Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte
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IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 1 Wirtschaftsfaktor Bildung Betriebspraktikum für Lehrkräfte für Oberpfalz / Kelheim Regierung der Oberpfalz
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 2 Impressum Herausgeber: IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim D.-Martin-Luther-Str. 12 · 93047 Regensburg Telefon (0941) 5694-0 Telefax (0941) 5694-279 www.ihk-regensburg.de Redaktion und Inhalte: Winfried Mellar Telefon (0941) 5694-260 Josef Benker, Schulamtsdirektor Franz Hübl, Schulamtsdirektor Heinz Lang, Rektor Armin Engel, Konrektor Erwin Oppelt, Fachlehrer Lothar Riedl, Lehrer Wolfgang Wessely, Fachlehrer Werner Winderl, Konrektor Satz: grafica, Astrid Riege riege@grafica-design.de www.grafica-design.de Titelbild: Lehrer im Praktikum mit Azubis und Ausbilder Druck: HM Druck Inhaber Peter Marquardt e. K., Regensburg Telefon (0941) 595120 info@hm-druck.de Dieser Bericht wurde im September 2011 redaktionell abgeschlossen.
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 3 Inhaltsverzeichnis Der demografische Wandel im IHK-Bezirk Oberpfalz / Kelheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1. Zielsetzung der Lehrerpraktika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Nutzen für Lehrer und Schule, Schüler und Betriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3. Organisationsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.1 Schulamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 3.2 Koordinierungsteams . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 3.3 Sonderformen an Einzelschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.4 Übersicht der Ansprechpartner im Regierungsbezirk Oberpfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 4. Vorbereitungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.2 Vorbereitungsseminar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 5. Durchführungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.2 Möglicher Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 6. Nachbereitung des Lehrerbetriebspraktikums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 6.2 Abschluss- / Reflexionsveranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 6.3 Weiterarbeit mit den gewonnenen Erkenntnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 7. Good-Practice-Beispiele aus dem Regierungsbezirk Oberpfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 7.1 Abschlussveranstaltung im Schulamtsbereich Schwandorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 7.2 Zeitungsmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 7.3 Berichte von Praktikanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 7.4 Sonderformen des Lehrerbetriebspraktikums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 8. Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 4 Wirtschaftsfaktor Bildung Lehrerbetriebspraktika bauen Brücken zwischen Schule und Wirtschaft Der Fachkräftemangel kommt Lehrerbetriebspraktika bauen Brücken Geburtenstarke Jahrgänge gehen in den Ruhestand, Lehrerbetriebspraktika sind für die Betriebe ein wich- geburtenschwache rücken nach. Diese Entwicklung ist tiger Baustein bei der Nachwuchsgewinnung. Die in ganz Deutschland festzustellen, und sie geht auch Lehrkräfte sind zentral wichtige Berater bei der Be- an Ostbayern nicht vorbei. Die Betriebe sind davon rufswahl. Aber bei rund 350 Ausbildungsberufen sind ganz besonders betroffen. Bis 2025 geht im Bezirk der sie ohne Praxiserfahrung schnell überfordert. Je mehr IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim die Zahl der sie Berufe und den betrieblichen Alltag von innen ken- Erwerbstätigen um rund 100.000 zurück. Die Zahl der nengelernt haben, desto besser und überzeugender Schulabgänger sinkt in diesem Zeitraum um rund 30 können sie ihre Schüler bei der Berufswahl informieren, Prozent, in einigen Landkreisen um mehr als 40 Pro- desto zielgenauer können sich die Schüler bewerben zent. Damit ist ein deutlicher Fachkräftemangel vor- und desto besser gelingt der Start in den Beruf. Davon programmiert. Viele Firmen stellen schon heute fest, profitieren alle Beteiligten. dass es auf allen Qualifikationsstufen schwieriger wird, Stellen zu besetzen. Dabei sind wir derzeit erst Die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim unter- am Anfang einer Entwicklung, die in den kommenden stützt und fördert die Idee der Lehrerbetriebspraktika. Jahrzehnten immer mehr Probleme bringen wird. Wir bitten alle Betriebe, Praktikumsplätze für Lehr- kräfte bereit zu stellen, und wir bitten die Lehrkräfte, Mittelschüler haben gute Chancen im Beruf sich aktiv um ein Lehrerbetriebspraktikum zu bemü- Was für den Stellenmarkt insgesamt gilt, macht sich hen. Diese Praktika machen Spaß, sie bringen allen Be- auch bei den Ausbildungsplätzen bemerkbar. Die Zahl teiligten ungeahnte Erkenntniszuwächse, und sie bau- der Stellenbewerber sinkt, die Zahl der angebotenen en Brücken, die den Schülern einen reibungslosen Ausbildungsplätze steigt. Immer mehr Firmen haben Übergang in den Beruf ermöglichen und den Betrieben Mühe, ihre Ausbildungsplätze mit guten Bewerbern zu langfristig bei der Sicherung ihres Fachkräftebedarfs besetzen. Das erhöht die Chancen für die Mittelschü- helfen. ler. Sie haben beste Aussichten, wenn sie motiviert und flexibel sind, positiv auftreten und zumindest ei- Regensburg, September 2011 nen halbwegs guten Hauptschulabschluss vorweisen können. Firmen müssen umdenken In früheren Jahren genügte es für die Ausbildungsbe- triebe, aus der Fülle der Lehrstellenbewerbungen die besten herauszusuchen. Heute reicht das nicht mehr. Die Firmen müssen aktiv auf die Schulen zugehen und Lehrkräfte wie Schüler frühzeitig für das Unterneh- men, seine Produkte und Berufe interessieren. Nur Dr. Jürgen Helmes dann haben sie die Chance, sich dauerhaft qualifizier- Hauptgeschäftsführer der IHK ten Nachwuchs zu sichern. Regensburg für Oberpfalz / Kelheim 4
