WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL

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WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
WAYNE
 MARSHALL

        2. NOV EMBER 20 20
EL BPHIL H A RMONIE GROS SER S A A L
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
MODERNE KULTUR IN
          EINZIGARTIGER GESTALT.

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WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
WILLKOMMEN

   Mit seiner charmanten Art und seiner
   brillanten Musikalität begeistert der bri-
   tische Organist Wayne Marshall weltweit
   sein Publikum. In der Elbphilharmonie
   improvisiert er heute über Themen seines
   musikalischen Fixsterns Leonard Bern-
   stein und des großen 250-­Jahr-­Jubilars
   Ludwig van Beethoven. Damit setzt er die
   Tradition komponierender Improvisatoren
   fort, die in der Orgelwelt besonders aus-
   geprägt ist. Daneben erklingen gewichtige
   Werke der französischen Orgelliteratur
   sowie versierter Komponistenkollegen.
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
Montag, 2. November 2020 | Elbphilharmonie Großer Saal

Orgel pur | 1. Konzert

WAYNE MARSHALL                           ORGEL

PROGRAMM 18:30 UHR

Wayne Marshall
Improvisation: Hommage à Lenny

Marcel Dupré (1886–1971)
Symphonie-Passion op. 23 (1924)
Le monde dans l’attente du Sauveur (Die Welt in Erwartung des Erlösers)
Nativité (Geburt)
Crucifixion (Kreuzigung)
Résurrection (Auferstehung)
ca. 30 Min.

George C. Baker (*1951)
Deux Évocations (2017)
Evocation 1: June 2, 1937 (Ad Memoriam Louis Vierne)
Evocation 2: April 22, 1984 (Ad Memoriam Pierre Cochereau)
ca. 15 Min.
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
PROGRAMM 21 UHR

Andrew Ager (*1962)
Toccata und Fuge
ca. 10 Min.

Charles-Marie Widor (1844–1937)
Sinfonie Nr. 6 g-Moll op. 42/2
Allegro
Adagio
Intermezzo
Cantabile
Finale
ca. 35 Min.

Wayne Marshall
Improvisation über Themen von Ludwig van Beethoven

Das Konzert um 21 Uhr wird auf www.elbphilharmonie.de übertragen
und bleibt danach für 12 Monate online abrufbar.

Gefördert durch die
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
DER KÜNSTLER

WAYNE MARSHALL   ORGEL
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
Wayne Marshall genießt als Dirigent, Organist und Pianist gleichermaßen hohes
 Ansehen. Seit 1996 ist er Organist in Residence an der Bridgewater Hall in Man-
 chester. Nachdem er von 2014 bis zum Sommer 2020 Chefdirigent des WDR
 Funkhausorchesters war, konzentriert er sich nun wieder vermehrt auf solis-
 tische Projekte. Einen besonderen Fokus legt der Brite dabei auf die Musik von
 George Gershwin, Leonard Bernstein und zeitgenössischen amerikanischen
 Komponisten.
    Als Organist verfügt Wayne Marshall über ein ausgesprochen weit gefä-
 chertes Repertoire, mit dem er weltweit auftritt. So konzertierte er am Wiener
 Konzert­haus, der Philharmonie in Paris und der Royal Albert Hall in London
 sowie sowie in San Francisco, Peking und Südkorea. Mit dem Los Angeles Phil-
 harmonic unter Esa-Pekka Salonen spielte er die Uraufführung von James
­MacMillans Orgelkonzert A Scotch Bestiary, das er später gemeinsam mit dem
 BBC Philharmonic auf CD einspielte.
    Als Pianist tritt Wayne Marshall regelmäßig mit dem London Symphony
 Orchestra auf. Mit den Berliner Philharmonikern konzertierte er unter ­Claudio
 Abbado und unter Sir Simon Rattle. Gemeinsam mit Letzterem ist er als Pianist
 auf der DVD Bernstein – Wonderful Town zu erleben.
    Als Dirigent stand Wayne Marshall unter anderem am Pult des Royal Scottish
 National Orchestra, des Leipziger Gewandhausorchesters, der Philharmonie
 Dresden, der Wiener Symphoniker und des Hong Kong Philharmonic Orchestra.
 Regelmäßig tritt er als Dirigent und Organist bei den BBC Proms auf, wo er bei-
 spielsweise die Aufführung von Porgy and Bess zum 100. Geburtstag von George
 Gershwin leitete. An der Deutschen Oper Berlin dirigierte er Bernsteins Ope-
 rette Candide und Kurt Weills Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. An der
 Dresdner Semperoper stand er für John Harrisons The Great Gatsby am Pult.
    Für das Album A Gershwin Songbook erhielt Wayne Marshall den Echo Klas-
 sik. Gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester veröffentlichte er in diesem
 Jahr seine jüngste CD Gershwin: Born to play.
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
PROGRAMM 18:30 UHR

