Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung

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Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH
                          UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN

                          Water Governance
                          Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung

                          ÖVGW beeinsprucht Entwurf der EU-Trinkwasser-RL | ÖVGW W 73 – Mischen von
                          Trinkwasser | 8. Weltwasser-Forum in Brasilia | Klimawandel und ­Grundwasser |
                          ­# mission2030 | Lieferantenverpflichtung vor Aus? | Champions der n­ achhaltigen
                           Fernwärme: Energie AG | Fernwärme/-kälte: innovatives System am Austria Campus

                          Isolierstücke: Stand der Technik | Rohre aus duktilem Gusseisen mit Zementmörtel-
                          Umhüllung nach drei Jahrzehnten Betriebszeit

                          FGW Zukunftsforum Gas – „Greening the Gas“ | CEOCOR-Kongress 2018

                          Fernwärme wird 100%ig erneuerbar! | Neue Fernwärme-Broschüre des FGW
P.b.b. – MZ 18Z041331 M

                          3 /2018
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
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                          www.wienenergie.at                                  Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.

Wasserkraft                        45,83 %     Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und
                                               Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG
Windenergie                         9,09 %
                                               im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle
feste oder flüssige Biomasse        3,42 %     angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Her-
Sonnenenergie                       1,03 %     kunftsnachweise stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das
Erdgas                             39,62 %     Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraft werken zur gleichzei-
sonstige Ökoenergie                  1,01 %    tigen Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG
CO2-Emissionen              131,55 g/kWh       2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung
radioaktiver Abfall     0,00000 mg/kWh         in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen
                                               sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
HEFT 3/2018 – 15. JAHRGANG / 83. AUSGABE – 4. JUNI 2018

                                                                                                                INHALT
                                           FACHFORUM THEMA

                             Master & Commander                                                            6
                             Mit guter „Water Governance“ will die OECD die Wassernutzung optimieren
                             und so auch künftige Konflikte eindämmen. Doch was ist gute Governance?
                             „Gute Bewertung der österreichischen Water-Governance“                       11
                             Interview mit Ernst Überreiter, BMNT
                             „Gute Governance bedeutet passende Rahmenbedingungen“                        14
                             Interview mit Marcus Heiss, MA 31 – Wiener Wasser

                   FACHFORUM                                          INNOVATIONSFORUM
Entwurf der EU-Trinkwasser-Richtlinie              16     Gas- und Wasserversorgung                      34
Einspruch der ÖVGW                                        Isolierstücke: Stand der Technik

                   ÖVGW-Richtlinie W 73      17           Rohre aus duktilem Gusseisen mit Zement- 38
                   Mischen von Trinkwasser –              mörtel-Umhüllung
                   Probleme und Lösungen                  Untersuchungen nach 3 Jahrzehnten Betriebszeit

                                                                      VERANSTALTUNGSFORUM
8. Weltwasser-Forum in Brasilia                    19
                                                                             Zukunftsforum Gas 2018        42
Neue Studie: Klimawandel und Grundwasser          20                         „Greening the Gas“
                                                                             Hochkarätiges Treffen von
Die Österreichische Klima- und Energiestrategie   23                         Energiewirtschaft und Politik
#mission2030                                                                 im Wiener MAK
Energieeffizienzgesetz                            24      CEOCOR 2018                                     43
Lieferantenverpflichtung vor dem Aus?                     Jahreskongress in Stratford-upon-Avon
Graz: Speicherprojekt HELIOS ausgezeichnet         27     Veranstaltungskalender                          44
                   Serie: Champions der           28
                   ­nachhaltigen Fernwärme                        KOLUMNEN UND RUBRIKEN
                    Teil 2: Energie AG –
                    Saubere Energie für                   Editorial                                        5
                    ­Oberösterreich
                                                          Neuerscheinung                                  22
Austria Campus Wien                               32      Quellwasser als natürliche Ressource
Innovatives und effizientes Fernwärme-
und Fernkälte-System                                      Impressum                                       22

                                             VERBÄNDEFORUM
 im Focus: Fernwärme            45      FGW-Broschüre                 47     Zuerkennung der ÖVGW-       48
 wird 100%ig e­ rneuerbar!              Zukunft Fernwärme 2050               Qualitätsmarke

 Neptun Wasserpreis 2019 46             Personalia                    47     ÖVGW-Richtlinien Gas        48
 Start der Einreichphase                                                     Neuerscheinung 6/2018

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018                                                                                            3
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
FIRMEN IM GASFACH                                                                                                               www.ovgw.at/figa

                                                                                                    Manufaktur für ökologische Dichtmittel
                                                                                                           und Korrosionsschutz

                            www.agru.at                         www.aliaxis-ui.at                         www.bacoga.com                     www.bammer-gmbh.at
                         Rohre, Fittings, Platten,           Das innovative Unternehmen,           BCG Gas 2000 Dichtmittel zum nach-        Die Firma Bammer Handels GmbH
                      Dichtungsbahnen – Innovative           das Ihre PE-Rohre sicher und          träglichen Abdichten von Gewinde-         ist Ihr Partner für Komponenten
                     Kunststoffprodukte von AGRU –               zuverlässig verbindet.            verbindungen in Gas-Innenleitungen.       der Erdöl-, Erdgas- und Fernwärme-
                      Seit 70 Jahren auf Ihrer Seite!          FRIALEN®-Sicherheitsfitting         ÖVGW G 2.662 / Vertrieb AT: www.hig.at    versorgung.

                    www.diehl.com/metering                www.elster-instromet.at                         www.fiorentini.at                      www.gfps.com/at
                    • Elektronische Gaszähler mit           Elster ist der weltweit führende          •   Filter, Vorwärmer                  GF Piping Systems entwickelt, produ-
                      integriertem Funk                   Anbieter für Gasmess- und Regel-            •   Absperrarmaturen                   ziert und vermarktet Rohrleitungs-
                    • „Open Metering“ Spezifikation       technik, mit innovativen Lösungen           •   Gasdruckregler                     systeme für den sicheren Transport
                      geeignet für Smart Metering                    für Ihren Bedarf.                •   Sicherheitseinrichtungen           von Flüssigkeiten und Gasen.

                        www.hammerer.cc                          www.hawle.at                          www.heatgroup.at                          www.interapp.net
                    Einführung moderner Informations-     Hawle ist Hersteller von qualitativ      Kompetenz im Erdgasanlagenbau             Wir sind ein weltweit agierender
                    systeme zur Dokumentation und         hochwertigen Armaturen für die           mit eigener Fertigung von: SAV,           Hersteller von AVK Armaturen und
                    Prozessführung von Gasversorgungs-    Gasversorgung.                           Gasdruckregler, Filter, Abscheider,       Zubehör mit Qualitätsprodukten für
                    netzen mittels PARIS und PROFI.       HAWLE. MADE FOR GENERATIONS              Wärmetauscher, Erdgastrocknung.           die Gasversorgung.

                          www.itron.com                     www.kontinentale.at                     www.landisgyr.com/at                            www.mmhg.at
                    SMARTES MESSEN, ZÄHLEN & REGELN       Ihr starker Partner für Armaturen-         G350 – der kommunikative                SUPERSAN ® und cuproGas® Kupfer-
                    Mit neuen Technologien von ITRON      und Rohrleitungstechnik mit einer          ULTRASCHALL-GASZÄHLER                   rohre und Löt- und Pressfittings der
                    in die Zukunft der Gasversorgung!     umfangreichen Produktpalette für                 der Zukunft für                   Marke Conex-Bänninger sind für die
                                                          die österreichische Gasversorgung.        Smart Metering Anwendungen.              Gasinneninstallation die erste Wahl.

                    www.pp-engineering.com                       www.rmg.com                       www.schermanngmbh.com                              www.ftl.de
                        Spezialist für kathodischen       Über 150 Jahre Erfahrung                 Innovative Technologien für die           • Mengenumwerter m. Datenspeicher
                         Korrosionsschutz und für         • Gasdruckregel- u. Sicherheitstechnik   Lecksuche und Leitungsortung an           • Tarifgeräte m. integrierten Modems
                     elektromaschinelle Ausrüstung in     • Messtechnik und Automatisierung        erdverlegten Leitungen.                   • Zählerfernauslesung via Internet
                    der Wasser- und Abwassertechnik.      • Anlagenbau und Zubehör                                                           • Schaltgeräte mit ATEX Zulassung

