SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
14., 15. April 2019
     Semperoper

9. SYMPHONIEKONZERT
 Palmsonntagskonzert

      Omer Meir

 WELLBER
    Steven Isserlis
    Camilla Tilling
   Katija Dragojevic
     Luis Gomes
    Milan Siljanov
Dresdner Kammerchor
SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
14., 15. April 2019
                                                     Semperoper

                                                9. SYMPHONIEKONZERT
                                                 Palmsonntagskonzert

                                                      Omer Meir

                                                 WELLBER
                                                    Steven Isserlis
                                                    Camilla Tilling
                                                   Katija Dragojevic
                                                     Luis Gomes
                                                    Milan Siljanov
                                                Dresdner Kammerchor

          Dresden klingt und glänzt!
 Kunst gehört zu den wichtigsten Kulturgütern
             unserer Gesellschaft.
   Wir freuen uns daher ganz besonders, als
       Partner der Semperoper Dresden
   Kunst und Kultur zu fördern und so einen
           Beitrag leisten zu können.
                      vwgroupculture
                 volkswagengroup_culture

U2   1                                                                  9. SYMPHONIEKONZERT
SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
9. SYMPHONIEKONZERT                                                        PROGRAMM
    SO N N TAG        M O N TAG         SE M PERO PER
    14. 4.19          15. 4.19          D R E SD EN
    20 UHR            20 UHR

    Omer Meir Wellber                                                          Henryk Górecki (1933-2010)
    Dirigent                                                                   »Amen« für gemischten Chor a cappella op. 35
                                                                               Lento e tranquillo
    Steven Isserlis Violoncello
                                                                               Joseph Haydn (1732-1809)
    Camilla Tilling Sopran                                                     Konzert für Violoncello und Orchester D-Dur
    Katija Dragojevic Mezzosopran                                              Hob. VIIb : 2 (Kadenzen: Steven Isserlis)
    Luis Gomes Tenor                                                            1. Allegro moderato
                                                                                2. Adagio
    Milan Siljanov Bass
                                                                                3. Rondo. Allegro

    Dresdner Kammerchor
    Einstudierung: Tobias Mäthger                                              PAU S E

                                                                               Joseph Haydn
                                                                               »Missa in angustiis« d-Moll
                                                                               Hob. XXII :11 »Nelson-Messe«
                                                                               für Soli, Chor und Orchester
    Haydn weltlich und geistlich                                                1. Kyrie. Allegro moderato
                                                                                2. Gloria. Allegro
    Auch 2019 wird das traditionsreiche Palmsonntagskonzert von Omer            3. Qui tollis. Adagio – attacca
    Meir Wellber geleitet, der seit der aktuellen Saison die Position des       4. Quoniam tu solus. Allegro
    Ersten Gastdirigenten der Sächsischen Staatsoper Dresden innehat. Im
                                                                                5. Credo. Allegro con spirito
    Mittelpunkt stehen zwei Werke von Joseph Haydn, die dieser als Kapell-
                                                                                6. Et incarnatus. Largo
    meister im Dienste der Familie Eszterházy komponiert hat: das populäre
                                                                                7. Et resurrexit. Vivace
    D-Dur-Cellokonzert, interpretiert von Steven Isserlis, und die »Missa in
    angustiis«, die ihren Beinamen »Nelson-Messe« vermutlich Napoleons          8. Sanctus. Adagio
    englischem Widersacher Admiral Nelson verdankt.                             9. Benedictus. Allegro moderato – attacca
                                                                               10. Osanna. Allegro
    Kostenlose Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten                          11. Agnus Dei. Adagio – attacca
    vor Beginn im Opernkeller der Semperoper                                   12. Dona nobis. Allegro vivace

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Omer Meir Wellber Dirigent

O
                 mer Meir Wellber gehört zu den führenden Dirigenten für
                 Opern- und Orchesterrepertoire. Seit 2018 / 2019 ist er Erster
                 Gastdirigent der Semperoper Dresden, ab Juli 2019 Chefdi-
                 rigent des BBC Philharmonic Orchestra und ab Januar 2020
                 Music Director des Teatro Massimo in Palermo. Er stand am
    Pult zahlreicher erstklassiger Ensembles weltweit, so etwa beim London
    Philharmonic Orchestra, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Pitts-
    burgh Symphony Orchestra, dem Swedish Radio Symphony Orchestra,
    dem Orchestre National de Lyon, dem City of Birmingham Symphony
    Orchestra, dem Orchester RAI Torino und dem Tonhalle-Orchester
    Zürich. Er ist regelmäßiger Gastdirigent der Bayerischen Staatsoper
    München, von La Fenice Venedig und der Israeli Opera. Ein Gegenpol
    zu Wellbers internationalen Auftritten bildet sein Engagement in seiner
    Heimat Israel für klassische Musik und integrative Projekte.
            In der Saison 2018 / 2019 debütiert er an der Metropolitan Opera
    in New York mit Vorstellungen von Bizets »Carmen«. Wenige Wochen
    zuvor gibt er mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra sein
    Debüt beim Lucerne Festival. Erstmalig steht Omer Meir Wellber in der
    Hamburger Elbphilharmonie beim NDR Elbphilharmonie-Orchester am
    Pult und dirigiert Konzerte mit der Deutschen Kammerphilharmonie
    Bremen, u. a. beim Bachfest Leipzig 2019. Auch in Dresden ist er bestens
    bekannt: Nach seinem Einstand 2010 mit Strauss’ »Daphne« leitete er u. a.
    einen Mozart / Da Ponte-Zyklus. In seiner Position als Erster Gastdirigent
    der Semperoper Dresden übernimmt er hier im Mai 2019 das Dirigat der
    Neuinszenierung von Verdis »Nabucco«. Außerdem leitet er die Wieder-
    aufnahmen von »Don Giovanni«, »Tannhäuser« und »Der Rosenkavalier«.
            Von 2010 bis 2014 war Omer Meir Wellber Music Director am
    Palau de les Arts Reina Sofia in Valencia. Zwischen 2008 und 2010
    assistierte er Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper Unter den
    Linden sowie an der Mailänder Scala. Mit großem Erfolg dirigierte er
    Giuseppe Verdis »Aida« bei einem Gastspiel der Scala an der Israeli
    Opera. 2016 leitete er die Residency des Israel Philharmonic Orches­t ra
    bei den Dresdner Musikfestspielen. Seit 2009 ist er Musikdirektor der
    1991 für die Integration von jüdischen Emigranten in Israel gegrün-
    deten Raanana Symphonette.

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Steven Isserlis Violoncello

        S
                   teven Isserlis wird weltweit für seine Technik und Virtuo-
                   sität gefeiert und kann auf eine herausragende Karriere als
                   Solist, Kammermusiker, Lehrer, Autor und Moderator blicken.
                   Als Konzertsolist tritt er regelmäßig mit den international
                   führenden Orchestern auf, darunter mit den Wiener und
        Berliner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem
        London Philharmonic Orchestra, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem
        National Symphony Orchestra Washington, dem Los Angeles Philhar-
        monic Orchestra sowie dem Orchestra of the Age of Enlightenment. Rezi-
        tale führen ihn in die bedeutendsten Musikzentren, beispielsweise in die
        Wigmore Hall und zu den Salzburger Festspielen.
                Als Anhänger der historischen Aufführungspraxis führte
        er gemeinsam mit Robert Levin, der auf echten und nachgebauten
        Klavieren aus der Beethoven-Ära spielte, sämtliche Beethoven-Werke
        für Violoncello und Klavier auf. Mit dem Cembalisten Richard Egarr
        spielte er die Viola-da-gamba-Sonaten von Johann Sebastian Bach ein
        sowie Sonaten von Händel und Scarlatti. Zudem musiziert er regel-
        mäßig mit renommierten Kammerorchestern und dirigiert diese bei
        Klassikprogrammen vom Violoncello aus. Sein Engagement für die
        zeitgenössische Musik äußert sich in Uraufführungen von Werken John
        Taveners, Stephen Houghs, Wolfgang Rihms, David Matthews’ oder
        György Kurtágs. Seit 1997 ist er außerdem Künstlerischer Leiter des
        International Musicians Seminar at Prussia Cove in Cornwall.
                Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit bildet das Kompo-
        nieren und Spielen für Kinder. Seine Kinderbücher über das Leben
        großer Komponisten sind auch in Deutschland erschienen. Isserlis erhielt
        zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Robert-Schumann-Preis der
        Stadt Zwickau, den Piatigorsky-Preis, die Wigmore Hall Gold Medal und
        2017 den Glashütte Original Music Festival Award Dresden. Außerdem
        wurde er als einer von nur zwei lebenden Cellisten in die Hall of Frame
        von Gramophone aufgenommen.
                Steven Isserlis spielt das Stradivari-Cello Marquis de Corberon
        (Nelsova) von 1726, das ihm freundlicherweise von der Royal Academy of
        Music zur Verfügung gestellt wird. Im diesjährigen Palmsonntagskonzert
        gibt er sein Debüt bei der Staatskapelle Dresden.

