Wohnen und leben - kurz & gut - Befähigen & Beteiligen München

Die Seite wird erstellt Niko-Veit Falk
 
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Wohnen und leben - kurz & gut - Befähigen & Beteiligen München
befähigen & beteiligen
                                              Das Magazin
                                         Heft 3 · Herbst 2020

                               Wohnen und leben

wissen & lernen   erfahren & erleben       kurz & gut
   Wohnen,          Ein bisschen wie     Einfache Häuser
  wie ich will!       eine Familie         für Arbeiter
Wohnen und leben - kurz & gut - Befähigen & Beteiligen München
Ein wichtiger Hinweis an unsere Leser:
Jede Person soll die Texte in unserem Magazin gut lesen können.
Die Texte sind in leicht verständlicher Sprache geschrieben.
Wir versuchen, schwierige Wörter zu vermeiden.
Oder wir erklären diese Wörter im Text.
Wir verwenden den Medio·punkt.
Damit trennen wir lange und schwierige Wörter.

Wir benutzen für Personen oft die männliche Form.
Das macht es leichter die Texte zu lesen.
Wir meinen damit aber auch immer Frauen.
Und Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen.
Wir haben uns bewusst für diese Form entschieden.
Wir möchten niemanden benachteiligen.
Wohnen und leben - kurz & gut - Befähigen & Beteiligen München
Vor ·wort      Liebe Leserin, lieber Leser,

               „Wohnst du noch? Oder lebst du schon?“
               Eine bekannte Möbel·firma hat dieses Motto vor
               ein paar Jahren für ihre Werbung verwendet.
               Diese zwei kurzen Fragen rücken humor·voll
               ein Thema in den Mittel·punkt, mit dem wir
               uns in diesem Heft beschäftigen wollen:
               Das Thema Wohnen.

               Wie wir wohnen, spielt eine große Rolle in
               unserem Leben. Auch mit wem wir unseren
               Wohn·raum teilen ist ein wichtiges Thema.
               Es gibt viele verschiedene Formen, wie und mit
               wem man wohnen kann. Wir möchten Ihnen
               ein paar Wohn·möglichkeiten vorstellen.
               Wir lassen auch einige Menschen berichten,
               wie sie wohnen. Und von ihren Erfahrungen in
               unterschiedlichen Wohn·formen erzählen.

               Wir möchten Ihnen auch noch weitere Themen
               zeigen. Zum Beispiel stellt sich der Verein
               WOHN:SINN mit seinem Angebot vor. Außerdem
Kilian Ihler   können Sie mehr über die Geschichte von den
               Herbergen in München erfahren. Und ein paar
               Eindrücke von unserer Kunst·werkstatt im Freien
               gewinnen.

               Wir wünschen Ihnen wieder viel Freude
               beim Blättern und Lesen.

               Herzlich,

               Kilian Ihler & Eva Meyer,
               Fach·kräfte vom Bildungs·projekt
               befähigen & beteiligen
Eva Meyer

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          erfahren & erleben

                  kurz & gut

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Wohnen und leben - kurz & gut - Befähigen & Beteiligen München
Inhalt              Vor·wort .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  3
                    Inhalt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    5

         Wohnen, wie ich will!
         Vom Wohnen und verschiedenen Wohn·fomen .  .  .  .  10
         Wie kann ich wohnen?
         Drei Möglichkeiten zu wohnen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                12
         Wohn·training und mehr
         Ein paar weitere Wohn·beispiele .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                 16

         Ein bisschen wie eine Familie
         Ein Blick in eine integrativen Wohn·gemeinschaft .  .  .  20
         „Man braucht auf den Partner
         nicht mehr zu warten.“
         Über das Zusammen·wohnen als Paar  .  .  .  .  .  .  .  .  24
         Meine Ruhe und doch ist jemand da
         Im Gespräch mit Robert Feichtner  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  28
         Mehr Freiheit und ein Balkon
         Warum ich ausziehen möchte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  30

         Selbst·bestimmt wohnen! Aber wie?
         Der Verein WOHN:SINN stellt sich vor .  .  .  .  .  .  .  .  .  34
         Einfache Häuser für Arbeiter
         Über Herbergen in München  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  36
         Lieblings·orte
         Eine Geschichte zu einem Ort  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  38

                    Ein Gedanke zum Schluss .  .  .  .  .  .  .  .  .  40
                    Kontakt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 42
                    Impressum .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  43

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Wie ist das Heft aufgebaut?

  Wir erklären Ihnen kurz:
  So ist unser Magazin aufgebaut.
  Magazin ist ein anderes Wort für Zeit·schrift.
  Dann finden Sie sich leichter zurecht.
  Und finden auch die Themen schneller,
  die sie interessieren.

  Das Heft ist in drei große Abschnitte aufgeteilt.
  Ein Abschnitt ist ein Teil von etwas Ganzem.
  Die Abschnitte sind mit verschiedenen Farben
  markiert. Dann finden Sie sie leichter.

                                                      &
  Der erste Abschnitt heißt: wissen & lernen
  Das Zeichen & ist ein Sonder·zeichen.
  Es bedeutet: und.
  Wir benutzen dieses Sonder·zeichen oft.
  Zum Beispiel: Im Titel von unserem Magazin.

  Im Abschnitt wissen & lernen beschäftigen
  wir uns mit einem bestimmten Thema.
  Es kann ein allgemeines Thema sein.
  Oder ein Thema, das gerade sehr wichtig ist.
  Wir geben Ihnen wichtige Informationen
  zu diesem Thema.
  Und erklären auch schwierige Begriffe.

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Der zweite Abschnitt heißt:
erfahren & erleben
In diesem Bereich berichten wir Ihnen von
spannenden Orten, Aktionen oder Erlebnissen.
Zum Beispiel besuchen wir Ausstellungen.
Oder berichten Ihnen von Veranstaltungen,
die wir besucht haben.

Wir unterhalten uns auch mit interessanten
Menschen. Sie erzählen uns aus ihrem Leben.
Oder sie haben bei einem Angebot von unserem
Projekt mitgemacht. Oder wir fragen sie nach
ihrer Meinung zu einem bestimmten Thema.