                    IM GEIST DER IMPROVISATION

                    Johann Sebastian Bach hat es getan, Ludwig van Beethoven
                    ebenfalls – im Konzert live zu improvisieren. Diese besondere
                    Fähigkeit gehört heutzutage vor allem für zwei Musikertypen
                    zum Alltag: für Jazzer und für Organisten. Und sie bedeutet
                    weit mehr, als nur ein bisschen aus dem Augenblick heraus zu
                    präludieren und eine Floskel an die nächste zu reihen. Auf das
                    Timing kommt es an und auf Struktur. Ein Gespür für die Dra-
                    maturgie und die Stimmung eines Stückes braucht es ebenso
                    wie eine sichere Technik. Kurzum: Improvisation ist eine Kunst,
                    sie ist aber auch ein Handwerk.

                    AUS DEM STEGREIF

                    Zur Improvisation gehört natürlich auch Inspiration. Dieses
                    Wort trifft auf Leonard Bernstein gleich doppelt zu: als Kom-
                    ponist und Pianist flog ihm die Inspiration nur so zu, und als
                    Dirigent, Humanist und Motivator inspirierte er Mitstreiter und
                    Zuhörer auf der ganzen Welt. Obgleich klassisch ausgebildet,
                    war er in musikalischer Hinsicht sehr polyglott. Kein Genre war
                    ihm fremd, kein Stil zu entfernt, um nicht das Beste aus allen
                    musikalischen Welten zu einem unglaublich vielfältigen und
                    facettenreichen Gesamtwerk ohne jegliche Berührungsängste
                    zu verschmelzen. Völlig ohne Vorurteile nutzte und kombinierte
                    er Klassik, Musical, Jazz, Blues, Rock und lateinamerikanische
                    Musik – man denke nur an die West Side Story. Für die Kriti-
                    ker der damaligen Zeit war das skandalös, doch Bernstein,
                    der auch Sinfonien, Lieder, Kammer-, Klavier- und Filmmusik
Leonard Bernstein   schrieb, scherte sich einen Teufel um Konventionen. Worüber
                    auch immer Wayne Marshall heute aus dem Stegreif improvi-
                    siert, eines ist sicher: für eine Hommage à Lenny bietet Bern-
                    steins Schaffen genug Inspiration
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
28.750 Pfeifen, 729 Register-Schalter, 6 Manuale: der Spieltisch der größten Orgel der Welt
im Wanamaker-Kaufhaus in Philadelphia

