YogalehrerInnen Ausbildung - Der moderne Hatha Yoga - Yogastile unserer Zeit
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YogalehrerInnen Ausbildung Der moderne Hatha Yoga - Yogastile unserer Zeit Obwohl der Yoga über fünftausend Jahre alt ist, hat er sich in den letzten 30 Jahren stärker verändert als in seiner ganzen vorherigen Geschichte. - Mark Stephens - 1. Allgemeines Erst im 14 Jh. entwickelte sich die in der westlichen Welt dominierende Form des Hatha Yoga Schriftlich niedergelegt in der Hatha Yoga Pradipika (HYP) Bis Mitte des 20. Jh. befruchtete sich der Hatha Yoga und die vielen anderen Yoga Wege nur selten Folge: im westlichen Unterricht dominiert die Asanapraxis und die meisten Pranayama- und Meditationstechniken fehlen Heute entdecken wir viele integrative Formen, in denen eine kontinuierliche kreative Weiterentwicklung des Yoga zum Ausdruck kommt. Folgende Fragen vergegenwärtigen: - Welche Form von Yoga unterrichte ich? - Wie beantworte ich die Frage nach den tiefen Wurzeln meiner Lehren? - Welche traditionell überlieferte Weisheit kommt in meinem Unterricht zum Ausdruck und was stammt aus anderen Quellen? 2. Wie der Yoga in den Westen kam… Rede Swami Vivekananda vor dem ersten Weltparlament der Religionen im Rahmen der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 Anfängliche Basis der Yogapraxis in Amerika bestand aus dem, was einige Entdecker (wie Emerson, Thoreau) den klassischen Schriften (Bhagavad Gita, Veden Upanishaden) entnommen haben Bald reisten Menschen auf ihrer spirituellen Suche nach Indien, hofften Gurus zu finden, ohne die man den klassischen Texten zufolge den Yoga nicht erlernen kann. Krishnamurti hatte starken Einfluss auf die Entwicklung des Yoga und anderer spiritueller Lehrern in aller Welt Spannung zwischen dem hierarchischen und autoritären Herangehen an den Yogaunterricht und kreativen Impulsen innerhalb der Praxis -> zog sich anfangs des 20. Jahrhundert durch die gesamte amerikanische Yogaszene Perry Baker (Pierre Arnold Bernard) gründete das erste New York Sanskrit College im Zentrum von Manhattan Seite 1 von 6
1943 wandte sich Bakers NeffeTheos Bernard mit seinen Kursen an die Upper East Side von Manhattan an die Eliten des kulturellen Mainstream -> schrieb Masterarbeit über Tantra, verfasste später an der Columbia University eine Doktorarbeit mit dem Titel „Hatha Yoga: The Report of a Personal Experience“ => reiste viel durch Indien und Tibet und löste beträchtliche Berichterstattung in den Medien aus. Durch den wachsenden Einfluss von ausländischen Lehrern gelangte Yogaunterricht Anfang des 20. Jh. zu einer Blüte. 1919 Yogendra Mastamani kam aus Indien in die Vereinigten Staaten, gründete eine der ersten Yoga- Ketten 1920 reiste Paramahansa Yogananda (Autobiografie eines Yogi) zum International Congress of Religious Liberals nach Boston, unternahm internationale Vortragsreisen, um dann in LA sesshaft zu werden, gründete hier ein führendes Yogazentrum im Westen (Self-Realization Fellowship). Erste amerikanische Yogamarke ›Yogoga‹ verbreitete Yoganandas Lehre (in erster Linie Bhakti und Raja Yoga, weniger Hatha Yoga), da die Medien von zahlreichen