Der dritte Abschnitt heißt: kurz & gut
In diesem Abschnitt informieren wir Sie über
interessante Termine und Veranstaltungen.
Oder geben Ihnen Tipps und Hinweise
zu den Themen Freizeit, Unterhaltung und Sport.
In diesem Abschnitt wollen wir Ihnen Ideen geben,
was Sie selber tun können.

In Ein Gedanke zum Schluss machen
wir uns Gedanken zu einer bestimmten Frage.
Mal nachdenklich, mal lustig.
Oder wir erzählen Ihnen eine kurze Geschichte.
Oder wir stellen Ihnen eine Frage.

                                                      i
Auf manchen Seiten finden Sie Info·kästen:
Die Kästen sind gelb. Und mit einem i markiert.
In diesen Kästen erklären wir ein schwieriges Wort,
das wir in einem Text benutzt haben.
Oder Sie finden in diesen Kästen Adressen.
Oder noch mehr Informationen zu einem Thema.

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wissen
& lernen
   Wohnen, wie ich will!
   Vom Wohnen und
   verschiedenen Wohn·formen  .  .  . Seite 10

   Wie kann ich wohnen?
   Drei Möglichkeiten zu wohnen .  .  Seite 12

   Wohn·training und mehr
   Ein paar weitere
   Wohn·beispiele .  .  .  .  .  .  .  .  .  Seite 16

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wissen & lernen

 Wohnen, wie ich will!
 Vom Wohnen und verschiedenen Wohn·fomen

 Wohnen ist ein wichtiger Lebens·bereich für jeden Menschen.
 Wohnen bedeutet nicht nur: Ein Dach über dem Kopf zu haben.
 Oder einen Ort zu haben, an dem man schlafen kann.
 Beim Wohnen geht es um sehr viel mehr.

  Wohnen ist ein Menschen·recht
  Die Wohnung soll nicht nur ein Ort sein, an dem
  man lebt. Sondern ein Ort, an dem man sich
                                                                       i
  sicher fühlt. Und möglichst selbst·ständig leben
  kann. Wohnen ist für alle Menschen sehr wichtig.   UN-Behinderten-
  Deswegen ist es auch ein Menschen·recht.           rechts·konvention:
  Das bedeutet: Das Recht gilt für jede einzelne
                                                     Viele Länder haben
  Person. Dieses Recht steht auch in der             einen Vertrag gemacht.
  UN-Behinderten·rechts·konvention:                  Der Vertrag heißt UN-
  Besonders wichtig ist: Jeder Mensch soll selbst    Behinderten · rechts-
  bestimmen können, wie er wohnen möchte.            konvention. In dem
  Ob er nun allein, mit dem Partner oder mit         Vertrag steht: Menschen
  anderen Personen zusammen wohnen will.             mit Behinderungen
                                                     haben Rechte.
                                                     Jedes Land muss dafür
  Ein Ort, an dem man sich wohl fühlt                sorgen, dass Menschen
                                                     mit Behinderung diese
  Wohnen bedeutet also: Ein Zuhause zu haben.        Rechte bekommen.
  Ein Ort, an dem man sich wohl fühlt.               Und sie nicht schlechter
  Ein Ort, den man sich selbst ausgesucht hat.       als andere Menschen
  In der eigenen Wohnung kann man leben,             behandelt werden.
  wie man möchte. Und mit wem man möchte.

Seite 10
Wohnen mit Unter·stützung
Für Menschen mit Behinderung ist es nicht
immer einfach, eine passende Wohn·form
für sich zu finden. Sie können nicht immer
selbst·ständig für sich sorgen. Dann brauchen sie
Unter·stützung von anderen Menschen. Es kann
sehr unterschiedlich sein, welche Unter·stützung
man braucht: Manche brauchen Hilfe beim Kochen
und Putzen, andere bei ihrer Post. Oder beim
Ein·nehmen von Medikamenten.

Die Unter·stützung kann von verschiedenen
Menschen kommen. Zum Beispiel von der Familie
und Freunden. Aber auch Mit·bewohner, Betreuer
oder Fach·kräfte von einem Pflege·dienst können
Hilfe an·bieten. Es kommt darauf an, wie viel
Unter·stützung die Person beim Wohnen braucht.

Verschiedene Formen zu wohnen
Es gibt viele verschiedene Wohn·formen.
Zum Beispiel: Alleine in der eigenen Wohnung
leben. Oder in einer Wohn·gemeinschaft wohnen.
Oder mit dem Partner zusammen leben.
Menschen mit Behinderung haben nicht immer
die freie Wahl, wo und wie sie wohnen möchten.
Denn es gibt nur wenige Angebote und
Wohn·formen für Menschen mit Einschränkungen.

Wir haben auf den nächsten Seiten eine kleine
Auswahl von Wohn·formen für Menschen mit und
ohne Behinderung für Sie zusammen·gestellt.

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wissen & lernen

    Wie kann ich wohnen?
    Drei Möglichkeiten zu wohnen

    Es gibt verschiedene Formen zu wohnen. Allein, zu zweit oder
    in Gemeinschaft. Wir stellen Ihnen ein paar der Wohn·fomen
    vor. Dann bekommen Sie eine Idee, welche Möglichkeiten zu
    wohnen Sie haben.

1
      Leben im Wohn·heim
    Wohn·heime sind große Häuser, in denen viele
    Menschen mit·einander leben. Es gibt Wohn·heime
    für bestimmte Gruppen. Zum Beispiel: Studenten,
    Senioren oder Menschen mit Behinderung.

    In einem solchen Wohn·heim sind Tag und Nacht
    Betreuer da. Sie unterstützen die Bewohner
    bei verschiedenen Dingen. Zum Beispiel: Beim
    Kochen, Zimmer aufräumen oder bei den Hobbys.
    Jeder der Bewohner hat ein eigenes Zimmer.
    Und jeder kann sich sein Zimmer meistens selbst
    einrichten und eigene Möbel mitbringen.

    Es gibt dort auch Gemeinschafts·räume. Dort
    kann man gemeinsam kochen oder fernsehen.
    Seine Mit·bewohner kann man sich dort nicht
    selber aus·suchen.

    } Ein Wohn·heim passt für alle, die gern mit
    anderen zusammenleben, mehr Unter·stützung
    und Hilfe·stellung im Alltag brauchen.

