Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft

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Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
Hintergrund Landwirtschaft

Landwirtschaft

Was wollen wir essen?
Gift und Gentechnik –
nein danke!

                             www . greenpeace . de
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
02

Monokulturen, steigender Pestizideinsatz, Gentechnik
in Nahrungsmitteln und Umwelt, die Abholzung kost-
                                                                                                                                     Inhalt
barer Wälder für Viehweiden und Ackerflächen, der                                                                                    03 Landwirtschaft: Opfer
gigantische Wasserverbrauch der Landwirtschaft: Die                                                                                     und Täter zugleich
 Liste der weltweiten Probleme unserer heutigen Land-                                                                                04 Landwirtschaft am
wirtschaft ist lang. Dabei waren ihre Hauptziele einst,                                                                                 ­Scheideweg
den Ertrag zu steigern, resistente Sorten zu züchten,                                                                                05 Industrialisierte
Bauern und Verbraucher gleichermaßen zufriedenzu-                                                                                       Landwirtschaft auf
stellen. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Die                                                                                        dem Vormarsch
­industrialisierte Landwirtschaft hat erhebliche Auswir-                                                                             06 Landwirtschaft und
 kungen auf die Qualität unserer Nahrungsmittel und                                                                                     Klimawandel
 trägt in bisher unabsehbarem Maße zum Klimawandel                                                                                  10 Gentechnik – gefährlicher
 bei. Greenpeace setzt sich deswegen für eine nachhal-                                                                                 Blindflug
 tige Landwirtschaft ein, die Verbraucher und Umwelt                                                                                12 Gentechnik macht
 gleichermaßen schützt. Machen Sie mit! ­Beteiligen Sie                                                                                nicht satt
 sich am Widerstand der Verbraucher.                                                                                                13 Macht und Kontrolle
                                                                                                                                       durch Patente
                                                                                                                                    14 Pestizide – Gifte in der
                                                                                                                                       ­Umwelt und im Essen
                                                                                                                                    16 Greenpeace schützt
                                                                                                                                       Verbraucher und Natur
                                                                                                                                    18 Konsum in Zeiten der
                                                                                                                                       Globalisierung
                                                                                                                                    19 Greenpeace fordert
                                                                                                                                     20 Aktionen und Erfolge
                                                                                                                                        1996–2009
                                                                                                                                     23 Das können Sie tun
                                                                                                                                        ­Lesetipps & Infos

Impressum              Herausgeber Greenpeace e.V. Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, T 040.30618-0, F 040.306 18-100, mail@greenpeace.de, www.greenpeace.de
Politische Vertretung Berlin Marienstr. 19–20, 10117 Berlin, T 030.30 88 99-0 Autoren Martin Hofstetter, Manfred Krautter, Anja Oeck, Stephanie Toewe-Rimkeit Redaktion Anja Oeck
­B ildredaktion Max Seiler Produktion Christiane Bluhm Gestaltung Andreas Salomon-Prym Titelfoto Pestizide werden auf Soja-Plantagen im Amazonas mit dem Flugzeug versprüht.
Rücktitel: Bauern in Bangladesch bei der Arbeit im Reisfeld. Fotos Titel: Daniel Beltra, S. 3: Werner Rudhart, S. 4/5: Geng Yunsheng, Rodrigo Baleia (2), Greenpeace, S. 6/7: Daniel Beltra,
Christian Kaiser, Werner Rudhart, S. 8/9: OKA BUDHI, S. 10/11: Heiko Meyer (2), Paul Langrock, S. 12/13: Karen Robinson, Paul Langrock S. 14/15: Juergen Siegmann, Ángel Garcia (2),
S. 16/17: Paul Langrock, Heiko Meyer, S. 18/19: Sabine Vielmo (2), Fred Dott, S. 20: Christoph Engel, Christian Kaiser, Bert Bostelmann, Fritz Stockmeier, Martin Langer, S. 21: Achim
Multhaupt, Heiko Meyer, Chandra Shekhar Karki, Jens Kuesters, Martin Storz, S. 22: Heiko Meyer, Thomas Einberger, Paul Langrock (2), Thomas Einberger, Rücktitel: Karen Robinson,
© alle Greenpeace, Seite 15: alimidi.net Litho Litho Brecht, Hamburg Druck Neue Nieswand Druck, Am Kiel-Kanal 2, 24106 Kiel Auflage 10.000 Exemplare
V.i.S.d.P.: Stephanie Toewe-Rimkeit
Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende : GLS Bank, BLZ 430 609 67, KTO 33 401

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier                                                                                                                                               Stand 12 / 2011
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
03

Landwirtschaft:
Opfer und Täter zugleich

Allein in Brasilien werden jährlich rund 70 Millionen Tonnen Soja produziert, die in Silos gelagert und dort für den Export auf Schiffe verladen werden.

                                                        schwindenden Ressourcen das Prob-                       probleme. Sie erzielt dauerhaft weder
Landwirtschaft betrifft uns alle.                       lem, eine wachsende Weltbevölkerung                     höhere Erträge noch gesunde Lebensmit-
Denn es geht um unsere existenziellen                   zu ernähren. Oftmals werden für neue                    tel. Vielmehr kostet sie uns in Wahrheit
Grundlagen: Erde, Wasser, Luft und                      Ackerflächen wertvolle Urwälder gero-                   eine Menge Geld und richtet langfristig
unsere Nahrung. Bekannt ist das                         det. Um den Ertrag zu steigern, werden                  massive Schäden an.
schon lange. Inzwischen haben wir                       zahlreiche Gifte eingesetzt, teilweise in               Die Lösung kann nur in einer ökologisch
aber auch reichlich Erfahrungen mit                     gesundheitsschädlichen Mischungen. Laut                 und sozial verträglichen Landwirtschaft
den Problemen der heutigen Land-                        Weltgesundheitsorganisation sterben jähr-               liegen, die nachhaltig mit den lokalen Res-
wirtschaft gemacht. Sie ist sowohl                      lich über 200.000 Menschen an Pestizi-                  sourcen umgeht, statt sie aufzubrauchen.
Opfer – leidet also unter den Umwelt-                   den. Dem Wissen um diese existenziellen                 Bei der Herstellung von Lebensmitteln
belastungen – als auch Verursacher                      Probleme muss dringend ein radikales                    müssen der Schutz der Umwelt und die
von Umweltverschmutzungen.                              Umdenken in Wissenschaft, Politik und                   Gesundheit Vorrang haben. Greenpeace
                                                        beim Verbraucher folgen, wenn wir diesen                will erreichen, dass nur noch gesunde Le-
Was wurde uns nicht alles versprochen,                  Planeten nicht dauerhaft schädigen und                  bensmittel auf den Markt kommen. Denn
was die industrialisierte Landwirtschaft                das Überleben von Millionen Menschen                    Verbraucher weltweit haben ein Recht auf
angeblich leisten könne? Ertragssteigerun-              aufs Spiel setzen wollen.                               gute Lebensmittel. Und jeder Einzelne hat
gen, pestizidresistente Pflanzen, genma-                Landwirte sind dabei sowohl Täter als                   bei seinem Einkauf Einfluss darauf, was
nipulierte Sorten, die gegen Schädlinge                 auch Opfer dieser Entwicklungen:                        auf unseren Äckern wächst, wie Lebens-
und Umweltgefahren aller Art gewappnet                  Wetterextreme führen zu Ernteschäden                    mittel produziert werden und wer davon
sind, die Liste ist lang. Und was ist davon             und Totalausfällen. Überschwemmungen                    profitiert. Wenn sich viele Verbraucher
geblieben?                                              machen fruchtbare Flächen unbrauchbar.                  engagieren, müssen Handel und Politik
Die Landwirtschaft trägt akut zum Klima­                Die industrialisierte Landwirtschaft, von               reagieren. Ein eindrucksvolles Beispiel
wandel bei: Sie verursacht ein Drittel aller            der Agroindustrie vorangetrieben, mit                   dafür ist der Widerstand der Verbraucher
weltweit ausgestoßenen Treibhausgase.                   Gentechnik und Pestiziden, mit Mono-                    gegen die Gentechnik in Europa.
Wasserverbrauch, Übernutzung der                        kulturen und Profitmaximierung, bietet
Böden und Monokulturen verschärfen bei                  keine nachhaltige Lösung der Zukunfts-                      www . greenpeace . de /themen
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04

Landwirtschaft am
Scheideweg

In China wird Reis auf Terrassen angebaut, um auch Berghänge zu nutzen.                        Der Einsatz von Genpflanzen garantiert langfristig
                                                                                               keine höheren Erträge.

