WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank

Die Seite wird erstellt Helge Jacob
 
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WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
Nr. 86 Sommer/Herbst 2021

    WASSER        Nach uns die Sintflut?
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        EDITORIAL
FOTO: SEA SHEPHERD

                                                                                                                                                                                                        FOTO: TIMO VOSS

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 FOTO: DUSAN KOSTIC – STOCK.ADOBE.COM
                                        6                                                                               14                                                                                                                                                  34
FOTO: FORENIUS – STOCK.ADOBE.COM

                                                                                                                   3     EDITORIAL                                                                                                                                     26 WASSERSPAREN
                                                                                                                                                                                                                                                                          … rund ums Haus
                                                                                                                   4     AUS ALLER (UM)WELT
                                                                                                                                                                                                                                                                       27     VERTRAUEN (V)ERSPIELT                                                                     Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                   6     SIND DIE MEERE NOCH ZU RETTEN?                                                                                                                       Ein Kommentar von Jürgen Koppmann
                                                                                                                         Der Zustand der Meere                                                                                                                                                                                                                          die Kraft des Wassers hat mich schon zu Beginn
                                                                                                                                                                                                                                                                       28 NACHHALTIGKEITSZIELE                                                                          meiner Zeit bei der UmweltBank fasziniert. Als
                                                                                                                   12    WASSERSTOFF                                                                                                                                      17 Ziele für eine bessere Welt                                                                Mitarbeitender der Kreditabteilung und Spezialist
                                                                                                                         Technologie vor der Marktreife                                                                                                                                                                                                                 für die Finanzierung von Wasserkraftanlagen
                                                                                                                                                                                                                                                                       29 VON „MOIN MOIN“ ZU „GRÜSS GOTT“                                                               durfte ich viele interessante Projekte sowie die
                                                                                                                   14 WASSER FÜR ALLE – ALLE FÜR WASSER!                                                                                                                  Heike Schmitz verstärkt die Geschäftsleitung                                                  dahinterstehenden Menschen kennenlernen.
                                                                                                                         Benjamin Adrion im Interview
                                                                                                                                                                                                                                                                       30 HIER MACHT GELD GRÜN                                                                          In dieser Ausgabe der „Bank & Umwelt“ widmen
                                                                                                                   18    DREH' MAL DEN HAHN AUF!                                                                                                                          Projektvorstellungen                                                                          wir uns komplett dem Thema Wasser. Egal ob als
                                                                                                                         Trinkwasserversorgung in Deutchland                                                                                                                                                                                                            regenerative Energiequelle, bestkontrolliertes
                                                                                                                                                                                                                                                                       34 STETER TROPFEN BRINGT VIEL EIN                                                                Lebensmittel oder Teil der Natur, ist das „Element
                                                                                                                   20 FAKTEN RUND UMS WASSER                                                                                                                                  Nachhaltiges Fondssparen                                                                  des Lebens“ allgegenwärtig und steht trotzdem
                                                                                                                      Infografik                                                                                                                                                                                                                                        nicht allen in gleicher Qualität und Quantität zur
                                                                                                                                                                                                                                                                       36 GRÜNER STROM VOM DACH                                                                         Verfügung. Ich freue mich, wenn Sie in dieser
                                                                                                                   22 AUSZEIT AM WASSER                                                                                                                                   Photovoltaikanlage mit dem UmweltWunschkredit                                                 Ausgabe etwas Neues erfahren oder einen wert­

                                        24
                                                                                                                      Die schönsten Seen                                                                                                                                                                                                                                vollen Impuls für sich mitnehmen können.
                                                                                                                                                                                                                                                                       38 UNSERE PRODUKTE FÜR PRIVATKUND_INNEN
                                                                                                                   24 WIEVIEL WASSER STECKT IM SHIRT?                                                                                                                     Passend in jeder Lebenslage                                                                   Übrigens bleibt auch bei der UmweltBank vieles
                                                                                                                         Der unsichtbare Verbrauch                                                                                                                                                                                                                      im Fluss – an allen Ecken und Enden treiben wir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        unser positives Wachstum voran und entfalten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        damit täglich mehr Wirkung für unsere Umwelt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Vielen Dank, dass Sie dabei sind und uns Ihr
                                   Impressum                                                                       Darstellung von Produkten und Dienstleistungen der UmweltBank
                                                                                                                                                                                                                                                                       Vernetzen Sie sich mit uns …                                                                     Vertrauen schenken!
                                                                                                                                                                                                                          FOTO TITELSEITE: ALEX PEREZ – UNSPLASH.COM

                                                                                                                   Bank & Umwelt ist die Kundenzeitschrift der UmweltBank AG, Nürnberg. Sie enthält
                                   Herausgeber: UmweltBank AG, Laufertorgraben 6, 90489 Nürnberg,
                                                                                                                   neben redaktionellen Inhalten auch werbliche Inhalte für die eigenen Produkte und
                                   Telefon 0911 5308-2020, E-Mail: hallo@umweltbank.de
                                                                                                                   Dienstleistungen. Werden in Beiträgen Produkte oder Dienstleistungen der Umwelt-                                                                                                                                                                     Schöne Grüße
                                   Zuschriften an die Redaktion: kommunikation@umweltbank.de                       Bank dargestellt, sind diese als Werbung zu betrachten.
                                   Redaktionsschluss: 14.05.2021                                                   Die Darstellungen sind keine individuellen Anlageempfehlungen und beinhalten
                                                                                                                   in der Regel nicht alle Informationen, die für eine fundierte Anlageentscheidung
                                                                                                                                                                                                                                                                       @umweltbank
                                   Verantwortlich: Philipp Langenbach (V.i.S.d.P.)
                                                                                                                   erforderlich sind. Auch die steuerliche Situation des einzelnen Anlegers ist nicht
                                   Druck: L/M/B Druck GmbH Louko, Nordostpark 52, 90411 Nürnberg.
                                                                                                                   berücksichtigt. Wertpapiere und Vermögens­anlagen weisen neben Chancen auch
                                   Gedruckt mit m
                                                ­ ineralölfreien Farben in Bio-Qualität auf Basis nachwachsender
                                   Rohstoffe auf 100 % Recyclingpapier mit dem Blauen Engel.
                                                                                                                   Risiken auf. Die UmweltBank empfiehlt, sich mit diesen vor einer Investitionsent-                                                                        Bank & Umwelt auch als Blog!
                                                                                                                   scheidung eingehend vertraut zu machen. Die erforderlichen Informationen sind
                                   Die verwendeten Ökofarben können störende Gerüche verursachen.                                                                                                                                                                           Viele weitere Beiträge zu Themen aus Bank & Umwelt
                                                                                                                   bei der UmweltBank erhältlich; insbesondere wird darum gebeten, die Hinweise zu
                                                                                                                   „Chancen und Risiken von Wertpapieren“ zu beachten, die jeder Depotkunde im                                                                              lesen Sie jetzt online: bankundumwelt.de                                                    Goran Bašić
                                                                                                                   Rahmen der Depot­eröffnung erhalten hat. Angaben zu früheren Wertentwicklungen                                                                                                                                                                       Mitglied des Vorstands der UmweltBank
                                                                                                                   ermöglichen keine Prognose über die Wertentwicklung in der Zukunft.

                                                                                                                                                                                                                                                                       Bank & Umwelt Sommer/Herbst 2021                                                                                                                      3
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
AUS ALLER (UM)WELT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    FOTO: STADT NÜRNBERG/CHRISTINE DIERENBACH
                                                PO-DUSCHE

                                                Wasser statt Klopapier

                                                T
                                                      oilettenpapier hat meist ein sehr kurzes Leben. Und sein
                                                      spezieller Einsatz lässt ihm keine Chance auf ein Revival
                                                      durch Recycling. Von dem kurzlebigsten aller Papierpro­
                                                dukte verbrauchen wir pro Kopf satte 46 Rollen pro Jahr. Die
                                                Schwed_innen übertrumpfen uns mit dem doppelten Verbrauch.
                                                Die Spanier_innen sind da sparsamer und kommen auf die
                                                Hälfte. Die Umwelt dürfte es ihnen danken, denn durch schnödes
                                                Toilettenpapier entstehen einige Belastungen: Die Umverpackun­
                                                gen aus Plastik, der immense Verbrauch an Trinkwasser und die
                                                Produktion von CO2 bei der Herstellung von Toilettenpapier –
                                                von dem Papierabfall ganz zu Schweigen.
                                                    Statt beim nächsten Toilettengang verkrampft Papierblätt­
                                                chen zu sparen, kann man einfach den Reinigungsmodus ändern:

                                                                                                                                                                FOTO: HAPPYPO
                                                Eine Alternative sind die handlichen Po-Duschen von Happypo.
                                                Nach einem gelungenen Auftritt bei der TV-Sendung „Die Höhle
                                                der Löwen“ waren die portablen Bidets erst einmal ausverkauft.
                                                    Das Prinzip ist denkbar einfach. Eine Po-Dusche hat etwa die
                                                Größe einer Trinkflasche. Sie wird aufgeschraubt und mit Wasser
                                                befüllt. Dann kommt der Stutzen mit der kleinen Brause wieder
                                                drauf. Drückt man den unteren Teil mit der Hand zusammen,

                                                                                                                                                                FOTO: XXXXXXXXXXXXXXXX
                                                wird das Wasser als kräftiger Strahl über einen Mini-Duschkopf
                                                abgegeben. Damit kann man sich nach dem Toilettengang ganz
                                                einfach den Po reinigen. Toilettenpapier benötigt man nur noch                                                                                                                       Eine Fährfahrt über die Pegnitz darf beim Besuch des Erfahrungsfelds natürlich nicht fehlen.
                                                zum Abtrocknen. Laut Happypo können so mindestens 50 Pro­
                                                zent des Toilettenpapiers eingespart werden. Menschen mit
                                                sensibler Haut, Allergien oder medizinischen Einschränkungen                                                                                                                                                ERFAHRUNGSFELD ZUR ENTFALTUNG DER SINNE
                                                profitieren zusätzlich durch eine sanftere Reinigung.