MUSIK ALISCHE STERNSTUNDE

Auch die Symphonie-Passion von Marcel Dupré ist ursprünglich als Improvisa-
tion entstanden. Auf einer Amerikatournee gab Dupré – Titular­-Organist an der
Kirche St. Sulpice in Paris und eine der zentralen Figuren der französischen
Orgelwelt des 20. Jahrhunderts – ein Impro-Konzert an der großen Orgel im
Wanamaker-Kaufhaus in Philadelphia. Es sollte ein legendärer Abend werden,
wie Dupré in seinen Memoiren beschreibt: »Ich werde nie jenen 8. Dezember
1921 vergessen, an dem ich unter den Themen für die Improvisation auch einige
gregorianische Choräle erhielt: Jesus redemptor, Adeste fideles, Stabat mater
und Adoro te. Blitzartig hatte ich die Vorstellung von einer Sinfonie in vier Sät-
zen; diese sollte meine Symphonie-Passion werden, deren Komposition ich bei
meiner Rückkehr nach Frankreich begann. Als Dr. Russel [der Musikdirektor
der Wanamaker-Kaufhäuser] mein Vorhaben ankündigte, stand der ganze Saal
auf, und ich spielte in einem Zustand des Hochgefühls wie nur selten.«
   Drei Jahre später vollendete Dupré sein Werk; heute ist die Symphonie-­
Passion eines seiner populärsten Werke. Der erste Satz Die Welt in Erwartung
des Erlösers beginnt mit fiebrigen Rhythmen, die die erwartungsvolle Unruhe
der Welt symbolisieren. Erst das gregorianische Thema bringt Ruhe und Erlö-
sung und wird zu einem strahlenden Schluss geführt. Geburt illustriert eine
idyllische Krippenszene und – durch den Choral Adeste fideles – die Ankunft
der Heiligen Drei Könige.
WAYNE MARSHALL - NOVEMBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
P R O G R A M M 18 : 3 0 U H R

Die stolpernden Ostinato-Rhythmen und die schroffen Harmo-
nien der Kreuzigung schildern das Leiden Jesu. Sie gehen auf in
einem wie entrückt wirkenden Zitat des Stabat mater. Die Auf-
erstehung schließlich ist ein fortlaufendes Crescendo, das sich
von einem verhaltenen Pianissimo-­Beginn zu einer gewaltigen
und triumphalen Schlussapotheose entwickelt.

A LA FRANÇAISE

Ganz in der französischen Tradition stehen die Deux ­Evocations
von George C. Baker, die zwei Heroen der dortigen Orgel-
kultur gewidmet sind: Louis Vierne und Pierre Cochereau.
Beide waren Titular-Organisten der Pariser Kathedrale Notre-­
Dame; beide waren nicht nur Komponisten, son-
dern haben sich auch als geniale Improvisatoren                   George C. Baker
einen Namen gemacht. Baker wiederum ist nicht
nur als Organist eine Koryphäe: Im Hauptberuf
ist er Dermatologe und zählt auch als solcher zu
den renommiertesten Vertretern seines Faches.
Die beiden Widmungsträger haben seine Musik
tief geprägt.
    Die Themen, die den Evocations zu Grunde lie-
gen, sind gregorianischen Ursprungs: Die medi-
tative erste Evocation verwendet Hymnen, die mit
Jesu Mutter Maria assoziiert werden – direkt am
Anfang etwa in einem Pedalsolo, das von ruhig
voranschreitenden Akkorden begleitet wird. Die
zweite Evocation beginnt mit ruhelos pulsieren-
den Akkorden und entwickelt sich zu einer mitrei-
ßenden Toccata. Direkt am Anfang zitiert sie die
Ostersequenz Victimae paschali laudes.
PROGRAMM 21 UHR

VIRTUOS UND MUSIKALISCH

Mit der Virtuosität ist das so eine Sache. Natürlich muss ein Musiker sein Inst-
rument beherrschen, und dazu zählen auch flinke Finger und die möglichst sou-
veräne Beherrschung technischer Schwierigkeiten wie etwa rasanter Läufe. Am
Orgelspieltisch mit seinen mehreren Manualen plus Pedalen lässt sich damit
besonders viel Eindruck machen. Allerdings stand Virtuosität schon immer im
Verdacht, nur Show zum Selbstzweck zu sein – etwa beim legendären Geiger
Niccolò Paganini. Doch ohne Musikalität berührt selbst die größte Virtuosität
nicht. Im zweiten Konzert des Abends beweist Wayne Marshall, dass sich bei-
des miteinander verbinden lässt.

