E-Home Energieprojekt 2020 Forschung für die Energiezukunft - Netze für neue Energie
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e-Home Energieprojekt 2020 Forschung für die Energiezukunft Netze für neue Energie e-Home Energieprojekt Avacon AG 1
Inhaltsverzeichnis 4 Kapitel 1 – Ausgangsfragen Das e-Home Energieprojekt 2020 6 Kapitel 2 – Die Kommunen Warum Stuhr und Weyhe? 8 Kapitel 3 – Smartes Zuhause Intelligentes Zusammenspiel 10 Kapitel 4 – Elektromobilität Die Zukunft fährt elektrisch 14 Kapitel 5 – Der RONT Das Herzstück geht in Serie 16 Kapitel 6 – Forschungsergebnisse Die Energiezukunft auf dem Land 21 Kapitel 7 – Blick in die Zukunft Darauf bauen wir auf Impressum: Herausgeber: Avacon AG, Schillerstraße 3, 38350 Helmstedt Stand: März 2017 Bildnachweise: Martin Sassenberg (S. 7), Gemeinde Stuhr (S. 7), Siggi Schritt (S. 12), diyanadimitrova / Fotolia (S. 17), alle anderen Fotos Avacon und trurnit Redaktion: Avacon AG in Zusammenarbeit mit trurnit Leipzig GmbH / Standort Berlin Gestaltung: trurnit Publishers GmbH Druck: TEAMDRUCK GmbH 2 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
Liebe Leserinnen, liebe Leser, durch Klimatechnologie und intelligente Zähler, um wir haben uns frühzeitig den Herausforderungen die Energieflüsse im Haus stets transparent im der Energiewende gestellt und uns gefragt, wie die Blick zu haben. Energiezukunft aussieht. Denn als regionaler, länd- lich geprägter Flächennetzbetreiber befinden wir Um die gestiegenen Anforderungen an unser uns mitten im Kerngeschehen der Energiewende. Stromnetz zu meistern, haben wir im Rahmen von Sie ist in vollem Gang – und findet vor allem auf e-Home maßgeblich an der Entwicklung des regel- dem Lande statt. Dies fordert allen Beteiligten baren Ortsnetztransformators (RONT) mitgewirkt. erhebliche Anstrengungen ab. Als Herzstück des Projekts können mit Hilfe vom RONT die Kapazitäten in den Verteilnetzen schnell Im e-Home Energieprojekt 2020, das wir Ihnen hier und einfach erhöht werden. Das ist ein wesent- vorstellen, haben wir mit mehreren Partnern seit licher Vorteil im Gegensatz zu meist aufwändigen 2011 die Energieversorgung der nahen Zukunft und teuren Baumaßnahmen zur Netzverstärkung. erforscht. Unter realen Bedingungen haben wir in einer Modellregion in den Gemeinden Stuhr und Das e-Home Energieprojekt schlägt eine Brücke ins Weyhe, südlich von Bremen, das Zusammenspiel Jahr 2020, das nun gar nicht mehr so fern ist. Wir zukunftsweisender Technologien und deren Aus- freuen uns sehr über den Erfolg und nutzen die wirkungen auf unsere Stromnetze erprobt, um Ergebnisse, um daraus effiziente Netzkonzepte zu intelligente Lösungen für leistungsstarke Energie- entwickeln – für eine sichere und zuverlässige netze zu finden. Energieversorgung von morgen. In zwei Ortsnetzen testeten 32 Haushalte die kli- Freundliche Grüße mafreundliche Kombination aus Elektroauto, das Ihre Avacon AG mit Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage geladen wird, und einem Batteriespeicher, um selbst produzierte Energie auch bei Dunkelheit zu nutzen. Ergänzt wird der Haushalt der Zukunft e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 3
Kapitel 1 | Ausgangsfragen 1 Das e-Home Energieprojekt 2020 Der Grünstromanteil im Avacon-Netz- Die Verteilnetze im Mittel- und Niederspannungs bereich kommen durch die rasant wachsende, aber gebiet ist mehr als vier Mal so hoch stark schwankende Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse zunehmend an ihre Grenzen. wie der Bundesdurchschnitt. Die seit Jahrzehnten praktizierte Form des konven- tionellen Netzausbaus kann dabei die neuen Anfor- Damit ist die Region, in der Avacon derungen nicht mehr erfüllen. Gefragt sind intelli- zu Hause ist, ein Vorreiter der gentere Formen für Energienetze, welche die zunehmend dezentrale Erzeugung und Einspeisung Energiewende. Um ihre Netze für von Erneuerbaren Energien, neue Formen der Mobi- lität und sich ändernde Anforderungen der Verbrau- die zukünftigen Anforderungen fit cher berücksichtigen und gleichzeitig eine stabile zu machen, hat Avacon das e-Home Energieversorgung garantieren. Energieprojekt 2020 ins Leben Intelligentes Zusammenspiel Wie wird die Energieversorgung unseres Zuhauses gerufen. zukünftig aussehen? Wie funktioniert das Zusammen- spiel von innovativer Haustechnik, Elektrofahrzeug und einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) auf dem Dach oder Carport? Wie verändern Energiewende und Elektromobilität unseren Lebensalltag von morgen? Diesen und weiteren Fragen widmete sich das e-Home Energieprojekt 2020, das Avacon zusammen mit einer Reihe wissenschaftlicher Partner Anfang 4 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
2011 2020 Transport Transport Stadt Land Stadt Land Stadt Land Stadt Land 2 3 „Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende auf Netzebene 1 Familie Sakwil aus Weyhe lebt seit 2011 als e-Home Haus- kann nur durch das Zusammenspiel der verschiedenen Markt- halt in der Energiezukunft. partner und Technologien gelingen. Mit dem e-Home Energie 2 2011, zu Beginn des e-Home Energieprojekts 2020, erfolgte projekt 2020 haben wir deshalb neue Wege beschritten, um die Stromerzeugung weitge- gemeinsam ein realistisches Bild der Energieversorgung von hend zentral. 3 Vor allem in ländlichen Regi- morgen zu gewinnen.“ onen wird Strom heute meist dezentral produziert. Bis zum Heiko Emmermann, Projektleiter e-Home Energieprojekt 2020 Jahr 2020 wird die eingespei- ste Energie aus Wind-, Biogas- und Photovoltaik-Anlagen wei- ter steigen. 