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 5 Betriebspraktikum für Lehrkräfte Um die Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Mit- Auf der anderen Seite erfahren die Ausbilder sehr viel telschulen auf die Herausforderungen der Zukunft vor- über die Arbeit an der Schule. Dadurch kann ein reger zubereiten, ist eine Weiterentwicklung unserer Schu- Austausch in einer guten Zusammenarbeit zum Wohle len erforderlich. Im Schuljahr 2006/2007 wurde vom der Schülerinnen und Schüler aufgebaut werden. Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kul- tus eine Hauptschulinitiative gestartet unter dem Mit dieser Broschüre möchten wir Lehrkräfte ermun- Motto: Stark machen für die Zukunft, alle Talente för- tern, ein Lehrerbetriebspraktikum durchzuführen. dern. Regensburg, September 2011 Verstärktes Ziel ist es daher, die Haupt- und Mittel- schule konsequent zu einer stark berufsorientierten Schulform mit vielen Anschlussmöglichkeiten weiterzu- entwickeln. Die Regierung der Oberpfalz hat in Zusam- menarbeit mit den staatlichen Schulämtern und den Schulleitungen seit Langem vielfältige Anstrengungen unternommen, um die Ausbildungsreife unserer Schü- lerinnen und Schüler zu stärken. Die berufliche Orien- tierung stellt dabei ein wesentliches Merkmal der Hauptschule und der neuen Bayerischen Mittelschule dar. Dies dokumentieren die drei berufsorientierenden Zweige: Technik, Wirtschaft und Soziales und die en- gen Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft, den Richard Glombitza Berufsschulen und der Agentur für Arbeit. Insbesonde- Abteilungsdirektor Bereich Schulen re hat sich der Transfer der praktischen Erfahrungen der Regierung der Oberpfalz aus der Berufswelt in die Schule als sehr gewinnbrin- gend erwiesen. Aus diesem Grund ist uns das Betriebs- praktikum für Lehrkräfte ein besonderes Anliegen. Das Lehrerbetriebspraktikum bietet eine ideale Mög- lichkeit, betriebswirtschaftlich orientiertes Handeln sowie die Gestaltung von Arbeits- und Geschäftspro- zessen praxisnah zu erleben, um diese Erfahrungen in einen schülergerechten, berufsorientierenden Unter- richt einbringen zu können. 5
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 6 Wirtschaftsfaktor Bildung Der demografische Wandel im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim Große regionale Prognose Bevölkerungsentwicklung Geburtenrückgang – im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim Unterschiede bei der Veränderung 2029 gegenüber 2009 Bevölkerungsrückgang - Bevölkerungsentwicklung in Prozent Alterung Im Bezirk der IHK Regensburg für Oberpfalz 1960 kamen im Bezirk der IHK Regensburg / Kelheim leben derzeit etwa 1,19 Millio- für Oberpfalz / Kelheim 20.294 Kinder zur nen Menschen. Bis zum Jahr 2029 sinkt die Welt, 2009 waren es nur noch 9.457. Be- Gesamtbevölkerung um 2,7 Prozent auf reits seit 2001 ist die Zahl der Todesfälle 1,16 Millionen. Damit wird sich der be- größer als die der Geburten. Während der reits seit einigen Jahren abzeichnen- Geburtensaldo, also die Differenz zwischen de Trend weiter fortsetzen. Geburten und Sterbefällen, 1960 mit plus 8.981 sehr positiv war, lag er 2009 bei mi- Auch in Ostbayern nimmt der de- nus 2.672. mografische Wandel keine gleich- mäßige Entwicklung. Wie bereits Nicht nur der Rückgang der Einwoh- in der Vergangenheit werden sich nerzahl spielt eine Rolle. Gleichzeitig einzelne Teilregionen unter- wird die Alterung der Bevölkerung schiedlich entwickeln. Attrak- deutlich sichtbar. tive Regionen mit wirt- schaftlichem Poten- Die Personengrup- zial ziehen Men- pe der zwischen schen an, wäh- 18 und unter rend Regionen, die 65-Jähri- weniger Perspektiven gen stellte bieten, eher schrump- 2009 noch fen. Das bedeutet für 63,3 Prozent der Bevölke- den IHK-Bezirk, dass in rung; bis 2029 werden sie um 18 Prozent den kommenden Jahren nur die zurückgehen. Sie stellt dann 58,4 Prozent Stadt und der Landkreis Regensburg der Bevölkerung. Der Anteil der unter 18- sowie der Landkreis Kelheim mit einer Jährigen reduziert sich um mehr als zehn Bevölkerungszunahme rechnen können. In Prozent, die über 65-Jährigen nehmen um den übrigen Teilräumen wird die Bevölke- mehr als 36 Prozent zu. 2029 werden mehr rung zurückgehen. Vor allem die Landkrei- als 33 Prozent aller Einwohnerinnen und se Cham, Neustadt/WN, Tirschenreuth, Einwohner 60 Jahre und älter sein. und Amberg-Sulzbach sind von dieser Ent- wicklung betroffen. Hier gibt es erstaunli- IHK-Bezirk: -2,7% che Parallelen zur Situation in Deutschland und in Bayern: Norden und Osten verlieren, Süden und Westen wachsen. Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 6
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 7 Da die Jungen weniger und die Älteren Bevölkerungsbilanz IHK-Bezirk: Geburtensaldo mehr werden, steigt das Durchschnittsal- ter von derzeit 42,6 auf 47 Jahre. Das Tem- po dieses Anstiegs beschleunigt sich der- 23000 Geburtensaldo im IHK-Bezirk zeit dreimal schneller als in den vergange- 10000 nen Jahrzehnten. 21000 8000 6000 4000 Geburtensaldo 19000 2000 0 17000 -2000 -4000 Erwerbspersonenpotenzial 1960 1980 1995 2003 2005 2009 2001 2007 15000 schrumpft 13000 Die Einwohnerzahl und die Altersstruktur der Bevölkerung sind die entscheidenden 11000 Größen für die Entwicklung des Erwerbs- personenpotenzials, von dem wiederum 9000 Geborene die Entwicklung der Wirtschaft maßgeb- Gestorbene lich abhängt. 7000 5000 Als Erwerbspersonenpotenzial wird in der 1960 1980 1990 1995 2000 2003 2004 2005 2006 2008 2009 2002 1970 2001 2007 Regel die Altersgruppe der 18 bis unter 65-Jährigen betrachtet. Bis 2029 geht die- se Altersgruppe in der Oberpfalz um über Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 15 Prozent zurück. Für den Arbeitsmarkt der Region bedeutet das eine Verknappung des Arbeitskräfteangebots. Prognose Bevölkerungsentwicklung im IHK-Bezirk 2009 bis 2029 Wie bei der Bevölkerungsentwicklung wird nach Altersgruppen es bei der Entwicklung des Erwerbsperso- nenpotenzials und der Altersstruktur der Erwerbspersonen ebenfalls regional deutli- 800,0 764,0 755,8 757,4 che Unterschiede geben. Einzig die Stadt 740,8 712,8 Regensburg wird künftig mit einer Zunah- 700,0 678,4 me der Erwerbstätigen rechnen können. In den Landkreisen Regensburg, Neumarkt und Kelheim wird bis 2029 ein Rückgang 600,0 0 bis unter 18 Jahre von bis zu zehn Prozent zu verzeichnen Personen in Tsd. sein. Die Städte Amberg und Weiden sowie 18 bis unter 65 Jahre 500,0 die Landkreise Amberg-Sulzbach, Cham, 65 Jahre und älter Neustadt/WN, Schwandorf und Tirschen- reuth werden mit einem Rückgang von 10 400,0 bis 20 Prozent rechnen müssen. Die Erhö- 310,2 hung des Rentenalters auf 67 wird diesen 300,0 282,7 Effekt lediglich etwas abmildern. 260,0 230,5 244,3 226,9 Derzeit dominiert die Baby-Boomer-Gene- 200,0 211,8 197,2 ration der 40 bis 60-Jährigen das vorhan- 185,3 179,5 176,4 173,6 dene Arbeitskräftepotenzial. In den kom- 100,0 menden Jahren scheiden nacheinander 2009 2013 2017 2021 2025 2029 große Altersgruppen aus dem Erwerbsle- ben aus, während kleine nachrücken. Dies Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung macht sich besonders stark in den ländli- 7
