KURSBUCH MUSEALOG 2020 | 2021 - Dirk Heisig (Hg.)

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KURSBUCH MUSEALOG 2020 | 2021 - Dirk Heisig (Hg.)
KURSBUCH MUSEALOG
    2020 | 2021
      Dirk Heisig (Hg.)
Titel: »Original Wohlmuth Apparat«, Foto: Alexander Niemietz (Museum Nordenham)
Fachreferent*in für
 Sammlungs­management
und Qualitäts­standards
               in Museen
VORWORT
                 Zwischen dem 8. Juni 2020 und dem 28. Januar        Leider fiel die für den Januar geplante gemeinsame
                 2021 haben 14 Wissenschaftler*innen an der          Abschlussveranstaltung mit Teilnehmer*innen,
                 beruflichen Weiterbildung MUSEALOG 2020 | 2021      Museumsvertreter*innen und MUSEALOG-
                 teilgenommen, um sich zu »Fachreferent*innen        Beteiligten der verschärften Pandemielage zum
                 für Sammlungsmanagement und Qualitätsstan-          Opfer. Sichtbares Zeichen hierfür ist das in diesem
                 dards in Museen« zu qualifizieren. Über diesen      Kursbuch fehlende Abschlussfoto. Trotz der
                 Zeitraum prägten die Dynamik der Coronavirus-       erfreulichen Situation, dass wir die berufliche Wei-
   Dirk Heisig   Pandemie sowie deren politische Regulierung den     terbildung MUSEALOG wieder in Präsenz und an
                 Verlauf des Kurses.                                 den Museumsobjekten durchführen konnten, war
                                                                     der den notwendigen Hygieneregeln geschuldete
                 Bei der Planung von MUSEALOG 2020 | 2021 wurden Verlust an sozialer Nähe und gemeinsamem Mit-
                 kurzfristig die Zahl der Teilnehmer*innenplätze auf einander durchgehend zu spüren. Deshalb möchte
                 14 Personen und die Zahl der beteiligten Museen     ich allen Beteiligten dafür danken, dass Sie immer
                 auf acht Häuser reduziert, um in den Seminaren,     wieder versucht haben, die mit dem Mund-Nase-
                 den EDV-Schulungen und in den Museen Plätze         Schutz und den Abstandsregeln verbundenen
                 mit einem großen Abstand zu den Kolleg*innen        Distanzierungen durch intensive Kommunikation
                 bereitzuhalten. Zudem wurden in den Gruppen-        miteinander zu überbrücken. In den Museen konn-
                 schulungsräumen feste Sitzplätze vergeben, die      ten die Teilnehmer*innen in den vergangenen Mo-
                 über die gesamte Kursdauer Bestand hatten, und      naten zudem viele spannende Projekte erarbeiten.
                 Kleingruppenarbeit war nur in festen Gruppen        Die Bandbreite ihrer Tätigkeiten reicht dabei von
                 unter Wahrung der Abstandsregeln möglich. Dabei der Dokumentation unterschiedlicher Sammlun-
                 arbeiteten die Teilnehmer*innen eines Museums       gen über ein neues Vermittlungskonzept bis hin zur
                 immer gemeinsam in einer Kleingruppe. Einzelne      Erarbeitung verschiedener (Sonder-)Ausstellungen.
                 Seminare mussten auf Grund von Reiseverboten        Die dabei entstandenen Arbeiten werden auf den
                 bzw. Quarantäneregelungen der Dozent*innen als folgenden Seiten vorgestellt.
                 Web-Seminar durchgeführt werden.
                                                                     Den Absolvent*innen von MUSEALOG 2020 | 2021
                 Im Gegensatz zum Lockdown während des vor-          wünsche ich alles Gute für Ihre berufliche und
                 angehenden MUSEALOG-Kurses im März 2020             private Zukunft. Ich hoffe, dass MUSEALOG sie
                 konnte der Präsenzunterricht an allen beteiligten   auch unter den aktuellen Bedingungen bei der
                 Museen über den gesamten Kurs aufrechterhalten Erreichung ihrer beruflichen Ziele ein wesentliches
                 bleiben. Auch konnten wir 43 der 48 Fachseminar- Stück weiterbringen konnte und bin gespannt,
                 bzw. EDV-Schulungstage im Präsenzunterricht         welche beruflichen Wege sie nach MUSEALOG
                 durchführen, so dass nur fünf Veranstaltungen       einschlagen werden.
                 als Web-Seminar durchgeführt werden mussten.

Vorwort
Inhalt
2    MUSEALOG 2020 | 2021 – Vorwort | Dirk Heisig
4    Die Projekte
6    Quacksalber, Doktoren und Unternehmer. Medizin und Fortschritt um 1900 | Alexander Niemietz
8    Transformationsprozesse. Von der Wellenbadschaukel zum Elektrisierapparat | Heike Kiefer
10   Zeugen der Zeit. Ein neuer Sammlungsbereich reflektiert die Corona-Pandemie | Dr. Dana Al Droubi
12   Der Hof Haake. Aktiv in den Alltag von Anno 1793 | Hugo-Alexander Frohn
14   Neue Sicht auf Alte Dinge. Retrospektive Dokumentation von fünf Objekten der Sammlung Deeken | Keï Common
16   Sie haben Ihr Ziel erreicht. Ein Werkverzeichnis für die Plastiken von Paul Dierkes im Museumsdorf Cloppenburg | Katharina Westerhoff

18   Vom Kanzler und vom Kiebitz. Das Museum für »Die Getreuen zu Jever« | Max Piechotta & Erik Vollrath
22   »Wenn man doch ein Rettungsboot hätte!« Die Rettungsstation an der Friedrichsschleuse. | Sylvia Knopp
24   Menschen bauen Schiffe. Emder Hafengeschichten | Sebastian Keufner
26   Von Kigali nach Oldenburg. Wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung Jobst Peter Jahn | Friederike Brinker
28   Abenteuer Moor(-Museum) – Von Irrlichtern, Moosen und Schwingrasen | Nele Voß
30   Zurückblicken für die Zukunft. Dokumentation der Villen des Oldenburger Museumsstifters Theodor Francksen | Rebekka Spitzweg
32   Die Teilnehmer*innen
38   Die Museen
42   Die Fachseminare & EDV-Schulungen
50   Die Dozent*innen
56   MUSEALOG | DIE MUSEUMSAKADEMIE
59   BILDNACHWEIS
60   IMPRESSUM

