Wer war eigentlich Jesus? Welche Be- deutung hat das Judentum für Jugendliche heute? Welche Glaubensrichtungen gibt es im Islam? Und was hat ...

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IJAB / transfer e.V. – toolbox religion – Interreligiöse Kompetenz für internationale Jugendbegegnungen und Jugendreisen
Toolbox Religion
­Interreligiöse Kompetenz für
                                                                                                                                                                        toolbox religion
­internationale Jugendbegegnungen                                                                                                                                       Interreligiöse Kompetenz für internationale
 und Jugendreisen                                                                                                                                                       Jugendbegegnungen und Jugendreisen

Wer war eigentlich Jesus? Welche Be-
deutung hat das Judentum für Jugend-
liche heute? Welche Glaubensrichtun-
gen gibt es im Islam? Und was hat das
alles mit internationalen Jugendbegeg-
nungen zu tun?

Mit Hintergrundinformationen, Anregun-
gen zur Reflexion und methodisch-­
didaktischen Praxistipps bietet die Tool-
box Religion die drei wichtigsten Zutaten
für einen konstruktiven interreligiösen
Dialog im Rahmen von internationalen
Jugendbegegnungen. Dabei ist kein Ex-
pertenwissen notwendig, um die Toolbox
zu nutzen. Sie richtet sich vielmehr an
Teamer/-innen, die sich auf die Themati-
sierung von Religion im Rahmen ihrer
­Jugendbegegnung vorbereiten wollen.

                                         e
Die Toolbox Religion gibt es auch onlin
                 .de/toolbox- religion.de
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TOOLBOX RELIGION

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Interreligiöse Kompetenz für internationale
   Jugendbegegnungen und Jugendreisen
Impressum                                                                                                                                                                                                                                        Inhalt

 Impressum                                                                               Inhalt
 Herausgeber:
 IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit                                       Vorwort  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9
 der Bundesrepublik Deutschland e.V.
 Godesberger Allee 142–148, 53175 Bonn
 Tel.: +49 (0)228-95 06-0, Fax: +49 (0)228-95 06-199
                                                                                         Einleitung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
 info@ijab.de, www.ijab.de
 transfer e.V.
                                                                                         Teil I: Basisinformationen . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
 Grethenstraße 30, 50739 Köln                                                               Christentum . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             15
 Tel.: +49 (0)221-95 92 19-0, Fax: +49 (0)221-95 92 19-3                                     Das Leben Jesu . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                     16
 service@transfer-ev.de, www.transfer-ev.de
                                                                                             Jesu Botschaft. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                17
 Verantwortlich:                                                                             Kirchengeschichte. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                         19
 Marie-Luise Dreber, IJAB (V.i.S.d.P.)
                                                                                             Theologie . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              20
 Dr. Werner Müller, transfer e.V.
                                                                                             Reformbewegungen. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                             27
 Autorinnen und Autoren:                                                                     Mystik. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         30
 Anette Gisevius, AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.
 www.afs.de (Miteinander in multireligiösen Gruppen)                                         Christentum heute . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                        31
                                                                                             Bedeutung des Christentums für Jugendliche. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                            33
 Jonathan Grünfeld, Yitzhak-Rabin-Schule,
 Grundschule der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf (Judentum)                                    Interreligiöse Dialoge. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                          34

 Rabeya Müller/Luise Becker, IPD – Institut für interreligiöse Pädagogik und Didaktik,
 www.ipd-koeln.de (Islam)                                                                   Islam .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   35
 Ulrike Plautz, evangelische Theologin und Journalistin (Christentum)                         Ursprung . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           36
                                                                                              Geltungsbereich . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                      36
 Redaktion:                                                                                   Entwicklungen/Geschichte . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                     37
 Christiane Reinholz-Asolli, IJAB
 Anke Frey, transfer e.V.                                                                     Der Prophet. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .               39
                                                                                              Der Koran – Gottes Rede in Buchform. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                   40
 unter Mitarbeit von Andrea Wenk, Kerstin Dopatka-Durston, Behrooz Motamed-Afshari,
 Emilia Illieva und Tamasz Büchler                                                            Die zentrale Botschaft des Islam . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                         41
                                                                                              Wir und die „Anderen“ – Abgrenzung oder Ausgrenzung? . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                                 42
 Lektorat und Bildredaktion:
 Ann-Kathrin Fischer, IJAB                                                                    Die Deutung des Textes – Hermeneutik . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                    42
 Susanne Klinzing, IJAB                                                                       Feministische Theologie. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                              43
 Ulrike Werner, IJAB                                                                          Glaubenspraxis – Riten . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                              43
 Gestaltung:                                                                                  Glaubensrichtungen . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                            45
 DIE.PROJEKTOREN, Berlin                                                                      Sunniten . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           45
 Druck:                                                                                       Schi‘iten . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          46
 LASERLINE                                                                                    Islamische Mystik/Sufismus . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                   47
                                                                                              Ethik . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .     47
 Dezember 2009                                                                                Religiosität heute und die Bedeutung der Religion für Jugendliche
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 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend                                   Der 11. September und die Folgen. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                             50

                                                                                                                                                                                                                                                                       3
TOOLBOX RELIGION                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Inhalt

       Judentum .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .        51   Eintritt und Austritt .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                78
         Ursprünge des Judentums – Tora, Land und Volk . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                               52    Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            78
         „An den Strömen Babylons saßen wir und weinten“ (Psalm 137,1):                                                                                                           Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   79
         Das babylonische Exil . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                           53    Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         79
         Die Zeit des Zweiten Tempels . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                      54    Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          80
         Jüdische Selbstbehauptung nach der Tempelzerstörung . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                        55
         Der Talmud . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              55   Religiöse Rituale/Alltagsrituale/Feste . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                       81
         Botschaften des Judentums. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                 56    Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            81
         Ethnisch-religiöse Zugehörigkeit und Glaubensrichtungen. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                           57    Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   84
         Jüdischer Feminismus. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                          59    Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         86
         Bedeutung der Religion für jüdische Jugendliche. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                              60    Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          91
         Zionismus . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            61
         Die Schoa . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            62   Gebete und Gotteshäuser  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                            92
         Israel . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   63    Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            92
                                                                                                                                                                                  Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   94
                                                                                                                                                                                  Judentum . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           95
     Teil II: Informationen zur Glaubenspraxis –                                                                                                                                  Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          97
     Religiöse Regeln & Rituale  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 65
       Einleitung . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 66         Ernährung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 98
                                                                                                                                                                                  Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 98
       Bedeutung und Verbindlichkeit der Schriften und Gesetze  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                          67    Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 98
        Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .               67    Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 99
        Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .      69    Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 101
        Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            70
        Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                             71   Alkohol  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   102
                                                                                                                                                                                  Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             102
       Textauslegung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              72    Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    102
        Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .               72    Judentum . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            103
        Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .      73    Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                           103
        Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            74
        Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                             75   Kleidung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .     104
                                                                                                                                                                                  Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             104
       Sprache der Heiligen Schrift  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                76    Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    104
        Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .               76    Judentum . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            106
        Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .      77    Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                           107
        Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            77

4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       5
TOOLBOX RELIGION                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Inhalt

      Hygienevorstellungen und -vorschriften  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                              108   Teil IV: Methoden . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 133
       Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            108     Religiöse Vielfalt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         135
       Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   108     Persönliche Einstellung zur Religion  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                    142
       Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         109     Stereotype und Vorurteile  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                       147
       Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          109     Gemeinsame Werte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                  153
                                                                                                                                                                             Möglichkeiten eines friedlichen Miteinanders von unterschiedlichen
      Sexualität/Körperkontakt . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                          110     Religionen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   155
       Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            110     Grundwissen zu den einzelnen Religionen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                161
       Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   111     Vielfalt der unterschiedlichen Auslebungsmöglichkeiten einer Religion  .  .                                                                                 165
       Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         112
       Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          113
                                                                                                                                                                           Glossar .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 167
      Rolle von Frau und Mann . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                           114
       Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            114
       Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   115   Literatur und Links .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 175
       Judentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .         118
       Hinweis für die Begegnungspraxis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          119
                                                                                                                                                                           Bildnachweis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 192
      Familie/Ehe  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .       120
       Christentum. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            120
       Islam. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   121
       Judentum . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           121