                                                                                                                                                                                                                                                Wasser mit allen Sinnen erleben

                                                                                                                                                                                                                                                         I
                                                                                          FRÜHJAHRSPUTZ
                                                                                                                                                                                                                                                               m Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne ist der Name Programm:
                                                                                          Mit sauberem Wasser gewaschen                                                                                                                                        Hier lassen sich Naturgesetze spielerisch entdecken. Ganz nebenbei
                                                                                                                                                                                                                                                               lernt man einiges über die eigene Sinneswahrnehmung. Bewegen, füh­

                                                                                          L
                                                                                               aut Bundesumweltamt gehen jährlich 1,3 Millionen Tonnen Wasch-                                                                                                  len, sehen – Besucher_innen können durch ihr eigenes Tun an den
FOTO: ANNA PUZATYKH – STOCK.ADOBE.COM

                                                                                               und Reinigungsmittel über die Ladentheke – darin sind die gewerb­                                                                                               vielen Stationen überraschende Erkenntnisse und intensive Wahrneh­
                                                                                               liche und industrielle Nutzung noch nicht einmal enthalten. Der                                                                                                 mungen mit nach Hause nehmen. Die Zusammenhänge reichen von
                                                                                          Verbrauch allein dieser Reiniger in den Privathaushalten schwemmt ca.                                                                                            Umweltbildung, nachhaltiger Entwicklung und sozialpolitischen Themen
                                                                                          630.000 Tonnen Chemikalien ins deutsche Abwasser. Die häufigsten fünf                                                                                            bis hin zu Phänomenen der Physik.
                                                                                          sind Tenside, Phosphate, Duftstoffe, Enzyme und Phosphonate.                                                                                                                                     Während der Woche steht das Erfahrungs­          Viele weitere

                                                                                                                                                                                         FOTO: STADT NÜRNBERG/CHRISTINE DIERENBACH
                                                                                               Vieles davon braucht man für ein sauberes Zuhause gar nicht. Bei                                                                                                                       feld für Grundschulen offen. In Führungen          spannende A
                                                                                          Spiegeln und Fenstern beispielsweise reichen Wasser, ein Abzieher und                                                                                                                       zum Thema Wasser erfahren Kinder mehr über                       rtikel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           finden Sie im
                                                                                          ein trockenes Tuch zum Nachpolieren meist völlig aus. Bei gröberen                                                                                                                          das kühle Nass. Im Mittelpunkt steht die Sensi­   UmweltBank-
                                                                                          Verschmutzungen gibt man einen Spritzer Allzweckreiniger ins Wasser.                                                                                                                        bilisierung der Kinder für einen achtsamen                      Blog:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        bankundumw
                                                                                          Ein alter Trick ist außerdem zerknülltes Zeitungspapier zum Polieren der                                                                                                                    Umgang mit dieser lebenswichtigen Ressource.                    elt.de
                                                                                          Fenster: Ihre Scheiben werden im völlig streifenfreien Glanz erstrahlen.                                                                                                                    Schließlich prägt Wasser das Ökosystem Erde
                                                                                               Mit folgenden vier Putzmitteln sollten Sie beim Hausputz bestens                                                                                                                       wie kein anderes Element: Es beeinflusst Klima
                                                                                          versorgt sein:                                                                                                                                                                              und Witterung ebenso wie Flora und Fauna.
                                                                                          • Allzweckreiniger für fast alle Oberflächen, Spiegel, Fenster, Böden                                                                                                                            Die UmweltBank ist Patin für den Umwelt­
                                                                                          • Essigreiniger (oder Zitronensäure) gegen Kalk und Urinrückstände                                                                                                                          bereich innerhalb des Erfahrungsfelds. Mit
                                                                                          • Scheuermittel gegen hartnäckigen und eingetrockneten Schmutz                                                                                                                              dieser Unterstützung möchte sie mehr Auf­
                                                                                          • Spülmittel für Geschirr                                                                                                                                                                   merksamkeit für das Thema Plastik in den
                                                                                          Wichtiger als ein Arsenal an umweltbelastenden Putzmitteln sind hoch­                                                                                                                       Meeren und ein Bewusstsein dafür schaffen,
                                                                                          wertige Schwämme und Lappen. Mit gutem Putzwerkzeug brauchen Sie                                                                                                                            wie wir alle diesen wertvollen Lebensraum
                                                                                          nämlich weniger Reiniger.                                                                                                                                                                   schützen und bewahren können.
                                                                                                                                                                                                                                     An den Stationen erfahren nicht nur Kinder mehr
                                                                                                                                                                                                                                     über den achtsamen Umgang mit Wasser.

                                        4                                                                                                                                                                                            Bank & Umwelt Sommer/Herbst 2021                                                                                           5
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
DER ZUSTAND DER MEERE

                                                                                                      FOTO: VETRE – STOCK.ADOBE.COM
     Sind die Meere noch zu retten?                        Text: Barbara Ward

                                                            Den Meeren geht es gar nicht gut.
                                                            Längst ist die einst achtsame
                                                            Nutzung der Meere durch die
                                                            Menschen aus der Balance geraten.
                                                            Klimawandel und Verschmutzung
                                                            tun ihr Übriges. Dabei ist das Meer
                                                            unser wichtigster Verbündeter im
                                                            Kampf gegen den Klimawandel.
                                                           ­Ent­schlossene Aktivist_innen und
                                                            kluge Visionär_innen setzen sich
                                                            dafür ein, die Meere zu schützen.

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WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
DER ZUSTAND DER MEERE