Seite 12
2
       Leben in der eigenen Wohnung
    Im ambulant betreuten Wohnen leben Paare,
    Familien oder eine Person alleine in einer Wohnung.
                                                                            i
    Die Wohnung muss man sich oft selbst suchen.
    Die Wohnung kann man sich so einrichten wie es
                                                          ambulant betreut:
    einem gefällt. Man kauft sich seine Möbel selbst.
    Und kann alles selbst entscheiden.                    Eine Person mit
                                                          Behinderung lebt
                                                          in einer eigenen
    Wenn man in einer eigenen Wohnung lebt,               Wohnung. Wenn sie
    muss man viele Dinge selbst erledigen.                Unter·stützung braucht,
    Zum Beispiel Einkaufen. Man kann aber auch            kann sie ambulante
    Unter·stützung von einem Betreuer bekommen.           Betreuung bekommen.
                                                          Dann kommt eine
    Der Betreuer kann einem bei verschiedenen             Fachkraft ein oder
    Dingen helfen. Zum Beispiel: Bei Anträgen, beim       mehrere Male pro
    Umgang mit Geld oder im Haus·halt. Oder er ist        Woche vorbei. Die
    da, wenn man jemanden zum Reden braucht.              Person hilft im Haushalt
    Der Betreuer ist aber nur zu bestimmten Zeiten        und beim Einkaufen
                                                          oder bei der Pflege.
    da. Die meiste Zeit ist man alleine oder mit dem
    Partner in der Wohnung.                               Die Menschen können
                                                          mit der Unter·stützung
                                                          länger zu Hause
    } Das Leben in der eigenen Wohnung passt
                                                          wohnen bleiben. Und
    für alle, die es etwas ruhiger haben wollen.          selbst·bestimmt leben.
    Und nicht so viel Unter·stützung brauchen.
    Es ist geeignet für Menschen, die gern ihre
    eigenen vier Wände haben, in denen sie selbst
    bestimmen können.

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wissen & lernen

3
                                                                        i
       Leben in einer Wohn·gemeinschaft
    In einer integrativen Wohn·gemeinschaft leben
    erwachsene Personen mit und ohne Behinderung
    zusammen. Zu einer Wohn·gemeinschaft sagt          integrativ:
    man auch kurz: WG.                                 Das Wort kommt aus
                                                       dem Lateinischen. Und
    Es können unterschiedlich viele Leute zusammen     bedeutet: ein·beziehen.
    wohnen. Es gibt kleine WGs – dort leben zum        Eine große Gruppe
    Beispiel nur vier Personen. Es gibt aber auch      von Menschen nimmt
    größere Wohn·gemeinschaften. Jeder Bewohner        eine Person oder
    hat ein eigenes Zimmer für sich allein.            eine Gruppe, die
    Das kann er nach dem eigenen Geschmack             ausgeschlossen ist,
    einrichten. Küche, Bad und Wohn·zimmer nutzen      wieder auf. Sie bezieht
    alle Bewohner gemeinsam.                           den Menschen oder die
                                                       Gruppe wieder mit ein.

    Alle Bewohner der Wohn·gemeinschaft haben
    die gleichen Rechte und Pflichten. Alle Bewohner
    müssen im Haushalt mithelfen: Beim Einkaufen,
    Kochen, Aufräumen. Und sie müssen sich
    mit·einander um die Wohnung oder das Haus
    kümmern.

Seite 14
Die Freizeit kann man gemeinsam verbringen.
Trotzdem hat jeder Bewohner auch seine eigenen
Hobbys und Interessen. Die Mit·bewohner müssen
gemeinsam Entscheidungen treffen. Alle müssen
damit einverstanden sein. Dazu gehört auch,
dass sie mit·einander neue Mit·bewohner
aussuchen müssen.

Die Bewohner sollen sich gegenseitig
unter·stützen. Zum Beispiel: Beim Kochen oder
Wäsche waschen. Jeder soll bei den Dingen
Hilfe bekommen, die er nicht so gut kann.
Die Bewohner ohne Behinderung helfen den
Bewohnern mit Behinderung. Sie sind aber
nicht ihre Betreuer. Sie sind ihre Mit·bewohner.
Sie dürfen nicht sagen: „Ich bestimme,
was du tun darfst oder nicht.“

Die Mit·bewohner sollen selbst·bestimmt
und gleich·berechtigt zusammen wohnen.
Ein Betreuer ist nur für einige Stunden da.
Und unter·stützt die Bewohner. Zum Beispiel:
Bei Anträgen oder wenn es Schwierigkeiten in
der WG gibt.

} WG passt für alle, die gern mit anderen
Menschen zusammen sind.

                                                   Seite 15
wissen & lernen

 Wohn·training und mehr
    Ein paar weitere Wohn·beispiele

 Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten zu wohnen.
 Wir haben Ihnen drei Beispiele ausführlich beschrieben. Drei
 weitere Wohn·formen wollen wir Ihnen hier noch vorstellen.

1
      Wohn·training
    Von Zuhause ausziehen ist immer aufregend.
    Man stellt sich vorher viele Fragen:
    Wie fühlt es sich an alleine zu wohnen?
    Bekomme ich den Haushalt alleine hin?
    Man kann das selbst·ständige Wohnen üben.
    Dieses Üben heißt Wohn·training.

    Man lernt Vieles, das zum Wohnen dazu gehört.
    Zum Beispiel: Wäsche waschen, sauber machen
    und wie man die eigene Freizeit gestaltet.
    Betreuer unterstützen das Wohn·training.
    Sie begleiten einen auch zu Ämtern.
    Oder zu wichtigen Gesprächen in der Arbeit.

    Das Wohn·training kann man in der eigenen
    Wohnung machen. Oder in einer Einrichtung,
    mit Wohnungen. Das Wohn·training kann
    unterschiedlich lang dauern.

    } Wohn·training passt für alle, die das
    selbst·ständige Wohnen noch üben wollen.

Seite 16
2
     Haus- und Hof·gemeinschaft
    Die Haus- und Hof·gemeinschaft ist eine
    integrative Wohn·form für Menschen mit und ohne
    Behinderung. Familien, Paare und Einzel·personen
    wohnen gemeinsam in einem großen Haus.
    Jede Person und jedes Paar hat eine eigene
    Wohnung mit Schlaf·zimmer, Küche und Bad.
    Die Bewohner unterstützen sich gegenseitig.
    Zum Beispiel: Beim Einkaufen oder im Haushalt.
    Diese neue Wohn·form wird gerade nur in
    München angeboten.

