Wir verbinden Innovationen mit typisch schweizerischen Werten
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10 Gespräch Interview: Werner Müller Fotos: zvg «Wir verbinden Innovationen mit typisch schweizerischen Werten» Die Firma KST AG in Einsiedeln ist spezialisiert auf Klima- und Akustikdecken. Ob Serienprodukt oder aufwendige Individuallösung mit speziellen Materialien, die Innovationskraft des Unternehmens ist einzigartig. Wir haben den Gründer und Inhaber der KST AG, Beat Schönbächler, zum Gespräch getroffen. «intelligent bauen»: Beat Schönbäch- Vor 12 Jahren haben Sie die KST AG Es fällt auf, dass sich modernste ler, erlauben Sie uns als Erstes eine gegründet. Was sind Ihre Schwer- Technik, zukunftsorientierte Innova- Frage aus der Aktualität heraus: Wie punkte am Markt? tion und hochstehendes Design wie erleben Sie mit Ihrem Unternehmen Vor genau 12 Jahren konnten wir die KST ein roter Faden durch Ihre Angebote die aktuelle Corona-Situation? aus einer Situation, die sich aus dem Markt ziehen. Ist das der Weg zum Erfolg? Beat Schönbächler: Wir sind in der glückli- ergeben hat, gründen. Dabei hat sich positiv Die meisten unserer Projekte basieren auf chen Lage, dass wir Corona nahezu nicht ausgewirkt, dass im Marktsegment der klaren Kundenbedürfnissen. Die Anforde- gespürt haben. Wir sind mit unseren Projek- Klima- und Akustikdeckensysteme das Feld rungen dazu sind sehr vielschichtig, das ten in einem derart guten Fluss, dass wir im- der Mitbewerber gut überschaubar war. Un- Design und die Ästhetik spielen dabei eine intelligent bauen 11 2020 mer viel Arbeit gehabt haben. Die Massnah- ser Fokus war dabei immer, effizient produ- sehr wichtige Rolle. Wir kommen praktisch men, die wir ergreifen mussten, oder wenn zieren zu können, in typisch schweizerischer alle aus dem Maschinenbau, haben dadurch Leute sich in Quarantäne begeben müssen, Qualität und dies mit einer hohen Liefer- ein ausgeprägtes technisches Verständnis sind die einzigen Berührungspunkte. Es ent- treue. Das konnten wir bis jetzt so fortführen und können so viel Wissen anwenden, ent- standen dadurch im Frühjahr zeitweise ver- und auch weiterentwickeln. Die Firma vertritt wickeln und zum Erfolg führen. So haben einzelt Lieferschwierigkeiten. Das hat sich eine sehr schweizerische Haltung, dazu ge- wir es geschafft, an diversen Standorten für aber auch relativiert. So können wir mit der hören Seriosität, Respekt und Kundentreue. unsere Kunden Lösungen zu entwickeln, aktuellen Situation recht gut umgehen und Diese Werte lebt die KST konsequent Tag die andere nicht anbieten. Speziell bearbei- hatten bis jetzt keine Einschränkungen. für Tag. ten wir derzeit auch Gebäudesimulationen, machen BIM-Planungen oder Messungen mit hochmodernen Systemen und Robotik. Dazu gehören auch Ideen für die nahe Zu- kunft in Richtung Neubauten. Dabei wollen wir unsere Lösungen so effizient produzie- ren, dass wir aus der Schweiz auch ins Aus- land liefern können. Diese Projekte sind dann aber weniger Standard-Produkte, sondern vielmehr individuelle Lösungen. Sie haben es in kurzer Zeit geschafft, im Bereich der Raumklimasysteme zum Marktführer in der Schweiz zu werden. Was war der Schlüssel dazu? Dazu gehören unsere besonderen Merk- male, die schweizerische Art, die wir bewusst pflegen. Wir haben Kunden, die regelmässig Lösungen bei uns suchen und auch bekom- men, wir sind innovativ und legen grossen Wert auf Liefertreue. Das sind alles Attri- bute, die einen wesentlichen Faktor zum Erfolg ausmachen. Zudem sind wir eine der wenigen Firmen in der Schweiz, die mit ihren Kunden auch Rahmenverträge abschliesst. Unsere Kontinuität und Innovation ist am Mehr als 500 unterschiedliche Klimaelemente kühlen die Räume im Swatch-Hauptsitz in Biel. (Foto: Swatch) Markt gefragt. Interview_460618.indd 10 16.12.20 09:41