                                                                                                                                             3
Die Teilnehmer*innen an MUSEALOG 2020 | 2021 stellen im
Folgenden die Projekte vor, die sie an den Museen entwickelt und
durchgeführt haben.
DIE PROJEKTE
Quacksalber, Doktoren
UND Unternehmer
Medizin und Fortschritt um 1900
»Allopathie«, »Homöopathie«, »Vegeta-       Angesichts der Corona-Pandemie er-           acta legte, oder Robert Koch, prominen-
rianismus« und viel mehr. Eine Illustra-    scheinen medizinische Themen auch im         tester Pionier der Bakteriologie. So waren
tion aus der populären Zeitschrift »Die     musealen Kontext aktueller denn je. Am       es Naturheilkundler wie Sebastian Kneipp
Gartenlaube« von 1878 bringt es auf den     Museum Nordenham konzipierten meine          oder Friedrich Eduard Bilz, die mit ihren
Punkt: Wer in der zweiten Hälfte des        MUSEALOG-Kollegin Heike Kiefer und ich       ganzheitlichen Konzepten ein vor allem
19. Jahrhunderts krank oder verletzt war    eine Sonderausstellung über Entwicklung,     städtisches Publikum ansprachen, das
stand einem breit gefächerten Medizin-      Differenzierung und Konfliktpotentiale       die beschleunigte Industrialisierung und
markt gegenüber. Eine im Bereich der        der Medizin in der Zeit von 1850 bis 1920.   Technisierung als Bedrohung empfand.
praktizierenden Medizin weitgehend          Die Ausstellung bietet Einblicke in die      In ländlichen Gegenden genossen meist
anerkannte akademische Lehre gab es         medizinische Situation im Kaiserreich in     Volksheilkundler das Vertrauen der
nicht. Im Kaiserreich wurde 1871 ein fast   Nordwestdeutschland. Ländliche Gegen-        Erkrankten.
uneingeschränktes Recht zur Ausübung        den wie die Halbinsel Butjadingen, Sitz
von Heilpraxis gesetzlich verankert. Die    des Museums Nordenham, wurden von            Als fachliche Grundlage sichteten wir
oftmals magisch-okkulten Praktiken von      Ärzten noch bis Anfang des 20. Jahrhun-      Quellen und Forschungsliteratur im
Volksheilkundigen gerieten zu dieser Zeit   derts weitgehend gemieden. In den wach-      Archiv des Rüstringer Heimatbundes.
in Konkurrenz zu einer Vielzahl kommer-     senden Städten wurde hingegen teils mit      Zur Auswahl der Exponate gehören
zieller Angebote der Naturheilkunde.        staatlicher Unterstützung und mithilfe       Objekte aus dem Magazin des Museums
Diesen beiden Strömungen entgegen           neuster Methoden an der Bekämpfung           wie zum Beispiel einige elektrogalvani-
standen die Erkenntnisse von akade-         von Seuchen geforscht.                       sche Heilapparate, die durch Leihgaben
misch ausgebildeten Wissenschaftlern,                                                    anderer Häuser ergänzt wurden. Dazu
die bereits die Grundlagen der moder-       Im Fokus der Ausstellung stehen nicht        verfassten wir Bereichs- und Objekttexte
nen Medizin legten. In der öffentlichen     nur Vorreiter der modernen Medizin           und entwickelten visuelle Konzepte zur
Debatte diffamierte man sich gegenseitig    und Epidemiebekämpfung wie Rudolf            Präsentation von Exponaten, Texten und
als »Quacksalber«, »Kurpfuscher« oder       Virchow, der die antike Humoralpatholo-      Begleitgrafiken.
»Schulmediziner«.                           gie für die wissenschaftliche Fachwelt ad

                                                                                         Alexander Niemietz

Die Projekte
7
Transformationsprozesse
Von der Wellenbadschaukel zum Elektrisierapparat

Die Beschäftigung mit dem eigenen Kör-     Strömungen der Naturheilkunde zu be-        Ein Exemplar dieser beweglichen Bade-
per unterliegt Transformationsprozessen.   fassen. Die Naturheilkunde, die sich seit   wanne wurde dem Museum als Leihgabe
Während heute ein »Green-Smoothie«         den 1820er Jahren entwickelte, erlebte      aus dem Bademuseum Norderney zur
und ein Besuch im Fitnessstudio Glück      mit der beginnenden Hochindustrialisie-     Verfügung gestellt und ist das Herzstück
und Erfüllung versprechen, richtete man    rung in den 1870er Jahren einen enormen     unserer Ausstellung.
im deutschsprachigen Raum zur Zeit der     Zulauf. Dies korrelierte mit den sich
Hochindustrialisierung den Blick in die    verschlechternden Lebensumständen der       Im Zuge der Leihkorrespondenzen ver-
Natur.                                     Arbeiterfamilien in urbanen Ballungs-       fasste ich konservatorische Berichte, die
                                           räumen. Rauch, Kohledunst, schlech-         die Leihgeber*innen über die konserva-
Zusammen mit meinem MUSEALOG-              tes Trinkwasser und eine rudimentäre        torischen Maßnahmen im Haus informie-
Kollegen Alexander Niemietz konzipierte    Kanalisation setzten der Bevölkerung zu.    ren. Zudem organisierte ich den Transport
ich am Museum Nordenham die Sonder-        Die Naturheilkunde, deren grundlegen-       der Wellenbadschaukel mit Fährüber-
ausstellung »Quacksalber, Doktoren und     des Verständnis auf einer im Menschen       fahrt. Darüber hinaus bearbeitete ich
Unternehmer. Medizin und Fortschritt       wohnenden Lebenskraft beruht, die durch     mithilfe von Photoshop Abbildungen, die
um 1900«. Ziel der Ausstellung ist es,     Sonne, Luft, Wasser und Erde reanimiert     ich in der ansässigen Druckerei drucken
neben der sich zur Zeit der Jahrhundert-   wird, löste eine immense Naturbegeiste-     ließ. Ich erstellte Ausstellungstexte und
wende professionalisierenden Schulme-      rung aus.                                   entwickelte im Sinne des »Edutainment«
dizin auch alternative Heilmethoden zu                                                 eine Riechstation, inspiriert von Kneipps
beleuchten. Zu Beginn der Konzeption       Mit der Idee, die weit entfernte Natur      Hausapotheke, an der die Besucher*innen
teilten wir die Themenbereiche unter uns   ins heimische Badezimmer zu holen,          der Ausstellung über das Riechen Heil-
auf, sodass ich die Möglichkeit hatte,     konstruierte der Berliner Fabrikant Carl    kräuter identifizieren können.
mich intensiv mit den unterschiedlichen    Dittmann 1889 die Wellenbadschaukel.

                                                                                       Heike Kiefer

Die Projekte
9
Zeugen der Zeit
Ein neuer Sammlungsbereich reflektiert die Corona-Pandemie
Seit Monaten diktiert die Corona-Pande-     darin, diesen neuen Sammlungsbereich       Diskussionsrunde »Die Corona-Pandemie
mie unser Leben und das ist in praktisch    zu konzipieren und aufzubauen.             aus der Sicht von Menschen mit Migrati-
allen Bereichen zu spüren. Wir können                                                  onsgeschichte« zeigte, wie die Krise das
ein Ende noch nicht absehen, aber uns       Nach einer ersten Auswertung vieler en-    Leben der Zuwanderer verändert und wie
dennoch die Frage stellen, wie sich unser   gagierter E-Mail-Reaktionen verfasste      die Migranten mit den Herausforderun-
Leben und unsere Gesellschaft durch die     ich ein darauf abgestimmtes Samm-          gen umzugehen versuchen. Die Ergebnis-
Covid-19-Pandemie verändert.                lungskonzept in vier Gruppen, um mög-      se dieser Diskussionsrunde und indivi-
                                            lichst alle Projektaspekte im regionalen   duelle Interviews wurden als Berichte
Als Zeitzeugen dieses globalen Ereignis-    Blickwinkel widerspiegeln zu können:       und Audioaufnahmen in die Sammlung
ses entstand daher am Ostfriesischen        Digitale Sammlung, Corona-Kunst, Co-       aufgenommen. Schließlich fotografierte,
Landesmuseum Emden die Idee, inner-         rona-Alltag und Objekte mit Geschichte.    inventarisierte, beschrieb und dokumen-
halb eines eigenen Projektes einen neuen    Um die Sammlung möglichst umfassend        tierte ich die Exponate zur Einpflegung
Sammlungsbereich zu schaffen, der das       zu erweitern, setzten wir uns auch mit     und Überführung in die Museumsdaten-
heutige Geschehen für künftige Genera-      anderen Einrichtungen in Verbindung.       bank.
tionen dokumentiert. In diesem Zusam-       So stellten die Schulen in Emden wei-
menhang startete der Museumsdirektor        tere Materialien zur Verfügung. Ebenso     Über die Dokumentation des derzeiti-
Dr. Wolfgang Jahn einen Aufruf in der       konnte auch die Koordinierungsstelle       gen Geschehens möchte das Museum
Emder Zeitung und bat die Bevölkerung,      für Migration in Emden zur Kooperation     bewirken, dass zukünftige Zeiten von
dem Museum Exponate zur Verfügung           gewonnen werden.                           unserer Gegenwart lernen können und
zu stellen, die in Verbindung mit der                                                  sich dadurch nicht nur der Vergangenheit
Pandemie stehen und so den Corona-          Im Rahmen meiner Projektkoordination       verbunden fühlen, sondern vielmehr heu-
Alltag reflektieren können. Im Rahmen       erstellte ich alle erforderlichen Texte,   te getroffene Entscheidungen bewusst
von MUSEALOG bestand meine Aufgabe          Flyer und Fragenkataloge in deutscher      überdenken und hinterfragen können.
                                            und arabischer Sprache. Die begleitende

