Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
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ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung ÖVGW beeinsprucht Entwurf der EU-Trinkwasser-RL | ÖVGW W 73 – Mischen von Trinkwasser | 8. Weltwasser-Forum in Brasilia | Klimawandel und Grundwasser | # mission2030 | Lieferantenverpflichtung vor Aus? | Champions der n achhaltigen Fernwärme: Energie AG | Fernwärme/-kälte: innovatives System am Austria Campus Isolierstücke: Stand der Technik | Rohre aus duktilem Gusseisen mit Zementmörtel- Umhüllung nach drei Jahrzehnten Betriebszeit FGW Zukunftsforum Gas – „Greening the Gas“ | CEOCOR-Kongress 2018 Fernwärme wird 100%ig erneuerbar! | Neue Fernwärme-Broschüre des FGW P.b.b. – MZ 18Z041331 M 3 /2018
US IN E SS. MEIN B MEIN TA RIF . alt a u ch S ie u n sere Tarif-Vielf ess Entdecken : w ie n energie.at/bu sin sin e s s für Ihr Bu SonnenStrom Energie-Tarife für jeden e Bedarf und jed e röß Unternehmensg MEGA NachtStrom Float Cap www.wienenergie.at Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria. Wasserkraft 45,83 % Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG Windenergie 9,09 % im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle feste oder flüssige Biomasse 3,42 % angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Her- Sonnenenergie 1,03 % kunftsnachweise stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das Erdgas 39,62 % Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraft werken zur gleichzei- sonstige Ökoenergie 1,01 % tigen Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG CO2-Emissionen 131,55 g/kWh 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung radioaktiver Abfall 0,00000 mg/kWh in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.
HEFT 3/2018 – 15. JAHRGANG / 83. AUSGABE – 4. JUNI 2018 INHALT FACHFORUM THEMA Master & Commander 6 Mit guter „Water Governance“ will die OECD die Wassernutzung optimieren und so auch künftige Konflikte eindämmen. Doch was ist gute Governance? „Gute Bewertung der österreichischen Water-Governance“ 11 Interview mit Ernst Überreiter, BMNT „Gute Governance bedeutet passende Rahmenbedingungen“ 14 Interview mit Marcus Heiss, MA 31 – Wiener Wasser FACHFORUM INNOVATIONSFORUM Entwurf der EU-Trinkwasser-Richtlinie 16 Gas- und Wasserversorgung 34 Einspruch der ÖVGW Isolierstücke: Stand der Technik ÖVGW-Richtlinie W 73 17 Rohre aus duktilem Gusseisen mit Zement- 38 Mischen von Trinkwasser – mörtel-Umhüllung Probleme und Lösungen Untersuchungen nach 3 Jahrzehnten Betriebszeit VERANSTALTUNGSFORUM 8. Weltwasser-Forum in Brasilia 19 Zukunftsforum Gas 2018 42 Neue Studie: Klimawandel und Grundwasser 20 „Greening the Gas“ Hochkarätiges Treffen von Die Österreichische Klima- und Energiestrategie 23 Energiewirtschaft und Politik #mission2030 im Wiener MAK Energieeffizienzgesetz 24 CEOCOR 2018 43 Lieferantenverpflichtung vor dem Aus? Jahreskongress in Stratford-upon-Avon Graz: Speicherprojekt HELIOS ausgezeichnet 27 Veranstaltungskalender 44 Serie: Champions der 28 nachhaltigen Fernwärme KOLUMNEN UND RUBRIKEN Teil 2: Energie AG – Saubere Energie für Editorial 5 Oberösterreich Neuerscheinung 22 Austria Campus Wien 32 Quellwasser als natürliche Ressource Innovatives und effizientes Fernwärme- und Fernkälte-System Impressum 22 VERBÄNDEFORUM im Focus: Fernwärme 45 FGW-Broschüre 47 Zuerkennung der ÖVGW- 48 wird 100%ig e rneuerbar! Zukunft Fernwärme 2050 Qualitätsmarke Neptun Wasserpreis 2019 46 Personalia 47 ÖVGW-Richtlinien Gas 48 Start der Einreichphase Neuerscheinung 6/2018 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018 3
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EDITORIAL www.denso.de Führender, weltweit In dieser Ausgabe agierender Anbieter für S Korrosionsschutz-Produkte und innovative Dichtmittel. chwerpunkt und Titelthema des vorliegenden „Wasser- Heftes“ ist die vor fünf Jahren gestartete Water Gover- nance Initiative der OECD zur Verbesserung von Planung und Umsetzung wasserpolitischer Maßnahmen und solcherart zur Optimierung der Versorgung. Wir haben das Programm in Grundzügen ebenso wie die österreichische Mitwirkung daran www.gmt.de bereits vorgestellt (vgl. FORUM GWW 4/2016). Nun wurden im Kompetenter Partner für vergangenen Jahr das von der OECD entwickelte Bewertungs- Gasmess- und Regeltechnik in der Erdgasversorgung. system erstmals in der Praxis auf seine Anwendbarkeit geprüft und die Indikatoren samt zugehörigen Checklisten beim World Water Forum in Brasilia der Fachöffentlichkeit präsentiert – An- lass für eine neuerliche Bestandsaufnahme und einen Ausblick. Weitere Beiträge befassen sich mit dem Einspruch der ÖVGW zum Entwurf der EU-Trinkwasser-Richtlinie, einer neuen öster- reichischen Studie zum Thema Klimawandel und Grundwasser info@ipu.co.at und dem Mischen von Wässern auf Grundlage der ÖVGW-Richt- • RMA – Pipeline Equipment linie W 73. • GHIBSON – Absperrklappen • HUBER – Druckmessgeräte • BERNARD – Stellantriebe In der zweiten Folge unserer Serie „Champions der n achhaltigen Fernwärme“ porträtieren wir die oberösterreichische Energie AG, die den Weg in Richtung Klimaschutz mittels Effizienz kon- sequent verfolgt und nun verstärkt auch Abwärme, Biomasse und Erdwärme nutzt. Weitere Fernwärmebeiträge behandeln das Versorgungskonzept für den Austria Campus in Wien und www.pipelife.at die Auszeichnung der Energie Graz mit dem Energy Globe Styria Kunststoff-Rohrsysteme von Pipelife Award 2018 für ihr solares Speicherprojekt HELIOS. Im Verbän- – diese starken Lebensadern sorgen deForum steht die Fernwärme-Strategie des FGW im Focus. für eine sichere Gasversorgung. Heute und in Zukunft. Kurz vor Drucklegung hat die Bundesregierung die Klima- und Energiestrategie beschlossen, die neben der angestrebten De- karbonisierung mit Schwerpunktsetzung auf dem Wärmesek- tor und in der Mobilität auch die forcierte Einspeisung von Bio- methan und erneuerbarem Wasserstoff ins Gasnetz vorsieht. www.vc-austria.com Wir geben dazu die Reaktion des FGW wieder. Und ebenfalls www.tpa-kks.at kurz vor Drucklegung ging im Wiener MAK das Zukunftsforum Seit über 40 Jahren führender An- bieter von Kathodischen Korrosions- Gas 2018 erfolgreich über die Bühne, veranstaltet vom FGW mit schutzsystemen für Rohrleitungen, Unterstützung der ÖVGW und der RAG Austria AG und unter Be- Behälter und Stahlbetonbauwerke. teiligung von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Poli- tik. Wir vermitteln in diesem Heft einen ersten Eindruck dieses Events; ausführlich Raum bieten wir den diskutierten Inhalten in der nächsten Ausgabe des FORUM GWW, die sich intensiv mit dem Thema „Greening the Gas“ befassen wird. FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018 5