Hollywood-Stars berichtete, die Yoga praktizierten Yoganandas Lehren bilden später die Grundlage des Ananda Yoga Sein jüngerer Bruder Bishnu Ghosh unterwies einen vierjährigen Jungen namens Bikram Chowdhury in Hatha Yoga -> Bikram Yoga In den 1940er und 1950er Jahren machte eine junge Lehrerin, Indra Devi, ein Form von Hatha Yoga in Hollywood und den Vereinigten Staaten bekannt Machte sich mit 28 Jahren auf den Weg nach Indien Herzprobleme veranlassten sie dazu bei einem bekannten Lehrer, Tirumalai Krishnamarcharya zu studieren, der damals junge Knaben (Brhamanen) wie B.K.S. Iyengar und Pattabhi Jois im Palast von Mysore unterwies Krishnamarcharya forderte Indra Devi auf zu unterrichten - Umzug nach China = erste Yogaschule Chinas Umsiedelung auch Kalifornien, dort eröffnete sei ein Studio in Hollywood, viele bekannte Hollywood Stars nahmen bei ihr Unterricht (Greta Garbo, Robert Ryan etc.) Obwohl Devi derzeit oft übersehen wird, verkörpert sie als erste bekannte Lehrerin jene vielseitige Kreativität, die heute für den Yogaunterricht im Westen charakteristisch ist Bald tauchten an allen Ecken Yogakurse auf Zu Beginn des 21. Jh. vor allem Yoga in Sportvereinen 1953 Buch „Sport und Yoga“ von Selvarajan Yesudian -> danach Integration des Yoga in Sportprogrammen In den 1950er Jahren Baron Baptiste ein berühmter Yogalehrer (Gary Cooper und Marilyn Monroe) Als sich Beatles Maharishi Yogi anschlossen war Yoga beinahe genauso bekannt wie heute Auch traditionelle Formen des Hatha Yoga, mit dem Anspruch, in einer bestimmten Abstammungslinie zu stehen (teilweise mit Weiterentwicklung, teilweise mit strengem Erhalt der Traditionslinie) => Lehren werden vom Guru zum Schüler über Generationen weitergeben. Seite 2 von 6
3. Yogastile unserer Zeit Vorstellung der wichtigsten Hatha Yoga Stile, die man heute im Westen finden kann Auf der Grundlage der Wahrheit unterrichten, die man als Lehrer am stärksten empfindet und die man am besten kennt!!! Erwächst aus einem intensivem Studium und der unvoreingenommenen Beschäftigung mit verschiedenen Traditionen sowie der eigenen Erfahrung auf der Matte und in der Kunst des Unterrichtens Verschiedene Yoga-Stile - Ananda Yoga - Anusara Yoga - Ashtanga Vinyasa Yoga - Bikram Yoga - Integraler Yoga - Iyengar Yoga - Krishnamacharya Yoga - Kundalini Yoga - Power Yoga - Sivanada Yoga - Vinyasa Flow Yoga - Yin Yoga Ananda Yoga • Basiert auf den Lehren von Paramahansa Yogananda, dem Verfasser der Autobiografie eines Yogi • Schwerpunkt liegt auf er Öffnung für die unmittelbare Erfahrung des Göttlichen - auf der „Selbstverwirklichung“ • Von James Donald Walters im Jahr 1968 vollständig ausgearbeitet • Klassischer Hatha Yoga Stil mit Asanas, Pranayama und Meditation • Unterscheidet sich durch sehr sanfte Asanapraxis von anderen Stilen • Das Besondere: ›Aufladeübungen‹ und Verbindung der Asanas mit Affirmationen • 39 Techniken der Energieregulierung • Sicherheit und korrekte Ausrichtung werden großgeschrieben • Fokus: Trotz Anstrengung entspannt bleiben • Affirmationen sollen Gewahrsein für innere Aspekte der Praxis erweitern Anusara Yoga • 1997 von John Friend gegründet • verband die im Iyengar Yoga liegenden Ursprünge mit dem tantrischen Ansatz des ›siddha Yoga‹ • Ganzheitlicher Hatha Yoga Stil, Seite 3 von 6