      D

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                      ie Gischt, die Möwen, der Wellen­            Die absoluten Zahlen wirken zwar gering, sind
                      schlag. Allein die Vorstellung davon     für die Meere aber enorm. Cheng verdeutlichte das
                      löst bei vielen Menschen schon           Ausmaß dieser Erwärmung mit einem ungewöhnli­
                      Glücksgefühle aus. Dazu der Geruch       chen Vergleich: Die Energie, die in den letzten 25
                      des Salzwassers oder die bunten Far­     Jahren als Wärme in die Meere gelangt ist, entspricht
                      ben der Fische in den tropischen         der Kraft von 3,6 Milliarden Hiroshima-Atombom­
        Gewässern. Segeln, angeln, surfen, tauchen oder        ben. Und dabei hat die Erwärmung seit 2014 erst
        einfach nur auf der Wasseroberfläche dahinschau­       richtig Fahrt aufgenommen.
        keln. Das Meer ist für viele Menschen ein Ort der
        Sehnsucht, Erholung und Inspiration.                   Die Erwärmung hat das Meer kalt
            Noch viel wichtiger ist, welche Rolle die Meere    erwischt
        für unser Ökosystem spielen. Sie sind nicht nur
        Ursprung allen Lebens, sondern bis heute seine         Für die Meeresbewohner bedeutet die Erwärmung
        Grundlage: Die Meere regulieren unser Klima und        in erster Linie weniger Sauerstoff. Fische, Schnecken,
        das Wetter, und fast nebenbei liefern sie die Hälfte   Plankton, Schildkröten, Seevögel, sie alle fliehen
        des Sauerstoffs, den wir zum Überleben brauchen.       deswegen in kältere Gefilde. In wärmeren Regionen
        Gute Gründe also, die Meere zu hegen und zu pfle­      gehen die Fischbestände entsprechend zurück.
        gen. In diesem Punkt sind wir in den letzten Jahr­          Für die Menschen hat die Erwärmung der Meere
        zehnten viel zu nachlässig gewesen.                    noch eine andere Konsequenz: Das erwärmte Wasser
                                                               dehnt sich aus und verstärkt damit den Anstieg des
        Dem Meer geht die Luft aus                             Meeresspiegels, den bereits das Abschmelzen der
                                                               Polkappen verursacht. Das führt nicht nur vermehrt
        Ein akutes Problem ist, dass das Wasser immer sau­     zu Hochwasser, sondern begünstigt Wetterextreme
        rer wird. Das liegt an einer weiteren elementaren      ganz allgemein: Je wärmer das Meer, umso mehr
        Funktion für unser Klima: Die Meere nehmen Koh­        Oberflächenwasser kann verdunsten. Niederschläge
        lendioxid aus der Luft auf, und zwar in einem erheb­   nehmen also zu. Wissenschaftler_innen erwarten
        lichen Maße.                                           aufgrund der Meereserwärmung zudem intensivere           Aufgrund von Überfischung geht für viele Men­schen, besonders in Entwicklungsländern, die Wirtschafts-und Ernährungs­grundlage verloren.
                                                               Wirbelstürme.
                 LAUT BERECHNUNGEN DES                              Um die Versauerung und die Erwärmung der
                                                               Ozeane aufzuhalten, gibt es nur eine Lösung: den
         HELMHOLTZ-ZENTRUMS FÜR POLAR- UND                     Kohlendioxidausstoß konsequent senken. Die Meere             Wertvolle Metalle wie Thallium und Nickel ste­                    der Ozeane unter Schutz gestellt werden. Gemein­
         MEERES­FORSCHUNG HABEN DIE OZEANE                     könnten sich mit der Zeit erholen. Das würde laut        hen momentan weit oben auf der Wunschliste der                        sam mit den Universitäten York und Oxford hat die
          IN DEN LETZTEN ZWEIHUNDERT JAHREN                    Studien des Alfred-Wegener-Instituts jedoch Tau­         Industrie. Auf dem Meeresgrund liegen aber noch                       Umweltschutzorganisation sogar ein konkretes
                                                               sende von Jahre dauern, selbst wenn wir es schaffen      mehr Schätze: Massivsulfide und Manganknollen                         Modell errechnet. Demnach wäre „thirty by thirty“
               MEHR ALS EIN VIERTEL DES VOM                    könnten, unseren CO2-Ausstoß kurzfristig extrem          beispielsweise. Letztere beinhalten Kupfer, Kobalt                    durchaus umsetzbar. Bis dahin fordern die Umwelt­
        MENSCHEN VERURSACHTEN ATMOSPHÄRI-                      stark zu reduzieren.                                     und ebenfalls Nickel. Ohne diese Metalle können wir                   schützer_innen zumindest sehr strenge internatio­
           SCHEN KOHLEN­DIOXIDS GESCHLUCKT.                         Wie diese Erholung aussehen könnte, ist in man­     keine Smartphones, Autos, Batterien oder Computer                     nale Regeln für den Abbau von Rohstoffen im Ozean.
                                                               chen Meeresschutzgebieten zu beobachten: Dort, wo        produzieren.
                                                               die Natur ohne Einwirkung durch den Menschen                                                                                   Mit Quoten und Booten gegen
             Zum Glück, denn ansonsten wäre der Klima­         leben kann, gibt es ein funktionierendes Ökosystem       Mehr Schutzgebiete sind m
                                                                                                                                                ­ öglich                                      Überfischung
        wandel schon viel weiter vorangeschritten.             mit Artenvielfalt und gesunden Lebensräumen. In
             Das aufgenommene Kohlendioxid senkt jedoch        den letzten Jahrzehnten hat die Bedeutung solcher        Bislang hat die Internationale Meeresbodenbehörde                     Ein weiteres Meeresgut, auf dass die Menschen
        den pH-Wert des Wassers messbar herab: Seit Beginn     Schutzräume im Meer zugenommen, insbesondere             (ISA) für den Tiefseebergbau keine Erlaubnis erteilt.                 einen zu großen Appetit haben, sind die Fische.
        der industriellen Revolution ist der Wert um 30 Pro­   auf Hoher See.                                           Trotzdem entwickeln viele Länder bereits Pläne dafür                  Laut Welternährungsorganisation (FAO) gelten 33
        zent gefallen. Je saurer die Meere, desto weniger           Die Hohe See macht zwei Drittel der Weltmeere       – darunter auch Deutschland. Das Umweltbundesamt                      Prozent der weltweit kommerziell genutzten Fisch­
        Kohlendioxid können sie zukünftig aufnehmen.           aus und bedeckt die Hälfte unseres Planeten. Dabei       erwartet schwere ökologische Folgen für die Meere,                    bestände als überfischt und etwa 60 Prozent als
        Unserem besten Helfer beim Klimaschutz geht damit      liegt sie fernab nationaler Hoheitsgewässer. Hier        sollten die Abbaumaßnahmen beginnen: Durch die                        maximal genutzt. Dafür gibt es zwei Gründe: zu viel
        die Puste aus. Und nicht nur das: Die Versauerung      geistern Geschöpfe, die kaum wissenschaftlich            Entnahme von Rohstoffen würden Lebensgemein­                          Fischfang und destruktive Fangmethoden. Ver­
        kostet den Meeresbewohnern Energie, die ihnen für      erforscht sind, durch die dunklen Meerestiefen.          schaften vollständig entfernt. Sie könnten nicht wie­                 schwinden teils ganze Arten aus ihrem Lebens­
        Fortpflanzung und Wachstum fehlt. Das bedroht die      Aber hier liegen auch kostbare Rohstoffe.                der angesiedelt werden, weil ihnen durch die Knollen                  raum, geraten die Ökosysteme aus der Balance.
        Artenvielfalt in den Weltmeeren.                                                                                beispielsweise das Substrat fehlt. Die Einsatzgeräte                  Aber Artenvielfalt macht die Meere stabil auch
             Die konstante Erwärmung der Weltmeere befeu­      Die Tiefsee lockt mit kostbaren                          würden Sedimentwolken aufwirbeln, die über Hun­                       gegenüber anderen Problemen wie der Klimaer­
        ert diese Entwicklung zusätzlich: Laut Greenpeace      Bodenschätzen                                            derte von Kilometern weit getragen werden könnten.                    wärmung und Versauerung. Die Überfischung
        hat sich die Temperatur an der Wasseroberfläche der                                                             Wenn sie sich irgendwann absenken, würden sie                         beschleunigt also andere besorgniserregende Ent­
        Meere seit 1955 um 0,6 Grad erhöht. In den Meeres­     Bodenschätze wie Erdöl und -gas, ebenso wie Titan        Organismen wie Schwämme zudecken. Das sind nur                        wicklungen in den Weltmeeren. Für viele Men­
        tiefen, also in ein bis zwei Kilometern unter der      und sogar Diamanten werden bereits seit Langem           Beispiele. Die tatsächlichen Konsequenzen des Tief­                   schen, besonders in den Entwicklungsländern,
        Oberfläche, lag der Wert im Jahr 2019 um 0,075 Grad    aus dem Meer geholt. Dazu kommen tonnenweise             seeabbaus sind in Gänze nicht vorherzusehen.                          gehen damit die Wirtschafts- und Ernährungs­
        über dem Durchschnittswert aus den Jahren 1981 bis     Kies und Sand. Vieles davon erfolgt bislang aus rela­         Eine Ausweitung der Meeresschutzgebiete                          grundlage verloren. Der World Wildlife Fund
        2010. Letzteres berechnete ein 14-köpfiges Team        tiv flachen Gewässern. Aber der Bedarf an Rohstof­       könnte dieses Vorhaben langfristig verhindern.                        (WWF) fordert, die Fangquoten weltweit zu redu­
        rund um den Klimaforscher Cheng Lijing von der         fen steigt weltweit an und so geraten auch kompli­       Greenpeace setzt sich daher unter dem Motto „thirty                   zieren und nicht mehr über den wissenschaftlichen
        chinesischen Akademie der Wissenschaften.              zierte Abbaugebiete wie die Tiefsee in den Fokus.        by thirty“ dafür ein, dass bis 2030 etwa 30 Prozent                   Empfehlungen >>
                                                                                                                                                                                                             anzusetzen.

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WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
DER ZUSTAND DER MEERE

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  FOTO: EVERWAVE
                                     Ein weiterer Treiber der Überfischung ist die                   net. Mikroplastik entsteht beim Zerfall größerer
                                illegale, unregulierte und undokumentierte Fische­                   Kunststoffteile, beispielsweise beim Waschen von
                                rei (IUU-Fischerei). Schätzungen zufolge gehen jedes                 Kunststofftextilien oder beim Abrieb von Autorei­
                                Jahr weltweit zwischen 11 und 26 Millionen Tonnen                    fen. Mikroplastik wird aber auch bewusst als Binde­
                                Fisch auf das Konto der IUU-Fischerei. Die Meeres­                   mittel in Produkten wie Peelings, Duschgels und
                                schutzorganisation Sea Shepherd geht sogar mit                       Shampoos beigemischt.
                                einer eigenen Flotte gegen diese Fischkriminalität                        Im Nordpazifik ist mittlerweile ein gigantisches
                                vor. Dafür arbeitet Sea Shepherd direkt mit Regie­                   Müllfeld entstanden, der Pazifische Müllstrudel. Er
                                rungen betroffener Länder zusammen, darunter                         umspannt eine Fläche, viermal so groß wie die
                                Gabun, Liberia, São Tomé und Príncipe, Tansania,                    ­Bundesrepublik.
                                Namibia, Benin und Gambia. Die UmweltBank hat
                                Sea Shepard im Rahmen der Spendenaktion Banker                         FORSCHER GEHEN JEDOCH DAVON AUS,
                                on Bike in diesem Jahr mit einer Spende in Höhe von
                                20.000 Euro unterstützt.                                             DASS NUR EIN PROZENT DES PLASTIKMÜLLS
                                                                                                          IM MEER ÜBERHAUPT SICHTBAR IST.
                                Sichtbares Plastik ist nur die Spitze
                                des Eisbergs                                                            Fast alles ist in den Untiefen des Meeres verbor­
                                                                                                    gen, allerdings nur für den Menschen. Die Meeres­
                                Aber wir nehmen nicht nur viel zu viel aus dem                      bewohner sehen das Plastik durchaus und verwech­
                                Meer heraus – wir kippen auch viel zu viel hinein.                  seln es oft mit Nahrung. Ihre Mägen sind dann zwar
                                Bis in die 1970er-Jahre nutzten wir die Ozeane als                  gefüllt, sie verhungern aber trotzdem, weil ihnen die
                                Müllhalde für Chemikalien und sogar radioaktive                     Nährstoffe fehlen. Auch Mikroplastik kann von Mee­
                                Reste, sodass bis heute fast jedes Lebewesen im Meer                resorganismen aufgenommen werden. In vielen Tie­
                                mit Chemikalien kontaminiert ist. Immer noch                        ren wurden die kleinen Kunststoffpartikel bereits
                                gelangen Dünger und Pestizide von den Feldern über                  gefunden.
                                die Flüsse ins Meer. Dadurch entstehen tote Zonen
                                ohne Sauerstoff, wie im Golf von Mexiko, aber auch                  Saubere Flüsse für saubere Meere
                                in der Ostsee.
                                    Hinzu kommt all der Plastikmüll: Der WWF                        Das Aachener Start-up everwave will verhindern,
                                schätzt, dass jedes Jahr zwischen 4,8 und 12,7 Millio­              dass Plastikmüll weiterhin die Meere belastet. Die
                                nen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen landen.                       Strategie: den Müll bereits in den Flüssen abzufan­
                                Darin ist das Mikroplastik noch gar nicht eingerech­                gen. Dafür hat das Team von everwave verschiedene
FOTO: SEA SHEPHERD

                                                                                                                                                             Die Müllsammelboote von everwave kön­nen bis zu 20 Tonnen Müll pro Tag aus Gewäs­sern fischen – mit Unterstützung der UmweltBank.