                                                             Die FIRMEN IM GASFACH (FIGA) sind ein Fachausschuss der ÖVGW
                                                             Aufgaben und Zielsetzungen:
                                                             • Mitarbeit bei der Erstellung von Regelwerken (z.B. Prüfrichtlinien und technische Richtlinien)
                                                             • Kooperation mit der ÖVGW im Bereich Aus- und Weiterbildung
                           www.viega.at
                                                             • Qualitätsprodukte und Dienstleistungen auf höchstem Niveau anzubieten
                      Sanitär- und Heizungssysteme.
                      Sicherheit im Systemverbund.           • Forcierung der Marke „ÖVGW geprüft“ um für Gasversorgungsunternehmen eine hohe Qualität
                                                               der Produkte sowie Beratungssicherheit zu gewährleisten
                    Viega. Höchster Qualität verbunden.
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
EDITORIAL
        www.denso.de
        Führender, weltweit
                                      In dieser Ausgabe
      agierender Anbieter für

                                      S
     Korrosionsschutz-Produkte
     und innovative Dichtmittel.
                                             chwerpunkt und Titelthema des vorliegenden „Wasser-
                                             Heftes“ ist die vor fünf Jahren gestartete Water Gover-
                                             nance Initiative der OECD zur Verbesserung von Planung
                                      und Umsetzung wasserpolitischer Maßnahmen und solcherart
                                      zur Optimierung der Versorgung. Wir haben das Programm in
                                      Grund­zügen ebenso wie die österreichische Mitwirkung daran
         www.gmt.de                   bereits vorgestellt (vgl. FORUM GWW 4/2016). Nun wurden im
      Kompetenter Partner für         vergangenen Jahr das von der OECD entwickelte Bewertungs-
     Gasmess- und Regeltechnik
      in der Erdgasversorgung.        system erstmals in der Praxis auf seine Anwendbarkeit geprüft
                                      und die Indikatoren samt zugehörigen Checklisten beim World
                                      Water Forum in Brasilia der Fachöffentlichkeit präsentiert – An-
                                      lass für eine neuerliche Bestandsaufnahme und einen Ausblick.
                                      Weitere Beiträge befassen sich mit dem Einspruch der ÖVGW
                                      zum Entwurf der EU-Trinkwasser-Richtlinie, einer neuen öster-
                                      reichischen Studie zum Thema Klimawandel und Grundwasser
        info@ipu.co.at                und dem Mischen von Wässern auf Grundlage der ÖVGW-Richt-
 •   RMA – Pipeline Equipment         linie W 73.
 •   GHIBSON – Absperrklappen
 •   HUBER – Druckmessgeräte
 •   BERNARD – Stellantriebe          In der zweiten Folge unserer Serie „Champions der n
                                                                                        ­ achhaltigen
                                      Fernwärme“ porträtieren wir die oberösterreichische Energie
                                      AG, die den Weg in Richtung Klimaschutz mittels Effizienz kon-
                                      sequent verfolgt und nun verstärkt auch Abwärme, Biomasse
                                      und Erdwärme nutzt. Weitere Fernwärmebeiträge behandeln
                                      das Versorgungskonzept für den Austria Campus in Wien und
       www.pipelife.at                die Auszeichnung der Energie Graz mit dem Energy Globe Styria
Kunststoff-Rohrsysteme von Pipelife   Award 2018 für ihr solares Speicherprojekt HELIOS. Im Verbän-
– diese starken Lebensadern sorgen    deForum steht die Fernwärme-Strategie des FGW im Focus.
für eine sichere Gasversorgung.
Heute und in Zukunft.
                                      Kurz vor Drucklegung hat die Bundesregierung die Klima- und
                                      Energiestrategie beschlossen, die neben der angestrebten De-
                                      karbonisierung mit Schwerpunktsetzung auf dem Wärmesek-
                                      tor und in der Mobilität auch die forcierte Einspeisung von Bio-
                                      methan und erneuerbarem Wasserstoff ins Gasnetz vorsieht.
     www.vc-austria.com
                                      Wir geben dazu die Reaktion des FGW wieder. Und ebenfalls
      www.tpa-kks.at
                                      kurz vor Drucklegung ging im Wiener MAK das Zukunftsforum
Seit über 40 Jahren führender An-
bieter von Kathodischen Korrosions-   Gas 2018 erfolgreich über die Bühne, veranstaltet vom FGW mit
schutzsystemen für Rohrleitungen,
                                      Unterstützung der ÖVGW und der RAG Austria AG und unter Be-
Behälter und Stahlbetonbauwerke.
                                      teiligung von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Poli-
                                      tik. Wir vermitteln in diesem Heft einen ersten Eindruck dieses
                                      Events; ausführlich Raum bieten wir den diskutierten Inhalten
                                      in der nächsten Ausgabe des FORUM GWW, die sich intensiv mit
                                      dem Thema „Greening the Gas“ befassen wird.

                                      FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018                                                  5
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
Grafik: Ruck
    Master & Commander
    Während die Beherrschung der Gewässer früher in blutigen Schlach­
    ten verhandelt wurde, soll gute „Water Governance“ im Gegenteil die
    Wassernutzung optimieren und so auch künftige Konflikte eindämmen.
    Doch was ist gute Water Governance?

    Mag. Christian Fell und Mag. Erich J. Papp

    In Österreich wird das reibungslose Funktionie-   Zu beruhigend sind die Voraussetzungen und
    ren der Wasserversorgung und Abwasserent-         auch die zumindest gefühlt unendlichen Was-
    sorgung als selbstverständlich vorausgesetzt,     servorräte hierzulande. Wie heikel das Thema
    was man als Kompliment für die Wasserversor-      aber wirklich ist, registriert man, wenn das
    ger in diesem Land interpretieren kann – und      Publikum mit gewissen Reizworten provoziert
    wohl auch für Organisationen, die – wie etwa      wird: zum Beispiel der „Privatisierung von
    die ÖVGW – im Umfeld an der Erstellung von        Wasser“. Oder wenn es in manchen Regionen
    Regeln und Normen beteiligt sind.                 aufgrund von extremer Trockenheit doch ein-
                                                      mal enger wird (wie zuletzt im Mai in einigen
    Die Gesamtheit von staatlichen Strukturen, mit    Gemeinden des Wein- und Waldviertels). Oder
    denen die Aufgaben von Entsorgung, Versor-        wenn in den Medien von Schadstoffeinträgen
    gung und Ressourcenschutz wahrgenommen            die Rede ist. Stellt man sich vor, einige dieser
    werden, bezeichnet man neudeutsch als „Wa-        Probleme kommen auch noch zusammen, wird
    ter Governance“ oder „Wassergovernance“ –         der Bedarf nach guter Governance klarer. Wenn
    und auch sie scheint nicht tief im österreichi-   das Austrocknen des Jordan, Verschmutzun-
    schen Problembewusstsein verankert zu sein.       gen des Ganges oder ein geplanter Nil-Damm

6                                                                FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
„
                                                                                                                           FACH F O RUM : T HEM A

