Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen

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Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen
022011

                                 Nachrichten der Wiener Umweltanwaltschaft

Wien 2030 –
Energie, Bauen
und Wohnen

Atomkraft nach der Katastrophe von Fukushima
Schmetterlingsprojekt Vanessa 2011
Nationalrat beschließt Ökostromgesetz 2012
            Für die Umwelt. Im Interesse aller Wienerinnen und Wiener.
Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen
Editorial

                           Energie gerecht verteilen!
                              Die Energieversorgung be-     sorgung. Die schwierigere Aufgabe ist die       Zürich zum Beispiel hat unter dem Titel der
                            findet sich an einem Wende-     Stabilisierung des Energieverbrauchs welt-      2000-Watt-Gesellschaft Ziele und Maßnah-
                            punkt. Innerhalb dieses Jahr-   weit. Die 20/20/20-Ziele der Europäischen       men in Umsetzung.
                            hunderts werden alle nicht      Union (20 % weniger Treibhausgasemissi-
                            erneuerbaren Energieträger      onen als 2005, 20 % Anteil erneuerbare En-        Die Lebensstilveränderung muss dennoch
                            (Kohle, Gas, Erdöl, Uran)       ergien, 20 % mehr Energieeffizienz) sind        jede/r selbst definieren und positiv besetzen.
Dr. Andrea Schnattinger      zu Ende gehen. Die Energie     zwar ein erster Schritt in die richtige Rich-   Die Benutzung der Treppe statt dem Aufzug
Wiener Umweltanwältin
                             wird zunächst empfindlich      tung, müssten aber um die Forderung nach        wirkt sich potenziell positiv auf die Gesund-
              teurer und erstmals in der Geschichte müs-    20 % weniger Primärenergieverbrauch er-         heit aus und das komplette Abschalten elek-
              sen nicht nur neue Energieträger erschlos-    gänzt werden.                                   trischer Geräte statt der Verwendung der
              sen, sondern nicht erneuerbare tatsächlich                                                    Stand-by-Funktion verringert die elektro-
              ersetzt werden.                                Energieeffizienz führt zwar zunächst zu        magnetischen Felder im Innenraum.
                                                            Einsparungen, die aber durch zusätzliche
              Der Umstieg auf erneuerbare Energieträ-       Energie verbrauchende Prozesse zu Zu-             Viel Spaß beim Erweitern Ihrer persön-
            ger ist, betrachtet man die Situation welt-     wächsen werden. Für Städte eröffnen sich        lichen Positiv-Liste und eine interessante
            weit, noch die leichter zu bewältigende He-     daraus zwingende Handlungsfelder um             Lesezeit wünscht Ihre
            rausforderung der zukünftigen Energiever-       passende Rahmenbedingungen zu schaffen.           Wiener Umweltanwältin

            Neu: WUA-Folder                                 ken können. In der Online-Version wird
                                                            zusätzlich die Frage der Modifikation ge-
                                                                                                            setzliche Maßnahmen zu einer Stärkung
                                                                                                            der Mehrweggetränkeverpackungssysteme
            „Vogelanprall an                                prüfter Muster diskutiert (www.wua-wien.        gefordert, wobei hier sogar konkrete Vor-
                                                            at > Tierschutz > Vogelanprall an Glasflä-      schläge erarbeitet wurden. Daraufhin ha-
            Glasflächen –                                   chen). Der Folder kann unter post@wua.          ben die Sozialpartner im Auftrag des Par-
            geprüfte Muster“                                wien.gv.at bestellt werden.                     laments im Jänner dieses Jahres Konsens-
                                                                                                            vorschläge vorgelegt. Das Ergebnis ist
              Mit der Zusammenstellung aller bis-                                                           die Empfehlung der Fortführung der über
            her gemäß ONR 191040 getesteten Mu-             Keine verpflichtende                            Jahre am Papier bestehenden freiwilligen
            ster zur Vermeidung von Vogelanprall an
            Glasflächen bietet der Folder einen einma-
                                                            Regelung für Mehr-                              Selbstverpflichtung des Handels, Mehr-
                                                                                                            wegsysteme zu stärken. Ergänzende Vor-
            ligen Überblick für die Planer von Glas-        weggetränke-                                    schläge und Empfehlungen, die sich zwar
            bauwerken.                                                                                      am Papier gut lesen lassen, haben aber wei-
                                                            verpackungen!                                   terhin keine verpflichtende Wirkung.
              In Österreich sterben jährlich hundert-         Auf mehr als ein freiwilliges Maßnah-
            tausende Vögel bei Kollisionen an Glas-         menpaket zu einer Stärkung der Mehrweg-           Genau durch so eine „freiwillige Selbst-
            scheiben. Immer noch werden Greifvogel-         flaschen haben sich die österreichischen        verpflichtung des Handels und der Abfül-
            silhouetten auf Scheiben geklebt, obwohl        Sozialpartner      (Bundesarbeitskammer,        ler“, die im Jahr 2000 eine gesetzlich ver-
            sie nicht geeignet sind, den Vogelanprall       Landwirtschaftkammer, Gewerkschafts-            pflichtende Mehrweg-Quoten-Regelung ab-
            zu verhindern. Wirksame Gegenmaßnah-            bund und Wirtschaftskammer) nicht geei-         gelöst hat, verschwanden Mehrwegflaschen
            men sind Markierungen, die auf die ge-          nigt. Der Handel kann aufatmen, die Wirt-       still und heimlich aus den Regalen der Ge-
            samte Fläche verteilt werden.                   schaftskammer hat dessen Interessen be-         schäfte. Mehrwegflaschen aus Kunststoff –
                                                            stens vertreten und ist eindeutig als Ge-       die beste Lösung – sind in Österreich über-
              Allerdings werden vielfach Produkte als       winner aus den Verhandlungen zwischen           haupt nicht mehr erhältlich im Gegensatz z.
            „Vogelschutzglas“ angepriesen, die kei-         den Sozialpartnern hervorgegangen. Üb-          B. zu Dänemark oder Norwegen.
            ne ausreichende Wirkung zeigen. Bei den         rig bleiben 37.000 Tonnen Plastikflaschen
            35 von der Biologischen Station Hohen-          jährlich, wobei davon vier von fünf im            Wird dieser Vorschlag der Sozialpart-
            au-Ringelsdorf gemäß ONR 191040 wis-            Müll landen. Durch die Verschwendung            ner, der im Herbst im Parlament disku-
            senschaftlich geprüften Mustern ist neben       von Rohstoffen und Energie und das zu-          tiert wird, von allen Parteien akzeptiert,
            dem Wirkungsgrad auch die vom Muster            sätzliche Müllaufkommen, ist wieder ein-        statt konkrete Ziele und Maßnahmen ge-
            bedeckte Fläche angegeben. Dabei zeigt          mal die Umwelt die Verliererin.                 setzlich verpflichtend zu regeln, dann wer-
            sich, dass der Deckungsgrad nur ein Kri-          Auf Grund des dramatischen Rückgangs          den in kurzer Zeit Getränke in Mehrweg-
            terium für die Wirkung ist und ähnliche         der Mehrweggetränkeverpackungen im              flaschen in Österreich Geschichte sein.
            Markierungen sehr unterschiedlich wir-          Handel hatten die Länder vom Bund ge-

