen muss für alle Arten verhindert zen. HR-Pflanzen sind gegen bestimmte es bisher nur wenige. Wissenschaftler werden; die Natur ist kein Versuchslabor, Pestizide wie zum Beispiel „Roundup“ des stellten aber bei Fütterungsversuchen der Verbraucher kein Versuchskaninchen. Gentechnik-Konzerns Monsanto unemp- fest, dass zum Beispiel das Immunsys- In Lebensmitteln hat die Gentechnik findlich. Bt-Pflanzen produzieren ein tem der mit Gen-Mais gefütterten Mäuse nichts zu suchen. eigenes Gift, das auf bestimmte Schädlin- geschwächt wurde. Trotzdem wird dieser ge tödlich wirken soll. Gen-Mais des Herstellers Monsanto in Eu- Unkontrollierter Die einstigen Versprechen der Industrie ropa seit 1998 als Lebens- und Futtermit- Freilandversuch sind inzwischen allerdings ad absurdum tel angebaut. In Europa haben Länder wie Werden Gen-Pflanzen angebaut, können geführt: Erhöhter Spritzmittelverbrauch, Frankreich, Österreich, Ungarn, Schweiz, sie sich unkontrolliert ausbreiten. Sie fehlende Ertragssteigerungen für Land- Griechenland, Luxemburg und im April können Nachbarfelder verschmutzen und
11 indflug Pflanzenprobe von Gen-Mais der Firma Monsanto. auf 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. 2011 einigte man sich auf eine Vergleichs- zahlung in Höhe von 750 Millionen US-Dollar. Der Export von US-Reis leidet weiterhin unter dem Skandal, obwohl mit hohem Aufwand der Gen-Reis zurückge- drängt werden konnte. Verunreinigun- gen mit Gen-Pflanzen kommen immer Ausbreitung von Gen-Pflanzen durch falsche EU-Politik. wieder vor. Dies macht deutlich, dass die Industrie das Problem keineswegs unter Kontrolle hat, die Behörden der Situation so unerwünscht doch auf unseren Tellern wurde nirgendwo kommerziell ange- oft hilflos gegenüberstehen. landen. Ein Beispiel: 2006 wurde bekannt, baut. Trotzdem war eine Verunreinigung In Kanada ist es für Bauern zunehmend dass nicht zugelassener Gen-Reis aus durch einen schon 2001 abgeschlossenen schwierig geworden, überhaupt eine den USA und China nach Europa gelangt Versuchsanbau mit Gen-Reis verursacht gentechnikfreie Rapsernte einzubringen. war. Greenpeace entdeckte den Reis in worden. Die USA hatten den betroffenen Durch Pollenflug und verunreinigtes Saat- Deutschland, Großbritannien, Frankreich Langkorn-Reis inzwischen in mindestens gut hat sich der Gen-Raps bereits groß- und Griechenland. Der genmanipulierte 30 Länder exportiert. flächig verbreitet. Reis hatte bis dahin weltweit keine In Deutschland wurde er bei Aldi Nord, Weil Gen-Mais natürliche Sorten verdrän- Zulassung als Lebensmittel erhalten und Edeka, Kaufland und anderen Handelsket- gen könnte, ist der Anbau von Gen-Mais ten gefunden. Die Supermärkte nahmen in Mexiko zum Schutz der genetischen daraufhin die betroffenen Produkte aus Vielfalt verboten. Trotzdem wurden im Wussten Sie, dass circa ihren Regalen. Wichtige Importeure wie Ursprungsland des Maises einheimische 99 Prozent aller Landwirte weltweit die EU und die Philippinen erließen ein gentechnisch verschmutzte Maissorten nach wie vor keine Gen-Pflanzen Importverbot von US-Reis. Der Skandal entdeckt. Die fremden Gene hatten sich anbauen? Auf 90 Prozent der uns löste die größte Handelskrise in der vermutlich über importierten Gen-Mais global zur Verfügung stehenden Geschichte der US-Reisindustrie aus: aus den USA eingeschlichen. Geht die Ackerfläche werden keine Gen-Saaten 63 Prozent aller US-Reishändler waren Artenvielfalt als Grundlage der Ernäh- ausgesät. 