    } Die Haus- und Hof·gemeinschaft ist
    geeignet für Menschen, die eine eigene
    Wohnung haben und trotzdem gern in einer
    Gemeinschaft leben möchten.

3
      Selbst·ständig Wohnen
       mit Persönlichem Budget
    Menschen mit Behinderung können selbst·ständig
                                                                        i
    in der eigenen Wohnung leben. Auch wenn sie        Budget:
    Unter·stützung im Haushalt oder in der Freizeit
                                                       Das Wort spricht man
    brauchen. Dafür können sie Geld vom Staat
                                                       so aus: Büh-dschee.
    bekommen. Dieses Geld nennt man Persönliches
                                                       Budget ist die Menge
    Budget.
                                                       an Geld, die jemand für
                                                       eine bestimmte Sache
    Von dem Geld können sie zum Beispiel               zur Verfügung hat und
    Assistenten bezahlen. Sie entscheiden selbst,      ausgeben kann.
    welche Hilfe sie haben wollen. Und wer ihnen
    helfen soll. Alle Menschen mit Behinderung haben
    das Recht auf das Persönliche Budget. Seit 2008
    steht das Persönliche Budget im Gesetz.

    } Selbst·ständiges Wohnen mit
    Persönlichem Budget ist geeignet für
    Menschen, die selbst·bestimmt in ihrer
    eigenen Wohnung leben wollen.

                                                                       Seite 17
Seite 18
erfahren
& erleben
  Ein bisschen wie
  eine Familie
  Ein Blick in eine integrative
  Wohn·gemeinschaft .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  Seite 20

  „Man braucht auf
  den Partner nicht
  mehr zu warten.“
  Über das
  Zusammen·wohnen als Paar .  .  .  .  .  .  Seite 24

  Meine Ruhe und
  doch ist jemand da
  Im Gespräch mit Robert Feichtner  .  .  .  Seite 28

  Mehr Freiheit
  und ein Balkon
  Warum ich ausziehen möchte  .  .  .  .  .  Seite 30

                                                 Seite 19
erfahren & erleben

  Ein bisschen wie eine Familie
  Ein Blick in eine integrative Wohn·gemeinschaft

 Apud, Dennis, Helen, Maya und Stefan wohnen in einer
 Wohn·gemeinschaft auf dem Oberwiesenfeld. Sie sind im
 Früh·jahr zusammen·gezogen. Sie erzählen uns wie die WG
 entstanden ist, wie ihr Alltag aussieht. Und was sie sich für
 die Gemeinschaft wünschen.

                       Dennis:
                       „Ich kenne Helen und Stefan schon sehr lange. Wir
                       waren zusammen auf der Schule. Ich habe davon
                       geträumt eine eigene Wohnung zu haben. Ich
                       hatte den Wunsch ohne Vater und Mutter zu leben.
                       Ich bin erwachsen geworden.

                       Ich habe mir gewünscht, dass ich für mich
                       kochen kann, wenn ich in meiner eigenen
                       Wohnung lebe. In der WG entscheiden wir
                       gemeinsam, was wir kochen wollen. Wir essen
                       gerne zusammen. Wir können aber auch alleine
                       essen. Das machen wir, wie wir wollen.

                       Nach Corona wünsche ich mir, dass wir eine Party
                       in der WG machen. Ich würde auch gerne mit der
                       WG schwimmen gehen. Und ich möchte keinen
                       Streit. Das mag ich nicht.“

Seite 20
Helen:
„Am Anfang war es in der WG nicht so leicht.
Ich habe meine Schwester vermisst. Aber die
Anderen kümmern sich um einen, wenn es
einem nicht gut geht.

Wir gehen gemeinsam einkaufen. Und entscheiden
mit·einander was es zu essen gibt. Nach dem
Essen verbringen wir gern Zeit miteinander.
Und trotzdem hat jeder die Freiheit für sich
allein zu sein. Und mit anderen Leuten Dinge zu
unternehmen.

Wir bekommen auch Unter·stützung von zwei
Betreuern. Sie kommen regelmäßig zu uns. Sie
erstellen zum Beispiel mit uns einen Putz·plan.“

                         Stefan:
                         „Meine Brüder sind alle schon von zuhause
                         ausgezogen. Ich bin der Jüngste. Und wollte
                         dann auch ausziehen. Ich wollte gern mit Dennis
                         zusammen·ziehen. Wir sind sehr gute Freunde.
                         Dann haben wir noch Helen gefragt. Ob sie mit
                         uns in eine WG ziehen möchte. Apud und Maya
                         sind später dazu gekommen. Wir mussten sie erst
                         suchen. Und aus einigen Bewerbern aus·wählen.

                         Vor dem Einzug mussten wir uns überlegen:
                         Wie wollen wir unsere Zimmer und die
                         Gemeinschafts·räume einrichten.
                         Im März sind wir dann eingezogen.

                         Ich freue mich, wenn wieder zusammen
                         Geburts·tage und Feste feiern können.“

                                                                     Seite 21
erfahren & erleben

                  Maya:
                  „Mir hat die WG-Idee gefallen. Deswegen habe
                   ich mich beworben. Wir fünf waren aber nur kurz
                  zusammen in der WG. Wegen Corona waren die
                   Bewohner mit Behinderung eine Weile bei ihren
                   Familien. Ich freue mich, wenn Dennis wieder in
                   der WG ist. Dann sind wir endlich wieder komplett.

                  Die Aufgaben, die man in der WG hat, waren
                  bereits in der Wohnungs·anzeige gestanden.
                  Ich wusste also, was mich erwartet. Meine
                  Aufgaben in der WG sind: Kochen und Einkaufen.
                  Ab 23 Uhr muss entweder Apud oder ich in
                  der WG sein. Wir sind Ansprech·partner für
                  die Bewohner mit Behinderung. Wenn sie
                  Unter·stützung brauchen.

