Wichtigste Tendenzen der sozioökonomischen Entwicklung des ländlichen Raums in Russland Status-quo-Analyse des Deutsch-Russischen Agrarpolitischen ...

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Wichtigste Tendenzen der sozioökonomischen Entwicklung
                              des ländlichen Raums in Russland

Status-quo-Analyse des Deutsch-Russischen Agrarpolitischen Dialogs im Auftrag
               des Fachbeirats „Ländliche Entwicklung“, 2020

Unser ganz besonderer Dank gilt Herrn Prof. Alexander W. Petrikow, Mitglied der Russischen
Akademie der Wissenschaften, Direktor des Allrussischen Instituts für Agrarprobleme und
Informatik, A.A. Nikonow, für die zur Verfügung gestellten Informationen und die fortwährende
Unterstützung im Verlaufe der Arbeit. Das Allrussische Institut für Agrarprobleme und
Informatik A.A. Nikonow ist eines der führenden russischen Forschungsinstitute auf dem Gebiet
der Agrarökonomie und Informatisierung des agrarindustriellen Komplexes.

"Deutsch-Russischer Agrarpolitischer Dialog" Kooperationsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft der
Bundesrepublik Deutschland
Büro Moskau: 105064 Мoskau, Kasakova 10/2, Tel./Fax: +7 495 632 25 08, www.agrardialog.ru
"Германо-Российский аграрно-политический диалог" Кооперационный проект Федерального министерства продовольствия и
сельского хозяйства Германии
Офис Москва: 105064, Москва, ул. Казакова д.10/2, тел/факс: (495) 632 25 08, www.agrardialog.ru
Inhalt
I.      Das Potenzial des ländlichen Raums und seine gegenwärtige sozioökonomische Entwicklung ..3
     1.1.      Die wichtigsten Begriffe ............................................................................................................3
     1.2. Tendenzen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Regionen und die
     Lebensqualität der ländlichen Bevölkerung .........................................................................................4
        1.2.1.         Einkommen der ländlichen Bevölkerung .........................................................................4
        1.2.2.         Beschäftigung und Arbeitslosigkeit der ländlichen Bevölkerung .....................................6
        1.2.3.         Wohnbedingungen der ländlichen Bevölkerung ..............................................................6
        1.2.4.         Vorschuleinrichtungen .................................................................................................. 10
        1.2.5.         Allgemeinbildende Schulen ........................................................................................... 11
        1.2.6.         Gesundheitswesen ........................................................................................................ 14
        1.2.7.         Kultur ............................................................................................................................. 16
        1.2.8.         Nutzung von Internettechnologien ............................................................................... 18
        1.2.9.         Soziodemografische Entwicklung der ländlichen Regionen .......................................... 19
II. Hauptgründe für die negativen Tendenzen in der sozioökonomischen Entwicklung des ländlichen
Raums.................................................................................................................................................... 21
III. Politik für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums ................................................. 24
     3.1.      Föderales Zielprogramm „Soziale Dorfentwicklung“............................................................. 24
     3.2. Strategie für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums in der Russischen Föderation
     bis 2030 ............................................................................................................................................. 26
     3.3.      Strategie für die räumliche Entwicklung der Russischen Föderation bis 2025...................... 26
     3.4.      Staatliche Programme und Maßnahmen zur Förderung von Branchen der sozialen Infrastruktur
               27
     3.5. Spezielle Initiativen zur Förderung kleinbetrieblicher Wirtschaftsformen und des
     landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens.................................................................................. 28
     3.6. Föderales Projekt „Aufbau eines Systems zur Förderung von Landwirten und Entwicklung des
     landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens für den Zeitraum 2019-2024 ................................... 29
     3.7. Staatliches Programm der Russischen Föderation „Komplexe Entwicklung des ländlichen
     Raums“ für den Zeitraum 2020-2025................................................................................................ 31
     3.8. Initiativen zur Förderung der ländlichen Entwicklung auf der Ebene der Subjekte der
     Russischen Föderation ...................................................................................................................... 32
IV. Empfehlungen zur Entwicklung des ländlichen Raums ............................................................... 32
     Anhang .............................................................................................................................................. 35
     Staatliches Programm der Russischen Föderation „Komplexe Entwicklung des ländlichen Raums“ für
     den Zeitraum 2020-2025 .................................................................................................................. 35

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I.     Das Potenzial des ländlichen Raums und seine gegenwärtige sozioökonomische Entwicklung

      1.1.      Die wichtigsten Begriffe
Gemäß der Strategie der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums der Russischen Föderation bis
2030, bestätigt durch die Regierungsverordnung Nr. 151-r vom 2. Februar 2015, zählen zum ländlichen
Raum die Siedlungsgebiete der Landgemeinden und die Gebiete zwischen den Gemeinden, zur
ländlichen Region die Gesamtheit der ländlichen Ortschaften.
Gemäß Art. 2 des Föderalen Gesetzes Nr. 131 – FS „Über die allgemeinen Grundsätze der Organisation
der kommunalen Selbstverwaltung in der Russischen Föderation“ vom 06.10.2003 (in der Fassung vom
27.12.2019) ist eine „Landgemeinde“1 - ein einzelner Ort oder der Verband mehrerer durch
gemeinsame Flächen verbundener ländlicher Ortschaften (Siedlungen, Dörfer, Stanizen, Ortsgemeinden,
Chutor, Kischlak, Aul u. a.), in denen die kommunale Selbstverwaltung unmittelbar durch die
Bevölkerung und/oder durch gewählte und sonstige Organe der kommunalen Selbstverwaltung erfolgt;
ein „Gebiet zwischen den Gemeinden“2 – ist ein kommunales Gebiet3 außerhalb der Grenzen der
Gemeinden.
Laut der Statistikbehörde Rosstat gab es am 01.01.2019 in Russland 17.380 Landgemeinden, deren Zahl
jedoch aufgrund verwaltungstechnischer Umstrukturierungen rückläufig ist. Am 01.01.2009 waren es
noch 19.863.
Die Zuordnung der Ortschaften zu städtischen bzw. ländlichen Die Einstufung einer Ortschaft als
„städtisch“ oder „ländlich“ ist durch die Gesetzgebung der Subjekte der Russischen Föderation geregelt.
Dabei können ländliche Ortschaften sowohl zu Landgemeinden gehören als auch zu Stadtkreisen. Die
Zahl der Landgemeinden (einschließlich der Gemeinden städtischen Typs) betrug laut Gesamtrussischem
Zensus 2010 - 154.410, darunter 19.416 ohne Bevölkerung. Neue Daten über die Zahl der ländlichen
Gemeinden werden nach dem Gesamtrussischen Zensus 2020 vorliegen, die vom 1. bis 31. Oktober
dieses Jahres durchgeführt wird.
Im Jahr 2019 zählte die ländliche Bevölkerung 37,3 Mio. Menschen (25,4 % der Gesamtbevölkerung) und
2009 37,8 Mio. Menschen (26,5 %).
Die Rechtsgrundlage für die Umsetzung der staatlichen Sozial- und Wirtschaftspolitik im Rahmen der
nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums bildet das Föderale Gesetz Nr. 264 FS „Über die
Entwicklung der Landwirtschaft“ vom 29. Dezember 2006. Dabei sind unter nachhaltiger Entwicklung
des ländlichen Raums zu verstehen: eine stabile soziale und wirtschaftliche Entwicklung, die Steigerung
der landwirtschaftlichen Produktion, Verbesserung der Effizienz im Agrarbereich, Vollbeschäftigung der
Landbevölkerung und Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse sowie rationelle Landnutzung.

