Wohnungsmarkt-barometer 2019 - Stadt Siegen

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Wohnungsmarkt-barometer 2019 - Stadt Siegen
Wohnungsmarkt-
barometer 2019
Wohnungsmarkt-barometer 2019 - Stadt Siegen
Universitätsstadt Siegen

        Vorwort

                                     Liebe Leserinnen und Leser,

                                      2019 legt die Stadt Siegen zum zweiten
                                      Mal     das     Wohnungsmarktbarometer
                                      vor und informiert so über die aktuelle
                                      Situation und die Entwicklungen auf
                                      dem lokalen Wohnungsmarkt. Dieser
                                      unterliegt stetigen Veränderungen durch
                                      verschiedene Einflussfaktoren. Dazu
                                      zählen Schwankungen bei den Zu- und
                                      Abwanderungen auf der Nachfrageseite
                                      sowie sich ändernde Bauvorschriften auf
                                      der Angebotsseite.
        In der jüngeren Vergangenheit hat die Stadt Siegen einige Maßnahmen
        ergriffen, um das Angebot an Wohnraum auszuweiten. In Kooperation
        mit vielen Siegener Wohnungsmarktakteuren wurden ein Wohnungs-
        marktkonzept (2014) und ein Wohnbaulandkonzept (2018) erarbeitet,
        um die städtische Wohnraumentwicklung zukunftsorientiert und ent-
        sprechend der aktuellen Bedarfe zu lenken.
        Entscheidend dabei ist es, die Dynamik des Marktes zu beobachten
        und zu analysieren. So können gegebenenfalls rechtzeitig planerische
        Maßnahmen ergriffen werden. Neben den statistischen Fakten ist es
        ebenso wichtig, das Stimmungsbild derjenigen abzufragen, die täglich
        auf dem lokalen Wohnungsmarkt aktiv sind. Aus diesem Grund wurde
        nun mit Hilfe lokaler Wohnungsmarktakteure die 2. Auflage des Wohn-
        ungsmarktbarometers erarbeitet.
        Mein Dank gilt allen Expertinnen und Experten, von denen viele zum
        wiederholten Mal an der Befragung teilgenommen und somit entschei-
        dend zum Gelingen und der Erstellung des Wohnungsmarktbarometers
        beigetragen haben. Da das Format kontinuierlich fortgeführt werden
        soll, würde ich mich freuen, wenn Sie auch zukünftig unsere Arbeit
        unterstützen.

        Ihr

                Henrik Schumann
                Stadtbaurat 				                          Siegen, im Mai 2019
2
Wohnungsmarkt-barometer 2019 - Stadt Siegen
Wohnungsmarktbarometer 2019

Aufbau und Durchführung der Beteiligung
Die Umfrage zum ersten Wohnungsmarktbarometer im vergangenen Jahr resultierte
aus Empfehlungen des „Forum Kommunale Wohnungsmarktbeobachtung“
(KomWoB), dem die Stadt Siegen seit 2014 angehört, sowie den Erfahrungen der
NRW.BANK zur jährlichen Wohnungsmarktbeobachtung.
2019 wird mit der 2. Auflage des Wohnungsmarktbarometers dieser Weg fortgeführt.
Wie im Vorjahr wurden 15 Fragen vorbereitet, die daraufhin mittels Online-Befragung
an etwa 70 Akteure des Siegener Wohnungsmarktes verschickt wurden. Um die
Entwicklung auf dem lokalen Wohnungsmarkt zu analysieren und darstellen zu
können, sind die gestellten Fragen weitestgehend identisch zum Barometer des
Vorjahres. Mit 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besteht eine gute Rücklaufquote
von ca. 56% (2018: 57%). Vereinzelt wurde der Fragebogen nicht vollständig
beantwortet, sodass 30 abgeschlossene Antwortreihen vorliegen. So basiert die
Auswertung der einzelnen Fragen immer auf der jeweiligen Teilnehmerzahl (jeweils
Angabe der Fallzahl T).
Teilnehmerkreis
Viele der bereits im Vorjahr teilgenommenen Akteure beteiligten sich auch in diesem
Jahr wieder an der Befragung. Dabei war und ist das Spektrum der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer breit gefächert. Dadurch werden die Fragen aus verschiedenen
Blickwinkeln betrachtet und so ein umfassendes und aussagekräftiges Stimmungsbild
erzeugt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich mit einer Veröffentlichung
ihrer Daten einverstanden erklärt haben, sind namentlich im Anhang aufgeführt.
Abbildung 1: Tätigkeitsbereich der Teilnehmer