Nutzbare Flächen für Acker- und                     in Europa und Nordamerika Millionen
Grünland sind aus klimatischen und                  ­ ektar Nutzflächen stillgelegt werden
                                                    H                                          Gleichzeitig nimmt die Weltbevölkerung
geologischen Gründen begrenzt.                      konnten, zeitweise brachlagen. Heute       jährlich um 82 Millionen Menschen zu.
Weltweit wird ein Drittel der Land­                 wird wieder auf jedem europäischen         Bisher konnte die Erzeugung u. a. durch
fläche, circa 5 Milliarden Hektar, land-            Acker angebaut.                            effektivere Anbautechniken und besseres
wirtschaftlich genutzt: 1,5 Milliarden                 Die Preise für Ackerland sind in den    Saatgut mit der steigenden Nachfrage
Hektar davon als Äcker, weitere                     vergangenen Jahren stark angestiegen.      von rund zwei Prozent pro Jahr Schritt
3,5 Milliarden Hektar als Wiesen und                Immer mehr Banken, Investmentfonds,        halten. In den letzten Jahren wurde das
Weiden.                                             sogar Länder steigen in die Landwirt-      aber immer schwieriger und war irgend-
                                                    schaft ein und kaufen Ackerböden welt-     wann nicht mehr zu gewährleisten. Klima
Jedes Jahr gehen Millionen Hektar                   weit auf. So produziert China auf Agrar-   bedingte Trockenheit führte in wichtigen
nutzbare Fläche aufgrund von Wasser-,               flächen rund um den Globus Biomasse        Produktionsländern (Australien, Südame-
Winderosion und Übernutzung verloren                und Nahrungsmittel für den heimischen      rika, Russland) immer häufiger zu Ernte­
oder werden unfruchtbar. Zugleich wer-              Markt.                                     ausfällen. Die Landwirtschaft benötigt
den circa 13 Millionen Hektar Wald pro                 Die weltweiten Reserven für die wich-   etwa 70 Prozent des verfügbaren Wassers
Jahr weltweit gerodet und zum Großteil              tigsten Getreide wie Mais, Weizen und      weltweit, und das wird immer knapper
in Ackerland umgewandelt, vor allem in              Reis sinken kontinuierlich. An den Han-    und damit teurer.
Südamerika und Asien. Positiv für den               delsbörsen für Agrarprodukte herrscht      Mit erstarkter Wirtschaft in bevölkerungs-
Ackerbau, möchte man meinen. Aber die-              Nervosität: Innerhalb weniger Monate       reichen Staaten Südostasiens werden
se fehlenden Waldflächen bedeuten einen             haben sich in 2007/2008 die Preise für     dort verstärkt Fleisch und Milchprodukte
großen ökologischen Verlust an Tier- und            Raps, Weizen und Mais teilweise mehr als   konsumiert. Die dazu benötigten riesigen
Pflanzenarten. Zudem heizt die Rodung               verdoppelt.                                Mengen an Futtermitteln fehlen als Nah-
den Klimawandel an. Die ehemaligen                     Aufgrund ansteigender Nachfrage         rungsmittel.
Urwaldböden setzen viel Kohlenstoff frei            waren Stickstoffdüngemittel in 2008        Immer mehr Industrieländer fördern den
und gehen zugleich als Wasserspeicher               ausverkauft.                               Anbau und die Verwertung von Raps und
verloren.                                                                                      Getreide zur Erzeugung von Agrosprit.
                                                    Gründe der weltweiten                      Angeblich zum Wohl des Klimas, doch
Die Zeichen mehren sich, dass Acker­                ­Nahrungsmittel-Knappheit                  vor allem wollen die Länder unabhängiger
fläche knapp werden könnte.                         Agrarflächen lassen sich kaum vermeh-      werden vom teureren Rohöl. Weltweit
   Bis vor wenigen Jahren wurden Agrar-             ren – und wenn, nur mit ökologisch         werden 100 Milliarden Liter Agrosprit jähr-
produkte noch überproduziert, so dass               desaströsen Folgen wie Urwaldzerstörung.   lich produziert, Tendenz steigend.
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
05

Industrialisierte Landwirt-
schaft auf dem Vormarsch

Greenpeace protestiert in Brasilien gegen die Abholzung von Urwald für Rinder-Weideland.           So leben Schweine in der Massentierhaltung.

Die Globalisierung hat weltweit erheb-               In diesen regionalen Zentren nimmt die
liche Folgen für die Landwirtschaft.                 Landwirtschaft immer mehr industriali-
Da der Transport von Agrargütern                     sierte Formen an. Die Landwirte werden
relativ günstig ist, wird ein immer grö-             zu Lohnabhängigen, die sämtliche zur
ßerer Teil der Welternte international               Produktion benötigten Produkte von der
gehandelt. Zum Beispiel importiert                   Firma kaufen müssen, an die sie hinter-       spezialisieren sich auf den Ackerbau.
die EU Obst aus Übersee, außerdem                    her ihre fertigen Produkte abliefern (so      Solche Regionen drohen zu veröden, nur
immer mehr eiweißreiche Futtermittel                 genannte Vertragslandwirtschaft). In der      wenige verschiedene Kulturpflanzen
wie Soja. Mit diesen Futtermittelim-                 Hähnchenmast beispielsweise teilen sich       werden angebaut. So haben beispielsweise
porten werden in Europa Fleisch und                  drei große Unternehmen den deutschen          Mais und Weizen in Deutschland in den
Milch im Überschuss produziert, um                   Markt. Landwirte, die Hähnchen mästen,        vergangenen 15 Jahren drastisch zuge-
diese dann nach Russland, Asien und                  müssen sich vertraglich verpflichten, von     nommen. Dafür findet man kaum noch
in südliche Länder zu exportieren.                   den Küken über die eingesetzten Futter­       Erbsen, Lupinen, Hafer oder Ackerbohnen
                                                     mittel und Medikamente bis hin zur            auf den Äckern. Die einseitige Boden-
Auch innerhalb der EU bestimmt nicht                 Schlachtung immer mit derselben Firma         nutzung verschlechtert den Zustand der
wirklich Vielfalt unsere Landwirtschaft.             zusammenzuarbeiten.                           Böden, sie erodieren und verlieren ihre
Es findet eine immer stärkere Zentrali-                                                            Fruchtbarkeit. Gleichzeitig werden sie stär-
 sierung einzelner Produktionsweisen in              Gleichzeitig hat diese regionale Konzen­      ker von Unkräutern und Ackerschädlin-
 bestimmten Regionen statt. Beispiels­               tration erhebliche Folgen für die Umwelt.     gen befallen. Als Gegenmittel wird immer
weise wird die Schweine- und Hähnchen­               Dort, wo Tiere in großer Zahl gehalten        häufiger zur Giftspritze gegriffen.
fleischerzeugung besonders dort aus-                 werden, wird die anfallende Gülle zum
 gebaut, wo Futtermittelimporte am                   Entsorgungsproblem. Die Nitratwerte im
­billigsten sind, also in der Nähe großer            Grundwasser steigen. Der Güllegestank         Wussten Sie, dass jährlich
Häfen wie Rotterdam oder in Nieder­                  belästigt die Anwohner. Die Abschwem-           weltweit 13 Millionen Hektar Wald
 sachsen.                                            mung von ausgebrachten Nährstoffen            ­ erodet und zu Ackerland gemacht
                                                                                                   g
Paprika, Tomaten und Gurken kommen                   lässt Bäche und Flüsse durch Überdün-           werden? Das ist ein riesiger Verlust an
während der Wintermonate vor allem aus               gung umkippen. Durch erhöhte Anste-           Tier- und Pflanzenarten. Zudem heizt
 dem südlichen Spanien (Almeria). Äpfel              ckungsgefahr brechen immer häufiger            die Rodung den Klimawandel an: Die
werden in Deutschland vor allem bei                  Tierseuchen aus.                               ­ehemaligen Urwaldböden setzen viel
Hamburg im Alten Land und am Boden-                  In anderen Regionen wird die Tierhaltung        Kohlenstoff frei und gehen als
 see in hochintensiven Kulturen erzeugt.             dagegen völlig aufgegeben, die L ­ andwirte   ­Wasserspeicher verloren.
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
06

Landwirtschaft
und Klimawandel

Viehzucht beansprucht 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzen Fläche in Brasilien.