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Camilla Tilling Sopran

C
                amilla Tilling stammt aus Schweden und studierte in Göte-
                borg sowie in London. 1999 debütierte sie als Corinna (»Il
                viaggio a Reims«) an der New York City Opera und gastierte
                in Folge u. a. am Londoner Royal Opera House Covent Garden,
                am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, an der New Yorker
    Metropolitan Opera, der Chicago Lyric Opera, dem Teatro alla Scala
    in Mailand, der Nederlandse Opera, der Opéra national de Paris sowie
    bei den Festivals in Aix-en-Provence, Salzburg, Glyndebourne und
    Drottningholm. Ihr Repertoire umfasst Partien wie Sophie (»Der Rosen-
    kavalier«), Susanna (»Le nozze di Figaro«), Mélisande (»Pelléas et Méli-
    sande«), Dorinda (Händels »Orlando«), Gouvernante (»The Turn of the
    Screw«) und Ilia (»Idomeneo«). Diese Spielzeit kehrt die Sopranistin für
    ihr Rollendebüt als Blanche de la Forche in Francis Poulencs »Dialogues
    des Carmélites�����������������������������������������������������
                    « unter der Stabführung von Marc Soustrot
                                                      ��������������������
                                                               nach Stock-
    holm zurück, zudem singt sie die Rolle der Mélisande an der Finnischen
    National Oper unter Esa-Pekka Salonen.
            Als gefragte Künstlerin im Konzertbereich ist sie regelmäßig
    bei den führenden Orchestern der Welt zu Gast. Zu den Höhepunkten
    der aktuellen Konzertsaison zählen Joseph Haydns »Nelson-Messe«
    mit dem London Symphony Orchestra unter François-Xavier Roth,
    die Johannespassion von Johann Sebastian Bach mit den Berliner
    Philharmonikern und Sir Simon Rattle in der Berliner Philharmonie,
    »Ein deutsches Requiem« von Johannes Brahms mit dem Orchestre
    National de Lyon und dem Dirigenten David Zinman sowie Beethovens
    neunter Symphonie mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra
    unter Sakari Oramo in Tokio. Frühere Konzert-Highlights waren Henri
    Dutilleuxs Liederzyklus »Correspondances« für Sopran und Orchester
    mit den Los Angeles Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen, Gustav
    Mahlers vierte Symphonie mit dem Orchestre de Paris und Thomas
    Hengelbrock, Robert Schumanns »Faust-Szenen« mit dem NDR Elbphil-
    harmonie Orchester unter Hengelbrock sowie Bachs h-Moll-Messe mit
    den Wiener Symphonikern unter Philippe Jordan.
            Camilla Tilling hat zahlreiche Aufnahmen vorgelegt, u. a. Solo-
    Alben mit Liedern von Richard Strauss und Franz Schubert, begleitet von
    Paul Rivinius.

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Katija Dragojevic Mezzosopran

          D
                        ie schwedische Mezzosopranistin Katija Dragojevic studierte
                        an der Königlich-Schwedischen Musikakademie in Stockholm
                        sowie an der Guildhall School for Music & Drama in London.
                        Im Herbst 2000 feierte sie ihr Debüt am Théâtre Royal de La
                        Monnaie in Brüssel in Leoš Janáčeks »Die Sache Makropulos«
          als Krista. An der Mailänder Scala debütierte sie ebenso wie bei den
          Salzburger Festspielen als Cherubino in Mozarts »Le nozze di Figaro«.
          Weitere Rollen umfassen u. a. Siebel in Charles Gounods »Faust« am
          Royal Opera House Covent Garden, Lucretia in Benjamin Brittens »The
          Rape of Lucretia« in Oslo, Lichas in Georg Friedrich Händels »Hercules«
          mit Les Arts Florissants in London und New York, Zerlina in Mozarts
          »Don Giovanni« in Baden-Baden und Sesto in Mozarts »La clemenza
          di Tito« in Stockholm. In »Così fan tutte« sang sie die Dorabella an der
          Mailänder Scala unter dem Dirigat von Daniel Barenboim sowie am
          Theater an der Wien unter der Stabführung von Nikolaus Harnoncourt.
          An der Königlichen Oper in Stockholm interpretierte sie die Carmen in
          Georges Bizets gleichnamiger Oper sowie Mrs. Meg Page in Giuseppe
          Verdis »Falstaff«. In der letzten Saison gastierte Katija Dragojevic am
          Grand Théâtre de Genève mit der Titelrolle in Offenbachs »Fantasio« und
          war außerdem in konzertanten Aufführungen von Schumanns »Faust-
          Szenen« zu erleben. Ferner verkörpert sie die Rolle der Zerlina in Kasper
          Holtens Kinofilm »Mozart’s Don Giovanni«.
                   Katija Dragojevic ist gleichermaßen im Konzertfach aktiv. Bislang
          trat sie mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra ebenso auf wie dem
          Orchestre de Paris, dem Malmö Symphony Orchestra, dem Orquestra
          Gulbenkian Lissabon, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg sowie mit
          dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Dabei sang sie in
          zahlreichen Werken, darunter in Bachs Magnificat, Beethovens neunter
          Symphonie, Mozarts c-Moll-Messe und Mahlers »Des Knaben Wunder-
          horn«. Sie arbeitet mit Dirigenten wie William Christie, Daniel Harding,
          Thomas Hengelbrock, Andris Nelsons oder Robin Ticciati. An der
          Semperoper gab sie ihr Debüt in der Spielzeit 2016 / 2017 als Dorabella.
          Katija Dragojevic hat mehrere Aufnahmen vorgelegt, darunter Michael
          Haydns »Missa Sancti Hieronymi« und »Timete Dominum«.

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Luis Gomes Tenor

 D
                  er junge portugiesische Tenor Luis Gomes absolvierte
                  seine Ausbildung am National Opera Studio in London
                  sowie an der Guildhall School of Music & Drama unter
                  Führung von Rudolf Piernay. Als Jette Parker Young Artist
                  am Royal Opera House, Covent Garden London sang er
     bereits früh u. a. die Rollen Le Chevalier in Francis Poulencs »Dialo-
     gues des Carmélites«, Pong in Giacomo Puccinis »Turandot«, Gastone
     in Giuseppe Verdis »La traviata«, Lampionnaio in Puccinis »Manon
     Lescaut« sowie den vierten Knappen in Wagners »Parsifal« an der Seite
     großer Opernstars und unter der Leitung renommierter Dirigenten wie
     Sir Antonio Pappano und Sir Simon Rattle. Im Juni 2015 feierte er sein
     Debüt als Fenton in Verdis »Falstaff« als erster portugiesischer Sänger
     in einer großen Rolle am Royal Opera House. 2018 gewann er den Don
     Plácido Domingo Ferrer Prize of Zarzuela sowie den Publikums-Preis
     des Operalia Wettbewerbs. Weitere Opernerfahrungen umfassen u. a.
     Alfredo in Verdis »La traviata« am Teatro Nacional São Carlos, Tebaldo
     in Verdis »I Capuleti e I Montecchi�����������������������������������
                                         « beim ����������������������������
                                                 Buxton Opera Festival, Nemo-
     rino in Gaetano Donizettis »Elisir d’amore«, Don Ottavio in Mozarts
     »Don Giovanni« am Teatro Verdi Trieste sowie die Partie des Rodolfo in
     Puccinis »La bohème« bei der Verbier Festival Academy.
             Luis Gomes ist zudem als Konzertsänger gefragt. Er folgte Einla-
     dungen an die Royal Festival Hall, die Wigmore Hall, Barbican Hall, an
     das De Doelen in Rotterdam, das Concertgebouw Amsterdam, St. Cecilia
     Rom sowie an die Gulbenkian Foundation Concert Hall in Lissabon. Sein
     Konzertrepertoire umfasst Gioachino Rossinis »Petite Messe solennelle«,
     Charles Gounods »Messe solennelle en l’honneur de Sainte-Cécile«,
     Antonín Dvořáks »Stabat mater«, Bachs Johannespassion, Mozarts
     c-Moll-Messe und Requiem, das Verdi-Requiem, Joseph Haydns »Die
     Schöpfung« sowie Franz Schuberts Es-Dur-Messe und »Intende voci«.
     Im August 2009 sang er für mehr als 30.000 Zuhörer bei der größten
     Operngala, die jemals in Portugal stattgefunden hat.
             Luis Gomes ist seit November 2012 Artist am Samling Institut
     für junge Künstler. Als Stipendiat der Georg Solti Accademia di Belcanto
     besuchte er Meisterklassen bei Richard Bonynge, Dennis O’Neill und
     Angela Gheorghiu.