                                                               Wohnungsunternehmen und -
                                                               genossenschaften sowie deren Verbände
                                                               Bauwirtschaft/Bauträger/Projektentwickler
                           8%
                      2%                  17%
                                                               Kommunal- und Kreisverwaltungen

               10%                                             Architekten (und ihre Verbände)

                                                               Baufinanzierung und Kreditwirtschaft
          4%                                          12%
          2%                                                   Immobilienmakler und deren Verbände,
                                                               Hausverwaltungen
                                                               Mietervereine

                                                               Haus- und Grundeigentümervereine
                21%                             16%
                                                               Soziale Institutionen und Träger
                                6%   2%
                                                               Universität

T = 39 (Mehrfachnennungen möglich)
                                                               Andere                                      3
Wohnungsmarkt-barometer 2019 - Stadt Siegen
Universitätsstadt Siegen

       Der Wirkungskreis der Teilnehmer erstreckt sich größtenteils über das gesamte
       Stadtgebiet, nur vereinzelt finden sich Beschränkungen auf einzelne Stadtteile wie
       Siegen-Mitte, Weidenau oder Geisweid.
       Marktlage
       Abbildung 2 zeigt die Einschätzung der Expertinnen und Experten zur Marktlage
       der einzelnen Teilsegmente. Es ergibt sich ein differenziertes Bild. Alle dargestellten
       Sektoren bewegen sich auf einem ausgewogenen bis angespannten Niveau.
       Abbildung 2: Beurteilung der aktuellen Marktlage und ihrer Entwicklung
                    in den nächsten 2-5 Jahren
             sehr angespannt

                 angespannt

                ausgewogen

                  entspannt
                                                                                                   Trendfortschreibung

              sehr entspannt
    T = 33                        2018            2019             2020   in 2-5 Jahren     2022           2023           2024

             Eigenheime (oberes Preissegment)                               Eigenheime (normales Preissegment)

             Eigentumswohnungen (oberes Preissegment)                       Eigentumswohnungen (normales Preissegment)

             Mietwohnungen frei finanziert (oberes Preissegment)            Mietwohnungen frei finanziert (normales Preissegment)

             Mietwohnungen preisgebundenes Segment (1-2 Räume)              Mietwohnungen preisgebundenes Segment (größere WE)

       Die Entwicklung zum Vorjahr ergibt für das obere Preissegment bei frei finanzierten
       Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und Eigenheimen einen leicht abfallenden
       Anspannungsgrad. Dem gegenüber stehen die Entwicklungen für die drei genannten
       Sektoren im normalen Preissegment, die von 2018 auf 2019 allesamt leicht
       angestiegen sind. Einzig die Marktlage für den öffentlich geförderten Wohnraum
       stellt sich als sehr angespannt heraus und stieg im Vergleich zum Vorjahr nach
       Meinung der Expertinnen und Experten erneut an.
       Für Mietwohnungen und Eigenheime im normalen Preissegment wird eine
       gleichbleibende Entwicklung prognostiziert. Die Situation für preisgebundene,
       öffentlich geförderte Mietwohnungen wird sich nach Ansicht der Expertinnen und
       Experten zukünftig weiter anspannen, die Lage für Eigentumswohnungen und
4      Eigenheime im oberen Preisniveau hingegen etwas entspannen.
Wohnungsmarktbarometer 2019

Diese Entwicklungen entsprechen damit dem landesweiten Trend, welcher aus den
jährlich erstellten Wohnungsmarktbeobachtungen der NRW.BANK abzulesen ist.
Situation einzelner Personengruppen
Wie in Abbildung 3 zu sehen, sind trotz einer leichten Zunahme des
Anspannungsgrads seit dem vergangenen Jahr, die Einkommensstarken nach wie
vor am wenigsten von Wohnungsknappheit betroffen. Ganz im Gegenteil zu den
Einkommensschwachen, die im Vergleich zum Vorjahr keine Verbesserung ihrer
ohnehin schlechten Position und der sehr angespannten Lage auf dem Siegener
Wohnungsmarkt erleben. Singles und Studierende finden eine recht ausgeglichene
Marktsituation vor, für Familien und Senioren verschiebt sich das Verhältnis deutlich
in die Richtung einer angespannten Lage. Diese vier Personengruppen können
jedoch im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Entspannung der Situation verzeichnen.
Abbildung 3: Beurteilung der aktuellen Marktlage für ausgewählte Personengruppen