80 Prozent der angebauten betroffen, Reisbauern, Erntearbeiter, ver- rung verloren, gerät die Welternährung in Gen-Pflanzen wachsen hauptsäch- arbeitende Unternehmen, Müller und Gefahr. lich in drei Ländern: USA, Argentinien Einzelhändler unwissentlich in ihn und Brasilien. verstrickt. Der gesamte Schaden wurde www . greenpeace . de /gentechnik
12 Gentechnik macht nicht satt In Bangladesch betreiben Frauen nachhaltige Landwirtschaft, z. B. trocknen sie ihr Saatgut in der Sonne. Hunger und Armut sind in erster Linie Gegenteil: Sie verschlimmert ihn. Denn sich um die Belange der Entwicklungs- ein politisches und soziales Problem: Gentechnik fördert die Monopolstellung länder bemüht. Der mit einer Vorstufe Über 880 Millionen Menschen hun- einiger weniger Agrarunternehmen. Den des Vitamin A angereicherte Reis soll gern weltweit, obwohl ausreichend einzigen Hunger, den die Konzerne stillen, den Vitamin-A-Mangel beheben, durch Lebensmittel produziert werden. Ver- ist nicht „der Hunger in der Dritten Welt, den nach Schätzungen der Weltgesund- ursacht wird dies durch unfaire Han- sondern der Hunger der Aktionäre“, so heitsorganisation (WHO) jedes Jahr bis zu delsbedingungen, Kriege, politische die schwedische EU-Kommissarin Margot 500.000 Kinder in Entwicklungsländern Strukturen und fehlenden Zugang zu Walström. erblinden. Der Mangel wird hauptsächlich Ressourcen wie Land, Wasser, Saat- Im Bericht des Weltagrarrats von 2008 durch einseitige Ernährung verursacht. gut oder finanzielle Mittel. Allein mehr fordern 400 Wissenschaftler eine Abkehr Bis heute ist aber völlig unklar, wie viel Lebensmittel zu produzieren, kann von der modernen landwirtschaftlichen Vitamin A beim Verzehr des Gen-Reises den Hunger also nicht besiegen. Auch Massenproduktion, die auf massivem noch beim Menschen ankommt und was Klimawandel und Wetterextreme Einsatz von Pestiziden und großflächi- dagegen bei der Lagerung und Zuberei- beeinflussen die Landwirtschaft und gen Monokulturen basiert. Auch in der tung verloren geht. damit die weltweite Lebensmittelpro- Gentechnik erkennen sie keine Lösung. Die Gen-Manipulation greift stark in den duktion. Betroffen sind in erster Linie Vielmehr sollten die landwirtschaftlichen Stoffwechsel der Pflanze ein. Selbst Befür- Kleinbauern und Konsumenten in den Kleinproduzenten gestärkt werden. Die worter des Vitamin-A-Reises bemängeln, Ländern des Südens. natürlichen Ressourcen der jeweiligen die ökologischen und gesundheitlichen Region müssten genutzt werden. Risiken seien noch längst nicht geprüft. „Der Anbau von Gen-Pflanzen hat bisher So werden keine Lösungen, sondern zu- keine höheren Erträge hervorgebracht. Vitamin-A-Reis: Leere sätzliche Probleme geschaffen. Dabei gibt Trotzdem versuchen die Agrarkonzerne, Versprechen es Gemüsearten, die fast überall angebaut die Gentechnik als Patentrezept gegen den Die Gen-Lobby lancierte einen Gen-Reis, und die die Menschen mit viel Vitamin A Welthunger zu vermarkten. Gentechnik der angeblich bei Vitamin-A-Mangel versorgen können – ohne Gefahren für hilft aber nicht gegen den Hunger, im helfen soll, um zu demonstrieren, dass sie Mensch und Umwelt.
