WEITBLICK magazin Ausgabe 1|21 - m:con - mannheim:congress GmbH
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Vorwort Liebe Leser*innen, über ein Jahr ist es her, dass die Veranstaltungswirtschaft in den Dornröschenschlaf versetzt wurde. Seit über zwölf Monaten finden nun schon keine großen Live-Veranstaltungen, Kon- gresse, Messen und Events mehr statt. Wo stehen wir nach dieser langen Zeit? Die Antwort, wir stehen nicht, sondern wir gehen bewusst weiter. Im Rahmen eines Modell- versuchs in Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen und Partnern*innen wie dem Fraunhofer Institut Goslar, dem Universitätsklinikum Mannheim, der Baden-Württemberg Stif- tung, dem Gesundheitsamt Mannheim, der Musikalischen Akademie, der Dualen Hochschule Baden Württemberg Mannheim, der luca App sowie Corowell und der 21 DX GmbH arbeiten wir nicht nur an einer sinnvollen Teststrategie, sondern auch an belastbaren Zahlen, welche Aerosol- und CO2 Bewegungen sich in einem Veranstaltungssaal abbilden. Alles mit dem Ziel, einen nachweislich sicheren Präsenzbetrieb wieder zu ermöglichen. Parallel dazu haben wir einen großen Schritt in den virtuellen Raum gemacht. Riesige digitale Welten gibt es in Video- spielen schon seit Jahren, doch für virtuelle Events bietet diese Technologie eine völlig neue Perspektive. Mithilfe von Game-Engines, welche bei Videospielen den Spielverlauf steuern und für die visuelle Darstellung verantwortlich sind, entstehen beeindruckende 3D-Umgebungen, die mit einem Mausklick betreten und frei erkundet werden können. Was mit der Idee eines 3D-Planungstools begann, wird nun zu einer neuen Kommunikationsplattform. Ganze Veran- staltungslocations, wie zum Beispiel unser Congress Center Rosengarten, werden digital eins zu eins nachgebaut und bieten Platz für Veranstaltungen mit tausenden Besucher*innen. Eine digitale Industrieausstellung inklusive Stände, ein interaktives Bühnenprogramm sowie Einzel- und Gruppengespräche, alles erlebbar vom heimischen Computer aus. Aber auch in Kombination mit einem Greenscreen bieten diese Engines einiges an Potenzial. Reale Personen finden sich im Handumdrehen in einer virtuellen Umgebung wieder, in der Bildschirme aus Decke und Boden fahren und nicht nur optisch eindrucksvoll sind, sondern auch ein Spiel mit dem Raumgefühl der Zuschauer*innen erlaubt. Das kleinste Green- screenstudio wird für die Betrachter*innen so zum riesigen Saal. Die Zukunft der Veranstaltungswirtschaft besteht sicher nicht nur aus Greenscreen Produk- tionen oder virtuellen Avataren, die sich in digitalen Welten treffen. Der direkte Kontakt und Austausch zwischen Menschen bleiben auch zukünftig die wichtigsten Komponenten bei vielen Kongressen sowie Veranstaltungen. Trotzdem bieten diese Technologien mehr als nur eine Möglichkeit, die Zeit der Kontaktbeschränkung zu überbrücken. Sie bieten eine Chance, Veranstaltungen umzudenken und weiterzuentwickeln. Viele Präsenzveranstal- tungen haben damit das Potenzial über ihre physischen Grenzen hinauszuwachsen und weltweit Menschen miteinander zu verbinden. Wir blicken dieser Zukunft gespannt entgegen und arbeiten schon heute an ihrer Umsetzung. Ich hoffe, dass wir uns bald persönlich oder auf einer unserer digitalen Veranstaltungen wiedersehen. Bastian Fiedler · CEO 3
Inhalt Vorwort 3 Virtuelle Realität & Gaming-Technologien beleben die Eventbranche 6 Best Practice – Digitale Kongresse und Events erfolgreich umsetzen 12 Kurz erklärt – zwölf Begriffe, die Sie kennen sollten 24 Interview mit Sabine Reise 26 News und Events 30 Auf einen Kaffee mit … Theodora Tsagogiorga 35 Impressum 36 5
Virtuelle Realität & Gaming-Technologien BELEBEN DIE EVENTBRANCHE Spiele ohne Grenzen Darin tanzte sie sowohl mit mehreren Hologrammen Madonna macht’s, Hollywood ebenso und inzwi- ihrer selbst als auch mit ihrem realen Bühnenpartner, schen auch die Veranstaltungsbranche: Sie nutzen dem kolumbianischen Sänger Maluma. Technologien aus der Computerspielebranche, um die Erlebnisqualität ihrer Shows, Produktionen Motor dieser Inszenierung war die Computerspieltech- und virtuellen Events mit einem dreidimensionalen nologie. Eine Spiel-Engine ermöglichte es, die virtuellen Raumgefühl oder mit Spezialeffekten zu optimieren. Szenerien punktgenau mit dem Auftritt der realen Akteur*- Angesichts des Booms digitaler Formate im Zuge innen zu kombinieren. Spiel-Engines, in diesem Fall der Coronapandemie sind diese Möglichkeiten ein die frei verfügbare Unreal Engine des Softwareunter- Gewinn für den Messe- und Kongressbereich. Das nehmens Epic Games, dienen als technisches Gerüst zeigen auch die Erfahrungen der m:con. und Entwicklungsumgebung von Computer- und Videospielen. Mit der Software kreieren Entwickler*in- Ihre Performance bei den Billboard Music Awards 2019 nen unter anderem detailgetreue dreidimensionale gehörte zu den spektakulärsten und aufwändigsten Umgebungen samt den jeweils passenden Licht- und in der Geschichte der Live-Shows. Popstar Madonna Klangeffekten. Darin binden sie verschiedenste Infor- trat vor ihren begeisterten Fans in einer sich ständig mationsebenen ein, etwa Chats, Foren und Inventare. wandelnden computergenerierten Phantasiewelt auf. Auch der Spielverlauf wird mit den Engines gesteuert. 6
n Synthese von virtueller Welt und Wirklichkeit Dieses Potenzial nutzten die Macher der Satire-Show Kein Wunder also, dass auch andere Branchen auf „ZDF Magazin Royale“ während des Corona-Lockdowns die Möglichkeiten dieser Technologie setzen. So nutzt im Frühjahr 2020 in einer bis dato einzigartigen Weise. zum Beispiel die Autoindustrie Spiel-Engines in der Dank der Technologie trat der Sänger Woodkid in einer Produktentwicklung, die Architektur optimiert damit Show gemeinsam mit dem Rundfunk-Tanzorchester 3-D-Visualisierungen und virtuelle Live-Begehungen auf, obwohl er aufgrund des damaligen Reiseverbots von Gebäudemodellen. Die internationale Film- und nicht in Köln, sondern in Frankreich war. Dort wurde TV-Branche hat die Technologien bereits seit einigen sein Part zuvor mit einer Spezialkamera aufgezeichnet, Jahren entdeckt. So etwa für die im Star-Wars-Univer- dann als 3-D-Modell ins Produktionsstudio transferiert sum angesiedelte Space-Western-Serie „The Manda- und schließlich in einer Spiel-Engine mit den Orchester- lorian“ von Lucasfilm. Auch hier erschufen Entwick- musiker*innen zu einem Fernsehbild zusammengefügt. ler*innen mit der Unreal Engine die Schauplätze und Dieses Bild vermischte echte und virtuelle Elemente Spezialeffekte für die Filmhandlung. Ebenso wie in nahtlos zu einer Mixed Reality. „Rocketman“, der Filmbiografie über den Sänger Elton John: Der effektvolle Hintergrund in einzelnen Szenen Mitreißende digitale Events statt „Zoom-Fatigue“ stammt aus dem Computer. Dass diese Möglichkeiten auch für die Eventbranche enorme Chancen eröffnen, zeigen die Erfahrungen der 7