Gespräch 11 Klimatechnik oder wiederum aus dem Ma- schinenbau. Das ist für die massgeschnei- derten Lösungen besonders wichtig. Alle Neuentwicklungen und Berechnungen, wenn es beispielsweise um Erdbebensicher- heit geht, werden von unseren Leuten aus dem Maschinenbau berechnet und simuliert. Mit dieser Vielfalt von Kompetenzen sind wir sehr gut aufgestellt. Spüren Sie einen Fachkräftemangel in Ihrem Unternehmen? Nein, das spüren wir so nicht. Wir haben eher das Thema, wie wir diese Leute zu uns führen können. Als Unternehmen sind wir im Baunebengewerbe tätig. Da ist es manch- mal schwierig, jemanden aus dem Maschi- nenbau für die gefragten Herausforderun- gen zu motivieren. Wenn ein Bewerber aber erst einmal gesehen hat, was wir alles pro- duzieren, wie viel Kreativität da gefragt ist, lässt er sich oftmals begeistern. Die meisten Mitarbeiter sind langjährig bei uns, das freut mich natürlich sehr. Auf der Stufe Projektlei- ter würde man sich wünschen, in dieser intelligent bauen 11 2020 Funktion ausgebildete Mitarbeiter einstellen zu können. Da unser Aufgabengebiet aber so vielseitig ist, bilden wir diese Leute intern in unserem Fachgebiet weiter aus. Die Entwicklung, Planung und Produk- tion von Raumklimasystemen ist kom- plex und macht die KST einzigartig. Wie müssen wir uns das konkrete Vor- gehen in einem Projekt vorstellen? Ein Projekt beginnt meistens mit einer An- Einsiedler durch und durch: Beat Schönbächler ist Gründer und Inhaber der KST AG in Einsiedeln. frage oder einer Idee eines Architekten, eines Fachplaners oder eines Bauherrn di- rekt. Wir machen dann einen Vorschlag, in dem Funktion, Ästhetik und Technik zusam- Die KST AG ist mit Kreation, Entwick- Standortfrage geklärt war. Heute mag der mengeführt werden. Oft sind wir das Binde- lung und Produktion im schwyzeri- Standort Einsiedeln verkehrstechnisch nicht glied zwischen Architekt und Haustechnik- schen Einsiedeln domiziliert. Was war ideal sein. Produktionstechnisch und im Ge- planer, Raumakustiker, die alle sehr phy der Auslöser für diesen Standort? samtblick ist es aber sicher der richtige Ort. sikalisch denken und arbeiten. Das Ziel da- Die Standortfrage ist für unser Unternehmen bei ist es, eine Gesamtlösung anzubieten, ganz einfach zu beantworten. Sie hören es ja Neben Standardlösungen produzieren die allen Disziplinen gerecht wird. Auch bei auch an meinem Dialekt, ich bin Einsiedler. Sie auch manche massgeschneiderte anspruchsvollen Anforderungen haben wir Wir suchten damals einen Standort, an dem Speziallösung für ein gutes Raum- immer eine Lösung. Das Projekt wird dann ich mein Beziehungsumfeld nutzen konnte. klima. Welche Ausbildungs- und zur Realisierung ausgeschrieben. Da wir mit Das war in der Anfangsphase besonders Berufsbilder sind da in der KST primär unserer Expertise bereits auf Stufe Konzept wichtig. Wenn man am Punkt Null beginnt, gefragt? dabei waren, besteht eine grosse Chance, kann man nicht aus dem Vollen schöpfen, Unsere