Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband

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Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes
März 2015 • Jahrgang 67      www.tjv.at
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Mitgliederaktion!
Windschutzjacke                                 Jagdhemd                                         DAUNEN-WESTE
Wind-Protect-Jacke                              langarm                                          superleicht & geschmeidig
• atmungsaktive                                 • robuste Doppelnähte                            • hochwertige Gänsedaunen-Füllung
  Klimamembrane                                 • 2 Brusttaschen                                 • superleicht (nur ca. 480 Gramm)

                                                                                                                                     NEU
• winddicht                                     • Kentkragen                                     • Velours-Lederbesätze
• wasserdicht                                   • Krempelärmel mit                               • jede Menge Taschen!
                                                  Befestigungslasche                               6 Außentaschen
Material:
                                                                                                   2 Innentaschen
100% Polyester                                  Material:
                                                                                                   2 prakt. Beckentaschen
Antipilling                                     100% Baumwolle
                                                                                                   an der Rückseite
Microfleece                                     bügelleichte
                                                                                                 • Stehkragen
Größen:                                         Twill-Qualität
                                                                                                 • Frontverschluss:
S - XXL                                         Größen: S - XXXL
                                                                                                   Reißverschluss

49,90 Euro                                      32,90 Euro
                                                                                                   & Knopfleiste
                                                                                                 • gerade Passform
                                                                                                 Material:
                                                                                                 Futter: 80%
                                Polo-Shirt            T-Shirt                                    Gänsedaunen,
                                für sie & ihn         Rundhals,                                  20% Federn
                                                      für sie & ihn                              Oberstoff:
                                Material:                                                        100% Nylon
                                100% gekämmte         Material:
                                                                                                 Größen:
                                Baumwolle             100% Baumwolle
                                                                                                 M - XXL
                                Größen:               Größen:
                                S - XXL               S - XXXL

                                                      Kurzarm
                                16,90 Euro            14,90
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                                                      Langarm                                    79,90
                                                      14,90                                      Euro
                                                       Euro

                     Softshell-Weste                      Fleece-Schal                                                   Sweatjacke
                     ärmellos                             Fleece-Mütze                                                   Reißverschluss
                     • Material: pflegeleichtes           • wärmend und weich                                            • klassische leichte
                       Softshell                          • mit TJV-Logo bestickt                                          Sweatjacke
                     • 3 Lagen Funktionsmaterial                                                                         • Ripp-Bündchen
                     • winddicht, atmungsaktiv            Größen: Einheitsgröße                                          • Doppelnähte an
                       und wasserdicht
                     • Innenseite aus Microfleece,
                                                          je 9,90 Euro                                                     Hals, Ärmeln
                                                                                                                           und Bund
                       Netzfutter im Vorderteil                                                                          • 2 Eingrifftaschen
                     • 2 Seitentaschen                                                                                   Material:
                     Material: 95% Polyester,                                                                            100% reine
                               5% Elasthan                                                                                Baumwolle
                     Größen: S - XXL                                                                                     Größen: S - XXL

                     39,90 Euro                                                                                          29,90 Euro
  Bestellungen bitte an: Tiroler Jägerverband (auch per Email)
  Adamgasse 7a • A-6020 Innsbruck • Tel.: +43 (0) 512 / 57 10 93 • Fax: +43 (0) 512 / 57 10 93 - 15
  E-Mail: info@tjv.at • www.tjv.at • Preise inkl. gesetzl. MwSt. und zzgl. Versandkosten
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ZUM GELEIT

                                                                                          ACH
                                                                                                  TUNG
                                                                                           Verlä
                                                                                          Tirol ngerun
                                                                                               er J      gd
                                                                                                                      !
                                                                                             Zahl agdkar er
                                                                                                          t
                                                                                             beig schein e!
                                                                                                 eleg
                                                                                                      t!