m:con – mannheim:congress GmbH. Als das Virus Covid-19 ihre Planungen für den traditionellen Jahresauftakt eines langjährigen Kunden durchkreuzte und das Event nicht wie gewohnt live im firmeneigenen Kongresszentrum stattfinden konnte, musste in kurzer Zeit eine digitale Lösung her. Damit standen die m:con und ihr Technikpartner around im Herbst 2020 vor der Aufgabe, rund 800 Mitarbeiter*innen des Unternehmens mit einer zwei- tägigen Onlinetagung zu begeistern. Ein ambitioniertes Vorhaben angesichts drohender „Zoom-Fatigue“, wie die Müdigkeit nach Videokonferenzen genannt wird. Schließlich sollte das Kick-off-Event die Teilnehmer*innen auch im Cyberspace motivieren und ihnen den Spirit für das anstehende Geschäftsjahr vermitteln. Dafür wagte das Team den Schritt in technisches Neuland und nutzte die Unreal Engine für ihre Zwecke. Die Entwickler*innen ließen am Computer vier verschiedene Locations erstehen, in denen das Event virtuell über die Bühne ging: Jeder Programmpunkt, von Keynotes und Fachvorträgen, über Workshops bis hin zu Pausen, spielte sich in einem passenden Rahmen ab. Abends waren alle Mitarbeiter*innen etwa zum gemeinsamen Gin-Tasting stilecht in eine Bar eingeladen. Die notwendigen – realen – Zutaten dafür kamen vorab per Post zu ihnen nach Hause. In Echtzeit vom Studio in den computergenerierten Konferenzraum Für die Teilnehmer*innen an den Bildschirmen verschmolzen bei der Ver- anstaltung reale und künstlich erzeugte Wahrnehmungen. Real im Studio von m:con im Rosengarten anwesend waren der Moderator, die Mitglieder der Geschäftsleitung und einige Mitarbeiter*innen. Sie agierten für die Live- Aufnahmen in einer Greenscreen-Kulisse, wie es bei Film-, Fernseh- und Web-Produktionen zum Alltag gehört. Der grüne Hintergrund ermöglicht es, die Personen samt Mobiliar in beliebige Umgebungen zu platzieren. So gelangten sie in Echtzeit aus dem Studio in die jeweiligen computergene- rierten 3-D-Szenerien. Für die Online-Teilnehmer*innen schienen sie tat- sächlich in der Bar zu sitzen oder bei der Talkrunde in einer Industriehalle zu stehen. Um die realen Akteur*innen passgenau und dreidimensional in der virtuellen Umgebung zu positionieren, erfasste Camera-Tracking-Technik ihre Bewegungen in einer 360-Grad-Rundumsicht. Referent*innen, die nicht vor Ort waren, wurden via Video-Streaming in die Szenen zugeschaltet. Dass mit den Aufnahmen vor dem Greenscreen wie von Zauberhand leben- dige, wirklichkeitsgetreue Situationen entstanden, ist für Joachim Grafen, Head of Conception & Creation bei der m:con besonders faszinierend. Mit dem Projekt habe das Team in kurzer Zeit enorm viel gelernt: „Entscheidend war, dass unser Kunde uns vertraut hat und wir mit den technischen Mög- lichkeiten aus dem Gaming-Bereich experimentieren konnten. So haben wir ein tolles Ergebnis erzielt“, sagt er. Verantwortlich für die technische Umsetzung des Events war Jérôme Maugé, Geschäftsführer des Technikpartners around. Er betont: „Eine solche Ver- 9
anstaltung ist deutlich komplexer umzusetzen als ein dings meist auf der Strecke. Die zwischenmenschliche reales Event. Allein um den Ablauf zu orchestrieren, Chemie lässt sich digital eben nur schwer vermitteln, haben wir drei Reihen mit Regiepulten aufgebaut.“ ebenso wie das räumliche Erlebnis der Eventlocation. Dort liefen alle Fäden für das multimediale Event zusammen. Zum Produktionsteam gehörten außer den Event-Techniker*innen und Kameraleuten auch Grenzenlose Vernetzung in virtuellen Welten Software-Spezialist*innen, Lichtdesigner*innen, Für diese Herausforderungen bieten die Spiel-Engi- Maskenbildner*innen und zwei Regisseur*innen. nes eine Lösung. Realistische räumliche Erfahrungen Dass das Programm mehrfach geprobt wurde, bevor in der virtuellen Welt gehören für Onlinespieler*in- die Veranstaltung im Januar 2021 schließlich statt- nen ganz selbstverständlich zum Spielerlebnis. Sie fand, versteht sich da von selbst. Doch der Aufwand bewegen Avatare als ihre digitalen Stellvertreter*- lohnte sich: Alle Beteiligten waren restlos begeistert innen durch Fantasieumgebungen jeglicher Art von diesem besonderen Erlebnis. und tauchen in diese Welten ein – nicht selten viele Stunden lang. Dort treffen sie hunderte oder gar tausende Mitspieler*innen rund um den Globus und Motor für Glamour und Emotionen vernetzen sich mit ihnen. Die Community interagiert Jérôme Maugé und Joachim Grafen sind überzeugt: und kommuniziert mithilfe der Technologie ganz Der Einsatz von Computerspieltechnologien eignet natürlich miteinander, löst Aufgaben, bewältigt sich für allem für digitale Veranstaltungsformate, Herausforderungen, wetteifert und kämpft gegenein- in denen Emotionen eine große Rolle spielen, etwa ander oder miteinander im Team. Galas und festliche Kongresse. Schließlich sind die neuen Werkzeuge wie gemacht dafür, Spaß und Gaming-Technologie erschafft damit nicht nur reali- Glamour in digitale Events zu bringen. Sie schaffen tätsnahe Schauplätze, die ein intensives Raumgefühl realitätsnahe und spannende Erlebnisse in der ermöglichen. Sie integriert unbegrenzt viele Nutzer*- virtuellen Welt. Gerade in der Coronapandemie innen und Informationen jeder Art in einer einzigen eröffnet sich damit eine vielversprechende Option Umgebung. Für virtuelle oder hybride Events heißt für die Veranstaltungswirtschaft, die so stark von der das zum Beispiel, dass sich Menschen aus aller Krise betroffen ist, wie keine andere. Von heute auf Welt über physische Grenzen hinweg miteinander morgen fanden keine Messen, Kongresse, Konzerte, vernetzen sowie echte und virtuelle Teilnehmer*in- Shows oder Festivals mehr statt; wann es wieder in nen zusammensitzen und sich austauschen können. gewohntem Maß Präsenzveranstaltungen geben wird, Informationen lassen sich in Szenen einblenden oder ist noch immer offen. auf spielerische Art erarbeiten. Spiel-Engines können also digitale Formate auf ein neues Qualitätsniveau Digitale Formate bieten einen Ersatz. Seit dem Früh- heben und so zu einer Zukunftstechnologie für den jahr 2020 erleben daher virtuelle und hybride Veran- Eventbereich werden. Denn dass virtuelle Veranstal- staltungen – also die Kombination aus online und tungen auch nach der Coronapandemie überdauern offline – einen Boom. Und nicht nur in der Event- und sogar an Bedeutung gewinnen werden, ist für branche. Ob Homeoffice, Homeschooling oder der einige Branchen wie die IT-Wirtschaft bereits klar. Online-Kochkurs nach Feierabend – viele Aktivitäten spielen sich derzeit via Internet ab. Für die Veran- Auch Joachim Grafen sieht viel Potenzial in den neuen staltungsbranche, die ihren Gästen mit Live-Events Technologien für den Veranstaltungsbereich: „Wir oftmals ganz besondere Erlebnisse und inspirierende sammeln jetzt wichtige Erfahrungen für die Zukunft, Begegnungen eröffnet, ist die digitale Umsetzung ihres in der es stärker zur Durchmischung von realen und Kerngeschäfts allerdings eine Herausforderung. Denn virtuellen Elementen kommen wird“, betont er. Gleich- Videokonferenzen und Live-Streamings ermöglichen zeitig ist er aber davon überzeugt, dass Präsenzveran- zwar den Austausch und die Vermittlung von Informa- staltungen weiterhin eine unverzichtbare Rolle spielen: tionen, die emotionale Komponente bleibt dabei aller- „Echte Begegnungen sind der Kern von Events.“ 10
