Kapitalmarktausblick August 2021 - Deutsche Bank maxblue
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Deutsche Bank maxblue Kapitalmarktausblick August 2021 Von Dr. Ulrich Stephan Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden Inhalt 02 VOLKSWIRTSCHAFT Garanten der Erholung 03 RENTEN Anleiheflut in Europa und den USA 04 AKTIEN Von starken Ergebnissen und staatlichen Eingriffen 05 ROHSTOFFE Leere Lager, volle Auftragsbücher 06 LIQUIDITÄT Neue Bedingungen, bekannte Szenarien 06 IMMOBILIEN Digitale Transformation als Chance 07 PROGNOSEN Finanzmarktkennzahlen im Überblick 08 MARKTAUSBLICK Anlageklassen in Kürze Werbemitteilung
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Volkswirtschaft: Garanten der Erholung In den USA wird der Wirtschaftsaufschwung weiterhin durch den privaten Konsum entscheidend gestützt. Trotz möglicher Rückschläge dürfte die Konjunktur in China nicht allzu stark abkühlen. Noch ist die Pandemie nicht bezwungen. Mutationen wie die aktuelle Delta-Variante des Coronavirus lassen die Inzidenzen im- IN KÜRZE mer wieder hochschnellen. Doch massive Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens oder gar Lockdowns werden ■ Die Delta-Variante des Coronavirus bleibt ein relevantes mit fortschreitender Durchimpfung der Bevölkerung unwahr- Risiko für die globale Konjunktur. scheinlicher. Die Chancen, dass die Konjunkturdynamik intakt ■ Der IWF hat seine Wachstumsprognosen für die US- bleibt, steigen mit der zunehmenden Immunisierung. Auch stüt- Wirtschaft erhöht. Dort bessert sich das Konsumklima. zen große Sozial- und Konjunkturpakete in vielen Industriestaa- ■ Lieferengpässe und Corona-Risiken – in China könnten ten die dynamische Erholung. Das sieht auch der Internationale sich die Wachstumsraten im 2. Halbjahr abschwächen. Währungsfonds (IWF) so und hat seine bisherige Schätzung für das globale Wachstum 2021 von 6% bestätigt. Außerdem hob der IWF die Prognose für 2022 um 0,5%-Punkte auf 4,9% an. und Veranstaltungen ausgeben. Darunter sollten die Umsätze des Einzelhandels, der für knapp 30% des BIP der USA verantwort- Starker Konsum. Dazu dürfte die US-Wirtschaft stark beitragen lich ist, aber nicht leiden, sondern sich stabil entwickeln. Dafür – der IWF erwartet hier für 2022 ebenfalls einen Anstieg des Brut- spricht auch der vielbeachtete Konsumklimaindex der Universität toinlandsprodukts (BIP) um 4,9%. Verlass ist vor allem auf die US- Michigan: Er legte im Juli stärker als erwartet auf 81,2 Punkte zu. Konsumenten: Im Juni legten die US-Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vormonat überraschend um 0,6% zu – die Analys- Solides Wachstum. Stark zeigt sich auch der große Kontra- tengemeinde war im Vorfeld von einem Rückgang um 0,3% aus- hent China. Im 2. Quartal 2021 legte die Wirtschaftsleistung der gegangen. In der engen Abgrenzung der Einzelhandelsumsätze chinesischen Volkswirtschaft gegenüber dem Vorjahresquartal (retail control) ohne die schwankungsanfälligen Autoverkäufe, die um 7,9% zu. Das BIP-Wachstum entsprach damit im Großen direkt über den privaten Verbrauch in die erste BIP-Schätzung und Ganzen den Erwartungen. Analysten hatten im Vorfeld der einfließt, ergab sich sogar ein kräftiges Plus von 1,3%. Hier hatten Datenveröffentlichung durchschnittlich ein Plus von 8% prog- Marktbeobachter einen bescheidenen Zuwachs von 0,4% erwar- nostiziert. Im Detail zeigen die Daten Licht wie Schatten: Die tet. Die Konsumausgaben liegen nun für alle in den Einzelhandels- Einzelhandelsumsätze legten im Juni nicht mehr ganz so stark umsätzen enthaltenen Komponenten (Möbel, Baumaterialien, zu wie im Mai. Die Fertigungsprobleme in