TRADITIONSGATTUNG

Eigentlich stand Andrew Agers Karriere als Kom-                                    Andrew Ager
ponist unter keinem guten Stern: Der versierte
Pianist flog von der Schule und musste sich die
entsprechenden Fertigkeiten im Heimstudium
selbst beibringen. Den Durchbruch schaffte der
Kanadier nicht zuletzt mit einer Reihe von Orgel­
werken. Heute gilt er als einer der gefragtesten
Komponisten seiner Generation und ist mit Opern
wie Franken­stein, Casanova, Führerbunker an vie-
len Häusern präsent.
   Mit Toccata und Fuge widmet sich Ager einer
tradi­t ionellen Orgelgattung, die er jedoch mit
zeitgemäßem Leben füllt. Das vertrackte Prä-
ludium lebt von zusammengesetzten Rhythmen
und sich ständig verschiebenden Betonungen.
Die Fuge beginnt ganz harmlos in C-Dur, löst sich
jedoch nach und nach von konventionellen Regeln
– sowohl denen einer Fuge als auch der Tonalität –
und endet mit einem fulminanten Finale.
Modell der Cavaillé-Coll-Orgel im mittlerweile abgerissenen Saal des Palais du Trocadéro

SINFONISCHES SCHWERGEWICHT

Einer der größten Hits der Orgelliteratur ist die Toccata aus der Fünften Orgel-
sinfonie von Charles-Marie Widor. Neben diesem Schwergewicht führen seine
weiteren neun Orgelsinfonien ein gewisses Schattendasein. Dabei sind sie nicht
weniger hörenswert, illustrieren sie doch den Höhepunkt der französischen
Orgelromantik. Maßgeblich geprägt wurde er durch die neuartigen, riesigen
Instrumente des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll. Als Titular-Organist der
Pariser Kirche St. Sulpice – ein Amt, das Widor ganze 64 Jahre (!) ausübte –
hatte er eine solche »Spielwiese« zur Verfügung. »Die moderne Orgel ist im
Wesentlichen sinfonisch«, lautete daher seine Prämisse. »Für dieses neue Ins-
trument müssen wir eine neue Sprache und ein anderes Ideal als die scholas-
tische Polyphonie haben.« Mit anderen Worten: Ein neuer Instrumententypus
verlangt auch nach neuer Musik. Weniger Fugen im Stile Bachs, mehr breit-
wandige Klanggemälde im Stile aktueller Orchesterwerke. Folgerichtig nannte
Widor seine Stücke »Sinfonien«. Die Sechste schrieb er 1878 für die Weltaus-
stellung in Paris zur Einweihung einer neuen Cavaillé-Coll-Orgel im neuen,
heute leider teilweise abgerissenen Saal namens Trocadéro.
PROGR A MM 21 UHR

Der erste Satz ist ein vor expressiver Vitalität nur so strotzen-
des und ziemlich virtuoses Allegro, dessen direkt zu Beginn
vorgestelltes erstes Thema voller Dramatik steckt. Einen Kon-
trast dazu bildet ein zweites Thema, das wie ein Rezitativ wirkt.
Das folgende Adagio basiert auf einem choralartigen Thema,
das vielfach variiert wird. Albert Schweitzer zufolge wurde die-
ser Satz durch die Musik Richard Wagners inspiriert, die Widor
kurz zuvor in Bayreuth gehört hatte.
   Der mittlere dritte Satz ist ein Scherzo, bei dem ein ruhiger
Mittelteil von zwei virtuosen Rahmenteilen umschlossen wird.
Im folgenden Cantabile komponiert Widor reinstes Belcanto
und lässt eine Solostimme singen. Das abschließende marsch-
ähnliche Rondo ist voller dynamischer Kontraste und gipfelt in
einer stürmischen Coda.

IMPROVISATOR BEETHOVEN

Zwei Messen gab es jeden Vormittag am Hofe des Bonner Kur-
fürsten. An allen Sonn- und Feiertagen musste zudem noch
die nachmittägliche Vesper begleitet werden. Ein nicht uner-
hebliches Arbeitspensum für den jungen Ludwig van Beet­
hoven, der dort als zweiter Hoforganist angestellt war. Doch
auch die Gelegenheit, einen reichen Schatz an Erfahrungen zu
sammeln, denn es wurde stets viel improvisiert. Davon dürfte
Beethoven später bei zahlreichen »Improvisationsduellen«            Hier mit Bleistift und Partitur,
sehr profitiert haben, etwa im Wettstreit mit dem Komponisten       noch lieber aber improvisierend
                                                                    unter­w egs: Ludwig van Beethoven
Joseph Woelfl. Auch bei Aufführungen seiner Klavierkonzerte
improvisierte Beethoven oft aus rudimentären Skizzen – meist,
weil er mit der ordentlichen Niederschrift nicht rechtzeitig
fertiggeworden war. Viele Anknüpfungspunkte also für Wayne
Marshall, der zum Abschluss des heutigen Konzerts seiner-
seits über Themen von Beethoven improvisiert.

