NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
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NIF Nr. 2 | Juni 2021 Das Netzwerk-Magazin von und für Netzwerker*innen • Netzwerk im Fokus • Von Daten zu Taten • Bildung für nachhaltige Entwicklung • Vom Aktionsraum zum Quartier • Dortmund macht Kinder stark Sozialräumliche Netzwerkarbeit Sonderbeilage 100 Jahre Jugendamt Berichte, Expertisen und Neuigkeiten Stadt Dortmund Jugendamt
Stimmen zur Erstausgabe Wir haben uns sehr über die vielen positiven Rückmeldungen und Reaktionen auf die 1. Ausgabe des Netzwerk-Magazins gefreut. Über „sehr gut gemacht“ und „vermittelt einen schönen Eindruck von der Netzwerkarbeit“ bis hin zu „interessante Be- richte“ sowie „Magazin gut zusammengestellt und gestaltet“ erreichten uns vielfältige Kommentare der Wertschätzung. Unser NIF-Magazin wurde darüber hinaus als gutes Praxisbei- spiel digitaler Netzwerkarbeit auf der Internetseite „kinderstark - NRW schafft Chancen“ präsentiert und im Newsletter des Instituts für Soziale Arbeit e.V. (ISA) Münster erwähnt. Wir sagen Danke für diese fachliche Anerkennung. Noch ein Hinweis in eigener Sache: Unser Netzwerk-Maga- zin ist eine Fachzeitschrift über Netzwerkarbeit. Die Fachbei- träge von den Netzwerkenden und über das Netzwerken sind genauso facettenreich und bunt wie die Netzwerkarbeit in den Quartieren. Sie machen Haltungen deutlich, geben persönliche Meinungen wieder und berichten über ausgewählte Projekte und Erlebnisse. Das Magazin versucht möglichst breit, unter- schiedliche Themenfelder unserer Netzwerkarbeit abzubilden - erhebt dabei aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ihr Redaktionsteam Netzwerken ist eine Bereicherung, nicht ein Anspruch. – Susan RoAne 3
Inhalt Vorwort Dr. Annette Frenzke-Kulbach, Der beste Abenteuer- Fachbereichsleiterin Jugendamt Dortmund spielplatz in der Seite 6 Dortmunder-Nordstadt: der Wald Netzwerkarbeit Katja B. Fernandez und Samira Balszus, AWO Familienzentrum Braunschweiger Straße und Statistik – Seite 26 kein Widerspruch! Dr. Jens Pothmann, Deutsches Jugendinstitut Seite 8 Einfach mal anpacken – gemeinsam Müll Ab ins Quartier – einsammeln Team des AWO Familienzentrums Kompetenzen vor Burgholzstraße Ort verbinden Seite 30 Karin Molde, Amt für Stadterneuerung Seite 12 Digitale Kompetenz durch PC-Upcycling – Der Aktionsplan Soziale neues Lernen durch Stadt Dortmund stellt alte Rechner sich räumlich neu auf! Bianca Rammert, MIA-DO-Kommunales Özay Vural, Aktionsplan Soziale Stadt Integrationszentrum Dortmund Seite 16 Seite 32 „Sprachbrücken – Spiel- und Maltüten Miteinander für für Kinder – starke Kinder“ vielseitige Anregungen Julia Wieczorek, Fachbereich Schule gegen Langeweile in der Seite 18 Corona-Zeit Nele Stärke und Lea Meurer, Dortmund auf dem Weg Familienbüro Brackel Seite 34 in eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft Roswitha Ritter, MIA-DO-Kommunales Jugendfreizeitstätte Eving – Integrationszentrum Dortmund ein Ort für Mädchen Seite 22 und Jungen Sonja Carstens, Kinder- und Jugendförderung Seite 36 4
JITSI MEETS – Alle Jahre wieder – ein digitales Netzwerk Kalenderübergabe Außergewöhnliche Dirk Havemann, Präventionsfachstelle des Jugendamtes Umstände erfordern Seite 50 außergewöhnliche Lösungen Gemeinsam Aktionen Anne Diebels, Familienbüro Hörde/ NIF Hörde-Clarenberg starten mit dem NIF Fonds Bettina Prothmann, Präventionsfachstelle des Seite 38 Jugendamtes Seite 52 Wer berät fachlich und entscheidet über die Dortmund macht weitere Ausrichtung des Kinder stark Netzwerks InFamilie? Özlem Dag, Präventionsfachstelle des Jugendamtes Dirk Havemann, Präventionsfachstelle des Jugendamtes Seite 54 Seite 40 Hinweise zu Publikationen Evaluation des Seite 56 Netzwerks INFamilie Prof. Dr. Viola Hartung-Beck, Fachhochschule Ausblick Dortmund Annette Stromberg, Präventionsfachstelle des Seite 42 Jugendamtes Seite 58 Netzwerkmanagement – Management der Netzwerke Kordula Leyk, Präventionsfachstelle des Jugendamtes Sonderbeilage Seite 46 100 Jahre Jugendamt – Erfolgreiche Qualifizierung ein stetiger Wandel „Netzwerkarbeit Interview mit Dr. Annette Frenzke-Kulbach, im Sozialraum“ Fachbereichsleiterin Jugendamt Dortmund Janine vom Stein, Studieninstitut Ruhr Seite 48 5
Vorwort Liebe Netzwerker*innen, ich habe mich sehr über die durchweg positive Resonanz auf die erste Ausgabe von „NIF – Das Netzwerk-Magazin“ gefreut. Die Berichte aus den Quartieren, die wissenschaftlichen Expertisen und die innovativen Ideen haben in ihrer Vielfalt und Fachlichkeit ein umfassendes Bild von gelebter, engagierter und zielgerichteter Netzwerkarbeit gezeichnet. Es wird sehr deutlich, dass es den Akteur*innen in den Quartieren um die Begleitung, Unterstützung und Stärkung der dort lebenden Menschen geht - und das immer gemeinsam mit ihnen. Darüber hinaus ist den Beiträgen zu entnehmen, dass gerade in einer herausfordernden Zeit wie der Corona-Pandemie ein gut funktionierendes und tragfähiges Netzwerk die einzelnen Akteur*innen noch handlungsstärker macht. Umso mehr freue ich mich darüber, dass das NIF-Magazin in dieser schwierigen Zeit der Pandemie, die unser Leben und unsere Arbeit immer noch stark bestimmt, weiterhin erscheint. Gerade jetzt ist es wichtig, dass das Fachmagazin seinen Fokus auf die hervorragende, verlässliche und zukunftsweisende Arbeit des Netzwerks INFamilie richtet und damit positive Impulse für die Netzwerkarbeit setzt. Ich wünsche Ihnen, liebe Netzwerker*innen, dass Präsenzveran- staltungen hoffentlich bald wieder unbeschwert möglich sind. Echte Begegnungen und lebendiger Austausch gehören zu den notwendigen Gelingensvoraussetzungen für eine erfolgreiche und nachhaltige Netzwerkarbeit. Ich danke Ihnen für Ihre gute und engagierte Arbeit für unsere Familien in Dortmund und wünsche Ihnen viele interessante Momente und Freude beim Lesen der zweiten Ausgabe des NIF-Magazins! Dr. Annette Frenzke-Kulbach Fachbereichsleiterin des Jugendamtes 7
