KURSBUCH MUSEALOG 2020 | 2021 - Dirk Heisig (Hg.)
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Titel: »Original Wohlmuth Apparat«, Foto: Alexander Niemietz (Museum Nordenham)
Fachreferent*in für Sammlungsmanagement und Qualitätsstandards in Museen
VORWORT Zwischen dem 8. Juni 2020 und dem 28. Januar Leider fiel die für den Januar geplante gemeinsame 2021 haben 14 Wissenschaftler*innen an der Abschlussveranstaltung mit Teilnehmer*innen, beruflichen Weiterbildung MUSEALOG 2020 | 2021 Museumsvertreter*innen und MUSEALOG- teilgenommen, um sich zu »Fachreferent*innen Beteiligten der verschärften Pandemielage zum für Sammlungsmanagement und Qualitätsstan- Opfer. Sichtbares Zeichen hierfür ist das in diesem dards in Museen« zu qualifizieren. Über diesen Kursbuch fehlende Abschlussfoto. Trotz der Zeitraum prägten die Dynamik der Coronavirus- erfreulichen Situation, dass wir die berufliche Wei- Dirk Heisig Pandemie sowie deren politische Regulierung den terbildung MUSEALOG wieder in Präsenz und an Verlauf des Kurses. den Museumsobjekten durchführen konnten, war der den notwendigen Hygieneregeln geschuldete Bei der Planung von MUSEALOG 2020 | 2021 wurden Verlust an sozialer Nähe und gemeinsamem Mit- kurzfristig die Zahl der Teilnehmer*innenplätze auf einander durchgehend zu spüren. Deshalb möchte 14 Personen und die Zahl der beteiligten Museen ich allen Beteiligten dafür danken, dass Sie immer auf acht Häuser reduziert, um in den Seminaren, wieder versucht haben, die mit dem Mund-Nase- den EDV-Schulungen und in den Museen Plätze Schutz und den Abstandsregeln verbundenen mit einem großen Abstand zu den Kolleg*innen Distanzierungen durch intensive Kommunikation bereitzuhalten. Zudem wurden in den Gruppen- miteinander zu überbrücken. In den Museen konn- schulungsräumen feste Sitzplätze vergeben, die ten die Teilnehmer*innen in den vergangenen Mo- über die gesamte Kursdauer Bestand hatten, und naten zudem viele spannende Projekte erarbeiten. Kleingruppenarbeit war nur in festen Gruppen Die Bandbreite ihrer Tätigkeiten reicht dabei von unter Wahrung der Abstandsregeln möglich. Dabei der Dokumentation unterschiedlicher Sammlun- arbeiteten die Teilnehmer*innen eines Museums gen über ein neues Vermittlungskonzept bis hin zur immer gemeinsam in einer Kleingruppe. Einzelne Erarbeitung verschiedener (Sonder-)Ausstellungen. Seminare mussten auf Grund von Reiseverboten Die dabei entstandenen Arbeiten werden auf den bzw. Quarantäneregelungen der Dozent*innen als folgenden Seiten vorgestellt. Web-Seminar durchgeführt werden. Den Absolvent*innen von MUSEALOG 2020 | 2021 Im Gegensatz zum Lockdown während des vor- wünsche ich alles Gute für Ihre berufliche und angehenden MUSEALOG-Kurses im März 2020 private Zukunft. Ich hoffe, dass MUSEALOG sie konnte der Präsenzunterricht an allen beteiligten auch unter den aktuellen Bedingungen bei der Museen über den gesamten Kurs aufrechterhalten Erreichung ihrer beruflichen Ziele ein wesentliches bleiben. Auch konnten wir 43 der 48 Fachseminar- Stück weiterbringen konnte und bin gespannt, bzw. EDV-Schulungstage im Präsenzunterricht welche beruflichen Wege sie nach MUSEALOG durchführen, so dass nur fünf Veranstaltungen einschlagen werden. als Web-Seminar durchgeführt werden mussten. Vorwort
Inhalt 2 MUSEALOG 2020 | 2021 – Vorwort | Dirk Heisig 4 Die Projekte 6 Quacksalber, Doktoren und Unternehmer. Medizin und Fortschritt um 1900 | Alexander Niemietz 8 Transformationsprozesse. Von der Wellenbadschaukel zum Elektrisierapparat | Heike Kiefer 10 Zeugen der Zeit. Ein neuer Sammlungsbereich reflektiert die Corona-Pandemie | Dr. Dana Al Droubi 12 Der Hof Haake. Aktiv in den Alltag von Anno 1793 | Hugo-Alexander Frohn 14 Neue Sicht auf Alte Dinge. Retrospektive Dokumentation von fünf Objekten der Sammlung Deeken | Keï Common 16 Sie haben Ihr Ziel erreicht. Ein Werkverzeichnis für die Plastiken von Paul Dierkes im Museumsdorf Cloppenburg | Katharina Westerhoff 18 Vom Kanzler und vom Kiebitz. Das Museum für »Die Getreuen zu Jever« | Max Piechotta & Erik Vollrath 22 »Wenn man doch ein Rettungsboot hätte!« Die Rettungsstation an der Friedrichsschleuse. | Sylvia Knopp 24 Menschen bauen Schiffe. Emder Hafengeschichten | Sebastian Keufner 26 Von Kigali nach Oldenburg. Wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung Jobst Peter Jahn | Friederike Brinker 28 Abenteuer Moor(-Museum) – Von Irrlichtern, Moosen und Schwingrasen | Nele Voß 30 Zurückblicken für die Zukunft. Dokumentation der Villen des Oldenburger Museumsstifters Theodor Francksen | Rebekka Spitzweg 32 Die Teilnehmer*innen 38 Die Museen 42 Die Fachseminare & EDV-Schulungen 50 Die Dozent*innen 56 MUSEALOG | DIE MUSEUMSAKADEMIE 59 BILDNACHWEIS 60 IMPRESSUM 3
Die Teilnehmer*innen an MUSEALOG 2020 | 2021 stellen im Folgenden die Projekte vor, die sie an den Museen entwickelt und durchgeführt haben.