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Thilo Hübner, Head of Project Management & Development bei der m:con, beginnt das Best Practice Web-Seminar, bei dem er gemein- sam mit Daniela Ruckriegel-Estrack, Head of Project Management PCO, und Alessa Forsthoff, Manager Technical Planning PCO, zum Thema digitale Kongresse referiert, mit einem kurzen Rückblick in den März 2020. Ab dem 13. März wurden sukzessiv alle Präsenzkongresse für das Jahr verschoben oder abgesagt. Es dominierte eine große Unsicherheit darüber, wann Präsenzkongresse wieder stattfinden können und dürfen. 12
Best Practice Medizinische Kongresse Die m:con machte aus der Not eine Tugend, Kongresse wurden als digitale und hybride Formate umgeplant und eine vollkommen neue Expertise innerhalb kürzester Zeit erar- beitet, denn bis 2020 führte auch die m:con noch keinen rein digitalen Kongress durch. Herausfordernd für das Team der m:con war zunächst die Verunsicherung bei einigen Kund*innen hinsichtlich der Akzeptanz digitaler Formate ebenso wie die Finanzierung dessen in einem wirtschaftlich mehr als herausfordernden Jahr. Darüber hinaus fehlte auch auf Kundenseite bis dato die Erfahrung mit digitalen Kongressen. Dies führte zu einem wesentlich höheren Beratungsaufwand , da die Vorstellungen, in der Regel auf den Anforderungen von Präsenzkongressen basierten und digital nicht immer genau so umsetzbar waren. „Die Limits im Digitalen sind an verschiedenen Stellen dann doch auch schnell erreicht, wenn man Präsenzveranstaltungen 1:1 umsetzen möchten.“, erklärt Thilo Hübner. Alles in allem hat die m:con im Jahr 2020 so erfolgreich sechs Kongresse digital umge- setzt, darunter waren die 86. Jahrestagung und Herztage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK), der Kongress für Kinder- und Jugendmedizin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), die 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßme- dizin (DGG), der Deutsche Schmerzkongress der Deutschen Schmerzgesellschaft sowie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, die 46. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) und der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psycho- somatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Auch im Jahr 2021 konnten bereits die Früh- jahrskongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) erfolglreich online umgesetzt werden. Letztere Veranstaltung erzielte mit über 9.000 Teilnehmer*innen sogar einen Besucherrekord. Konzeption und Umsetzung der Veranstaltung Zunächst sollten die bevorstehenden Herbstkongresse als hybride Formate umgeplant werden. „Hierbei erkannten wir, dass es unterschiedliche Herangehensweisen und auch Verständnisse von hybriden Veranstaltungen gibt. Jede*r Kunde*in hatte hierzu eine eigene Sichtweise, der wir uns im Einzelnen annähern mussten“, leitet Daniela Ruckriegel-Estrack ein. Bei einigen Kongressen wurde ursprünglich eine hybride Veranstaltung mit Teilnehmer*innen vor Ort geplant. Als dies aufgrund verschärfter 13
Kontaktbeschränkungen nicht mehr möglich war, wurde nicht in verschiedenen Strängen / Kanälen wurde so umgeplant, dass nur noch Referent*innen ausgesandt, sondern in einem zentralen Strang und Chairmen vor Ort ihre Vorträge halten, die dann gebündelt. Der Vorteil dieser Umsetzung ist die live zu den Teilnehmer*innen gestreamt wurden. Auf Lebendigkeit der Veranstaltung. diese Weise hätten die Locations, für die ohnehin Kosten anfielen, genutzt und gleichzeitig dem Wunsch Auch bei den Vorträgen gab es verschiedene Varian- der medizinischen Gesellschaften nach einem Treffen ten. Diese konnten entweder live gehalten oder vorab in Präsenz, u. a. für bestimmte Sitzungen, entsprochen aufgezeichnet und dann unter Anwesenheit der Refe- werden können. Diese Planung wurde letztendlich rent*innen eingespielt werden. In beiden Fällen folgt von den erweiterten Reisebeschränkungen, denen eine Live-Diskussion. Auch eine Mischung aus beiden vor allem Mediziner*innen unterlagen, torpediert. Versionen wäre denkbar – teilweise Live-Vortragspro- Referent*innen und Chairmen durften Großteils nicht gramm, teilweise Pre-Recorded. mehr reisen, was dazu führte, dass der entsprechende Kongress erneut spontan – innerhalb einer Woche – Um den Teilnehmer*innen ein möglichst hohes Maß auf eine reine Online-Lösung umgeplant wurde. an Interaktion einzuräumen, konnten spontan in parallelen Zoom-Session Diskussionen weitergeführt Teilweise wurde auch aus einem zentralen Studio oder einzelne Themen vertieft werden. Dies verschaffte gesendet, in dem beispielsweise die Kongressprä- auch dem Team der m:con die nötige Zeit , während- sident*innen die Vorträge sowie etwaige Fragen der dessen die nächsten Referent*innen und das Setup für Teilnehmer*innen moderierten. Hierbei handelte es deren Vorträge vorbereitet werden konnten. sich um ein sog. einsträngiges Szenario, d. h. Inhalte 14
Programmgerüst LINDA RESIDOVIC, GESCHÄFTSFÜHRERIN Beispiel zur Veranschaulichung: Wie muss der Inhalt, Nachdem sich zeigte, dass sich ein Kongress nicht 1:1 VPLT - DER VERBAND FÜR MEDIEN- der auf einer 16 x 4 Meter großen Leinwand präsentiert ins Digitale übersetzen lässt, wurden verschiedene UND VERANSTALTUNGSTECHNIK E.V. wird, aufbereitet sein, dass der*die Teil-nehmer*in Faktoren im Kongressprogramm identifiziert, an denen diesen noch auf dem Smartphone erkennen kann? sich zugunsten der Attraktivität der Veranstaltung etwas Welche Schriftgröße muss mindestens genutzt verändern ließ. Ein Thema war Dauer und damit zu- werden? Ist es sinnvoll, die Präsentation und das sammenhängend auch der Zeitraum. Viele Kund*innen Kamerabild gleichzeitig zu zeigen? nahmen den Rat gern an, den Kongress nicht zu den gewohnten Zeiten abzuhalten. So wurde es zunehmend Die Referent*innen mussten sich zunächst an die neue als passend empfunden, den Kongress erst am Mittag Vortragssituation gewöhnen. Sie präsentierten vor oder frühen Nachmittag zu starten. Vor allem donners- einem leeren Raum, mussten teilweise mit mehreren tag- und freitagnachmittags konnten besonders hohe Vorschaumonitoren arbeiten und erhielten von ihrem