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 8 Wirtschaftsfaktor Bildung Prognose Bevölkerungsveränderung im IHK-Bezirk 2029 gegenüber 2009 Gymnasien und Realschulen niederschla- in Prozent gen. Die Umwandlung der Hauptschulen in Mittelschulen bringt qualitative Verbesse- rung der bisherigen Hauptschule, wird aber gesamt -2,7 die rückläufigen Schülerzahlen dieser Schulart nicht stoppen. Positiv ist, dass die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschul- davon 18 bis unter 40 Jahre -12,4 abschluss (4,7 Prozent) in der Oberpfalz so gering ist wie nirgendwo sonst in Bayern. Schon heute klagen immer mehr Firmen davon 40 bis 60 Jahre -17,5 über ein rückläufiges Angebot an qualifi- zierten Lehrstellenbewerbern. Umso wich- tiger wird es künftig sein, dass die Betriebe davon 0 bis unter 18 Jahre -18,0 bereits in den Schulen Kontakte zu den jungen Leuten knüpfen, sie auf diese Wei- se frühzeitig für das Unternehmen, seine Berufe und Entwicklungsperspektiven in- davon 61 Jahre und älter 41,7 teressieren und sie dann durch eine Ausbil- dung oder ein Studium hindurch begleiten. So können sie Schülerinnen und Schüler dauerhaft als Mitarbeiter gewinnen. Leh- Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung rerbetriebspraktika sind dafür ein wichti- ges Hilfsmittel. chen Gebieten der nördlichen und mittle- Entwicklung der Schüler-, ren Oberpfalz bemerkbar (Landkreise Tir- schenreuth, Neustadt/WN, Amberg-Sulz- Studierenden- und Entwicklung der bach, Cham und Schwandorf). Weniger be- Absolventenzahlen Schulabgängerzahlen im troffen sind die Städte Amberg und Weiden IHK-Bezirk Oberpfalz / und die südwestlichen Gebiete des IHK-Be- Kelheim (16 bis 18-Jährige) zirks (Landkreise Regensburg, Neumarkt Um qualitativ hochwertige Produkte und und Kelheim). Am geringsten fällt die Zu- Dienstleistungen anbieten zu können, nahme der älteren Erwerbstätigen in der brauchen die Betriebe künftig mehr als bis- Regensburg-Stadt -10,8% Stadt Regensburg aus, die im Wettbewerb her qualifizierte Beschäftigte. Die Nachfra- Regensburg-Land -23,9% um junge Erwerbstätige von den Hoch- ge nach Hochschulabsolventen und Ar- Kelheim -20,0% schulen und der Attraktivität der Stadt beitskräften mit einer Qualifikation auf Neumarkt -31,8% profitiert. Meisterebene oder zumindest einem abge- Amberg-Stadt -30,2% schlossenen Ausbildungsberuf wird stei- Amberg-Sulzbach -39,1% Der Bedarf der Unternehmen an qualifi- gen, während die Nachfrage nach Personen Schwandorf -26,9% zierten Arbeitskräften wird in Zukunft eher ohne Ausbildung weiter deutlich zurückge- Cham -34,3% größer als kleiner. Wenn das Erwerbsperso- hen wird. Weiden -24,8% nenpotenzial künftig immer kleiner und Neustadt -35,5% immer älter wird, stehen die Betriebe vor Im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim wurden Tirschenreuth -42,1% großen Herausforderungen. Patentrezepte 2009 über 13.000 Kinder weniger einge- zur Lösung dieser Probleme gibt es nicht; schult als noch 2003. Das entspricht einem Quelle: Wegweiser Kommune jeder Betrieb wird seine individuellen Wege Rückgang von 20 Prozent. Aufgrund des finden müssen. Je früher er damit anfängt, anhaltenden Geburtenrückgangs wird sich umso besser wird er gerüstet sein. dieser Rückgang fortsetzen. Der Trend zur Höherqualifizierung wird sich weiterhin in höheren Schülerzahlen an den 8
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 9 1. Zielsetzung der Lehrerpraktika „Eine wichtige Aufgabe der Hauptschule Das Lehrerbetriebspraktikum intensiviert ist die Hinführung zur Arbeits- und Wirt- die Zusammenarbeit von Schulen und Un- schaftswelt. Die Schüler erwerben wirt- ternehmen und fördert das gegenseitige schaftliche, soziale, technische und recht- Verständnis. Außerdem bietet es eine idea- liche Grundkenntnisse, werden zu gezielter le Möglichkeit, ökonomische Strukturen, Erkundung, praktischer Erprobung und ge- betriebswirtschaftlich orientiertes Handeln danklicher Klärung ihrer Erfahrungen an- sowie die Gestaltung von Arbeits- und Ge- geleitet. Sie orientieren sich in der Welt der schäftsprozessen praxisnah zu erleben. Berufe, erfahren Unterstützung und Bera- Dies ist umso nötiger als die fortschreiten- tung bei der Wahl ihres Berufes. Sie gewin- de Entwicklung in Wirtschaftsbereichen, nen auch ein erstes Verständnis für die Strukturveränderungen in unterschiedli- Grundprinzipien, Chancen und Gefahren chen Regionen und die Globalisierung zu unserer von der Technik bestimmten Ar- neuen Qualifizierungen an bestehende und beitswelt und bereiten sich auf die Teil- zukünftige Arbeitsplätze führen. nahme am Arbeits- und Wirtschaftsleben als umworbene Konsumenten und als Pro- Nach einem erfolgreich durchlaufenen duzenten von Gütern und Dienstleistungen Lehrerbetriebspraktikum tragen die Lehrer vor.“ (Lehrplan Hauptschule, Grundlagen neue Ideen in den Schulalltag. Davon pro- und Leitlinien) fitieren die Schüler und die Kollegen. „Kultusminister Spaenle: ’Unsere Haupt- schulen bereiten die Schüler gut auf das Berufsleben vor…’ Zentrales Anliegen der Hauptschulinitiative ist es laut Spaenle, die Kernkompetenzen der Schüler zu stärken und ihr Arbeits- und Sozialverhalten zu ver- bessern. (Pressemitteilung vom 03.02.2009) „Die Mittelschule als Hauptschule mit ei- nem sehr breitgefächerten Bildungsange- bot eröffnet den Schülern neue Chancen Schülerinnen auf Hochrädern anlässlich der Auftakt- auf dem Weg in den Beruf“, betonte der veranstaltung zur Hauptschulinitiative im Mai 2007 bayerische Kultusminister. in Ingolstadt. „Zentrale Elemente der Mittelschule in Bayern sind mehr berufliche Orientierung und mehr individuelle Förderung. Die be- rufliche Orientierung stellt das Alleinstel- lungsmerkmal der Haupt- und Mittelschu- le dar. Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft sind dabei unerlässlich“, so Mi- nister Dr. Ludwig Spaenle. 9
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 10 Wirtschaftsfaktor Bildung 2. Nutzen für Lehrer und Schule, Schüler und Betriebe Welche Vorteile bietet das Lehrer- Welche Vorteile haben Schüler vom Welche Vorteile bieten sich betriebspraktikum für Lehrer und Betriebspraktikum ihres Lehrers? den Betrieben? Schule? Die Schüler Stefan Lippert und Michael Personalleiter der Hamm AG in Tirschen- Konrektor Thomas Burger hat selbst schon Schweimer profitieren auch vom Praktikum reuth Udo Kasseckert und Ausbildungsleiter Erfahrungen in unterschiedlichen Lehrer- ihres Lehrers: Josef Dill geben aus ihrer Sicht Auskunft: betriebspraktika gesammelt. Er sieht unter anderem folgende Vorteile: • Bei manchen Lehrern merkt man • Wir haben durch das Betriebsprakti- schon, dass sie vom Handwerk wenig kum für Lehrer einen guten Kontakt • Das gegenseitige Verständnis von Ahnung haben. Bei unserem Lehrer ist zur Schule bekommen, der in vielfälti- Betrieb und Schule wurde gefördert. das anders. ger Weise genutzt wird. So können • Ich erhielt einen guten Einblick in die wir