• Absicht: „sich im Fluss mit dem Höchsten zu verbinden und als Wahrheit anzuerkennen, dass unsere tiefste Natur Teil dieses göttliche Flusses ist und wir uns liebevoll und freudig diesem Prozess hingeben • herzorientierte Praxis, in der Asanas ihren Ausdruck von innen nach außen finden • Herzbetonung unterschiedet die technischen Aspekte am deutlichsten von anderen Stilen • Neben Herzbetonung ist die Gemeinschaft bewusster und gleichgesinnter Lehrer und Schüler ein prägendes Merkmal Ashtanga Vinyasa Yoga • Yogastil von Pattabhi Jois aus dem indischen Mysore • Nach Jois gründet seine Methode im Yogasutra von Patanjali, • Ursprung jedoch geheimnisumwoben • Wird traditionell im Mysore Stil unterrichtet • Erste Serie (yoga chikitsa/Yogatherapie) ist eine sehr anspruchsvolle Serie • Verbindung von Drishti, Bandhas, Mudra, Ujjayi Pranayama • Offizielle Befugnis nur in Indien (Mysore) möglich • Allgemeines Prinzip: man muss zwei Serien weiter sein als die Serie, die man unterrichten möchte Bikram Yoga • Bikram Choudhury • Größenwahn oder genialer Werbetrick • Lernt bei Yoganandas kleinen Bruder Bishnu Ghosh • Übungsfolge besteht aus 26 Haltungen und zwei Atemübungen, je 2x 30 bis 60 Sekunden gehalten • Ablauf klar festgelegt • Keine Umkehr - und Stützhaltungen • Raumtemperatur über 40 Grad Celsius • Jede Haltung erfordert spezielle Atmung und nur diese sei richtig, doch spezielle Atmung wird nicht erklärt Integraler Yoga • Grundlegendes Ziel ist die Verbindung vieler Yogawege (Hatha, Raja, Bhakti; Karma, Jnana und Japa Yoga) zu einem ganzheitlichen System • Zwei verschiedene Bewegungen: Sri Aurobindo (Aurobindo Ghose 1872-1950) und Sri Satchidananda (Ramaswamy Satchidananda 1914-2002) Iyengar Yoga • Geprägt durch Technik, Hilfsmittel und Modifikationen • Präzise Anleitungen zu den Asanas und konkrete Ausrichtung in den Haltungen begannen die Praxis des Hatha Yoga weltweit zu verändern • Verwurzelt in Patanjali Yogasutra -> reformierte die Art Asanas zu praktizieren und zu unterrichten • Iyengar redet von „Vollendung“ der Asanas • Asanas werden deutliche länger gehalten -> Perfektionierung der A. und energetischen Abläufe • Erst an der Festigkeit/Basis arbeiten und dann ins Detail gehen • Vermächtnis: Yoga allen Menschen zugänglich zu machen Seite 4 von 6
Krishnamacharya Yoga • Beeinflusste die Praxis des Yoga wohl stärker als jeder andere Lehrer seit Entstehung des Hatha Yoga im 14. Jh. • Individualisierung des Unterrichts, da jeder Schüler eine einzigartige Konstitution besitzt • Schüler waren: Iyengar, Pattabhi Jois, Indra Devi, Sohn Desikachar • „Nicht der Mensch muss sich dem Yoga anpassen, sondern der Yoga dem einzelnen Menschen.