                                                                                       Dr. Dana Al Droubi

                                                                                                                              11
Der Hof Haake
Aktiv in den Alltag von Anno 1793
Die Hofanlage Haake in Cappeln grenzte      Haupthauses und der fünf Nebengebäu-          16 freistehenden, drehbaren 4x4-Würfeln
früher an die Straße, die von der Bauer-    de (Brauhaus, Viehstall, Zaunscheune,         in der Upkammer. An einer Touchscreen-
schaft Bokel zunächst zur Mitte des Ortes   Speicher-Remise und Bleicherhütte)            Station könnten die Besucher im »Haa-
und zur Kirche führte und dann weiter       genau beschrieben und im Anschluss            kenhof-Quiz« anschließend ihr Wissen
in Richtung Cloppenburg verlief. Von der    aufgezeigt, wie die Hofanlage Haake im        testen. Darüber hinaus soll die Gaststube
Straße aus führte die Zuwegung auf den      Moment dargestellt wird.                      mit den dort ausgestellten Bierkrügen,
Wirtschaftsgiebel des Haupthauses zu.                                                     Weingläsern, Tabakdosen, Gewehren und
Heute befindet sich an dieser Stelle die    Auf der Grundlage der gewonnenen              Möbeln neu gestaltet werden und in der
Neubausiedlung »Im Haakenhof«, denn         Erkenntnisse habe ich schließlich ein         Zaunscheune ein »begehbarer Kuhma-
der Hof Haake wurde im Winter 1942/43       neues Präsentationskonzept erstellt.          gen« eingerichtet werden: Durch ein gro-
wegen seiner einzigartigen Architektur      Dieses trägt den Titel »Aktiv in den Alltag   ßes Maul betreten die Besucher hier das
und Geschichte in das Museumsdorf           von Anno 1793« und beinhaltet in seinem       Innere der Kuh und beim Gang durch die
Cloppenburg transloziert. Diese Einzigar-   Kern acht Aktiv-Stationen zum Thema           Innereien erklären interaktive Stationen,
tigkeit soll auch den Museumsbesuchern      »Leben und Wohnen auf dem Bauern-             wie die Verdauung funktioniert und was
des 21. Jahrhunderts vor Augen geführt      hof vor 200 Jahren«. An diesen Punkten        die Kuh dabei produziert.
werden.                                     sollen die Besucher beispielsweise die
                                            Möglichkeit erhalten, alte Leuchtmittel       Im Brauhaus soll schließlich die Ausstel-
Das Ziel meines MUSEALOG-Projektes          auszuprobieren, typische Gegenstände          lung »Es braut sich was zusammen: Der
war daher die Beantwortung der Frage:       zu ertasten, bäuerliche Gerüche zu er-        Hof Haake und das Bier« entstehen. Diese
»Wie kann der Hof Haake einschließlich      schnuppern, ein Holzfass zusammenzu-          umfasst neben der historischen Brau-
der Geschichte der Familie Haake heut-      puzzeln oder bekannten Sagen aus dem          einrichtung u.a. eine Aromastation zum
zutage am besten präsentiert werden?«       Oldenburger Münsterland zu lauschen.          Vergleichen der vielen Farbnuancen und
Zu diesem Zweck habe ich zunächst                                                         Geschmäcke des Bieres, eine Videowand,
die Geschichte der Familie Haake näher      Als weiteres Element enthält das Präsen-      an der der Brauprozess nachvollzogen
erforscht, z.T. anhand neu entdeckter       tationskonzept eine Hands-On-Inszenie-        werden kann, sowie eine Riechstation für
Quellen. Dann habe ich den Aufbau des       rung zur Geschichte des Haakenhofs mit        Hopfen, Malz, Gerste und Hefe.

                                                                                          Hugo-Alexander Frohn

Die Projekte
13
Neue Sicht auf Alte Dinge
Retrospektive Dokumentation von fünf Objekten der
Sammlung Deeken am Landesmuseum Natur und Mensch
Oldenburg
Im Jahr 1901 erhielt das Großherzogliche    die fünf Objekte bezeichnet, zugeordnet      (Saui) vom Chuuk Atoll sowie eine weitere
Naturhistorische Museum, heute Landes-      und teils beschrieben. Nach einer ersten     Schneckentrompete (Sewi) von Pohnpei
museum Natur und Mensch, in Olden-          Sichtung der Objekte im Magazin sowie        mit. Die Angaben, die sich hierzu im Be-
burg Schenkungen des pazifikreisenden       der Anfertigung von Arbeitsfotos glich ich   standskatalog finden, stehen dabei nicht
Oldenburgers und späteren Begründers        meine Beobachtungen mit den Angaben          im Widerspruch zu den von mir recher-
der Deutschen Samoa-Gesellschaft Lt.        des Katalogs ab. So konnte ich schon zu      chierten Informationen.
Richard Deeken. Fünf dieser Objekte wur-    Beginn meiner Arbeit feststellen, dass
den als Musikinstrumente inventarisiert.    die »Sanduhrtrommel, mit Haifischhaut        Um die Fülle an Informationen für mich
Im Rahmen meines Projektes beleuchtete      einseitig bespannt« aus »Neukaledo-          übersichtlich und strukturiert bearbeiten
ich diese Sammlungsgegenstände aus          nien« de facto eine Kundu – also eine        zu können, entwarf ich zu Beginn meines
musikwissenschaftlichen Perspektiven.       typische Sanduhrtrommel Neuguineas           Projektes ein Datenblatt. Auf diesem
Dazu gehörten auch Recherchen zu ge-        und des Bismarck-Archipels – mit einer       erfasste ich neben den Einträgen aus dem
schichtlichen, soziokulturellen, biologi-   Bespannung aus Waranhaut ist. Sie            Bestandskatalog und den von mir aktua-
schen und geografischen Hintergründen.      kommt vermutlich aus dem Gebiet der          lisierten Maßen unter anderem Angaben
Ziel war es, einen multiperspektivischen    heutigen Oro-Provinz in Papua-Neugui-        zu Material, Herkunft, Verarbeitung und
Zugang zu jedem dieser Museumsstü-          nea. Aus derselben Gegend dürfte die         Objektgeschichte. Die Ergebnisse meines
cke zu ermöglichen, Rückschlüsse auf        als »Flöte« von den »Salomon-Inseln«         Projektes dokumentierte ich zusätzlich in
die mögliche Provenienz zu ziehen und       gekennzeichnete Tabakpfeife stammen.         einer vom Museum genutzten Exceltabel-
letztlich einen Beitrag zur nachhaltigen    Möglicherweise erhandelte Deeken beide       le. Diese soll zukünftig den Übertrag des
Nutzung der Objekte durch das Landes-       Gegenstände von derselben Person in          gesammelten Wissens in die im Aufbau
museum Natur und Mensch Oldenburg zu        einem Hafen Neuguineas, auf einem            befindliche neue Datenbank des Landes-
leisten.                                    Schiff oder auf einer anderen südpazifi-     museums Natur und Mensch erleichtern.
                                            schen Insel. Von dieser Reise brachte er
In dem Bestandskatalog der ethnolo-         dem Museum außerdem eine Nasenflöte
gischen Sammlung des Museums sind           (Aangún) und eine Schneckentrompete          Keï Common

Die Projekte
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Ein Werkverzeichnis für die Plastiken von Paul Dierkes im Museumsdorf Cloppenburg