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Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen
Schmetterlingsprojekt Vanessa 2011

Die Tierwelt vor der                              Die vielen spontanen positiven Rück-
                                                meldungen, inklusive Fotos und bun-
eigenen Haustür                                 te Zeichnungen zeigen uns, wie begeiste-
                                                rungsfähig Kinder in diesem Alter für die
entdecken                                       Artenvielfalt vor unserer Haustür sind. Ob-
                                                wohl die Kinder nur jeweils 1,5 Stunden
  Auch heuer hat die WUA im Rahmen              bei uns zu Besuch sind, hören wir von Leh-
des Schmetterlingsprojektes VANESSA             rerinnen, dass bei vielen Kindern nachhal-
wieder Kinder auf die Schmetterlingswie-        tiges Interesse und eine Wertschätzung für
se im Wiener Donaupark eingeladen. Ne-          die heimische Tier- und Pflanzenwelt ge-
ben 16 Volksschulklassen hatten wir heu-        weckt werden.
er erstmals auch vier Kindergartengruppen
bei uns zu Besuch.                                Inzwischen waren über 3000 Kinder –
                                                vorwiegend aus dem 21. und 22. Bezirk –
  Durch geringe Anpassungen unseres Pro-        bei uns auf der Wiese. Wir hoffen daher,
gramms konnten auch Kinder von drei bis         dass die vermittelten Inhalte zur ökolo-
sechs Jahren die Tierwelt vor der Haus-         gischen Gartengestaltung auch an die El-
tür, bzw. auf einer urbanen Wildnisfläche,      tern weiterkommuniziert und teilweise
entdecken. Mit Freude haben wir festge-         umgesetzt werden.
stellt, dass auch bei den kleinen Kindern
die Begeisterung und auch die Aufnahme-           Da die Nachfrage so hoch ist, werden wir
fähigkeit für unsere spielerisch vermittelten   die Führungen auch 2012 anbieten.
Lehrinhalte sehr groß ist. Mit der Unterstüt-     Wie immer möchten wir auch der MA
zung von Studentinnen konnte auch auf die       42 – Wiener Stadtgärten für die gute und
Bedürfnisse der eingeladenen Integrations-      unbürokratische Zusammenarbeit herzlich
gruppen besonders eingegangen werden.           danken.

