Winter School für Dissertant*innen zur kulturwissenschaftlichen & praxisbasierten Textil-, Kleider- und Modeforschung 04 - 06 Okt 2018 ...

Die Seite wird erstellt Daniel Rieger
 
WEITER LESEN
1    Winter School für
                   Dissertant*innen zur
                   kulturwissenschaftlichen
                   & praxisbasierten
                   Textil-, Kleider- und
                   Modeforschung

04 – 06 Okt 2018   Akademie der bildenden Künste Wien
                   Institut für das künstlerische Lehramt
                   Karl-Schweighofer-Gasse 3, 1070 Wien
erneut bei der Wiener Winter School 2018
                                                                                 um in einer Schreib- und Publikations­
                                                                                 werkstatt an der Veröffentlichung eines
                                                                                 gemeinsamen Sammelbands zu arbeiten.

                                                                                 Im Mittelpunkt der Wiener Winter School
                                                                                 steht erstmalig die Vernetzung, der Aus­
                                                                                 tausch und der Wissenstransfer zwischen
                                                                                 kunst- und kulturwissenschaftlich
                                                                                 Forschenden und künstlerisch-­gestalt­
                                                                                 erischen sowie künstlerisch-wissen­
                                                                                 schaftlichen Dissertationsprojekten.
                                                                                 Nachwuchsforscher*innen – davon zehn
                                                                                 aus Disziplinen theoriegeleiteter Mode-,
                                                                                 Kleidungs- und Textilforschung (Panel 1+3)
                                                                                 und neun aus dem Feld praxisbasierter
                                                                                 Masterarbeiten und Dissertationen
                                                                                 (Panel 2+4) – stellen ihre Projekte einem
                                Dreißig Nachwuchswissenschaftler*in­             konstruktiven Feedback zur Diskussion.
                                nen, Designer*innen, und Künstler*innen,         Wie sich das Feld der Mode- und Textil­
                                die zu Mode, textilen und vestimentären          forschung aktuell erweitert, beleuchtet
                                Themen forschen, bringt die Winter School        ein öffentliches Panel (FR 5.10. 14.00–18.00)
                                für Dissertant*innen vom 4. bis 6. Oktober       mit einer Keynote von Sandy Black (Lon­
                                2018 an der Akademie der Bildenden               don College of Fashion) zu „The expanding
                                Künste Wien zusammen. Mit dem Ziel               field of fashion research – fashion, tech­
                                Dissertant*innen aus Deutschland, Öster­         nology, sustainability“ und Elke Bippus’
                                reich und der Schweiz, untereinander             (ZhdK, Zürich) Vortrag zu den „Texturen
                                und mit Expert*innen zu vernetzen sowie          künst­lerischer Forschung“. Auch aktuelle
                                inhaltlich und methodisch zu fördern,            Forschungsprojekte, die am ACfFR in
                                ist dies bereits die zweite Kooperation          Planung sind, werden in diesem Panel bei
                                zwischen dem Austrian Center for Fashion         einem Roundtable vorgestellt.
                                Research (ACfFR) der Akademie der
                                bildenden Künste Wien und dem netzwerk           Der diesjährige Methodenworkshop
                                mode textil e.V. (nmt), der Interessen­          (Bromley/Bippus) für Dissertant*innen
                                vertretung der kulturwissenschaftlichen          befragt entlang methodologischer
                                Textil-, Kleider- und Modeforschung mit          Reflexionen und mit Hilfe aktueller
1    inter School für
      W                         Hauptsitz in Berlin. Die erste gemeinsame        Wissen­schaftstheorien die disziplinäre
     Dissertant*innen zur       Doctorate School fand an der Hochschule          Brüchigkeit zwischen Kunst, Gestaltung
     kulturwissenschaftlichen   Fresenius, Fachbereich Design (AMD) in           und Wissenschaft und exploriert welche
     & praxisbasierten          Berlin von 25. bis 26.5.2017 statt und elf der   neuen akademischen Selbstver­ständnisse,
     Textil-, Kleider- und      Dissertant*innen, die bei dieser Veran­          Forschungs- und Schreibpraktiken daraus
     Modeforschung              staltung teilgenommen haben, treffen sich        erwachsen können.

                                                                                                                                 3
4
                 09.15              Empfang und Begrüßung
    Tag eins                        Elke Gaugele, Dagmar Venohr
                 Raum 306
    Donnerstag   10.00              Panel 1 Moden und Styles: Zentren und Peripherien.
                                    Kulturwissenschaftliche Perspektiven und Fashion Studies
                 Raum 306           Moderation: Elke Gaugele, Dagmar Venohr
    04 Okt 18    Offen für alle
                 Teilnehmer*innen
                                    10.00   Martin Labisch
                 zum Zuhören und
                 Mitdiskutieren
                                            Von Innovatoren, Early Adaptern und
                                            Nachahmern – wie eine Idee in Mode kommt

                                    10.30   Anna Kamneva
                                            Modenetz – Modeschwarm:
                                            Trendbildung im Street Style

                                    11.00   Constanze Pirch
                                            Ein Beitrag zu einer verantwortungsvollen
                                            Modeproduktion? Ethik in der Bildsprache von
                                            Billigmodeketten

                                    11.30   Pause

                                    12.00   Katja Böhlau
                                            Zeitgeister der ostdeutschen Modefotografie

                                    12.30   Slavna Martinovic
                                            Making up – the “post human” bodies and gender
                                            disobeying make up at the turn of the millenium

                 13.00              Mittagspause

                 DG 18
                 14.00              Panel 2 CRIT I: Practice Based Fashion
                                    in Research [PhD und MA Projekte]
                 Raum 306           Moderation: Wally Salner, Monica Titton

                 Offen für alle     14.00   Priska Morger
                 Teilnehmer*innen           Doing fashion look therapy
                 zum Zuhören und
                 Mitdiskutieren
                                    14.30   Jana Patz
                                            Über die Zukunft vom Lehren im Modedesign
                                            – Lehrmethoden und Entwurfsprozesse von morgen

                                    15.00   Françoise Adler
                                            „Dieses Kleid und ich, eine Liebe fürs Leben?“
                                            – Das Design und seine Einflussfaktoren für einen
                                            konsequent nachhaltigen Umgang mit Textilien

                                    15.30   Pause

                                    16.00   Wiebke Schwarzhans
                                            Love Letter to Porcelain.
                                            Künstlerische Recherchen zum Verhältnis
                                            von Reitsport, Mode und Materialitäten

                                    16.30   Teresa Fischer
                                            Sapphos Daughters ® PROJECT
                                            – An investigatigation and reinterpretation of queer
                                            women’s clothing culture

                                    17.00   Linda Durmann
                                            Das textile Etikett als Forschungsgegenstand
                                            materieller Kultur

                                    17.30   Pause und Drinks

                 18.30              Doktorand_innenförderung
                                    des netzwerk mode textil e.V.
                 Raum 306           Dagmar Venohr, Phillipp Zitzelsberger
                 Öffentlich

                 19.30              Gemeinsames Abendessen
5
6
    Tag zwei
    Freitag
    05 Okt 18

    10.00              Panel 3 Von der Tracht zur Mode:                    10.00              Panel 4 CRIT II: Practice Based
                       Kunst- und modegeschichtliche Zugänge                                  Fashion in Research [PhD und MA Projekte]
    Raum 306                                                               DG 18
                       Moderation: Barbara Schrödl,                                           Moderation: Monica Titton,
    Offen für alle     Philipp Zitzlsperger                                Offen für alle
    Teilnehmer*innen
                                                                                              Wally Salner
                                                                           Teilnehmer*innen
    zum Zuhören und                                                        zum Zuhören und
                       10.00   Juliane Schirr                                                 10.00   Ivana Culjak
    Mitdiskutieren                                                         Mitdiskutieren
                               Transluzide Bildträger und visuelle                                    Showpiece
                               Inszenierungen aus Frauenkonventen                             10.30   Christina Raab
                               des 13. bis 15. Jahrhunderts                                           Helmut Lang Archiv 1984–2005,
                                                                                                      Museum für angewandte Kunst
                       10.30   Angelika Wöß                                                           Wien
                               „Also gen die Frawen und
                               Mannen geklaydt...“ Bedeutungs- und                            11.00   Charlotte Brachtendorf
                               Funktionszusammenhänge von Trach-                                      Japanese Aesthetics in Tokyo
                               tenbildern im Spektrum der gesellschaft-                               Street Style
                               lichen Ordnungssysteme und politischen
                               Vernetzungen der frühen Neuzeit

                       11.00   Isabelle Berens
                               Modeschauen im Ersten Weltkrieg

                       11.30   Marie Helbing
                               Die Zentralisierung der Mode. Berliner
                               Ordertage, 1918–1923

                       12.00   Johanna Korbik
                               Versandhandel und Modekultur im
                               Spiegel des Quelle-Katalogs
                               1954 bis 1978