Die Projekte
Einige Werke von Paul Dierkes sind weit   Dierkes’ Einstellung zur Ideologie und den   Künstlers übergaben der Stiftung mehr
gereist, und manche sind im Verlauf       Verbrechen der Deutschen zwischen 1933       als 200 Plastiken, über 1.600 grafische
des letzten halben Jahrhunderts nach      und 1945 ist nicht eindeutig belegt; um      Arbeiten sowie dessen Nachlass. Da
Cloppenburg zurückgekehrt. So zum         zu dieser Zeit noch ausgestellt zu werden    seither keine vollständige Dokumenta-
Beispiel die Reliefwand aus der deut-     und Aufträge zu erhalten (wie 1937 für       tion der Plastiken vorlag, sichtete ich für
schen Botschaft in Stockholm, die 1975    die Skulptur Arbeitsmann, die er für die     die Erstellung eines Werkverzeichnisses
bei einem Anschlag der RAF beschädigt     Cloppenburger Zweiganstalt der Lan-          derselben im Rahmen von MUSEALOG
wurde. Auch der Künstler selbst hat einen dessparkasse zu Oldenburg als Personi-       sämtliche in Frage kommende Aufzeich-
beachtlichen Weg zurückgelegt: vom        fikation des gleichnamigen Dienstgrades      nungen und Unterlagen im Archiv des
Steinmetzlehrling aus der norddeutschen   im Reichsarbeitsdienst ausführte), war       Museumsdorfes. Ich wertete Daten aus,
Provinz zum Bildhauer und Professor der   er notwendigerweise und nachweislich         zog Rückschlüsse über Verbleib und
Berliner Hochschule für bildende Künste.  Mitglied der Reichskammer der bildenden      Standort einzelner Plastiken und glich die
                                          Künste. Seine traditionellen Sujets und      Ergebnisse vor Ort ab.
Noch heute existiert in Cloppenburg der   attribut- und kontextlosen menschlichen
Steinmetzbetrieb Dierkes, in den auch der Gestalten passen sich in die bildhaue-       Die Werke verteilen sich heute auf meh-
1907 geborene Paul einsteigen sollte. Die rische Ästhetik der Nationalsozialisten      rere Depots sowie den öffentlichen Stadt-
Steinmetzlehre schloss er ab, dann aber   ein. Menschen wie Tiere stellt er eher       raum Cloppenburgs. Einige versteckten
schlug er einen anderen als den vorge-    als Archetypen denn als Individuen dar.      sich bei meiner Bestandsaufnahme
zeichneten Weg ein. Dierkes besuchte      1937 bekam Dierkes ein Stipendium für        geschickt hinter historischen Kutschen,
die Bildhauerschulen in Elberfeld und     einen Studienaufenthalt in Rom und hielt     in den Gebüschen des Stadtparks und
Königsberg und begab sich auf Studien-    sich danach bis kurz vor Kriegsende in       getarnt zwischen ausgedienten Mühlstei-
reise durch Europa. Er emanzipierte sich  Amsterdam, Prag und Paris auf. Zurück in     nen. Schließlich kam ich, nach Abzug von
von der statischen Formensprache seines Berlin wurde er 1947 zunächst als Dozent,      zurückgegebenen Leihgaben, weiterhin
Handwerks und entwickelte eine Bildhau- dann als Professor für Holz und Stein an       unauffindbaren sowie doppelt gelisteten
eridentität, mit der er 1933 nach Berlin  die Hochschule für bildende Künste beru-     Skulpturen, die sich als unterschiedliche
ins Zentrum der deutschen Bildhauerei     fen. Die 1950er und 60er Jahre wurden zu     Ansichten ein und desselben Werks ent-
kam. In der dritten Auflage der Gruppen-  Dierkes’ erfolgreichster Phase. Er erhielt   puppten, auf einen tatsächlichen Bestand
ausstellung »30 Deutsche Künstler« 1936 deutschlandweit öffentliche Gestaltungs-       von 230 Plastiken. Zwar bleiben die
bei Ferdinand Möller stellte er erstmals  aufträge und arbeitete mit renommierten      Objekte, die den Weg nach Cloppenburg
aus. 1933 war die Ausstellung im Macht-   Architekten und Bildhauern zusammen.         zurückgefunden haben, vorerst noch über
kampf zwischen Alfred Rosenberg und       Seine letzte große Arbeit, während deren     Stadt und Depots verstreut, doch ihre
dem Kampfbund für deutsche Künstler       Realisierung er 1968 verstarb, war das       Existenz ist nun belegt. Mit diesem Werk-
einerseits und der von Joseph Goebbels    Eisbärengehege des Berliner Zoos.            verzeichnis konnte nach fast 50 Jahren
geleiteten Reichskulturkammer und dem                                                  eine dokumentarische Lücke geschlossen
Nationalsozialistischen Deutschen Stu-    Dierkes’ Verbindung nach Cloppenburg         werden.
dentenbund andererseits zum Schauplatz riss nie ab, und so wurde das Museums-
der Auseinandersetzung um das deutsch- dorf Sitz der 1971 gegründeten Paul-
nationale Kunstverständnis geworden.      Dierkes-Stiftung. Witwe und Sohn des         KATHARINA WESTERHOFF

                                                                                                                                17
Vom Kanzler und
vom Kiebitz
Das Museum für »Die Getreuen zu Jever«
»Ick drink un rof: Fürst Bismarck, de           1. April – dem Geburtstag Bismarcks. An       schenkte Bismarck seinen Verehrern am
schall läwen!« (Ich trink und ruf: Fürst        diesem Tag wird traditionell ein feier-       1. Mai 1883 einen silbernen Kiebitzpokal,
Bismarck, der soll leben!) – so schrieb Dr.     licher Umtrunk (Kommers) zwischen             mit dem die Getreuen seither ihren Kom-
Heinrich Minßen 1889 den Abschlussvers          den Mitgliedern des Vereins im Saal des       mers begehen.
in einem plattdeutschen Gedicht im so-          sogenannten Bismarckhauses in Jever ab-
genannten Gedenkbuch der »Getreuen zu           gehalten. Zeitlebens sandten ihm »seine«      Nach der Reichsgründung 1871 wurde
Jever«. Diese Tradition gilt in Jever bis zum   Getreuen Jahr für Jahr 101 Kiebitzeier.       Jever durch diese Form der Bismarck-
heutigen Tag – denn hier versammeln sich                                                      verehrung im ganzen deutschen Reich
seit dem Jahre 1871 die »Getreuen zu Je-        Der Kiebitz ist ein typischer Vogel für die   bekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen
ver«, um auf Fürst Bismarck anzustoßen.         mit vielen Marschwiesen durchzogene           Orten im deutschen Reich gelang es den
Dieser aus einem Stammtisch heraus              Landschaft Frieslands und seine Eier er-      Getreuen zu Jever jedoch nie, die von
gegründete Verein, der seit 150 Jahren          freuten sich bis zu dessen Artenrückgang      ihnen geplante Bismarckwarte zu vollen-
kontinuierlich das Gedenken an einen der        als edle Delikatesse großer Beliebtheit.      den. Im Jahr 2004 konnten die Getreuen
wohl populärsten deutschen Staatsmän-           Da Bismarck den Ruf hatte, ein ausge-         in Jever ein erstes Bismarckmuseum
ner des 19. Jahrhunderts pflegt, erhält nun     sprochener »Gourmand« zu sein, bot            eröffnen. Hierzu übernahmen sie die
ein eigenes Museum.                             sich hier die Möglichkeit, dem »eisernen      Sammlung aus dem Museum in der Stadt
                                                Kanzler« mit dieser Spezialität aus ihrer     Bismark in der Altmark und präsentierten
Die Verehrung Bismarcks findet ihren            Region eine kulinarische Freude zu berei-     sie neu.
zeremoniellen Höhepunkt jedes Jahr am           ten. Als Dank für diese jahrelange Treue