Grafik: Ruck Master & Commander Während die Beherrschung der Gewässer früher in blutigen Schlach ten verhandelt wurde, soll gute „Water Governance“ im Gegenteil die Wassernutzung optimieren und so auch künftige Konflikte eindämmen. Doch was ist gute Water Governance? Mag. Christian Fell und Mag. Erich J. Papp In Österreich wird das reibungslose Funktionie- Zu beruhigend sind die Voraussetzungen und ren der Wasserversorgung und Abwasserent- auch die zumindest gefühlt unendlichen Was- sorgung als selbstverständlich vorausgesetzt, servorräte hierzulande. Wie heikel das Thema was man als Kompliment für die Wasserversor- aber wirklich ist, registriert man, wenn das ger in diesem Land interpretieren kann – und Publikum mit gewissen Reizworten provoziert wohl auch für Organisationen, die – wie etwa wird: zum Beispiel der „Privatisierung von die ÖVGW – im Umfeld an der Erstellung von Wasser“. Oder wenn es in manchen Regionen Regeln und Normen beteiligt sind. aufgrund von extremer Trockenheit doch ein- mal enger wird (wie zuletzt im Mai in einigen Die Gesamtheit von staatlichen Strukturen, mit Gemeinden des Wein- und Waldviertels). Oder denen die Aufgaben von Entsorgung, Versor- wenn in den Medien von Schadstoffeinträgen gung und Ressourcenschutz wahrgenommen die Rede ist. Stellt man sich vor, einige dieser werden, bezeichnet man neudeutsch als „Wa- Probleme kommen auch noch zusammen, wird ter Governance“ oder „Wassergovernance“ – der Bedarf nach guter Governance klarer. Wenn und auch sie scheint nicht tief im österreichi- das Austrocknen des Jordan, Verschmutzun- schen Problembewusstsein verankert zu sein. gen des Ganges oder ein geplanter Nil-Damm 6 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
„ FACH F O RUM : T HEM A Zur Bewäl tigung der der Äthiopier zu schweren (auch internationa- in den nächsten Jahrzehnten nötigen Investiti- gegenwär len) Konflikten führen oder führen könnten, onen könnten – je nachdem, wie weit man den tigen und künftigen He wird deutlich, wie wichtig eine optimale Steue- Begriff „Wasser-Infrastruktur“ fasst – zwischen rausforderungen ist eine rung all der verschiedenen, aber doch verbun- 6,7 und fast 20 Billionen (!) US-Dollar liegen. entschiedene öffentliche denen Sektoren im Wasserbereich ist. In vielen Politik erforderlich, in Regionen der Erde (z.B. in Teilen Afrikas, die Wasser ist nicht nur ein äußerst kapitalintensi- deren Rahmen messbare ihre begrenzten Ressourcen auf eine stark zu- ver Sektor, sondern erfordert auch Governance nehmende Bevölkerung aufteilen müssen) be- auf vielen Ebenen: von global bis lokal, von Ziele nach vorab festge darf es eben schon großer Anstrengungen auch gemeinnützigen öffentlichen bis zu gewinnori- legten Zeitplänen auf der der Institutionen, überhaupt eine Grundversor- entierten privaten Akteuren, von Bereichen wie geeigneten Ebene verfolgt gung sicherzustellen. Und letztlich ist eine sol- Gesundheit und Umwelt über Landwirtschaft werden, gestützt auf eine che Versorgung natürlich auch eine wichtige und Raumplanung bis zu Energie, Armutsbe- klare Aufgabenverteilung Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwick- kämpfung und Entwicklung. Abgesehen davon zwischen den zuständigen lung eines Landes. halten sich etwa Wasser-Einzugsgebiete auch staatlichen Stellen sowie nicht an die Grenzen von politischen Verwal- regelmäßiges Monitoring OECD wird initiativ tungsbezirken. und regelmäßige Evaluie rungen.“ Die Organisation für wirtschaftliche Zusam- Es galt also, sich für eine Vielzahl von Mitglied- menarbeit und Entwicklung startete zur Ver- staaten in einer extrem komplexen Materie OECD-Grundsätze zur Water Governance, 4. Juni 2015 besserung der Planung und Umsetzung von auf einheitliche Grundsätze der Water Gover- wasserpolitischen Maßnahmen im März 2013 nance zu einigen. Das wurde schließlich 2015 die „Water Governance Initiative“, um allen geschafft und 12 Grundsätze auf der Tagung Ländern – nicht nur den OECD-Mitgliedern – des OECD-Rats am 4. Juni von den entsandten leistbare Instrumente und Maßnahmen zur Regierungsmitgliedern – wie es offiziell heißt – Bewältigung kommender Aufgaben bzw. Kri- „begrüßt“. Die routinierten Weltpolitiker unter sen zur Verfügung zu stellen. Die Experten uns können sich ausmalen, dass ein fast glo- der Organisation meinen, die „Aussichten für baler Kompromiss in einer äußerst komplexen das Wasser sind besorgniserregend“. Nach Angelegenheit nur sehr allgemein ausfallen Schätzungen (von 2015) leben 40 % der Welt- kann. Es mussten auch Indikatoren her, also bevölkerung in Flusseinzugsgebieten, die un- ter Wasserstress stehen. Bis 2050 dürfte die Nachfrage nach Wasser allerdings um weitere OECD – Organisation für wirtschaftliche 55 % steigen. Dann werden 240 Millionen Men- Zusammenarbeit und Entwicklung schen überhaupt keinen Zugang zu sauberem Gegründet: 1961 Trinkwasser haben und 1,4 Milliarden keinen Mitglieder: 35 Zugang zu sanitärer Grundversorgung. Zudem Sitz: Paris – und das betrifft wohl auch hochentwickelte Generalsekretär: José Ángel Gurría Treviño (seit 2006) Staaten – altert die Wasser-Infrastruktur und Ziele: Lebensstandard, Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigung verbessern, ist oftmals nicht mehr zeitgemäß. Wachstum auch in Entwicklungsländern sowie internationalen Handel fördern Die OECD – Nachfolge-Organisation der OEEC, einer 1948 im Zusammenhang Laut OECD seien die Governance-Systeme in mit dem Marshall-Plan gegründeten Vereinigung für europäische Wirtschafts- vielen Ländern schlecht gerüstet, um mit den zusammenarbeit – hat nicht nur die meisten europäischen Staaten, darunter ökologischen Herausforderungen, der zuneh- auch Österreich, als Mitglieder, sondern auch die USA, Kanada, Japan, Austra- lien, Neuseeland, Mexiko, Chile, Israel und Südkorea. menden Verstädterung, Klimaschwankungen Die OECD arbeitet an Standards, gibt Empfehlungen und erstellt Studien. oder Katastrophen im Wasserbereich optimal Bekannt ist sie auch für ihre Aktivitäten gegen Bestechung, Steuerflucht und umzugehen. Wasserkrisen sind demnach oft- Geldwäsche sowie für die Durchführung der PISA-Tests. mals vor allem auch „Governance-Krisen“. Die FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018 7