“ • Yoga als therapeutische Praxis • Gegründet auf Patanjali Beschreibung der Asanas Schirra und Sukha (fest und leicht) -> ohne das es kein Asana gebe • Anspannung und Schmerz => für das Asana noch nicht bereit • Akzeptanz dessen, was gerade ist => Asanasfolge, die den eigenen Bedürfnissen und Zielen entspricht • Anpassung der Praxis an Jahreszeit, Tagesablauf, Energieniveau etc. • Sich vom Atme leiten lassen (Bewegung als auch längeres verharren möglich) • Pratikriyasa = Über von Ausgleichshaltungen hilft die gesamte Praxis zu integrieren Kundalini Yoga • Nach Yogi Bhajan (1969) • Schwerpunkt auf Atem, Singen, Meditieren • Fluss der Energie steht im Mittelpunkt • Sehr mächtige und potentiell als gefährlich geltende Kundalini-Techniken wurden historisch im Geheimen praktiziert • „Yoga des Bewusstseins“ • 3HO (Healthy, Happy, Holy Organisation) • Vorgegebene yogische Lebensführung und Praxis • Stehen im engen Zusammenhang mit der Sikh Religion Nordindiens • Verschiedene Techniken wie Asanas, Pranayamas, Mantras, Mudras, um Energie von unten nach oben durch die Chakras zu bewegen • Kundalini Praxis ist sehr intensiv, Aufforderung eine als schmerzhaft empfundene Intensität auszuhalten • Tapas steht im Vordergrund, da Intensität das innere Feuer der Transformation schürt • „Wenn du etwas lernen willst, lies darüber, wenn du etwas kennen willst, schreibe darüber, wenn du etwas meistern willst, lehre es.“ (Bhajan) Power Yoga • 1995 durch Beryl Bender Birch, Bryan Kest und Baron Baptiste • Löst sich von der traditionellen Yogaphilosophie • Kraftvolles körperliches Trainings steht dafür im Mittelpunkt der Praxis (orientiert sich am Ashtanga Vinyasa Yoga) • Asanas werden abgewandelt und Schülern zugänglich gemacht, die an Fitness interessiert sind • Power Vinyasa, Power Flow, Hot Power Yoga… • Anspruchsvolles Training ohne Sanskritbegriffe, AUM singen oder Sitzmeditation • Training steht im Vordergrund, weniger die Ausrichtung Seite 5 von 6
Sivananda Yoga • Hatte gewaltigen Einfluss auf die Praxis des Hatha Yoga • Integration der vier wichtigsten Yogawege (Jnana, Bhakti, Karma, Raja Yoga) • Grundasanapraxis (lässt sich Alter und Umständen entsprechend anpassen) -> Anfangsentspannung, Sonnengebet, 12 Grundhaltungen je ein paar Minuten gehalten, Savasana • Atemtechniken, drei Entspannungsmethoden Vinyasa Flow Yoga • Lässt sich nicht so gut abgrenzen • Haltungen werden miteinander verbunden • Körper, Atem, Geist bewusst im steten Fluss von Raum und Zeit • Abfolge von Bewegung, die man mit der Ujjayi Atmung synchronisiert • Oft innehalten, um in der Haltung zu verharren, während der Fluss des Atems weitergeht • Verschiedene Übungsfolgen • Ausrichtungsprinzipien, energetische Abläufe, Arbeit mit Hilfsmitteln • Kenntnisse und Methoden Krishnamacharyas • Vinyasa Krama -> stufenweise Anordnung der Praxis, die unterschiedliche Absichten und Fähigkeiten berücksichtigt • Mit Absicht auf die Mitte, während des Übens mit dieser Absicht verbunden bleiben • Keine feste Struktur -> ermöglicht kreative Gestaltung der Stunden mit breitem Themenspektrum • Gibt keine Hierarchie oder Guru wie in vielen anderen Richtungen Yin Yoga • Paul Grilley, Sarah Powers (1989) • Sehr ruhiger Yogastil mit lang gehaltenen passiven Dehnungen (meist ab 3 Minuten) • Nutzung von sehr vielen Hilfsmitteln, um so wenig wie möglich mit der Muskulatur zu arbeiten • Kein eigener Stil, vielmehr eine Form Yoga zu praktizieren • Fasziengewebe wird beim Yin Yoga am meisten ›trainiert‹ Seite 6 von 6
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