NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund

 
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NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
NIF
Nr. 2 | Juni 2021

Das Netzwerk-Magazin
von und für Netzwerker*innen

                               • Netzwerk im Fokus
                               • Von Daten zu Taten
                               • Bildung für nachhaltige
                                 Entwicklung
                               • Vom Aktionsraum zum Quartier
                               • Dortmund macht Kinder stark

Sozialräumliche
Netzwerkarbeit                 Sonderbeilage
                               100 Jahre Jugendamt
Berichte, Expertisen
und Neuigkeiten

                                          Stadt Dortmund
                                                Jugendamt
NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Die digitale Variante gibt
es hier als Download:

dortmund.de/nif-magazin
NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Stimmen zur Erstausgabe

Wir haben uns sehr über die vielen positiven Rückmeldungen
und Reaktionen auf die 1. Ausgabe des Netzwerk-Magazins
gefreut.

Über „sehr gut gemacht“ und „vermittelt einen schönen
Eindruck von der Netzwerkarbeit“ bis hin zu „interessante Be-
richte“ sowie „Magazin gut zusammengestellt und gestaltet“
erreichten uns vielfältige Kommentare der Wertschätzung.

Unser NIF-Magazin wurde darüber hinaus als gutes Praxisbei-
spiel digitaler Netzwerkarbeit auf der Internetseite „kinderstark
- NRW schafft Chancen“ präsentiert und im Newsletter des
Instituts für Soziale Arbeit e.V. (ISA) Münster erwähnt.

Wir sagen Danke für diese fachliche Anerkennung.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Unser Netzwerk-Maga-
zin ist eine Fachzeitschrift über Netzwerkarbeit. Die Fachbei-
träge von den Netzwerkenden und über das Netzwerken sind
genauso facettenreich und bunt wie die Netzwerkarbeit in den
Quartieren. Sie machen Haltungen deutlich, geben persönliche
Meinungen wieder und berichten über ausgewählte Projekte
und Erlebnisse. Das Magazin versucht möglichst breit, unter-
schiedliche Themenfelder unserer Netzwerkarbeit abzubilden
- erhebt dabei aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Ihr Redaktionsteam

                                                                    Netzwerken ist eine Bereicherung,
                                                                    nicht ein Anspruch.
                                                                    – Susan RoAne

                                                                                                        3
NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Inhalt   Vorwort
             Dr. Annette Frenzke-Kulbach,
                                                             Der beste Abenteuer-
             Fachbereichsleiterin Jugendamt Dortmund         spielplatz in der
                                                   Seite 6   Dortmunder-Nordstadt:
                                                             der Wald
             Netzwerkarbeit                                  Katja B. Fernandez und Samira Balszus, AWO
                                                             Familienzentrum Braunschweiger Straße
             und Statistik –                                                                  Seite 26
             kein Widerspruch!
             Dr. Jens Pothmann, Deutsches Jugendinstitut
                                                   Seite 8
                                                             Einfach mal anpacken –
                                                             gemeinsam Müll
             Ab ins Quartier –                               einsammeln
                                                             Team des AWO Familienzentrums
             Kompetenzen vor                                 Burgholzstraße
             Ort verbinden                                                                   Seite 30
             Karin Molde, Amt für Stadterneuerung
                                               Seite 12      Digitale Kompetenz
                                                             durch PC-Upcycling –
             Der Aktionsplan Soziale                         neues Lernen durch
             Stadt Dortmund stellt                           alte Rechner
             sich räumlich neu auf!                          Bianca Rammert, MIA-DO-Kommunales
             Özay Vural, Aktionsplan Soziale Stadt           Integrationszentrum Dortmund
                                               Seite 16                                       Seite 32

             „Sprachbrücken –                                Spiel- und Maltüten
             Miteinander für                                 für Kinder –
             starke Kinder“                                  vielseitige Anregungen
             Julia Wieczorek, Fachbereich Schule             gegen Langeweile in der
                                               Seite 18      Corona-Zeit
                                                             Nele Stärke und Lea Meurer,
             Dortmund auf dem Weg                            Familienbüro Brackel
                                                                                             Seite 34
             in eine lebenswerte und
             nachhaltige Zukunft
             Roswitha Ritter, MIA-DO-Kommunales
                                                             Jugendfreizeitstätte Eving –
             Integrationszentrum Dortmund                    ein Ort für Mädchen
                                               Seite 22      und Jungen
                                                             Sonja Carstens, Kinder- und Jugendförderung
                                                                                              Seite 36

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NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
JITSI MEETS –                                  Alle Jahre wieder –
ein digitales Netzwerk                         Kalenderübergabe
Außergewöhnliche                               Dirk Havemann, Präventionsfachstelle des
                                               Jugendamtes
Umstände erfordern                                                               Seite 50
außergewöhnliche
Lösungen                                       Gemeinsam Aktionen
Anne Diebels, Familienbüro Hörde/
NIF Hörde-Clarenberg
                                               starten mit dem NIF Fonds
                                               Bettina Prothmann, Präventionsfachstelle des
                                    Seite 38   Jugendamtes
                                                                                 Seite 52
Wer berät fachlich und
entscheidet über die                           Dortmund macht
weitere Ausrichtung des                        Kinder stark
Netzwerks InFamilie?                           Özlem Dag, Präventionsfachstelle des
                                               Jugendamtes
Dirk Havemann, Präventionsfachstelle des
Jugendamtes                                                                      Seite 54
                                    Seite 40
                                               Hinweise zu Publikationen
Evaluation des                                                                   Seite 56
Netzwerks INFamilie
Prof. Dr. Viola Hartung-Beck, Fachhochschule   Ausblick
Dortmund
                                               Annette Stromberg, Präventionsfachstelle des
                                    Seite 42   Jugendamtes
                                                                                 Seite 58
Netzwerkmanagement –
Management der
Netzwerke
Kordula Leyk, Präventionsfachstelle des
Jugendamtes                                                             Sonderbeilage
                                    Seite 46
                                                                        100 Jahre Jugendamt –
Erfolgreiche Qualifizierung                                             ein stetiger Wandel
„Netzwerkarbeit                                                         Interview mit Dr. Annette Frenzke-Kulbach,

im Sozialraum“                                                          Fachbereichsleiterin Jugendamt Dortmund

Janine vom Stein, Studieninstitut Ruhr
                                    Seite 48

                                                                                                                     5
NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
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NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Vorwort

Liebe Netzwerker*innen,

ich habe mich sehr über die durchweg positive Resonanz auf
die erste Ausgabe von „NIF – Das Netzwerk-Magazin“ gefreut.
Die Berichte aus den Quartieren, die wissenschaftlichen
Expertisen und die innovativen Ideen haben in ihrer Vielfalt und
Fachlichkeit ein umfassendes Bild von gelebter, engagierter und
zielgerichteter Netzwerkarbeit gezeichnet. Es wird sehr deutlich,
dass es den Akteur*innen in den Quartieren um die Begleitung,
Unterstützung und Stärkung der dort lebenden Menschen geht
- und das immer gemeinsam mit ihnen.

Darüber hinaus ist den Beiträgen zu entnehmen, dass gerade
in einer herausfordernden Zeit wie der Corona-Pandemie ein
gut funktionierendes und tragfähiges Netzwerk die einzelnen
Akteur*innen noch handlungsstärker macht.

Umso mehr freue ich mich darüber, dass das NIF-Magazin in
dieser schwierigen Zeit der Pandemie, die unser Leben und
unsere Arbeit immer noch stark bestimmt, weiterhin erscheint.
Gerade jetzt ist es wichtig, dass das Fachmagazin seinen Fokus auf
die hervorragende, verlässliche und zukunftsweisende Arbeit
des Netzwerks INFamilie richtet und damit positive Impulse für
die Netzwerkarbeit setzt.

Ich wünsche Ihnen, liebe Netzwerker*innen, dass Präsenzveran-
staltungen hoffentlich bald wieder unbeschwert möglich sind.
Echte Begegnungen und lebendiger Austausch gehören zu den
notwendigen Gelingensvoraussetzungen für eine erfolgreiche
und nachhaltige Netzwerkarbeit.

Ich danke Ihnen für Ihre gute und engagierte Arbeit für unsere
Familien in Dortmund und wünsche Ihnen viele interessante
Momente und Freude beim Lesen der zweiten Ausgabe des
NIF-Magazins!