FACHFOR UM : THEMA Kennzahlen oder Merkmale, nach denen sich Wer ist formal für Wasserpolitik, Pro beurteilen lässt, ob so ein Grundsatz auch er- gramme, Datensammlung zuständig? füllt ist oder nicht – nach dem Motto: „Was ich ∙∙ Instrumente („How“) nicht messen kann, kann ich auch nicht bewer- Mit welchen Maßnahmen wird Wasser ten“. Diese Indikatoren wurden in einem Sta- politik umgesetzt und evaluiert? keholder-Prozess entwickelt, an dem sich vie- le Betroffene beteiligten, aus Österreich etwa Um beantworten zu können, ob gewisse Anfor- auch die ÖVGW. 2017 konnte das entwickelte derungen erfüllt sind, ist eine aus insgesamt Bewertungssystem erstmals sozusagen in der 106 Punkten bestehende Checkliste durchzuge- Praxis auf seine Anwendbarkeit hin getestet hen. Darüber hinaus soll beurteilt werden, in werden – unter anderem in Österreich. Nach welchem Ausmaß die Anforderungen (auf einer diesen erfolgreichen Pilot-Studien wurden die sechsstufigen Skala: „in place, functioning“, Indikatoren und dazugehörigen Checklisten im „in place, partly implemented“, „in place, not März 2018 auf dem World Water Forum in Bra- implemented“, „framework under develop- silia präsentiert. ment“, „not in place“, „not applicable“) an einen Bereich erfüllt sind. Das klingt kompli- Auf der Suche nach dem Indikator ziert, wird aber klarer, wenn wir als Beispiel die Indikatoren und Checklisten-Fragen für den Am Stakeholder-Prozess zur Findung von den ersten Grundsatz (Rollen und Zuständigkeiten) und zur Einigung auf die die Grundsätze nä- zeigen. Der zugehörige Text bleibt hier bewusst her bestimmenden Indikatoren beteiligten sich im englischen Original, da dies die Sprache der insgesamt 130 Gruppen. An den zweimal pro internationalen Vereinbarung ist – was freilich Jahr stattfindenden Konferenzen nahmen der der Interpretation durch die Verantwortlichen internationale (IWA) und europäische (EurEau) gewissen Spielraum lassen dürfte. So kann die Dachverband der Wasserversorger teil, dazu Auslegung einer Formulierung dafür entschei- Regierungsvertreter, Unternehmen, Konsu- dend sein, in welchem Ausmaß man ein Prin- mentenschützer und andere Organisationen zip als umgesetzt bewertet. aus dem Umwelt- und Wasserbereich. ÖVGW- Bereichsleiter Dipl.-HTL-Ing. Manfred Eisenhut ÖVGW: Kopilot bei Pilot-Studien war nicht der einzige österreichische Vertreter, auch die Wiener Wasserwerke, das zuständige Um sich selbst und den Mitgliedern ein Bild Ministerium, die Bundesarbeitskammer und davon zu geben, wie eine Prüfung der Indika- der Verband der öffentlichen Wirtschaft und toren und Checklisten ablaufen könnte, regte Gemeinwirtschaft entsandten Teilnehmer, die die OECD Pilot-Tests in 12 Ländern an, die im darauf bedacht waren, auch den heimischen Vorjahr durchgeführt wurden – in Österreich Blickwinkel auf Fragen der Wasserversorgung wurde diese Aufgabe auch von der ÖVGW er- einzubringen. ledigt. OECD-Vertreter beteiligten sich, um Er- fahrungen in der Praxis zu sammeln. Bei einem Aus einer zunächst dreistelligen Auswahl ei- Treffen der Water Governance Initiative in Wien nigte man sich schließlich auf 36 Indikatoren, im November 2017 konnten bereits die Ergeb- drei für jeden der 12 Grundsätze. Sie zielen auf nisse diskutiert werden, die für die Bereiche folgende Bereiche ab: Rahmenbedingungen, Institutionen und Inst- rumente fast durchwegs positiv ausfielen. ∙∙ Rahmenbedingungen („What“) Was für politische und rechtliche Verant- Bei den politischen Rahmenbedingungen wortlichkeiten bestehen? konnte aber – so Bereichsleiter Manfred Ei- ∙∙ Institutionen („Who“) senhut – auch Verbesserungspotenzial ausge- 8 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
FACH F O RUM : T HEM A macht werden. Grundsatz 3 legt Politikkohä- Die 12 Grundsätze für Water Governance renz nahe, die Abstimmung von Wasserpolitik Verbesserung der Effektivität der Water Governance und Raumplanung ist aber nicht immer ge- geben. Beim Erschließen neuer Siedlungsge- Grundsatz 1: Die Rollen und Zuständigkeiten im Bereich der Gestaltung und Umsetzung der biete ist die Frage der Wasserversorgung für Wasserpolitik, des operativen Managements und der Regulierung sollten klar verteilt und abgegrenzt und die Koordinierung zwischen den zuständigen Behörden gefördert werden. Gemeinden oft nur zweitrangig. In Österreich wird offenbar davon ausgegangen, dass ohne- Grundsatz 2: Das Wassermanagement sollte im Rahmen integrierter, einzugsgebietsbezo- hin überall genug Wasser da ist. Bei den po- gener Governance-Systeme auf der/den angemessenen Ebene(n) erfolgen, um den lokalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, und die Koordinierung zwischen den einzelnen Ebenen litischen Rahmenbedingungen zu Grundsatz sollte gefördert werden. 