Wirtschaftsbericht Vereinigtes Königreich - Juni 2020 - Switzerland Global Enterprise
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Embassy of Switzerland in the United Kingdom 500.0 – RQA/KUEST/SIF/BGZ/HOOMA/WUC/SSF Wirtschaftsbericht Vereinigtes Königreich Juni 2020 1
Zusammenfassung Brexit als dominanter Faktor der britischen Politik und Wirtschaft wurde in der Berichtsperiode von der Coronavirus-Pandemie weitgehend überlagert. Nach einem zögerlichen Wachstum im 2019 (durchschnittlich 0.3% pro Quartal) sahen die Prognosen Anfangs 2020, nach dem klaren Wahlsieg von Boris Johnson im Dezember 2019, wieder positiver aus. Die Corona-Pandemie hat diese Aussichten grundlegend verändert. Fast alle Wirtschaftsbereiche verzeichneten im ersten Quartal einen massiven Rückgang, inklusive dem Dienstleistungssektor, auf welchen 80% der Wirtschaftsleistung entfallen. Das BIP schrumpfte im Q1 um 2%, und die Bank of England (BoE) erwartet eine Kontraktion von weiteren 25% im Q2. Neue Anträge auf Arbeitslosengeld deuten auf eine starke Verdüsterung der Arbeitsmarktsituation hin. Experten erwarten eine Verdoppelung der Arbeitslosenquote in den nächsten Monaten auf rund 8%. Die Inflation lag im April bei 0.9% (runter von 1.5% im März) und damit deutlich unter dem Zielwert von 2%. Als Folge der umfassenden COVID-19-Unterstützungsmassnahmen der Regierung über rund GBP 132.5 Mrd. und des Konjunktureinbruchs, wird gemäss aktuellen Prognosen im laufenden Geschäftsjahr ein Haushaltsdefizit von etwa GBP 300 Mrd. erwartet (15% des BIP). Der Vorjahrestrend im bilateralen Warenhandel, wohl ausgelöst durch Brexit-Unsicherheiten und das schwache britische Pfund, hat sich auch 2019 fortgesetzt. Exporte ins UK haben im zweiten Halbjahr 2019 weiterhin abgenommen (insbesondere Exporte von chemisch-pharmazeutischen Produkten), wenn auch nur minim ggü. dem Vorjahr. Gleichzeitig stiegen die Schweizer Importe aus dem UK im Jahr 2019 um 21.8% auf den Rekordstand von CHF 9.4 Mrd. (ggü. CHF 7.7 Mrd. im 2018). Die genauen Ursachen für diese grossen Verschiebungen sind unklar, wobei Nutzungen von Lagerkapazitäten ausserhalb des UKs im Hinblick auf einen möglichen «No Deal» vermutet werden können. Die Handelsaktivitäten mit dem UK haben in den letzten drei Monaten im Zuge von COVID-19 durchs Band weg stark abgenommen. Relativ betrachtet hat sich an der Wichtigkeit der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen wenig verändert: Das UK war 2019 gleich wie im Vorjahr der weltweit sechstwichtigste Absatzmarkt für Schweizer Warenexporte (viertgrösster Absatzmarkt nach der EU, den USA und China) und der sechstgrösste Importmarkt (+2 Plätze ggü. 2018). Die Schweiz war 2019 wie im Vorjahr der drittwichtigste Nicht-EU-Markt für britische Dienstleistungsexporte (Rang 6 weltweit). Das UK war 2018 die fünftwichtigste Destination für Schweizer Direktinvestitionen (unverändert ggü. 2016, vor Deutschland und Frankreich). Gemessen am Kapitalbestand lag die Schweiz 2018 auf Platz 8 der ausländischen Investoren im UK, u.a. vor Kanada, Australien, Indien, China (+1 Platz ggü. 2017). Im Rahmen der «Mind the Gap»-Strategie hat die Schweiz mit dem UK fünf neue Abkommen finalisiert. Für die Zeit nach der Übergangsphase strebt die Schweiz eine Vertiefung ihres bilateralen Verhältnisses mit dem UK an, wo dies im beidseitigen Interesse ist («Mind the Gap Plus»). 2
1 Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen In den Wahlen im Dezember 2019 verzeichnete Boris Johnsons Konservative Partei einen überraschend grossen Wahlsieg. Diesen verdankte Johnson den sogenannten “red wall constituencies”, also den Wahlkreisen im Norden, welche bisher traditionell die Oppositionspartei Labour unterstützt hatten. Nach seinem Wahlsieg versprach Johnson seiner neuen Wählerschaft, ihre Regionen mit Milliardeninvestitionen zu belohnen. So ersetzte der Begriff «Levelling-Up» den erfolgreichen Wahlkampfslogan «Get Brexit Done» (siehe auch «Strukturelle Probleme», Seite 9). Mit der konfortablen Mehrheit im Parlament war auch die schnelle Behandlung des revidierten Brexit- Austrittsabkommens gesichert. Nach jahrelangen Verhandlungen trat das UK folglich am 31. Januar 2020 mit einem Abkommen aus der EU aus. Dieses Abkommen definiert die Umstände der Übergangsphase, die bis Ende 2020 andauern wird (das UK verzichtet auf die im Austrittsabbkommen vorgesehenen Verlängerungsmöglichkeiten) und in der das UK faktisch im EU- Binnenmarkt und in der Zollunion verbleibt. Zudem regelt das Abkommen verschiedene Bereiche über die Übergangsphase hinaus, insbesondere eine Lösung für Nordirland, mit der eine harte Grenze vermieden und die Wirtschaft geschützt werden soll, indem Nordirland faktisch ein Teil der Zollunion bleibt und folglich gewisse Zoll- und Regulierungskontrollen zwischen Grossbritannien und Nordirland eingeführt werden müssen. Zusätzlich zum Austrittsabkommen unterzeichneten die beiden Parteien eine politische Erklärung über ihre künftigen Beziehungen. Das bewusst offen formulierte Dokument sieht für die Post- Brexit-Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem UK und der EU das Hauptziel des Abschlusses eines Freihandelsabkommens vor, begleitet von zusätzlichen Abkommen im Sicherheitsbereich und in weiteren Bereichen der Zusammenarbeit. Die Verhandlungen über die zukünftigen Beziehungen zwischen dem UK und der EU haben anfangs März 2020 begonnen, mussten aber kurz darauf aufgrund der COVID-19-Pandemie unterbrochen werden. Seither gilt die Hauptaufmerksamkeit der Regierung den Massnahmen zur Bekämpfung von COVID-19. Die Regierung hat ein COVID-19-Krisenpaket über rund GBP 132.5 Mrd. geschnürt, welches umfassende Arbeitsmarktmassnahmen und Direktzahlungen enthält. Grosse, mittlere und kleine Unternehmen können von einem Kreditsonderprogramm über GBP 300 Mrd. profitieren (wovon bislang GBP 50 Mrd. benutzt wurden), und es wurden staatliche Beihilfen in gewissen Sektoren in Aussicht gestellt (nationaler Bahn- und Busbetrieb, Londoner Transport, Wohltätigkeitsorganisationen). Als Folge der Auswirkungen von COVID-19 ist das BIP im ersten Quartal um 2% geschrumpft, und die BoE erwartet für Q2 eine Kontraktion von weiteren 25%. Brexit, kurzzeitig etwas von der Bildfläche verschwunden, ist nun wieder stärker im Fokus der politischen und wirtschaftlichen Diskussionen. In der Zwischenzeit wurden die Verhandlungen per Videokonferenz wiederaufgenommen. Bisher wurden nur geringe Fortschritte erzielt und entscheidene Fragen, einschliesslich gleicher Wettbewerbsbedingungen und Fischerei, sind noch nicht geklärt. Ende Juni soll Bilanz gezogen werden über den Fortschritt der Verhandlungen. Bis dahin müssten sich die beiden Parteien gemäss Austrittsabkommen denn auch auf eine allfällige Verlängerung der Übergangsphase um ein oder zwei Jahre ab Ende 2020 einigen. Das UK hat am 12. Juni bestätigt, dass es eine solche Verlängerung ablehnt. Damit ist klar, dass in jedem Fall ab Anfang 2021 neue Zoll- und Warenkontrollen zwischen Grossbritannien und der EU eingeführt werden. Die britische Regierung hat gleichzeitig angekündigt, die neuen Kontrollen bis Juli 2021 gestaffelt 3
