WEGE AUS DER KRISE zur Stärkung der NÖ Industrie - IV-Niederösterreich
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INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung 4 1.1 Ausgangssituation 5 1.2 Methodik 5 2. Themenfelder 6 2.1 Infrastruktur & Mobilität 8 2.2 Finanzierung & rechtliche Rahmenbedingungen 10 2.3 Forschung, Innovation & neue Produkte 11 2.4 Nationale und internationale Wertschöpfungsketten 12 2.5 Fachkräfte & Qualifikation 13 2.6 Ressourcen & Nachhaltigkeit 14 2.7 Bürokratie und Verwaltung 15 Anhang 15 Liste der Gesprächspartner (alph.) 16 Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung alle Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Form steht. 2
VORWORT „Wege aus der Krise“ — Selbstverständlich hätten serer Überlegungen liegen sowohl die Chancen für wir gerne einen anderen Titel für das Positionspapier den Standort als auch die Herausforderungen und der niederösterreichischen Industrie gewählt. Doch konkreten Anliegen der Unternehmen. Nur in einem in dieser außergewöhnlichen und nicht vorhersehba- gemeinsamen Prozess ist es möglich, die richtigen ren Situation für unsere Betriebe geht es jetzt aus- Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir können die schließlich darum, diese gemeinsam zu meistern. aktuellen Herausforderungen nur bewältigen, wenn wir gemeinsam Wege suchen und beschreiten, denn Gleichzeitig zeigt sich: Diese Krise hat auch ihre posi- einen „Lockdown“ haben wir bisher alle noch nicht tiven Seiten. Sie hat uns zweifellos noch mehr zusam- erlebt. Daher ist Resilienz das Gebot der Stunde. Nur mengeschweißt! Gemeinsam ziehen alle Sozialpart- wer sich auf eine überraschende Situation einstellen ner und das Land Niederösterreich an einem Strang. kann und flexibel bleibt, kommt durch die Krise. Wir tauschen uns regelmäßig aus und entwickeln für unsere Unternehmen Angebote und Initiativen, um Besonders möchten wir uns bei den 21 Gesprächs- ihnen weiterzuhelfen. partnerinnen und -partnern bedanken, die uns ihre Zeit gewidmet haben und uns als Diskussions- und So trägt das Konjunkturprogramm des Landes Nie- Sparingpartner zur Verfügung gestanden sind. Durch derösterreich bereits die Handschrift der Sozialpart- ihre offenen Worte konnten wir ein klares Bild über ner. Als die Partner der niederösterreichischen In- notwendige Maßnahmen erhalten. Maßnahmen, die dustrie ist es uns wichtig, die speziellen Anliegen und die Konjunktur wieder in Schwung bringen und zu Problemfelder unserer Unternehmen zu identifizie- unserer Zukunftssicherung beitragen werden. ren und ein zielführendes Programm zu entwickeln. Dieser Aktionsplan soll uns dabei unterstützen, diese In einem intensiven Diskussionsprozess mit Unter- historische Krise zu bewältigen. Notwendige Schutz- nehmen und externer Expertise haben wir Strategien maßnahmen müssen immer die Balance zwischen und Positionen für die Herausforderungen unserer Wirtschaft und Gesundheit halten und ohne großen Branchen entwickelt, die unterschiedlich von dieser bürokratischen Aufwand umgesetzt werden können. Krise betroffen sind. Gleichzeitig stehen aber alle un- Unser Ziel ist es, dass die Anliegen der NÖ. Industrie ge- sere Unternehmen weiterhin den Themen Klimakrise, hört