                                                                                                                                    Zur Bewäl­
                                                                                                                                    tigung der
der Äthiopier zu schweren (auch internationa-       in den nächsten Jahrzehnten nötigen Investiti-                                  gegenwär­
len) Konflikten führen oder führen könnten,         onen könnten – je nachdem, wie weit man den                       tigen und künftigen He­
wird deutlich, wie wichtig eine optimale Steue-     Begriff „Wasser-Infrastruktur“ fasst – zwischen
                                                                                                                      rausforderungen ist eine
rung all der verschiedenen, aber doch verbun-       6,7 und fast 20 Billionen (!) US-Dollar liegen.
                                                                                                                      entschiedene öffentliche
denen Sektoren im Wasserbereich ist. In vielen
                                                                                                                      Politik erforderlich, in
Regionen der Erde (z.B. in Teilen Afrikas, die      Wasser ist nicht nur ein äußerst kapitalintensi-
                                                                                                                      deren Rahmen messbare
ihre begrenzten Ressourcen auf eine stark zu-       ver Sektor, sondern erfordert auch Governance
nehmende Bevölkerung aufteilen müssen) be-          auf vielen Ebenen: von global bis lokal, von                      Ziele nach vorab festge­
darf es eben schon großer Anstrengungen auch        gemeinnützigen öffentlichen bis zu gewinnori-                     legten Zeitplänen auf der
der Institutionen, überhaupt eine Grundversor-      entierten privaten Akteuren, von Bereichen wie                    geeigneten Ebene verfolgt
gung sicherzustellen. Und letztlich ist eine sol-   Gesundheit und Umwelt über Landwirtschaft                         werden, gestützt auf eine
che Versorgung natürlich auch eine wichtige         und Raumplanung bis zu Energie, Armutsbe-                         klare Aufgabenverteilung
Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwick-      kämpfung und Entwicklung. Abgesehen davon                         zwischen den zuständigen
lung eines Landes.                                  halten sich etwa Wasser-Einzugsgebiete auch                       staatlichen Stellen sowie
                                                    nicht an die Grenzen von politischen Verwal-                      regelmäßiges Monitoring
OECD wird initiativ                                 tungsbezirken.                                                    und regelmäßige Evaluie­
                                                                                                                      rungen.“
Die Organisation für wirtschaftliche Zusam-         Es galt also, sich für eine Vielzahl von Mitglied-
menarbeit und Entwicklung startete zur Ver-         staaten in einer extrem komplexen Materie                         OECD-Grundsätze zur Water
                                                                                                                      Governance, 4. Juni 2015
besserung der Planung und Umsetzung von             auf einheitliche Grundsätze der Water Gover-
wasserpolitischen Maßnahmen im März 2013            nance zu einigen. Das wurde schließlich 2015
die „Water Governance Initiative“, um allen         geschafft und 12 Grundsätze auf der Tagung
Ländern – nicht nur den OECD-Mitgliedern –          des OECD-Rats am 4. Juni von den entsandten
leistbare Instrumente und Maßnahmen zur             Regierungsmitgliedern – wie es offiziell heißt –
Bewältigung kommender Aufgaben bzw. Kri-            „begrüßt“. Die routinierten Weltpolitiker unter
sen zur Verfügung zu stellen. Die Experten          uns können sich ausmalen, dass ein fast glo-
der Organisation meinen, die „Aussichten für        baler Kompromiss in einer äußerst komplexen
das Wasser sind besorgniserregend“. Nach            Angelegenheit nur sehr allgemein ausfallen
Schätzungen (von 2015) leben 40 % der Welt-         kann. Es mussten auch Indikatoren her, also
bevölkerung in Flusseinzugsgebieten, die un-
ter Wasserstress stehen. Bis 2050 dürfte die
Nachfrage nach Wasser allerdings um weitere                        OECD – Organisation für wirtschaftliche
55 % steigen. Dann werden 240 Millionen Men-                         Zusammenarbeit und Entwicklung
schen überhaupt keinen Zugang zu sauberem                                           Gegründet: 1961
Trinkwasser haben und 1,4 Milliarden keinen                                          Mitglieder: 35
Zugang zu sanitärer Grundversorgung. Zudem                                             Sitz: Paris
– und das betrifft wohl auch hochentwickelte                      Generalsekretär: José Ángel Gurría Treviño (seit 2006)
Staaten – altert die Wasser-Infrastruktur und          Ziele: Lebensstandard, Wirtschaftsentwicklung, Beschäftigung verbessern,
ist oftmals nicht mehr zeitgemäß.                     Wachstum auch in Entwicklungsländern sowie internationalen Handel fördern
                                                      Die OECD – Nachfolge-Organisation der OEEC, einer 1948 im Zusammenhang
Laut OECD seien die Governance-Systeme in             mit dem Marshall-Plan gegründeten Vereinigung für europäische Wirtschafts-
vielen Ländern schlecht gerüstet, um mit den          zusammenarbeit – hat nicht nur die meisten europäischen Staaten, darunter
ökologischen Herausforderungen, der zuneh-            auch Österreich, als Mitglieder, sondern auch die USA, Kanada, Japan, Austra-
                                                      lien, Neuseeland, Mexiko, Chile, Israel und Südkorea.
menden Verstädterung, Klimaschwankungen
                                                      Die OECD arbeitet an Standards, gibt Empfehlungen und erstellt Studien.
oder Katastrophen im Wasserbereich optimal
                                                      Bekannt ist sie auch für ihre Aktivitäten gegen Bestechung, Steuerflucht und
umzugehen. Wasserkrisen sind demnach oft-             Geldwäsche sowie für die Durchführung der PISA-Tests.
mals vor allem auch „Governance-Krisen“. Die

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018                                                                                                                     7
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
FACHFOR UM : THEMA

                     Kennzahlen oder Merkmale, nach denen sich             Wer ist formal für Wasserpolitik, Pro­
                     beurteilen lässt, ob so ein Grundsatz auch er-        gramme, Datensammlung zuständig?
                     füllt ist oder nicht – nach dem Motto: „Was ich    ∙∙ Instrumente („How“)
                     nicht messen kann, kann ich auch nicht bewer-         Mit welchen Maßnahmen wird Wasser­
                     ten“. Diese Indikatoren wurden in einem Sta-          politik umgesetzt und evaluiert?
                     keholder-Prozess entwickelt, an dem sich vie-
                     le Betroffene beteiligten, aus Österreich etwa     Um beantworten zu können, ob gewisse Anfor-
                     auch die ÖVGW. 2017 konnte das entwickelte         derungen erfüllt sind, ist eine aus insgesamt
                     Bewertungssystem erstmals sozusagen in der         106 Punkten bestehende Checkliste durchzuge-
                     Praxis auf seine Anwendbarkeit hin getestet        hen. Darüber hinaus soll beurteilt werden, in
                     werden – unter anderem in Österreich. Nach         welchem Ausmaß die Anforderungen (auf einer
                     diesen erfolgreichen Pilot-Studien wurden die      sechsstufigen Skala: „in place, functioning“,
                     Indikatoren und dazugehörigen Checklisten im       „in place, partly implemented“, „in place, not
                     März 2018 auf dem World Water Forum in Bra-        implemented“, „framework under develop-
                     silia präsentiert.                                 ment“, „not in place“, „not applicable“) an
                                                                        einen Bereich erfüllt sind. Das klingt kompli-
                     Auf der Suche nach dem Indikator                   ziert, wird aber klarer, wenn wir als Beispiel die
                                                                        Indikatoren und Checklisten-Fragen für den
                     Am Stakeholder-Prozess zur Findung von den         ersten Grundsatz (Rollen und Zuständigkeiten)
                     und zur Einigung auf die die Grundsätze nä-        zeigen. Der zugehörige Text bleibt hier bewusst
                     her bestimmenden Indikatoren beteiligten sich      im englischen Original, da dies die Sprache der
                     insgesamt 130 Gruppen. An den zweimal pro          internationalen Vereinbarung ist – was freilich
                     Jahr stattfindenden Konferenzen nahmen der         der Interpretation durch die Verantwortlichen
                     internationale (IWA) und europäische (­EurEau)     gewissen Spielraum lassen dürfte. So kann die
                     Dachverband der Wasserversorger teil, dazu         Auslegung einer Formulierung dafür entschei-
                     Regierungsvertreter, Unternehmen, Konsu-           dend sein, in welchem Ausmaß man ein Prin-
                     mentenschützer und andere Organisationen           zip als umgesetzt bewertet.
                     aus dem Umwelt- und Wasserbereich. ÖVGW-
                     Bereichsleiter Dipl.-HTL-Ing. Manfred Eisenhut     ÖVGW: Kopilot bei Pilot-Studien
                     war nicht der einzige österreichische Vertreter,
                     auch die Wiener Wasserwerke, das zuständige        Um sich selbst und den Mitgliedern ein Bild
                     Ministerium, die Bundesarbeitskammer und           davon zu geben, wie eine Prüfung der Indika-
                     der Verband der öffentlichen Wirtschaft und        toren und Checklisten ablaufen könnte, regte
                     Gemeinwirtschaft entsandten Teilnehmer, die        die OECD Pilot-Tests in 12 Ländern an, die im
                     darauf bedacht waren, auch den heimischen          Vorjahr durchgeführt wurden – in Österreich
                     Blickwinkel auf Fragen der Wasserversorgung        wurde diese Aufgabe auch von der ÖVGW er-
                     einzubringen.                                      ledigt. OECD-Vertreter beteiligten sich, um Er-
                                                                        fahrungen in der Praxis zu sammeln. Bei einem
                     Aus einer zunächst dreistelligen Auswahl ei-       Treffen der Water Governance Initiative in Wien
                     nigte man sich schließlich auf 36 Indikatoren,     im November 2017 konnten bereits die Ergeb-
                     drei für jeden der 12 Grundsätze. Sie zielen auf   nisse diskutiert werden, die für die Bereiche
                     folgende Bereiche ab:                              Rahmenbedingungen, Institutionen und Inst-
                                                                        rumente fast durchwegs positiv ausfielen.
                     ∙∙ Rahmenbedingungen („What“)
                        Was für politische und rechtliche Verant-       Bei den politischen Rahmenbedingungen
                        wortlichkeiten bestehen?                        konnte aber – so Bereichsleiter Manfred Ei-
                     ∙∙ Institutionen („Who“)                           senhut – auch Verbesserungspotenzial ausge-