                                                                                                                                                             technische Lösungen entwickelt. Herzstück von                     systeme bestmöglich nutzen und Mikroplastik mei­
                                                                                                                                                             everwave ist eine festverankerte Plattform, die in                den. Laut ÖKO-TEST gibt es nicht mehr viele Fisch­
                                                                                                                                                             den Flüssen völlig autark Müll einsammelt. Die                    arten, die man guten Gewissens essen kann. Der hei­
                                                                                                                                                             zweite Säule sind mobile Müllsammelboote. Sie                     mische Karpfen gilt jedoch noch als unproblematisch,
                                                                                                                                                             können bis zu 20 Tonnen Müll pro Tag aus einem                    ebenso Wildlachs aus Alaska und Sprotten aus der
                                                                                                                                                             Gewässer fischen. Mittels Drohnen, Sensoren und                   Nordsee. Bei anderen Arten muss man genauer
                                                                                                                                                             Kameras sammelt everwave zudem wichtige Daten,                    hinschauen: Für Miesmuscheln aus Aquakulturen
                                                                                                                                                                                                                               ­
                                                                                                                                                             um die Erkennung des Plastiks durch künstliche                    geben Meeresschützer_innen grünes Licht, ebenso für
                                                                                                                                                             Intelligenz weiter zu optimieren. Auch everwave                   Küstenfische wie Steinbutt oder Scholle, sofern sie
                                                                                                                                                             war im Jahr 2019 eine der Organisationen, an die                  aus der Ostsee stammen und mit Stellnetzen gefangen
                                                                                                                                                             die UmweltBank im Rahmen von Banker on Bike                       wurden. Strenge Öko-Siegel wie Naturland und
                                                                                                                                                             gespendet hat.                                                    ­Bioland bieten eine gute Orientierung.
                                                                                                                                                                 Die Menschheit braucht dringend gesunde Meere,                     Vieles läuft schief in den Meeren. Aber vieles
                                                                                                                                                             weil sie Sauerstoff abgeben und CO2 aufnehmen.                     ließe sich verbessern und sogar verhindern, wenn
                                                                                                                                                             Alles, was hilft, den CO2-Abdruck zu verringern, hilft             wir alle – Politik, Wissenschaft, Verbraucher_innen,
                                                                                                                                                             auch den Meeren. Als Verbraucher_innen können wir                  Meereschützer_innen und Fischer_innen – an
                     Die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd geht in Zusammenarbeit mit den betroffenen Regie­rungen gegen illegale Fische­rei vor.        unseren Plastikverbrauch verringern, Recycling­                    einem Tau ziehen.
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
ALTERNATIVE ENERGIEQUELLE

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA
                                                                                                                                                                             FOTO: HAMBURGER HOCHBAHN AG
                             Wasserstoff
                             Technologie vor der Marktreife
                             Auf der Suche nach der besten Energieversorgung jenseits fossiler Brennstoffe rückt
                             auch Wasserstoff in den Fokus. Die Technologie ist vorhanden, die Tücken liegen aller-
                             dings im Detail. Wie lang ist der Weg zur Marktreife noch?
                             Text: Florian Schultz                                                                                                                                                         Wasserstoff ermöglicht den Batteriebussen der Hamburger Hochbahn höhere Reichweiten.        Ausbaufähig: das H₂-Tankstellennetz.

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                                m hohen Norden Deutschlands treibt           keit von Batterie und Brennstoffzelle in        Strom in Wasserstoff und Sauerstoff                                           für Projekte in der Wasserstoff- und          dichtet oder verflüssigt werden. Während      weite, zu wenig für einen normalen Tou­
                                das Thema Mobilität von morgen die           einem Interview. Und schon ist er mitten        gespalten. Das Verfahren ist ausgereift.                                      Brennstoffzellentechnologie frei.             ersteres insbesondere hohe Anforderun­        renumlauf. Die Wasserstofftechnologie
                                Hamburger Hochbahn um. Der Ver­              in der Diskussion um die beste Antriebs­        Sogenannter „grüner Wasserstoff“ ist der,                                                                                   gen an die Tanks stellt, kostet letzteres     soll die höheren Reichweiten ermöglichen
                                kehrsbetrieb setzt bei den alternativ        technologie der Zukunft. Wasserstoff            bei dem der nötige Strom für die Elektro­                                     Wasser in den Wein                            zusätzlich Energie: Wasserstoff verflüssigt   und könnte auch in den Batteriebussen als
                                angetriebenen Fahrzeugen derzeit             dürfte dabei eine gewichtige Rolle spie­        lyse aus erneuerbaren Energien gewon­                                                                                       sich erst bei minus 253 Grad Celsius.         „Range Extender“ dienen.
                                vorwiegend auf Elektrobusse, hat aber        len. Nicht zuletzt, weil seine Einsatzmög­      nen wird.                                                                     Warum so viele Akteure auf das Gas set­            Kritiker sehen darum insbesondere
                             auch die Anschaffung von bis zu 50 Bus­         lichkeiten weit über den Verkehrssektor             Im Verkehr etwa fungiert die Brenn­                                       zen, ist leicht erklärt: Es kann mit einem    im Verkehr wenig Sinn darin, Strom erst       Herausforderung Tanken
                             sen mit Brennstoffzellen ausgeschrieben.        hinausgehen.                                    stoffzelle als Energieumwandler und                                           erprobten Verfahren mit Hilfe von erneu­      in Wasserstoff und dann in der Brenn­
                             Damit rückt der Energieträger Wasser­                                                           macht aus Wasserstoff und Sauerstoff wie­                                     erbaren Quellen gewonnen werden und           stoffzelle wieder in Strom umzuwandeln.       Während große Unternehmen dafür eine
                             stoff weiter ins Zentrum – denn Brenn­          Erneuerbare Energien und                        der Strom für einen nachgeschalteten                                          verursacht bei der Nutzung keine schäd­       Besser wäre es, den Strom direkt zu benut­    eigene Infrastruktur aufbauen können, ist
                             stoffzellen erzeugen mit Wasserstoff            Elektrolyse                                     Elektromotor. Großes Potenzial sieht auch                                     lichen Emissionen, das Abfallprodukt ist      zen – ein Plädoyer für E-Autos. Da hält       für die breite Masse ein flächendeckendes
                             Antriebsstrom. „Damit sind wir flexibler                                                        die energieintensive Industrie. Jüngst ver­                                   Wasserdampf beziehungsweise Wasser.           Hochbahn-Sprecher Kreienbaum zum jet­         Tankstellennetz noch Zukunftsmusik. Laut
                             und können eine höhere Reichweite               Zentraler Prozess bei der Wasserstoffpro­       kündete zum Beispiel der Stahlkonzern                                         Die Tücken liegen im Detail – sie drücken     zigen Zeitpunkt noch dagegen: Die Elek­       Online-Portal Statista lag die Zahl der
                             erzielen“, begründet Hochbahn-Sprecher          duktion ist die Elektrolyse. Dabei wird         Salzgitter AG, mit Partnerunternehmen                                         die positive Bilanz. So muss Wasserstoff      trobusse der Hamburger Hochbahn schaf­        Wasserstofftankstellen in Deutschland im
                             Christoph Kreienbaum die Zweigleisig­           Wasser unter anderem mit Hilfe von              „grünen Wasserstoff“ für eine CO2-arme                                        für die Lagerung und den Transport ver­       fen bislang nur rund 200 Kilometer Reich­     Januar 2020 bei 87 – für eine flächende­
                                                                                                                             Produktion mit Ökostrom aus Windkraft                                                                                                                                     ckende Versorgung sind nach Ansicht von
                                                                                                                             zu gewinnen. Sieben Windräder auf dem                                                                                                                                     Experten rund 1000 nötig. Auch die Polizei
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                                                                                                                                                                           FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA
                                                                                                                             Gelände speisen ihre Kraft in zwei Elek­                                                                                                                                  in Osnabrück musste das für ihren mit
                                                                                                                             trolyse-Einheiten ein. Wasserstoff ersetzt                                                                                                                                Wasserstoff angetriebenen Streifenwagen
                                                                                                                             dann mehr und mehr die Kokskohle bei                                                                                                                                      erfahren: Weil die einzige bei Osnabrück
                                                                                                                             der Herstellung von Stahl.                                                                                                                                                verfügbare Tankstelle für Wasserstoff aus­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       fiel, habe der Wagen über Wochen hinweg
                                                                                                                             Nationale Wasserstoffstrategie                                                                                                                                            nicht eingesetzt werden können, hieß es.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             So ist – auch übergeordnet – der Weg
                                                                                                                             Solche unternehmerischen Initiativen                                                                                                                                      für die Wasserstofftechnologie für vielfäl­
                                                                                                                             werden flankiert von milliardenschwe­                                                                                                                                     tige Einsatzmöglichkeiten in Industrie,
                                                                                                                             ren Förderungen für Forschung, Entwick­                                                                                                                                   Verkehr oder dem Wärmesektor zwar
                                                                                                                             lung und Einsatz durch die Politik. Die                                                                                                                                   schon geebnet. Doch es fehlen Marktreife
                                                                                                                             Bundesregierung rief 2020 die Nationale                                                                                                                                   und Infrastruktur. Die Fraunhofer Gesell­
                                                                                                                             Wasserstoffstrategie aus – Deutschland                                                                                                                                    schaft für anwendungsorientierte For­
                                                                                                                             soll langfristig die „Weltmarktführer­                                                                                                                                    schung fordert für die Umsetzung der
                                                                                                                             schaft bei Wasserstofftechnologien“                                                                                                                                       Energiewende darum auch, die Fertigung
                                                                                                                             erlangen. Auch Bundesländer wie zum                                                                                                                                       von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren
                                                                                                                             Beispiel Baden-Württemberg zeigen sich                                                                                                                                    schnellstens zu automatisieren. In diver­
                                                                                                                             spendabel: Das Kabinett von Minister­                                                                                                                                     sen Forschungsprojekten arbeitet sie
                                                                                                                             präsident Winfried Kretschmann (Grüne)                                                                                                                                    daran mit. Für eine erfolgreiche Energie­
                                                                                                                             gab im März dieses Jahres, noch vor der                                                                                                                                   wende muss die Zeit der Pilotprojekte
                             Bei der Salzgitter AG soll Wasser­stoff die Kokskohle bei der Herstellung von Stahl ersetzen.   Landtagswahl, weitere 26 Millionen Euro                                       Antriebstechnologie der Zukunft? Über Wasserstoff wird viel diskutiert.                     bald vorbei sein. 
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
INTERVIEW