13 Macht und Kontrolle durch Patente Greenpeace-Protest gegen fragwürdige Patentvergabe beim Europäischen Patentamt. Mit Patenten versucht sich die Indus- tente auf Nutztiere. So meldete Monsanto hat. Auf ein einzelnes Reiskorn können trie, ein Monopol über die landwirt- ein Patent auf die Zucht von Schweinen inzwischen einige Dutzend Patentansprü- schaftliche Produktion und Ernährung mit besserer Mastleistung an. 2008 wurde che fallen. Traditionelle Pflanzensorten, zu verschaffen. Patente im Bereich das Patent vom Europäischen Patentamt die für die Konzerne keine Gewinne ver- Landwirtschaft können exklusive erteilt. Erst nach heftigen Protesten wurde sprechen, verschwinden. Und mit ihnen Rechte über Saatgut, Ernte bis hin es widerrufen. das Wissen. Einst gab es in Indien etwa zu den Lebensmitteln beinhalten. Die Trotz des Verbots auf Patentierung von 30.000 Reissorten, heute spielen nur noch Konzerne diktieren dann, wer was zu Pflanzensorten wurden in Europa fast zehn eine Rolle. Genetische Vielfalt ist welchen Bedingungen und Preisen 2000 Patente auf Pflanzen vergeben. aber Ausgangsbasis für die Züchtung neu- anbauen und verkaufen darf: vom Viele gehören Konzernen wie Monsanto, er, sich den wechselnden Umweltbedin- Weizen bis zum Brot, vom Mais bis Dupont, Syngenta, BASF oder Bayer, die gungen anpassender Nutzpflanzen. Geht zum Popcorn. inzwischen gezielt andere Saatgutfirmen diese Vielfalt verloren, verschwindet die aufgekauft haben. Monsanto ist dadurch Grundlage zur Sicherung der Ernährung. Längst geht es bei Patenten nicht mehr derzeit die Nummer eins im internatio- nur um gentechnisch veränderte Pflanzen. nalen Saatguthandel, und die Geschäfte Greenpeace hat zusammen mit anderen Immer öfter werden auch Patente auf florieren: Neuestes Produkt des Konzerns Organisationen das Netzwerk „no patents Saatgut und Pflanzen aus konventioneller ist ein patentierter Brokkoli aus traditio- on seeds!“ ins Leben gerufen. Diesem Zucht beantragt. Ein Beispiel der US-Fir- neller Zucht, der in Europa unter der gehören über 50 landwirtschaftliche ma Monsanto: Der Konzern versucht sich Marke „beneforte“ verkauft werden soll. Verbände und weitere hundert Organisa- Sojabohnen einer bestimmten Qualität Monsanto kontrolliert das Geschäft vom tionen an. Ziel ist es, über die Machen- als Eigentum zu sichern, unabhängig Acker bis zum Supermarkt. schaften mit Patenten zu informieren und davon, ob sie mit oder ohne Gentechnik die Politik dazu zu bewegen, Patente auf produziert wurden. An diesen Sojaboh- Patente gefährden Leben endlich zu verbieten: nen hängt die gesamte Herstellung von die Welternährung www.no-patents-on-seeds.org Lebensmitteln inklusive Agrosprit. Die Vielfalt der pflanzengenetischen Greenpeace hatte Erfolg mit Einsprüchen Ressourcen stand seit jeher der Allgemein- gegen Patente auf Maissorten aus Mexiko Ähnliche Patente wurden in Europa heit zur Verfügung. Bauern nutzen sie und Weizen aus Indien. Um das Patent- bereits erteilt. Seit 2008 hat der Konzern zur Zucht neuer Ackerpflanzen. Patente recht ad absurdum zu führen, haben die Cargill ein Patent auf konventionelle blockieren dagegen diesen freien Zugang Umweltschützer selbst Patente angemel- Pflanzen zur Ölproduktion, das die Pres- zum Saatgut: Bauern sollen auf einmal det: so beispielsweise auf die Currywurst sung der Samen und die Verwendung des hohe Lizenzgebühren an die Industrie und die Auswahl von Politikern. Das Öls als Schmiermittel umfasst. Großkon- zahlen, die die Entwicklung neuer Pflan- Patent auf Politiker wurde abgelehnt, weil zerne beanspruchen inzwischen sogar Pa- zen und Tiere zunehmend monopolisiert es „gegen die guten Sitten“ verstoße.