     Teil III: Miteinander in multireligiösen Gruppen –
     Hinweise für Trainer/-innen & Betreuer/-innen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 123
      Gewaltfreie Kommunikation  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 126
      „Betzavta“  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 128
      Aufbau und Ablauf einer Begegnung .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 132

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              7
TOOLBOX RELIGIOn                                                                    Vorwort

                       Vorwort
                       Die Idee zu einer „Methodenbox Inter-      Kompetenz“ initiiert. Unter Beteili-
                       religiöse Kompetenz“ entstand 2004 in      gung von Trägern der internationalen
                       einem Workshop zum Thema „Interreli-       Jugendarbeit sowie Religions­exper­-
                       giöse Kompetenz“ im Rahmen des For-        t­(inn)en wurden Fragen, Knackpunkte,
                       scher-Praktiker-Dialogs (www.forscher-     Themen und Methoden für die Arbeit
                       praktiker-dialog.de).                      mit religiös gemischten Gruppen in in-
                       Damals wurde deutlich, dass Jugend­        ternationalen Jugendbegegnungen er-
                       leiter/-innen von internationalen Be-      arbeitet. Eines der Ergebnisse ist diese
                       gegnungen zu wenig Methoden für            Toolbox. Sie soll die Entwicklung von
                       den Umgang mit Gruppen von Ju-             interreligiöser Kompetenz unterstüt-
                       gendlichen verschiedener Religionen        zen und damit einen Beitrag zur Qua-
                       kennen und es ihnen an wichtigen           litätsentwicklung und Qualifizierung
                       Grundinformationen fehlt.                  in der internationalen Jugendarbeit
                                                                  leisten.
                       Über die TIB-Trainingsseminare von
                       IJAB – Fachstelle für Internationale Ju-
                                                                                                            e
                       gendarbeit     der      Bundesrepublik      Die Toolbox Religion gibt es auch onlin
                                                                                    .de/toolbox- religion.de
                                                                   unter www.dija
                       Deutschland e.V. und transfer e.V.                                                  ig
                                                                   Die Online-Version wird regelmäß
                       wurde daher 2005 ein mehrstufiger           ­aktualisiert und ergänzt.
                       Prozess zum Thema „Interreligiöse

8                                                                                                               9
TOOLBOX
     TOOLbox RELIGIOn
             religion                                                                                                                                     einleitung
                                                                                                                                                             glossar

      Einleitung
      Wer war überhaupt Jesus? Welche Be-        Rahmen von internationalen Jugend-          Sammlung von hilfreichen Literatur-        Ebenso wichtig war uns, dass in dieser
      deutung hat das Judentum für Jugend-       begegnungen gelingen kann. Diesen           tipps, Adressen und Internetlinks.         Toolbox in erster Linie die offene, inte-
      liche heute? Welche Glaubensrich-          drei Schritten folgt auch der Aufbau        Bei der Erstellung der Toolbox war es      grative und dialogorientierte Richtung
      tungen gibt es im Islam? Und was hat       der Toolbox.                                uns wichtig, dass an dieser Handrei-       jeder Religion dargestellt wird. Zwar
      das alles mit internationalen Jugend-      Im ersten Teil finden Sie in längeren       chung Angehörige aller drei Religio-       finden auch die eher konservativen
      begegnungen zu tun?                        Fließtexten Basisinformationen zu           nen mitarbeiten, die ihren Glauben         Sichtweisen Erwähnung. Die Beto-
                                                 den drei Religionen Christentum,            auch prakti­zieren. Nicht aus wissen­      nung liegt jedoch auf der Darstellung
      Wir leben in einer ­multikulturellen       ­Islam und Judentum. Im zweiten Teil        schaftlich-­abstrakter Perspektive, son-   der Möglichkeiten zu Annäherung und
      Gesel­lschaft. In verschiedensten Lern-     werden die zuvor komplex und eher          dern aus der Innensicht heraus stellen     Dialog zwischen den Religionen, die
      und Erfahrungsräumen treffen immer          abstrakt beschriebenen Glaubensin-         sie die jeweils wichtigen Punkte ihrer     sich mit einer egalitären und demo-
      auch Menschen unterschiedlichen             halte in ihrer konkreten Bedeutung         Religion dar. Zum Redaktionsteam ge-       kratischen Textauslegung eröffnen.
      Glaubens ­zusammen. Neben interkul-         im Alltag anschaulich. Nach Stich­         hörten neben den Herausgebern je           In diesem Sinne wünschen wir allen
      tureller Kompetenz ist also interreligi-    worten gegliedert bietet Ihnen dieser      eine Vertreterin oder ein Vertreter der    Nutzerinnen und Nutzern der Toolbox
      öse Kompetenz gefragt – sowohl von          Teil der Toolbox knappe ­Erläuterungen     drei Religionen und eines Jugendver-       Religion viele gelingende und berei-
      jugendlichen Teilnehmerinnen und            zu verschiedenen Punkten – von der         bandes. Alle Beiträge zur Toolbox wur-     chernde internationale und interreligi-
      Teilnehmern an internationalen Aus-         Bedeutung von Familie bis hin zu           den in diesem gemischten Team disku-       öse Begegnungen.
      tauschprogrammen als auch von               reli­giösen Festen – ­jeweils für alle     tiert. So fand auch im Kreis derer, die
      Teamer(inne)n.                              drei Religionen.                           die Toolbox verfasst haben, eine in-       Die Herausgeber
      Mit dieser Toolbox möchten wir Leiter­      Interkultureller und interreligiöser Di-   haltliche Auseinandersetzung statt –
      innen und Leiter von internationalen        alog basieren vor allem auf ­einer in-     ein kleiner interreligiöser Dialog.
      Jugendbegegnungen dabei unterstüt-          dividuellen Haltung, die sich in der
      zen, mit der multireligiösen Zusam-         Kommunikation und im Umgang in
      mensetzung ihrer Gruppe zu arbeiten.        Konfliktsituationen      niederschlägt.
      Die Toolbox wurde für Menschen ge-          Dies wird im dritten Teil thematisiert,
      schrieben, die weder Religions­exper­­-     indem exemplarisch zwei Ansätze
      t­(inn)en sind noch dies werden wol-        der Kommunikation und Konfliktlö-
      len. Sie richtet sich an Teamer/-innen      sung beschrieben werden.
      ohne viel Spezialwissen über die drei       Und dann wird es praktisch: ­Eine
      abrahamitischen Religionen, die sich        Auswahl von Tipps und in der ­Praxis
      auf die Thematisierung von Religion        erprobten Methoden, wie Teamer/
      im Rahmen ihrer geplanten Jugendbe-        -innen die Themen Religion und Inter-
      gegnung vorbereiten wollen. Informa-        religiöser Dialog in Gruppenprozesse
      tion, Reflexion und methodisch-di-          integrieren können, sind im vierten
      daktische Umsetzung – dies sind die         Teil zusammengestellt. Wer sich dar-
      drei wichtigsten Zutaten, wie ein kon-      über hinaus informieren möchte, fin-
      struktiver interreligiöser Dialog im        det am Schluss dieser Toolbox eine

10                                                                                                                                                                                  11
Teil I
         Basisinformationen
         Toolbox  religion                  Christentum
                                          Christentum
                              TEil 1: Basisinformationen

   12                                                     13
Teil I
         Toolbox religion                                                             Christentum
                                                                         Christentum
                                                                         Christentum

                            Z    um Christentum (griech. christia-
                                 nismos) bekennen sich ­heute über
                            zwei Milliarden Menschen. Seine Wur-
                                                                       Christentum am stärksten auf eine Per-
                                                                       son. Jesus wird von den Christen als der
                                                                       Christus (griech. christos: der Gesalbte;
                            zeln liegen im Juden­tum, in Palästina     hebr. maschiah: ­Messias) verehrt, als der
                            zur Zeit der römischen Herrschaft zu       Sohn Gottes, der Mensch geworden ist.
                            Beginn des 1. Jahrhunderts. Das Chris-
                            tentum geht zurück auf die ­Anhänger        „Was die Lehre für den Buddhismus
                            und Anhängerinnen des ­jüdischen           und der Koran für den Islam ist, das ist
                            Wander­predigers Jesus von Nazaret.
                            Von allen Weltreligionen beruft sich das
                                                                       Christi Person für das Christentum.
                                                                                  (Nathan Söderblom)
                                                                                                            “
   14                                                                                                               15
Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                               Christentum