1
  Russisch: сельское поселение
2
  Russisch: межселенные территории
3
  Russisch: территория муниципального района

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1.2. Tendenzen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Regionen und die
          Lebensqualität der ländlichen Bevölkerung
     1.2.1. Einkommen der ländlichen Bevölkerung
Einer der wichtigsten Faktoren für Lebensqualität sind die verfügbaren Ressourcen der Haushalte, d.°h.
die Summe der Geldmittel, über die ein Haushalt zur Absicherung seiner Ausgaben und zur Bildung von
Rücklagen verfügt, aber auch der Wert der Naturalien in Form von Nahrungsmitteln sowie die
erhaltenen Zuschüsse und Vergünstigungen. Tabelle 1 enthält Daten über die verfügbaren Einkommen
der Haushalte der städtischen und ländlichen Bevölkerung, die aus Erhebungen bei den Haushalten von
Rosstat gewonnen wurden. Aus ihnen wird ersichtlich, dass die verfügbaren Einkommen der ländlichen
Haushalte wesentlich geringer als die der städtischen sind (2018 – um 35,1 %). In den Jahren 2014- 2018
verringerte sich das Wohlstandsgefälle geringfügig (um 2,5 Prozentpunkte), wobei das über die Jahre
nicht gleichmäßig der Fall war. Es gab Jahre, in denen das Gefälle kleiner wurde (2015 und 2017) und
solche, in denen es sich vergrößerte (2016 und 2018).
Tabelle 1. Verfügbare Einkommen der Haushalte in Abhängigkeit vom Wohnort, im Durchschnitt pro
Mitglied des Haushalts, in Rubeln*
    Jahr           Stadt             Land          Land/Stadt, %
   2014          25.347,5         15.802,8                62,3
   2015          25.466,4         16.639,7                65,3
   2016          26.719,7         16.971,7                63,5
   2017          27.206,8         18.309,1                67,3
   2018          29.556,9         19.188,5                64,9
*Daten: Rosstat: www.gks.ru/folder/13397
Auch unterscheidet sich die Struktur der verfügbaren Einkommen der städtischen und ländlichen
Bevölkerung (Tabelle 2). Auf dem Land ist der Anteil der Geldausgaben niedriger und der Wert der
Naturalien in Form von Nahrungsmitteln höher.
Tabelle 2. Struktur der verfügbaren Einkommen der Haushalte, in %*
                                                                                2014                            2018
                                                                        Stadt            Land           Stadt          Land
Verfügbare Einkommen insgesamt                                           100              100            100            100
darunter
Geldausgaben                                                            86,0             80,3            86,0           80,3
Wert der Naturalien (Nahrungsmittel)                                     1,3              6,2             1,3           6,2
Wert der Naturalien in Form von Non-Food-                                0,6              0,7             0,7           0,7
Erzeugnissen
und Leistungen

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Gesamtbetrag der Rücklagen                                              12,1             12,8            12,0           12,8
* Daten: Rosstat: www.gks.ru/folder/13397
Die meisten einkommensschwachen russischen Bürger (Bürger mit verfügbarem Einkommen unterhalb
des Existenzminimums) leben in ländlichen Gebieten (Tabelle 3) – 51,4 %, während der Anteil der
ländlichen Bevölkerung im Jahr 2017 25,6 % ausmachte. Somit liegt der Koeffizient der
Armutskonzentration auf dem Land (Verhältnis des Anteils der ländlichen Bevölkerung an der
Gesamtzahl der Armen zu seinem Anteil an der Gesamtbevölkerung) im Jahr 2017 bei 2,02, in der Stadt
dagegen bei 0,65. Der Anteil der ländlichen Einwohner an der Gesamtzahl der einkommensschwachen
Bürger geht allmählich zurück (von 59,6 % im Jahr 2013 auf 51,4 % im Jahr 2017), ist aber nach wie vor
hoch.
Tabelle 3. Einkommensschwache Haushalte nach Wohnort (Ergebnis von Stichprobenerhebungen der
Einkommen der Bevölkerung und ihrer Teilhabe an sozialen Programmen, in %)*
                                                          2013           2014            2015           2016            2017
alle einkommensschwachen Haushalte                         100            100             100            100            100
darunter Haushalte
in Städten insgesamt                                      40,4            40,2           46,3            46,9           48,6
in Landgemeinden insgesamt                                59,6            59,8           53,7            53,1           51,4
Einwohnerzahl, Menschen
weniger als 200                                            0,9             2,2            1,4            2,1              3,7
201 bis 1.000                                             22,3            24,4           19,0            20,7           20,0
1.001 bis 5.000                                           22,2            22,4           21,2            17,9           15,8
über 5.000                                                14,3            10,9           12,1            12,4           12,0
*Daten: Rosstat: https://www.gks.ru/folder/13397
Zu berücksichtigen ist auch, dass das Pro-Kopf-Einkommen der einkommensschwachen Haushalte auf
dem Land niedriger ist als in der Stadt (Tabelle 4) und dass das Defizit an Geldeinkommen sowohl je
Haushalt als auch entsprechend je Haushaltsmitglied in den ländlichen Regionen höher ist.
Tabelle 4. Pro-Kopf-Einkommen und Defizit in einkommensschwachen Haushalten nach Wohnort im
Jahr 2017 (Ergebnis von Stichprobenerhebungen der Einkommen der Bevölkerung und derer Teilhabe an
sozialen Programmen, in Rubel monatlich) *
                                        Pro-Kopf-                 Defizit an Geldeinkommen                  Verteilung des
                                     Einkommen der                                                         Gesamtumfangs
                                                                  je Haushalt         je Haushalts-
                                      einkommens-                                                           des Defizits an
                                                                                         mitglied
                                       schwachen                                                           Geldeinkommen,
                                        Haushalte                                                             in Prozent
  alle Haushalte                          7.204,9                  12.333,4              3.142,7                    100

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nach Wohnort
  wohnhaft in einer                       7.801,2                  11.154,7              2.837,0                   43,8
  städtischen Region
  wohnhaft in einer                       6.642,0                  13.442,4              3.431,4                   56,2
  ländlichen Region
*Daten: Rosstat: https://www.gks.ru/folder/13397