einzuführen, um der Transport- und Logistikbranche mehr Vorbereitungszeit gewähren zu können. Begründet wird dieses Vorgehen mit der laufenden Coronavirus-Krise. Sollte bis Ende der Übergangsphase kein Abkommen getroffen werden können, droht Ende 2020 ein erneutes No-Deal-Szenario. Für die meisten Unternehmen ist die Aussicht auf einen No-Deal in Kombination mit den Folgen von COVID-19 sehr bedrohlich (siehe mehr dazu S. 8 Haltung der britischen Unternehmen & Investitionen). Wirtschaftliche Entwicklung 2019 belatstete das schwache globale Wachstum und die mit Brexit verbundene Unsicherheit das Wachstum im UK. Das BIP wuchs durchschnittlich um 0.3% pro Quartal und damit langsamer als die durchschnittlichen 0.4% in den letzten drei Jahren. Im Januar 2020 erwartete die BoE eine Erholung des Wachstums in den kommenden Monaten, da sich die Weltwirtschaft etwas erholt hatte und sich die Brexit-Unsicherheit nach dem formellen Austritt des UK aus der EU Ende Januar vorübergehend abschwächte. Unternehmen bericheten nach den Wahlen im Dezember auch zunehmendes Produktionswachstum. COVID-19 hat diese Aussichten grundlegend verändert. Soziale/räumliche Distanzierungsmassnahmen haben die Konsumausgaben erheblich gedämpft, die Arbeitsweise der Menschen verändert und die Stilllegung von vielen Betrieben gefordert. Lieferketten wurden unterbrochen und der Tourismus ist weltweit eingebrochen. Infolgedessen sind die Wirtschaftsaktivitäten im UK stark zurückgegangen und das britische BIP gesunken. Die britische Regierung hat ein COVID-19-Rettungspaket über GBP 132.5 Mrd. geschnürt1, in dessen Rahmen unter anderem die Gehälter von Beschäftigen weiterbezahlt werden, die wegen der Krise beurlaubt wurden. Bis zu 80% des Nettolohns werden so durch staatliche Hilfen abgedeckt. Schätzungen zufolge profitieren über 8 Mio. Angestellte landesweit von dieser Unterstützung. Weitere Massnahmen beinhalten ein staatliches Kreditsonderprogramm für KMUs, Zinserleichterungen, steuerliche Hilfen und Zuschüsse für Unternehmen; eine Ausweitung der Sozialleistungen («Universal Credit») sowie eine Erhöhung der Ausgaben für öffentliche Dienste, insbesondere das Gesundheitssystem NHS. Die Regierung hat ein Kreditsonderprogramm für kleine, mittlere und grosse Unternehmen von über GBP 300 Mrd. bereitgestellt. Die BoE hat den Leitzins von 0.75% auf 0.1% gesenkt, ihr Anleihekaufprogramm um GBP 200 Mrd. auf GBP 645 Mrd. ausgebaut und die Überziehungskredite fürs Schatzamt («Ways & Means facility») erhöht (Direktfinanzierung). Details hierzu – inklusive Zahlen zu der aktuellen Nutzung der Kreditprogramme - sind in der Beilage im Raster Wirtschaftsmassnahmen COVID-19 zu finden. 1 Diese Zahl beruht auf den jüngsten Berechnunges des Office for Budget Responsibility (OBR), welche am 4. Juni aufdatiert wurden. Sie beinhaltet die Ausgaben für alle Unterstützungsmassnahmen. Die mit dem Kreditsonderprogramm verbundenen Abschreibungskosten hängen von vielen Faktoren ab (Kreditvolumen, Anzahl der Kredite die ausfallen etc). Der Einfachheit halber rechnet das OBR hier mit einer Schätzung der Abschreibungskosten für das Jahr 2020-21 und nimmt an, dass 10% der vergebenen Kredite in der Gesamthöhe von GBP 50 Mrd. - das heisst GBP 5 Mrd. – abgeschrieben werden müssen. Die drei verschiedenen Kreditschemen (Coronavirus business interruption loan scheme (CBILs); Coronavirus large business interruption loan scheme (CLBILS) und Bounce Back Loan Scheme (BBLS)) sind in der Beilage «Raster Wirtschaftsmassnahmen COVID-19» erklärt). 4
Wachstum Die britische Wirtschaftsleistung brach im April um 20.4% im Vergleich zum Vormonat ein. Dies ist gemäss dem nationalen Statistikamt, dem ONS, der stärkste Rückgang seit Beginn der monatlichen Messung im Jahr 1997. Im Q1 war das BIP um 2% geschrumpft. Fast alle Wirtschaftsbereiche verzeichnen einen massiven Rückgang, inklusive dem Dienstleistungssektor, auf welchen 80% der Wirtschaftleistung entfallen. Die Leistungen des Sektors fielen um 1.9% im ersten Quartal, was insbesondere auf den starken Rückgang von 6.2% im März zurückzuführen ist. Obwohl Pharmahersteller eine höhere Produktion meldeten, fiel die Leistung im verarbeitenden Gewerbe im Q1 ebenfalls, um 2.1.% - der vierte Quartalsrückgang in Folge. Das Baugewerbe schrumpfte im Q1 um 2.6% und verzeichnete damit den stärksten Rückgang aller Wirtschaftssektoren. Die COVID-19-Pandemie bringt den seit vier Jahren dauernden Anstieg der britischen Haushaltsausgaben vorerst zu Ende (minus 1.7% im Q1). Importe und Exporte sanken in den ersten drei Monaten des Jahres um 5% resp. 12%. Mit diesen wenig erbaulichen Zahlen schnitt die britische Wirtschaft besser ab als der Durchschnitt in der Eurozone, welche im Q1 um 3.8% schrumpfte. Dies widerspiegelt aber hauptsächlich den späteren Beginn des Lockdowns im UK. Die BoE erwartet für Q2 eine Kontraktion von weiteren 25%, was einen Rückgang von fast 30% im ersten Halbjahr bedeuten würde. Für das Gesamtjahr prognostiziert die Zentralbank einen BIP- Rückgang von 14%. Dies gälte als der stärkste jährliche Abschwung seit 1706. Die Bank erwaretet jedoch eine relativ rasche Erholung in welcher das BIP in der zweiten Jahreshälfte 2021 ein «Vor- Covid-Level» erreicht und 2022 wieder um 3% wächst. Das Szenario geht zudem von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 8% im laufenden Jahr an (7% in 2021 und 4% in 2022). Die BoE geht bei diesem Szenario unter anderm davon aus, dass – im Einklang mit den Absichten der Regierung – im Januar 2021 ein umfassendes Freihandelsabkommen mit der EU in Kraft tritt. Es gilt auch festzuhalten, dass viele Ökonomen in ihren Prognosen pessimistischer sind als die BoE und nicht davon ausgehen, dass die britische Wirtschaft vor 2022 wieder auf ihr Vorkrisenniveau zurückkehren wird. Finanzhaushalt Gemäss den jüngsten Berechnungen des OBR werden die COVID-19-Unterstützungsmassnahmen der Regierung insgesamt rund GBP 132.5 Mrd. betragen (6.6% des BIP). Das OBR prognostiziert, für das laufende Geschäftsjahr ein Haushaltsdefizit von fast GBP 300 Mrd. Während der letzten Vorstellung seines Haushaltsplans am 11. März hatte der Schatzkanzler noch ein Defizit von GBP 55 Mrd. angekündigt. Sollte sich diese Prognose bestätigen, so würde die Kreditaufnahme 15% des BIP erreichen – ein Nachkriegs-Rekord.2 Eine Analyse des renommierten Finanz-Think-Tanks IFS (Institute for Fiscal Studies) kam im Mai zum Schluss, dass der Umfang der staatlichen Unterstützung nach britischen Massstäben zwar sehr gross ist, jedoch geringer als in einigen anderen G7-Ländern. Das IFS weist u.a. darauf hin, dass sich das bereits bestehende Leistungssystem im UK stark auf Familien mit Kindern konzentriert und kinderlosen Arbeitnehmenden, die arbeitslos werden, weniger Unterstützung bietet als dies beispielsweise in Deutschland, Frankreich oder Italien der Fall ist. Um allen Arten von 2 Zum Vergleich: Während der globalen Finanzkrise 2009/10 entsprach die Kreditaufnahme 10.2% des BIP (dies entspricht heute etwa GBP 200 Mrd.) 5