2011 startete. Das deutschlandweit einmalige Projekt konzentrierte sich dabei nicht auf einzelne Technolo- Interdisziplinäres Forschen gien oder Netzstrukturen, sondern zeichnete mit seinem interdisziplinären Ansatz ein praxisnahes und Der interdisziplinäre Forschungsansatz des e-Home umfassendes Bild der Energieversorgung ab 2020. Energieprojekts 2020 untersuchte technische, aber auch wirtschaftliche, juristische und sozialwissen- Intelligentes Zusammenspiel schaftliche Aspekte. Im Mittelpunkt stand die Frage, Dazu wurden 32 Modell-Haushalte in den Gemeinden was die Energiewende für die Stromnetze und die Stuhr und Weyhe bei Bremen für das Forschungs Stromversorgung bedeutet. Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (efzn) projekt mit PV-Anlagen, innovativer Klimatechnolo- in Goslar begleitete das e-Home Energieprojekt 2020 gie, Elektrofahrzeugen, intelligenten Stromzählern wissenschaftlich. Im Rahmen dieses Verbundprojekts (sogenannten Smart Metern) und stationären Batte- arbeiteten im technischen Bereich das Institut für riespeichern ausgestattet. Das technologische Herz- Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanla- stück des Vorhabens bildete der von A vacon gemein- gen (elenia) der TU Braunschweig, das Institut für sam mit der Maschinenfabrik Reinhausen entwickelte, Elektrische Energietechnik (IEE) der TU Clausthal sowie das Institut für Energieversorgung und Hochspan- regelbare Ortsnetztrafo (RONT), der die Spannungs- nungstechnik (IEH) der Leibniz Universität Hannover regelung in den Ortsnetzen analog zur Energieerzeu- und im geisteswissenschaftlichen Bereich das Institut gung dezentralisiert. Im Zusammenspiel der ver- für deutsches und internationales Berg- und Energie- schiedenen Technologien und Fragestellungen recht (IBER) der TU Clausthal und das Institut für standen so zwei reale Forschungsnetze zur Verfü- Psychologie der Technischen Universität Braunschweig, die Professur für Produktion und Logistik (PPL) sowie gung, in denen über sechs Jahre die Auswirkungen das Interdisziplinäre Zentrum für Nachhaltige Ent- des veränderten Einspeise- und Verbraucherverhal- wicklung (IZNE) der Georg-August-Universität Göttin- tens auf die Ortsnetze unter Alltagsbedingungen gen in enger Abstimmung mit Avacon zusammen. gemessen und ausgewertet werden konnten. e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 5
Kapitel 2 | Die Kommunen 1 Warum Stuhr und Weyhe? Die Kommunen Stuhr und Weyhe Um das Stromnetz der Zukunft möglichst realitäts- nah zu simulieren, wurden für das e-Home Energie wurden für das e-Home Energie projekt 2020 geeignete Modellregionen gesucht. Die Wahl fiel auf die Kommunen Stuhr und Weyhe projekt 2020 ausgewählt, um das im Landkreis Diepholz. „Die beiden Gemeinden erfüllten bestimmte infrastrukturelle, netztech- Energienetz der Zukunft zu testen. nische und soziodemografische Voraussetzungen. Die Gemeinden im Landkreis Diepholz Gleichzeitig stehen sie exemplarisch für das länd- lich geprägte Verteilnetzgebiet der Avacon“, erklärt haben sich zu innovativen Modell Avacon-Kommunalreferent Hermann Karnebogen. regionen im Verteilnetzgebiet der Modellregionen mit Standortvorteil Avacon entwickelt. Stuhr und Weyhe liegen südlich der Hansestadt Bremen dicht beieinander. Nur knapp 10 Kilometer trennen die beiden Gemeinden. In Stuhr leben auf etwa 82 Quadratkilometern rund 33.000 Einwohner. Die Gemeinde zeichnet sich durch wirtschaftliches Wachstum, gute Infrastruktur sowie ein breites Bildungsangebot aus. Das macht Stuhr besonders bei jungen Familien beliebt. Im Februar 2009 wurde der Verein „Stuhr plus – Forum Energie effizientes Bauen + Modernisieren“ mit dem Ziel gegründet, über Energieeinsparung und Energie effizienz näher zu informieren. Stuhr plus war ein 6 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
„Durch das e-Home Energieprojekt 2020 sind wir Teil einer innovativen Modellregion: Das Elektroauto vor der Tür, die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und die Klimaanlage, meist gespeist mit der selbst produzierten Energie aus der Sonne – das ist für die e-Home Teilnehmer bereits heute gelebter Alltag. Wir sind stolz, dass wir in Weyhe unseren Teil zu diesen Forschungsergebnissen beitragen konnten.“ Dr. Andreas Bovenschulte, Bürgermeister der Gemeinde Weyhe „Ich freue mich, dass unsere Gemeinde daran teilha- ben durfte, die Energieversorgung der Zukunft mitzu- gestalten. Die Bürger, die am e-Home Energieprojekt 2020 teilgenommen haben, konnten sich sehr damit identifizieren und machten das Projekt allein durch den täglichen Einsatz der Elektroautos auch in Stuhr sichtbar. “ Niels Thomsen, Bürgermeister der Gemeinde Stuhr 1 e-Home Landschaft: Blick von Weyhe in Richtung B remen. Die ländlich ge- prägten Gemeinden Stuhr und Weyhe stehen exemplarisch für die vielen Kommunen, die das Netzgebiet von Avacon prägen. artner vor Ort für das e-Home Energieprojekt 2020. P Weyhe ist die Gemeinde mit der höchsten Bevölke- rungsdichte im Landkreis Diepholz. Rund 30.000 Ein- wohner leben auf etwa 60 Quadratkilometern. Eine Hamburg Stuhr gute Infrastruktur und die Lage mitten im Grünen schätzen vor allem Familien zum Wohnen. Die Initia- Weyhe tive „Klimaschutz Weyhe Plus“, seit 2007 eine Koope- Bremen ration der Gemeinde Weyhe mit örtlich ansässigen Fachbetrieben, hat das Ziel, den Klimaschutz auf lokaler Ebene in der Gemeinde Weyhe zu fördern. Hannover Leuchtturmprojekt für die Region Helmstedt Damit Stuhr und Weyhe zum Vorreiter beim nachhal- tigen Netzausbau werden konnten, wurden für das e-Home Projekt Prognosen über den zu erwartenden Energiebedarf erstellt. So rechnen die Wissenschaftler für den Landkreis Diepholz mit einer Steigerung des elektrischen Energieverbrauchs bis zum Jahr 2030 um voraussichtlich 15 Prozent im Vergleich zu 2011, als das Projekt startete. Zwar wurde ein leichter Bevölke- rungsrückgang und damit ein reduzierter Energie Frankfurt a. M. bezug der Haushalte prognostiziert, dem gegenüber 110-kV-Netzgebiet Avacon steht aber ein steigender Energiebedarf für neue Verteilnetzgebiet Avacon Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos. e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 7