Atomkraft nach der                              onen über die Gefahren dieser Technolo-
                                                gie geführt haben.
                                                                                               gültig aufzugeben. Deutschland das ei-
                                                                                               nen Anteil von 28 % der Kernenergie an
Katastrophe von                                   Nach der Katastrophe von Tschernobyl
                                                                                               der Stromerzeugung hat, will sein letztes
                                                                                               KKW 2022 schließen. Die Schweiz mit
Fukushima                                       kam es praktisch zum Stillstand der Neu-       einem Anteil von 38 % wird die Kernener-
                                                bauaktivitäten in der Kernenergie. Erst        gienutzung bis 2034 beenden.
  Nach der Katastrophe, die am 11. März         nach der Jahrtausendwende wurde, im
2011 zur Zerstörung von vier der sechs Re-      Windschatten der Klimawandeldebatte,             Die italienische Bevölkerung sprach
aktoren des japanischen KKWs Fukush­            wieder versucht eine Renaissance der Nu-       sich in einem Referendum fast einstim-
ima Daiichi führte, wurde die Diskussi-         klearindustrie herbeizuführen. Die Ereig-      mig gegen den von der Regierung seit län-
on über die Kernenergie erneut angefacht.       nisse in Fukushima dürften diese Aktivi-       gerem betriebenen Wiedereinstieg in die
                                                täten zumindest empfindlich gedämpft ha-       Kernenergie aus. In vielen anderen euro-
  Derzeit betreiben weltweit noch 29 von        ben. Einige Staaten wie etwa der Iran, die     päischen Ländern ist die Diskussion über
194 Staaten Kernkraftwerke. Drei weitere        Türkei oder Polen betreiben jetzt erst recht   Neubauten zum Erliegen gekommen.
Staaten, Italien, Kasachstan und Litau-         ihren Einstieg in die Kernenergie. Neu-
en hatten Kernkraftwerke in Betrieb, sind       bauprogramme in einigen anderen Staaten          In Japan setzte man ebenfalls auf einen
aber aktuell aus der Nutzung der Kerne-         werden zwar verbal weiterbetrieben, dort       Ausbau der Kernenergie. Die aktuell 29 %
nergie ausgestiegen. Der Anteil der Kern-       wo solche Projekte aber nicht vom Staat        an der Stromversorgung der Insel sollten
energie an der Stromerzeugung in den            massiv unterstützt werden, dürften sich je-    auf 53 % ausgebaut werden. In einem er-
einzelnen Staaten reicht von knapp 2 %          doch schwerlich private Investoren finden      sten Schritt verkündete die Regierung vier
in China bis zu über 74 % in Frankreich.        lassen, die das enorme Risiko, gepaart mit     Monate nach der Katastrophe, deren Aus-
Generell ist die Kapazität der Kernener-        langen Amortisationszeiten auf sich neh-       maße noch immer nicht verlässlich abge-
gie gegenwärtig in Europa am größten. Es        men wollen.                                    schätzt werden können, dass der Ausbau
ist aber auch zu bedenken, dass zwei der                                                       der Kernenergie nicht stattfinden wird.
großen Unfälle der Kernenergie – Winds-           Im für die Kernenergie wichtigen Eu-         Kurz danach kündigte der japanische Pre-
cale (GB) und Tschernobyl (Ukraine) –           ropa haben sich nun zwei weiter Länder         mierminister den langfristigen Ausstieg
in Europa stattgefunden und zu Diskussi-        entschlossen die Kernenergienutzung end-       Japans aus der Kernenergie an.

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Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen
Wien 2030
    Auch in Wien darf der En-                     Energie, Bauen und Wohnen im                   Innen eingesetzt. Die andere Hälfte geht
                                                  Jahr 2030                                      durch - zum Großteil vermeidbare – In-
    ergieverbrauch nicht mit
                                                                                                 effizienz verloren. Mit 37 % hat der Ver-
    der Bevölkerungszahl mit-                       Im Februar 2011 haben wir mit Expert-        kehr (bei Verbrennungsmotoren in KFZ
    wachsen! Nachhaltige Le-                      Innen die Zukunftsvisionen für die Be-         liegen die Verluste durch Ineffizienz im
                                                  reiche Energie, Bauen und Wohnen dis-          realen Betrieb über 70 %) vor den pri-
    bensstilmodelle brauchen                      kutiert. Diese Ideen erheben keineswegs        vaten Haushalten (30 %), dem Dienstlei-
    zusätzliche Rahmenbedin-                      Anspruch auf Vollständigkeit und sollen        stungssektor (22 %), und der Produktion
                                                  einen Anstoß bieten, wie Wien im Jahr          und Landwirtschaft (11 %) den größten
    gungen für Mobilität und                      2030 aussehen soll, wenn es mit den He-        Anteil am Energieverbrauch. Nach Ver-
    Wohnen.                                       rausforderungen der EU-Ziele im En-            wendungen aufgegliedert gehen 49 % in
                                                  ergiebereich, den Klimaschutzvorga-            Kraft und Licht, gefolgt von Raumwär-
      Die WUA beschäftigt sich schon seit Jah-    ben und der Klimaveränderung zurecht           me (36 %) und Prozesswärme (15 %).
    ren mit den Auswirkungen des Klimawan-        kommen will. Zusätzlich wird eine Por-         Auch wenn die Frage nach den Energie-
    dels auf urbane Gebiete und arbeitet inten-   tion Krisenfestigkeit gefragt sein, die sich   quellen berechtigter Weise gestellt wird,
    siv an einem Zukunftsszenario zu „Wien        auch in diesen Bereichen niederschlagen        so zeigt dieses Bild klar, dass mit noch
    2030“. 2010 haben wir mit namhaften Ex-       muss um hohe Lebensqualität für Men-           größerer Vehemenz die Frage nach Ein-
    pertInnen Zukunftsgespräche zu „Wien          schen in einer wachsenden Stadt zu ge-         sparungsmöglichkeiten gestellt werden
    2030 – Coole Stadt am heißen Planeten“ ge-    währleisten. Die Ergebnisse werden von         muss. Die Entwicklung zeigt gegenwär-
    führt. Damals wurden in drei Diskussions-     der WUA als Ziele im Rahmen von Pro-           tig in eine andere Richtung. Der Ener-
    runden zu den Themen „Urbane Evolution        jekten und Programmen verwendet und            gieverbrauch in allen Bereichen steigt –
    – Mensch und Grünraum 2030“; „Was be-         können hier nur sehr verkürzt dargestellt      der Stromverbrauch im Vergleich über-
    wegt – Energie und Mobilität 2030“; „Le-      werden. Gerne stehen unsere ExpertInnen        proportional und damit auch der CO2-
    ben global – ein Wiener Beitrag zur welt-     für zusätzliche Informationen und Dis-         Ausstoß. Zukunftsszenarien sehen zu-
    weiten Fairness“, in konstruktiven Work-      kussionen zur Verfügung.                       mindest in letzterem Bereich diese Ent-
    shops wertvolle Grundlagen für die Fort-                                                     wicklung fortschreiten. Angesichts die-
    führung unseres Projektes bestimmt. 2011      Ist-Situation                                  ser Aussichten und des gegenwärtigen
    haben wir die Ergebnisse der drei Schwer-                                                    Energieverbrauchs ist es notwendig En-
    punktthemen aufgearbeitet und abgeschlos-       Wien hat einen Bruttoenergieverbrauch        ergieeffizienz und den Energieeinsatz in
    sen. In dieser Ausgabe der umweltstadt prä-   von etwa 45 TWh im Jahr. Nur etwa              allen Bereichen grundsätzlich zu hinter-
    sentieren wir die Ergebnisse der Zukunfts-    die Hälfte dieser Energie wird für ge-         fragen.
    gespräche „Energie, Bauen und Wohnen“.        wünschte Zwecke der Endverbraucher-