werden, denn nur eine starke Industrie kann einen Fachkräftemangel und den Veränderungen der Ge- größeren volkswirtschaftlichen Schaden abwenden. schäftsmodelle gegenüber. Es ist uns bewusst, dass daraus eine Mehrfachbelastung und darüber hinaus Thomas Salzer eine Potenzierung der Unwägbarkeiten resultiert. Präsident der Industriellenvereinigung NÖ Deshalb wollen wir für unsere Unternehmen ein Helmut Schwarzl noch spezifischeres Paket schnüren. Im Zentrum un- Obmann der NÖ Sparte Industrie (WKNÖ) 3
1 EINLEITUNG 1.1 Ausgangssituation 1.2 Methodik Die globale COVID-19-Pandemie stürzt die Wirtschaft Für die Erstellung des Aktionsprogramms und um in allen Teilen der Welt in eine schwerwiegende Krise den konkreten Bedarf und Anliegen der Betriebe des – so auch in Österreich und Niederösterreich. Durch Landes zu erheben, wurden 21 leitfadengestützte den „Shutdown“ vieler Industriebereiche, die Schlie- qualitative Interviews mit hochkarätigen Entschei- ßung des transnationalen Personen- und Güterver- dungsträgern der NÖ Industrie im Zeitraum Mai bis kehrs sowie die verschiedenen Ausgangsbeschrän- Juni 2020 durchgeführt. Inhalte der thematisch breit kungen kam es in vielen Industriesektoren zu starken gefächerten Befragung waren die Zukunftsthemen, Nachfragerückgängen und einem teilweisen Zusam- Chancen und Herausforderungen sowie die konkre- menbruch der internationalen Wertschöpfungsket- ten Anliegen der Unternehmen, um ein klares Bild ten. über notwendige konjunkturbelebende Maßnahmen in Niederösterreich zu gewinnen. Das Land Niederösterreich hat bereits erste Krisen- maßnahmen gesetzt und plant ein Konjunkturbe- In weiterer Folge fanden am 26.6.2020 und 30.6.2020 lebungsprogramm. Um den konkreten Bedarf der zwei Online-Reflexionsrunden statt, an denen insge- NÖ Industrie in das NÖ Konjunkturprogramm ein- samt über 30 Industrievertreter teilnahmen, und in zubringen und damit einen raschen wirtschaftlichen denen die Ergebnisse der Interviews vorgestellt und Aufschwung zu unterstützen, haben die IV-NÖ und vertiefend diskutiert wurden. die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Nieder- österreich (WKNÖ) auf Basis der spezifischen Inter- Auf dieser Basis wurde das vorliegende Aktionspro- essen und Anliegen der Industrieunternehmen ein gramm der NÖ Industrie erstellt. Aktionsprogramm zur Stärkung der NÖ Industrie entwickelt. Pöchhacker Innovation Consulting GmbH (P-IC) wurde für die Beratung und Begleitung bei der Durchführung der Erhebung und der Erstellung des Programms beauftragt. 5
2 THEMENFELDER Die konkreten Themenfelder des vorliegenden In der nachfolgenden Abbildung werden die themati- Aktionsprogramms betreffen folgende Bereiche: schen Prioritäten der Gesprächspartner visualisiert. So zeigt sich v.a. in den Bereichen Infrastruktur & Mobi- • Infrastruktur & Mobilität lität, Fachkräfte & Qualifikation sowie Bürokratie & • Finanzierung & rechtliche Rahmenbedingungen Verwaltung großes Interesse seitens der NÖ Industrie, • Forschung, Innovation & neue Produkte wobei davon auszugehen ist, dass alle genannten The- • Nationale und internationale Wertschöpfungsketten menbereiche von größter Bedeutung für den Industrie- • Fachkräfte & Qualifikation standort Niederösterreich sind. • Ressourcen & Nachhaltigkeit • Bürokratie und Verwaltung Thematische Prioritäten anhand der Interviews Infrastruktur & Mobilität 18 Fachkräfte & Qualifikation 18 Bürokratie & Verwaltung 15 Forschung, Innovation & neue Produkte 13 Ressourcen & Nachhaltigkeit 13 Finanzierung & rechtl. Rahmenbedingungen 9 Nationale & internationale Wertschöpfungsketten 9 0 5 10 15 20 7