Kapitel 13 | Prolog Smartes Zuhause Intelligentes Zusammenspiel Wie sieht das zukünftige Zusammen Mit dem e-Home Energieprojekt 2020 erforschte Avacon von 2011 bis 2017 die Energieversorgung der spiel einer dezentralen Stromeinspei Zukunft unter realen Bedingungen: 32 Forschungs- haushalte in Stuhr und Weyhe bildeten mit Photo- sung mit Elektromobilität, dem neuen voltaik-Anlagen, moderner Klimatechnik, Elektro autos, intelligenten Zählern und Batteriespeichern Nutzerverhalten und einer optimier einen Alltag ab, wie er in der nahen Energiezukunft ten Netzinfrastruktur aus? im Jahr 2020 aussehen könnte. Das sind die Grundfragen des e-Home Intelligentes Zusammenspiel Das Besondere am e-Home Energieprojekt 2020: Energieprojekts 2020, denen nicht nur Avacon untersuchte nicht einzelne Zukunftstechno- Avacon in Zusammenarbeit mit den logien für sich, sondern das Zusammenspiel mehre- rer zukunftsweisender Ansätze. Das war nötig, um Wissenschaftlern auf den Grund ging, alle wahrscheinlich eintreffenden Entwicklungen zu berücksichtigen, die in den nächsten Jahren auf die sondern vor allem die Teilnehmer, in Versorgungsnetze zukommen werden. deren Zuhause die Energiezukunft Schon die nötige Infrastruktur musste vorab opti- miert werden: Die bestehenden Leitungen wurden bereits stattfindet. verstärkt oder ausgetauscht. Für den Anschluss von regelbaren Ortsnetztrafos (6), dem Herzstück des Projekts, wurden extra neue Leitungen verlegt. Die teilnehmenden Haushalte wurden mit einer Photovoltaik-Anlage (1) auf dem Dach, innovativer 8 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
2017 26.03.2017 e-Home Abschlussveranstal- tung „e-Home sagt Danke“ auf Frühjahrs- markt in Weyhe 13.12.2016 Abschluss-Forschungstreffen mit beteiligten Forschungspartnern in Hannover 2016 22.05.2016 Oldtimermarkt in Stuhr mit Sonderausstellung „Geschichte der Elek- tromobilität“ 17.05.2015 Oldtimermarkt in Stuhr mit Sonderausstellung „Energiewende(n)“ 2015 01.05.2015 Beginn Förderprogramm Elek- tromobilität e-Load in den Landkreisen Diepholz und Nienburg (Weser) 27.09.2014 Forum Elektromobilität im 1. Photovoltaik-Anlage Weyher Theater 2. Klimatechnik 11.06.2014 Einweihung e-Home Schnell 3. E-Ladestation und Elektroauto ladestation in Dille 4. Smart Metering / intelligenter Stromzähler 10.05.2014 e-Home Geburtstag mit Pro- jektverlängerung um weitere drei Jahre 5. Transparenter Energieverbrauch – mit Fahrzeugübergabe vom Modell Nissan beeinflusst das Nutzerverhalten Leaf auf Weyher Marktplatz 6. Regelbarer Ortsnetztransformator (RONT) 2014 Frühjahr 2014 Installation des weiteren Forschungsmoduls Batteriespeicher in e-Home Haushalten 7. Batteriespeicher 30.09.2013 Infoabend für Teilnehmer vor Projektverlängerung in Weyhe September 2013 e-Home Ortsnetzstation mit Trafokunst gestaltet Klimatechnik (2) für die häufig genutzten Wohn- 2013 Juni 2013 Probefahrten für e-Home Teil- nehmer mit nächster Fahrzeuggeneration räume, intelligenten Stromzählern (Smart Metern) Nissan Leaf (4), einem Batteriespeichersystem (7) für die Nut- 20.11.2012 Einweihung e-Home Schnell zung der Sonnenenergie auch bei Nacht und einem ladestation in Brinkum am Ochtum-Park Elektroauto (3) ausgestattet. 2012 30.08.2012 e-Home Innovationstag auf Gut Varrel Neues Energiebewusstsein Über einen Zeitraum von sechs Jahren untersuchte 11.08.2011 Offizielle Inbetriebnahme der Avacon zusammen mit seinen Partnern aus der Wis- e-Home Ortsnetzstation mit dem RONT senschaft in den Projekthaushalten das Zusammen- spiel der verschiedenen „Zukunftsbausteine“. Als 14.05.2011 Fahrzeugübergabe Peugeot iOn „Energiepioniere“ erzeugten, nutzten und speicher- ten die Bewohner der „e-Homes“ die Solarenergie Mai 2011 Beginn des e-Home Energiepro- jekts 2020 aus der eigenen Photovoltaik-Anlage – oder speis- ten sie ins Netz ein. Die Teilnehmer hatten ihren Frühjahr 2011 Projektvorbereitungen: Energieverbrauch durch die transparente Darstel- Installation von Klimaanlage, Smart Meter, lung der Stromflüsse in Echtzeit (5) im Blick und Messtechnik, Wall-Box für das Elektroauto in e-Home Haushalten konnten so ihr Verhalten an die Bedingungen anpas- sen. Mit den Teilnehmern in Stuhr und Weyhe stan- den Avacon und den Wissenschaftlern zwei reale 2011 Februar 2011 Teilnahmebestätigung für die durch Avacon ausgewählten e-Home Forschungsnetze zur Verfügung, in denen die Auswir- Haushalte und Begrüßung im Projekt kungen des veränderten Einspeise- und Verbraucher- verhaltens auf die Ortsnetze unter realen Bedin- 2010 Oktober 2010 Beginn Bewerbungsphase für Bewohner in teilnehmendem Wohn gungen gemessen und ausgewertet werden konnten. gebiet e-Home e-Home Energieprojekt Energieprojekt 2020 Avacon AG 9