14 Pestizide – Gifte in der Umwelt und im Essen Auch über deutschen Weinbergen werden Pestizide aus der Luft versprüht. Vitamine, Ballast- und Mineralstoffe Pestizide machen krank erschreckenden Befunden. Zwei Prozent machen Obst, Gemüse und Getreide Pestizide sind chemische Gifte, die auf der Ware (besonders häufig Tafeltrauben) zu besonders gesunden Lebensmit- Feldern und Plantagen versprüht werden, waren so stark belastet, dass beim Verzehr teln. Doch durch die intensive konven- um unerwünschte Wildkräuter, Pilze üblicher Portionen für Kinder eine akute tionelle Landwirtschaft landen uner- und Insekten an Kulturpflanzen zu töten, Gesundheitsgefahr bestand. In deutscher wünschte Substanzen auf unserem zu vertreiben oder um die Haltbarkeit Supermarktware steckten im Schnitt drei Teller, die uns krank machen können. von Pflanzen zu verbessern. Diese Gifte bis vier Pestizide in einer einzigen Probe. Vor allem Pestizide gefährden unsere sind allerdings auch für die menschliche Toxikologen weisen darauf hin, dass sich Gesundheit – und ganz besonders die Gesundheit gefährlich: Viele Pestizide viele der Gifte in ihrer Wirkung unterei- der Arbeiter auf Äckern und Plantagen. können das Erbgut, Nerven-, Hormon- nander noch verstärken. Die Belastungen und Immunsystem schädigen, unfrucht- müssen daher dringend gesenkt werden. Anwohner von Obstplantagen, Wein- bar machen oder Krebs auslösen. Rund bergen und Äckern der Intensiv-Land- 30.000 Tonnen reiner Pestizidchemikalien Besonders gefährdet sind Arbeiter in der wirtschaft werden häufig unfreiwillig werden jährlich allein in Deutschland Landwirtschaft. Gerade in Entwicklungs- gleich „mitgespritzt“. Zudem schädigen versprüht. Rückstände der Gifte landen ländern, aber auch in Südeuropa fehlt es diese Spritzmittel Tiere, Wildpflanzen, auf dem Teller. oft am notwendigen Arbeitsschutz. Nach Böden, Grundwasser und Flüsse. Pestizide Schätzungen der Weltgesundheitsorgani- werden, wie auch künstliche Düngemittel, Die Spritzmittel-Belastungen von Obst sation (WHO) ereignen sich jährlich bis in der konventionellen Landwirtschaft und Gemüse sind in den letzten 15 zu drei Millionen schwere Pestizidvergif- eingesetzt, mit der in Deutschland heute Jahren in der EU stark angestiegen und tungen. 94 Prozent der Lebensmittel produziert oftmals so hoch, dass die Gesundheit Die Agrargifte sind auch für den starken werden. Der Bioanbau dagegen verwendet der Verbraucher und besonders die Rückgang der Artenvielfalt verantwort- weder künstliche Pestizide noch Kunst- von Kindern gefährdet ist. Greenpeace lich. Sie belasten das Grundwasser, Flüsse dünger. testete Tausende Lebensmittelproben mit und Seen. Zig Millionen Euro jährlich
15 genauso ertragreich wie die konven- tionelle Landwirtschaft. Das zeigten große internationale Vergleichsstudien. Biolandwirtschaft spart zudem enorme Energiemengen ein, da sie auf Stickstoff- Kunstdünger verzichtet. Durch Monokulturen und den andau- ernden Einsatz künstlicher Spritzmittel werden Insekten oder Pilze, die bekämpft werden, immer öfter resistent – die Kaum geschützt: Arbeiter an der spanischen Küste beim Spritzen der Pestizide Chemie wird allmählich wirkungslos. Die Landwirte versuchen in solchen Fällen mit immer höheren Spritzmitteldosierun- gen gegen resistente Unkräuter und In- sekten vorzugehen – mit immer größeren Schäden an der Umwelt. Der Ruf nach neuen Giften wird dann immer lauter. Da- bei stellt die Natur selbst die besten Mittel gegen unerwünschte Insekten oder Pilze bereit. Der Bioanbau bedient sich schon seit langem dieser Möglichkeiten. Immer öfter setzen jetzt auch konventionell ar- beitende Landwirte auf die chemiefreien Verfahren – zum eigenen Vorteil. So hatten die Bauern im