DIE PROJEKTE
Quacksalber, Doktoren UND Unternehmer Medizin und Fortschritt um 1900 »Allopathie«, »Homöopathie«, »Vegeta- Angesichts der Corona-Pandemie er- acta legte, oder Robert Koch, prominen- rianismus« und viel mehr. Eine Illustra- scheinen medizinische Themen auch im tester Pionier der Bakteriologie. So waren tion aus der populären Zeitschrift »Die musealen Kontext aktueller denn je. Am es Naturheilkundler wie Sebastian Kneipp Gartenlaube« von 1878 bringt es auf den Museum Nordenham konzipierten meine oder Friedrich Eduard Bilz, die mit ihren Punkt: Wer in der zweiten Hälfte des MUSEALOG-Kollegin Heike Kiefer und ich ganzheitlichen Konzepten ein vor allem 19. Jahrhunderts krank oder verletzt war eine Sonderausstellung über Entwicklung, städtisches Publikum ansprachen, das stand einem breit gefächerten Medizin- Differenzierung und Konfliktpotentiale die beschleunigte Industrialisierung und markt gegenüber. Eine im Bereich der der Medizin in der Zeit von 1850 bis 1920. Technisierung als Bedrohung empfand. praktizierenden Medizin weitgehend Die Ausstellung bietet Einblicke in die In ländlichen Gegenden genossen meist anerkannte akademische Lehre gab es medizinische Situation im Kaiserreich in Volksheilkundler das Vertrauen der nicht. Im Kaiserreich wurde 1871 ein fast Nordwestdeutschland. Ländliche Gegen- Erkrankten. uneingeschränktes Recht zur Ausübung den wie die Halbinsel Butjadingen, Sitz von Heilpraxis gesetzlich verankert. Die des Museums Nordenham, wurden von Als fachliche Grundlage sichteten wir oftmals magisch-okkulten Praktiken von Ärzten noch bis Anfang des 20. Jahrhun- Quellen und Forschungsliteratur im Volksheilkundigen gerieten zu dieser Zeit derts weitgehend gemieden. In den wach- Archiv des Rüstringer Heimatbundes. in Konkurrenz zu einer Vielzahl kommer- senden Städten wurde hingegen teils mit Zur Auswahl der Exponate gehören zieller Angebote der Naturheilkunde. staatlicher Unterstützung und mithilfe Objekte aus dem Magazin des Museums Diesen beiden Strömungen entgegen neuster Methoden an der Bekämpfung wie zum Beispiel einige elektrogalvani- standen die Erkenntnisse von akade- von Seuchen geforscht. sche Heilapparate, die durch Leihgaben misch ausgebildeten Wissenschaftlern, anderer Häuser ergänzt wurden. Dazu die bereits die Grundlagen der moder- Im Fokus der Ausstellung stehen nicht verfassten wir Bereichs- und Objekttexte nen Medizin legten. In der öffentlichen nur Vorreiter der modernen Medizin und entwickelten visuelle Konzepte zur Debatte diffamierte man sich gegenseitig und Epidemiebekämpfung wie Rudolf Präsentation von Exponaten, Texten und als »Quacksalber«, »Kurpfuscher« oder Virchow, der die antike Humoralpatholo- Begleitgrafiken. »Schulmediziner«. gie für die wissenschaftliche Fachwelt ad Alexander Niemietz Die Projekte
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Transformationsprozesse Von der Wellenbadschaukel zum Elektrisierapparat Die Beschäftigung mit dem eigenen Kör- Strömungen der Naturheilkunde zu be- Ein Exemplar dieser beweglichen Bade- per unterliegt Transformationsprozessen. fassen. Die Naturheilkunde, die sich seit wanne wurde dem Museum als Leihgabe Während heute ein »Green-Smoothie« den 1820er Jahren entwickelte, erlebte aus dem Bademuseum Norderney zur und ein Besuch im Fitnessstudio Glück mit der beginnenden Hochindustrialisie- Verfügung gestellt und ist das Herzstück und Erfüllung versprechen, richtete man rung in den 1870er Jahren einen enormen unserer Ausstellung. im deutschsprachigen Raum zur Zeit der Zulauf. Dies korrelierte mit den sich Hochindustrialisierung den Blick in die verschlechternden Lebensumständen der Im Zuge der Leihkorrespondenzen ver- Natur. Arbeiterfamilien in urbanen Ballungs- fasste ich konservatorische Berichte, die räumen. Rauch, Kohledunst, schlech- die Leihgeber*innen über die konserva- Zusammen mit meinem MUSEALOG- tes Trinkwasser und eine rudimentäre torischen Maßnahmen im Haus informie- Kollegen Alexander Niemietz konzipierte Kanalisation setzten der Bevölkerung zu. ren. Zudem organisierte ich den Transport ich am Museum Nordenham die Sonder- Die Naturheilkunde, deren grundlegen- der Wellenbadschaukel mit Fährüber- ausstellung »Quacksalber, Doktoren und des Verständnis auf einer im Menschen fahrt. Darüber hinaus bearbeitete ich Unternehmer. Medizin und Fortschritt wohnenden Lebenskraft beruht, die durch mithilfe von Photoshop Abbildungen, die um 1900«. Ziel der Ausstellung ist es, Sonne, Luft, Wasser und Erde reanimiert ich in der ansässigen Druckerei drucken neben der sich zur Zeit der Jahrhundert- wird, löste eine immense Naturbegeiste- ließ. Ich erstellte Ausstellungstexte und wende professionalisierenden Schulme- rung aus. entwickelte im Sinne des »Edutainment« dizin auch alternative Heilmethoden zu eine Riechstation, inspiriert von Kneipps beleuchten. Zu Beginn der Konzeption Mit der Idee, die weit entfernte Natur Hausapotheke, an der die Besucher*innen teilten wir die Themenbereiche unter uns ins heimische Badezimmer zu holen, der Ausstellung über das Riechen Heil- auf, sodass ich die Möglichkeit hatte, konstruierte der Berliner Fabrikant Carl kräuter identifizieren können. mich intensiv mit den unterschiedlichen Dittmann 1889 die Wellenbadschaukel. Heike Kiefer Die Projekte
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Zeugen der Zeit Ein neuer Sammlungsbereich reflektiert die Corona-Pandemie Seit Monaten diktiert die Corona-Pande- darin, diesen neuen Sammlungsbereich Diskussionsrunde »Die Corona-Pandemie mie unser Leben und das ist in praktisch zu konzipieren und aufzubauen. aus der Sicht von Menschen mit Migrati- allen Bereichen zu spüren. Wir können onsgeschichte« zeigte, wie die Krise das ein Ende noch nicht absehen, aber uns Nach einer ersten Auswertung vieler en- Leben der Zuwanderer verändert und wie dennoch die Frage stellen, wie sich unser gagierter E-Mail-Reaktionen verfasste die Migranten mit den Herausforderun- Leben und unsere Gesellschaft durch die ich ein darauf abgestimmtes Samm- gen umzugehen versuchen. Die Ergebnis- Covid-19-Pandemie verändert. lungskonzept in vier Gruppen, um mög- se dieser Diskussionsrunde und indivi- lichst alle Projektaspekte im regionalen duelle Interviews wurden als Berichte Als Zeitzeugen dieses globalen Ereignis- Blickwinkel widerspiegeln zu können: und Audioaufnahmen in die Sammlung ses entstand daher am Ostfriesischen Digitale Sammlung, Corona-Kunst, Co- aufgenommen. Schließlich fotografierte, Landesmuseum Emden die Idee, inner- rona-Alltag und Objekte mit Geschichte. inventarisierte, beschrieb und dokumen- halb eines eigenen Projektes einen neuen Um die Sammlung möglichst umfassend tierte ich die Exponate zur Einpflegung Sammlungsbereich zu schaffen, der das zu erweitern, setzten wir uns auch mit und Überführung in die Museumsdaten- heutige Geschehen für künftige Genera- anderen Einrichtungen in Verbindung. bank. tionen dokumentiert. In diesem Zusam- So stellten die Schulen in Emden wei- menhang startete der Museumsdirektor tere Materialien zur Verfügung. Ebenso Über die Dokumentation des derzeiti- Dr. Wolfgang Jahn einen Aufruf in der konnte auch die Koordinierungsstelle gen Geschehens möchte das Museum Emder Zeitung und bat die Bevölkerung, für Migration in Emden zur Kooperation bewirken, dass zukünftige Zeiten von dem Museum Exponate zur Verfügung gewonnen werden. unserer Gegenwart lernen können und zu stellen, die in Verbindung mit der sich dadurch nicht nur der Vergangenheit Pandemie stehen und so den Corona- Im Rahmen meiner Projektkoordination verbunden fühlen, sondern vielmehr heu- Alltag reflektieren können. Im Rahmen erstellte ich alle erforderlichen Texte, te getroffene Entscheidungen bewusst von MUSEALOG bestand meine Aufgabe Flyer und Fragenkataloge in deutscher überdenken und hinterfragen können. und arabischer Sprache. Die begleitende Dr. Dana Al Droubi 11