          Das Leben Jesu                            vorübergehend der ­eschatologischen        hatte eine spirituelle Dimension, die
          Herkunft                                  Bußbewegung um ­Johannes den Täufer        schon in der Gegenwart wirksam war.
          Das Leben Jesu lässt sich nur aufgrund    an (Eschatologie: Lehre von den letzten
          einiger Eckdaten rekonstruieren. Jesus    Dingen). Nach seiner Taufe durch           Tod und Ostergeschehen
          wurde gegen Ende der Regierungszeit       ­Johannes zog sich Jesus zum Beten und     Dennoch sahen viele in Jesus einen
          von König Herodes zwischen 8 und 4         Fasten 40 Tage in die Wüste zurück.       politisch-messianischen Aufrührer. Mit
          v. Chr. geboren. Seine Eltern waren der                                              dieser Begründung wurde er in Jerusa-
          Schreiner Joseph und Maria. Sie lebten    Öffentliches Wirken                        lem verhaftet und vom römischen
          in Nazaret in Galiläa, wo Jesus auf-      Etwa im Jahr 28 n. Chr. trat Jesus in      Statthalter Pontius Pilatus zum Tode
          wuchs. Der damals häufige Name Je-        die Öffentlichkeit. Zunächst wirkte er     durch Kreuzigung verurteilt. Die Hin-
          sus stammt von der griechischen Form      in Galiläa am See Genezareth, erst         richtung fand vermutlich im Jahr 30 n.
          des hebräischen Jehoshua („Jahwe ist      später für eine kurze Zeit in Jerusa-      Chr. statt.
          die Rettung“) ab. Jesus besuchte die      lem. Er wählte sich seine Jünger und
          ­Synagogenschule in seinem Heimatort,     Jüngerinnen, meist einfache Men-           Mit Jesu Hinrichtung war nicht alles
           sprach Aramäisch und konnte lesen        schen aus Galiläa, selbst aus. Die         aus. Den Überlieferungen im Neuen
           und schreiben. Danach schloss er sich    Zeit seiner Wirksamkeit war kurz und       Testament zufolge fanden seine Jünger
                                                    dauerte vermutlich nur eineinhalb bis      sein Grab leer vor, und er erschien       Christus-Statue bei Rio de Janeiro/Brasilien
                                                    zwei Jahre. Er galt als eine sehr cha-     ­ihnen als Auferstandener. Durch die-
                                                    rismatische Persönlichkeit und wurde        ses Ostergeschehen bzw. den Aufer-       Jesu Botschaft
                                                    von seinen Anhängerinnen und An-            stehungsglauben wurde Jesus zum          Jesus war kein Religionsstifter. Er wollte
                                                    hängern als Rabbi (hebr.: Meister,          Christus und zum Erlöser der Men-        weder eine neuartige Heilslehre ver-
                                                    ­Lehrer) verehrt. Jesus lehrte in Syna-     schen. Für die Gläubigen hat er durch    kündigen noch eine neue religiöse Or-
                                                     gogen, verkündete die Botschaft vom        seine Auferstehung die Übermacht des     ganisation begründen. Er betonte die
                                                     Reich Gottes, heilte Kranke meist          ­Todes nicht nur für sich selbst über-   erlösenden und ­befreienden Elemente
                                                     durch ein Wort oder durch Auflegen          wunden, sondern hat stellvertretend     der jüdischen Religion. Jesus lag daran,
                                                     seiner Hände und kümmerte sich be-          alle Menschen aus der Übermacht des     seine Botschaft in einer Sprache zu ver-
                                                     sonders um ausgestoßene und gemie-          Todes erlöst.                           künden, die jedem verständlich ist. Er
                                                     dene Menschen.                                                                      wählte häufig die bildhafte Form der
                                                                                               Um ihre Verehrung für das Wesen und       Gleichnisse, über deren Bedeutung er
                                                    Nationalistische Gruppen verknüpften       seine Lehren auszudrücken, schmück-       mit den Zuhörenden sprach. In ihnen
                                                    den Gottesreichgedanken mit der Hoff-      ten ihn die Gläubigen mit Würdetiteln     verkündigte er die Liebe Gottes, die er
                                                    nung, die römische Fremdherrschaft zu      aus ihrer jeweiligen Umwelt (Men-         selbst dadurch verwirklichte, indem er
                                                    überwinden. Ein ­Messias-König wurde       schensohn, Gottes Sohn, Sohn ­Davids,     die Nähe zu den Armen und den von
                                                    erwartet, der die Feinde vertreiben wür-   Herr, Heiland und Christus). Jesus hat    der Gesellschaft ausgestoßenen Men-
                                                    de. Doch Jesu Botschaft vom Gottes-        vermutlich keinen dieser Titel selbst     schen suchte.
                                                    reich bezog sich nicht auf die politi-     auf sich angewandt.
          Glasfenster mit Krippenszene              schen Verhältnisse der Zukunft, sondern

   16                                                                                                                                                                                   17
Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                                       Christentum

          Liebesgebot und Seligpreisungen                                                               Jesu Selbstverständnis, insbesondere       Kirchengeschichte
          Zur zentralen Botschaft Jesu gehören                                                          sein Vollmachtsanspruch, mit dem er        Zur Bildung der Kirche, der bedeu-
          das jüdische Liebesgebot und die                                                              die jüdische Lehre neu interpretierte,     tendsten Organisationsform der christ-
          Bergpredigt. Das Doppelgebot der                                                              brachte ihn mit Vertretern des jüdi-       lichen Religion (griech. kyriake: dem
          Liebe (Matthäus 22,37–40) lautet:                                                             schen Gesetzes in Konflikt. In den Au-     Herrn gehöriges Haus) kam es nach
                                                                                                        gen der Schriftgelehrten und Pharisäer     Ostern, als sich Jesu Anhängerinnen
          „Du sollst den Herren, deinen Gott                                                            galt Jesu Verhalten als Gotteslästerung.   und Anhänger in Jerusalem zusam-
            lieben aus deinem ganzen Herzen             Stilisierter Fisch, ein Symbol des frühen                                                  menfanden. Beim so genannten Pfingst­
          und mit deiner ganzen Seele und aus           Christentums                                    Gottesbild                                 ereignis (von griech. pentekoste: der
             deinem ganzen Denken und aus               den Christinnen und Christen als Altes          Jesus sah das Weltende und das damit       50. Tag) sieben Wochen nach Ostern
          deiner ganzen Kraft. Und das zweite           Testament bezeichnet.) Das Besondere            verbundene Kommen Gottes nicht als         rühmten die Jüngerinnen und Jünger
          ist dieses: Du sollst Deinen Nächsten         an der Lehre Jesu wurde auch deutlich           Strafgericht (wie beispielsweise Johan-    die großen Gottestaten in anderen als
             lieben wie dich selbst. An diesen          in der Auseinandersetzung mit der jü-           nes der Täufer), vor dem man sich nur      in ihren eigenen Sprachen (Apostelge-
              zwei Geboten hängt das ganze              dischen Lehre und dem jüdischen Ge-             mit radikalem Gesetzesgehorsam und         schichte 2,1–47). Durch diese gemein-
              Gesetz und die ganze Kraft.
                                             “          setzesverständnis. Jesus unterschied
                                                        sich von den anderen Rabbinern, weil
                                                                                                        Askese retten konnte. Vielmehr ver-
                                                                                                        kündigte er die Gottesherrschaft als
                                                                                                                                                   same spirituelle Erfahrung gewannen
                                                                                                                                                   sie die Gewissheit, die Mitte des von
          Die Bergpredigt (Matthäus 5–7) enthält        er die Aussagen des Tanach sehr frei in-        ein Geschehen, das die gegenwärti-         Gott erneuerten Israel zu sein. Das
          unter anderem die so genannten Selig-         terpretierte. Er reduzierte zum Beispiel        gen Verhältnisse heilvoll verwandelt       Pfingstereignis, das im Christentum als
          preisungen („Selig sind die Barmherzi-        die Fülle der 613 Einzelgebote auf das          und die Menschen in die Gemein-            Ausgießung des Heiligen Geistes ge-
          gen…“), die die Grundordnung der Got-         eine jüdische Gebot, Gott und den               schaft mit Gott bringt. Dieses Gesche-     feiert wurde, gilt somit volkstümlich
          tesherrschaft beschreiben. In seiner Rede     Nächsten zu lieben. Ihm ging es dar-            hen war für Jesus bereits Gegenwart.       als „Geburtstag der Kirche“.
          geht Jesus auch auf die jüdische Gesetz-      um, den Sinn der Gesetze neu zu erfas-
          gebung ein. Er erneuert bzw. radikalisiert    sen und freizulegen. Er nahm das Ge-            Jesu Botschaft lautet: Gott ist den Men-   Zu einer eigenständigen Glaubens-
          jüdische ­Gebote, um dem zugrunde lie-        setz als Hinweis auf den ursprünglichen         schen wie ein Vater zugetan. Dieses        richtung entwickelte sich das Chris-
          genden ursprünglichen Willen Gottes zu        Schöpferwillen Gottes und seiner Liebe          Gottesbild verdeutlicht sich im christ-    tentum im 1. Jahrhundert. Durch die
          größerer Wirksamkeit zu verhelfen. Dies       zu den Menschen, kritisierte es jedoch          lichen Hauptgebet, dem Vaterunser.         Missionsreisen des ehemaligen Chris-
          tut er kraft unmittelbarer Autorität in ei-   da, wo es diesen Willen Gottes verdun-          Das in der jüdischen Tradition stehen-     tenverfolgers Paulus breitete sich das
          nem Vollmachtsanspruch („Zu den Alten         kelte. So übertrat er mehrfach die stren-       de Gebet stellt zugleich das wichtigste    Christentum rasch im ganzen Römi-
          wurde gesagt… Ich aber sage Euch“).           gen Sabbatregeln, die jegliche Arbeit           Binde-Gebet zwischen Judentum und          schen Reich aus und wurde im 4. Jahr-
                                                        an diesem Tag untersagten und zum               Christentum dar. In seinen Gleichnis-      hundert zur Staatsreligion. Die gesam-
          Auslegung der jüdischen Gebote                Beispiel Krankenheilungen nur in Not-           sen verkündigt Jesus immer wieder          te Christenheit wird heute als „die
          Jesu Botschaft und sein Wirken waren          fällen erlaubten, mit den Worten:               den Himmlischen Vater.                     Kirche“ angesehen.
          ganz auf Israel bezogen. Er lebte in der
          Erwartung des bevorstehenden Welten-           „  Der Sabbat ist um des Menschen                                                         Bis zur Entstehung der evangelischen
          des, wie es im Tanach, also der hebräi-        willen geschaffen worden und nicht                                                        Kirche im 16. Jahrhundert als neue
          schen Bibel, angekündigt wurde. (Die
          hebräische Bibel wurde erst später von
                                                        der Mensch um des Sabbats willen.
                                                                       (Markus 2, 27)
                                                                                                    “                                              Glaubensrichtung ist der Begriff ­Kirche
                                                                                                                                                   gleichbedeutend mit der katholischen