Steigende Durchschnittstempera-                       delten küstennahen Kornkammern vieler       von Mexiko bis nach Nord-Argentinien,
turen, Extremwetter, Stürme, Über-                    Länder. Weite Teile von Bangladesch oder    Indien, der Süden von China und der
schwemmungen und lange Trocken-                       Flussdeltas wie am Nil versalzen und        gesamte afrikanische Kontinent sind vom
zeiten: Der Klimawandel ist bereits                   werden für die Lebensmittelerzeugung        Klimawandel gefährdet. In diesen Gebie-
Realität. Die Landwirtschaft ist dabei                unbrauchbar. Durch den Rückgang der         ten liegen die ärmsten Länder der Welt,
Opfer und Täter.                                      Gletscher verschlechtert sich außerdem      zusätzlich wächst dort die Bevölkerung
                                                      die Wasserversorgung vieler Landstriche,    besonders schnell.
Landwirtschaft als Opfer                              so zum Beispiel am Fuße des Himalayas       In Nordafrika werden die Wasserressour-
Vermehrte Witterungsextreme wie                       und der Anden.                              cen bereits fast vollständig – zu 95 Pro-
Starkregen oder Wirbelstürme führen                   Klimawandel und wachsende Bevölke-          zent – genutzt. Und die Nachfrage steigt
zu Ernteschäden und Totalausfällen. Der               rung in den Städten schüren Nutzungs-       bis 2025 noch weiter an. Daher werden
steigende Meeresspiegel überflutet niedrig            konflikte zwischen Stadt und Land (Spa-     massive Wasserzuflüsse aus anderen Regi-
gelegene landwirtschaftliche Nutzflächen.             nien, Australien, ehemalige Sowjetunion).   onen nötig sein. Auch in einigen Ländern
Betroffen sind vor allem die dicht besie-             Vor allem die Tropen und Subtropen,         Asiens nimmt der Wasserverbrauch in
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
07

Die Wasserressourcen werden in Nordafrika knapp.

Landwirtschaft und Industrie stark zu,
und mit ihm die Nutzungskonflikte um
die kostbare Ressource.

Wie die Landwirtschaft                             Im brasilianischen Mato Grosso werden jährlich 5,5 Millionen Hektar Land als Soja-Anbaufläche genutzt.
zum Klimawandel beiträgt
Der weltweite Ausstoß von Klimagasen
(CO2 , Methan, Lachgas) rührt zu etwa
einem Drittel aus der Landwirtschaft.              zentration in der Atmosphäre gestiegen.              die Rinderhaltung stark zugenommen.
                                                   Ob aus der Tierhaltung oder von Mineral-             Daher steigt parallel der Methangehalt in
CO2 -Emis­sionen aus Wald­                         dünger, wenn zu viel löslicher Dünger zur            der Atmosphäre weiter an.
rodung und Moornutzung                             falschen Zeit oder mit schlechter Technik
Für Ackerland werden Waldflächen                   (z. B. Gülle mit Prallteller) ausgebracht            Problem vermehrter
abgeholzt und dadurch riesige Mengen an            wird, können Nutzpflanzen den Stickstoff             Tierhaltung
Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzt.          nicht aufnehmen. Er versickert ins Grund-            Viehzucht braucht viel Land: Sie bean-
Neben dem Holz speichert nämlich auch              wasser, wird durch Erosion abgetragen,               sprucht 70 Prozent der landwirtschaftlich
der darunterliegende Boden Kohlenstoff.            überdüngt Flüsse, Seen und Meere oder                genutzten Fläche. Ein Drittel der Acker-
Außerdem hat Ackerboden einen deutlich             belastet die Atmosphäre in Form von                  fläche dient allein der Futtermittelerzeu-
geringeren Anteil an Humus und damit               Ammoniak und Lachgas.                                gung. Weil Fleisch- und Milchkonsum
an Kohlenstoff als Wald und Dauergrün-                                                                  stark vom Einkommen abhängen und
land. Durch die Ackernutzung verringert            Methan                                               die Welt trotz Hunger und Armut immer
sich also der Kohlenstoffgehalt im Boden,          Die Rinderhaltung und der Feuchtreisan-              reicher wird, kommt immer mehr Fleisch
CO2 wird freigesetzt. Besonders problema-          bau in asiatischen Ländern erzeugen Me-              auf den Tisch. Von 1970 bis 2002 stieg
tisch ist die Ackernutzung von ehemali-            than. Das Treibhausgas ist etwa 24-mal so            der Fleischverzehr laut Ernährungs- und
gen Feuchtwäldern oder Mooren – auch               wirksam wie CO2, baut sich aber bereits              Landwirtschaftsorganisation (FAO) in den
in Deutschland. Der Humus wird kalt                nach rund 10 Jahren ab. Methan entsteht              Entwicklungsländern pro Kopf von 11 auf
verbrannt und dadurch aufgezehrt.                  durch Pansenbakterien im Magen von                   29 Kilo jährlich, in den Industrieländern
                                                   Wiederkäuern (Rindern, Schafen, Ziegen).             von 65 auf 80 Kilo (Deutschland: 90 Kilo
Lachgas aus                                        Regional, beispielsweise in Brasilien, hat           pro Kopf und Jahr).
Stickstoffdüngung                                                                                       Deswegen prognostiziert die FAO eine
Lachgas ist ein besonders langlebiges                                                                   Verdopplung der Fleischproduktion bis
Klimagas, das sich im Schnitt erst nach            Wussten Sie, dass ein                                2050 von derzeit 229 Millionen auf 465
114 Jahren abbaut und 300-fach so klima­               ­ rittel der Klimagase in der deut­
                                                       D                                                Millionen Tonnen und der Milchprodukti-
schädlich ist wie CO2 . Vor allem beim                 schen Landwirtschaft (das ­ent­spricht           on von 580 Millionen auf 1043 Millionen
Einsatz von Stickstoffdünger und Dung                  42 Millionen Tonnen CO2) aus der                 Tonnen pro Jahr. Die Viehzucht wird
aus der Tierhaltung wird es freigesetzt. In        ­Nutzung trockengelegter Moore                       zum stärksten wachsenden Sektor der
den letzten 50 Jahren hat sich der Mine-            ­stammt? Durch gezielte Ver­nässung                 Landwirtschaft und setzt neun Prozent an
ralstickstoffeinsatz weltweit verachtfacht,          ­dieser Flächen könnte dort der                    Kohlendioxid frei, 37 Prozent an Methan
proportional dazu ist die Lachgas-Kon-                ­Ausstoß von CO2 gestoppt werden.                 sowie 65 Prozent an Stickoxiden. Allein
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
08

Greenpeace protestiert im indonesischen Regenwald gegen die Zerstörung der Wälder für Ölpalm-Plantagen.

Japan und Indien zeigen, dass es bei               Feuchtigkeit. Aber auch für die Weiterver-             erregern oft Resistenzen auf. Krankheiten
anderen Gewohnheiten und kulturellem               arbeitung und Schlachtung werden große                 können so immer schlechter mit wichti-
Hintergrund auch anders geht. Weniger              Mengen an Wasser benötigt.                             gen Antibiotika behandelt werden.
oder gar kein Fleisch zu essen, wäre ein           Gleichzeitig ist die Tierhaltung einer der
Mittel gegen die Erderwärmung.                     größten Wasserverschmutzer. Mit den                    Klimakiller Agrosprit
Die Tierhaltung ist hauptverantwortlich            Tierausscheidungen gelangen vor allem                  Der Anbau von Agrosprit-Pflanzen in
für den weltweit steigenden Wasserver-             Stickstoff und Phosphate in Grund- und                 Südamerika und Südostasien boomt.
brauch, vor allem durch die Bewässerung            Oberflächengewässer und führen dort zu                 Urwälder werden abgeholzt, um Platz für
und Beregnung von Futtermittelpflan-               Überdüngung, Algenteppichen und zum                    Soja- und Ölpalm-Plantagen zu schaffen.
zen. Während der Wasserbedarf von                  Umkippen ganzer Gewässer.                              Verantwortlich dafür ist die hohe Nachfra-
weidenden Tieren zu einem Großteil über            Ein großes Problem der Massentierhal-                  ge nach so genanntem „Biosprit“ in Europa.
das Futter direkt gedeckt wird, enthal-            tung ist der steigende Einsatz von Anti-               In Deutschland müssen Mineralölkonzer-
ten Getreide und Kraftfutter nur wenig             biotika. Dadurch treten bei Krankheits-                ne aufgrund einer Beimischungspflicht
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
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                                                                365
                                                               Tage                     365