5 (Daten und Information) konnte mit „partly implemented“ („teilweise umgesetzt“) nur die Grundsatz 3: Die Politikkohärenz sollte durch eine effektive sektorübergreifende Koordinie- rung, insb. zwischen der Wasserpolitik einerseits und der Umwelt-, Gesundheits-, Energie-, zweitbeste Note vergeben werden. Hier sollten Agrar-, Industrie-, Raumplanungs-, und Landnutzungspolitik andererseits, gefördert werden. aufgrund des zu erwartenden Klimawandels Vorkehrungen getroffen werden, um in Zukunft Grundsatz 4: Die Kapazitäten der zuständigen Behörden sollten auf die Komplexität der im Wasserbereich bestehenden Herausforderungen und die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erfor- die Entnahmen von Landwirtschaft und Indus- derlichen Kompetenzen abgestimmt werden. trie besser zu erfassen. „Nicht umgesetzt“ ist der Bereich Institutionen für Grundsatz 3: Das Verbesserung der Effizienz der Water Governance Zusammenspiel von Bundesländern und Bun- Grundsatz 5: Es sollten zeitnahe, konsistente, vergleichbare und politikrelevante Daten und desregierung mit der dafür vorgesehenen Koor- Informationen zu Wasser und damit zusammenhängenden Bereichen erhoben, aktualisiert dination durch das Bundeskanzleramt scheint und ausgetauscht und zur Ausrichtung, Evaluierung und Verbesserung der Wasserpolitik he- noch nicht in ausreichendem Maß gegeben. rangezogen werden. Grundsatz 6: Es sollte sichergestellt werden, dass die Governancestrukturen zur Mobilisie- Ein ähnlich gutes Ergebnis erbrachte das Abar- rung von Finanzierungsmitteln für den Wasserbereich beitragen, und eine effiziente, trans- beiten der Checklisten: Nur sechs von 106 Fra- parente und zeitnahe Allokation finanzieller Ressourcen gewährleistet werden. gen mussten mit „nicht vorhanden“ beantwor- Grundsatz 7: Es sollte sichergestellt werden, dass im Bereich des Wassermanagements trag- tet werden. Diese betreffen Online-Plattformen fähige Regulierungsrahmen effektiv und im Interesse der Öffentlichkeit um- und durchge- zum Wissensaustausch, Gebühren für Wasse- setzt werden. rentnahmen und -verschmutzung oder auch Grundsatz 8: Die Einführung und Umsetzung innovativer Praktiken der Wassergovernance Plattformen zur Aufdeckung von Korruption. sollte in den zuständigen Behörden, auf den verschiedenen Verwaltungsebenen und bei den relevanten Akteuren gefördert werden. Sektionschefin DI Maria Patek nahm für das Stärkung des Vertrauens und des Engagements Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus am WGI-Treffen teil und wird im Grundsatz 9: Die Praktiken zur Gewährleistung von Integrität und Transparenz sollten bei wasserpolitischen Maßnahmen, den Wasserinstitutionen und den Rahmenbedingungen der Protokoll dahingehend zitiert, dass sie Öster- Wassergovernance systematisch berücksichtigt werden, um die Rechenschaftspflicht und reich, das weiterhin ein engagiertes Mitglied das Vertrauen in die Entscheidungsprozesse zu stärken. der WGI bleiben werde, aufgrund der nur weni- Grundsatz 10: Die Einbindung betroffener Akteure sollte gefördert werden, um sachkundige gen Schwachpunkte im Testergebnis als künf- und ergebnisorientierte Beiträge zur Gestaltung und Umsetzung tiges Role Model für Water Governance gemäß der Wasserpolitik zu ermöglichen. den OECD-Prinzipien sieht. Grundsatz 11: Im Wasserbereich sollten Governancerahmen ge- fördert werden, die helfen, Zielkonflikte zwischen Wassernutzern, Austria’s Next Role Model ländlichen und städtischen Räumen und Generationen zu bewäl- tigen. Wozu braucht man derartige Vorbilder, all- Grundsatz 12: Ein regelmäßiges Monitoring und gegebenenfalls gemein Best Practice-Beispiele genannt – im Evaluierungen der Wasserpolitik und -governance sollten geför- Rahmen der WGI auch „Evolving Practices“? dert, die Ergebnisse veröffentlicht und erforderlichenfalls Anpas- Von ihnen zu lernen, ist jedenfalls nach An- sungen vorgenommen werden. sicht der OECD ein direkter Weg, um bei der FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018 9
FACHFOR UM : THEMA Indikatoren Jedem der 12 Grunsätze sind 3 Indikatoren zugeordnet. Für Grundsatz 1, betreffend „Rollen und Zuständigkeiten“ sind dies: 1.a Description: This indicator seeks to appraise the existence and level of implemen- WHAT Existence and level of tation of a water law, which can be on national level or subnational level depending implementation of a water on the institutional feature of the country (unitiary or federal). The law should clearly law assign and distinguish water-related roles and responsibilities for policy making (especially priority setting and strategic planning). 1.b Description: This indicator seeks to appraise the existence and functioning of Existence and functioning of institutions in charge of setting water-related policy goals and strategies and WHO ministry, line ministry, delivering them; these can be at national or subnational level depending on the central agency with core scale of the self-assessment and the institutional feature of the country (unitiary, water-related responsi- federal) bilities for policy-making 1.c Description: This indicator seeks to appraise the existence and level of implemen- Existence and implemen- HOW tation of mechanisms that can help to identitfy areas of water management where tation of mechanisms to there ist no clarity on who does what; areas of incoherent and/or contradictionary review roles and responsi- objectives; areas of deficient implementation and/or limited enforcement; and/or bilities, to diagnose gaps areas with overlaps/duplication of responsibilities. They can take the form of and adjust when need be analytical reports, regulatory impact assessments or regulatory reviews; open Indikatoren und zugehörige Checklist-Fragen am Beispiel stakeholder consultations. von Grundsatz 1, der Rollen und Zuständigkeiten betrifft. Checkliste Die Indikatoren und Checklist- Fragen liegen nur auf Englisch vor. Um bewerten zu können, in welchem Ausmaß die Indikatoren für den Grundsatz 1 betreffend „Rol- Das erschwert die Anwendung, len und Zuständigkeiten“ hinsichtlich Rahmenbedingungen, Institutionen, Instrumente erfüllt weil es die Interpretation einer For- sind, müssen aus der Checkliste 4 Fragen beantwortet werden: mulierung sein kann, die darüber entscheidet, in welchem Ausmaß ∙∙ Is there a dedicated water policy, indicating goals, duties, resources needed? man ein Prinzip als umgesetzt ∙∙ Have applicable binding and non-binding water-related international or supranational frame- bewertet. works and regulations been transposed at national (or subnational) level(s)? Quelle: OECD (2018) Implementing ∙∙ Are there horizontal co-ordination mechanisms across subnational authorities to manage the OECD-Principles on Water inderdependencies for water policy design and implementation? Governance: Indicator Framework and Evolving practices, OECD Stu- ∙∙ Are there vertical co-ordination mechanisms or incentives that foster policy alignment, com- dies on Water, OECD Publishing, plementarities and co-operation across central and subnational governments? Paris, p. 83. Umsetzung der WGI-Prinzipien von der Vision sucht, es auf die eigenen Rahmenbedingungen zur Aktion zu gelangen. Bereits erfolgreich er- umzulegen. Die Teilnehmer am letzten Welt- probte Aktivitäten helfen Politikern, Praktikern wasserforum nannten 69 Beispiele, von denen und anderen Beteiligten dabei, beim Entwurf 54 ausgewählt wurden – einige von ihnen mit von neuer Wasserpolitik und deren Anwen- Österreich-Bezug: die Water Governance für dung Rückschläge zu vermeiden, die andere die Wiener Trinkwasserversorgung, Aktivitäten vielleicht schon durchgemacht oder gleich ele- zur Bewusstseinsbildung rund um Trinkwas- gant umschifft haben. Man sieht sich also an, ser, die günstigen Rahmenbedingungen für ei- was funktioniert oder funktioniert hat und ver- nen Wasser-Energie-Knoten in Wien, verschie- 10 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