                  Wir verbringen gern Zeit miteinander.
                  Die WG fühlt sich ein bisschen wie Familie an.“

Seite 22
Apud:
„Ich kannte schon so eine Wohn·form. Ich habe
vorher bei zwei Senioren gewohnt. Und sie beim
 Haushalt unterstützt. Dafür musste ich keine
 Miete zahlen. Das heißt Wohnen gegen Hilfe.

Wir haben in der WG bestimmte Aufgaben.
Die müssen wir erfüllen. Aber wir sind keine
Betreuer oder Erzieher für die Leute mit
Behinderung. Wir sind ihre Mit·bewohner. Und
sind einfach gern zusammen.

Mein Wunsch für die WG: Ich möchte eigentlich
nichts ändern. Ich habe mir vor dem Einzug viele
Gedanken gemacht. Und eigentlich haben sich
meine Erwartungen erfüllt. Ich freue mich auch,
wenn wir wieder alle gemeinsam in der WG sind.
Dann ist wieder mehr los. Ich wünsche mir,
dass wir richtige Mit·bewohner und enger
mit·einander werden.“

                                                   Seite 23
erfahren & erleben

 „Man braucht auf den Partner
 nicht mehr zu warten.“
  Über das Zusammen·wohnen als Paar

 Vinci und Jessica sind ein Paar. Sie wohnen in einer
 gemeinsamen Wohnung zusammen. Stefanie Wimmer-Birkmeier
 betreut Vinci ambulant. Sie hilft ihm, wenn er etwas braucht.
 Sie hat sich mit ihnen unterhalten: Über das Wohnen als Paar.

                       Wann hattet ihr den Wunsch
                       zu zweit zusammen zu wohnen?
                       Vinci: Den Wunsch hatte ich mit der Zeit.
                       Ich wollte immer zu zweit wohnen.
                       In der WG mit vielen Leuten zu wohnen ist
                       mir schwer gefallen. Zu zweit ist es viel besser.
                       Jessica: Ich wollte auch schon immer zu
  Stefanie             zweit wohnen. Ich habe vorher elf Jahre
  Wimmer-Birkmeier     in einer WG gelebt.

Seite 24
Musstet ihr denn lange warten,
bis ihr zusammen·ziehen konntet?
Beide: Nein, eigentlich nicht.
Jessica: Eine WG-Mit·arbeiterin von Vinci hat
mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte mit
Vinci zusammen zu ziehen. Denn er hatte diesen
Wunsch schon lange. Da hab ich gesagt:
Wir können es ja versuchen. Und auf Probe
zusammen wohnen.

Welche Gedanken hattet ihr
vor dem Zusammen·ziehen?
Vinci: Mir war das Probe·wohnen auch wichtig. Es
hat gleich gut geklappt. Es war nicht schwierig. Ich
habe eingekauft, die Wohnung geputzt und Staub
gesaugt, Einkaufs·zettel zum Einkaufen benutzt,
abgespült und den Geschirr·spüler ausgeräumt.

Was hat euch das Probe·wohnen gezeigt?
Jessica: Ich hatte positive Gedanken nach
dieser Zeit. Vinci ist mit seiner Krankheit Epilepsie
besser zurecht gekommen.
Und ich habe zum ersten Mal mit einem Mann
zusammen gewohnt. Das hat gut geklappt.

Musstet ihr nach dem Wohnen
auf Probe noch lange warten,
bis ihr einziehen konntet?
Jessica: Nein, das ging überraschend schnell.
Wir haben sogar diese Wohnung bekommen.

                                                        Seite 25
erfahren & erleben

  Vinci, was ist besser: Zu zweit wohnen
  oder in der Wohn·gemeinschaft?
  Vinci: Jetzt ist es besser. Weil wir eine Wohnung
  für uns haben. In der WG war es lauter. Ein
  Mit·bewohner ist zum Beispiel immer laut die
  Treppe runter gegangen. Das hat mich gestört.

  Habt ihr einen Rat für andere Paare,
  die zusammen·ziehen wollen?
  Beide: Ja, auf jeden Fall Probe·wohnen!
  Und dann die Daumen drücken, dass man
  eine Wohnung findet. Und man mit der mit der
  Wohnung zufrieden ist. Und dass es zu zweit
  auch klappt. Viel Glück!

  Ist es leichter Entscheidungen zu treffen,
  wenn man selbst·ständig wohnt?
  Jessica: Ja, weil nicht so viele mitreden.
  Vinci: Zu zweit ist es besser.

  Was ist besonders am Zusammen·wohnen?
  Jessica: Man sieht sich öfter. Und kann seine
  gemeinsamen Interessen teilen. Man braucht
  auf den Partner nicht mehr zu warten. Und kann
  zusammen wohin fahren. Auch in den Urlaub.
  Das finde ich schon gut.
  Vinci: Man kann zusammen Einkaufen gehen.
  Und zusammen auch wieder nach Hause fahren.

Seite 26
Vinci, reicht dir die Unter·stützung, die du
von der ambulanten Betreuung bekommst?
Vinci: Ja, die Unter·stützung reicht.
Ich bin selbst·ständiger geworden.
Im Haushalt zum Beispiel. Hilfe bekomme ich
wenn es um Geld, die Post oder Termine geht.
Oder beim Ein·sortieren von Medikamenten.

Wenn ihr Hilfe braucht,
was macht ihr dann?
Jessica: Ich habe die Nummer vom Haus·meister.
Und von der Haus·verwaltung. Da kann ich anrufen.

Habt ihr noch einen letzten Tipp?
Jessica: Ja. Am Anfang ist es gut, sich Hilfe
zu holen. Dann lernt man dazu. Und kann auch
selbst·ständiger werden. Nur so kann man für sich
auch etwas ändern.

Danke euch für das Interview.

                                                    Seite 27
erfahren & erleben

  Meine Ruhe und
  doch ist jemand da
  Im Gespräch mit Robert Feichtner

  Robert wohnt alleine in einer Wohnung in einem Wohn·projekt.
  Er erzählt: Warum er ausziehen wollte. Was am Anfang
  schwierig war. Und wie er sich heute in seiner Wohnung fühlt.