Arbeitnehmenden ein ähnliches Mass an Einkommensunterstützung zu garantieren, müsste das massgeschneiterte Paket des UK daher grösser sein, so das IFS.3 IMF-Schätzung des Umfangs der fiskalischen Massnahmen, die als Reaktion auf Covid-19 durchgeführt wurden4 Inflation und Leitzinsen Die Inflationsrate fiel im April auf 0.9% von 1.5% im März, hauptsächlich aufgrund von tieferen Kosten für Bekleidung und dem Einbruch des globalen Ölpreises, welcher kurzzeitig auf den niedrigsten Stand seit 2002 fiel. Die britische Statistikbehörde hat festgestellt, dass der Preis von stark nachgefragten Produkten gestiegen ist (Lebensmittel, Haushaltsgegenstände und einige Medikamente), während der Preis von nicht essentiellen Gütern eingebrochen ist. Die BoE rechnet damit, dass die Inflation in den kommenden Monaten unter 1% sinken wird (Richtwert ist 2%). Angesichts der ungewöhnlich hohen Marktvolatilität fiel der von der Bank berechnete effektive Wechselkurs am 23. März vorübergehend auf den niedrigsten Stand seit 1990. Seither hat er einen Teil seines Verlusts wiedergutgemacht. Die BoE hat seit März zwei Zinsschritte um total 65 Basispunkte vorgenommen (12.3., 19.3.). Der Leitzins liegt damit bei 0.1%. Sie hat zudem ihr Anleihekaufprogramm ausgebaut (Käufe von Staats- und Unternehmensobligationen um GBP 200 Mrd. auf GBP 645 Mrd. erhöht) und die Überziehungskredite («Ways & Means facility») erhöht um den zusätzlichen COVID-19- Liquiditätsbedarf der Regierung direkt zu finanzieren. Anfangs Jahr hat Andrew Bailey die Nachfolge des Notenbankchefs Mark Carney angetreten. Bailey, früherer Chef der Financial Conduct Authority (FCA), galt von Beginn an als aussichtsreichster Kandidat. Er wurde mit seiner Fachkompetenz als sichere Wahl angesehen. 3 IFS-Studie: «How does the size of the UK’s fiscal response to Coronavirus compare with other countries’?” https://www.ifs.org.uk/publications/14845#. Diese Studie stammt vom 14. Mai und basiert auf den älteren Zahlen des OBR. Seither sind die geschätzten Kosten auf GBP 132.5 Mrd. gesteigen. 4 Nach ersten Schätzungen des IMF beläuft sich das UK-Paket auf GBP 65 Mrd. (3.1% des BIP). Im Gegensatz dazu ergeben sich aus den jüngeren Berechnungen des OBR vom 14. Mai – welche neuere Unterstützungsmassnahmen beinhalten - geschätzte Kosten von rund GBP 120 Mrd. (5,9% des BIP). Die neusten Zahlen des OBR (4. Juni) sind sogar noch um ca. GBP 12 Mrd. höher (GBP 132.5 Mrd.) 6
Beschäftigung Noch zu Beginn des Jahres stellte der Arbeitsmarkt das Highlight der britischen Wirtschaftdaten dar. Schaut man sich die jüngsten Zahlen des ONS an, so scheint das immer noch zuzutreffen. Die Arbeitslosenquote der letzten drei Monate lag mit rund 3.8% auf einem 40-Jahre-Tief während die Beschäftigungsquote ein Rekordhoch verzeichnet. Die offiziellen Zahlen zeichnen dieses positive Bild, weil diese auf Umfragen beruhen, die über den Zeitraum zwischen Januar und März durchgeführt wurden, während der Lockdown erst Ende März in Kraft trat. Die Anträge auf Arbeitslosengeld, eine alternative Methode des ONS zur Berechnung der Arbeitslosigkeit, liefert denn auch ein düstereres Bild: Anträge sind im April von 856'000 auf 2,1 Mio. gestiegen – mit 69% der grösste monatliche Anstieg seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1971. Ein weiteres Indiz der pessimistischen Aussichten liefern die Lohndaten von HMRC, aus welchen hervorgeht, dass die Zahl der Beschäftigten im März um 13'000 und im April um weitere 457'000 gesunken ist5. Schliesslich deutet auch der Rückgang von offenen Stellen um 170'000 in den drei Monaten bis zum April darauf hin, dass jene, die ihren Arbeitsplatz verlieren, Mühe haben werden, eine neue Anstellung zu finden. Experten erwarten, dass sich die Arbeitslosenquote in den nächsten Monaten verdoppeln wird. Ohne die Lohnzuschüsse für über 8 Mio. Arbeitnehmende unter dem Coronavirus Job Retention Scheme (CJRS) sähe die Lage noch dramatischer aus. Das ursprünglich bis Ende Juni vorgesehene CJRC wurde Anfangs Juni von der Regierung bis Ende Oktober verlängert. Damit will die Regierung eine Welle von Massenentlassungen vermeiden und ein graduelles Auslaufen der Unterstützung ermöglichen. Allerdings werden Arbeitgeber ab August einen Teil der Zahlungen selber übernehmen und somit auch entscheiden müssen, welche eingefrorenen Arbeitsplätze noch vorhanden und rentabel sind. Die Regierung erarbeitet zurzeit ein Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen, welches sich auf Infrastrukturprojekte konzentriert und von einem Umschulungsprogramm für Arbeitnehmende, insbesondere Jugendliche, begleitet werden soll. Haltung der britischen Unternehmen & Investitionen Für den Grossteil der Unternehmen hat COVID-19 den Brexit als wichtigste Quelle der Unsicherheit abgelöst. In einer von der BoE durchgeführten Umfrage von Unternehmen im April nannten 86% der Unternehmen COVID-19 als derzeit grösste Sorge (ggü. 50% im März)6. Im Durchschnitt erwarteten die befragten Unternehmen für Q2 einen Umsatzeinbruch von 44%, eine 18%-tiefere Beschäftigung und einen Rückgang der Investitionen von 50%. Branchen, welche von sozialen Distanzierungsmassnahmen stark beeinflusst sind und/oder auf sozialen Konsum ausgerichtet sind, befürchten, noch lange nicht – wenn überhaupt – auf ihr vorheriges Kapazitätsniveau zurückkehren zu können. Die Antworten der Umfrage deuten auch darauf hin, dass sich Unternehmensinvestitionen im Q2 halbieren könnten. Unternehmen, die niedrige Umsätze verzeichnen oder sogar 5 PAYE ist ein ein System der Regierung zur Erhebung der Einkommenssteuer und der Sozialversicherung. In diesem System werden die 5 Mio. selbständig Erwerbenden im UK nicht erfasst. 6 Umfrage des “Decision Maker Panels” (DMP) der BoE. Das DMP ist eine Befragung von Finanzchefs von kleinen, mittleren und grossen Unternehmen, welche die BoE benutzt, um Entwicklungen in der Wirtschaft und Ansichten der Unternehmen zu verfolgen. April-Ausgabe: https://www.bankofengland.co.uk/decision-maker-panel/2020/april-2020 7