Teilnehmerzahlen erzielt werden. Ab Freitagabend Publikum kein unmittelbares Feedback. sowie samstags gingen diese erwartungsgemäß etwas zurück. Ob eine Veranstaltung ein- oder mehrsträngig Auch Zeit wird im virtuellen Raum anders wahrge- aufgebaut wurde, richtete sich vor allem nach der An- nommen. Inhalte mussten entzerrt und konnten zahl der Teilnehmer*innen. Wurden viele Teilnehmer*- nicht analog einer Präsenzveranstaltung dargeboten innen erwartet, konnte über eine mehrsträngige Aus- werden. Bei mehrstündigen Streamings musste von richtung nachgedacht werden. Waren es tendenziell allen Mitwirkenden, z. B. den Techniker*innen auch weniger Teilnehmer*innen, bot sich eher eine einsträn- regelmäßig Pausen eingelegt werden, nicht zuletzt gige Veranstaltung an. aufgrund des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes während der gesamten Veranstaltung. Allerdings wurde auch beispielsweise ein Kongress von morgens 8 Uhr durchgehend bis abends 18 Uhr Die Signalwege nahmen durch digitale oder auch mit 13 parallelen Channels und 4.500 Teilnehmern hybride Veranstaltungen massiv zu und stießen an durchgeführt. physische Kapazitäten. Auch die Video-Regien, die für die Bewältigung der hohen Anforderungen an die Als Programmpunkte wurden im Großen und Ganzen digitale Umsetzung benötigt wurde, wuchsen weiter die bekannten Formate übernommen: Sitzungen, an. „Was man gern vergisst, ist, dass ein digitaler oder ePoster und Webinare sowie Breakout Sessions. vor allem auch hybrider Kongress schnell zu einer Material- und Personalschlacht wird. Aus technischer Technik – digitale Kongresse oder „Dann machen Sicht stellen hybride Kongresse die größte Herausfor- wir das Ganze eben schnell online“ derung dar“, führt Alessa Forsthoff weiter aus. „Zuallererst stellten wir uns der Herausforderung aus dem Dschungel an potenziellen Anbieter*innen, die Hinzu kamen die unterschiedlichen technischen teilweise bereits am Markt etabliert, teilweise aber Gegebenheiten bei den Referent*innen und Teilneh- auch völlig neu „aus dem Boden geschossen" waren, mer*innen eines Online-Kongresses. Diese nutzten die richtigen für uns und unsere Kund*innen auszu- beispielsweise nicht nur unterschiedliche Endgeräte, suchen“, schildert Alessa Forsthoff die technischen sondern auch verschiedene Browser. Darüber hinaus Startschwierigkeiten. haben auch die individuellen Einstellungen einer jeden Nutzer*in einen Einfluss darauf, wie der Stream Wesentliche technische Unterschiede bei diesen ankam. Auch das Tracking, das zum Erhalt zu einem Präsenzkongress der CME-Punkte notwendig ist, funktionierte bei unter- Bei der technischen Umsetzung eines Online-Kon- schiedlichen Browsern unterschiedlich gut. gresses stößt man, wie bereits erwähnt, auf zahlreiche Unterschiede in der inhaltlichen und didaktischen Auf- Durch den Wegfall einer physischen Medienannahme bereitung. Gerade die technische Umsetzung erfordert konnten Vorträge nicht im Vorfeld kontrolliert und hier Fingerspitzengefühl und Flexibilität. Ein extremes so sichergestellt werden, dass die Materialien der 15
Referent*innen das gleiche technische Niveau erfüllten. Auch hier spielten die verschie- denen Endgeräte, Betriebssysteme, die Qualität der Internetleitung und das technische Know-how der Referent*innen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Als Alternative wurde stellenweise eine digitale Medienannahme angeboten, um den Referent*innen die Grundlagen der genutzten Streamingprogramme zu erklären. Außerdem hatten sie hier die Möglichkeit, ihre Vorträge noch einmal zu üben, um anschließend mit einem guten Gefühl in den Online-Kongress zu starten. Die richtige Plattform Geplant als Präsenzveranstaltung, ist die 86. Jahrestagung der DGK das beste Beispiel für einen Kongress, der alle oben genannten Stadien einer Umplanung durchlaufen hat. Innerhalb kürzester Zeit wurde alles auf eine rein digitale Veranstaltung mit 10 parallelen Channels und einer Online-Medienannahme umgestellt. Für diesen Umfang musste eine Plattform identifiziert werden, die allen Anforderungen entsprach. Für die Jahrestagung der DGK, sowie für den deutschen Schmerzkongress 2020, wurde die Plattform des Anbieters Metafusion verwendet. Metafusion Die Plattform basiert auf einem Website-Layout, was den großen Vorteil hat, dass die Nutzung intuitiv und selbsterklärend ist. Bei den Online-Kongressen sollte daher direkt auf der Startseite für die Teilnehmer*innen ersichtlich sein, welcher Programmpunkt aktuell und welcher als nächstes stattfindet. Darüber hinaus musste die Plattform gewährleisten, dass bestimmte Bereiche nicht für alle Teilnehmer*innen zugänglich waren, so durften beispielsweise beim Kongress der DGPPN aus rechtlichen Gründen nur bestimmte Teilnehmer*innen die Industrieausstellung, die mithilfe von Microsites umgesetzt wurde, besuchen. Auch für Fragen der Besucher*innen muss die Plattform ein entsprechendes Tool bereitstellen. Bei Metafusion können Moderator*innen in Q&A-Sessions Fragen vorsor- tieren oder komplett ausblenden. Außerdem konnten die Teilnehmer*innen Fragen liken, um deren Relevanz zu signalisieren und diese dadurch höher priorisieren. Auch spontane Umfragen waren mit dem Tool möglich. Converia Die Plattform von Converia wurde u. a. bei den Kongressen der DGG und GNPI als Inst- rument der Wahl eingesetzt. Innerhalb der Plattform wurde den Teilnehmer*innen die Möglichkeit geboten, ihre Accounts mit persönlichen Daten und Bildern zu individuali- sieren und dadurch den Austausch untereinander persönlicher zu gestalten. Für den DGG-Kongress wurde ein einsträngiger Stream aus dem Hybrid-Studio der m:con auf der Plattform eingebunden. Zwar war die Lösung mit relativ hohem techni- schem Aufwand verbunden, gleichzeitig jedoch die charmanteste Lösung für Live-Vor- träge und Diskussionen. Beide Plattformen für Online-Kongresse, sowohl die des Anbieters Metafusion als auch von Converia entwickeln sich kontinuierlich weiter. Daher strebt die m:con mit beiden Anbieter*innen eine strategische Partnerschaft an, und behält dennoch den Markt im Auge, an dem sich regelmäßig neue Anbieter*innen mit neuen Features platzieren. 16