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SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Milan Siljanov Bass

          M
                           ilan Siljanov, geboren in der Schweiz, studierte
                           Gesang an der Zürcher Hochschule der Künste und
                           absolvierte den Opera Course der Guildhall School of
                           Music & Drama in London unter Leitung von Rudolf
                           Piernay. Er gewann zahlreiche Preise, darunter den
          Ersten Preis des prestigeträchtigen Wigmore Hall / Kohn Foundation
          International Song Competition 2015 in London sowie 2018 den Zweiten
          Preis des ARD-Musikwettbewerbs. Beim 50. Internationalen Gesangs-
          wettbewerb in Hertogenbosch, Niederlande, ging er 2014 sowohl mit dem
          Ersten als auch dem Publikums-Preis hervor. Zudem war er Stipendiat
          der Independent Opera Voice Fellowship der Wigmore Hall.
                  Zu seinem Repertoire zählen Partien wie Collatinus in
          Benjamin Brittens »The Rape of Lucretia«, Leporello in Mozarts
          »Don Giovanni« und die Titelpartie in »Le nozze di Figaro«. In den
          Spielzeiten 2016 / 2017 und 2017 / 2018 war er Mitglied des Opernstu-
          dios der Bayerischen Staatsoper und ist seit 2018 / 2019 deren festes
          Ensemblemitglied. In München umfassen seine Rollen aktuell u. a.
          Antonio in Mozarts »Le nozze di Figaro«, den Nachtwächter in Wagners
          »Die Meistersinger von Nürnberg«, Čekunov in Leoš Janáčeks »Aus
          einem Totenhaus«, Montano in Verdis »Otello«, Peter Besenbinder in
          Engelbert Humperdincks »Hänsel und Gretel«, Sprecher in Mozarts
          »Die Zauberflöte«, Schaunard in Puccinis »La bohème« sowie Ein
          Kappadozier in Richard ���������������������������������������������
                                    Strauss’ »Salome«. Zu seinen kürzlichen Enga-
          gements zählen der Fürst von Boullion in Francesco Cileas »Adriana
          Lecouvreur« beim Verbier Festival 2018 unter der Leitung von Valery
          Gergiev, Beethovens neunte Symphonie mit dem Orchestre de Chambre
          de Lausanne sowie Haydns »Nelson-Messe« mit dem Orchestre national
          de Lyon. Milan Siljanov hat mit renommierten Dirigenten gearbeitet,
          neben Valery Gergiev auch mit Kirill Petrenko, Constantinos Carydis,
          Ivor Bolton, Ingo Metzmacher, Joshua Weilerstein und Simone Young.
          Zu den Highlights der laufenden Spielzeit zählen die »Winterreise« beim
          Cambridge Music Festival, ein Galeriekonzert zum 150. Todestag des
          Komponisten Carl Loewe mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie
          in der Staatsgalerie Stuttgart sowie Rezitals beim Oxford Lieder Festival
          und in der Wigmore Hall mit dem Pianisten Nino Chokhonelidze.

14   15                                                     9. SYMPHONIEKONZERT
SYMPHONIEKONZERT - Staatskapelle Dresden
Dresdner Kammerchor
     Künstlerischer Leiter: Hans-Christoph Rademann
     Einstudierung: Tobias Mäthger

 D
                  er Dresdner Kammerchor wird für seine einzigartige Klang-
                  kultur international geschätzt. Der künstlerische Leiter
                  Hans-Christoph Rademann prägt diesen unverwechselbaren
                  Klang seit der Gründung 1985 und führt den Chor zu welt-
                  weitem Renommee. Das vielfältige Repertoire des Chores
     hat sein Fundament in der Barockmusik. Besonderer Schwerpunkt ist
     die sächsische Hofmusik. Als kultureller Botschafter Dresdens und Sach-
     sens pflegt und erschließt der Chor das musikalische Erbe der Region
     und macht es einem internationalen Publikum bekannt. Als prominentes
     Beispiel dafür steht die weltweit erste Heinrich-Schütz-Gesamteinspie-
     lung. Die Schütz-Johannespassion wurde 2016 mit dem Jahrespreis der       Sopran                Alt
     deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.                               Christina Albrecht    Elisa Bellmann
             Neben der Chorsymphonik aus Klassik und Romantik liegt ein         Sandra Bernhardt      Nanora Büttiker
     weiterer Repertoire-Fokus auf anspruchsvollen A-cappella-Werken des        Lisa Dietrich         Linda Geberzahn
     neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts, dazu zählt Musik von             Katrin Engelhardt     Jonathan Mayenschein
     Johannes Brahms, Max Reger, Olivier Messiaen, Francis Poulenc, Arnold      Laura Keil            Claudia Philipp
     Schönberg und Herman Berlinski. Seit Jahren widmet sich der Dresdner       Magdalena Kircheis    Mandy Rabe
     Kammerchor intensiv der modernen und zeitgenössischen Musik: mit           Christin Linße        Sinah Seim-Olesch
     Uraufführungen, Erstaufführungen und eigenen Auftragswerken. Dieses        Viola Michalski       Anna-Maria Tietze
     Engagement vertiefen auch vielfältige Musikvermittlungs- und Nach-         Katharina Salden      Sophie Wangemann
     wuchsprojekte. 2009 initiierten Hans-Christoph Rademann und der            Albertine Selunka
     Dresdner Kammerchor die Dresdner Chorwerkstatt für Neue Musik. Für         Bo-Kyoung Seo
     seine Verdienste um die zeitgenössische Chormusik wurde der Chor mit       Nicola Zöllner
     einem Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung ausgezeichnet.
             Der Dresdner Kammerchor gastiert in Musikzentren und bei Festi-   Tenor                 Bass
     vals in ganz Europa. Tourneen führen die Sänger nach Indien, Taiwan,       Robert Fröhlich       Gustav Augart
     China, Mexiko, Südamerika und Südafrika. Zu den musikalischen Part-        Alexander Hemmann     Dirk Döbrich
     nern gehören bisher René Jacobs, Sir Roger Norrington, Ádám Fischer,       Markus Klose          Thomas Gläßer
     Václav Luks, Trevor Pinnock, Christoph Prégardien, Jos van Immerseel,      Tobias Mäthger        Raphael Hering
     Herbert Blomstedt, Christian Thielemann, Riccardo Chailly und Rein-        Yonah Raupers         Alexander Keuk
     hard Goebel sowie die Sächsische Staatskapelle Dresden, das Gewand-        Carl Rowek            Felix Rohleder
     hausorchester Leipzig, Anima Eterna Brugge, The Orchestra of the Age       Burkhard Rüger        Jakob Sautter
     of Enlightenment, Concerto Köln, die Bamberger Symphoniker, das            Burkhard Schöbl       Valentin Schneider
     Wrocław Baroque Orchestra und die Akademie für Alte Musik Berlin.          Ben Uhle              Konrad Schöbel

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Henryk Górecki                                                SCHWEBUNGEN
          * 6. Dezember 1933 in Czernica, Polen
                                                                        Góreckis »Amen«
          † 12. November 2010 in Katowice

          »Amen« für gemischten Chor
          a cappella op. 35
          Lento e tranquillo