        Einkommensschwache

                   Senioren

                   Familien

                Studierende

                     Singles

           Einkommensstarke

                               0%                20%            40%                 60%                   80%               100%

       T = 33                       sehr angespannt    angespannt        ausgewogen           entspannt         sehr entspannt

                                                                    Veränderung zum Vorjahr

Investitionsklima im Wohnungsbau
Das aktuelle Investitionsklima (vgl. Abbildung 4) im Wohnungsneubau bewerten die
Expertinnen und Experten für öffentlich geförderte Mietwohnungen als sehr schlecht
bis schlecht (kumuliert fast 90%) und somit noch ungünstiger als 2018. Für den Neubau
von frei finanzierten Mietwohnungen, den Erwerb von bestehendem Wohnraum
und Maßnahmen an Bestandsimmobilien ergibt sich eine recht ausgewogene
Einschätzung. Jedoch hat sich in allen drei Segmenten das Investitionsklima nach
Meinung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Vorjahr etwas verschlechtert.
Einzig der Neubau im Eigentumsbereich hält konstant ein gutes bis ausgewogenen
Bewertungsniveau.

                                                                                                                                   5
Universitätsstadt Siegen

    Abbildung 4: Beurteilung des aktuellen Investionsklimas

             Neubau von Mietwohnungen (öffentlich gefördert)

                       Neubau von Mietwohnungen frei finanziert

                            Erwerb von bestehendem Wohnraum

                            Bestandsmaßnahmen (z.B. Sanierung)

                                     Neubau im Eigentumsbereich

                                                                          0%          20%           40%                  60%          80%          100%

              T = 32               sehr schlecht            eher schlecht           ausgewogen                eher gut          gut          weiß nicht
                                                                                Veränderung zum Vorjahr

    Investitionsklima - Anreize und Hemmnisse
    Die folgenden, in Abbildung 5 abzulesenden Faktoren beeinflussen nach Angaben
    der Expertinnen und Experten das Investitionsklima im Eigentumsneubau. Mit
    Werten zwischen 70% und 80% stellen die knappe Verfügbarkeit von Bauland und die
    dadurch entstehenden hohen Kosten der Baugrundstücke sowie die Kosten für Bau/
    Planung und Vertrieb das größte Hemmnis dar. Auch die aktuelle Wohnungspolitik
    und die kommunale Planungs- und Genehmigungspraxis werden überwiegend
    als hindernd angesehen. Einen besonders positiven Anreiz zur Schaffung von
    Eigentum stellen die aktuellen Finanzierungskonditionen dar. Daneben wird das
    Infrastrukturangebot ebenfalls positiv bewertet.
    Abbildung 5: Beeinflussende Faktoren im Eigentumsneubau
                                          Verfügbarkeit von Bauland

                                                    Kosten von Bauland

                         Kosten für Bau, Planung/Bauleitung, Vertrieb

                              Wohnungspolitik, öffentliche Förderung

                       Kommunale Planungs- und Genehmigungspraxis

                             absehbare demographische Entwicklung

                                                   Renditeerwartungen

                                     Steuer- und Abschreibungsrecht

                 Zahlungsfähigkeit der Mieter/Wohnungssuchenden

                             Einkommensentwicklung der Nachfrager

                                                   Infrastrukturangebot

                                          Finanzierungsbedingungen

                                                                          0%          20%               40%               60%          80%               100%

6              T = 32                                       negativ (Hemmnis)           nicht wichtig             weiß nicht          positiv (Anreiz)
Wohnungsmarktbarometer 2019

Abbildung 6: Beeinflussende Faktoren im Mietwohnungsneubau
                                    Verfügbarkeit von Bauland
                  Kosten für Bau, Planung/Bauleitung, Vertrieb
                                           Kosten von Bauland
                Sozialstruktur der Mieter/Wohnungssuchenden
               Kommunale Planungs- und Genehmigungspraxis
                                                     Mietrecht
                       Wohnungspolitik, öffentliche Förderung
          Zahlungsfähigkeit der Mieter/Wohnungssuchenden
                                          Renditeerwartungen
                       absehbare demographische Entwicklung
                              Steuer- und Abschreibungsrecht
                      Einkommensentwicklung der Nachfrager
                                          Infrastrukturangebot
                                    Finanzierungsbedingungen