Anforderungen, die unser Betrieb • Wir dürfen in diesem Jahr im berufs- Auswahlkriterien bei der Lehrstellen- an die Schüler stellt, über den Lehrer orientierenden Zweig Technik in der besetzung. an seine Schüler vermitteln. Lehrlingswerkstatt der Firma arbeiten. • Die betriebliche Wirklichkeit kann Darauf freuen wir uns schon. • Durch die Arbeit mit dem Lehrer er- man nicht durch Gespräche, sondern fahren wir viel über die Probleme der • Klar – vieles kann man im Buch lesen. nur durch die unmittelbare eigene Schule und auch der Schüler. Wenn dann aber unser Lehrer Bei- Erfahrung kennenlernen. spiele bringt, versteht man es besser. • Missverständnisse und Probleme lassen • Ein guter Kontakt zum Betrieb bietet sich durch einen guten Draht zueinan- • Er hat zusammen mit Lehrlingen im vielfältige Möglichkeiten zur Zusam- der leicht beseitigen. Betrieb gearbeitet. Deshalb weiß er, menarbeit. wie es dort läuft. Im Fach Arbeit- • Unsere Lehrlinge müssen ihr Wissen • Ich kann meine Unterrichtsinhalte Wirtschaft-Technik hören wir immer an den Lehrer weitergeben und stei- in der Realität überprüfen und sehen, wieder Beispiele aus der Firma. gern dabei ihre Sozial- und Kommuni- ob sie noch aktuell sind. kationskompetenz. Thomas • Der Kontakt zu Lehrern, die unsere Burger zukünftigen Lehrlinge ausbilden, ist uns immens wichtig. Der Lehrer er- fährt bei seiner Arbeit, welche Krite- rien wir für die Ausbildungsreife un- serer Auszubildenden haben. Josef Dill und Udo Kasseckert 10
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 11 3. Organisationsformen Lehrerbetriebspraktika werden in verschie- tikum für die mitwirkenden (Fach-) Lehrer 3.1 Schulamt denen Schularten angeboten und empfoh- in unterschiedlichen Unternehmen der Me- len, in manchen Bundesländern sind sie tall- und Elektroindustrie sowie eine Besonders in relativ großen Schulamtsbe- auch Pflichtveranstaltung. Da es sich bei Schlussveranstaltung, die dem Austausch zirken wird die Organisation der Lehrerbe- der Realisierung von Lehrerbetriebsprakti- und der Reflexion der gewonnenen Erfah- triebspraktika direkt vom zuständigen ka um ein aufwändiges Verfahren handelt, rungen diente. Staatlichen Schulamt durchgeführt. Für al- das aber notwendig ist, um den Erfolg ei- le Beteiligten ist es eine verlässliche An- nes solchen Vorhabens zu sichern, ist es laufstelle, die jederzeit Auskunft geben wichtig diese Aufgabe in professionelle kann, die über die notwendigen Kontakte Hände zu legen. In Bayern liegt die Durch- zur Wirtschaft und unterstützenden Orga- führung bei den einzelnen Schulämtern nisationen verfügt und auch förderliche (KMS vom 3. Juli 1984). Seitdem haben Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Ansprech- sich in den einzelnen Schulamtsbezirken partner für Lehrerbetriebspraktika an den unterschiedliche Organisationsformen ent- jeweiligen Schulämtern finden sich im An- wickelt. hang 8.6. Exemplarisch für das Vorgehen in den ein- zelnen Regionen beziehen sich die weite- ren Ausführungen vornehmlich auf die 3.2 Koordinierungsteams Vorbereitung, die Durchführung und die Konrektor Mathias Wicke und Fachlehrer Nachbereitung von Lehrerbetriebspraktika Heinz Freymann im Praktikum Die Organisation des Praktikums über ein im Landkreis Schwandorf. Zusätzlich wird Koordinierungsteam bietet sich dann an, im Kapitel „Good-Practice-Beispiele“ auf wenn auf Schulamtsebene auf entspre- zwei Sonderformen einer intensiven Ko- Die mitwirkenden Multiplikatoren vertief- chend motivierte und ausgebildete Kräfte operation zwischen Schule und Wirtschaft ten die neu gewonnenen Erkenntnisse im zurückgegriffen werden kann. Dieses Koor- eingegangen, die es den am Projekt betei- „Netzwerk Schule und Lehrwerkstatt“, das dinierungsteam sorgt weitgehend eigen- ligten Lehrkräften ermöglichen wollen, vom ZAB ins Leben gerufen wurde. Die zu- ständig für das Angebot und die Durchfüh- über einen längeren Zeitraum aktiv in den ständige Beraterin Regina Albrecht küm- rung solcher Lehrerpraktika. jeweiligen Partnerfirmen der Schule mitzu- merte sich um die Gewinnung von aufge- arbeiten. schlossenen Partnerunternehmen aus der Oberpfalz und gab ihre Kontakte an die an- Im Regierungsbezirk Oberpfalz fand 2005 wesenden Multiplikatoren weiter, die diese eine Neustrukturierung des Lehrerbetriebs- wiederum an interessierte Kolleginnen und praktikums statt. Initiiert und durchgeführt Kollegen übermittelten. Letztlich wurde wurde dieses Projekt vom Zentrum für Aus- dadurch auch noch mehr Jugendlichen die bildungsmanagement Bayern (ZAB) und Chance gegeben, in ein Ausbildungsver- der Regierung der Oberpfalz. hältnis zu gelangen. Seit 2005 sind im Re- Die fünftägig angelegte Veranstaltung be- gierungsbezirk Oberpfalz sehr unterschied- inhaltete neben einer Auftaktveranstal- liche Wege beschritten worden, Schule und tung, bei der namhafte Vertreter aus Schu- Wirtschaft in verstärktem Maße einander SchuleWirtschaft – Koordinierungstreffen im Schul- le und Wirtschaft als Referenten anwesend näher zu bringen. amtsbereich Neumarkt waren, ein dreitägiges Lehrerbetriebsprak- 11
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 12 Wirtschaftsfaktor Bildung Folgende Aufgaben kommen auf das Schulamt 3.4 Übersicht der Ansprech- oder Koordinierungsteam zu: partner im Regierungsbezirk • Suche nach geeigneten Ausbildungsbetrieben, die Praktikumsplätze anbieten Oberpfalz • Ausschreibung zur Lehrerfortbildung • Organisation und Durchführung eines Vorbereitungsseminars und einer Abschluss- Diese Karte verweist auf die Ansprechpart- ner und die jeweiligen Multiplikatoren, die veranstaltung für das Sachgebiet Lehrerbetriebspraktikum • Koordination der Praktika in Absprache mit den Bewerbern, den Firmen, an den einzelnen Schulämtern im Regie- den Schulleitungen und dem Schulamt rungsbezirk Oberpfalz zuständig sind. Zu- • Besuch der Firmen, Vorgespräche mit den Ausbildungsleitern sätzlich können auch Informationen zu den Sonderformen in Tirschenreuth und Wei- • Bereitstellen der nötigen Formalitäten, z. B. Praktikumsvertrag, Firmenprofile herhammer in Erfahrung gebracht werden. • Begleitende Teamsitzungen 3.3 Sonderformen reuth und die Firma BHS Corrugated in Weiherhammer (Landkreis an Einzelschulen Neustadt/WN), vgl. Punkt 7.4. Übergeordnete Stellen Lehrerbetriebspraktika sind dann beson- müssen rechtzeitig infor- ders effizient, wenn diese kontinuierlich miert werden, die verant- stattfinden. Diese Form der Lehrerfortbil- wortliche Realisierung dung bringt, bedingt durch die gebotene liegt dann in den Hän- Aktualität und den ständigen Austausch den der jeweiligen aller Beteiligten, den größten Erfolg. Der Schulleitung..... Forderung nach derartiger „Kooperation vor Ort. von Schule und Wirtschaft“ (Ausbildungs- pakt) kann nachgekommen werden, wenn die örtlichen Voraussetzungen das zulas- sen. Partnerfirmen, die auf eine mehrjähri- ge und sehr intensive Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort großen Wert legen, sind z. B. die Firma Hamm AG in Tirschen- Anschriften und An- sprechpartner im Anhang 8.6 Bild links: Der Ausbilder und ein Auszubildender der Firma Kamun leiten die Fachlehrerin Renate Bauer an. Bild rechts: Fachlehrer Robert Fuchs (vorne sitzend) und Konrektor Werner Winderl (hinten sitzend) werden von Auszubildenden der Firma Mühlbauer, Roding, beraten. 12