8                                                                                   FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
FACH F O RUM : T HEM A

macht werden. Grundsatz 3 legt Politikkohä-
                                                 Die 12 Grundsätze für Water Governance
renz nahe, die Abstimmung von Wasserpolitik
                                                 Verbesserung der Effektivität der Water Governance
und Raumplanung ist aber nicht immer ge-
geben. Beim Erschließen neuer Siedlungsge-       Grundsatz 1: Die Rollen und Zuständigkeiten im Bereich der Gestaltung und Umsetzung der
biete ist die Frage der Wasserversorgung für     Wasserpolitik, des operativen Managements und der Regulierung sollten klar verteilt und
                                                 abgegrenzt und die Koordinierung zwischen den zuständigen Behörden gefördert werden.
Gemeinden oft nur zweitrangig. In Österreich
wird offenbar davon ausgegangen, dass ohne-      Grundsatz 2: Das Wassermanagement sollte im Rahmen integrierter, einzugsgebietsbezo-
hin überall genug Wasser da ist. Bei den po-     gener Governance-Systeme auf der/den angemessenen Ebene(n) erfolgen, um den lokalen
                                                 Gegebenheiten Rechnung zu tragen, und die Koordinierung zwischen den einzelnen Ebenen
litischen Rahmenbedingungen zu Grundsatz
                                                 sollte gefördert werden.
5 (Daten und Information) konnte mit „partly
implemented“ („teilweise umgesetzt“) nur die     Grundsatz 3: Die Politikkohärenz sollte durch eine effektive sektorübergreifende Koordinie-
                                                 rung, insb. zwischen der Wasserpolitik einerseits und der Umwelt-, Gesundheits-, Energie-,
zweitbeste Note vergeben werden. Hier sollten
                                                 Agrar-, Industrie-, Raumplanungs-, und Landnutzungspolitik andererseits, gefördert werden.
aufgrund des zu erwartenden Klimawandels
Vorkehrungen getroffen werden, um in Zukunft     Grundsatz 4: Die Kapazitäten der zuständigen Behörden sollten auf die Komplexität der im
                                                 Wasserbereich bestehenden Herausforderungen und die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erfor-
die Entnahmen von Landwirtschaft und Indus-
                                                 derlichen Kompetenzen abgestimmt werden.
trie besser zu erfassen. „Nicht umgesetzt“ ist
der Bereich Institutionen für Grundsatz 3: Das   Verbesserung der Effizienz der Water Governance
Zusammenspiel von Bundesländern und Bun-         Grundsatz 5: Es sollten zeitnahe, konsistente, vergleichbare und politikrelevante Daten und
desregierung mit der dafür vorgesehenen Koor-    Informationen zu Wasser und damit zusammenhängenden Bereichen erhoben, aktualisiert
dination durch das Bundeskanzleramt scheint      und ausgetauscht und zur Ausrichtung, Evaluierung und Verbesserung der Wasserpolitik he-
noch nicht in ausreichendem Maß gegeben.         rangezogen werden.
                                                 Grundsatz 6: Es sollte sichergestellt werden, dass die Governancestrukturen zur Mobilisie-
Ein ähnlich gutes Ergebnis erbrachte das Abar-   rung von Finanzierungsmitteln für den Wasserbereich beitragen, und eine effiziente, trans-
beiten der Checklisten: Nur sechs von 106 Fra-   parente und zeitnahe Allokation finanzieller Ressourcen gewährleistet werden.
gen mussten mit „nicht vorhanden“ beantwor-      Grundsatz 7: Es sollte sichergestellt werden, dass im Bereich des Wassermanagements trag-
tet werden. Diese betreffen Online-Plattformen   fähige Regulierungsrahmen effektiv und im Interesse der Öffentlichkeit um- und durchge-
zum Wissensaustausch, Gebühren für Wasse-        setzt werden.
rentnahmen und -verschmutzung oder auch          Grundsatz 8: Die Einführung und Umsetzung innovativer Praktiken der Wassergovernance
Plattformen zur Aufdeckung von Korruption.       sollte in den zuständigen Behörden, auf den verschiedenen Verwaltungsebenen und bei den
                                                 relevanten Akteuren gefördert werden.
Sektionschefin DI Maria Patek nahm für das       Stärkung des Vertrauens und des Engagements
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und
Tourismus am WGI-Treffen teil und wird im        Grundsatz 9: Die Praktiken zur Gewährleistung von Integrität und Transparenz sollten bei
                                                 wasserpolitischen Maßnahmen, den Wasserinstitutionen und den Rahmenbedingungen der
Protokoll dahingehend zitiert, dass sie Öster-
                                                 Wassergovernance systematisch berücksichtigt werden, um die Rechenschaftspflicht und
reich, das weiterhin ein engagiertes Mitglied    das Vertrauen in die Entscheidungsprozesse zu stärken.
der WGI bleiben werde, aufgrund der nur weni-
                                                 Grundsatz 10: Die Einbindung betroffener Akteure sollte gefördert werden, um sachkundige
gen Schwachpunkte im Testergebnis als künf-
                                                 und ergebnisorientierte Beiträge zur Gestaltung und Umsetzung
tiges Role Model für Water Governance gemäß      der Wasserpolitik zu ermöglichen.
den OECD-Prinzipien sieht.
                                                 Grundsatz 11: Im Wasserbereich sollten Governancerahmen ge-
                                                 fördert werden, die helfen, Zielkonflikte zwischen Wassernutzern,
Austria’s Next Role Model                        ländlichen und städtischen Räumen und Generationen zu bewäl-
                                                 tigen.
Wozu braucht man derartige Vorbilder, all-       Grundsatz 12: Ein regelmäßiges Monitoring und gegebenenfalls
gemein Best Practice-Beispiele genannt – im      Evaluierungen der Wasserpolitik und -governance sollten geför-
Rahmen der WGI auch „Evolving Practices“?        dert, die Ergebnisse veröffentlicht und erforderlichenfalls Anpas-
Von ihnen zu lernen, ist jedenfalls nach An-     sungen vorgenommen werden.
sicht der OECD ein direkter Weg, um bei der

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Water Governance Die OECD-Initiative zur Optimierung der Wassernutzung
FACHFOR UM : THEMA

                                          Indikatoren
                                          Jedem der 12 Grunsätze sind 3 Indikatoren zugeordnet. Für Grundsatz 1, betreffend „Rollen und
                                          Zuständigkeiten“ sind dies:

                                              1.a
                                                                                   Description: This indicator seeks to appraise the existence and level of implemen-
                                           WHAT     Existence and level of         tation of a water law, which can be on national level or subnational level depending
                                                    implementation of a water      on the institutional feature of the country (unitiary or federal). The law should clearly
                                                    law                            assign and distinguish water-related roles and responsibilities for policy making
                                                                                   (especially priority setting and strategic planning).