                                            GUIDO KR AWINKEL
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DIE ORGEL

Diese Grafik zeigt einen Blick in die Orgel der    4  HAUPTWERK
Elbphilharmonie, der im Saal so nicht mög-         Das klangliche Rückgrat der Orgel. Wie der
lich ist. Denn weite Teile sind durch den soge-    Name schon vermuten lässt, entstehen hier
nannten Prospekt verdeckt, die Schauseite, die     die Haupt-Klangfarben der Orgel. Gespielt
sich aus den größten Metallpfeifen zusammen-       wird es auf dem zweiten Manual von unten.
setzt. Eine Besonderheit der Elbphilharmonie-
Orgel ist, dass man diese Pfeifen anfassen          5  SCHWELLWERK
kann. Dazu sind sie mit einem speziellen Lack      Wie das Chor werk ist auch dieses Werk
versehen, der keine Finger­abdrücke annimmt.       »schwellbar«. Gespielt wird es auf dem zweiten
Zudem sind die »Münder« der Pfeifen nach hin-      Manual von oben. Hier stehen viele Register, die
ten gedreht, damit nichts hineinfallen kann.       einen sinfonischen Klang erzeugen. Anzahl und
                                                   Klangfarben der Pfeifen in diesem Werk sind so
1  WINDVERSORGUNG                                  gewählt, dass man das Schwellwerk sehr laut
Die Lunge der Orgel: Da kein Organist der          und auch ganz leise spielen kann.
Welt ausreichend Puste für die vielen Pfeifen
hat, übernehmen das vier große Gebläse mit          6  SOLOWERK
Elektro­­motoren. Die Luft wird auf den exakt      Gespielt vom obersten Manual, enthält das
benötigten Druck reguliert und durch hölzerne      Solowerk außergewöhnliche Klangfarben und
Kanäle zu den Pfeifen geführt.                     einige sehr laute Register, die sich gut für her-
                                                   vorgehobene melodische Linien eignen.
 2  SPIELTISCH
Von hier aus (oder vom mobilen, elektronisch       7  GROSSPEDAL
verbundenen Duplikat auf der Bühne) kann der       Pfeifen dieses Werkes erklingen, wenn man
Organist jede Pfeife einzeln oder in Kombina-      die Orgel über die Pedale mit den Füßen spielt.
tion mit anderen Pfeifen ansteuern. Jeder Kla-     Da hier die tiefsten Töne produziert werden,
viatur – vier Manuale für die Hände und Pedale     stehen hier auch die längsten und dicksten
für die Füße – sind bestimmte Pfeifenreihen        Pfeifen – darunter die größte Pfeife der Orgel,
zugeordnet. Jede Reihe bildet ein Register mit     die über zehn Meter lang ist. Register mit
einer individuellen Klangfarbe; Gruppen von        kürzeren Pfeifen stehen in der Abteilung des
Pfeifenreihen werden »Werke« genannt.              Kleinpedals hinter dem Solowerk.