    12.30              Mittagspause

    14.00              Keynote The expanding field of fashion research
                       – fashion, technology, sustainability
    Raum 306           Sandy Black [London]
    Öffentlich         Moderation: Elke Gaugele, Philipp Zitzlsperger

    15.30              Kaffeepause
    Raum 306
    15.45              Roundtable Research at the ACfFR
                       mit Annina Müller-Strassnig (Wien), Barbara
    Raum 306           Schrödl (Linz/Wien), Ulrike Ettinger (Berlin),
    Öffentlich         Cornelia Lund (Berlin), Christiane Luible (Linz),
                       Elke Gaugele (Wien), Sandy Black (London)

    17.00              Vortrag Texturen künstlerischer Forschung.
                       Ornamentale Politiken von knowbotiq (Christian
    Raum 306           Hübler / Yvonne Wilhelm)
    Öffentlich         Elke Bippus, Zürich

    18.05              Besuch der Vienna Design Week
    Treffpunkt
    vor IKL
    Offen für alle
    Teilnehmer*innen

    20.00              Abendessen
7
8
    Tag drei
    Samstag
    06 Okt 18

    09.30      Schreib- und                                    10.00             Workshop für Dissertant*innen:
               Publikationswerkstatt Teil 1                                      Künstlerische Forschung als Appropriation
    DG 18      Moderation: Elke Gaugele, Barbara Schrödl,     –13.00             von und Beitrag der (Wissens-)Bildung
    Closed     Dagmar Venohr, Philipp Zitzlsperger             Raum 211          Anna Bromley und Elke Bippus
    workshop
                                                              Offen für alle
               Teilnehmer*innen:                              Teilnehmer*innen
               Alrun Kompa-Elxnat, Izabella Petrut,           und Disser-
               Nathalie Dimic, Linda Olenburg,                tant*innen nach
               Titia Hensel, Ulrike Ettinger, Anna Lukasek,   Voranmeldung
               Ursula Graf, Sabine Hirzer, Bianca Koczan      bis 25.9.

    13.00      Mittagspause

    14.00      Schreib- und
               Publikationswerkstatt Teil 2
    DG 18      Moderation: Elke Gaugele,
    Closed     Barbara Schrödl, Dagmar Venohr,
    workshop   Philipp Zitzlsperger

    17.00      Abschluss
Tag eins                                Panel 1
Donnerstag
04 Okt 18

                                10.00   Moden und Styles:
                                13.00
                                        Zentren und Peripherien
                                        Kulturwissenschaftliche
                                Raum
                                        Perspektiven und
                                        Fashion Studies
Panel 1
Moden und Styles:                306
Zentren und Peripherien
Kulturwissenschaftliche
Perspektiven und
Fashion Studies
Elke Gaugele
Dagmar Venohr

Panel 2

CRIT I: Practice Based
Fashion in Research
PhD + MA Projekte
Wally Salner
Monica Titton                                                  Martin Labisch
                                                               Anna Kamneva
Doktorand*innenförderung                Moderation             Constanze Pirch
des netzwerk mode textil e.V.
                                        Elke Gaugele (ACfFR)   Katja Böhlau
Dagmar Venohr
Philipp Zitzlsperger                    Dagmar Venohr (nmt)    Slavna Martinovic
                                                                                   11
Okt
04                                                       Von Innovatoren,                                                                        Modenetz                                               Okt
                                                                                                                                                                                                         04

                                                         Early Adaptern                                                                        – Modeschwarm:
                                                         und Nachahmern                                                                          Trendbildung
Martin
                                                       – wie eine Idee in                                                                        im Street Style                                      Anna
                                                                                                                                                                                                   Kamneva
Labisch
                                                         Mode kommt                                                                                                                              Paderborn /
Stuttgart /                                                                                                                                                                                       Nordrhein-
München                                                                                                                                                                                           Westfalen

10.00         Der Vortrag soll einen Teil meiner im        porter einführen, ehe sie sich ihren Weg     Auf dem demokratisierten Terrain spät-     und zu einer Einheit verschmelzen, um              10.30
              Frühjahr 2018 begonnenen Dissertation        auf die Straßen der Welt und in unsere       moderner vestimentärer Moden erfolgt       bei ihrer Auflösung Spuren im vesti-
Raum          mit Fokus auf dem japanischen Mode-          Kleiderschränke bahnen. Auch sollen          die Trendbildung parallel, netzartig,      mentären Code zu hinterlassen – und                Raum
306                                                                                                                                                                                                    306
              schöpfer Yohji Yamamoto erörtern. Vor-       durch mögliche Kategorisierungen von         ungeplant und medieninduziert. Um sich     sich wieder neu zu formieren. Diese
              genommene Recherchen verdeutlichen,          diversen Designern und Modehäusern           diesen Dynamiken anzunähern, wird ein      Mechanismen erlauben es, die mode­
              dass innovative textile Ideen oft erst       Begrifflichkeiten wie „Innovator“, „Early    Modell vorgeschlagen, das auf prozes-      spezifischen Dualismen von in und out,
              über zeitlich lang anhaltende Zyklen in      Adapter“ und „Nachahmer“ erörtert            suale Herstellung von Gleichzeitig­keit    Distinktion und Integration, Vor- und
              Mode kommen. Die Beeinflussung einer         werden, was auch den Zyklus kurzlebiger      abhebt, aus lokalen Interaktionen          Nachahmung etc. in ihrer prozessualen
              Generation an Modedesignern durch            Trends erklären könnte und warum diese       hervorgeht und unbewusste, dezentrale,     Werdung nachzuvollziehen und die
              einen Innovator wie Yamamoto, kann           den entgegengesetzten Weg, nämlich           synergetische Strukturbildungen            Synchronisation als soziokulturelles
              ihre Auswirkungen erst eine Generation       von der Straße auf die Laufstege gehen.      und -wandel konstituiert: vestimentäre     Phänomen auf beschreibbare, struktur­
              später nach sich ziehen, sodass die Mode                                                  Synchronisation. Anhand von Street         schaffende kulturtechnische Auto­
              auf der Straße sich teils erst 30–40 Jahre   Martin Labisch promoviert derzeit in Ro-     Style Phänomenen werden in der             matismen der sozialen, ästhetischen
              nach Präsentation der ursprünglichen         manistik an der Ludwig-Maximilians-Uni-      Präsentation zwei Formen eines solchen     und medialen Ähnlichkeitsgenerierung
              Idee verändert. Anhand der Entwürfe          versität München. Seine Dissertation „Die    kulturellen Synchronisationsvorganges      zurückzuführen.
              von Designern wie etwa Martin Margiela,      Ästhetisierung von Streetwear durch Ein-     beschrieben: das räumlich determinierte
              Raf Simons, Demna Gvasalia, Kim Jones        flüsse des Prêt-à-porter am Beispiel Yohji   Modenetz und der zeitlich determinierte    Anna Kamneva M.A. studierte Medien-
              und Virgil Abloh soll aufgezeigt werden,     Yamamotos“ setzt sich mit Modetheorie,       Modeschwarm. Moden verwalten und           wissenschaften und Mode-Textil-Design
              welchen Weg eine modische Idee geht,         Modegeschichte und der Entstehung von        strukturieren die Gegenwart, indem sie     und ist derzeit wissenschaftliche Mit­
              bevor wir sie auf der Straße wiederfinden    Trends auseinander. Arbeitsschwerpunkte      die Gültigkeit ihrer Gegenstände rastern   arbeiterin und Promovendin im Fach
              und sie von Trägern wie selbstverständ-      des Kunsthistorikers sind die Malerei der    und auf der Achse des Modediskurses        Textil an der Universität Paderborn. Ihr
              lich angezogen wird, meist ohne das          Moderne und Mode ab 1950.                    zwischen dem positiven (in) und dem        Promotionsprojekt verfolgt das Ziel, die
              Hintergrundwissen über den Ursprung                                                       negativen Wert (out) platzieren. Durch     Generierung von besonderen Raum-Zeit-­
              der Dessins. Nach einer kurzen Vor-                                                       Adressierung und Taktung ereignet sich     Strukturen durch Kleidermode(n) am
              stellung Yohji Yamamotos und seiner                                                       zwischen in und out ein Vorgang der        Beispiel des Street Style als „Vestimentäre
              Arbeitsweise folgt also der Versuch an                                                    Punktualisierung, bei dem komplexe,        Synchronisation“ zu beschreiben.
              spezifischen textilen Fallbeispielen, die                                                 heterogene Bereiche wie soziale Gruppen,   Forschungsschwerpunkte: Schnittstellen
              These zu bestätigen, dass Innovatoren                                                     Institutionen, mediale Strukturen,         von Mode- und Medientheorien, Textil-
              wie der Japaner neue kleidungstechni-                                                     Körper-Kleid-Hybride etc. für einen        und Medientechnik(en), Materialität und
              sche Lösungen zunächst in der Prêt-à-                                                     begrenzten Zeitraum stabilisiert werden    Medialität des Textilen.