Netzwerkarbeit und Statistik – kein Widerspruch! Dr. Jens Pothmann, Leiter der Abteilung Jugend und Jugendhilfe im Deutschen Jugendinstitut e.V. Für die erste Ausgabe des Netzwerk-Ma- gerade in den zurückliegenden 2010er- gazins „NIF“ aus dem November 2020 Jahre eine rasante Entwicklung genom- hebt das Beiratsmitglied des Netzwer- men, denkt man beispielsweise an den kes INFamilie Jörg Loose von der AWO Ausbau von Netzwerken für Bildungs- Dortmund hervor: „Mir gefällt, dass das themen oder auch im Bereich der Prä- Netzwerk bei der Implementierung eine ventionsarbeit oder auch ganz allgemein datenbankgestützte Sozialraumana- für die Ausgestaltung und Begleitung lyse mit allen Akteur*innen im Stadtteil von Übergängen im Aufwachsen junger durchführt und Maßnahmen gemein- Menschen.1 Das Netzwerk „INFamilie“, schaftlich abgestimmt werden. “ (NIF, Nr. das die Lebenssituation von Dortmunder 1 v. Nov. 2020, S. 41). Deutlich wird hie- Familien durch erreichbare, passgenaue rüber und das soll im Folgenden unter- und verlässliche Angebote und Unter- strichen werden: Statistische Analysen stützungsstrukturen verbessern, das jun- gehören zu einer modernen gelingenden ge Menschen fördern und angemessene Netzwerkarbeit dazu. Startchancen geben sowie Sozialräume attraktiv gestalten möchte, ist Ausdruck Bevor jedoch auf die Beiträge von Statis- dieser Entwicklung. tik für eine gelingende Netzwerkarbeit eingegangen wird, zunächst ein Blick auf Das zentrale Element der Netzwerkarbeit die Vernetzung selber: Die systematische ist zunächst einmal die Begegnung, der und strukturelle Zusammenarbeit ist ein persönliche Austausch, das Miteinan- wesentlicher Bestandteil der Kinder- und der im Gespräch bleiben oder auch die Jugendhilfe. Die Netzwerkarbeit ist eine Sicherung eines stetigen Informations- etablierte Form methodischen Handelns flusses. Ein funktionierendes Netzwerk und gehört zum professionellen Selbst- benötigt dafür Kommunikationsräume verständnis der Sozialen Arbeit, wobei und ‑strukturen. So ist es wichtig, dass sicherlich nicht jede Form der Zusam- gemeinsame Zielsetzungen im Blick be- menarbeit zwischen Berufsgruppen und halten werden, diese sich aber im Dialog Organisationen gleich als Netzwerkarbeit auch weiterentwickeln können. Oder es bezeichnet werden kann. Die systema- ist auch unverzichtbar, dass gemeinsam tische Institutionalisierung von belast- vereinbarte Handlungsschritte sowie baren Kooperationsbezügen und das erreichte (Zwischen)Ergebnisse wieder professionelle Kooperieren und Agieren auf den gemeinsamen Prüfstand gestellt in Netzwerken hat jedoch zweifelsohne werden können. Literatur: 1 Vgl. Fischer, Jörg & Kosellek, Thomas (Hrsg.): Netzwerke und Soziale Arbeit. Theorien, Methoden, Anwendungen, 2. Aufl., Weinheim & Basel 2019. 8
Wenn in diesen und anderen Kontexten Die Arbeit mit Statistiken im Rahmen der Austausch, Begegnung und Kommuni- Netzwerkarbeit ermöglicht also beispiels- kation mit dem Ziel einer beteiligungs- weise eine gemeinsame zur Kenntnis- orientierten Verständigung für eine nahme der sozialen Wirklichkeit – eine gelingende Netzwerkarbeit entscheidend notwendige Voraussetzung für die sind und sich die damit einhergehenden Problem- und Aufgabenstrukturierung Austausch- und Aushandlungsprozesse oder auch die Vereinbarung von weiteren durch Offenheit auszeichnen sollten, so Handlungsschritten und deren anschlie- können empirische Grundlagen diese ßender Bewertung. Die Erwartungen Prozesse unterstützen und qualifizieren. sollten allerdings auch nicht zu hoch gesetzt werden, denn: Ermöglicht wird So ist es mit Hilfe von Statistiken mög- hierüber – nicht mehr, aber auch nicht lich, Aufgaben- und Themenstellungen weniger – eine strukturierte und ziel- zu rahmen. Sie leisten wichtige gemein- orientierte Kommunikation. Damit gehen same Referenzpunkte für den kommu- Erkenntnisgewinne im Sinne von neuen nikativen Austausch. „Zahlen, Daten, Einsichten inklusive produktiver Irritatio- Fakten“ sind also in der Lage, Kommu- nen einher, aber unter Umständen auch nikationsprozesse in der Netzwerkarbeit Effekte für gemeinsame Gestaltungspro- zu unterstützen und sind keinesfalls ein zesse und Steuerungshandeln. Denkbar Gegenmodell zu Austausch und Begeg- ist aber auch, dass bereits bestehende nung in den kommunikativen Prozessen. Vorstellungen über den Gegenstand durch die Zahlen noch einmal bestätigt werden, was aber für die Handlungs- sicherheit der Beteiligten des Netzwerks nicht unterschätzt werden sollte. 9
Diese Erkenntnis über die Verbindung allerdings notwendig, empirisch fundier- von auf der einen Seite kommunikativen te Analysen in die Kommunikationsräu- Prozessen und auf der anderen Seite em- me der Netzwerkstrukturen einzuspielen pirischen Grundlagen in Form von Statis- und zum Gegenstand des Dialogs zu tiken deckt sich mit Beobachtungen und machen. So gesehen kann eine hinrei- Feststellungen, die im Rahmen einer so chende Datengrundlage für eine gelin- genannten „Empirisierung“ im Bildungs-, gende Netzwerkarbeit folgende Funktio- Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwe- nen erfüllen: sens gemacht worden sind. Dabei steht „Empirisierung“ für eine Aufwertung 1. Bestandsaufnahme (Schaffung einer von Statistiken für nicht zuletzt auch die kontinuierlichen Datenbasis und Kinder- und Jugendhilfe in Form einer Generierung empirischen Wissens) stärkeren Beachtung von Berichterstat- inklusive einer Sichtbarmachung von tung, Dokumentation und Planung auf und Sensibilisierung für Aufgaben- der Grundlage von statistischen Daten.2 und Themenstellungen Dabei gilt, dass jede Statistik zunächst 2. Herstellung eines gemeinsamen Refe- einmal dem Ziel dienen sollte, Tat- renzrahmens für die Konkretisierung bestände der sozialen Wirklichkeit so und Kommunizierbarkeit von gemein- vollzählig und vollständig wie möglich zu samen Aufgaben- und Themenstellun- erfassen, damit ein „objektives Bild“ des gen für Praxis- und Qualitätsentwick- Wirklichkeitsausschnittes entsteht. „Ob- lung, aber auch für Politikgestaltung jektiv“ meint dabei, dass das Ergebnis für inklusive der Möglichkeiten für das Beteiligte nachvollziehbar ist und es sich Herausarbeiten von empirisch fundier- eben nicht nur um subjektive Eindrücke ten Standpunkten handelt. Unter Statistik versteht man also zunächst einmal nicht mehr als eine Form 3. Ermöglichung einer strukturierten und der regelmäßigen, systematisierten und zielorientierten Diskussion inklusive organisierten Beobachtung mit allerdings Zielformulierungen für Praxis- und der Besonderheit, dass soziale Wirklich- Qualitätsentwicklungsprozesse sowie keit in Zahlen übersetzt wird.3 für politische Steuerung, aber auch für die Außendarstellung der Netzwerk- Die Statistik ersetzt also keineswegs die arbeit (Sichtbarmachen von Heraus- Kommunikation in den Netzwerken, aber forderungen, Aktivitäten und Ergeb- sie kann sie unterstützen. Dafür ist es nissen) Literatur: 2 Vgl. Rauschenbach, Thomas (2019): Die empirische Wende. Zur Relevanz von Sekundäranalysen in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Begemann, M.-C. & Birkelbach, K. (Hrsg.): Forschungsdaten für die Kinder- und Jugendhilfe, Wiesbaden, S. 21-47. 3 Vgl. Pothmann, Jens (2014): Amtliche Statistik als Wissensressource und Grundlage für eine indikato- rengestützte Forschung zum Kinderschutz. In: Bühler-Niederberger, D., Albert, L. & Eisentraut, S. (Hrsg.): Kinderschutz, Weinheim & Basel, S. 102-118. 10