2.1 INFRASTRUKTUR & MOBILITÄT Resiliente Infrastrukturen in Energie, Wasser und IKT Allerdings haben sich in den letzten Monaten in ein- sind gerade in Krisenzeiten von hoher Bedeutung – zelnen ländlichen NÖ Regionen noch Schwachstel- dementsprechend sind Versorgungsstrategien und len gezeigt. Zudem befasst sich die Industrie in NÖ Notfallpläne sehr wichtig. Eine leistungsfähige Breit- auch zunehmend mit Anwendungspotenzialen der band-Infrastruktur ist die Basis, um regionale Wett- 5G-Technologie. bewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu stärken, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und Weiters zeigen Prognosen, dass die Mobilitätsströ- um Standortverlagerungen der Wirtschaft zu verhin- me sowohl im Güterverkehr als auch im Personen- dern. Im Rahmen der Breitbandinitiative plant das verkehr durch die Globalisierung, die Bevölkerungs- Land NÖ die Errichtung eines möglichst weitreichen- entwicklung, den steigenden Wohlstand und neue den Breitbandnetzes und hat hier eine flächende- Technologien kontinuierlich ansteigen werden – in- ckende Versorgung schon sehr weit vorangetrieben. nerhalb der EU erfolgt dabei knapp die Hälfte der 8
Warentransportaktivitäten auf der Straße. Ein ver- LEISTUNGSSTARKE stärkter Gütertransport mit der Bahn wäre öko- VERKEHRSINFRASTRUKTUREN logisch sinnvoll, allerdings ist dies in NÖ aufgrund fehlender Konkurrenzfähigkeit von Bahnbetreibern Wichtige Zukunftsprojekte umsetzen derzeit vielfach nicht möglich. • Leistungsstarke Verkehrsverbindungen (insbe- sondere im Waldviertel) und internationale Anbin- KRISENRESILIENTE INFRASTRUKTUREN dung (Autobahn/Schnellstraße, Bahn) • Ausbau der Straßen- und Bahnverbindungen (zB • Definition von Versorgungssicherheitsstandards A1-Anbindung St. Pölten West, Verbesserung der für die Stromversorgung (inkl. Wasserkraft) und A2-Anbindung in Guntramsdorf für das Industrie- Dokumentation der entsprechenden Katastro- zentrum Süd, Schienenausbau Richtung Bratisla- phenpläne va beschleunigen) • Erstellung einer NÖ Resilienzstrategie für Energie- netze, Wasserversorgung und Dateninfrastruktur Attraktive Angebote im Öffentlichen Personen- nahverkehr (ÖPNV) EHRGEIZIGER, FLÄCHENDECKENDER • Ausbau des ÖPNV-Angebots zur Belebung der AUSBAU VON LEISTUNGSFÄHIGEN öffentlichen Verkehrsmittel IKT-INFRASTRUKTUREN IN NÖ • Anpassung der ÖPNV-Taktung an die Betriebs- zeiten der NÖ Industrie. Beispiel: Beschäftigte aus Leistungsfähige Breitbandverbindungen in allen dem Pielachtal, die nach St. Pölten pendeln – aktuell NÖ Regionen kein ÖPNV für Schichtbeginn • Rascher und konsequenter Ausbau von leistungs- fähigen Breitbandanbindungen in allen NÖ Regio- Bahntransport konkurrenzfähig gestalten nen • Investitionen in leistungsfähige regionale Bahn- • Leistungsfähige IKT-Infrastrukturen in allen Schu- strecken (nationale/überregionale