1.2.2. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit der ländlichen Bevölkerung
Die Beschäftigungsquote ist in den ländlichen Regionen niedriger, und die Arbeitslosenquote
entsprechend höher als in der Stadt (Tabelle 5). So war unter anderem die Beschäftigungsbeteiligung
der ländlichen Bevölkerung (Anteil der Arbeitskräfte eines bestimmten Alters an der
Gesamtbevölkerung dieser Altersgruppe, in Prozent) im Jahr 2017 in den ländlichen Gebieten 4,8
Prozentpunkte niedriger als in den Städten und die Beschäftigungsquote der ländlichen Bevölkerung
(Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung) 7,7 Prozentpunkte niedriger. Dementsprechend
war die Arbeitslosenquote (Anteil der Arbeitslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen – der
erwerbstätigen und der arbeitslosen) auf dem Land 3,9 Prozentpunkte höher als in der Stadt. Die
Arbeitslosigkeit der ländlichen Bevölkerung ist im Vergleich zu 2013 etwas zurückgegangen (um 0,5
Prozentpunkte), die Disparität zwischen Stadt und Land ist in dieser Kennziffer jedoch praktisch
gleichgeblieben. Das zeugt von einer leichten Dynamik des Arbeitsmarktes.
Beschäftigungsbeteiligung
Tabelle 5. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter*
            Beschäftigungsbeteiligung                    Beschäftigungsquote                         Arbeitslosenquote
            städtische          ländliche            städtische           ländliche            städtische           ländliche
           Bevölkerung         Bevölkerung          Bevölkerung          Bevölkerung          Bevölkerung          Bevölkerung
2013            80,4                 76,8                 76,6                 70,1                 4,7                   8,7
2014            81,4                 77,0                 77,7                 70,7                 4,5                   8,2
2015            81,6                 77,5                 77,5                 71,0                 5,0                   8,4
2016            82,4                 78,1                 78,3                 71,5                 5,0                   8,5
2017            83,1                 78,3                 79,4                 71,7                 4,5                   8,4
*Arbeitskräfte, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Russland (Ergebnis von Stichprobenerhebungen
des Arbeitskräftemarktes). 2018: Statistischer Sammelband/Rosstat. M., S. 16-17

1.2.3. Wohnbedingungen der ländlichen Bevölkerung
Der Wohnungsfonds auf dem Land unterscheidet sich erheblich von dem in der Stadt. Etwa 70 % der
ländlichen Bevölkerung lebt in Eigenheimen (Einfamilienhäusern) vom Typ eines Landhauses, während

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es in der Stadt etwa 12 % sind (Tabelle 6). Je kleiner eine ländliche Ortschaft der Einwohnerzahl nach ist,
umso größer ist der Anteil von Landhaus-Wohnraum.
Tabelle 6. Haushalte nach Wohnverhältnissen 2018, in %*
                               alle            städtische           ländliche               Einwohnerzahl, Personen
                             Haushalte        Ortschaften         Ortschaften
                                               insgesamt           insgesamt

                                                                                      200           201        1001        über
                                                                                      und           bis         bis        5.000
                                                                                      mehr         1.000       5.000
alle Haushalte                  100,0             100,0               100,0           100,0        100,0       100,0       100,0
darunter
in einer separaten               73,7              87,1                30,7            14,0        22,6         36,0           34,7
Wohnung
in einer                         0,7                0,8                 0,2             0,0         0,1          0,2           0,2
kommunalen
Wohnung
im Eigenheim                     21,0               9,7                57,5            82,5        63,8         51,8           55,9
(Einfamilienhaus)
Mitbewohner in                   4,3                2,1                11,5             3,5        13,3         12,0           9,0
einem Eigenheim
(Einfamilienhaus)
im Wohnheim                      0,2                0,3                 0,1             0,0         0,1          0,0           0,2

*Daten: Rosstat „Komplexe Untersuchung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung“ (im Weiteren
KOUZ), 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Die quantitativen Kennziffern des Wohnungsfonds (Gesamtfläche je Haushaltsmitglied je Haushalt, Zahl
der Wohnräume je Haushalt und je Ehepaar) fallen auf dem Land höher aus als in der Stadt (Tabelle 7).

Tabelle 7. Lebensverhältnisse der Haushalte 2018, in %*
                                     Haus-         in der          auf dem                Einwohnerzahl, Personen
                                     halte          Stadt            Land
                                                                                    200             201        1001        über
                                                 insgesamt        insgesamt
                                                                                    und             bis         bis        5.000
                                                                                   weniger         1.000       5.000
Haushalte                               100           100              100            100           100          100           100
in allen Wohnungstypen
insgesamt

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darunter Haushalte
keine Beengtheit                      77,4           75,8             82,5             88           84,3        81,6           81
gewisse Beengtheit                     17            18,1             13,8             9,1          12,5        14,4           14,7
große Beengtheit                       5,5            6,1              3,7             2,9          3,1           4            4,2
ohne Angabe                            0,1            0,1               0               0             0           0             0
Gesamtfläche je                      22,99           22,2             25,3           26,85          25,3       24,56       26,19
Haushaltsmitglied
Wohnfläche je                        15,75          14,92            18,17           19,65         18,26       17,71       18,57
Haushaltsmitglied
Wohnräume je                          2,37           2,24             2,79            2,91          2,69        2,76           2,96
Haushaltsmitglied
Wohnräume je Ehepaar                   2,6           2,45             3,02            3,24          2,89        2,98           3,2
*Daten: KOUZ 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Je kleiner die ländliche Siedlung und die Einwohnerzahl, desto höher die Werte.
Infolgedessen ist auch der Anteil derer relativ gering, die eine gewisse oder große Beengtheit in ihren
Wohnungen verspüren.
Dem Komfort nach schneidet der Wohnungsfonds auf dem Land im Vergleich zur Stadt in allen
Kennziffern schlechter ab. Der Anteil der Haushalte auf dem Land, in denen es keine Wasserleitung gibt,
beläuft sich auf 13,1 %, während er in Stadt nur bei 1,3 % liegt (Tabelle 8). Warmwasser fehlt auf dem
Land in 32 % der Wohnungen, in der Stadt in 5,5 %.
Tabelle 8. Wasserversorgung der Haushalte 2018, in %*
                                     alle           in Städten        auf dem               Einwohnerzahl, Personen
                                   Haushalte                            Land
                                                    insgesamt        insgesamt
                                                                                       200        201        1001       über
                                                                                      und         bis         bis       5.000
                                                                                      weni-      1.000       5.000
                                                                                       ger
alle Haushalte                        100,0            100,0            100,0         100,0      100,0       100,0      100,0
die Wohnung hat nach
eigenen Angaben
eine zentrale                          90,3             96,8            69,3           79,3       56,4        69,6       84,4
Wasserleitung
eine Wasserleitung aus                  3,4             1,3             10,0           5,2        13,4        9,9         6,2
eigener artesischer

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Quelle
eine Wasserleitung aus                  2,2             0,5               7,6          9,3        10,1        7,7         4,2
eigenem Brunnen
keine Wasserleitung                     4,1             1,3               13,1         6,2        20,1        12,8        5,1

von allen Haushalten
verfügen nach eigenen
Angaben über
zentrale                               57,6             72,0              11,3         5,9         7,7        14,1       12,2
Warmwasserversorgung
Warmwasser aus                         30,6             22,5              56,7         63,5       49,1        54,0       69,6
lokalen (individuellen)
Warmwasserbereitern
keine                                  11,8             5,5               32,0         30,6       43,2        31,9       18,2
Warmwasserversorgung
*Daten: KOUZ 2014, 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Auch in der Ferngasversorgung bleiben die ländlichen Regionen hinter der Stadt zurück (Tabelle 9).