Der Hof Haake Aktiv in den Alltag von Anno 1793 Die Hofanlage Haake in Cappeln grenzte Haupthauses und der fünf Nebengebäu- 16 freistehenden, drehbaren 4x4-Würfeln früher an die Straße, die von der Bauer- de (Brauhaus, Viehstall, Zaunscheune, in der Upkammer. An einer Touchscreen- schaft Bokel zunächst zur Mitte des Ortes Speicher-Remise und Bleicherhütte) Station könnten die Besucher im »Haa- und zur Kirche führte und dann weiter genau beschrieben und im Anschluss kenhof-Quiz« anschließend ihr Wissen in Richtung Cloppenburg verlief. Von der aufgezeigt, wie die Hofanlage Haake im testen. Darüber hinaus soll die Gaststube Straße aus führte die Zuwegung auf den Moment dargestellt wird. mit den dort ausgestellten Bierkrügen, Wirtschaftsgiebel des Haupthauses zu. Weingläsern, Tabakdosen, Gewehren und Heute befindet sich an dieser Stelle die Auf der Grundlage der gewonnenen Möbeln neu gestaltet werden und in der Neubausiedlung »Im Haakenhof«, denn Erkenntnisse habe ich schließlich ein Zaunscheune ein »begehbarer Kuhma- der Hof Haake wurde im Winter 1942/43 neues Präsentationskonzept erstellt. gen« eingerichtet werden: Durch ein gro- wegen seiner einzigartigen Architektur Dieses trägt den Titel »Aktiv in den Alltag ßes Maul betreten die Besucher hier das und Geschichte in das Museumsdorf von Anno 1793« und beinhaltet in seinem Innere der Kuh und beim Gang durch die Cloppenburg transloziert. Diese Einzigar- Kern acht Aktiv-Stationen zum Thema Innereien erklären interaktive Stationen, tigkeit soll auch den Museumsbesuchern »Leben und Wohnen auf dem Bauern- wie die Verdauung funktioniert und was des 21. Jahrhunderts vor Augen geführt hof vor 200 Jahren«. An diesen Punkten die Kuh dabei produziert. werden. sollen die Besucher beispielsweise die Möglichkeit erhalten, alte Leuchtmittel Im Brauhaus soll schließlich die Ausstel- Das Ziel meines MUSEALOG-Projektes auszuprobieren, typische Gegenstände lung »Es braut sich was zusammen: Der war daher die Beantwortung der Frage: zu ertasten, bäuerliche Gerüche zu er- Hof Haake und das Bier« entstehen. Diese »Wie kann der Hof Haake einschließlich schnuppern, ein Holzfass zusammenzu- umfasst neben der historischen Brau- der Geschichte der Familie Haake heut- puzzeln oder bekannten Sagen aus dem einrichtung u.a. eine Aromastation zum zutage am besten präsentiert werden?« Oldenburger Münsterland zu lauschen. Vergleichen der vielen Farbnuancen und Zu diesem Zweck habe ich zunächst Geschmäcke des Bieres, eine Videowand, die Geschichte der Familie Haake näher Als weiteres Element enthält das Präsen- an der der Brauprozess nachvollzogen erforscht, z.T. anhand neu entdeckter tationskonzept eine Hands-On-Inszenie- werden kann, sowie eine Riechstation für Quellen. Dann habe ich den Aufbau des rung zur Geschichte des Haakenhofs mit Hopfen, Malz, Gerste und Hefe. Hugo-Alexander Frohn Die Projekte
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Neue Sicht auf Alte Dinge Retrospektive Dokumentation von fünf Objekten der Sammlung Deeken am Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg Im Jahr 1901 erhielt das Großherzogliche die fünf Objekte bezeichnet, zugeordnet (Saui) vom Chuuk Atoll sowie eine weitere Naturhistorische Museum, heute Landes- und teils beschrieben. Nach einer ersten Schneckentrompete (Sewi) von Pohnpei museum Natur und Mensch, in Olden- Sichtung der Objekte im Magazin sowie mit. Die Angaben, die sich hierzu im Be- burg Schenkungen des pazifikreisenden der Anfertigung von Arbeitsfotos glich ich standskatalog finden, stehen dabei nicht Oldenburgers und späteren Begründers meine Beobachtungen mit den Angaben im Widerspruch zu den von mir recher- der Deutschen Samoa-Gesellschaft Lt. des Katalogs ab. So konnte ich schon zu chierten Informationen. Richard Deeken. Fünf dieser Objekte wur- Beginn meiner Arbeit feststellen, dass den als Musikinstrumente inventarisiert. die »Sanduhrtrommel, mit Haifischhaut Um die Fülle an Informationen für mich Im Rahmen meines Projektes beleuchtete einseitig bespannt« aus »Neukaledo- übersichtlich und strukturiert bearbeiten ich diese Sammlungsgegenstände aus nien« de facto eine Kundu – also eine zu können, entwarf ich zu Beginn meines musikwissenschaftlichen Perspektiven. typische Sanduhrtrommel Neuguineas Projektes ein Datenblatt. Auf diesem Dazu gehörten auch Recherchen zu ge- und des Bismarck-Archipels – mit einer erfasste ich neben den Einträgen aus dem schichtlichen, soziokulturellen, biologi- Bespannung aus Waranhaut ist. Sie Bestandskatalog und den von mir aktua- schen und geografischen Hintergründen. kommt vermutlich aus dem Gebiet der lisierten Maßen unter anderem Angaben Ziel war es, einen multiperspektivischen heutigen Oro-Provinz in Papua-Neugui- zu Material, Herkunft, Verarbeitung und Zugang zu jedem dieser Museumsstü- nea. Aus derselben Gegend dürfte die Objektgeschichte. Die Ergebnisse meines cke zu ermöglichen, Rückschlüsse auf als »Flöte« von den »Salomon-Inseln« Projektes dokumentierte ich zusätzlich in die mögliche Provenienz zu ziehen und gekennzeichnete Tabakpfeife stammen. einer vom Museum genutzten Exceltabel- letztlich einen Beitrag zur nachhaltigen Möglicherweise erhandelte Deeken beide le. Diese soll zukünftig den Übertrag des Nutzung der Objekte durch das Landes- Gegenstände von derselben Person in gesammelten Wissens in die im Aufbau museum Natur und Mensch Oldenburg zu einem Hafen Neuguineas, auf einem befindliche neue Datenbank des Landes- leisten. Schiff oder auf einer anderen südpazifi- museums Natur und Mensch erleichtern. schen Insel. Von dieser Reise brachte er In dem Bestandskatalog der ethnolo- dem Museum außerdem eine Nasenflöte gischen Sammlung des Museums sind (Aangún) und eine Schneckentrompete Keï Common Die Projekte
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Sie haben Ihr Ziel erreicht Ein Werkverzeichnis für die Plastiken von Paul Dierkes im Museumsdorf Cloppenburg Die Projekte