   18                                                                                                                                                                                         19
Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                                 Christentum

          Kirche (griech. katholikos: alle betref-    mit dem Vater“ ist (Konzil von Nicäa          ie Theologie der orthodoxen Kirche
                                                                                                   D                                         Orthodoxe Erzbistümer (die „au-
          fend). Die katholische Kirche galt lange    325 n. Chr.) und Gottes Sein sich in         ähnelt in vieler Hinsicht der der ka-     tokephal“ sind, d. h. sich „selbst
          Zeit als die einzige von Jesus Christus     drei Seinsweisen darstellt: als Vater, als   tholischen Kirche. Im Detail gibt es      regieren“ und ihren Vorsteher und
          gestiftete Gemeinschaft aller Gläubigen.    Sohn und als heiliger Geist (Konzil v.       allerdings viele Unterschiede.            ihre Bischöfe selbst bestimmen
          Um die Entstehung der unterschiedli-        Konstantinopel 381 n. Chr.). Es han-                                                   dürfen): Erzbistum von Zypern,
          chen christlichen Glaubensrichtungen        delt sich dabei nicht um drei verschie-      Im Mittelpunkt steht vor allem das       Erzbistum von Griechenland, Erz-
          zu erläutern, muss ein Blick auf die        dene Götter, sondern um einen einzi-          Wirken des Heiligen Geistes in Kir-      bistum von Polen, Erzbistum von
          Theologie, also die Glaubenslehre des       gen Gott.                                     che und Welt und die Menschwer-          Albanien, Erzbistum von Tschechi-
          Christentums geworfen werden.                                                             dung Gottes („und dadurch die Gott-      en und der Slowakei, Orthodoxe
                                                      Bei der Frage um das richtige Christus-       werdung des Menschen“ – Theosis).        Kirche in Amerika (russisch-ortho-
                                                      verständnis kam es 1054 zur Trennung                                                   doxe Kirche gewährte ihr die
          Theologie                                   zwischen den Kirchen des Oströmi-            Zu den orthodoxen Kirchen zählen          „Selbstregierung“)
          Christusverständnis und Trinitätslehre      schen Reiches (Byzanz) und der rö-           20 Kirchen, die in Kirchengemein-
          Wer war Christus? War er ein Gott           misch-katholischen Westkirche. Die           schaft stehen und sich in Bekenntnis      A utonome Kirchen (d. h. eine an-
          oder ein Mensch? Um diese Frage ging        orthodoxen Kirchen entstanden.               und Liturgie als eine orthodoxe Kir-      dere Kirche hat Mitspracherecht
          es in den Anfängen der Kirchenge-                                                        che verbunden fühlen. Zu ihnen ge-        bei der Bestimmung des Vorste-
          schichte. Das Kernproblem war: Wie          Orthodoxe Kirchen                            hören:                                    hers): britisch-­ortho­doxe Kirche,
          lässt sich der Glaube an den einen          Orthodoxe Kirche (griech.: recht­                                                     Erzbistum von Finnland, Erzbis-
          wahren Gott vereinen mit dem Glau-           gläubig, d. h. die rechte Verehrung          Altkirchliche Patriarchate ­(ab 330    tum von Japan, autonome russisch-
          ben an Christus, den Sohn Gottes?            oder rechte Lehre ­Gottes) nennen            bis 500 n. Chr.): ökumenisches Patri-    ­orthodoxe Auslandskirche, Erzbis-
                                                       sich die christlichen ­Kirchen, die ih-      archat von Konstantinopel, grie-          tum Sinai
          Als monotheistische Religion, die nur        ren Ursprung im Byzantinischen               chisch-orthodoxes Patriarchat von
          an einen Gott glaubt, entwickelte die        Reich haben. Deshalb spricht man             Alexandria, griechisch-orthodoxes
          Kirche in Konzilien (Versammlungen           von den Ostkirchen im Gegensatz              Patriarchat von Antiochien, Patriar-
          der Bischöfe) im 4. und 5. Jahrhundert       zur katholischen Westkirche.                 chat von Jerusalem
          die Trinitätslehre (Lehre von der Drei-
          einigkeit Gottes). Die Trinitätslehre be-   Die orthodoxen Kirchen eint die               Patriarchate der nachkaiser­lichen
          handelt das Verhältnis zwischen Gott,       Überzeugung, das urchristliche Erbe           Zeit (ab 500 n. Chr.): ­Patriarchat
          Jesus Christus und dem Heiligen Geist.      richtig zu bewahren. Die orthodoxe            von Georgien (georgisch-orthodo-
          Einerseits geht es darum, dass es in ei-    Kirche versteht sich als die ursprüng-        xe Kirche), Patriarchat von Bulgari-
          ner monotheistischen Religion nicht         liche christliche Kirche. Die orthodo-        en (bulgarisch-orthodoxe ­Kirche),
          zwei Götter geben kann, und anderer-        xe Kirche erkennt als höchstes Lei-           russ­isch-­orthodoxes Patriarchat von
          seits kann Christus die Menschen nicht      tungsorgan nicht den Papst, sondern           Moskau, Patriarchat von Serbien
          erlösen, wenn er nur ein vergöttlichter     das Konzil an. Die höchste Autorität          (serbisch-­orthodoxe Kirche), Patri-
          Mensch ist. So wurde festgelegt, dass       hat die Kirche. Sie kann sich nicht ir-       archat von Rumänien (rumänisch-
          Christus von Gott „gezeugt“ und „nicht      ren und gilt als unfehlbar.                   orthodoxe Kirche)
          geschaffen“ wurde, also „weseneins                                                                                                Orthodoxe Kirche in der Ukraine