Abstimmung) len (inkl. IT-Ausstattung für Lehrer) und Behörden • Konzepte zur konkurrenzfähigen Güterbeförde- in NÖ rung durch private Anbieter • Anbindung aller Haushalte an Breitbandnetz Schaffung von zukunftsorientierten 5G: Basistechnologie für nächsten Logistikinfrastrukturen in NÖ Digitalisierungsschub • Leistungsfähige multimodale Logistik-Hubs mit • NÖ als Vorreiter: Rascher Ausbau des 5G-Netzes günstigen Umlademöglichkeiten (Straße, Schiene, – Standortvorteil! Wasser) zB in St. Pölten, Schwechat (derzeit gibt • NÖ Förderinitiative für 5G: Starke Informations- es nur in Amstetten ein Umladezentrum) offensive (zB Veranstaltungen, branchenspezi- • Stärkung der Logistikkompetenzen und -innova- fischer Know-how-Diskurs, Erfahrungsaustausch tionen, unternehmensübergreifende Logistiklö- etc.) und Förderprogramm für Pilotprojekte in der sungen, zB Wiedereinführung einer – günstigen NÖ Wirtschaft – Möglichkeit, auch einzelne Waggons beladen zu lassen (nicht nur ganze Züge) 9
2.2 FINANZIERUNG & RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN Die aktuelle Coronavirus-Krise stellt die Unterneh- Gezielte regionale Ergänzung von Bundesmaß- men vor maßgebliche Herausforderungen hinsicht- nahmen durch das Land NÖ lich Finanzierung und Liquiditätssicherung. Wie die • Prüfung und Erweiterung der Anschlussförderun- Umfrageergebnisse der IV-NÖ (Stand Mai 2020) zei- gen des Landes NÖ an Förderinstrumente von gen, hat die Mehrheit der befragten Industrieunter- Bundesagenturen, wie FFG, aws, KPC, KLIEN nehmen zu diesem Zeitpunkt keine Angebote zur Li- quiditätssicherung der Bundesregierung in Anspruch Unterstützung von Exportaktivitäten der NÖ genommen, gefolgt von knapp 30 Prozent, die die Industrie Sonderregelungen für steuerliche Erleichterungen • Einführung einer NÖ Anschlussförderung an Ex- nutzten. portförderinstrumente des Bundes Weiters erwartete knapp die Hälfte der befragten Landesunterstützung bei antizyklischen Unternehmen, die nicht ausschließlich in Österreich M&A-Aktivitäten gemeinsam mit NÖBEG tätig sind, eine Reduktion des Exportvolumens um • zB Unterstützung beim Kauf von internationalen mehr als 25 Prozent, zehn Prozent von ihnen rech- Unternehmen – Wertschöpfungseffekt für NÖ neten sogar mit 75-100 Prozent weniger Exporten. Stärkung der Eigenkapitalbasis • Einrichtung einer NÖ Wirtschaftsanleihe mit at- traktiver Verzinsung und Garantie des Landes NÖ zur Stärkung des Eigenkapitals in Betrieben • Ausbau der NÖBEG-Beteiligungsinstrumente 10
2.3 FORSCHUNG, INNOVATION & NEUE PRODUKTE Untersuchungen aus bisherigen Wirtschaftskrisen zei- Schaffung einer NÖ Plattform, die Digitalisierungs- gen, dass Unternehmen, die in F&E investieren, wider- projekte vorantreibt standsfähiger sind und sich rascher wieder erholen. So • Möglichkeiten der Vernetzung, des Austausches zeigen auch die Umfrageergebnisse der IV-NÖ (Stand und des Zugangs zu Experten-Plattform Mai 2020), dass die Krise für knapp ein Drittel der Be- • Stärkere Anbindung des Hauses der Digitalisie- fragten als Impulsgeber für neue Produkt- und Leis- rung an den Bedarf der Industrie tungsentwicklungen dient und 23 Prozent verstärkte Forschungs- und Innovationsaktivitäten planen. Die Forcierung von Building