Einige Werke von Paul Dierkes sind weit Dierkes’ Einstellung zur Ideologie und den Künstlers übergaben der Stiftung mehr gereist, und manche sind im Verlauf Verbrechen der Deutschen zwischen 1933 als 200 Plastiken, über 1.600 grafische des letzten halben Jahrhunderts nach und 1945 ist nicht eindeutig belegt; um Arbeiten sowie dessen Nachlass. Da Cloppenburg zurückgekehrt. So zum zu dieser Zeit noch ausgestellt zu werden seither keine vollständige Dokumenta- Beispiel die Reliefwand aus der deut- und Aufträge zu erhalten (wie 1937 für tion der Plastiken vorlag, sichtete ich für schen Botschaft in Stockholm, die 1975 die Skulptur Arbeitsmann, die er für die die Erstellung eines Werkverzeichnisses bei einem Anschlag der RAF beschädigt Cloppenburger Zweiganstalt der Lan- derselben im Rahmen von MUSEALOG wurde. Auch der Künstler selbst hat einen dessparkasse zu Oldenburg als Personi- sämtliche in Frage kommende Aufzeich- beachtlichen Weg zurückgelegt: vom fikation des gleichnamigen Dienstgrades nungen und Unterlagen im Archiv des Steinmetzlehrling aus der norddeutschen im Reichsarbeitsdienst ausführte), war Museumsdorfes. Ich wertete Daten aus, Provinz zum Bildhauer und Professor der er notwendigerweise und nachweislich zog Rückschlüsse über Verbleib und Berliner Hochschule für bildende Künste. Mitglied der Reichskammer der bildenden Standort einzelner Plastiken und glich die Künste. Seine traditionellen Sujets und Ergebnisse vor Ort ab. Noch heute existiert in Cloppenburg der attribut- und kontextlosen menschlichen Steinmetzbetrieb Dierkes, in den auch der Gestalten passen sich in die bildhaue- Die Werke verteilen sich heute auf meh- 1907 geborene Paul einsteigen sollte. Die rische Ästhetik der Nationalsozialisten rere Depots sowie den öffentlichen Stadt- Steinmetzlehre schloss er ab, dann aber ein. Menschen wie Tiere stellt er eher raum Cloppenburgs. Einige versteckten schlug er einen anderen als den vorge- als Archetypen denn als Individuen dar. sich bei meiner Bestandsaufnahme zeichneten Weg ein. Dierkes besuchte 1937 bekam Dierkes ein Stipendium für geschickt hinter historischen Kutschen, die Bildhauerschulen in Elberfeld und einen Studienaufenthalt in Rom und hielt in den Gebüschen des Stadtparks und Königsberg und begab sich auf Studien- sich danach bis kurz vor Kriegsende in getarnt zwischen ausgedienten Mühlstei- reise durch Europa. Er emanzipierte sich Amsterdam, Prag und Paris auf. Zurück in nen. Schließlich kam ich, nach Abzug von von der statischen Formensprache seines Berlin wurde er 1947 zunächst als Dozent, zurückgegebenen Leihgaben, weiterhin Handwerks und entwickelte eine Bildhau- dann als Professor für Holz und Stein an unauffindbaren sowie doppelt gelisteten eridentität, mit der er 1933 nach Berlin die Hochschule für bildende Künste beru- Skulpturen, die sich als unterschiedliche ins Zentrum der deutschen Bildhauerei fen. Die 1950er und 60er Jahre wurden zu Ansichten ein und desselben Werks ent- kam. In der dritten Auflage der Gruppen- Dierkes’ erfolgreichster Phase. Er erhielt puppten, auf einen tatsächlichen Bestand ausstellung »30 Deutsche Künstler« 1936 deutschlandweit öffentliche Gestaltungs- von 230 Plastiken. Zwar bleiben die bei Ferdinand Möller stellte er erstmals aufträge und arbeitete mit renommierten Objekte, die den Weg nach Cloppenburg aus. 1933 war die Ausstellung im Macht- Architekten und Bildhauern zusammen. zurückgefunden haben, vorerst noch über kampf zwischen Alfred Rosenberg und Seine letzte große Arbeit, während deren Stadt und Depots verstreut, doch ihre dem Kampfbund für deutsche Künstler Realisierung er 1968 verstarb, war das Existenz ist nun belegt. Mit diesem Werk- einerseits und der von Joseph Goebbels Eisbärengehege des Berliner Zoos. verzeichnis konnte nach fast 50 Jahren geleiteten Reichskulturkammer und dem eine dokumentarische Lücke geschlossen Nationalsozialistischen Deutschen Stu- Dierkes’ Verbindung nach Cloppenburg werden. dentenbund andererseits zum Schauplatz riss nie ab, und so wurde das Museums- der Auseinandersetzung um das deutsch- dorf Sitz der 1971 gegründeten Paul- nationale Kunstverständnis geworden. Dierkes-Stiftung. Witwe und Sohn des KATHARINA WESTERHOFF 17
Vom Kanzler und vom Kiebitz Das Museum für »Die Getreuen zu Jever« »Ick drink un rof: Fürst Bismarck, de 1. April – dem Geburtstag Bismarcks. An schenkte Bismarck seinen Verehrern am schall läwen!« (Ich trink und ruf: Fürst diesem Tag wird traditionell ein feier- 1. Mai 1883 einen silbernen Kiebitzpokal, Bismarck, der soll leben!) – so schrieb Dr. licher Umtrunk (Kommers) zwischen mit dem die Getreuen seither ihren Kom- Heinrich Minßen 1889 den Abschlussvers den Mitgliedern des Vereins im Saal des mers begehen. in einem plattdeutschen Gedicht im so- sogenannten Bismarckhauses in Jever ab- genannten Gedenkbuch der »Getreuen zu gehalten. Zeitlebens sandten ihm »seine« Nach der Reichsgründung 1871 wurde Jever«. Diese Tradition gilt in Jever bis zum Getreuen Jahr für Jahr 101 Kiebitzeier. Jever durch diese Form der Bismarck- heutigen Tag – denn hier versammeln sich verehrung im ganzen deutschen Reich seit dem Jahre 1871 die »Getreuen zu Je- Der Kiebitz ist ein typischer Vogel für die bekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen ver«, um auf Fürst Bismarck anzustoßen. mit vielen Marschwiesen durchzogene Orten im deutschen Reich gelang es den Dieser aus einem Stammtisch heraus Landschaft Frieslands und seine Eier er- Getreuen zu Jever jedoch nie, die von gegründete Verein, der seit 150 Jahren freuten sich bis zu dessen Artenrückgang ihnen geplante Bismarckwarte zu vollen- kontinuierlich das Gedenken an einen der als edle Delikatesse großer Beliebtheit. den. Im Jahr 2004 konnten die Getreuen wohl populärsten deutschen Staatsmän- Da Bismarck den Ruf hatte, ein ausge- in Jever ein erstes Bismarckmuseum ner des 19. Jahrhunderts pflegt, erhält nun sprochener »Gourmand« zu sein, bot eröffnen. Hierzu übernahmen sie die ein eigenes Museum. sich hier die Möglichkeit, dem »eisernen Sammlung aus dem Museum in der Stadt Kanzler« mit dieser Spezialität aus ihrer Bismark in der Altmark und präsentierten Die Verehrung Bismarcks findet ihren Region eine kulinarische Freude zu berei- sie neu. zeremoniellen Höhepunkt jedes Jahr am ten. Als Dank für diese jahrelange Treue Die Projekte
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Die Projekte