   20                                                                                                                                                                              21
Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                             Christentum

           ie orthodoxen Kirchen sind nach der
          D                                          („Herr Jesu rette mich, erbarme dich      Askese oder den Erwerb von so ge-         im (Fehl-)Verhalten des Menschen
          katholischen Kirche weltweit gesehen       meiner.“).                                nannten Ablassbriefen von den Sün-        zum Ausdruck kommen. Sie können
          die zweitgrößte christliche Kirche.                                                  den freikaufen könne. Der Grundge-        vermieden bzw. durch Gesetze (Zehn
                                                     Frauen sind von klerikalen Ämtern         danke der Erlösungsreligion ist: Die      Gebote) eingedämmt werden. Dazu
           mter: Im Gegensatz zu den westli-
          Ä                                          ausgeschlossen. Es gibt keine Frauen­     Erlösung und das Heilswirken Gottes       gehören konkrete Verfehlungen ge-
          chen Kirchen sind die Mehrzahl der         ordination (Priesterweihe für Frauen)     geschehen schon in der Gegenwart im       genüber Gott und den Menschen.
          Priester keine Theologen. Die Ausbil-      und auch keinen Altardienst für Frau-     Leben der Menschen. Die Vollendung        In der kirchlichen Praxis kam es zu ei-
          dung zum Priester ist kurz und sehr        en. Ansonsten können Frauen sämtli-       dieser Erlösung findet jedoch erst in     ner Sündenstaffelung, in der zwischen
          praxisbezogen. Auch sind die Mehr-         che Gemeindefunktionen ausüben.           der endzeitlichen Zukunft statt. So be-   einer Sünde zum Tode und einer Sün-
          zahl der Theologen (die die Lehre be-                                                findet sich die christliche Existenz in   de nicht zum Tode (1. Johannesbrief)
          stimmen) Laien und keine Priester.         Priester dürfen heiraten. Die Ehefrau     der Spannung zwischen „schon“ und         unterschieden wurde. Daraus entwi-
                                                     des Priesters hat eine Sonderstellung     „noch nicht“.                             ckelte sich die Unterscheidung von
           irchliche Hierarchie: An der ­Spitze
          K                                          in der Gemeinde und ­einen speziel-                                                 Todsünden und lässlichen Sünden.
          steht der Patriarch, Erzbischof oder       len Titel.                                Die alte Theologie hat den Begriff der    Diese unterscheiden sich in der Ge-
          Metropolit, dann kommen Bischof,                                                     Erbsünde geprägt. Sie beschreibt die      wichtigkeit und Schwere der Sünde,
          Priester und Diakon (griech. diako-        Das orthodoxe Kirchengebäude bil-         allgemeine Schuldhaftigkeit des Men-      im Bewusstsein und in der Freiwillig-
          nos: Helfer).                              det den Jerusalemer Tempel ab.            schen. Es handelt sich nicht um ein       keit der Tat. Die Vergebung der Tod-
                                                     Ikonen (griech. eikon: Bild), auf de-    moralisches Versagen, sondern um          sünde kann nur in der Beichte oder
           och geschätzt wird die Frömmig-
          H                                           nen Christus, Maria oder andere Hei-     eine unvermeidbare Gesamtsituation,       durch vollkommene Reue erreicht
          keit der asketisch lebenden Mönche.         lige abgebildet sind, sind ein wesent-   in der sich der Mensch vor allem Tun      werden. Ohne Beichte befindet sich
          Aus dem Mönchsstand gehen die Bi-           liches Merkmal der Frömmigkeit.          befindet. Sie ist „Nicht-Bestandteil“     der Gläubige im Zustand der Sünde,
          schöfe hervor.                                                                       der guten Schöpfung Gottes und bricht     was die Teilnahme an der Kommunion
                                                      ie Praxis des Fastens hat einen ho-
                                                     D                                         dämonisch aus den Tiefen der Men-         nicht erlaubt.
          E ine wichtige Rolle spielt die ­Praxis   hen Stellenwert. Mittwoch und Frei-       schen hervor. Die Erzählung vom Sün-
           des immerwährenden Herzensgebetes         tag sind regelmäßige Fastentage.          denfall im 1. Buch Mose beschreibt        Bedeutung der Institution Kirche
                                                                                               das bewusste Übertreten eines Gottes-     Dieser Erlösungsglaube konnte nach
                                                                                               gebotes durch Adam und Eva. Die           dem Selbstverständnis der Kirche nur
          Sünde und Erlösung                         Christus, der durch seine Auferstehung    Konsequenz dieses Verstoßes ist die       innerhalb der Institution gelebt wer-
          Das Christentum ist eine Erlösungsreli-    vom Tod die Mächte des Unheils und        Vertreibung aus dem Paradies, einem       den. Die Gläubigen bekamen Zugang
          gion. Sie verspricht den Gläubigen         des Todes überwunden hat, können          Ort völliger Unschuld. Nach der Erb-      zu Gott und damit zur Erlösung und
          eine Befreiung aus der das menschli-       die Menschen erlöst werden. Die Erlö-     sündenlehre besaß der Mensch vor          zum Heil nur „in und über die ­Kirche“.
          che Dasein prägenden Unheilssituati-       sung wird nicht durch Leistung er-        dem Sündenfall das Vermögen nicht         Nach damaligem Verständnis bedeu-
          on. In dem Zusammenhang spielt der         langt, also etwa durch die Befolgung      zu sündigen. Nach dem Fall wurde          tete dies die katholische Kirche, die
          Begriff Sünde eine große Rolle. Er ver-    der Gesetze, sondern allein durch den     daraus ein prinzipielles „Unvermögen      sich als die einzige Kirche Jesu Christi
          sucht die Tatsache zu erklären, dass es    Glauben. Diese Überzeugung war in         nicht zu sündigen“ (Augustin, Kirchen-    verstand. Sie wurde für alle Menschen
          in der Welt neben den Mächten Heil,        der Kirchengeschichte jedoch immer        vater). Im Gegensatz dazu gibt es die     als heilsnotwendig und allein selig
          Glück und Liebe auch Unheil, Leid          wieder gefährdet durch Leistungsge-       aktuellen und konkreten Sünden, die       machend gesehen.
          und Hass gibt. Im Glauben an Jesus         danken, nach denen man sich durch
   22                                                                                                                                                                               23
Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                             Christentum