Dr. Annette Frenzke-Kulbach
Fachbereichsleiterin des Jugendamtes

                                                                     7
NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Netzwerkarbeit und Statistik –
    kein Widerspruch!
    Dr. Jens Pothmann, Leiter der Abteilung Jugend und Jugendhilfe im Deutschen Jugendinstitut e.V.

    Für die erste Ausgabe des Netzwerk-Ma-                 gerade in den zurückliegenden 2010er-
    gazins „NIF“ aus dem November 2020                     Jahre eine rasante Entwicklung genom-
    hebt das Beiratsmitglied des Netzwer-                  men, denkt man beispielsweise an den
    kes INFamilie Jörg Loose von der AWO                   Ausbau von Netzwerken für Bildungs-
    Dortmund hervor: „Mir gefällt, dass das                themen oder auch im Bereich der Prä-
    Netzwerk bei der Implementierung eine                  ventionsarbeit oder auch ganz allgemein
    datenbankgestützte Sozialraumana-                      für die Ausgestaltung und Begleitung
    lyse mit allen Akteur*innen im Stadtteil               von Übergängen im Aufwachsen junger
    durchführt und Maßnahmen gemein-                       Menschen.1 Das Netzwerk „INFamilie“,
    schaftlich abgestimmt werden. “ (NIF, Nr.              das die Lebenssituation von Dortmunder
    1 v. Nov. 2020, S. 41). Deutlich wird hie-             Familien durch erreichbare, passgenaue
    rüber und das soll im Folgenden unter-                 und verlässliche Angebote und Unter-
    strichen werden: Statistische Analysen                 stützungsstrukturen verbessern, das jun-
    gehören zu einer modernen gelingenden                  ge Menschen fördern und angemessene
    Netzwerkarbeit dazu.                                   Startchancen geben sowie Sozialräume
                                                           attraktiv gestalten möchte, ist Ausdruck
    Bevor jedoch auf die Beiträge von Statis-              dieser Entwicklung.
    tik für eine gelingende Netzwerkarbeit
    eingegangen wird, zunächst ein Blick auf               Das zentrale Element der Netzwerkarbeit
    die Vernetzung selber: Die systematische               ist zunächst einmal die Begegnung, der
    und strukturelle Zusammenarbeit ist ein                persönliche Austausch, das Miteinan-
    wesentlicher Bestandteil der Kinder- und               der im Gespräch bleiben oder auch die
    Jugendhilfe. Die Netzwerkarbeit ist eine               Sicherung eines stetigen Informations-
    etablierte Form methodischen Handelns                  flusses. Ein funktionierendes Netzwerk
    und gehört zum professionellen Selbst-                 benötigt dafür Kommunikationsräume
    verständnis der Sozialen Arbeit, wobei                 und ‑strukturen. So ist es wichtig, dass
    sicherlich nicht jede Form der Zusam-                  gemeinsame Zielsetzungen im Blick be-
    menarbeit zwischen Berufsgruppen und                   halten werden, diese sich aber im Dialog
    Organisationen gleich als Netzwerkarbeit               auch weiterentwickeln können. Oder es
    bezeichnet werden kann. Die systema-                   ist auch unverzichtbar, dass gemeinsam
    tische Institutionalisierung von belast-               vereinbarte Handlungsschritte sowie
    baren Kooperationsbezügen und das                      erreichte (Zwischen)Ergebnisse wieder
    professionelle Kooperieren und Agieren                 auf den gemeinsamen Prüfstand gestellt
    in Netzwerken hat jedoch zweifelsohne                  werden können.

    Literatur:
    1
        Vgl. Fischer, Jörg & Kosellek, Thomas (Hrsg.): Netzwerke und Soziale Arbeit. Theorien, Methoden,
    Anwendungen, 2. Aufl., Weinheim & Basel 2019.

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NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Wenn in diesen und anderen Kontexten       Die Arbeit mit Statistiken im Rahmen der
Austausch, Begegnung und Kommuni-          Netzwerkarbeit ermöglicht also beispiels-
kation mit dem Ziel einer beteiligungs-    weise eine gemeinsame zur Kenntnis-
orientierten Verständigung für eine        nahme der sozialen Wirklichkeit – eine
gelingende Netzwerkarbeit entscheidend     notwendige Voraussetzung für die
sind und sich die damit einhergehenden     Problem- und Aufgabenstrukturierung
Austausch- und Aushandlungsprozesse        oder auch die Vereinbarung von weiteren
durch Offenheit auszeichnen sollten, so    Handlungsschritten und deren anschlie-
können empirische Grundlagen diese         ßender Bewertung. Die Erwartungen
Prozesse unterstützen und qualifizieren.   sollten allerdings auch nicht zu hoch
                                           gesetzt werden, denn: Ermöglicht wird
So ist es mit Hilfe von Statistiken mög-   hierüber – nicht mehr, aber auch nicht
lich, Aufgaben- und Themenstellungen       weniger – eine strukturierte und ziel-
zu rahmen. Sie leisten wichtige gemein-    orientierte Kommunikation. Damit gehen
same Referenzpunkte für den kommu-         Erkenntnisgewinne im Sinne von neuen
nikativen Austausch. „Zahlen, Daten,       Einsichten inklusive produktiver Irritatio-
Fakten“ sind also in der Lage, Kommu-      nen einher, aber unter Umständen auch
nikationsprozesse in der Netzwerkarbeit    Effekte für gemeinsame Gestaltungspro-
zu unterstützen und sind keinesfalls ein   zesse und Steuerungshandeln. Denkbar
Gegenmodell zu Austausch und Begeg-        ist aber auch, dass bereits bestehende
nung in den kommunikativen Prozessen.      Vorstellungen über den Gegenstand
                                           durch die Zahlen noch einmal bestätigt
                                           werden, was aber für die Handlungs-
                                           sicherheit der Beteiligten des Netzwerks
                                           nicht unterschätzt werden sollte.

                                                                                         9
NIFDas Netzwerk-Magazin - Stadt Dortmund
Diese Erkenntnis über die Verbindung                   allerdings notwendig, empirisch fundier-
     von auf der einen Seite kommunikativen                 te Analysen in die Kommunikationsräu-
     Prozessen und auf der anderen Seite em-                me der Netzwerkstrukturen einzuspielen
     pirischen Grundlagen in Form von Statis-               und zum Gegenstand des Dialogs zu
     tiken deckt sich mit Beobachtungen und                 machen. So gesehen kann eine hinrei-
     Feststellungen, die im Rahmen einer so                 chende Datengrundlage für eine gelin-
     genannten „Empirisierung“ im Bildungs-,                gende Netzwerkarbeit folgende Funktio-
     Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwe-                nen erfüllen:
     sens gemacht worden sind. Dabei steht
     „Empirisierung“ für eine Aufwertung                    1. Bestandsaufnahme (Schaffung einer
     von Statistiken für nicht zuletzt auch die                kontinuierlichen Datenbasis und
     Kinder- und Jugendhilfe in Form einer                     Generierung empirischen Wissens)
     stärkeren Beachtung von Berichterstat-                    inklusive einer Sichtbarmachung von
     tung, Dokumentation und Planung auf                       und Sensibilisierung für Aufgaben-
     der Grundlage von statistischen Daten.2                   und Themenstellungen

     Dabei gilt, dass jede Statistik zunächst               2. Herstellung eines gemeinsamen Refe-
     einmal dem Ziel dienen sollte, Tat-                       renzrahmens für die Konkretisierung
     bestände der sozialen Wirklichkeit so                     und Kommunizierbarkeit von gemein-
     vollzählig und vollständig wie möglich zu                 samen Aufgaben- und Themenstellun-
     erfassen, damit ein „objektives Bild“ des                 gen für Praxis- und Qualitätsentwick-
     Wirklichkeitsausschnittes entsteht. „Ob-                  lung, aber auch für Politikgestaltung
     jektiv“ meint dabei, dass das Ergebnis für                inklusive der Möglichkeiten für das
     Beteiligte nachvollziehbar ist und es sich                Herausarbeiten von empirisch fundier-
     eben nicht nur um subjektive Eindrücke                    ten Standpunkten
     handelt. Unter Statistik versteht man also
     zunächst einmal nicht mehr als eine Form               3. Ermöglichung einer strukturierten und
     der regelmäßigen, systematisierten und                    zielorientierten Diskussion inklusive
     organisierten Beobachtung mit allerdings                  Zielformulierungen für Praxis- und
     der Besonderheit, dass soziale Wirklich-                  Qualitätsentwicklungsprozesse sowie
     keit in Zahlen übersetzt wird.3                           für politische Steuerung, aber auch für
                                                               die Außendarstellung der Netzwerk-
     Die Statistik ersetzt also keineswegs die                 arbeit (Sichtbarmachen von Heraus-
     Kommunikation in den Netzwerken, aber                     forderungen, Aktivitäten und Ergeb-
     sie kann sie unterstützen. Dafür ist es                   nissen)

     Literatur:
     2
         Vgl. Rauschenbach, Thomas (2019): Die empirische Wende. Zur Relevanz von Sekundäranalysen in der
     Kinder- und Jugendhilfe. In: Begemann, M.-C. & Birkelbach, K. (Hrsg.): Forschungsdaten für die Kinder-
     und Jugendhilfe, Wiesbaden, S. 21-47.
     3
         Vgl. Pothmann, Jens (2014): Amtliche Statistik als Wissensressource und Grundlage für eine indikato-
     rengestützte Forschung zum Kinderschutz. In: Bühler-Niederberger, D., Albert, L. & Eisentraut, S. (Hrsg.):
     Kinderschutz, Weinheim & Basel, S. 102-118.