Zeit des Erwachens!
D
        ie Jagd in Tirol steht nicht nur saisonal, sondern auch generell vor einer Zeit
        des Erwachens. Wir – und das spürt man im direkten Gespräch mit der Tiroler
        Jägerschaft – sind bereit mit offenen Augen in die Zukunft zu gehen. Wir –
und das tut der Führungsmannschaft dieses Verbandes gut – haben Unternehmer-
geist entwickelt und oberlehrerhaften Beamtenhabitus weitgehend hinter uns gelas-
sen. Dabei, und das will ich an dieser Stelle nicht verhehlen, gibt es auch innerhalb
unseres Verbandes Beharrungskräfte und Menschen, die sich ungern Veränderungen
stellen. Diese Menschen zu überzeugen, ist eines meiner Ziele, dem ich viele Stunden
meiner ehrenamtlichen Tätigkeit widme. Leider wird bisweilen aus anderen Beweg-
gründen, diese ergründen zu wollen, erscheint sinnlos, Zwietracht gesät – besonders,
wenn es um das vom Landtag zu beschließende neue Jagdgesetz geht.
Es ist einfach, vom Stammtisch aus zu kritisieren oder gar zu blockieren. Im aktuell
spannenden politischen und gesellschaftlichen Umfeld etwas zu bewegen, wird ob
der wenigen – aber leider oft sehr lauten – destruktiven Kräfte nicht einfacher. Der
Vorstand des Tiroler Jägerverbandes hat sich kein neues Jagdgesetz gewünscht und
er ist es auch nicht, der dieses Gesetz zu verabschieden hat. Dennoch haben wir uns
über weite Strecken eingebracht und unsere Positionen gegenüber der Politik und
den Gesetzes-Autoren dargelegt. Das ist unserer Aufgabe und unsere Pflicht! Aber
nicht polternd, ohne Gebrüll und auch nicht wie Platzhirsche laut röhrend und mit
den Vorderläufen auf den Boden stampfend. So zu agieren, dazu haben sich Einzelne
aufgedrängt … Wir haben die Interessen der Jägerschaft zu vertreten, ohne zu belei-
digen und ohne unsere eigene Position zu überschätzen. Denn am Ende wird eine
Regierungskoalition aus ÖVP und Grünen ein Jagdgesetz im Landtag beschließen
– nicht der Tiroler Jägerverband und auch nicht einzelne Bezirksfunktionäre. Die
damit tatsächlich befassten und sachkundigen Experten unseres Verbandes sowie
der Vorstand mit mir als Landesjägermeister werden bis zur letzten Minute und mit
allen notwendigen und sinnvollen Mitteln kämpfen, ein tragfähiges und nachhaltiges
Gesetz zu forcieren. Das aber, geschätzte Weidkameradinnen und Weidkameraden,
geschieht am Verhandlungstisch mit offenem Visier – nicht am Stammtisch, nicht per
Petition und schon gar nicht per Intrige!

                         Anton Larcher
                         Landesjägermeister von Tirol

Foto: Ernst Rudigier                                                                               JAGD IN TIROL 03 | 2015   3
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Eulen: Geschickte Jäger
                                                                                                           14      mit unheimlichem Ruf

                                                    Wildkatze: Rückeroberung alter Lebensräume   10

    3 ZUM GELEIT                              ■ WALD & LEBENSRAUM                          ■ JAGD & GESCHICHTE
                                             25 Pflanzenserie: Weiß-Tanne                  44 Die königliche Jagd: Teil 1 von 3
    6 FOTO DES MONATS                            (Abies alba L.)                            47 Nostalgische Fundgrube

    ■ FORSCHUNG & PRAXIS
    08 Wildkatze in See im Paznaun entdeckt                                                 ■ JAGD & RECHT
    09 Tollwutuntersuchungen 2014             ■ JÄGER & REVIER                             48 Schusswaffen: Das Zurücklassen von
    09 Gamsbock mit abnormer Laufverletzung
                                                                                               Schusswaffen in Kraftfahrzeugen und
                                              27 Baschtl: Die Empörung ist der Spiegel
                                                                                               seine Folgen
                                                 des eigenen Gerechtigkeitssinns
    ■ WILD & ÖKOLOGIE                        28 Reportage: Wild im Geschmack
                                              30 Bilderserie: Alte Tradition – Geheime
    10 Wildkatze: Klammheimlich,                 Jägersprache                               ■ INFO & SERVICE
       still und leise …                      32 Belletristik: Wieder auf der Jagdhütte
    14 Eulenbalz: Der Vogel mit               38 Interview: Prof. Dr. Walter Arnold         50 Mitteilungen der Geschäftsstelle
       dem Menschengesicht                       „Ruhe im Winter, geringe Schäden“          56 Jubilare im März 2015
    19 Steinwild: Die Sonnenanbeter           42 Jägerwissen auf dem Prüfstand              57 Aus den Bezirken

4   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                   Foto: NP Thayatal D. Manhart, Albert Mächler
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
INHALTSVERZEICHNIS

                                                                                                                                  Jagdgeschichte:
                                                                                                                             46   Schattenseiten der höfischen Jagd

           10          Steinwild: Überlebensstrategien im Winter

                                           Jägerwissen: Quizfragen rund um die Jagd                        42

                                                                                                                                       IMPRESSUM
                                                                                                                                       Herausgeber Medieninhaber (Verleger):
                                                                                                                                       Tiroler Jägerverband,
                                                                                                                                       Adamgasse 7a, 6020 Innsbruck,
                                                                                                                                       Tel. 0512-57 10 93, 0800-244 177
                                                                                                                                       Fax 0512/571093-15, E-Mail: info@tjv.at

61     Veranstaltungen                                                                                                                 Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV)
62     Vereine aktuell                                                                                                                 Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter)
63     Jäger in der Schule
                                                                                                                                       Hersteller und Anzeigenverwaltung:
64     Bücherecke                                                                Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes                Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6,
66     Kulinarium: Medaillons vom Reh
                                                                                 März 2015 • Jahrgang 67        www.tjv.at

                                                                                                                                       6020 Innsbruck, Tel. 0512-320 4111,
68     Autotest: Jeep Renegade                                                                                                         Fax 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com.