Tabelle 9. Gasversorgung und Anschluss an das Gasversorgungsnetz 2018, in %*
                               alle             in der          auf dem                 Einwohnerzahl, Personen
                             Haushalte           Stadt            Land
                                              insgesamt        insgesamt

                                                                                 200 und          201       1001        über
                                                                                 weniger          bis        bis
                                                                                                                        5.000
                                                                                                 1.000      5.000
alle Haushalte                  100,0           100,0             100,0            100,0         100,0      100,0       100,0
nutzen nach
eigenen Angaben
Ferngas                         66,7             67,1              65,4             66,9         55,3        68,8        73,2
geliefertes                      2,0              2,2               1,2              4,3          1,3         1,1        1,1
Flüssiggas
Flüssiggas in                    5,8              2,2              17,3             17,7         26,2        13,7        10,9
Flaschen
haben kein                       4,6              4,0               6,6              1,2          8,5         5,2        6,5

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Propangas
brauchen kein                   21,0             24,5               9,5             10,0          8,8        11,1        8,3
Propangas

Haushalte ohne                  100,0           100,0             100,0            100,0         100,0      100,0       100,0
Ferngas
haben die
Möglichkeit eines
Ferngasanschlusses
haben die                        4,3              2,2               6,6              5,8          8,4         5,9        3,2
Möglichkeit und
die Absicht eines
Ferngasanschlusses
in nächster Zeit
haben die                       12,7              7,7              18,1             27,2         17,2        20,3        16,4
Möglichkeit, aber
kein Geld für einen
Ferngasanschluss
haben keine                     71,5             73,8              68,9             63,5         69,3        62,9        77,7
Möglichkeit eines
Ferngasanschlusses
brauchen keinen                 11,1             15,8               6,1              2,6          5,0        10,3        2,6
Anschluss
ohne Angabe                      0,4              0,5               0,3              0,8          0,2         0,7        0,2
*Daten: KOUZ 2014, 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html

1.2.4. Vorschuleinrichtungen
Im Zeitraum 2014- 2018 ging die Zahl der Vorschuleinrichtungen auf dem Land um 8 % zurück, während
sie in der Stadt praktisch unverändert blieb (Rückgang um lediglich 0,7 %) – siehe Tabelle°10.
Vorschuleinrichtungen wurden auf dem Land 2017 von 50 % der Kinder besucht, in der Stadt von
72,4°%.

Tabelle 10. Vorschuleinrichtungen, Kinderbetreuung (Stand Ende 2019) *
                                                            2014          2015       2016         2017      2018       2018
                                                                                                                       zu

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Bundesrepublik Deutschland
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сельского хозяйства Германии
Офис Москва: 105064, Москва, ул. Казакова д.10/2, тел/факс: (495) 632 25 08, www.agrardialog.ru
2014,
                                                                                                                       in %
Einrichtungen insgesamt, in Tsd.                            51,0         50,1        49,4         48,6       47,8      93,7
darunter
in Städten und Gemeinden städtischen 27,1                                26,6        26,3         26,2       26,9      99,3
Typs, in Tsd.
in % zum vorhergehenden Jahr                                -            98,2        98,9         99,6       102,7 -
in ländlichen Regionen, in Tsd.                             23,8         23,5        23,1         22,5       21,9      92,0
in % zum vorhergehenden Jahr                                -            98,7        98,3         97,4       97,3      -
Besuch von Vorschuleinrichtungen, in %                      64,6         66,2        66,5         66,5       …         -
darunter
in Städten und Gemeinden städtischen 72,1                                73,6        73,2         72,4       …         -
Typs
in ländlichen Regionen                                      46,1         47,7        48,8         50,0       …         -
*Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/population/obraz/tab2.htm

1.2.5. Allgemeinbildende Schulen
In viel größerer Zahl als in der Stadt werden allgemeinbildende Einrichtungen auf dem Land geschlossen
(Tabelle 11).
Tabelle 11. Einrichtungen der Grundschul-, der unvollständigen und vollständigen mittleren
Allgemeinbildung (Stand Schuljahresbeginn) *
                                       2000/        2010/       2015/        2016/       2017/           2017/2018
                                       2001         2011        2016         2017        2018          im Vergleich zu
                                                                                                            in %
                                                                                                      2000/         2010/
                                                                                                      2001          2011
Zahl der Einrichtungen der             68,8         50,8        43,4         42,6        42,0         61,0          82,7
Grundschul-, der
unvollständigen und
vollständigen mittleren
Allgemeinbildung, in Tsd.
darunter
in Städten und Gemeinden               23,3         20,2        18,1         18,0        17,9         76,2          88,6
städtischen Typs

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auf dem Land                           45,5         30,6        25,3         24,6        24,1         53,0         78,8
*Daten: Rosstat
Die Schüler in den ländlichen Regionen haben weniger Möglichkeiten, zusätzliche Bildungsangebote
wahrzunehmen als Gleichaltrige in der Stadt (Tabelle 12), auch wenn entsprechende Angebote in den
Jahren 2014- 2018 mehr wurden (Tabelle 13).
Tabelle 12. Besuch zusätzlicher Bildungsangebote für Schüler an allgemeinbildenden Einrichtungen,
2018, in %*
                                  alle               in            in ländlichen            Einwohnerzahl, Personen
                               Befragten        städtischen         Gemeinden
                                                Gemeinden            insgesamt
                                                 insgesamt
                                                                                         200         201        1001       über
                                                                                        und          bis         bis       5.000
                                                                                        weni-       1.000       5.000
                                                                                         ger
Jungen und                        100,0             100,0               100,0                       100,0       100,0      100,0
Mädchen im Alter
von 15 Jahren und
älter, in
allgemeinbildenden
Einrichtungen
insgesamt
darunter

Besuch zusätzlicher                76,8              79,8                68,3                        64,0       68,8           73,6
Kurse
insgesamt
von ihnen besuchen

fakultative Kurse                  29,3              29,1                29,9              ...       27,6       34,3           27,3
oder Unterricht
nach
Sonderprogramm
Förderunterricht                   32,9              35,7                24,9              ...       23,0       22,3           31,8

Zentrum für                        2,7                3,1                 1,4              ...        2,7        0,9           0,4
zusätzliche Bildung
Musikschule                        5,1                5,8                 3,1              ...        2,3        3,1           4,4

Zentrum für                        5,1                5,1                 5,2              ...        6,3        4,3           5,5
künstlerisches

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Bundesrepublik Deutschland
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"Германо-Российский аграрно-политический диалог" Кооперационный проект Федерального министерства продовольствия и
сельского хозяйства Германии
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Schaffen, AG
Technik u.°a.
Sportschule,                       34,9              34,9                34,6              ...          25,8         40,2        37,8
Sportsektion
Fremdsprachen-                     10,8              13,0                 4,7              ...          4,8          5,9          3,0
kurse
Kurse in Informatik                4,4                4,9                 2,9              ...          2,4          3,4          3,0
und Programmieren,
Studieren und
Konstruieren von
Technik
Ausbildungs-zentren                0,5                0,6                 0,3              ...          0,0          0,3          0,5
in der Produktion
zusätzlichen Kurse                 23,2              20,2                31,7              ...          36,0         31,2        26,4