                                                                    0%     20%                 40%           60%       80%              100%

     T = 32                                        negativ (Hemmnis)           nicht wichtig          weiß nicht     positiv (Anreiz)

Im Mietwohnungsneubau zeigt sich ein nahezu identisches Bild (vgl. Abbildung
6). Es bestehen lediglich marginale Abweichungen im Direktvergleich zu den
Ergebnissen im Eigentumsneubau. Als Hemmnisfaktor kommt hier die momentane
Ausgestaltung des Mietrechts hinzu.
Ähnlich ist auch die Wahrnehmung bei investiven Maßnahmen sowie dem Erwerb von
Bestandsimmobilien. In Abbildung 7 zeigt sich eine gleiche bis ähnliche Rangfolge
der einzelnen Anreiz- bzw. Hemmnisfaktoren, die Gewichtung wird jedoch für alle
Faktoren etwas ausgeglichener eingeschätzt.
Abbildung 7: Beeinflussende Faktoren im Bestand / Erwerb
                                                  Mietrecht

                Kosten für Bau, Planung/Bauleitung, Vertrieb

                     Wohnungspolitik, öffentliche Förderung

              Kommunale Planungs- und Genehmigungspraxis

              Sozialstruktur der Mieter/Wohnungssuchenden

                            Steuer- und Abschreibungsrecht

                                       Renditeerwartungen

         Zahlungsfähigkeit d. Mieter/Wohnungssuchenden

                    absehbare demographische Entwicklung

                    Einkommensentwicklung der Nachfrager

                                 Finanzierungsbedingungen

                                       Infrastrukturangebot

                                                               0%        20%              40%             60%       80%               100%

                   T = 32                        negativ (Hemmnis)        nicht wichtig              weiß nicht    positiv (Anreiz)
                                                                                                                                               7
Universitätsstadt Siegen

    Probleme auf dem Wohnungsmarkt
    Die Einschätzungen zum Investitionsklima werden verdeutlicht durch die Nennung
    der wesentlichen Probleme auf dem Siegener Wohnungsmarkt. Hierbei konnten
    die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung vorgegebene Problemfelder
    auswählen (Mehrfachnennungen möglich).
    Die Verfügbarkeit und Kosten für Bauland sowie die Kosten für den Bau und die
    Planung/Bauleitung werden sowohl im Mietbereich (vgl. Abbildung 8) als auch
    im Eigentumsbereich (vgl. Abbildung 9) als großes Problem gesehen. Weitere
    gravierende Probleme sind nach Meinung der Befragten die steigenden Mieten, der
    Rückgang von Sozialwohnungen, ein Unterangebot an sehr großen und preiswerten
    Wohnungen sowie „schwierige Mieter“
    Abbildung 8: Probleme auf dem Mietwohnungsmarkt

                          Zu wenig kleine Wohnungen/Appartements
            Zu wenig oder zu wenig geeignetes Bauland zur Verfügung
                              Rückgang der Sozialwohnungsbestände
                                            Steigende Mietbelastung
                          Kosten für Bau, Planung/Bauleitung zu hoch
                                                    Bauland zu teuer
          Suche/ Auswahl der Mieter, zunehmend „schwierige Mieter“
                                     Soziale Defizite im Wohnumfeld
                                           Bevölkerungsentwicklung
                                           Zunehmende Segregation
                         Zu wenig große und bezahlbare Wohnungen
                                          Nachlassende Bautätigkeit
               Angebot entspricht nicht den aktuellen Anforderungen
         Förderangebot unzureichend/ nicht bedarfsgerecht konzipiert
          Zu hohe Nachfrageansprüche an die Lage/ das Wohnumfeld
                         Mangelnde Zahlungsfähigkeit der Nachfrager
          Zu hohe Nachfrageansprüche an die Ausstattung / Zuschnitt
                                        Ich sehe z. Z. keine Probleme
                                                                                                         Anzahl
                                                                        0   5   10   15   20   25   30
     T=31 (Mehrfachnennungen möglich)

