Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte

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Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte
IHK_Bildung_L4   10.10.2011   8:37 Uhr   Seite 1

      Wirtschaftsfaktor
      Bildung Betriebspraktikum
                                                    für Lehrkräfte

                          für Oberpfalz / Kelheim
                                                                     Regierung der Oberpfalz
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                 Impressum

                 Herausgeber:
                 IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim
                 D.-Martin-Luther-Str. 12 · 93047 Regensburg
                 Telefon (0941) 5694-0
                 Telefax (0941) 5694-279
                 www.ihk-regensburg.de

                 Redaktion und Inhalte:
                 Winfried Mellar
                 Telefon (0941) 5694-260
                 Josef Benker, Schulamtsdirektor
                 Franz Hübl, Schulamtsdirektor
                 Heinz Lang, Rektor
                 Armin Engel, Konrektor
                 Erwin Oppelt, Fachlehrer
                 Lothar Riedl, Lehrer
                 Wolfgang Wessely, Fachlehrer
                 Werner Winderl, Konrektor

                 Satz:
                 grafica, Astrid Riege
                 riege@grafica-design.de
                 www.grafica-design.de

                 Titelbild:
                 Lehrer im Praktikum mit Azubis und Ausbilder

                 Druck:
                 HM Druck
                 Inhaber Peter Marquardt e. K., Regensburg
                 Telefon (0941) 595120
                 info@hm-druck.de

                 Dieser Bericht wurde im September 2011
                 redaktionell abgeschlossen.
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      Inhaltsverzeichnis

      Der demografische Wandel im IHK-Bezirk Oberpfalz / Kelheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

      1.    Zielsetzung der Lehrerpraktika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

      2.    Nutzen für Lehrer und Schule, Schüler und Betriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

      3.    Organisationsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
      3.1   Schulamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11
      3.2   Koordinierungsteams . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11
      3.3   Sonderformen an Einzelschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
      3.4   Übersicht der Ansprechpartner im Regierungsbezirk Oberpfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

      4.    Vorbereitungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
      4.1   Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
      4.2   Vorbereitungsseminar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

      5.    Durchführungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
      5.1   Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
      5.2   Möglicher Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

      6.    Nachbereitung des Lehrerbetriebspraktikums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
      6.1   Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
      6.2   Abschluss- / Reflexionsveranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
      6.3   Weiterarbeit mit den gewonnenen Erkenntnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

      7.    Good-Practice-Beispiele aus dem Regierungsbezirk Oberpfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
      7.1   Abschlussveranstaltung im Schulamtsbereich Schwandorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
      7.2   Zeitungsmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
      7.3   Berichte von Praktikanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
      7.4   Sonderformen des Lehrerbetriebspraktikums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

      8.     Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

                                                                                                                                                                      3
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

                          Lehrerbetriebspraktika bauen Brücken
                          zwischen Schule und Wirtschaft

                          Der Fachkräftemangel kommt                               Lehrerbetriebspraktika bauen Brücken
                          Geburtenstarke Jahrgänge gehen in den Ruhestand,         Lehrerbetriebspraktika sind für die Betriebe ein wich-
                          geburtenschwache rücken nach. Diese Entwicklung ist      tiger Baustein bei der Nachwuchsgewinnung. Die
                          in ganz Deutschland festzustellen, und sie geht auch     Lehrkräfte sind zentral wichtige Berater bei der Be-
                          an Ostbayern nicht vorbei. Die Betriebe sind davon       rufswahl. Aber bei rund 350 Ausbildungsberufen sind
                          ganz besonders betroffen. Bis 2025 geht im Bezirk der    sie ohne Praxiserfahrung schnell überfordert. Je mehr
                          IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim die Zahl der      sie Berufe und den betrieblichen Alltag von innen ken-
                          Erwerbstätigen um rund 100.000 zurück. Die Zahl der      nengelernt haben, desto besser und überzeugender
                          Schulabgänger sinkt in diesem Zeitraum um rund 30        können sie ihre Schüler bei der Berufswahl informieren,
                          Prozent, in einigen Landkreisen um mehr als 40 Pro-      desto zielgenauer können sich die Schüler bewerben
                          zent. Damit ist ein deutlicher Fachkräftemangel vor-     und desto besser gelingt der Start in den Beruf. Davon
                          programmiert. Viele Firmen stellen schon heute fest,     profitieren alle Beteiligten.
                          dass es auf allen Qualifikationsstufen schwieriger
                          wird, Stellen zu besetzen. Dabei sind wir derzeit erst   Die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim unter-
                          am Anfang einer Entwicklung, die in den kommenden        stützt und fördert die Idee der Lehrerbetriebspraktika.
                          Jahrzehnten immer mehr Probleme bringen wird.            Wir bitten alle Betriebe, Praktikumsplätze für Lehr-
                                                                                   kräfte bereit zu stellen, und wir bitten die Lehrkräfte,
                          Mittelschüler haben gute Chancen im Beruf                sich aktiv um ein Lehrerbetriebspraktikum zu bemü-
                          Was für den Stellenmarkt insgesamt gilt, macht sich      hen. Diese Praktika machen Spaß, sie bringen allen Be-
                          auch bei den Ausbildungsplätzen bemerkbar. Die Zahl      teiligten ungeahnte Erkenntniszuwächse, und sie bau-
                          der Stellenbewerber sinkt, die Zahl der angebotenen      en Brücken, die den Schülern einen reibungslosen
                          Ausbildungsplätze steigt. Immer mehr Firmen haben        Übergang in den Beruf ermöglichen und den Betrieben
                          Mühe, ihre Ausbildungsplätze mit guten Bewerbern zu      langfristig bei der Sicherung ihres Fachkräftebedarfs
                          besetzen. Das erhöht die Chancen für die Mittelschü-     helfen.
                          ler. Sie haben beste Aussichten, wenn sie motiviert
                          und flexibel sind, positiv auftreten und zumindest ei-   Regensburg, September 2011
                          nen halbwegs guten Hauptschulabschluss vorweisen
                          können.

                          Firmen müssen umdenken
                          In früheren Jahren genügte es für die Ausbildungsbe-
                          triebe, aus der Fülle der Lehrstellenbewerbungen die
                          besten herauszusuchen. Heute reicht das nicht mehr.
                          Die Firmen müssen aktiv auf die Schulen zugehen und
                          Lehrkräfte wie Schüler frühzeitig für das Unterneh-
                          men, seine Produkte und Berufe interessieren. Nur        Dr. Jürgen Helmes
                          dann haben sie die Chance, sich dauerhaft qualifizier-   Hauptgeschäftsführer der IHK
                          ten Nachwuchs zu sichern.                                Regensburg für Oberpfalz / Kelheim

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                          Betriebspraktikum für Lehrkräfte

                          Um die Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Mit-      Auf der anderen Seite erfahren die Ausbilder sehr viel
                          telschulen auf die Herausforderungen der Zukunft vor-    über die Arbeit an der Schule. Dadurch kann ein reger
                          zubereiten, ist eine Weiterentwicklung unserer Schu-     Austausch in einer guten Zusammenarbeit zum Wohle
                          len erforderlich. Im Schuljahr 2006/2007 wurde vom       der Schülerinnen und Schüler aufgebaut werden.
                          Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kul-
                          tus eine Hauptschulinitiative gestartet unter dem        Mit dieser Broschüre möchten wir Lehrkräfte ermun-
                          Motto: Stark machen für die Zukunft, alle Talente för-   tern, ein Lehrerbetriebspraktikum durchzuführen.
                          dern.
                                                                                   Regensburg, September 2011
                          Verstärktes Ziel ist es daher, die Haupt- und Mittel-
                          schule konsequent zu einer stark berufsorientierten
                          Schulform mit vielen Anschlussmöglichkeiten weiterzu-
                          entwickeln. Die Regierung der Oberpfalz hat in Zusam-
                          menarbeit mit den staatlichen Schulämtern und den
                          Schulleitungen seit Langem vielfältige Anstrengungen
                          unternommen, um die Ausbildungsreife unserer Schü-
                          lerinnen und Schüler zu stärken. Die berufliche Orien-
                          tierung stellt dabei ein wesentliches Merkmal der
                          Hauptschule und der neuen Bayerischen Mittelschule
                          dar. Dies dokumentieren die drei berufsorientierenden
                          Zweige: Technik, Wirtschaft und Soziales und die en-
                          gen Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft, den     Richard Glombitza
                          Berufsschulen und der Agentur für Arbeit. Insbesonde-    Abteilungsdirektor Bereich Schulen
                          re hat sich der Transfer der praktischen Erfahrungen     der Regierung der Oberpfalz
                          aus der Berufswelt in die Schule als sehr gewinnbrin-
                          gend erwiesen. Aus diesem Grund ist uns das Betriebs-
                          praktikum für Lehrkräfte ein besonderes Anliegen.

                          Das Lehrerbetriebspraktikum bietet eine ideale Mög-
                          lichkeit, betriebswirtschaftlich orientiertes Handeln
                          sowie die Gestaltung von Arbeits- und Geschäftspro-
                          zessen praxisnah zu erleben, um diese Erfahrungen in
                          einen schülergerechten, berufsorientierenden Unter-
                          richt einbringen zu können.