Die Projekte
19
Die Projekte
Seit 2018 gab es von Seiten des Zweck-     künftigen Museumsräumen um ehema-           treuen zu Jever verantwortlich, während
verbandes Schlossmuseum Jever Überle-      lige Wohn- und Geschäftsräume handelt.      Dr. Andreas von Seggern den Bismarck-
gungen zu einer grundlegenden Neukon-      Der Beginn der Arbeiten verzögerte sich     Mythos übernahm. Um eine moderne und
zeption dieses Hauses. Dabei sollte der    jedoch bis in den Sommer, da Dr. Blume      ansprechende Gestaltung des Hauses
Schwerpunkt nicht mehr auf Bismarck,       als Mäzen des Projektes während des ers-    zu gewährleisten, fanden regelmäßige
sondern dem Stammtischverein »Die          ten coronabedingten Lockdowns im Früh-      Besprechungen mit dem freien Aus-
Getreuen zu Jever« liegen. Maßgeblich      jahr 2020 nicht persönlich kontaktiert      stellungsgestalter und Diplom-Grafiker
unterstützt und finanziell vorangetrie-    werden konnte. Die fachliche Leitung der    Andreas Reiberg statt.
ben wurde das Projekt durch den Mäzen      umfangreichen Baumaßnahmen wurde
und ehemaligen Präses des Vereins Dr.      von einem Bautechniker des Staatlichen      Aufgrund der Verzögerungen der Bauar-
Jur. Fritz Blume. Dr. Blume, der am 30.    Baumanagements übernommen.                  beiten war ein Abschluss des Projektes
September 2020 in Jever verstarb, war                                                  bis zum Ende von MUSEALOG 2020 | 2021
ein Verehrer Bismarcks und engagiertes     Das künftige Museum gliedert sich           leider nicht möglich. Das Museums soll
Mitglied der Getreuen.                     inhaltlich in drei Teile: Stammtische im    eröffnen, sobald dies pandemiebedingt
                                           Allgemeinen, die Getreuen zu Jever und      möglich ist.
Dieses Projekt gab uns im Rahmen von       der Bismarck-Mythos. Beteiligt an der
MUSEALOG die besondere Möglichkeit,        inhaltlichen, wissenschaftlichen Erarbei-
an allen Bereichen der Neuentstehung       tung des neuen Hauses war neben uns
eines Museums von Beginn an teilzuha-      und unserem Betreuer, Dr. Andreas von
ben. Es galt dabei, die drei grundlegen-   Seggern, Yasmin Maaß, die an der Uni-
den Aspekte der Gründung eines neuen       versität Oldenburg den Master »Museum
Museums zu verknüpfen: Bau, Forschung      und Ausstellung« studiert. Yasmin Maaß
und Gestaltung. Im Zuge der Neugestal-     inventarisierte die übernommenen Objek-
tung des Museums waren nämlich auch        te des Vorgängermuseums und erarbeite-
umfangreiche Sanierungsmaßnahmen           te den Ausstellungsteil zu Stammtischen
                                                                                       Max Piechotta &
notwendig geworden, da es sich bei den     im Allgemeinen. Wir waren für die Ge-       Erik Vollrath

                                                                                                                            21
»Wenn man doch ein
Rettungsboot hätte!«                                                                            Marie Ulfers, Windiger Siel, 1949, Hamburg, S. 261

Die Rettungsstation an der Friedrichsschleuse
Während meiner Zeit als MUSEALOGe be-       befasste ich mich mit dem Transkribieren   die DGzRS übergeben. Der heute noch
fand sich das Deutsche Sielhafenmuseum      alter Schiffsakten und Korrespondenzen.    erhaltene Rettungsschuppen, der 1910
Carolinensiel bereits mitten im Umbau                                                  erbaut wurde, ging nach der Auflösung
und entsprechend gestalteten sich           Mein eigentliches MUSEALOG-Projekt         der Station im Jahr 1945 in Privatbesitz
auch einige meiner Aufgaben. Vor allem      startete im Spätsommer: Eine vorherige     über, bis er schließlich 1986 zum Museum
zum Jahresende hin half ich tatkräftig      Musealogin hatte für drei der vier Mu-     kam und 2005 restauriert wurde. Meine
beim Abbau und Einpacken der Objekte        seumsgebäude – das Groot Hus, die Alte     Recherche ergab einige interessante
in den Museumsgebäuden. Zu Beginn           Pastorei und das Kapitänshaus – den Text   Details, zum Beispiel wurde das Dach-
waren meine Aufgaben von Büroarbeit         für eine Broschüre vorbereitet, in dem     geschoss des Rettungsschuppens in den
geprägt, nicht zuletzt, da, bedingt durch   die Baugeschichte und der geschichtli-     Nachkriegsjahren als Unterkunft für eine
die Corona-Pandemie, viele Veranstal-       che Hintergrund der einzelnen Gebäude      Flüchtlingsfamilie genutzt. Auch das
tungen und museumspädagogische              dargelegt wurde. Für das vierte Gebäude,   Rettungsboot, das heute restauriert im
Aktivitäten leider ausfallen mussten.       den historischen Rettungsschuppen an       Innern ausgestellt ist, hat eine bewegte
Hauptsächlich beschäftigte ich mich mit     der Friedrichsschleuse, sollte dies nun    Geschichte hinter sich. Es stammte ur-
der Inventarisierung und arbeitete mich     meine Aufgabe werden. Zu diesem Zweck      sprünglich aus Stolpmünde (heute Ustka
über den Sommer hinweg, Schublade           recherchierte ich nicht nur über den       in der polnischen Woiwodschaft Pom-
um Schublade, durch die Grafikschränke      Rettungsschuppen selbst, sondern auch      mern) und wurde im letzten Kriegsjahr
des Magazins. Dies sollte sich später für   über die Geschichte der Seenotrettung      zur Flucht in den Westen genutzt.
die Neugestaltung der Dauerausstel-         in Ostfriesland und wie es zur Gründung
lung als sehr wichtig erweisen. In den      der Deutschen Gesellschaft zur Rettung     Die von mir verfasste Broschüre wird bei
Grafikschränken fanden sich allerhand       Schiffbrüchiger (DGzRS) gekommen           Museumsbesuchen in der Zukunft einen
Einzelstücke: Postkarten, Fotos, Bauplä-    ist. Tatsächlich war die Carolinensieler   informativen Einblick in die Geschichte
ne und mehr. Am Ende waren sogar kleine     Rettungsstation eine der ersten Stati-     des Rettungsschuppens und des Ret-
Sammlungen von Gemälden und Zeich-          onen an der deutschen Nordseeküste.        tungswesens in Ostfriesland bieten.
nungen lokaler Künstler dabei. Nebenbei     Sie wurde 1865 eingerichtet und 1868 an
                                                                                       Sylvia Knopp

Die Projekte
23
Menschen bauen
Schiffe
Emder Hafengeschichten
Der Architekt Hans-Ulrich Meyer ver-         Schenkung überließ, zu inventarisieren     menbringen der Einzelteile in der großen
brachte den Sommer 2001 mit seinen           und zu dokumentieren. Es ist ihr Wunsch,   Halle zu Segmenten und schließlich das
Leica-Kameras auf der Werft der Thyssen      dass diese Bilder »als Dokument und als    Zusammenfügen dieser mit dem Bock-
Nordseewerke in Emden. Die Werkslei-         ästhetisches Erlebnis der Öffentlichkeit   kran der Nordseewerke auf der Helling zu
tung erlaubte ihm den Zugang zu allen        zugänglich gemachten werden«. So           einem Ganzem.
Bereichen und im Jahr 2003 wurden seine      freut es mich, dass einige der über 500
Bilder für die Ausgestaltung der 100-Jahr-   Fotografien in der Ausstellung »Hafenge-   Bei der Arbeit mit den Fotografien
Feier der Werft genutzt.                     schichten« Verwendung finden und einen     gewann ich selbst einen Einblick in diese
                                             intensiven besonderen Einblick in die      beeindruckende Welt und ich hoffe, dass
Meyer war begeistert von der Technik,        Welt des Schiffsbaues ermöglichen. Sie     die Besuchenden der Ausstellung ebenso
der Größe, Kraft und Gefährlichkeit des      werden die Texte des kulturwissenschaft-   empfinden werden. Auch weitere Bilder
Schiffsbaus. Jedoch galt sein überwie-       lichen Filmemachers und Autors Edmund      über den Emder Hafen, darunter ein Foto-
gendes Interesse den Menschen, welche        Ballhaus, welche als Inspiration für die   album über das Schicksal des Stückgut-
die körperliche und geistige Leistung        Ausstellung dienen und die verschiede-     frachters MELANIE SCHULTE »erzählten«
erbringen, um diese großen Fahrzeuge         nen Facetten des Emder Hafenlebens im      mir bei ihrer Inventarisierung und Doku-
zu schaffen. Es war ihm wichtig, bei den     20. Jahrhundert beleuchten, bereichern     mentation ihre Geschichten. Neben dieser
Betrachtenden der Bilder Staunen und         und anschaulich machen.                    Aufgabe am Ostfriesischen Landesmuse-
Neugier zu wecken und bei diesen eine                                                   um Emden war es mir möglich, die im
Hochachtung vor der Arbeitswelt der          Hans-Ulrich Meyer hat es mit seinen        Museum arbeitenden Personen bei ihren
Schiffsbauer entstehen zu lassen.            Bildern geschafft, die Arbeiter, welche    Projekten, wie der »Corona-Sammlung«
                                             die mächtigen Schiffe bauen, einzufan-     und der Sonderausstellung »Komplizen-
Mir oblag es im Rahmen von MUSEALOG,         gen und herauszustellen. Die einzelnen     schaften«, zu unterstützen und so das
für das Ostfriesische Landesmuseum           Schritte des Schiffsbaus sind anhand       breite Aufgabenspektrum des Museums
Emden diese Bilder aus dem Nachlass,         seiner Bilder gut dokumentiert: das        kennenzulernen.
die Meyers Witwe 2019 dem Museum als         Biegen der einzelnen Bleche, das Zusam-
                                                                                        Sebastian Keufner