10
Die effektive Nutzung von Statistiken in
der Netzwerkarbeit ist allerdings an be-
stimmte Voraussetzungen geknüpft. So
gilt eben nicht: Je mehr statistische Da-
ten vorliegen, desto besser ist die Wirk-
lichkeitsdarstellung oder desto höher ist
der Objektivitätsgrad. Vielmehr besteht
für eine datengestützte Berichterstattung
eine wesentliche Herausforderung darin,
die relevanten und zentralen Indikatoren
aus dem umfangreichen Datenmaterial
herauszuarbeiten und diese für eine
Daten- und Wissensgrundlage mit den
entsprechenden Auswertungsmetho-
den zu nutzen. Auf diese Weise können
„Datenfriedhöfe“ vermieden werden.

Um die Potenziale der Statistik für die
Netzwerkarbeit zu nutzen, braucht es
aber auch Orte bzw. die Räume und
Arenen, in denen die empirischen Be-
funde nicht nur zur Kenntnis genommen
werden, sondern die herausgearbeiteten
Ergebnisse und deren Lesarten sollten
auch anschlussfähig an politische Dis-
kussionen sowie an Praxis- und Qualitäts-
entwicklung sein. Fehlen hingegen diese
Orte einer differenzierten und reflexiven
Auseinandersetzung mit der Statistik,
wie sie beispielsweise im Rahmen der
Netzwerkarbeit geboten werden, werden
nicht nur Potenziale der vorhandenen
Dateninfrastruktur oftmals nicht ausge-
schöpft, sondern die aufbereiteten Daten
geraten zusätzlich in Gefahr, bestenfalls
nur illustrativ genutzt oder mitunter aus-
schließlich politisch instrumentalisiert zu
werden.

                                              11
Das Quartiersbüro in der Westerfilder Straße 23 –

     Ab ins Quartier –
                                                                                     Wichtige Anlaufstelle im Quartier

     Kompetenzen vor Ort verbinden
     Karin Molde, Amt für Stadterneuerung

                         Die Ruhrnachrichten titelten 2014           Die angestammte Bewohnerschaft war
                         mit der Überschrift „Westerfilde – Ein      verunsichert und der öffentliche Raum
                         Stadtteil am Abgrund“. In Westerfilde       verwahrloste zunehmend. Die sozialen
                         & Bodelschwingh trafen damals viele Pro-    Probleme überforderten die öffentlichen
                         blemlagen aufeinander, die das Quartier     Einrichtungen vor Ort und viele lang-
                         über Jahre hinweg in eine Abwärtsspirale    jährige Bewohner*innen verließen den
                         manövriert hatten. Der Zeitungsartikel      Stadtteil. Es war Zeit zu handeln.
                         war sicherlich nicht hilfreich für das
                         Image des Stadtteils, aber hat offen Pro-   Wer heute, 2021, an der U-Bahn-End-
                         bleme ausgesprochen, die nicht mehr zu      haltestelle Westerfilde aussteigt und
                         leugnen waren: Zahlreiche Wohnungs-         Richtung Westerfilde Zentrum läuft, sieht
                         bestände, insbesondere im Zentrum von       zwar, dass dies ein Stadtteil ist, in dem
                         Westerfilde, waren ins Eigentum soge-       sich wirtschaftliche und soziale Probleme
                         nannter „Heuschrecken“ gelangt. Auf         in der Bewohnerschaft konzentrieren,
                         Leerstände folgte eine problematische       aber auch, dass sich vieles tut.
                         Mieterschaft. Das Quartier geriet in eine
                         soziale Schieflage.

12
Zu sehen ist nicht nur, dass die Woh-       von Spielplätzen, die Herrichtung von
nungsunternehmen kräftig in ihre            Begegnungsstätten oder die Aufwertung
Bestände investiert haben und immer         des öffentlichen Raums, wie z. B. den
noch investieren. Zu sehen ist auch,        Neubau des Multifunktionsplatzes auf
dass das Quartier heute ein anderes ist.    dem Spielplatz „Im Odemsloh“ und eine
An der Westerfilder Straße, inzwischen      neue, attraktivere Gestaltung der Frei-
Straße der Kinderrechte mit vielen hierzu   fläche an der Westerfilder Straße.
gestalteten Stromkästen und Haus-           Richtig effektiv wird der Instrumenten-
wänden, findet sich ein Büro von „lokal     koffer der Stadterneuerung aber erst
willkommen“ und das Quartiersbüro. In       dann genutzt, wenn er mit den Möglich-
diesem finden sich neben dem Quartiers-     keiten kombiniert wird, über die andere
management der Stadterneuerung auch         Fachbereiche und auch externe Part-
ein Aktionsbüro des Jobcenters und eine     ner*innen verfügen. Darüber hinaus för-
von der Vonovia finanzierte Sozialbe-       dert eine enge Zusammenarbeit vor Ort
ratung, welche Bewohner*innen mit Rat       auch die Entwicklung eines gemeinsa-
und Tat zur Seite stehen. Prominent am      men Problembewusstseins. Dann gelingt
Westerfilder Marktplatz ist mit NebenAn     es, Projekte zu entwickeln, die auch nach
eine Begegnungsstätte für Familien ent-     dem Auslaufen der Städtebauförderung
standen, die es nicht gäbe, wenn nicht      gute Chancen auf Fortbestand haben.
Aktionsplan Soziale Stadt, Netzwerk
INFamilie (NIF) und das Amt für Stadt-
erneuerung ihre Kräfte gebündelt und        Was heißt das für die Arbeit vor
gemeinsam an einem Strang gezogen           Ort?
hätten. Dreimal in der Woche sieht man
das spiel&sportMOBIL im Quartier, ein       Zunächst einmal: viel Abstimmung. In
Elektro-Lastenrad, mit dem die Sportver-    Westerfilde & Bodelschwingh sitzt das
eine im Quartier ihre Angebote direkt       Quartiersmanagement in der Steuerungs-
bis vor die Haustüren der Kinder bringen    gruppe des NIF, die Stadterneuerung in
können. Dass das Westerfilder Mobil         der Arbeitsgemeinschaft Sport des NIF.
jetzt vorbildhaft für viele andere im       Für die Etablierung des spiel&sportMO-
Stadtgebiet ist, hängt damit zusammen,      BILs hat sich ein Jahr lang eine Projekt-
dass gemeinsam eine solide Finanzie-        gruppe getroffen, bis die Pilotphase be-
rungs- und Betriebsstruktur gefunden        endet war. Zur Steuerung von NebenAn
wurde, die langfristig funktioniert und     treffen sich Aktionsraumbeauftragte, NIF
übertragbar ist.                            und Stadterneuerung regelmäßig und
                                            sprechen auch über Verstetigungspers-
Das Amt für Stadterneuerung verfügt         pektiven. Sollte es Probleme, beispiels-
aufgrund der Akquise von Städtebau-         weise in finanzieller Hinsicht geben, wird
fördermitteln über eine gute Finanzaus-     geprüft, wer helfen kann und ob über
stattung und verschiedene Ansätze, um       den Aktionsplan, die Stadterneuerung
Quartiere für die Menschen lebenswerter     oder die Fördertöpfe, die das NIF kennt,
zu machen. Auf der Grundlage von            Abhilfe geschaffen werden kann.
Integrierten Handlungskonzepten wer-        Der enge Austausch führt auch immer
den Quartiersmanagements finanziert,        wieder zu neuen Ideen, von kleinen
Stadtteilfonds für bewohnergetragene        Projekten wie einem „Plappermaul“-Heft
Projekte eingerichtet und Stadtteilmar-     zum Energiesparen bis hin zu großen
ketingaktivitäten angestoßen. Daneben       Maßnahmen, wie einem Naturerfah-
ermöglicht die Förderung baulicher          rungsraum für die Kids im Quartier.
Maßnahmen unter anderem den Neubau