                                                     Katholische Kirche                        (griech. episkopos: Vorsteher, Aufse-        schöfe, die direkt auf die Apostel,
                                                     Das Wort katholisch (griech. katholi-     her) ist ein geist­licher Würdenträger,      d. h. die ersten Christen, zurück-
                                                     kos) bedeutet „das Ganze betreffend,      der die geistliche und administrative        geht).
                                                     allgemeingültig“. Unter katholischer      Leitung über ein bestimmtes Gebiet
                                                     Kirche verstand man ursprünglich          innehat, das zahlreiche Einzelge-          Betonung der sieben Sakramente:
                                                     die von Jesus Christus begründete         meinden umfasst. Die Ernennung             Taufe, Firmung, Eucharistie (Abend-
                                                     Gemeinschaft aller Christen. Nach         des Bischofs erfolgt durch den Papst.      mahl), Beichte, Priesterweihe, Ehe,
                                                     der Entstehung der evangelischen          Mitarbeiter der Bischöfe sind Priester     Krankensalbung (Letzte Ölung).
                                                     Kirche (16. Jhd.) bezeichnet der Be-      (Vorsteher einer Ortsgemeinde, Pfar-       Beim Abendmahl wird durch Got-
                                                     griff eine Konfession bzw. Glaubens-      rei) sowie für den nicht priesterli-       tes Macht die Substanz des Brotes
                                                     richtung innerhalb des Christentums.      chen Dienst die Diakone.                   und des Weines vollständig in den
                                                     Die katholische Kirche besteht aus                                                   Leib Christi verwandelt (vgl. Protes-
                                                     23 Kirchen, deren größte die Lateini-     Nota Ecclesiae                             tantismus).
                                                     sche Kirche ist. Der katholischen Kir-    Zu den „Kennzeichen der Kirche“
                                                     che gehören weltweit die meisten          (lat. nota ecclesiae), die die katholi-    Wertschätzung der Heiligen.
                                                     Christen an.                              sche Kirche nach eigener Auffassung
                                                     Es prägt die Morallehre der katholi-      als die einzige Kirche Jesu Christi        Marienverehrung: Eine hohe Ver-
          Katholische Bischöfe auf dem Petersplatz   schen Kirche, an den Idealen der          ausweisen, gehören:                        ehrung genießt Maria, die Mutter
          in Rom                                     Bergpredigt (Liebe, Wahrheit, Ge-         1. ihre Einheit;                           Jesu. Über die historische Person ist
          Der Satz „Es gibt kein Heil außerhalb      rechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Besitz-     2.ihre Heiligkeit – sie wurde durch      wenig bekannt. Sie wird als Fürspre-
          der Kirche“ galt bis ins 20. Jahrhun-      verzicht, Treue) festzuhalten und zu-       ­Jesus Christus gegründet;               cherin der Menschen vor Gott ver-
          dert. Dementsprechend führt der Weg        gleich den irdischen Anforderungen        3. Katholizität – sie gilt für alle;       ehrt. So genannte Marienerschei-
          zum Heil nur über den Eintritt in die      gerecht zu werden.                        4. Apostolizität – die direkte Nach­      nungen an Wallfahrtsorten haben
          katholische Kirche. Erst während des                                                   folge der heutigen Bischöfe von          im 19. Jahrhundert die Marienver-
          2. Vatikanischen Konzils erkannte die      Ämter                                       den Aposteln bestätigt die Autorität     ehrung stark gefördert.
          katholische Kirche die ergänzende          An der Spitze der katholischen Kir-         der Kirche. Innerhalb der katholi-
          Funktion der anderen christlichen Kir-     che steht der Papst. Er ist die höchste     schen Kirche nahm der Apostel Pe-
          chen wie zum Beispiel der evangeli-        Autorität in Lehre und Kirchenord-          trus eine herausragende Bedeutung
          schen Kirche an. Auch in ihnen ist der     nung und hat in Glaubens- und Lehr-         ein. Auf ihn als ersten Bischof von
          Weg zum Heil möglich. Nach neue-           fragen das letzte Wort. Ihm zur Seite       Rom beruft sich der Papst.
          rem Verständnis können demnach             stehen die Kardinäle. (lat. cardinalis:
          auch die nicht-christlichen Religionen     wichtig, vorzüglich). Sie werden vom      Die katholische Kirche hat festgeleg-
          ein Heilsweg sein. Diese Aussage hat       Papst ernannt, unterstützen ihn bei       te Merkmale. Zu den wesentlichen
          die katholische Kirche in ihrer jüngs-     der Leitung der Kirche und wählen         Merkmalen gehören:
          ten Erklärung jedoch relativiert und       bei seinem Tod seinen Nachfolger. In
          die katholische Kirche als einzig ­wahre   der Regel werden nur Bischöfe zu           Apostolische Sukzession (unun-
          Kirche bezeichnet.                         Kardinälen geweiht. Der Bischof            terbrochene Amtsnachfolge der Bi-        Abendsmahlskelch mit Brot und Wein

   24                                                                                                                                                                             25
Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                                  Christentum

           Anerkennung der kirchlichen                nedikt XVI. die lateinische Liturgie –                                               dern die Beziehung zwischen Gott
           Überlieferung (Tradition, Kirchen-           wenn auch als außerordentliche Form         Abendmahl (Eucharistie,                  und Mensch steht für ihn im Mittel-
           väter) neben der Heiligen Schrift            der Messe – wieder eingeführt.              Herrenmahl, Gedächtnismahl)              punkt. Sein Protest begann 1517. In
           als ­Offenbarungsquelle.                                                                                                          einer Erklärung (Veröffent­lichung von
                                                                                                    Das Abendmahl ist eine Mahlzeit
                                                          Heilige Messe                             im Rahmen eines christlichen             95 Thesen an der Kirche in Witten-
           Anerkennung der Ergebnisse der                                                         Gottesdienstes, die an das heilvolle     berg) kritisierte er, dass es in der Kir-
                                                         Der zweiteilige katholische Haupt­
           allgemein anerkannten Ökumeni-                                                           Sterben Jesus Christi erinnert und       che möglich war, sich mit so genann-
                                                         gottesdienst umfasst Lehrgottesdienst
           schen Konzile (s. o.).                                                                    dieses vergegenwärtigt.                 ten Ablassbriefen von S­ünden
                                                         (Wortverkündigung) und Abendmahl
                                                                                                                                             freizukaufen. Luthers Überzeugung
                                                         (Eucharistie). Der Begriff Messe leitet
           Unterscheidung zwischen lässli-             sich von der Entlass-Formel der                                                     zufolge können keine Leistung, keine
           chen Sünden und Todsünden.                    lateinischen Liturgie Ite, missa est!     Taufe                                     Werke die Gnade Gottes erzwingen.
                                                         ab („Gehet hin in Frieden“). Beson-                                                 Gottes Gnade erfährt man allein durch
                                                                                                   Christlicher Initiationsritus, durch
           Beichte (das mündliche Einge-               ders festliche Messen werden als                                                    den Glauben (sola fide). Die guten
                                                                                                   den der Täufling in die Kirche
           ständnis einer schuldhaften Ver-              Hochamt bezeichnet. Die Abfolge           aufgenommen wird. Die Taufe               Werke sind nicht die Voraussetzung
           fehlung, meist während eines Ge-              der regelmäßigen Gebete und               wird in den einzelnen Kirchen             für die Gnade Gottes, sondern die
           sprächs unter vier Augen mit einem            Gesänge änderte sich im Laufe der         unterschiedlich vollzogen. Immer          ­Folge seiner Gnade.
           Geistlichen).                                 Zeit, was eine gewisse Vielfalt der       gehört Wasser als Zeichen des
                                                         Riten hervorbrachte.                      Lebens dazu. Die Taufe gilt als           Luther sieht zudem das Evangelium
           Zölibat (Eheverbot) für Priester.                                                     Versprechen Gottes, diesen Men-           als den größten und einzigen Schatz
                                                         Sakrament (lat. sacramentum:              schen ganz in seine Barmherzig-           der Kirche an. Damit die Bibel für alle
          Gottesdienst                                   unverbrüchliche Besiegelung)              keit aufzunehmen. Der Täufling            Gläubige verständlich wurde, über-
          Der Alltag der Gläubigen wird geprägt                                                    verpflichtet sich, nach Gottes            setzte er sie aus dem Lateinischen ins
                                                         Ein von Gott gegebenes wirksames          Willen in der christlichen Gemein-
          durch regelmäßige Gebete im Tages-             äußeres Zeichen, das eine Bindung                                                   Deutsche. Damit wurde allen Gläubi-
                                                                                                   schaft zu leben. Aus der ursprüng-
          rhythmus und zu den Mahlzeiten. In             zwischen Gott und Mensch zum                                                        gen der Zugang zum Evangelium er-
                                                                                                    lichen Erwachsenentaufe wurde im
          der Regel versammeln sich jeden                Ausdruck bringt. Der Begriff Sakra-                                                 möglicht – notfalls auch ohne Kirche
                                                                                                    Laufe der Zeit die Kinder- bzw.
          Sonntag die Gläubigen zur Heiligen             ment ist nicht biblisch und wurde          Säuglingstaufe.                          als Mittlerin. Konsequent predigte er
          Messe. Dieser Hauptgottesdienst um-            um ca. 200 n. Chr. eingeführt. Die                                                  das „Priestertum aller Gläubigen“ und
          fasst die Wortverkündigung, also das           Wirkung des Sakramentes vollzieht                                                   vertrat die Auffassung, dass nicht nur
          Lesen und Deuten der Heiligen Schrift          sich nicht durch die bloße Hand-                                                    die amtlichen Würdenträger, sondern
          (Bibel) und die Eucharistiefeier (Abend-       lung, sondern in der Bindung Gottes       Reformbewegungen                          alle getauften Christ(inn)en auf einer
          mahl, s. u.). Die Eucharistiefeier gilt als    an sein Wort. Ein Sakrament gilt als      Evangelische Kirche                       geistlichen Ebene stehen, da sie alle
                                                         ein sichtbares Zeichen der unsicht-
          ein Sakrament.                                                                           Luthers Thesen                            eine Taufe, ein Evangelium und einen
                                                          baren Gnade Gottes. Während die
                                                                                                   Der ehemalige Mönch Martin Luther         Glauben haben. Demnach war der
                                                          Predigt von der Person des Predigen-
          Bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1962–                                                   (1501–1546) stellte den Status der Kir-   geistliche Stand dem weltlichen
                                                          den abhängig ist und Gott nicht
          65) wurde die Messe in Latein und da-           immer gleichermaßen sichtbar             che als alleinige Mittlerin des Glau-     gleichgestellt und nicht mehr wie bis-
          nach in der jeweiligen Landessprache            macht, vermitteln die Sakramente         bens in Frage. Nicht die Kirche, son-     her überlegen.
          gefeiert. Am 8. Juli 2007 hat Papst Be-         als „wirksames Gnaden­mittel“ den
                                                          Gläubigen immer die Gnade Gottes.
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Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                                 Christentum