    Energieeinsparung 2030
                                                  Muskelkraft statt Stromverbrauch               freiheit ist durch Liftanlagen gewährlei-
                                                                                                 stet. Automatische Türen sind so gestal-
                                                    Es gibt wieder einen Trend hin zum Er-       tet, dass die Verzögerung beim Öffnen für
                                                  satz von Energie verbrauchenden Lö-            Menschen bei denen die Benutzung zur
                                                  sungen zu nicht Energie verbrauchenden         unabhängigen Mobilität beiträgt, keinen
                                                  Lösungen. In vielen Fällen trug die „Au-       Nachteil, für alle anderen aber eine Barrie-
                                                  tomatisierung“ – oft in Form des Ersatzes      re zu deren Benützung darstellt.
                                                  von Muskelkraft – durch externe Energie
                                                  unbestreitbar zu einer Erleichterung der zu    Lebensstil und Energieverbrauch
                                                  verrichtenden Tätigkeit bei, grundsätzlich
                                                  werden die Anwendungen aber hinterfragt.         Der Trend geht auch im privaten Bereich
                                                                                                 zur Freude am tatsächlichen Selbstma-
                                                   So sind etwa Fahrtreppen und Fahrsteige       chen ohne zwischengeschaltete Maschine
                                                  nur an Orten mit besonderer Notwendig-         – der Einsatz von Energieverbrauchern im
                                                  keit verfügbar (viele Menschen müssen          Haushalt wird so zurückgedrängt. Bei der
                                                  zur gleichen Zeit bewältigt werden, wie        Anschaffung von Energie verbrauchenden
                                                  auf Bahnhöfen oder in U-Bahn Stationen)        Geräten ist nachzuweisen, dass der Ener-
                                                  und nicht an anderen Orten. Die Barriere-      giebedarf aus erneuerbaren Energiequel-

4
Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen
Energie, Bauen und Wohnen
len gedeckt werden kann. Ausnahmen be-         reszeiten statt („Eislaufen und Schifahren    Beleuchtung
stehen nur für die grundlegenden Haus-         im Winter – Schanigärten in der warmen
haltgeräte wie Kühlschränke, Waschma-          Jahreszeit“). Auch wenn die Einführung          Die zunehmende Beleuchtung im öffent-
schinen, Geschirrspüler und Leuchtmittel.      dieser Vorgehensweise auf großen Wider-       lichen Raum wurde nicht nur ein energe-
IT-Anwendungen, die von Menschen be-           stand gestoßen ist und für den gesamten       tisches, sondern auch ein Problem des Na-
dient werden sind im Gegensatz zum Jahr        Energieverbrauch der Stadt nur einen ver-     turschutzes. Beleuchtungen zu ausschließ-
2011 beschränkt (etwa kein Einsatz eines       schwindenden Anteil beiträgt, hat sich ge-    lichen Werbezwecken sind verboten. Be-
vollwertigen PCs als Schreibmaschinen-         zeigt, dass beim Weg zu einem Lebensstil      leuchtungsstärken im öffentlichen Raum
ersatz). Energie verbrauchende Anwen-          der etwa auf regionale und saisonal ver-      sind auf das aus Gründen des allgemeinen
dungen werden im Alltag zurückgedrängt         fügbare Lebensmittel setzt, sanfte Mobi-      Sicherheitsgefühls notwendige Maß redu-
(elektrische Pfeffermühle, elektrischer Do-    lität praktiziert oder die Automatisierung    ziert. Es darf auch im städtischen Bereich
senöffner, elektrischer Bilderrahmen, etc.).   (im Sinne des Einsatzes von Energiever-       wieder ein wenig mehr Nacht werden.
                                               brauchern) im Haushalt wieder reduziert,
  Veranstaltungen und Aktivitäten finden       der Freizeitbereich nicht ausgeklammert
grundsätzlich in den dafür geeigneten Jah-     werden kann.