Betriebsstilllegungen vornehmen müssen, gaben an, kaum über den nötigen Cashflow zu verfügen, um ihre Investitionspläne umzusetzen. Insbesondere in stark betroffenen Sektoren wurden Investitionspläne gestoppt, um die Liquidät sicher zu stellen. Als Reaktion auf die grossen Herausforderungen haben sich die führenden britischen Wirtschaftsverbände im Business Action Council (BCA) zusammengeschlossen. Das BCA räpresentiert rund 50’000 Unternehmen. Zu den Gründungsmitgliedern zählen grosse Organisationen wie die Confederation of British Industry (CBI), das Insitute of Directors (IoD), die Federation of Small Businesses (FSB) und die British Chamber of Commerce (BCC). Mission des BCA ist es, der Regierung Vorschläge für Massnahmen zu unterbreiten, welche die Unternehmenswelt unterstützen. Das BCA wird sich in verschiedenen spezialisierten Arbeitsgruppen organisieren und Analysen entwickeln, welche die Regierung bei Ihrer Aufgabe unterstützen sollen. Obwohl Brexit als Thema kurzfristig von den aktuellen COVID-19-Herausforderungen verdrängt wurde, so ist die Sorge um den Ausgang der EU-Verhandlungen bei britischen Unternehmen sehr präsent. Für viele Unternehmen, die in der aktuellen Krise ums Überleben kämpfen ist es unvorstellbar, sich in sieben Monaten zusätzlich auf chaotische Veränderungen der Handelsbeziehungen mit der EU vorzubereiten. Unternehmen haben aufgund der Pandemie nicht mehr die Möglichkeit, erneut Lagerbestände aufzubauen, wie sie dies in Vorbereitung auf einen eventuellen No-Deal im März und Oktober 2019 taten. Für Wirtschaftsverbände steht ausser Zweifel, dass ein harter Brexit mit einer abrupten Einführung von vollen Grenzkontrollen und Zöllen im Handel mit der EU zu diesem Zeitpunkt fatal wäre. Deren Rufe für eine Verlängerung der Übergangsphase verhallten aber ungehört. Immerhin: Die gestaffelte Einführung der Waren- und Zollkontrollen ab Januar 2021, die die britische Regierung am 12. Juni ankündigte, wurde von der Transport- und Logistikbranche dankbar aufgenommen. Strukturelle Probleme Den starken Beschäftigungszahlen standen im letzten Berichtsjahr keine höhrere Produktivität gegenüber. Die tiefe Produktivität ist ein langfristiges und strukturelles Phänomen. Der Einbruch des Produktivitätswachstums, welches das UK seit der Finanzkrise plagt, scheint kein Ende zu nehmen und ist stärker als in den meisten westlichen Ländern (mit Ausnahme von Kanada und Japan). Das jährliche Produktivitätswachstum im UK sank von durchschnittlich etwa 2,3% p.a. von vor der Finanzkrise auf 0,4% p.a. im letzten Jahrzehnt7. Das «Productivity Puzzle» erhält im Zuge der Diskussionen über die Auswirkungen von COVID- 19 neue Aufmerksamkeit. Die räumliche Distanzierung bringt neue Arbeitsformen mit sich und möglicherweise technische Innovationen, welche beispeilsweise die Arbeit von zu Hause aus produktiver und den Einzelhandel durch E-Commerce effizienter gestalten kann. Umfragen haben ergeben, dass ein Grossteil der Arbeitenden zu Hause produktiver arbeitet als im Büro. Es hat sich aber auch gezeigt, dass die regionalen Unterschiede diesbezüglich gross sind. Eine neue Studie des Think-Tanks IFS (Institute for Fiscal Studies)8 zeigt auf, dass der mit COVID-19 verbundene wirtschaftliche Schock die bereits existierenden regionalen Ungleichheiten zementiert. Die sogenannten key workers“ (Krankenpfleger, Detailhandelsangestellte usw.) ausgenommen, arbeiten 80% der Leute im unteren Zehntel der Einkommensverteilung im UK in Sektoren, welche 7 FT-Artikel «Britain’s productivity crisis in eight charts” 8 IFS-Studie: COVID-19 and Inequalities 8
den Betrieb schliessen mussten und/oder deren Angestellte ihre Arbeit nicht von zu Hause aus verrichten können. Diese Sektoren befinden sich überweigend in den abgelegeren Regionen des UK, welche bereits vor der Covidkrise strukturell eine tiefere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verzeichneten als der Grossraum London. Auf viele Leute mit geringem Einkommen hat der Lockdown wirtschaftlich gesehen starke negative Auswirkungen. Auch junge Menschen und solche pakistanischer oder bangladeschischer Abstammung, wie auch die schwarze Bevölkerung, sind in dieser Hinsicht stärker betroffen als andere. In London hingegen liegt das durchschnittliche wöchentliche Einkommen der Vollzeitbeschäftigten einen Drittel über dem britischen Durchschnitt. Personen mit einem hohem Bildungsniveau und höherem Einkommen, sind eher in der Lage, ihre Arbeitstätigkeit von zu Hause aus auszuführen. So hat die COVID-19-Pandemie existierende Ungleichheiten noch stärker verschärft. Die Regierung hat die Absicht, an den ursprünglichen Plänen des „Levelling-Up“ des Nordens trotz den Auswirkungen von COVID-19 festzuhalten und plant die Gründung eines neuen Wachstumsausschusses („growth board“). Vor der Corona-Krise hatte die Regierung hohe Investitionen in Infrastruktur, Wissenschaft, Ausbildung und Qualifikationen angekündigt, darunter einen Fonds für den städtischen Verkehr über GBP 4.2 Mrd. und einen Ausbildungsfonds („national skills fund“) in der Höhe von GBP 3 Mrd. Mit der durch die Pandemie verursachten hohen Kreditaufnahme stellt sich für die Regierung die Frage, wie diese versprochenen Mehrausgaben finanziert werden sollen. 2 Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen 2.1 Politik, Prioritäten des UK Handelspolitik: Ausgangslage Auf die EU entfielen im Jahr 2019 43% der britischen Exporte von Waren und Dienstleistungen und 51.4% der Importe. Daraus wird ersichtlich, dass der EU-Markt für die britische Wirtschaft zentral ist. Verschiedene Studien haben darauf hingewiesen, dass das Potential von neuen Freihandelsabkommen (FHA) mit Drittländern einen verminderten Marktzutritt in die EU nicht wettmachen kann. Laut Schätzungen des Department for International Trade würde das angepeilte FHA mit den USA das BIP des UK langfristig (d.h. über die nächsten 15 Jahre) um 0.07-0.16% steigern würde (je nach Grad der Liberalisierung). FHA mit anderen Nicht-EU-Ländern würden auf lange Sicht zwischen 0.1 und 0.4% zum BIP beitragen. Die FHA, welche das UK bereits über seine EU-Mitgliedschaft hat, muss das UK zudem bilateral replizieren können, um im Verhältnis mit diesen Drittstaaten punkto Marktzugang nicht unter das heutige Niveau zurückzufallen. EU-Drittstaatenabkommen («roll-overs») Diese Abkommen haben für das UK eine grosse Wichtigkeit, denn rund 15% seines Handels wird von diesen FHAs abgedeckt. Die Weiterführung der bestehenden Abkommen stellt sich für die britischen Unterhändler schwieriger als erwartet dar. Trotz den ursprünglich anderslautenden Ankündigungen, konnten bis zum EU-Austritt nicht alle Drittstaatstaatenabkommen repliziert werden. Dafür gab es jeweils verschiedene Gründe: Unausgewogenheit eines mit 28 EU-Staaten ausgehandelten Abkommens aus Sicht des Handelspartners, ungelöste Fragen betreffend Zollkontingente, fehlende Flexibilität seitens der britischen Unterhändler und fehlende Kapazitäten seitens einzelner Partnerländer. 9
