Wasserversorgung im 21. Jahrhundert - sind wir in der Krise? - Urs von Gunten Eawag, das Wasserforschungsinstitut des ETH Bereichs EPFL, Ecole ...
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Wasserversorgung im 21. Jahrhundert – sind wir in der Krise? Urs von Gunten Eawag, das Wasserforschungsinstitut des ETH Bereichs EPFL, Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne
Trinkwasser: Wechselspiel zwischen Quantität und Qualität Quantität Qualität § Niederschläge § Hygiene § Speicherkapazität Viren, Bakterien, Protozoen § Wassernutzungen § Chemische Parameter Wasserhärte, pH, DOC Sauerstoffgehalt Geschmack, Geruch, Farbe Spurenstoffe (anorganisch/organisch)
Wasserkrise Kapstadt 2017/2018 Frankfurter Allgemeine 15.3.2018 https://www.kapstadtmagazin.de/wasser-sparen-kapstadt
Von Kapstadt zu Knappstadt: Knapp geschafft! km3 1 0.8 Kapazität Stauseen Wasserbedarf 0.6 0.4 Niederschlag 0.2 0 http://cip.csag.uct.ac.za/monitoring/bigsix.html
Trockenheit in der Schweiz 2018: Jahrhundert Regenmangel Aargauer Zeitung 3.8.2018 https://www.schweizersee.ch/lac_brenet/ Lac Brenet, Anthony Anex, Keystone
Niederschlag in der Schweiz – 1981-2010 Niederschlag Niederschlag Beobachtungen Beobachtungen 1981− 2010 Winter 1981− 2010 Sommer Sommer Winter 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Niederschlag (mm pro Tag) Niederschlag (mm pro Tag) © Klimaszenarien CH2018 © Klimaszenarien CH2018
Niederschlag in der Schweiz – Prognose 2060 Niederschlag Abweichung (%) Niederschlag Abweichung (%) Abweichung von der Normperiode 1981− 2010 Abweichung von der Normperiode 1981− 2010 2060 RCP8.5 2060 RCP8.5 Sommer Mittlere Schätzung Winter Mittlere Schätzung − 25 − 15 −5 5 15 25 − 25 − 15 −5 5 15 25 Abweichung (%) Abweichung (%) © Klimaszenarien CH2018 © Klimaszenarien CH2018
Wasserkrisen weltweit • Windhoek (Namibia, Ende 1970er Jahre) • Australien (2000er Jahre, Perth, Brisbane) • Kalifornien (Dürre: 2011-2017) • Singapur (Wasserautonomie) • …. San Francisco Chronicle, 20. Nov. 2018
Abwasser rezyklieren Wasser Meerwasser- sparen entsalzung Umkehrosmose Lösungsansätze Bewässerung Wasserkrisen Regenwasser Industrie Rory M. Shaw optimieren -nutzung Wetland Park, LA Wem gehört das Wasser? Lars Müller Verlag, 2006 Mehrere Künstliche Wasser- Grundwasser ressourcen Anreicherung
Abwasser rezyklieren Wasser Meerwasser- sparen entsalzung Bewässerung Regenwasser optimieren -nutzung Mehrere Künstliche Wasser- Grundwasser ressourcen Anreicherung
Mehrere Wasserressourcen Brunnen am Zumiker Rastplatz Mühlitobel, Zürichsee-Zeitung, 16. August 2016
Eine bewährte Lösung Wasserlieferungen der Wasserversorgung Zürich an 67 Gemeinden Sommer 2018 2017: 43 cm 2018: 51 cm D: 8 cm 5% des Zuflusses 3.9 km3 88 km2 Schaad, TA, Sept. 2018, A. Peter WVZ, Jan. 2019, http://www.hydrodaten.admin.ch/de/2104.html https://www.stadt-zuerich.ch/dib/de/index/wasserversorgung/wasserverteilung/versorgungsgebiet.html
Abwasser rezyklieren Wasser Meerwasser- sparen entsalzung Bewässerung Regenwasser optimieren -nutzung Künstliche Mehrere Grundwasser Ressourcen Anreicherung
Künstliche Grundwasseranreicherung im Hardwald BL
Infiltrationsgebiet Hardwald BL 8 m Infiltration pro Tag
Grundwassernutzung in der Schweiz: Rolle der künstlichen Anreicherung und des Uferfiltrats > 50000 Einwohner Künstlich angereichert 33% Uferinfiltrat 58% 9% Echtes Grundwasser < 10000 Einwohner 1% 10% 89%
Thur: Mögliche Kombination von Hochwasserschutz mit Grundwasseranreicherung Existierende Dämme Rückhaltefläche Notfallentlastung Schutzmass- nahmen M. Baumann, Amt für Umwelt, Kanton Thurgau