spanischen Almeria, dem weltweit größten Paprika anbaugebiet, im Jahr 2005/06 den Bogen überspannt: 30 bis 40 Prozent ihrer Ware überstieg die gesetzlichen Grenzwerte, Plastikfolien-Gewächshäuser in Almeria Marienkäfer auf Blattlausjagd und Greenpeace fand in einem Großteil der Ware auch illegale Pestizide. Deutsche Supermärkte kündigten die Abnahmever- müssen allein die Wasserwerke ausgeben, gen, hat die Europäische Union in den träge en gros, spanische Lieferanten muss- um die Giftfracht aus dem Trinkwasser vergangenen Jahren im Rahmen einer ten große Teile ihrer Ernte vernichten. zu entfernen. „Harmonisierung“ der EU-Standards die bereits zu hohen Grenzwerte noch herauf- Doch einige Gemüseproduzenten hatten Grenzwerte schützen wenig gesetzt. So gibt es ganz legal immer mehr schon Erfahrungen mit alternativen Pflan- Auch Verbraucher sind bedroht. Die Gift auf den Tellern. Ein Rückgang bei zenschutzverfahren gesammelt. Sie setzen gesetzlichen Grenzwerte, sprich die zuge- den Überschreitungen ist daher meist auf bewusst Nützlinge ein – die natürlichen lassenen Höchstmengen für Pestizide in höhere Grenzwerte zurückzuführen und Feinde der für Paprika schädlichen Insek- Lebensmitteln, schützen uns nicht zuver- nicht auf sinkende Pestizidbelastungen. ten hielten diese so in Schach. Heute lässig. Giftexperten wie der Kieler Toxiko- Greenpeace hat daher gemeinsam mit To- stammt fast die gesamte Paprikaernte aus loge Dr. Hermann Kruse sind überzeugt, xikologen für seine Tests ein vorsorgendes solch schonendem Anbau. Die Pestizid- dass die Grenzwerte zu hoch sind. Zudem Bewertungssystem entwickelt, das nicht belastungen sind drastisch gesunken. Die würden viele schädigende Wirkungen der laufend durch politische und wirtschaftli- Umwelt wird entlastet und in den Treib- Gifte auf unser Hormon-, Nerven- und che Interessen verwässert wird. häusern setzen die Arbeiter nicht mehr Immunsystem kaum berücksichtigt. Das ihre Gesundheit aufs Spiel. Zudem sind an der Grenzwertfestlegung beteiligte Pflanzenschutz geht die Paprikaerträge zur Freude der Bauern Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch ohne Gifte oftmals sogar gestiegen. Greenpeace be- musste nach der Vorlage von Greenpeace- Die Chemiekonzerne behaupten, dass kam 2008 von der Provinz Almeria den Studien einen weiteren schweren Mangel der Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln „Preis von Almeria“ verliehen – für seine eingestehen: Viele Grenzwerte sind unsi- und Hochleistungssorten unabdingbar Schlüsselrolle bei der Umstellung der cher, da die akute, also sofort eintretende für die Sicherung der Welternährung sei. Region auf eine nachhaltigere Landwirt- Giftwirkung einiger Pestizidwirkstoffe Über die Schäden an Mensch und Natur schaft. nicht berücksichtigt worden war. Doch sprechen sie nicht so gern. Dabei ist der statt diese Sicherheitsmängel zu beseiti- Bioanbau im weltweiten Durchschnitt www . greenpeace . de /pestizide
16 Greenpeace schützt Verbraucher und Natur Der ehemalige Verbraucherminister Seehofer bekommt 65.000 Protestkarten, weil seine mangelhafte Kontrolle Verbraucher schlecht vor Pestiziden in Lebensmitteln schützt. Die Kette von Skandalen reißt Verbrauchern gegen pestizidbelastetes zählt. So ist Deutschland der billigste nicht ab. Im Preiskampf um die Obst und Gemüse sowie Gentechnik im ebensmittelmarkt in Westeuropa. L billigsten Nahrungsmittel bieten die Essen zeigt: Wenn sich viele engagieren, Verbraucher- und Umweltschutz gelten Supermärkte Masse statt Qualität: müssen Handel und Politik reagieren. in diesem Geschäft nicht viel. Im Einkaufskorb landet pestizidbe- Greenpeace hat es jedoch mit seinem Pro lastetes Obst und Gemüse sowie Greenpeace untersucht regelmäßig