                                                                                                                                       Redaktion: TJV, Bezirksblätter-Tirol
■ JAGDHUNDE                                                                                                                           Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder
                                                                                                                                       „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jägerver-
70     Wie lernen Hunde                                                                                                                bandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift,
72     Rassen: Die Tiroler Bracke                                                                                                      welche die behördlichen Kundmachungen und Verlautba-
74     Vereine                                                                                                                         rungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über grund-
                                                                                                                                       sätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet
77     Hundekrankheiten                                                                                                                des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. informiert.
                                                                                                                                       „Jagd in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktions-
                                                                                                                                       schluss ist der 10. des Vormonats. Für unverlangte Manu-
78 HUMORVOLLES VON KLAVINIUS                                                                                                           skripte und Bilder wird keine Verantwortung übernommen.
                                                                                                                                       Namentlich oder mit Kürzel gezeichnete Beiträge geben
                                                                   Das Titelbild dieser Ausgabe                                        nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Heraus-
79 JAGDMARKT - ANZEIGEN                                           stammt von Albert Mächler                                           geber wieder.

Foto: Ernst Rudigier, Fotolia                                                                                                                                            JAGD IN TIROL 03 | 2015       5
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Seltener Anblick
           „Diesen einzigartigen Anblick und die Möglichkeit, den Moment auch
           noch mit meiner Kamera festzuhalten, verdanke ich der Aufmerk-
           samkeit des Gerloser Wildmeisters Martin Egger. Er beobachtete, wie
           sich an einem kalten Wintertag in seinem Jagdrevier ein Steinadler
           ein Gamskitz aus einer Felswand griff und es auf einen Lawinenkegel
           schmetterte.

           Diese Info und genaue Anweisungen von Martin motivierten mich
           zu einem eineinhalb Stunden dauernden Aufstieg auf einem vereisten
           Lawinenhang bis hin zum im Schnee liegenden Gamskitz.
           Das fünfstündige Warten auf den Steinadler unter einem alten
           Zirbenbaum in eisiger Kälte wurde mit dieser ausdrucksstarken
           Aufnahme belohnt.“

           Aufgenommen wurde das Foto des Monats März
           von Wild- & Naturfotograf Manfred Hörl aus Jenbach.

6   JAGD IN TIROL 03 | 2015
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
BELLETRISTIK
                          MÄRZ 2015                          FOTO
                                                              JÄGER
                                                                  DES&MONATS
                                                                       REVIER

                     Wir suchen:

                     IHR FOTO DES MONATS
                     Fotografiebegeisterte Leser der „Jagd in Tirol“
                     sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“ an die
                     Redaktion (foto@tjv.at) einzusenden.

                     Die Aufnahme sollte ein interessantes Motiv aus
                     Natur, Wald und Wild, Jagd/Forst oder Revier-
                     betreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur
                     Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und
                     den näheren Umständen der Aufnahme wäre
                     wünschenswert.

                     Als Gewinn winken die Veröffentlichung als „Foto des
                     Monats“ samt Erwähnung des Fotografen in der JiT, die
                     Aufnahme in die TJV-Bildergalerie sowie ein signiertes
                     Exemplar des neuen Buches von Ernst Rudigier
                     „Auf der Fährte des Bergwildes“.

                     Einsendeschluss:
                     07. des Vormonats an foto@tjv.at

                     Die Bilder sollten eine Dateigröße von ca. 5 MB haben.

                     Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer Fotos
                     ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer
                     gewährleisten, dass sie an den übermittelten Fotos sämtliche Rechte
                     uneingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter berühren. Insbe-
                     sondere bei der Darstellung von Personen versichern die Teilnehmer,
                     dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die abgebildeten
                     Personen mit einer Veröffentlichung ihres Bildes einverstanden sind.
                     Die Teilnehmer räumen dem TJV mit der Einsendung und Teilnahme
                     uneingeschränkt das Recht ein, übermittelte Fotos unentgeltlich und in
                     sämtlichen Medien zu nutzen und zu veröffentlichen.