Die Projekte
25
Von Kigali nach
Oldenburg
Wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung Jobst Peter Jahn
Jobst Peter Jahn lebte von 1987 bis zu      Sehr wahrscheinlich stammen die Objekte        se einzuschätzen. Marcus Jahn erinnerte
seinem Tod im Jahre 1991 in Kigali, wo er   aus dem Osten der Demokratischen               sich, dass eine Skulptur von etwa 30 cm
zunächst in einem Schulbuchverlag arbei-    Republik Kongo, wo sich in den späten          Höhe umgerechnet 40–50 D-Mark koste-
tete und sich später mit einem Geschäft     1980er Jahren nur wenige westliche             te. Die auf der Zollliste in Ruanda-Franc
für Druckereibedarf selbstständig mach-     Besucher aufhielten, die jedoch die            angegebenen Werte decken sich in etwa
te. Während dieses Zeitraums kaufte         Hauptzielgruppe für den Verkauf von            mit dieser Schätzung.
er von fliegenden Händlern wiederholt       vergleichbarem Kunsthandwerk darstell-
kongolesisches Kunsthandwerk, vor allem     ten. Die Sammlungsobjekte mussten              Weitere Aspekte meiner Arbeit beinhal-
Skulpturen und Masken. Diese wollte er      daher von Zwischenhändlern nach Kigali         teten eine Befragung zur Entscheidung
später in Deutschland gewinnbringend        gebracht werden. Fliegende Händler aus         der Erbengemeinschaft Jahn, die Objekte
verkaufen. Seine Kinder beschlossen         der DR Kongo suchten Jobst Peter Jahn          ans Museum zu geben, wie auch zu der
2015, einen Teil der Kunstgegenstände       regelmäßig an seinem Wohnort auf und           Entscheidung des damaligen Direktors,
dem Landesmuseum Natur und Mensch           boten ihm ihre Waren an. So auch im            die Objekte anzunehmen. Zudem gelang
Oldenburg als Dauerleihgabe zu überlas-     Frühjahr 1988, als Marcus Jahn seinen          es mir, anhand von Sammlungsdatenban-
sen.                                        Vater besuchte. Er beschrieb mir den           ken, Museums- und Auktionskatalogen
                                            typischen Ablauf der Verkaufsgespräche,        sowie wissenschaftlicher Literatur für
Ein Teil meiner Arbeit mit der Sammlung bei denen auch vom Hintergrund der                 einen Teil der Objekte herauszufinden,
bestand in der Provenienzforschung. An- Objekte berichtet wurde. Leider sind die           welche Art von Objekten als Vorbild für
hand von Interviews mit Bettina und Mar- Stichpunkte, die Jobst Peter Jahn sich            die Kunstgegenstände dienten und was
cus Jahn konnte ich den Weg der Objekte machte und die er auf Klebezetteln an              deren Funktion war.
von Kigali nach Oldenburg nachverfolgen. den Objekten aufbrachte, relativ knapp
Für den Zeitraum vor dem Ankauf durch       und beschränken sich häufig auf eine           Ein schöner Abschluss meines Projektes
Jobst Peter Jahn griff ich auf Literaturre- ethnische Zuschreibung. Von Bettina Jahn       ist es, dass die Erbengemeinschaft sich
cherchen zurück.                            erhielt ich, neben Fotos und einem Brief       nun entschlossen hat, die Sammlung
                                            ihres Vaters, eine Zollliste. Diese erlaubte   dem Museum als Schenkung zu überlas-
                                            es mir, die für die Objekte gezahlten Prei-    sen.

                                                                                           Friederike Brinker

Die Projekte
27
Abenteuer
Moor(-museum)
Von Irrlichtern, Moosen und Schwingrasen
Seit 2018 befindet sich die Moossamm-        Zusätzlich war ich in das Projekt »Die      der Junior Ranger. Außerdem korrigierte
lung des Pfarrers Carl Lindner (1866–1947)   Welt im Klassenzimmer – Schulwandbil-       ich Texte und arbeitete eine studentische
im Besitz des Emsland Moormuseums.           der und plastische Lehrmittel« einge-       Praktikantin sowie die neue FÖJlerin ein.
Die Bedeutung eines Herbars liegt in         bunden. Schulwandbilder halfen bis in       Darüber hinaus begleitete ich den am
den in ihm abzulesenden Umweltver-           die 1970er Jahre bei der Vermittlung von    Haus tätigen Biologen in die umliegen-
änderungen, die vor dem Hintergrund          Unterrichtsinhalten. Bei plastischen        den Moorgebiete, um ihn bei seinem
des Klimawandels besondere Aktualität        Lehrmitteln handelt es sich um kleine       Projekt zu unterstützen. So zählten wir
erlangen. Die Sammlung besteht aus           Schaukästen. Neben der Inventarisierung     beispielsweise 16.000 Moorlilien und
mehreren Teilen, darunter die sogenannte     und der fotografischen Dokumentati-         bestimmten Schmetterlinge. Dies war
kleinere Schausammlung, mit der ich          on der Objekte fiel auch die Recherche      eine gute Gelegenheit, mich auch abseits
mich im Rahmen meines ersten Projekts        zu den Verlagen beziehungsweise den         des Büros mit der Thematik des Hauses
beschäftigte. Rund 500 Moosproben,           Werkstätten sowie zum Herstellungsjahr      vertraut zu machen. Wer dazu bereit ist,
aufgeklebt auf DIN-A5-große Papptäfel-       in mein Aufgabengebiet. Da die Expona-      erlebt nicht nur Schwingrasen, Sonnentau
chen, warteten auf ihre digitale Erschlie-   te des Moormuseums durch Leihgaben          und Hochmoor-Mosaikjungfer, sondern
ßung mit fotografischer Dokumentation.       anderer Häuser und Institutionen ergänzt    bekommt am Emsland Moormuseum
Hierbei profitierte ich direkt zu Beginn     wurden, standen auch Dienstfahrten          einen breiten Einblick in den Arbeitsalltag
vom MUSEALOG-Seminar »Objektfoto-            an. Meine Vorarbeiten werden in die für     an einem Museum. Es lohnt sich.
grafie«. Besonders eindrucksvoll war die     Sommer 2021 geplante Sonderausstel-
gewissenhafte Vorgehensweise Lindners.       lung einfließen.                           Bereits nach vier Monaten endete mein
Zu jedem Beleg notierte er die Art, den                                                 persönliches Abenteuer Moor(-museum),
Fundort, das Fundjahr sowie den Namen        Über die geschilderte Projektarbeit hinaus da ich einer Einstellungszusage folgte. Ich
des jeweiligen botanischen Fachmannes,       ergab sich die Möglichkeit, mich auch in   blicke gerne auf diese Zeit zurück.
den er für die Gegenbestimmung heran-        weiteren Bereichen der Museumsarbeit
zog. Dennoch sind einige Bestimmungen        einzubringen. So unterstützte ich die Mu-
heute veraltet und zeigen anschaulich,       seumspädagogin bei der Ferienpassaktion
dass Forschung nie endet.                    »Irrlichter im Moor« und bei der Betreuung Nele Voß