                                                                       »I
                                                                             ch wurde in Schlesien geboren. Das ist altes polnisches Land,
                                                                             wo schon immer drei Kulturen existierten: die polnische, die
                                                                             tschechische und die deutsche. Die Volkskunst, Kunst überhaupt,
                                                                             kannte keine Grenzen. Die polnische Kultur ist eine wundervolle
                                                                             Mischung. Wenn man die polnische Geschichte betrachtet, ist es
                                                                        genau der Multikulturalismus,
                                                                                   �����������������������������������������������������
                                                                                                         die Gegenwart sogenannter Minder-
                                                                        heiten, die Polen zu dem machte, was es ist. Der kulturelle Reichtum,
                                                                        die ausgesprochene Vielfalt schuf eine neue Einheit«, so der Komponist
                                                                        Henryk Górecki über die Besonderheit seiner geographischen Herkunft.
                                                                        Górecki wächst im Südwesten Polens auf. Sein Vater arbeitet im Waren-
                                                                        büro einer lokalen Bahnstation und ist Amateurmusiker. Seine Mutter,
                                                                        ebenfalls musikalisch, spielt Klavier bis zu ihrem Tod 1935, Góreckis
                                                                        zweitem Lebensjahr. Viele seiner frühen Arbeiten sind ihrem Gedenken
                                                                        gewidmet. Auch später, nach den Folgen einer nicht gleich behandelten
          ENTSTEHUNG                         U R AU F F Ü H R U N G     Sepsis, erinnert sich Górecki, »oft mit dem Tod gesprochen zu haben«.
          im Februar 1975 in Katowice        5. April 1975 in Poznań    In den frühen 1950er Jahren arbeitet er zunächst als Lehrer und lässt
          im Auftrag des Poznańer            mit dem Knabenchor         sich in Klarinette, Violine, Klavier und Musiktheorie ausbilden, bevor er
          Musikfrühlings                     Poznań unter Leitung       seine Kompositionsstudien 1960 bei Bolesław Szabelski, einem Schüler
                                             von Jerzy Kurczewski       Karol Szymanowskis, am staatlichen Musikkonservatorium in Katowice
          WIDMUNG                                                       abschließt. Als er schließlich an seinem Ausbildungsort selber Kompo-
          für den 15. Poznańer               DAU ER                     sition unterrichtet, rät er seinen Studenten: »Wenn Sie für zwei, drei
          Musikfrühling                      ca. 8 Minuten              Tage ohne Musik leben können, so schreiben Sie nicht. Es wäre besser,
                                                                        Sie würden Ihre Zeit mit einer Frau oder einem Bier verbringen. Wenn

18   19                                                                                                                    9. SYMPHONIEKONZERT
Sie aber nicht ohne Musik leben können, dann schreiben Sie.« Kompo-
     nieren ist für Górecki eine Haltung, ein Auftrag. Noch während seines
     Studiums tritt er in den späteren 1950er Jahren im Warschauer Herbst
     auf, einem Festival für zeitgenössische Musik mit internationaler Strahl-
     kraft. Rasch erlangen seine Werke Aufmerksamkeit, auch über Polen
     hinaus. Górecki vertritt eine neue serielle Ästhetik in der Nachfolge
     Weberns. Seine Musik repräsentiert den »farbenreichsten und schwung-
     vollsten Ausdruck innerhalb der neuen polnischen Welle« (Adrian
     Thomas). Mit seinen Kollegen Krzysztof Penderecki, Kazimierz Serocki
     und Wojciech Kilar prägt er eine Form der Oberflächenmusik, die als
     Sonoristik bezeichnet wird und eine geräuschorientierte Stilrichtung in
     der Neuen Musik beschreibt. Spätestens 1961 steht Górecki an der Spitze
     der polnischen Avantgarde und macht mit seiner ersten Symphonie von
     sich reden. Er geht nach Paris, wo er Olivier Messiaen, Pierre Boulez
     und Karlheinz Stockhausen kennenlernt. Damals ist Górecki vor allem
     für seine stählernen Klanghärten und querstrebenden Dissonanzen
     bekannt. Mit Boulez verbindet ihn die Erprobung eines punktuellen
     Serialismus, der sich in seinem Zyklus »Genesis« expressionistisch und
     spürbar ungeschliffen bemerkbar macht.

     Spannung und Entspannung
     Mitte der sechziger Jahre zeigen sich erste Anzeichen eines Wandels in
     seiner Musiksprache. Schon die »Drei Stücke im alten Stil« für Streichor-
     chester deuten 1963 auf eine Wende, deren Folgen für Górecki noch nicht
     absehbar sind. Während er sich zusehends von der strengen Avantgarde
     der sechziger Jahre löst, scheint mehr und mehr die Suche nach neuen
     und alten Vorbildern auf. Górecki macht wie später auch Arvo Pärt die
     Erfahrung, dass die extreme Härte seiner musikalischen Sprache kaum
     noch eine weitere Verengung zulässt. Ähnlich wie Pärt in der Mitte der
     siebziger Jahre findet Górecki um 1965 Anknüpfungspunkte in der litur-
     gischen Musik des Mittelalters, die für den gläubigen Katholiken auch
     spirituell große Bedeutung hat. In seinen Werken äußert sich nun eine
     neue Einfachheit. Adrian Thomas, langjähriger Professor für Musik an
     der Cardiff University School of Music und Górecki-Spezialist, attestiert
     seiner Musik nunmehr einen »nahezu meditativen Zugang zu der Wahr-
     nehmung von Zeit und zu den strukturellen Möglichkeiten von Refrains
     und Block-Kontrasten«. Was damit gemeint ist, macht sich an der mittel-
     alterlichen Technik des sogenannten Diskant-Satzes fest. Nach einer
     weitgehend frei gehandhabten mehrstimmigen Führung, vorzugsweise in
     Dissonanzen, kommen die Stimmen an einem Sammelpunkt zusammen,
     der konsonant gesetzt ist, also zumeist in einem Oktav- oder Quintklang     Der polnische Komponist Henryk Górecki, 1993

20    21                                                                                                                        9. SYMPHONIEKONZERT
NEU
     den musikalischen Verlauf bündelt, bevor ein neuer Abschnitt beginnt.
     Dahinter steckt die jahrhundertealte Kulturtechnik eines Wechsels von
     Spannung und Entspannung mit dem Ziel des Ausgleichs der Kräfte.
     Tonpsychologisch liegt vor allem die Vorstellung eines tonräumlichen
     Erlebnisses von Intervallen zugrunde, die bereits um 1200 in der Notre-
     Dame-Schule praktiziert wurde.
             Góreckis »Amen« für gemischten Chor a cappella scheint sich
     diesem Prinzip verpflichtet zu fühlen. Als letzte von drei Chorarbeiten
     1975 entstanden, arbeitet der polnische Komponist hier mit ausgespro-
     chen tonalen Strukturen, deren sich Pärt ein Jahr später in »Für Alina«
     nach einer längeren Krise ebenfalls bedienen wird. Die Parallelen sind
     auffällig und machen rein äußerlich die Anwendung der tonalen Mittel
     als subversive Reaktion auf ein repressives System verstehbar. Innerlich
     mögen sie indes für eine Ausflucht aus der Enge serieller Denkmuster in
     eine Klangwelt stehen, die von ihren Befürwortern in vielerlei Hinsicht
     als Befreiung empfunden wird. In seinem achtminütigen »Amen« greift
     Górecki auf die Tradition polnischer Kirchenhymnen zurück und schafft
     eine Atmosphäre konzentrierter Meditation auf der Grundlage repetitiver
     Strukturen. Die textliche Schicht ist auf das Wort Amen limitiert, einer
     weitgehend im liturgischen Kontext gebräuchlichen Bekräftigungsformel.
     Das Wort versieht Górecki mit tonalen Zuspitzungen, eingefasst in ein
     nachhaltiges, langsam strömendes Atmen. Längere melodische Linien
     bewirken dabei eher den Eindruck einer kontinuierlichen Entwicklung,
     als dass sie Hinweise lieferten für eine bestehende formale Ordnung. Die
     chorischen Sammelpunkte am Ende des Wortes Amen reichert Górecki
     mit Dissonanzen an, die gleichsam als tonale Schwebungen eingehen.
     Er bringt damit einen Grad der ›Verunreinigung‹ ins Spiel, der erst im
                                                                                                          Christian
     zuletzt kulminierenden A-Dur aufgelöst wird. Dadurch, dass die Kompo-
     sition auf eine Klimax zusteuert, erweckt sie den Anschein einer narra-
     tiven Setzung, die in der sechzehnmaligen Wiederholung des Wortes
     Amen die Chance auf eine vor allem harmonische Ausdeutung ergreift.
     Grundsätzlich beobachtet Adrian Thomas in Góreckis Werken der sieb-
                                                                                               THIELEMANN
     ziger Jahre »extrem langsame Tempi, dynamische Extreme, modale
     Melodien, Ganzton- und Modalharmonie, sparsame Texturen und eine                      SCHUMANN SYMPHONIEN
     ökonomische Konzentration des Materials«����������������������������
                                                  , was in summa eine Verdich-
     tung des Ausdrucks bewirkt. Immer mehr wendet sich Górecki einer             »Die Symphonien Schumanns sind Teil der Kapell-Seele«,
     Musik mit Stimmen zu. Selbst sein bekanntestes Werk, die 1976 entstan-        weiß Christian Thielemann, der die Meisterwerke der
     dene dritte Symphonie, arbeitet in ihren expressiven Lyrismen mit einem
     Solosopran, der das Arkanum einer schwebenden Harmonie zwar nicht           Romantik mit der Staatskapelle Dresden neu eingespielt hat.
     zu entschlüsseln vermag, es aber einnehmend zu schildern weiß.