Bis heute gab es erst bei etwas mehr als der Hälfte der bestehenden Abkommen ein «roll-over» (Stand: Juni 2020). Zu den wichtigsten pendenten Handelsabkommen gehören diejenigen mit Kanada, Mexiko und Singapur. Während der Übergangsphase gelten hier zwar weiterhin die Bestimmungen der EU-Abkommen. Wenn es aber nicht gelingt, diese Abkommen vor Ende 2020 auf bilateraler Ebene zu replizieren, wird die Handelsbeziehung mit diesen Staaten auf WTO-MFN- Bestimmungen zurückgeworfen9. Auch das Handelsabkommen mit Japan ist noch pendent. Aus innenpolitischen Gründen figuriert dieses nicht auf der Lise der pendenten «roll-over»-Abkommen, sondern gehört zu den neu auszuhandelnden Abkommen (s. unten). Es ist aber klar, dass das «neue» Abkommen auf dem bestehenden EU-Japan-Abkommen aufbauen wird. Die Schweiz war das erste von rund 40 FHA-Partnern, das am 14. Dezember 2018 den Abschluss eines Handelsabkommens mit dem UK angekündigte. Die Schweiz ist auch der mit Abstand grösste Nicht-EU-Handelspartner, dessen FHA repliziert wurde. Zu den weiteren grösseren Nicht-EU-Partnerländern, deren Abkommen repliziert wurden, gehören Norwegen/Island (EFTA), Südafrika (SACUM) und Südkorea. Zukünftige Freihandelsabkommen Der Austritt aus der Zollunion und damit die Möglichkeit, in Zukunft eigene FHA abzuschliessen, wurde von den Brexiteers als einer der grössen Vorteile des EU-Austritts dargestellt. Die britische Regierung hat nach entsprechenden öffentlichen Konsultationen die folgenden neuen Handelsabkommen für prioritär erklärt: (i) USA, (ii) Japan, (iii) Australien, (iv) Neuseeland sowie (v) den Beitritt zur neuen Trans-Pacific Partnership (CPTPP) (die Handelsgespräche mit Japan, Australien und Neuseeland gelten auch als erste Schritte in Richtung eines CPTPP-Beitritts). Im Falle der Verhandlungen mit den USA und Japan wurden die Verhandlungsziele veröffentlicht und die Gespräche gestartet, mit dem Ziel, die Verhandlungen vor Jahresende abschliessen zu können. Im Falle Australiens und Neuseelands wurden die britischen Verhandlungszeile noch nicht publiziert (dürfte voraussichtlich im Verlaufe des Sommers 2020 geschehen). Das mit Abstand wichtigste der neuen Abkommen ist dasjenige mit den USA. Es ist nicht unumstritten. Ein wichtiges US-Anliegen ist ein verbesserter Marktzugang im Landwirtschaftsbereich. Neben den entsprechenden Zollkontingenten verlangen die US- Unterhändler einen Abbau der regulatorischen Hürden auf britischer Seite für US-Nahrungsmittel. In Reaktion darauf machen die britische Landwirtschaftslobby, Umwelt- und Konsumentenschützer Stimmung gegen Importe von Chlorhühnern, Hormonfleisch und genveränderten Pflanzenprodukten. Die britische Regierung versucht die Öffentlichkeit mit ihrem Mantra zu beruhigen, dass Lebensmittelstandards sakrosankt sind. In der Presse wurde aber jüngst ruchbar, dass die UK-Regierung ihre Position in diesem Bereich gegenüber den USA aufweichen wolle. Japan dürfte v.a. auf einen zollfreien Export von Motorfahrzeugen interessiert sein. Im Gegenzug will das UK mit Japan liberale Regelungen im Bereich digitaler Dienstleistungshandel und Datentransfers aushandeln. Die Abkommen mit Australien und Neuseeland sind punkto Handelsvolumen wenig relevant. Ihnen kommt aber eine gewisse Symbolkraft zu. Zudem erlauben sie eine britische Annäherung an die CPTPP, einem längerfristigen Ziel der britischen Handelspolitik. 9 Die offizielle Liste kann unter folgendem Link eingesehen werden: https://www.gov.uk/guidance/uk-trade-agreements- with-non-eu-countries 10
Alle erwähnten Verhandlungen binden beträchtliche Ressourcen der britischen Verwaltung. Dies bedeutet für die Schweiz, dass die «Mind the Gap Plus»-Verhandlungen im Handelsbereich erst ab 2021 formell aufgenommen werden können. Finanzfragen - Hintergrundinformationen zum Finanzplatz London ist gemäss dem Global Financial Centres Index ein weltweit führender Finanzplatz (derzeit – März 2020 – bereits zum zweiten Mal in Folge auf Rang 2 hinter New York und vor Tokio). Der UK Finanzsektor konzentriert sich aber nicht nur auf London. Namentlich Edinbrugh hat im letzten Ranking dazugewonnen und befindet sich nun auf Rang 17 (hinter Paris und Chicago, aber vor Luxemburg). Nachfolgend eine Übersicht wichtiger Eckwerte: Anzahl Angestellte: Rund 2.3 Mio. Personen arbeiten im Finanzsektor und verwandten Dienstleistungen. Das sind 7.4% der gesamten UK Beschäftigten (d.h. ungefähr 1 von 14 Personen arbeitet im Finanzbereich). 2/3 der Angestellten sind ausserhalb Londons tätig. Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP): 2019 betrug der BIP-Anteil der Finanzbranche 6.5%. Beitrag zum Steueraufkommen: UK Finanzdienstleistungen trugen GBP 75.5 Mrd. zum Steueraufkommen bei im Jahr 2018/19. Das sind 10.5% aller Steueraufkommen. Handelsbilanzüberschuss: Der Handelsbilanzüberschuss von Finanzdienstleistungen betrug GBP 84.1 Mrd. im Jahr 2018. Dies entspricht ungefähr dem kombinierten Überschuss der nächsten zwei führenden Staaten (USA und Schweiz). Versicherungen: Der UK Versicherungssektor ist der grösste in Europa und der viertgrösste weltweit. Asset Management: Das UK hat einen der weltweit grössten Fondsmanagementmärkte. Fintech: Kontaktlose Zahlungen haben stark zugenommen in den letzten Jahren. Auch das Onlinebanking und Banking-Apps sind weiter stark gewachsen. Finanzfragen – Brexit Die Finanzunternehmen im UK mussten sich schon für März 2019 aufgrund regulatorischer Anforderungen auf einen möglichen «No Deal» einstellen. Dafür mussten in der EU neue Rechtsstrukturen geschaffen und Personal verlagert werden. Aufgrund der bereits vorgenommenen Vorkehrungen sind die Finanzunternehmen nun auch auf das Ende der laufenden Übergangsphase bis Ende 2020 vorbereitet. Erst ab Januar 2021 wird jedoch festgestellt werden können, wie gross die weiteren Verschiebungen von Personal und sonstigen Aktivitäten sein werden. Welche Verlagerungen haben bisher stattgefunden? Die Londoner Denkfabrik New Financial veröffentlichte im Oktober 2019 einen Bericht, in dem 332 Unternehmen im Finanzbereich identifiziert wurden, die Teile ihres Geschäfts und Personals verschoben haben. 310 dieser Unternehmen haben neue Strukturen in der EU aufgesetzt. Viele davon sind operativ. Banken haben über GBP 800 Mrd. vom UK in die EU verschoben, was knapp 10% der Vermögenswerte des Banksystems des UK ausmacht. Das sogenannte «Passporting», d.h. die Möglichkeit, Finanzdienstleistungen in andere EU- Mitgliedstaaten hinein zu erbringen, ohne dafür weitere Zulassungen zu benötigen, wird nach dem 11