FACH F O RUM : T HEM A „Gute Bewertung der österreichischen Water-Governance“ DI Ernst Überreiter von der Abteilung nationale und internationale Wasser Foto: BMNT/William Tadros wirtschaft im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) hat an der Water-Governance-Initiative (WGI) der OECD teilgenommen. FORUM GWW sprach mit ihm über die Praxistauglichkeit des Indikatoren- Systems. FORUM GWW: Herr DI Überreiter, kann die zu Änderungen kommen, aber wohl nicht auf Ob man das Indikatoren-System auch regional Water-Governace-Initiative der OECD für die Grund dieses OECD-Prozesses. anwenden kann, ist fraglich, da es doch sehr Steuerung des Wassersektors eine Verbesse- umfangreich ist. Man muss sich schon intensiv rung bringen? Soll ein reguläres Self-Assessment durchge- damit auseinandersetzen. Aber gedacht ist es Überreiter: Das Paket zur Beschreibung der führt werden? so, dass die Indikatoren auch auf Bundelände- Water Governance, wie es von der OECD WGI Die WGI hat ein Indikatorensystem entwickelt, rebene oder noch weiter darunter einsetzbar entwickelt wurde, stellt einen sehr breiten und das zur Selbstbewertung der Governance im sind. umfassenden Ansatz dar. Auch der Prozess, in Wasserbereich dienen soll. Österreich hat sich der es – unter Beteiligung unterschiedlichster am Pilottest des Indikatorensystems – bei dem Die Wasserversorgung in Österreich ist durch Stakeholder und Staatenvertreter – wissen- die ÖVGW federführend war – aktiv beteiligt. eine Vielzahl kleiner Versorgungseinheiten schaftlich aufbereitet wurde, war sehr interes- Dabei wurde geprüft, ob die Indikatoren geeig- gekennzeichnet. Wurde diese Besonderheit sant und innovativ. Die Ergebnisse der Water net sind, die Umsetzung der OECD-Grundsätze bei der Water Governance-Initiative berück- Governance-Initiative sehe ich grundsätzlich als zur Water Governance bei unterschiedlichen sichtigt? wertvollen Input, der es erlaubt, das beste- Rahmenbedingungen zu bewerten. Das war der Die österreichischen Vertreter haben bei den hende Governance-System aus einem anderen Fall und das Ergebnis, das der österreichischen Treffen der Stakeholder die österreichischen Blickwinkel zu betrachten. Es werden aber, da Water-Governance ausgestellt wurde, war schon Interessen klar vertreten und entsprechend es als weltweit gütiger Ansatz konzipiert ist, relativ gut. Es gibt nur mehr wenige Punkte, verankern können. Unter anderem wurde das auch Themen angesprochen, die in Österreich wo man sagen könnte, hier besteht Hand- Modell der öffentlichen Wasserversorgung, nicht unbedingt von großer Relevanz sind, z.B. lungsbedarf. Und ich gehe davon aus, dass ein die etablierte Zusammenarbeit der Staaten in Korruption, die ja auch in der Wasserversor- reguläres Self-Assessment zu einem ähnlichen internationalen Flussgebietskommissionen gung auftreten kann. Ergebnis gelangt. Grundsätzlich halte ich eine oder die gesetzliche Regulierung von Wasser- periodische Überprüfung und einen kritischen dienstleistungen im Gegensatz zu Regulie- Ist damit zu rechnen, dass der WGI-Ansatz der Blick auf bestehende Strukturen für sinnvoll, rungsinstitutionen positioniert. Den Erfolg der OECD in der EU-Gesetzgebung seinen Nieder- auch um Entwicklungen feststellen zu können. österreichischen Arbeit belegt auch die große schlag finden wird? Anzahl von Evolving Stories, also von Best- Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich da Sollten diese periodischen Überprüfungen Practice-Beispielen, die in den OECD-Bericht, etwas Konkretes ergibt. Die EU Wasserrahmen- nur auf Bundesebene erfolgen oder auch für den man beim Word Water Forum in Brasilia der richtlinie wird derzeit evaluiert und einer Über- Bundesländer bzw. einzelne Gemeinden und Öffentlichkeit präsentiert hat, aufgenommen prüfung unterzogen. Dabei wird es vermutlich Städte durchgeführt werden? wurden. dene Aspekte des Flussgebietsmanagements hundert zum Aufbau von Infrastruktur (wie oder der (von der ÖVGW eingebrachte und ak- den Hochquellenleitungen) und zur umfassen- zeptierte) Kapazitätsaufbau im Trinkwasser- den Bewahrung der Quellgebiete beitragen. Die sektor gemäß dem Grundsatz 4. Wasserversorgung würde regelmäßigen Evalu- ierungen und Konsumentenbefragungen un- Der OECD-Bericht zur WGI hebt die von der terzogen und sei nicht ohne Grund in den Mer- Stadt Wien getroffenen Maßnahmen zum Res- cer-Studien, in denen Wien schon neun Mal zur sourcenschutz beispielhaft hervor, die mit ih- lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wurde, rer langfristigen Perspektive seit dem 19. Jahr- ausdrücklich erwähnt worden. FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018 11