Die Projekte
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Zurückblicken FÜR die Zukunft
Dokumentation der Villen des Oldenburger Museumsstifters
Theodor Francksen
Das Stadtmuseum Oldenburg steht vor         mit dem im Museum vorgefundenen             Relevanz für das Projekt erstellt. Von
einem großen Wandel: Im Frühjahr 2021       Quellenmaterial, ergänzte es aber auch      dem umfangreichen Konvolut an Briefen
beginnt der lang ersehnte Neubau, wel-      mit Zeitungsartikeln und Publikationen,     von Architekten und Handwerkern an
cher mit einer neu konzipierten Daueraus-   welche ich mittels Vorort- und Online-Re-   Theodor Francksen bezüglich des Umbaus
stellung zur Oldenburger Stadtgeschichte    cherchen in der Landesbibliothek Olden-     und der Einrichtung der Villen konnte ich
und innovativen Vermittlungsangeboten       burg gesammelt habe. In der Datenbank       aufgrund der stark verkürzten Zeit des
abgerundet werden soll. Angesichts          MuseumPlus habe ich für das Projekt         Projekts nur einen Bruchteil im Detail
dieser zielgerichteten Zukunftsplanung      eine eigene Objektgruppe eingerichtet,      studieren.
besinnt sich das Stadtmuseum aber           um über diese Referenz alle Einträge
gleichzeitig auf seine Anfänge: Die Ge-     zu Abbildungen der Villen und zu den in     Um diese Dokumente und auf dem Mu-
schichte der beiden weitgehend original     ihren Räumen ausgestellten Kunstgegen-      seumsserver gefundene Bilder, die noch
erhaltenen Villen, die Theodor Francksen    ständen zu bündeln.                         nicht in der Datenbank eingetragen sind,
mit seinem Tod 1914 der Stadt Oldenburg                                                 sowie extern recherchierte Quellen mit
zur Gründung eines Museums vermachte,       Aus dem im Archiv des Museums erhal-        den bereits in der Datenbank zusammen-
soll umfassend untersucht werden.           tenen Nachlass Francksens habe ich die      getragenen zu verknüpfen, habe ich eine
                                            Pläne und Entwürfe zu seinen Häusern,       Excel-Liste – unterteilt in Abbildungen,
Im Zentrum meines MUSEALOG-Pro-             deren Interieur und Gartenanlagen           Objekte und Dokumente – angelegt, in die
jekts stand daher die Erforschung und       gesichtet und soweit möglich in die Mu-     ich meine Beobachtungen und Ergebnisse
Zusammenführung aller verfügbaren           seumsdatenbank und die oben genannte        eingetragen habe. Mit der entworfenen
Quellen zur Entwicklung von Francksens      Objektgruppe eingepflegt. Aufgrund der      systematischen Erfassung des Quellen-
Elternhaus (erbaut 1877), kurz Francksen-   Formatgröße der restlichen Blätter ist      materials habe ich eine Grundlage für die
Villa genannt, und der benachbarten         das Museum für deren Aufnahme auf           weitere Dokumentation der historischen
sogenannten Jürgens'schen Villa (erbaut     externe Einrichtungen mit geeigneten        Villen wie auch für die gesamte zukünfti-
1853), die Francksen im Dezember 1908       Geräten angewiesen. Dafür wurde von         ge museale Arbeit im Umgang mit ihnen
erwarb. Hauptsächlich befasste ich mich     mir eine Prioritätenliste der Pläne nach    geschaffen.

                                                                                        REBEKKA SPITZWEG

Die Projekte
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An MUSEALOG 2020 | 2021 haben 14 Wissenschaftler*innen
aus 9 Bundesländern teilgenommen.
DIE TEILNEHMER*INNEN
Dr. Dana Al Droubi
          ist Künstlerin, Kunstwissenschaftlerin, arbeitete als Dozentin in der Grafikabteilung der Universität Damaskus und promovierte an der Uni Koblenz. Ihre
          Forschungsschwerpunkte neben der Druckgrafik sind die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Seit 2020 führt sie Lehraufträge an der Hoch-
          schule Koblenz durch. Zuvor engagierte sie sich in der Integration von Flüchtlingen. Am Ostfriesischen Landesmuseum Emden konzipierte und baute sie ei-
          nen neuen Sammlungsbereich zur Corona-Pandemie auf. Zusätzlich war sie im Bereich Vermittlung eingesetzt sowie bei Diskussionsrunden und Führungen.
          dana@danaaldroubi.com

          Friederike Brinker
          studierte Ethnologie in Mainz. Ihre Magisterarbeit schrieb sie zu (Geschlechter-)Rollen nigerianischer Migrantinnen im Rhein-Main-Gebiet. Museumsluft
          schnupperte sie im Rahmen eines Volontariats am Landesmuseum Koblenz. Hier kuratierte sie eine Ausstellung zu ruandischem Kunsthandwerk. Eine im
          Anschluss folgende Wanderausstellung zum Kulturerbe des Landes Rheinland-Pfalz wurde unter anderem in China und Ruanda gezeigt. Am Landesmuseum
          Natur und Mensch war sie für die wissenschaftliche Erfassung und Provenienzforschung einer Sammlung kongolesischen Kunsthandwerks zuständig.
          friederikebrinker@gmail.com

          Keï Common
          studierte Musikwissenschaft, Anglistik und Amerikanistik sowie klassisch balinesische Musik. Es digitalisierte Objekte der universitären Göttinger
          Sammlungen, beteiligte sich an einer Publikation zu den Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus und war in der Vermittlung
          und Organisation von Vermittlungsangeboten tätig. Während seiner Teilnahme an MUSEALOG 2020 | 2021 übernahm es am Landesmuseums Natur und
          Mensch Oldenburg die retrospektive Dokumentation von Musikinstrumenten aus kolonialen Kontexten.
          c.cummaunt@googlemail.com

          Hugo-Alexander Frohn
          arbeitete u.a. als Koordinator für deutsch-polnische Projekte bei der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Stiftung Rodowo in Masuren/
          Polen, als Workcamp-Veranstalter beim Internationalen Bauorden in Ludwigshafen und als Geschichts- und Philosophielehrer am deutschsprachigen
          Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt/Rumänien. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 erstellte er im Museumsdorf Cloppenburg ein
          Präsentationskonzept für den Hof Haake, welches den Titel »Aktiv in den Alltag Anno 1793« trägt.
          hugo-alexander-frohn@gmx.net

          Sebastian Keufner
          ist Historiker und studierte Lehramt Gymnasium mit den Hauptfächern Germanistik und Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg.
          Parallel dazu arbeitete er als Lehrkraft in der Wichern-Schule in Würzburg. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 inventarisierte er am Ostfriesischen
          Landesmuseum Emden Fotografien des Emder Hafens und arbeitete an der Konzeption der Sonderausstellung »Hafengeschichten« für das Jahr 2021 mit.
          keufner.sebastian@googlemail.com

          Heike Kiefer
          ist Kunsthistorikerin und Historikerin. Sie forschte zur Tradierung von christlichen Motiven und deren Wahrnehmung durch den Betrachter. Am Histori-
          schen Institut Frankfurt arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft. Im Rahmen des Projektes »Freiraum der Kunst – Die Studiogalerie der Goethe-Uni-
          versität 1964–1968« gestaltete sie eine Ausstellung am Museum Giersch in Frankfurt am Main mit. Im Museum Nordenham kuratierte sie die Sonderaus-
          stellung »Quacksalber, Doktoren und Unternehmer. Medizin und Fortschritt um 1900«.
          heike.kiefer88@web.de

Die Teilnehmer*innen
Sylvia Knopp
studierte Historische Archäologie (M.A.) an der University of Leicester sowie Geschichte und Ur- und frühgeschichtliche Archäologie an der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster. Bei ihrem Masterstudium beschäftigte sie sich vor allem mit Landschaftsparks und Gärten im neuzeitlichen England.
Zuvor schloss sie eine Ausbildung zum staatlich geprüften Informatiker ab. Am Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel half sie bei den Umbaumaß-
nahmen und erstellte eine Broschüre für die ehemalige Rettungsstation an der Friedrichsschleuse.
SylviaKnopp1988@gmail.com

Alexander Niemietz
ist Historiker und Kulturvermittler. Nach seinem Masterabschluss an der Universität Trier war er an einem DFG-geförderten Projekt für das Leibniz-
Institut für Europäische Geschichte in Mainz beteiligt und als Museumspädagoge am Stadtmuseum Simeonstift Trier tätig. Im Rahmen von MUSEALOG
2020 | 2021 kuratierte er am Museum Nordenham eine Sonderausstellung über Fortschritte der Medizin im 19. Jahrhundert. Für das KulturNetz Jadebusen
entwickelt er als Projektleiter neue Vermittlungskonzepte für die kulturellen Angebote der Landkreise Wesermarsch und Friesland.
niemietz@schiffahrtsmuseum-unterweser.de