                                                                                         13
Die Akteur*innen und Aktiven im Quar-         Was heißt das für die Zukunft?
     tier wissen, dass sie in der Stadt und in
     ihren Partner*innen (wie beispielsweise       Es wird auch zukünftig Stadtteile in
     der Diakonie, die unter anderem Neben-        Dortmund geben, denen besondere
     An betreibt) gute Ansprechpartner*innen       Aufmerksamkeit geschenkt werden
     haben, mit denen sie Projekte entwickeln      muss, da sie ohne Unterstützung von
     und umsetzen können – von der Fahr-           außen „nicht die Kurve“ bekommen. Der
     radwerkstatt bis hin zum "lebenden            Aktionsplan Soziale Stadt, das NIF und
     Adventskalender".                             die Stadterneuerung haben sich daher
                                                   aufgemacht, gemeinsam über ein klein-
     Auch deswegen ist der Stadtteil heu-          räumiges Lebenslagenmonitoring solche
     te nicht mehr derselbe wie 2014. Die          Quartiere frühzeitig zu identifizieren, in
     Menschen im Quartier, insbesondere            denen etwas in Schräglage geraten ist.
     auch die Aktiven, haben wieder Zuver-         Zahlreiche Ämter, Fachbereiche und De-
     sicht bekommen. Sie gründen einen             zernate der Stadtverwaltung Dortmund
     Heimatverein, bitten die Stadt um Hilfe       haben sich zwischenzeitlich mit auf
     bei der Rettung ihres liebsten Biergartens    diesen Weg begeben, sodass zukünftig
     – und die Stadt hilft. So kann ein Ver-       gute Chancen bestehen, Quartiere, die
     trauensverhältnis, das zwischenzeitlich       sich nicht mehr selbst helfen können,
     gestört war, wieder hergestellt werden.       zu identifizieren und dort die Stadt als
     Die Menschen engagieren sich wieder im        Partnerin vor Ort zu etablieren. Je nach
     Quartier, weil sie wissen, dass sie nicht     Problemlage können dabei die Kons-
     alleine sind. Sie betreiben ehrenamtlich      tellationen unterschiedlich sein, auch
     eine Fahrradwerkstatt oder betreuen           Schul- und Gesundheitsverwaltung oder
     bei NebenAn Kinder, während die Eltern        die Wirtschaftsförderung können gefragt
     Deutschunterricht erhalten; sie richten       sein. Wichtig ist immer: ansprechbar
     gemeinsam mit dem NIF ein Sportfest           sein vor Ort, sich gut vernetzen und die
     für Jung und Alt aus, das zum Teil über       jeweiligen Unterstützungsmöglichkeiten
     den Stadtteilfonds finanziert wird. Sie       miteinander verknüpfen.
     denken nicht mehr an Wegzug, sondern
     überlegen, wie man Westerfilde & Bodel-       In diesem Sinne: Ab ins Quartier!
     schwingh lebenswerter gestalten kann.
     Weil die Stadt präsent ist, weil sie gesagt
     hat „Ab ins Quartier!“, konnte dies ge-
     lingen.
                                                                       Malaktionen im Rahmen der Straße der Kinderrechte

14
Allgemeine Infos zum Amt für                 Die Grundlage dieser Finanzierung bildet
Stadterneuerung                              die Städtebauförderung mit den Förder-
                                             richtlinien Stadterneuerung des Landes
Stadterneuerung ist ein wirkungsvolles       Nordrhein-Westfalen.
Instrument zur aktiven Gestaltung des
Strukturwandels. Dabei spielen der Erhalt
und die Schaffung attraktiver Stadtteile     Die Quartiersmanagements der
und die Revitalisierung der Wohngebie-       Stadterneuerung in Dortmund:
te eine wichtige Rolle. Diese erfolgen
häufig über bauliche Verbesserungen          Quartiersmanagement Westerfilde &
im Stadtteil, z. B. die Neugestaltung von    Bodelschwingh
Spielplätzen, Sanierung von öffentlichen     Westerfilder Str. 23
Sport- und Freizeiteinrichtungen etc.        im Quartiersbüro
Gleichzeitig sollen die Selbstverantwor-     44357 Dortmund
tung und das Engagement von Bewoh-           Tel. 0231 93144018
ner*innen und lokalen Akteur*innen           qm@westerfilde-bodelschwingh.de
gestärkt werden. Als Anlaufstellen für die   westerfilde-bodelschwingh.dortmund.de
Menschen vor Ort sind daher die Stadt-
teilagentur Hörde, das Quartiersmanage-      Quartiersmanagement Nordstadt –
ment Westerfilde & Bodelschwingh und         Quartiersbüro Nordmarkt
das Quartiersmanagement Nordstadt im         Mallinckrodtstraße 56
Auftrag der Stadterneuerung tätig. Neue      44145 Dortmund
Ideen umzusetzen ist für Akteur*innen        Tel. 0231 222 73 73
und Bewohnerschaft in einem Quartier         info@nordstadt-qm.de
nicht immer leicht – meist fehlt das         nordstadt-qm.de
Geld dazu. Hier kann der Stadtteilfonds
weiterhelfen: Für Projekte, die der Ent-     Quartier Borsigplatz
wicklung des Stadtteils dienen, stehen in    Borsigplatz 1
den Stadterneuerungsgebieten jährlich        44145 Dortmund
Gelder zur Verfügung, die von einer Jury
aus ehrenamtlichen Mitgliedern aus dem       Quartier Hafen
Quartier vergeben werden.                    Schillerstr. 37
                                             44147 Dortmund
Die Finanzierung der verschiedenen Maß-
nahmen der Stadterneuerung erfolgt           Hörder Stadtteilagentur
durch die Stadt und durch die Städtebau-     Alfred-Trappen-Str. 18
förderung, die unter bestimmten Vor-         44263 Dortmund
aussetzungen Fördermittel von 70-90%         Tel. 0231 2220 2313
bereitstellen und so umfangreiche Inves-     info@hoerder-stadtteilagentur.de
titionen in den Quartieren ermöglichen.      hoerder-stadtteilagentur.de

                                                                                        15
Der Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund
     stellt sich räumlich neu auf!
     Özay Vural, Aktionsplan Soziale Stadt

     Ganz nach dem Motto „Daten für Ta-                                                 aufgrund der dort identifizierten beson-
     ten“ startete 2008 der ‚Aktionsplan So-                                            deren Herausforderungen im Rahmen
     ziale Stadt Dortmund‘ mit einem breiten                                            des ‚Aktionsplan Soziale Stadt Dort-
     Beteiligungsverfahren als Strategie gegen                                          mund‘ gezielt unterstützt werden. Diese
     Armut und Ausgrenzung in Dortmund.                                                 Aktionsräume übernehmen eine wichtige
     Ziel war es von Beginn an, die soziale                                             Integrationsleistung für die Gesamtstadt.
     Lage und die Teilhabe- und Verwirkli-
     chungschancen der Menschen vor Ort in                                              Nach etwas mehr als zehn Jahren wurde
     allen wesentlichen Lebensbereichen zu                                              der ‚Bericht zur sozialen Lage in Dort-
     verbessern.                                                                        mund‘ 2018 aktualisiert. Der aktuelle
                                                                                        Sozialbericht kommt zu dem Ergebnis,
     Grundlage und Auslöser waren die Er-                                               dass die Sozialdaten, die auf überdurch-
     gebnisse und Erkenntnisse aus dem ‚Be-                                             schnittliche soziale Herausforderungen
     richt zur sozialen Lage in Dortmund‘, der                                          hinweisen, in einem Großteil der bishe-
     in 2007 veröffentlicht wurde. Auf Basis                                            rigen Aktionsräume nach wie vor unter
     der Ergebnisse dieses ersten Sozialbe-                                             dem städtischen Durchschnitt liegen.
     richts wurden im Jahr 2008 insgesamt 13                                            Dort, wo die Quote 2007 hoch war, ist
     Aktionsräume ausgewiesen, die seitdem                                              sie auch aktuell überdurchschnittlich.