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 13 4. Vorbereitungsphase 4.1 Allgemeines deratorin überwachen und begleiten sollte. In Gruppenarbeitsphasen können die Er- kundungsaspekte erarbeitet und festgelegt Bevor das Praktikum angeboten werden kann, müssen werden. Die Einbeziehung anwesender Fir- von den Planern verschiedene Aufgaben erledigt werden: menvertreter trägt erfahrungsgemäß zur größeren Vielfalt bei. Eventuell findet sich • Absprache mit dem Schulamt, Bereich „Lehrerfortbildung“ auch ein Lehrerpraktikant aus dem Vorjahr, • Rekrutieren von Praktikumsplätzen der über seine Erfahrungen berichtet. Noch interessanter wird es, wenn er im Doppel dabei helfen in der Regel mit seinem betrieblichen Partner auftritt. - Arbeitskreise „Schule/Wirtschaft“ Für den zeitlichen Rahmen genügt in der - Arbeitgeberverbände Regel ein Nachmittag (14.30 Uhr bis ca. - Industrie- und Handelskammer 17.00 Uhr). Am Ende dieses Seminars soll- - Handwerkskammer ten die Teilnehmer wissen, was sie in ihrem Praktikum erwarten wird, z. B. dass als - Eigeninitiative der Koordinatoren (bei großen Betrieben anfragen) „Hausaufgabe“ das Praktikum dokumen- - Eigeninitiative der Praktikanten (Betriebe in Schulnähe) tiert und bei der Schlussveranstaltung, et- • Absprache mit den Schulleitungen wa in Form einer Computerpräsentation, • Ausschreibung der Maßnahme – eventuell mit Auftaktveranstaltung vorgestellt werden soll. • gegebenenfalls Verpflichtung eines Referenten für die Auftaktveranstaltung Während der Veranstaltung oder unmittel- bar danach sollte ein Kontakt mit dem Be- • Vorläufige Zuordnung der Lehrer/innen zu den Praktikumsplätzen trieb hergestellt worden sein. Der Verant- • Gesetzliche Auflagen eruieren (z. B. Gesundheitszeugnis) wortliche im Betrieb sollte die Erkun- • Unterrichtung der Firmen über voraussichtliche Praktikumsbewerber/ dungsaspekte erhalten, um so Weichen Anfordern eines Firmenprofils und Praktikumsplanes (siehe Anhang) stellend das Praktikum intentional beein- flussen zu können. • Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt (optional) • Zusammenarbeit mit den Kammern (optional) 4.2 Vorbereitungsseminar Gastgeber verfügen bisweilen über attrak- tivere Räume und über erweiterte Mög- Ort des Seminars lichkeiten zur Verpflegung. In diesem Falle bietet es sich an, eine Betriebsführung in Für den Ort des Seminars bietet sich z. B. die Tagesordnung einzubauen. eine zentral gelegene Schule an. Als prak- tikabel erwiesen hat sich auch das Berufs- informationszentrum (BIZ) der Arbeits- Moderation und Verlauf agentur. Es ist aber ebenso denkbar, dieses des Vorbereitungsseminars Seminar bei den Kammern bzw. Verbänden durchzuführen oder in den Räumen eines Unentbehrlich ist ein fester Ablaufplan, beteiligten Unternehmens. Betriebe als dessen Einhaltung ein Moderator/eine Mo- 13
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 14 Wirtschaftsfaktor Bildung Mögliche Tagesordnung eines Vorbereitungsseminars Anmerkungen Ort (Firmenanschrift, Schulanschrift, …) Welche Region wird abgedeckt? Wann kann die Veranstaltung beginnen? Tagesordnung der Einführungsveranstaltung (Datum) Zeitnähe zum Praktikum! 14.30 Uhr Begrüßung (Multiplikator, „Hausherr“) Grußwort (Vertreter des Betriebes) Grußwort (Vertreter des Schulamtes) 14.45 Uhr Vorstellung der Multiplikatoren und der Konzeption 15.00 Uhr Vorstellung des (Betriebes) und dessen Ausbildung Ist ein weiter gefasster Zeitrahmen möglich, (Personal-, Ausbildungsleiter, ...) bietet sich natürlich eine Betriebsbesichtigung an! 15.30 Uhr PAUSE 15.45 Uhr Einweisung in die Betriebspraktika mit Aufgabenstellung (Betrieb, Multiplikator) (Multiplikator, Firmenvertreter) Auf jeweiligen Praktikumsbetrieb ab- - Informationsblatt gestimmt nach Zeit/Treffpunkt/Inhalt/Ablauf/ - Aufgabenstellung Besonderheiten - Hinweis auf Ergebnispräsentation Ergebnis als PowerPoint? 16.15 Uhr Erfahrungsbericht zum Betriebspraktikum Rückgriff auf vorhandene Multiplikatoren- (Multiplikatoren, Firmenvertreter) Präsentationen 16.45 Uhr Aussprache und Sonstiges evtl. Erwartungen und Vorstellungen im „Blitzlicht“ 14
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 15 5. Durchführungsphase 5.1 Allgemeines ein Auszubildender den Lehrerpraktikanten oder die Lehrerpraktikantin zeitweise be- Das Praktikum findet in der Regel in einem treuen. Dieser Einsatz hat einen doppelten Betrieb statt. Während des Praktikums ist Effekt: Aus dem Lernenden wird ein Leh- der Betrieb auch „Dienstort“ der Lehrkraft, render und umgekehrt. das bedeutet, Tagesbeginn und –ende, Pau- sen, Schutzvorrichtungen etc. unterstehen So wurden nicht nur Inhalte, sondern auch der Betriebsordnung. Gefühle und Befindlichkeiten vermittelt – Genaue Absprachen mit dem Betrieb im wichtige Erkenntnisse, die Thomas Burger Vorfeld sichern den Erfolg dieser Realpha- später gut an Schülerinnen und Schüler se. Hierbei ist es wichtig, dass der Lehrer- weitergeben konnte. Alle Arbeiten, die praktikant einen Überblick über den ge- Schülerpraktikanten ausführen können, samten Bereich erhält (Betriebsrundgang, wurden auch dem Lehrer „zugemutet“. Film, Broschüre u. a.). Praktische Tätigkei- ten sollen aber im Mittelpunkt stehen. Konrektor Thomas Burger im Austausch Beispiel: Ablauf eines dreitägigen mit einem Azubi Praktikums bei der Firma MMM in Stadlern 5.2 Möglicher Ablauf – Am Ende der Realphase wird ein abschlie- aufgezeigt am Beispiel des Inhalte des ßendes Gespräch mit den Praktikanten ge- dreitägigen Praktikums: führt, um eventuell Fragen klären zu kön- Lehrers Thomas Burger nen oder Informationen zu ergänzen. Ein bei der Firma MMM in wichtiger Aspekt ist auch die Auslotung • Vorstellung der MMM-Gruppe der beruflichen Chancen und Möglichkei- Stadlern und deren Ausbildung ten unserer Haupt- und Mittelschüler ne- • Betriebsrundgang/Einweisung in ben den Bewerbern anderer Schularten. Inhalt und Ablauf des Praktikums waren das Thema Arbeitssicherheit vor Beginn festgelegt. Im Vorfeld hatte • Projekt „Metallbearbeitung“ auch ein Gespräch zwischen Firmenvertre- ter und Lehrerpraktikanten stattgefunden. - Tätigkeiten: Anreißen, Bohren, Ein Rundgang durch den Betrieb sollte ei- Gewindeschneiden, Fräsen ne erste Übersicht gewähren. Hierbei wur- - Betreuung: Ausbildungsleiter de auf Besonderheiten und Unfallverhü- Linus Scharl tungsmaßnahmen hingewiesen, denn selbstverständliche Dinge für betriebliche Sonstiges: Mitarbeiter können für einen Praktikanten • Arbeitszeit: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr möglicherweise „Neuland“ bedeuten. • Festes Schuhwerk erforderlich Wichtig ist, dass der Lehrer oder die Lehre- • Arbeitskleidung mitbringen rin immer auf eine Bezugsperson zurück- greifen kann, wenn es Fragen gibt. Diese • Kantine für Brotzeit und Mittagessen Person muss nicht zwangsläufig der Aus- im Hause bildungsleiter sein, vielmehr kann hier z. B. 15