Erneuerbare Energieträger 2030
Solarenergie                                   tungsabläufe. Die Grundlage dieser Ent-
                                               wicklung war einerseits die Erleichterung
  Die Dachflächen in Wien werden zur En-       für die Errichtung durch die Feststellung,
ergiegewinnung und/oder Begrünung ge-          dass für jedes Gebäude die stadtbildkon-
nutzt. Auch die Fassaden der Gebäude sind      forme Umsetzung einer Solaranlage mög-
nicht nur mehr Außenhaut, sondern ver-         lich ist, andererseits Information und För-
bessern mit ihrer Begrünung das Mikro-         derung auch von Seiten der EVU (Energie-
klima oder dienen der Energiegewinnung.        versorgungsunternehmen) und schließlich
Die Nutzung erfolgt auf energetischer Sei-     die Verpflichtung zu einem von der Nutz-
te vor allem im Bereich Photovoltaik (PV).     fläche abhängigen solaren Mindestertrag
Wien hat etwa 33 km2 Dachflächen mit ei-       in der Bauordnung.
ner Jahreseinstrahlung von über 900 kWh.
Das Potenzial kann ohne zusätzlichen Flä-      Windenergie
chenverbrauch – außerhalb der Fernwär-
meversorgungsgebiete auch durch Solar-           Geräuscharme Kleinwindkraftanlagen
thermie – umgesetzt werden. Begrünte Dä-       (Vertikalrotierer, Darrieus-Rotoren, ...)
cher bieten im dicht bebauten Gebieten Er-     nutzen an geeigneten, hinreichend windex-
holungsräume für die BewohnerInnen. Sy-        ponierten Stellen die Energie des Windes.
nergien mit der Energiegewinnung entste-       Die Stadt ist im Bereich der Kleinwindan-     alog mit der jeweils betroffenen Bevölke-
hen hier etwa bei Terrassenbeschattungen.      lagen auf Gebäuden sorgsam vorgegan-          rung die ersten Pilotprojekte umgesetzt.
Solange die Umstellung der Energiever-         gen. Erst als die Technik einen Stand er-     Die standardisierte Umsetzung von Klein-
sorgung auf Erneuerbare notwendig ist,         reicht hatte, bei dem Prototypen vorhanden    windenergieprojekten folgte erst nach dem
fördert die Stadt Wien die Solarenergie-       waren, die bezüglich Schattenwurf, Stadt-     die Anlagen für den urbanen Bereich er-
nutzung, sowohl finanziell als auch durch      bild, Lärm und Vibrationen eine befriedi-     folgreich getestet wurden und stößt so auf
Information und vereinfachte Verwal-           gende Lösung boten, wurden im engen Di-       breite Akzeptanz.

Verkehr und Energie 2030
 Elektrifizierung des ÖV                       nächst leistungsfähigere im ÖV (Öffentli-     den Bereichen der Stadt, wo es kurze Stre-
                                               chen Verkehr) wird parallel zum zurückge-     cken zulassen, Buslinien auf Elektroan-
 Eine Umstellung von Buslinien auf Stra-       henden MIV (motorisierten Individualver-      trieb umgestellt. Die sonstigen Linien wer-
ßenbahnen im Speziellen und ein Aus-           kehr) durchgeführt. So werden etwa Busli-     den mit plugin-Hybrid- Bussystemen be-
bau von bestehenden Systemen auf das           nien zu Straßenbahnen aufgewertet und in      trieben.

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Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen
Wien 2030

    (Motorisierter) Individualverkehr            tragen so zu einer effizienten Einbindung    auch zu wesentlichen Verbesserungen für
                                                 der fluktuierenden erneuerbaren Energie-     Luft und Lärm. Die Praxis zeigt, dass al-
      Beim Zurückdrängen des MIV wird die        quellen bei. Rad fahren, (auch mit krafts-   le Maßnahmen die auf eine Verringerung
    vorgeschlagene Reduktion der Stellplätze     parenden E-Fahrrädern und Citypedelecs)      des Platzes für den MIV hinauslaufen von
    – in letzter Konsequenz die Abschaffung –    und zu Fuß gehen, ergänzen den ÖV.           großen Widerständen begleitet sind. Die-
    im Straßenraum als effiziente Maßnahme                                                    sem Phänomen konnte, wie etwa bei der
    durchgeführt. Die Reduktion der Flächen        Vordergründig bei dieser Maßnahme          Umsetzung von Fußgängerzonen in der
    für den MIV wird unabhängig von der An-      sind die positiven Effekte auf die öko-      Vergangenheit, nur durch eine rasche Um-
    triebstechnologie vorgenommen. Indivi-       logische Gesamtsituation der Stadt, ei-      setzung begegnet werden.
    duelle E-Mobilität wird demnach nur für      ne Steigerung der Effizienz und kürzere
    die Bereiche gefördert, in denen der MIV     Fahrzeiten bei Fahrten mit dem ÖV. Die         Ziel für den Verkehrsbereich 2030 ist
    notwendig erscheint. Das sind also nur Ni-   Verbesserung der Akzeptanz ist durch ei-     aus energetischer Sicht der Umstieg auf
    schen wie Car-Sharing, innerstädtischer      ne gleichzeitige Steigerung von Komfort      die energieeffizientesten Mobilitätsfor­
    Waren- und Dienstleistungstransport, Ta-     und Attraktivität möglich. Die zukünftige    men. Durch die entsprechende Aufteilung
    xis und ähnliches. In Bezug auf E-Mobi-      deutliche Reduktion des MIV durch seine      des öffentlichen Raums auf die verschie-
    lität werden auch die möglichen Syner-       Verdrängung aus dem öffentlichen Raum        denen NutzerInnen ist eine Umsetzung
    gieeffekte, wie etwa bei Lastmanagement      weist nicht nur große Vorteile bezüglich     sehr rasch möglich.
    und Speichertechnologien, genutzt und        des Energieverbrauchs auf, sondern führt