8
Wohnungsmarktbarometer 2019

Abbildung 9: Probleme auf dem Eigentumsmarkt

                  Zu wenig oder zu wenig geeignetes Bauland zur Verfügung
                                 Kosten für Bau, Planung/Bauleitung zu hoch
                                                            Bauland zu teuer
                 Zu hohe Nachfrageansprüche an die Lage/ das Wohnumfeld
                                 Zu wenig kleine Wohnungen/Appartements
            Förderangebot unzureichend/ nicht bedarfsgerecht konzipiert
                                Zu wenig große und bezahlbare Wohnungen
                                                   Nachlassende Bautätigkeit
                                                   Zunehmende Segregation
                     Angebot entspricht nicht den aktuellen Anforderungen
                                                      Keine Antwort möglich
                               Mangelnde Zahlungsfähigkeit der Nachfrager
                                                   Bevölkerungsentwicklung
                                             Soziale Defizite im Wohnumfeld
             Zu hohe Nachfrageansprüche an die Ausstattung / Zuschnitt
                                                Ich sehe z. Z. keine Probleme
                                                                                                                                        Anzahl
                                                                                0         5   10      15         20        25      30
      T=31 (Mehrfachnennungen möglich)

Hemmnisse im öffentlich geförderten Wohnungsbau
Wie bereits die Abbildungen 3 und 4 gezeigt haben, stellt sich der öffentlich
geförderte Wohnungsbau als das schwierigste Wohnungsmarktsegment heraus (vgl.
Abbildung 10). Ebenso wie im Vorjahr gaben etwa 70% die technischen Vorgaben
und Bauvorschriften (z.B. EnEV, Barrierefreiheit) und die dadurch entstehenden
Kosten mit Abstand als größtes Hemmnis an, um bei der festgeschriebenen Miete
von 5,70 Euro wirtschaftlich bauen zu können.
Abbildung 10: Hemmnisse für den Bau öffentlich geförderter Mietwohnungen

    Neubaukosten zu hoch wegen technischer Vorgaben (z.B. ENEV,
                         Barrierefreiheit)
          Investoren fürchten die Belegungsbindung / zugewiesene
                               Mieterklientel
                  Förderbedingung durch Lage auf Kapitalmarkt nicht
                                  konkurrenzfähig

                              Förderbedingung nicht attraktiv genug

                      mangelnde kommunalpolitische Unterstützung
                       (wohnungspolitische Konzepte, Kooperation)

                  Bürokratischer Aufwand für Förderanträge zu hoch

          Private / kleine Investoren sind über die Förderung nicht
                            ausreichend informiert

                         Widerstand der Bevölkerung/Nachbarschaft

                    zu wenig Eigenkapital bei potenziellen Investoren

                                                                        0%          20%       40%          60%            80%           100%

        T = 31                                      starkes Hemmnis          Hemmnis          kein Hemmnis            weiß nicht                 9
Universitätsstadt Siegen

     Zudem werden die aktuellen Förderbedingungen als nicht attraktiv genug empfunden,
     um mit der investitionsfreundlichen Lage auf dem Kapitalmarkt mithalten zu können.
     Investoren schrecken zudem durch die Belegungsbindung (aktuell 25 Jahre) und das
     damit einhergehende Mieterklientel vom Bau entsprechenden Wohnraums zurück.
     Zum schwierigen Verhältnis aus Förderbedingungen und Investitionslage bemängelt
     etwa die Hälfte der Teilnehmenden zudem die mangelnde kommunalpolitische
     Unterstützung und zu viel Bürokratie hinsichtlich des Förderantrags.
     Maßnahmen im Bestand
     Neben der Neubautätigkeit sind auch investive Maßnahmen im Wohnungsbestand
     wichtig, um eine adäquate Wohnqualität zu gewährleisten. Wie in Abbildung
     11 abzulesen stehen die zeitnahe und kontinuierliche Instandhaltung, die
     Modernisierung der Bäder und Küchen sowie der Umbau für einen barrierefreien
     Zugang zur Wohnung dabei aus Sicht der Expertinnen und Experten an erster Stelle.
     Auch energetische Sanierungen und die Aktivierung von Leerständen haben hohe
     Priorität. Daneben nehmen soziale Maßnahmen einen wichtigen Stellenwert ein.
     Als sinnvoll wird beispielsweise ein Konzept zur Vermeidung sozialer Segregation
     angesehen. Für etwa die Hälfte der Teilnehmenden sind zudem auch baulich
     gestalterische Maßnahmen im direkten Wohnumfeld ein wichtiges Mittel zur
     Erhaltung oder Verbesserung der Wohnqualität.
     Abbildung 11: Maßnahmen im Wohnungsbestand