 3  CHORWERK                                        8  FERNWERK
Die P feifen des Chor werks werden vom             Das Fernwerk zählt zu den »Special Effects«
untersten Manual gespielt. Sie stehen in einem     der Orgel. Seine Pfeifen stehen im runden
großen Kasten mit Türen, die über ein Fuß-         Klang­r eflektor, der mittig über der Orches-
pedal geöffnet und geschlossen werden kön-         terbühne hängt, und erzeugen daher einen
nen, um die Lautstärke zu variieren. Chorwerk      anderen räumlichen Klang als die anderen
heißt es, weil es sich besonders für die Beglei-   Werke. Das Fernwerk kann von jedem Manual
tung eines Chores eignet.                          im Spieltisch bedient werden.
Blick ins Innere der Elbphilharmonie-Orgel

4.765 PFEIFEN

Die Orgel der Elbphilharmonie ist ca. 15 × 15 Meter groß und wiegt
etwa 25 Tonnen. Sie besteht aus 4.765 Pfeifen, deren Länge von
gerade einem Zentimeter bis zu zehn Metern reicht. Sowohl
in der Tiefe als auch in der Höhe kann die Orgel damit Töne
an der Grenze des Hörbaren erzeugen; besonders in der Tiefe
kann man sie mehr fühlen als hören. 380 Pfeifen sind aus Holz
gefertigt, die übrigen aus unterschiedlichen Zinnlegierungen.
Pro Minute rauschen bis zu 180 Kubikmeter Wind hindurch – das
Volumen einer 60-Quadratmeter-Wohnung mit drei Meter hohen
Decken. Insgesamt haben an dem Instrument 45 Orgelbauer
über 25.000 Stunden gearbeitet. Hier eine Liste aller Pfeifen-
register. Jedem Register entspricht ein Schalter am Spieltisch.

Bei den rechts genannten Zahlen handelt es sich um die im Orgelbau
üblichen Maße in »Fuß«, die jeweils die Länge der längsten Pfeife (also
des tiefsten Tones) im Register angeben. Ein Fuß entspricht ca. 32 cm.
DIE ORGEL

CHORWERK C-c 4                        Vox coelestis       8’       KOPPELN
schwellbar, 8’/4’ ausgebaut bis c 5   Principal           4’       Chorwerk Subkoppel
Konzertflöte             8’           Traversflöte        4’       Chorwerk Superkoppel
Quintaton                8’           Doublette           2’       Chorwerk Äquallage ab
Bordun                   8’           Nonencornett VI     2 2/3’   Schwellwerk an Chorwerk
Viola                    8’           Mixtur IV           1 1/3’   Solowerk an Chorwerk
Vox angelica             8’           Bombarde            16’      Chorwerk an Hauptwerk
Zauberflöte              4’           Trompete            8’       Schwellwerk an Hauptwerk
Violine                  4’           Hautbois            8’       Solowerk an Hauptwerk
Quintflöte               2 2/3’       Vox humana          8’       Schwellwerk Subkoppel
Piccolo                  2’           Tremulant                    Schwellwerk Superkoppel
Terzflöte                1 3/5’                                    Schwellwerk Äquallage ab
Larigot                  1 1/3’       SOLOWERK C-c 4               Solowerk an Schwellwerk
Septime                  1 1/7’       Claribel            8’       Solowerk Subkoppel
Harmonia aetheria IV     2 2/3’       Stentorgambe        8’       Solowerk Superkoppel
Orchesterclarinette      8’           Horn                8’       Solowerk Äquallage ab
Corno di Bassetto        8’           Bombard Tuba        16’      Fernwerk Subkoppel
Tremulant                             Tuba mirabilis      8’       Fernwerk Superkoppel
                                                                   Fernwerk Äquallage ab
HAUPTWERK C-c 4                       FERNWERK C-c 4               Fernwerk an Chorwerk
Principal                16’          im Reflektor                 Fernwerk an Hauptwerk
Principal major          8’           Seraphonflöte       8’       Fernwerk an Schwellwerk
Principal minor          8’           Seraphonflöte       4’       Fernwerk an Solowerk
Geigenprincipal          8’           Stentorklarinette   16’      Chorwerk an Pedal
Flaut major              8’           Stentorklarinette   8’       Hauptwerk an Pedal
Bordun                   8’                                        Schwellwerk an Pedal
Octave                   4’           PEDAL C-g1                   Solowerk an Pedal
Blockflöte               4                                         Super Solowerk an Pedal
                                      Flöte               32’
Quinte                   2 2/3’                                    Fernwerk an Pedal
                                      Untersatz           32’
Octave                   2’                                        Pedal Superkoppel
                                      Principal           16’
Cornett V                8’           Flöte               16’
Mixtur IV                2’           Subbass             16’
Trompete                 16’          Violon              16’
Trompete I               8’           Octavbass           8’
Trompete II              8’           Cello               8’
Tremulant                             Gedecktbass         8’
                                      Octave              4’
SCHWELLWERK C-c 4                     Mixtur IV           2 2/3’
Bordun                   16’          Contra Posaune      32’
Diapason                 8’           Trombone            16’
Harmonieflöte            8’           Posaune             16’
Rohrflöte                8’           Trompete            8’
Viola di Gamba           8’
TIPP