                                    Mengede/Oestrich/
                                                                                                                                                                                Karte: Aktionsräume
                                    Schwieringhausen                  Brechten/                                               Kurl/Husen/
                                                                     Holthausen                                                Lanstrop                                         und Aktionsraumquar-
                                                                                                     Derne/Hostedde/
                                                                                                     Kirchderne/Grevel                                       Wambeler Heide     tiere im ‚Aktionsplan
                                               Nette                              Kemming-
                                                                                   hausen                        Scharnhorst-
                                                                   Eving/
                                                                                                          Alt
                                                                                                                     Ost                                                        Soziale Stadt
                            Bodelschwingh/                      Lindenhorst
                              Westerfilde                                                             Scharnhorst                                              Meylantviertel
                                                 Deusen/                                Borsig-
                                                                                                                                                                                Dortmund‘
                                                 Huckarde                                platz
                                                                           Nord-
                                                                Hafen      markt                                                       Asseln      Wickede
                                Jungferntal/
                                 Kirchlinde                                                                         Brackel
                Bövinghausen/                                                                        Wambel
                Westrich                                     Dorstfelder            Kaiserbrunnen/
                                                               Brücke      City         Körne
                 Lütgen-           Marten        Dorstfeld
                dortmund                                      Westfalen-
                                                                halle    Südl. Gartenstadt/
                                                                             Ruhrallee
                                                                                                          Schüren
                                 Kley/Oespel                                                                           Aplerbeck
                                                                                         Hörde
                                                                 Barop/                                                                 Sölde/
                                                             Brünninghausen/                            Berghofen                     Sölderholz
                                                                Hombruch              Benninghofen/
                                               Mengling-                                Hacheney/
                                                hausen                                Wellinghofen/
                                                                                      Wichlinghofen
                                                                  Kirchhörde/
                                                                Löttringhausen/
                                                                 Lücklemberg
          Aktionsräume
                                                                                         Höchsten/Holzen/
          Neue Aktionsräume                                                                  Syburg

          Aktionsraumquartiere
          Sozialräume
          Stadtbezirke                                                        © Kartographie: Stadt Dortmund, Vermessungs- und Katasteramt, StA 62/5-2, 11/2020

16
Für zwei der bisher insgesamt 13             Von nun an ist der ‚Aktionsplan Soziale
Aktionsräume weist der Bericht eine          Stadt Dortmund‘ in 13 Aktionsräumen
Verbesserung der Sozialdaten aus: In         und 2 Aktionsraumquartieren aktiv.
Alt-Scharnhorst (Stadtbezirk Scharnhorst)    Neben der räumlichen Anpassung wird
und Wickede (Stadtbezirk Brackel) ist        es, unter Beteiligung der Menschen und
die Situation aktuell insgesamt stabil. In   Akteur*innen vor Ort, auch eine inhalt-
beiden Räumen weist die Analyse jeweils      liche Weiterentwicklung geben, damit
nur noch ein Quartier mit unterdurch-        der Aktionsplan vor Ort bedarfsgerecht
schnittlichen Sozialdaten aus:               ansetzen kann. Angesichts der aktuellen
                                             pandemiebedingten Situation konnte der
  die Wambeler Heide im Stadtbezirk          Beteiligungsprozess nicht, wie geplant, in
  Alt-Scharnhorst und                        2020 erfolgen.
  das Meylantviertel im Stadtbezirk          Ziel ist es, die Weiterentwicklung mit
  Wickede (vgl. ‚Bericht zur sozialen Lage   dem Beteiligungsprozess in 2021 unter
  in Dortmund 2018‘, S. 84 und 119 ff.)      angepassten Bedingungen abzuschließen.

Aus diesem Grund gibt es keine Not-          Der ‚Aktionsplan Soziale Stadt Dort-
wendigkeit, dass Alt-Scharnhorst und         mund‘, mit seinen Aktionsraumbeauf-
Wickede in Gänze als Aktionsräume            tragten vor Ort und einem jährlichen
erhalten bleiben. Vielmehr empfiehlt der     Budget von rund 226.000 € für Maß-
Bericht auf Grundlage der Daten und der      nahmen und Projekte, ist ein wichtiger
Erfahrungen aus der langjährigen Arbeit      Baustein zur Verwirklichung der Teilhabe-
vor Ort, die Unterstützung im Rahmen         chancen der Menschen in Dortmund.
des Aktionsplans gezielt in die jeweiligen
Quartiere Wambeler Heide und Meylant-        Diese Arbeit ist weiterhin nur in enger
viertel zu lenken.                           Zusammenarbeit aller Akteur*innen vor
                                             Ort und auf gesamtstädtischer Ebene
Dagegen weist der Bericht für zwei wei-      möglich. Mit dem neuen 13+2 Modell
tere Sozialräume,                            wird die seit 13 Jahren bewährte ge-
                                             meinsame Arbeit verlässlich und zielge-
• Bövinghausen/Westrich im Stadt-            richtet fortgeführt.
  bezirk Lütgendortmund und
• Dorstfeld im Stadtbezirk Innenstadt-
  West,

Werte aus, die unterhalb des sozialen
Schnitts liegen. Diese Ergebnisse füh-
ren zu der Empfehlung, dass in beiden
Sozialräumen eine systematische Beglei-
tung über den ‚Aktionsplan Soziale Stadt
Dortmund‘ sinnvoll ist.

In seiner Sitzung am 13.04.2021 hat der
‚Ausschuss für Soziales, Arbeit und Ge-
sundheit‘ die vorgeschlagene Anpassung                             Weitere Informationen:
der Räume beschlossen.                                             aktionsplan.dortmund.de

                                                                                             17
„Sprachbrücken –
     Miteinander für starke Kinder“
     Julia Wieczorek, Fachbereich Schule

     Kooperation im Übergang von der Kin-         geht das Programm unter dem Label
     dertageseinrichtung in die Grundschule       „Sprachbrücken – Miteinander für starke
     wird in der Maßnahme „Sprachbrücken“         Kinder“ in die Verstetigung.
     groß geschrieben. Bereits in der Pilotpro-
     jektphase (2016–2019) ist es den vielen      Hintergrund des Kooperationspro-
     Beteiligten in enger und vertrauensvoller    gramms „Sprachbrücken“ war eine Qua-
     Zusammenarbeit gelungen, eine starke         litätsoffensive, die die Stadt Dortmund
     und nachhaltige Verantwortungsgemein-        2012 mit dem Ziel gestartet hat, die
     schaft aufzubauen, die – Hand in Hand        durchgängige Sprachbildung in Kinder-
     – zum Wohle der Kinder agiert. Mit           tageseinrichtungen und Grundschulen
     Beschluss des Rates der Stadt Dortmund       weiterzuentwickeln. Dabei ist in einem