*Daten: KOUZ 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Tabelle 13. Veränderungen im Besuch zusätzlicher Unterrichtsangebote für Schüler allgemeinbildender
Schulen im Zeitraum 2014-2018, in %*
                                                    in städtischen Gemeinden                     in ländlichen Gemeinden

                                                                                 +/-
                                                                                                                        +/-2018
                                                                                2018
                                                                                                                           zu
                                                    2014          2018           zu          2014          2018
                                                                                                                         2014,
                                                                                2014,
                                                                                                                         %-Pkt.
                                                                                %-Pkt.
 Jungen und Mädchen im Alter von
 15 Jahren und älter, in
                                                     100          100             -              100          100            -
 allgemeinbildenden Einrichtungen
 insgesamt
 darunter
 Besuch zusätzlicher Kurse
                                                    76,3          79,8           3,5             65,8         68,3          2,5
 insgesamt
 von ihnen besuchten
 fakultative Kurse oder Unterricht
                                                    33,2          29,1           -4,1            28,5         29,9          1,4
 nach Sonderprogramm
 Förderunterricht                                   32,9          35,7           2,8             17,6         24,9          7,3

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Zentrum für zusätzliche Bildung                     2,7           3,1          0,4           2,4          1,4           -1
 Musikschule                                           6           5,8          -0,2          2,9          3,1          0,2
 Zentrum für künstlerisches
                                                     6,2           5,1          -1,1          7,1          5,2          -1,9
 Schaffen, AG Technik u.°a.
 Sportschule, Sportsektion                          32,2          34,9          2,7          32,3         34,6          2,3
 Fremdsprachenkurse                                 10,6           13           2,4           2,2          4,7          2,5
 Kurse in Informatik und
 Programmieren, Studieren und                        5,1           4,9          -0,2          4,8          2,9          -1,9
 Konstruieren von Technik
 Ausbildungszentren in der
                                                     0,6           0,6             0          0,2          0,3          0,1
 Produktion
 keine zusätzlichen Kurse                           23,6          20,2          -3,4         34,1         31,7          -2,4
*Daten: KOUZ 2014, 2018, Quelle https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html

1.2.6. Gesundheitswesen
Der eigene Gesundheitszustand wird von den Befragten auf dem Land niedriger eingeschätzt als in der
Stadt (Tabelle 14).
Tabelle 14. Beurteilung des eigenen Gesundheitszustandes durch die Befragten 2018, in %*
                                    alle                in            in ländlichen              Einwohnerzahl, Personen
                                 Befragten         städtischen         Gemeinden
                                                   Gemeinden            insgesamt
                                                    insgesamt
                                                                                            200           201        1001      über
                                                                                            und           bis         bis      5.000
                                                                                           weniger       1.000       5.000
Personen im Alter                   100,0              100,0               100,0            100,0        100,0       100,0     100,0
von 15 Jahren und
älter
insgesamt
nach eigener
Einschätzung des
Gesundheits-
zustandes
sehr gut                              4,4                  4,4               4,2              5,4          2,4         5,2      5,0

gut                                  38,8                  40,4             33,8             41,1         30,2        35,3     35,7

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Bundesrepublik Deutschland
Büro Moskau: 105064 Мoskau, Kasakova 10/2, Tel./Fax: +7 495 632 25 08, www.agrardialog.ru
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befriedigend                         46,8               45,3                51,3              43,9         55,3         49,4          49,5
schlecht                              9,0                8,8                 9,7              8,2          11,0         9,0           9,1
sehr schlecht                         0,9                0,9                 1,0              1,4          1,0          1,0           0,8
ohne Angabe                           0,1                0,1                 0,1              0,1          0,1          0,0           0,0
*Daten: KOUZ 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Im Zeitraum 2014-2018 schätzten die Befragten sowohl in den städtischen als auch in den ländlichen
Gemeinden ihren Gesundheitszustand als besser ein, wenn auch nur unbedeutend (Tabelle 16).
Tabelle 16. Veränderungen in der Beurteilung des eigenen Gesundheitszustandes durch die Befragten
im Zeitraum 2014-2018 in %*

                                                                     in städtischen                        in ländlichen
                                                                      Gemeinden                             Gemeinden
                                                                                      +/-                                   +/-
                                                                                     2018                                 2018 zu
                                                             2014        2018                       2014       2018
                                                                                   zu 2014,                                2014,
                                                                                   in %-Pkt.                             in %-Pkt.
Personen im Alter von 15 Jahren und älter
                                                               100        100            -           100         100            -
insgesamt
nach eigener Einschätzung des
Gesundheitszustandes
sehr gut                                                       3,8         4,4         0,6           2,7          4,2          1,5
gut                                                          37,2         40,4         3,2          30,7         33,8          3,1
befriedigend                                                 47,7         45,3         -2,4         52,9         51,3          -1,6
schlecht                                                     10,1          8,8         -1,3         12,2          9,7          -2,5
sehr schlecht                                                  1,1         0,9         -0,2          1,4          1            -0,4
*Daten: KOUZ 2014, 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Divergierende Tendenzen zeigen sich beim Bau von Objekten für das Gesundheitswesen in ländlichen
Regionen (Tabelle 17). Die Zahl der Inbetriebnahme von Einrichtungen für die ambulante medizinische
Grundversorgung steigt, bei den Krankenhäusern jedoch ist sie rückläufig.
Tabelle 18. Inbetriebnahme von Einrichtungen des Gesundheitswesens in der Russischen Föderation*
Jahr                Krankenhäuser insgesamt                          Einrichtungen für die ambulante
                    in Tsd. Betten                                   medizinische Grundversorgung
                                                                     insgesamt
                                                                     in Tsd. Besuche pro Schicht

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in städtischen         in ländlichen          in städtischen            in ländlichen
                    Regionen               Regionen               Regionen                  Regionen
2014                1,8                    0,9                    10,4                      8,4
2015                3,9                    0,4                    14,1                      9,6
2016                5,5                    0,6                    9,9                       8,2
2017                3,8                    0,1                    13,6                      7,1
2018                2,5                    0,4                    14,8                      10,2
2018/2014,          138,9                  44,4                   142,3                     121,4
in %
*Daten: Rosstat, Quelle: www.gks.ru/folder/14458

1.2.7. Kultur
In den ländlichen Regionen werden Kultur- und Freizeitveranstaltungen weniger besucht als in der Stadt
(Tabelle 19), obwohl diese Kennziffer im Zeitraum 2014- 2018 geringfügig angestiegen ist (Tabelle 20).
Tabelle 19. Besuch von Kultur- und Freizeitveranstaltungen 2018, in %*
                                  alle        in                      in                  Einwohnerzahl, Personen
                               Befragten städtischen              ländlichen
                                           Gemein-                 Gemein-
                                             den                     den
                                          insgesamt               insgesamt          200           201       1001         über
                                                                                     und           bis        bis         5.000
                                                                                    wenig         1.000      5.000
                                                                                      er
Personen im Alter                 100,0            100,0             100,0          100,0         100,0      100,0        100,0
von 15 Jahren und
älter insgesamt
davon
besuchten in den
vergangenen 12
Monaten
Kino                              39,5              44,5              24,4           19,8          18,7       26,6         28,7
Theater                           17,8              21,2              7,6             9,0          5,8         8,4         8,7
Konzert                           24,8              25,3              23,4           33,9          25,0       21,0         24,2
Kunstausstellung,                 13,3              15,6              6,4            12,4          5,0         6,9         6,9
Museum