Max Piechotta
studierte Geschichte (B.A., M.A.) an der Universität Mannheim mit den Schwerpunkten Spätmittelalter, Neuzeit, Wirtschaftsgeschichte und Public
History. Nach dem Studium arbeitete er in der Dendrochronologie des Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) und führte Campus- und Museums-
führungen in Mannheim durch. Während MUSEALOG inventarisierte er am Schlossmuseum Jever einen archäologischen Nachlass, war am Aufbau des
Bildarchivs Bildgedächtnis Oldenburger Land (BIG OL) beteiligt und wirkte an der Neugestaltung des Getreuen- und Bismarckmuseums Jever mit.
max_piechotta@gmx.de

Rebekka Spitzweg
Die studierte Kunsthistorikerin war im Anschluss an ihren Masterabschluss von der Technischen Universität Dresden hauptsächlich im Asisi Panometer
Dresden und auf der OSTRALE – Biennale for Contemporary Art 2019 als Ausstellungsvermittlerin tätig. Im Rahmen von MUSEALOG 2020 | 2021 widmete
sie sich der Dokumentation der beiden großbürgerlichen Villen, aus denen das heutige Stadtmuseum Oldenburg hervorgegangen ist. Im Oktober 2020 hat
sie ein wissenschaftliches Volontariat an der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen angetreten.
rebekka.spitzweg@gmail.com

Erik Vollrath
studierte nach seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr und einer dort abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung Geschichtswissenschaft und Skandina-
vistik an der Georg-August-Universität in Göttingen. Im Anschluss daran folgte die Aufnahme eines Masterstudiums mit dem Schwerpunkt europäische
Geschichte an der Fernuniversität Hagen. Im Rahmen von MUSEALOG arbeitete er am Schlossmuseum Jever an der Auswertung eines Nachlasses von
archäologischen Funden, einem Bildarchiv zum Oldenburger Land sowie an der Konzeption und am Aufbau des Getreuen- und Bismarckmuseums Jever.
erikvollrath@web.de

Nele Voß
studierte Prähistorische und Historische Archäologie sowie Klassische Archäologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Während ihrer vier-
monatigen Teilnahme bei MUSEALOG war sie am Emsland Moormuseum tätig. Dort inventarisierte sie die Schausammlung des Moos-Herbars von Carl
Lindner. Für die geplante Sonderausstellung »Die Welt im Klassenzimmer – Schulwandbilder und plastische Lehrmittel« übernahm sie die Inventarisie-
rung der Objekte und war in die Recherche eingebunden. Im Oktober 2020 hat sie ein duales Studium in Kiel begonnen.
Nele.Voss@t-online.de

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Katharina Westerhoff
          studierte Kunstgeschichte, Komparatistik und Deutsche Philologie in Göttingen. Während des Studiums war sie als studentische Hilfskraft in der
          Kunstsammlung der Georg-August-Universität und als Theaterrequisiteurin tätig. Nach ihrem Masterabschluss arbeitete sie hauptberuflich an Theatern
          in Bonn und Potsdam als Bühnen- und Kostümbildassistentin sowie in der Vorderhaus-Koordination. Im Museumsdorf Cloppenburg erstellte sie ein
          Werkverzeichnis für die Sammlung Paul Dierkes und unterstützte die Dokumentation der Sammlung Pape.
          katharina.westerhoff@gmx.de

Die Teilnehmer*innen
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An den folgenden Museen lernen die Teilnehmer*innen von
MUSEALOG die Praxis der Museumsarbeit intensiv kennen.
DIE MUSEEN
Deutsches Sielhafenmuseum Carolinensiel
                 Das Deutsche Sielhafenmuseum in Carolinsiel zeigt und bewahrt die maritime Kultur der Sielhäfen an der deutschen Nordseeküste.
                 Deichbau und Küstenschutz, maritimes Handwerk, Wohnkultur, Schifffahrtsgeschichte, Fischerei und Tourismus sind die Schwerpunkte
                 der Dauerausstellung, die sich in drei denkmalgeschützten Gebäuden in direktem Zusammenhang mit dem Museumshafen befindet. Eine
                 historische Rettungsstation und ein Museumsschiff ergänzen das Ensemble. Mittelgroße Häuser wie das Deutsche Sielhafenmuseum
                 beziehen die MUSEALOG*innen in nahezu alle Bereiche der Museumsarbeit ein. Sie unterstützen unser Team auch in der Verwaltung und
                 bei der Durchführung der vielen Veranstaltungen.
                 www.dshm.de
1

                 Emsland Moormuseum
                 Das Emsland Moormuseum liegt inmittten des deutsch-niederländischen Naturparks Bourtanger Moor – Bargerveen. Das Museum stellt in
                 Ausstellung und Forschung überregional die technikhistorische und historische Sachkompetenz zu den Themenfeldern Moor und Torf und
                 fungiert zudem als Naturparkzentrum. Das Emsland Moormuseum bietet Teilnehmer*innen an MUSEALOG einen abwechslungsreichen
                 Arbeitsplatz. Neben der Projektarbeit haben die MUSEALOG*innen Gelegenheit, in allen Bereichen der Museumsarbeit Erfahrungen zu
                 sammeln.
                 www.moormuseum.de

2

                 Emslandmuseum Lingen
                 Das Emslandmuseum Lingen gehört seit 1927 zu den kleineren, gleichwohl erfolgreichen Regionalmuseen in Niedersachsen. Auf eine
                 professionelle Arbeitsweise auf solider wissenschaftlicher Grundlage wurde hier von Beginn an großer Wert gelegt. Eine so aufgestellte
                 Einrichtung bietet gute Ansatzpunkte für den Einsatz von MUSEALOG*innen, die hier im Sammlungs- und Ausstellungsmanagement, aber
                 auch in vielen anderen Bereichen der Museumsarbeit weitergebildet werden. Kurze Wege und direkte Ansprechpartner sind die Vorteile
                 eines kleinen Hauses. Die MUSEALOG*innen führen im Emslandmuseum Lingen Inventarisations- und Ausstellungsprojekte durch und
                 unterstützen uns maßgeblich bei der Publikationstätigkeit und Forschungsarbeit.
                 www.museum-lingen.de
3

                 Emslandmuseum Schloss Clemenswerth
                 Schloss Clemenswerth in Sögel ist die einzige noch erhaltene spätbarocke Jagdsternanlage weltweit. Das Emslandmuseum bietet neben
                 kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten wie Schloss, historische Küche, Schlosskapelle und Klostergarten auch Einblicke in das barocke
                 Leben, die höfische Jagd und die Geschichte des Deutschen Ordens. Gleichzeitig spannt es mit zeitgenössischen Ausstellungen den Bogen
                 zur modernen Kunst. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vermittlungsarbeit. Deshalb gibt es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, das
                 durch große Events ergänzt wird. Den MUSEALOG-Teilnehmer*innen bietet sich hier die Gelegenheit, vielfältige Erfahrungen zu sammeln.
                 www.clemenswerth.de

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                 Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
                 Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ist eines der ältesten Museen Deutschlands. Teile seiner Museumssammlung reichen bis
                 in die 1770er Jahre zurück. Die heutigen Schwerpunkte des ehemals Großherzoglichen Naturalienkabinetts sind Naturkunde, Archäologie
                 und Ethnologie. Die derzeitige Dauerausstellung wurde als eine der ersten in Deutschland in Zusammenarbeit mit Künstlern szenografisch
                 gestaltet. Das Museum befindet sich aktuell in einem grundlegenden Neuausrichtungsprozess. Dieser umfasst neben der Gebäudesanie-
                 rung und der Neukonzeption der Ausstellung auch die Förderung von Diversität. Zudem soll der Objektbestand in den kommenden Jahren
                 aufgearbeitet und beforscht werden. Für die MUSEALOG-Teilnehmer*innen bieten sich dadurch viele Möglichkeiten zur Mitarbeit.
                 www.naturundmensch.de
5

    Die Museen
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