18
partizipativen Prozess – aus der Praxis     jeweils ein bis zwei Grundschulen und
für die Praxis – ein Orientierungsrahmen    den umliegenden Kindertageseinrichtun-
entstanden, welcher den pädagogischen       gen entstanden. Die Zusammenarbeit
Fachkräften aus Dortmunder Kinderta-        in den Netzwerken stellt eine weitere
geseinrichtungen und Grundschulen als       Ebene der gesamtstädtischen Vernet-
eine Art Leitfaden sowohl für die Weiter-   zung dar. In regelmäßig stattfindenden
entwicklung der durchgängigen Sprach-       Netzwerktreffen arbeiten pädagogische
bildung als auch für die Kooperation        Fachkräfte aus beiden Institutionen an
im Übergang zur Verfügung steht. Er         dem Ziel, den Übergang für die Kinder
dient – darüber hinaus – jedoch auch als    fließend zu gestalten. Die Weiterentwick-
Arbeitshilfe für den gesamtstädtischen      lung der durchgängigen Sprachbildung
Qualitätsentwicklungsprozess.               sowie das Einbeziehen der Eltern als
                                            Erziehungs- und Bildungspartner*innen
Hier wird bereits deutlich: Im Rahmen       sind im Rahmen der Zusammenarbeit
der Maßnahme „Sprachbrücken“ ist es         besondere Aufgaben im Übergang. Bei
gelungen, tragende Beteiligungs- und        ihren Vorhaben werden die Netzwerke
Vernetzungsstrukturen aller relevanten      von einer Prozessbegleitung aus dem
Akteur*innen für den Übergang Kinder-       Regionalen Bildungsbüro der Stadt Dort-
tageseinrichtung – Grundschule auf zwei     mund unterstützt. Sie begleitet die Netz-
Ebenen zu etablieren. So sind auf der       werke fachlich und inhaltlich, indem sie
gesamtstädtischen Ebene unterschied-        zum Beispiel professionsübergreifende
liche Gremien vertreten, die den Dialog     Fortbildungen organisiert, die Netzwerk-
zur Qualitätsentwicklung vorantreiben       treffen moderiert und die Verabredungen
und die Zusammenarbeit im Übergang          dokumentiert.
strategisch sowie fachlich-inhaltlich
abstimmen. Beispielhaft ist hier die Er-    Ein Team der Universität Paderborn (Prof.
arbeitung des Orientierungsrahmens          Dr. Timm Albers, Maike Hoeft) begleitete
durch den Arbeitskreis „Kooperation         die Modellphase (2016–2019) wissen-
Kindertageseinrichtung – Grundschule“       schaftlich. Wichtige Erkenntnisse der Er-
(kurz „KoKiGS“). Beteiligt waren hier       hebungen konnten auf diese Weise von
Vertreter*innen von Kindertageseinrich-     Beginn an im laufenden Prozess ange-
tungen und Grundschulen, von Trägern        wandt werden. Eine abschließende Bilanz
der Kindertageseinrichtungen, vom MIA-      zeigt deutlich: Der Orientierungsrahmen
DO-Kommunalen Integrationszentrum           als gemeinsame Richtschnur und die
Dortmund, vom Regionalen Bildungs-          sozialräumliche Vernetzung im Koopera-
büro im Fachbereich Schule und von der      tionsprogramm „Sprachbrücken“ tragen
Präventionsfachstelle des Jugendamtes       in einem besonderen Maße zur Bewälti-
(vormals Familien-Projekt).                 gung des Übergangs bei. So haben sich
                                            mit dem Orientierungsrahmen als „Kom-
Im Jahr 2016 startete schließlich das       pass“ feste und verstetigte Bausteine der
Projekt „Sprachbrücken – Durchgängige       gemeinsamen Arbeit in den Netzwerken
Sprachbildung in Kindertageseinrich-        entwickelt: Fest vereinbarte Arbeitskreis-
tungen und Grundschulen“. In diesem         treffen, gegenseitige Hospitationen, fach-
Projekt wurde die Umsetzung des Orien-      liche Austausche, zum Beispiel zu Sprach-
tierungsrahmens in die Praxis modellhaft    bildungsmethoden und -konzepten in den
erprobt. Innerhalb von drei Jahren, die     unterschiedlichen Einrichtungen, sowie
für die Pilotprojektphase vorgesehen        professionsübergreifende Fortbildungen
waren, sind fünf Quartiersnetzwerke aus     bildeten bereits früh wesentliche Bestand-
                                            teile der Zusammenarbeit.

                                                                                         19
Kern der Arbeit in den Netzwerken ist       bewegungsfördernde Anlässe im päd-
     das Festlegen gemeinsamer Themen-           agogischen Setting. In diesem Kontext
     schwerpunkte und Ziele, an deren            erwarben sie den von Prof. Dr. Renate
     Umsetzung schließlich Schritt für Schritt   Zimmer entwickelten Methodenordner
     gearbeitet wird. Innerhalb der Netz-        „Konrad und Rita“, auf dessen Grund-
     werke sind auf diese Weise vielfältige      lage Bewegungs- und Sprachförderspiele
     Vorhaben entstanden – jedes individuell     abgeleitet werden können. Der Vorteil
     auf die Bedarfe in den Einrichtungen        eines solchen Konzepts: Da Bewegungs-
     sowie im Quartier zugeschnitten. Ein        kompetenzen sprachunabhängig sind,
     Netzwerk erarbeitete Themenkisten, die      erreicht man auch insbesondere die
     mit ausgewählten lernunterstützenden        Kinder, die Deutsch als Zweitsprache
     und sprachfördernden Materialien, wie       erlernen. „An Vertrautes anknüpfen“
     zum Beispiel kindgerechten Fachbüchern      hieß es in einem weiteren Netzwerk, das
     und themenbezogenen (Hör-)Spielen,          ritualisierte Anlässe und Methoden in
     ausgestattet wurden. Die Kisten bieten      den Einrichtungen, wie zum Beispiel den
     den Kindern vielfältige Möglichkeiten,      alltäglichen Morgenkreis, institutions-
     sich – auf ganz individuelle Weise – mit    übergreifend aufeinander abstimmte.
     einem Thema zu beschäftigen. Derartige
     Maßnahmen beziehen sich also direkt         Sogenannte „Wochentagstiere“ –
     auf das Lernen und die Bildung der Kin-     Plüschhandpuppen, die nach den
     der. Darüber hinaus unterstützen sie eine   Wochentagen benannt sind und einen
     engere methodische und inhaltliche Ver-     großen Wiedererkennungswert für die
     zahnung zwischen den Institutionen und      Kinder haben – dienen dabei als Unter-
     stellen auf diese Weise anschlussfähige     stützung. Aber auch das Durchführen
     Lernbedingungen für die Kinder sicher.      einrichtungsübergreifender Projekte,
                                                 wie zum Beispiel das Leseförderprojekt
     Mit Bewegung und ihrem förderlichen         „book-buddies“, oder die kontinuierliche
     Einfluss auf die Sprachbildung setzte       Qualitätsentwicklung und Evaluation
     sich wiederum ein anderes Netzwerk in       einrichtungsübergreifender Konzepte
     der nördlichen Dortmunder Innenstadt        bilden wichtige Bausteine in der Netz-
     umfassend auseinander. Den Impulsen         werkarbeit. Bereits hier wird die Über-
     und Erkenntnissen einer gemeinsamen         gangsphilosophie der Sprachbrücken-
     Fortbildung folgend, reflektierten die      Netzwerke deutlich: Ein für das Kind
     Netzwerkmitglieder über sprach- und         erfolgreicher Eintritt in die Schule liegt in

20
der gemeinsamen Verantwortung beider          Aufgrund dieses Erfolgs beschloss der
Institutionen. Maßgeblich in der Arbeit       Rat der Stadt Dortmund die Verstetigung
der Netzwerke ist ein gemeinsamer Blick       und Weiterentwicklung der Maßnahme.
auf das Kind, seine Bedarfe und Poten-        In den kommenden Jahren werden also
ziale.                                        sukzessive weitere „Sprachbrücken“-
                                              Netzwerke im Stadtgebiet aufgebaut.
Auch während der Corona-Pandemie hat          Die Arbeit in den bestehenden fünf Netz-
sich gezeigt, dass stabile Kooperations-      werken mit einer Prozessbegleitung wird
netzwerke, wie die „Sprachbrücken“,           bereits fließend fortgeführt. Auch die
einen großen Mehrwert haben: Auf He-          gesamtstädtische Qualitätsentwicklung
rausforderungen, die die Pandemie mit         in der Verantwortungsgemeinschaft mit
sich gebracht hat, konnte rechtzeitig und     vielen relevanten Akteur*innen hat sich
gemeinsam – aufeinander abgestimmt –          bewährt und soll daher ausgeweitet und
reagiert werden. Die wie selbstverständ-      weiterentwickelt werden.
lich gewordene Kooperation in den
Übergangsnetzwerken birgt den Vorteil,        Es gilt also weiterhin, gemeinsam zu
kreative und flexible Lösungen zu ent-        handeln, um Kindern einen sicheren
wickeln – denn: „Vernetzung ist mehr als      Übergang zu ermöglichen und damit
die Summe aller Einzelteile“.                 einen wesentlichen Beitrag für eine er-
                                              folgreiche Bildungsbiografie und chan-
An vielen in der Pandemie wichtig ge-         cengerechte Teilhabe zu leisten.
wordenen Fragen arbeiteten die Netz-
werkeinrichtungen kollaborativ und en-        Weitere Informationen zum Kooperations-
gagiert miteinander. Das Ergebnis ist eine    programm „Sprachbrücken“ stehen auf
Handreichung („Durch die Krise – Mit          der städtischen Homepage zur Verfügung:
Abstand den Übergang gestalten“) mit
vielen Best Practise Beispielen, weiterfüh-                         https://www.
render Literatur, Tipps zu Online-Tools für                         dortmund.de/de/
das einrichtungsübergreifende Arbeiten                              leben_in_dortmund/
und vielem mehr. Die Handreichung kann                              bildungwissenschaft/re-
unter folgendem Link abgerufen werden:                              gionales_bildungsbuero/
                                                                    sprachbruecken/start-
                       https://www.dortmund                         seite_sprachbruecken/
                       .de/media/p/rbb/                             index.html
                       downloads_rbb/Hand-
                       reichung_-_Mit_Ab-     Hier können unter anderem der Orien-
                       stand_den_Uebergang_   tierungsrahmen für eine durchgängige
                       gestalten.pdf.         Sprachbildung, der Abschlussbericht der
                                              Pilotprojektphase (2016–2019) sowie der
Wie geht es in Zukunft mit dem Ko-            Bericht der wissenschaftlichen Begleitung
operationsprogramm weiter? Die                heruntergeladen werden.
Pilotprojektphase hat deutlich gemacht:
Das Programm wirkt positiv auf Kinder,
Eltern, pädagogische Fachkräfte sowie
die Stadtgesellschaft und schafft Vertrau-
en, Wertschätzung und Gemeinschaft –
Schlüsselfaktoren für die Zukunftssicher-
heit einer Kommune.