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Teilnehmer*innen Zertifizierungen Obgleich die Teilnehmerregistrierung sowohl beim Mediziner besuchen Kongresse maßgeblich, um ihrer Präsenz- als auch Online-Kongress eine der wenigen Fortbildungspflicht nachzukommen, die in Form Konstanten zu sein scheint, bildeten sich auch hier von CME-Punkten bei der zuständigen Ärztekammer einige Schwierigkeiten heraus, denen es zu begegnen nachgewiesen wird. galt. Um die Teilnehmer*innen auf der Online-Platt- form eindeutig identifizieren zu können, musste das Um diesen Nachweis gewährleisten zu können, musste Registrierungsprogramm mit der Online-Plattform die m:con gemeinsam mit den Anbieter*innen der verbunden werden. Außerdem mussten, wie zuvor Online-Plattformen die Teilnahme der Kongressbe- erwähnt, beispielweise beim DGPPN Kongress Teil- sucher*innen tracken. Dafür war u.a. auch die Dauer nehmersegmente mit unterschiedlichen Zugangs- der Teilnahme am Kongress relevant. Teilweise hat rechten gebildet werden. das Tracking die m:con als PCO vor große Heraus- forderungen gestellt, da z.B. der Internet Explorer als Nachdem diese Hürde genommen war, konnten sich Browser nicht mit dem Tracking kompatibel war. Die die Besucher*innen frei auf der Plattform bewegen. nächste Herausforderung stellte die Umrechnung Die Auswertungen zeigen, dass die Teilnehmerzah- der Tracking-Daten in CME-Punkte dar. Die Software len teilweise deutlich über den Erwartungen der dafür wurde von der m:con selbst entwickelt, genauso Gesellschaften lagen und die Online-Kongresse gut wie die Software für die Lern-Erfolgskontrolle (LEK) angenommen wurden. In Umfragen wurde angege- bei der On-Demand-Zertifizierung. Dafür sind von ben, dass besonders hybride Formate neben den den Referent*innen zusätzlich Fragen zum Nachweis klassischen Präsenzformaten spannend und gewollt zu liefern, was den Aufwand für die Bereitstellung sind. Die Zahlungsbereitschaft bei den Teilneh- der Inhalte On-Demand erhöht. Deswegen bieten mer*innen liegt jedoch unter dem Preis, den diese nicht alle Gesellschaften diese Möglichkeit für ihre bereit sind für einen Präsenzkongress zu bezahlen, Kongressteilnehmer*innen. obwohl die Kosten für Anreise, Übernachtung etc. wegfallen und sogar parallel verschiedene und durch Finanzierung On-Demand-Content sogar mehr Inhalte konsumiert Wie bei Kongressen in Präsenz spielten für die Finan- werden können. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, zierung die Teilnehmergebühren eine große Rolle, dass auch Kongresse, die zu fast regulären Gebühren auch wenn diese im Vergleich zum Präsenzkongress stattfanden, angenommen werden. geringer ausfallen. Alternativ ließen sich Online-Kon- gresse über Sponsor*innen und Aussteller*innen aus der Industrie finanzieren. Diese begrüßt digitale Formate und sieht darin ein Potential. 18
Erfolgsfaktoren und Grenzen gewünscht, weil sie 2-3 Wochen vorher aufgezeichnet Für den Erfolg einer digitalen Kongressumsetzung werden müssen und somit nicht tagesaktuell sind. war nicht nur die Plattform, die intuitiv und selbst- Neben der Qualität des Internets ist die Bedeutung der erklärend sein musste, entscheidend. Unerlässlich Tonqualität nicht zu unterschätzen. Wer einen Vortrag war auch die Anleitung und der Support seitens der undeutlich oder mit Rauschen hört, wird ihn eher m:con als PCO. Referentenbriefings und -betreu- wieder verlassen. Außerdem muss die technische ung bedeuteten einen hohen Aufwand, nicht nur Fähigkeit der Vortragenden gegeben sein, da eine technisch, sondern auch personell. Ein Helpdesk für Bedienung des Systems trotz Support eigenständig die Teilnehmer*innen musste außerdem eingerichtet funktionieren sollte. Wie Thilo Hübner und Daniela werden, der in den ersten Stunden für einen Ansturm Ruckriegel-Estrack aufzeigen, haben digitale Kongresse von Fragen gewappnet sein musste. Techniker*innen noch immer Hürden zu bewältigen. Die beiden thema- sollten vor allem in der Anfangsphase wenn möglich tisieren mehrmals die Interaktion der Teilnehmer*- in jedem Channel mit dabei sein, sodass ein reibungs- innen, die nicht über Fragen in Q&A-Session hinausge- loser Ablauf gewährleistet werden kann. Und auch von hen. Wünschen sich die Teilnehmer*innen überhaupt der Interaktion der Teilnehmer*innen, beispielsweise mehr Interaktion? Das muss erst noch geklärt werden. in Q&A-Sessions, hängt der Erfolg des Kongresses ab. Fehlendes Feedback für die Referent*innen und feh- Wie bei jedem neuen Format gibt es auch bei Online- lende Frequenz auf den Industrieseiten sind weitere Kongressen verschiedene Fallstricke, die zu beachten Punkte, die sich aus den bisherigen Umsetzungen von sind. Am wichtigsten ist eine stabile Inter- Online-Kongressen ergeben haben. Um Antwor- netverbindung bei Live-Streams. Vor- ten auf diese Unsicherheiten zu geben, arbeitet aufzeichnungen können zwar sinn- das Team der m:con weiterhin an Lösungen, voll sein, sind jedoch preisintensiv um digitale Kongresse stets zu verbessern. und nicht von allen Referent*innen 19
Best Practice – Tagungen & Events Vor dem 13. März 2020, dem Beginn des ersten Lockdowns in Deutschland, hat die m:con noch kein rein digitales Event veranstaltet. Innerhalb kürzester Zeit haben sich die Mitarbeiter*innen eigenständig Kenntnisse angeeignet und die Expertise hinsicht- lich digitaler und hybrider Events erweitert. Was die m:con als Kongress- und Event- agentur aus der schnellen, erfolgreichen Umsetzung alternativer Veranstaltungen zur gewohnten Präsenz gelernt hat, zeigen Joachim Grafen, Head of Creation & Conecep- tion, und Sabrina Bederke, Manager Technical Planning Corporate & Shows, im Best Practice Seminar „Hinter den Kulissen 2020 – Tagungen & Events – Hybrid & Digital“. Hauptversammlungen Die Hauptversammlung der Fuchs Petrolub SE war die erste Veranstaltung, die von der m:con als hybrides Event organisiert wurde und gleichzeitig die erste virtuelle Haupt- versammlung eines Aktienkonzerns in der Metropolregion Rhein-Neckar. Das Angebot bestand nicht nur in der Medienplanung und dem Bühnensetup für 12 Personen vor Ort, sondern auch in der Technik von Kamera, Ton und Licht, sowie der Gestaltung einer Landing-Page für Mitarbeiter*innen und Presse und das Bereitstellen einer stabi- len Internetverbindung. Was sind die Learnings, die das Team aus dieser und anderen hybriden Hauptversammlungen gezogen hat? „Der wichtigste Punkt ist Proben, Proben, Proben“, sagt Sabrina Bederke. Ein anderes, neues Format als gewohnt, bringt viele Herausforderungen mit sich, vor allem bei einer so kurzen Vorbereitungszeit, weshalb alle Akteure bestens vorbereitet sein müssen. Oft wird die Infrastruktur von hybriden Events unterschätzt, obwohl an Kameras und Personal nicht gespart werden darf, sodass möglichst viele Perspektiven Abwechslung bieten. Außerdem sind möglichst große Räume von Vorteil, damit das Bild „luftiger“ wirkt und auch die Internetver- bindung, Firewalls und die Stromversorgung müssen geprüft sein. Als Fazit nach der Durchführung mehrerer hybrider Hauptversammlungen, zum Beispiel auch von Südzu- cker oder Crop energies, fassen Joachim Grafen und Sabrina Bederke zusammen, dass Hauptversammlungen bisher kein „eigenständiges“ virtuelles Format sind, da keine Interaktionen und Zwischen- oder Nachfragen möglich waren, wodurch der Charakter einer Pflichtveranstaltung verstärkt wird. Das wird sich