Die effektive Nutzung von Statistiken in der Netzwerkarbeit ist allerdings an be- stimmte Voraussetzungen geknüpft. So gilt eben nicht: Je mehr statistische Da- ten vorliegen, desto besser ist die Wirk- lichkeitsdarstellung oder desto höher ist der Objektivitätsgrad. Vielmehr besteht für eine datengestützte Berichterstattung eine wesentliche Herausforderung darin, die relevanten und zentralen Indikatoren aus dem umfangreichen Datenmaterial herauszuarbeiten und diese für eine Daten- und Wissensgrundlage mit den entsprechenden Auswertungsmetho- den zu nutzen. Auf diese Weise können „Datenfriedhöfe“ vermieden werden. Um die Potenziale der Statistik für die Netzwerkarbeit zu nutzen, braucht es aber auch Orte bzw. die Räume und Arenen, in denen die empirischen Be- funde nicht nur zur Kenntnis genommen werden, sondern die herausgearbeiteten Ergebnisse und deren Lesarten sollten auch anschlussfähig an politische Dis- kussionen sowie an Praxis- und Qualitäts- entwicklung sein. Fehlen hingegen diese Orte einer differenzierten und reflexiven Auseinandersetzung mit der Statistik, wie sie beispielsweise im Rahmen der Netzwerkarbeit geboten werden, werden nicht nur Potenziale der vorhandenen Dateninfrastruktur oftmals nicht ausge- schöpft, sondern die aufbereiteten Daten geraten zusätzlich in Gefahr, bestenfalls nur illustrativ genutzt oder mitunter aus- schließlich politisch instrumentalisiert zu werden. 11
Das Quartiersbüro in der Westerfilder Straße 23 – Ab ins Quartier – Wichtige Anlaufstelle im Quartier Kompetenzen vor Ort verbinden Karin Molde, Amt für Stadterneuerung Die Ruhrnachrichten titelten 2014 Die angestammte Bewohnerschaft war mit der Überschrift „Westerfilde – Ein verunsichert und der öffentliche Raum Stadtteil am Abgrund“. In Westerfilde verwahrloste zunehmend. Die sozialen & Bodelschwingh trafen damals viele Pro- Probleme überforderten die öffentlichen blemlagen aufeinander, die das Quartier Einrichtungen vor Ort und viele lang- über Jahre hinweg in eine Abwärtsspirale jährige Bewohner*innen verließen den manövriert hatten. Der Zeitungsartikel Stadtteil. Es war Zeit zu handeln. war sicherlich nicht hilfreich für das Image des Stadtteils, aber hat offen Pro- Wer heute, 2021, an der U-Bahn-End- bleme ausgesprochen, die nicht mehr zu haltestelle Westerfilde aussteigt und leugnen waren: Zahlreiche Wohnungs- Richtung Westerfilde Zentrum läuft, sieht bestände, insbesondere im Zentrum von zwar, dass dies ein Stadtteil ist, in dem Westerfilde, waren ins Eigentum soge- sich wirtschaftliche und soziale Probleme nannter „Heuschrecken“ gelangt. Auf in der Bewohnerschaft konzentrieren, Leerstände folgte eine problematische aber auch, dass sich vieles tut. Mieterschaft. Das Quartier geriet in eine soziale Schieflage. 12
Zu sehen ist nicht nur, dass die Woh- von Spielplätzen, die Herrichtung von nungsunternehmen kräftig in ihre Begegnungsstätten oder die Aufwertung Bestände investiert haben und immer des öffentlichen Raums, wie z. B. den noch investieren. Zu sehen ist auch, Neubau des Multifunktionsplatzes auf dass das Quartier heute ein anderes ist. dem Spielplatz „Im Odemsloh“ und eine An der Westerfilder Straße, inzwischen neue, attraktivere Gestaltung der Frei- Straße der Kinderrechte mit vielen hierzu fläche an der Westerfilder Straße. gestalteten Stromkästen und Haus- Richtig effektiv wird der Instrumenten- wänden, findet sich ein Büro von „lokal koffer der Stadterneuerung aber erst willkommen“ und das Quartiersbüro. In dann genutzt, wenn er mit den Möglich- diesem finden sich neben dem Quartiers- keiten kombiniert wird, über die andere management der Stadterneuerung auch Fachbereiche und auch externe Part- ein Aktionsbüro des Jobcenters und eine ner*innen verfügen. Darüber hinaus för- von der Vonovia finanzierte Sozialbe- dert eine enge Zusammenarbeit vor Ort ratung, welche Bewohner*innen mit Rat auch die Entwicklung eines gemeinsa- und Tat zur Seite stehen. Prominent am men Problembewusstseins. Dann gelingt Westerfilder Marktplatz ist mit NebenAn es, Projekte zu entwickeln, die auch nach eine Begegnungsstätte für Familien ent- dem Auslaufen der Städtebauförderung standen, die es nicht gäbe, wenn nicht gute Chancen auf Fortbestand haben. Aktionsplan Soziale Stadt, Netzwerk INFamilie (NIF) und das Amt für Stadt- erneuerung ihre Kräfte gebündelt und Was heißt das für die Arbeit vor gemeinsam an einem Strang gezogen Ort? hätten. Dreimal in der Woche sieht man das spiel&sportMOBIL im Quartier, ein Zunächst einmal: viel Abstimmung. In Elektro-Lastenrad, mit dem die Sportver- Westerfilde & Bodelschwingh sitzt das eine im Quartier ihre Angebote direkt Quartiersmanagement in der Steuerungs- bis vor die Haustüren der Kinder bringen gruppe des NIF, die Stadterneuerung in können. Dass das Westerfilder Mobil der Arbeitsgemeinschaft Sport des NIF. jetzt vorbildhaft für viele andere im Für die Etablierung des spiel&sportMO- Stadtgebiet ist, hängt damit zusammen, BILs hat sich ein Jahr lang eine Projekt- dass gemeinsam eine solide Finanzie- gruppe getroffen, bis die Pilotphase be- rungs- und Betriebsstruktur gefunden endet war. Zur Steuerung von NebenAn wurde, die langfristig funktioniert und treffen sich Aktionsraumbeauftragte, NIF übertragbar ist. und Stadterneuerung regelmäßig und sprechen auch über Verstetigungspers- Das Amt für Stadterneuerung verfügt pektiven. Sollte es Probleme, beispiels- aufgrund der Akquise von Städtebau- weise in finanzieller Hinsicht geben, wird fördermitteln über eine gute Finanzaus- geprüft, wer helfen kann und ob über stattung und verschiedene Ansätze, um den Aktionsplan, die Stadterneuerung Quartiere für die Menschen lebenswerter oder die Fördertöpfe, die das NIF kennt, zu machen. Auf der Grundlage von Abhilfe geschaffen werden kann. Integrierten Handlungskonzepten wer- Der enge Austausch führt auch immer den Quartiersmanagements finanziert, wieder zu neuen Ideen, von kleinen Stadtteilfonds für bewohnergetragene Projekten wie einem „Plappermaul“-Heft Projekte eingerichtet und Stadtteilmar- zum Energiesparen bis hin zu großen ketingaktivitäten angestoßen. Daneben Maßnahmen, wie einem Naturerfah- ermöglicht die Förderung baulicher rungsraum für die Kids im Quartier. Maßnahmen unter anderem den Neubau 13