Seit 2018 gab es von Seiten des Zweck- künftigen Museumsräumen um ehema- treuen zu Jever verantwortlich, während verbandes Schlossmuseum Jever Überle- lige Wohn- und Geschäftsräume handelt. Dr. Andreas von Seggern den Bismarck- gungen zu einer grundlegenden Neukon- Der Beginn der Arbeiten verzögerte sich Mythos übernahm. Um eine moderne und zeption dieses Hauses. Dabei sollte der jedoch bis in den Sommer, da Dr. Blume ansprechende Gestaltung des Hauses Schwerpunkt nicht mehr auf Bismarck, als Mäzen des Projektes während des ers- zu gewährleisten, fanden regelmäßige sondern dem Stammtischverein »Die ten coronabedingten Lockdowns im Früh- Besprechungen mit dem freien Aus- Getreuen zu Jever« liegen. Maßgeblich jahr 2020 nicht persönlich kontaktiert stellungsgestalter und Diplom-Grafiker unterstützt und finanziell vorangetrie- werden konnte. Die fachliche Leitung der Andreas Reiberg statt. ben wurde das Projekt durch den Mäzen umfangreichen Baumaßnahmen wurde und ehemaligen Präses des Vereins Dr. von einem Bautechniker des Staatlichen Aufgrund der Verzögerungen der Bauar- Jur. Fritz Blume. Dr. Blume, der am 30. Baumanagements übernommen. beiten war ein Abschluss des Projektes September 2020 in Jever verstarb, war bis zum Ende von MUSEALOG 2020 | 2021 ein Verehrer Bismarcks und engagiertes Das künftige Museum gliedert sich leider nicht möglich. Das Museums soll Mitglied der Getreuen. inhaltlich in drei Teile: Stammtische im eröffnen, sobald dies pandemiebedingt Allgemeinen, die Getreuen zu Jever und möglich ist. Dieses Projekt gab uns im Rahmen von der Bismarck-Mythos. Beteiligt an der MUSEALOG die besondere Möglichkeit, inhaltlichen, wissenschaftlichen Erarbei- an allen Bereichen der Neuentstehung tung des neuen Hauses war neben uns eines Museums von Beginn an teilzuha- und unserem Betreuer, Dr. Andreas von ben. Es galt dabei, die drei grundlegen- Seggern, Yasmin Maaß, die an der Uni- den Aspekte der Gründung eines neuen versität Oldenburg den Master »Museum Museums zu verknüpfen: Bau, Forschung und Ausstellung« studiert. Yasmin Maaß und Gestaltung. Im Zuge der Neugestal- inventarisierte die übernommenen Objek- tung des Museums waren nämlich auch te des Vorgängermuseums und erarbeite- umfangreiche Sanierungsmaßnahmen te den Ausstellungsteil zu Stammtischen Max Piechotta & notwendig geworden, da es sich bei den im Allgemeinen. Wir waren für die Ge- Erik Vollrath 21
»Wenn man doch ein Rettungsboot hätte!« Marie Ulfers, Windiger Siel, 1949, Hamburg, S. 261 Die Rettungsstation an der Friedrichsschleuse Während meiner Zeit als MUSEALOGe be- befasste ich mich mit dem Transkribieren die DGzRS übergeben. Der heute noch fand sich das Deutsche Sielhafenmuseum alter Schiffsakten und Korrespondenzen. erhaltene Rettungsschuppen, der 1910 Carolinensiel bereits mitten im Umbau erbaut wurde, ging nach der Auflösung und entsprechend gestalteten sich Mein eigentliches MUSEALOG-Projekt der Station im Jahr 1945 in Privatbesitz auch einige meiner Aufgaben. Vor allem startete im Spätsommer: Eine vorherige über, bis er schließlich 1986 zum Museum zum Jahresende hin half ich tatkräftig Musealogin hatte für drei der vier Mu- kam und 2005 restauriert wurde. Meine beim Abbau und Einpacken der Objekte seumsgebäude – das Groot Hus, die Alte Recherche ergab einige interessante in den Museumsgebäuden. Zu Beginn Pastorei und das Kapitänshaus – den Text Details, zum Beispiel wurde das Dach- waren meine Aufgaben von Büroarbeit für eine Broschüre vorbereitet, in dem geschoss des Rettungsschuppens in den geprägt, nicht zuletzt, da, bedingt durch die Baugeschichte und der geschichtli- Nachkriegsjahren als Unterkunft für eine die Corona-Pandemie, viele Veranstal- che Hintergrund der einzelnen Gebäude Flüchtlingsfamilie genutzt. Auch das tungen und museumspädagogische dargelegt wurde. Für das vierte Gebäude, Rettungsboot, das heute restauriert im Aktivitäten leider ausfallen mussten. den historischen Rettungsschuppen an Innern ausgestellt ist, hat eine bewegte Hauptsächlich beschäftigte ich mich mit der Friedrichsschleuse, sollte dies nun Geschichte hinter sich. Es stammte ur- der Inventarisierung und arbeitete mich meine Aufgabe werden. Zu diesem Zweck sprünglich aus Stolpmünde (heute Ustka über den Sommer hinweg, Schublade recherchierte ich nicht nur über den in der polnischen Woiwodschaft Pom- um Schublade, durch die Grafikschränke Rettungsschuppen selbst, sondern auch mern) und wurde im letzten Kriegsjahr des Magazins. Dies sollte sich später für über die Geschichte der Seenotrettung zur Flucht in den Westen genutzt. die Neugestaltung der Dauerausstel- in Ostfriesland und wie es zur Gründung lung als sehr wichtig erweisen. In den der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Die von mir verfasste Broschüre wird bei Grafikschränken fanden sich allerhand Schiffbrüchiger (DGzRS) gekommen Museumsbesuchen in der Zukunft einen Einzelstücke: Postkarten, Fotos, Bauplä- ist. Tatsächlich war die Carolinensieler informativen Einblick in die Geschichte ne und mehr. Am Ende waren sogar kleine Rettungsstation eine der ersten Stati- des Rettungsschuppens und des Ret- Sammlungen von Gemälden und Zeich- onen an der deutschen Nordseeküste. tungswesens in Ostfriesland bieten. nungen lokaler Künstler dabei. Nebenbei Sie wurde 1865 eingerichtet und 1868 an Sylvia Knopp Die Projekte
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Menschen bauen Schiffe Emder Hafengeschichten Der Architekt Hans-Ulrich Meyer ver- Schenkung überließ, zu inventarisieren menbringen der Einzelteile in der großen brachte den Sommer 2001 mit seinen und zu dokumentieren. Es ist ihr Wunsch, Halle zu Segmenten und schließlich das Leica-Kameras auf der Werft der Thyssen dass diese Bilder »als Dokument und als Zusammenfügen dieser mit dem Bock- Nordseewerke in Emden. Die Werkslei- ästhetisches Erlebnis der Öffentlichkeit kran der Nordseewerke auf der Helling zu tung erlaubte ihm den Zugang zu allen zugänglich gemachten werden«. So einem Ganzem. Bereichen und im Jahr 2003 wurden seine freut es mich, dass einige der über 500 Bilder für die Ausgestaltung der 100-Jahr- Fotografien in der Ausstellung »Hafenge- Bei der Arbeit mit den Fotografien Feier der Werft genutzt. schichten« Verwendung finden und einen gewann ich selbst einen Einblick in diese intensiven besonderen Einblick in die beeindruckende Welt und ich hoffe, dass Meyer war begeistert von der Technik, Welt des Schiffsbaues ermöglichen. Sie die Besuchenden der Ausstellung ebenso der Größe, Kraft und Gefährlichkeit des werden die Texte des kulturwissenschaft- empfinden werden. Auch weitere Bilder Schiffsbaus. Jedoch galt sein überwie- lichen Filmemachers und Autors Edmund über den Emder Hafen, darunter ein Foto- gendes Interesse den Menschen, welche Ballhaus, welche als Inspiration für die album über das Schicksal des Stückgut- die körperliche und geistige Leistung Ausstellung dienen und die verschiede- frachters MELANIE SCHULTE »erzählten« erbringen, um diese großen Fahrzeuge nen Facetten des Emder Hafenlebens im mir bei ihrer Inventarisierung und Doku- zu schaffen. Es war ihm wichtig, bei den 20. Jahrhundert beleuchten, bereichern mentation ihre Geschichten. Neben dieser Betrachtenden der Bilder Staunen und und anschaulich machen. Aufgabe am Ostfriesischen Landesmuse- Neugier zu wecken und bei diesen eine um Emden war es mir möglich, die im Hochachtung vor der Arbeitswelt der Hans-Ulrich Meyer hat es mit seinen Museum arbeitenden Personen bei ihren Schiffsbauer entstehen zu lassen. Bildern geschafft, die Arbeiter, welche Projekten, wie der »Corona-Sammlung« die mächtigen Schiffe bauen, einzufan- und der Sonderausstellung »Komplizen- Mir oblag es im Rahmen von MUSEALOG, gen und herauszustellen. Die einzelnen schaften«, zu unterstützen und so das für das Ostfriesische Landesmuseum Schritte des Schiffsbaus sind anhand breite Aufgabenspektrum des Museums Emden diese Bilder aus dem Nachlass, seiner Bilder gut dokumentiert: das kennenzulernen. die Meyers Witwe 2019 dem Museum als Biegen der einzelnen Bleche, das Zusam- Sebastian Keufner Die Projekte