Information Modeling aktuelle F&E-Quote Niederösterreichs liegt bei 1,83 (BIM) in NÖ Prozent, die Ausgaben des Unternehmenssektors (€ 616 Mio.) sowie die Beteiligung Niederösterreichs an Schaffung neuer innovativer Ansätze für das den FFG-Programmen sind in den letzten Jahren stark Vergaberecht (vernetzte Planung), Pilotprojekte gestiegen. Des Weiteren hat die Krise auch der Digita- lisierung einen großen Schub gegeben, weshalb die di- Forcierung von alternativen Antriebskonzepten gitale Transformation in den Unternehmen nochmals • Erstellung einer NÖ Mobilitätsstrategie für alter- an Bedeutung gewonnen hat. native Antriebskonzepte, zB Wasserstoff, syntheti- sches Kerosin Schaffung einer transparenten Förderlandschaft • Straffung der gesamten Förderprogramme in NÖ Ausbau regionaler Forschungsstrukturen und und Vereinfachung der Förderabwicklung Kooperation mit anderen Bundesländern • Einrichtung von regionalen Forschungshubs auf Stärkung der F&E-Kapazitäten in KMU Basis bestehender Strukturen (zB Zukunftsaka- • Förderung von Innovationsmanagern für F&E in demie Mostviertel), enge Kooperation mit öster- KMU („shared resources“) für serielle Innovation, reichischen Forschungseinrichtungen (zB TU Wien Projektkoordination und -management Bautechnologie), Nutzung der Technologieförde- rung des Landes NÖ Förderung von Pilot- und Demonstrationsanlagen für eine rasche Umsetzung von F&E-Ergebnissen Einbringung der Industrieinteressen in die • Einführung eines Landesförderinstruments für Pi- FTI-Strategie des Landes lot- und Demonstrationsanlagen • Stärkere Konzentration und Schwerpunktsetzung auf einzelne Themenfelder, um die Entwicklung zu Umfassende Digitalisierungsförderungen für NÖ einer Kompetenzregion zu forcieren • NÖ Digitalisierungsförderung: Sonderbudget für • Berücksichtigung relevanter Technologiefelder wie aws Industrie 4.0 für NÖ Unternehmen jeder Größe zB Metallurgie, Automatisierung, Digitalisierung, • Förderpaket „digi4KMU“ auch für Großunterneh- Sensorik, thermische Prozesse, Data Analytics, 3D- men öffnen Druck 11
2.4 NATIONALE UND INTERNATIONALE WERTSCHÖPFUNGSKETTEN Die NÖ Industrie ist intensiv in regionale, nationale Förderprogramm „Resiliente Wertschöpfungsket- und internationale Wertschöpfungsketten eingebun- ten in der NÖ Wirtschaft“ den. Durch die COVID-19-Krise und entsprechende • Erstellung von Relokalisierungsstrategien in Unter- Maßnahmen in vielen Staaten (zB Grenzschließun- nehmen, Risikoanalysen von Wertschöpfungs- gen, Exportbarrieren, Aufbau von Lagerbeständen, ketten, Entwicklung bzw. Stärkung von regionalen tlw. kein Zugang von ausländischem Personal) wur- Wertschöpfungsketten (unternehmensübergrei- den die Lieferbeziehungen in vielen Branchen stark fende Kooperationsprojekte) beeinträchtigt. Weiters stellt v.a. die Sicherstellung einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung in NÖ Sicherstellung einer nachhaltigen öffentlichen ein wichtiges Anliegen der Industrie dar, insbesonde- Beschaffung in NÖ re die Einbeziehung von detaillierten Qualitäts- und • Entwicklung und Umsetzung eines Konzepts für Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen. nachhaltige öffentliche Beschaffung in NÖ für Grundversorgungsgüter (mit Kriterien, die