Die Akteur*innen und Aktiven im Quar- Was heißt das für die Zukunft? tier wissen, dass sie in der Stadt und in ihren Partner*innen (wie beispielsweise Es wird auch zukünftig Stadtteile in der Diakonie, die unter anderem Neben- Dortmund geben, denen besondere An betreibt) gute Ansprechpartner*innen Aufmerksamkeit geschenkt werden haben, mit denen sie Projekte entwickeln muss, da sie ohne Unterstützung von und umsetzen können – von der Fahr- außen „nicht die Kurve“ bekommen. Der radwerkstatt bis hin zum "lebenden Aktionsplan Soziale Stadt, das NIF und Adventskalender". die Stadterneuerung haben sich daher aufgemacht, gemeinsam über ein klein- Auch deswegen ist der Stadtteil heu- räumiges Lebenslagenmonitoring solche te nicht mehr derselbe wie 2014. Die Quartiere frühzeitig zu identifizieren, in Menschen im Quartier, insbesondere denen etwas in Schräglage geraten ist. auch die Aktiven, haben wieder Zuver- Zahlreiche Ämter, Fachbereiche und De- sicht bekommen. Sie gründen einen zernate der Stadtverwaltung Dortmund Heimatverein, bitten die Stadt um Hilfe haben sich zwischenzeitlich mit auf bei der Rettung ihres liebsten Biergartens diesen Weg begeben, sodass zukünftig – und die Stadt hilft. So kann ein Ver- gute Chancen bestehen, Quartiere, die trauensverhältnis, das zwischenzeitlich sich nicht mehr selbst helfen können, gestört war, wieder hergestellt werden. zu identifizieren und dort die Stadt als Die Menschen engagieren sich wieder im Partnerin vor Ort zu etablieren. Je nach Quartier, weil sie wissen, dass sie nicht Problemlage können dabei die Kons- alleine sind. Sie betreiben ehrenamtlich tellationen unterschiedlich sein, auch eine Fahrradwerkstatt oder betreuen Schul- und Gesundheitsverwaltung oder bei NebenAn Kinder, während die Eltern die Wirtschaftsförderung können gefragt Deutschunterricht erhalten; sie richten sein. Wichtig ist immer: ansprechbar gemeinsam mit dem NIF ein Sportfest sein vor Ort, sich gut vernetzen und die für Jung und Alt aus, das zum Teil über jeweiligen Unterstützungsmöglichkeiten den Stadtteilfonds finanziert wird. Sie miteinander verknüpfen. denken nicht mehr an Wegzug, sondern überlegen, wie man Westerfilde & Bodel- In diesem Sinne: Ab ins Quartier! schwingh lebenswerter gestalten kann. Weil die Stadt präsent ist, weil sie gesagt hat „Ab ins Quartier!“, konnte dies ge- lingen. Malaktionen im Rahmen der Straße der Kinderrechte 14
Allgemeine Infos zum Amt für Die Grundlage dieser Finanzierung bildet Stadterneuerung die Städtebauförderung mit den Förder- richtlinien Stadterneuerung des Landes Stadterneuerung ist ein wirkungsvolles Nordrhein-Westfalen. Instrument zur aktiven Gestaltung des Strukturwandels. Dabei spielen der Erhalt und die Schaffung attraktiver Stadtteile Die Quartiersmanagements der und die Revitalisierung der Wohngebie- Stadterneuerung in Dortmund: te eine wichtige Rolle. Diese erfolgen häufig über bauliche Verbesserungen Quartiersmanagement Westerfilde & im Stadtteil, z. B. die Neugestaltung von Bodelschwingh Spielplätzen, Sanierung von öffentlichen Westerfilder Str. 23 Sport- und Freizeiteinrichtungen etc. im Quartiersbüro Gleichzeitig sollen die Selbstverantwor- 44357 Dortmund tung und das Engagement von Bewoh- Tel. 0231 93144018 ner*innen und lokalen Akteur*innen qm@westerfilde-bodelschwingh.de gestärkt werden. Als Anlaufstellen für die westerfilde-bodelschwingh.dortmund.de Menschen vor Ort sind daher die Stadt- teilagentur Hörde, das Quartiersmanage- Quartiersmanagement Nordstadt – ment Westerfilde & Bodelschwingh und Quartiersbüro Nordmarkt das Quartiersmanagement Nordstadt im Mallinckrodtstraße 56 Auftrag der Stadterneuerung tätig. Neue 44145 Dortmund Ideen umzusetzen ist für Akteur*innen Tel. 0231 222 73 73 und Bewohnerschaft in einem Quartier info@nordstadt-qm.de nicht immer leicht – meist fehlt das nordstadt-qm.de Geld dazu. Hier kann der Stadtteilfonds weiterhelfen: Für Projekte, die der Ent- Quartier Borsigplatz wicklung des Stadtteils dienen, stehen in Borsigplatz 1 den Stadterneuerungsgebieten jährlich 44145 Dortmund Gelder zur Verfügung, die von einer Jury aus ehrenamtlichen Mitgliedern aus dem Quartier Hafen Quartier vergeben werden. Schillerstr. 37 44147 Dortmund Die Finanzierung der verschiedenen Maß- nahmen der Stadterneuerung erfolgt Hörder Stadtteilagentur durch die Stadt und durch die Städtebau- Alfred-Trappen-Str. 18 förderung, die unter bestimmten Vor- 44263 Dortmund aussetzungen Fördermittel von 70-90% Tel. 0231 2220 2313 bereitstellen und so umfangreiche Inves- info@hoerder-stadtteilagentur.de titionen in den Quartieren ermöglichen. hoerder-stadtteilagentur.de 15
Der Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund stellt sich räumlich neu auf! Özay Vural, Aktionsplan Soziale Stadt Ganz nach dem Motto „Daten für Ta- aufgrund der dort identifizierten beson- ten“ startete 2008 der ‚Aktionsplan So- deren Herausforderungen im Rahmen ziale Stadt Dortmund‘ mit einem breiten des ‚Aktionsplan Soziale Stadt Dort- Beteiligungsverfahren als Strategie gegen mund‘ gezielt unterstützt werden. Diese Armut und Ausgrenzung in Dortmund. Aktionsräume übernehmen eine wichtige Ziel war es von Beginn an, die soziale Integrationsleistung für die Gesamtstadt. Lage und die Teilhabe- und Verwirkli- chungschancen der Menschen vor Ort in Nach etwas mehr als zehn Jahren wurde allen wesentlichen Lebensbereichen zu der ‚Bericht zur sozialen Lage in Dort- verbessern. mund‘ 2018 aktualisiert. Der aktuelle Sozialbericht kommt zu dem Ergebnis, Grundlage und Auslöser waren die Er- dass die Sozialdaten, die auf überdurch- gebnisse und Erkenntnisse aus dem ‚Be- schnittliche soziale Herausforderungen richt zur sozialen Lage in Dortmund‘, der hinweisen, in einem Großteil der bishe- in 2007 veröffentlicht wurde. Auf Basis rigen Aktionsräume nach wie vor unter der