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Bundesrepublik Deutschland
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сельского хозяйства Германии
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Restaurant, Café, Bar             48,6              52,6              36,6           26,8         30,1        38,2         42,9
eine                              20,1              21,0              17,2           13,7         14,1        17,1         21,2
Sportveranstaltung
(als Besucher)
wenigstens eine                   56,9              61,1              44,4           42,5         40,4        43,7         50,1
Kultur- oder
Freizeitveranstaltung
*Daten: KOUZ 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Tabelle 20. Veränderungen im Besuch von Kultur- und Freizeitveranstaltungen im Zeitraum 2014-2018 in
%*
                                                      in städtischen Gemeinden                 in ländlichen Gemeinden

                                                                                 +/-                                     +/-
                                                                               2018 zu                                 2018 zu
                                                      2014          2018        2014,          2014         2018        2014,
                                                                                in %-                                   in %-
                                                                                 Pkt.                                    Pkt.
 Personen im Alter von 15 Jahren
 und älter                                             100           100            -           100         100                -
 insgesamt
 davon
 besuchten in den vergangenen 12
 Monaten
 Kino                                                  38,5         44,5            6            18         24,4          6,4
 Theater                                               21,5         21,2          -0,3          6,7          7,6          0,9
 Konzert                                               25,9         25,3          -0,6         23,2         23,4          0,2
 Kunstausstellung, Museum                              16,8         15,6          -1,2          6,6          6,4          -0,2
 Restaurant, Café, Bar                                 46,9         52,6           5,7         28,9         36,6          7,7
 eine Sportveranstaltung (als
                                                       18,6          21            2,4         15,2         17,2               2
 Besucher)
 wenigstens eine Kultur- oder
                                                       58,3         61,1           2,8         39,7         44,4          4,7
 Freizeitveranstaltung
*Daten: KOUZ 2014, 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html
Im Unterschied zur Stadt steigt auf dem Land die Zahl neuer Kultureinrichtungen (Tabelle 21).

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Tabelle 21. Inbetriebnahme neuer Kultureinrichtungen, Tsd. Plätze*
                             Kultureinrichtungen insgesamt,
                             Tsd. Plätze
                             in städtischen           in ländlichen
                             Regionen                 Regionen

  2014                       4,9                      12,5
  2015                       5,5                      10,5
  2016                       8                        8,5
  2017                       4,7                      16,3
  2018                       2,4                      13,2
  2018/2014, in %            49,0                     105,6
*Daten: Rosstat, Quelle: www.gks.ru/folder/14458

1.2.8. Nutzung von Internettechnologien
Die Bevölkerung in den ländlichen Regionen hat im Vergleich zur Stadt schlechteren Zugang zum
Internet (Tabelle 22).
Tabelle 22. Nutzung des Internets 2018, in %*
                                    alle             in                in                   Einwohnerzahl, Personen
                                 Befragten      städtischen        ländlichen
                                                Gemeinden          Gemeinden
                                                 insgesamt         insgesamt
                                                                                       bis          201        1001            über
                                                                                       200          bis         bis            5.000
                                                                                                   1.000       5.000
Personen im Alter                  100,0            100,0              100,0          100,0        100,0       100,0           100,0
von als 15 Jahren
und älter
insgesamt
darunter
nutzen den Zugang                   72,9             76,5              62,3            58,7         55,6        62,8           69,8
zum Internet
nutzen den Zugang                   27,1             23,5              37,7            41,3         44,4        37,2           30,2
zum Internet nicht
davon

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haben nie das                      26,7              23,1              37,4             41,1        44,0        36,9           29,9
Internet genutzt
*Daten: KOUZ 2018, Quelle: https://gks.ru/free_doc/new_site/KOUZ18/index.html

1.2.9. Soziodemografische Entwicklung der ländlichen Regionen
Das relativ niedrige Lebensniveau auf dem Land wirkt sich negativ auf die soziodemografische
Entwicklung aus.
Die allgemeine Kennziffer für die Lebensqualität ist die Lebenserwartung bei der Geburt. Dieser Wert ist
auf dem Land niedriger als in der Stadt (Tabelle 23).
Tabelle 23. Lebenserwartung bei Geburt (Jahre)*
Jahr            städtische                 ländliche                   Unterschied zwischen
                Bevölkerung                Bevölkerung                 städtischer und ländlicher
                                                                       Bevölkerung
2014            71,44                      69,49                       1,95
2015            71,91                      69,90                       2,01
2016            72,35                      70,50                       1,85
2017            73,16                      71,38                       1,78
2018            73,34                      71,67                       1,67
*Daten: Rosstat, Quelle: www.gks.ru/folder/12781
Seit 2015 ist die Geburtenziffer auf dem Land im Vergleich zur Stadt niedriger und die Sterblichkeit nach
wie vor höher. Dadurch kommt es zum zunehmenden natürlichen Schrumpfen der ländlichen
Bevölkerung (Tabelle 24).
Tabelle 24. Geburtenziffern, Sterbefälle und natürlicher Bevölkerungszuwachs*
Jahr                                                      auf 1000 Einwohner
                        Geborene                                Sterbefälle                     Natürlicher Zuwachs (+)/
                                                                                                      Rückgang (-)
             Stadt        Land         Stadt-        Stadt        Land         Stadt-          Stadt        Land         Stadt-
                                       Land,                                  Land, +/-                                  Land,
                                         +/-                                                                               +/-
2014          12,9        14,4          -1,5          12,6        14,5           -1,9           0,3         -0,1          0,4
2015          13,4        12,8            0,6         12,6        14,4           -1,8           0,8         -1,6          2,4
2016          13,1        12,2            0,9         12,4        14,2           -1,8           0,7         -2,0          2,7
2017          11,6        11,2            0,4         12,0        13,7           -1,7           -0,4        -2,5          2,1

