Weder homo oeconomicus noch animal spirits - Gründe statt Präferenzen - Matthias Kettner, Dirk Sauerland

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Matthias Kettner, Dirk Sauerland

Weder homo oeconomicus
  noch animal spirits –
Gründe statt Präferenzen
Zwei Schritte

Rationalität: Der Suchraum von Hume bis Weber

Rationalität: Einzelfallrationalität vs. Regelrationalität
Menschenbild - Rationalitätsbild

„In keiner Disziplin hat die Diskussion um das
zugrunde zu legende Menschenbild und seine
methodologische Funktion eine größere Rolle
gespielt als in der Ökonomie, und dies zu Recht,
denn das ökonomische Menschenbild des Homo
oeconomicus und seine jüngeren Verwandten – ist
nichts anderes als der bildhafte Ausdruck für das
Rationalitätsparadigma der Disziplin“

Peter Ulrich, Transformation der ökonomischen Vernunft
1993|195
Instrumentelle Rationalität
“Tis not contrary to reason to prefer the destruction of the whole
    world to the scratching of my finger. ’Tis not contrary to reason
    for me to chuse my total ruin, to prevent the least uneasiness of
    an Indian or person wholly unknown to me. ’Tis as little contrary
    to reason to prefer even my own acknowledg’d lesser good to
    my greater, and have a more ardent affection for the former
    than the latter. A trivial good may, from certain circumstances,
    produce a desire superior to what arises from the greatest and
    most valuable enjoyment;
(...) a passion can never, in any sense, be call’d unreasonable,
    but when founded on a false supposition, or when it chuses
    means insufficient for the design’d end (...)”
  David Hume, A Treatise of Human Nature [1739] Book II, Part III, Section III
A short history of ir/rationality in economics
IRPM   = Instrumentally Rational Passion-driven Man (David Hume)
Diskursrollendefinition eines Grundes

x ist ein Grund G genau dann, wenn man
  durch Anführen von x ernsthaft auf eine
  Warum-Frage antworten kann
A short history of ir/rationality in economics
IRPM   = Instrumentally Rational Passion-driven Man (David Hume)

PPMM = Parsimoniously Preference-satisfaction Maximizing Man
alias HOEC           (Mandeville, Ricardo,Ferguson,Smith, Walras et al.)
HOEC alias PPMM

1. Prämisse des kategorischen Vorrangs
   akteursrelativer Präferenzen
Präferenzen vs (!) normative Erwartungen

Einer allein kann zwar eine Präferenz haben,
aber keine normative Erwartung.
Was ego „normativ“ erwartet, erwartet ego nicht
nur von und für sich, sondern gleichweise von
alteri. (Zum Beispiel: „Ich erwarte [normativ],
dass keiner von uns lügt.“)
Eine normative Erwartung hat die Form einer –
durch die in einem Kollektiv K geteilte
Anerkennung einer Norm N gedeckten –
geteilten Erwartung von geteilten Erwartungen.
HOEC alias PPMM

1. Prämisse des kategorischen Vorrangs
   akteursrelativer Präferenzen.
2. Prämisse des problemfokussierten Handelns
3. Prämisse der Wohlunterschiedenheit von
   Präferenzen und Restriktionen.
4. Prämisse der eigennutzenmaximierenden
   Abwägung.
5. Prämisse der Durchschnittserklärung.
6. Prämisse der präferenzenmanifestierenden
   Handlungsentscheidung.
Moving on...
IRPM   =     Instrumentally Rational Passion-driven Man (David Hume)

PPMM =       Parsimoniously Preference-satisfaction Maximizing Man
alias HOEC   (Mandeville, Ricardo,Ferguson, Smith, Walras, et al.)

REMM =       Resourceful Evaluative Maximizing Man
             (Meckling, Brunner, et al.)

EMRM =       Ends-Means Rational Man (Max Weber)
Auffangstellung der Mittel-Zweck-
  Rationalität für andere Rationalitäten:

„Zweckrational handelt, wer sein Handeln
 nach Zweck, Mitteln und Nebenfolgen
 orientiert und dabei sowohl die Mittel
 gegen die Zwecke, wie die Zwecke gegen
 die Nebenfolgen, wie endlich auch die
 verschiedenen möglichen Zwecke
 gegeneinander rational abwägt“
              (Max Weber, Soziologische Grundbegriffe, § 2)
Die Diskurslücke
     in der Mittel-Zweck-Rationalität

„Zweckrational handelt, wer sein Handeln
 nach Zweck, Mitteln und Nebenfolgen
 orientiert und dabei sowohl die Mittel
 gegen die Zwecke, wie die Zwecke gegen
 die Nebenfolgen, wie endlich auch die
 verschiedenen möglichen Zwecke
 gegeneinander rational abwägt“
             (Max Weber, Soziologische Grundbegriffe, § 2)
Moving on...
IRPM   =     Instrumentally Rational Passion-driven Man

PPMM =       Parsimoniously Preference-satisfaction Maximizing Man
alias HOEC

REMM =       Resourceful Evaluative Maximizing Man

EMRM =       Ends-Means Rational Man

RRP    =     Reason-Responsive Persons
Das Eigensinnpostulat
      für gründeresponsive Akteure

Wir handeln eigensinnmaximierend.
Wenn es uns frei steht, tun wir, was uns
den besten Sinn zu machen scheint.
Eigennutzenmaximierend zu handeln ist
nur eine besondere, kontextgebundene
Ausfüllung des Postulats der
Eigensinnmaximierung.
erste Konsequenz

Keine exquisit ökonomische Rationalität -
aber man kann "die ökonomische
Rationalität" als eine bedingte selektive
Verengung der vollen Rationalität guter
Gründe (Diskursrationalität) rekonstruieren.
zweite Konsequenz

Weil das wissenschaftsdisziplinäre Konstrukt homo
oeconomicus als Menschenbild+Rationalitätsbild
fungiert, sollten wir das Konstrukt zugleich in der
Rolle eines kulturellen Konstrukts begreifen,
das heißt:
durchweg historisch als einen - seinerseits sich
wandelnden - Träger und Präger von - ihrerseits sich
wandelnden - kollektiven Mentalitäten!
ergänzende/relativierende Anmerkungen

Zur Idee:
„Wenn es uns frei steht, tun wir, was uns den besten
Sinn zu machen scheint.“
i.v.M.
2. Prämisse des problemfokussierten Handelns

„Wenn es uns frei steht, tun wir, was uns zur
Problemlösung den besten Sinn zu machen scheint.“

Optimierungskalkül ?
„der beste Sinn“: Optimierungskalkül

Einzelfalloptimierung      Regeloptimierung
Zweckrationalität bei Weber

Abwägungen
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