FACHFOR UM : THEMA Österreich-Bezug hat auch das positive Beispiel Anklang: Das zuständige Ministerium macht der Internationalen Kommission zum Schutz diesbezügliche Planungsentwürfe, die dann des Rheins. Innerhalb der IKSR schufen Öster- zur Stellungnahme an die Länder gehen und reich und die anderen Mitgliedstaaten (sowie schließlich auch einen Prozess der Beteiligung die EU-Kommission) 2013 eine Strategie gegen der Öffentlichkeit durchlaufen. Die einzelnen die Verschmutzung durch Abwässer und an- Maßnahmen werden je nach Ausmaß der Inter- dere Einträge (ib. Mikro-Schadstoffe). Im Sin- vention der jeweils passenden Behörde zuge- ne der OECD- Grundsätze wurden Informati- ordnet (Grundsatz 10). Schließlich wurde auch onssysteme und Datenbasen verbessert und speziell die Wassermeister-Ausbildung sowie verschiedene Ansätze zur Wasseraufbereitung generell das Ausbildungssystem der ÖVGW als umgesetzt. Das immer noch laufende Projekt Beispiel für die Umsetzung der Grundprinzipi- hat tatsächlich zur Verbesserung der Wasser- en 4 und 14 genannt. qualität und zur Regeneration des Ökosystems geführt. Fortsetzung folgt Flussgebietsmanagement auf Österreichisch Indikatoren und Checklisten als Grundlage der findet auch in organisatorischer Hinsicht aus- Bewertung der WGI-Grundsätze sind eine ganz drückliche Erwähnung und damit offenbar wesentliche Voraussetzung für künftige Ver- In Pilottests wurde für mehrere POLICY FRAMEWORK INSTITUTIONS INSTRUMENTS Länder – darunter auch für Ös- terreich – die Anwendbarkeit der Clear roles Clear roles Clear roles Indikatoren, der Checklisten und +++ +++ +++ & responsibilities & responsibilities & responsibilities des Ampelsystems für die Bewer- Effektiveness Effektiveness Effektiveness tung geprüft. Dabei zeigte sich im Appropriate scales Appropriate scales Appropriate scales +++ +++ +++ Fall von Österreich, dass die poli- within basin systems within basin systems within basin systems tischen Rahmenbedingungen, die Policy coherence +++ Policy coherence + Policy coherence ++ Institutionen und die angewende- ten Instrumente geeignet sind, um Capacity ++ Capacity +++ Capacity +++ die 12 OECD-Grundsätze für gute Data & Information ++ Data & Information +++ Data & Information +++ Water-Governance umzusetzen. Efficiency Efficiency Efficiency Darüber herrschte bei den Teilneh- Financing ++ Financing +++ Financing +++ mern am Pilottest zumeist starker Regulatory framework ++ Regulatory framework +++ Regulatory framework +++ oder mittlerer Konsens, sodass am häufigsten als Bewertung die Far- Innovative governance +++ Innovative governance +++ Innovative governance +++ be grün für „In place, functioning“ Integrity Integrity Integrity vergeben wurde. +++ +++ +++ & transparency & transparency & transparency Trust & engagement Trust & engagement Trust & engagement Stakeholder Stakeholder Stakeholder +++ +++ +++ engagement engagement engagement Trade-offs across Trade-offs across Trade-offs across users, rural and urban +++ users, rural and urban +++ users, rural and urban ++ areas and generations areas and generations areas and generations Monitoring Monitoring Monitoring +++ +++ +++ & evaluation & evaluation & evaluation +++ Strong consensus In place, functioning Framework under development ++ Medium consensus In place, partly implemented Not in place + Weak consensus In place, not implemented Not applicable 12 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
PIPES FOR LIFE © Österreich Werbung / Pigneter PIPES FOR LIFE e m PIPELIFE-ROHRSYSTEME. DIE UNSICHTBAREN gu n g ssy ste VERSORGUNGSNETZWERKE. Jeder braucht sie. Jeder nutzt sie. Keiner sieht sie. Die nk or Tr w ass erv ers unsichtbaren Rohrsysteme für eine sichere Versorgung i mit Wasser und Energie und für eine saubere Umwelt. Und Pipelife produziert sie. än Dr Spitzenprodukte, die höchste Qualitätsnormen erfüllen. ag esy stem e Technisch ausgereifte Rohrsysteme, die gemeinsam mit der Pipelife-Beratungskompetenz zu dem werden, was Ka na ls yst eme unser Land braucht: Starke Lebensadern, die den lebens- em e wichtigen Kreislauf von Ver- und Entsorgung sicherstellen. yst Rund um die Uhr und an jedem Ort. Ga sv ss Gut, dass es Pipelife gibt. er sor gung e em Ha us st a b fl u s s- Sy ste me e te m rsy ys Be wä s Ka lt- s ser ungs se /Wa r m w a s s t e me ss y Flä ch ek e nhei zun g El on t ro i ti me nstalla Ka be te ls chu tzs ys Pipelife Austria GmbH & Co KG · 2355 Wr. Neudorf · Postfach 54 · IZ NÖ-Süd · Straße 1 · Objekt 27 Tel. 02236 / 67 02- 0 · Fax DW - 670 · office@pipelife.at · www.pipelife.at
FACHFOR UM : THEMA „Gute Governance bedeutet passende Rahmenbedingungen“ DI Marcus Heiss von der MA 31 – Wiener Wasser ist im Rahmen der Water Governance-Initiative als Delegierter für den Verband der öffentlichen Wirt schaft und Gemeinwirtschaft Österreich (VÖWG) tätig. Er ist hier in der Foto: MA 31 Arbeitsgruppe Governance Stories/Best Practice aktiv und hat auch am Pilottest zum Indikatoren-System teilgenommen. FORUM GWW: Herr DI Heiss, stellt der Water- halb der Wassergovernance Initiative herrschte von Wiener Wasser, Dr. Wolfgang Zerobin ja Governance-Ansatz der OECD eine Alternative meist ein sehr konstruktives Diskussionsklima. schon länger prophezeit. Es zeigt sich immer zur herkömmlichen Steuerung des Wassersek- Gerade die unterschiedlichen Sichtweisen deutlicher, dass Indikatoren zukünftig an tors dar? bereichern die Arbeit und es ist eine spannen- Bedeutung gewinnen, auf Governance- wie auf Heiss: Es geht aus meiner Sicht nicht um einen de Herausforderung, in dieser Konstellation Management- oder Betriebsebene. Das sehr alternativen Ansatz zur Steuerung des Sektors. gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. allgemein gehaltene Indikatoren-System ist Gute Governance soll die entsprechenden eine sehr gute Grundlage für alle Länder bzw. Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Müssen die Wasserversorger im Falle der Staaten, den Status des Wassersektors und Entwicklung des Wassersektors vermitteln. Die Durchführung eines Self-Assessments mit zu- seine Entwicklung zu evaluieren. OECD Wassergovernance-Initiative hat sich auf sätzlichen Dokumentationspflichten rechnen? 