                        Instandhaltungsrückstau beseitigen

                       Modernisierung von Bad und Küche

                      Altengerechter Umbau (barrierearm)

                                   Energetische Sanierung

                   Konzept z. Vermeidung soz. Entmischung

                              Aktivierung von Leerständen

             Maßnahmen zur Bewältigung sozialer Probleme

            Baulich gestalterische Wohnumfeldmaßnahmen

                                           Rückbau/Abriss

                                     Umzugsmanagement

                     Zusammenlegung kleiner Wohnungen

                                                             0%      20%        40%      60%      80%      100%

        T = 31           sehr wichtig            wichtig          weniger wichtig     unwichtig    weiß nicht

10
Wohnungsmarktbarometer 2019

Neubaubedarf
Ergänzend zur Einschätzung der Marktlage in den Abbildungen 2 und 3 wurde, wie
bereits im Vorjahr, die Frage nach dem größten Neubaubedarf für die verschiedenen
Marktsegmente gestellt (vgl. Abbildung 12). Passend zu den vorangegangenen
Ausführungen liegt der größte Bedarf mit über 90% (Antwortmöglichkeiten „sehr
wichtig“ und „wichtig“ kumuliert) bei den öffentlich geförderten Wohnungen. Jedoch
ist zu erwähnen, dass alle aufgeführten Segmente eine hohe Bewertung zeigen,
sodass zusammenfassend von einem grundsätzlich großen Neubaubedarf für alle
Marktsegmente zu sprechen ist.
In der Rangfolge nehmen dabei das betreute Wohnen und der Wohnraum für
(große) Familien einen etwas höheren Stellenwert ein (beide knapp unter 90%),
als die eng darauf folgenden Bereiche Alten-/Pflegeheime, Studierendenwohnheime
und Mehrgenerationenwohnprojekte (zwischen 55% und 70%). Damit zeigt sich ein
ähnliches Bild im Vergleich zum Vorjahr, jedoch hat sich die Situation in den drei
zuerst genannten Segmenten der Abbildung nach Ansicht der Expertinnen und
Experten nochmals zugespitzt und somit verschlechtert.
Abbildung 12: Neubaumaßnahmen in verschiedenen Segmenten

                           Öffentlich geförderte
                          Mietwohnungen/-häuser

                   Betreutes Wohnen (für Senioren)

                    Wohnraum für (große) Familien

                            Alten- und Pflegeheime

                          Studierendenwohnheime

                   Mehrgenerationenwohnprojekte

                                                     0%       20%       40%        60%    80%     100%

                    sehr wichtig      wichtig         weniger wichtig         unwichtig    weiß nicht

          T = 31                                     Veränderung zum Vorjahr

Wohnungsleerstand
Im abschließenden Teil des Fragebogens wurden die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer um ihre Einschätzung zum Thema Leerstand von Wohnraum im
Allgemeinen sowie im eigenen Bestand gebeten.
Der Zensus 2011 ergab in Siegen eine durchschnittliche Leerstandsquote von 3,7%,
aktuellere Zahlen liegen leider nicht vor.

                                                                                                            11
Universitätsstadt Siegen

     Abbildung 13: Leerstand und Entwicklung
             60%
                               53%

             50%         47%

             40%
                                               33%

             30%                                      27%

             20%

                                                                    10%   10%
             10%                                                                           7%    7%
                                                                                                                 3%       3%

              0%
                       starke Abnahme           Abnahme          Keine Veränderung         Zunahme            starke Zunahme

                                     in den letzten 12 Monaten                  in den kommenden 12 Monaten (Erwartung)
              T = 30