12                                                                                                                                                                                                       13
Okt
04          Ein Beitrag zu einer                                                                     Zeitgeister                                                                                    Okt
                                                                                                                                                                                                     04

            verantwortungsvollen                                                                     der ostdeutschen
            Modeproduktion?                                                                          Modefotografie

Constanze   Zur „nachhaltigen“ Bildsprache                                                                                                                                                         Katja
Pirch                                                                                                                                                                                             Böhlau
            von Billigmodeketten
Wien                                                                                                                                                                                        Braunschweig

11.00       Global tätige Modekonzerne fühlen sich       von „ethischen“ und „nachhaltigen“          Im Rahmen der Forschung zur Mode-          Dissertation „Ein gebrochenes Verhältnis?          12.00
            nach zunehmender Kritik der vergan-          Illustrationen – nicht zuletzt der          fotografie wurden ostdeutsche Mode-        Männlichkeiten in der Modefotografie der
Raum        genen Jahre offenbar dazu verpflichtet       Produktionsstätten – wird ins Zentrum       bilder bisher kaum untersucht. In der      DDR“ setzt sich mit ostdeutscher Männer-          Raum
306                                                                                                                                                                                                306
            einen Beitrag zu einer „verantwortungs-      gerückt.                                    Rezeption, wie auch der übersichtlichen    modefotografie im Kontext ideologischer,
            vollen“ Modeproduktion zu leisten. Um                                                    Literatur werden diese häufig als „Zeit-   wirtschaftlicher und ästhetischer Aspekte
            dies zu bekräftigen werden Richt­linien      Constanze Pirch promoviert derzeit in       porträt“ bzw. als Vermittler des „Zeit-    auseinander. Ihre Arbeitsschwerpunkte
            zur Einhaltung von Nachhaltigkeits­          Moden und Styles an der Akademie der        geistes“ charakterisiert. Mein Vortrag     liegen in der Theorie und Geschichte der
            zielen festgelegt, Nachhaltigkeitsberichte   Bildenden Künste in Wien. Zuvor erlangte    erörtert diese Verbindung von Mode­        Fotografie.
            in regelmäßigen Abständen auf Home-          sie einen MFA in Malerei von der Temple     fotografie und Zeitgeist im Hinblick auf
            pages veröffentlicht und inter­nationale     University, Philadelphia und den M.A.I.S.   die Praxis und Ästhetik der Modefoto-
            Willenserklärungen unterzeichnet.            an der Diplomatischen Akademie und der      grafie in der DDR. In Anbindung an die
            Das Gros der Nachhaltigkeitsvermark-         Universität Wien. Ihre Arbeit diskutiert    starke Tradition der sozial engagierten
            tung von Billigmodeketten findet nicht       die Rolle von Großkonzernen und Inter­      Dokumentarfotografie wird auch den
            im Retail sondern auf den Websites der       nationalen Organisationen im Nachhaltig-    Modebildern eine besondere Alltags­nähe
            Konzerne statt.                              keits- und Ethikdiskurs der Modewelt und    zugesprochen. Bisweilen avancieren
                                                         Textilindustrie.                            diese gar zu zeithistorischen Dokumen-
            Dies ist der Forschungsschwerpunkt                                                       ten. Dieser Ansatz mit den Modebildern
            dieser Arbeit: die ethischen Aushänge-                                                   einem Stück DDR-Geschichte habhaft zu
            schilder führender Billigmodeketten wie                                                  werden, soll in meinem Vortrag konkre-
            Primark, H&M, C&A und der Inditex                                                        ter befragt werden. Was können uns die
            Gruppe, im Besonderen die Bildsprache                                                    Bilder über das Leben in der DDR und
            deren Nachhaltigkeitswebauftritte. Der                                                   über die Kleidermode der Zeit berichten?
            Fokus liegt in der visuellen Darstellung                                                 Inwiefern lässt sich mit Blick auf
            von Menschen in Produktionsstätten                                                       die Modefotografie der DDR von Zeit-
            bzw. Kulturlandschaften zur Rohstoff-                                                    geist-Fotografien sprechen?
            gewinnung. Es werden Strategien und
            Muster in Bildinhalt und Bildaufbau                                                      Katja Böhlau promoviert derzeit im
            analysiert. Durch Gegenüberstellungen                                                    Rahmen des Graduiertenkollegs „Das foto­
            werden Tendenzen der verwendeten                                                         grafische Dispositiv“ an der Hochschule
            Bildsprache deutlich; eine Verwendung                                                    für Bildende Künste Braunschweig. Ihre

14                                                                                                                                                                                                    15
Okt
04
               making up ­                                — the post human                                       Panel 2
                                                          bodies and gender
                                                          disobeying make up
                                                          at the turn of the
                                                          century
Slavna
Martinovic

Frankfurt am
Main / Wien

12.30          Das Ziel meiner Arbeit ist es, zu
               analysieren, wie das Geschlecht in der
                                                          Slavna Martinovic (Frankfurt, Wien und
                                                          Los Angeles). 1994–1997 London College
                                                                                                         14.00
                                                                                                         17.30
                                                                                                                 CRIT I:
Raum
306
               Fotografie in der jüngsten Geschichte,
               die heute zu den Internetbildern der
                                                          of Fashion. 2007–2009 MA multi­mediale
                                                          Kunst an der Universität für bildende
                                                                                                                 Practice Based
               sozialen Medien führt, mit einer starken   Kunst, Belgrad. Promoviert derzeit in Mode             Fashion in Research
               Instagram-Funktion durchgeführt wird.      und Style an der Akademie der bildenden        Raum
               Mein Hauptinteresse wird darin bestehen,
               die Entwicklung von „post-mensch-
                                                          Künste Wien zu “Dress and Subversion in
                                                          the Digital Age: ‘Digital Skin’ – Territory
                                                                                                          306    PhD + MA Projekte
               lichen“ Ästhetiken in Aussehen und         of Action (working title) bei Prof. Dr. Elke
               Lebensweisen der Künstler, Performer       Gaugele. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind
               und Einzelpersonen zu definieren, die      Mode, Subkulturen, Augmented Reality,
               durch ihre Instagram-Pseudonyme            Körper, Gender Performance, Instagram.
               wie @isshehungry, @saadsalvia, @
               matieriesfecales, bekannter sind. Ich
               werde weiter untersuchen, wie ihre
               Make-up-Looks ihre Körperrepräsenta-
               tion und Gender-Performance „formen“,
               wodurch ein Geschlecht geschaffen wird,
               das jenseits von männlich oder weiblich
               oder menschlich diesbezüglich ist. Diese
               schönen Wesen, die einmal „Club Kids“
               genannt wurden, werden durch soziale
               Medien Prominente und Unternehmer                                                                 Priska Morger        Moderation
               mit Hunderten und Tausenden von                                                                   Jana Patz            Wally Salner
               Anhängern, ihre eigenen Ökonomien
               bilden und immer den Einfluss des
                                                                                                                 Françoise Adler      Monica Titton
               Mainstreams zu werden und gleichzeitig                                                            Wiebke Schwarzhans
               den Mainstream zu etwas Größerem als
               dem Leben zu recyceln.
                                                                                                                 Teresa Fischer
                                                                                                                 Linda Durmann
16                                                                                                                                                    17
Okt
04
         Doing fashion                                                                              Über die Zukunft vom Lehren im                                                            Okt
                                                                                                                                                                                               04

         look therapy                                                                               Modedesign – Lehrmethoden und
                                                                                                    Entwurfsprozesse von morgen

Priska                                                                                                                                                                                        Jana
Morger                                                                                                                                                                                        Patz

Basel                                                                                                                                                                                        Berlin