Ergebnisse dieses ersten Sozialbe- dem städtischen Durchschnitt liegen. richts wurden im Jahr 2008 insgesamt 13 Dort, wo die Quote 2007 hoch war, ist Aktionsräume ausgewiesen, die seitdem sie auch aktuell überdurchschnittlich. Mengede/Oestrich/ Karte: Aktionsräume Schwieringhausen Brechten/ Kurl/Husen/ Holthausen Lanstrop und Aktionsraumquar- Derne/Hostedde/ Kirchderne/Grevel Wambeler Heide tiere im ‚Aktionsplan Nette Kemming- hausen Scharnhorst- Eving/ Alt Ost Soziale Stadt Bodelschwingh/ Lindenhorst Westerfilde Scharnhorst Meylantviertel Deusen/ Borsig- Dortmund‘ Huckarde platz Nord- Hafen markt Asseln Wickede Jungferntal/ Kirchlinde Brackel Bövinghausen/ Wambel Westrich Dorstfelder Kaiserbrunnen/ Brücke City Körne Lütgen- Marten Dorstfeld dortmund Westfalen- halle Südl. Gartenstadt/ Ruhrallee Schüren Kley/Oespel Aplerbeck Hörde Barop/ Sölde/ Brünninghausen/ Berghofen Sölderholz Hombruch Benninghofen/ Mengling- Hacheney/ hausen Wellinghofen/ Wichlinghofen Kirchhörde/ Löttringhausen/ Lücklemberg Aktionsräume Höchsten/Holzen/ Neue Aktionsräume Syburg Aktionsraumquartiere Sozialräume Stadtbezirke © Kartographie: Stadt Dortmund, Vermessungs- und Katasteramt, StA 62/5-2, 11/2020 16
Für zwei der bisher insgesamt 13 Von nun an ist der ‚Aktionsplan Soziale Aktionsräume weist der Bericht eine Stadt Dortmund‘ in 13 Aktionsräumen Verbesserung der Sozialdaten aus: In und 2 Aktionsraumquartieren aktiv. Alt-Scharnhorst (Stadtbezirk Scharnhorst) Neben der räumlichen Anpassung wird und Wickede (Stadtbezirk Brackel) ist es, unter Beteiligung der Menschen und die Situation aktuell insgesamt stabil. In Akteur*innen vor Ort, auch eine inhalt- beiden Räumen weist die Analyse jeweils liche Weiterentwicklung geben, damit nur noch ein Quartier mit unterdurch- der Aktionsplan vor Ort bedarfsgerecht schnittlichen Sozialdaten aus: ansetzen kann. Angesichts der aktuellen pandemiebedingten Situation konnte der die Wambeler Heide im Stadtbezirk Beteiligungsprozess nicht, wie geplant, in Alt-Scharnhorst und 2020 erfolgen. das Meylantviertel im Stadtbezirk Ziel ist es, die Weiterentwicklung mit Wickede (vgl. ‚Bericht zur sozialen Lage dem Beteiligungsprozess in 2021 unter in Dortmund 2018‘, S. 84 und 119 ff.) angepassten Bedingungen abzuschließen. Aus diesem Grund gibt es keine Not- Der ‚Aktionsplan Soziale Stadt Dort- wendigkeit, dass Alt-Scharnhorst und mund‘, mit seinen Aktionsraumbeauf- Wickede in Gänze als Aktionsräume tragten vor Ort und einem jährlichen erhalten bleiben. Vielmehr empfiehlt der Budget von rund 226.000 € für Maß- Bericht auf Grundlage der Daten und der nahmen und Projekte, ist ein wichtiger Erfahrungen aus der langjährigen Arbeit Baustein zur Verwirklichung der Teilhabe- vor Ort, die Unterstützung im Rahmen chancen der Menschen in Dortmund. des Aktionsplans gezielt in die jeweiligen Quartiere Wambeler Heide und Meylant- Diese Arbeit ist weiterhin nur in enger viertel zu lenken. Zusammenarbeit aller Akteur*innen vor Ort und auf gesamtstädtischer Ebene Dagegen weist der Bericht für zwei wei- möglich. Mit dem neuen 13+2 Modell tere Sozialräume, wird die seit 13 Jahren bewährte ge- meinsame Arbeit verlässlich und zielge- • Bövinghausen/Westrich im Stadt- richtet fortgeführt. bezirk Lütgendortmund und • Dorstfeld im Stadtbezirk Innenstadt- West, Werte aus, die unterhalb des sozialen Schnitts liegen. Diese Ergebnisse füh- ren zu der Empfehlung, dass in beiden Sozialräumen eine systematische Beglei- tung über den ‚Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund‘ sinnvoll ist. In seiner Sitzung am 13.04.2021 hat der ‚Ausschuss für Soziales, Arbeit und Ge- sundheit‘ die vorgeschlagene Anpassung Weitere Informationen: der Räume beschlossen. aktionsplan.dortmund.de 17
„Sprachbrücken – Miteinander für starke Kinder“ Julia Wieczorek, Fachbereich Schule Kooperation im Übergang von der Kin- geht das Programm unter dem Label dertageseinrichtung in die Grundschule „Sprachbrücken – Miteinander für starke wird in der Maßnahme „Sprachbrücken“ Kinder“ in die Verstetigung. groß geschrieben. Bereits in der Pilotpro- jektphase (2016–2019) ist es den vielen Hintergrund des Kooperationspro- Beteiligten in enger und vertrauensvoller gramms „Sprachbrücken“ war eine Qua- Zusammenarbeit gelungen, eine starke litätsoffensive, die die Stadt Dortmund und nachhaltige Verantwortungsgemein- 2012 mit dem Ziel gestartet hat, die schaft aufzubauen, die – Hand in Hand durchgängige Sprachbildung in Kinder- – zum Wohle der Kinder agiert. Mit tageseinrichtungen und Grundschulen Beschluss des Rates der Stadt Dortmund weiterzuentwickeln. Dabei ist in einem 18
partizipativen Prozess – aus der Praxis jeweils ein bis zwei Grundschulen und für die Praxis – ein Orientierungsrahmen den umliegenden Kindertageseinrichtun- entstanden, welcher den pädagogischen gen entstanden. Die Zusammenarbeit Fachkräften aus Dortmunder Kinderta- in den Netzwerken stellt eine weitere geseinrichtungen und Grundschulen als Ebene der gesamtstädtischen Vernet- eine Art Leitfaden sowohl für die Weiter- zung dar. In regelmäßig stattfindenden entwicklung der durchgängigen Sprach- Netzwerktreffen arbeiten pädagogische bildung als auch für die Kooperation Fachkräfte aus beiden Institutionen an im Übergang zur Verfügung steht. Er dem Ziel, den Übergang für die Kinder dient – darüber hinaus – jedoch auch als fließend zu gestalten. Die Weiterentwick- Arbeitshilfe für den gesamtstädtischen lung der durchgängigen Sprachbildung Qualitätsentwicklungsprozess. sowie das Einbeziehen der Eltern als Erziehungs- und Bildungspartner*innen Hier wird bereits deutlich: Im Rahmen sind im Rahmen der Zusammenarbeit der Maßnahme „Sprachbrücken“ ist es besondere Aufgaben im Übergang. Bei gelungen, tragende Beteiligungs- und ihren Vorhaben werden die Netzwerke Vernetzungsstrukturen aller relevanten von einer Prozessbegleitung aus dem Akteur*innen für den Übergang Kinder- Regionalen Bildungsbüro der Stadt Dort- tageseinrichtung – Grundschule auf zwei mund unterstützt. Sie begleitet die Netz- Ebenen zu etablieren. So sind auf der werke fachlich und inhaltlich, indem sie gesamtstädtischen Ebene unterschied- zum Beispiel professionsübergreifende liche Gremien vertreten, die den Dialog Fortbildungen organisiert, die Netzwerk- zur Qualitätsentwicklung vorantreiben treffen moderiert und die Verabredungen und die Zusammenarbeit im Übergang