                                                                                              21
Dortmund auf dem Weg in eine
     lebenswerte und nachhaltige Zukunft
     Roswitha Ritter, MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum Dortmund

     Dortmund ist Modellkommune für die                  dem Thema mit Begeisterung widmen
     „Bildung für nachhaltige Entwicklung –              und es für den Nachwuchs begreifbar
     BNE“ - und alle machen mit!                         und erlebbar machen.

     Schon lange gibt es Netzwerke, die sich             Im Jahre 2015 verabschiedeten die
     in der Vergangenheit erfolgreich an Kon-            Vereinten Nationen die Agenda 2030.
     zeptionen, strategischen Vorgehenswei-              Dort legten sie fest, was in den Jahren
     sen und Modellprojekten beteiligt haben,            bis 2030 zu tun sei, um sicherzustellen,
     z.B. die Netzwerke „Schule der Zukunft“             dass alle Menschen auf Dauer in einer
     oder „sevengardens in Dortmund“.                    Welt leben können, die lebenswert und
                                                         bewohnbar bleiben kann. Sie formulier-
     Das besondere Augenmerk liegt auf dem               ten 17 Ziele, die alle miteinander zusam-
     Bereich der Bildung. Schon die Kleinsten            menhängen und deren Umsetzung alle
     in unserer Stadt, die Kinder und Jugend-            beteiligten Länder – 193 an der Zahl –
     lichen, die Kindertageseinrichtungen und            zugestimmt haben. So soll sichergestellt
     Schulen machen sich auf den Weg, den                werden, dass alle Kinder, die geboren
     Begriff der „Nachhaltigkeit“ für sich zu            werden, einen bewohnbaren Planeten
     begreifen und zu erfahren.                          vorfinden.
     In Dortmund gibt es, dank engagierter
     Menschen, zahlreiche Projekte, die sich             Hier die Ziele:

     Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174

22
Viele Menschen in Dortmund haben sich       auch einen Handabdruck zu hinterlassen
auf den Weg gemacht, diese Ziele zu         und die Welt so ein wenig besser zu
erreichen. Auch zahlreiche Institutionen,   machen.
wie Kitas, Schulen, Wohlfahrtsverbände,
Migrant*innenorganisationen beschäftigen    Es handelt sich häufig um kleine Projekte,
sich mit den Themen und arbeiten täg-       in denen engagierte Mitarbeiter*innen
lich daran.                                 ihre Haltung zum Thema vorleben und
Es gibt mannigfaltige Projekte, die das     in ihre pädagogische Arbeit einfließen
Ziel verfolgen, neben dem Fußabdruck        lassen.

                                                                                         23
Hier einige Beispiele:                        Libellen Grundschule
                                                   Die Schule hat einen Garten angemietet,
     FABIDO Kita Bornstraße                        den sie bewirtschaftet. Die Kinder lernen
     Es vergeht kein Tag, an dem nicht zum         mit Freude, nicht nur in Sachen Biologie
     Thema „sevengardens“ gearbeitet wird.         und Chemie. Im Fach Kunst werden mit
     Die Kinder stellen aus Pflanzen Farben        den selbst produzierten Farben Bilder
     her, sie machen ihr Wasch- und Spül-          hergestellt und über den Ausdruck von
     mittel selbst, sie säen, pflanzen, pflegen,   Gefühlen sprachliche Kompetenzen
     ernten, sie entwickeln ihre sprachlichen      sowohl in der deutschen als auch in der
     Kompetenzen, sie geben ihr Wissen             Herkunftssprache gestärkt.
     weiter, sie erfreuen sich ihren Produkten     Die Kinder bewegen sich an der frischen
     und zeigen ihren Eltern, wie man Strom        Luft und erleben sich in ihrer Selbstwirk-
     sparen und Müll vermeiden kann.               samkeit.
     Verlassen sie die Kita, haben sie nicht nur   Alle können mitmachen!
     Wissen erworben, sondern eine Haltung
     entwickelt, die sie auch sprachlich aus-
     drücken können.                               Chancengleich in Europa e.V. Hörde
                                                   Hier finden zugewanderte Familien die
     Und in Zeiten der Pandemie? Die Er-           Möglichkeit, sich mit dem Thema zu
     zieherinnen kaufen Tontöpfe, Erde und         beschäftigen. In Workshops wird aus
     Samen, erstellen eine Anleitung für die       Pflanzen Farbe hergestellt, anschließend
     Kinder und Eltern, packen eine Tasche         in Malkursen verarbeitet. Auch in Zeiten
     und geben sie an die Familien weiter.         der Pandemie ist diese Arbeit in Klein-
     Die Produkte können verzehrt werden.          gruppen, etwa mit einzelnen Familien
     Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem         draußen, möglich. Es wird sogar wie in
     Kommunalen Integrationszentrum.               der Steinzeit Farbe hergestellt.
     Könnte Integration gelungener sein?           Und das macht richtig Spaß!

24
Wer weitere Informationen zum Thema möchte:
                                               Im Fachbereich Schule gibt es eine Servicestelle für BNE in
                                               Dortmund. Katharina Oster ist die Ansprechpartnerin.

                                               Bianca Rammert (Up-Cycling-Projekt – Neues Lernen
                                               mit alten Rechnern), Roswitha Ritter (Netzwerk „seven-
Das sind nur drei kleine Beispiele. An         gardens in Dortmund“) sind Ansprechpartnerinnen im
zahlreichen Orten unserer vielfältigen         Kommunalen Integrationszentrum Dortmund.
Stadt haben sich interessierte und enga-
gierte Menschen auf den Weg gemacht.
Auf den Weg der Nachhaltigkeit.
Jetzt endlich, nachdem der politische        Denn wie heißt es so schön: Kinder sind
Wille der Stadt ausgedrückt wurde, kön-      unsere Zukunft. Und wir stehen in der
nen sich die Entwicklungen fortsetzen,       Verantwortung, alles zu tun, um ihnen
über Ämter, Dezernate, Verwaltung, die       eine lebenswerte Welt zu überlassen.
Zivilgesellschaft, Vereine und Verbände
hinaus. Dortmund ist Modellkommune           Die 17 Ziele weisen uns den Weg!
für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.
Für eine lebenswerte Zukunft unserer         Wir freuen uns darauf, diesen Weg ge-
Kinder in Dortmund.                          meinsam zu gehen!

                                                                                                             25
Der beste Abenteuerspielplatz in
     der Dortmunder-Nordstadt: der Wald
     Katja B. Fernandez und Samira Balszus, AWO Familienzentrum Braunschweiger Straße

                                                                   Nord-Stadt. Stadt. Stadt leben.
                                                                   Dieser bunte und vielfältige Stadtteil hat
                                                                   ohne Frage viel zu bieten.
                                                                   Was ihm allerdings fehlt: Wald und
                                                                   Grünflächen. Für die Menschen, die
                                                                   zwischen Fredenbaum- und Hoeschpark
                                                                   leben, sind Grün- und Brachflächen lei-
                                                                   der eine Seltenheit. Parks und Spielplätze
                                                                   sind häufig nicht nur voller Müll, sondern
                                                                   oft auch mit Scherben und Spritzen ver-
                                                                   unreinigt.
                                                                   Eine solche Entfremdung von der Natur
                                                                   kann für die seelische, geistige und
                                                                   körperliche Entwicklung der Kinder nicht
                                                                   förderlich sein.

                                                                   Selbst zwischen Feldern und Wäldern
                                                                   aufgewachsen, fehlte uns sehr bald das
                                                                   Arbeiten im Grünen. Die Ruhe, Ausge-
                                                                   glichenheit und Kraft, die uns der Wald
                                                                   gibt, kommen im direkten Umfeld unse-
                                                                   rer Kita und häufig in der Lebenswelt der
                                                                   Kinder zu kurz. Also machten wir uns
                                                                   auf die Suche nach diesem zauberhaft
                                                                   Magischen, was allseits Natur genannt
                                                                   wird. Gesucht. Gefunden.
                                                                   Schnell war uns unsere Aufgabe klar, die
                                                                   Ideen stimmten überein und der Rest er-
                                                                   gab sich wie von selbst.