Kapitel 4 | Elektromobilität 1 Die Zukunft fährt elektrisch Mit der Energiewende geht auch eine Welche Rolle spielen Elektroautos für die Mobilität der Zukunft? Geht es nach den Vorstellungen der Mobilitätswende einher. Elektrofahr Bundesregierung, rollen bis zum Jahr 2020 eine Mil lion Stromer über deutsche Straßen. Eine optimis zeuge können klimaschädliche Emis tische Prognose, wenn man auf die aktuellen Zahlen schaut: Der Anteil der reinen Elektroautos und Plug- sionen von herkömmlichen Verbren in-Hybride an den neu zugelassenen Fahrzeugen nern deutlich verringern, wenn sie mit liegt in Deutschland unter einem Prozent. 2016 wur den hierzulande knapp 11.500 Elektrofahrzeuge zuge Erneuerbarer Energie geladen wer lassen – trotz Anschaffungsprämie sogar ein Rück gang gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent. den. Aus diesem Grund nahm Avacon Experten sehen Elektrofahrzeuge mit Blick auf die im e-Home Energieprojekt 2020 die jüngsten Abgasskandale, einem Boom der Elektro autos in China und einer Produktoffensive bei renom Elektromobilität in einem Langzeittest mierten Marken jedoch mittelfristig im Aufwind. unter die Lupe. Zentrale Fragen zur Elektromobilität Auch Avacon geht davon aus, dass die Elektromobili tät weiter Fahrt aufnimmt. In diesem Zusammenhang nahm sie im e-Home Energieprojekt 2020 eine zen trale Rolle ein. Folgende Aspekte standen im Mittel punkt: Wie ändert sich das Mobilitätsverhalten, wenn man auf ein Elektroauto umsteigt? Wie funktioniert das Zusammenspiel aus dezentraler Erzeugung über 10 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
2 „Elektromobilität ist bereits seit 2011 ein wichtiger Baustein 1 Jens Tiekenheinrich, Experte für Elektromobilität bei Avacon, im e-Home Energieprojekt 2020. Die Akzeptanz der Kunden mit dem Nissan Leaf auf dem nimmt durch den technischen Fortschritt bei Reichweite und Marktplatz in Weyhe. 2 Mit dem Forschungsprojekt Komfort von Jahr zu Jahr zu. Deshalb ist die Elektromobilität untersuchte Avacon, wie Elek insbesondere für Avacon als regionalem Netzbetreiber auch tromobilität im ländlichen Raum funktioniert. in den nächsten Jahren ein hochinteressantes Thema, das wir aktiv mitgestalten wollen!“ Jens Tiekenheinrich, Avacon-Experte für Elektromobilität Photovoltaik auf dem eigenen Dach, innovativer Haus technik und einem Elektroauto inklusive Ladestation in der Garage? Welche Anforderungen stellt eine wachsende Anzahl von Elektrofahrzeugen an die öffentliche Stromnetztechnik und die Netzsteuerung? Begeisterte Testfahrer Um diese und viele andere Fragen zu beantworten, wurden die Bewohner der 32 Test-Haushalte in Stuhr und Weyhe sechs Jahre lang zu Testfahrern. Avacon Förderprogramm e-Load In der ersten Projekthälfte fuhren sie zunächst einen Peugeot iOn. 2014 erhielten sie mit dem Nis san Leaf ein E-Auto der nächsten Generation, das Sonnenenergie auf dem Dach, Elektromobilität auf größer und moderner ausgestattet war und eine der Straße – diese Kombination zahlt sich für Ener- höhere Reichweite erzielte. gie-Pioniere aus. Mit dem Förderprogramm e-Load Berührungsängste? Fehlanzeige! Statt der erwar weitet Avacon die Testregion von e-Home aus und teten 6.000 legten die Stromer pro Haushalt und unterstützt den Kauf eines Elektroautos oder Plug- Jahr durchschnittlich 10.000 Kilometer zurück. Ein in-Hybriden mit 2.020 Euro. Von diesem Förderpro- erstes Indiz für die Alltagstauglichkeit der Elektro gramm profitieren alle Einwohner in den Land autos. Zudem zeigte sich, dass die Fahrzeuge über kreisen Diepholz und Nienburg/Weser, die eine funktionsfähige Photovoltaik-Anlage betreiben, die wiegend an der hauseigenen Ladebox aufgetankt an das Stromnetz der Avacon angeschlossen ist. wurden. Diese Erkenntnisse stimmen mit den Mehr Infos: www.ehomeprojekt.de/e-load Ergebnissen des Energie-Forschungszentrums Nie dersachsen überein, wonach für den Arbeitsweg e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 11
1 2 und den Einkauf eine Reichweite von 100 Kilome Förderprogramm für Kommunen tern normalerweise ausreicht, um die Akkus dann über Nacht daheim wieder aufzuladen. Avacon unterstützt Kommunen, die ihren Fuhrpark Ladeinfrastruktur ist essentiell um neue E-Autos oder Plug-in-Hybride erweitern, Um den Weg in eine elektromobile Zukunft zu mit einer attraktiven Förderung. Für jedes neue ebnen, ist aber auch der Ausbau einer öffentlichen Elektroauto erhalten Kommunen im gesamten Ladeinfrastruktur notwendig. Die Bundesregierung Verteilnetzgebiet drei Jahre lang 100 Euro monat- lich. Als Gegenleistung werden die E-Autos in rechnet mit notwendigen 36.000 normalen Lade angemessener Größe mit einem Slogan und dem punkten und 7.000 Schnellladestationen bis zum Avacon-Logo beklebt. Das Förderprogramm endet Jahr 2020. Das ist eine Mammutaufgabe für alle zum 31. Januar 2018 beziehungsweise wenn der Beteiligten. Fördertopf ausgeschöpft ist. Avacon testet öffentliche Ladepunkte schon seit Mehr Infos: www.avacon.de/e-autos Jahren. So errichtete der Netzbetreiber bereits 2012 eine Schnellladestation in Stuhr. 2014 folgte in Dille eine weitere im Landkreis Diepholz.Weniger als Ladelösungen für Kommunen dreißig Minuten genügen hier, um die Akkus der Elektroautos mit Gleichstrom zu 80 Prozent aufzu laden. Beratung, Planung und Betrieb aus einer Hand. Da Kommunen über die öffentlichen Flächen ver- Wegbereiter für Elektromobilität fügen, spielen sie beim Ausbau der Ladeinfra- Eine Erkenntnis aus dem e-Home Energieprojekt struktur eine wichtige Rolle. Avacon hält hier ein 2020 sei an dieser Stelle vorweggenommen: Das individuelles Rundum-sorglos-Paket für Kommu- Stromverteilnetz der Avacon würde schon heute nen bereit. Die Avacon-Expertise umfasst die eine weitaus größere Zahl an Elektroautos ver Beratung zur gewünschten Ladetechnik, die kraften. Eine Kapazitätserweiterung der Netzleis Förderungsberatung, die Anschaffung der Säulen tung ist meist nicht nötig, kann aber bei Bedarf im Wunschdesign, die Inbetriebnahme samt ganz einfach punktuell ausgebaut werden, insbe Anmeldung bei der Bundesnetzagentur sowie den sondere mit regelbaren Ortsnetztrafos. Mit der laufenden Betrieb, die Inspektion und die War- detaillierten Auswertung der Forschungsergebnisse tung der Anlagen. trägt Avacon dazu bei, dass die Elektromobilität in Mehr Infos: www.avacon.de/ladeloesungen Zukunft weiter Fahrt aufnimmt und die Energie wende auch mit einer Mobilitätswende einhergeht. 12 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