                                                       ANDRÉ PODSCHUN

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Joseph Haydn                                                     MELODISCHER GLANZ UND
          * 31. März 1732 in Rohrau, Niederösterreich                      SPIELTECHNISCHE BRILLANZ
          † 31. Mai 1809 in Wien                                           Haydns Cellokonzert D-Dur

          Konzert für Violoncello und
          Orchester D-Dur Hob. VIIb : 2
          1. Allegro moderato
          2. Adagio
          3. Rondo. Allegro

          Kadenzen: Steven Isserlis

                                                                           J
                                                                                  oseph Haydn schreibt sein D-Dur-Cellokonzert im Jahre 1783, in
                                                                                  einer Zeit, als sich seine Werke in Europa erfolgreich herumspre-
                                                                                  chen. Als eines der ersten Länder hegt Spanien ein Interesse an
                                                                                  seinen Kompositionen. Über einen Wiener Mittelsmann schließt
                                                                                  Haydn einen Vertrag mit dem Herzog von Alba und der Herzogin
                                                                           von Benavente und Osuña, zwei ranghohen Vertretern des spanischen
                                                                           Adels, wonach er ihnen jährlich eine bestimmte Anzahl an Symphonien,
                                                                           Quartetten und anderer Kammermusik zu liefern hat. Bereits 1781 hat ihn
                                                                           der Direktor des Pariser Concert Spirituel brieflich um Beiträge gebeten,
                                                                           bevor ihn die französische Vereinigung Concert de la Loge olympique
                                                                           1784 gewinnen kann, sechs neue Symphonien für sie zu schaffen. Für
                                                                           jede dieser sogenannten Pariser Symphonien erhält er 25 Louis d’or, für
                                                                           Haydn ein »kolossaler« Betrag. Auch seine Kontakte ins Vereinigte König-
                                                                           reich intensivieren sich zusehends. Als 1783 die Londoner Professional
          ENTSTEHUNG                         BESETZUNG                     Concerts gegründet werden, bemüht sich der Mäzen Lord Abing­don,
          1783, geschrieben für Haydns       Solovioloncello | 2 Oboen,    Haydn die Leitung anzutragen. Gerüchte um eine Englandreise Haydns
          Kompositionsschüler Anton          Fagott, 2 Hörner, Streicher   kursieren europaweit. So weiß das in Königsberg publizierte Magazin
          Kraft, der seit 1778 als Erster                                  der Musik zu berichten: »Der Zeitungs-Anzeige zufolge hat H. Haydn
          Cellist beim Fürsten Eszter-       DAU ER                        eine Reise nach England gethan; mit Lorbeeren um seine Schläfen
          házy unter Vertrag steht           ca. 25 Minuten                kehrt er einstens gewiss in sein Ihn liebendes, Ihn schätzendes Vater-
                                                                           land, und wenn sein Verdienst gehörig belohnt wird, mit braven Guinen
          U R AU F F Ü H R U N G                                           bezahlt, zurück.« Haydn reist freilich nicht nach England, er ist an seine
          vermutlich 1783 mit Anton Kraft                                  Dienstorte Eisenstadt und Eszterháza gebunden. Ebenso wie auf der Insel
          am Cello                                                         erfreuen sich seine Werke auch in Italien einer stetig wachsenden Beliebt-
                                                                           heit. Zu seinen weiteren Bewundern zählen neben Friedrich Wilhelm II.

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von Preußen auch die russische Großherzogin und spätere Zarin Maria
     Fedorovna. Bei aller Wertschätzung seitens der gekrönten Häupter wahrt
     er jedoch immer eine freundliche Distanz. Bekannt ist Haydns Äußerung:
     »Ich bin mit Kaisern, Königen und vielen großen Herren umgegangen
     und habe manches Schmeichelhafte von ihnen gehört; aber auf einem
     vertraulichen Fuss will ich mit solchen Personen nicht leben, und halte
     mich lieber zu Leuten von meinem Stande.« Langjährige Erfahrungen
     als Erster Kapellmeister am Hof des Fürsten Eszterházy mögen ihn stets
     seine bedienstete Stellung vor Augen geführt haben. Werden Arbeiten
     für das von seinem Dienstherrn geliebte und selber gespielte Baryton
     gewünscht (ein Instrument, das äußerlich an ein Cello oder eine Gambe
     erinnert), legt Haydn diese wie selbstverständlich vor – immerhin weit
     über einhundert Barytontrios innerhalb von zehn Jahren. Verlangt
     man Opern für das Schloss Eszterháza, komponiert Haydn bereitwillig
     auch diese. 1783 schreibt er mit dem Dramma eroico »Armida« seine
     letzte Oper für Eszterháza. Ein Jahr später wird ihre Uraufführung
     ein großer Erfolg. Unterdessen pflegt Haydn, der unglücklich verhei-
     ratet ist, eine nähere Beziehung zu Luigia Polzelli, einer italienischen
     Mezzosopranis­t in, die seit 1779 im Dienste des Fürsten Eszterházy steht.
     Die Liaison verheimlicht Haydn keineswegs – und sie scheint auch von
     seinem Fürsten geduldet worden zu sein. Polzelli verfügt über eine kleine
     Stimme, geeignet vor allem für diverse Nebenrollen. Sie ist es, die Haydn
     dazu bewegt, verschiedene Einlagearien für sie zu komponieren. 1783
     fehlt ihr Name gänzlich unter den in Eszterháza angestellten Opernsän-
     gern. Sie ist schwanger und bringt ihren zweiten Sohn zur Welt, von dem
     es heißt, er sei Haydns Sohn, wofür allerdings keine Beweise vorliegen.

     Neuentdeckung
                                                                                  Joseph Haydn, Ölgemälde von Christian Ludwig Seehas, 1785
     Vorrangig fallen Haydns Instrumentalkonzerte in seine frühe Zeit als
     Kapellmeister des Fürsten Eszterházy. Um seine Musiker zu motivieren,
     weisen viele seiner Symphonien solistische Abschnitte auf. Sie geben den     1778 als Erster Cellist beim Fürsten Eszterházy unter Vertrag steht und
     Spielern Raum, aus der Gruppe herauszutreten und sich als Individuen         später als einer der Gründerfiguren des legendären Schuppanzigh-
     zu äußern. Man nimmt an, dass Haydn um die fünfzig Instrumental-             Quartetts von sich reden macht und zudem Anfang des neunzehnten
     konzerte komponiert hat, viele davon sind nicht mehr überliefert. Von        Jahrhunderts als einer der Protagonisten in Beethovens Tripelkonzert
     seinen Cellokonzerten müssen ursprünglich knapp zehn existiert haben,        in Erscheinung tritt. Krafts eigene kompositorische Ambition ist wohl
     zwei sind zweifelsfrei für die Nachwelt erhalten geblieben. Während          der Anlass, warum man ihm das D-Dur-Cellokonzert über mehr als ein
     das frühere C-Dur-Konzert wahrscheinlich zwischen 1762 und 1765 für          Jahrhundert zugeschrieben hat, obwohl der Mozart-Forscher Köchel die
     Joseph Weigl, einem versierten Cellisten in Haydns Eisenstädter Hofka-       später verlorengegangene Originalhandschrift offensichtlich noch selbst
     pelle, geschrieben worden ist, entsteht das D-Dur-Cellokonzert zwanzig       bei Julius Rietz in Dresden in Augenschein nehmen konnte. Die Debatte
     Jahre später. Wiederum ist ein Cellist Grund für die Komposition. Haydn      um die Provenienz ließ erst nach, als Haydns Autograph in der Mitte des
     verfasst das Werk für seinen Kompositionsschüler Anton Kraft, der seit       zwanzigsten Jahrhunderts wiederentdeckt wurde.