                                                                                                                                       5
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

      Der demografische Wandel
      im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim

      Große regionale                               Prognose Bevölkerungsentwicklung      Geburtenrückgang –
                                                    im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim
      Unterschiede bei der                          Veränderung 2029 gegenüber 2009
                                                                                          Bevölkerungsrückgang -
      Bevölkerungsentwicklung                       in Prozent                            Alterung

      Im Bezirk der IHK Regensburg für Oberpfalz                                          1960 kamen im Bezirk der IHK Regensburg
      / Kelheim leben derzeit etwa 1,19 Millio-                                           für Oberpfalz / Kelheim 20.294 Kinder zur
      nen Menschen. Bis zum Jahr 2029 sinkt die                                           Welt, 2009 waren es nur noch 9.457. Be-
      Gesamtbevölkerung um 2,7 Prozent auf                                                reits seit 2001 ist die Zahl der Todesfälle
      1,16 Millionen. Damit wird sich der be-                                             größer als die der Geburten. Während der
      reits seit einigen Jahren abzeichnen-                                               Geburtensaldo, also die Differenz zwischen
      de Trend weiter fortsetzen.                                                         Geburten und Sterbefällen, 1960 mit plus
                                                                                          8.981 sehr positiv war, lag er 2009 bei mi-
      Auch in Ostbayern nimmt der de-                                                     nus 2.672.
      mografische Wandel keine gleich-
      mäßige Entwicklung. Wie bereits                                                        Nicht nur der Rückgang der Einwoh-
      in der Vergangenheit werden sich                                                       nerzahl spielt eine Rolle. Gleichzeitig
      einzelne Teilregionen unter-                                                              wird die Alterung der Bevölkerung
      schiedlich entwickeln. Attrak-                                                               deutlich sichtbar.
      tive Regionen mit wirt-
      schaftlichem Poten-                                                                                         Die Personengrup-
      zial ziehen Men-                                                                                              pe der zwischen
      schen an, wäh-                                                                                                   18 und unter
      rend Regionen, die                                                                                                  65-Jähri-
      weniger Perspektiven                                                                                               gen stellte
      bieten, eher schrump-                                                                                             2009 noch
      fen. Das bedeutet für                                                                            63,3 Prozent der Bevölke-
      den IHK-Bezirk, dass in                                                             rung; bis 2029 werden sie um 18 Prozent
      den kommenden Jahren nur die                                                        zurückgehen. Sie stellt dann 58,4 Prozent
      Stadt und der Landkreis Regensburg                                                  der Bevölkerung. Der Anteil der unter 18-
      sowie der Landkreis Kelheim mit einer                                               Jährigen reduziert sich um mehr als zehn
      Bevölkerungszunahme rechnen können. In                                              Prozent, die über 65-Jährigen nehmen um
      den übrigen Teilräumen wird die Bevölke-                                            mehr als 36 Prozent zu. 2029 werden mehr
      rung zurückgehen. Vor allem die Landkrei-                                           als 33 Prozent aller Einwohnerinnen und
      se Cham, Neustadt/WN, Tirschenreuth,                                                Einwohner 60 Jahre und älter sein.
      und Amberg-Sulzbach sind von dieser Ent-
      wicklung betroffen. Hier gibt es erstaunli-                    IHK-Bezirk: -2,7%
      che Parallelen zur Situation in Deutschland
      und in Bayern: Norden und Osten verlieren,
      Süden und Westen wachsen.                     Quelle: Bayerisches Landesamt
                                                    für Statistik und Datenverarbeitung

      6
Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte
IHK_Bildung_L4                      10.10.2011        8:37 Uhr          Seite 7

                                                                                                                                                                  Da die Jungen weniger und die Älteren
        Bevölkerungsbilanz IHK-Bezirk: Geburtensaldo                                                                                                              mehr werden, steigt das Durchschnittsal-
                                                                                                                                                                  ter von derzeit 42,6 auf 47 Jahre. Das Tem-
                                                                                                                                                                  po dieses Anstiegs beschleunigt sich der-
       23000
                                                                                               Geburtensaldo im IHK-Bezirk                                        zeit dreimal schneller als in den vergange-
                                                                   10000                                                                                          nen Jahrzehnten.
         21000                                                      8000
                                                                    6000
                                                                    4000                                                 Geburtensaldo
       19000
                                                                    2000
                                                                       0
        17000                                                      -2000
                                                                   -4000
                                                                                                                                                                  Erwerbspersonenpotenzial
                                                                                 1960
                                                                                           1980
                                                                                                   1995

                                                                                                                 2003
                                                                                                                         2005

                                                                                                                                             2009
                                                                                                          2001

                                                                                                                                   2007
       15000                                                                                                                                                      schrumpft
       13000                                                                                                                                                      Die Einwohnerzahl und die Altersstruktur
                                                                                                                                                                  der Bevölkerung sind die entscheidenden
          11000                                                                                                                                                   Größen für die Entwicklung des Erwerbs-
                                                                                                                                                                  personenpotenzials, von dem wiederum
                9000
                                                                                               Geborene                                                           die Entwicklung der Wirtschaft maßgeb-
                                                                                               Gestorbene                                                         lich abhängt.
                 7000

                5000                                                                                                                                              Als Erwerbspersonenpotenzial wird in der
                            1960

                                            1980

                                                   1990

                                                          1995

                                                                 2000

                                                                                                  2003

                                                                                                          2004

                                                                                                                  2005

                                                                                                                            2006

                                                                                                                                                    2008

                                                                                                                                                           2009
                                                                                        2002
                                     1970

                                                                          2001

                                                                                                                                          2007

                                                                                                                                                                  Regel die Altersgruppe der 18 bis unter
                                                                                                                                                                  65-Jährigen betrachtet. Bis 2029 geht die-
                                                                                                                                                                  se Altersgruppe in der Oberpfalz um über
        Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung                                                                                         15 Prozent zurück. Für den Arbeitsmarkt
                                                                                                                                                                  der Region bedeutet das eine Verknappung
                                                                                                                                                                  des Arbeitskräfteangebots.

         Prognose Bevölkerungsentwicklung im IHK-Bezirk 2009 bis 2029                                                                                             Wie bei der Bevölkerungsentwicklung wird
         nach Altersgruppen                                                                                                                                       es bei der Entwicklung des Erwerbsperso-
                                                                                                                                                                  nenpotenzials und der Altersstruktur der
                                                                                                                                                                  Erwerbspersonen ebenfalls regional deutli-
                         800,0                      764,0
                                   755,8                                757,4                                                                                     che Unterschiede geben. Einzig die Stadt
                                                                                                   740,8
                                                                                                                         712,8                                    Regensburg wird künftig mit einer Zunah-
                         700,0                                                                                                                       678,4        me der Erwerbstätigen rechnen können. In
                                                                                                                                                                  den Landkreisen Regensburg, Neumarkt
                                                                                                                                                                  und Kelheim wird bis 2029 ein Rückgang
                         600,0
                                                                                                                         0 bis unter 18 Jahre                     von bis zu zehn Prozent zu verzeichnen
      Personen in Tsd.

                                                                                                                                                                  sein. Die Städte Amberg und Weiden sowie
                                                                                                                         18 bis unter 65 Jahre
                         500,0                                                                                                                                    die Landkreise Amberg-Sulzbach, Cham,
                                                                                                                         65 Jahre und älter                       Neustadt/WN, Schwandorf und Tirschen-
                                                                                                                                                                  reuth werden mit einem Rückgang von 10
                         400,0
                                                                                                                                                                  bis 20 Prozent rechnen müssen. Die Erhö-
                                                                                                                                                     310,2        hung des Rentenalters auf 67 wird diesen
                         300,0                                                                                           282,7                                    Effekt lediglich etwas abmildern.
                                                                                                   260,0
                                                    230,5               244,3
                                   226,9
                                                                                                                                                                  Derzeit dominiert die Baby-Boomer-Gene-
                         200,0 211,8
                                                   197,2                                                                                                          ration der 40 bis 60-Jährigen das vorhan-
                                                                        185,3                      179,5                 176,4                       173,6        dene Arbeitskräftepotenzial. In den kom-
                         100,0                                                                                                                                    menden Jahren scheiden nacheinander
                                 2009              2013                 2017                       2021                  2025                          2029       große Altersgruppen aus dem Erwerbsle-
                                                                                                                                                                  ben aus, während kleine nachrücken. Dies
        Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung                                                                                         macht sich besonders stark in den ländli-

                                                                                                                                                                                                           7
Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte
IHK_Bildung_L4     10.10.2011        8:37 Uhr       Seite 8

      Wirtschaftsfaktor Bildung

      Prognose Bevölkerungsveränderung im IHK-Bezirk 2029 gegenüber 2009                                    Gymnasien und Realschulen niederschla-
      in Prozent                                                                                            gen. Die Umwandlung der Hauptschulen in
                                                                                                            Mittelschulen bringt qualitative Verbesse-
                                                                                                            rung der bisherigen Hauptschule, wird aber
                              gesamt       -2,7
                                                                                                            die rückläufigen Schülerzahlen dieser
                                                                                                            Schulart nicht stoppen. Positiv ist, dass die
                                                                                                            Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschul-
      davon 18 bis unter 40 Jahre          -12,4                                                            abschluss (4,7 Prozent) in der Oberpfalz so
                                                                                                            gering ist wie nirgendwo sonst in Bayern.