3 1 + 3 Die e-Home Teilnehmer stiegen 2011 in den Kleinwa gen Peugeot iOn. 2 + 4 Der Nissan Leaf wurde ab 2014 zum Testfahrzeug. Er überzeugte nicht nur mit mehr Reichweite und Platz, sondern auch mit mehr Kom fort dank Tempomat, Touch screen und Rückfahrkamera. 4 Zwei Stromer im Test Der Markt der Elektrofahrzeuge entwickelt sich rasant. Deshalb waren die Testfahrer während der sechsjährigen Projektphase auch in zwei unter- Hamburg schiedlichen Elektromobilen unterwegs. Dem Peugeot iOn folgte 2014 der Nissan Leaf. Die tech- nischen Daten zeigen, was in den Stromern steckt: Peugeot iOn Bremen Max. Leistung: 47 kW/ 64 PS Batteriekapazität: 16 kWh Schnellladung Stuhr/Brinkum Reichweite: bis zu 150 km Schnellladung Bruchhausen- Normalladung (Schuko): 100 % in 6 h Vilsen (Dille) Schnellladung: 80 % in 30 min Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h Schnellladung Beschleunigung 0–100 km/h: 15,9 s Garbsen Max. Drehmoment: 180 Nm Osnabrück Hannover Braunschweig Nissan Leaf Bielefeld Max. Leistung: 80 kW/ 109 PS Batteriekapazität: 24 kWh Reichweite: bis zu 200 km Normalladung (Schuko): 100 % in 8 h Schnellladung: 80 % in 30 min Reichweite des Reichweite des Reichweite des Peugeot iOn Nissan Leaf Nissan Leaf Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h Ø = 100 km Ø = 150 km mit Schnell Beschleunigung 0–100 km/h: 11,5 s ladesäulen Max. Drehmoment: 254 Nm e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 13
Kapitel 5 | Der RONT 1 Das Herzstück geht in Serie Netzbetreiber wie Avacon stehen mit Mit der Energiewende wird immer mehr Strom aus regenerativen Energiequellen gewonnen, der Blick auf die Energiewende vor der wie etwa bei Photovoltaik-Anlagen auch meist in das Niederspannungsnetz eingespeist wird. Span- Herausforderung, die Spannungs nungsschwankungen, die durch die wetterabhän- gige Erzeugung entstehen, stellen Netzbetreiber schwankungen auszugleichen, die vor große Herausforderungen. durch die Einspeisung Erneuerbarer Entwicklung zur Marktreife Energien entstehen. Der regelbare Avacon hat im Rahmen des e-Home Energiepro- jekts 2020 nach innovativen Lösungen gesucht, um Ortsnetztransformator sorgt für Stabi diese Schwankungen auszugleichen. Mit den lität in den Netzen und ist damit das regelbaren Ortsnetztransformatoren (RONT) hat der Netzbetreiber in Zusammenarbeit mit erfah- technische Herzstück des e-Home renen Partnern aus der Industrie ein Pilotprojekt zur Marktreife entwickelt. Der RONT wird einge- Energieprojekts 2020 von Avacon. setzt, um die elektrische Spannung aus dem Mit- telspannungsnetz auf die geringere Spannung im Niederspannungsnetz (Ortsnetze) dynamisch zu transformieren und innerhalb festgelegter Band- breiten auszugleichen. Im e-Home Energieprojekt 2020 wurde diese inno- vative Netztechnologie erstmals in der Praxis ein- gesetzt und getestet. Die ersten RONT-Prototypen 14 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
2 3 1 Durch den Einsatz des RONT „Der regelbare Ortsnetztransformator (RONT) steht Netzbetreibern ein hö- heres nutzbares Spannungs- kann die Spannung im Unterschied zu her- band zur Verfügung. kömmlichen Transformatoren an die schwan- 2 Nachdem die ersten RONT- Prototypen noch zu groß wa- kende Einspeisung von Windkraft- oder Photo ren, ist das Serienmodell auf voltaik-Anlagen anpassen. In der Mittel- und Normmaße geschrumpft. 3 Statt Umspannwerke Niederspannung lassen sich so höhere Er- regeln nun Ortsnetzstationen zeugungsleistungen anschließen. Langfristig die Spannungsschwankungen. können durch den Einsatz des RONT Investi- tionen in den Netzausbau reduziert oder ver- schoben werden. Der RONT kann schnell und weitestgehend ohne aufwendige Baumaß- nahmen eingesetzt werden. Davon profitieren erfüllten zwar schnell die technischen Anforderun- auch die Kommunen sowie ihre Bewohner gen, waren allerdings teuer, wartungsintensiv und und Gäste durch geringere Beeinträchtigun- mehr als doppelt so groß wie Standardtrafos. gen des S traßenverkehrs.“ Hinzu kamen offene Fragen hinsichtlich der Wech- Peter Ratsch, Netzentwicklung Strom bei Avacon selwirkungen und Rückkopplungen mit anderen Reglern auf den verschiedenen Netzebenen. Durch die Pionierarbeit im Rahmen des e-Home Ener- gieprojekts 2020 konnten entscheidende Fragen beantwortet werden. Im Jahr 2013 ging der RONT dann in Serienproduktion. Der Trafo ist sehr robust, nahezu wartungsfrei und die Kosten san- ken im Vergleich zum Pilotprojekt um 60 Prozent. Unkomplizierte Lösung Die Technik wird nach und nach weitere herkömm- liche Trafostationen im Stromnetz der Avacon ersetzen. Durch den Einsatz des RONT kann in weiten Teilen des Ortsnetzbereichs aufwendiger und teurer Kabelnetzausbau vermieden werden. Gleichzeitig werden die Kapazitäten für den Anschluss weiterer dezentraler Erzeugungsan lagen an das lokale oder regionale Stromnetz erhöht. e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 15