                                                                   So entstand die Wald-AG mit ihren bei-
                                                                   den Waldbegleiterinnen.

                                                                   Donnerstag! Das bedeutet für einen
                                                                   Trupp von zehn Kindern aus der roten
                                                                   und grünen Gruppe unseres Familienzen-
                                                                   trums AWO KiTa Braunschweiger Straße
                                                                   Wald-AG!

26
Unter einer Brücke hindurch bzw. durch
  „Der Baum hat gesagt, dass ich           ein Tor in die Wald-Welt, das von Herrn
  schön bin!“                              Eichhörnchen bewacht wird, machen wir
  – Ali Rida, 5 Jahre                      uns auf den Weg, „den König des Wal-
                                           des“ zu finden. Unterwegs kommen wir
                                           an Hölzern in Hasenform vorbei, an um-
                                           gekippten Bäumen, in denen die Feen ihr
„Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur      Zuhause haben, und an Regenschirmen,
schlechte Kleidung!“ – Wer kennt diesen    getarnt als Platanenallee. Der Boden ist
Spruch nicht?!                             bedeckt von einem Teppich aus Blumen,
                                           und dazwischen recken die Baumkinder
Aufgeregt ziehen sich alle an, und dann    ihre ersten Blätter der Sonne entgegen.
sammeln wir uns vor der Turnhalle. Bevor   Und auch wir recken unsere Gesichter
es losgeht, besprechen wir die Verhal-     den Sonnenstrahlen entgegen. Dabei
tensregeln im Straßenverkehr. Reime        schließen wir die Augen und lauschen
wie, „Bei Grün kannst du gehen, bei Rot    den Geräuschen um uns herum. Der
bleibst du stehen!“ und „Nicht rennen,     Vogelchor vom Burgholzwald scheint mal
aber auch nicht pennen!“, unterstützen     wieder ein Konzert zu geben.
uns dabei, den ca. 2 km langen Fußweg
sicher zurückzulegen.                      In unserer Wald-AG lernen wir, dass
                                           die langen, glitschigen Tiere auf dem
                                           nassen Asphalt keine kleinen Schlangen,
                                           sondern Regenwürmer sind; und wie wir
  „Die Bäume sind meine Freunde.“          diese am besten mit einem Stöckchen
  – Jessica, 5 Jahre                       hochheben, um sie auf die sichere Wiese
                                           zu bringen.

                                                                                      27
„Hier liegt Müll. Das mögen wir nicht!“,
        „Der Baum hat gesagt, dass er            ruft der sechsjährige Adam zu uns rüber.
       mich lieb hat!“                           Müll im Wald mögen wir nicht – das ist
       – Uthman, 5 Jahre                         richtig. Kinder aus der Wald-AG wer-
                                                 fen ihren Müll nämlich nicht einfach so
                                                 irgendwo hin, denn sie wissen genau,
                                                 dass das für die Tiere, die Natur und die
     „Der Respekt vor allen Lebewesen“           Menschen nicht gut ist.
     ist einer der Hauptwerte, den wir den
     Kindern bei unseren wöchentlichen Aus-      Neben der Umweltsensibilisierung und
     flügen vermitteln. Zauberhafte Blumen,      -erziehung, der motorisch herausfor-
     magische Pflanzen und verlockende           dernden Waldumgebung und den vielen
     Blätter werden bewundert, aber nicht        neuen Sprachanlässen ergeben sich für
     abgerissen. Faszinierende Tiere oder in-    die Kinder ganz viele Möglichkeiten, ihrer
     teressante Insekten werden beobachtet,      Phantasie freien Lauf zu lassen. Bäume
     aber nicht angefasst. Durch die Sensi-      werden zu Regenschirmen, Eichhörnchen
     bilisierung für die Natur und vor allem     zu Wächtern, Baumlöcher zu Höhlen,
     durch die Naturerfahrungen wachsen die      Pfützen zu Seen, Laub zu Konfetti, aus-
     Kinder sichtbar über sich hinaus. Haut-     getrocknete Bachläufe zu Abenteuerpfa-
     nah haben sie bereits die vier Jahreszei-   den und Fasane zu Königen des Waldes.
     ten im Wald miterlebt. Und so wie sich
     die Natur in dieser Zeit entwickelt hat,
     haben dies auch die Kinder gemacht. Wo
     anfänglich Verunsicherungen und Ideen-
     losigkeit war, wird jetzt der Wald sofort
     für sich erobert.

       „Der Baum ist heiß und kalt.
       Das ist schön.“
       – Precious, 5 Jahre

     Es gibt Mutproben, es wird gerannt,
     beobachtet, gelacht, gestolpert, hin-
     gefallen, wieder aufgestanden, gesucht,
     gefragt, beantwortet, überlegt, berührt,
     getastet, gerochen, gelauscht, gesehen,
     geblinzelt, zugehört, ausgetauscht, ge-
     fühlt, verstanden und gestaunt.

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„Ich möchte den Baum da vorne
                    umarmen.“
                    – Adam, 6 Jahre

                 Wieder durch das Tor geht es in die
                 Stadt-Welt zurück in die Kita. „Ich habe
                 nur noch eine Batterie“, sagt Wael zu
                 den Anderen, doch zum Glück ist da
                 auch schon die Kita am Ende der schier
                 endlosen Baumallee zu sehen. Nachdem
                 die vollen Blasen geleert wurden und
                 bevor die leeren Bäuche gefüllt werden,
                 finden sich alle zusammen, um eine Seite
                 in ihrem Wald-Tagebuch zu gestalten.
                 Hier werden die Eindrücke und Empfin-
                 dungen vom Vormittag festgehalten und
                 künstlerisch frei gestaltet. Auch Fotos mit
                 einigen Impressionen der vergangenen
                 Ausflüge finden sich hier wieder und
                 bieten die Möglichkeit, in Erinnerungen
                 zu schwelgen.

                 Abschließend singen wir gemeinsam
                 „Die Jahresuhr“ und freuen uns auf den
                 nächsten Donnerstag.

                 Denn das bedeutet Wald-AG.

„Ich dachte, heute wird es cool!“ – Samir, 6 Jahre
„War es denn nicht cool?“ – Samira (Waldbegleiterin)
„Nein!“ - Samir
„Nein?“ (ungläubig) – Samira
„Es war SEHR cool!“ – Samir

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Einfach mal anpacken –
     gemeinsam Müll einsammeln
     Team des AWO Familienzentrums Burgholzstraße

                                                    Nachhaltigkeit und damit auch ein
                                                    bewusster Umgang mit Rohstoffen sind
                                                    entscheidende Faktoren für die Verwirk-
                                                    lichung und Erhaltung von Gesundheit
                                                    und Wohlbefinden in unserer Gesell-
                                                    schaft. Sie tragen zur Schaffung einer
                                                    gesünderen Umwelt für uns und insbe-
                                                    sondere unsere nachfolgenden Genera-
                                                    tionen bei. Kinder nehmen dabei eine
                                                    Schlüsselrolle ein. Sie sind unsere Zukunft
                                                    und geben ihr Wissen, was den Umgang
                                                    mit Rohstoffen und nachhaltiger Entsor-
                                                    gung angeht, weiter. Sie befinden sich in
                                                    einem stetigen Lernprozess und fangen
                                                    gerade im Kindergartenalter an, sich
                                                    bewusst mit speziellen Themen ausein-
                                                    anderzusetzen.

                                                    Im Umfeld des AWO Familienzentrums,
                                                    das im „Libellenquartier“ liegt, findet
                                                    sich an fast jeder Ecke „Müll“- unzählige
                                                    Plastikverpackungen und Essensreste.
                                                    Aber auch regelrechte Sperrmüllberge
                                                    bestimmen das Bild im Quartier. Viele
                                                    der in unserer Einrichtung betreuten
                                                    Kinder verfügen über kein ausgepräg-
                                                    tes Umweltbewusstsein und haben sich
                                                    noch nicht mit dem Thema Entsorgung
                                                    auseinandergesetzt. Daher ist es uns sehr
                                                    wichtig, die Kinder dahingehend aufzu-
                                                    klären, damit sie ein solches Bewusstsein
                                                    entwickeln können.

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