                                                                                                            Schon heute klagen immer mehr Firmen
             davon 40 bis 60 Jahre         -17,5                                                            über ein rückläufiges Angebot an qualifi-
                                                                                                            zierten Lehrstellenbewerbern. Umso wich-
                                                                                                            tiger wird es künftig sein, dass die Betriebe
       davon 0 bis unter 18 Jahre          -18,0                                                            bereits in den Schulen Kontakte zu den
                                                                                                            jungen Leuten knüpfen, sie auf diese Wei-
                                                                                                            se frühzeitig für das Unternehmen, seine
                                                                                                            Berufe und Entwicklungsperspektiven in-
          davon 61 Jahre und älter         41,7                                                             teressieren und sie dann durch eine Ausbil-
                                                                                                            dung oder ein Studium hindurch begleiten.
                                                                                                            So können sie Schülerinnen und Schüler
                                                                                                            dauerhaft als Mitarbeiter gewinnen. Leh-
      Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung                                     rerbetriebspraktika sind dafür ein wichti-
                                                                                                            ges Hilfsmittel.

      chen Gebieten der nördlichen und mittle-               Entwicklung der Schüler-,
      ren Oberpfalz bemerkbar (Landkreise Tir-
      schenreuth, Neustadt/WN, Amberg-Sulz-
                                                             Studierenden- und                                Entwicklung der
      bach, Cham und Schwandorf). Weniger be-                Absolventenzahlen                                Schulabgängerzahlen im
      troffen sind die Städte Amberg und Weiden                                                               IHK-Bezirk Oberpfalz /
      und die südwestlichen Gebiete des IHK-Be-                                                               Kelheim (16 bis 18-Jährige)
      zirks (Landkreise Regensburg, Neumarkt                 Um qualitativ hochwertige Produkte und
      und Kelheim). Am geringsten fällt die Zu-              Dienstleistungen anbieten zu können,
      nahme der älteren Erwerbstätigen in der                brauchen die Betriebe künftig mehr als bis-       Regensburg-Stadt         -10,8%
      Stadt Regensburg aus, die im Wettbewerb                her qualifizierte Beschäftigte. Die Nachfra-      Regensburg-Land          -23,9%
      um junge Erwerbstätige von den Hoch-                   ge nach Hochschulabsolventen und Ar-              Kelheim                  -20,0%
      schulen und der Attraktivität der Stadt                beitskräften mit einer Qualifikation auf          Neumarkt                 -31,8%
      profitiert.                                            Meisterebene oder zumindest einem abge-           Amberg-Stadt             -30,2%
                                                             schlossenen Ausbildungsberuf wird stei-           Amberg-Sulzbach          -39,1%
      Der Bedarf der Unternehmen an qualifi-                 gen, während die Nachfrage nach Personen          Schwandorf               -26,9%
      zierten Arbeitskräften wird in Zukunft eher            ohne Ausbildung weiter deutlich zurückge-         Cham                     -34,3%
      größer als kleiner. Wenn das Erwerbsperso-             hen wird.                                         Weiden                   -24,8%
      nenpotenzial künftig immer kleiner und                                                                   Neustadt                 -35,5%
      immer älter wird, stehen die Betriebe vor              Im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim wurden            Tirschenreuth            -42,1%
      großen Herausforderungen. Patentrezepte                2009 über 13.000 Kinder weniger einge-
      zur Lösung dieser Probleme gibt es nicht;              schult als noch 2003. Das entspricht einem     Quelle: Wegweiser Kommune
      jeder Betrieb wird seine individuellen Wege            Rückgang von 20 Prozent. Aufgrund des
      finden müssen. Je früher er damit anfängt,             anhaltenden Geburtenrückgangs wird sich
      umso besser wird er gerüstet sein.                     dieser Rückgang fortsetzen.

                                                             Der Trend zur Höherqualifizierung wird sich
                                                             weiterhin in höheren Schülerzahlen an den

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Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte
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      1. Zielsetzung der Lehrerpraktika

      „Eine wichtige Aufgabe der Hauptschule           Das Lehrerbetriebspraktikum intensiviert
      ist die Hinführung zur Arbeits- und Wirt-        die Zusammenarbeit von Schulen und Un-
      schaftswelt. Die Schüler erwerben wirt-          ternehmen und fördert das gegenseitige
      schaftliche, soziale, technische und recht-      Verständnis. Außerdem bietet es eine idea-
      liche Grundkenntnisse, werden zu gezielter       le Möglichkeit, ökonomische Strukturen,
      Erkundung, praktischer Erprobung und ge-         betriebswirtschaftlich orientiertes Handeln
      danklicher Klärung ihrer Erfahrungen an-         sowie die Gestaltung von Arbeits- und Ge-
      geleitet. Sie orientieren sich in der Welt der   schäftsprozessen praxisnah zu erleben.
      Berufe, erfahren Unterstützung und Bera-         Dies ist umso nötiger als die fortschreiten-
      tung bei der Wahl ihres Berufes. Sie gewin-      de Entwicklung in Wirtschaftsbereichen,
      nen auch ein erstes Verständnis für die          Strukturveränderungen in unterschiedli-
      Grundprinzipien, Chancen und Gefahren            chen Regionen und die Globalisierung zu
      unserer von der Technik bestimmten Ar-           neuen Qualifizierungen an bestehende und
      beitswelt und bereiten sich auf die Teil-        zukünftige Arbeitsplätze führen.
      nahme am Arbeits- und Wirtschaftsleben
      als umworbene Konsumenten und als Pro-           Nach einem erfolgreich durchlaufenen
      duzenten von Gütern und Dienstleistungen         Lehrerbetriebspraktikum tragen die Lehrer
      vor.“ (Lehrplan Hauptschule, Grundlagen          neue Ideen in den Schulalltag. Davon pro-
      und Leitlinien)                                  fitieren die Schüler und die Kollegen.

      „Kultusminister Spaenle: ’Unsere Haupt-
      schulen bereiten die Schüler gut auf das
      Berufsleben vor…’ Zentrales Anliegen der
      Hauptschulinitiative ist es laut Spaenle, die
      Kernkompetenzen der Schüler zu stärken
      und ihr Arbeits- und Sozialverhalten zu ver-
      bessern. (Pressemitteilung vom 03.02.2009)

      „Die Mittelschule als Hauptschule mit ei-
      nem sehr breitgefächerten Bildungsange-
      bot eröffnet den Schülern neue Chancen           Schülerinnen auf Hochrädern anlässlich der Auftakt-
      auf dem Weg in den Beruf“, betonte der           veranstaltung zur Hauptschulinitiative im Mai 2007
      bayerische Kultusminister.                       in Ingolstadt.

      „Zentrale Elemente der Mittelschule in
      Bayern sind mehr berufliche Orientierung
      und mehr individuelle Förderung. Die be-
      rufliche Orientierung stellt das Alleinstel-
      lungsmerkmal der Haupt- und Mittelschu-
      le dar. Kooperationen mit der regionalen
      Wirtschaft sind dabei unerlässlich“, so Mi-
      nister Dr. Ludwig Spaenle.

                                                                                                             9
Wirtschaftsfaktor Bildung - Betriebspraktikum für Lehrkräfte
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

      2. Nutzen für Lehrer und Schule, Schüler und Betriebe

      Welche Vorteile bietet das Lehrer-              Welche Vorteile haben Schüler vom               Welche Vorteile bieten sich
      betriebspraktikum für Lehrer und                Betriebspraktikum ihres Lehrers?                den Betrieben?
      Schule?
                                                      Die Schüler Stefan Lippert und Michael          Personalleiter der Hamm AG in Tirschen-
      Konrektor Thomas Burger hat selbst schon        Schweimer profitieren auch vom Praktikum        reuth Udo Kasseckert und Ausbildungsleiter
      Erfahrungen in unterschiedlichen Lehrer-        ihres Lehrers:                                  Josef Dill geben aus ihrer Sicht Auskunft:
      betriebspraktika gesammelt. Er sieht unter
      anderem folgende Vorteile:

                                                           • Bei manchen Lehrern merkt man               • Wir haben durch das Betriebsprakti-
                                                             schon, dass sie vom Handwerk wenig            kum für Lehrer einen guten Kontakt
        • Das gegenseitige Verständnis von
                                                             Ahnung haben. Bei unserem Lehrer ist          zur Schule bekommen, der in vielfälti-
           Betrieb und Schule wurde gefördert.
                                                             das anders.                                   ger Weise genutzt wird. So können
        • Ich erhielt einen guten Einblick in die                                                          wir Anforderungen, die unser Betrieb
                                                           • Wir dürfen in diesem Jahr im berufs-
           Auswahlkriterien bei der Lehrstellen-                                                           an die Schüler stellt, über den Lehrer
                                                             orientierenden Zweig Technik in der
           besetzung.                                                                                      an seine Schüler vermitteln.
                                                             Lehrlingswerkstatt der Firma arbeiten.
        • Die betriebliche Wirklichkeit kann                 Darauf freuen wir uns schon.                • Durch die Arbeit mit dem Lehrer er-
           man nicht durch Gespräche, sondern                                                              fahren wir viel über die Probleme der
                                                           • Klar – vieles kann man im Buch lesen.
           nur durch die unmittelbare eigene                                                               Schule und auch der Schüler.
                                                             Wenn dann aber unser Lehrer Bei-
           Erfahrung kennenlernen.
                                                             spiele bringt, versteht man es besser.      • Missverständnisse und Probleme lassen
        • Ein guter Kontakt zum Betrieb bietet                                                             sich durch einen guten Draht zueinan-
                                                           • Er hat zusammen mit Lehrlingen im
           vielfältige Möglichkeiten zur Zusam-                                                            der leicht beseitigen.
                                                             Betrieb gearbeitet. Deshalb weiß er,
           menarbeit.
                                                             wie es dort läuft. Im Fach Arbeit-          • Unsere Lehrlinge müssen ihr Wissen
        • Ich kann meine Unterrichtsinhalte                  Wirtschaft-Technik hören wir immer            an den Lehrer weitergeben und stei-
           in der Realität überprüfen und sehen,             wieder Beispiele aus der Firma.               gern dabei ihre Sozial- und Kommuni-
           ob sie noch aktuell sind.                                                                       kationskompetenz.

                                       Thomas                                                            • Der Kontakt zu Lehrern, die unsere
                                       Burger
                                                                                                           zukünftigen Lehrlinge ausbilden, ist
                                                                                                           uns immens wichtig. Der Lehrer er-
                                                                                                           fährt bei seiner Arbeit, welche Krite-
                                                                                                           rien wir für die Ausbildungsreife un-
                                                                                                           serer Auszubildenden haben.

                                                                                                      Josef Dill und Udo Kasseckert

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      3. Organisationsformen

      Lehrerbetriebspraktika werden in verschie-     tikum für die mitwirkenden (Fach-) Lehrer    3.1 Schulamt
      denen Schularten angeboten und empfoh-         in unterschiedlichen Unternehmen der Me-
      len, in manchen Bundesländern sind sie         tall- und Elektroindustrie sowie eine        Besonders in relativ großen Schulamtsbe-
      auch Pflichtveranstaltung. Da es sich bei      Schlussveranstaltung, die dem Austausch      zirken wird die Organisation der Lehrerbe-
      der Realisierung von Lehrerbetriebsprakti-     und der Reflexion der gewonnenen Erfah-      triebspraktika direkt vom zuständigen
      ka um ein aufwändiges Verfahren handelt,       rungen diente.                               Staatlichen Schulamt durchgeführt. Für al-
      das aber notwendig ist, um den Erfolg ei-                                                   le Beteiligten ist es eine verlässliche An-
      nes solchen Vorhabens zu sichern, ist es                                                    laufstelle, die jederzeit Auskunft geben
      wichtig diese Aufgabe in professionelle                                                     kann, die über die notwendigen Kontakte
      Hände zu legen. In Bayern liegt die Durch-                                                  zur Wirtschaft und unterstützenden Orga-
      führung bei den einzelnen Schulämtern                                                       nisationen verfügt und auch förderliche
      (KMS vom 3. Juli 1984). Seitdem haben                                                       Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Ansprech-
      sich in den einzelnen Schulamtsbezirken                                                     partner für Lehrerbetriebspraktika an den
      unterschiedliche Organisationsformen ent-                                                   jeweiligen Schulämtern finden sich im An-
      wickelt.                                                                                    hang 8.6.

      Exemplarisch für das Vorgehen in den ein-
      zelnen Regionen beziehen sich die weite-
      ren Ausführungen vornehmlich auf die
                                                                                                  3.2 Koordinierungsteams
      Vorbereitung, die Durchführung und die         Konrektor Mathias Wicke und Fachlehrer
      Nachbereitung von Lehrerbetriebspraktika       Heinz Freymann im Praktikum                  Die Organisation des Praktikums über ein
      im Landkreis Schwandorf. Zusätzlich wird                                                    Koordinierungsteam bietet sich dann an,
      im Kapitel „Good-Practice-Beispiele“ auf                                                    wenn auf Schulamtsebene auf entspre-
      zwei Sonderformen einer intensiven Ko-         Die mitwirkenden Multiplikatoren vertief-    chend motivierte und ausgebildete Kräfte
      operation zwischen Schule und Wirtschaft       ten die neu gewonnenen Erkenntnisse im       zurückgegriffen werden kann. Dieses Koor-
      eingegangen, die es den am Projekt betei-      „Netzwerk Schule und Lehrwerkstatt“, das     dinierungsteam sorgt weitgehend eigen-
      ligten Lehrkräften ermöglichen wollen,         vom ZAB ins Leben gerufen wurde. Die zu-     ständig für das Angebot und die Durchfüh-
      über einen längeren Zeitraum aktiv in den      ständige Beraterin Regina Albrecht küm-      rung solcher Lehrerpraktika.
      jeweiligen Partnerfirmen der Schule mitzu-     merte sich um die Gewinnung von aufge-
      arbeiten.                                      schlossenen Partnerunternehmen aus der
                                                     Oberpfalz und gab ihre Kontakte an die an-
      Im Regierungsbezirk Oberpfalz fand 2005        wesenden Multiplikatoren weiter, die diese
      eine Neustrukturierung des Lehrerbetriebs-     wiederum an interessierte Kolleginnen und
      praktikums statt. Initiiert und durchgeführt   Kollegen übermittelten. Letztlich wurde
      wurde dieses Projekt vom Zentrum für Aus-      dadurch auch noch mehr Jugendlichen die
      bildungsmanagement Bayern (ZAB) und            Chance gegeben, in ein Ausbildungsver-
      der Regierung der Oberpfalz.                   hältnis zu gelangen. Seit 2005 sind im Re-
      Die fünftägig angelegte Veranstaltung be-      gierungsbezirk Oberpfalz sehr unterschied-
      inhaltete neben einer Auftaktveranstal-        liche Wege beschritten worden, Schule und
      tung, bei der namhafte Vertreter aus Schu-     Wirtschaft in verstärktem Maße einander      SchuleWirtschaft – Koordinierungstreffen im Schul-
      le und Wirtschaft als Referenten anwesend      näher zu bringen.                            amtsbereich Neumarkt
      waren, ein dreitägiges Lehrerbetriebsprak-

                                                                                                                                                 11
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

             Folgende Aufgaben kommen auf das Schulamt                                                            3.4 Übersicht der Ansprech-
             oder Koordinierungsteam zu:                                                                          partner im Regierungsbezirk
         • Suche nach geeigneten Ausbildungsbetrieben, die Praktikumsplätze anbieten                              Oberpfalz
         • Ausschreibung zur Lehrerfortbildung
         • Organisation und Durchführung eines Vorbereitungsseminars und einer Abschluss-
                                                                                                                  Diese Karte verweist auf die Ansprechpart-
                                                                                                                  ner und die jeweiligen Multiplikatoren, die
           veranstaltung
                                                                                                                  für das Sachgebiet Lehrerbetriebspraktikum
         • Koordination der Praktika in Absprache mit den Bewerbern, den Firmen,                                  an den einzelnen Schulämtern im Regie-
           den Schulleitungen und dem Schulamt                                                                    rungsbezirk Oberpfalz zuständig sind. Zu-
         • Besuch der Firmen, Vorgespräche mit den Ausbildungsleitern                                             sätzlich können auch Informationen zu den
                                                                                                                  Sonderformen in Tirschenreuth und Wei-
         • Bereitstellen der nötigen Formalitäten, z. B. Praktikumsvertrag, Firmenprofile
                                                                                                                  herhammer in Erfahrung gebracht werden.
         • Begleitende Teamsitzungen

      3.3 Sonderformen                                        reuth und die Firma BHS Corrugated
                                                              in Weiherhammer (Landkreis
      an Einzelschulen                                        Neustadt/WN), vgl. Punkt
                                                              7.4. Übergeordnete Stellen
      Lehrerbetriebspraktika sind dann beson-                 müssen rechtzeitig infor-
      ders effizient, wenn diese kontinuierlich               miert werden, die verant-
      stattfinden. Diese Form der Lehrerfortbil-              wortliche Realisierung
      dung bringt, bedingt durch die gebotene                 liegt dann in den Hän-
      Aktualität und den ständigen Austausch                  den der jeweiligen
      aller Beteiligten, den größten Erfolg. Der              Schulleitung.....
      Forderung nach derartiger „Kooperation                  vor Ort.
      von Schule und Wirtschaft“ (Ausbildungs-
      pakt) kann nachgekommen werden, wenn
      die örtlichen Voraussetzungen das zulas-
      sen. Partnerfirmen, die auf eine mehrjähri-
      ge und sehr intensive Zusammenarbeit mit
      den Schulen vor Ort großen Wert legen,
      sind z. B. die Firma Hamm AG in Tirschen-

                                                                                                                                    Anschriften und An-
                                                                                                                              sprechpartner im Anhang 8.6

      Bild links: Der Ausbilder und ein Auszubildender der Firma Kamun leiten die Fachlehrerin Renate Bauer an.
      Bild rechts: Fachlehrer Robert Fuchs (vorne sitzend) und Konrektor Werner Winderl (hinten sitzend) werden
      von Auszubildenden der Firma Mühlbauer, Roding, beraten.