14.00    „Look Therapy“ bedeutet, sich seiner         Praxisanwendungen und Erfahrungen             In meiner Reflexion der letzten zehn        und inwiefern werden neue Tendenzen          14.30
         eigenen Kleidung bewusster zu werden         in Form von Weiter­bildungen und              Jahre als Lehrende im Fachbereich           einbezogen? Wo und wie lösen sich
Raum                                                                                                                                                                                         Raum
         und das individuelle Auftreten immer         Workshops, bei denen der Mensch im            Mode­design bemerke ich in den Resulta-     Grenzen zu anderen Fachbereichen auf?
306                                                                                                                                                                                           306
         wieder zu erneuern. Look Therapy als         Zentrum steht, auf ein ganzheitliches         ten und Themen der Studierenden einen       Inwiefern greifen neue Technologien
         Alltags­ritual, als wohltuende ästhetische   Design und Körperverständnis?                 mentalen und inhaltlichen Wertewandel.      in den traditionellen Arbeitsprozess
         Praxis vor dem morgendlichen Spiegel                                                       Die junge Generation ist auf der Suche      ein und wie werden neue und andere
         und vor dem abendlichen Ausgang.             Exklusives Erscheinungs-Ich, Professorin      nach neuen Ausdrucksformen und der          Quali­täten und Werte in der Mode aus-
         Kleider­wechsel als Kommunikationsakt,       Priska Morger, kreative Leiterin des          entsprechenden kohärenten Übersetzung,      gehandelt und untersucht? Mich
         als freies Spiel mit Identität und Identi-   Instituts Mode-Design an der Hochschule       wie sie ihre Generation und die sozial­     interessiert hier besonders ein Vergleich
         fikation, als Teil unserer Kultur.           für Gestaltung und Kunst (HGK)Fach-           politischen und digitalen Umbrüche          der Lehrmethoden & Entwurfsprozesse
                                                      hochschule Nordwestschweiz (FHNW) in          unserer Welt erlebt. Studierende            der unterschiedlichen Kunsthoch­
         Mode ist ein facettenreiches Kommu-          Basel. Studierte Mode an der Schule für       beschäftigen sich zunehmend weniger         schulen. Wie ist der aktuelle Status Quo?
         nikationsmittel im Kontext relevanter        Gestaltung Basel. Mehrere Jahre als erste     ausschließlich mit Fragen der ästheti-
         gesell­schaftlicher Diskurse. Diesen         kreative Assistentin für den Designer         schen Gestaltungsphänomene, sondern         Jana Patz studierte Modedesign an der
         Facetten möchte ich durch die                Raf Simons und als freischaffende             sie versuchen, die Komplexität und          HTW Berlin, vom April 2007 – April 2016
         Auseinander­setzung mit verschieden          Designberaterin für Haider Ackermann in       Umbrüche unser aktuellen Zeit (ethisch,     war sie künstlerische Mitarbeiterin an der
         Diskursen und Disziplinen aus Kunst          Antwerpen tätig. Kreative Assistentin in      politisch, technologisch) als Generalis-    UDK Berlin am Institut für experimentelles
         und Design nachgehen und die tief-           den Bereichen Modedesign und Theorie für      ten zu beantworten.                         Bekleidungs- und Textildesign, von April
         gründige Qualität der Gestalt und deren      Veronique Branquinho an der Universität                                                   2016 – Dezember 2017 Professorin für
         Gestaltung erforschen. Wahrnehmungs-         für angewandte Kunst in Wien. Parallel        Viele Werte und Ideen der Gegenwart         Modedesign an der ESMOD, internationale
         differenzierung am eigenen Körper,           dazu baute Morger zusammen mit Danijel        stehen auf dem Prüfstand und werden         Kunsthochschule für Mode. Sie strebt ein
         Schwerkraftverhältnis, Körperarbeit,         Radic das Label Radic/Morger auf. Priska      hinterfragt für die Zukunft. Die Begriffe   Practice based Phd an der Akademie der
         Schönheit, Raumlandschaften sind             Morger verbindet Handwerk mit reicher         (Körper, Geschlecht, Materialität, Werte    bildenden Künste Wien und der Bauhaus
         hierbei Aspekte, die mich interessieren.     Erfahrung, und profunde Kenntnisse der        etc…) lösen sich auf, Design als System,    Universität Weimar an.
         Ziel meiner performativen Experimente        Modegeschichte mit den Bedürfnissen und       die Notwendigkeiten von formellen
         und Beobachtungen ist die Entwicklung        Möglichkeiten von heute. Sie betont das       Referenzen, die Bedeutung und Funkti-
         neuer Inszenierungs­formen ästhetischer      Konzept, Mode holistisch zu erfahren und      on von den traditionellen Begriffen im
         Schönheit („Arena“), einen Prozess den       fördert die Wichtigkeit, tiefer zu schauen,   Design werden neu ausgehandelt und
         ich als eine Form von Kur wahrnehme.         um neue überraschende Kombinationen zu        verortet. Also auf welcher Basis und
         Welchen Einfluss haben künstlerische         ermöglichen.                                  Tradition wird Modedesign unterrichtet

18                                                                                                                                                                                              19
Okt
04          »Dieses Kleid                              Das Design und seine
                                                       Einflussfaktoren
                                                                                                    Love Letter to Porcelain.                                                                         Okt
                                                                                                                                                                                                       04

             und ich,                                  für einen konsequent                         Künstlerische Recherchen
                                                       nachhaltigen Umgang                          zum Verhältnis von Reitsport,
             eine Liebe                                mit Textilien                                Mode und Materialitäten
             fürs Leben?«
Francoise                                                                                                                                                                                          Wiebke
Adler                                                                                                                                                                                          Schwarzhans

Luzern                                                                                                                                                                                            Hamburg

15.00       Die Textilwirtschaft funktioniert bis      einmal gebraucht werden oder ewig            Ausgangspunkts meines Beitrags sind         Gender Studies in Hamburg und Wien. Seit             16.00
            heute mehrheitlich als lineares Wirt-      halten bevor es dem technischen oder         Recherchen in Modemagazinen der             2016 künstlerisch-theoretische Promotion
Raum                                                                                                                                                                                                 Raum
            schaftssystem. Dieses ist wenig nach-      natür­lichen Kreislauf erneut zugeführt      Weimarer Republik, wie „Die Dame“ und       mit dem Arbeitstitel „Artifizielle Angriffs-
306                                                                                                                                                                                                   306
            haltig und produziert eine beträchtliche   wird? In dieser Präsentation wird die        „Elegante Welt“, deren Bildwelten meine     flächen. Feministische Perspektiven auf
            Menge an kurzlebigen Produkten. Für        Komplexität der textilen Nachhaltigkeit      künstlerische Praxis stark beeinflusst      die Ambivalenz von Modephänomenen in
            das Wegwerfsystem sind verschiedene        aufgezeigt und erste Methoden zur            haben. Ich zeige künstlerische Arbeiten     der zeitgenössischen Kunst“ bei Prof. Dr.
            Faktoren verantwortlich. Neben der         Diskussion gestellt, um geeignete            aus den letzten Jahren mit Bezügen          Hanne Loreck und Prof. Jeanne Faust an
            Intransparenz der global organisierten     Modelle zu entwickeln, das vielschich-       zu Modemagazinen und modischen              der HFBK Hamburg. Ihre Schwerpunkte
            Produktion und einem Modesystem mit        tige Problem aus der Sicht des Designs       Referenzen, wie die „Skalpell­              sind Spiegel- und Oberflächenphänomene,
            bis zu 12 Kollektionen pro Jahr, spielen   praxisnah anzugehen.                         zeichnungen“ (2014) auf zeitgenössi-        Psychoanalyse, feministische Theorien
            auch medial vermittelte Konsumleit-                                                     schen Mode­magazinseiten, die Seiden-       und Modetheorie. Von 2013 bis 2018 im
            bilder und die Frage nach der Identität,   Nach Erstdiplom (klassischer Bühnentanz)     carrés „Rapport (Je sais bien, mais quand   kuratorischen Team der Ausstellungsreihe
            die Kleidung seinem TrägerIn verleiht      und 10-jähriger Bühnenkarriere ist Dipl.     même)“ (2015/2016), die Duftinstallation    „Folgendes“ aktiv, führte sie Artist Talks
            eine wichtige Rolle. In Anbetracht der     Textildesignerin Françoise Adler seit 2007   „Quelques Fleurs (Remake)“ (2017)           und ist Herausgeberin der „Folgendes“-­
            Konsummenge, welche sich bis 2050 auf      Designforschende der Hochschule Luzern.      sowie die aktuellen Arbeiten in Porzellan   Publikation Bewegungsformen
            geschätzte 300 Mio. Tonnen pro Jahr        Gleichzeitig hatte sie von 2007–2009         „Break a Horse, Break Some Legs“            (Materialverlag 2016). Sie ist Promotions-
            zu verdreifachen droht, ist neben einer    die Leitung des Weiterbildungsmasters        (2018), die Referenzen auf Reitsport in     stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung.
            nachhaltigen textilen Produktionsweise     „Digital Design & Management“ inne.          High Fashion Looks untersuchen.
            vor allem eine Drosselung der Konsum-      Seit März 2018 promoviert sie zu „Design     Daran anschließend spiegelt der „Love       Auswahl an Ausstellungen: Kunstverein
            menge nötig. Zukünftig sind dazu neue      und seine Einflussfaktoren für einen         Letter to Porcelain“ meine Auseinander­     Schwerin (2018), Fabrik der Künste
            Designstrategien nötig, die sowohl         konsequent nachhaltigen Umgang mit           setzung mit Materialitäten und ihren        Hamburg (2018), Bibliothek der Hoch­
            mit der radikalen Einschränkung neuer      Textilien“ an der Kunstuniversität Linz.     (gegenderten) Konnotationen als text­       schule für bildende Künste Hamburg
            Ressourcen umzugehen wissen, als auch      Letzte Publikation: The Multidisciplinary    basierte Reflexion meiner künstlerischen    (2017), Museum Tuch + Technik
            mit rezyklierten Rohstoffen und Alt-       Research Project DAFAT: A Design-driven      Praxis wider. In dieser Verschränkung       Neumünster (2016), Goldsmiths College
            ­textilien arbeiten können. Ein Schwer-    Technological Development. In: Swiss         will ich meinen Ansatz künstlerischer       London (2015), Kunsthaus Hamburg
             punkt hierzu wird die geeignete           Design Network (Hg.), Unfrozen – a Design    Forschung greifbar machen.                  (2014).
             Material­wahl, -zusammensetzung und       Research Reader by the Swiss Design
             deren Spezi­fizierung für den unter-      Network. Zürich: Triest Verlag für           Wiebke Schwarzhans (*1985 in Münster        info@wiebkeschwarzhans.de
             schiedlichen Gebrauch von textilen        Architektur, Design und Typographie          / Deutschland) studierte Bildende Künste
             Produkten sein. Soll ein Textil nur       2018, 275–285.                               und Kunsttheorie sowie Psychologie und