Ende der Übergangsperiode Ende 2020 für das UK wegfallen. Die Regierung setzt sich in den laufenden Verhandlungen für ein «ausgeweitetes Äquivalenzmodell» ein. Der EU-Marktzugang wird nach der Übergangsfrist demnach auf Grundlage von Äquivalenzentscheiden stattfinden und die EU wird ihre Anerkennungen von der regulatorischen Gleichwertigkeit mit dem UK abhängig machen. In der politischen Deklaration ist vorgesehen, dass die gegenseitigen Untersuchungen der Äquivalenz bis Ende Juni 2020 abgeschlossen sind. Gemäss Aussagen von Vertretern der Bank of England sei die Äquivalenzprüfung (d.h. eine Antwort auf einen umfangreichen Fragebogen der EU) bereits weit fortgeschritten. 2.2 Aussichten für die Schweiz «Mind the Gap»-Strategie Im Rahmen ihrer «Mind the Gap»-Gespräche hat die Schweiz mit dem UK fünf neue Abkommen ausgearbeitet, die zu dem Zeitpunkt zur Anwendung kommen, ab dem die bilateralen Abkommen Schweiz-EU nicht mehr für das UK gelten (Luftverkehrsabkommen, Strassenverkehrsabkommen, Versicherungsabkommen, Handelsabkommen, Abkommen zu Bürgerrechten). Im Juli und September 2019 folgten zwei weitere Abkommen, welche aber nur im Falle des Austritts ohne Abkommen Anwendung gefunden hätten. Während der Übergangsphase gelten Drittstaatenabkommen der EU weiterhin auch für das UK, das heisst die Beziehungen Schweiz-UK sind momentan noch immer über das bilaterale Vertragswerk mit der EU geregelt. Für die Zeit nach der Übergangsphase strebt die Schweiz eine Vertiefung ihres bilateralen Verhältnisses mit dem UK an, wo dies im beidseitigen Interesse ist («Mind the Gap Plus»). Dies ist insbesondere der Fall in den Bereichen Handel, Mobilität, Finanzdienstleistungen, Forschung und Entwicklung, Polizeizusammenarbeit, Sozialversicherung, Sicherheit und Verteidigung, Aussenpolitik, Flug- und Landtransport. 3 Aussenhandel 3.1 Entwicklungen und allgemeine Aussichten10 Die britische Leistungsbilanz (Handel sowie Kapitalerträge und –transfers) wies im Jahr 2019 ein Defizit von GBP 83.8 Mrd. auf, verglichen mit einem Defizit von GBP 82.9 Mrd. im Jahr 2018, eine Steigerung um GBP 900 Mio. Von 2017 auf 2018 hatte sich das Leistungsbilanzdefizit um GBP 10.6 Mrd. vergrösert. Das Leistungsbilanzdefizit betrug 2019 3.9% des BIP gegenüber 3.8% im Jahr 2018. Dabei betrug das Leistungsbilanzdefizit mit der EU 2019 GBP 109.9 Mrd. (im Vergleich zu GBP 109.6 Mrd. im Vorjahr). Mit nicht-EU-Ländern hatte das UK einen Leistungsbilanzüberschuss von GBP 26.1 Mrd. (im Vergleich zu GBP 26.8 Mrd. im 2018). Mit GBP 37.7 Mrd. im 2018 war das Handelsdefizit des UK im Jahr 2018 auf den höchsten Stand seit 2010 gestiegen. 2019 sank es wieder auf GBP 26 Mrd., bei einem Warenhandelsdefizit von GBP 130 Mrd. und einem Dienstleistungshandelsüberschuss von GBP 104 Mrd.11 10 ONS: UK Balance of Payments, The Pink Book: 2019 / Parliament Research Briefings 11 House of Commons Library, Trade: Key Economic Indicators 12
Auf die EU entfielen im Jahr 2019 43% der britischen Exporte von Waren und Dienstleistungen, im Vergleich zu 45% im Jahr 2018 und 48% im Jahr 2009, und 51.4% der Importe, im Vergleich zu 53% im Vorjahr. 3.1.1 Warenhandel12 Die Verringerung des Warenhandelsdefizits in den 12 Monaten vor Februar 2020 war in erster Linie auf den Handel mit Nicht-EU-Staaten (Drittländern) zurückzuführen (dort verringerte sich das Defizit um GBP 31.1 Mrd., ggü. 6.4 Mrd. mit EU-Staaten). Die um GBP 5.4 Mrd. gesunkenen UK-Exporte in EU-Länder wurden von einer Abnahme der Importe begleitet (GBP 11.8 Mrd). Importe aus Drittländern nahmen um GBP 3.2 Mrd. ab, während Exporte um GBP 27.8 Mrd. anstiegen. Wie bereits in den Vorjahren erzielte das UK in den zwölf Monaten vor Februar 2020 in der EU (in erster Linie in Deutschland, Niederlande und Frankreich) und in den USA sowie in China den grössten Warenabsatz. Das mit Abstand wichtigste Herkunftsland für UK-Warenimporte war 2019 wiederum Deutschland. 3.1.2 Dienstleistungshandel Das UK exportierte 2019 Dienstleistungen im Wert von GBP 326.2 Mrd., ein Anstieg um 6.3% gegenüber 2018. Die USA ist nach wie vor die grösste Exportdestination für britische Dienstleistungen, gefolgt von Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. Der Import an Dienstleistungen betrug GBP 222.3 Mrd., während auch hier die USA den ersten Platz einnimmt, gefolgt von Spanien, Frankreich und Deutschland. 3.2 Bilateraler Handel Die Schweiz und das UK sind wichtige Handelspartner und die beiden Volkswirtschaften sind eng miteinander verzahnt. Das UK und die Schweiz sind weltweit wichtige Handelsplätze für Gold. Entsprechend dominieren Edelmetalle (einschliesslich Gold in Barren) die Importe aus dem UK, welches unser zweitgrösster Edelmetalllieferant ist (Jahr 2019: CHF 7.5 Mrd.). 3.2.1 Warenhandel Das Handelsvolumen zwischen der Schweiz und dem UK (ohne Goldbarren und Edelmetalle) betrug im Jahr 2019 CHF 18.6 Mrd. (2018: CHF 17.1 Mrd.). Das sind 4.2% des gesamten Schweizer Warenhandelsvolumens (ggü. 55.5% mit der EU und 12.3% mit den USA). Der Handelsbilanzüberschuss zugunsten des UK betrug 2019 CHF 233 Millionen. Im Vorjahr resultierte ein Handelsbilanzüberschuss von CHF 1.6 Mrd. zugunsten der Schweiz. Die Unsicherheiten hinsichtlich der künftigen Beziehungen zwischen dem UK und der EU belasten den bilateralen Handel mit dem UK aus Sicht der Schweizer Exportwirtschaft. Nach dem Höhepunkt im 2015 (CHF 11.7 Mrd.) sanken die Schweizer Exporte13 kontinuierlich und lagen 2019 um 22% tiefer als vier Jahre zuvor bei CHF 9.1 Mrd. (2018: CHF 9.3 Mrd.) und nähern sich dem Niveau von 2012 an, als sie bei CHF 8.7 Mrd. lagen. Namentlich die Exporte von chemisch- pharmazeutischen Produkten verzeichneten 2019 einen weiteren Rückgang von 8.6%, nachdem sie von 2017 auf 2018 um ganze 38% gesunken waren. 12 ONS: UK Balance of Payments, The Pink Book: 2019 13 Ohne Gold in Barren sowie ohne andere Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine, Kunstgegenstände und Antiquitäten. 13
Trotzdem war das UK damit wie letztes Jahr der weltweit sechstwichtigste Absatzmarkt für Schweizer Exporte. Gleichzeitig stiegen die Schweizer Importe aus dem UK im Jahr 2019 um 21.8% auf den Rekordstand von CHF 9.4 Mrd. (chemisch-pharmazeutische Produkte +50.7%, Energieträger +9.2%, Fahrzeuge +2.7%; Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie -0.2%). Damit war das UK 2019 für die Schweiz der sechstgrösste Importmarkt (+2 Plätze ggü. 2018). Gemäss britischer Statistik hat die Schweiz 2019 Waren im Wert von GBP 8.3 Mrd. ins UK exportiert. Demnach war die Schweiz im Jahr 2019 weltweit der siebzehnt-wichtigste Herkunftsmarkt für britische Warenimporte (1.6% aller Importe), hat also gegenüber dem Vorjahr wieder zwei Plätze gutgemacht. In absoluten Zahlen sind die Importe aus der Schweiz um gut GBP 1.8 Mrd. angestiegen. Gemäss britischer Statistik hat die Schweiz 2019 Waren im Wert von GBP 12.1 Mrd. aus dem UK importiert (ggü. GBP 6.8 Mrd. im 2018). Demnach war die Schweiz weltweit der achtwichtigste Markt für britische Warenexporte (3.2 % aller Exporte), das heisst, sie hat gegenüber dem Vorjahr drei Plätze gutgemacht. Schweizer Statisktiken zeigen, dass sowohl Importe aus dem UK wie auch Exporte ins UK als Konsequenz von COVID-19 im Februar und insbesondere im März und April stark gesunken sind (Importe aus dem UK -50.4% im März, -54.9% im April, Exporte ins UK -32.3% im März, -26% im April, jeweils verglichen mit den Monaten im Vorjahr). 