Kapitel 6 | Forschungsergebnisse 1 Die Energiezukunft auf dem Land Ein besonderes Merkmal des e-Home Das Forschungsprojekt basiert auf der Annahme, dass Netzkunden in ländlichen Regionen in Zukunft Energieprojekts 2020 ist es, vom Kun- als Prosumer agieren. Das heißt, sie produzieren selbst Strom, insbesondere über Photovoltaik- den her zu denken und neue Techno- Anlagen. Gleichzeitig weisen sie jedoch auch einen hohen Stromverbrauch auf. Die Begründung hierfür logien auf die Bedürfnisse unserer liegt in den zahlreichen netzrelevanten elektri- Kunden – im Projekt die Teilnehmer – schen Anwendungen, die die Bewohner in den kommenden Jahren vermehrt nutzen werden, etwa auszurichten. Mit echten Menschen, Elektroautos oder Wärmepumpen. Das Stromnetz der Zukunft muss auf dieses geän- die sich frei und unbeeinflusst in einer derte Nutzerverhalten vorbereitet und leistungsstark realen Testumgebung verhalten, aufgestellt sein. Daraus ergaben sich drei Kernfra- gen, denen wir im e-Home Energieprojekt 2020 nach- haben wir so wertvolle Einblicke gegangen sind: Welche Erkenntnisse konnten über Kundenverhalten und neue Haushaltstechnologien gewonnen. gesammelt werden? Wie verändern sich die Trans- portaufgaben von Niederspannungsnetzen? Welche Auswirkungen hat das geänderte Nutzerverhalten auf die nachhaltige Planung von Ortsnetzen der Zukunft? 1. Kunden- und haushaltstechnologische Erkenntnisse Das Forschungsprojekt untersuchte, wie die ver- schiedenen Technologien in den Haushalten zum 16 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
2 3 1 Birgit Stolle und Ulrich Brau- er, begeisterte Teilnehmer des e-Home Energieprojekts 2020, schätzten die Möglichkeiten der Elektromobilität. „Als Testfahrer konnten wir zwei Stromer auf 2 Mittels einer PV-Anlage er- zeugten die e-Home Haus- Herz und Nieren prüfen. Unser Fazit: Für die halte eigenen Sonnenstrom. Wege, die wir im normalen Alltag zurück 3 Elektromobilität war ein wichtiger Baustein im e-Home legen, haben sich sowohl der Peugeot iOn als Energieprojekt 2020. auch der Nissan Leaf absolut bewährt. Da wir unsere Fahrzeuge mit regenerativem Strom geladen haben, waren wir praktisch emis- sionsfrei unterwegs. Und dank der direkten Kraftübertragung der Elektromotoren blieb auch der Fahrspaß nicht auf der Strecke.“ Einsatz kommen und ihre Auswirkungen auf die Ulrich Brauer und Birgit Stolle, e-Home Teilnehmer Wirtschaftlichkeit und CO2-Emissionen. aus Stuhr Photovoltaik: Die Photovoltaik-Anlage wies, wie zu Projektstart von den Wissenschaftlern vermutet, eine sehr hohe Nutzerakzeptanz auf. Den Grund sehen „Die Ergebnisse des e-Home Energie die Forscher einerseits in der hohen Autarkiequote, projekts 2020 liefern Erkenntnisse, wie die also dem Verhältnis zwischen dem Anteil des PV- private Energiewelt der Zukunft aussehen Stromverbrauchs und dem Gesamtstromverbrauch. kann. Wir haben viele Lösungsansätze Andererseits senkt die PV-Anlage die CO2-Emissionen deutlich, wodurch das Umweltbewusstsein der Nut- zur Erhöhung der Energieeffizienz bei zer positiv angesprochen wird. gleichzeitiger Steigerung des häuslichen Diese Erkenntnisse stehen allerdings im Wider- Komforts gefunden. Die Avacon AG hat spruch zur aktuellen Entwicklung auf dem PV- wichtige Informationen über zukünftige Markt: Der Zubau ist nach dem anfänglichen Boom Niederspannungsnetzstrukturen erhalten, auf ein Normalmaß zurückgegangen. Und wenn die den Anforderungen an eine nachhal- aktuell PV-Anlagen installiert werden, dann hat sich tige Stromverteilung gerecht werden. Der die durchschnittliche Anlagengröße in 2016 gegen- über 2010 fast halbiert. Wie das e-Home Energiepro- Netzbetreiber hat nun die Möglichkeit, jekt 2020 nachhaltig zeigt, kann der Grund nicht neue Netztechnologien auf ihre Wirksam- etwa in einer fehlenden Akzeptanz liegen. Vielmehr keit zu testen und hieraus Planungsgrund- ist zu vermuten, dass zukünftig geänderte Anreiz- sätze abzuleiten.“ mechanismen in den Vordergrund gestellt werden müssen. Prof. Dr. Jutta Geldermann, Universität Göttingen e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 17
1 Mittels PV-Anlagen er- zeugten die e-Home Teilneh- mer ihren eigenen Strom. 2 Intelligente Zähler, soge- nannte Smart Meter, gaben in Echtzeit Aufschluss über den aktuellen Energieverbrauch. 3 Batteriespeicher-Technologie wurde eingesetzt, um zeitliche Diskrepanzen zwischen Stromerzeugung und Strom- verbrauch auszugleichen. 1 Elektromobilität: Auch die Elektromobilität weist bei Elektromobilität den beteiligten Haushalten eine hohe Akzeptanz auf. Die positive Grundhaltung stieg, je mehr Erfahrung die Nutzer mit dem Elektroauto sammelten. Der im Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass Elektro- e-Home Energieprojekt 2020 verfolgte Elektromobili- mobilität von ihren Nutzern sehr stark akzeptiert tätsansatz, das Elektrofahrzeug als Zweitwagen im wird. Für den täglichen Bedarf entschied sich die vorstädtischen Bereich einzusetzen und vorwiegend Mehrheit der Haushalte für das elektrisch angetrie- zu Hause zu laden, hat sich dabei voll bestätigt. Ein bene Auto. Bei Freizeitausflügen und längeren weiterer positiver Effekt ist, dass der CO2-Ausstoß Urlaubsreisen fiel die Wahl hingegen meist auf das eines e-Home Haushalts durch die Kombination aus Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Durch eine regenerativer Energieerzeugung und Elektromobili- Reichweitenverlängerung des Elektroautos kann tät deutlich verringert wird. Gegenüber Haushalten, dieses häufiger zum Erstfahrzeug werden. Diese die einen benzinbetriebenen Zweitwagen nutzen, Tendenz zeigte sich, als während des Projekts vom spart die klimafreundliche Kopplung fast 18 Prozent Peugeot iOn auf den Nissan Leaf gewechselt schädlicher Treibhausgase ein. wurde. Der Anteil der Erstwagennutzer erhöhte sich nach dem Umstieg auf den Nissan von 20 auf Batteriespeicher: Batteriespeicher wurden – mit 30 Prozent. Der Grund: Er ermöglichte längere Fahrstrecken ohne Tankvorgang. einer Kapazität von 4,4 bzw. 8,8 kWh – erst in der Damit sich Elektromobilität durchsetzt, müssen zweiten Projektphase 2014 integriert. Hier ging die sich nach Erkenntnissen des e-Home Energiepro- Initiative von den Testpersonen selbst aus, die den jekts 2020 vor allem folgende Kriterien weiterent- gespeicherten Sonnenstrom gern erst in den wickeln: Abendstunden – zum Beispiel zum Laden des Elek- troautos – nutzen wollten. Die e-Home Haushalte • sinkende