                                                                                                      Hallo Herr Adrion, was hat Sie bewegt,

                                                                                    FOTO: TIMO VOSS
                                                                                                      Viva con Agua zu gründen?
      Früher Fußball-Profi, heute Bot­schafter                                                        Im Jahr 2005 stand ich vor der Frage, wie
                                                                                                      es mit meinem Leben weitergehen soll.
      und Aktivist in Sachen Wasser:                                                                  Eigentlich wollte ich eine Weltreise
      Benjamin Adrion. Mit „Viva con Agua“                                                            machen und soziale Projekte unterstüt­
                                                                                                      zen. Ich hatte sogar schon die Weltkarte
      gründete er in St. Pauli ein Netzwerk,                                                          gekauft – und dann hat mir exakt einen
      um vor allem im globalen Süden die                                                              Tag später unser damaliger Manager
                                                                                                      beim FC St. Pauli, Holger Stanislawski,
     Trink­wasserqualität, sanitäre Ein­                                                              einen neuen Vertrag angeboten. Weil ich
      richtun­gen und Hygiene­maß­nahmen                                                              beide Träume nicht aufgeben wollte, ist
                                                                                                      dann die Idee entstanden, aus dem Netz­
     zu fördern. Doch Viva con Agua ist                                                               werk des FC St. Pauli heraus eine soziale
      mehr als die Förderung von Wasser­                                                              Organisation zu gründen. Ich wollte die
                                                                                                      Akteure im Ökosystem FC St. Pauli, das
      projekten – es ist die Idee eines Netz­                                                         Wirkung weit über Hamburg hinaus hat,
      werks, das gemeinsam aktiv für ein                                                              vernetzen und mit Spaß und ohne Zeige­
                                                                                                      finger soziale Themen voranbringen.
      nachhaltigeres Leben eintritt. Zum
     Zeitpunkt des Interviews war Benjamin
      Adrion in ­Kap­stadt, um dort die erste
     „Villa Viva“ zu verwirklichen.                                                                        Ich wollte mit Spaß
                                                                                                          und ohne Zeigefinger

„Wasser für alle –
                                                                                                             soziale Themen
                                                                                                              voranbringen.

                                                                                                      Heißt das, das Thema Wasser war dann
                                                                                                      eigentlich ein Zufall?

 alle für Wasser!“
                                                                                                      Ehrlich gesagt ja. Unser Ausgangspunkt
                                                                                                      war nicht das Thema Wasser an sich,
                                                                                                      sondern das Netzwerk und die Idee vom
                                                                                                      positiven Spirit, vom „Viva“, die wir in
                                                                                                      die Welt tragen wollten. Wir haben uns
                                                                                                      dann schon bewusst dazu entschieden,
                                                                                                      uns des Themas Wasser anzunehmen,
      Das Interview führte Philipp Langenbach,                                                        weil es uns begeistert und wichtig ist.
      Leiter Marketing & PR bei der UmweltBank                                                        Wasser war aber tatsächlich erst der
                                                                                                      zweite Schritt.

                                                                                                      Wie kam es dazu?
                                                                                                      Angefangen hat das mit einem Trai­
                                                                                                      ningslager 2005 auf Kuba. Wir wurden
                                                                                                      auf die Wassersituation und die Projekte
                                                                                                      der Welthungerhilfe vor Ort aufmerk­
                                                                                                      sam. Es gab ein Ziel: 50.000 Euro für die
                                                                                                      kubanischen Kindergärten und die
                                                                                                      Trinkwasserspender dort zu sammeln.
                                                                                                      Und das war ja damals auch ein bisschen
                                                                                                      Utopie! Schaffen wir das überhaupt, die­
                                                                                                      ses Geld zusammenzubekommen in nur
                                                                                                      einem Jahr. Und der FC St. Pauli war
                                                                                                      damals dritte Liga. Nicht nur wir waren
                                                                                                      pleite, auch der Verein war pleite. Mehr
                                                                                                      als dieses erste Projekt konnten wir uns
                                                                                                      da gar nicht vorstellen. Das große Glück
                                                                                                      war, dass uns ganz viele Leute, vor allem
                                                                                                      die Fans,
                                                                                                          >>   unterstützt haben.

14                                               Bank & Umwelt Sommer/Herbst 2021                                                           15
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
INTERVIEW

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           FOTO: ALEXANDER PROBST
                     Wie oft kommen denn Fußballprofis in                                                   andere – so wurde Viva con Agua sehr
                     Berührung mit sozialen Problemen und                                                   schnell sehr wirksam.
                     engagieren sich? Oder ist das eher ein
                                                                       Viva von Agua war                                                                         Benjamin Adrion
                     spezielles St.-Pauli-Ding?                        von Anfang an ein                    Was ist der Zweck von Viva von Agua?
                     Es unternehmen ja viele Fußballer was.                                                 Wir bestehen alle aus Wasser, deshalb                ist Organisationsentwickler und Initi­
                     Ob das Philipp Lahm und Oliver Kahn
                                                                       Netzwerk, bei dem                    sollten wir auch alle sauberes Wasser zum            ator von Viva con Agua und leitet
                     mit ihren Stiftungen sind, oder aktuell           jeder mitmachen                      Trinken haben. Es geht aber um mehr! Es              inzwischen die Viva con Agua Stiftung.
                     Joshua Kimmich und Leon Goretzka mit                                                   geht auch immer um Verbindungen, Aus­
                     „We Kick Corona“. Aber klar, ohne den FC
                                                                             konnte.                        tausch, Kooperation, Zusammenarbeit,                 Als ehemaliger Fußballprofi spielte
                     St. Pauli und dieses besondere Netzwerk,                                               Netzwerke, Community, Synergien und so               er u. a. beim VfB Stuttgart, Eintracht
                     das den Verein umgibt, wäre Viva con        Ideen mit dem Beruflichen so gut wie bei   weiter. Das ist unser Erfolgsrezept. Ein             Braunschweig und beim FC St. Pauli.
                     Agua nicht entstanden. Es gibt beim FC      keinem anderen Verein vereinen konnte.     Ökosystem aus Verbindungen und Koope­                Er beendete seine Karriere, um sich
                     St. Pauli diesen krassen Unterschied zwi­       Viva von Agua war von Anfang an        rationen. So drückt das auch unser Motto             Viva con Agua zu widmen.
                     schen Beliebtheit und sportlichem Erfolg,   ein Netzwerk, bei dem jeder mitmachen      aus: „Wasser für alle – alle für Wasser“.
                     das ist wirklich einzigartig. Ich hatte     konnte. Die Fans und das kulturelle             Wasser ist wichtig, aber auch nicht             2009 wurde er mit dem Bundesver­
                     meine schönste Fußballzeit in Hamburg.      Netzwerk des FC St. Pauli haben gleich     alles! Es geht bei Viva con Agua auch um             dienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
                     Einfach weil der Verein etwas ganz          voll mitgezogen. Sei es ein Bela B., Tim   das „Viva“. Wir wollen noch weitere Pro­
                     Besonderes ist und ich meine privaten       Mälzer, Heinz Strunk, Elton und viele      jekte starten, Raum für Vernetzung
                                                                                                            schaffen und unseren positiven Spirit
                                                                                                            verbreiten.
                                                                                                                                                              Villa Viva finanzieren. Uns ist wichtig, dass   es Luft, Wasser oder Boden – wir nehmen     Nur, wie schafft man das? Höhere Preise?
FOTO: ANDRIN FRETZ