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 16 Wirtschaftsfaktor Bildung 6. Nachbereitung des Lehrerbetriebspraktikums 6.1 Allgemeines 6.2 Abschluss-/Reflexionsveranstaltung Es hat sich für alle Beteiligten als äußerst gewinnbringend erwiesen, wenn das im Möglicher Teilnehmerkreis Praktikum Erlebte in Form von Präsenta- tionen (Kurzfilme, angefertigte Werkstücke • Firmenvertreter …) einander transparent gemacht wird. Die • Lehrerpraktikanten nachfolgende Auflistung gewährt einen • Vertreter der Schulaufsicht detaillierten Einblick in die vielfältigen • Abordnungen von IHK Möglichkeiten und Schwerpunkte bei der Nachbereitung und Reflexion von Lehrer- und Handwerkskammer betriebspraktika. Wie eine gelungene Ab- • Berufsberater schlussveranstaltung im Konkreten ablau- • Beteiligte Azubis fen kann, wird im folgenden Kapitel • Interessierte Kollegen „Good-Practice-Beispiele“ aufgezeigt. Konrektor Peter Danninger bei der Arbeit Warum ist eine Nach- bereitung unerlässlich? Mögliche Inhalte für den Praktikumsbericht/ Präsentation des Lehrers • Vermitteln von Eindrücken aus den Praktikumsbetrieben • Übersicht über den Praktikumsbetrieb • Gedankenaustausch mit • Beschreibung der eigenen Tätigkeiten im Praktikumsbetrieb Firmenmitarbeitern, -vertretern • Bewusstsein über eigene Fähigkeiten • Austausch mit anderen Lehrer- • Erfahrungen / Beobachtungen als Lehrerpraktikant: praktikanten (Metall, Elektrotechnik, - Ausbildungsberufe im Praktikumsbetrieb Kunststoffverarbeitung, Dienstleistung - Weiterbildungsmöglichkeiten im Praktikumsbetrieb und Service, Einzelhandel, Nahrungs- - Arbeitsplätze im Wandel mittel) - Neue Berufsbilder • Erfahrungsaustausch mit Abordnungen - Einfluss der Arbeitsmarktsituation auf den Praktikumsbetrieb von IHK und/oder Handwerkskammer - Personalentwicklung im Praktikumsbetrieb • Erfahrungen reflektieren, bündeln - Neue Technologien, Arbeitsabläufe, Innovationen im Praktikumsbetrieb und für die Schule/Kollegen - Die heimische Wirtschaft im Sog der Globalisierung aufbereiten • Allgemeine Beobachtungen im Praktikumsbetrieb • Anregungen für den Unterricht (z. B. Höflichkeit, Umgangsformen) • Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Lokal- • Kritische Auseinandersetzung mit dem Praktikum (Reflexion) fernsehen) 16
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 17 Mögliche Inhalte für die Firmenvertreter/Reflexion 6.3 Weiterarbeit mit den gewonnenen Erkenntnissen • Betriebsrundgang der Lehrerpraktikanten mit/ohne Erkundungsaufträge • Einführung in das Berufsbild • Sicherheitsauflagen Transfer in die Schule • Praktische Arbeit mit Unterweisung (diese erfolgt eventuell durch Azubis) • Wie lässt sich eine Betriebserkundung • Beobachtungsaufgaben z. B. für höher qualifizierte Tätigkeiten im Praktikumsbetrieb für Schüler- gruppen organisieren? Evaluation • Welche besonderen Kooperations- • Unerlässlich für die Planung weiterer Praktika formen der Schule mit dem • Verbesserungsvorschläge zur Planung, Durchführung und Nachbereitung Praktikumsbetrieb wären möglich? • Fragebogen an teilnehmende Lehrkräfte und an Firmenvertreter (Partnerschule - vgl. Kapitel 7) (s. Anlage „Feedback“) Weitergabe des Fragebogens an die Steuergruppe Persönliche Nachbereitung Teilnahmebestätigung/Zertifikat • Welche Teile des Lehrplans stelle • Bestätigung über die Teilnahme am Lehrerpraktikum mit Zertifikat ich als Lehrer besonders in den • Kopie in Personalakte (siehe Anlage „Zertifikat“) Vordergrund? • Welche neuen Möglichkeiten für mehr Praxisbezug des Lehrplans erkenne ich? • Wie lassen sich Grundkompetenzen, wie im Praktikumsbetrieb als notwendig erkannt, noch besser vermitteln? Auf dem Hauptschulkongress in Ingolstadt wurde das bayernweite Projekt mit der Hamm AG vorgestellt. 17
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 18 Wirtschaftsfaktor Bildung 7. Good-Practice-Beispiele 7.1 Abschlussveranstaltung im Schulamtsbereich Schwandorf (11. Juli 2007/Neunburg v. W.) Tagesordnung 14.30 Uhr Begrüßung durch Herrn Georg Kick, Schulrat am Staatlichen Schulamt Schwandorf 14.40 Uhr Grußworte: 1. Herr Franz Hübl, Regierungsschulrat 2. Herr Hans Hilburger, Rektor der Hauptschule Neunburg vorm Wald 3. Frau Regina Albrecht, Zentrum für Ausbildungsmanagement Bayern (ZAB) 4. Firmenvertreter Frau Angela Klotz, Ausbildungsleiterin der Firma Klug Herr Guido Vienenkötter, Betriebsleiter der Firma Wolf, Schwandorf Herr Norbert Wagner, Ausbildungsleiter der Firma Gerresheimer Wilden Herr Hubert Obendorfer, Chef des Landhotels Birkenhof Herr Linus Scharl, Ausbildungsleiter der Firma MMM Stadlern 15.15 Uhr Moderation: Das Lehrerpraktikum im Rückblick – a) was hat es den Lehrkräften gebracht, b) welchen Nutzen hat die Schule, c) welchen die Schüler, d) wie stehen die Firmen dazu? Beide Seiten – die Betriebe und auch die Lehrer – hatten in den vergangenen Tagen und Wochen die Gelegenheit, sich gegenseitig zu beschnuppern und kennenzulernen. Die Absicht war ja auch, dass man mit- einander und nicht so viel übereinander redet. • Was in der Schule oft abgeht, kann sich ein Personalchef oder ein Betriebsleiter ja nicht so genau vorstellen. Es ist ja die Situation von Schule zu Schule wieder ein wenig anders, es gibt regionale und soziale Unterschiede, überdies ändert sich im Schulsystem immer mehr. • Ebenso ist es sicherlich von Nutzen, wenn wir Lehrkräfte einmal einen Blick über den Zaun tun, um zu sehen, was unsere Schüler nach dem Schulabschluss erwartet. Die betriebliche Ausbildung und der betriebliche Alltag sollte wenigstens für drei Tage einmal von Lehrkräften erlebt werden. Diese hautnahe Begegnung ist durch kein noch so gutes Buch zu ersetzen. Schüler haben dahingehend manchen Lehrkräften gegenüber einen Informationsvorsprung durch das Schülerpraktikum. 15.20 Uhr Vorstellung der einzelnen Praktika durch die Lehrkräfte in Form kurzer PPT- Präsentationen 15.45 Uhr Pause 18