Anschaffungskosten, wurden entsprechend nachgerüstet. • eine höhere Reichweite, Die Erwartungshaltung bezüglich der positiven Effekte • und eine verbesserte Ladeinfrastruktur. der Speichertechnologie war demgemäß sehr hoch. Das Projekt hat gezeigt: Der Batteriespeicher kann Eine finanzielle Förderung von Elektroautos erscheint diesen Ansprüchen noch nicht ganz gerecht werden, nach Erkenntnissen des e-Home Energieprojekts was auch daran liegt, dass die im Projekt eingesetzte 2020 als die beste Möglichkeit, um die Marktdurch Technologie noch nicht die Marktreife erreicht hat. Der dringung von Elektroautos voranzutreiben. Energieanteil, der im Speicher verloren geht – etwa durch den hohen Eigenverbrauch der Batterie und des Batteriewechselrichters –, muss in Zukunft verringert werden. Auch beim Umwandeln zwischen Gleich- und Wechselstrom gibt es noch weitere Energieverluste, sodass der mittlere Wirkungsgrad der eingesetzten Speicher noch bei 60 Prozent lag. 18 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
2 3 Die Nutzung kleinerer Speicher, am besten direkt e-Home Teilnehmerbefragung (Antworten in %) gekoppelt mit der Photovoltaik-Anlage, hat sich in anderen Untersuchungen jedoch bereits bewährt, Würden Sie wieder ein Elektroauto 4 weil sie die Autarkiequote eines Haushalts signifi- fahren? 12 kant erhöhen. 24 Ja, als Erstwagen Klimatechnik: Eine sehr geringe Akzeptanz erfuhr Ja, als Zweitwagen die Klimaanlage. Sie wurde kundenseitig kaum Weiß ich noch nicht genutzt. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass die Nein Stromerzeugung und die Nutzung der Klimaanlage 60 zeitlich nicht übereinstimmten. Die e-Home Teilneh- mer kühlten ihre Wohnräume mittels der Klimaan- lage vorwiegend in den Abend- und Nachtstunden – wenn gerade kein PV-Strom produziert wurde. Als 1 Grund wird vermutet, dass dann die tagsüber Finden Sie es wichtig, dass der Strom für Ihr Elektroauto grün ist? 10 erwärmte Gebäudehülle zeitverzögert die in ihr gespeicherte Wärme an die Wohnräume abgibt. Ja Nein 2. Die Folgen für die Stromnetze Egal In den aktuellen Diskussionen wird davon ausge- gangen, dass den Niederspannungsnetzen in Zukunft eine deutlich geringere Bedeutung zukom- 89 men wird. Denn durch den zunehmenden Eigen bedarf und den Einsatz von Speichern würden die Transportaufgaben sinken. Das e-Home Energieprojekt 2020 zeigt: Das genaue Gegenteil ist der Fall! Die technische Bedeutung der Niederspannungsnetze wird zunehmen. Die Gründe liegen in den durch die neuen Kundentech- nologien wachsenden, über das Netz in unter- schiedliche Richtungen zu transportierenden Ener- giemengen. Insgesamt werden die Strommengen, die durch die Netze fließen, immer mehr zuneh- men. Damit einhergehend werden auch die Anfor- derungen an die Übertragungsfähigkeit der Netze, ihre Zuverlässigkeit und die Effizienz steigen. e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 19
1 2 1 Die Netze müssen immer „Die Kunden- und haushaltstechnologischen Erkenntnisse des größere Mengen an Grünstrom aufnehmen. e-Home Energieprojekts 2020 können wie folgt zusammengefasst 2 Der RONT ist eine praktika- werden: Im ländlichen Raum mit hohem Anteil an Wohneigentum ble, schnell umzusetzende Lösung, um das Verteilnetz fit ist es wahrscheinlich, dass sich Elektromobilität, Aufdach-PV- zu machen. Anlagen und eventuell kleine, in den Wechselrichter der PV-Anlage integrierte Batteriespeicher in einer verstromten, regenerativen CO2-ärmeren Energiewelt langfristig durchsetzen.“ Bianca Lehde, Netzentwicklung Strom bei Avacon Während des e-Home Energieprojekts 2020 wurden regelbaren Ortsnetztransformatoren (RONT) kann der verschiedene Netztechnologien erprobt. Alle hatten zukünftige Investitionsbedarf in diesen Ortsnetzen eine gemeinsame Ausgangsbasis: Die Technologien erheblich gesenkt werden. Als eher robust klassifi- dienen nicht dazu, den Kunden in seinem Verhalten zierte Ortsnetze müssen hingegen erst ab einer hohen entsprechend der Netzgegebenheiten zu beeinflus- Photovoltaik-Durchdringung ausgebaut werden, wobei sen. Ihre Aufgabe lag vielmehr darin, auftretende hier der RONT-Einsatz nicht erforderlich ist. Bei Herausforderungen netzseitig zu lösen, ohne das robusten Ortsnetzen ist auch bei einer hohen Photo- Verhalten des Kunden zu beeinträchtigen. voltaik-Durchdringung kein Netzausbau notwendig. Eine zentrale Erkenntnis des Forschungsprojekts liegt darin, dass nahezu alle auf Basis der e-Home 3. Die Ableitungen für das Ortsnetz der Zukunft Technologien in realistischer Durchdringung denk- Die gewonnenen Erkenntnisse nutzt Avacon, um die baren Spannungs- und Tragfähigkeitsprobleme Konzeption der Niederspannungsnetze zu optimie- durch die punktuelle Ertüchtigung der Ortsnetze ren. Hierfür wird als Planungsgröße ein abgeschlos- gelöst werden können. senes Siedlungsgebiet, zum Beispiel eine Ortschaft Um die optimale Netzausbaumaßnahme definieren oder ein Ortsteil, zugrunde gelegt. Die Grund zu können, klassifizierten die Wissenschaftler die überlegung besteht darin, die Versorgungsradien Ortsnetze entsprechend. Sie unterschieden zwischen der Ortsnetze mittels RONT zu überdenken und „sensitiven“, „eher sensitiven“, „eher robusten“ und gegebenenfalls anzupassen. Dabei hat Avacon die „robusten“ Ortsnetzen. Die Einteilung erfolgte anhand langfristige Netzentwicklung fest im Blick und der Durchdringungsgrade der neuen Technologien, berücksichtigt, dass diese auch durch neue Techno- sowohl bezugs- als auch erzeugungsseitig. logien geprägt wird. Gleichzeitig überprüft Avacon Das Fazit des e-Home Energieprojekts 2020 lautet: die jeweiligen Netze dahingehend, ob sich hier Ortsnetze aus der eher sensitiven Netzgruppe müssen Lastschwerpunkte verschoben haben oder neue bereits bei kleinen Photovoltaik-Durchdringungen Schwerpunkte für die Einspeisung Erneuerbarer ausgebaut werden, sodass ein Großteil der erforder- Energien abgeschätzt werden können. Zudem wer- lichen Netzausbauinvestitionen auf diese Netzgruppe den die Trafostationen auf ihr Alter, ihren Zustand zurückgeführt werden kann. Durch den Einsatz von und mögliche Redundanzen hin kontrolliert. 20 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