3.2.2. Dienstleistungshandel Gemäss SNB exportierte die Schweiz im 2019 Dienstleistungen im Wert von CHF 9.6 Mrd. (ggü. CHF 10.4 Mrd. im 2018) ins UK. Dies macht das UK zum drittwichtigsten Exportland für Schweizer Dienstleistungen (unverändert ggü. 2018). Gemäss britischer Statistik hat das UK 2018 Dienstleistungen im Wert von GBP 5.6 Mrd. aus der Schweiz importiert (ggü. GBP 3.7 Mrd im 2017). Damit ist die Schweiz auf Platz 9 der Top-10- Exporteuren von Dienstleistungen ins UK.14 Im 2019 importierte die Schweiz Dienstleistungen im Wert von CHF 8.7 Mrd. aus dem UK (ggü. CHF 9.1 Mrd. im 2018), was das UK zum drittwichtigsten Herkunftsland von Schweizer Dienstleistungsimporten macht (unverändert ggü. 2018). Mit Exporten im Wert von rund GBP 13.0 Mrd. (ggü. GBP 13.3 Mrd im 2018) war die Schweiz gemäss britischer Statistik im Jahr 2019 weltweit der sechstwichtigste Markt für britische Dienstleistungsexporte (4.0%) und nimmt damit denselben Platz ein wie im Vorjahr. Fremdenverkehr Das UK ist bei Schweizer Touristen nach wie vor hoch im Kurs. Die Nachfragen nach Reisen ins UK sind 2019 im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen. Durch den Wertverlust des Pfundes nach dem Brexit-Entscheid 2016 ist das UK für Schweizer Reisende preislich attraktiver geworden. Auch im Fall eines «No Deal»-Brexit sollte die Ein- und Ausreise dank den bilateralen Abkommen weiterhin gut möglich sein. Post-Brexit genügt es für Touristen nach wie vor, eine Identitätskarte oder einen Pass mitzuführen. 14 Die neusten Zahlen sind hier noch nicht verfügbar (Verzögerung in der Publikation aufgrund von COVID-19). Die Schweiz befindet sich jedoch gemäss den jüngsten verfügbaren Zahlen nicht mehr unter den Top-10 Exporteuren von DL ins UK (siehe Seite 10 Trade and Investment Core Statistics Book, May 2020) 14
Das UK ist das drittwichtigste Herkunftsland für Übernachtungen in der Schweiz (nach Deutschland und den USA). 2018 wurden 1.7 Millionen Übernachtungen von Besuchern aus Grossbritannien in der Schweiz gezählt (+2.3% ggü. 2017).15 2019 wurden im UK 925'700 BesucherInnen aus der Schweiz verzeichnet, was einem Wachstum von 12.2% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 4.5 Millionen Übernachtungen von Schweizerinnen und Schweizern wurden registriert. Insgesamt haben die Schweizer GBP 570 Mio. ausgegeben (+23,5% im Vergleich zum Vorjahr).16 4 Direktinvestitonen 4.1 Entwicklungen und allgemeine Aussichten Direktinvestitionen im UK Die Zuflüsse der Direktivestitionen (DI) im UK sind im 2018 gegenüber 2017 um gut GBP 25 Mrd. auf GBP 49 Mrd. gesunken. Der Gesamtwert der im UK vorhandenen DI-Bestände erhöhte sich 2018 gegenüber 2017 um knapp GBP 130 Mrd. auf total GBP 1'521 Mrd. Die wichtigsten Investoren im UK, gemessen am Kapitalbestand, bleiben unverändert westliche Partner. An erster Stelle stehen die USA, gefolgt von den Niederlanden, Jersey und Luxemburg. Direktinvestitionen von UK-Firmen im Ausland Die DI britischer Firmen im Ausland betrugen im Jahr 2018 GBP 31 Mrd. (gegenüber 111 Mrd. im 2017). Verschiedene Fusionen und Aquisitionen (M&As) hatten 2017 zum hohen Resultat beigetragen.17 Das UK hat einen positiven DI-Nettosaldo. Die Bestände der DI im Ausland nahmen um knapp GBP 40 Mrd. auf GBP 1’409 Mrd. zu, was einen Bestand von +2.9% gegenüber 2017 ergibt. Das Einkommen aus den DI im Ausland stieg 2018 gegenüber dem Vorjahr ahan – von GBP 88 Mrd. auf GBP 94 Mrd. 4.2 Bilaterale Investionen18 Schweizer Investitionen im UK Gemäss SNB betrug der Kapitalbestand der Schweizer DI im UK per Ende 2018 CHF 78.3 Mrd. Damit ist das UK die fünftwichtigste Destination von Schweizer DI, noch vor Deutschland und Frankreich. Gemäss britischer Statistik lag die Schweiz Ende 2018 mit einem Kapitalbestand von GBP 67.4 Mrd. auf Platz 8 der ausländischen Investoren im UK (u.a. vor Kanada, Australien, Indien, China). 15 Quelle : Swiss Tourism in Figures 2018 16 Quelle : VisitBritain 17 British American Tabacoo übernahm Reynolds American Inc. und Reckitt Benckiser übernahm Lead Johnson Inc. 18 Quelle: SNB / ONS / DIT Trade and Investment Core Statistics Book 15
Der auf Schweizer Investitionen zurückzuführende Personalbestand im UK beträgt rund 100’200 Personen. Britische Investitionen in der Schweiz Gemäss Statistiken der SNB betrug der Bestand britischer DI in der Schweiz per Ende 2018 CHF 65.9 Mrd.19 (2017: 65.8 Mrd.). Damit liegen das UK bzw. seine Unternehmen gemessen am Kapitalbestand auf Rang 3 der ausländischen Investoren in der Schweiz. Gemäss britischer Statistik war die Schweiz Ende 2018 die achtwichtigste Destination von britischen DI (GBP 48.9 Mrd., u.a. vor Deutschland, China, Japan, Kanada, Australien). Der auf britische Investitionen zurückzuführende Personalbestand in der Schweiz beträgt rund 27‘000 Personen.20 5 Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, „Landeswerbung“ 5.1 Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung Swiss Business Hub UK & Ireland (SBH UK + I) Les activités Export du SBH UK+I ont été particulièrement soutenues au second trimestre 2019, avec de nombreux mandats réalisés pour le compte de sociétés à forte dimension technologique, intelligence artificielle spécifiquement. L’ambition du projet stratégique « Performance Engineering » visant à promouvoir les innovations suisses dans les domaines propulsion alternative, matériaux, simulation avancée etc. contribue non seulement à la constitution d’un réseau de premier ordre, mais également à l’acquisition de clients suisses à fort potentiel. Au premier semestre 2020, avec la situation Covid-19, les activités Export se sont focalisées sur le service public, accélération de contacts entre sociétés suisses et le NHS notamment. Les projets collectifs stratégiques figurant sur la feuille de route, dont les secteurs-cibles s’avèrent pourtant extrêmement pertinents – Retail Innovation, Personalised Health, Sustainable Food – ont dû être décalés au second semestre et recalibrés sous format distanciel. Les activités Invest se focalisent depuis Janvier 2020 sur les secteurs Artificial Intelligence et Personalised Health. Les échanges avec de potentiels investisseurs britanniques s’avèrent extrêmement soutenus et quelques belles implantations ont été confirmées en début d’année. Deux facteurs conjugués expliquent certainement ce regain d’intérêt : d’une part la crise Covid-19 libère du temps pour la réflexion stratégique des dirgieants, d’autre part la sortie de l’UE se confirme et nécessite désormais la mise en œuvre d’actions concrètes. Innosuisse Internationalisation Camp Seit 2014 führt die Botschaft im Auftrag der Innosuisse ein Projekt zur Förderung Schweizer Start- up Firmen durch. Das «Innosuisse Internationalisation Camp UK» unterstützt junge Technologiefirmen aus der Schweiz im Hinblick auf einen allfälligen UK-Markteintritt. Die teilnehmenden Firmen kommen aus dem nationalen Coaching-Programm der Innosuisse. Seit 2014 betreute das Programm bereits ca. 35 Firmen. 19 Kapitalbestand (Jahresende) nach Herkunftsländern des letztlich Berechtigten 20 SNB-Zahlen aus 2015 16