                                         Diesel mit Pflanzen-Diesel versetzen. Um
                                         den Bedarf zu decken, greifen Ölkonzerne
                                         außer auf einheimischen Raps auf andere
                                         Agro-Diesel zurück – mit fatalen Folgen     75 Prozent Soja und 25 Prozent Palmöl
                                         für das Klima.                              und gar keinen Raps mehr. Indonesien,
                                        „Biosprit“ hört sich gut an: Es suggeriert   Malaysien, Brasilien, Argentinien bauen
                                         umweltbewusstes Autofahren und dass         diese Rohstoffe an. Die Auswirkungen
                                         der Treibstoff aus nachwachsenden Pflan-    sind dort bereits deutlich sichtbar: In
                                         zen Umwelt und Klima schont. Doch die       Argentinien explodiert die Biodieselpro-
                                         Vorstellung vom klimaneutralen Biosprit     duktion von 400.000 Tonnen in 2008 auf
                                         basiert auf einer Milchmädchenrechnung.     über vier Millionen Tonnen bis 2010. Der
                                         Richtig ist, dass bei der Verbrennung       Sojaanbau von heute 16 Millionen Hektar
                                         im Auto nicht mehr Kohlendioxid frei        muss dafür um weitere neun Millionen
                                         wird, als die Pflanze vorher gespeichert    Hektar erweitert werden. Der illegale
                                         hatte. Allerdings entscheidet die gesamte   Holzhandel verspricht außerdem schnel-
                                         Produktionskette vom Anbau bis zur          len Profit. Daher werden neue Plantagen
                                         Zapfsäule – vom Düngemittel bis zur Wei-    bevorzugt in Urwaldgebieten angelegt.
                                         terverarbeitung – über die Klimabilanz.     Der Agrosprit-Boom verschärft soziale
                                         Wichtig dabei: Was wuchs auf dem Land,      Probleme. Durch den Einsatz essbarer
                                         auf dem nun Raps, Soja oder Zuckerrohr      Rohstoffe für die Kraftstoffgewinnung
                                         sprießen?                                   sind Lebensmittel- und Energiepreise
                                         Wissenschaftler berechneten im Magazin      inzwischen miteinander verwoben. Wenn
                                        „Science“, dass durch die Umwandlung         große Teile landwirtschaftlicher Flächen
                                         von Wäldern, Savannen und Mooren            für Energiepflanzen genutzt werden,
                                         in Acker und Plantagen Kohlendioxid-        besteht Konkurrenz zum Anbau von
                                         Emissionen entstehen, die erst in einigen   Lebensmitteln.
                                         Jahrzehnten bis Jahrhunderten wieder        An diesen Problemen kann auch die
Wussten Sie, dass                        ausgeglichen sind: Im Falle der indonesi-   Zertifizierung von Agrokraftstoffen nichts
­wert­volle Wälder der Produktion von    schen Torfwälder müssten wir 420 Jahre      ändern. Zum einen werden noch Jahre ins
Agrosprit zum Opfer fallen? Durch        mit Agrosprit fahren, bevor wir auch nur    Land ziehen, bis ein Zertifizierungssystem
die Umwandlung von Wäldern in            ein Gramm CO2 eingespart hätten.            steht, das strengen ökologischen und so-
z. B. Ölpalm-Plantagen entstehen                                                     zialen Anforderungen gerecht wird – und
Kohlen­dioxid-Emissionen, die erst      Nach Aussagen der Biodieselhersteller        währenddessen wird in Indonesien und
nach Jahrhunderten wieder aus­­-        werden derzeit etwa 50 Prozent der Roh-      Südamerika weiter abgeholzt. Außerdem
ge­­glichen sind. Im Falle der indo­    stoffe für die Agrosprit-Produktion impor-   müssten bei der Zertifizierung Nahrungs-
nesischen Torfwälder müssten wir        tiert. Auch Greenpeace-Proben an deut-       und Futtermittel mit erfasst werden,
420 Jahre mit Agrosprit fahren,         schen Tankstellen zeigten, dass Biodiesel    damit sich das Problem nicht einfach ver-
bevor der Spareffekt von CO2            schon heute zu mindestens 20 Prozent         schiebt. Wie gut die Zertifizierung greift,
ein­setzt.                              aus Soja besteht. Eine Probe enthielt gar    hängt schließlich auch von Kontrollen ab.
Was wollen wir essen? Gift und Gentechnik - nein danke! - Landwirtschaft
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Gentechnik – gefährlicher Bl

Gegen die geplante Freisetzung von Gen-Weizen durch Syngenta säen Greenpeacer auf der
­Versuchs­fläche Bio-Weizen aus.

Die Saatgut- und Chemiekonzerne,                  wirte, ungeahnte Nebenwirkungen und
allen voran Monsanto, Bayer, Dupont,              Resistenzen bei Schädlingen und Unkräu-
Syngenta und BASF, richten mit Pesti-             tern sind nur einige durch Gen-Pflanzen
ziden große ökologische Schäden an.               verursachte Probleme. Meist werden die
Gleichzeitig fahren sie satte Gewinne             Gene mit Schrotschuss-Verfahren in die
ein. Seit Jahren versuchen sie nun,               Pflanzenzellen geschossen. Die Gentech-
uns auch mit der Gentechnik zu be-                niker können weder steuern, wo das Gen
glücken. Ihre Versprechen: gesündere              im neuen Organismus landet, noch zu
Nahrungsmittel, höherer Ertrag durch              welchen Wechselwirkungen es mit ande-
                                                                                              Greenpeace-Protest in Berlin gegen die unkontrollierte
Gen-Pflanzen und geringerer Einsatz               ren Genen und Proteinen kommt – ein
von Pestiziden. Ihr Ziel dabei ist aber,          Blindflug.
die gesamte Lebensmittelkette, vom                Mit der wissenschaftlichen Erkenntnis,
Saatgut bis zum Essen, in die Hand zu             der Mensch besitze nur etwa 30.000 statt    2009 auch Deutschland den Anbau des
bekommen. Den Verbrauchern sollen                 der zunächst vermuteten 100.000 Gene,       Gen-Maises Mon810 der Firma Monsanto
riskante Nahrungsmittel schmackhaft               wurde die Grundannahme der Gentech-         aufgrund von Umweltgefahren gestoppt.
gemacht werden, Landwirte werden                  nik widerlegt, ein Gen habe nur eine Wir-   Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen,
in eine stärkere Abhängigkeit von den             kung. Die Wechselwirkungen der Gene         dass sich der Gen-Mais negativ auf Tiere
Konzernen getrieben.                              untereinander und mit Proteinen sind        wie z. B. Schmetterlinge, Honigbienen,
                                                  komplexer als angenommen. So wundert        Spinnen, Schlupfwespen und Florflie-
Seit über 15 Jahren werden in den USA             es nicht, dass Gen-Pflanzen ungewollte      gen, aber auch auf Bodenorganismen
genmanipulierte Pflanzen kommerziell              und nicht kalkulierbare Eigenschaften       wie Regenwürmer auswirken kann. Für
angebaut. Bei den meisten handelt es sich         entwickeln.                                 Greenpeace ist klar: Der Anbau von Gen-
um herbizid-resistente (HR) oder Bt-Pflan-        Langzeitstudien zu Gen-Pflanzen gibt        Pflanzen muss für alle Arten verhindert
zen. HR-Pflanzen sind gegen bestimmte             es bisher nur wenige. Wissenschaftler       werden; die Natur ist kein Versuchslabor,
Pestizide wie zum Beispiel „Roundup“ des          stellten aber bei Fütterungsversuchen       der Verbraucher kein Versuchskaninchen.
Gentechnik-Konzerns Monsanto unemp-               fest, dass zum Beispiel das Immunsys-       In Lebensmitteln hat die Gentechnik
findlich. Bt-Pflanzen produzieren ein             tem der mit Gen-Mais gefütterten Mäuse      nichts zu suchen.
eigenes Gift, das auf bestimmte Schädlin-         geschwächt wurde. Trotzdem wird dieser
ge tödlich wirken soll.                           Gen-Mais des Herstellers Monsanto in Eu-    Unkontrollierter
Die einstigen Versprechen der Industrie           ropa seit 1998 als Lebens- und Futtermit-   Freilandversuch
sind inzwischen allerdings ad absurdum            tel angebaut. In Europa haben Länder wie    Werden Gen-Pflanzen angebaut, können
geführt: Erhöhter Spritzmittelverbrauch,          Frankreich, Österreich, Ungarn, Schweiz,    sie sich unkontrolliert ausbreiten. Sie
fehlende Ertragssteigerungen für Land-            Griechenland, Luxemburg und im April        können Nachbarfelder verschmutzen und
11

indflug

                                                                                           Pflanzenprobe von Gen-Mais der Firma Monsanto.