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      4. Vorbereitungsphase

      4.1 Allgemeines                                                                             deratorin überwachen und begleiten sollte.
                                                                                                  In Gruppenarbeitsphasen können die Er-
                                                                                                  kundungsaspekte erarbeitet und festgelegt
            Bevor das Praktikum angeboten werden kann, müssen                                     werden. Die Einbeziehung anwesender Fir-
            von den Planern verschiedene Aufgaben erledigt werden:                                menvertreter trägt erfahrungsgemäß zur
                                                                                                  größeren Vielfalt bei. Eventuell findet sich
        • Absprache mit dem Schulamt, Bereich „Lehrerfortbildung“                                 auch ein Lehrerpraktikant aus dem Vorjahr,
        • Rekrutieren von Praktikumsplätzen                                                       der über seine Erfahrungen berichtet. Noch
                                                                                                  interessanter wird es, wenn er im Doppel
          dabei helfen in der Regel
                                                                                                  mit seinem betrieblichen Partner auftritt.
          - Arbeitskreise „Schule/Wirtschaft“
                                                                                                  Für den zeitlichen Rahmen genügt in der
          - Arbeitgeberverbände                                                                   Regel ein Nachmittag (14.30 Uhr bis ca.
          - Industrie- und Handelskammer                                                          17.00 Uhr). Am Ende dieses Seminars soll-
          - Handwerkskammer                                                                       ten die Teilnehmer wissen, was sie in ihrem
                                                                                                  Praktikum erwarten wird, z. B. dass als
          - Eigeninitiative der Koordinatoren (bei großen Betrieben anfragen)
                                                                                                  „Hausaufgabe“ das Praktikum dokumen-
          - Eigeninitiative der Praktikanten (Betriebe in Schulnähe)                              tiert und bei der Schlussveranstaltung, et-
        • Absprache mit den Schulleitungen                                                        wa in Form einer Computerpräsentation,
        • Ausschreibung der Maßnahme – eventuell mit Auftaktveranstaltung                         vorgestellt werden soll.
        • gegebenenfalls Verpflichtung eines Referenten für die Auftaktveranstaltung              Während der Veranstaltung oder unmittel-
                                                                                                  bar danach sollte ein Kontakt mit dem Be-
        • Vorläufige Zuordnung der Lehrer/innen zu den Praktikumsplätzen
                                                                                                  trieb hergestellt worden sein. Der Verant-
        • Gesetzliche Auflagen eruieren (z. B. Gesundheitszeugnis)                                wortliche im Betrieb sollte die Erkun-
        • Unterrichtung der Firmen über voraussichtliche Praktikumsbewerber/                      dungsaspekte erhalten, um so Weichen
          Anfordern eines Firmenprofils und Praktikumsplanes (siehe Anhang)                       stellend das Praktikum intentional beein-
                                                                                                  flussen zu können.
        • Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt (optional)
        • Zusammenarbeit mit den Kammern (optional)

      4.2 Vorbereitungsseminar                      Gastgeber verfügen bisweilen über attrak-
                                                    tivere Räume und über erweiterte Mög-
      Ort des Seminars                              lichkeiten zur Verpflegung. In diesem Falle
                                                    bietet es sich an, eine Betriebsführung in
      Für den Ort des Seminars bietet sich z. B.    die Tagesordnung einzubauen.
      eine zentral gelegene Schule an. Als prak-
      tikabel erwiesen hat sich auch das Berufs-
      informationszentrum (BIZ) der Arbeits-        Moderation und Verlauf
      agentur. Es ist aber ebenso denkbar, dieses   des Vorbereitungsseminars
      Seminar bei den Kammern bzw. Verbänden
      durchzuführen oder in den Räumen eines        Unentbehrlich ist ein fester Ablaufplan,
      beteiligten Unternehmens. Betriebe als        dessen Einhaltung ein Moderator/eine Mo-

                                                                                                                                          13
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

         Mögliche Tagesordnung eines Vorbereitungsseminars

                                                                                 Anmerkungen

         Ort (Firmenanschrift, Schulanschrift, …)                                Welche Region wird abgedeckt?
                                                                                 Wann kann die Veranstaltung beginnen?

         Tagesordnung der Einführungsveranstaltung (Datum)                       Zeitnähe zum Praktikum!

        14.30 Uhr      Begrüßung (Multiplikator, „Hausherr“)

                       Grußwort (Vertreter des Betriebes)

                       Grußwort (Vertreter des Schulamtes)

        14.45 Uhr      Vorstellung der Multiplikatoren und der Konzeption

        15.00 Uhr      Vorstellung des (Betriebes) und dessen Ausbildung         Ist ein weiter gefasster Zeitrahmen möglich,
                       (Personal-, Ausbildungsleiter, ...)                       bietet sich natürlich eine Betriebsbesichtigung an!

        15.30 Uhr      PAUSE

        15.45 Uhr      Einweisung in die Betriebspraktika mit Aufgabenstellung   (Betrieb, Multiplikator)
                       (Multiplikator, Firmenvertreter)
                                                                                 Auf jeweiligen Praktikumsbetrieb ab-
                       - Informationsblatt                                       gestimmt nach Zeit/Treffpunkt/Inhalt/Ablauf/
                       - Aufgabenstellung                                        Besonderheiten
                       - Hinweis auf Ergebnispräsentation
                                                                                 Ergebnis als PowerPoint?

        16.15 Uhr      Erfahrungsbericht zum Betriebspraktikum                   Rückgriff auf vorhandene Multiplikatoren-
                       (Multiplikatoren, Firmenvertreter)                        Präsentationen

        16.45 Uhr      Aussprache und Sonstiges                                  evtl. Erwartungen und Vorstellungen im „Blitzlicht“

      14
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      5. Durchführungsphase

      5.1 Allgemeines                                 ein Auszubildender den Lehrerpraktikanten
                                                      oder die Lehrerpraktikantin zeitweise be-
      Das Praktikum findet in der Regel in einem      treuen. Dieser Einsatz hat einen doppelten
      Betrieb statt. Während des Praktikums ist       Effekt: Aus dem Lernenden wird ein Leh-
      der Betrieb auch „Dienstort“ der Lehrkraft,     render und umgekehrt.
      das bedeutet, Tagesbeginn und –ende, Pau-
      sen, Schutzvorrichtungen etc. unterstehen       So wurden nicht nur Inhalte, sondern auch
      der Betriebsordnung.                            Gefühle und Befindlichkeiten vermittelt –
      Genaue Absprachen mit dem Betrieb im            wichtige Erkenntnisse, die Thomas Burger
      Vorfeld sichern den Erfolg dieser Realpha-      später gut an Schülerinnen und Schüler
      se. Hierbei ist es wichtig, dass der Lehrer-    weitergeben konnte. Alle Arbeiten, die
      praktikant einen Überblick über den ge-         Schülerpraktikanten ausführen können,
      samten Bereich erhält (Betriebsrundgang,        wurden auch dem Lehrer „zugemutet“.
      Film, Broschüre u. a.). Praktische Tätigkei-
      ten sollen aber im Mittelpunkt stehen.                                                       Konrektor Thomas Burger im Austausch
                                                      Beispiel: Ablauf eines dreitägigen           mit einem Azubi
                                                      Praktikums bei der Firma MMM in
                                                      Stadlern
      5.2 Möglicher Ablauf –                                                                       Am Ende der Realphase wird ein abschlie-
      aufgezeigt am Beispiel des                             Inhalte des                           ßendes Gespräch mit den Praktikanten ge-
                                                             dreitägigen Praktikums:               führt, um eventuell Fragen klären zu kön-
      Lehrers Thomas Burger                                                                        nen oder Informationen zu ergänzen. Ein
      bei der Firma MMM in                                                                         wichtiger Aspekt ist auch die Auslotung
                                                         • Vorstellung der MMM-Gruppe
                                                                                                   der beruflichen Chancen und Möglichkei-
      Stadlern                                             und deren Ausbildung                    ten unserer Haupt- und Mittelschüler ne-
                                                         • Betriebsrundgang/Einweisung in          ben den Bewerbern anderer Schularten.
      Inhalt und Ablauf des Praktikums waren               das Thema Arbeitssicherheit
      vor Beginn festgelegt. Im Vorfeld hatte
                                                         • Projekt „Metallbearbeitung“
      auch ein Gespräch zwischen Firmenvertre-
      ter und Lehrerpraktikanten stattgefunden.            - Tätigkeiten: Anreißen, Bohren,
      Ein Rundgang durch den Betrieb sollte ei-              Gewindeschneiden, Fräsen
      ne erste Übersicht gewähren. Hierbei wur-            - Betreuung: Ausbildungsleiter
      de auf Besonderheiten und Unfallverhü-                 Linus Scharl
      tungsmaßnahmen hingewiesen, denn
      selbstverständliche Dinge für betriebliche         Sonstiges:
      Mitarbeiter können für einen Praktikanten          • Arbeitszeit: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr
      möglicherweise „Neuland“ bedeuten.
                                                         • Festes Schuhwerk erforderlich
      Wichtig ist, dass der Lehrer oder die Lehre-
                                                         • Arbeitskleidung mitbringen
      rin immer auf eine Bezugsperson zurück-
      greifen kann, wenn es Fragen gibt. Diese           • Kantine für Brotzeit und Mittagessen
      Person muss nicht zwangsläufig der Aus-              im Hause
      bildungsleiter sein, vielmehr kann hier z. B.