    Verdichtung der Bebauung
                                                   Die Verdichtung der Bebauung bei           duellen Kosten für Mobilität („Stadt der
                                                 gleichzeitiger Aufrechterhaltung, Siche-     kurzen Wege“) und das „urbane Lebens-
                                                 rung bzw. Verbesserung der öffentlichen      gefühl“. Dadurch wird die Akzeptanz die-
                                                 Grünraumversorgung ist ein Hauptziel         ses Ziels gesteigert.
                                                 der Stadtentwicklung. Die Verdichtung
                                                 gewährleistet, dass qualitativ hochwer-        Bestehende Förderregime für die Er-
                                                 tige Grün- und Freiflächen für alle Nut-     richtung von Einfamilienhäusern müs-
                                                 zerInnen und zur Milderung der Effekte       sen hinterfragt werden. Ein abgestimmtes
                                                 des Klimawandels auch bei begrenztem         Vorgehen mit Niederösterreich und dem
                                                 Raum zur Verfügung stehen. Die Dich-         Burgenland ist dabei sinnvoll.
                                                 te der Besiedlung ermöglicht auch den
                                                 Modal Split in Richtung Umweltverbund          In der Kommunikation ist es wichtig,
                                                 zu lenken. Sinnvollerweise wird entlang      die tatsächlich anfallenden Kosten trans-
                                                 tragfähiger ÖV-Verbindungen verdichtet,      parent zu machen, sodass allen Beteili-
                                                 bzw. werden diese vor der Besiedlung er-     gten die Vorteile des Lebens in der Stadt
                                                 richtet. Günstig sind die positiven Wir-     bewusst werden.
                                                 kungen auf die Infrastruktur, die indivi-

    Wärme und Kälte
    Wärmeversorgung                              brauch pro Nutzfläche billiger als al-       wärmeanteile vorgesorgt. Durch das ab-
                                                 le anderen Energieträger zur Wärme-          sehbare Wegfallen der großen zentralen
      Die vorhandene Fernwärme – vor allem       bereitstellung macht, wird die Verwen-       Stromkraftwerke kommt es auch zu ei-
    aus der Müllverbrennung – wird voll-         dung der vorhandenen Fernwärme garan-        ner Änderung der Fernwärmenetzstruk-
    ständig genutzt. Die Einbindung von Ge-      tiert. Dort wo ein Netzausbau sinnvoll er-   tur, was auch in Einzelfällen zu lokal ab-
    othermie und Prozessabwärme ersetzt          scheint, wird planerisch (potenzielle aber   geschlossenen Teilnetzen in den bis jetzt
    den sinkenden fossilen Anteil der Fern-      auch tatsächliche Deckung des zusätz-        nicht versorgten weniger dicht besiedel-
    wärme. Durch eine Preispolitik, die Fern-    lichen Bedarfs durch Geothermie) für die     ten Randgebieten der Stadt führt.
    wärme bis zu einem bestimmten Ver-           Zeit einer Reduktion der fossilen Fern-

6
Energie, Bauen und Wohnen

  Noch vor dem Ende der sicheren Ver-             Grund der Baustandards und der intelli-       materials“), sodass auch hier aktive Kühl-
sorgung mit fossilen Energieträgern wird          genten Anordnung und Platzierung der Ge-      systeme weitgehend vermieden werden
die Entscheidung getroffen alle Wärme-            bäude nicht erforderlich. Beschattungssy-     können. Der im Einzelfall verbleibende
quellen so nachzunutzen, dass eine Abga-          steme und Bepflanzung (Dach- und Fassa-       Restkühlbedarf (z. B. die Wärmeabgabe
be von Wärme an die Umwelt in der Regel           denbegrünung) kühlen ohne oder mit ge-        aus großen EDV-Einrichtungen, wenn sie
nur noch auf einem Temperaturniveau von           ringem Energieaufwand.                        nicht in andere Systeme umgeleitet wer-
unter 30° C erfolgt. So wird nicht nur der          Durch gesetzliche Vorgaben für die Ar-      den kann) wird auf Basis erneuerbarer En-
Energieverbrauch drastisch gesenkt, son-          chitektur ist im Wohnungsneubau der Ein-      ergie abgedeckt (Solare Kühlung, Kühlung
dern auch die Belastung der Umwelt durch          satz aktiver Kühlsysteme weitgehend be-       durch den Erdkörper). Neue aktive Kühl-
den Eintrag von Wärme in Ökosysteme ef-           schränkt. Im Nicht-Wohnungsbau (Büro-         anlagen sind genehmigungspflichtig und
fektiv auf sehr niedrigen Niveau begrenzt.        gebäude, Dienstleistungsgebäude, Schu-        nur in Ausnahmen bewilligungsfähig. Bei
                                                  len) gelten strenge Anforderungen für die     einem möglichen Fernkälteanschluss ist
Kühlung                                           eingesetzte Geräteausstattung und Lüf-        die Errichtung einer autonomen Kühlanla-
                                                  tungsanlagen sowie für eingesetzte Bau-       ge allerdings verboten.
 Prinzipiell ist eine Gebäudekühlung auf          materialien (PCM’s – „phase changing