Abwasser rezyklieren Wasser Meerwasser- sparen entsalzung Bewässerung Regenwasser optimieren -nutzung Künstliche Mehrere Grundwasser Ressourcen Anreicherung
Der urbane Wasserkreislauf Industrie/Gewerbe Spitäler Geplantes/ungeplantes indirektes Recycling 20% 38% Schweiz Mehrstufige 42% 29% Aufbereitung 38% Einstufige Schweiz Aufbereitung Seewasser Keine Aufbereitung Grundwasser 33% Quellwasser
Der Rhein: Wasserressource und “Kanalisation” für 50 Mio Leute Trinkwasser aus dem Rhein: Indirekte Nutzung von rezykliertem Abwasser 3°E 4°E e 5°E 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E Internationale Flussgebietseinheit Rhein Bericht Teil A 11°E 12°E e K2 - Oberflächengewässer - Überblicksmessnetz: Chemische und z • Anteil rezykliertes Abwasser chemisch-physikalische Parameter rd 53°N Messstelle: Noo NL Messstelle am Rhein Hauptstrom 53°N Messstelle am Nebenfluss Niederlande IJsselmeer DE Internationale Flussgebietseinheit Rhein Ve Küstengewässer c hte IJ ssel Amsterdam Übergangsgewässer Den Haag Fließgewässer > 2.500 km² Basel ca. 10% 52°N Rotterdam Nederrijn/Lek Kanäle (Schiffsklasse ≥ Va) 52°N Seen Wa al Staatsgrenzen Lip pe Ländergrenzen Dortmund Städte Duisburg Essen Ru hr Düsseldorf 51°N Köln 51°N Niederlande ca. 30 – 60% Si eg W (BE) Rh ein aa l e eS La hn ch kis än Frankfurt a. M. 50°N Fr Wiesbaden S au e r 50°N l se LU Mainz o M R he M a in eg Na • Uferfiltration oder künstliche Luxembourg n itz Sa DE ar N ec Saarbrücken ka r e Metz 49°N ell os M 49°N FR Stuttgart Infiltration als wichtige Barriere Strasbourg Sa Me re u r Basel rth e Ill Rhin 48°N 48°N Bodensee Rhein • Physikalisch-chemische und Basel Zürich 1:2.300.000 (A3) Bregenz in he Aa re FL AT 47°N Alpenr 0 15 30 60 km CH Vaduz 47°N Koordinierungs- komitee Rhein ein errh e r r hei n Realisierung Vord Bundesanstalt für biologische Aufbereitung abhängig nt Gewässerkunde i H Datenquellen - Zuständige Behörden in der internationalen Flussgebietseinheit Rhein IT Stand: 46°N - This product includes geographical data licensed from European National Mapping Agencies. © EuroGeographics März 2007 5°E 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E 12°E von der Wasserqualität (CH
Trinkwasser als Multibarrierensystem Ressourcenschutz Aufbereitung Verteilnetz Rosario-Ortiz, F., Rose, J., Speight, V., von Gunten, U. and Schnoor, J. (2016) How do you like your tap water? Science 351(6276), 912-914.
Entwicklung der Trinkwasserprobleme in industrialisierten Ländern im 20. Jahrhundert Sandfiltration Biologie Chlorung Eutrophierung Hygiene akut Cholera Mikrobielle Typhus etc. Auferstehung Pflanzen 1960 Protozoen 1900 2000 Organische Chemikalien chronisch Krebs Disinfektionsnebenprodukte Chemie Endokrine Substanzen Reproduktion Pharmazeutika Fruchtbarkeit, Antibiotikaresistenz
http://www.who.int/gho/mortality_burden_disease/causes_death/top_10/en/ Häufigste Todesursachen (WHO 2016) Alle Alter Alter 5-14 Welt Welt Alle Alter Afrika Alter 5-14 Afrika
Künstliche Grundwasseranreicherung: Hardwald, Baselland 2. Vorbehandlung 3. Künstliche 4. 5. Verteilung 1. Rhein Pumpstation (Sedimentation / Schnellsand Filtration) Anreicherung Aktiv- nach UV- kohle Behandlung Abtrennung von Partikeln Biologische Spurenstoffe Physikalisch- Behandlung 120 Pharmazeutika chemische Pestizide 100 S 103 S 102 Biozide Behandlung Bet‰ubungsmittel Per- und Polyfluorierte Verbindungen Rhein DOC 1.66 mg/L Anzahl Substanzen 80 Sonstiges Sandfilter DOC 1.54 mg/L 60 Grundwasser DOC 0.55 mg/L S 44 40 Aktivkohle 20 S1 0 Rheinwasser vor Versickerung Grundwasser Trinkwasser Projekt “Regionale Wasserversorgung Baselland 21”
Prognose des Wasserbedarfs in Perth und Umgebung: Defizit von 0.255 km3 (255 Mio m3) im Jahr 2060 km3 0.5 0.4 Sparmassnahmen Perth 0.3 Talsperren 0.2 Grundwasser 0.1 Meerwasserentsalzung 0