der Automobilindustrie Kfz, Lebensmittel) über den Umsätzen im Februar 2020. Für die wegen des Halbleitermangels haben das Wachstumstempo in kommenden Monate rechnet die Deutsche Bank damit, dass die der Industrieproduktion abgeschwächt. Gleichzeitig fielen die US-Bürger wieder mehr Geld für Freizeitaktivitäten wie Reisen Zuwächse von 12,1% (Einzelhandel) und 8,3% (Industrie) zum Vorjahresmonat besser aus als von den Analysten erwartet. BIP: Entwicklung und Prognosen ausgewählter Regionen Die Konjunktur im Reich der Mitte sollte nicht allzu stark abkühlen im Vergleich zum Vorjahr, Angaben in Prozent und Chinas Wirtschaft weiter sehr solide wachsen. Allerdings USA Deutschland Japan Global Europa warnte das chinesische Statistikamt vor möglichen Rückschlä- Emerging Markets* (keine Prognose) Asien exkl. Japan 8 gen in anderen Volkswirtschaften aufgrund der unvorhersehba- 6 ren Pandemie-Entwicklung. Chinas Zollbehörden gehen eben- 4 falls wegen der COVID-19-Beschränkungen in einigen Ländern davon aus, dass sich das Außenhandelswachstum im 2. Halbjahr 2 auf hohem Niveau abschwächen wird. Das hängt auch mit einem 0 geringeren Basiseffekt zusammen. China hatte als erste große -2 Volkswirtschaft insbesondere im Herbst 2020 von der global -4 einsetzenden Erholung kräftig profitiert – und am Ende sogar -6 noch ein positives BIP-Wachstum für das Gesamtjahr ausgewie- -8 sen. Deshalb dürften die Wachstumsraten im 2. Halbjahr 2021 2017 2018 2019 2020 2021F 2022F* geringer ausfallen. Quelle: Deutsche Bank; Stand 28.07.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen 02 Kapitalmarktausblick 08/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Renten: Anleiheflut in Europa und den USA EU-Bonds zur Refinanzierung der Corona-Hilfen finden trotz niedriger Renditen reißenden Absatz. In den USA steuert das Segment für Unternehmensanleihen auf einen weiteren Emissionsrekord zu. Die Europäische Union (EU) begibt infolge der Coronavirus- Krise so viele Anleihen wie nie zuvor. Zur Refinanzierung des IN KÜRZE Wiederaufbaufonds sind bis Ende des Jahres neue Bonds im Volumen von über 80 Milliarden Euro geplant, bis 2026 könn- ■ Trotz des Renditeaufschlags der EU-Bonds zu Bundes- ten es insgesamt 800 Milliarden Euro werden. Im Juni wurden anleihen müssen Anleger mit Kursverlusten rechnen. bereits drei Anleihen im Gesamtvolumen von 35 Milliarden Euro ■ Wegen der hohen US-Inflation positionieren sich Inves- platziert – und die Papiere stoßen bei Investoren auf reges Inte- toren für steigende Anleiherenditen. resse. Da bonitätsstarke Mitgliedsstaaten wie Deutschland und ■ Das Emissionsvolumen im Segment der Hochzins- die Niederlande über den EU-Haushalt für die Rückzahlung in- anleihen steuert in den USA auf einen neuen Rekord zu. direkt mithaften, gelten sie als relativ sicher. Außerdem lockt das hohe Emissionsvolumen auch institutionelle Anleger wie Banken, Versicherungen und Fonds, die erste Anleihe war sogar 7-fach anleihen ausübt. Im Juni kletterte die Inflationsrate mit 5,4% auf überzeichnet. Die Bonds könnten sich für Anleger zur Risiko- den höchsten Stand seit August 2008. Im Vormonatsvergleich diversifizierung eignen, bieten sie gegenüber Bundesanleihen legten die Verbraucherpreise um deutliche 0,9% zu. Auch die doch einen Renditeaufschlag von 0,2 bis 0,36 Prozentpunkten. Kerninflationsrate übertraf mit 4,5% gegenüber Juni 2020 die Angesichts des möglichen Anstiegs des allgemeinen Zinsniveaus Prognosen erheblich. drohen Anlegern aber auch bei EU-Anleihen Kursverluste. Hohes Volumen. Unterdessen nutzen US-Unternehmen kon- Kräftiger Preisschub. In den USA jedenfalls positionieren sich sequent die