 Energieeffizienz von Gebäuden
 Thermische Sanierung                              Standards geführt. Nicht zuletzt durch        reits bei der Beschaffung und dem Ein-
                                                   Vorgaben seitens der Europäischen Uni-        satz von Baumaterialien längerfristige As-
   Das Wohnungseigentumsgesetz wird wei-           on werden durchwegs Plus-Energiehäu-          pekte wie die gesundheitliche Wirkung,
 ter entwickelt, sodass Sanierungen erleich-       ser gebaut, also Passivhäuser, die vor Ort    die nachwachsenden Rohstoffe, die „graue
 tert werden (Mehrheitsentscheidung). Die          mehr Energie erzeugen als sie verbrau-        Energie“ und das Recyclingpotenzial Be-
 Gebäude werden in Hinblick auf die lang-          chen. Die anfangs zu beobachtende Ten-        achtung finden und kurzfristige – wie der
 fristige Wirkung einmal getroffener Maß-          denz der Verlagerung von Heizenergie-         geringste Anschaffungspreis – in den Hin-
 nahmen so saniert, dass das Energie-Ein-          bedarf auf Strombedarf (für die aufwän-       tergrund treten. Auch die gezielte Wieder-
 sparungspotential, bei gleichzeitiger nach-       digere Haustechnik wie permanente Be-         gewinnung von Materialien aus Abbruch­
 haltiger Bestands- und Benutzbarkeitssi-          lüftung der Räume) wird durch die Weiter-     objekten und Baustellenabfällen („urban
 cherung, zur Gänze ausgeschöpft wird. Vor         entwicklung vor allem der automatischen       mining“) ist Praxis. „Umweltproblema-
 jeder Generalsanierung findet eine umfas-         Lüftungssysteme gebrochen, sodass der         tische“ Baustoffe sind aufgrund gesetz-
 sende Prüfung durch ExpertInnen statt, wel-       Gesamtenergiebedarf der Gebäude stetig        licher Vorgaben vom Markt.
 che, nach physikalischen, ökonomischen            sinkt. Unterstützende technologische Ent-
 (Life-Cycle-Assessments), ökologischen            wicklungen werden bei der CO2-Steuerung
 und sozialen Aspekten die optimale Sanie-         der Lüftungstechnik und bei dynamischen       Impressum:
 rungsvariante ermitteln. Ganz wesentlich für      Haustechniksystemen (mit Bedarfssteue-         Medieninhaberin und Herausgeberin:
 die Rahmenbedingungen der thermischen             rung) angewandt. Ein weiterer wichtiger        Wiener Umweltanwalt­schaft,
 Sanierung ist die Bewahrung der unter-            Aspekt ist die umfassende Adaptierung der      Muthgasse 62, 1190 Wien
 schiedlichen Baustile, die Nachvollziehbar-       Haustechnik nach der Sanierung eines Ge-       Tel.: 01/37979/0
 keit des Gangs der Baugeschichte bzw. die         bäudes. Das Ziel bei der Verbesserung der      E-Mail: post@wua.wien.gv.at
 baukulturellen Besonderheiten. Dadurch            Haustechnik lautet „Minimierung des Pri-       web: www.wua-wien.at
 kommt es zur Neuentwicklung geeigneter            märenergiebedarfs“. Durch die gebäudein-       Redaktion: Romana Uhyrek
 Dämmstoffe und -techniken, um auch in Zu-         tegrierte, erneuerbare Energiegewinnung        Gestaltung: DYNAMOWIEN
 kunft wieder erkennbare, identitätsgebende        vor Ort wird der Gebäudebestand Wiens          Cover: H. Raimund
 Stadtteile zu erhalten. Ein weiterer wichtiger    auch zusehends krisensicherer. Stromaus-       Druck: Gugler cross media,
 Aspekt ist das Problem der Luftraumhygie-         fälle haben nicht mehr die schwerwie-          3390 Melk, gedruckt auf ökolo­
 ne durch „zu dichte“ Gebäude ohne kontrol-        genden Auswirkungen wie früher.                gischem Druckpapier aus der Mu-
 lierter Wohnraumlüftung.                                                                         stermappe von „ÖkoKauf Wien“ und
                                                   Ökologische Baumaterialien                     nach der Richtlinie „Schadstoffarme
 Innovative Haustechnik                                                                           Druck­erzeugnisse“ des
                                                     Durch die Einführung verpflichtender         Österreichischen Umwelt-
                                                                                                                                              Gedruckt nach der Ric
   Bestrebungen zur umfassenden Steige-            Gebäudezertifizierungen ist eine umfas-        zeichens, UWZ 609.
                                                                                                                                              Umweltzeichens. gugl
 rung der Energieeffizienz haben zur Veran-        sende Lebenszeitbetrachtung von Bau-
 kerung des fortgeschrittenen Passivhaus-          stoffen für Gebäude etabliert, sodass be-

                                                                                                                                                    7
Umweltrecht – Aktuelles
    Nationalrat beschließt                         Ökostromgesetz 2012 wurde auch erstmals       gestellt, wobei jeweils Abschläge zu den
                                                   ein Zielwert für Photovoltaikstrom festge-    ursprünglich zugesicherten Beiträgen in
    Ökostromgesetz 2012                            legt. Die angestrebten 1.000 MW instal-       Kauf zu nehmen sind. Das jährliche Un-
                                                   lierte Leistung bis 2020 würden eine Ver-     terstützungsvolumen wurde von 21 auf 40
      Der Erstentwurf des Ökostromgesetzes         zehnfachung bedeuten und sind im Ver-         Mio. angehoben.
    vom April 2011 wurde von den Interessens-      gleich zu Deutschland und Tschechien al-
    vertretungen der Windkraft- und Photovol-      lerdings eher bescheiden. Deutschland hat     Sind die Mittel zur Zielerreichung
    taikbetreiber und von den Umwelt-NGOs          alleine im Jahr 2010 über 7.300 MW instal-    ausreichend?
    in der Luft zerrissen. Daraufhin hat das für   liert. Das flächen- und einwohnermäßig mit      Die Beantwortung der Frage hängt einer-
    den Entwurf zuständige Wirtschaftsmi-          Österreich vergleichbare Tschechien hat im    seits von der Entwicklung des Strompreises
    nisterium noch ein wenig nachgebessert.        Jahr 2010 knapp 1.500 MW installiert. Die     ab. Grundsätzlich geht man davon aus, dass
    Dieser neue Entwurf wurde schließlich be-      Erreichung der Ökostromziele ist durch die    der Strompreis auf Grund des teilweisen
    schlossen und mit BGBl. I Nr. 75/2011 von      E-Control alle zwei Jahre zu überwachen       Ausstieges vom Atomstrom in Europa mit-
    29.7.2011 kundgemacht.                         und das Wirtschaftsministerium über die       telfristig steigen wird, was den erneuerbaren
                                                   Entwicklungen regelmäßig zu informieren.      Energieträgern entgegenkommen würde.
    Ziele für Ökostrom festgelegt
      Das neue Gesetz sieht bis 2020 mengen-       Mittel zur Zielerreichung 		                   Entscheidend ist, wie sich die Erneuer-
    mäßige Ausbauziele vor. Wasserkraft soll       (Unterstützungsvolumen)                       baren in Zukunft technisch weiterentwi-
    um weitere 1.000 MW, Windkraft um wei-           Zum Abbau der in den letzten Jahren auf-    ckeln. Einsparungspotential ist jedenfalls
    tere 2.000 MW ausgebaut werden. Bei der        gestauten Wartelisten werden für Wind-        bei einer Reduktion der Produktionskosten
    Windkraft würde dies eine Verdreifachung       kraft einmalig weitere 60 Mio. und für Pho-   und bei einer höheren Energieausbeute der
    der derzeitigen Kapazität bedeuten. Im         tovoltaik einmalig weitere 28 Mio. bereit-    Anlagen möglich.