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2018          11,0        10,7           0,3          12,0        13,6           -1,6           -1,0        -2,9          1,9
*Daten: Rosstat, Quelle: www.gks.ru/folder/12781
Nach wie vor hält das negative Wanderungssaldo zwischen Stadt und Land an (Tabelle 25).
Tabelle 25. Wanderung der ländlichen Bevölkerung innerhalb Russlands 2017-2018*
                                                 2014               2015            2016            2017             2018
Zuwanderung, Menschen
insgesamt                                      119.0541         1.235.172 1.233.546 1.220.603 1.267.767
darunter im erwerbsfähigen                     828.565            865.114         856.259         839.581          860.730
Alter
Anteil der Bevölkerung im                         69,6              70,0            69,4             68,8            67,9
erwerbsfähigen Alter, in %
Abwanderung, Menschen
insgesamt                                      1.393.261        1.354.837 1.331.466 1.318.489 1.369.034
darunter im erwerbsfähigen                     989.692            948.060         912.433         892.914          919.197
Alter
Anteil der Bevölkerung im                         71,0              70,0            68,5             67,7            67,1
erwerbsfähigen Alter, in %
Wanderungssaldo, Menschen
insgesamt                                      -202.720          -119.665         -97.920          -97.886         -101.267
darunter nach Einwohnern im                    -161.127           -82.946         -56.174          -53.333         -58.467
erwerbsfähigen Alter
Anteil der           erwerbsfähigen               79,4              69,3            57,4             54,5            57,7
Bevölkerung
in %
*Daten: Rosstat, Quelle: www.gks.ru/folder/12781
Die Verödung des ländlichen Raums schreitet voran, so steigt unter anderem die Zahl der individuellen
Nebenerwerbsbetriebe und anderer individueller Wirtschaften von Bürgern mit aufgegebenen Flächen
(leerstehenden Häusern) (Tabelle 26). Insgesamt betrug deren Zahl in ländlichen Gebieten 2.064 Tsd.
(13,7 % der Gesamtzahl), während es im Jahr 2006 1.361 Tsd. (9,2 %) waren. Innerhalb von zehn Jahren
stieg die Zahl um 703,5 Tsd. (4,5°Prozentpunkte). Im städtischen Raum liegt diese Kennzahl bei knapp
über der Hälfte.
Tabelle 26. Individuelle Nebenerwerbsbetriebe und andere individuelle Wirtschaften mit aufgegebenen
Flächen (leerstehenden Häusern) laut Daten des Gesamtrussischen landwirtschaftlichen Zensus 2006
und 2016

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2006            2016             2016 zu 2006
                                                                                                       in Tsd.           in %
Individuelle Nebenerwerbsbetriebe und andere                            1.556,1         2.630,1         1.074           169,0
individuelle Wirtschaften mit aufgegebenen
Flächen (leerstehenden Häusern) insgesamt
im ländlichen Raum                                                      1.361,3         2.064,8         703,5           151,7
im städtischen Raum                                                       194,8          565,3          370,5           290,2
Anteil der individuellen Nebenerwerbsbetriebe
und anderer individueller Wirtschaften mit
aufgegebenen Flächen (leerstehenden Häusern) an
der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe                           6,8            11,2             х         4,4 %-Pkt.
insgesamt
im ländlichen Raum                                                         9,2            13,7             Х         4,5 %-Pkt.
im städtischen Raum                                                        2,4             6,7             х         3,8 %-Pkt.

      II.   Hauptgründe für die negativen Tendenzen in der sozioökonomischen Entwicklung des
            ländlichen Raums
Die Gründe für das unzulängliche Niveau der sozioökonomischen Entwicklung des ländlichen Raums sind
sowohl in historisch gewachsenen Problemen zu suchen (der ländliche Raum lieferte immer die
Ressourcen für die Entwicklung auch der städtischen Gebiete) als auch im Fehlen zeitgemäßer
Triebfedern der Entwicklung des ländlichen Raums.
Dazu gehören:
1. Der drastische Rückgang der Beschäftigung in der Landwirtschaft infolge der Agrarkrise in den 90er
   Jahren und die darauffolgende Konzentration der Agrarproduktion in den Händen großer
   Unternehmer in den 2000er Jahren bei gleichzeitiger schwacher Diversifizierung des Agrarsektors
   und einer unzureichenden Entwicklung der kleinen Unternehmen. Die Gesamtrussische
   Landwirtschaftszählung 2016 und der Vergleich dieser Ergebnisse mit denen der vorherigen
   Landwirtschaftszählung 2006 zeigen, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe und Landwirte in
   zehn Jahren um 40 % zurückgegangen ist. Andere Arbeitsplätze sind auf dem Land in dieser
   Größenordnung nicht geschaffen worden.

2. Das Fehlen eines komplexen Ansatzes beim Agrarmanagement sowohl auf föderaler als auch auf
   regionaler Ebene. In den staatlichen Programmen zur Entwicklung der sozialen Infrastruktur-
   Bereiche fehlt in der Regel der Agrarbereich. Die spezifischen Kosten für die Bereitstellung von
   Leistungen in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Kultur u. a. sind im ländlichen Raum
   aufgrund der niedrigeren Besiedlungsdichte höher als in den Städten, so dass die Behörden für
   Soziales auf Kosten der Ausgaben auf dem Land sparen. Einige staatliche Förderprogramme
   beinhalten Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums, diese sind jedoch nicht ausreichend

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untereinander koordiniert. Das Landwirtschaftsministerium Russlands ist nicht befugt, die Arbeit der
    anderen Ministerien und Behörden in den ländlichen Gebieten zu koordinieren.

3. Unvollkommene Rechtsvorschriften zur ländlichen Entwicklung. Es gibt kein föderales Gesetz, das
   die rechtlichen Grundlagen für die Erarbeitung und Umsetzung einer komplexen Politik für die
   landwirtschaftliche Entwicklung festschreiben würde. Im Föderalen Gesetz „Über die Entwicklung der
   Landwirtschaft“ wird die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums als Teil der staatlichen
   Agrarpolitik ausgelegt (s. Artikel 5 dieses Gesetzes). Das Recht, die Grenzen zwischen den ländlichen
   und städtischen Kreisen festzulegen, obliegt den Subjekten der Russischen Föderation, was zu
   merklichen regionalen Unterschieden in der administrativen Aufteilung des Territoriums und zu einer
   höheren sozial-territorialen Differenzierung auf der Ebene des Lebensniveaus der Bevölkerung führt,
   in einigen Fällen sogar zum Verlust sozialer Ansprüche und Garantien, die auf föderaler Ebene
   festgelegt sind. Im Erlass des Präsidenten der Russischen Föderation Nr. 1199 vom 21. August 2012
   „Über die Beurteilung der Effizienz der Arbeit der staatlichen Behörden der Subjekte der Russischen
   Föderation“ fehlen in der Auflistung der zu beurteilenden Kennziffern, solche, die die
   sozioökonomische Entwicklung des ländlichen Raums kennzeichnen.