                                                                                           auf 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.
                                                                                           2011 einigte man sich auf eine Vergleichs-
                                                                                           zahlung in Höhe von 750 Millionen
                                                                                           US-Dollar. Der Export von US-Reis leidet
                                                                                           weiterhin unter dem Skandal, obwohl mit
                                                                                           hohem Aufwand der Gen-Reis zurückge-
                                                                                           drängt werden konnte. Verunreinigun-
                                                                                           gen mit Gen-Pflanzen kommen immer
Ausbreitung von Gen-Pflanzen durch falsche EU-Politik.
                                                                                           wieder vor. Dies macht deutlich, dass die
                                                                                           Industrie das Problem keineswegs unter
                                                                                           Kontrolle hat, die Behörden der Situation
    so unerwünscht doch auf unseren Tellern wurde nirgendwo kommerziell ange-              oft hilflos gegenüberstehen.
    landen. Ein Beispiel: 2006 wurde bekannt, baut. Trotzdem war eine Verunreinigung       In Kanada ist es für Bauern zunehmend
    dass nicht zugelassener Gen-Reis aus      durch einen schon 2001 abgeschlossenen       schwierig geworden, überhaupt eine
    den USA und China nach Europa gelangt Versuchsanbau mit Gen-Reis verursacht            gentechnikfreie Rapsernte einzubringen.
    war. Greenpeace entdeckte den Reis in     worden. Die USA hatten den betroffenen       Durch Pollenflug und verunreinigtes Saat-
    Deutschland, Großbritannien, Frankreich   Langkorn-Reis inzwischen in mindestens       gut hat sich der Gen-Raps bereits groß-
    und Griechenland. Der ­genmanipulierte    30 Länder exportiert.                        flächig verbreitet.
    Reis hatte bis dahin weltweit keine       In Deutschland wurde er bei Aldi Nord,       Weil Gen-Mais natürliche Sorten verdrän-
    Zulassung als Lebensmittel erhalten und   Edeka, Kaufland und anderen Handelsket-      gen könnte, ist der Anbau von Gen-Mais
                                              ten gefunden. Die Supermärkte nahmen         in Mexiko zum Schutz der genetischen
                                              daraufhin die betroffenen Produkte aus       Vielfalt verboten. Trotzdem wurden im
    Wussten Sie,                dass circa    ihren Regalen. Wichtige Importeure wie       Ursprungsland des Maises einheimische
    99 Prozent aller Landwirte weltweit       die EU und die Philippinen erließen ein      gentechnisch verschmutzte Maissorten
    nach wie vor keine Gen-Pflanzen           Importverbot von US-Reis. Der Skandal        entdeckt. Die fremden Gene hatten sich
    ­anbauen? Auf 90 Prozent der uns          löste die größte Handelskrise in der         vermutlich über importierten Gen-Mais
     global zur Verfügung stehenden           Geschichte der US-Reisindustrie aus:         aus den USA eingeschlichen. Geht die
     Ackerfläche werden keine Gen-Saaten 63 Prozent aller US-Reishändler waren             Artenvielfalt als Grundlage der Ernäh-
     ausgesät. 80 Prozent der angebauten      betroffen, Reisbauern, Erntearbeiter, ver-   rung verloren, gerät die Welternährung in
     Gen-Pflanzen wachsen hauptsäch­-         arbeitende Unternehmen, Müller und           Gefahr.
     lich in drei Ländern: USA, Argentinien   Einzelhändler unwissentlich in ihn
     und Brasilien.                           verstrickt. Der gesamte Schaden wurde           www . greenpeace . de /gentechnik
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Gentechnik macht nicht satt

In Bangladesch betreiben Frauen nachhaltige Landwirtschaft, z. B. trocknen sie ihr Saatgut in der Sonne.

Hunger und Armut sind in erster Linie                 Gegenteil: Sie verschlimmert ihn. Denn               sich um die Belange der Entwicklungs-
ein politisches und soziales Problem:                 Gentechnik fördert die Monopolstellung               länder bemüht. Der mit einer Vorstufe
Über 880 Millionen Menschen hun-                      einiger weniger Agrarunternehmen. Den                des Vitamin A angereicherte Reis soll
gern weltweit, obwohl ausreichend                     einzigen Hunger, den die Konzerne stillen,           den Vitamin-A-Mangel beheben, durch
Lebensmittel produziert werden. Ver-                  ist nicht „der Hunger in der Dritten Welt,           den nach Schätzungen der Weltgesund-
ursacht wird dies durch unfaire Han-                  sondern der Hunger der Aktionäre“, so                heitsorganisation (WHO) jedes Jahr bis zu
delsbedingungen, Kriege, politische                   die schwedische EU-Kommissarin Margot                500.000 Kinder in Entwicklungsländern
Strukturen und fehlenden Zugang zu                    Walström.                                            erblinden. Der Mangel wird hauptsächlich
Ressourcen wie Land, Wasser, Saat-                    Im Bericht des Weltagrarrats von 2008                durch einseitige Ernährung verursacht.
gut oder finanzielle Mittel. Allein mehr              fordern 400 Wissenschaftler eine Abkehr              Bis heute ist aber völlig unklar, wie viel
Lebensmittel zu produzieren, kann                     von der modernen landwirtschaftlichen                Vitamin A beim Verzehr des Gen-Reises
den Hunger also nicht besiegen. Auch                  Massenproduktion, die auf massivem                   noch beim Menschen ankommt und was
Klimawandel und Wetterextreme                         Einsatz von Pestiziden und großflächi-               dagegen bei der Lagerung und Zuberei-
beeinflussen die Landwirtschaft und                   gen Monokulturen basiert. Auch in der                tung verloren geht.
damit die weltweite Lebensmittelpro-                  Gentechnik erkennen sie keine Lösung.                Die Gen-Manipulation greift stark in den
duktion. Betroffen sind in erster Linie               Vielmehr sollten die landwirtschaftlichen            Stoffwechsel der Pflanze ein. Selbst Befür-
Kleinbauern und Konsumenten in den                    Kleinproduzenten gestärkt werden. Die                worter des Vitamin-A-Reises bemängeln,
Ländern des Südens.                                   natürlichen Ressourcen der jeweiligen                die ökologischen und gesundheitlichen
                                                      Region müssten genutzt werden.                       Risiken seien noch längst nicht geprüft.
„Der Anbau von Gen-Pflanzen hat bisher                                                                     So werden keine Lösungen, sondern zu-
 keine höheren Erträge hervorgebracht.                Vitamin-A-Reis: Leere                                sätzliche Probleme geschaffen. Dabei gibt
 Trotzdem versuchen die Agrarkonzerne,                ­Versprechen                                         es Gemüsearten, die fast überall angebaut
 die Gentechnik als Patentrezept gegen den            Die Gen-Lobby lancierte einen Gen-Reis,              und die die Menschen mit viel Vitamin A
 Welthunger zu vermarkten. Gentechnik                 der angeblich bei Vitamin-A-Mangel                   versorgen können – ohne Gefahren für
 hilft aber nicht gegen den Hunger, im                helfen soll, um zu demonstrieren, dass sie           Mensch und Umwelt.
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Macht und Kontrolle
durch Patente

Greenpeace-Protest gegen fragwürdige Patentvergabe beim Europäischen Patentamt.

Mit Patenten versucht sich die Indus-             tente auf Nutztiere. So meldete Monsanto      hat. Auf ein einzelnes Reiskorn können
trie, ein Monopol über die landwirt-              ein Patent auf die Zucht von Schweinen        inzwischen einige Dutzend Patentansprü-
schaftliche Produktion und Ernährung              mit besserer Mastleistung an. 2008 wurde      che fallen. Traditionelle Pflanzensorten,
zu verschaffen. Patente im Bereich                das Patent vom Europäischen Patentamt         die für die Konzerne keine Gewinne ver-
Landwirtschaft können exklusive                   erteilt. Erst nach heftigen Protesten wurde   sprechen, verschwinden. Und mit ihnen
Rechte über Saatgut, Ernte bis hin                es widerrufen.                                das Wissen. Einst gab es in Indien etwa
zu den Lebensmitteln beinhalten. Die             Trotz des Verbots auf Patentierung von         30.000 Reissorten, heute spielen nur noch
Konzerne diktieren dann, wer was zu               Pflanzensorten wurden in Europa fast          zehn eine Rolle. Genetische Vielfalt ist
welchen Bedingungen und Preisen                  2000 Patente auf Pflanzen vergeben.            aber Ausgangsbasis für die Züchtung neu-
anbauen und verkaufen darf: vom                  Viele gehören Konzernen wie Monsanto,          er, sich den wechselnden Umweltbedin-
Weizen bis zum Brot, vom Mais bis                 Dupont, Syngenta, BASF oder Bayer, die        gungen anpassender Nutzpflanzen. Geht
zum Popcorn.                                      inzwischen gezielt andere Saatgutfirmen       diese Vielfalt verloren, verschwindet die
                                                  aufgekauft haben. Monsanto ist dadurch        Grundlage zur Sicherung der Ernährung.
Längst geht es bei Patenten nicht mehr            derzeit die Nummer eins im internatio-
nur um gentechnisch veränderte Pflanzen.          nalen Saatguthandel, und die Geschäfte        Greenpeace hat zusammen mit anderen
Immer öfter werden auch Patente auf              ­florieren: Neuestes Produkt des Konzerns      Organisationen das Netzwerk „no patents
Saatgut und Pflanzen aus konventioneller          ist ein patentierter Brokkoli aus traditio-   on seeds!“ ins Leben gerufen. Diesem
Zucht beantragt. Ein Beispiel der US-Fir-         neller Zucht, der in Europa unter der         gehören über 50 landwirtschaftliche
ma Monsanto: Der Konzern versucht sich            Marke „beneforte“ verkauft werden soll.       Verbände und weitere hundert Organisa-
Sojabohnen einer bestimmten Qualität              Monsanto kontrolliert das Geschäft vom        tionen an. Ziel ist es, über die Machen-
als Eigentum zu sichern, unabhängig              Acker bis zum Supermarkt.                      schaften mit Patenten zu informieren und
davon, ob sie mit oder ohne Gentechnik                                                          die Politik dazu zu bewegen, Patente auf
produziert wurden. An diesen Sojaboh-             Patente gefährden                             Leben endlich zu verbieten:
nen hängt die gesamte Herstellung von             die Welternährung                                www.no-patents-on-seeds.org
Lebensmitteln inklusive Agrosprit.               Die Vielfalt der pflanzengenetischen           Greenpeace hatte Erfolg mit Einsprüchen
                                                 Ressourcen stand seit jeher der Allgemein-     gegen Patente auf Maissorten aus Mexiko
Ähnliche Patente wurden in Europa                heit zur Verfügung. Bauern nutzen sie          und Weizen aus Indien. Um das Patent-
bereits erteilt. Seit 2008 hat der Konzern       zur Zucht neuer Ackerpflanzen. Patente         recht ad absurdum zu führen, haben die
Cargill ein Patent auf konventionelle            blockieren dagegen diesen freien Zugang        Umweltschützer selbst Patente angemel-
Pflanzen zur Ölproduktion, das die Pres-         zum Saatgut: Bauern sollen auf einmal          det: so beispielsweise auf die Currywurst
sung der Samen und die Verwendung des            hohe Lizenzgebühren an die Industrie           und die Auswahl von Politikern. Das
Öls als Schmiermittel umfasst. Großkon-          zahlen, die die Entwicklung neuer Pflan-       Patent auf Politiker wurde abgelehnt, weil
zerne beanspruchen inzwischen sogar Pa-          zen und Tiere zunehmend monopolisiert          es „gegen die guten Sitten“ verstoße.
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Pestizide – Gifte in der
Umwelt und im Essen