                                              1.b
                                                                                   Description: This indicator seeks to appraise the existence and functioning of
                                                    Existence and functioning of   institutions in charge of setting water-related policy goals and strategies and
                                           WHO

                                                    ministry, line ministry,       delivering them; these can be at national or subnational level depending on the
                                                    central agency with core       scale of the self-assessment and the institutional feature of the country (unitiary,
                                                    water-related responsi-        federal)
                                                    bilities for policy-making

                                              1.c
                                                                                   Description: This indicator seeks to appraise the existence and level of implemen-
                                                    Existence and implemen-
                                           HOW

                                                                                   tation of mechanisms that can help to identitfy areas of water management where
                                                    tation of mechanisms to        there ist no clarity on who does what; areas of incoherent and/or contradictionary
                                                    review roles and responsi-     objectives; areas of deficient implementation and/or limited enforcement; and/or
                                                    bilities, to diagnose gaps     areas with overlaps/duplication of responsibilities. They can take the form of
                                                    and adjust when need be        analytical reports, regulatory impact assessments or regulatory reviews; open
Indikatoren und zugehörige
Checklist-Fragen am Beispiel                                                       stakeholder consultations.
von Grundsatz 1, der Rollen und
Zuständigkeiten betrifft.
                                          Checkliste
Die Indikatoren und Checklist-
Fragen liegen nur auf Englisch vor.       Um bewerten zu können, in welchem Ausmaß die Indikatoren für den Grundsatz 1 betreffend „Rol-
Das erschwert die Anwendung,              len und Zuständigkeiten“ hinsichtlich Rahmenbedingungen, Institutionen, Instrumente erfüllt
weil es die Interpretation einer For-     sind, müssen aus der Checkliste 4 Fragen beantwortet werden:
mulierung sein kann, die darüber
entscheidet, in welchem Ausmaß            ∙∙ Is there a dedicated water policy, indicating goals, duties, resources needed?
man ein Prinzip als umgesetzt             ∙∙ Have applicable binding and non-binding water-related international or supranational frame-
bewertet.                                    works and regulations been transposed at national (or subnational) level(s)?
Quelle: OECD (2018) Implementing          ∙∙ Are there horizontal co-ordination mechanisms across subnational authorities to manage
the OECD-Principles on Water                 inderdependencies for water policy design and implementation?
Governance: Indicator Framework
and Evolving practices, OECD Stu-         ∙∙ Are there vertical co-ordination mechanisms or incentives that foster policy alignment, com-
dies on Water, OECD Publishing,              plementarities and co-operation across central and subnational governments?
Paris, p. 83.

                                        Umsetzung der WGI-Prinzipien von der Vision                         sucht, es auf die eigenen Rahmenbedingungen
                                        zur Aktion zu gelangen. Bereits erfolgreich er-                     umzulegen. Die Teilnehmer am letzten Welt-
                                        probte Aktivitäten helfen Politikern, Praktikern                    wasserforum nannten 69 Beispiele, von denen
                                        und anderen Beteiligten dabei, beim Entwurf                         54 ausgewählt wurden – einige von ihnen mit
                                        von neuer Wasserpolitik und deren Anwen-                            Österreich-Bezug: die Water Governance für
                                        dung Rückschläge zu vermeiden, die andere                           die Wiener Trinkwasserversorgung, Aktivitäten
                                        vielleicht schon durchgemacht oder gleich ele-                      zur Bewusstseinsbildung rund um Trinkwas-
                                        gant umschifft haben. Man sieht sich also an,                       ser, die günstigen Rahmenbedingungen für ei-
                                        was funktioniert oder funktioniert hat und ver-                     nen Wasser-Energie-Knoten in Wien, verschie-

10                                                                                                                           FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
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  „Gute Bewertung der österreichischen
  Water-Governance“
  DI Ernst Überreiter von der Abteilung nationale und internationale Wasser­

                                                                                                        Foto: BMNT/William Tadros
  wirtschaft im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT)
  hat an der Water-Governance-Initiative (WGI) der OECD teilgenommen.
  FORUM GWW sprach mit ihm über die Praxistauglichkeit des Indikatoren-
  Systems.
  FORUM GWW: Herr DI Überreiter, kann die             zu Änderungen kommen, aber wohl nicht auf                                     Ob man das Indikatoren-System auch regional
  Water-Governace-Initiative der OECD für die         Grund dieses OECD-Prozesses.                                                  anwenden kann, ist fraglich, da es doch sehr
  Steuerung des Wassersektors eine Verbesse-                                                                                        umfangreich ist. Man muss sich schon intensiv
  rung bringen?                                       Soll ein reguläres Self-Assessment durchge-                                   damit auseinandersetzen. Aber gedacht ist es
  Überreiter: Das Paket zur Beschreibung der          führt werden?                                                                 so, dass die Indikatoren auch auf Bundelände-
  Water Governance, wie es von der OECD WGI           Die WGI hat ein Indikatorensystem entwickelt,                                 rebene oder noch weiter darunter einsetzbar
  entwickelt wurde, stellt einen sehr breiten und     das zur Selbstbewertung der Governance im                                     sind.
  umfassenden Ansatz dar. Auch der Prozess, in        Wasserbereich dienen soll. Österreich hat sich
  der es – unter Beteiligung unterschiedlichster      am Pilottest des Indikatorensystems – bei dem                                 Die Wasserversorgung in Österreich ist durch
  Stakeholder und Staatenvertreter – wissen-          die ÖVGW federführend war – aktiv beteiligt.                                  eine Vielzahl kleiner Versorgungseinheiten
  schaftlich aufbereitet wurde, war sehr interes-     Dabei wurde geprüft, ob die Indikatoren geeig-                                gekennzeichnet. Wurde diese Besonderheit
  sant und innovativ. Die Ergebnisse der Water        net sind, die Umsetzung der OECD-Grundsätze                                   bei der Water Governance-Initiative berück-
  Governance-Initiative sehe ich grundsätzlich als    zur Water Governance bei unterschiedlichen                                    sichtigt?
  wertvollen Input, der es erlaubt, das beste-        Rahmenbedingungen zu bewerten. Das war der                                    Die österreichischen Vertreter haben bei den
  hende Governance-System aus einem anderen           Fall und das Ergebnis, das der österreichischen                               Treffen der Stakeholder die österreichischen
  Blickwinkel zu betrachten. Es werden aber, da       Water-Governance ausgestellt wurde, war schon                                 Interessen klar vertreten und entsprechend
  es als weltweit gütiger Ansatz konzipiert ist,      relativ gut. Es gibt nur mehr wenige Punkte,                                  verankern können. Unter anderem wurde das
  auch Themen angesprochen, die in Österreich         wo man sagen könnte, hier besteht Hand-                                       Modell der öffentlichen Wasserversorgung,
  nicht unbedingt von großer Relevanz sind, z.B.      lungsbedarf. Und ich gehe davon aus, dass ein                                 die etablierte Zusammenarbeit der Staaten in
  Korruption, die ja auch in der Wasserversor-        reguläres Self-Assessment zu einem ähnlichen                                  internationalen Flussgebietskommissionen
  gung auftreten kann.                                Ergebnis gelangt. Grundsätzlich halte ich eine                                oder die gesetzliche Regulierung von Wasser-
                                                      periodische Überprüfung und einen kritischen                                  dienstleistungen im Gegensatz zu Regulie-
  Ist damit zu rechnen, dass der WGI-Ansatz der       Blick auf bestehende Strukturen für sinnvoll,                                 rungsinstitutionen positioniert. Den Erfolg der
  OECD in der EU-Gesetzgebung seinen Nieder-          auch um Entwicklungen feststellen zu können.                                  österreichischen Arbeit belegt auch die große
  schlag finden wird?                                                                                                               Anzahl von Evolving Stories, also von Best-
  Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich da    Sollten diese periodischen Überprüfungen                                      Practice-Beispielen, die in den OECD-Bericht,
  etwas Konkretes ergibt. Die EU Wasserrahmen-        nur auf Bundesebene erfolgen oder auch für                                    den man beim Word Water Forum in Brasilia der
  richtlinie wird derzeit evaluiert und einer Über-   Bundesländer bzw. einzelne Gemeinden und                                      Öffentlichkeit präsentiert hat, aufgenommen
  prüfung unterzogen. Dabei wird es vermutlich        Städte durchgeführt werden?                                                   wurden.

dene Aspekte des Flussgebietsmanagements                   hundert zum Aufbau von Infrastruktur (wie
oder der (von der ÖVGW eingebrachte und ak-                den Hochquellenleitungen) und zur umfassen-
zeptierte) Kapazitätsaufbau im Trinkwasser-                den Bewahrung der Quellgebiete beitragen. Die
sektor gemäß dem Grundsatz 4.                              Wasserversorgung würde regelmäßigen Evalu-
                                                           ierungen und Konsumentenbefragungen un-
Der OECD-Bericht zur WGI hebt die von der                  terzogen und sei nicht ohne Grund in den Mer-
Stadt Wien getroffenen Maßnahmen zum Res-                  cer-Studien, in denen Wien schon neun Mal zur
sourcenschutz beispielhaft hervor, die mit ih-             lebenswertesten Stadt der Welt gewählt wurde,
rer langfristigen Perspektive seit dem 19. Jahr-           ausdrücklich erwähnt worden.

FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018                                                                                                                                                       11
FACHFOR UM : THEMA

                                      Österreich-Bezug hat auch das positive Beispiel                                          Anklang: Das zuständige Ministerium macht
                                      der Internationalen Kommission zum Schutz                                                diesbezügliche Planungsentwürfe, die dann
                                      des Rheins. Innerhalb der IKSR schufen Öster-                                            zur Stellungnahme an die Länder gehen und
                                      reich und die anderen Mitgliedstaaten (sowie                                             schließlich auch einen Prozess der Beteiligung
                                      die EU-Kommission) 2013 eine Strategie gegen                                             der Öffentlichkeit durchlaufen. Die einzelnen
                                      die Verschmutzung durch Abwässer und an-                                                 Maßnahmen werden je nach Ausmaß der Inter-
                                      dere Einträge (ib. Mikro-Schadstoffe). Im Sin-                                           vention der jeweils passenden Behörde zuge-
                                      ne der OECD- Grundsätze wurden Informati-                                                ordnet (Grundsatz 10). Schließlich wurde auch
                                      onssysteme und Datenbasen verbessert und                                                 speziell die Wassermeister-Ausbildung sowie
                                      verschiedene Ansätze zur Wasseraufbereitung                                              generell das Ausbildungssystem der ÖVGW als
                                      umgesetzt. Das immer noch laufende Projekt                                               Beispiel für die Umsetzung der Grundprinzipi-
                                      hat tatsächlich zur Verbesserung der Wasser-                                             en 4 und 14 genannt.
                                      qualität und zur Regeneration des Ökosystems
                                      geführt.                                                                                 Fortsetzung folgt

                                      Flussgebietsmanagement auf Österreichisch                                                Indikatoren und Checklisten als Grundlage der
                                      findet auch in organisatorischer Hinsicht aus-                                           Bewertung der WGI-Grundsätze sind eine ganz
                                      drückliche Erwähnung und damit offenbar                                                  wesentliche Voraussetzung für künftige Ver-

In Pilottests wurde für mehrere
                                                             POLICY FRAMEWORK                                        INSTITUTIONS                                          INSTRUMENTS
Länder – darunter auch für Ös-
terreich – die Anwendbarkeit der                            Clear roles                                         Clear roles                                           Clear roles
Indikatoren, der Checklisten und                                                     +++                                                 +++                                                   +++
                                                            & responsi­bilities                                 & responsi­bilities                                   & responsi­bilities
des Ampelsystems für die Bewer-
                                      Effektiveness

                                                                                           Effektiveness

                                                                                                                                                 Effektiveness
tung geprüft. Dabei zeigte sich im                          Appropriate scales                                  Appropriate scales                                    Appropriate scales
                                                                                     +++                                                 +++                                                   +++
Fall von Österreich, dass die poli-                         within basin systems                                within basin systems                                  within basin systems
tischen Rahmenbedingungen, die                              Policy coherence         +++                        Policy coherence         +                            Policy coherence         ++
Institutionen und die angewende-
ten Instrumente geeignet sind, um                           Capacity                 ++                         Capacity                 +++                          Capacity                 +++
die 12 OECD-Grundsätze für gute                             Data & Information       ++                         Data & Information       +++                          Data & Information       +++
Water-Governance umzusetzen.
                                      Efficiency

                                                                                           Efficiency

                                                                                                                                                 Efficiency

Darüber herrschte bei den Teilneh-                          Financing                ++                         Financing                +++                          Financing                +++
mern am Pilottest zumeist starker                           Regulatory framework     ++                         Regulatory framework     +++                          Regulatory framework     +++
oder mittlerer Konsens, sodass am
häufigsten als Bewertung die Far-                           Innovative governance    +++                        Innovative governance    +++                          Innovative governance    +++
be grün für „In place, functioning“
                                                            Integrity                                           Integrity                                             Integrity
vergeben wurde.                                                                      +++                                                 +++                                                   +++
                                                            & trans­parency                                     & trans­parency                                       & trans­parency
                                      Trust & engagement

                                                                                           Trust & engagement

                                                                                                                                                 Trust & engagement

                                                            Stakeholder                                         Stakeholder                                           Stakeholder
                                                                                     +++                                                 +++                                                   +++
                                                            engagement                                          engagement                                            engagement
                                                            Trade-offs across                                   Trade-offs across                                     Trade-offs across
                                                            users, rural and urban   +++                        users, rural and urban   +++                          users, rural and urban   ++
                                                            areas and generations                               areas and generations                                 areas and generations
                                                            Monitoring                                          Monitoring                                            Monitoring
                                                                                     +++                                                 +++                                                   +++
                                                            & evaluation                                        & evaluation                                          & evaluation

                                                           +++ Strong consensus                In place, functioning                                      Framework under development
                                                           ++ Medium consensus                 In place, partly implemented                               Not in place
                                                           + Weak consensus                    In place, not implemented                                  Not applicable

12                                                                                                                                           FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018
PIPES FOR LIFE
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                                                                                       PIPES FOR LIFE

                                                     e
                                                         m                           PIPELIFE-ROHRSYSTEME. DIE UNSICHTBAREN
                                                         gu n g ssy ste

                                                                                     VERSORGUNGSNETZWERKE.
                                                                                      Jeder braucht sie. Jeder nutzt sie. Keiner sieht sie. Die
                                     nk
                                                         or
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                                          w ass erv ers                                unsichtbaren Rohrsysteme für eine sichere Versorgung
                                     i

                                                                                        mit Wasser und Energie und für eine saubere Umwelt.
                                                                                         Und Pipelife produziert sie.
                                                                                                                                                                                                                                          än
                                                                                                                                                                                                                                      Dr
                                                                                            Spitzenprodukte, die höchste Qualitätsnormen erfüllen.                                                                                               ag esy stem

                                                                                                                                                                                                                                                           e
                                                                                              Technisch ausgereifte Rohrsysteme, die gemeinsam mit
                                                                                                 der Pipelife-Beratungskompetenz zu dem werden, was
                                             Ka

                                                na
                                                     ls yst eme                                     unser Land braucht: Starke Lebensadern, die den lebens-
                                                                                                                                                                                                                                                         em e
                                                                                                       wichtigen Kreislauf von Ver- und Entsorgung sicherstellen.                                                                                      yst
                                                                                                             Rund um die Uhr und an jedem Ort.
                                                                                                                                                                                                                                   Ga

                                                                                                                                                                                                                                     sv
                                                                                                                                                                                                                                                      ss

                                                                                                                 Gut, dass es Pipelife gibt.                                                                                              er sor gung
                                                                                                   e
                                                                                              em
                                                                          Ha

                                                                           us
                                                                                            st

                                                                                a b fl u s s- Sy
                                                                                                                             ste me

                                                                                                                                                                                                                                                 e
                                                                                                                                                                                                                                             te m
                                                                                                                         rsy

                                                                                                                                                                                                                                          ys
                                                                                                                                                                                                                          Be

                                                                                                                                                                                                                           wä                s
                                                                                                   Ka

                                                                                                       lt-                                                                                                                      s ser ungs
                                                                                                                       se

                                                                                                             /Wa r m w a s
                                                                                                                                                                                                               s t e me
                                                                                                                                                                                                           ss y
                                                                                                                                      Flä

                                                                                                                                       ch                                         ek
                                                                                                                                            e nhei zun g
                                                                                                                                                                                  El

                                                                                                                                                                                                     on

                                                                                                                                                                                       t ro i             ti
                                                                                                                                                                             me

                                                                                                                                                                                                nstalla
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FACHFOR UM : THEMA

 „Gute Governance bedeutet passende
 Rahmenbedingungen“
 DI Marcus Heiss von der MA 31 – Wiener Wasser ist im Rahmen der ­Water
 Governance-Initiative als Delegierter für den Verband der öffentlichen Wirt­
 schaft und Gemeinwirtschaft Österreich (VÖWG) tätig. Er ist hier in der

                                                                                                      Foto: MA 31
 ­Arbeitsgruppe Governance Stories/Best Practice aktiv und hat auch am
  ­Pilottest zum Indikatoren-System teilgenommen.