dokumentiert. strategisch sowie fachlich-inhaltlich abstimmen. Beispielhaft ist hier die Er- Ein Team der Universität Paderborn (Prof. arbeitung des Orientierungsrahmens Dr. Timm Albers, Maike Hoeft) begleitete durch den Arbeitskreis „Kooperation die Modellphase (2016–2019) wissen- Kindertageseinrichtung – Grundschule“ schaftlich. Wichtige Erkenntnisse der Er- (kurz „KoKiGS“). Beteiligt waren hier hebungen konnten auf diese Weise von Vertreter*innen von Kindertageseinrich- Beginn an im laufenden Prozess ange- tungen und Grundschulen, von Trägern wandt werden. Eine abschließende Bilanz der Kindertageseinrichtungen, vom MIA- zeigt deutlich: Der Orientierungsrahmen DO-Kommunalen Integrationszentrum als gemeinsame Richtschnur und die Dortmund, vom Regionalen Bildungs- sozialräumliche Vernetzung im Koopera- büro im Fachbereich Schule und von der tionsprogramm „Sprachbrücken“ tragen Präventionsfachstelle des Jugendamtes in einem besonderen Maße zur Bewälti- (vormals Familien-Projekt). gung des Übergangs bei. So haben sich mit dem Orientierungsrahmen als „Kom- Im Jahr 2016 startete schließlich das pass“ feste und verstetigte Bausteine der Projekt „Sprachbrücken – Durchgängige gemeinsamen Arbeit in den Netzwerken Sprachbildung in Kindertageseinrich- entwickelt: Fest vereinbarte Arbeitskreis- tungen und Grundschulen“. In diesem treffen, gegenseitige Hospitationen, fach- Projekt wurde die Umsetzung des Orien- liche Austausche, zum Beispiel zu Sprach- tierungsrahmens in die Praxis modellhaft bildungsmethoden und -konzepten in den erprobt. Innerhalb von drei Jahren, die unterschiedlichen Einrichtungen, sowie für die Pilotprojektphase vorgesehen professionsübergreifende Fortbildungen waren, sind fünf Quartiersnetzwerke aus bildeten bereits früh wesentliche Bestand- teile der Zusammenarbeit. 19
Kern der Arbeit in den Netzwerken ist bewegungsfördernde Anlässe im päd- das Festlegen gemeinsamer Themen- agogischen Setting. In diesem Kontext schwerpunkte und Ziele, an deren erwarben sie den von Prof. Dr. Renate Umsetzung schließlich Schritt für Schritt Zimmer entwickelten Methodenordner gearbeitet wird. Innerhalb der Netz- „Konrad und Rita“, auf dessen Grund- werke sind auf diese Weise vielfältige lage Bewegungs- und Sprachförderspiele Vorhaben entstanden – jedes individuell abgeleitet werden können. Der Vorteil auf die Bedarfe in den Einrichtungen eines solchen Konzepts: Da Bewegungs- sowie im Quartier zugeschnitten. Ein kompetenzen sprachunabhängig sind, Netzwerk erarbeitete Themenkisten, die erreicht man auch insbesondere die mit ausgewählten lernunterstützenden Kinder, die Deutsch als Zweitsprache und sprachfördernden Materialien, wie erlernen. „An Vertrautes anknüpfen“ zum Beispiel kindgerechten Fachbüchern hieß es in einem weiteren Netzwerk, das und themenbezogenen (Hör-)Spielen, ritualisierte Anlässe und Methoden in ausgestattet wurden. Die Kisten bieten den Einrichtungen, wie zum Beispiel den den Kindern vielfältige Möglichkeiten, alltäglichen Morgenkreis, institutions- sich – auf ganz individuelle Weise – mit übergreifend aufeinander abstimmte. einem Thema zu beschäftigen. Derartige Maßnahmen beziehen sich also direkt Sogenannte „Wochentagstiere“ – auf das Lernen und die Bildung der Kin- Plüschhandpuppen, die nach den der. Darüber hinaus unterstützen sie eine Wochentagen benannt sind und einen engere methodische und inhaltliche Ver- großen Wiedererkennungswert für die zahnung zwischen den Institutionen und Kinder haben – dienen dabei als Unter- stellen auf diese Weise anschlussfähige stützung. Aber auch das Durchführen Lernbedingungen für die Kinder sicher. einrichtungsübergreifender Projekte, wie zum Beispiel das Leseförderprojekt Mit Bewegung und ihrem förderlichen „book-buddies“, oder die kontinuierliche Einfluss auf die Sprachbildung setzte Qualitätsentwicklung und Evaluation sich wiederum ein anderes Netzwerk in einrichtungsübergreifender Konzepte der nördlichen Dortmunder Innenstadt bilden wichtige Bausteine in der Netz- umfassend auseinander. Den Impulsen werkarbeit. Bereits hier wird die Über- und Erkenntnissen einer gemeinsamen gangsphilosophie der Sprachbrücken- Fortbildung folgend, reflektierten die Netzwerke deutlich: Ein für das Kind Netzwerkmitglieder über sprach- und erfolgreicher Eintritt in die Schule liegt in 20
der gemeinsamen Verantwortung beider Aufgrund dieses Erfolgs beschloss der Institutionen. Maßgeblich in der Arbeit Rat der Stadt Dortmund die Verstetigung der Netzwerke ist ein gemeinsamer Blick und Weiterentwicklung der Maßnahme. auf das Kind, seine Bedarfe und Poten- In den kommenden Jahren werden also ziale. sukzessive weitere „Sprachbrücken“- Netzwerke im Stadtgebiet aufgebaut. Auch während der Corona-Pandemie hat Die Arbeit in den bestehenden fünf Netz- sich gezeigt, dass stabile Kooperations- werken mit einer Prozessbegleitung wird netzwerke, wie die „Sprachbrücken“, bereits fließend fortgeführt. Auch die einen großen Mehrwert haben: Auf He- gesamtstädtische Qualitätsentwicklung rausforderungen, die die Pandemie mit in der Verantwortungsgemeinschaft mit sich gebracht hat, konnte rechtzeitig und vielen relevanten Akteur*innen hat sich gemeinsam – aufeinander abgestimmt – bewährt und soll daher ausgeweitet und reagiert werden. Die wie selbstverständ- weiterentwickelt werden. lich gewordene Kooperation in den Übergangsnetzwerken birgt den Vorteil, Es gilt also weiterhin, gemeinsam zu kreative und flexible Lösungen zu ent- handeln, um Kindern einen sicheren wickeln – denn: „Vernetzung ist mehr als Übergang zu ermöglichen und damit die Summe aller Einzelteile“. einen wesentlichen Beitrag für eine er- folgreiche Bildungsbiografie und chan- An vielen in der Pandemie wichtig ge- cengerechte Teilhabe zu leisten. wordenen Fragen arbeiteten die Netz- werkeinrichtungen kollaborativ und en- Weitere Informationen zum Kooperations- gagiert miteinander. Das Ergebnis ist eine programm „Sprachbrücken“ stehen auf Handreichung („Durch die Krise – Mit der städtischen Homepage zur Verfügung: Abstand den Übergang gestalten“) mit vielen Best Practise Beispielen, weiterfüh- https://www. render Literatur, Tipps zu Online-Tools für dortmund.de/de/ das einrichtungsübergreifende Arbeiten leben_in_dortmund/ und vielem mehr. Die Handreichung kann bildungwissenschaft/re- unter folgendem Link abgerufen werden: gionales_bildungsbuero/ sprachbruecken/start- https://www.dortmund seite_sprachbruecken/ .de/media/p/rbb/ index.html downloads_rbb/Hand- reichung_-_Mit_Ab- Hier können unter anderem der Orien- stand_den_Uebergang_ tierungsrahmen für eine durchgängige gestalten.pdf. Sprachbildung, der Abschlussbericht der Pilotprojektphase (2016–2019) sowie der Wie geht es in Zukunft mit dem Ko- Bericht der wissenschaftlichen Begleitung operationsprogramm weiter? Die heruntergeladen werden. Pilotprojektphase hat deutlich gemacht: Das Programm wirkt positiv auf Kinder, Eltern, pädagogische Fachkräfte sowie die Stadtgesellschaft und schafft Vertrau- en, Wertschätzung und Gemeinschaft – Schlüsselfaktoren für die Zukunftssicher- heit einer Kommune. 21