Kapitel 7 | Blick in die Zukunft 2 Darauf bauen wir auf Im e-Home Energieprojekt 2020 hat Eine zunehmend dezentrale Stromerzeugung stellt neue Anforderungen an unsere Stromnetze. Energie Avacon selber zukunftsweisende fließt nicht mehr nur vom Erzeuger zum Verbraucher, sondern wird zunehmend bidirektional transportiert. Technologien erprobt. Die Erkennt- Neue Technologien wie Elektrofahrzeuge oder Wärme- pumpen erhöhen den Strombedarf und insgesamt nisse nutzt Avacon für leistungsstarke nehmen die Energieflüsse in unseren Netzen zu. Netzkonzepte, die wir in der Zukunft Das e-Home Energieprojekt 2020 hat gezeigt, dass wir uns bereits mitten in diesem Zukunftsszenario befin- brauchen werden. den. Neue Technologien wie Elektrofahrzeuge und Batteriespeicher wurden in den Projekthaushalten Mit intelligenten Stromnetzen ermög eingesetzt und erfolgreich in den Alltag integriert. Vor licht Avacon schon heute die Einspei- allem die klimafreundliche Kombination aus Elektro- auto, aufgeladen mit Strom aus der eigenen Photovol- sung von Erneuerbaren E nergien. taik-Anlage, erreichte eine hohe Akzeptanz. Mit durch- schnittlich 10.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr So werden aus immer mehr Haushal- waren die e-Home Elektroautos sogar deutlich mehr ten Wegbereiter der Energiewende. als gedacht unterwegs. Der Markt entwickelt sich zur- zeit rasant weiter und ein Marktdurchbruch in Sachen Und echte Energie-Pioniere. Elektromobilität scheint nicht mehr weit entfernt. Dass dies für unsere Stromnetze keine Schwierig- keiten bereitet, hat das e-Home Energieprojekt 2020 eindeutig bewiesen. Durch den intelligenten Einsatz regelbarer Ortsnetztransformatoren erhöhen sich die e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG 21
Die neuen Aufgaben der Niederspannungsnetze Links: Früher funktionierte der Stromtransport nur in eine Richtung – zu den Verbrauchern. 5.000 kWh 6 kWp Rechts: Die e-Home Bewohner, die 1.565 kWh die zukünftige Entwicklung darstel- len, sind als Stromverbraucher auch 3.500 kWh 3.435 kWh gleichzeitig Stromerzeuger – etwa 3.635 kWh mittels einer PV-Anlage. Die tech- nische Bedeutung der Niederspan- 1.700 kWh nungsnetze wird durch diesen bidirektional wachsenden Energie- Transport: Transport: transport steigen. Damit gehen Ver 3.500 kWh 7.070 kWh lagerungen des Energieverbrauchs vom Verkehrs- und Wärmesektor hin zu Stromanwendungen einher. „Was das e-Home Energieprojekt 2020 so besonders erfolgreich macht: Das Forschungsprojekt integriert Kundenwünsche, Netzbeeinflussungen und eine technische Problemlösung. Das Stromnetz und der Stromnetzbetreiber passen sich dem Verhalten des Verbrauchers an – und nicht umgekehrt.“ Dr.-Ing. Johannes Schmiesing, Leiter Netzentwicklung Strom bei Avacon apazitäten in den Stromnetzen und das sogar meist K ohne kostenintensiven konventionellen Netzausbau. Ortsnetz-Redesign Eine gute Alternative, um unsere Netze fit für die Zukunft und bereit für neue Technologien zu machen. Als Folge von e-Home werden unter dem Begriff Von Beginn an standen im e-Home Energieprojekt Ortsnetz-Redesign bei Avacon zukunftsweisende 2020 die Bedürfnisse der Kunden im Fokus. e-Home Einflussfaktoren für die Weiterentwicklung der hat gezeigt, dass sie ihr Verhalten nicht beeinflus- Stromnetze gefasst. Nach theoretischen Überle- sen lassen und Technologien zeitlich und räumlich gungen werden in einem Pilotprojekt übergrei- unabhängig nutzen möchten. Avacon stellt die fende Themen für den nachhaltigen Umbau und Bedürfnisse seiner Kunden in den Mittelpunkt und Ausbau von Niederspannungsnetzen getestet. schafft mit der nötigen Infrastruktur die Vorausset- Als Grundlage dient eine Leistungsprognose, die zung für den Einsatz neuer Technologien. für die Zukunft eine 50-prozentige Durchdringung von Elektroautos im Verkehrssektor und eine Starke Netze für innovative Lösungen 20-prozentige Wärmeproduktion mit Wärmepum- Dass wir langfristig nicht auf Energienetze verzichten pen sieht. Daraus ergibt sich für unsere Nieder- können, zeigen Berechnungen, nach denen wir nicht spannungsnetze in Zukunft eine nötige Leistungs- völlig energieautark leben werden. Jahreszeitlich steigerung um das 1,6-fache. bedingte Wetterschwankungen lassen uns Strom aus Vorabberechnungen zeigen, dass die erhöhten Wind oder Sonne nicht zu jedem Zeitpunkt dort pro- Anforderungen an das Ortsnetz beherrscht wer- duzieren, wo er verbraucht wird. Neue Speichertech- den können: durch den Einsatz von RONT, in Ver- nologien entwickeln sich weiter und sollen Energie bindung mit der Verstärkung einzelner Leitungs künftig jederzeit verfügbar machen. Aber auch diese abschnitte. muss ebenfalls dezentral verteilt werden, um unser Stromsystem stets im Gleichgewicht zwischen Erzeu- gung und Verbrauch zu halten. Entgegen der Vermu- tung, dezentrale Energieerzeugung mache Energie- netze langfristig überflüssig, wird deutlich, dass die zu transportierenden Energiemengen weiter steigen und unsere Netze künftig wichtiger denn je werden. 22 e-Home Energieprojekt 2020 Avacon AG
Unsere Projektpartner:
Avacon AG Schillerstraße 3 38350 Helmstedt Unternehmenskommunikation T 0 53 51-1 23-3 61 51 F 0 53 51-1 23-4 03 61 pr@avacon.de www.avacon.de
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