jedoch durch die Neufassung des Aktiengesetztes und einer längeren Vorbereitungszeit ändern. In diesem Jahr hat die m:con bereits die virtuelle Hauptversammlung der MVV organisiert und umgesetzt, die mit einem hohen Aufwand für die Sicherheitsmaßnahmen aller Beteiligten des Live- Streams aus dem Hybrid-Studio im Rosengarten verbunden war. Festakte Nicht nur Hauptversammlung, sondern auch klassische Festakte wie die Verleihung des Bertha-und-Carl-Benz-Preises der Stadt Mannheim wurden im vergangenen Jahr von der m:con erfolgreich als Stream durchgeführt. Knapp 3.000 Zuschauer*innen haben sich die Preisverleihung live angeschaut, bei der die große Herausforderung war, dass sich die Preisträgerin, Loujain al-Hathloul, eine Frauenrechtsaktivistin, die zwischen- zeitlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, noch in Haft in Saudi-Arabien befand. Für die Emotionalisierung des Festaktes wurde die klassische Bühnensituation aufgelöst und durch die Inszenierung eines leeren Raums mit „Lichtinseln“ ersetzt. Durch kürzere Reden und das Hervorrufen starker Bilder hat man sich dem Format einer Online-Ver- anstaltung angepasst, bei der auch die Möglichkeit einer Interaktion mit dem Publikum durch die Chatfunktion bestand. Weitere Herausforderungen waren nicht nur der Stream 20
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in drei Sprachen (Deutsch, Englisch und Arabisch) mit Simultanübersetzern, sondern auch die Installation einer Hacker-Abwehr, die der Gefahr von Hacker- Angriffen aus Saudi-Arabien geschuldet war. Auch nach dieser Veranstaltung lautet das wichtigste Learning das Proben mit allen Akteur*innen und das Vorausschauen aller möglichen Situationen. Mehr Hierarchien durch mehrere Regisseur*innen und Tontechniker*innen machte das Event aufwändiger als es in Präsenz der Fall gewesen wäre. Die Landing-Page musste an alle Endgeräte angepasst werden und „Second Screening“ wurde durch das Einbauen der Chat- funktion auf der Landing-Page vermieden. Ein anderes Beispiel für die gelungene Umsetzung von Festakten im virtuellen Format ist der Neujahrsempfang der Stadt Mannheim, der sonst mit mehreren tausend Teilnehmer*innen vor Ort stattfindet. Anfang des Jahres wurde der Mozartsaal des Rosengartens zum TV-Studio mit 4 bemannten Kameras und einer 20qm LED-Leinwand umfunktioniert, sodass der Neujahrsempfang live gestreamt werden konnte. Die m:con hat die Veranstaltung nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich gestaltet: Von umfangreichen Bei- trägen und langen Reden wurde auf dialogische Formate umgestellt, sodass ein kurzweiliges Programm zustande kam. Evaluierungsverfahren Wie ein Evaluierungsverfahren hybrid oder digital stattfinden kann, hat die m:con am Beispiel der Universität Heidelberg gezeigt. Neben dem Bühnensetup für 16 Personen in den Räumlichkeiten der Universität war das Team um Joachim Grafen und Sabrina Bederke verantwortlich für Ton, Licht, Bild, Stream und Regie. Auch aus dieser (teils) virtuellen Umsetzung konnten interessante und wichtige Lear- nings gezogen werden. So sollten beispielsweise Redner*innen vor der Veranstal- tung ausreichend geschult, die Präsentationen angepasst und ausreichen Personal für die Betreuung und Moderation auf der Onlineplattform eingeplant sein. Nicht zuletzt sind ausreichend Pausen zwischen den Sessions und regelmäßige Tech- nikchecks wichtig. Für die Umsetzung der Evaluierungsverfahren der Universität Heidelberg hat die m:con von verschiedenen Evaluierungsagenturen positives Feedback für die lebendige Umsetzung bekommen, die sonst meist schlechte Erfahrungen mit virtuellen Umsetzungen gemacht haben. Fachtagungen Auch das Feedback für die Organisation virtueller Fachtagungen von der m:con war sehr positiv. Vorteil des Green Screens, der hierbei zum Einsatz kommt, ist der variable Hintergrund, der individuell an die Veranstaltung angepasst werden kann. Ziel ist es, Bilder zu erzeugen, die möglichst real wirken. Das wichtigste Learning, Proben, Proben, Proben, vermeidet beispielsweise eine falsche Position der Red- ner*innen, die sonst nicht mehr im Bild des Greens Screens stehen. 23
KURZ ERKLÄRT zwölf Begriffe, die Sie kennen sollten AVATAR CAMERA TRACKING Ein Avatar ist eine fiktive grafische Camera Tracking ist die Nachverfolgung von Darstellung oder Figur, die User*innen in bewegten Objekten und Personen mithilfe einem virtuellen Raum – beispielsweise in einer Spezialkamera. Auf diese Weise können einem Computerspiel – repräsentiert. Daten wie Positionskoordinaten erfasst, analysiert und weiterverarbeitet werden. GAME-ENGINE Eine Game-Engine ist eine Software, die als technisches Gerüst und Entwicklungsumgebung von Computerspielen dient. Dabei greifen verschiedene Elemente wie Grafik, Sound und Steuerung ineinander. Eine bekannte Game- Engine ist die Unreal Engine von Epic Games. GREENSCREEN Bei einer Greenscreen-Produktion kommt bei Filmaufnahmen eine grüne Hintergrundfläche zum Einsatz. Dank farbbasierter Bildfreistellung kann die grüne Farbe durch einen beliebigen Hintergrund ersetzt werden. Bekannte Beispiele für Greenscreen-Produktionen sind TV-/ Nachrichten-Studios. HYBRIDE EVENTS Hybride Events sind Veranstaltungen, die an einem realen Ort stattfinden und vollstän- dig oder teilweise digital erweitert werden. Dadurch können auch Besucher*innen, die nicht vor Ort sein können, an der Veranstaltung teilnehmen und so insgesamt eine höhere Reichweite erzielt werden. 24
INTERAKTIVITÄT IMMERSION Interaktivität ist die Wechselbeziehung von Immersion meint das vollständige Eintauchen mindestens zwei Größen, beispielsweise in eine virtuelle Welt. Diese wird von Mensch zu Mensch oder Mensch zu Maschine. Nutzer*innen als real wahrgenommen. Eine Technologie ist dann interaktiv, wenn sie Nutzer*innen Handlungsmöglichkeiten bietet. MIXED REALITY Mixed Reality beschreibt die Vermischung der realen und der virtuellen Welt in einer Umgebung oder einem System. Physische und digitale Subjekte und Objekte koexistieren und interagieren dort in Echtzeit. RENDERING Beim Rendern wird ein zwei- oder dreidimen- sionales Bild mithilfe von Grafiksoftware aus Daten berechnet und erstellt. Dabei sind unter anderem Oberflächenstruktur, Farbverläufe sowie Licht- und Schattenverhältnisse detailliert berücksichtigt. STUDIO Ein Studio ist ein Produktionsraum mit der notwendigen Technik, um hybride oder virtuelle Events umzusetzen. STREAMING Beim Streaming werden Inhalte, beispielsweise VIRTUAL VENUE Videos, über das Internet beziehungsweise über ein anderes Netzwerk auf dem Computer oder Virtual Venue ist eine Plattform, mit der Unter- auf einem mobilen Endgerät abgespielt. nehmen Kongresse und Tagungen virtuell oder als hybride Events durchführen können. 25