                                                                                                                                          15
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

      6. Nachbereitung des Lehrerbetriebspraktikums

      6.1 Allgemeines                                6.2 Abschluss-/Reflexionsveranstaltung
      Es hat sich für alle Beteiligten als äußerst
      gewinnbringend erwiesen, wenn das im                                                                 Möglicher Teilnehmerkreis
      Praktikum Erlebte in Form von Präsenta-
      tionen (Kurzfilme, angefertigte Werkstücke                                                       • Firmenvertreter
      …) einander transparent gemacht wird. Die                                                        • Lehrerpraktikanten
      nachfolgende Auflistung gewährt einen                                                            • Vertreter der Schulaufsicht
      detaillierten Einblick in die vielfältigen
                                                                                                       • Abordnungen von IHK
      Möglichkeiten und Schwerpunkte bei der
      Nachbereitung und Reflexion von Lehrer-                                                            und Handwerkskammer
      betriebspraktika. Wie eine gelungene Ab-                                                         • Berufsberater
      schlussveranstaltung im Konkreten ablau-                                                         • Beteiligte Azubis
      fen kann, wird im folgenden Kapitel                                                              • Interessierte Kollegen
      „Good-Practice-Beispiele“ aufgezeigt.

                                                     Konrektor Peter Danninger bei der Arbeit
             Warum ist eine Nach-
             bereitung unerlässlich?
                                                            Mögliche Inhalte für den Praktikumsbericht/
                                                            Präsentation des Lehrers
        • Vermitteln von Eindrücken
           aus den Praktikumsbetrieben
                                                         • Übersicht über den Praktikumsbetrieb
        • Gedankenaustausch mit
                                                         • Beschreibung der eigenen Tätigkeiten im Praktikumsbetrieb
           Firmenmitarbeitern, -vertretern
                                                         • Bewusstsein über eigene Fähigkeiten
        • Austausch mit anderen Lehrer-
                                                         • Erfahrungen / Beobachtungen als Lehrerpraktikant:
           praktikanten (Metall, Elektrotechnik,
                                                          - Ausbildungsberufe im Praktikumsbetrieb
           Kunststoffverarbeitung, Dienstleistung
                                                          - Weiterbildungsmöglichkeiten im Praktikumsbetrieb
           und Service, Einzelhandel, Nahrungs-
                                                          - Arbeitsplätze im Wandel
           mittel)
                                                          - Neue Berufsbilder
        • Erfahrungsaustausch mit Abordnungen
                                                          - Einfluss der Arbeitsmarktsituation auf den Praktikumsbetrieb
           von IHK und/oder Handwerkskammer
                                                          - Personalentwicklung im Praktikumsbetrieb
        • Erfahrungen reflektieren, bündeln
                                                          - Neue Technologien, Arbeitsabläufe, Innovationen im Praktikumsbetrieb
           und für die Schule/Kollegen
                                                          - Die heimische Wirtschaft im Sog der Globalisierung
           aufbereiten
                                                         • Allgemeine Beobachtungen im Praktikumsbetrieb
        • Anregungen für den Unterricht
                                                           (z. B. Höflichkeit, Umgangsformen)
        • Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Lokal-
                                                         • Kritische Auseinandersetzung mit dem Praktikum (Reflexion)
           fernsehen)

      16
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             Mögliche Inhalte für die Firmenvertreter/Reflexion                                             6.3 Weiterarbeit mit den
                                                                                                            gewonnenen Erkenntnissen
         • Betriebsrundgang der Lehrerpraktikanten mit/ohne Erkundungsaufträge
         • Einführung in das Berufsbild
         • Sicherheitsauflagen
                                                                                                                 Transfer in die Schule
         • Praktische Arbeit mit Unterweisung (diese erfolgt eventuell durch Azubis)                         • Wie lässt sich eine Betriebserkundung
         • Beobachtungsaufgaben z. B. für höher qualifizierte Tätigkeiten                                      im Praktikumsbetrieb für Schüler-
                                                                                                               gruppen organisieren?
             Evaluation
                                                                                                             • Welche besonderen Kooperations-

         • Unerlässlich für die Planung weiterer Praktika                                                      formen der Schule mit dem

         • Verbesserungsvorschläge zur Planung, Durchführung und Nachbereitung                                 Praktikumsbetrieb wären möglich?

         • Fragebogen an teilnehmende Lehrkräfte und an Firmenvertreter                                        (Partnerschule - vgl. Kapitel 7)

           (s. Anlage „Feedback“) Weitergabe des Fragebogens an die Steuergruppe
                                                                                                                 Persönliche Nachbereitung
             Teilnahmebestätigung/Zertifikat
                                                                                                             • Welche Teile des Lehrplans stelle

         • Bestätigung über die Teilnahme am Lehrerpraktikum mit Zertifikat                                    ich als Lehrer besonders in den

         • Kopie in Personalakte (siehe Anlage „Zertifikat“)                                                   Vordergrund?
                                                                                                             • Welche neuen Möglichkeiten
                                                                                                               für mehr Praxisbezug des Lehrplans
                                                                                                               erkenne ich?
                                                                                                             • Wie lassen sich Grundkompetenzen,
                                                                                                               wie im Praktikumsbetrieb als
                                                                                                               notwendig erkannt, noch besser
                                                                                                               vermitteln?

      Auf dem Hauptschulkongress in Ingolstadt wurde das bayernweite Projekt mit der Hamm AG vorgestellt.

                                                                                                                                                    17
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

      7. Good-Practice-Beispiele

      7.1 Abschlussveranstaltung im Schulamtsbereich Schwandorf (11. Juli 2007/Neunburg v. W.)

         Tagesordnung

        14.30 Uhr    Begrüßung durch Herrn Georg Kick, Schulrat am Staatlichen Schulamt Schwandorf

        14.40 Uhr    Grußworte:
                         1. Herr Franz Hübl, Regierungsschulrat
                         2. Herr Hans Hilburger, Rektor der Hauptschule Neunburg vorm Wald
                         3. Frau Regina Albrecht, Zentrum für Ausbildungsmanagement Bayern (ZAB)
                         4. Firmenvertreter
                            Frau Angela Klotz, Ausbildungsleiterin der Firma Klug
                            Herr Guido Vienenkötter, Betriebsleiter der Firma Wolf, Schwandorf
                            Herr Norbert Wagner, Ausbildungsleiter der Firma Gerresheimer Wilden
                            Herr Hubert Obendorfer, Chef des Landhotels Birkenhof
                            Herr Linus Scharl, Ausbildungsleiter der Firma MMM Stadlern

        15.15 Uhr    Moderation: Das Lehrerpraktikum im Rückblick –
                         a) was hat es den Lehrkräften gebracht,
                         b) welchen Nutzen hat die Schule,
                         c) welchen die Schüler,
                         d) wie stehen die Firmen dazu?

                          Beide Seiten – die Betriebe und auch die Lehrer – hatten in den vergangenen Tagen und Wochen die
                          Gelegenheit, sich gegenseitig zu beschnuppern und kennenzulernen. Die Absicht war ja auch, dass man mit-
                          einander und nicht so viel übereinander redet.
                          • Was in der Schule oft abgeht, kann sich ein Personalchef oder ein Betriebsleiter ja nicht so genau
                             vorstellen. Es ist ja die Situation von Schule zu Schule wieder ein wenig anders, es gibt regionale und
                             soziale Unterschiede, überdies ändert sich im Schulsystem immer mehr.
                          • Ebenso ist es sicherlich von Nutzen, wenn wir Lehrkräfte einmal einen Blick über den Zaun tun,
                             um zu sehen, was unsere Schüler nach dem Schulabschluss erwartet. Die betriebliche Ausbildung und
                             der betriebliche Alltag sollte wenigstens für drei Tage einmal von Lehrkräften erlebt werden.
                             Diese hautnahe Begegnung ist durch kein noch so gutes Buch zu ersetzen. Schüler haben dahingehend
                             manchen Lehrkräften gegenüber einen Informationsvorsprung durch das Schülerpraktikum.