 FORUM GWW: Herr DI Heiss, stellt der Water-        halb der Wassergovernance Initiative herrschte                  von Wiener Wasser, Dr. Wolfgang Zerobin ja
 Governance-Ansatz der OECD eine Alternative        meist ein sehr konstruktives Diskussionsklima.                  schon länger prophezeit. Es zeigt sich immer
 zur herkömmlichen Steuerung des Wassersek-         Gerade die unterschiedlichen Sichtweisen                        deutlicher, dass Indikatoren zukünftig an
 tors dar?                                          bereichern die Arbeit und es ist eine spannen-                  Bedeutung gewinnen, auf Governance- wie auf
 Heiss: Es geht aus meiner Sicht nicht um einen     de Herausforderung, in dieser Konstellation                     Management- oder Betriebsebene. Das sehr
 alternativen Ansatz zur Steuerung des Sektors.     gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.                              allgemein gehaltene Indikatoren-System ist
 Gute Governance soll die entsprechenden                                                                            eine sehr gute Grundlage für alle Länder bzw.
 Rahmenbedingungen für eine nachhaltige             Müssen die Wasserversorger im Falle der                         Staaten, den Status des Wassersektors und
 Entwicklung des Wassersektors vermitteln. Die      Durchführung eines Self-Assessments mit zu-                     seine Entwicklung zu evaluieren.
 OECD Wassergovernance-Initiative hat sich auf      sätzlichen Dokumentationspflichten rechnen?
 12 Grundsätze geeinigt, bei deren Einhaltung/      Das Indikatoren-System beinhaltet nach                          Gibt es Evolving Stories aus anderen Ländern,
 Umsetzung man davon ausgehen kann, dass            derzeitigem Stand das Ampelsystem, eine                         die auch für Wien Vorbildcharakter haben
 die Steuerung und Regelung des Wassersek-          Checkliste und einen Action Plan. Mit diesen                    könnten?
 tors gut funktioniert. Das Indikatoren System      Bestandteilen sind aus meiner Sicht keine                       Beispiele, die man eins zu eins nachahmen
 und die Evolving Governance Stories sind als       zusätzlichen Dokumentationspflichten der                        kann, sind mir bisher nicht untergekommen.
 Werkzeuge gedacht, um deren Umsetzung zu           Versorger verbunden.                                            Der Kontext ist meist recht unterschiedlich.
 unterstützen.                                                                                                      Einzelne Ideen oder Anregungen kann man
                                                    Gibt es Ergebnisse der Water-Governance-­                       sich aber aus vielen Beispielen holen. Im
 Welche Erfahrungen haben Sie mit der               Initiative, die für Wasserversorger von Bedeu-                  Bereich Trinkwasser hat die Zusammenschau
 Anwendbarkeit der Indikatoren in der Pilot-        tung sind?                                                      der eingebrachten Beispiele gezeigt, dass gute
 Testphase gemacht?                                 Ganz grundsätzlich bedeutet gute Governance                     Ergebnisse immer dann erzielt werden, wenn
 Das Indikatoren-System ist naturgemäß sehr         für Wasserversorger, dass die Rahmenbedin-                      langfristige Strategien – unter frühzeitiger
 allgemein gehalten, da es ja in den weltweit un-   gungen passen: Ausreichende und stabile                         Einbeziehung von Stakeholdern – konsequent
 terschiedlichen Verhältnissen anwendbar sein       Finanzierung, ausreichend Personal mit                          verfolgt werden.
 soll. Wir haben im Rahmen des Pilottests bei       entsprechender Ausbildung, klare Ziele etc. Das
 der damals diskutierten Version des Indika-        ist alles von Bedeutung für Wasserversorger                     Wie geht es nun mit dem OECD-Projekt
 toren-Systems eine ganze Reihe von Punkten         und ist die Grundlage für gutes Management.                     zur Verbesserung der Water-Governance
 erkannt, die dem österreichischen Kontext          Zudem sitzt die Europäische Kommission                          weiter?
 nicht gerecht wurden. In der Folge wurden aber     als Beobachterin in der Wasser Governance                       Derzeit wird über die Frage der Finanzierung
 – nach spannenden Diskussionen – sämtliche         Initiative und die Grundsätze für gute Was-                     der WGI diskutiert. Ich persönlich halte den
 österreichische Verbesserungsvorschläge zum        sergovernance sind mir schon mehrfach im Zu-                    Vorschlag, die OECD Governance Grundsätze
 Indikatoren-Ampelsystem aufgenommen. Aus           sammenhang mit der EU WATER AGENDA 2030                         und Indikatoren als Beitrag zur Erreichung der
 meiner Sicht ist eine Anwendbarkeit des Ampel      untergekommen. Ich gehe davon aus, dass sich                    Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
 Systems als Diskussionsleitfaden und Selbst-       die Ergebnisse auch in für Wasserversorger                      (SDGs) darzustellen, für sinnvoll. Damit wären
 bewertungstool im österreichischen Kontext         relevanten Gesetzen und Normen wiederspie-                      auch Optionen für die langfristige Finanzie-
 nun durchaus gegeben.                              geln werden.                                                    rung verbunden. Innerhalb der OECD werden
                                                                                                                    sich die österreichischen Akteure jedenfalls
 Wie haben Sie den Stake-Holder-Prozess             Die „Welt der Indikatoren“ wird also an Bedeu-                  weiter für eine Harmonisierung von einschlä-
 erlebt?                                            tung gewinnen?                                                  gigen Informationen einsetzen. Das wäre gute
 Trotz der Vielzahl an Interessenslagen inner-      Ja, diese Entwicklung hat der Betriebsvorstand                  Governance.

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FACH F O RUM : T HEM A

     besserungen der Water Governance. Das Mo-                      tet, anschließend begutachten Auditoren der
     dell und der Bericht „Implementing the Prin-                   OECD die Ergebnisse. Diese sollen zwar veröf-
     ciples on Water Governance“1 wurden auf dem                    fentlicht werden, ein Ranking sei aber nicht
     World Water Forum in Brasilia (18.–23. März                    geplant. Auf die Wasserversorgungsunterneh-
     2018) der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Die-                 men würden dadurch keine zusätzlichen Ar-
     ser Bericht sieht die Indikatoren als Werkzeug                 beiten für die Datenerhebung zukommen. Ob
     einer freiwilligen Selbstbewertung und die                     Österreich nach dem erfolgreichen Test noch
     Evolving Practices als Möglichkeit, von erfolg-                ein sozusagen reguläres Assessment zu Water
     reichen Beispielen zu lernen. Auch wird darin                  Governance durchführen soll, sei eine politi-
     eine Anleitung für die Anwendung in der Pra-                   sche Entscheidung des Ministeriums für Nach-
     xis gegeben.                                                   haltigkeit und Tourismus. Eisenhut jedenfalls
                                                                    ist der Überzeugung, dass die österreichische
     Einen möglichen nächsten Schritt sieht die                     Water Governance auch dabei gut abschneiden
     WGI darin, ihr nunmehr erprobtes Schema da-                    würde – möglicherweise gäbe es bei einigen
     für zu verwenden, um in einen Dialog mit den                   Punkten „etwas härtere Diskussionen“ mit den
     politisch Verantwortlichen zu treten. Denn es                  OECD-Auditoren.
     müsse – so das Steuerungskomitee – noch ei-
     niges geschehen, um Governance-Krisen, die                                           ***
     zu Wasserkrisen werden können, hintan zu                       Es ist klar, dass in Österreich die Verbesserung
     halten.                                                        der Water Governance nicht zu den allerdring-
                                                                    lichsten Aufgaben zählt, international ist das
     ÖVGW-Bereichsleiter Manfred Eisenhut berich-                   Thema aber ein wichtiges – etwa auch zur Er-
     tet im Gespräch mit FORUM GWW, dass von                        füllung der UN-Ziele für nachhaltige Entwick-
     Seiten der OECD an ein Audit-System gedacht                    lung. Fragen von Entwicklung und Grundver-
     ist: Indikatoren und Checklisten werden im                     sorgung können sehr rasch selbst Mitteleuropa
     jeweiligen Land oder der Region abgearbei-                     direkt betreffen. Auch weil Wasserthemen mit
                                                                    anderen wie Migration und internationalen
     1 Der 150-seitige Bericht findet sich online unter: https://   Konflikten verbunden sind, kann es nicht scha-
       read.oecd-ilibrary.org/environment/implementing-the-
       oecd-principles-on-water-governance_9789264292659-           den, bei der Water Governance weiterhin mit
       en#page1                                                     gutem Beispiel voranzugehen. ◂

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FACHFOR UM

ÖVGW beeinsprucht Entwurf der EU-Trinkwasser-RL
Eine ÖVGW/BOKU-Studie zeigt, dass geplante Änderungen der EU-Trinkwasserrichtlinie zu erheblichen Mehrkosten für
kleine Wasserversorgungsunternehmen führen.