Auch über deutschen Weinbergen werden Pestizide aus der Luft versprüht.

Vitamine, Ballast- und Mineralstoffe               Pestizide machen krank                     erschreckenden Befunden. Zwei Prozent
machen Obst, Gemüse und Getreide                   Pestizide sind chemische Gifte, die auf    der Ware (besonders häufig Tafeltrauben)
zu besonders gesunden Lebensmit-                   Feldern und Plantagen versprüht werden,    waren so stark belastet, dass beim Verzehr
teln. Doch durch die intensive konven-             um unerwünschte Wildkräuter, Pilze         üblicher Portionen für Kinder eine akute
tionelle Landwirtschaft landen uner-               und Insekten an Kulturpflanzen zu töten,   Gesundheitsgefahr bestand. In deutscher
wünschte Substanzen auf unserem                    zu vertreiben oder um die Haltbarkeit      Supermarktware steckten im Schnitt drei
Teller, die uns krank machen können.               von Pflanzen zu verbessern. Diese Gifte    bis vier Pestizide in einer einzigen Probe.
Vor allem Pestizide gefährden unsere               sind allerdings auch für die menschliche   Toxikologen weisen darauf hin, dass sich
Gesundheit – und ganz besonders die                Gesundheit gefährlich: Viele Pestizide     viele der Gifte in ihrer Wirkung unterei-
der Arbeiter auf Äckern und Plan­tagen.            können das Erbgut, Nerven-, Hormon-        nander noch verstärken. Die Belastungen
                                                   und Immunsystem schädigen, unfrucht-       müssen daher dringend gesenkt werden.
Anwohner von Obstplantagen, Wein-                  bar machen oder Krebs auslösen. Rund
bergen und Äckern der Intensiv-Land-               30.000 Tonnen reiner Pestizidchemikalien   Besonders gefährdet sind Arbeiter in der
wirtschaft werden häufig unfreiwillig              werden jährlich allein in Deutschland      Landwirtschaft. Gerade in Entwicklungs-
gleich „mitgespritzt“. Zudem schädigen             versprüht. Rückstände der Gifte landen     ländern, aber auch in Südeuropa fehlt es
diese Spritzmittel Tiere, Wildpflanzen,            auf dem Teller.                            oft am notwendigen Arbeitsschutz. Nach
Böden, Grundwasser und Flüsse. Pestizide                                                      Schätzungen der Weltgesundheitsorgani-
werden, wie auch künstliche Düngemittel,           Die Spritzmittel-Belastungen von Obst      sation (WHO) ereignen sich jährlich bis
in der konventionellen Landwirtschaft              und Gemüse sind in den letzten 15          zu drei Millionen schwere Pestizidvergif-
eingesetzt, mit der in Deutschland heute           Jahren in der EU stark angestiegen und     tungen.
94 Prozent der Lebensmittel produziert             oftmals so hoch, dass die Gesundheit       Die Agrargifte sind auch für den starken
werden. Der Bioanbau dagegen verwendet             der Verbraucher und besonders die          Rückgang der Artenvielfalt verantwort-
weder künstliche Pestizide noch Kunst-             von Kindern gefährdet ist. Greenpeace      lich. Sie belasten das Grundwasser, Flüsse
dünger.                                            testete Tausende Lebensmittelproben mit    und Seen. Zig Millionen Euro jährlich
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                                                                                                   genauso ertragreich wie die konven-
                                                                                                   tionelle Landwirtschaft. Das zeigten
                                                                                                   große internationale Vergleichsstudien.
                                                                                                   Biolandwirtschaft spart zudem enorme
                                                                                                   Energiemengen ein, da sie auf Stickstoff-
                                                                                                   Kunstdünger verzichtet.
                                                                                                   Durch Monokulturen und den andau-
                                                                                                   ernden Einsatz künstlicher Spritzmittel
                                                                                                   werden Insekten oder Pilze, die bekämpft
                                                                                                   werden, immer öfter resistent – die
Kaum geschützt: Arbeiter an der spanischen Küste beim Spritzen der Pestizide
                                                                                                   Chemie wird allmählich wirkungslos. Die
                                                                                                   Landwirte versuchen in solchen Fällen
                                                                                                   mit immer höheren Spritzmitteldosierun-
                                                                                                   gen gegen resistente Unkräuter und In-
                                                                                                   sekten vorzugehen – mit immer größeren
                                                                                                   Schäden an der Umwelt. Der Ruf nach
                                                                                                   neuen Giften wird dann immer lauter. Da-
                                                                                                   bei stellt die Natur selbst die besten Mittel
                                                                                                   gegen unerwünschte Insekten oder Pilze
                                                                                                   bereit. Der Bioanbau bedient sich schon
                                                                                                   seit langem dieser Möglichkeiten. Immer
                                                                                                   öfter setzen jetzt auch konventionell ar-
                                                                                                   beitende Landwirte auf die chemiefreien
                                                                                                   Verfahren – zum eigenen Vorteil.