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 19 16.15 Uhr Fortsetzung der Präsentationen 16.45 Uhr Fazit Anregungen für die kommenden Praktika durch die diesjährigen Teilnehmer / Ausblick auf die Lehrerpraktika im neuen Schuljahr / Aushändigen der Fortbildungsbescheinigungen durch das Schulamt und der Zertifikate durch die Firmenvertreter 17.00 Uhr Verabschiedung 7.2 Zeitungsmeldungen Mittelbayerische Zeitung, Regensburg Neuer Tag, Weiden 19
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 20 Wirtschaftsfaktor Bildung 7.3 Berichte Prüflinge gefunden hatte. So konnten wir Erfahrungen und Auskünfte aus erster von Praktikanten einen kleinen Beitrag zur außerschulischen Hand zurückgreifen. Deshalb empfehle ich Entwicklung unserer Schule leisten und die jeder Lehrkraft an Haupt- und Mittelschu- Zusammenarbeit mit der regionalen Wirt- len, dass sie die Möglichkeit eines Lehrer- schaft fördern. Außerdem hatte Herr Oben- praktikums nutzen sollte und in direkten Gastronomie dorfer angeboten, einen Schüler aus dem Kontakt mit der Berufswelt tritt, um zu se- Hannelore Wild, Fachlehrerin Kreis der Quali-Prüflinge als Azubi bei sich hen, wie in den Betrieben heute gearbeitet Ernährung/Gestaltung aufzunehmen. wird und diese aktuellen Entwicklungen in die Schulen zu tragen. Schon seit vielen Jahren beschäftigte ich Das Lehrerpraktikum hat somit nicht nur mich mit der Frage, ob unser Fachunter- für mich neue Erkenntnisse gebracht, son- Unendlich wertvoll ist zudem die dadurch richt im Bereich Soziales den Ansprüchen dern kann auch zukünftigen Entlassschü- entstandene Zusammenarbeit des Betrie- und Zielen späterer Ausbildungsbetriebe, lern und -schülerinnen unserer Schule von bes mit der Schule. Kennametall stellt uns z. B. Hotelküchen, Bäckereien, Konditoreien Nutzen sein. Praktikumsplätze für unsere Schüler zur usw., gerecht wird. Deshalb habe ich sofort Verfügung. Und ich kann im Vorfeld bereits die Gelegenheit ergriffen, ein Lehrerprakti- sicher sein, wie erstklassig sie dort betreut kum in einer Hotelküche zu absolvieren, als Metallberuf werden. So kann ein Lehrerpraktikum kon- Herr Oppelt die Initiative des „zab“ in einer Karin Koller, Lehrerin kret Zukunftschancen für unsere Schüler schulinternen Fortbildung vorstellte. eröffnen! Zum ersten Mal las ich in einem Zeitungs- Fachlehrerin bericht von den Erfahrungen einer Lehrerin Hannelore in einem Lehrerpraktikum. Mir war sofort Systemhaus Wild klar, wie wichtig ein wirkliches Eintauchen Marina Schießl, Lehrerin im Praktikum in die Betriebs- und Arbeitswelt für Lehrer ist, so dass ich mich sofort anmeldete, als Als in meinem Schulamtsbezirk ein Lehrer- das Angebot dazu an die Schule kam. Drei praktikum in verschiedenen Betrieben an- Tage besuchte ich zusammen mit einem geboten wurde, war für mich schnell klar: Kollegen die Ausbildungswerkstätte der Da möchte ich mitmachen. Drei Tage in das Firma Kennametall in Vohenstrauß. Be- Arbeitsleben „draußen“ schnuppern und wusst hatte ich mir ein Berufsfeld ausge- aus erster Hand erfahren, welche Qualifi- sucht, zu dem ich keinerlei Vorerfahrungen kationen unsere Schülerinnen und Schüler mitbrachte und dementsprechend unbe- wirklich brauchen – diese Möglichkeit darft ging ich an die Sache heran. Zwei wollte ich mir nicht entgehen lassen. Die Drei Tage, jeweils von 15.00 Uhr bis 22.00 Auszubildende waren uns als „Lehrherren“ hohen Erwartungen wurden nicht ent- Uhr, war der Chefkoch und Besitzer des an die Seite gestellt, um unser Werkstück, täuscht. Zusammen mit zwei weiteren Kol- Hotels Birkenhof Hubert Obendorfer mein von dem wir nur unseren Plan hatten, in leginnen besuchte ich die Firma Klug Arbeitgeber. Ich musste Gemüse putzen dieser Zeit zu bewältigen. GmbH Integrierte Systeme in Teunz, wo wir und schneiden, Suppenhühner auslösen, sehr gerne aufgenommen wurden und uns große Mengen Serviettenknödel kneten Durch viele Gespräche mit den Ausbildern als willkommene Gäste gefühlt haben. Per- und formen, Suppen passieren und vieles und Auszubildenden gewann ich prakti- sonal- und Ausbildungsleiterin Angela mehr. Anstrengend – aber interessant! sche, spürbare Einblicke und Eindrücke in Klotz nahm sich sehr viel Zeit für uns und Grundtechniken wie sie im Fachunterricht die Firma, vor allem in das Berufsfeld und auch alle anderen Mitarbeiter beantworte- erlernt werden, kommen nach wie vor zum Arbeitsmaterial Metall, in die Situation ten gerne und ausführlich unsere vielen Tragen. Verhaltensweisen, wie z. B. Team- und die Anforderungen der Ausbildung. Fragen. Außerdem wurde uns jeweils ein arbeit, Sauberkeit, Flexibilität, Konzentrati- Diese Erfahrungen helfen mir jetzt insbe- eigener PC-Arbeitsplatz zur Verfügung ge- on und Kommunikation sind Kompetenzen, sondere als Lehrerin einer Praxisklasse die stellt. die auch in unserem Unterricht gefordert Voraussetzungen, die dieses Arbeitsfeld und gefördert werden. Besonders erfreut aufwirft, mit den Fähigkeiten der Schüler Zum besseren Kennenlernen des Betriebs war ich über die Tatsache, dass Herr Oben- abzugleichen und beurteilen zu können, bekamen wir eine Führung, bei der wir dorfer eine Einladung zu unserem späteren inwieweit dieser Bereich und in welchem Lehrlinge verschiedener Berufe bei ihren „Quali-Essen“ angenommen hatte und sehr Ausbildungsberuf der Jugendliche geeignet Tätigkeiten beobachten konnten. Wir wur- lobende Worte über die Arbeit meiner sein könnte. Vor allem kann ich auf eigene den aber auch selbst gefordert – Markus 20
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 21 Zinkl, Auszubildender als Fachinformatiker Seniorenheim Die Altenpflegerinnen und –helferinnen im 1. Lehrjahr, schulte uns im Programm Christine Lischka, Fachlehrerin begleitete ich während des Tagesablaufes Visuell Basic. So bekamen wir praxisnah ei- Ernährung/Gestaltung auf dieser Station. Die Bewohner waren nen kleinen Einblick in die Tätigkeit eines demenzkrank, das heißt, dass sie in einem Fachinformatikers und vor allem in die ge- Im Zuge der Fortbildungsveranstaltungen geregelten Tagesablauf permanent beauf- forderten Qualifikationen dieses Berufes habe ich, Christine Lischka, zusammen mit sichtigt werden mussten, um vor sich wie logisches Denken und genaues Arbei- meiner Kollegin Barbara Hauer das Lehrer- selbst geschützt zu werden. Die anfängli- ten – Eignungen, auf die vor allem auch im praktikum im Senioren- und Pflegeheim chen sehr großen Berührungsängste, einer Fachunterricht Wert gelegt wird. Sehr ge- „Am Miesberg“ in Schwarzenfeld absol- mir fremden Person mit dem Waschen der winnbringend waren für mich als Fachleh- viert. Die Wahl fiel auf diese Praktikums- Hände, dem Bekleiden, dem Essen einge- rerin für den Bereich Wirtschaft die Ge- stelle, um möglichst viele Informationen ben (der fachlich korrekte Ausdruck für spräche mit Jasmin