günstigen Rahmenbedingungen am Kapitalmarkt. die Investoren nach dem kräftigen Rückgang der US-Renditen Wie schon 2020 ist die Emissionstätigkeit bei Unternehmens- im 2. Quartal 2021 inzwischen wieder für eine stärkere Aufwärts- anleihen erneut außerordentlich hoch. Im riskanten Segment für bewegung, die gleichzeitig Kursverluste bedeuten würde. Auch Hochzinsanleihen (High Yield, HY) wurde bereits vergangenes die Notenbanker erwarten inzwischen für 2023 zwei Zinsschritte. Jahr mit einem Neuemissionsvolumen von 425 Milliarden US- Die Zins- und Kursdaten 30-jähriger US-Staatsanleihen deuten Dollar eine neue Rekordmarke gesetzt. Dieses Jahr könnten sogar darauf hin, dass Investoren Short-Positionen aufbauen, um sich HY-Anleihen im Umfang von über 450 Milliarden US-Dollar neu zu einem späteren Zeitpunkt billiger mit dann höher rentieren- begeben werden. den Papieren einzudecken. Hintergrund dürfte der zunehmende Das hohe Angebot an neuen Anleihen hat bislang zu keiner Preisdruck in den USA sein, der über höhere Inflationserwartun- Verschlechterung der Refinanzierungsbedingungen für US- gen einen Aufwärtsdruck auf die Renditen langlaufender Staats- Unternehmen geführt. Im Gegenteil: Der Risikoaufschlag für Hochzinsanleihen hat sich im Jahresverlauf um knapp 90, der Staatsanleihen: Renditeaufschlag von Papieren aus den für bonitätsstarke Anleihen mit Investment Grade (IG) um fast Schwellenländern gegenüber US-Treasuries 10 Basispunkte verringert. Damit liegen die HY-Spreads mit Angaben in Prozent aktuell knapp 260 Basispunkten nur noch rund 30 Zähler über 9 ihrem Allzeittief. Bei IG-Papieren sind es nur noch wenige 8 Basispunkte. 7 Aus Sicht der Deutschen Bank dürfte trotz der günstigen Ange- bots- und Nachfrageverhältnisse sowie solider Fundamentalda- 6 ten wie einer positiven Ertragsentwicklung und einem sinkenden 5 Verschuldungsgrad bei den Emittenten die Luft für eine positi- ve Performance von US-Unternehmensanleihen immer dünner 4 werden. Die niedrigen Risikoaufschläge und der drohende all- 3 gemeine Anstieg des Zinsniveaus in den USA machen in den 2 kommenden Monaten Kursverluste in beiden Segmenten der AUG 16 AUG 17 AUG 18 AUG 19 AUG 20 AUG 21 Unternehmensanleihen wahrscheinlicher. Quelle: Bloomberg L.P., Stand: 05.08.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 08/2021 03
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Aktien: Von starken Ergebnissen und staatlichen Eingriffen Die US-Unternehmen überzeugen mehrheitlich mit deutlichen Gewinnzuwächsen im 2. Quartal – die Risiken für Kurskorrekturen steigen. Unterdessen löst Chinas Regierung Turbulenzen an den Börsen aus. Der Verlauf der Berichtssaison für das 2. Quartal 2021 bestätigt die Einschätzung der Deutschen Bank: US-Aktien gehören in IN KÜRZE jedes breit aufgestellte Depot. 86% der Konzerne die im US-Leit- index S&P 500 gelistet sind, übertrafen die Gewinnerwartungen ■ Nach der erfolgreichen Berichtssaison in den USA soll- im Schnitt um 18%. Das durchschnittliche Gewinnwachstum ge- ten Anleger nun verstärkt auf zyklische Aktien setzen. genüber 2020 liegt bei 99%. Auch die Ausblicke stimmen positiv: ■ Die hohe Bewertung des US-Tech-Sektors ist nicht ver- 9 von 10 Unternehmen, die ihre Prognosen angepasst haben, gleichbar mit der DotCom-Blase vor 20 Jahren. erwarten nun für das Gesamtjahr höhere Gewinne. ■ Peking ordnet den privaten Bildungssektor neu. Anleger Allerdings ist der Basiseffekt nach der Pandemie nach wie vor befürchten massive Eingriffe in Chinas „New Economy“. hoch. Im Vergleich zu 2019 erwarten Analysten „nur“ 9% Gewinn- wachstum. Gegenüber dem Vorquartal preisen sie sogar saison- bereinigt einen