20                                                                                                                                                                                                      21
Okt
04        Sapphos Daughters ® PROJECT                                                            Das textile Etikett                                                                          Okt
                                                                                                                                                                                               04

          An investigation and reinterpretation                                                  als Forschungsgegenstand
          of queer women’s clothing culture                                                      materieller Kultur
Teresa
Fischer                                                                                                                                                                                      Linda
                                                                                                                                                                                           Durman
Weimar
                                                                                                                                                                                              Linz

16.30     Der erste Teil meines Vortrags versucht    das textile Erscheinungsbild beziehen,      Mit den Studien zu „Materieller Kultur“     können zukünftig im Internet of Things          17.00
          einen kurzen historischen Überblick        erstellt.                                   und den „Cultural Studies“ gelangen         abgerufen werden. Damit geht ein
Raum                                                                                                                                                                                        Raum
          über die queer-weibliche Kleidungs­                                                    auch Kleidung und andere textile            relevanter, materieller Informations-
306                                                                                                                                                                                          306
          kultur zu geben. Der Begriff der queer-    Die erste Kollektion „Labelless             Objekte als Zeichenträger gesellschaft-     speicher über den Menschen und die
          weiblichen Kleidungskultur bezieht sich    Kollektion“ des „Sappho’s Daughters“        licher und kultureller Identitäten in den   Beziehung zu seiner Kleidung verloren.
          dabei auf eine Modekultur von Frauen,      Projekts wird hierfür als Beispiel heran-   Interessenfokus.                            Vielleicht ist dies erst der Beginn
          deren Selbst­identifikation abseits von    gezogen. Die Frage nach der Repräsen-                                                   des langsamen Verschwindens textiler,
          einer heterosexuellen Norm liegt           tation queerer Frauen in der Mode­welt      In der präsentierten Sammlung von           den Körper bedeckender Materialien.
          (lesbische Frauen, bisexuelle Frauen,      sowie die Überarbeitung queerer Textil-     textilen Etiketten aus Linz und Umge-       Die archivierten Etiketten werden zu
          nicht spezifisch definierte Frauen sowie   kultur und die Reinterpretation von         bung werden diese zu Spurenträgern und      textilen Relikten und erhalten gleich­
          die sogenannten (queeren) „maskulinen      bestimmten Textilien, die für die Sub-      Informationsspeicher politischer, öko­      zeitig unter Einbezug des „material
          Frauen“).                                  kultur von besonderer Bedeutung sind,       nomischer und technischer Standards         turns“ neue Wirkmacht und Verbindung
                                                     stehen hier im Vordergrund.                 einer Kultur: Die ursprünglich nonver-      zu zeitgenössischen virtuellen Welten.
          Der Schwerpunkt wird dabei auf einem                                                   bale, flüchtige Kommunikation durch
          Zeitraum von 1900 bis in die späten        Ein Ausblick auf die kontemporäre, sich     Bekleidung wird in Form von Text            Linda Durmann, „textil.kunst.design“
          1950er Jahre liegen. Symbolik und Dress­   immer wieder verändernde Textilkultur       auf Textil sichtbar gemacht und einge-      M.A. Kunstuniversität Linz 2018. Die
          codes in der Subkultur sowie bestimmte     wird schließlich durch die künstlerische    schrieben. Verschiedene dem Etikett         künstlerische Masterarbeit „Textile
          Begriffe, die sich auf queere textile      Studie „Items No.1“ abgerundet.             immanente Aspekte werden aus                Information Stream – Identity from tweed
          Erscheinungsbilder beziehen, werden                                                    künst­lerischer und forschender Sicht       to tweet“ setzte sich mit dem Bedeutungs-
          in diesem Zusammenhang erläutert.          Teresa Fischer studiert derzeit in Weimar   analysiert und hinterfragt. Welche          verlust realer Kleidung durch zunehmende
          Dabei wird die Entstehungsgeschichte       an der Bauhaus Universität. Ihre Ab-        Unterschiede könnten sich im Vergleich      virtuelle Identitätsperformanz auseinander.
          bestimmter Textilien und deren fort-       schlussarbeit „Sappho’s Daughters“ setzt    zu einer Etikettensammlung aus einer
          währende Veränderung in der Subkultur      sich mit der Kleidungskultur queerer        anderen Stadt wie beispielsweise Paris
          veranschaulicht.                           Frauen und deren Reinterpretation           ergeben?
                                                     auseinander. Ihre Arbeitsschwerpunkte
          Ein Übergang zu kontemporärer Textil-      sind Feminismus und Mode sowie Queer        Mit fortschreitender Digitalisierung
          kultur queerer Frauen wird durch das so-   Fashion.                                    sollen die eingenähten Rechtecke aus
          genannte „Labelling“, der Zuschreibung                                                 Polyestersatin zukünftig ganz ver-
          von bestimmten Begrifflichkeiten, die                                                  schwinden und durch Chips ersetzt
          sich neben Verhaltensmustern auch auf                                                  werden. Die gewünschten Informationen

22                                                                                                                                                                                             23
Doktorand*innenförderung                                                                                                                         Tag zwei
des netzwerk mode textil e.V.                                                                                                                     Freitag
                                                                                                                                                05 Okt 18

         „Intelligente Verbindungen“ – unter         geschichte, Modetheorie, Kulturwissen-
18.30
         diesem Motto trat das nmt e.V. bei seiner   schaft, Kulturanthropologie, Ethnologie,
19.00    Auftaktveranstaltung im März 2009           Soziologie u.v.m. Kurator*innen,           Panel 3

         zusammen. Der Titel ist Programm: Es        Textil­restaurator*innen, Kostümge-        Von der Tracht
         geht uns um die berufliche Vernetzung       stalter*innen sowie Textil- und Mode­      zur Mode:
         aller, die sich für die Kulturgeschichte    designer*innen schlossen sich ebenso       Kunst- und
         und Kulturwissenschaft von Textilien,       an wie Künstler*innen, Textilwissen-       modegeschichtliche
         Bekleidung und Mode interessieren.          schaftler*innen, Modejournalist*innen
                                                                                                Zugänge
         Zum Netzwerk gehören zahlreiche             und viele Lehrende, Studierende,
                                                                                                Barbara Schrödl
         Ausbildungsstätten und Museen sowie         Promovierende und Auszubildende.
Raum                                                                                            Philipp Zitzlsperger
         Wissenschaftler*innen aus verschie-         Wir fördern die kulturwissenschaftliche                              Keynote
306      denen Disziplinen: Kunst- und Mode­         Textil-, Kleider- und Modeforschung                                  The expanding
                                                                                                Panel 4
                                                     und verknüpfen so die Disziplinen durch                              field of fashion
                                                     aktive forschende und praktizierende       CRIT II: Practice         research – fashion,
                                                     Mitglieder.                                Based Fashion             technology,
                                                     Wir verbinden Promovend*innen unter­       in Research               sustainability
                                                     einander, vernetzen sie mit anderen
                                                                                                PhD + MA Projekte         Sandy Black
                                                     Forscher*innen, um den fachlichen
                                                                                                Wally Salner
                                                     Aus­tausch unter Spezialist*innen zu
                                                                                                Monica Titton
                                                     ermöglichen, und organisieren Meetings,                              Vortrag
                                                     in denen wir selbst als Mentorinnen                                  Texturen
                                                                                                Roundtable:
                                                     mit Rat und Tat zur Seite stehen.                                    künstlerischer
                                                     Die Webseite des nmt e.V. bietet zudem     Research
                                                                                                                          Forschung.
                                                     die Möglichkeit, das eigene Promotions-    at the ACfFR
                                                     vorhaben zu präsentieren, so dass
                                                                                                                          Ornamentale
                                                                                                Sandy Black
                                                     junge Wissenschaftler*innen frühzeitig     Ulrike Ettinger           Politiken von
                                                     in ihrem Forschungsfeld sichtbar           Elke Gaugele              knowbotiq
                                                                                                Christiane Luible
                                                     werden. Zudem freuen wir uns, inno-                                  (Christian Hübler /
mit Dagmar Venohr                                    vative Themen in unserem Jahrbuch
                                                                                                Cornelia Lund
                                                                                                                          Yvonne Wilhelm)
                                                                                                Annina Müller-Strassnig
und Phillipp Zitzlsperger                            präsentieren zu können.                    Barbara Schrödl           Elke Bippus
Panel 3                                  Transluzide Bildträger                                                                       Okt
                                                                                                                                               05