Dortmund auf dem Weg in eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft Roswitha Ritter, MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum Dortmund Dortmund ist Modellkommune für die dem Thema mit Begeisterung widmen „Bildung für nachhaltige Entwicklung – und es für den Nachwuchs begreifbar BNE“ - und alle machen mit! und erlebbar machen. Schon lange gibt es Netzwerke, die sich Im Jahre 2015 verabschiedeten die in der Vergangenheit erfolgreich an Kon- Vereinten Nationen die Agenda 2030. zeptionen, strategischen Vorgehenswei- Dort legten sie fest, was in den Jahren sen und Modellprojekten beteiligt haben, bis 2030 zu tun sei, um sicherzustellen, z.B. die Netzwerke „Schule der Zukunft“ dass alle Menschen auf Dauer in einer oder „sevengardens in Dortmund“. Welt leben können, die lebenswert und bewohnbar bleiben kann. Sie formulier- Das besondere Augenmerk liegt auf dem ten 17 Ziele, die alle miteinander zusam- Bereich der Bildung. Schon die Kleinsten menhängen und deren Umsetzung alle in unserer Stadt, die Kinder und Jugend- beteiligten Länder – 193 an der Zahl – lichen, die Kindertageseinrichtungen und zugestimmt haben. So soll sichergestellt Schulen machen sich auf den Weg, den werden, dass alle Kinder, die geboren Begriff der „Nachhaltigkeit“ für sich zu werden, einen bewohnbaren Planeten begreifen und zu erfahren. vorfinden. In Dortmund gibt es, dank engagierter Menschen, zahlreiche Projekte, die sich Hier die Ziele: Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174 22
Viele Menschen in Dortmund haben sich auch einen Handabdruck zu hinterlassen auf den Weg gemacht, diese Ziele zu und die Welt so ein wenig besser zu erreichen. Auch zahlreiche Institutionen, machen. wie Kitas, Schulen, Wohlfahrtsverbände, Migrant*innenorganisationen beschäftigen Es handelt sich häufig um kleine Projekte, sich mit den Themen und arbeiten täg- in denen engagierte Mitarbeiter*innen lich daran. ihre Haltung zum Thema vorleben und Es gibt mannigfaltige Projekte, die das in ihre pädagogische Arbeit einfließen Ziel verfolgen, neben dem Fußabdruck lassen. 23
Hier einige Beispiele: Libellen Grundschule Die Schule hat einen Garten angemietet, FABIDO Kita Bornstraße den sie bewirtschaftet. Die Kinder lernen Es vergeht kein Tag, an dem nicht zum mit Freude, nicht nur in Sachen Biologie Thema „sevengardens“ gearbeitet wird. und Chemie. Im Fach Kunst werden mit Die Kinder stellen aus Pflanzen Farben den selbst produzierten Farben Bilder her, sie machen ihr Wasch- und Spül- hergestellt und über den Ausdruck von mittel selbst, sie säen, pflanzen, pflegen, Gefühlen sprachliche Kompetenzen ernten, sie entwickeln ihre sprachlichen sowohl in der deutschen als auch in der Kompetenzen, sie geben ihr Wissen Herkunftssprache gestärkt. weiter, sie erfreuen sich ihren Produkten Die Kinder bewegen sich an der frischen und zeigen ihren Eltern, wie man Strom Luft und erleben sich in ihrer Selbstwirk- sparen und Müll vermeiden kann. samkeit. Verlassen sie die Kita, haben sie nicht nur Alle können mitmachen! Wissen erworben, sondern eine Haltung entwickelt, die sie auch sprachlich aus- drücken können. Chancengleich in Europa e.V. Hörde Hier finden zugewanderte Familien die Und in Zeiten der Pandemie? Die Er- Möglichkeit, sich mit dem Thema zu zieherinnen kaufen Tontöpfe, Erde und beschäftigen. In Workshops wird aus Samen, erstellen eine Anleitung für die Pflanzen Farbe hergestellt, anschließend Kinder und Eltern, packen eine Tasche in Malkursen verarbeitet. Auch in Zeiten und geben sie an die Familien weiter. der Pandemie ist diese Arbeit in Klein- Die Produkte können verzehrt werden. gruppen, etwa mit einzelnen Familien Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem draußen, möglich. Es wird sogar wie in Kommunalen Integrationszentrum. der Steinzeit Farbe hergestellt. Könnte Integration gelungener sein? Und das macht richtig Spaß! 24
Wer weitere Informationen zum Thema möchte: Im Fachbereich Schule gibt es eine Servicestelle für BNE in Dortmund. Katharina Oster ist die Ansprechpartnerin. Bianca Rammert (Up-Cycling-Projekt – Neues Lernen mit alten Rechnern), Roswitha Ritter (Netzwerk „seven- Das sind nur drei kleine Beispiele. An gardens in Dortmund“) sind Ansprechpartnerinnen im zahlreichen Orten unserer vielfältigen Kommunalen Integrationszentrum Dortmund. Stadt haben sich interessierte und enga- gierte Menschen auf den Weg gemacht. Auf den Weg der Nachhaltigkeit. Jetzt endlich, nachdem der politische Denn wie heißt es so schön: Kinder sind Wille der Stadt ausgedrückt wurde, kön- unsere Zukunft. Und wir stehen in der nen sich die Entwicklungen fortsetzen, Verantwortung, alles zu tun, um ihnen über Ämter, Dezernate, Verwaltung, die eine lebenswerte Welt zu überlassen. Zivilgesellschaft, Vereine und Verbände hinaus. Dortmund ist Modellkommune Die 17 Ziele weisen uns den Weg! für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Für eine lebenswerte Zukunft unserer Wir freuen uns darauf, diesen Weg ge- Kinder in Dortmund. meinsam zu gehen! 25