Gewinnrückgang von 9% ein – trotz einer dyna- Aber auch die großen Internet- und Video-Sharing-Plattform- mischen Erholung der Konsumnachfrage in den USA. Angesichts Unternehmen Chinas verzeichneten teilweise Verluste im zwei- höherer Bewertungen, wachsender Zinssorgen und möglicher stelligen Prozentbereich. Mit dem drohenden Wegfall der Wer- Rückschläge in der Pandemiebekämpfung nimmt das Risiko für beeinnahmen aus der Bildungsindustrie würde ein signifikanter Kurskorrekturen zu. Risikobereite Anleger sollten selektiv vorge- Anteil ihrer Geschäftsgrundlage wegfallen. hen und verstärkt auf zyklische Sektoren wie Konsum, Reise und Freizeit setzen, die von einer Konjunkturerholung profitieren. Interessante Einstiegskurse. Anleger befürchten nun weitere Langfristig dürften auch Wachstumstitel interessant bleiben. staatliche Eingriffe in Chinas „New Economy“, die insbesondere Anleger stellen sich zwar vermehrt die Frage, ob der US-Tech- den Technologiesektor oder auch Unternehmen aus der Pharma- Sektor massiv überwertet ist. Billig sind die Aktien nicht, ein Ver- oder Immobilienbranche treffen könnten. Sobald sich hier aber gleich mit der DotCom-Blase Anfang der 2000er-Jahre hinkt die Lage beruhigt und der Trend negativer Gewinnrevisionen ab- aber. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der IT-Konzerne im S&P ebbt, könnten niedrige Kursniveaus Anlegern Einstiegschancen 500 hat sich innerhalb von 10 Jahren zwar auf 26,6 mehr als ver- bieten. Aktuell liegt das für die kommenden 12 Monate erwartete doppelt – bleibt aber unter dem Spitzenwert von 48 aus dem Jahr Gewinnwachstum chinesischer Unternehmen im Durchschnitt 2000. Auch die Rentabilität der Unternehmen ist deutlich höher. bei rund 14% und damit bereits bei weniger als der Hälfte der Unternehmen anderer Schwellenländer wie Südkorea (32%), Hohe Risiken. Chinas Börsen verzeichneten zum Monatsende Indien (31%) oder Brasilien (34%). massive Kursverluste zwischen rund 6-8%. Allein vom 22. bis 28. Juli zogen Anleger umgerechnet netto 3,6 Milliarden US-Dollar US-Technologiesektor: Bewertungen noch im Rahmen von der Hongkonger Börse ab. Auslöser war die Ankündigung l.A.: KGV basierend auf prognostizierte Gewinne in 12 Monaten; der chinesischen Regierung, den privaten Bildungssektor stär- r.A.: Aufschlag zum S&P 500; Angaben in Prozent ker zu regulieren. Gewinnorientierte Nachhilfeangebote sollen künftig untersagt werden – in China ein Geschäftsmodell mit 60 150 immerhin rund 120 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. 50 KGV: S&P 500 Information Technology Sector Aufschlag zum S&P 500 120 Der Stellenwert privater Nachhilfe ist in der leistungsorientierten chinesischen Gesellschaft hoch und aus Kostengründen nicht 40 90 selten ein limitierender Faktor bei der Familienplanung. Mit der 30 60 nun eingeleiteten Umstrukturierung will Peking der Überalterung entgegenwirken. Außerdem sehen die Regierungspläne vor, aus- 20 30 ländische Beteiligungen an Unternehmen des Nachhilfesektors 10 0 einzuschränken. Analysten erwarten durch die Reform nun Um- satzeinbußen des Sektors von rund 70% bis 2025. Die Notierungen 0 -30 der betroffenen Unternehmen brachen um bis zu 40% ein. AUG 96 AUG 01 AUG 06 AUG 11 AUG 16 AUG 21 Quelle: Datastream; Stand 04.08.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen 04 Kapitalmarktausblick 08/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Rohstoffe: Leere Lager, volle Auftragsbücher Das Basismetall Eisenerz und der Energieträger Erdgas profitieren von Angebotsengpässen und einer besonders hohen konjunktur- und klimabedingten Nachfrage. Der Goldpreis steht aktuell unter Druck. Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn in US-Dollar um rund 5% ge- sunken. Anleger haben offenbar in Erwartung einer strafferen IN KÜRZE US-Geldpolitik und damit mittelfristig potenziell höheren Real- zinsen begonnen, ihre Positionen in börsengehandelten, mit Gold ■ Der erwartete Anstieg der Realzinsen belastet den hinterlegten Zertifikaten zu reduzieren. Seit Anfang Januar ist Goldpreis. Anleger verkaufen Gold-Zertifikate. dort ein Rückgang des weltweit verwalteten Vermögens um etwa ■ Die hohe Stahlproduktion hat die Notierungen für 6,7% zu verzeichnen. Sollte sich der Trend fortsetzen, wäre es Eisenerz auf ein Allzeithoch getrieben. der erste Rückgang seit 6 Jahren – und könnte somit zunächst ■ Eine Kombination aus Produktionsengpässen und zu- weiteren Gegenwind für den Preis des Edelmetalls bedeuten. sätzlicher Nachfrage stützen aktuell die Erdgaspreise. Robuste Nachfrage. Den könnte es mittelfristig auch für Ei- senerz geben. Seit der Staudammkatastrophe 2019 in Brasilien 10% der Produktion eines der größten Flüssiggashersteller aus. sind die Notierungen massiv gestiegen und haben entgegen den Gleichzeitig stieg die Nachfrage aus Südamerika über das im Markterwartungen im Juli mit knapp 220 US-Dollar pro Tonne Südhemisphären-Winter übliche Maß an. Brasilien, im Juni für ein neues Allzeithoch markiert. Ein Grund für die Rally ist die rund 50% der Gasimporte des Kontinents verantwortlich, musste chinesische Stahlproduktion, die seit Ende 2015 durchschnittlich dürrebedingt seine Energieproduktion aus Wasserkraft durch um 5,7% jährlich wächst. Trotz einer Verlangsamung im 2. Quar- zusätzliche Erdgasimporte kompensieren. Und auch Argentini- tal dürfte die Stahlnachfrage in China im 1. Halbjahr 9% über en konnte seinen Bedarf nur durch Zukäufe auf dem Weltmarkt dem Vorjahresniveau liegen – und die Eisenerzpreise stützen. decken. Auch eine starke Nachfrage aus China und die Verdopp- Die starke Nachfrage aus der Automobil- und Bauindustrie hat lung der Kohlepreise seit Jahresbeginn halten den Energieträger außerdem dazu geführt, dass die chinesischen Eisenerz-Lager- konkurrenzfähig. bestände im 2. Quartal um 8 Millionen Tonnen gesunken sind. Da Erdgas beim Ausbau erneuerbarer Energien eine wichtige Auch in anderen Ländern ist die Stahlnachfrage mit entsprechen- Rolle spielt, dürfte die Nachfrage hoch bleiben. Auf der Ange- dem Impuls für die Produktion kräftig angezogen. So haben in- botsseite könnte die Einigung zwischen Deutschland und den dische Unternehmen trotz massiver Beeinträchtigung durch das USA über die Inbetriebnahme der „Nord Stream 2“-Pipeline ge- Coronavirus ihre Produktion von Januar bis Mai im Vergleich zum gen Ende des Jahres für Entspannung sorgen. An der niederlän- Vorjahr um 28% ausgeweitet. Die US-Stahlwerke fahren eine Ka- dischen Erdgasbörse werden Terminkontrakte für das 2. Quartal pazität von knapp 84% – so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Auch 2022 aktuell mit rund 23 Euro je Megawatt-Stunde gehandelt. die meisten Anlagen in Europa sind zu mehr als 90% ausgelastet. Insgesamt stieg die Produktion außerhalb Chinas in den ersten Entwicklung der Eisenerz-Notierung 5 Monaten um 14% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021. Angaben in US-Dollar Die Deutsche Bank erwartet, dass die Nachfrage auf den westli- chen Märkten vorerst stark bleibt. Für das 2. Halbjahr ist aber mit 250 einem deutlichen Anstieg der Eisenerzexporte der großen Produ- 225 zenten zu rechnen – allen voran aus Brasilien. Im Zusammenspiel 200 mit der Verlangsamung der Stahlproduktion in China könnte diese 175 Entwicklung zu rückläufigen Notierungen bei Eisenerz führen. 