Interview mit Sabine Reise, Geschäftsführerin der Allseated GmbH VIRTUELLE EVENTS MÜSSEN SPASS MACHEN Spätestens seit der Coronapandemie ist klar: Immer mehr Veranstaltungen finden virtuell oder hybrid statt. Sabine Reise, Geschäftsführerin der europäischen Nieder- lassung des Softwareunternehmens Allseated, schildert im Interview, wie sich digitale Lösungen für die Eventbranche entwickelt haben und welche Chancen Technologien aus dem Computerspielbereich hier bieten. Sabine Reise ist Softwareunternehmerin mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der 3-D-Vi- sualisierung von Events und Eventlocations. Mit ihrer easyRAUM GmbH etablierte sie die 3-D-Visualisierung als Standard bei Ausschreibung, Planung und Vermarktung von Events und Locations. Mehr als 2.000 Planer*innen, Dienstleister*innen, Catering-Unternehmen, Locations und Hotels nutzen das Portfolio aus CAD-Software, 3-D-Location-Visualisierung und 3-D-Webservices. Seit Januar 2021 ist Sabine Reise Geschäftsführerin der europäi- schen Niederlassung des US-Softwareunternehmens Allseated in Düsseldorf. Allseated ermöglicht eine virtuelle Eventplanung und virtuelle Site-Inspections mithilfe cloudbasier- ter Gaming-Technologien mit über 100.000 Anwendern im nordamerikanischen Markt. 26
Virtuelle Events erleben als Folge der Coronapandemie derzeit einen Boom. Welche anderen Treiber gibt es dafür? Das sind aus meiner Sicht die Megatrends Digitalisierung, Glo- balisierung und Nachhaltigkeit. Bezogen auf unsere Branche geht es um die strategischen Ansprüche der veranstaltenden und der teilnehmenden Unternehmen angesichts dieser Her- ausforderungen. Etwa, wie man sich künftig digital ausrichten will. Wann ein echter Messebesuch erforderlich ist. Ob man das, was über ein Event transportiert werden soll, auch virtuell abdecken kann. Eine wichtige Rolle spielen auch die größeren Reichweiten, die virtuelle Konzepte gerade für internationale Veranstaltungen ermöglichen. Worin liegt der Reiz der virtuellen Realität für Events? Die virtuelle Welt bietet die Möglichkeit, eine realitätsnahe drei- dimensionale Umgebung immersiv, also räumlich zu erleben und darin einzutauchen. Das fasziniert, spricht Menschen emo- tional an und ist etwas ganz anderes, als auf einer Webseite einem Livestream zu folgen. Im Gegensatz zu einem physischen Event kann ich virtuell Räume unbegrenzt vervielfältigen, sie um andere Elemente, etwa Zusatzinformationen, erweitern und verschiedene Welten sehr flexibel miteinander verbinden. Inzwischen gibt es zahlreiche Lösungen zur Planung und Durchführung virtueller Events. Wie wird sich dieser Markt entwickeln? Das ist definitiv ein Wachstumsmarkt und ein Markt, mit dem man sich jetzt beschäftigen muss, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die Lernkurve ist im Moment extrem hoch, und nur wer sich damit auseinandersetzt, kann sich darauf ausrichten, solche Events professionell durchzuführen. Großes Wachstum- spotenzial sehe ich übrigens im Bereich der hybriden Veranstal- tungen. Dieser Ansatz bietet Veranstalter*innen die Möglichkeit, sich sowohl live als auch virtuell auszurichten. Was waren die wichtigsten Meilensteile bei der Entwicklung von Tools für digitale Veranstaltungen? Die Basis waren CAD- und Grafiktools, um 3-D-Modelle von Eventlocations zu erstellen und diese zu visualisieren. Als ich vor mehr als 15 Jahren damit anfing, 3-D-CAD für die Eventpla- nung zu nutzen, wurde ich für diesen Ansatz belächelt, aber das Prinzip hat sich schließlich durchgesetzt. Nach den lokalen, lizenzbasierten CAD-Tools kam dann der nächste Schritt: clou- dbasierte Lösungen, über die viele verschiedene Nutzer*innen zusammenarbeiten und sich treffen können. Die Coronapan- demie markiert aus meiner Sicht einen weiteren wesentlichen Meilenstein, weil sie dem Thema quasi über Nacht einen enormen Schub verliehen hat.
Wie positionieren Sie sich mit easyRAUM und Allseated? easyRAUM ist eine 3-D-CAD-Software zur Visualisierung von Veranstaltun- gen und Eventlocations. Mit der Übernahme durch das amerikanische Technologieunternehmen Allseated haben wir unser Unternehmen nach einem anderthalbjährigen Transformationsprozess neu ausgerichtet und können jetzt cloudbasierte Lösungen anbieten, die den gesamten Event- prozess in einer High-End-3-D-Gameroberfläche abbilden. Sie ermögli- chen allen an einem Event beteiligten Akteur*innen, sich mit Avataren in der virtuellen Location zu treffen, diese zu begehen, das Event abzuspre- chen, zu planen und dieses schließlich im digitalen Zwilling der Location durchzuführen. Mit Allseated entwickeln wir uns konsequent in Richtung kollaborativer, plattformbasierter Lösungen für hybride Events weiter. Künftig werden wir sämtliche Phasen des Eventprozesses auf einer einzi- gen Plattform ermöglichen – von der Planung über die Vermarktung und digitale Site-Inspections bis hin zur Durchführung. Worauf kommt es den Teilnehmern bei virtuellen Veranstaltungen an? Wichtig sind vor allem die Usability, also die Benutzerfreundlichkeit des Tools und die User Experience, also die emotionalen Faktoren des Erleb- nisses, wie Verbundenheit und Spaß. Es muss zunächst einmal einfach sein, am Event teilzunehmen und es muss intuitive Möglichkeiten der Interaktion und des Austauschs untereinander geben. Der Content, also zum Beispiel die Vermittlung von Informationen, hat ebenfalls große Bedeutung. Diese Ebene lässt sich auch ganz einfach über einen Lives- tream realisieren, emotionaler sind natürlich Gamification-Elemente im Eventablauf, mit denen sich Teilnehmer*innen aktiv etwas erarbeiten. Welches Potenzial bietet Gaming-Technologie für die Eventbranche? Sie ermöglicht ein immersives Raumerlebnis, die Integration unendlich vieler Teilnehmer*innen und vor allem Emotionalität. Viele Menschen haben ja schon einmal ein Computerspiel geöffnet und kennen das Gefühl, sich in einer virtuellen Welt zu bewegen und dort mit anderen zu interagieren. Dieses Eintauchen in die virtuelle Welt wird unter- stützt durch eine detailgenaue Anmutung der Umgebung, die sich mit Gaming-Technologie erreichen lässt. Auf diese Weise können Veranstal- ter*innen ihre Location mit der virtuellen Welt verknüpfen und die Teil- nehmer*innen erkennen diese wieder. Außerdem lassen sich spieltypi- sche Elemente in das virtuelle Event integrieren, etwa Gewinnspiele und Gamification, um faktenbasierte Inhalte emotionaler zu vermitteln. Wie ist Allseated dafür aufgestellt? Wir nutzen ganz gezielt eine Technologie aus der Gaming-Branche. Die technische Grundlage von Allseated ist unsere eigene Game-Engine, die 3-D Modelle bauen wir basierend auf 3-D-Scans des Matterport-Kame- rasystems. In unserem Entwicklungs-Team in Tel Aviv arbeiten Game-Ex- pert*innen, die unserer Plattform entsprechend voranbringen. Sie haben auch unseren Avatar explizit als Robot mit einem Monitor-Kopf gestaltet, 28