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Von Kigali nach Oldenburg Wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung Jobst Peter Jahn Jobst Peter Jahn lebte von 1987 bis zu Sehr wahrscheinlich stammen die Objekte se einzuschätzen. Marcus Jahn erinnerte seinem Tod im Jahre 1991 in Kigali, wo er aus dem Osten der Demokratischen sich, dass eine Skulptur von etwa 30 cm zunächst in einem Schulbuchverlag arbei- Republik Kongo, wo sich in den späten Höhe umgerechnet 40–50 D-Mark koste- tete und sich später mit einem Geschäft 1980er Jahren nur wenige westliche te. Die auf der Zollliste in Ruanda-Franc für Druckereibedarf selbstständig mach- Besucher aufhielten, die jedoch die angegebenen Werte decken sich in etwa te. Während dieses Zeitraums kaufte Hauptzielgruppe für den Verkauf von mit dieser Schätzung. er von fliegenden Händlern wiederholt vergleichbarem Kunsthandwerk darstell- kongolesisches Kunsthandwerk, vor allem ten. Die Sammlungsobjekte mussten Weitere Aspekte meiner Arbeit beinhal- Skulpturen und Masken. Diese wollte er daher von Zwischenhändlern nach Kigali teten eine Befragung zur Entscheidung später in Deutschland gewinnbringend gebracht werden. Fliegende Händler aus der Erbengemeinschaft Jahn, die Objekte verkaufen. Seine Kinder beschlossen der DR Kongo suchten Jobst Peter Jahn ans Museum zu geben, wie auch zu der 2015, einen Teil der Kunstgegenstände regelmäßig an seinem Wohnort auf und Entscheidung des damaligen Direktors, dem Landesmuseum Natur und Mensch boten ihm ihre Waren an. So auch im die Objekte anzunehmen. Zudem gelang Oldenburg als Dauerleihgabe zu überlas- Frühjahr 1988, als Marcus Jahn seinen es mir, anhand von Sammlungsdatenban- sen. Vater besuchte. Er beschrieb mir den ken, Museums- und Auktionskatalogen typischen Ablauf der Verkaufsgespräche, sowie wissenschaftlicher Literatur für Ein Teil meiner Arbeit mit der Sammlung bei denen auch vom Hintergrund der einen Teil der Objekte herauszufinden, bestand in der Provenienzforschung. An- Objekte berichtet wurde. Leider sind die welche Art von Objekten als Vorbild für hand von Interviews mit Bettina und Mar- Stichpunkte, die Jobst Peter Jahn sich die Kunstgegenstände dienten und was cus Jahn konnte ich den Weg der Objekte machte und die er auf Klebezetteln an deren Funktion war. von Kigali nach Oldenburg nachverfolgen. den Objekten aufbrachte, relativ knapp Für den Zeitraum vor dem Ankauf durch und beschränken sich häufig auf eine Ein schöner Abschluss meines Projektes Jobst Peter Jahn griff ich auf Literaturre- ethnische Zuschreibung. Von Bettina Jahn ist es, dass die Erbengemeinschaft sich cherchen zurück. erhielt ich, neben Fotos und einem Brief nun entschlossen hat, die Sammlung ihres Vaters, eine Zollliste. Diese erlaubte dem Museum als Schenkung zu überlas- es mir, die für die Objekte gezahlten Prei- sen. Friederike Brinker Die Projekte
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Abenteuer Moor(-museum) Von Irrlichtern, Moosen und Schwingrasen Seit 2018 befindet sich die Moossamm- Zusätzlich war ich in das Projekt »Die der Junior Ranger. Außerdem korrigierte lung des Pfarrers Carl Lindner (1866–1947) Welt im Klassenzimmer – Schulwandbil- ich Texte und arbeitete eine studentische im Besitz des Emsland Moormuseums. der und plastische Lehrmittel« einge- Praktikantin sowie die neue FÖJlerin ein. Die Bedeutung eines Herbars liegt in bunden. Schulwandbilder halfen bis in Darüber hinaus begleitete ich den am den in ihm abzulesenden Umweltver- die 1970er Jahre bei der Vermittlung von Haus tätigen Biologen in die umliegen- änderungen, die vor dem Hintergrund Unterrichtsinhalten. Bei plastischen den Moorgebiete, um ihn bei seinem des Klimawandels besondere Aktualität Lehrmitteln handelt es sich um kleine Projekt zu unterstützen. So zählten wir erlangen. Die Sammlung besteht aus Schaukästen. Neben der Inventarisierung beispielsweise 16.000 Moorlilien und mehreren Teilen, darunter die sogenannte und der fotografischen Dokumentati- bestimmten Schmetterlinge. Dies war kleinere Schausammlung, mit der ich on der Objekte fiel auch die Recherche eine gute Gelegenheit, mich auch abseits mich im Rahmen meines ersten Projekts zu den Verlagen beziehungsweise den des Büros mit der Thematik des Hauses beschäftigte. Rund 500 Moosproben, Werkstätten sowie zum Herstellungsjahr vertraut zu machen. Wer dazu bereit ist, aufgeklebt auf DIN-A5-große Papptäfel- in mein Aufgabengebiet. Da die Expona- erlebt nicht nur Schwingrasen, Sonnentau chen, warteten auf ihre digitale Erschlie- te des Moormuseums durch Leihgaben und Hochmoor-Mosaikjungfer, sondern ßung mit fotografischer Dokumentation. anderer Häuser und Institutionen ergänzt bekommt am Emsland Moormuseum Hierbei profitierte ich direkt zu Beginn wurden, standen auch Dienstfahrten einen breiten Einblick in den Arbeitsalltag vom MUSEALOG-Seminar »Objektfoto- an. Meine Vorarbeiten werden in die für an einem Museum. Es lohnt sich. grafie«. Besonders eindrucksvoll war die Sommer 2021 geplante Sonderausstel- gewissenhafte Vorgehensweise Lindners. lung einfließen. Bereits nach vier Monaten endete mein Zu jedem Beleg notierte er die Art, den persönliches Abenteuer Moor(-museum), Fundort, das Fundjahr sowie den Namen Über die geschilderte Projektarbeit hinaus da ich einer Einstellungszusage folgte. Ich des jeweiligen botanischen Fachmannes, ergab sich die Möglichkeit, mich auch in blicke gerne auf diese Zeit zurück. den er für die Gegenbestimmung heran- weiteren Bereichen der Museumsarbeit zog. Dennoch sind einige Bestimmungen einzubringen. So unterstützte ich die Mu- heute veraltet und zeigen anschaulich, seumspädagogin bei der Ferienpassaktion dass Forschung nie endet. »Irrlichter im Moor« und bei der Betreuung Nele Voß Die Projekte