150 Eine scharfe Korrektur ist aber nicht zu erwarten. 125 100 Mögliche Entspannung. Seit Jahresbeginn hat der Erdgas- 75 preis in Europa von rund 16 Euro je Megawatt-Stunde über 140% 50 zugelegt und markierte mit 38,70 Euro ein neues Jahreshoch. 25 Die Gründe: In Australien, dem neben Katar weltweit größten 0 Erdgas-Exporteur, fielen Ende Juni durch Wartungsarbeiten AUG 16 AUG 17 AUG 18 AUG 19 AUG 20 AUG 21 Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 04.08.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 08/2021 05
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Liquidität: Neue Bedingungen, bekannte Szenarien Die Europäische Zentralbank (EZB) knüpft die Zinswende an ihr verändertes Inflationsziel. In den USA wägen die Notenbanker zwischen der stark steigenden Inflation und möglichen Konjunkturrisiken ab. Die Währungshüter aus der Eurozone haben auf ihrer geldpo- litischen Sitzung im Juli die Zinswende tendenziell nach hinten IN KÜRZE verschoben. Die EZB erwartet nun, dass „die Zinsen auf dem ak- tuellen oder einem niedrigeren Niveau verharren, bis die Inflation ■ Die EZB erwartet nicht, bis 2023 ihr Inflationsziel zu deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums das 2%-Ziel er- erreichen. Vorher ist eine Zinswende unwahrscheinlich. reicht und dort dauerhaft bleibt“. Zuvor war eine Zinswende an die ■ Die Fed könnte 2023 ihre Leitzinsen erstmals erhöhen. Bedingung geknüpft worden, dass die Inflation das „alte“ Ziel von Der Zyklus dürfte dann voraussichtlich bis 2025 laufen. „unter, aber nahe 2%“ innerhalb des Projektionszeitraums erreicht. Da die EZB laut ihren aktuellen Projektionen 2023 eine Inflation von nur 1,4% erwartet, müssen sich Anleger im Euroraum noch ist aber vor dem Herbst nicht zu rechnen. Eine erste vorsichtige auf eine längere Phase sehr niedriger Zinsen einstellen. Zinserhöhung könnte ab Mitte 2022 auf die Fed-Agenda rücken. Die konjunkturellen Risiken haben angesichts der grassierenden Neue Diskussionen. Die Inflation in den USA hat den höchsten Delta-Variante des Coronavirus zuletzt aber wieder zugenommen. Stand seit 30 Jahren erreicht. Kein Wunder also, dass die Diskus- Außerdem hat sich der US-Arbeitsmarkt noch nicht vollständig sionen um ein mögliches Zurückfahren der Anleihekäufe auch erholt. Aktuell hält die Deutsche Bank einen ersten Schritt aber innerhalb der der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) begon- nicht vor 2023 für wahrscheinlich. Der Zinserhöhungszyklus nen haben. Mit der Festlegung eines entsprechenden Zeitplans dürfte dann voraussichtlich bis 2025 laufen und bei 2,5% enden. Immobilien: Digitale Transformation als Chance Personalmangel und ein geringes Produktivitätswachstum könnten die Baubranche langfristig belasten. Digitale Lösungen versprechen Abhilfe - auch für die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks. Die deutsche Baubranche ist vergleichsweise gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen, der Wohnungsbau verzeichnete IN KÜRZE sogar ein Umsatzplus von rund 10%. Doch der Fachkräftemangel und das unterdurchschnittliche Produktivitätswachstum belasten ■ Mithilfe digitaler Systeme lassen sich Reparaturkosten den Sektor seit Jahren, nun kommen noch Themen wie Baustoff- und Wartungsaufwand im Bauwesen spürbar reduzieren. knappheit und Digitalisierung hinzu. Allerdings könnte gerade ■ Große Bauunternehmen, aber auch Zulieferer und die digitale Transformation im Bauwesen der Branche zusätzli- Dienstleister könnten besonders stark profitieren. chen Schub verleihen. So versprechen der Einsatz von Drohnen und Kameras oder die Datenanalyse durch Künstliche