sodass Anwender*innen intuitiv wissen, dass sie sich in einer laufenden Video-Konferenz befinden, und verstehen, wie sie sich mit anderen verbinden können. Wo sehen Sie die Grenzen virtueller Veranstaltungen? Aktuell werden Grenzen gerade bei hybriden Events deutlich, die gleichzeitig live und virtuell stattfinden. Dann besteht die Gefahr zweier getrennter Veranstaltungen, die keine Verbindung miteinander haben. Deshalb wird es in Zukunft vor allem darum gehen, mit neuen Lösungen die Grenze zwischen Teilnehmer*innen des physischen und des virtuel- len Events zu überwinden. Wir bei Allseated wollen über eine Weiterent- wicklung als App die beiden Welten nahtlos miteinander verbinden. Sind virtuelle Veranstaltungen kostengünstiger als physische? Das kommt ganz auf das spezifische Event an und das Erlebnis, das ich vermitteln will. Natürlich entfallen bei einer virtuellen Veranstaltung die Hotel- und Reisekosten. Ich halte es allerdings für den falschen Ansatz, mit virtuellen Events Geld sparen zu wollen. Meiner Ansicht nach sollte man sie von der Wertigkeit genau so sehen wie physische Events. Ich kann eine Veranstaltung zum Beispiel auch über Zoom ermöglichen – aber ist das dann ein Event? Wenn ich ein besonders Erlebnis bieten möchte, muss ich in die Planung investieren, ich brauche eine Regie- abfolge und muss gegebenenfalls auch eine Agentur einbinden. Ich brauche ein ordentliches Streaming und Broadcasting und ich muss den Teilnehmer*innen Mobilität und Interaktion in einer ansprechenden Umgebung ermöglichen. Die Kosten eines Events, egal ob physisch oder virtuell, hängen immer vom Anspruch der Veranstaltung ab. Wird die virtuelle Welt physische Events ersetzen? Nein, denn wir Menschen sind soziale Wesen und wollen uns treffen. Die Atmosphäre, die entsteht, wenn Menschen zusammenstehen, lässt sich virtuell nicht erreichen. Meiner Ansicht nach werden physische Events aber in Zukunft wesentlich selektiver und hochwertiger statt- finden. Unternehmen werden sich genau überlegen, wen sie auf eine Live-Veranstaltung einladen. Und die Teilnehmer*innen werden eben- falls auswählen, zu welchen Veranstaltungen sie tatsächlich reisen. Wie geht es nach Corona in der Veranstaltungsbranche weiter? Ich kann mir vorstellen, dass es mittelfristig erstmal einen Boom physischer Veranstaltungen geben wird, weil wir das alle sehr vermisst haben und uns darauf freuen. Langfristig wird aber die Virtualität weiter Bestand haben und sogar zunehmen. Dabei müssen virtuelle Events Emotionen bieten und Spaß machen. Wir haben ja jetzt alle unserer Erfahrungen gemacht und wissen, wie anstrengend mehrere Stunden Online-Konferenz oftmals sind. Und das ist die Chance für Tools auf Basis von Gaming-Technologie. Sie sprechen das Spielerische in uns an. Der Spieltrieb steckt in allen Menschen. 29
m:con setzt mit News & Events Modellversuch „SAFE“ ein Zeichen für die Eventbranche In Vorbereitung auf die eigentliche Messung der Aerosol- und CO2-Verbrei- tung im Mozartsaal mussten alle Studi- enteilnehmer*innen drei verschiedene Coronatests absolvieren. Für die Teil- nehmerregistrierung kam die luca App zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit der Baden-Württemberg Stiftung, dem Universitätsklinikum Mannheim, 21Dx und Corowell wurden ein Kautest, ein Antigen-Schnelltest und ein Riechtest im Rahmen der Studie durchgeführt. Beim Lutscher- oder Kautest mussten Knapp 300 Gäste, darunter Vertreter*- die Probanden auf einem Probe- innen der Veranstaltungsbranche, Stu- schwämmchen kauen, das sich mit dierende der Dualen Hochschule und der Speichel vollsaugt, der anschließend Musikhochschule sowie Mitwirkende der mittels PCR-Methode im CoVLAB Truck m:con und der Musikalischen Akademie der Baden-Württemberg Stiftung ausge- des Nationaltheater-Orchesters Mann- wertet wurde. Beim Antigen-Schnelltest heim e.V., haben sich am 08.03.2021 im wurde mittels Nasen-Rachenabstrich Rosengarten für einen Modellversuch innerhalb von 15-30 Minuten ermittelt, unter strengen Sicherheitsmaßnahmen ob eine Infektion mit dem Covid-19 eingefunden. Einen wichtigen Beitrag Virus vorliegt. Der dritte Test war zur Wiedereröffnung von Veranstaltungs- ein Riechtest: Jede*r Teilnehmer*in stätten zu leisten – das war das Ziel des installierte dazu auf seinem*ihrem Testevents mit dem Namen „SAFE – Smartphone die entsprechende App SimulAtion Für die Eventbranche“. Dabei zum Scannen eines QR-Codes auf der wurden nicht nur alle notwendigen Testkarte. Dadurch kann die App erken- Abläufe und Hygienemaßnahmen auf nen, welcher Geruch entsteht, wenn die die Probe gestellt, sondern auch wichtige Testkarte gerieben und der Duftstoff, der Erfahrungswerte für zukünftige Veranstal- darauf aufgetragen ist, aktiviert wird. tungen gesammelt. Nachdem der*die Teilnehmer*in an 30
dem Testfeld der Karte gerochen hat, News & Events wählte er*sie unter verschiedenen in der App angezeigten Möglichkeiten den Geruch aus, den er wahrgenommen hat. Zusätzlich zu den verschiedenen Test- varianten galt für alle Anwesenden der Modellveranstaltung die Pflicht, eine FFP2- Maske zu tragen. Auch bei der Lüftung wurde hohen Wert auf die Sicherheit aller Anwesenden gelegt: Die Belüftung des Mozartsaals läuft dabei mit 100% Frisch- luftzufuhr. Die Lüftungsanlage sorgt dafür, dass im Mozartsaal zwölfmal in der Stunde ein kompletter Luftwechsel stattfindet. Für den Modellversuch wurde der Zus- chauerraum des Mozartsaals im Schach- brettmuster besetzt. Zwischen den Teil- nehmer*innen saß Dummy „Oleg“, der mit seiner sensiblen Messtechnik die Verbreitung von Aerosolen und CO2 im Saal erfasst hat. Dieser wurde freundli- cherweise vom Fraunhofer Institut Goslar bereitgestellt. Die Dokumentation und Ausarbeitung der Ergebnisse erfolgen in Zusammenarbeit mit den Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württem- berg und dem Fraunhofer Institut Goslar. Sie sollen nachweisen, dass Veranstal- tungen unter Einhaltung von Hygiene- maßnahmen, mit einer durchdachten Teststrategie und der richtigen Belüf- tung, sicher und mit einem sehr gerin- gen Infektionsrisiko möglich sind. „Wir wollen zeigen, auf welche Art und Weise eine Rückkehr zu Events möglich ist“, sagte Bürgermeister Michael Grötsch. Auch Bastian Fiedler ist sich sicher, mit der Modellveranstaltung einen wich- tigen Schritt in Richtung Wiedereröff- nung von Veranstaltungsstätten getan Die Ergebnisse der Studie können zu haben: „Wir müssen weg davon, Sie über den nebenstehenden Öffnungsszenarien nur von Inzidenzen QR Code abrufen. und Fallzahlen abhängig zu machen und mehr Wert auf das 3-Säulen-Modell legen: Kontaktnachverfolgung, Teststra- tegie und Infrastruktur vor Ort“. 31
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