Präsenz Schweiz Die Botschaft führt regelmässig von Präsenz Schweiz finanzierte Anlässe zu Wirtschafts- und Finanzthemen durch, mit dem Ziel, das Zielpublikum im UK für die Stärken des Wirtschaftsstandorts Schweiz zu sensibilisieren und die Wahrnehmung der Schweiz als solidarisches und verantwortungsbewusstes Land zu stärken. Dieses Jahr wurden seitens der Wirtschaftsabteilung bisher zwei Grossanlässe durchgeführt. Beide Anlässe waren Teil der Kampagne «SwissTech@Level39», welche eine 5-monatige Mitgliedschaft beim Level39 (Londons Epizentrum für Innovation im Finanzdienstleistungssektor) beinhaltet. Aufgrund der COVID-19 Situation mussten jedoch die weiteren unter diesem Titel geplanten Anlässe nach zwei Monaten vorerst auf Eis gelegt werden. Ziel der Kampagne «SwissTech@Level39» war es, eine Plattform im Herzen der britischen Fintechgemeinschaft zu schaffen, zur Förderung der Schweiz als gleichgesinnter Innovationsführer und wettbewerbsfähiger Geschäftspartner. Mit dieser Kampagne wollten wir die Sichtbarkeit der Schweiz erhöhen, indem wir eine 5-monatige Reihe von Veranstaltungen und Kommunikation (mit starkem Einbezug sozialer Medien, z.B. regelmässige Beiträge auf Twitter) realisierten. Dies sollte eine nachhaltige Sichtbarkeit durch individuelle Folgeereignisse und Engagement zwischen Interessengruppen aus beiden Ländern ermöglichen. Im Rahmen unserer Public Diplomacy Veranstaltungsreihe unter dem Titel «Swiss-UK Dialogue» führte die Schweizer Botschaft Mitte Januar eine Abendveranstaltung zum Thema «Sustainable Finance: How can Fintech support the transition?» durch. Dies war unsere dritte Fintech-Veranstaltung im Level39. Es war ausserdem der Kick-off-Anlass unserer «SwissTech@Level39»-Kampagne. Die Keynote hielt SIF-Staatssekretärin Daniela Stoffel mit einem Fokus auf der Schweiz. Die nachfolgende Paneldiskussion mit renommierten Experten aus der Schweiz und dem Vereinigten Königreich zeigte Ansätze und Lösungen aus beiden Ländern auf. Mit dieser hochrangigen Diskussion ist es uns gelungen zu erörtern, welchen Beitrag Fintech leisten kann, um die Nachhaltigkeit im Finanzsektor zu erhöhen. Wir schafften dadurch auch eine Plattform für Kontakte und Verbindungen zwischen den öffentlichen und privaten Sektoren aus beiden Ländern. Im Februar organisierte die Botschaft einen nächsten Anlass im Level39 zum Thema «Entrepreneurship», bei dem Studierende von Schweizer Universitäten ihre Pläne für zukünftige Startups vorstellten. Eine Keynote eines etablierten Schweizer Startups, das ins UK expandiert ist, brachte die Perspektive eines erfolgreichen Startups in die Diskussion mit ein. Dieser Anlass zeigte verschiedenen Facetten der Schweizer Innovationslandschaft auf und bot gute Möglichkeiten zum Netzwerken. Die Einbindung in das Level39-Ökosystem bewirkte, dass auch neue Kontakte zu digitalen Innovatoren erstellt werden konnten. Auch dieser Anlass wurde über die sozialen Medien verbreitet, um die Schweizer Innovationkraft zu thematisieren. Auch wenn die weiteren Projekte der «SwissTech@Level39»-Kampagne vorerst gestoppt werden mussten, wird die Kommunikation über technologische Innovationen aus der Schweiz auf den sozialen Medien (v.a. Twitter) unter dem Hashtag #SwissTechL39 fortgesetzt. 17
Schweiz Tourismus Schweiz Tourismus UK vermarktet die Tourismusdestination Schweiz im UK selbständig über diverse Kampagnen und Kanäle. British-Swiss Chamber of Commerce L’Ambassade collabore étroitement avec le chapitre britannique de la British-Swiss Chamber of Commerce (BSCC) à l’élaboration d’un programme riche et diversifié et organise parfois des événements conjoints. Im Mai 2019 wurde ein Fintech-Grossanlass zum Thema Künstliche Intelligenz in Partnerschaft mit der BSCC organisiert. Im Oktober 2019 fand ein BSCC- Informationsanlass für die Schweizer Businessgemeinschaft im UK zu den «Mind the Gap»- Abkommen statt, in dem die Botschaft prominent vertreten war. Der Wirtschaftschef der Botschaft ist Mitglied des Komitees des UK Chapters der BSCC und wirkt an der Programmgestaltung mit. La BSCC organise traditionellement une réception de Noël avec le SBHUK à l’Ambassade. Cet événement permet de réunir les partenaires des deux institutions et offre une bonne plateforme de networking. Im Jahr 2020 steht das 100jährige Jubiläum der BSCC) im Fokus, das die Botschaft verschiedentlich unterstützt und begleitet wird. Der Hauptanlass des Jubiläums in London – ein Gala-Anlass bei Mosimann’s - fand am 7. Februar 2020 unter Teilnahme der beiden Botschafter und eines hochrangingen Vertreters des Department for International Trade (DIT) statt. 5.2 Interesse des Vereinigten Königreichs für die Schweiz Standortvorteile der Schweiz Über die generischen Standortfaktoren hinaus dürften britische Firmen an der Schweiz vor allem aus folgenden Gründen interessiert sein: 1. Die Schweiz ist ein europäischer «Testmarkt» mit hoher Kaufkraft und eignet sich vor allem für die Einführung innovativer Hochtechnologieprodukte aber auch für die Einführung von Konsumgütern sowie Finanzdienstleistungen. 2. Schweizer Firmen haben eine globale Bedeutung in den Bereichen ICT, Pharma, Medtech, Biotechnologie, Bioinformatics, Nanotechnologie, Advanced Engineering, Banking und Fintech, Wealth Management und Versicherungen, die Investoren Zugriff auf erstklassiges Fachwissen erlauben sowie Partnerschaften ermöglichen. 3. Die Schweiz gibt pro Jahr für Forschung und Entwicklung im Verhältnis zum BIP ca. doppelt soviel aus als das UK. 4. Die Schweiz weist bereits eine hohe Konzentration von europäischen und Welt- hauptquartieren rund um ihre weltführenden Industriecluster auf. Bildung Die Schweiz wird im UK immer mehr als Land mit einem exzellenten Bildungssystem anerkannt, sowohl im Bereich universitäre Bildung/Forschung (sehr gutes Abschneiden schweizerischer Hochschulen in internationalen Rankings) als auch in der Berufsbildung. Speziell zum Thema Berufslehre gibt es deshalb vermehrt Anfragen britischer Organisationen (einschliesslich parlamentarischer Ausschüsse) und regelmässige Erkundungsdelegationen englischer, schottischer oder nordirischer Ministerien. 18
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