                            Hallo Robert. Wie kam es denn dazu,
                            dass du in deine eigene Wohnung
                            ziehen wolltest?
                            Ich habe vor dem Umzug in einem Wohn·heim
                            gewohnt. Ich wollte schon länger in eine eigene
                            Wohnung ziehen. Dann habe ich über einen
                            Betreuer den Tipp mit dem Wohn·projekt
                            bekommen. Und mich mit der Leitung von dem
                            Wohn·projekt getroffen. Sie hat mir angeboten,
                            dass ich mir die kleine Wohnung anschaue.
                            Das war im Dezember 2014. Und Anfang
  Robert Feichtner          Februar bin ich dann schon dort eingezogen.

  Wie war der Umzug für dich?
  Am Anfang war es ein wenig schwierig. Ich musste
  entscheiden, welche Möbel und Sachen ich in die
  neue Wohnung mitnehme. Das war nicht leicht.
  In der ersten Zeit hatte ich auch Schwierigkeiten
  mit dem Schlafen. Und musste mich an die
  Umstellung gewöhnen. Aber jetzt geht’s.

Seite 28
Wie geht es dir nun nach fünf Jahren?
Jetzt bin ich aufgeräumt. Und kann am Abend
nach der Arbeit machen, was ich will.
Ich habe auch neue Leute kennengelernt. Wir
haben auch viele Geschäfte da. Es gibt einen
Döner·laden, einen Bäcker, einen Supermarkt.
Wir haben genug da. Oder ich gehe in die
Wohn·gemeinschaft. Die ist ganz in der Nähe.
Die Bewohner aus den Einzel·wohnungen
können nämlich in die WG gehen, wenn sie etwas
brauchen.

Gehst du oft dorthin?
Ja, so einmal die Woche gehe ich dorthin.
Wenn ich Hilfe brauche, weiß ich, dass ich mich
dort melden kann. Der Wasser·hahn in meiner
Küche ist zum Beispiel gerade kaputt. Dann rufe
ich in der WG an. Und weiß: Jemand kümmert
sich darum.

Bekommst du denn sonst noch
Unter·stützung?
Einmal in der Woche begleitet mich jemand
beim Einkaufen. Obwohl ich das eigentlich auch
selbst·ständig mache. Einmal in der Woche treffen
sich am Montag·abend alle Bewohner aus den
Einzel·wohnungen. Und wir unterhalten uns. Oder
besprechen, ob wir einen Ausflug machen. Und
wohin der gehen soll.

Fühlst du dich wohl in deiner Wohnung?
Ja. Ich habe meine Ruhe, kann Karten spielen.
Und weiß, es ist doch jemand da, wenn ich etwas
brauchen sollte.

                                                    Seite 29
erfahren & erleben

  Mehr Freiheit und ein Balkon
 Warum ich ausziehen möchte

  Juli und Luca wohnen beide in Wohn·gemeinschaften.
  Philipp wohnt noch zu Hause. Alle drei haben den Wunsch
  auszuziehen. Sie wollen in eine eigene Wohnung ziehen. Dafür
  haben sie unterschiedliche Gründe. Wir haben sie dazu befragt.

                        Juli erzählt:
                        „Mein Ziel ist es, so selbst·ständig wie möglich
                        zu werden. In einer eigenen Wohnung möchte
                         ich mehr Dinge eigen·ständig machen. Und
                         mehr Freiheit bekommen. Ich wohne noch in
                         einer WG. Da hat man schon weniger Freiheiten.
                         Man muss auf andere Rücksicht nehmen.
                         Und sich viele Dinge teilen. Ich bin zwar ein
                         Gemeinschafts·mensch. Aber seit fünf Jahren
  Juli Herrmann          möchte ich ausziehen. Und nach zehn Jahren
                        WG-Leben habe ich Lust auf eine Veränderung.

                        Ich hoffe, dass ich in einer eigenen Wohnung
                        mehr Ruhe und mehr Raum für mich habe.
                        Es ist für mich schwieriger eine Wohnung zu
                        bekommen als für andere Menschen. Weil ich
                        eine Behinderung habe. Ich finde es schade,
                        dass es so lange dauert, bis man eine Wohnung
                        gefunden hat. Mein Tipp ist: Wenn ihr ausziehen
                        wollt, seid geduldig und bleibt hartnäckig!“

Seite 30
Philipp meint:
„Ich wohne gerade noch bei meiner Familie.
Ich möchte aber einen Neu·anfang für mein
Leben. Dafür braucht es Mut: Ich will mutig sein.
Ich würde gerne von daheim ausziehen.

Mein Traum ist es, im Süden zu leben. Irgendwo
wo das Wetter immer gut ist. In München
möchte ich aber auch leben. Am liebsten mit
meinen Freunden zusammen. Wenn ich von
daheim ausgezogen bin, kann ich selbst·ständig
sein. Und mich um mich selbst kümmern.“                 Philipp Köstler

                            Luca sagt:
                           „Ich möchte nach Freiham in eine eigene
                           Wohnung ziehen. Meine Wohnung soll einen
                            Balkon haben. Ich wünsche mir, dass es dort
                            einen Tennis·platz gibt. Das ist mir wichtig.
                            Ich würde gern Tennis·stunden nehmen. In
                            meiner eigenen Wohnung möchte ich jeden
                            Abend kochen. Ich will meine alten Mitbewohner
                            dann in meine Wohnung einladen.
Luca Pavlik
                            Ich wünsche mir, dass es in Freiham ruhiger ist.
                            Da wo ich jetzt wohne, nervt mich die
                            Auto·bahn. Ich wünsche mir auch, dass es in
                            Freiham Läden und Restaurants gibt. Ich bin
                            schon ziemlich selbst·ständig. Nur das mit
                            dem Geld muss ich noch lernen.“

                                                                      Seite 31
Seite 32
kurz & gut

   Selbst·bestimmt
   wohnen! Aber wie?
   Der Verein WOHN:SINN
   stellt sich vor .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   Seite 34

   Einfache Häuser
   für Arbeiter
   Über Herbergen in München  .  .                Seite 36

   Lieblings·orte
   Eine Geschichte zu einem Ort .  .  Seite 38

                                                  Seite 33
kurz & gut

  Selbst·bestimmt wohnen!
  Aber wie?
  Der Verein WOHN:SINN stellt sich vor

 Menschen mit Behinderung können oft nicht selbst bestimmen,
 wie sie wohnen wollen. Der Verein WOHN:SINN findet:
 Alle Menschen sollen selbst entscheiden können wo, wie und
 mit wem sie leben. Er möchte mehr inklusive Wohn·formen
 in Deutschland. Damit Menschen mit Behinderungen besser
 wohnen können.