                                                 und visuelle Inszenierungen
                                                 aus Frauenkonventen
                                                 des 13. bis 15. Jahrhunderts
                                                                                                                                           Juliane
                                                                                                                                            Schirr

                                                                                                                                            Berlin

10.00   Von der Tracht                           Mein Dissertationsprojekt untersucht
                                                 Weißstickereien aus Frauenkonventen
                                                                                             und wer sie im liturgischen Geschehen
                                                                                             sehen konnte.
                                                                                                                                            10.00

14.00
        zur Mode:                                des 13. bis 15. Jahrhunderts. Weiß­
                                                 stickerei bezeichnet einen Trägerstoff,
                                                                                             Im Kolloquium stelle ich erste Ergebnisse
                                                                                             einer vergleichenden materialikono­
                                                                                                                                            Raum
                                                                                                                                             306

        Kunst- und                               feines, durchscheinendes Leinen, der
                                                 mit Fäden aus Leinen oder Seide bestickt
                                                                                             logischen Analyse zur Diskussion.
                                                                                             Dafür erschließe ich die ikonologische
        modegeschichtliche                       ist. Ausgehend u.a. von transluziden        Auf­ladung des Materials Leinen im
Raum                                             Effekten der Oberflächengestaltung          Kontext der Ordensregeln. Anschließend

306     Zugänge                                  analysiere und vergleiche ich die Objekte
                                                 und erarbeite die bisher ausgebliebene
                                                                                             frage ich, wie ikonologische mit ikono­
                                                                                             graphischen Aussagen (v.a. in Hinsicht
                                                 Materialikonologie von Leinen und ihr       auf Licht, heilendes Sehen, Stifter­-
                                                 Verhältnis zur Ikonografie.                 innen und weiblichem Bibelpersonal)
                                                                                             korrelieren, wenn bspw. das Sticken
                                                 Eine material- und gattungsübergreifen-     oder Leinentücher auf einem Tuch dar-
                                                 de Analyse, z.B. unter Einbeziehung der     gestellt werden.
                                                 Glasmalerei, kann die Verwendung von
                                                 Tageslicht als Werkstoff der Inszenie-      Juliane Schirr promoviert derzeit in Kunst-
                                                 rung göttlicher Gegenwart erschließen.      geschichte an der Humboldt-Universität
                                                 Beide Gattungen stellen dazu häufig         zu Berlin. Ihre Dissertation „Trans­luzide
                                                 Ikonografien des heilenden Sehens und       Bildträger und visuelle Inszenierungen
                                                 der Handarbeit dar. Abschließend erfolgt    aus Frauenkonventen des 13. bis 15. Jahr­
                                                 eine Einordnung der Werke zum Thema         hunderts“ setzt sich mit Weißstickereien
                                                 Selbstdarstellung und Rezipienten.          und ihren transluziden Effekten ausei-
                               Juliane Schirr    Die Tücher sind eine der wenigen Kunst-     nander. Sie ist derzeit wissenschaftliche
                                                 gattungen des Mittelalters, als deren       Mitarbeiterin an der Berlin-Branden­
                               Angelika Wöß      Urheber überwiegend Frauen angesehen        burgischen Akademie der Wissenschaften
        Moderation             Isabelle Berens   werden können. Daraus folgen die            und erforscht dort im Rahmen des Projekts
                                                 Fragen, wie sich die Konvente mit ihrer     Corpus Vitrearum Medii Aevi mittelalter­
        Barbara Schrödl        Marie Helbing     Geschichte selbstdarstellten, an wen sich   liche Glasmalerei.
        Philipp Zitzlsperger   Johanna Korbik    die Tücher (u.a. inschriftlich) richteten

                                                                                                                                               27
Okt
05           »Also gen die Frawen                                                                   Modeschauen                                                                                  Okt
                                                                                                                                                                                                  05

              und Mannen geklaydt ...«                                                              im Ersten Weltkrieg
             Bedeutungs- und Funktionszusammenhänge
             von Trachtenbildern im Spektrum der
Angelika     gesellschaftlichen Ordnungssysteme und
Wöß          politischen Vernetzungen der frühen Neuzeit                                                                                                                                      Isabelle
                                                                                                                                                                                               Berens
Rankweil /
Vorarlberg                                                                                                                                                                                    Marburg

10.30        Den Ausgangspunkt zur näheren              Epoche der Frühen Neuzeit gilt es zu        Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914        Theaterstücken, Vorträgen, in denen die        11.00
             Beschäftigung mit dem Phänomen der         prüfen, was für eine Rolle Trachten­        wendet sich das Deutsche Kaiserreich         Zeitgenoss*innen u.a. die Bedeutung
Raum         frühen Trachtendarstellungen bildet        bilder im sozio-kulturellen Kontext um      vom gegnerischen Frankreich als Mode-        von „Weltpolitik und Mode“ diskutieren.        Raum
306                                                                                                                                                                                              306
             eine ungewöhnliche Kostümbilder-           das Ausdifferenzieren in der Gesell-        metropole ab und propagiert in Zeitun-       Das Motto der Frühjahrsmodenschau
             Serie, die sich im Depot des vorarlberg    schaft bzw. um die kulturelle Differenz     gen und Zeitschriften eine „Deutsche         lautet „Nach Osten“. Grundlage der
             museums in Bregenz befindet: Die           ein­nehmen und in wie weit die Werke        Mode“, womit Kleidung als Alltags­-          Modenschau im August ist ein Preisaus-
             Serie besteht aus 55 Bildern in Öl auf     in den politischen und kulturellen Aus-     objekt eine politische Aufladung erfährt.    schreiben zum Thema „Das einfache
             Leinwand. In den Darstellungen werden      tausch eingebunden waren.                   Wenn das Sich-Kleiden als Akt der            Kleid“ (mit max. 2 ½ Meter Stoff). Dass
             in Kleingruppen Trachten verschiedener                                                 symbolischen Kodierung des Körpers           die Modenschauen im Kriegskontext
             Länder und Regionen vorgeführt.            Im Vortrag wird ein Überblick über das      gesehen und als Ausdruck gesellschaft­       gesehen werden müssen, lässt sich bei-
             Datierung und Herkunft der Bilder sind     Forschungsprojekt mit den relevanten        licher und kultureller Strukturen            spielsweise gut an diesem Aspekt zeigen.
             zwar noch unklar, jedoch gibt es zwei      Fragestellungen und Problemen               gedeutet werden kann, müsste sich            So begrenzte beispielsweise die 1916
             Vorbild­werke aus dem 16. Jahrhundert:     gegeben.                                    im Umkehrschluss eine durch den Krieg        von der Regierung eingesetzte Reichs-
             Códice de Trajes (Biblioteca Nacional                                                  veränderte Struktur in der Kleidung          bekleidungsstelle die Kleider auf diesen
             de España, Madrid) sowie Costumes of       Angelika Wöß, arbeitet im Sammlungs-        widerspiegeln.                               Stoffumfang.
             the time of Charles V (Museo Stibbert,     management am vorarlberg museum             Der in Frankfurt a.M. am 20. Juni 1915
             Florenz). Die Untersuchung der             Bregenz. Sie studierte Modedesign und       gegründete Modebund verzichtet               Isabelle Berens, M.A. arbeitet als wissen-
             Bregenzer Trachtenbilder im Zusammen­      Schnitttechnik in München sowie Kunst-      bewusst auf die Bezeichnung „Deutsche        schaftliche Mitarbeiterin beim Hessischen
             hang mit diesen beiden illuminierten       geschichte in Innsbruck, absolvierte im     Mode“, mit der Begründung, eine all­         Landesamt für geschichtliche Landeskunde
             Werken eröffnet neue Einblicke in          Rahmen des Forschungspreises Ange-          gemeingültige Mode kreieren zu wollen.       in Marburg. Sie promoviert zum Thema
             Umgang und Praxis der frühen Trachten­     wandte Kunst des Zentralinstitutes für      Er veranstaltet zwei Modewochen in           „Bekleidung und Mode in Hessen zur Zeit
             bücher, wodurch sich neue Facetten für     Kunstgeschichte ein Forschungsstipendium    Frankfurt (5.–9.2.1916 und 19.–28.8.         des Ersten Weltkrieges“.
             Funktion, Bedeutung, Verbreitung und       in München und promoviert derzeit an der    1916). Im Vortrag soll es um die Zeichen-
             Rezeption derselben nachvollziehen         Universität Innsbruck.                      funktion von Kleidung zur Kriegs- bzw.       Letzte Publikation: (zus. mit Uwe Risch,
             lassen können. Anhand der Bregenzer                                                    in der Krisenzeit gehen, die exemplarisch    Andrea Hartmann, Lutz Vogel und Helmut
             Serie lässt sich zudem ein noch näher zu   Publikation: Die Theaterkostüme Eduard      anhand dieser beiden Modewochen              Eckardt) Zeitreisen. Digitalisierung und
             ergründendes Interesse erkennen,           Josef Wimmer-Wisgrills und ihre Bedeu-      gezeigt werden soll. Es handelt sich nicht   Erschließung regionaler Zeitungen des
             Trachten­bilder in Form von Gemälden       tung für die Mode, in: nmt 2018, Jahrbuch   um eine reine Präsentation von               Ersten Weltkrieges aus den Beständen
             zu präsentieren.                           des netzwerk mode textil e.V., Augsburg     Kleidungs­stücken sondern ebenfalls um       hessischer Bibliotheken, in: Bibliotheks-
             Mit einem erweiterten Blick auf die        2018, S. 32–47                              ein Begleitprogramm von Ausstellungen,       dienst 52/8 (2018), S. 610–618.