Abwasser als Wasserressource: Es nimmt proportional mit der Bevölkerung zu… Abwasserrecycling braucht < 50% der Energie von Meerwasserentsalzung
Wie sehen die Medien/Bevölkerung rezykliertes Abwasser? The Yuck Factor Der Ekel-Faktor By Paul Lachine Source: http://www.hcn.org/issues/354/17227
(In)direktes Abwasserrecycling Gereignigtes Abwasser Entfernung von Vorozonung Chloraminierung Spurenstoffen Coag./Sed./Float Desinfektion Entfernung von Sandfiltration Microfiltration Mikroorganismen Natürliche Selbstreinigung Entfernung von Entfernung von Trinkwasser Spurenstoffen Zwischenozonung Umkehrosmose Desinfektion Spurenstoffen Entfernung von Entfernung von Spurenstoffen BAK-GAK UV-Behandlung Spurenstoffen Desinfektion Ultrafiltration UV/H2O2 Desinfektion
Abwasser-Recycling in Perth - Westaustralien
Wasserkrise Schweiz? Wasserbilanz in der Schweiz Erneuerbar 18 km3 Genutzt 1.3 km3 Schweizerische Hydrologische Kommission, CHy 2013
Speichervolumen und Bewässerungsbedarf in der Schweiz NFP 61 – Thematische Synthese 1
Wasservolumen in Gletschern: Historische Messungen und Prognose Schweizerische Hydrologische Kommission, CHy 2013
Mio Einwohner 1 km3 Erneuerbares GW 18 m3 Seewasser 150 m3 Mio m3 http://wasserqualitaet.ch/index.php?id=764
Wasserinfrastrukturkosten Wiederbeschaffungswert Öffentliche Wasserversorgung total 50 Mia Fr. Leitungsnetz 35 Mia Fr. Weitere Anlagen 15 Mia Fr. Öffentliche Siedlungsentwässerung 65.3 Mia Fr. Kanalisation 55.2 Mia Fr. ARA 10.1 Mia Fr. Total ca. 115 Mia Fr. = ca. 15’000 Fr./Person NFP 61 – Thematische Synthese 1 Wiederbeschaffungswert der Umweltinfrastruktur, BAFU 2009
Entwicklung der Seewasseraufbereitung in der Schweiz: Erfolg des Gewässerschutzes Wichtige Treiber: Hygiene Trübung Algenprodukte (z.B. Geruchsstoffe, Cyanotoxine) Spurenstoffe A. Gmünder, Wabag
Flaschenwasser: Teures Lifestyleprodukt 1 m3 Trinkwasser: durchschnittlich 1.85 Fr. ca. 30 Rappen pro Kopf und Tag Wem gehört das Wasser? Lars Müller Verlag, 2006
Wasserinfrastrukturkosten - Flaschenwasser 2017 Erfrischungsgetränke 68L/p Flaschenwasser 115L/p Ca. 1.4 Mia CHF/Jahr NFP 61 – Thematische Synthese 1 https://mineralwasser.swiss/kennzahlen/pro-kopf-verbrauch/
Diffuse Quellen Punktquellen Abwasser kommunal industriell Landwirtschaft Deponien Organische Spurenstoffe: Geogene Verunreinigungen Bergbau Persistente organische Stoffe (POPs) Örtliche und zeitliche Dimension der Probleme
Abwasser: Strategie Micropoll - Schweiz § Bundesamt für Umwelt empfiehlt weitergehende Abwasserreinigung um Spurenstoffe zu entfernen (50% Reduktion der totalen Fracht) aus ökologischen Gründen § Neues Gewässerschutzgesetz tritt 2016 in Kraft § Ausbau von ca. 100 ARA (von 700) in den nächsten 20 Jahren: • Grosse ARA (>100‘000 Einwohner) um die Fracht zu vermindern (Ökonomie internationale Verpflichtungen (Rhein)) • ARA, welche in Gewässer mit hohem Anteil an Abwasser entlasten (Ökosysteme) • ARA, welche in Gewässer mit hohem Anteil an Uferfiltration entlasten (Trinkwasserschutz)
Strategie Micropoll - Aufbereitung § Aufbereitung: Ozonung/biologische Nachbehandlung oder (Pulver/granulierte) Aktivkohle Investitionskosten: 1.2 Mia Fr. , zusätzlich 120 Mio Fr. Betriebskosten/Jahr § Ca. 10 Fr./Person/Jahr § Erhöhung der Kosten der ARA: 2-25% § Zunahme des Elektrizitätsverbrauchs (0.1%), kann durch zuzsätzliche Biogasproduktion und Photovoltaik kompensiert werden
Landwirtschaft: Zähes Ringen um Kompromisse https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/pflanzenschutz/aktionsplan.html
Schlussfolgerungen
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