regio- Re-Shoring/Relokalisierung von Wertschöpfungs- nale Nähe, Transportkosten, Einsatz von heimi- ketten in NÖ schen Rohstoffen usw. berücksichtigen) • Erstellung einer Relokalisierungsstrategie für kriti- • Überarbeitung und Aktualisierung des „NÖ Fahr- sche Güter (zB Lebensmittel, Schutzausrüstungen) plan Nachhaltige Beschaffung“ (detaillierte Auf- – Land NÖ in Kooperation mit Bund und anderen nahme von Qualitäts- und Nachhaltigkeitskriterien Bundesländern in Ausschreibungen) 12
2.5 FACHKRÄFTE & QUALIFIKATION Die Arbeitswelt unterliegt einem tiefgreifenden zent der Schüler zu verbessern Wandel, der maßgeblich von der zunehmenden Di- • Förderung bei mangelnden Deutschkenntnissen gitalisierung, neuen Technologien und Wertschöp- • Einsatz von Sozialarbeitern in NMS, psychologi- fungsprozessen sowie einer nachrückenden neuen sche Betreuung Generation von Arbeitskräften beeinflusst wird. So wirken sich New-Work-Konzepte (zB Flexibilisierung Stärkung der digitalen Kompetenzen in NÖ der Arbeit, Teleworking, Arbeits- und Führungskul- • Sonderdotierung der Bildungsförderung des Lan- tur) verstärkt auf Unternehmen und deren Organi- des NÖ, insb. für Qualifizierung von digitalisie- sationssoziologie aus. Was den Fachkräftebedarf in rungsfernen Mitarbeitern niederösterreichischen Betrieben betrifft, so zeig- ten Modellhochrechnungen des IWI von 2019 etwa Etablierung neuer Unterrichtsmodelle und einen zusätzlichen Bedarf von 1.800 bis knapp 2.000 entsprechende Lehreraus- und -weiterbildung Fachkräften in der NÖ. metalltechnischen Industrie. • Neue Unterrichtsmodelle wie Home Schooling Gemäß der Umfrageergebnisse der IV-NÖ (Stand oder hybriden Unterricht evaluieren und anhand Mai 2020) nutzten damals rd. 70 Prozent der Unter- der bisherigen Erkenntnisse optimieren nehmen das Corona-Kurzarbeitsmodell, um auf der Personalseite Produktions- und Auftragsausfälle zu Schaffung eines Sonder-Lehrlingspakets kompensieren. • Ausbau von Lehrlingsquartieren • Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs, zB fi- Ausbau der Bildungsstrukturen in NÖ, insb. in IT, nanzielle Anreize für potenzielle, neue Lehrlinge, Logistik, Metall Imagekampagnen • Ausbau der regionalen HTL-Standorte, zB in fol- genden Themenbereichen: Adaption der Bildungslandkarte NÖ - Data Engineering, Steuerungs- und Regelungs- • Aktualisierung der Bildungslandkarte NÖ (Stand: technik, Fertigungstechnik und -controlling, Jänner 2020) hinsichtlich des Ausbaus des Bil- Maschinen- und Werkzeugbau, IT, Netzwerk- dungsangebots in Richtung Digitalisierung technik, Mechanik, Metallverarbeitung, Logistik, technischer Verkauf Attraktive Kinderbetreuungsangebote • Ausbau des FH-Angebots in NÖ: • Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten und - Aufbau regional dislozierter FH-Lehrgänge, insb. -zeiten unterjährig während der Ferien berufsbegleitende Lehrgänge an bereits beste- • Sommer-Betriebskindergärten: Förderung für Un- henden regionalen Knotenpunkten ternehmen durch das Land NÖ - Stärkung von bestehenden Schul- und Bildungs- • Ausbau der Ganztagesschulen standorten (zB Amstetten inkl. Start-up-Szene) • Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten für • Ausbau der MINT/NAWI-Schulen (NMS) unter 3-Jährige Qualitätsprobleme im mittleren Bildungssegment Pädagoginnen und Pädagogen bei rein adminis- beheben trativen Aufgaben entlasten • Erkenntnisse der Initiative „Teach For Austria“ bei • Einsatz entsprechender Fachkräfte bildungspolitischen Maßnahmen berücksichtigen • Bildung von „Schul-Clustern“ bei der Bewältigung • Angebot für Sondernachhilfe ausbauen, um das administrativer Aufgaben Ausbildungsniveau bei den schwächsten zehn Pro- 13