          Die Entstehung der                        D
                                                      er Mensch findet allein durch sei-        Rolle der Laien: Sie haben das Recht,
          evangelischen Kirche                       nen Glauben Gnade vor Gott (lat.              Sakramente zu spenden.
          Luther wurde von der Kirche mit dem        sola gratia) und muss dafür keine
          Vorwurf der Ketzerei ausgeschlossen,       Werke vollbringen.                          Kein Mönchtum.
          nachdem er nicht bereit war, seine re-
          formatorischen Gedanken zurückzu-          Ausrichtung der Gottesdienste an          Priesterehe ist möglich (Abschaf-
          nehmen. Im Selbstbewusstsein, auch           der Heiligen Schrift (Predigt ist zen-      fung des Zölibats).
          außerhalb der Kirche ein guter, recht-       tral). Verkündigung des Wortes Got-
          mäßiger Christ zu sein, vertrat er wei-      tes steht gleichrangig neben den          Keine Heiligen- und Marienvereh-
          terhin unbeirrt seine Thesen und ge-         Sakramenten.                                rung. Die Reformatoren hielten die
          wann immer mehr Anhängerinnen und                                                        bisherige Form der Marienvereh-
          Anhänger. Die Verbreitung seiner The-      E s gibt nur zwei Sakramente (statt         rung für übertrieben, schätzten Ma-     Briefmarken mit dem Portrait Martin Luthers
          sen wurde auch durch die Entwicklung        sieben wie in der katholischen Kir-          ria als Person aber weiterhin sehr.
          der Buchdruckkunst begünstigt.              che). Als Sakrament gelten nur die                                                   Gläubigen der jeweiligen Zeit erreicht.
                                                      Handlungen, die von Jesus von Na-          Pluralität: verschiedene evangeli-      So wurde der Sündenbegriff im 20.
          Als alle Einigungsversuche innerhalb        zareth selbst ausgeführt wurden.             sche Kirchen sind möglich.              Jahrhundert z. B. in Anlehnung an den
          der Kirche scheiterten, kam es zu er-       Dies sind die Taufe und das Abend-                                                   Philosophen Hegel als „Entfremdung
          bitterten Glaubenskämpfen, wobei            mahl. Diese Sakramente verdeut­            Frauen dürfen das Priesteramt aus-      des Menschen von Gott, vom Nächs-
          nicht nur geistige, sondern auch welt-      lichen das den Menschen zukom-               üben (Frauenordination).                ten und von sich selbst“ verstanden,
          liche Motive eine Rolle spielten. Erst      mende Heil.                                                                          „als das aktive sich Wegwenden von
          1555 kam es zu einem Friedensab-                                                      Nach der katholischen und der ortho-       dem, wozu man gehört.“ Der Begriff
          kommen in Augsburg. Die Fürsten be-        Abendmahl: Christus ist „in, mit         doxen Kirche bilden die lutherischen       Erbsünde wurde neu interpretiert und
          hielten das Recht, die Konfession ihrer      und unter“ Brot und Wein gegen-          Kirchen die größte Fraktion innerhalb      bringt den „universalen, schicksalhaf-
          Untertanen zu bestimmen („wessen             wärtig. Eine wirkliche Verbindung        der Christenheit.                          ten Charakter der Entfremdung zum
          Land, dessen Religion“). Die konfessi-       zwischen Brot und Wein und dem           Neben der lutherischen gibt es noch        Ausdruck“ (Paul Tillich). In Theolo­
          onelle Spaltung zwischen katholischer        Leib Christi gibt es nicht. Die bei-     andere protestantische Kirchen (zum        gien, die sich mit ihrem politischen
          und evangelischer Kirche war damit           den Substanzen „erinnern“ an das         Beispiel Calvinisten, unierte Kirche).     Kontext auseinander setzen, wird die
          besiegelt, und die evangelische Kirche       letzte Abendmahl Jesu mit den Jün-                                                  strukturelle Ungleichheit als Sünde
          als eigenständige Glaubensrichtung           gern vor seiner Kreuzigung. Alle         Protestantische Theologie                  bezeichnet.
          anerkannt.                                   Gläubigen bekommen Brot und              im Wandel der Zeit
                                                       Wein (vgl. katholische Kirche).          Der Protestantismus hat sich im Lauf       Anglikanische Kirche
          Wesentliche Merkmale der Evangeli-                                                    seiner Geschichte wesentlich stärker       Die anglikanische Kirche (lat. ecclesia
          schen Kirche:                              Abschaffung der Beichte (sie ist keine   als die anderen christlichen Konfessio-    angelicana: Kirche von England) ist
           Zugang zu Gott ist allen Gläubigen        Voraussetzung für die Gnade) und         nen mit den geistigen und kulturellen      heute eine weltweite christliche Kir-
             möglich allein durch Glauben (lat.        der Staffelung der Sünden (keine Tod-    Strömungen der jeweiligen Epoche           chengemeinschaft. Zu der englischen
             sola fide) und allein durch die Hei-      sünde). Es gibt auch keine Vorstel-      auseinander gesetzt und jeweils ver-       Kirche mit ihren Tochterkirchen zäh-
             lige Schrift (lat. sola scriptura).       lung von ewiger Verdammnis.              sucht, eine Sprache zu finden, die die     len heute 80 Millionen Gläubige. In

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Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                                    Christentum