Klug, der Ausbildungs- aus mehreren Berufssparten sammeln zu „füttern“), Konversation zu führen mit leiterin der Bürokaufleute, und Frau Biegerl können, denn dort hatten wir die Möglich- Menschen, die sogleich das Gesagte ver- aus der Buchhaltungsabteilung. So konn- keit in den Berufsalltag der Hauswirtschaf- gessen, wurden geringer. Trotz des profes- ten wir sehr detailliert erfahren, welche terin, des Kochs, der Altenpflegerin sowie sionellen, freundlichen Teams auf der Sta- Lehrplaninhalte im Berufsleben vor allem der Altenpflegehelferin hineinzublicken. tion war ich froh, ansonsten in einem Be- benötigt werden und auf welche im Unter- Aus dem Bestätigungsschreiben konnte ich ruf zu arbeiten, der junge und gesunde richt verstärkt eingegangen werden soll. Es herauslesen, dass das Senioren- und Pfle- Menschen ins Leben begleitet. beruhigte mich sehr, zu erfahren, dass der geheim über 129 vollstationäre Betten ver- Unterricht in diesem Bereich relativ gut auf fügt, eine beschützende, geronto-psychia- Rückblickend kann ich nun sagen, der re- die späteren Anforderungen abzielt. Spe- trische Spezialabteilung vorhanden ist und spektvolle Umgang mit psychisch erkrank- ziell im Bereich Buchführung wurde mir Personen von Pflegestufe 0 - 3 in diesem ten, alten Menschen, die fachliche Kompe- bestätigt, dass in der Schule gute Grundla- Haus betreut werden. Darunter konnte ich tenz sowie das positive Miteinander – trotz gen zum Verständnis gelegt werden, auch mir nicht all zu viel vorstellen, bisher hatte des täglichen Sterbens - der Altenpflege- wenn nicht auf die vielen verschiedenen ich selbst mit altersbedingt erkrankten rinnen und –helferinnen hat mich tief be- Buchführungsprogramme eingegangen Menschen sehr wenig Kontakt. eindruckt. Dieser Beruf hat durch das Prak- werden kann. Informativ fand ich auch die tikum meine Achtung gewonnen. Zwischen- und Abschlussprüfungen der Im Hinblick auf die spätere Berufswahl Bürokaufleute, die wir einsehen konnten. würde ich jedem Schüler dringend empfeh- len, zuerst ein Praktikum zu absolvieren, Für mich waren die drei Tage sehr interes- bevor er diese Ausbildung beginnt. Der Be- sant, nicht nur um zu erfahren, welche In- ruf der Altenpflegerin und -helferin sollte halte verstärkt gelehrt werden sollten. Ich nicht aus Mangel an Alternativen gewählt kann meinen Schülern nun auch besser werden. und überzeugender vermitteln, auf welche Fähigkeiten im späteren Berufsleben Wert gelegt wird, und passende Verhaltenswei- Metallverarbeitung sen anbahnen. Nicht unerwähnt bleiben Lehrerpraktikantin Christine Lischka Stefan Haberl, Lehrer soll auch die Kontaktknüpfung durch das vor dem Seniorenheim Lehrerpraktikum. So besuchte ich nach ei- „Wie soll ich einem Kind das Angeln bei- nigen Wochen die Firma Klug noch einmal bringen, wenn ich selbst noch nie geangelt in Begleitung der Informatikschüler der Das Einzige, was mir Anfangs etwas Kopf- habe?“ Das war der entscheidende Beweg- M9-Klassen. Die Schülerinnen und Schüler zerbrechen machte, waren die Arbeitszei- grund für mich, dieses Fortbildungsange- wurden dort professionell in Netzwerk- ten der drei Praktikumstage: Täglich von bot zu nutzen. In diesen drei Tagen bei der technik geschult. Ohne Lehrerpraktikum 6.30 Uhr bis 14.00 Uhr. Die Arbeitszeiten Firma Kennametal lernte ich nicht nur die wäre diese Veranstaltung wahrscheinlich sollten jedoch das geringste Problem wer- verschiedensten Bearbeitungsmöglichkei- nicht zustande gekommen. Ein Lehrerprak- den, denn als ich in der Gerontologischen ten von Metall, wie Bohren, Fräsen, Feilen tikum kann ich jedem nur empfehlen. Soll- Abteilung sah, was es für mich bedeutete, und Reiben kennen. Viel mehr noch faszi- te ich noch einmal die Gelegenheit haben, die nächsten drei Tage hier verbringen zu nierte mich, welche entscheidende Bedeu- daran teilzunehmen, werde ich dies ganz müssen, bereute ich zuerst die Wahl der tung die Vermittlung von Schlüsselqualifi- sicher tun. Praktikumsstelle. kationen in unserer Arbeitswelt spielt. Ar- beiten im Team, Pünktlichkeit, Genauigkeit, 21
IHK_Bildung_L4 10.10.2011 8:37 Uhr Seite 22 Wirtschaftsfaktor Bildung sind natürlich bei interessierten Schülern heiß begehrt. Ich bedankte mich bei der Firma Kenname- tal für ihr Engagement bei der Zusammen- arbeit zwischen Schule und Wirtschaft. Al- len Kollegen kann ich nur empfehlen, ein solches Praktikum zu absolvieren. HAMM AG Lothar Riedl, Lehrer Durch die Arbeit in der Lehrlingswerkstatt während meines Lehrerbetriebspraktikums - wir fertigten das Modell einer Lokomoti- ve - entstand der Gedanke, der Hamm AG eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb vorzuschlagen. Da die Schüler der Lehrer Stefan Haberl mit einem Auszubildenden HS Tirschenreuth mit dem gleichen CAD- Programm wie die Hamm AG arbeiten, könnten die Schüler doch im Unterricht Zuverlässigkeit, ... all das haben wir schon worauf sie beim Bewerbungsschreiben, Straßenwalzenmodelle am PC planen und tausend Mal gelesen. Doch hier konnte ich Einstellungstest, Vorstellungsgespräch und sie dann zusammen mit den Auszubilden- es bei den Auszubildenden zu jedem Zeit- Probearbeiten (freiwilliges Praktikum) Wert den in der Lehrlingswerkstatt bauen. Der punkt beobachten. Mein Kollege und ich legen, damit es zur Einstellung kommen Be?trieb behält die Pläne und kann sie zur erhielten den Auftrag, innerhalb der drei kann. Diese Informationen aus erster Hand Ausbildung von Praktikanten oder Lehrlin- Tage einen Briefbeschwerer zu bauen. Wir wurden in dieser Zeit keineswegs vom Aus- bildungsleiter oder vom Meister betreut. Nein, mehrere Auszubildende aus dem ers- ten Lehrjahr nahmen uns bei der Hand und halfen uns Schritt für Schritt unsere Arbeit zu erledigen. Dabei stießen auch sie immer wieder an ihre Grenzen. Doch anstatt stän- dig zum Meister zu laufen, holten sie sich Rat bei älteren Kameraden und halfen sich gegenseitig. Beeindruckt war ich auch vom Ehrgeiz und der Genauigkeit. „Das passt schon“, diesen Satz habe ich kein einziges Mal gehört. Vielmehr galt es die vorgege- benen Maße aufs i-Tüpfelchen zu errei- chen oder solange nachzubessern, bis man in der vorgegebenen Toleranz lag. Sie be- handelten unsere Werkstücke so, als wären es ihre eigenen Gesellenstücke. Ein weiterer Gesichtspunkt bei diesem Praktikum lag für mich darin, dass ich mit den Leuten ins Gespräch kommen konnte, die für das Bewerbungsverfahren verant- Aus dem Lehrerpraktikum von Lothar Riedl (rechts) wurde eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Hamm wortlich sind. Sie gaben mir einen Einblick, AG in Tirschenreuth, in der jedes Jahr eine Walze in Kooperation der Azubis mit den Schülern gebaut wird. 22
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