  Wer ist WOHN:SINN?
  WOHN:SINN ist eine bunt gemischte Gruppe
  von Menschen und Organisationen in ganz
  Deutschland. Mitglieder im Verein sind unter
  anderem:
  }	Menschen aus inklusiven Wohn·gemeinschaften
  }	Forscher und Forscherinnen
  }	Menschen, die sich für die Rechte von
     Menschen mit Behinderungen stark machen
  }	Vereine, die inklusive
     Wohn·gemeinschaften gründen
  }	Angehörige von Menschen mit Behinderungen

Seite 34
Was macht WOHN:SINN?
WOHN:SINN macht Beratung vor Ort
in München, Köln, Dresden und Bremen.
}	WOHN:SINN bringt Menschen mit gleichen
  Interessen zusammen. Zum Beispiel:
  Auf Veranstaltungen. Oder im Internet.
}	WOHN:SINN macht sich für inklusives
   Wohnen stark. Zum Beispiel bei Politiker.

                                                                      i
   Oder bei Journalisten.
}	WOHN:SINN hilft Menschen eine inklusive
   Wohn·gemeinschaft zu gründen. Zum Beispiel
   erklärt der Verein, was sie dafür tun müssen.
                                                    Information:
}	WOHN:SINN findet mehr über inklusives
                                                    So erreichen Sie den
   Wohnen heraus. Zum Beispiel:
                                                    Verein WOHN:SINN –
   Was klappt gut? Wie können wir                   Bündnis für inklusives
   behinderten Menschen besser helfen?              Wohnen e. V.:
                                                    Internet-Seite:
                                                    www.wohn-sinn.org
Sie können bei WOHN:SINN mitmachen!                 Oder in schwerer
Der Verein sucht Mitglieder.                        Sprache:
                                                    www.wohnsinn.org
}	Wollen Sie bei WOHN:SINN mitarbeiten?
                                                    Facebook:
}	Brauchen Sie Hilfe?                              www.fb.com/
}	Wollen Sie dem Verein Geld spenden?              ganznormalerwohnsinn
                                                    Instagram:
Ja? Dann kommen Sie zu einer Veranstaltung von      www.instagram.com/
WOHN:SINN. Oder füllen Sie den Mitglieds·antrag     ganznormalerwohnsinn
aus. Den Mitglieds·antrag und Informationen zu
Veranstaltungen finden Sie auf der Internet·seite
vom Verein. Den Kontakt finden Sie im gelben
Kasten rechts.

                                                                     Seite 35
kurz & gut

  Einfache Häuser für Arbeiter
  Über Herbergen in München

  In der Dauer·ausstellung vom Münchner Stadt·museum ist ein
  kleines Haus aus·gestellt. Es ist ein Modell von einer Herberge.
  Herbergen gab es in München früher viele. Wo haben diese
  Häuser gestanden? Und wer hat dort gewohnt?

  Was ist eine Herberge?
  Eine Herberge ist ein einfaches Gast·haus.
  Reisende können sich dort für eine Nacht
  ausruhen. In München hat das Wort Herberge
  noch eine andere Bedeutung.
  So haben bestimmte Häuser geheißen.

  Wie waren Herbergen gebaut?
  Herbergen waren einfache Holz·hütten.
  Sie hatten mehrere Wohnungen.
  Die Wohnungen waren sehr klein. Viele Leute
  mussten sich die kleinen Wohnungen teilen.
  Die Holz·hütten hatten keinen Keller.
  Deshalb war es in den Wohnungen immer feucht.
  Und bei den vielen Menschen, die dort gelebt
  haben, war es auch nicht sehr sauber.

Seite 36
Wo standen die Herbergen?
Die kleinen Häuser standen vor allem in der Au,
in Giesing und in Haidhausen. Das waren damals
                                                                      i
noch Dörfer. Sie haben noch nicht zur Stadt         Information:
München gehört. Sondern sind erst später zu         Das Modell von der
Stadt·teilen geworden. Als München immer größer     Herberge ist in der
geworden ist. Die Herbergen hat man seit dem        Dauer·ausstellung
                                                    Typisch München!
17. Jahrhundert gebaut. Das ist lange her.
                                                    im Münchner
                                                    Stadt·museum
                                                    zu sehen.
Wer hat in den Herbergen gewohnt?                   Bitte fragen Sie vor
Viele Menschen haben in den Dörfern vor den         Ihrem Besuch im
Stadt·mauern gelebt. Sie waren arme Arbeiter        Museum nach, ob die
                                                    Ausstellung geöffnet hat.
und Tage·löhner. Oder auch „Haderlumper“.
So hat man die Leute genannt, die für die           Telefon:
Papier·mühle in der Au Stoff·reste gesammelt        089 23 32 23 70
                                                    Internet·seite:
haben. In Haidhausen haben die Arbeiter zum
                                                    www.muenchner-
Beispiel aus Lehm Ziegel für Häuser in München
                                                    stadtmuseum.de
und die Stadt·mauer gemacht.

Gibt es heute noch Herbergen in München?
Auf dem großen Foto ist ein Modell von einer
Herberge zu sehen. Sie stand in der Krämerstraße.
Das ist nahe dem Mariahilfplatz im heutigen
Stadt·teil Au. Heute steht die Herberge dort
nicht mehr. Ein paar Herbergen gibt es noch in
München. Zum Beispiel im Stadt·teil Haidhausen.

                                                                     Seite 37
kurz & gut

  Lieblings·orte
  Eine Geschichte zu einem Ort

  Wir haben Menschen gefragt: Was ist dein Lieblings·ort?
  Warum magst du diesen Ort so gern?
  Verbindest du eine Geschichte mit diesem Ort?

 Wir haben Olaf Reinermann gefragt:
 Was ist dein Lieblings·ort in München?