                                                         Mystik                                      Männern wie von Frauen gelebt. Zu          sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des
                                                         Eine besondere Frömmigkeitsform ha-         den berühmtesten Mystiker­innen und        Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Ba-
                                                         ben die Mystiker. Mystik (griech.: alle     Mystikern gehören Meister Eckhart,         sisformel). Beim Weltkirchenrat geht
                                                         Sinne verschließen) ist eine Glaubens-      Johannes Tauler, Hildegard von Bin-        es um theologische und kirchliche
                                                         form, die in allen großen Religionstradi-   gen, Theresa von Avila sowie in der        Themen, aber auch um politische Fra-
                                                         tionen verbreitet ist. Mystische Fröm-      Neuzeit Dorothee Sölle, die in ihrem       gen wie die Folgen von Globalisierung
                                                         migkeit möchte sich fernab von allem        Buch „Mystik und Widerstand“ auf-          und ungerechter Weltwirtschaft, Ras-
                                                         Weltlichen versenken, um ein „Eins­         zeigt, dass Kontemplation und politi-      sismus, Sexismus, Menschenrechte
                                                         werden der Seele mit Gott“ (unio mysti-     sches Engagement keine Gegensätze          oder Befreiungsbewegungen.
                                                         ca) zu erreichen. Meditation und Kon-       sind, sondern sich im Gegenteil gut er-
                                                         templation – im Mittelalter auch            gänzen können.                             Zurzeit gehören dem Weltkirchenrat
                                                         Praktiken wie die Askese – sind daher                                                  330 anglikanische, orthodoxe und pro-
                                                         die bevorzugten Frömmigkeitsübungen,                                                   testantische Kirchen an. Sie vertreten
                                                         um dem Ziel der erfahrbaren Verbin-         Christentum heute                          gemeinsam rund 450 Millionen Gläu-
                                                         dung mit Gott näher zu kommen.              Ökumenische Bewegung                       bige. Die römisch-katholische Kirche
                                                         Nach Überzeugung vieler Mystiker/           Seit dem 20. Jahrhundert gibt es eine      ist bis heute aufgrund ihres besonderen
                                                         -innen befindet sich in jeder menschli-     ökumenische Bewegung (griech.:             Kirchenverständnisses kein Mitglied,
          Chorgestühl in der Kathedrale von Canterbury   chen Seele ein „göttlicher Funken“. Im      ­oikoumene: die ganze bewohnte Erde        obwohl es Annäherungen gibt. So ar-
                                                         tiefsten Inneren sind Gott und Seele mit-    betreffend), d. h. eine Einigungsbewe-    beitet sie in der Kommission für Glau-
          ihrer Tradition vereint die anglikani-         einander verwandt. Vielen Mystiker(inne)     gung christlicher Kirchen. Ihr Ziel ist   ben und Kirchenverfassung mit.
          sche Kirche sowohl katholische als             n ist eine Weltfremdheit nachgesagt wor-     es, die Einheit der Kirchen in der Ver-
          auch evangelische Elemente, wobei              den. Doch nach der „Hinreise“ zu Gott        kündigung von Jesus Christus und eine     Theologie der Befreiung
          die katholischen Elemente in der               folgt oft die „Rückreise“ in die Welt und    Einheit im Dienst an der Welt zu errei-   Innerhalb der christlichen Theologie
          ­Liturgie und die evangelischen Ele-           den Alltag. Nicht nur im katholischen,       chen. Ausgangspunkt dieser Bewe-          hat es immer Bewegungen gegeben,
           mente in der Lehre bzw. der Theologie         sondern auch später im evangelischen         gung war die Mission, d. h. die Ver-      die sich mit der politischen, gesell-
           bestimmend sind. Die anglikanische            Christentum gibt es eine reiche mystische    kündigung der christlichen Botschaft      schaftlichen und kulturellen Situation
           Kirche ist im 16. Jahrhundert nicht           Tradition. Gemeinsam ist vielen              in anderen Ländern und Kontinenten.       der Menschen in einer globalisierten
           durch eine Reformation entstanden,            Mystiker(inne)n eine kritische Haltung                                                 Welt auseinander setzen. In den 60er
           sondern durch einen persönlichen              gegenüber der kirchlichen Institution.      Schlüsselereignis war 1910 die Welt-       Jahren des 20. Jahrhunderts entstand
           Bruch des englischen Königs Heinrich          Die Schriften der Mystiker/-innen hatten    missionskonferenz in Edinburgh. Dar-       in den damals so genannten „Ländern
           VIII mit dem Papst. Die anglikanische         nicht nur eine innerkirchliche, sondern     aus entstand 1948 der Ökumenische          der Dritten Welt“, zunächst in Latein-
           Kirche versteht demnach die Reforma-          eine allgemeine geistesgeschichtliche       Rat der Kirchen (auch Weltkirchenrat)      amerika, die Befreiungstheologie.
           tion nicht als Bruch, sondern als not-        Bedeutung, u. a. auch für die Entwick-      mit seinem heutigen Sitz in Genf. Er
           wendige Reform der katholischen Kir-          lung der deutschen Sprache.                 begreift sich als eine Gemeinschaft        Die Theologie der Befreiung ist eine
           che. Damit ist die anglikanische Kirche       Die Blüte der deutschen Mystik war          der Kirchen, die sich zu Gott und          konfessionsübergreifende Theologie.
           sowohl katholische als auch reforma-          zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert.       Christus bekennen und „gemeinsam           Ausgangspunkt war die Erfahrung von
           torische Kirche.                              Sie wurde vor allem in den Klöstern von     zu erfüllen trachten, wozu sie berufen     Unterdrückung und Armut. ­Ausgehend

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Teil I
         Basisinformationen                                                                                                                                   Christentum

          von dieser Erfahrung befragte man die      die in der Geschichte des Christen-
          Bibel und kirchliche Traditionen nach      tums und seiner Theologie bisher weit-
          Anstößen für eine befreiende ­Praxis,      gehend verdrängte oder unterdrückte
          um die Wirklichkeit der Unterdrück-        Sicht­weise von Frauen zur Geltung
          ten und Armen zu ­verändern. „Befrei-      bringen. Ihr Ziel ist es, eine einseitige
          ung“ war der Schlüsselbegriff, der die     patriarchalische, auf den Mann kon-
          biblische Botschaft mit den konkreten      zentrierte Deutung des Christentums
          Handlungsschritten zur Befreiung der       zu überwinden. Dazu gehört der femi-
          Menschen aus unwürdigen Verhältnis-        nistische Blick auf die Bibel (z. B. in
          sen verbindet. Diese Theologie ver-        der 2006 erschienenen „Bibel in ge-
          stand sich nie als reine Wissenschaft,     rechter Sprache“), ebenso der Blick
          sondern war immer mit konkreten            auf große Frauengestalten und Aussa-
          praktischen Schritten und Forderun-        gen über weibliche Züge Gottes. Sie
          gen verbunden.                             beschäftigt sich außerdem mit der Rol-
                                                     le der Frau in der Kirchengeschichte
          Schwarze Theologie tritt für die Rech-     und den urchristlichen Gemeinden.           Papst Benedikt XIV. mit Jugendlichen beim Weltjugendtag in Sydney 2008
          te der Menschen ein, die aufgrund ih-
          rer schwarzen Hautfarbe diskriminiert      Die feministische Theologie hat sich        Bedeutung des Christentums                  sche Jugendliche, die in irgendeiner
          und ausgebeutet werden. Sie entstand       auch für die Durchsetzung von Frauen        für Jugendliche                             Weise konfessionell gebunden sind,
          vor allem in Ländern Afrikas, beson-       in kirchlichen Führungspositionen ein-      Laut der 15. Shell Jugendstudie von         spielen die regelmäßigen Kirchentage
          ders in Südafrika zur Zeit des Apart-      gesetzt. In den evangelischen Kirchen       2006 haben sich Jugendliche „weitge-        (konfessionelle Großveranstaltungen,
          heidregimes.                               können Frauen seit den 1950er Jahren        hend von Religion und Kirche“ verab-        in denen es zum Austausch zwischen
                                                     Pfarrerinnen werden, in den anglika-        schiedet. Die meisten Jugendlichen          Kirche, Kultur und Politik kommt) eine
          Die Feministische Theologie hat sich       nischen seit Beginn der 1970er Jahre.       pflegen eine Art „Religion light“. Sie      wichtige Rolle. Die Kirchentage spie-
          im Umfeld der Frauenbewegung Mitte         Die katholische und orthodoxe Kirche        sind fast immer konfessionell gebun-        geln die Pluralität der Glaubensrich-
          der 1970er Jahre als eine Form der Be-     lehnen die Priesterweihe für Frauen         den und haben „eine zwar positive,          tungen und Themen wieder, mit denen
          freiungstheologie zunächst in Nord-        weiterhin ab.                               aber wenig intensive Beziehung zur          sich Kirche beschäftigt und Jugendliche
          amerika, dann in Westeuropa etab-                                                      Kirche“. Nur 30 % der Jugendlichen          können neue Formen der christlichen
          liert. Inzwischen hat sie auch in den                                                  bekennen sich in einem kirchennahen         Spiritualität ­erfahren. Viele Jugend­liche,
          Entwicklungsländern Fuß gefasst. Die                                                   Sinn als religiös, indem sie an einen       die nicht konfessionell gebunden sind,
          Feministische Theologie stellt die                                                     persönlichen Gott glauben. Weitere          sich aber dennoch für Spiritualität inte-
          strukturelle Unterdrückung der Frau in                                                 19 % glauben an eine unpersönliche          ressieren, basteln sich eine „Patchwork-
          den Mittelpunkt und tritt für die Rech-                                                höhere Macht. Viele Jugendliche, be-        Religion“ zusammen, in der das Chris-
          te der Frau als gleichberechtigtes Eben-                                               sonders die jüngeren sind glaubensun-       tentum als ein Element neben anderen
          bild Gottes ein. Sie setzt sich kritisch                                               sicher (23 %). Weitere 28 % meinen,         vorkommt. In dem Maße, in dem die
          mit den herkömmlichen Glaubensvor-                                                     dass es ­weder einen Gott noch eine hö-     Begegnung mit ­Jugendlichen anderer
          stellungen auseinander und möchte                                                      here Macht gibt. Für viele westdeut-        Glaubensrichtungen zunimmt, werden

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