Obst gramm „Stopp Gift im Essen“ geschafft, Fleisch, das zu über 90 Prozent aus und Gemüse der großen Handelsket- dass alle großen deutschen Supermarkt- der Massentierhaltung stammt. Auch ten auf Pestizidrückstände. Geballte ketten neue und strenge Standards für die die Gentechnik ist nicht vom Tisch: Ladungen von Spritzmitteln können Pestizidbelastungen festgelegt haben, die Über die Futtermittel bahnt sie sich etwa in Kopfsalat, Paprika, Pfirsichen durchweg schärfer sind als die gesetz- den Weg zum Verbraucher. und Tafeltrauben stecken. Ware aus lichen Grenzwerte. Alle Ketten haben den Mittelmeerländern weist im Schnitt inzwischen Programme zur Senkung der Greenpeace will dagegen erreichen, dass höhere Werte auf als die aus Holland oder Pestizidbelastungen gestartet: Intensive nur noch gesunde Lebensmittel auf den Deutschland. Kontrollen, Auswahl der Lieferanten, Markt kommen – ohne Gift und Gentech- Einen entscheidenden Teil der Verantwor- Vertragsanbau, Schwarze Listen für nik. Der Schutz der Umwelt und Ge- tung für die unsicheren Nahrungsmittel besonders gefährliche Pestizide gehören sundheit muss Vorrang haben. Denn wir trägt der Handel. Der unerbittliche Preis- zu den neuen Instrumenten. Das zeigt haben ein Recht auf gute Lebensmittel. kampf, auf dem Rücken der Landwirte Wirkung – bei vielen Produkten sinken Der Erfolg des Widerstands von Millionen ausgetragen, bewirkt, dass oft nur Masse die Belastungen endlich deutlich.
17 Seit langem ist Greenpeace gegen den in Europa bisher erlaubten Gen-Mais der Firma Monsanto aktiv - mit Erfolg: Im April 2009 wird die Aussaat von Mon810 in Deutschland verboten. Greenpeace hat auch dazu beigetragen, Greenpeace-Ratgeber und Tests informie- Produkte nicht. 80 Prozent aller weltweit dass die EU im Jahr 2009 ein schärferes ren auch Verbraucher konventioneller angebauten Gen-Pflanzen enden aber im Zulassungsrecht für Pestizide verabschie- Ware über grundlegende Regeln, um Tierfutter. Jede Firma, die nicht auf den det hat. So dürfen beispielsweise krebs- beim Einkauf von Obst und Gemüse auf Einsatz von Gen-Pflanzen im Futtertrog erregende, erbgutschädigende oder die der sicheren Seite zu sein. verzichtet, fördert damit auch den riskan- Fortpflanzung beeinträchtigende Pestizide ten Anbau von Gen-Pflanzen. Wer als gar nicht mehr vermarktet werden. Doch Der Widerstand von Verbraucher sichergehen will, dass keine viele gefährliche Pestizide bleiben auf erbrauchern hat Erfolg V Gen-Pflanzen verwendet wurden, sollte dem Markt, zum Beispiel solche, die das Ginge es nach dem Willen der Industrie, auf Bioprodukte zurückgreifen oder auf Immunsystem beeinträchtigen, das Hor- hätte sich die Gentechnik längst auf die Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ mon- oder das Nervensystem stören. Äckern und im Essen breitgemacht. Doch achten. weltweit regt sich massiver Widerstand Greenpeace deckt auf, welche Firmen Gen- Auf Plantagen in Lateinamerika und Asien von Konsumenten und Umweltschützern Pflanzen im Futter verwenden: Seit 2004 ist der Einsatz von Pestiziden extrem gegen den Einzug der Gentechnik ins hat Greenpeace immer wieder Molkereien hoch. Es gibt also weiterhin viel zu tun Essen. Mit Erfolg: In der Europäischen aufgefordert, ihre Milchprodukte ohne für die Giftjäger von Greenpeace und Union verwenden die meisten Lebensmit- Gen-Soja und Gen-Mais im Tierfutter zu wachsame Verbraucher, die sich mieses telhersteller keine Zutaten aus genmani produzieren. Tausende von Verbrauchern Essen nicht gefallen lassen wollen. Unser pulierten Pflanzen, in Nordamerika haben unsere Kampagne bis heute durch Rat: Wer keine Pestizide und Gentech- konnte die Gentech-Industrie den Anbau Briefe und Protestpostkaren unterstützt. nik