2.6 RESSOURCEN & NACHHALTIGKEIT Die EU-Kommission plant, den Wiederaufbau mit Circular Economy – chancenorientierte und dem grünen Umbau der Wirtschaft zu verbinden proaktive Unterstützung der „Green Transition“ (Schlagwort „Green Transition“). Ende 2019 präsen- • Erstellung einer Circular Economy-Strategie und tierte die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket für eines Aktionsplans für das Land NÖ (inkl. Ver- einen nachhaltigen ökologischen Wandel in Europa, netzung von Kreislaufwirtschafts- und Abfallwirt- den „Green Deal“. schaftsthemen) • Förderprogramm für Circular Economy: Pilotpro- Ein zentrales Konzept im Klima- und Umweltschutz jekte, Kooperationsprojekte, Beratungen, Bran- ist die Kreislaufwirtschaft. So soll durch die Scho- chenschwerpunkte, Umstieg auf neue Technolo- nung von Ressourcen und die Rückführung der ver- gien usw. wendeten Rohstoffe in den Wirtschaftskreislauf die • Etablierung von „Sustainability-Coaches“, Exper- Wirtschaftsleistung zunehmend von endlichen Res- tennetzwerk sourcen entkoppelt werden. Auch die Bundesregie- • Etablierung einer Start-up-Initiative rung setzt in ihrem Regierungsprogramm und in der seitens des Bundesministeriums für Klimaschutz, Stärkere Vernetzung der NÖ Unternehmen Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technolo- im Bereich Umwelttechnologie gie (BMK) angekündigten „Klimaschutzmilliarde“ (ge- • Breitere Aufstellung des Bau.Energie.Umwelt-Clus- plant sind in den Jahren 2021 und 2022 jeweils € 1 ters Richtung „Cluster Umwelttechnologie“ Milliarde) auf Investitionen und Innovationen in den Bereichen Klimaschutz und Energie- sowie Umwelt- Stärkung der Wertschöpfung und Verarbeitung technologien. natürlicher Ressourcen in NÖ • Erstellung einer Analyse „Regionale Wertschöp- fungspotenziale in der Bioökonomie in NÖ“ 14
2.7 BÜROKRATIE UND VERWALTUNG Um am Markt regional, national und weltweit erfolg- Harmonisierung von Verwaltungsabläufen reich sein zu können, ist der NÖ Industrie die Ent- • Bundesweite Harmonisierung und Akkordierung bürokratisierung und Verwaltungsvereinfachung ein etwa im Anlagenrecht, Baurecht oder Wasserrecht wichtiges Anliegen. Generell wird die Zusammen- • Länderübergreifende Harmonisierung von Verwal- arbeit mit dem Land NÖ und seinen Behörden als tungsabläufen insb. mit angrenzenden Bundeslän- wirtschaftsfreundlich wahrgenommen. Dennoch gibt dern (zB Vereinheitlichung von Formularen, Anträ- es eine Reihe von Themen, die der Industrie am Her- gen, Abrechnungen etc.) zen liegen, etwa erleichterte Genehmigungsverfahren, e-Government, standardisierte Verfahrensabläufe, Di- Verfügbarkeit von Sachverständigen im Land gitalisierung des öffentlichen Auftragswesens, Indus- NÖ mit Industriekompetenz triesachverständige bei Gewerbeverfahren, Abfall- • Mehr