28                                                                                                                                                                                                 29
Okt
05         Die Zentralisierung der Mode.                                                            Versandhandel und Modekultur                                                                 Okt
                                                                                                                                                                                                  05

           Berliner Ordertage, 1918 – 1923                                                          im Spiegel des Quelle-Katalogs
                                                                                                    1954 bis 1978

Marie                                                                                                                                                                                        Johanna
Helbing                                                                                                                                                                                        Korbik

Dortmund                                                                                                                                                                                    Dortmund

11.30      Die Berliner Durchreise galt lange          Mode­woche ins Leben gerufen.                Versandkataloge als weit verbreitete       nung von Katalogbildern als Modebilder          12.00
           Zeit als die Verkaufsveranstaltung für                                                   Bezugs­quelle für Bekleidung wurden        zu diskutieren. Und schließlich stellt
Raum                                                                                                                                                                                           Raum
           Händler. Ausgeführt von der Kon-            Im Rahmen des Vortrages werden Her-          in der Modeforschung bislang vernach­      sich die Frage, wie sich das Versandhaus
306                                                                                                                                                                                             306
           fektionsindustrie und angrenzenden          ausbildung, Struktur und Bedeutung der       lässigt. Die geplante Dissertation         Quelle als Modeakteur positioniert.
           Industriezweigen wie der Putzindustrie      Berliner Modewoche nachgezeichnet. Im        unter­sucht deshalb erstmals die Haupt­    Was ist das Spezifische am Modeangebot
           markierte sie den Beginn einer Saison       Zuge dessen soll auch aufgezeigt wer-        kataloge des „Quelle“-Versands im wirt-    des Versandhändlers und wie versuchte
           und ermöglichte Einkäufern aus dem          den, wie der Verband mit der Etablierung     schaftlich erfolgreichsten Zeitraum        man es aufzuwerten?
           In- und Ausland die neuen Kollektionen      Berlins als deutsches Modezentrum die        von 1954 bis 1978. Aus der Arbeit mit      Welche Zielgruppen werden angespro-
           zu sichten und zu ordern. Konkurrenz        langgeführte Standortdebatte endgültig       dem Katalogmaterial haben sich die         chen? Hierbei sind insbesondere
           erfuhr sie jedoch durch die im Februar      für obsolet erklären wollte.                 folgenden drei Untersuchungsbereiche       die Rollen der Unternehmerin Grete
           und August 1916 vom „Modebund                                                            herausgebildet: Die Bestellung von         Schickedanz und des Modedesigners
           Frankfurt“ initiierte Frankfurter Mode­     Marie Helbing, M.A., ist wissenschaftliche   Mode im Katalog stellt eine besondere      Heinz Oestergaard näher zu betrachten.
           woche. Die Organisation wollte mit          Mitarbeiterin am Seminar für Kulturanth-     Konsumpraxis und Form der Mode­            Anstatt einen der Bereiche herauszu-
           der Veranstaltung die Bedeutung der         ropologie des Textilen der TU Dortmund,      aneignung dar – schließlich kann die       greifen, stellt der Vortrag die Gesamt-
           Damenmode über die lokalen Grenzen          wo sie derzeit auch promoviert. In ihrer     Bekleidung vorher nicht anprobiert und     struktur und das Forschungsdesign
           hinaus stärken und fördern. Während         Dissertation „Im Zeichen der Mode. Die       sinnlich erfasst werden. Der Quelle-       der Dissertation vor, die sich aus der
           das Urteil der Fachpresse über die Veran-   Medien der Berliner Konfektionsindustrie,    Katalog bezeichnet sich selbst als         Durcharbeitung des gesamten Katalog-
           staltung positiv ausfiel, wurde sie durch   1902 – 1943“ forscht sie über die Sicht-     „Standardwerk des guten Einkaufs“ oder     materials ergeben haben.
           Mitglieder des „Verbandes der deutschen     barkeitsstrategien der Berliner Konfek-      „Modeberater“ und bietet somit nicht
           Mode-Industrie“ kritisch gesehen.           tion. Im Mittelpunkt der Untersuchung        nur eine Anleitung zum Modekonsum,         Johanna Korbik promoviert am Seminar
           Die Vereinigung, die sich ebenfalls der     stehen Modenschauen, Modewochen und          sondern vermittelt der Kundin auch         für Kulturanthropologie des Textilen an
           ideellen und wirtschaftlichen Förderung     Modeausstellungen, die hinsichtlich ihrer    modische Kompetenz, was sich durchaus      der Technischen Universität Dortmund.
           von Mode verschrieben hatte, bemängel-      Funktion als Vermittler neuer Moden un-      mit dem Anspruch von Modezeitschrif-       Kommende Publikation: „Mode & Design
           te zum einen die präsentierte Mode,         tersucht werden. Ihre Arbeitsschwerpunkte    ten vergleichen lässt. Zudem ist eine      der 1970er Jahre“, in: Rock’n’popmuseum
           zum anderen verwies sie auf Berlin als      sind Modegeschichte und -theorie, Berliner   Untersuchung des Versandkatalogs als       Gronau (Hg.): Die 70er Jahre in Westfalen.
           hoffnungsvolleren Standort, fehle           Konfektion, Konsumgeschichte sowie           ästhetisches Medium zu leisten, mit ei-    Demos, Discos, Denkanstöße. Katalog zur
           doch in Frankfurt die entsprechende         Medien der Mode.                             ner eigenen Formensprache und Präsen-      gleichnamigen Ausstellung (Ende 2018).
           Industrie und Infrastruktur. Die Frank­                                                  tationsform besonders hinsichtlich der
           furter Modewoche erfuhr keine Wieder-                                                    angebotenen Mode. In diesem Zusam-
           holung, jedoch wurde 1918 die Berliner                                                   menhang ist es auch wichtig, die Einord-

30                                                                                                                                                                                                31
Panel 4                                                                               Japanese                                             Okt
                                                                                                                                                    04

                                                                                              Aesthetics
                                                                                              in Tokyo
                                                                                              Street Style
                                                                                                                                              Charlotte
                                                                                                                                           Brachtendorf

                                                                                                                                               Freiburg

10.00   CRIT II:                                 Diese Arbeit geht der Frage nach inwie-
                                                 fern sich im 21. Jahrhundert japani-
                                                                                              und Minimalismus in Form, Textur und
                                                                                              Farbe deutlich.
                                                                                                                                                  11.00

14.00
        Practice Based                           sche Ästhetik im Street Style in Tokyo                                                          DG 18

                                                 niederschlägt. Obwohl die japanische         Charlotte Brachtendorf, B.A. studiert

        Fashion in Research                      Populärkultur stark von westlichen
                                                 Ein­flüssen geprägt ist, hat sich in den
                                                                                              Medienkulturforschung an der Albert-
                                                                                              Ludwigs- Universität Freiburg und ver-

DG 18   PhD + MA Projekte                        letzten Jahrzehnten in spezifisch
                                                 japanischer Street Style herauskristall­
                                                                                              brachte das akademische Jahr 2016/17 an
                                                                                              der Waseda Universität in Tokyo. In ihrer
                                                 isiert. Der Grund dafür liegt in der Über-   Abschlussarbeit beschäftigt sie sich mit
                                                 tragung ästhetischer Qualitäten aus          japanischem Street Style. Ab 2019 wird sie
                                                 Japan in das 21. Jahrhundert. Das japan­     Fashion Communication am Central Saint
                                                 ische Wort für Ästhetik, bigagku, musste     Martins in London studieren.
                                                 erst im Zuge der Meiji Restauration
                                                 erfunden werden. Jedoch haben japan­
                                                 ische Wissenschaftler bald Gedanken
                                                 der Ästhetik auf ihre eigene Kultur
                                                 übertragen. So sind die geeigneten
                                                 ästhetischen Qualitäten für diese Arbeit
                                                 wabi-sabi (Schönheit des Imperfekten
                                                 und Unvollständigen), mono no aware
                                                 (Vergänglichkeit der Dinge), yūgen
                                                 (unergründliche Tiefe), ma (Zwischen-
                                                 raum) und kawaii (kindlicher Charme).
                                                 Das Online-Archiv ACROSS, das sich der
                                                 ethnografischen Erforschung von Street
                                                 Style und Konsumverhalten in Tokyo
        Moderation      Ivana Čuljak             widmet, wird auf den vestimentären
                                                 Ausdruck dieser Qualitäten untersucht.
        Wally Salner    Christina Dörfler-Raab   Dabei werden Merkmale japanischer
        Monica Titton   Charlotte Brachtendorf   Ästhetik, wie Asymmetrie, Monochromie