Leute kommen mehrheitlich aus dass der Auftrag auch mit uns realisiert wird. muss vielmehr die Möglichkeiten nutzen, die dem Maschinenbau, sind konstruktiv und einem das Umfeld bietet. Wir haben beispiels- haben entsprechendes Vorstellungsvermö- Wie viel Einfluss nimmt da der weise einen Vermieter gefunden, der uns die gen. Wir machen aber auch Stoffbespannun- verantwortliche Architekt? Möglichkeit geboten hat, uns immer wieder gen, Holzarbeiten. Da sind es dann eher Mit- Besonders in der Anfangsphase haben die weiterzuentwickeln. Wir hatten andere Firmen arbeiter, die einen handwerklichen Beruf Architekten einen grossen Einfluss, auch um uns herum, die uns am Anfang mit ganz gelernt haben, also Schreiner, Mechaniker, wenn es darum geht, das Projekt zu entwi- einfachen Produktionsmitteln unterstützt hat- Polsterer und auch Ungelernte. Im Bürobe- ckeln, sich für ein System zu entscheiden. ten. Das war der eigentliche Punkt, womit die reich kommen die Leute vermehrt aus der Im ästhetischen Bereich stellt sich dann Interview_460618.indd 11 16.12.20 09:41
12 Gespräch Welche technische Entwicklung ist in Ihrem Bereich der aktiven Deckensys- teme in absehbarer Zeit zu erwarten? Grundsätzlich ist es in unserer Branche so, dass sich alle Mitbewerber an ihren Kon- kurrenten orientieren und bekannte Sys- teme nachbauen. KST bezieht sich da eher auf die eigenen Stärken und Innovationen. Wir haben im Neubau eine komplett neue Entwicklung projektiert, die uns die Mög- lichkeit einer vollautomatischen Produktion bietet. Dabei sollen vor allem die generelle Machbarkeit, der Maschinenpark und die «mannlose» Produktion für Grossmengen der Standardprodukte im Vordergrund ste- hen. Dabei wird kein Personal abgebaut, sondern ausgebaut. Es werden weitere, Bei Audemars Piguet in Le Brassus war eine Speziallösung mit handgefertigten Messingplatten gefragt. neue Bereiche entstehen und unsere spezi- ellen Objektanlagen werden weiterhin im Handwerk durch unser Personal hergestellt. sicher die Preisfrage, inwieweit sich ein vel, mit einer exklusiven Technik, jedoch sehr Wenn es um Luftsysteme, Ästhetik und Architekt verwirklichen kann und darf. Meist schlicht von der Art der Decken. Da gäbe es Akustiksysteme geht, entstehen tagtäglich ist aber eine Gesamtlösung gefragt, das natürlich viele weitere Beispiele zu nennen. neue Lösungen. Auf diesem Gebiet gilt heisst, Bauherr und Architekt suchen ein Die Zusammenarbeit mit namhaften Archi- KST als eine der innovativsten Firmen. Paket, das zusammenpasst. Bei Speziallö- tekturbüros wie Herzog & de Meuron, Die- sungen und besonderen Materialien gelten ner & Diener und weiteren Stararchitekten An der Swissbau 2020 präsentierte intelligent bauen 11 2020 wir als absolute Spezialisten. Irgendwann hat KST sicher geprägt und macht uns auch sich die KST AG mit einer besonderen stellt sich aber die Budgetfrage. Da kommt stolz auf die gelungenen Projekte. Vision. Was ist Ihre Vision? man an den Punkt, wo man ab der Wunsch- Unsere Vision ist es, alles machbar zu ma- vorstellung abweichen muss, weil das Pro- Ob nun Raumklima oder Aktustik: chen, was eigentlich als nicht machbar gilt. jekt so einfach nicht finanzierbar wäre. Lassen sich die Systeme von KST Dazu braucht es Know-how, eigene Entwick- auch in Bestandsbauten integrieren? lungen, aber auch die Zusammenarbeit mit In Ihrer Referenzliste finden sich Ja, diese Aufträge