Das österreichische Trinkwasser unterliegt   Mehraufwand dar“, so Studienautor Ro-       chen. Sie dient als Schnittstelle zwischen
strengen Qualitätskontrollen. Es wird im     man Neunteufel von der BOKU Wien.           Wasserversorgern und KonsumentInnen,
Auftrag der Wasserversorger regelmäßig          „Österreich hat, im Unterschied zu       erhöht die Transparenz und trägt dazu
nach den gesetzlichen Vorgaben unter-        anderen Ländern, eine ausgezeichne-         bei, das Vertrauen der Bevölkerung in
sucht. Rund 5.500 Wasserversorger sorgen     te Trinkwasserversorgung. Das österrei-     die heimische Trinkwasserversorgung zu
in Österreich dafür, dass rund um die Uhr    chische Leitungswasser kann man ohne        ­stärken.
Trinkwasser in erstklassiger Qualität in     Bedenken trinken. Daher setzt sich die          Die konkrete Ausgestaltung sinnvoller
unsere Haushalte fließt. Zwei Drittel sind   ÖVGW dafür ein, dass die bestehende und      Informationen sollte auf die regionalen
kleine Wasserversorger, die weniger als      bewährte Mindesthäufigkeit der Probe-        Gegebenheiten Rücksicht nehmen und
100 m³ pro Tag zur Verfügung stellen. Der    nahme beibehalten bleibt. Vor allem im       daher den Mitgliedsstaaten nach dem
Mix an kleinen und großen Versorgungs-       ländlichen Raum kommt kleinen Wasser-        Grundsatz der Subsidiarität überlassen
unternehmen hat sich auf Grund der loka-     versorgern eine große Bedeutung zu. Da-      werden. „Die im Entwurf der EU geforder-
len Gegebenheiten entwickelt, ist bewährt    mit diese langfristig überleben und am       ten Informationsverpflichtungen sind zu
und krisensicher.                            Markt bestehen können, müssen sie vor        umfangreich und der damit verbundene
                                             massiven finanziellen Mehrkosten, die        Informationsgewinn für die Öffentlichkeit
Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie:     nicht zu einer Qualitätsverbesserung füh-    fraglich. Die Einflussfaktoren auf die Kos-
Massive Auswirkungen auf heimische           ren, geschützt werden“, so Franz Dinhobl,    ten in der Wasserversorgung sind extrem
­Wasserversorger                             Vize-Präsident der ÖVGW und Sprecher         vielfältig und daher ist eine Vergleichbar-
                                             des Wasserfachs. Die ÖVGW fordert daher      keit nicht gegeben – schon gar nicht euro-
Die von der EU geplanten Änderungen          bei der Europä­ischen Kommission unter       paweit“, so Dinhobl. Zu den Einflussfakto-
der Trinkwasserrichtlinie haben zum Teil     anderem, dass Wasserversorger unter 100      ren zählen z.B. die Siedlungsstruktur bzw.
massive Auswirkungen auf die Wasser-         m³ pro Tag weiterhin der nationalen Rege-    -dichte, die Topografie des Versorgungs-
versorger. Das zeigt die aktuelle, von der   lung unterliegen, insbesondere bei Unter-    gebietes, die Verteilung von Hausbrunnen
ÖVGW beauftragte Studie der Universität      suchungshäufigkeit und Untersuchungs-        und öffentlicher Versorgung oder beson-
für Bodenkultur Wien.                        umfang.                                      dere Dimensionierungsanforderungen bei
   Kleine    Wasserversorgungsunterneh-                                                   extremen Bedarfsspitzen, beispielsweise
men haben nach dem neuen Entwurf der         Informationsverpflichtungen:                 in tourismusintensiven Gebieten.
Trinkwasserrichtlinie einen unverhältnis-    ÖVGW setzt sich für transparente und sach-
mäßig höheren Aufwand, sowohl bei der        gerechte Information der KonsumentInnen     Indikatorparameter liefern wertvolle
Probenahmehäufigkeit als auch beim Un-       unter Berücksichtigung regionaler Gegeben- ­Informationen für Wasserversorger und
tersuchungsumfang zu tätigen, der nicht      heiten ein                                  ­KonsumentInnen
zu einer Qualitätsverbesserung führt. „In
den ersten drei Jahren nach Inkrafttreten    Die ÖVGW unterstützt eine transparente,     Die bisher verwendete Liste der Indikator-
der geplanten EU-Trinkwasserrichtlinie       sachgerechte und trinkwasserrelevante       parameter wurde von der EU-Kommissi-
steigen die Aufwendungen für die jährli-     Bereitstellung von Informationen an Kon-    on mit der Begründung gestrichen, diese
che Untersuchung von durchschnittlich        sumentInnen. Die österreichische Platt-     würden keine gesundheitsbezogenen Da-
€ 250 auf ca. € 18.000 pro Jahr für klei-    form „Infoportal Trinkwasser“ (www.trink-   ten liefern. Die ÖVGW setzt sich für eine
ne Wasserversorgungsunternehmen. Der         wasserinfo.at) – ein Gemeinschaftsprojekt   Wiedereinführung der Indikatorliste ein,
Aufwand steht in keiner Relation zum er-     von BMASGK, AGES und ÖVGW – richtet         da sie wertvolle Informationen für Wasser-
hofften Nutzen und stellt für die Wasser-    sich z.B. an VerbraucherInnen, die Infor-   versorger sowie für Konsumentinnen und
versorger einen erheblichen finanziellen     mationen zum Thema Trinkwasser su-          Konsumenten liefert. ◂

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FACHFORUM
Grafik: Ruck

               ÖVGW-Richtlinie W 73
               Mischen von Trinkwasser –
               Probleme und Lösungen
               DI Harald Pichler, Linz AG *

               Wegen der Verpflichtung für den Wasserver-                   jedes für sich den Anforderungen der TWV und                             RICHTLINIE

               sorger, ausreichende Mengen an Trinkwasser                   ÖLMB Kapitel B1 Trinkwasser entspricht.                                 W 73
               einwandfreier Qualität bereitzustellen, ist es                  Die ÖVGW-Richtlinie W 73 stellt ein Werk-
                                                                                                                                    Versorgung mit unterschiedlichen

               häufig erforderlich, Wässer aus verschiedenen                zeug dar, um für eine konkrete Mischwasserfra-          Wässern
                                                                                                                                    Mischbarkeit und Beurteilungskriterien

               Gewinnungsanlagen gemeinsam zu verteilen                     ge Nachteile auf den Werkstoff und die Trink-
                                                                                                                                    Mai 2017

                                                                                                                                     REGEL DER ÖVGW
               oder bestimmte Eigenschaften in der Vertei-                  wasserqualität möglichst gering zu halten bzw.
               lung anzustreben (z.B. Nitratreduktion). Da die              zu beurteilen. Die Anwendung der Richtlinie
               Wasserbeschaffenheit von den geologischen                    gliedert sich in mehrere Schritte.
               und biologischen Gegebenheiten des Einzugs-
               gebietes abhängt, kann sich dabei die Notwen-                SCHRITT 1: Prüfung der Voraussetzungen für
               digkeit ergeben, auch Wässer unterschiedli-                  die Mischwasserberechnung
               cher Zusammensetzung zu nutzen.
                  Die Mischung von Wässern kann aber zu                     ∙∙ Chemische Zusammensetzung der Einzel-
               nachteiligen Auswirkungen auf die Misch-                        wässer muss bekannt sein.                     ÖVGW-Richtlinie W 73 „Versorgung
               wasserqualität und zu nachteiligen Wechsel-                  ∙∙ Kenntnis des Punktes der vorgegebenen         mit unterschiedlichen Wässern.
               wirkungen mit Werkstoffen führen. Aufgrund                      Mischung („Wunschmischung“) erforder-         Mischbarkeit und Beurteilungs­
                                                                                                                             kriterien“ (Mai 2017) ist im Shop
               derartiger Qualitätseinbußen sind nicht alle                    lich
                                                                                                                             auf www.ovgw.at erhältlich.
               Wässer uneingeschränkt mischbar, auch wenn                   ∙∙ Prüfung der Anwendbarkeit der W 73
                                                                               muss durchgeführt sein: Bestimmung der
               * Kurzfassung eines Vortrages, den der Autor bei der ÖVGW-
                 Werkleitertagung am 11. Oktober 2017 in Bad Hofgastein        Schwankungsbreite (Einzelprüfung jedes
                 gehalten hat.                                                 eingesetzten Wassers)

               FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2018                                                                                                                                 17
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