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Zurückblicken FÜR die Zukunft Dokumentation der Villen des Oldenburger Museumsstifters Theodor Francksen Das Stadtmuseum Oldenburg steht vor mit dem im Museum vorgefundenen Relevanz für das Projekt erstellt. Von einem großen Wandel: Im Frühjahr 2021 Quellenmaterial, ergänzte es aber auch dem umfangreichen Konvolut an Briefen beginnt der lang ersehnte Neubau, wel- mit Zeitungsartikeln und Publikationen, von Architekten und Handwerkern an cher mit einer neu konzipierten Daueraus- welche ich mittels Vorort- und Online-Re- Theodor Francksen bezüglich des Umbaus stellung zur Oldenburger Stadtgeschichte cherchen in der Landesbibliothek Olden- und der Einrichtung der Villen konnte ich und innovativen Vermittlungsangeboten burg gesammelt habe. In der Datenbank aufgrund der stark verkürzten Zeit des abgerundet werden soll. Angesichts MuseumPlus habe ich für das Projekt Projekts nur einen Bruchteil im Detail dieser zielgerichteten Zukunftsplanung eine eigene Objektgruppe eingerichtet, studieren. besinnt sich das Stadtmuseum aber um über diese Referenz alle Einträge gleichzeitig auf seine Anfänge: Die Ge- zu Abbildungen der Villen und zu den in Um diese Dokumente und auf dem Mu- schichte der beiden weitgehend original ihren Räumen ausgestellten Kunstgegen- seumsserver gefundene Bilder, die noch erhaltenen Villen, die Theodor Francksen ständen zu bündeln. nicht in der Datenbank eingetragen sind, mit seinem Tod 1914 der Stadt Oldenburg sowie extern recherchierte Quellen mit zur Gründung eines Museums vermachte, Aus dem im Archiv des Museums erhal- den bereits in der Datenbank zusammen- soll umfassend untersucht werden. tenen Nachlass Francksens habe ich die getragenen zu verknüpfen, habe ich eine Pläne und Entwürfe zu seinen Häusern, Excel-Liste – unterteilt in Abbildungen, Im Zentrum meines MUSEALOG-Pro- deren Interieur und Gartenanlagen Objekte und Dokumente – angelegt, in die jekts stand daher die Erforschung und gesichtet und soweit möglich in die Mu- ich meine Beobachtungen und Ergebnisse Zusammenführung aller verfügbaren seumsdatenbank und die oben genannte eingetragen habe. Mit der entworfenen Quellen zur Entwicklung von Francksens Objektgruppe eingepflegt. Aufgrund der systematischen Erfassung des Quellen- Elternhaus (erbaut 1877), kurz Francksen- Formatgröße der restlichen Blätter ist materials habe ich eine Grundlage für die Villa genannt, und der benachbarten das Museum für deren Aufnahme auf weitere Dokumentation der historischen sogenannten Jürgens'schen Villa (erbaut externe Einrichtungen mit geeigneten Villen wie auch für die gesamte zukünfti- 1853), die Francksen im Dezember 1908 Geräten angewiesen. Dafür wurde von ge museale Arbeit im Umgang mit ihnen erwarb. Hauptsächlich befasste ich mich mir eine Prioritätenliste der Pläne nach geschaffen. REBEKKA SPITZWEG Die Projekte
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An MUSEALOG 2020 | 2021 haben 14 Wissenschaftler*innen aus 9 Bundesländern teilgenommen.
DIE TEILNEHMER*INNEN
Dr. Dana Al Droubi ist Künstlerin, Kunstwissenschaftlerin, arbeitete als Dozentin in der Grafikabteilung der Universität Damaskus und promovierte an der Uni Koblenz. Ihre Forschungsschwerpunkte neben der Druckgrafik sind die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Seit 2020 führt sie Lehraufträge an der Hoch- schule Koblenz durch. Zuvor engagierte sie sich in der Integration von Flüchtlingen. Am Ostfriesischen Landesmuseum Emden konzipierte und baute sie ei- nen neuen Sammlungsbereich zur Corona-Pandemie auf. Zusätzlich war sie im Bereich Vermittlung eingesetzt sowie bei Diskussionsrunden und Führungen. dana@danaaldroubi.com Friederike Brinker studierte Ethnologie in Mainz. Ihre Magisterarbeit schrieb sie zu (Geschlechter-)Rollen nigerianischer Migrantinnen im Rhein-Main-Gebiet. Museumsluft schnupperte sie im Rahmen eines Volontariats am Landesmuseum Koblenz. Hier kuratierte sie eine Ausstellung zu ruandischem Kunsthandwerk. Eine im Anschluss folgende Wanderausstellung zum Kulturerbe des Landes Rheinland-Pfalz wurde unter anderem in China und Ruanda gezeigt. Am Landesmuseum Natur und Mensch war sie für die wissenschaftliche Erfassung und Provenienzforschung einer Sammlung kongolesischen Kunsthandwerks zuständig. friederikebrinker@gmail.com Keï Common studierte Musikwissenschaft, Anglistik und Amerikanistik sowie klassisch balinesische Musik. Es digitalisierte Objekte der universitären Göttinger Sammlungen, beteiligte sich an einer Publikation zu den Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus und war in der Vermittlung und Organisation von Vermittlungsangeboten tätig. Während seiner Teilnahme an MUSEALOG 2020 | 2021 übernahm es am Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg die retrospektive Dokumentation von Musikinstrumenten aus kolonialen Kontexten. c.cummaunt@googlemail.com Hugo-Alexander Frohn arbeitete u.a. als Koordinator für deutsch-polnische Projekte bei der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Stiftung Rodowo in Masuren/ Polen, als Workcamp-Veranstalter beim Internationalen Bauorden in Ludwigshafen und als Geschichts- und Philosophielehrer am deutschsprachigen Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt/Rumänien. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 erstellte er im Museumsdorf Cloppenburg ein Präsentationskonzept für den Hof Haake, welches den Titel »Aktiv in den Alltag Anno 1793« trägt. hugo-alexander-frohn@gmx.net Sebastian Keufner ist Historiker und studierte Lehramt Gymnasium mit den Hauptfächern Germanistik und Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Parallel dazu arbeitete er als Lehrkraft in der Wichern-Schule in Würzburg. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 inventarisierte er am Ostfriesischen Landesmuseum Emden Fotografien des Emder Hafens und arbeitete an der Konzeption der Sonderausstellung »Hafengeschichten« für das Jahr 2021 mit. keufner.sebastian@googlemail.com Heike Kiefer ist Kunsthistorikerin und Historikerin. Sie forschte zur Tradierung von christlichen Motiven und deren Wahrnehmung durch den Betrachter. Am Histori- schen Institut Frankfurt arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft. Im Rahmen des Projektes »Freiraum der Kunst – Die Studiogalerie der Goethe-Uni- versität 1964–1968« gestaltete sie eine Ausstellung am Museum Giersch in Frankfurt am Main mit. Im Museum Nordenham kuratierte sie die Sonderaus- stellung »Quacksalber, Doktoren und Unternehmer. Medizin und Fortschritt um 1900«. heike.kiefer88@web.de Die Teilnehmer*innen
Sylvia Knopp studierte Historische Archäologie (M.A.) an der University of Leicester sowie Geschichte und Ur- und frühgeschichtliche Archäologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Bei ihrem Masterstudium beschäftigte sie sich vor allem mit Landschaftsparks und Gärten im neuzeitlichen England. Zuvor schloss sie eine Ausbildung zum staatlich geprüften Informatiker ab. Am Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel half sie bei den Umbaumaß- nahmen und erstellte eine Broschüre für die ehemalige Rettungsstation an der Friedrichsschleuse. SylviaKnopp1988@gmail.com Alexander Niemietz ist Historiker und Kulturvermittler. Nach seinem Masterabschluss an der Universität Trier war er an einem DFG-geförderten Projekt für das Leibniz- Institut für Europäische Geschichte in Mainz beteiligt und als Museumspädagoge am Stadtmuseum Simeonstift Trier tätig. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 kuratierte er am Museum Nordenham eine Sonderausstellung über Fortschritte der Medizin im 19. Jahrhundert. Für das KulturNetz Jadebusen entwickelt er als Projektleiter neue Vermittlungskonzepte für die kulturellen Angebote der Landkreise Wesermarsch und Friesland. niemietz@schiffahrtsmuseum-unterweser.de Max Piechotta studierte Geschichte (B.A., M.A.) an der Universität Mannheim mit den Schwerpunkten Spätmittelalter, Neuzeit, Wirtschaftsgeschichte und Public History. Nach dem Studium arbeitete er in der Dendrochronologie des Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) und führte Campus- und Museums- führungen in Mannheim durch. Während MUSEALOG inventarisierte er am Schlossmuseum Jever einen archäologischen Nachlass, war am Aufbau des Bildarchivs Bildgedächtnis Oldenburger Land (BIG OL) beteiligt und wirkte an der Neugestaltung des Getreuen- und Bismarckmuseums Jever mit. max_piechotta@gmx.de Rebekka Spitzweg Die studierte Kunsthistorikerin war im Anschluss an ihren Masterabschluss von der Technischen Universität Dresden hauptsächlich im Asisi Panometer Dresden und auf der OSTRALE – Biennale for Contemporary Art 2019 als Ausstellungsvermittlerin tätig. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 widmete sie sich der Dokumentation der beiden großbürgerlichen Villen, aus denen das heutige Stadtmuseum Oldenburg hervorgegangen ist. Im Oktober 2020 hat sie ein wissenschaftliches Volontariat an der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen angetreten. rebekka.spitzweg@gmail.com Erik Vollrath studierte nach seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr und einer dort abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung Geschichtswissenschaft und Skandina- vistik an der Georg-August-Universität in Göttingen. Im Anschluss daran folgte die Aufnahme eines Masterstudiums mit dem Schwerpunkt europäische Geschichte an der Fernuniversität Hagen. Im Rahmen von MUSEALOG arbeitete er am Schlossmuseum Jever an der Auswertung eines Nachlasses von archäologischen Funden, einem Bildarchiv zum Oldenburger Land sowie an der Konzeption und am Aufbau des Getreuen- und Bismarckmuseums Jever. erikvollrath@web.de Nele Voß studierte Prähistorische und Historische Archäologie sowie Klassische Archäologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Während ihrer vier- monatigen Teilnahme bei MUSEALOG war sie am Emsland Moormuseum tätig. Dort inventarisierte sie die Schausammlung des Moos-Herbars von Carl Lindner. Für die geplante Sonderausstellung »Die Welt im Klassenzimmer – Schulwandbilder und plastische Lehrmittel« übernahm sie die Inventarisie- rung der Objekte und war in die Recherche eingebunden. Im Oktober 2020 hat sie ein duales Studium in Kiel begonnen. Nele.Voss@t-online.de 35
Katharina Westerhoff studierte Kunstgeschichte, Komparatistik und Deutsche Philologie in Göttingen. Während des Studiums war sie als studentische Hilfskraft in der Kunstsammlung der Georg-August-Universität und als Theaterrequisiteurin tätig. Nach ihrem Masterabschluss arbeitete sie hauptberuflich an Theatern in Bonn und Potsdam als Bühnen- und Kostümbildassistentin sowie in der Vorderhaus-Koordination. Im Museumsdorf Cloppenburg erstellte sie ein Werkverzeichnis für die Sammlung Paul Dierkes und unterstützte die Dokumentation der Sammlung Pape. katharina.westerhoff@gmx.de Die Teilnehmer*innen
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An den folgenden Museen lernen die Teilnehmer*innen von MUSEALOG die Praxis der Museumsarbeit intensiv kennen.
DIE MUSEEN
Deutsches Sielhafenmuseum Carolinensiel Das Deutsche Sielhafenmuseum in Carolinsiel zeigt und bewahrt die maritime Kultur der Sielhäfen an der deutschen Nordseeküste. Deichbau und Küstenschutz, maritimes Handwerk, Wohnkultur, Schifffahrtsgeschichte, Fischerei und Tourismus sind die Schwerpunkte der Dauerausstellung, die sich in drei denkmalgeschützten Gebäuden in direktem Zusammenhang mit dem Museumshafen befindet. Eine historische Rettungsstation und ein Museumsschiff ergänzen das Ensemble. Mittelgroße Häuser wie das Deutsche Sielhafenmuseum beziehen die MUSEALOG*innen in nahezu alle Bereiche der Museumsarbeit ein. Sie unterstützen unser Team auch in der Verwaltung und bei der Durchführung der vielen Veranstaltungen. www.dshm.de 1 Emsland Moormuseum Das Emsland Moormuseum liegt inmittten des deutsch-niederländischen Naturparks Bourtanger Moor – Bargerveen. Das Museum stellt in Ausstellung und Forschung überregional die technikhistorische und historische Sachkompetenz zu den Themenfeldern Moor und Torf und fungiert zudem als Naturparkzentrum. Das Emsland Moormuseum bietet Teilnehmer*innen an MUSEALOG einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz. Neben der Projektarbeit haben die MUSEALOG*innen Gelegenheit, in allen Bereichen der Museumsarbeit Erfahrungen zu sammeln. www.moormuseum.de 2 Emslandmuseum Lingen Das Emslandmuseum Lingen gehört seit 1927 zu den kleineren, gleichwohl erfolgreichen Regionalmuseen in Niedersachsen. Auf eine professionelle Arbeitsweise auf solider wissenschaftlicher Grundlage wurde hier von Beginn an großer Wert gelegt. Eine so aufgestellte Einrichtung bietet gute Ansatzpunkte für den Einsatz von MUSEALOG*innen, die hier im Sammlungs- und Ausstellungsmanagement, aber auch in vielen anderen Bereichen der Museumsarbeit weitergebildet werden. Kurze Wege und direkte Ansprechpartner sind die Vorteile eines kleinen Hauses. Die MUSEALOG*innen führen im Emslandmuseum Lingen Inventarisations- und Ausstellungsprojekte durch und unterstützen uns maßgeblich bei der Publikationstätigkeit und Forschungsarbeit. www.museum-lingen.de 3 Emslandmuseum Schloss Clemenswerth Schloss Clemenswerth in Sögel ist die einzige noch erhaltene spätbarocke Jagdsternanlage weltweit. Das Emslandmuseum bietet neben kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten wie Schloss, historische Küche, Schlosskapelle und Klostergarten auch Einblicke in das barocke Leben, die höfische Jagd und die Geschichte des Deutschen Ordens. Gleichzeitig spannt es mit zeitgenössischen Ausstellungen den Bogen zur modernen Kunst. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vermittlungsarbeit. Deshalb gibt es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, das durch große Events ergänzt wird. Den MUSEALOG-Teilnehmer*innen bietet sich hier die Gelegenheit, vielfältige Erfahrungen zu sammeln. www.clemenswerth.de 4 Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ist eines der ältesten Museen Deutschlands. Teile seiner Museumssammlung reichen bis in die 1770er Jahre zurück. Die heutigen Schwerpunkte des ehemals Großherzoglichen Naturalienkabinetts sind Naturkunde, Archäologie und Ethnologie. Die derzeitige Dauerausstellung wurde als eine der ersten in Deutschland in Zusammenarbeit mit Künstlern szenografisch gestaltet. Das Museum befindet sich aktuell in einem grundlegenden Neuausrichtungsprozess. Dieser umfasst neben der Gebäudesanie- rung und der Neukonzeption der Ausstellung auch die Förderung von Diversität. Zudem soll der Objektbestand in den kommenden Jahren aufgearbeitet und beforscht werden. Für die MUSEALOG-Teilnehmer*innen bieten sich dadurch viele Möglichkeiten zur Mitarbeit. www.naturundmensch.de 5 Die Museen
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