  Olaf hat uns erzählt:
 „Ich mag den Münchner Haupt·bahnhof. Und
  die vielen Gleise dort. Ich fahre gern mit dem
 Zug. Ich mag es, auf der Fahrt nach draußen zu
  schauen. Und mir die Landschaft anzuschauen.
  Außer bei Schnell·zügen. Da sieht man dann
  kaum etwas.
                                                    Olaf Reinermann
  Ich fahre sehr gern von München nach
  Augsburg. Die Strecke kenne ich gut. Und fahre
  sie auch regel·mäßig. In Augsburg kenne ich
  mich gut aus. Ich gehe dort gern zum Essen
  ins Brau·haus. In dem Wirts·haus bin ich
  Stamm·gast. Die Bedienungen sind nett, das
  Essen ist sehr lecker und man kann auf die
  Gleise schauen. Es gibt auch einen Bier·garten.
  Ich mag das Bier und das Spezi dort.
  Das schmeckt mir besser als in München.“

Seite 38
Olaf fährt gern mit
                   Zug vom Münchner
                    Haupt·bahnhof...

...in die schöne
 Nachbar·stadt
    Augsburg...

                   ...und lässt es sich
                      dort gut gehen.

                                  Seite 39
Ein Gedanke zum Schluss

  Frei, frisch und voller Farben
  Unterwegs mit dem Angebot vom Atelier Ortswechsel

  Wir haben die inklusive Kunst·werkstatt Ortswechsel nach
  draußen verlegt. Von Mai bis September waren wir an
  verschiedenen Orten in und um München. Und haben uns mit
  Kunst·interessierten zu Spazier·gängen verabredet. Wir haben
  uns mit ihnen unterhalten, gezeichnet und gemalt. Die Künstlerin
  Aiste Dabkeviciute erzählt von einer dieser Begegnungen.

 „Ich habe mich ein paar Mal mit einer jungen
  Frau getroffen, die an dem Angebot interessiert
  war. Wir haben Zeit damit verbracht im Park
  spazieren zu gehen. Dann haben wir einen
  gemütlichen Ort gesucht, an dem wir in Ruhe
  malen konnten. Wir hatten die verschiedenen
  Formen und Farben der Natur vor unseren
  Augen. Und haben auf dem Papier ausgedrückt,
  was wir gesehen und empfunden haben.
  Darum ging es bei meinem Treffen mit ihr.
 Zwischendurch haben wir Ideen und Gedanken         Aiste Dabkeviciute
  über unsere Beobachtungen oder persönliche
  Geschichten ausgetauscht. Ich habe diese
  wenigen, ruhigen Begegnungen sehr genossen:
  Frei, frisch und voller Farben.“

Seite 40
Seite 41
Kontakt

  So erreichen Sie uns:
  Rufen Sie uns an.
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  089 716 88 716 oder
  0176 23 60 85 11

  Oder schreiben Sie uns eine Nachricht.
  Unsere E-Mail-Adresse lautet:
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  Wollen Sie sich über unsere Angebote informieren?
  Dann besuchen Sie unsere Internet·seite:
  www.bub-muc.de

  Über befähigen & beteiligen
  befähigen & beteiligen ist ein Bildungs·projekt.
  Wir arbeiten bei dem Projekt mit
  mehreren Gruppen zusammen.

  Die Gruppen sind:
  }	Der Verein Gemeinsam Leben Lernen
  }	Die Offene Behinderten·arbeit
  }	Der Lebenshilfe München
  }	Die Offene Behinderten·arbeit –
     evangelisch in der Region München
  }	Die Münchner Volks·hochschule

  Die Aktion Mensch fördert das Projekt.

  Das Magazin wird gefördert vom
  Sozial·referat der Landes·hauptstadt München.

Seite 42
Impressum

Text ·redaktion:
Kilian Ihler, Eva Meyer

Text ·nachweis:
Die Beiträge haben Kilian Ihler
und Eva Meyer geschrieben.
Außer bei einem Beitrag steht
ein anderer Autor.

Layout & Gestaltung:
Andreas Sträußl, Kilian Ihler

Bild·nachweis:
Titel: Adobe Stock / Monkey Business        S. 25:	Pixabay
S. 3: Hannes Rohrer                         S. 26:	Pixabay
S. 4:	Severin Vogel (oben), Adobe          S. 27:	Adobe Stock / terovesalainen (oben),
        Stock / terovesalainen (Mitte),             Pixabay
        Münchner Stadtmuseum,               S. 28:	Pixabay (oben, unten),
        Sammlung Stadtkultur (unten)                Christoph Bernet (Mitte)
S. 6: Pixabay                               S. 29: Pixabay
S. 7:	Pixabay (oben),                      S. 30:	Adobe Stock / Scheer Sieglinde
        Aiste Dabkeviciute (unten)                  (oben), Pixabay (unten),
S. 8: Severin Vogel                                 Jörg Schwinger (Mitte)
S. 10:	Pixabay                             S. 31:	Pixabay (oben), privat (Mitte),
S. 11:	Pixabay                                     Eva Meyer (unten)
S. 12: Pixabay                              S. 32:	Aiste Dabkeviciute
S. 13: Pixabay                              S. 34: Daniela Buchholz
S. 14:	Severin Vogel (oben),               S. 35: Daniela Buchholz
        Pixabay (unten)                     S. 36:	Münchner Stadtmuseum,
S. 15:	Pixabay (oben),                             Sammlung Stadtkultur (oben),
        Severin Vogel (unten)                       Münchner Stadtmuseum,
S. 16: Pixabay                                      Sammlung Graphik / Gemälde
S. 17: Pixabay                                      (Mitte), Wikimedia Commons (unten)
S. 18: Stefanie Wimmer-Birkmeier            S. 37:	Wikimedia Commons (Mitte),
S. 20:	Pixabay (oben),                             Münchner Stadtmuseum,
        Heiner Welchert (unten)                     Sammlung Graphik / Gemälde
S. 21:	Eva Meyer (oben),                           (unten)
        Stanislav Erman (unten)             S. 38:	Pixabay (oben),
S. 22: Richard Ash (oben), privat (unten)           Vanessa Lubini (Mitte)
S. 23: Richard Ash (oben), privat (unten)   S. 39: Pixabay
S. 24:	Stefanie Wimmer-Birkmeier (oben)    S. 40: Aiste Dabkeviciute, privat (klein)
S. 24: privat (unten)                       S. 41: Aiste Dabkeviciute
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