12 Grundsätze geeinigt, bei deren Einhaltung/ Das Indikatoren-System beinhaltet nach Gibt es Evolving Stories aus anderen Ländern, Umsetzung man davon ausgehen kann, dass derzeitigem Stand das Ampelsystem, eine die auch für Wien Vorbildcharakter haben die Steuerung und Regelung des Wassersek- Checkliste und einen Action Plan. Mit diesen könnten? tors gut funktioniert. Das Indikatoren System Bestandteilen sind aus meiner Sicht keine Beispiele, die man eins zu eins nachahmen und die Evolving Governance Stories sind als zusätzlichen Dokumentationspflichten der kann, sind mir bisher nicht untergekommen. Werkzeuge gedacht, um deren Umsetzung zu Versorger verbunden. Der Kontext ist meist recht unterschiedlich. unterstützen. Einzelne Ideen oder Anregungen kann man Gibt es Ergebnisse der Water-Governance- sich aber aus vielen Beispielen holen. Im Welche Erfahrungen haben Sie mit der Initiative, die für Wasserversorger von Bedeu- Bereich Trinkwasser hat die Zusammenschau Anwendbarkeit der Indikatoren in der Pilot- tung sind? der eingebrachten Beispiele gezeigt, dass gute Testphase gemacht? Ganz grundsätzlich bedeutet gute Governance Ergebnisse immer dann erzielt werden, wenn Das Indikatoren-System ist naturgemäß sehr für Wasserversorger, dass die Rahmenbedin- langfristige Strategien – unter frühzeitiger allgemein gehalten, da es ja in den weltweit un- gungen passen: Ausreichende und stabile Einbeziehung von Stakeholdern – konsequent terschiedlichen Verhältnissen anwendbar sein Finanzierung, ausreichend Personal mit verfolgt werden. soll. Wir haben im Rahmen des Pilottests bei entsprechender Ausbildung, klare Ziele etc. Das der damals diskutierten Version des Indika- ist alles von Bedeutung für Wasserversorger Wie geht es nun mit dem OECD-Projekt toren-Systems eine ganze Reihe von Punkten und ist die Grundlage für gutes Management. zur Verbesserung der Water-Governance erkannt, die dem österreichischen Kontext Zudem sitzt die Europäische Kommission weiter? nicht gerecht wurden. In der Folge wurden aber als Beobachterin in der Wasser Governance Derzeit wird über die Frage der Finanzierung – nach spannenden Diskussionen – sämtliche Initiative und die Grundsätze für gute Was- der WGI diskutiert. Ich persönlich halte den österreichische Verbesserungsvorschläge zum sergovernance sind mir schon mehrfach im Zu- Vorschlag, die OECD Governance Grundsätze Indikatoren-Ampelsystem aufgenommen. Aus sammenhang mit der EU WATER AGENDA 2030 und Indikatoren als Beitrag zur Erreichung der meiner Sicht ist eine Anwendbarkeit des Ampel untergekommen. Ich gehe davon aus, dass sich Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen Systems als Diskussionsleitfaden und Selbst- die Ergebnisse auch in für Wasserversorger (SDGs) darzustellen, für sinnvoll. Damit wären bewertungstool im österreichischen Kontext relevanten Gesetzen und Normen wiederspie- auch Optionen für die langfristige Finanzie- nun durchaus gegeben. geln werden. rung verbunden. Innerhalb der OECD werden sich die österreichischen Akteure jedenfalls Wie haben Sie den Stake-Holder-Prozess Die „Welt der Indikatoren“ wird also an Bedeu- weiter für eine Harmonisierung von einschlä- erlebt? tung gewinnen? gigen Informationen einsetzen. Das wäre gute Trotz der Vielzahl an Interessenslagen inner- Ja, diese Entwicklung hat der Betriebsvorstand Governance. 14 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
FACH F O RUM : T HEM A besserungen der Water Governance. Das Mo- tet, anschließend begutachten Auditoren der dell und der Bericht „Implementing the Prin- OECD die Ergebnisse. Diese sollen zwar veröf- ciples on Water Governance“1 wurden auf dem fentlicht werden, ein Ranking sei aber nicht World Water Forum in Brasilia (18.–23. März geplant. Auf die Wasserversorgungsunterneh- 2018) der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Die- men würden dadurch keine zusätzlichen Ar- ser Bericht sieht die Indikatoren als Werkzeug beiten für die Datenerhebung zukommen. Ob einer freiwilligen Selbstbewertung und die Österreich nach dem erfolgreichen Test noch Evolving Practices als Möglichkeit, von erfolg- ein sozusagen reguläres Assessment zu Water reichen Beispielen zu lernen. Auch wird darin Governance durchführen soll, sei eine politi- eine Anleitung für die Anwendung in der Pra- sche Entscheidung des Ministeriums für Nach- xis gegeben. haltigkeit und Tourismus. Eisenhut jedenfalls ist der Überzeugung, dass die österreichische Einen möglichen nächsten Schritt sieht die Water Governance auch dabei gut abschneiden WGI darin, ihr nunmehr erprobtes Schema da- würde – möglicherweise gäbe es bei einigen für zu verwenden, um in einen Dialog mit den Punkten „etwas härtere Diskussionen“ mit den politisch Verantwortlichen zu treten. Denn es OECD-Auditoren. müsse – so das Steuerungskomitee – noch ei- niges geschehen, um Governance-Krisen, die *** zu Wasserkrisen werden können, hintan zu Es ist klar, dass in Österreich die Verbesserung halten. der Water Governance nicht zu den allerdring- lichsten Aufgaben zählt, international ist das ÖVGW-Bereichsleiter Manfred Eisenhut berich- Thema aber ein wichtiges – etwa auch zur Er- tet im Gespräch mit FORUM GWW, dass von füllung der UN-Ziele für nachhaltige Entwick- Seiten der OECD an ein Audit-System gedacht lung. Fragen von Entwicklung und Grundver- ist: Indikatoren und Checklisten werden im sorgung können sehr rasch selbst Mitteleuropa jeweiligen Land oder der Region abgearbei- direkt betreffen. Auch weil Wasserthemen mit anderen wie Migration und internationalen 1 Der 150-seitige Bericht findet sich online unter: https:// Konflikten verbunden sind, kann es nicht scha- read.oecd-ilibrary.org/environment/implementing-the- oecd-principles-on-water-governance_9789264292659- den, bei der Water Governance weiterhin mit en#page1 gutem Beispiel voranzugehen. ◂ DIEHL METERING – Lösungsanbieter für Wasser, Wärme, Gas und Strom Besuchen Sie unseren Stand und informieren Sie sich über die zukünftigen Kommunikations- technologien im Smart Metering: • Narrowband LTE • LoRa • Wireless M-Bus • IZAR PLUS Diehl Metering GesmbH Hainburger Strasse 33, 1030 Vienna, www.diehl.com/metering