amtliche Sachverständige, die zusätzlich von recht, Raumordnung, Wasserrecht usw. Industriesachverständigen unterstützt werden • Spezielle Schulungen für Sachverständige, die an Digitale Verwaltung Industriegroßprojekten beteiligt sind • E-Government in NÖ vorantreiben, innovative An- • Befähigung von einigen ausgewählten Bezirks- sätze in der Verfahrensabwicklung hauptmannschaften, die größere Industrieprojek- • zB Videocalls für Bauverhandlungen und laufende te abwickeln können und die über Mitarbeiter mit Genehmigungsverfahren, digitale Bescheide, Fas- hoher Industriekompetenz verfügen sung von digitalen Beschlüssen für Gesetze und Verordnungen Intensivierung des Dialogs Verwaltung – Industrie • Schaffung einer zentralen, digitalen Plattform für • Die bestehende gute Gesprächsbasis soll ausge- die Kundmachung von umweltrechtlichen Bestim- baut werden und das Verständnis für die beider- mungen seitigen Belange auf diesem Wege weiter gestärkt werden 15
ANHANG 16
LISTE DER GESPRÄCHSPARTNER (ALPH.) Unternehmen Gesprächspartner Funktion SMC Austria GmbH Ing. Mag. Robert Angel Geschäftsführung Feller GmbH Dr. Barbara Ascher Geschäftsführung Knorr-Bremse GmbH Dkfm. Jörg Branschädel Geschäftsführung ABB AG Generaldirektor Ing. Franz Chalupecky Vorsitzender des Vorstands Traktorsystem Austria KR Dr. Günter Eichhübl Geschäftsführung Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H. DI Stefan Graf Geschäftsf. Gesellschafter Raiffeisen-Holding Niederösterreich- Präsident Mag. Erwin Hameseder Obmann Wien reg. Gen.m.b.H. Hengl Bau GmbH Florian Hengl Geschäftsführung Constantia Teich GmbH Dr. Gerald Hummer Geschäftsführung Umdasch Group AG Dr. Andreas Ludwig Generaldirektor Flughafen Wien AG Prof. Dr. Günther Ofner Vorstandsdirektor 17
Berndorf AG Dr. Peter Pichler † Vorsitzender des Vorstands Salzer Papier GmbH Präsident Thomas Salzer Geschäftsführung Privatbrauerei Zwettl Karl Schwarz Ge- Mag. Karl Schwarz Geschäftsführung sellschaft m.b.H. Geberit Produktions GmbH & Co KG KR DI Helmut Schwarzl Geschäftsführung Rupert Fertinger GmbH KR Veit Schmid-Schmidsfelden Geschäftsführung ZKW Group GmbH DI (FH) Oliver Schubert Geschäftsführung EVN AG Mag. Stefan Szyskowitz Geschäftsführung Metadynea Austria GmbH Dr. Ralph Peter Theuer Geschäftsführung Bühler Food Equipment GmbH Dkfm. Germar Wacker Geschäftsführung Welser Profile Austria GmbH Ing. Mag. Andreas Welser Geschäftsführung 18
Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Industriellenvereinigung Niederösterreich, Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien ZVR-Zahl 631205046 | LIV 00160 | EU-Transparenzregister Nr. 89093924456-06 Tel.: +43 1 71135-2442, Fax: +43 1 71135-2916 niederoesterreich@iv.at www.niederoesterreich.iv.at Wirtschaftskammer Niederösterreich Sparte Industrie Wirtschaftskammer-Platz 1, 3100 St. Pölten Industrie.Sparte@wknoe.at http://wko.at/noe/industrie Fotos: Felix Büchele, Tanja Wagner, Josef Bollwein, Doka, www.christian-husar.com, ABB, Constantia Flexibles, Traktionssysteme Austria, Raiffeisen, www.foto-hoefinger.at, Flughafen Wien AG, Emanuel Bloedt, Andi Bruckner, Maria Haas, Andreas Kraus Erstellungsdatum: November 2020 19
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