                                                                                                   So hatten die Bauern im spanischen
                                                                                                   Almeria, dem weltweit größten Paprika­
                                                                                                   anbaugebiet, im Jahr 2005/06 den Bogen
                                                                                                   überspannt: 30 bis 40 Prozent ihrer Ware
                                                                                                   überstieg die gesetzlichen Grenzwerte,
Plastikfolien-Gewächshäuser in Almeria               Marienkäfer auf Blattlausjagd
                                                                                                   und Greenpeace fand in einem Großteil
                                                                                                   der Ware auch illegale Pestizide. Deutsche
                                                                                                   Supermärkte kündigten die Abnahmever-
müssen allein die Wasserwerke ausgeben,               gen, hat die Europäische Union in den        träge en gros, spanische Lieferanten muss-
um die Giftfracht aus dem Trinkwasser                 vergangenen Jahren im Rahmen einer           ten große Teile ihrer Ernte ver­nichten.
zu entfernen.                                        „Harmonisierung“ der EU-Standards die
                                                      bereits zu hohen Grenzwerte noch herauf-      Doch einige Gemüseproduzenten hatten
Grenzwerte schützen wenig                             gesetzt. So gibt es ganz legal immer mehr     schon Erfahrungen mit alternativen Pflan-
Auch Verbraucher sind bedroht. Die                    Gift auf den Tellern. Ein Rückgang bei        zenschutzverfahren gesammelt. Sie setzen
gesetzlichen Grenzwerte, sprich die zuge-             den Überschreitungen ist daher meist auf      bewusst Nützlinge ein – die natürlichen
lassenen Höchstmengen für Pestizide in                höhere Grenzwerte zurückzuführen und          Feinde der für Paprika schädlichen Insek-
Lebensmitteln, schützen uns nicht zuver-              nicht auf sinkende Pestizidbelastungen.       ten hielten diese so in Schach. Heute
lässig. Giftexperten wie der Kieler Toxiko-           Greenpeace hat daher gemeinsam mit To-        stammt fast die gesamte Paprikaernte aus
loge Dr. Hermann Kruse sind überzeugt,                xikologen für seine Tests ein vorsorgendes    solch schonendem Anbau. Die Pestizid-
dass die Grenzwerte zu hoch sind. Zudem               Bewertungssystem entwickelt, das nicht        belastungen sind drastisch gesunken. Die
würden viele schädigende Wirkungen der                laufend durch politische und wirtschaftli-    Umwelt wird entlastet und in den Treib-
Gifte auf unser Hormon-, Nerven- und                  che Interessen verwässert wird.               häusern setzen die Arbeiter nicht mehr
Immunsystem kaum berücksichtigt. Das                                                                ihre Gesundheit aufs Spiel. Zudem sind
an der Grenzwertfestlegung beteiligte                 Pflanzenschutz geht                           die Paprikaerträge zur Freude der Bauern
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)              auch ohne Gifte                               oftmals sogar gestiegen. Greenpeace be-
musste nach der Vorlage von Greenpeace-              Die Chemiekonzerne behaupten, dass             kam 2008 von der Provinz Almeria den
Studien einen weiteren schweren Mangel               der Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln      „Preis von Almeria“ verliehen – für seine
eingestehen: Viele Grenzwerte sind unsi-             und Hochleistungssorten unabdingbar            Schlüsselrolle bei der Umstellung der
cher, da die akute, also sofort eintretende          für die Sicherung der Welternährung sei.       Region auf eine nachhaltigere Landwirt-
Giftwirkung einiger Pestizidwirkstoffe               Über die Schäden an Mensch und Natur           schaft.
nicht berücksichtigt worden war. Doch                sprechen sie nicht so gern. Dabei ist der
statt diese Sicherheitsmängel zu beseiti-            Bioanbau im weltweiten Durchschnitt              www . greenpeace . de /pestizide
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Greenpeace schützt
Verbraucher und Natur

Der ehemalige Verbraucherminister Seehofer bekommt 65.000 Protestkarten, weil seine mangelhafte Kontrolle Verbraucher schlecht vor Pestiziden in
­Lebensmitteln schützt.­

Die Kette von Skandalen reißt                       Verbrauchern gegen pestizidbelastetes                  zählt. So ist Deutschland der ­billigste
nicht ab. Im Preiskampf um die                      Obst und Gemüse sowie Gentechnik im                    ­ ebensmittelmarkt in Westeuropa.
                                                                                                           L
billigsten ­Nahrungsmittel bieten die               Essen zeigt: Wenn sich viele engagieren,              ­Verbraucher- und Umweltschutz gelten
Supermärk­te Masse statt Qualität:                  müssen Handel und Politik reagieren.                   in diesem Geschäft nicht viel.
Im Einkaufskorb landet pestizidbe-                                                                         Greenpeace hat es jedoch mit seinem Pro­
lastetes Obst und Gemüse sowie                       Greenpeace untersucht regelmäßig Obst                 gramm „Stopp Gift im ­Essen“ geschafft,
Fleisch, das zu über 90 Prozent aus                  und Gemüse der großen Handelsket-                     dass alle großen deutschen Supermarkt-
der Massentierhaltung stammt. Auch                   ten auf Pestizidrückstände. Geballte                  ketten neue und strenge Standards für die
die Gentechnik ist nicht vom Tisch:                  Ladun­gen von Spritzmitteln können                    Pestizidbelastungen festgelegt haben, die
Über die Futtermittel bahnt sie sich                 etwa in Kopfsalat, Paprika, Pfirsichen                durchweg schärfer sind als die gesetz-
den Weg zum Verbraucher.                             und Tafel­trauben stecken. Ware aus                   lichen Grenzwerte. Alle Ketten haben
                                                     den Mittelmeerländern weist im Schnitt                inzwischen Programme zur Senkung der
Greenpeace will dagegen erreichen, dass              höhere Werte auf als die aus Holland oder             Pestizidbelastungen gestartet: Intensive
nur noch gesunde Lebensmittel auf den                Deutschland.                                          Kontrollen, Auswahl der Lieferanten,
Markt kommen – ohne Gift und Gentech-                Einen entscheidenden Teil der Verantwor-            ­Vertragsanbau, Schwarze Listen für
nik. Der Schutz der Umwelt und Ge-                   tung für die unsicheren Nahrungsmittel                besonders gefährliche Pestizide gehören
sundheit muss Vorrang haben. Denn wir                trägt der Handel. Der unerbittliche Preis-            zu den neuen Instrumenten. Das zeigt
haben ein Recht auf gute Lebensmittel.               kampf, auf dem Rücken der Landwirte                   Wirkung – bei vielen Produkten sinken
Der Erfolg des Widerstands von Millionen             ausgetragen, bewirkt, dass oft nur Masse              die Belastungen endlich deutlich.
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Seit langem ist Greenpeace gegen den in Europa bisher erlaubten Gen-Mais der Firma Monsanto aktiv - mit Erfolg: Im April 2009 wird die Aussaat von
Mon810 in Deutschland verboten.

Greenpeace hat auch dazu beigetragen,                Greenpeace-­Ratgeber und Tests informie-             Produkte nicht. 80 Prozent aller weltweit
dass die EU im Jahr 2009 ein schärferes              ren auch Verbraucher konventioneller                 angebauten Gen-Pflanzen enden aber im
Zulassungsrecht für Pestizide verabschie-            Ware über grundlegende Regeln, um                    Tierfutter. Jede Firma, die nicht auf den
det hat. So dürfen beispielsweise krebs-             beim Einkauf von Obst und Gemüse auf                 Einsatz von Gen-Pflanzen im Futtertrog
erregende, erbgutschädigende oder die                der sicheren Seite zu sein.                          verzichtet, fördert damit auch den riskan-
Fortpflanzung beeinträchtigende Pestizide                                                                 ten Anbau von Gen-Pflanzen. Wer als
gar nicht mehr vermarktet werden. Doch               Der Widerstand von                                   Verbraucher sichergehen will, dass keine
viele gefährliche Pestizide bleiben auf              ­ erbrauchern hat Erfolg
                                                     V                                                    Gen-Pflanzen verwendet wurden, sollte
dem Markt, zum Beispiel solche, die das              Ginge es nach dem Willen der ­Indu­strie,            auf Bioprodukte zurückgreifen oder auf
Immunsystem beeinträchtigen, das Hor-                hätte sich die Gentechnik längst auf                 die Kennzeichnung „ohne Gentechnik“
mon- oder das Nervensystem stören.                   Äckern und im Essen breitgemacht. Doch               achten.
                                                     weltweit regt sich massiver Widerstand               Greenpeace deckt auf, welche Firmen Gen-
Auf Plantagen in Lateinamerika und Asien             von Konsumenten und Umweltschützern                  Pflanzen im Futter verwenden: Seit 2004
ist der Einsatz von Pestiziden extrem                gegen den Einzug der Gentechnik ins                  hat Greenpeace immer wieder Molkereien
hoch. Es gibt also weiterhin viel zu tun             Essen. Mit Erfolg: In der Europäischen               aufgefordert, ihre Milchprodukte ohne
für die Giftjäger von Greenpeace und                 Union verwenden die meisten Lebensmit-               Gen-Soja und Gen-Mais im Tierfutter zu
wachsame Verbraucher, die sich mieses                telhersteller keine Zutaten aus genmani­             produzieren. Tausende von Verbrauchern
Essen nicht gefallen lassen wollen. Unser            pulierten Pflanzen, in Nordamerika                   haben unsere Kampagne bis heute durch
Rat: Wer keine Pestizide und Gentech-                konnte die Gentech-Industrie den Anbau               Briefe und Protestpostkaren unterstützt.
nik im Essen will, sollte Bioware kaufen.            von Gen-Weizen und Gen-Kartoffeln nicht              Mit Erfolg: Campina – eine der größten
Der Bioanbau ist aktiver Klimaschutz,                durchsetzen, in Europa haben Länder                  Molkereien in Deutschland – stellt seit Ok-
er schont die ­natürliche Artenvielfalt.             wie Deutschland, Österreich, Ungarn,                 tober 2008 unter ihrer bekannten Marke
                                                     Schweiz, Luxemburg und Griechenland                  Landliebe Milchprodukte ohne Gen-Pflan-
                                                     den Anbau von Gen-Mais gestoppt. Der                 zen im Futter her, sogar mit dem Schrift-
Wussten Sie, dass die                                Widerstand der Verbraucher gegen die                 zug „ohne Gentechnik“. Andere Molkerei-
­ ebensmittelkette tegut, der Geflügel-
L                                                    Gentechnik ist ein eindrucksvolles Bei-              en folgen jetzt diesem Beispiel. Verbrau-
mäster Stolle, der Nudelhersteller                   spiel dafür, was Kundenmacht bewirken                cher können sich online gegen Gentechnik
­Alb-Gold und die Molkerei Campina                   kann.                                                im Essen und auf dem Acker engagieren:
 (Landliebe) ihre Produkte mit der                   Doch es gibt noch viel zu tun: Ver-                     www.greenpeace.de/themen/­
 Kennzeichnung „ohne Gentechnik“                     braucher haben kaum eine Chance, bei                 gentechnik/mitmach_aktionen/
 auszeichnen? Damit machen sich                      konventionellen tierischen Produkten wie             Im Greenpeace-Ratgeber „Essen ohne
 die Konzerne für Tierfutter ohne                    Eiern, Fleisch und Milch zu erkennen, ob             Gentechnik“ bekommen Verbraucher
 Gen-Pflanzen stark. Es wächst der                   genmanipu­lierte Pflanzen in der Tier-               zusätzliche Einkaufstipps, z.B. eine grüne
 Druck auf andere Anbieter, die glei-                fütterung eingesetzt werden. Denn eine               Liste der Firmen, die keine Gen-Pflanzen
 chen Qualitätsstandards zu befolgen.                Kennzeichnungspflicht gibt es für diese              verfüttern.
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Konsum in Zeiten der
Globalisierung