DINNER MIT HÄNDEL
Der größte Star des barocken Londoner Musiklebens war ein
Sachse: Georg Friedrich Händel trat mit seinen Opern einen
regelrechten Musiktheater-Boom los. Da die Aufführungen oft
ausuferten, war es üblich, in den Pausen ein Dinner einzuneh-
men, was wiederum mit Musik begleitet wurde. Maurice Steger,
berühmt als »Paganini der Blockflöte«, hat ein solches Pausen-
konzert rekonstruiert und bringt es als »Mr Handel’s Dinner«
zusammen mit dem La Cetra Barockorchester Basel in die
Laeiszhalle. Über etwaige Corona-bedingte Anpassungen des
Programms werden Abonnenten und Ticketkäufer – wie beim
heutigen Konzert – natürlich rechtzeitig benachrichtigt.

Fr, 8.1.2021 | Laeiszhalle | Maurice Steger: »Mr Handel’s Dinner«

                  Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

                  IMPRESSUM
                  Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                  Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
                  Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Janna Berit Heider
                  Lektorat: Reinhard Helling
                  Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
                  Druck: Flyer-Druck.de
                  Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

                  Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com

                  BILDNACHWEIS
                  Wayne Marshall (unbezeichnet); Leonard Bernstein (unbezeichnet); Wanamaker Grand
                  Court Organ in Philadelphia (r/organ on Reddit) George C. Baker (unbezeichnet); Andrew
                  Ager (Peter Robb); Palais du Trocadéro (unbezeichnet); Ludwig van Beethoven: Gemälde
                  von Joseph Karl Stieler, 1820 (Beethoven-Haus Bonn); Pfeifen der Elbphilharmonie-Orgel
                  (Maxim Schulz); Pfeifen-Detail (Peter Hundert); Maurice Steger (Marco Borggreve)
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS          FÖRDERSTIFTUNGEN
Montblanc            Coca-Cola                 Claussen-Simon-Stiftung
SAP                  Hawesko                   Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
Julius Bär           Lavazza                   Ernst von Siemens Musikstiftung
Deutsche Telekom     Meßmer                    G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung
                     Ricola                    Hans-Otto und
                     Ruinart                   Engelke Schümann Stiftung
HAUPTFÖRDERER        Störtebeker               Haspa Musik Stiftung
INTERNATIONALES                                Hubertus Wald Stiftung
MUSIKFEST HAMBURG                              Körber-Stiftung
Kühne-Stiftung       CLASSIC SPONSORS          Mara & Holger Cassens Stiftung
                     Aurubis                   Programm Kreatives Europa
                     Bankhaus Berenberg        der Europäischen Union
                     Commerzbank AG
                     DZ HYP
                     Edekabank                 STIFTUNG
                     GALENpharma               ELBPHILHARMONIE
                     Hamburg Commercial Bank
                     Hamburger Feuerkasse
                     Hamburger Sparkasse       FREUNDESKREIS
                     Hamburger Volksbank       ELBPHILHARMONIE +
                     HanseMerkur               LAEISZHALLE E.V.
                     Jyske Bank A /S
                     KRAVAG-Versicherungen
                     Wall GmbH
                     M.M.Warburg & CO

                     ELBPHILHARMONIE
                     CIRCLE
Es ist das Besondere,
das Wellen schlägt.

    Der offizielle Weinpartner
      der Elbphilharmonie

                                   Mehr Infos unter:
                                 hawesko.de/elphi
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