4. Ungenügender Zugang kleiner Betriebsformen zu den Erzeugnis-, Finanz- und Informationsmärkten
    und den materiell-technischen Ressourcen, was vor allem mit dem niedrigen Entwicklungsniveau
    der technischen und Marktinfrastruktur im ländlichen Raum, der vertikalen Agrarkooperation und
    einer relativ geringen Förderung der kleinen Unternehmen durch den Staat zusammenhängt.
 Aus den Daten in Tabelle 27, die in der Gesamtrussischen Landwirtschaftszählung 2016 ermittelt
 wurden, geht deutlich hervor, dass je größer ein landwirtschaftlicher Betrieb ist, er umso besser mit
 Zuschüssen und Krediten versorgt ist. Dasselbe betrifft auch die privaten Bauernbetriebe und die
 individuellen Nebenerwerbsbetriebe (Tabelle 28).
Tabelle 27. Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe mit unterschiedlicher Saatfläche, die laut
Gesamtrussischer Landwirtschaftszählung 2016 Zuschüsse und Kredite erhielten

                                                    Saatfläche, Hektar
                          bis 500         500 bis           1.500          4.000 bis          über
                                           1.500                            10.000           10.000
Zuschüsse, in %             47,7            80,3             90,3             92,1             95,0
Kredite, in %               11,6            22,4             36,5             48,7             59,6

Tabelle 28. Anteil der privaten Bauernbetriebe und individuellen Nebenerwerbsbetriebe mit
unterschiedlicher Saatfläche, die laut Gesamtrussischer Landwirtschaftszählung 2016 Zuschüsse und
Kredite erhielten

                                          Saatfläche, in Hektar

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bis 10        10 bis         50 bis         100        200 bis        500          1.500          über
                                      50             100           bis         500           bis           bis           3.000
                                                                   200                      1.500         3.000
Zuschüsse, in           19,5          19,2           39,4         54,1          66,0         78,4         83,00           87,5
%
Kredite, in %            5,3           6,7           10,1         14,9          19,8         28,0          37,6           45,1

5.  Unstetige und unzureichende Finanzierung von Maßnahmen für die nachhaltige Entwicklung des
    ländlichen Raums im Rahmen des Staatlichen Zielprogramms für die Entwicklung der
    Landwirtschaft.
Aus den Daten in Tabelle 29 geht hervor, dass von 2012 bis 2018 ungeachtet der gestiegenen
Finanzierung des Staatlichen Zielprogramms „Nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums“ aus dem
föderalen Haushalt (nominal, in Rubeln) das Gesamtvolumen der Mittel für diese Zwecke aus allen
Quellen gesunken ist: um 14 % in Rubel und um 57 % in US-Dollar.
Tabelle 29. Finanzielle Absicherung des Staatlichen Zielprogramms „Nachhaltige Entwicklung des
ländlichen Raums“ für die Jahre 2012-2018*

                   2012           2013           2014           2015          2016           2017           2018          2018
                                                                                                                          zu
                                                                                                                          2012,
                                                                                                                          in %
insgesamt

Mio. Rubel         39.973,9 38.184,6 38.060,6 31.745,0 31.692,3 35.828,4 34.601,0 86,6

Mio.        US- 1.285,3           1.200,8        988,6          517,9         471,6          614,6          551,9         42,9
Dollar
Föderaler
Haushalt

Mio. Rubel         10.020,0 9.012,3              10.176,6 12.215,0 12.070,9 14.912,4 17.046,5 170,1

Mio.        US- 311,6             286,6          264,3          199,3         179,6          255,8          271,9         87,3
Dollar
*Vom Autor berechnet nach Daten des Landwirtschaftsministeriums Russlands und der Bank Russlands
Für die Umsetzung des Staatlichen Programms „Komplexe Entwicklung des ländlichen Raums“ wurden in
Übereinstimmung mit dem FS „Über den föderalen Haushalt für 2020 und den Planungszeitraum 2021-
2022“ für das Jahr 2020 36 Milliarden Rubel eingeplant, während laut Projektleitfaden des Staatlichen
Programms 79,2 Milliarden Rubel, d. h. das 2,2fache, veranschlagt wurden. Ein Teil dieser Fördermittel
soll gemäß den Änderungen, die im o. g. Zielprogramm durch die Richtlinie der Regierung der

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Russischen Föderation Nr. 1332 vom 17. Oktober 2019 erfolgten, für die Entwicklung kleiner Städte mit
bis zu 30.000 Einwohnern bereitgestellt werden.
6. Haushaltsdefizit der Kommunen und besonders der Landgemeinden
Laut Angaben des Gesamtrussischen Kongresses der Kommunen (im Weiteren - OKMO) sinkt der Anteil
des Einnahmevolumens der örtlichen Haushalte in % am BIP ständig. 1997, als die aktuelle Fassung des
föderalen Gesetzes über die kommunale Selbstverwaltung verabschiedet wurde, betrug der Anteil 10,9
% des BIP, 2011 – 5,4 %, 2017 – 4,2 %, 2018 – 4,1 %.
Der Hauptgrund für das Haushaltsdefizit der Kommunen sind die niedrigen Einnahmen. 2018 beliefen
sich die Einnahmen der kommunalen Haushalte auf 4.245,7 Milliarden Rubel. Dabei waren 65 % der
Einnahmen (2.745,6 Rubel) Transfers zwischen den Haushalten, nur 29 % Steuereinnahmen (1.231,4
Milliarden Rubel) und 6 % Nichtsteuereinnahmen (268,7 Milliarden Rubel) (s. Bericht OKMO „Über die
Lage der kommunalen Selbstverwaltung, ihre Entwicklungsperspektiven und Vorschläge zur
Verbesserung der kommunalen Selbstverwaltung in der Russischen Föderation im Jahr 2018“. Moskau,
2019, S. 25 (im Weiteren - Bericht OKMO 2019). Im Haushalt der Landgemeinden (2018 – 208,5
Milliarden Rubel) war der spezifische Anteil der Haushaltstransfers etwas niedriger, aber dennoch mit 60
% bemerkenswert, die Steuereinnahmen machten 35 % aus, die Nichtsteuereinnahmen (ohne
Subventionen) 4 %, die Subventionen 1 % (ebenda, S. 31).
In den meisten Landgemeinden kann aus den eigenen Steuer- und Nichtsteuereinnahmen durch die
geltende Haushalts- und Steuerpolitik nur die Unterhaltung der Organe der kommunalen
Selbstverwaltung gesichert werden. Alle anderen Ausgaben dagegen werden durch die Finanzhilfe aus
den regionalen Haushalten gedeckt.
Die unzureichende finanzielle Absicherung der Arbeit der Organe der kommunalen Selbstverwaltung
und vor allem der kommunalen Gebiete und Landgemeinden wirkt sich negativ auf deren
sozioökonomische Entwicklung und die Lösung der sozialen Probleme der ländlichen Bevölkerung aus
und schränkt damit die Chancen einer Teilhabe der ländlichen Kommunen an den unterschiedlichen
föderalen und regionalen Programmen ein.

    III. Politik für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums

3.1.      Föderales Zielprogramm „Soziale Dorfentwicklung“
Den Grundstein der Politik für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums legte die Regierung
der Russischen Föderation mit ihrem Beschluss vom 3. Dezember 2002 über die Verabschiedung des
Föderalen Zielprogramms (FZP) „Soziale Dorfentwicklung bis 2010“. Es wurde später bis Ende 2013
verlängert.
Im ersten Abschnitt dieses Programms werden drei strukturelle Probleme angeführt, die seine Auflage
notwendig gemacht haben: Erstens ist die soziale Infrastruktur im ländlichen Raum infolge mangelnder
Finanzausstattung der Landwirtschaft und des deutlichen Rückgangs der landwirtschaftlichen
Produktion in den 1990er Jahren in einem kritischen Zustand, hat sich die Kluft zwischen ländlichen und
städtischen Lebensbedingungen vergrößert; der ländliche Raum hat somit soziale und politische

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