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also die Aufstellung der Themen, nimmt fast die Hälfte des Satzes ein.
                                                                                 Daran kann man erkennen, welches Gewicht Haydn der thematischen
                                                                                 Vorstellung verleiht, die er facettenreich auszudeuten weiß. Nach dem
                                                                                 einleitenden Orchestervorspiel setzt das Cello in hoher Lage ein. Gene-
                                                                                 rell liegt das Solocello offen über einem transparenten Orchestersatz.
                                                                                 In seine filigrane Linienführung fügen sich Arpeggio-Figuren, in denen
                                                                                 einzelne Töne eines Akkords schnell nacheinander gespielt werden,
                                                                                 gefolgt von raschen Läufen, um schließlich in Doppelgriff-Passagen
                                                                                 überzugehen. Weite Tonlagen in rasantem Tempo fordern das Spiel des
                                                                                 Solisten zusätzlich heraus. Allem Anschein nach geht es Haydn um eine
                                                                                 Vermittlung von technischer Exzellenz und gesanglicher Geläufigkeit.
                                                                                 Entgegen der Konvention weist der Mittelsatz weder das Schema eines
                                                                                 dreigeteilten Liedsatzes auf noch das einer Variationsform, sondern
                                                                                 präsentiert sich in einem Rondo. Er führt damit die ritornellähnlichen
                                                                                 Tendenzen des ersten Satzes weiter. Der Solist stellt den Refrain im piano
                                                                                 ohne Bässe und Bläser vor, lediglich begleitet von parallel geführten
                                                                                 Unterterzen in den ersten Violinen. Haydn entwickelt eine klassische
     Beginn erster Satz des Cellokonzerts D-Dur, Manuskriptseite                 achttaktige Periode mit Vorhalt und dominantischem Halbschluss im
                                                                                 vierten Takt. Die ersten acht Takte tönen geradezu kammermusikalisch
                                                                                 und erinnern in Gestus und Tonfall an ein Streichquartett, bevor in der
                                                                                 Tutti-Wiederholung ein symphonischer Klang entsteht. Im ersten Couplet
     Singendes Allegro
                                                                                 übernimmt der Solist die Führung mit teils figurativ ausgeschmückter
     Im Vergleich zum früheren C-Dur-Konzert zeigt sich das D-Dur-Konzert        Melodieführung. Auch hier herrscht ein vornehm zurückhaltender
     weitaus cantabler und lyrischer. Nicht selten wird der weiche, geschmei-    Ton in nobler Ausführung der Faktur. Im sich anschließenden Refrain
     dige Zugriff auf Haydns Bekanntschaft mit Mozart 1781 zurückgeführt.        gestaltet Haydn die erste Stimme freier, um dann umso strenger das
     Beide ziehen aus ihrer Freundschaft manchen Vorteil. Mozart lernt die       gesamte Orchester in einer effektvollen Molleintrübung einsetzen zu
     thematische Arbeit in Haydns »Russischen Quartetten« kennen und             lassen und in entferntere Tonarten auszuweichen. Den Schlussrefrain
     Haydn profitiert von Mozarts Technik eines Singenden Allegro. Gegen-        bildet Haydn dann wieder versöhnlich, bevor die Kadenz im Cello in
     seitig schätzen sie sich als außergewöhnliche Komponisten. Dabei dürfte     die ausklingenden Takte des Adagios führt. Auch der Finalsatz steht in
     Mozart der Umstand nicht entgangen sein, den der amerikanische              einem Rondo. Ähnlich wie im Mittelsatz beginnt das Cello den Refrain
     Pianist und Musiktheoretiker Charles Rosen Anfang der 1970er Jahre in       mit begleitenden Unterterzen in den ersten Violinen. Gehalten in einem
     Haydns Schaffen als zentrale Errungenschaft hervorgehoben hat: »Das         unbeschwert fließenden -Takt offeriert es Anklänge an einen Kehraus.
     Gefühl, dass Bewegung, Entwicklung und dramatischer Verlauf eines           Formal gesehen liegt in der ersten Phrase der Kern, aus dem das ganze
     Werkes sämtlich latent im Material enthalten sind und dass man das          Thema variationsartig weiterentwickelt wird. Überdies hat der Solist
     Material dazu bringen kann, seine geballte Kraft so zu entladen, dass die   rapide Dreiklangsbrechungen in hoher Lage ebenso zu bewältigen wie
     Musik sich nicht wie im Barock entfaltet, sondern wahrhaft von innen        Doppelgriffe und große Sprünge. Eine unvermittelte Wendung in den
     angetrieben wird – dieses Gefühl war Haydns größter Beitrag zur Musik-      Variantklang d-Moll rundet den Verlauf mit einem eigenen Abschnitt ab.
     geschichte.« Unter »Material« sind dabei vor allem die am Anfang eines      Haydn nutzt das Mittel der tonartlichen Farbänderung, um die Wirkung
     Satzes verdeckt enthaltenen Beziehungen zu verstehen. Wichtig für           des Schlusses noch zu steigern. Wechsel von wiegenden Bläsern und
     Haydns formale Konzeption ist das Detail. Aus ihm erwächst die Binde-       temporeichen Dreiklangsbrechungen im Cello sind die Vorboten für ein
     kraft einzelner Abschnitte wie auch des Gesamtgefüges. Der erste Satz       kurzes, jubelndes Tutti, mit dem das Werk endet.
     dauert deutlich länger als die beiden anderen zusammen; die Exposition,                                                        ANDRÉ PODSCHUN

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Joseph Haydn                                                         IN BEDRÄNGNIS
          * 31. März 1732 in Rohrau, Niederösterreich
                                                                               Haydns »Missa in angustiis«
          † 31. Mai 1809 in Wien

      »Missa in angustiis« d-Moll
       Hob. XXII : 11 »Nelson-Messe«
          für Soli, Chor und Orchester

           1. Kyrie. Allegro moderato
           2. Gloria. Allegro
           3. Qui tollis. Adagio – attacca
           4. Quoniam tu solus. Allegro
           5. Credo. Allegro con spirito
           6. Et incarnatus. Largo

                                                                               I
           7. Et resurrexit. Vivace
           8. Sanctus. Adagio                                                        m zeitlichen Umfeld der Entstehung seiner »Missa in angustiis«
           9. Benedictus. Allegro moderato – attacca                                 gewährt Joseph Haydn einen seltenen Einblick in seinen mitunter
          10. Osanna. Allegro                                                        als beschwerlich empfundenen Schaffensprozess: »Die welt macht
          11. Agnus Dei. Adagio – attacca                                            mir zwar täglich viele Complim. über das feuer meiner letzteren
          12. Dona nobis. Allegro vivace                                             arbeithen, aber niemand will mir glauben; mit welcher mühe und
                                                                               anstrengung ich dasselbe hervorsuchen muss, indem mich manchen Tag
                                                                               die schwache gedächtnüss und Nachlassung der Nerven dermassen zu
                                                                               boden drückt dass ich in die traurigste Laage verfalle, und hiedurch viele
                                                                               Täge nachero ausser stand bin nur eine einzige Idee zu finden, bis ich
                                                                               endlich durch die vorsicht [Vorsehung Gottes] aufgemuntert mich wider
                                                                               an das Clavier setzen, und dan zu kratzen anfangen kann: genug hirvon.«
                                                                               Anders als Mozart gilt Haydn nicht als Stimmungsmensch. Sein Schaffen
          ENTSTEHUNG                          BESETZUNG                        ist eher Ausdruck eines stetigen Strebens. Haydns Arbeitspensum ist
          10. Juli bis 31. August 1798        Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten,   ebenso legendär wie sein Arbeitsethos. Seine immense Selbstdisziplin
          in Eisenstadt                       Fagott, 2 Hörner, 3 Trompeten,   bildet den Grundstein für die Vielzahl außerordentlicher Hervorbrin-
                                              Pauke, Orgel, Streicher          gungen, immer verbunden mit dem Gefühl, der Welt etwas schuldig zu
          U R AU F F Ü H R U N G                                               sein. Wenige Jahre vor seinem Tod schildert er rückblickend einigen
          im September 1798 in der            DAU ER                           Kunstfreunden des Städtchens Bergen auf Rügen seine produktive Moti-
          Stadtpfarrkirche zu Eisenstadt      ca. 45 Minuten                   vation: »Oft, wenn ich mit Hindernissen aller Art rang, … wenn oft die
          aus Anlass des Namenstags der                                        Kräfte meines Geistes und Körpers sanken, und es mir schwer war, in
          Fürstin Eszterházy                                                   der angetretenen Laufbahn auszuharren, – da flüsterte mir ein geheimes
                                                                               Gefühl zu: Es gibt hinieden so Wenige der frohen und zufriedenen
                                                                               Menschen, überall verfolgt sie Kummer und Sorge, vielleicht wird deine

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Arbeit bisweilen eine Quelle, aus welcher der Sorgenvolle … auf einige
                                                      Augenblicke seine Ruhe und seine Erholung schöpfet. Dies war dann ein
                                                      mächtiger Beweggrund vorwärts zu streben.« Haydn weiß um die Nöte
                                                      der Menschen, zahlreiche Jahre war er am Hof des Fürsten Eszterházy
                                                      als Erster Kapellmeister angestellt und in das enge hierarchische Korsett
                                                      ebenso eingebunden wie viele seiner Zeitgenossen. Die unmittelbare
                                                      Abhängigkeit vom Dienstherrn prägt sein Leben und macht vielleicht
                                                      verständlich, warum er regelmäßig in die Gefilde der Tonkunst eintaucht.
                                                      Freilich gelten auch hier allerhand Bestimmungen und Regeln. Doch
                                                      erlauben ihre impliziten Freiheitsgrade immer ein bewegliches wie geist-
                                                      reiches Spiel, das munter seine eigenen Gesetze aufstellt.