sind ein wichtiger Be- verschiedenen Partnerfirmen. Vor allem in zahlreiche bekannte und prominente standteil im Renovationsbereich. Dieser Teil der 3D-Verformung, heute auf die 2,5D- Bauten, die Sie mit Ihren Systemen macht heute schon 40 bis 50% aus und Ebene herunterreduziert, ist es möglich, ausgestattet haben. Was waren für wird in Zukunft an Bedeutung noch zuneh- künftige Systeme umzusetzen, die man sich Sie persönlich besonders prägende men. Wir haben die Möglichkeit, die Systeme heute noch nicht richtig vorstellen kann. Aufgaben? anzupassen, individuell zu gestalten, dass sie Auch das soll ein wichtiger Teil der Innova- Wir haben für namhafte Firmen Projekte auch in Bestandsbauten integriert werden tion am erweiterten Standort sein. realisiert. Giganten aus dem IT- und Social können. Dies auch mit minimalsten Decken- Media Bereich und Namen wie Swatch, Au- aufbauhöhen oder Sonderlösungen. Und wie lässt sich diese in die Praxis demars Piguet, Roche, Novartis, Lonza ste- umsetzen? hen auf der Referenzliste. Für den Werde- Digitalisierung ist in der Baubranche Ein ganz wesentlicher Bestandteil in der gang der Firma hat ein IT-Gigant als Kunde ein grosses Thema. Wie sehen Sie als Umsetzung sind unsere Partnerfirmen, aber eine besondere Bedeutung. Der Kontakt innovativer Unternehmer die Entwick- auch selber entwickeltes Know-how und entstand, als wir ein Gebäude mit bestehen- lung bei BIM, 3D-Druck und vernetz- Innovationskraft. Um die erforderlichen In- dem, aber kränkelndem System, mit einer tem Arbeiten? vestitionen tätigen zu können, muss mit den neuen klimatischen Lösung optimieren Das sind alles Themen, die wir schon seit realisierten Projekten natürlich Geld verdient konnten. Daraufhin bekamen wir die Mög- längerer Zeit anwenden. In der Konstruktion werden. Alles was wir uns in den letzten lichkeit, das gesamte Hürlimann- Areal aus- sind das 3D-Zeichnungen. Im Bereich BIM zwölf Jahren erwirtschaften konnten, setzen zubauen. Es gibt natürlich zahlreiche andere arbeiten wir mit Revit. Hier geht es um den wir wieder ein in neue Systeme, neue Ge- Objekte zu nennen. Bei Audemars Piguet in Datenaustausch unter allen Projektbeteilig- bäude. Wir beteiligen uns auch an einem Le Brassus war es eine Speziallösung mit ten. Seit gut 5 Jahren verwenden wir einen Projekt der FHNW. Da verfolgen wir eine handgefertigten Messingplatten. Am 3D-Drucker und vernetztes Arbeiten lösen Rückkühlung über das Dach, das soge- Swatch-Hauptsitz in Biel haben wir das wir mit ERP-Systemen. Digitalisierung ist bei nannte «CoolShift». Dabei gibt man die Wär- Holzgebäude, welches vom japanischen Ar- KST enorm wichtig. Da ist es besonders re- mestrahlung an die Atmosphäre ab und er- chitekten Shigeru Ban entworfen wurde, mit levant, dass wir nun unseren geplanten Neu- hält so eine Rückkühlung. Diese energielo- mehr als 500 unterschiedlichen Klimaele- bau in Einsiedeln realisieren können. Hier sen Systeme oder auf Förderenergie basie- menten ausgerüstet. Auch für Swiss Re lassen sich dann alle Innovationen integrie- renden Systeme werden künftig CO2-neutral Next konnten wir den Hauptsitz in Zürich ren, was uns in der Digitalisierung einen sein. In diese Richtung geht die künftige realisieren, ein Projekt auf sehr hohem Le- deutlichen Schritt weiter bringt. Entwicklung. n Interview_460618.indd 12 16.12.20 09:41
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