    UVP-G – Schnellstraßen                         tungsgerichtshof, in einer mit dem gericht-   Forderung der Umweltanwalt-
    und Hochleistungsstrecken                      lichen Verfahren vergleichbaren und wirk-     schaften
                                                   samen Weise, ausreichende Tatsachen-            Die Forderung der Umweltanwaltschaf-
    VfGH revidiert Entschei-                       grundlagen zu erarbeiten, um die maßgeb-      ten nach einem starken Umweltsenat, der
                                                   lichen Rechtsfragen beurteilen zu können.     auch für Infrastrukturmaßnahmen zustän-
    dung des VwGH                                                                                dig ist, bleibt im Sinne eines effektiven
      Der Verfassungsgerichtshof (VfGH)              Im Ergebnis erfüllt der Verwaltungsge-      Rechtsschutzes vollinhaltlich aufrecht.
    korrigierte den Verwaltungsgerichtshof         richtshof bei verfassungs- und konventi-
    (VwGH) in seiner Entscheidung vom 28.          onskonformer Wahrnehmung seiner ge-           Der Umweltsenat
    Juni 2011 zu Zl. B 254/11-18 insofern          setzlichen Befugnisse zur Sachverhalts-       • entspricht den hohen Anforderungen des
    als bei Umweltverträglichkeitsprüfungs-        kontrolle, die Anforderungen an ein Ge-         EU-Rechts an ein Gericht
    verfahren nach dem dritten Abschnitt des       richt im Sinne des Art. 6 EMRK.               • arbeitet seit dem Jahr 1995 als Beru-
    UVP-G (Schnellstraßen und Hochleis-                                                            fungsinstanz in UVP-Verfahren
    tungsstrecken) in zweiter Instanz nicht der    Folgen der VfGH-Entscheidung                  • verfügt über langjährige Erfahrungen in
    Umweltsenat zuständig ist, sondern sofort        Die unbefriedigende Rechtslage bleibt         der Handhabung UVP-relevanter Sach-
    der Verwaltungsgerichtshof anzurufen ist.      aufrecht, dass bei Infrastrukturvorhaben        verhalte und Bestimmungen
                                                   des dritten Abschnittes UVP-G nach der        • verfügt über die infrastrukturelle Grund-
    Begründung der Entscheidung des                Entscheidung des Verkehrsministeriums           ausstattung, die es lediglich zu erweitern
    VfGH:                                          sofort der Verwaltungsgerichtshof anzuru-       gilt
      Die Kognitionsbefugnis im Sinne des          fen ist. Wenngleich nach Ansicht des Vf-      • ist dadurch in der Lage UVP-Verfah-
    Unionsrechtes ist insofern ausreichend als     GH den europarechtlichen Vorgaben da-           ren ohne Einarbeitungszeit zweckmäßig,
    der Verwaltungsgerichtshof den von der         mit Genüge getan ist, besteht doch ein be-      rasch, einfach und kostensparend zu erle-
    belangten Behörde angenommenen Sach-           trächtliches Rechtsschutzdefizit, da die        digen
    verhalt auf dessen Vollständigkeit prü-        Bescheide des Verkehrsministeriums im         • ist im Lebensministerium angesiedelt
    fen und allenfalls den angefochtenen Be-       Instanzenzug nicht mehr abänderbar sind       • entscheidet nicht über „eigene“ Be-
    scheid wegen Rechtswidrigkeit in Fol-          und das verwaltungsgerichtliche Verfahren       scheide, sondern nur über Bescheide von
    ge Verletzung von Verfahrensvorschrif-         mit einem beträchtlichen Mehraufwand            Behörden außerhalb des Ministeriums
    ten aufheben kann. Die Erwägungen der          verbunden ist. Auch die vom Verkehrsmi-       • besetzt seine Senate so, dass in jedem
    Behörde bei der Beweiswürdigung selbst         nisterium beabsichtigte Einrichtung eines       Einzelfall personelle Abhängigkeiten
    unterliegen der verwaltungsgerichtlichen       „Infrastruktursenates“ erübrigt sich durch      ausgeschlossen werden können.
    Nachprüfung auf ihre Schlüssigkeit. Diese      die jüngste VfGH-Entscheidung.
    Vorschriften ermöglichen es dem Verwal-

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