                                                                                                            Ihr bietet auch ein eigenes Mineralwasser         keine Spendengelder für den Aufbau eines        uns einfach immer noch mehr heraus.         Verbote?
                                                                                                            an – worum geht es da?                            Social Business verwendet werden.               Das sieht man auch gut an der Ver­          Eine reine Selbstverpflichtung der Ver­
                                                                                                            Ja, wir vertreiben unser Mineralwasser                                                            schmutzung der Meere. Wir in den Indus­     braucher klappt natürlich nicht. Der Ver­
                                                                                                            über eine eigene GmbH, die zu 60 % unse­          Die UmweltBank ist ja auch ein Teil             trienationen sind das schlechte Vorbild     braucher kann das nicht allein stemmen.
                                                                                                            rer Stiftung und dem Verein gehört, und           ­dieser Idee.                                   an nicht nachhaltiger Lebensweise, dem      Wir alle wurden schon immer dazu erzo­
                                                                                                            zu 40 % unserer „Investoren-Gang“. Die             Ja, das freut mich sehr. Gemeinsam mit         die Länder des Globalen Südens nach­        gen, unhinterfragt Fleisch zu konsumieren.
                                                                                                            haben dabei den Anspruch, dass alles, was          der UmweltBank sind wir seit geraumer          eifern.                                     Sei es durch Verpackungen, die schön abge­
                                                                                                            wir mit dem Wasser verdienen, wieder               Zeit dabei, die größte Villa Viva in Ham­          Die Weltbevölkerung wächst stetig       packte Lyoner oder die Scheibe Wurst für
                                                                                                            zurück in soziale Geschäftsmodelle und             burg entstehen zu lassen. Wir werden das       und alle wollen berechtigterweise mehr      die Kinder beim Metzger. Jetzt von den
                                                                                                            Projekte investiert wird. Und zwar sowohl          eigentliche Flaggschiff der Idee, an dem       Wohlstand und dieselben Lebensbedin­        Verbrauchern zu erwarten, diese tief ver­
                                                                                                            bei Viva con Agua als auch bei den ande­           wir nun gemeinsam schon vier Jahre             gungen wie hier. Mit welchem Recht wol­     wurzelten Erfahrungen plötzlich aufzuge­
                                                                                                            ren Geschäftsideen in unserem Netzwerk,            arbeiten, im Juli der Öffentlichkeit vor­      len wir Milliarden Menschen in sich ent­    ben, wird nicht funktionieren und ist ein­
                                                                                                            wie zum Beispiel bei Goldeimer, dem                stellen. Es freut mich sehr, dass wir hier     wickelnden Ländern sagen, dass sie nicht    fach unfair. Es muss andere Eingriffe geben,
                                                                                                            nachhaltigen und sozialen Toilettenpapier.         tolle Leute zusammenbringen, inklusive         ebenso leben dürfen wie wir? Wir müs­       seien es Vorgaben an Werbung und Verpa­
                                                                                                            Goldeimer verkauft neu auch „Normale               einer tollen Bank, mit der wir das Projekt     sen anfangen, ein neues Leben zu definie­   ckung oder andere Anreize. Die Märkte so
                                                                                                            Seife“ – vegan, bio und sozial.                    finanzieren wollen.                            ren. Dabei dürfen wir uns nicht zurück­     wie sie heute sind, regeln das nicht, das
                                                                                                                                                                                                              entwickeln und wieder mit der Kutsche       sehen wir doch ganz klar. Es muss neue
                                                                                                            Die Kraft dieses Netzwerks soll die neu-                                                          fahren, sondern neue Wege finden und        politische Rahmenbedingungen geben.
                                                                                                            este Idee „Villa Viva“ noch verstärken –                                                          definieren. Das geht nur mit der entspre­
                                                                                                            was steckt dahinter?                                                                              chenden Rahmensetzung der Politik und       Wie nachhaltig würden Sie Ihren eigenen
                                                                                                            „Villa Viva“ ist ein ganz neues Spielfeld für          Das größte Problem                         mit einem gewaltigen Umsteuern.             Lebens­stil einschätzen?
                                                                                                            uns. Die Vision ist, ein Netzwerk an Orten                                                                                                    Uh, geht so. Ich bin jetzt in Südafrika und
                                                                                                                                                                   ist in meinen Augen
                                                                                                            zu schaffen, an denen die „Viva-Kultur“                                                           Haben Sie eine konkrete Stellschraube       ich bin jetzt natürlich nicht mit dem Segel­
                                                                                                            spürbar wird. An diesem Ort, der Hotel,               eindeutig der massive                       im Kopf?                                    boot hierhergefahren. Mein Ressourcen­
                                                                                                            Gastronomie, Eventbühne und Diskussi­                                                             Ich habe gerade erst in einem Interview     verbrauch ist schon dadurch deutlich
                                                                                                                                                                   Verbrauch an natür­
                                                                                                            onsforum vereint, sollen Menschen zusam­                                                          die Aussage gelesen, dass wir unseren       höher als er sein sollte, einfach weil ich auf
                                                                                                            menkommen, übernachten, Spaß haben                      lichen Ressourcen.                        Fleischkonsum halbieren sollten. Das        der industriellen Seite der Welt groß
                                                                                                            und gemeinsam nachhaltige Dinge entwi­                                                            wäre doch mal ein Anfang und eigentlich     geworden bin. Ja, ich besitze ein iPhone
                          Viva con Agua aktiviert und inspiriert – für eine Welt ohne Durst!                ckeln. Wir wollen Menschen dazu inspirie­                                                         absolut einfach umsetzbar. Kühe produ­      und ich verzichte auch nicht komplett auf
                                                                                                            ren, aktiv zu werden und sich sozial zu           Mal abseits der konkreten Aktivitäten           zieren eine ähnliche Menge an Treib­        Fleisch. Wegen Viva con Agua bin ich
                          Viva con Agua ist ein internationales Netzwerk von Menschen und Organisatio­      engagieren. Das muss nicht zwangsläufig           von Viva con Agua. Was ist für Sie das          hausgasen wie Autos und die Fleischpro­     gezwungen, viel in der Welt unterwegs zu
                          nen, das sich für den sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer       bei Viva con Agua sein, aber natürlich in         drängendste Umwelt­problem – und was            duktion an sich verursacht einen enor­      sein. Aber was wäre denn die Alternative?
                          Grundversorgung einsetzt. 2006 wurde der gemeinnützige Verein Viva con Agua       irgendeiner Weise nachhaltig. Und natür­          müssten wir Ihrer Meinung nach dage-            men Wasserverbrauch. Nur um unseren         Wenn ich alles aufs Minimum ein­
                          de Sankt Pauli ins Leben gerufen. Inzwischen unterstützen die Vision „WASSER      lich wollen wir damit Geld für unsere Was­        gen tun?                                        Fleischhunger zu stillen! Da wird doch      schränke, kann ich auch nichts bewirken.
                          FÜR ALLE – ALLE FÜR WASSER“ mehr als 15.000 ehrenamtliche Supporter, die          serprojekte generieren.                           Das größte Problem ist in meinen Augen          klar, wie wirkungsvoll diese Maßnahme       Ich versuche mich zu optimieren, tauge
                          mit zahlreichen Aktionen und ebenso viel Spaß Spenden für WASH-Projekte                Die erste Villa Viva eröffnet jetzt gerade   eindeutig der massive Verbrauch an              wäre. Es geht da ja um nichts Überle­       aber bestimmt nicht zum Vorbild.
                          weltweit sammeln – darunter viele Künstler und Musiker. Gemeinsam mit der         hier in Südafrika in einem der ältesten           natürlichen Ressourcen. Wenn man sich           benswichtiges! Wir müssen nicht jeden
                          Welthungerhilfe und lokalen Partnerorganisationen konnte die Bewegung so          Backpacker-Hotels von Kapstadt. Es freut          hier in Südafrika Luftbilder von Goldmi­        Tag Fleisch essen. Es ist eben unsere       Für mich sind Sie ein Vorbild in Sachen
                          bereits über drei Millionen Menschen in WASH-Projekten (WAter, Sanitation,        mich, dass wir dafür über 20 Investor_            nen anschaut, ist klar zu sehen, wie der        Gewohnheit und einfach unreflektierter      Engagement.
                          Hygiene) erreichen.                                                               innen aus Kultur und Sport gewonnen               Mensch den Planeten ausgenommen,                Genuss. Lasst uns doch die halbe Menge
                                                                                                            haben, die hinter der Idee stehen und die         ausgelaugt und dann verscherbelt hat. Sei       Fleisch essen und damit mal loslegen.       Vielen Dank für das Gespräch.
WASSER Nach uns die Sintflut? - Nr. 86 Sommer/Herbst 2021 - UmweltBank
TRINKWASSERVERSORGUNG

                                                                                                                                           FOTO: UNSPLASH.COM

                                                                                                                                                                        FOTO: GENARO+DIAZ+MELENDREZ – STOCK.ADOBE.COM
                                                                                                                                                                                                                                                                        Bleirohre
                                                                                                                                                                                                                                                                        Bleirohre können zu bleihaltigem Trinkwasser führen, dessen Kon­
                                                                                                                                                                                                                                                                        sum gesundheitsschädigend sein kann. In der Regel tritt laut Umwelt­
                                                                                                                                                                                                                                                                        bundesamt das Problem in älteren Gebäuden auf (Baujahr vor 1973).
                                                                                                                                                                                                                                                                        Wird der Bleigrenzwert im Wasser nicht eingehalten, stehen Haus­
                                                                                                                                                                                                                                                                        besitzer und Wasserwerke in der Pflicht, Bleileitungen auszutau­
                                                                                                                                                                                                                                                                        schen. Die UmweltBank unterstützt ökologische Sanierungsmaßnah­
                                                                                                                                                                                                                                                                        men wie diese mit dem UmweltWunschkredit.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Weitere Infos zu Blei im Trinkwasser gibt es hier:
                                                                                                                                                                                                                                                                        https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/
                                                                                                                                                                                                                                                                        essen-trinken/blei-im-trinkwasser#unsere-tipps

                                                                                                                                                                                                                        Trinkwasser ist für alle da                                        Schnitt 0,5 Cent“, sagt Franziska Killiches, Vorstän­
                                                                                                                                                                                                                                                                                           din des Vereins a tip: tap, der sich unter anderem aus
                                                                                                                                                                                                                        In der EU gibt es immer wieder mal die Forderung,                  Umweltgründen für Leitungswasser stark macht.
                                                                                                                                                                                                                        die Wasserversorgung komplett zu privatisieren. Ein
                                                                                                                                                                                                                        umstrittenes Thema, schließlich ist das Recht auf                  Kein Kistenschleppen mit
                                                                                                                                                                                                                        Trinkwasser von den Vereinten Nationen als                         Leitungswasser
                                                                                                                                                                                                                        menschliches Grundrecht verbrieft. Bei einer kom­
                                                                                                                                                                                                                        pletten Privatisierung erhielte das Profitstreben Vor­             Während Leitungswasser aus dem Hahn ins Glas oder
                                                                                                                                                                                                                        rang vor diesem Grundrecht. Wäre Wasser überwie­                   in die Karaffe fließt, müssen Mineralwasser-Käufer
                                                                                                                                                                                                                        gend in privater Hand, könnte diese den Preis fest­                Flaschen und Kisten schleppen oder sich bringen las­
                                                                                                                                                                                                                        legen und nach oben treiben – mit Nachteilen für jene,             sen. Womit man auch schon beim ökologischen Nach­

Dreh' mal den Hahn auf!
                                                                                                                                                                                                                        die sich Wasser dann finanziell nicht leisten könnten.             teil des Transports sowie bei den Vor- und Nachteilen
                                                                                                                                                                                                                             In der EU haben 2014 die Gewerkschaften und                   von Ein- und Mehrwegflaschen und Glas oder Kunst­
                                                                                                                                                                                                                        die Europäische Bürgerinitiative „Right2Water“ eine                stoff wäre. Als Faustregel für umweltbewusste Ver­
                                                                                                                                                                                                                        Privatisierung von Trinkwasser erfolgreich ausge­                  braucher wird oft genannt: Mehrwegflaschen aus der
                                                                                                                                                                                                                        bremst. Ihre Position: Wasser darf keine Handels­                  Region gelten aus Umweltsicht als beste Wahl. „Sie
Text: Florian Schultz                                                                                                                                                                                                   ware sein, die Wasserversorgung gehört in die                      verbrauchen auf ihrem Lebensweg weniger Rohstoffe
                                                                                                                                                                                                                        öffentliche Hand und jeder muss Zugang zu saube­                   und Energie und tragen weniger zum Treibhauseffekt
Das Umweltbundesamt nennt es