FACHFOR UM ÖVGW beeinsprucht Entwurf der EU-Trinkwasser-RL Eine ÖVGW/BOKU-Studie zeigt, dass geplante Änderungen der EU-Trinkwasserrichtlinie zu erheblichen Mehrkosten für kleine Wasserversorgungsunternehmen führen. Das österreichische Trinkwasser unterliegt Mehraufwand dar“, so Studienautor Ro- chen. Sie dient als Schnittstelle zwischen strengen Qualitätskontrollen. Es wird im man Neunteufel von der BOKU Wien. Wasserversorgern und KonsumentInnen, Auftrag der Wasserversorger regelmäßig „Österreich hat, im Unterschied zu erhöht die Transparenz und trägt dazu nach den gesetzlichen Vorgaben unter- anderen Ländern, eine ausgezeichne- bei, das Vertrauen der Bevölkerung in sucht. Rund 5.500 Wasserversorger sorgen te Trinkwasserversorgung. Das österrei- die heimische Trinkwasserversorgung zu in Österreich dafür, dass rund um die Uhr chische Leitungswasser kann man ohne stärken. Trinkwasser in erstklassiger Qualität in Bedenken trinken. Daher setzt sich die Die konkrete Ausgestaltung sinnvoller unsere Haushalte fließt. Zwei Drittel sind ÖVGW dafür ein, dass die bestehende und Informationen sollte auf die regionalen kleine Wasserversorger, die weniger als bewährte Mindesthäufigkeit der Probe- Gegebenheiten Rücksicht nehmen und 100 m³ pro Tag zur Verfügung stellen. Der nahme beibehalten bleibt. Vor allem im daher den Mitgliedsstaaten nach dem Mix an kleinen und großen Versorgungs- ländlichen Raum kommt kleinen Wasser- Grundsatz der Subsidiarität überlassen unternehmen hat sich auf Grund der loka- versorgern eine große Bedeutung zu. Da- werden. „Die im Entwurf der EU geforder- len Gegebenheiten entwickelt, ist bewährt mit diese langfristig überleben und am ten Informationsverpflichtungen sind zu und krisensicher. Markt bestehen können, müssen sie vor umfangreich und der damit verbundene massiven finanziellen Mehrkosten, die Informationsgewinn für die Öffentlichkeit Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie: nicht zu einer Qualitätsverbesserung füh- fraglich. Die Einflussfaktoren auf die Kos- Massive Auswirkungen auf heimische ren, geschützt werden“, so Franz Dinhobl, ten in der Wasserversorgung sind extrem Wasserversorger Vize-Präsident der ÖVGW und Sprecher vielfältig und daher ist eine Vergleichbar- des Wasserfachs. Die ÖVGW fordert daher keit nicht gegeben – schon gar nicht euro- Die von der EU geplanten Änderungen bei der Europäischen Kommission unter paweit“, so Dinhobl. Zu den Einflussfakto- der Trinkwasserrichtlinie haben zum Teil anderem, dass Wasserversorger unter 100 ren zählen z.B. die Siedlungsstruktur bzw. massive Auswirkungen auf die Wasser- m³ pro Tag weiterhin der nationalen Rege- -dichte, die Topografie des Versorgungs- versorger. Das zeigt die aktuelle, von der lung unterliegen, insbesondere bei Unter- gebietes, die Verteilung von Hausbrunnen ÖVGW beauftragte Studie der Universität suchungshäufigkeit und Untersuchungs- und öffentlicher Versorgung oder beson- für Bodenkultur Wien. umfang. dere Dimensionierungsanforderungen bei Kleine Wasserversorgungsunterneh- extremen Bedarfsspitzen, beispielsweise men haben nach dem neuen Entwurf der Informationsverpflichtungen: in tourismusintensiven Gebieten. Trinkwasserrichtlinie einen unverhältnis- ÖVGW setzt sich für transparente und sach- mäßig höheren Aufwand, sowohl bei der gerechte Information der KonsumentInnen Indikatorparameter liefern wertvolle Probenahmehäufigkeit als auch beim Un- unter Berücksichtigung regionaler Gegeben- Informationen für Wasserversorger und tersuchungsumfang zu tätigen, der nicht heiten ein KonsumentInnen zu einer Qualitätsverbesserung führt. „In den ersten drei Jahren nach Inkrafttreten Die ÖVGW unterstützt eine transparente, Die bisher verwendete Liste der Indikator- der geplanten EU-Trinkwasserrichtlinie sachgerechte und trinkwasserrelevante parameter wurde von der EU-Kommissi- steigen die Aufwendungen für die jährli- Bereitstellung von Informationen an Kon- on mit der Begründung gestrichen, diese che Untersuchung von durchschnittlich sumentInnen. Die österreichische Platt- würden keine gesundheitsbezogenen Da- € 250 auf ca. € 18.000 pro Jahr für klei- form „Infoportal Trinkwasser“ (www.trink- ten liefern. Die ÖVGW setzt sich für eine ne Wasserversorgungsunternehmen. Der wasserinfo.at) – ein Gemeinschaftsprojekt Wiedereinführung der Indikatorliste ein, Aufwand steht in keiner Relation zum er- von BMASGK, AGES und ÖVGW – richtet da sie wertvolle Informationen für Wasser- hofften Nutzen und stellt für die Wasser- sich z.B. an VerbraucherInnen, die Infor- versorger sowie für Konsumentinnen und versorger einen erheblichen finanziellen mationen zum Thema Trinkwasser su- Konsumenten liefert. ◂ 16 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
FACHFORUM Grafik: Ruck ÖVGW-Richtlinie W 73 Mischen von Trinkwasser – Probleme und Lösungen DI Harald Pichler, Linz AG * Wegen der Verpflichtung für den Wasserver- jedes für sich den Anforderungen der TWV und RICHTLINIE sorger, ausreichende Mengen an Trinkwasser ÖLMB Kapitel B1 Trinkwasser entspricht. W 73 einwandfreier Qualität bereitzustellen, ist es Die ÖVGW-Richtlinie W 73 stellt ein Werk- Versorgung mit unterschiedlichen häufig erforderlich, Wässer aus verschiedenen zeug dar, um für eine konkrete Mischwasserfra- Wässern Mischbarkeit und Beurteilungskriterien Gewinnungsanlagen gemeinsam zu verteilen ge Nachteile auf den Werkstoff und die Trink- Mai 2017 REGEL DER ÖVGW oder bestimmte Eigenschaften in der Vertei- wasserqualität möglichst gering zu halten bzw. lung anzustreben (z.B. Nitratreduktion). Da die zu beurteilen. Die Anwendung der Richtlinie Wasserbeschaffenheit von den geologischen gliedert sich in mehrere Schritte. und biologischen Gegebenheiten des Einzugs- gebietes abhängt, kann sich dabei die Notwen- SCHRITT 1: Prüfung der Voraussetzungen für digkeit ergeben, auch Wässer unterschiedli- die Mischwasserberechnung cher Zusammensetzung zu nutzen. Die Mischung von Wässern kann aber zu ∙∙ Chemische Zusammensetzung der Einzel- nachteiligen Auswirkungen auf die Misch- wässer muss bekannt sein. ÖVGW-Richtlinie W 73 „Versorgung wasserqualität und zu nachteiligen Wechsel- ∙∙ Kenntnis des Punktes der vorgegebenen mit unterschiedlichen Wässern. wirkungen mit Werkstoffen führen. Aufgrund Mischung („Wunschmischung“) erforder- Mischbarkeit und Beurteilungs kriterien“ (Mai 2017) ist im Shop derartiger Qualitätseinbußen sind nicht alle lich auf www.ovgw.at erhältlich. Wässer uneingeschränkt mischbar, auch wenn ∙∙ Prüfung der Anwendbarkeit der W 73 muss durchgeführt sein: Bestimmung der * Kurzfassung eines Vortrages, den der Autor bei der ÖVGW- Werkleitertagung am 11. Oktober 2017 in Bad Hofgastein Schwankungsbreite (Einzelprüfung jedes gehalten hat. eingesetzten Wassers) FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018 17
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