Der beste Abenteuerspielplatz in der Dortmunder-Nordstadt: der Wald Katja B. Fernandez und Samira Balszus, AWO Familienzentrum Braunschweiger Straße Nord-Stadt. Stadt. Stadt leben. Dieser bunte und vielfältige Stadtteil hat ohne Frage viel zu bieten. Was ihm allerdings fehlt: Wald und Grünflächen. Für die Menschen, die zwischen Fredenbaum- und Hoeschpark leben, sind Grün- und Brachflächen lei- der eine Seltenheit. Parks und Spielplätze sind häufig nicht nur voller Müll, sondern oft auch mit Scherben und Spritzen ver- unreinigt. Eine solche Entfremdung von der Natur kann für die seelische, geistige und körperliche Entwicklung der Kinder nicht förderlich sein. Selbst zwischen Feldern und Wäldern aufgewachsen, fehlte uns sehr bald das Arbeiten im Grünen. Die Ruhe, Ausge- glichenheit und Kraft, die uns der Wald gibt, kommen im direkten Umfeld unse- rer Kita und häufig in der Lebenswelt der Kinder zu kurz. Also machten wir uns auf die Suche nach diesem zauberhaft Magischen, was allseits Natur genannt wird. Gesucht. Gefunden. Schnell war uns unsere Aufgabe klar, die Ideen stimmten überein und der Rest er- gab sich wie von selbst. So entstand die Wald-AG mit ihren bei- den Waldbegleiterinnen. Donnerstag! Das bedeutet für einen Trupp von zehn Kindern aus der roten und grünen Gruppe unseres Familienzen- trums AWO KiTa Braunschweiger Straße Wald-AG! 26
Unter einer Brücke hindurch bzw. durch „Der Baum hat gesagt, dass ich ein Tor in die Wald-Welt, das von Herrn schön bin!“ Eichhörnchen bewacht wird, machen wir – Ali Rida, 5 Jahre uns auf den Weg, „den König des Wal- des“ zu finden. Unterwegs kommen wir an Hölzern in Hasenform vorbei, an um- gekippten Bäumen, in denen die Feen ihr „Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur Zuhause haben, und an Regenschirmen, schlechte Kleidung!“ – Wer kennt diesen getarnt als Platanenallee. Der Boden ist Spruch nicht?! bedeckt von einem Teppich aus Blumen, und dazwischen recken die Baumkinder Aufgeregt ziehen sich alle an, und dann ihre ersten Blätter der Sonne entgegen. sammeln wir uns vor der Turnhalle. Bevor Und auch wir recken unsere Gesichter es losgeht, besprechen wir die Verhal- den Sonnenstrahlen entgegen. Dabei tensregeln im Straßenverkehr. Reime schließen wir die Augen und lauschen wie, „Bei Grün kannst du gehen, bei Rot den Geräuschen um uns herum. Der bleibst du stehen!“ und „Nicht rennen, Vogelchor vom Burgholzwald scheint mal aber auch nicht pennen!“, unterstützen wieder ein Konzert zu geben. uns dabei, den ca. 2 km langen Fußweg sicher zurückzulegen. In unserer Wald-AG lernen wir, dass die langen, glitschigen Tiere auf dem nassen Asphalt keine kleinen Schlangen, sondern Regenwürmer sind; und wie wir „Die Bäume sind meine Freunde.“ diese am besten mit einem Stöckchen – Jessica, 5 Jahre hochheben, um sie auf die sichere Wiese zu bringen. 27
„Hier liegt Müll. Das mögen wir nicht!“, „Der Baum hat gesagt, dass er ruft der sechsjährige Adam zu uns rüber. mich lieb hat!“ Müll im Wald mögen wir nicht – das ist – Uthman, 5 Jahre richtig. Kinder aus der Wald-AG wer- fen ihren Müll nämlich nicht einfach so irgendwo hin, denn sie wissen genau, dass das für die Tiere, die Natur und die „Der Respekt vor allen Lebewesen“ Menschen nicht gut ist. ist einer der Hauptwerte, den wir den Kindern bei unseren wöchentlichen Aus- Neben der Umweltsensibilisierung und flügen vermitteln. Zauberhafte Blumen, -erziehung, der motorisch herausfor- magische Pflanzen und verlockende dernden Waldumgebung und den vielen Blätter werden bewundert, aber nicht neuen Sprachanlässen ergeben sich für abgerissen. Faszinierende Tiere oder in- die Kinder ganz viele Möglichkeiten, ihrer teressante Insekten werden beobachtet, Phantasie freien Lauf zu lassen. Bäume aber nicht angefasst. Durch die Sensi- werden zu Regenschirmen, Eichhörnchen bilisierung für die Natur und vor allem zu Wächtern, Baumlöcher zu Höhlen, durch die Naturerfahrungen wachsen die Pfützen zu Seen, Laub zu Konfetti, aus- Kinder sichtbar über sich hinaus. Haut- getrocknete Bachläufe zu Abenteuerpfa- nah haben sie bereits die vier Jahreszei- den und Fasane zu Königen des Waldes. ten im Wald miterlebt. Und so wie sich die Natur in dieser Zeit entwickelt hat, haben dies auch die Kinder gemacht. Wo anfänglich Verunsicherungen und Ideen- losigkeit war, wird jetzt der Wald sofort für sich erobert. „Der Baum ist heiß und kalt. Das ist schön.“ – Precious, 5 Jahre Es gibt Mutproben, es wird gerannt, beobachtet, gelacht, gestolpert, hin- gefallen, wieder aufgestanden, gesucht, gefragt, beantwortet, überlegt, berührt, getastet, gerochen, gelauscht, gesehen, geblinzelt, zugehört, ausgetauscht, ge- fühlt, verstanden und gestaunt. 28
„Ich möchte den Baum da vorne umarmen.“ – Adam, 6 Jahre Wieder durch das Tor geht es in die Stadt-Welt zurück in die Kita. „Ich habe nur noch eine Batterie“, sagt Wael zu den Anderen, doch zum Glück ist da auch schon die Kita am Ende der schier endlosen Baumallee zu sehen. Nachdem die vollen Blasen geleert wurden und bevor die leeren Bäuche gefüllt werden, finden sich alle zusammen, um eine Seite in ihrem Wald-Tagebuch zu gestalten. Hier werden die Eindrücke und Empfin- dungen vom Vormittag festgehalten und künstlerisch frei gestaltet. Auch Fotos mit einigen Impressionen der vergangenen Ausflüge finden sich hier wieder und bieten die Möglichkeit, in Erinnerungen zu schwelgen. Abschließend singen wir gemeinsam „Die Jahresuhr“ und freuen uns auf den nächsten Donnerstag. Denn das bedeutet Wald-AG. „Ich dachte, heute wird es cool!“ – Samir, 6 Jahre „War es denn nicht cool?“ – Samira (Waldbegleiterin) „Nein!“ - Samir „Nein?“ (ungläubig) – Samira „Es war SEHR cool!“ – Samir 29
Einfach mal anpacken – gemeinsam Müll einsammeln Team des AWO Familienzentrums Burgholzstraße Nachhaltigkeit und damit auch ein bewusster Umgang mit Rohstoffen sind entscheidende Faktoren für die Verwirk- lichung und Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden in unserer Gesell- schaft. Sie tragen zur Schaffung einer gesünderen Umwelt für uns und insbe- sondere unsere nachfolgenden Genera- tionen bei. Kinder nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Sie sind unsere Zukunft und geben ihr Wissen, was den Umgang mit Rohstoffen und nachhaltiger Entsor- gung angeht, weiter. Sie befinden sich in einem stetigen Lernprozess und fangen gerade im Kindergartenalter an, sich bewusst mit speziellen Themen ausein- anderzusetzen. Im Umfeld des AWO Familienzentrums, das im „Libellenquartier“ liegt, findet sich an fast jeder Ecke „Müll“- unzählige Plastikverpackungen und Essensreste. Aber auch regelrechte Sperrmüllberge bestimmen das Bild im Quartier. Viele der in unserer Einrichtung betreuten Kinder verfügen über kein ausgepräg- tes Umweltbewusstsein und haben sich noch nicht mit dem Thema Entsorgung auseinandergesetzt. Daher ist es uns sehr wichtig, die Kinder dahingehend aufzu- klären, damit sie ein solches Bewusstsein entwickeln können. 30
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