Intelligenz mehr Sicherheit auf Baustellen. Und digitale Systeme zur vor- etwa 40% der globalen Treibhausgasemissionen und sind welt- ausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) erlauben es, weit für rund 60% des Strom- und für 25% des Wasserverbrauchs Leistungsprobleme im Ausrüstungsbereich frühzeitig zu erkennen. verantwortlich. Insgesamt sollten größeren Firmen Investitionen Die Reparaturkosten im Bausektor lassen sich so um 5-10% und in digitale Lösungen leichter fallen. Sie dürften über Skalenef- der Aufwand der Wartungsplanung sogar um 20-50% verringern. fekte stärker profitieren als kleine und mittlere Baufirmen. Aber auch IT-Dienstleister, Elektronikhersteller, Maschinenbauer und Stabile Nachfrage. Zu den kostenintensivsten Herausforderun- Berater für dreidimensionale Planungs- und Steuerungskonzepte gen der kommenden Jahre gehört die Verringerung des ökolo- über den Lebenszyklus von Immobilien (BIM) könnten Nutznie- gischen Fußabdrucks von Gebäuden. Immobilien verursachen ßer der zunehmenden Digitalisierung der Bauunternehmen sein. 06 Kapitalmarktausblick 08/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Die Berichtssaison zum 2. Quartal hat die Erwartungen übertroffen. Die US-Unternehmen weisen mehrheitlich und marktbreit kräftige Gewinn- und Umsatzssteigerungen aus. Hohe Bewertungen, eine abnehmende Konjunkturdynamik in den USA und China und zunehmende Inflationssorgen könnten aber zu Rückschlägen an den Börsen führen. Am US-Anleihemarkt bereiten sich Investoren auf stei- gende Renditen vor. Die rekordverdächtigen Emissionsvolumina dürften aber keine Marktturbulen- zen auslösen. Die Nachfrage ist aktuell hoch, obwohl mittelfristig Kursverluste drohen. Immobilien bleiben für Anleger interessant. BIP-Wachstum Marktzinsen in % 2020 2021 2022 10J-Bonds in % Aktueller Wert 12 Monate Welt -3,1 5,8 4,6 Deutschland -0,50 0,00 USA -3,4 6,7 5,2 Frankreich -0,15 0,30 Euroland -6,5 4,2 4,6 Italien 0,54 1,25 Deutschland -4,8 3,3 4,5 Spanien 0,22 0,65 Japan -4,7 2,7 2,6 USA 1,19 2,00 China 2,3 8,7 5,5 UK 0,52 0,95 China 2,82 3,15 Indien 6,21 6,75 Inflation (CPI) Japan 0,01 0,20 in % 2020 2021 2022 Brasilien s) 9,59 6,00 Welt 2,6 3,6 3,3 USA 1,2 2,8 2,5 Aktien Euroland 0,3 2,0 1,6 Indizes Aktueller Wert 12 Monate Deutschland 0,4 2,2 1,8 USA (S&P 500 in USD) 4.403 4.200 Japan 0,0 0,1 0,5 Europa (Stoxx Europe 600) 469 440 China 2,5 1,7 2,4 Euroland (Euro Stoxx 50) 4.159 4.000 Deutschland (DAX) 15.715 15.700 Leitzinssätze Italien (FTSE MIB) 25.534 26.500 in % Aktueller Wert 12 Monate Spanien (IBEX 35) 8.786 9.750 Japan (Topix in JPY) 1.929 1.960 3M-Euribor -0,54 -0,50 Emerging Markets (MSCI in USD) 1.304 1.400 Euroland 0,00 0,00 EM-Asien (MSCI in USD) 705 795 UK 0,10 0,10 Lateinamerika (MSCI in USD) 2.489 2.525 USA 0,25 0,25 Brasilien (MSCI in BRL) 376.009 380.000 Japan -0,10 -0,10 China (MSCI in HKD) 96 119 Währungen Indien (MSCI in INR) 1.888 1.875 Aktueller Wert 12 Monate Rohstoffe EUR/USD 1,18 1,20 EUR/GBP 0,85 0,89 in USD Aktueller Wert 12 Monate EUR/JPY 129,73 126,00 Rohöl (Brent) 70,47 66,00 EUR/CHF 1,07 1,10 Gold 1.811,18 1.850,00 EUR/NOK 10,46 10,13 Silber 25,39 28,00 Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 05.08.2021, 10:00 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank CIO Privat- & Firmenkunden, Stand: 05.08.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 08/2021 07