Der schleswig-holsteinische Tierpark Arche Warder beherbergt circa 1.100 Tiere alter Haus- und Nutztierrassen.

Die industrielle Landwirtschaft ist                   verloren, sogar Urwälder werden gerodet,    nachhaltige Produkte zu fördern. In der
für gravierende Umweltprobleme                        um Platz für den Anbau der Pflanzen zu      konventionellen Lebensmittelherstellung
verantwortlich: Pestizide finden sich                 schaffen.                                  – vom Anbau bis zum Verkauf – muss sich
im Grundwasser wieder, der Anbau                                                                  vieles ändern. Dafür streitet Greenpeace.
von Monokulturen verschlingt enorme                   In Zeiten der Globalisierung brauchen wir Wenn Sie als Verbraucher auf Nummer
Mengen an Wasser und zerstört                         einen verantwortungsvollen Umgang mit       sicher gehen wollen, kaufen Sie Lebens-
in kurzer Zeit fruchtbare Böden.                      den Ressourcen. Nachhaltiger Konsum,        mittel aus ökologischem Anbau. Der
                                                      auch bei Lebensmitteln, ist der Schlüssel   Ökolandbau kommt ohne Pestizide und
Auch das Klima ist in Mitleidenschaft                 dazu. Die Verbraucher haben aber nur        Gentechnik aus, die Tiere werden artge-
gezogen: Die Landwirtschaft produziert                dann die Wahl, wenn sie über die Produk- recht gehalten. Die natürlichen Ressour-
unter enormem Energieaufwand, der                     tionsbedingungen und die wahren Kosten cen wie Wasser, Böden und eine Vielfalt
mit einem hohen Ausstoß von Treib­                    für die Umwelt informiert werden.           an Pflanzen und Tieren bleiben erhalten.
hausgasen verbunden ist. Hinzu kommt                  Wer weiß, dass für sein Schnitzel Urwald   Ware aus der eigenen Region ist zudem
der Transport: Ein Bund Schnittlauch                  gerodet wurde, kann sich beim Einkauf       gut für den Klimaschutz.
kann eine Reise von 13.500 Kilometern                 anders entscheiden. Wer erfährt, wie viele
hinter sich haben, bevor es nach Hause                Kilometer die Erdbeeren zurückgelegt        Ökologisch und sozial
getragen wird. Die negativen Folgen der               haben und welche Pestizide beim Anbau       wirtschaften
Massenproduk­tion von Fleisch reichen                 zum Einsatz kamen, wird nachdenklich.       Immer mehr Menschen auf unserem
weit über die Grenzen Europas hinaus:                 Greenpeace informiert die Verbraucher       Globus verzehren immer mehr Lebens-
Um Soja für Futtermittel anzubauen,                   über gute Produkte und Alternativen         mittel. Gleichzeitig nehmen Umwelt- und
gehen nicht nur wertvolle landwirtschaft-             am Markt, macht Druck auf den Handel        Klimaprobleme weltweit zu, viele Pflan-
liche Flächen in den Ländern des Südens               und die Politik, durch Preise und Gesetze   zen können den immer neu entstehenden
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                                                                        Greenpeace fordert
                                                                         Kein Anbau von Gen-Pflanzen
                                                                         Kein Gen-Futter für Tiere
                                                                         Verbot von Patenten auf Pflanzen, Saatgut und
                                                                         Lebewesen
                                                                         Handel und Lebensmittelüberwachung müssen
                                                                         für Essen ohne Pestizide sorgen: Die vermarkteten
                                                                         Lebensmittel sollten möglichst frei von Pestizid­
                                                                         rückständen sein.
                                                                         Der Pestizideinsatz muss in Deutschland durch ein
                                                                         Programm von Regierung und Landwirtschaft
                                                                         innerhalb von zehn Jahren um 50 Prozent gesenkt
Tiere, Gemüse und Produkte aus Eigenerzeugung können auf der
­Jahresauktion in Warder ersteigert werden.                              werden.
                                                                         Landwirte und Lebensmittelhandel sollen besonders
                                                                         gefährliche Pestizide, wie sie die „Schwarze Liste“
                                                                         von Greenpeace benennt, nicht mehr einsetzen.
                                                                         Förderung einer ökologisch und sozial verträglichen
                                                                         Landwirtschaft

Das schwarzbunte Niederungsrind zählt zu den vom Aussterben bedrohten
Haustierrassen.

Krankheiten und Umwelteinflüssen nicht            gungen angepasst sind und Schädlingen
standhalten. Das alles stellt die Landwirt-       widerstehen. So steigert der Ökolandbau    gionen, da nur wenig Kunstprodukte wie
schaft vor große Herausforderungen. Und           umweltschonend Erträge, sichert die Qua-   Pestizide und Mineraldünger zugekauft
eines hat sich in den letzten Jahrzehnten         lität unserer Lebensmittel und braucht     werden müssen.
bereits gezeigt: Die industrialisierte Land-      auch keine riskante Gentechnologie.        Auch im von der Unesco und der Welt-
wirtschaft kann die zukünftigen Proble-           Der Ökolandbau hat also eine Vielzahl      bank in Auftrag gegebenen Weltagrar-
me nicht lösen. Vielmehr ist sie durch die        von Vorzügen:                              bericht 2008 wird folgerichtig gefordert,
Übernutzung der landwirtschaftlichen                 Ökolandbau erzeugt gesunde, nahezu      die globale Landwirtschaft von einer
Böden Mitverursacher unserer heutigen,            rückstandsfreie Lebensmittel.              agrochemischen Agrarwirtschaft hin
dramatischen Lage. Aber es gibt Alterna-             Vielfältige Pflanzensorten und ange-    zu nachhaltigen Landnutzungsformen
tiven zu großflächigen Monokulturen und           passte Nutztierrassen, naturnahe, pes-     umzuorientieren. Vertreter von 60 Staaten
massivem Einsatz von Pestiziden.                  tizidfreie Anbaumethoden und vielfäl-      unterzeichneten den Bericht, zu dem
Gesunde Lebensmittel, gesunde Böden,              tige Fruchtfolgen erhalten eine größere    400 Wissenschaftler aus verschiedenen
sauberes Wasser und eine langfristige             Artenvielfalt.                             Ländern ihre Forschungsergebnisse bei-
Sicherheit der Ernährung möglichst aller             Schutzmaßnahmen und die Anreiche-       gesteuert hatten. Weg von Massenproduk-
Menschen können mit einer nachhaltigen            rung mit Humus erhalten die Ackerböden     tion und Monokulturen, könnte man das
Landwirtschaft erreicht werden. Sie erhält        gesund und fruchtbar. Eine den Verhält-    Ergebnis des Agrarberichts zusammen-
unsere natürlichen Ressourcen, statt sie          nissen angepasste Düngung und Boden-       fassen. Stattdessen wird vorgeschlagen,
zu zerstören. Mit traditionellen und in-          bearbeitung stößt weniger Treibhausgase    Kleinbauern zu unterstützen, die ökologi-
novativen Methoden können inzwischen              aus.                                       sche Anbaumethoden mit ökonomischer
Pflanzen gezüchtet werden, die unter-             Eine nachhaltige Landwirtschaft sichert    Effizienz verbinden und dabei die lokalen
schiedlichsten Boden- und Klimabedin-             die Ernährung von Bauern in ärmeren Re-    Ressourcen nachhaltig nutzen.
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