     Abbildung 13 zeigt, dass die Entwicklung der Leerstände in Siegen überwiegend
     positiv wahrgenommen wird, nachdem wie bereits im Vorjahr der Großteil der
     Befragten eine Abnahme registriert hat. Für die vergangenen 12 Monate, haben
     zusammengenommen 80% der Teilnehmenden eine Abnahme der Leerstandszahlen
     wahrgenommen. Damit entwickelten sich die Zahlen anders als von den Expertinnen
     und Experten vorausgesagt, die im Wohnungsmarktbarometer 2018 zum Großteil
     einen sich eher abschwächenden Positivtrend prognostizierten.
     Für die kommenden 12 Monate wird ein weiterer Rückgang der Leerstände erwartet,
     womit sich die Akteure, anders als im letzten Jahr, für eine weiterhin stark anhaltende
     Entwicklung aussprechen (ebenfalls: 80%).
     Gründe für Leerstand
     Leerstände sind nach Auffassung der Teilnehmenden überwiegend auf Mängel
     am Gebäude bzw. der Wohnung und der damit zusammenhängenden fehlenden
     Instandhaltung sowie Mängel im Wohnumfeld zurückzuführen (vgl. Abbildung
     14). Auch die freiwillige Nicht-Vermietung aus Angst vor Mietnomaden, wird im
     Allgemeinen von etwa einem Drittel der Befragten als Leerstandsgrund angegeben.
     Zweitwohnungen, die temporär leerstehen und eine fehlende Nachfrage werden nur
     selten als Begründung genannt.
     Angaben zu eigenen Beständen wurden deutlich weniger gemacht und lassen daher
     keine stichhaltigen Auswertungen zu. Es kann nach unserer Erfahrung jedoch davon
     ausgegangen werden, dass die teilnehmenden (lokalen) Wohnungsbestandhalter
     sich zuverlässig um ihre Bestände kümmern und die allgemeinen Leerstandsgründe
     hier daher nicht zutreffen.

12
Wohnungsmarktbarometer 2019

Abbildung 14: Gründe für Leerstand

                                      Mängel im Gebäude                                                                                20
                                                                          2
                                       /in der Wohnung                                            8
                                 Fehlende Instandsetzung,                                                                              20
                                                                              3
                                     Modernisierung                                           7
                                   Mängel im Wohnumfeld                                                                      18
                                                                      1
                                  (Verwahrlosung, Müll, …)                                                     11
                                „Freiwilliger“ Leerstand                                                       11
                                                                          2
                           (z. B. Angst vor „Mietnomaden“)                                                                  17
                                                                                                  8
                                  Verkauf, Abriss, Rückbau            1
                                                                                                                                        21
                 "Unechter" Leerstand (Wohnung wird nur                                   6
                                                                  0
                  temporär genutzt, z.B. Zweitwohnung)                                                                                            24
                              Vermietungsschwierigkeiten,                             5
                                                                              3
                                  fehlende Nachfrage                                                                                        22
                                                                                                                                                                   Anzahl
                                                              0                   5                   10             15           20             25           30

                  T = 30             generelle Einschätzung               im eigenen Wohnungsbestand                             weiß nicht

Vom Leerstand betroffene Marktsegmente
Bei Betrachtung der einzelnen Segmente sind sowohl private Mietwohnungen, als
auch Mietwohnungen von professionalen Wohnungsmarktakteuren von Leerstand
betroffen. Auch Ein-/Zweifamilienhäuser im Stadtgebiet sind nicht vollkommen
ausgelastet. Eigentumswohnungen und preisgebundene, geförderte Wohnungen
sind kaum leerstehend.
Abbildung 15: Am stärksten von Leerstand betroffene Marktsegemente

                                                                                                                11
                  Mietwohnung im Privateigentum                               2
                                                                                                                             17

                     Mietwohnungen im Eigentum                                                        8
                        professioneller Akteure                           1
                      (Wohnungsunternehmen,…                                                                                                21

                                                                                                  7
                 Einfamilienhaus/Zweifamilienhaus                         1
                                                                                                                                             22

                                                                                  4
                  Preisgebundenes Marktsegment                            1
                                                                                                                                                        25

                                                                              2
                                  Eigentumswohnung                        1
                                                                                                                                                             27
                                                                                                                                                                       Anzahl
                                                              0                       5                   10          15           20              25             30

                                                                                                                                                                                13
        T = 30                   generelle Einschätzung               im eigenen Wohnungsbestand                                  weiß nicht
Universitätsstadt Siegen

     Unterstützungsangebote der Stadt
     Abschließend      wurden   die   Teilnehmenden       der     Umfrage     gebeten,
     Unterstützungsangebote seitens der Stadt darzustellen, die ihrer Meinung nach die
     Lage auf dem lokalen Wohnungsmarkt verbessern können. Die Angaben lassen
     sich wie folgt zusammenfassen:

     Baulandausweisung:
     hh Bereitstellung von Bauland, Aufstellung bedarfsgerechter Bebauungspläne
         und beschleunigte Umlegungsverfahren
     hh Vereinfachte Nutzungsänderungen zur Umwandlung von Gewerbeflächen in
         Wohnraum
     hh Angebot von Bauland in zentralen Lagen / kleinere Baugebiete erschließen
     hh Ausweisung neuer Baugebiete im niedrigen und höheren Preissegment /
         mehr Geschosswohnungsbau ermöglichen
     hh     Aktivierung von geeigneten Grundstücken

     Sozialer Wohnungsbau:
     hh Druck der Stadtverwaltung auf die Wohnungswirtschaft, um den öffentlich
          geförderten Wohnungsbau zu forcieren
     hh     Verbesserung der Förderung für sozialen Wohnungsbau / höhere
            Subventionen durch den Bund

     Serviceorientierung der Verwaltung:
     hh Vereinfachte Bearbeitung von Bauanträgen / Befassung mit Einzelfällen
     hh     Offenheit für neue Ideen / Abbau von Bürokratie
     hh     Mehr / bessere Kommunikation zw. Verwaltung und Wohnungsmarktakteuren
     hh     Schnellere Baugenehmigungsverfahren und konstruktive Unterstützung bei
            Bauvorhaben
     hh     Kontakt zu Privateigentümern herstellen für Abriss und Neubau

     Weiteres:
     hh Kleine bezahlbare Wohnungen bauen, nicht zwingend sozialer Wohnungsbau
     hh     Quartiersentwicklung / Schließung von Baulücken
     hh     Bauen im Bestand / Sanierung und Fördermaßnahmen
     hh     Konzeptionelle Entwicklung und Beeinflussung des Wohnungsmarktes
14   hh     Die Kommune soll selber wieder in die Bautätigkeit einsteigen
Wohnungsmarktbarometer 2019

Anhang: Liste der teilnehmenden Expertinnen und Experten

Von den insgesamt 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Befragung waren
Folgende mit einer Veröffentlichung ihrer Daten einverstanden:

apensio Immobilien- und Finanzberatung GmbH & Co. KG Siegstraße 119               57250 Netphen

Bering Immobilien, Inh. Bernd Keßler e.Kfm. | IVD-Makler Juliusstraße 4-6         57072 Siegen

Baugenossenschaft Siegerland eG                          Leimbachstraße 14        57074 Siegen

Deutsche Immobilien Siegen                               Koblenzer Straße 7       57072 Siegen

Deutscher Mieterbund Siegerland und Umgebung e.V.        Koblenzer Straße 5       57072 Siegen

Freiraum4 GmbH & Co. KG                                  Sandstraße 31            57072 Siegen

Gutachterausschuss für Grundstückswerte der Stadt
Siegen                                                   Lindenplatz 7            57072 Siegen

Haus- und Grundbesitzerverein für
Siegen und Umgebung e.V.                                 Oranienstraße 14         57072 Siegen

Heinz Immobilien                                         Hermelsbacher Weg 33     57072 Siegen

Kreis Siegen-Wittgenstein - Amt für Bauen und
Immissionsschutz                                         Koblenzer Straße 73      57072 Siegen

KSG Siegen mbH                                           Sankt-Johann-Straße 27   57074 Siegen

Postbank Immobilien Siegen                               Weidenauer Straße 165    57076 Siegen

RG Immobilien GmbH                                       Sohlbacher Straße 20     57078 Siegen

S-Bauland GmbH                                           Kölner Straße 58         57072 Siegen

Sparkasse Siegen                                         Morleystraße 2           57072 Siegen

Universitätsstadt Siegen                                 Markt 2                  57072 Siegen

Studierendenwerk Siegen                                  Hölderlinstraße 3        57076 Siegen

Von Poll Immobilien, Inh. Frank Günther                  Löhrstraße 45            57072 Siegen

WGS Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen eG               Weidenauer Straße 214    57076 Siegen

Wohnstättengenossenschaft Siegen eG                      An der Alche 7           57072 Siegen
                                                                                                  15
Universitätsstadt Siegen

            Impressum

     Herausgeber:                                 Redaktion und Gestaltung:
     Universitätsstadt Siegen                     Universitätsstadt Siegen
     Der Bürgermeister                            Arbeitsgruppe Stadtentwicklung:
                                                  Philipp Springmann, Thomas Daschke
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