im Essen will, sollte Bioware kaufen. von Gen-Weizen und Gen-Kartoffeln nicht Mit Erfolg: Campina – eine der größten Der Bioanbau ist aktiver Klimaschutz, durchsetzen, in Europa haben Länder Molkereien in Deutschland – stellt seit Ok- er schont die natürliche Artenvielfalt. wie Deutschland, Österreich, Ungarn, tober 2008 unter ihrer bekannten Marke Schweiz, Luxemburg und Griechenland Landliebe Milchprodukte ohne Gen-Pflan- den Anbau von Gen-Mais gestoppt. Der zen im Futter her, sogar mit dem Schrift- Wussten Sie, dass die Widerstand der Verbraucher gegen die zug „ohne Gentechnik“. Andere Molkerei- ebensmittelkette tegut, der Geflügel- L Gentechnik ist ein eindrucksvolles Bei- en folgen jetzt diesem Beispiel. Verbrau- mäster Stolle, der Nudelhersteller spiel dafür, was Kundenmacht bewirken cher können sich online gegen Gentechnik Alb-Gold und die Molkerei Campina kann. im Essen und auf dem Acker engagieren: (Landliebe) ihre Produkte mit der Doch es gibt noch viel zu tun: Ver- www.greenpeace.de/themen/ Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ braucher haben kaum eine Chance, bei gentechnik/mitmach_aktionen/ auszeichnen? Damit machen sich konventionellen tierischen Produkten wie Im Greenpeace-Ratgeber „Essen ohne die Konzerne für Tierfutter ohne Eiern, Fleisch und Milch zu erkennen, ob Gentechnik“ bekommen Verbraucher Gen-Pflanzen stark. Es wächst der genmanipulierte Pflanzen in der Tier- zusätzliche Einkaufstipps, z.B. eine grüne Druck auf andere Anbieter, die glei- fütterung eingesetzt werden. Denn eine Liste der Firmen, die keine Gen-Pflanzen chen Qualitätsstandards zu befolgen. Kennzeichnungspflicht gibt es für diese verfüttern.
18 Konsum in Zeiten der Globalisierung Der schleswig-holsteinische Tierpark Arche Warder beherbergt circa 1.100 Tiere alter Haus- und Nutztierrassen. Die industrielle Landwirtschaft ist verloren, sogar Urwälder werden gerodet, nachhaltige Produkte zu fördern. In der für gravierende Umweltprobleme um Platz für den Anbau der Pflanzen zu konventionellen Lebensmittelherstellung verantwortlich: Pestizide finden sich schaffen. – vom Anbau bis zum Verkauf – muss sich im Grundwasser wieder, der Anbau vieles ändern. Dafür streitet Greenpeace. von Monokulturen verschlingt enorme In Zeiten der Globalisierung brauchen wir Wenn Sie als Verbraucher auf Nummer Mengen an Wasser und zerstört einen verantwortungsvollen Umgang mit sicher gehen wollen, kaufen Sie Lebens- in kurzer Zeit fruchtbare Böden. den Ressourcen. Nachhaltiger Konsum, mittel aus ökologischem Anbau. Der auch bei Lebensmitteln, ist der Schlüssel Ökolandbau kommt ohne Pestizide und Auch das Klima ist in Mitleidenschaft dazu. Die Verbraucher haben aber nur Gentechnik aus, die Tiere werden artge- gezogen: Die Landwirtschaft produziert dann die Wahl, wenn sie über die Produk- recht gehalten. Die natürlichen Ressour- unter enormem Energieaufwand, der tionsbedingungen und die wahren Kosten cen wie Wasser, Böden und eine Vielfalt mit einem hohen Ausstoß von Treib für die Umwelt informiert werden. an Pflanzen und Tieren bleiben erhalten. hausgasen verbunden ist. Hinzu kommt Wer weiß, dass für sein Schnitzel Urwald Ware aus der eigenen Region ist zudem der Transport: Ein Bund Schnittlauch gerodet wurde, kann sich beim Einkauf gut für den Klimaschutz. kann eine Reise von 13.500 Kilometern anders entscheiden. Wer erfährt, wie viele hinter sich haben, bevor es nach Hause Kilometer die Erdbeeren zurückgelegt Ökologisch und sozial getragen wird. Die negativen Folgen der haben und welche Pestizide beim Anbau wirtschaften Massenproduktion von Fleisch reichen zum Einsatz kamen, wird nachdenklich. Immer mehr Menschen auf unserem weit über die Grenzen Europas hinaus: Greenpeace informiert die Verbraucher Globus verzehren immer mehr Lebens- Um Soja für Futtermittel anzubauen, über gute Produkte und Alternativen mittel. Gleichzeitig nehmen Umwelt- und gehen nicht nur wertvolle landwirtschaft- am Markt, macht Druck auf den Handel Klimaprobleme weltweit zu, viele Pflan- liche Flächen in den Ländern des Südens und die Politik, durch Preise und Gesetze zen können den immer neu entstehenden