        15.20 Uhr    Vorstellung der einzelnen Praktika durch die Lehrkräfte in Form kurzer PPT- Präsentationen

        15.45 Uhr    Pause

      18
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        16.15 Uhr    Fortsetzung der Präsentationen

        16.45 Uhr    Fazit
                     Anregungen für die kommenden Praktika durch die diesjährigen Teilnehmer / Ausblick auf die Lehrerpraktika
                     im neuen Schuljahr / Aushändigen der Fortbildungsbescheinigungen durch das Schulamt und der Zertifikate
                     durch die Firmenvertreter

        17.00 Uhr    Verabschiedung

      7.2 Zeitungsmeldungen

                                                                                            Mittelbayerische Zeitung, Regensburg
                                                                                            Neuer Tag, Weiden

                                                                                                                                   19
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

      7.3 Berichte                                     Prüflinge gefunden hatte. So konnten wir       Erfahrungen und Auskünfte aus erster
      von Praktikanten                                 einen kleinen Beitrag zur außerschulischen     Hand zurückgreifen. Deshalb empfehle ich
                                                       Entwicklung unserer Schule leisten und die     jeder Lehrkraft an Haupt- und Mittelschu-
                                                       Zusammenarbeit mit der regionalen Wirt-        len, dass sie die Möglichkeit eines Lehrer-
                                                       schaft fördern. Außerdem hatte Herr Oben-      praktikums nutzen sollte und in direkten
      Gastronomie                                      dorfer angeboten, einen Schüler aus dem        Kontakt mit der Berufswelt tritt, um zu se-
      Hannelore Wild, Fachlehrerin                     Kreis der Quali-Prüflinge als Azubi bei sich   hen, wie in den Betrieben heute gearbeitet
      Ernährung/Gestaltung                             aufzunehmen.                                   wird und diese aktuellen Entwicklungen in
                                                                                                      die Schulen zu tragen.
      Schon seit vielen Jahren beschäftigte ich        Das Lehrerpraktikum hat somit nicht nur
      mich mit der Frage, ob unser Fachunter-          für mich neue Erkenntnisse gebracht, son-      Unendlich wertvoll ist zudem die dadurch
      richt im Bereich Soziales den Ansprüchen         dern kann auch zukünftigen Entlassschü-        entstandene Zusammenarbeit des Betrie-
      und Zielen späterer Ausbildungsbetriebe,         lern und -schülerinnen unserer Schule von      bes mit der Schule. Kennametall stellt uns
      z. B. Hotelküchen, Bäckereien, Konditoreien      Nutzen sein.                                   Praktikumsplätze für unsere Schüler zur
      usw., gerecht wird. Deshalb habe ich sofort                                                     Verfügung. Und ich kann im Vorfeld bereits
      die Gelegenheit ergriffen, ein Lehrerprakti-                                                    sicher sein, wie erstklassig sie dort betreut
      kum in einer Hotelküche zu absolvieren, als      Metallberuf                                    werden. So kann ein Lehrerpraktikum kon-
      Herr Oppelt die Initiative des „zab“ in einer    Karin Koller, Lehrerin                         kret Zukunftschancen für unsere Schüler
      schulinternen Fortbildung vorstellte.                                                           eröffnen!
                                                       Zum ersten Mal las ich in einem Zeitungs-
                                      Fachlehrerin     bericht von den Erfahrungen einer Lehrerin
                                      Hannelore        in einem Lehrerpraktikum. Mir war sofort       Systemhaus
                                      Wild             klar, wie wichtig ein wirkliches Eintauchen    Marina Schießl, Lehrerin
                                      im Praktikum     in die Betriebs- und Arbeitswelt für Lehrer
                                                       ist, so dass ich mich sofort anmeldete, als    Als in meinem Schulamtsbezirk ein Lehrer-
                                                       das Angebot dazu an die Schule kam. Drei       praktikum in verschiedenen Betrieben an-
                                                       Tage besuchte ich zusammen mit einem           geboten wurde, war für mich schnell klar:
                                                       Kollegen die Ausbildungswerkstätte der         Da möchte ich mitmachen. Drei Tage in das
                                                       Firma Kennametall in Vohenstrauß. Be-          Arbeitsleben „draußen“ schnuppern und
                                                       wusst hatte ich mir ein Berufsfeld ausge-      aus erster Hand erfahren, welche Qualifi-
                                                       sucht, zu dem ich keinerlei Vorerfahrungen     kationen unsere Schülerinnen und Schüler
                                                       mitbrachte und dementsprechend unbe-           wirklich brauchen – diese Möglichkeit
                                                       darft ging ich an die Sache heran. Zwei        wollte ich mir nicht entgehen lassen. Die
      Drei Tage, jeweils von 15.00 Uhr bis 22.00       Auszubildende waren uns als „Lehrherren“       hohen Erwartungen wurden nicht ent-
      Uhr, war der Chefkoch und Besitzer des           an die Seite gestellt, um unser Werkstück,     täuscht. Zusammen mit zwei weiteren Kol-
      Hotels Birkenhof Hubert Obendorfer mein          von dem wir nur unseren Plan hatten, in        leginnen besuchte ich die Firma Klug
      Arbeitgeber. Ich musste Gemüse putzen            dieser Zeit zu bewältigen.                     GmbH Integrierte Systeme in Teunz, wo wir
      und schneiden, Suppenhühner auslösen,                                                           sehr gerne aufgenommen wurden und uns
      große Mengen Serviettenknödel kneten             Durch viele Gespräche mit den Ausbildern       als willkommene Gäste gefühlt haben. Per-
      und formen, Suppen passieren und vieles          und Auszubildenden gewann ich prakti-          sonal- und Ausbildungsleiterin Angela
      mehr. Anstrengend – aber interessant!            sche, spürbare Einblicke und Eindrücke in      Klotz nahm sich sehr viel Zeit für uns und
      Grundtechniken wie sie im Fachunterricht         die Firma, vor allem in das Berufsfeld und     auch alle anderen Mitarbeiter beantworte-
      erlernt werden, kommen nach wie vor zum          Arbeitsmaterial Metall, in die Situation       ten gerne und ausführlich unsere vielen
      Tragen. Verhaltensweisen, wie z. B. Team-        und die Anforderungen der Ausbildung.          Fragen. Außerdem wurde uns jeweils ein
      arbeit, Sauberkeit, Flexibilität, Konzentrati-   Diese Erfahrungen helfen mir jetzt insbe-      eigener PC-Arbeitsplatz zur Verfügung ge-
      on und Kommunikation sind Kompetenzen,           sondere als Lehrerin einer Praxisklasse die    stellt.
      die auch in unserem Unterricht gefordert         Voraussetzungen, die dieses Arbeitsfeld
      und gefördert werden. Besonders erfreut          aufwirft, mit den Fähigkeiten der Schüler      Zum besseren Kennenlernen des Betriebs
      war ich über die Tatsache, dass Herr Oben-       abzugleichen und beurteilen zu können,         bekamen wir eine Führung, bei der wir
      dorfer eine Einladung zu unserem späteren        inwieweit dieser Bereich und in welchem        Lehrlinge verschiedener Berufe bei ihren
      „Quali-Essen“ angenommen hatte und sehr          Ausbildungsberuf der Jugendliche geeignet      Tätigkeiten beobachten konnten. Wir wur-
      lobende Worte über die Arbeit meiner             sein könnte. Vor allem kann ich auf eigene     den aber auch selbst gefordert – Markus