                                                      Wechselnde Ereignisse
                                                      Als der Nachfolger des verstorbenen Fürsten die Hofmusik 1790 kurzer-
                                                      hand entlässt, nutzt Haydn den gewonnenen Freiraum für weitläufige
                                                      Reisen. Formal weiterhin Kapellmeister der Eszterházys, geht er ab 1796
                                                      die nunmehr einzige Verpflichtung ein, jedes Jahr zum Namenstag der
                                                      Fürstin Maria Josepha Hermenegild eine Messe zu komponieren, die
                                                      dem Anlass entsprechend meist am 8. September in der Bergkirche
                                                      zu Eisenstadt aufgeführt wird. Zunächst entstehen die »Missa Sancti
                                                      Bernardi von Offida« (»Heiligmesse«) und die »Missa in tempore belli«
                                                      (»Paukenmesse«), bevor Haydn in nur 53 Tagen im Hochsommer des
                                                      Jahres 1798 – und nur wenige Wochen nach dem überwältigenden Erfolg
                                                      der Uraufführung seiner »Schöpfung« – eine neue Messe komponiert,
                                                      die den Titel »Missa in angustiis« trägt. Es liegt nahe, die »Messe in der
                                                      Bedrängnis«, wie ihre deutsche Übersetzung gewöhnlich lautet, vor
                                                      dem Hintergrund der napoleonischen Kriege zu sehen. In zunehmender
                                                      Schnelligkeit beschert die später so bezeichnete »Franzosenzeit« den
                                                      europäischen Verhältnissen wechselnde Ereignisse. Mitten in der Arbeit
                                                      an der Messe kommt es am 1. und 2. August 1798 zur Seeschlacht bei
                                                      Abukir, ungefähr 15 Kilometer nordöstlich von Alexandria. Unter dem
                                                      Kommando von Admiral Nelson versenken britische Kriegsschiffe die
                                                      französische Mittelmeerflotte, die zuvor das Expeditionsheer Napo-
                                                      leons nach Ägypten gebracht hatte. Haydn scheint an dem Ausgang
                                                      des Gefechts im Nachhinein regen Anteil genommen zu haben. Nach
                                                      seinem Tod findet sich unter seinen Papieren immerhin eine schema-
                                                      tische Darstellung der Schlacht am Nil. Seine Neigung zu England mag
                                                      nicht zuletzt in einem längeren London-Aufenthalt 1791 / 1792 begründet
                                                      liegen. Ob Haydn sein Werk tatsächlich für den britischen Seehelden
                                                      Admiral Nelson komponiert hat, wie der populäre Beiname »Nelson-
     Joseph Haydn, Ölgemälde von Thomas Hardy, 1791   Messe« es suggeriert, bleibt allerdings offen. Nach der Uraufführung

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der Missa im September 1798 in Eisenstadt (diesmal nicht in der Berg-
     kirche, sondern in der Stadtpfarrkirche) gelangt das Werk im September
     des Jahres 1800 neuerlich zur Aufführung. Anlass ist ein Besuch Lord
     Nelsons in Eisenstadt. Nelson, der sich auf der Rückreise nach England
     befindet, wird von dem Ehepaar Hamilton begleitet. Mit Lady Hamilton
     verbindet ihn eine intensive Liaison, die ihr älterer Ehemann, britischer
     Diplomat am Hof des Königreichs Neapel, offenbar toleriert. Die Prota-
     gonisten bilden die wohl schillerndste Dreiecksbeziehung im damaligen
     Europa. Die Legende weiß, dass Nelson das ihm zu Ehren gegebene und
     von Haydn dirigierte Konzert in Eisenstadt nicht zu Ende hört, sondern
     mit Lady Hamilton zum Spieltisch eilt. Die Reisenden machen über Prag
     auch in Dresden Station, wo Emma Hamilton eine Einladung zum säch-
     sischen Kurfürsten Friedrich August III. jedoch nicht gewährt wird.

     Vokale Symphonie
     Ursprünglich besteht die Besetzung der »Missa in angustiis« aus drei
     Trompeten, Pauken, Orgel und Streichern, ohne die übrigen Bläser.
     Kurzum hatte Fürst Nikolaus II. »die Spieler der blasenden Instrumente
     verabschiedet«, wie Haydn lakonisch berichtet. Namentlich die Trom-
     peten prägen das äußere Klangbild der Messe. Im Zusammenspiel mit
     den Pauken bilden sie in den ersten Takten des »Kyrie« einen signalhaften
     Rhythmus, der an den damals vorherrschenden militärischen Geist erin-
     nert. Andererseits speist sich die Einfügung von Trompetenfanfaren in
     Teile des Hochamtes aus einer alten österreichischen Tradition. Mit den
     chorischen Kyrie-Anrufungen in punktiertem Oktavsprung setzt Haydn
     das Niederfallen vor dem Allerhöchsten gestenreich in Szene. Doch teilt
     sich im heroisch-pathetischen Allegro eher eine Glaubensgewissheit
     mit denn eine Glaubenszerknirschung. Das zeigt sich nicht zuletzt in
     den Fioraturen des Solosoprans, die fast schon instrumental komponiert         Horatio Nelson, Gemälde aus dem Jahr 1799 von Lemuel Francis Abbott
     sind. Die traditionelle Dreiteiligkeit des »Kyrie« ist in der »Nelson-Messe«
     nicht mehr textlich bedingt, sondern folgt einem orchestralen Konzept.
     Für den Haydn-Kenner H. C. Robbins Landon stellen die späten Messen            langsamer Satz mit einem meist heiteren Teilstück. Hervorzuheben
     eine direkte Fortsetzung der symphonischen Werke Haydns dar: »Dem              ist zudem eine mehr symphonische als sonatenhafte Formensprache
     Wesen ihres Aufbaus nach sind die späten Messen Symphonien für                 und Orchesterbehandlung in den einzelnen Sätzen. Verstärkt wird der
     Gesang und Orchester.« Martin Chusid entwickelt Landons These mit              symphonische Charakter in Haydns späteren Messen durch eine zuneh-
     dem Gedanken weiter, dass jede Messe aus einem Zyklus von drei                 mende Herauslösung aus der Liturgie in das Umfeld eines Konzerts.
     vokalen Symphonien besteht. Demgemäß gliedert sich das Ordinarium              Man spürt erste Zeichen einer Heraufdämmerung des Zeitalters der
     Missæ in drei Hauptteile: 1. Kyrie und Gloria, 2. Credo und 3. Sanctus,        Kunstreligion. Dennoch nutzt Haydn, tiefgläubiger Katholik, Versatz-
     Benedictus und Agnus Dei. In allen drei Abschnitten komponiert Haydn           stücke der kirchenmusikalischen Tradition, »vor allem auf der Ebene
     einen schnellen Satz am Anfang (manchmal mit langsamer Einleitung)             der Figuren- und Affektsprache«, und verwendet »eine neue, oft ganz
     und einen ebenso raschen Satz am Ende, in der Mitte befindet sich ein          volksliedhafte Einfachheit der Melodik« (Ludwig Finscher).