19 Greenpeace fordert Kein Anbau von Gen-Pflanzen Kein Gen-Futter für Tiere Verbot von Patenten auf Pflanzen, Saatgut und Lebewesen Handel und Lebensmittelüberwachung müssen für Essen ohne Pestizide sorgen: Die vermarkteten Lebensmittel sollten möglichst frei von Pestizid rückständen sein. Der Pestizideinsatz muss in Deutschland durch ein Programm von Regierung und Landwirtschaft innerhalb von zehn Jahren um 50 Prozent gesenkt Tiere, Gemüse und Produkte aus Eigenerzeugung können auf der Jahresauktion in Warder ersteigert werden. werden. Landwirte und Lebensmittelhandel sollen besonders gefährliche Pestizide, wie sie die „Schwarze Liste“ von Greenpeace benennt, nicht mehr einsetzen. Förderung einer ökologisch und sozial verträglichen Landwirtschaft Das schwarzbunte Niederungsrind zählt zu den vom Aussterben bedrohten Haustierrassen. Krankheiten und Umwelteinflüssen nicht gungen angepasst sind und Schädlingen standhalten. Das alles stellt die Landwirt- widerstehen. So steigert der Ökolandbau gionen, da nur wenig Kunstprodukte wie schaft vor große Herausforderungen. Und umweltschonend Erträge, sichert die Qua- Pestizide und Mineraldünger zugekauft eines hat sich in den letzten Jahrzehnten lität unserer Lebensmittel und braucht werden müssen. bereits gezeigt: Die industrialisierte Land- auch keine riskante Gentechnologie. Auch im von der Unesco und der Welt- wirtschaft kann die zukünftigen Proble- Der Ökolandbau hat also eine Vielzahl bank in Auftrag gegebenen Weltagrar- me nicht lösen. Vielmehr ist sie durch die von Vorzügen: bericht 2008 wird folgerichtig gefordert, Übernutzung der landwirtschaftlichen Ökolandbau erzeugt gesunde, nahezu die globale Landwirtschaft von einer Böden Mitverursacher unserer heutigen, rückstandsfreie Lebensmittel. agrochemischen Agrarwirtschaft hin dramatischen Lage. Aber es gibt Alterna- Vielfältige Pflanzensorten und ange- zu nachhaltigen Landnutzungsformen tiven zu großflächigen Monokulturen und passte Nutztierrassen, naturnahe, pes- umzuorientieren. Vertreter von 60 Staaten massivem Einsatz von Pestiziden. tizidfreie Anbaumethoden und vielfäl- unterzeichneten den Bericht, zu dem Gesunde Lebensmittel, gesunde Böden, tige Fruchtfolgen erhalten eine größere 400 Wissenschaftler aus verschiedenen sauberes Wasser und eine langfristige Artenvielfalt. Ländern ihre Forschungsergebnisse bei- Sicherheit der Ernährung möglichst aller Schutzmaßnahmen und die Anreiche- gesteuert hatten. Weg von Massenproduk- Menschen können mit einer nachhaltigen rung mit Humus erhalten die Ackerböden tion und Monokulturen, könnte man das Landwirtschaft erreicht werden. Sie erhält gesund und fruchtbar. Eine den Verhält- Ergebnis des Agrarberichts zusammen- unsere natürlichen Ressourcen, statt sie nissen angepasste Düngung und Boden- fassen. Stattdessen wird vorgeschlagen, zu zerstören. Mit traditionellen und in- bearbeitung stößt weniger Treibhausgase Kleinbauern zu unterstützen, die ökologi- novativen Methoden können inzwischen aus. sche Anbaumethoden mit ökonomischer Pflanzen gezüchtet werden, die unter- Eine nachhaltige Landwirtschaft sichert Effizienz verbinden und dabei die lokalen schiedlichsten Boden- und Klimabedin- die Ernährung von Bauern in ärmeren Re- Ressourcen nachhaltig nutzen.
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