                                                                                                              FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA
                                                                                                                                                                                                                        rem Trinkwasser haben.                                             bei“, erklärt etwa die Verbrau­cher­­zentrale.
das „bestüberwachte Lebens­mittel                                                                                                                                                                                       Trinkwasser genügt höchsten                                        Staatliches Bio-Siegel für
in Deutschland“: Immer wieder wird                                                                                                                                                                                      Anforderungen                                                      Mineralwasser gibt es nicht
unserem Trink­wasser eine Top­                                                                                                                                                                                          Rund 6.000 Wasserversorgungsunternehmen gibt                       Und was ist mit Bio-Mineralwasser? Ein offizielles
qualität bescheinigt. Also Hahn auf                                                                                                                                                                                     es in Deutschland. Die Mehrzahl sind kleinere —                    Bio-Lebensmittel ist es streng genommen nicht – es
                                                                                                                                                                                                                        Versorger, die oftmals von der Kommune selbst                      fällt nicht unter die EU-Öko-Verordnung. Nach einer
und das kühle Nass trinken? Das hat                                                                                                                                                                                     betrieben werden. Wasser als Teil der öffentlichen                 Entscheidung des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr
viele Vorteile – im Gegen­satz zur                                                                                                                                                                                      Daseinsvorsorge – das muss so bleiben, findet                      2012 kann ein Mineralwasser trotzdem „Bio“ sein:
                                                                                                                                                                                                                        Hans-Jürgen Grummt vom Umweltbundesamt                             wenn es die gesetzlichen Grenzwerte für Schadstoffe
Privati­sierung des Trinkwassers.                                                                                                                                                                                       (UBA). „Trinkwasser ist aktuell das bestüberwachte                 deutlich unterschreitet. „Der Umstand, dass der
                                                                                                                                                                                                                        Lebensmittel in Deutschland“, fügt er im Interview                 Gesetzgeber bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen

E
      s ist ein Lebensmittel, das einfach unersetzlich                                                                                                                                                                  der „Bank & Umwelt“ hinzu.                                         eine gesetzliche Regelung für die Verwendung von
      ist: Ohne Wasser geht es nicht. Doch weltweit                                                                                                                                                                          In der Trinkwasserversorgung sind Grenzwerte                  „Bio“ getroffen hat, führt nicht dazu, dass diese
      gibt es einen Kampf um das kühle Nass. Global                                                                                                                                                                     für möglicherweise schädliche Stoffe im Wasser fest­               Bezeichnung beim Fehlen einer gesetzlichen Rege­
agierende Unternehmen kaufen Wasserrechte von            Refill Station                                                                                                                                                 gelegt. Deren Einhaltung wird permanent von den                    lung nicht verwendet werden darf“, hieß es in der
staatlichen Behörden in Afrika und Asien. Experten                                                                                                                                                                      Gesundheitsämtern überwacht. Dabei helfen Kom­                     Entscheidung. Die Kunden erwarteten allerdings
bohren dort Brunnen, über die mit Hilfe einer spe­       Es ist ein Konzept, das bundesweit verbreitet ist:                                                                                                             missionen, denen Vertreter der Wasserversorger, von                von einem Bio-Mineralwasser, dass es frei von
ziellen Technik direkt aus dem Grundwasser abge­         In Geschäften, Cafés, Restaurants und anderen                                                                                                                  Verwaltungen und aus der Wissenschaft angehören.                   Zusatzstoffen sei. Außerdem müssten die Rück­
pumpt wird. Das Wasser wird in Abfüllanlagen             Einrichtungen ist auf Türen oder Fenstern ein                                                                                                                  Bei Bedarf werden Grenzwerte auch angepasst – „was                 stände von Schadstoffen deutlich unter den Höchst­
gereinigt und verkauft – letzteres nicht unbedingt       runder blauer Aufkleber „Refill Station“ zu                                                                                                                    etwa unlängst die Absenkung des maximalen Blei­                    werten liegen, die für natürliche Mineralwasser gel­
vor Ort, sondern anderswo auf dieser Welt. Das ist       sehen. Was bedeutet: Dort ist es möglich,                                                                                                                      werts zeigt“, sagt Grummt. Darum: Leitungs­   wasser               ten. Zertifizierungsstellen können die Kriterien für
nicht nur sozial fatal, wenn es den Menschen in          Leitungswasser kostenfrei in mitgebrachte
                                                         ­                                                                                                                                                              kann ohne Bedenken getrunken werden.                               privatrechtliche Siegel eigenständig festlegen.
Asien und Afrika an Wasser fehlt. Es bedeutet auch       Flaschen abzufüllen. So vermeidet man Müll
                                                         ­                                                                                                                                                                   Was zudem mit Abstand preisgünstiger ist, als                      Letztendlich ist es für viele eine Frage der
eine Belastung für die Umwelt. Nicht zuletzt, wenn       und tut nicht nur seinem Portemonnaie etwas                                                                                                                    Mineralwasser aus dem Supermarkt zu konsumie­                      Gewohnheit, welches Wasser sie trinken. Aber klar ist
das Wasser per Flugzeug etwa nach Europa trans­          Gutes, sondern auch der Umwelt.                                                                                                                                ren. „Ein Liter Mineralwasser kostet zwischen 19 und               auch: Jeder kann seinen Konsum hinterfragen und
portiert wird.                                                                                                                                                                                                          50 Cent, ein Liter Leitungswasser hingegen im                      mit seiner Entscheidung etwas für die Umwelt tun.
INFOGRAFIK

                                                                                                                                            147 l

Fakten rund
                                                                                                                                           (1990)

ums Wasser
                                                                                                                                                                                                                                                  2019       2020
                                                                                                                                          132 l          129 l                                                         129 l
                                                                                                                                                        (2000)                                       127 l            (2020)           10,89                            10,40
                                                                                                                                         (1995)
                                                                                                                                                                                                    (2018)                           Milliarden                        Milliarden
                                                                                                                                                                                                                                       Liter                             Liter
                                                                                                                                                                                   123 l
                                                                                                                                                        125 l                     (2016)
Von den Vereinten Nationen ist das Recht auf                                                                                                           (2005)                                                 125 l                     Mineralwasser-Absatz
                                                                                                                                                                                                             (2019)
Trinkwasser als menschliches Grundrecht verbrieft.                                                                                                             121 l
                                                                                                                                                                          123 l
                                                                                                                                                                         (2015)
                                                                                                                                                                                            123 l
                                                                                                                                                                                           (2017)
                                                                                                                                                                                                                                           im Corona-Jahr
In Deutschland kann man es direkt aus der Leitung                                                                                                             (2010)                                                                  Der Absatz von Mineral- und Heilwasser der
trinken. Das ist nicht nur günstiger als Mineral-                                                                                                                                                                                    deutschen Mineralbrunnen ging im Jahr 2020,
                                                                                                                                                                                                                                       in dem Gastronomie und Hotellerie lange
wasser aus dem Supermarkt – auch in ökologischer                                                                                                  Wassernutzung im Corona-Jahr                                                         geschlossen blieben, um etwa 4,5 Prozent
Hinsicht spricht vieles für Leitungswasser.                                                        Wasser von                                   In Deutschland stieg der Wassergebrauch nach einer                                         zurück. Trotzdem sank der Wasser-
                                                                                                                                              vorläufigen Bestandsaufnahme im Jahr 2020 deutlich an:                                          verbrauch seit 1990, damals
                                                                                                morgens bis abends                                 auf im Schnitt 129 Liter Trinkwasser pro Person                                             waren es noch 147 Liter pro
                                                                                                Wofür Trinkwasser im Haushalt                   am Tag – vier Liter mehr als 2019. 1990 waren es noch                                                Person pro Tag.
                                                                                                       verwendet wird:                                       147 Liter pro Person pro Tag.

                          2,2 Milliarden                                                                         4%                                   7,9%
                            Menschen                                                                                                                               Nie
                    weltweit haben keinen Zugang
                                                                                                                 Essen und
                                                                                                                  Trinken                         7,5%
                      zu sicherem Trinkwasser
                                                                                         27%
                                                                                       Toilettenspülung
                                                                                                                                                     Selten
                                                                                                                                                                     Wie oft
                                                                                                                                                                   trinken Sie
                                                                                                                       12%                                      Leitungswasser?                         43,4%
                                                                                                                          Wäsche
                                                                                                                          waschen
                                                                                                                                        17%
                                                                                                                                         Ab und zu
                                                                                                                                                             Im Rahmen der Langzeitstudie
                                                                                                                                                                „Qualität und Image von
                                                                                                                                                                                                         Mehrmals täglich

                                                                                                                                                          Trinkwasser in Deutschland (TWIS)“
                          4,2 Milliarden                                                                                                                      wurden auch 2019/20 wieder
                            Menschen                                                                                                                           tausende Menschen nach
                                                                                                                                                                   ihrem Umgang mit
                    – also mehr als 55 Prozent der

                                                                                  6%
                                                                                                                                                                  Trinkwasser befragt.
              Weltbevölkerung – haben keinen Zugang zu
                       sicheren Sanitäranlagen.