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick LIQUIDITÄT IMMOBILIEN Steigende Inflationsraten insbesondere in den USA haben für Wohnimmobilien bleiben gefragt. Der Trend, ins Umland zu zie- Diskussionen um ein mögliches Zurückfahren der Anleihekäufe hen, hält noch immer an. Die Preise in den beliebten Vororten auch innerhalb der Fed gesorgt. Ein konkreter Fahrplan dafür sollten weiter zulegen, insbesondere für Einfamilienhäuser. Die ist jedoch noch nicht verabschiedet worden. Es empfiehlt sich Mietpreisentwicklung dürfte einen ähnlichen Verlauf nehmen. weiterhin, einen Teil des Portfolios in Liquidität vorzuhalten, um Neben Wohnimmobilien sollten auch Büro- und Logistikobjekte auf unvorhersehbare Marktgeschehnisse reagieren zu können von den anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen und – trotz des Ausblicks auf nach wie vor niedrige Zinsen. der konjunkturellen Erholung profitieren können. RENTEN AKTIEN Die vergleichsweise hohe Inflation und eine fortgesetzte Kon- Die globale Konjunkturerholung setzt sich fort. Allerdings laufen junkturerholung in den USA könnte in den kommenden Mo- die Impfkampagnen in den Schwellenländern aufgrund knapper naten Kursrückgänge bei Anleihen zur Folge haben. Abgese- Vakzine nur schleppend an. Die Kursschwankungen an den Bör- hen von Diversifikationsaspekten im Rahmen einer sen nehmen zu und könnten sich bei einer geldpolitische Straf- Risikosteuerung innerhalb eines ausgewogenen Portfolios fung der Notenbanken verstärken. Aktuell dürften sich zyklische dürfte der Rentenmarkt für Anleger eher uninteressant bleiben. Aktien anbieten. Vor allem für langfristig ausgerichtete Portfolios bleibt auch der Techbereich interessant. ROHSTOFFE LEGENDE m e h r h e i t li c h mehrheitlich Die Aufhebung von COVID-19 Beschränkungen rund um den uninteressant interessant Globus dürfte die Nachfrage nach Öl anheizen. Potenzial könn- ten auch Industrie- und Edelmetalle haben, die für Katalysa- toren im Automobilbereich oder bei der Wasserstoffverarbei- tung Verwendung finden (z. B. Platin). Aufgrund schärferer Abgasregulierungen sollte die Nachfrage nach diesen Metal- uninteressant neutral interessant len steigen. Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung. Die Texte genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von An- lage- und Anlagestrategieempfehlungen oder Finanzanalysen. Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die in diesem Dokument enthaltenen Angaben stellen keine Anlageempfehlung, Anlageberatung oder Handlungsempfehlung dar, sondern dienen ausschließlich der Infor- mation. Die Angaben ersetzen nicht eine auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestimmte Beratung. Allgemeine Informationen zu Finanzinstrumenten enthalten die Broschüren „Basisinformation über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“, „Basisinformationen über Finanzderivate“, „Basisinformationen über Termingeschäfte“ und das Hinweisblatt „Risiken bei Termingeschäften“, die der Kunde bei der Bank kostenlos anfordern kann. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen. Obwohl sie aus Sicht der Bank auf angemessenen Informationen beruhen, kann sich in der Zukunft herausstellen, dass sie nicht zutreffend oder nicht korrekt sind. Sofern es in diesem Dokument nicht anders gekennzeichnet ist, geben alle Meinungsaussagen die aktuelle Einschätzung der Deutschen Bank wieder, die sich jederzeit ändern kann. Die Deutsche Bank übernimmt keine Verpflichtung zur Aktualisierung der in diesem Dokument enthaltenen Informationen oder zur Inkenntnissetzung der Anleger über verfügbare aktualisierte Informationen. Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. © Deutsche Bank AG 2021 • Redaktionsschluss: 04.08.2021, 14 Uhr. Herausgeber: Chef-Anlagestratege Deutsche Bank Privat- und Firmenkunden 08 Kapitalmarktausblick 08/2021
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