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      Zinkl, Auszubildender als Fachinformatiker     Seniorenheim                                     Die Altenpflegerinnen und –helferinnen
      im 1. Lehrjahr, schulte uns im Programm        Christine Lischka, Fachlehrerin                  begleitete ich während des Tagesablaufes
      Visuell Basic. So bekamen wir praxisnah ei-    Ernährung/Gestaltung                             auf dieser Station. Die Bewohner waren
      nen kleinen Einblick in die Tätigkeit eines                                                     demenzkrank, das heißt, dass sie in einem
      Fachinformatikers und vor allem in die ge-     Im Zuge der Fortbildungsveranstaltungen          geregelten Tagesablauf permanent beauf-
      forderten Qualifikationen dieses Berufes       habe ich, Christine Lischka, zusammen mit        sichtigt werden mussten, um vor sich
      wie logisches Denken und genaues Arbei-        meiner Kollegin Barbara Hauer das Lehrer-        selbst geschützt zu werden. Die anfängli-
      ten – Eignungen, auf die vor allem auch im     praktikum im Senioren- und Pflegeheim            chen sehr großen Berührungsängste, einer
      Fachunterricht Wert gelegt wird. Sehr ge-      „Am Miesberg“ in Schwarzenfeld absol-            mir fremden Person mit dem Waschen der
      winnbringend waren für mich als Fachleh-       viert. Die Wahl fiel auf diese Praktikums-       Hände, dem Bekleiden, dem Essen einge-
      rerin für den Bereich Wirtschaft die Ge-       stelle, um möglichst viele Informationen         ben (der fachlich korrekte Ausdruck für
      spräche mit Jasmin Klug, der Ausbildungs-      aus mehreren Berufssparten sammeln zu            „füttern“), Konversation zu führen mit
      leiterin der Bürokaufleute, und Frau Biegerl   können, denn dort hatten wir die Möglich-        Menschen, die sogleich das Gesagte ver-
      aus der Buchhaltungsabteilung. So konn-        keit in den Berufsalltag der Hauswirtschaf-      gessen, wurden geringer. Trotz des profes-
      ten wir sehr detailliert erfahren, welche      terin, des Kochs, der Altenpflegerin sowie       sionellen, freundlichen Teams auf der Sta-
      Lehrplaninhalte im Berufsleben vor allem       der Altenpflegehelferin hineinzublicken.         tion war ich froh, ansonsten in einem Be-
      benötigt werden und auf welche im Unter-       Aus dem Bestätigungsschreiben konnte ich         ruf zu arbeiten, der junge und gesunde
      richt verstärkt eingegangen werden soll. Es    herauslesen, dass das Senioren- und Pfle-        Menschen ins Leben begleitet.
      beruhigte mich sehr, zu erfahren, dass der     geheim über 129 vollstationäre Betten ver-
      Unterricht in diesem Bereich relativ gut auf   fügt, eine beschützende, geronto-psychia-        Rückblickend kann ich nun sagen, der re-
      die späteren Anforderungen abzielt. Spe-       trische Spezialabteilung vorhanden ist und       spektvolle Umgang mit psychisch erkrank-
      ziell im Bereich Buchführung wurde mir         Personen von Pflegestufe 0 - 3 in diesem         ten, alten Menschen, die fachliche Kompe-
      bestätigt, dass in der Schule gute Grundla-    Haus betreut werden. Darunter konnte ich         tenz sowie das positive Miteinander – trotz
      gen zum Verständnis gelegt werden, auch        mir nicht all zu viel vorstellen, bisher hatte   des täglichen Sterbens - der Altenpflege-
      wenn nicht auf die vielen verschiedenen        ich selbst mit altersbedingt erkrankten          rinnen und –helferinnen hat mich tief be-
      Buchführungsprogramme eingegangen              Menschen sehr wenig Kontakt.                     eindruckt. Dieser Beruf hat durch das Prak-
      werden kann. Informativ fand ich auch die                                                       tikum meine Achtung gewonnen.
      Zwischen- und Abschlussprüfungen der                                                            Im Hinblick auf die spätere Berufswahl
      Bürokaufleute, die wir einsehen konnten.                                                        würde ich jedem Schüler dringend empfeh-
                                                                                                      len, zuerst ein Praktikum zu absolvieren,
      Für mich waren die drei Tage sehr interes-                                                      bevor er diese Ausbildung beginnt. Der Be-
      sant, nicht nur um zu erfahren, welche In-                                                      ruf der Altenpflegerin und -helferin sollte
      halte verstärkt gelehrt werden sollten. Ich                                                     nicht aus Mangel an Alternativen gewählt
      kann meinen Schülern nun auch besser                                                            werden.
      und überzeugender vermitteln, auf welche
      Fähigkeiten im späteren Berufsleben Wert
      gelegt wird, und passende Verhaltenswei-                                                        Metallverarbeitung
      sen anbahnen. Nicht unerwähnt bleiben          Lehrerpraktikantin Christine Lischka             Stefan Haberl, Lehrer
      soll auch die Kontaktknüpfung durch das        vor dem Seniorenheim
      Lehrerpraktikum. So besuchte ich nach ei-                                                       „Wie soll ich einem Kind das Angeln bei-
      nigen Wochen die Firma Klug noch einmal                                                         bringen, wenn ich selbst noch nie geangelt
      in Begleitung der Informatikschüler der        Das Einzige, was mir Anfangs etwas Kopf-         habe?“ Das war der entscheidende Beweg-
      M9-Klassen. Die Schülerinnen und Schüler       zerbrechen machte, waren die Arbeitszei-         grund für mich, dieses Fortbildungsange-
      wurden dort professionell in Netzwerk-         ten der drei Praktikumstage: Täglich von         bot zu nutzen. In diesen drei Tagen bei der
      technik geschult. Ohne Lehrerpraktikum         6.30 Uhr bis 14.00 Uhr. Die Arbeitszeiten        Firma Kennametal lernte ich nicht nur die
      wäre diese Veranstaltung wahrscheinlich        sollten jedoch das geringste Problem wer-        verschiedensten Bearbeitungsmöglichkei-
      nicht zustande gekommen. Ein Lehrerprak-       den, denn als ich in der Gerontologischen        ten von Metall, wie Bohren, Fräsen, Feilen
      tikum kann ich jedem nur empfehlen. Soll-      Abteilung sah, was es für mich bedeutete,        und Reiben kennen. Viel mehr noch faszi-
      te ich noch einmal die Gelegenheit haben,      die nächsten drei Tage hier verbringen zu        nierte mich, welche entscheidende Bedeu-
      daran teilzunehmen, werde ich dies ganz        müssen, bereute ich zuerst die Wahl der          tung die Vermittlung von Schlüsselqualifi-
      sicher tun.                                    Praktikumsstelle.                                kationen in unserer Arbeitswelt spielt. Ar-
                                                                                                      beiten im Team, Pünktlichkeit, Genauigkeit,

                                                                                                                                             21
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      Wirtschaftsfaktor Bildung

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                                                                                                                   heiß begehrt.

                                                                                                                   Ich bedankte mich bei der Firma Kenname-
                                                                                                                   tal für ihr Engagement bei der Zusammen-
                                                                                                                   arbeit zwischen Schule und Wirtschaft. Al-
                                                                                                                   len Kollegen kann ich nur empfehlen, ein
                                                                                                                   solches Praktikum zu absolvieren.

                                                                                                                   HAMM AG
                                                                                                                   Lothar Riedl, Lehrer

                                                                                                                   Durch die Arbeit in der Lehrlingswerkstatt
                                                                                                                   während meines Lehrerbetriebspraktikums
                                                                                                                   - wir fertigten das Modell einer Lokomoti-
                                                                                                                   ve - entstand der Gedanke, der Hamm AG
                                                                                                                   eine Zusammenarbeit zwischen Schule und
                                                                                                                   Betrieb vorzuschlagen. Da die Schüler der
      Lehrer Stefan Haberl mit einem Auszubildenden                                                                HS Tirschenreuth mit dem gleichen CAD-
                                                                                                                   Programm wie die Hamm AG arbeiten,
                                                                                                                   könnten die Schüler doch im Unterricht
      Zuverlässigkeit, ... all das haben wir schon          worauf sie beim Bewerbungsschreiben,                   Straßenwalzenmodelle am PC planen und
      tausend Mal gelesen. Doch hier konnte ich             Einstellungstest, Vorstellungsgespräch und             sie dann zusammen mit den Auszubilden-
      es bei den Auszubildenden zu jedem Zeit-              Probearbeiten (freiwilliges Praktikum) Wert            den in der Lehrlingswerkstatt bauen. Der
      punkt beobachten. Mein Kollege und ich                legen, damit es zur Einstellung kommen                 Be?trieb behält die Pläne und kann sie zur
      erhielten den Auftrag, innerhalb der drei             kann. Diese Informationen aus erster Hand              Ausbildung von Praktikanten oder Lehrlin-
      Tage einen Briefbeschwerer zu bauen. Wir
      wurden in dieser Zeit keineswegs vom Aus-
      bildungsleiter oder vom Meister betreut.
      Nein, mehrere Auszubildende aus dem ers-
      ten Lehrjahr nahmen uns bei der Hand und
      halfen uns Schritt für Schritt unsere Arbeit
      zu erledigen. Dabei stießen auch sie immer
      wieder an ihre Grenzen. Doch anstatt stän-
      dig zum Meister zu laufen, holten sie sich
      Rat bei älteren Kameraden und halfen sich
      gegenseitig. Beeindruckt war ich auch vom
      Ehrgeiz und der Genauigkeit. „Das passt
      schon“, diesen Satz habe ich kein einziges
      Mal gehört. Vielmehr galt es die vorgege-
      benen Maße aufs i-Tüpfelchen zu errei-
      chen oder solange nachzubessern, bis man
      in der vorgegebenen Toleranz lag. Sie be-
      handelten unsere Werkstücke so, als wären
      es ihre eigenen Gesellenstücke.

      Ein weiterer Gesichtspunkt bei diesem
      Praktikum lag für mich darin, dass ich mit
      den Leuten ins Gespräch kommen konnte,
      die für das Bewerbungsverfahren verant-              Aus dem Lehrerpraktikum von Lothar Riedl (rechts) wurde eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Hamm
      wortlich sind. Sie gaben mir einen Einblick,         AG in Tirschenreuth, in der jedes Jahr eine Walze in Kooperation der Azubis mit den Schülern gebaut wird.

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