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(Wir verherrlichen dich), die in strahlendem D-Dur die Ehre Gottes vor
                                                                                 dem Hintergrund verheißungsvollen Heils illustriert. Den Abschluss
                                                                                 des »Gloria«-Teils bildet eine Fuge, in der die ordnungsstiftende Gewalt
                                                                                 der göttlichen Majestät zum Ausdruck kommt. Haydn knüpft an die
                                                                                 Tradition in der Messvertonung an, das »Gloria« mit einer Fuge zu
                                                                                 beschließen. Im folgenden »Credo« verdichtet er die Komplexität und
                                                                                 komponiert im Chorsatz einen strengen Quintenkanon, der nicht nur
                                                                                 Haydns unerschütterlichen Glauben zu manifes­t ieren scheint, sondern
                                                                                 der gottgegebenen Ordnung in einer Zeit massiv empfundener Auflö-
                                                                                 sung huldigt. Die Menschwerdung Christi besingt im »Et incarnatus
                                                                                 est« zunächst der Solosopran in ariosen Zügen, bevor der homophon
                                                                                 gesetzte Chor übernimmt. Auch hier legt Haydn den Text anschaulich
                                                                                 aus, etwa wenn der Chor die Stelle »sub Pontio Pilato« im tiefen Regis­ter
                                                                                 anstimmt, also davon kündet, dass Christus unter Pontius Pilatus
                                                                                 gestorben ist. Die Last der Überlieferung wirkt geradezu körperlich in
                                                                                 einem verhängnisvoll sich verdüsternden orchestralen Umfeld. Nach
                                                                                 dem »et sepultus est« (und begraben) im Solistenquartett windet sich
                                                                                 der instrumentale Bass mit einer Linie, in der das kreatürliche Leiden
                                                                                 eindrucksvoll aufscheint, bevor das Orchester im »Et resurrexit« (und
                                                                                 auferstanden) die Rückholung aller Bewegung ausgelassen feiert.
                                                                                 Ungewöhnlich ist die Verwendung der Trompeten im »Benedictus«.
                                                                                 Meist wird darauf hingewiesen, dass die drohenden Fanfaren am Ende
                                                                                 des Satzes die Kriegsereignisse bei Abukir in Erinnerung rufen. Doch
                                                                                 scheint der Einsatz der Trompeten hier auch in einem anderen Licht. Im
                                                                                 Umkreis des Textes Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn leuchtet
                                                                                 nicht nur die göttliche majestas auf, sondern stellt diese in Spannung
     Die Schlacht bei Abukir. Das französische Flaggschiff L’Òrient explodiert   zu einer Untertänigkeit, die das auferlegte Schicksal gottergeben zu
     am 1. August 1798 gegen 22 Uhr, Gemälde von George Arnald                   tragen bereit ist und den Weg des Gebenedeiten huldvoll begleitet. Dass
                                                                                 kriegerische Demonstration und Unterwürfigkeit vor einer göttlichen
                                                                                 Allmacht mitunter eng zusammengehen, offenbart die Ehrfurcht vor
                                                                                 weltlichen wie göttlichen Autoritäten gleichermaßen. Nicht umsonst gilt
     Nähe zum Text
                                                                                 Haydns »Missa in angustiis« als seine dramatischste; als einzige seiner
     Subtile Textausdeutungen klingen bereits im »Kyrie« an: Das effektvolle     vollendeten Messvertonungen steht sie in einer Molltonart.
     Anschwellen hin zum Wort »eleison« setzt die Bitte nach Erbarmen                    Was bleibt, ist die Hoffnung auf Frieden. Im »Dona nobis pacem«
     als Kollektiverfahrung ständiger Bedrohung in Zentralperspektive.           findet Haydn wieder zu einer Gewissheit, die es ihm sicher macht, auf
     Ganz anders der Beginn des »Gloria«, der die oratorische Diktion der        die vermeintlich richtigen Autoritäten zu setzen. Doch wäre er nicht
     »Schöpfung« unüberhörbar aufgreift und dem Lobpreis Gottes eine             Haydn, wenn er nicht zeigte, dass alles auch ganz anders kommen
     gesanglich fassliche Form gibt. Auch hier deutet Haydn einzelne Text-       kann. Wenn er in der Bitte um Frieden unvermutet Inseln spielerischer
     abschnitte musikalisch sinnfällig, etwa wenn der Bassist im tiefen          Leichtigkeit schafft, ist er wieder ganz in der Natur des Menschen
     Register das »et in terra pax« intoniert und damit das Verlangen nach       angekommen, in der die Sehnsucht nach Entspannung ihre wohl
     Frieden auf Erden in die Nähe des menschlichen Jammertals ansiedelt.        unschuldigsten Blüten hervorbringt.
     Kontrastierend dazu die homophone Exegese des Wortes »glorificamus«                                                            ANDRÉ PODSCHUN

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MESSTEXT                                                                            4. Quoniam tu solus
                                                                                         Quoniam tu solus sanctus,            Denn du allein bist heilig,
                                                                                         tu solus Dominus,                    du allein bist der Herr,
                                                                                         tu solus altissimus, Jesu Christe.   du allein bist der Höchste, Jesu Christe.
     Joseph Haydn
                                                                                         Cum sancto Spiritu                   Mit dem Heiligen Geiste
 »Missa in angustiis« d-Moll                                                             in gloria Dei patris.                in der Herrlichkeit Gottes des Vaters.

 »Nelson-Messe«                                                                          Amen.                                Amen.

     für Soli, Chor und Orchester                                                        5. Credo
                                                                                         Credo in unum Deum,                  Ich glaube an einen Gott,
                                                                                         Patrem omnipotentem,                 den allmächtigen Vater,
                                                                                         factorem coeli et terræ,             Schöpfer des Himmels und der Erde,
                                                                                         visibilium omnium                    alles Sichtbaren
                                                                                         et invisibilium omnium.              und Unsichtbaren.
                                                                                         Et ex Patre natum                    Und aus dem Vater geboren
                                                                                         ante omnia sæcula.                   vor aller Zeit.
                                                                                         Deum de Deo, lumen de lumine,        Gott von Gott, Licht vom Lichte,
     1. Kyrie                                                                            Deum verum de Deo vero,              wahrer Gott vom wahren Gott,
     Kyrie eleison!                         Herr, erbarme dich!                          genitum, non factum,                 gezeugt, nicht erschaffen,
     Christe eleison!                       Christe, erbarme dich!                       consubstantialem Patri,              gleichen Wesens mit dem Vater,
     Kyrie eleison!                         Herr, erbarme dich!                          per quem omnia facta sunt.           durch den alles erschaffen ist.
                                                                                         Qui propter nos homines              Der wegen uns Menschen
     2. Gloria                                                                           et propter nostram salutem           und um unseres Heils willen
     Gloria in excelsis Deo                 Ehre sei Gott in der Höhe                    descendit de coelis.                 herabkam vom Himmel.
     et in terra pax hominibus              und auf Erden Friede den Menschen,
     bonæ voluntatis.                       die guten Willens sind.                      6. Et incarnatus
     Laudamus te, benedicimus te,           Wir loben dich, wir preisen dich,            Et incarnatus est                    Und empfangen wurde
     adoramus te, glorificamus te.          wir beten dich an, wir verherrlichen dich.   de Spiritu sancto                    vom Heiligen Geist,
     Gratias agimus tibi                    Wir sagen dir Dank                           ex Maria virgine,                    geboren von der Jungfrau Maria,
     propter magnam gloriam tuam.           wegen deiner großen Herrlichkeit.            et homo factus est.                  und Mensch ward.
     Domine Deus, Rex coelestis,            Herr Gott, himmlischer König,                Crucifixus etiam pro nobis           Und gekreuzigt wurde für uns,
     Pater omnipotens,                      allmächtiger Vater.                          sub Pontio Pilato,                   unter Pontius Pilatus
     Domine Fili unigenite, Jesu Christe.   Herr, eingeborener Sohn, Jesu Christe.       passus et sepultus est.              gestorben und begraben ward.
     Domine Deus, agnus Dei,                Herr Gott, Lamm Gottes,
     filius patris.                         Sohn des Vaters.                             7. Et resurrexit
                                                                                         Et resurrexit tertia die             Und auferstanden am dritten Tage,
     3. Qui tollis                                                                       secundum scripturas.                 nach der Schrift.
     Qui tollis peccata mundi,              Der du trägst die Sünden der Welt,           Et ascendit in coelum,               Und aufgefahren in den Himmel,
     miserere nobis!                        erbarme dich unser!                          sedet ad dexteram Patris,            sitzet zur Rechten des Vaters.
     Suscipe deprecationem nostram.         Nimm an unser Flehn.                         et iterum venturus est cum gloria    Und wiederkommen wird in Herrlichkeit,
     Qui sedes ad dexteram patris.          Der du sitzest zur Rechten des Vaters.       judicare vivos et mortuos,           zu richten die Lebenden und die Toten,

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