32                                                                                                                                                  33
Okt
04             Helmut Lang Archiv 1984 – 2005                                                                                                     Showpiece                                    Okt
                                                                                                                                                                                                05

Christina                                                                                                                                                                                     Ivana
Dörfler-Raab                                                                                                                                                                                 Culjak

Wien                                                                                                                                                                                         Zagreb

10.30          Helmut Lang ist einer der einflussreichs-    Der Vortrag präsentiert den aktuellen       In der Modebranche nimmt das Show­        Ivana Čuljak ist Modedesignerin,            10.00
               ten Modedesigner der letzten 30 Jahre.       Forschungsstand im HL-Archiv und            piece (Vorzeigeobjekt) einen spezifi-     Kuratorin und Forscherin aus Zagreb
Raum                                                                                                                                                                                         DG 18
               In den 1990er Jahren wurde der gebürtige     diskutiert die Synergien und Differenzen    schen Platz als Kleidungsstück und Ware   (CRO). Gegenwärtig arbeitet sie als
306
               Österreicher wegweisende Figur in der        zwischen Mode- und Kunstproduktion          mit ambivalenten Charakter­istiken ein.   stellvertretende Kuratorin im Museum der
               internationalen Modeszene und zum            am Beispiel von Helmut Lang.                Es existiert nicht unbedingt als reales   Stadt Zagreb und als wissenschaftliche
               Inbegriff für avantgardistische-minima-      Künstler*innenkooperationen mit Jenny       Kleidungsstück, sondern manchmal          Mitarbeiterin am CIMO-Forschungszent-
               listische Eleganz. Kennzeichnend waren       Holzer, Louise Bourgeois, sowie die         auch als Bild, Idee, ein konzeptuelles    rum für Mode und Kleidung. Sie besitzt
               seine strenge Präzision und Abstraktion,     enge Zusammenarbeit mit Stylistin           Werk oder manipulatives Marketing­        einen Bachelorabschluss in Modedesign
               intelligente, subtile Details und der Ein-   Melanie Ward, Fotografen Jürgen Teller      instrument. Als „Schaufenster“ der        und einen Master-Abschluss in Mode­
               satz von innovativen und ungewohnten         und Fotografin Elfie Semotan werden         gegenwärtigen Mode ermöglicht das         theorie und Modekultur der Universität
               Materialien. Sein Mix aus Understate­        herangezogen, um Lebensthemen und           Showpiece den Modedesignern‚ außer­       Zagreb, an der sie derzeit im MA
               ment und Praxistauglichkeit begründet        Schlüsselwerke zu ermitteln.                halb der Grenzen tragbarer Mode und       Programm Museologie und Kulturerbe
               bis heute Langs Kultstatus.                                                              außerhalb kommerzieller Mode-             sowie Ethnologie und Kulturanthropologie
                                                            MMag.art. Christina Dörfler-Raab            Maßstäbe zu entwerfen. Was passiert,      studiert.
               In einer großzügigen Donation hat            promoviert derzeit an der Universität für   wenn man das Konzept des Showpiece
               Helmut Lang dem MAK – Museum für             Angewandte Kunst Wien im Fachbereich        aus der Modebranche disloziert und es
               angewandte Kunst Wien als einziger           Philosophie. 2011 Abschluss der wissen-     direkt in den Kontext einer Galerie
               Institution weltweit sein gesamtes           schaftlichen Diplomarbeit mit Auszeich-     einbettet? Die Präsentation stellt das
               Grafik- und Corporate Archiv überlassen,     nung: „Blick zurück nach vorn – Transfer    Konzept des Showpiece und die
               sowie einen Ausschnitt seiner Ready-to-      als Methode für künstlerische Praxis“.      Ausstellung unter dem gleichen Namen
               Wear Kollektionen von 1984-2005 zu-          Seit 2013 Lehrbeauftragte im Modekolleg     „Showpiece“ vor, kuratiert von Ivana
               sammengestellt. Ausgangspunkt für die        Herbststraße und freie Mitarbeiterin und    Čuljak und Lea Vene 2017 in der
               Forschung und biografische Spurensuche       Dissertantin im Museum für Angewandte       Galežnica Galerie (Velika Gorica,
               ist das „Helmut Lang Archiv im MAK“,         Kunst Wien / Helmut Lang Archiv.            Kroatien). Die Ausstellung präsentierte
               vor allem das „Corporate Identity                                                        neue Werke einer jüngeren Generation
               Archiv“, dient als zentrales Quellen-                                                    von Mode Praktizierenden: Valerija
               archiv und sogenannten DNA-Helmut                                                        Cerovec, Karla Jurić, Marko Mišković,
               Langs. vgl.: https://www.mak.at/mak_                                                     Lucija Mandekić, Gala Marija Vrbanić in
               design_labor/helmut_lang_archiv                                                          Zusammenarbeit mit Staš Mlinar.

34                                                                                                                                                                                              35
Keynote                                                                                    Sandy
          The expanding                                                                              Black
          field of fashion research                                                                  [London]
        – fashion, technology,
                                                                                                     Sandy Black is Professor of Fashion
          sustainability                                                                             and Textile Design and Technology at
                                                                                                     London College of Fashion, in the Centre
                                                                                                     for Sustainable Fashion, a University of
                                                                                                     the Arts London research centre.
                                                                                                     Current research interests include inter-
14.30    For a long time, the accepted view of          fashion research to take a radical lead in   disciplinary design-led research (fashion,
         fashion was superficiality, excess and         shaping a more economically, socially        textiles, technology, science, culture,
15.30
         foregrounding purely commercial                and environmentally sustainable fashion      industry, sustainability) and the role of
         concerns, but the role of fashion and          industry based on alternative paradigms      creative entrepreneurship, design
         fashion designers is evolving. The             and business models that harness new         and new business models in addressing
         academic study of fashion by cultural          ways of creating and producing fashion       issues of sustainability in the fashion
         theorists, historians and sociologists         and engaging with consumers. Fashion         sector. She publishes widely, including
         has demonstrated the major role fashion        students at all levels are now encouraged    books such as Knitting: Fashion,
Raum
         plays in global society, from both             to critique and interrogate the discipline   Industry, Craft (V&A Publishing) and
306      historical and contemporary viewpoints.        of fashion culturally, environmentally       The Sustainable Fashion Handbook
         The field of fashion studies has grown         and politically, whether they are            (Thames & Hudson). Sandy founded and
         to encompass a wide range of disciplines,      designers, makers, entrepreneurs or          co-edits the academic journal Fashion
         including dress history, art and design        communicators. There is a key role for       Practice: Design, Creative Process
         history and theory, media studies, visual      research into and through fashion that       and the Fashion Industry (Routledge          includes the FIRE series of projects,
         culture, material culture, gender studies      foregrounds design and practice,             Journals), published since 2009 and the      (Fashion, Innovation, Research and
         and social anthropology, in tandem             to test new methods that move beyond         first to address the central role of         Enterprise), bridging academic research
         with marketing, manufacturing and the          ‘business as usual’ to catalyse and drive    practice and practitioners in fashion        and designer fashion and a new project
         business of fashion. Fashion education         change in the complex global fashion         research.                                    Rethinking Fashion Design Entre-
         and research has also expanded its             industry. Examples will show how                                                          preneurship: Fostering Sustainable
         reach­—this expansion is evident in the        fashion research is evolving to become       Her previous research includes the           Practices.
         development of PhD level study and the         more hybrid and holistic, integrating        Interrogating Fashion network, funded
         recent proliferation of academic journals      approaches from sciences and techno­         by the Designing for the 21 st Century       Sandy supervises and examines
         related to fashion. The former binary          logy, art and humanities with design-led     scheme, a UK Research Councils               numerous PhD candidates, especially
         approach to fashion—high art versus            fashion research.                            initiative, bringing together arts and       in practice-led and practice-informed
         popular culture, theory versus practice                                                     humanities researchers with enginee-         textiles- and fashion-related topics,
         and production versus consumption—                                                          ring and science perspectives. This led      bridging practice and theory. With 15
         has begun to break down.                                                                    to the project Considerate Design for        completions and 9 candidates in
                                                                                                     Personalised Fashion Products to assist      progress, she has helped to establish
         In response to major global issues of                                                       designers in developing more sustain-        a new expanded field for research in
         sustainability, there is a critical need for                                                ­able fashion products. Recent funding       fashion and sustainability.

                                                                                                                                                                                            37
Sie können auch lesen