                                                                                  Reinigung,
                                                                                                                                                              24,2%
                                                                                                                                                     Jeden Tag oder fast jeden Tag
                                                                                                                                                                                                                                                  Gar nicht prickelnd

                                                                                                         36%
                                                                                  Autopflege,                                                                                                                                                  Von rund 1,1 Milliarden Litern des nach
                                                                                    Garten                                                                                                                                                   Deutschland importierten Mineralwassers
                                                                                                                                                                                                                                              (2019) waren 86,6 % ohne Kohlensäure.
                                                                                                        Baden, Duschen,
                                                                                                                                                                                                                                                     Hauptquelle ist Frankreich.
                                                                                                         Körperpflege
                      Etwa 4 Milliarden
                         Menschen
                 leben in Regionen, die in mindestens
                      einem Monat pro Jahr von
                hoher Wasserknappheit betroffen sind.                                                                                     CO2-Fußabdruck von Flaschen-                                                   0,35 g
                                                                                                                                               und Leitungswasser                                                        Leitungs-
                                                                                                                                                                                                                                                                       202,74 g
                                                                                                                      6%
Quellen: Wasserstatistik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft                                                                                                                                             wasser
                                                                                                                                       Mit einem Umstieg auf Leitungswasser könnte Deutschland

                                                                                           9%
(BDEW bezogen auf Haushalte und Kleingewerbe, mit vorläufigen Schätzungen                                                                                                                                                                                               Flaschen-
 für 2020); Verband kommunaler Unternehmen (VKU); UN-Weltwasserbericht 2021;                                                           – laut einer Untersuchung im Auftrag des Vereins a tip: tap –
                                                                                                                                                                                                                                                  CO2-Äquivalent         wasser
die UNESCO koordiniert für die Vereinten Nationen die Erstellung des jährlichen                                                               jedes Jahr drei Millionen Tonnen CO2 einsparen.
Weltwasserberichts; Verband Deutscher Mineralbrunnen – vorläufige Branchen-                                                                                                                                                                         pro Liter
daten 2020; Alpen-Initiative; a tip: tap e.V.; Statistisches Bundesamt                    Kleingewerbe
                                                                                                                      Geschirr-
                                                                                                                       spülen
20                                                                                                                                  Bank & Umwelt Sommer/Herbst 2021                                                                                                                     21
DIE SCHÖNSTEN SEEN

                                 Auszeit am Wasser
                                                                                                                                                                                                              Das Lychener

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       FOTO STADTSEE LYCHEN: C. BLENN, TI LYCHEN
                                                                                                                                                                                                              7-Seenparadies

                                                                                                                                                                                               L
                                 Aufatmen, erholen, Natur ent­decken und vielleicht etwas Neues erleben – das klingt                                                                                                ychen ist eine Altstadtinsel inmitten des
                                                                                                                                                                                                                    Naturparks Uckermärkische Seen. Gleich
                                 nach Urlaub. Seen­land­schaften können all das vereinen. Allerdings soll die Umwelt unter                                                                                          ­sieben Seen glitzern in direkter Umgebung
                                 dem Aufent­halt nicht ­leiden. Wir stellen drei herrliche deutsche Seen vor, bei denen sich                                                                                  um die Wette.
                                                                                                                                                                                                              Lychen ist als die Flößerstadt bekannt. Früher wur­
                                 Urlaubs­freude und Naturschutz nicht ausschließen ­müssen. Tauchen Sie ein.                                                                                                  den Baumstämme zu großen Flößen verbunden und
                                 Text: Barbara Ward                                                                                                                                                           gelangten bis nach Hamburg. Noch heute kann man
                                                                                                                                                                                                              die Lychener Seen auf speziellen Floß-Touren erkun­
                                                                                                                                                                                                              den. Segeln, Kajakfahren und Baden gehören eben­
                                                                                                            Moin Moin am
FOTO: ANDREA – STOCK.ADOBE.COM

                                                                                                                                                                                                              falls zum Wassersportangebot. Auch das Angeln ist         Die mietbaren Haus­boote sind mit emissionslosem Antrieb ausgestattet.

                                                                                                            Großen Plöner See
                                                                                                                                                                                                              auf allen sieben Seen erlaubt. Allerdings gibt es
                                                                                                                                                                                                              Schonzeiten, die eingehalten werden müssen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       FOTO FLÖSSERFEST: J. RENSCH, TI LYCHEN
                                                                                                                                                                                                                   Schon die Anreise nach Lychen lässt sich ohne

                                                                                                            V
                                                                                                                     on den 200 Seen der Holsteinischen Schweiz                                               Massentourismus absolvieren: nämlich mit dem
                                                                                                                     kann es für die Holsteiner_innen nur einen                                               Boot über die Havel-Wasserstraße. Einmal ange­
                                                                                                                     geben: Sie haben den Großen Plöner See                                                   kommen, kann man sogar die Nacht auf dem Was­
                                                                                                            bereits siebenmal in Folge zu ihrem Lieblingssee                                                  ser verbringen. Dafür gibt es in Lychen einige
                                                                                                            gewählt. Neben seinem faszinierenden Panorama                                                     Hausboote. Diese sind mit emissionslosem Antrieb
                                                                                                            bietet der Plöner See zahlreiche Aktivitäten, bei­                                                und Solarpaneelen auf dem Dach buchbar.
                                                                                                            spielsweise das Wasserwandern: Dafür leiht man                                                         Bereits 2012/13 ging die Uckermark als Sieger
                                                                                                            sich ein Kanu und paddelt von See zu See. Zu den                                                  im ersten Bundeswettbewerb „Nachhaltige Touris­
                                                                                                            Kanuten gesellen sich Segler, Wind- und Kite-Sur­                                                 musregionen“ hervor. Seit Februar 2018 ist die
                                                                                                            fer, Angler und Stand-up-Paddling-Begeisterte.                                                    Uckermark von TourCert als „Nachhaltiges Reise­
                                                                                                            Wer es etwas gemächlicher mag, lässt sich mit                                                     ziel zertifiziert“. Bester Beweis dafür ist das Wap­
                                                                                                            einem der drei Schiffe der Plöner Motorschiff­                                                    pentier der Uckermärkischen Seen: Der Fischadler
                                                                                                            fahrt entspannt über den See schippern.                                                           lebt hier mit über 30 Brutpaaren in ungewöhnlich
                                                                                                                  Am See verteilt gibt es 13 Badestellen. Ein beson­                                          großer Anzahl.                                            Lychen ist unter anderem als Stadt der Flößer_innen bekannt.
                                                                                                            ders schönes Fleckchen ist die Prinzeninsel. Hier
                                                                                                            kommt man zwar nur zu Fuß hin, dafür ist ein herr­
                                                                                                            licher Blick über den See garantiert.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Sommerfrische am

                                                                                                                                                                       FOTO: HOCHSCHWARZWALD TOURISMUS GMBH
                                                                                                                  Die Holsteinische Seenplatte ist ein wichtiger

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Schluchsee
                                                                                                            Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. So gedeiht
                                                                                                            das seltene Große Nixenkraut im Suhrer See, gedul­
                                                                                                            dige Beobachter können den Eisvogel am Behler See

                                                                                                                                                                                                                                                                                               D
                                                                                                            beobachten und über allem kreist der stolze Seead­                                                                                                                                          er Schluchsee ist nicht nur der größte See
                                                                                                            ler. Sogar der Fischotter, der bereits als ausgestorben                                                                                                                                     im Schwarzwald, sondern auch die höchst­
                                                                                                            galt, ist zurückgekehrt. Der gute ökologische Zustand                                                                                                                                       gelegene Talsperre Deutschlands. Angler,
                                                                                                            ist dem großen Engagement vieler lokaler Akteure                                                                                                                                    Taucher, Surfer und Segler finden am Schluchsee
                                                                                                            zu verdanken. Dafür erhielt der Landschaftsraum                                                                                                                                     erstklassige Sportmöglichkeiten vor. Genauso gut
                                                                                                            Holsteinische Schweiz und seine Gewässer 2019 den                                                                                                                                   lässt sich die Zeit bei einer gemütlichen Paddel­
                                                                                                            Titel „Lebendiger See“ der internationalen Umwelt­                                                                                                                                  tour mit Leihboot oder einer Rundfahrt auf der
                                 Schon siebenmal in Folge Holsteins Lieblingssee: der Große Plöner See.     stiftung Global Nature Fund (GNF).                                                                                                                                                  MS Schluchsee verbummeln.
                                                                                                                                                                                                              Der Schluchsee lädt zu einer entspannten Bootstour ein.                                Im Sommer genießen Ruhesuchende die lan­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                gen Strände und das klare Wasser; der Schluchsee
                                                                                                                                                                       FOTO: HOCHSCHWARZWALD TOURISMUS GMBH

                                                                                                                                                                                                                                                                                                gilt seit Jahren als einer der saubersten Badeseen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Deutschlands. Am fast überall frei zugänglichen
                                                             Tipps für den bewussten Urlaub am See                                                                                                                                                                                              Ufer findet man noch einsame Ecken.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Aber Achtung: Der Sprung ins kühle Nass ist
                                                             • Möglichst mit dem Zug anreisen               • Sonnencreme vor dem Baden gut                                                                                                                                                     selbst im Sommer überaus erfrischend. Denn
                                                             • Nachhaltige Anbieter bevorzugen                einziehen lassen oder erst nach dem                                                                                                                                               durch seine Größe wärmt der See nur langsam
                                                               (z. B. Unterkunft & Restaurant)                Baden auftragen                                                                                                                                                                   auf. Dafür lockt das beheizte Freibad – direkt am
                                                             • Schutzgebiete einhalten und nicht betreten   • Keine Spuren am See hinterlassen                                                                                                                                                  See gelegen – mit einer Riesenrutsche.
                                                                                                            • Unterstützen Sie lokale Natur- und                                                                                                                                                     Der Hochschwarzwald ist von TourCert als
                                                             • Nur an ausgewiesenen Badezonen ins                                                                                                                                                                                               „Nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnet. Wer bei sei­
                                                               Wasser gehen                                   Artenschutzprojekte mit einem Besuch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                ner Reise auf sanften Tourismus setzt, findet in der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                gesamten Region viele nachhaltige Angebote.
                                                                                                                                                                                                              Region mit großem nachhaltigen Tourismusangebot: der Hochschwarzwald.

                                 22                                                                                                                                                                           Bank & Umwelt Sommer/Herbst 2021                                                                                                   23
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