Foto: Manfred Hörl                                                       JAGD IN TIROL 03 | 2015   7
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
FORSCHUNG & PRAXIS                         REVIERE

    Wildkatze in See im Paznaun entdeckt
    Autor: Paul Tschiderer, See

                                                                                                   den Wald bergaufwärts. Immer noch er-
                                                                                                   staunt und verwundert über den Fang in
                                                                                                   der Falle setzte ich mich zu Hause an den
                                                                                                   Computer. Im Internet suchte ich nach den
                                                                                                   Erkennungsmerkmalen von Wildkatzen.
                                                                                                   Ich fand eine Menge Hinweise und alles
                                                                                                   deutete eindeutig auf eine Wildkatze hin.
                                                                                                   Meine anfänglichen Zweifel wurden jedoch
                                                                                                   immer wieder bestätigt, zumal ich mehr-
                                                                                                   fach nachlas, dass es keine Wildkatzen in
                                                                                                   Tirol gibt. Die Katze beschäftigte mich wei-
                                                                                                   ter und ließ mir keine Ruhe. Am nächsten
                                                                                                   Tag kontaktierte ich die Wildbiologin des
                                                                                                   Tiroler Jägerverbandes, die mir den Tipp
                                                                                                   gab, mich an den Alpenzoo zu wenden.

                                                                                                   Gewissheit durch Gentest
                                                                                                   In einem Telefonat mit Herrn Ulrich er-
                                                                                                   zählte ich meine Geschichte. Auch er sprach
                                                                                                   seine Vermutung aus, dass es sich um eine
                                                                                                   verwilderte Hauskatze handeln könnte, die
                                                                                                   einer Wildkatze ähnlich sieht. „Gewissheit
                                                                       In dieser Betonrohr-
                                                                                                   könnte nur ein Gentest bringen“, mein-
                                                                       lebendfalle in der Nähe     te Herr Ulrich. Ich erklärte Herrn Ulrich,
                                                                       der Rotwildfütterung        dass ich Haare von der Katze hätte, die bei
                                                                       wurde die Wildkatze         ihrer Flucht am Draht hingen blieben. Er

    A
                                                                       im Paznaun gefangen.
           n einem Sonntag Ende Jänner im                                                          sagte mir, ich solle die Haare einsammeln
           Jahr 2013 war ich an der Reihe, die                                                     und an den Alpenzoo schicken. Das habe
           Rotwildfütterung in unserem Revier                                                      ich unverzüglich am nächsten Tag erledigt
    zu bestücken. Schon seit einigen Jahren ha-                                                    und die eingesammelten Haare im Kuvert
    ben wir im Bereich der Fütterung eine Be-       Wir staunten nicht schlecht, als eine rich-    an den Alpenzoo versandt. Mit der Zeit
    tonrohrlebendfalle eingegraben, um Mar-         tig große Katze im Käfig saß. Sie war sehr     vergaß ich die Geschichte. Ich bekam auch
    der, Fuchs und Dachs nachzustellen, die         nervös und aggressiv. Nichts desto trotz be-   keine Nachricht mehr und ging davon aus,
    immer wieder bei der Fütterung gesehen          staunten wir die Katze neugierig. Das Fell     dass es sich damals lediglich um eine ver-
    wurden. Schon aus einiger Entfernung fiel       war langhaarig und sehr dicht, die Fellfarbe   wilderte Hauskatze gehandelt haben muss.
    mir auf, dass die Falle in dieser Nacht ab-     eher gräulich mit einer blassen Zeichnung.     Fast genau zwei Jahre später, am 22. Jänner
    gegangen sein musste. Der Signalstab war        Sofort fielen uns der große Schädel und die    2015, klingelte am Abend mein Telefon.
    nicht mehr sichtbar. Sofort rief ich meinen     fleischfarbene Nase der Katze auf.             Herr Übl vom Nationalpark Thayatal stellte
    Jagdkollegen Josef Pfeifer an und fragte ihn,   Zudem bemerkten wir ihre stumpfe, bu-          sich vor. Er fragte mich, ob ich vor zwei Jah-
    ob er mir behilflich sein könnte, das gefan-    schige Rute. Die Rute wies schwarze Ringe      ren die Haarprobe einer Katze eingesandt
    gene Tier in einen Abfangkasten zu entlas-      auf und war am Ende sehr dunkel. Josef         hätte. Ich bejahte diese Frage erstaunt. Dann
    sen und gegebenenfalls mit einem Kleinka-       und ich rätselten und kamen zum Schluss,       erklärte mir Herr Übl, dass es sich damals
    libergewehr zu erlegen. Ich ging von einem      dass das äußere Erscheinungsbild eindeu-       tatsächlich um eine Wildkatze gehandelt
    Marder oder Fuchs aus. Josef machte sich        tig auf eine Wildkatze hinweisen könnte.       hatte. Der genetische Beweis sei erst jetzt
    sofort auf den Weg, während ich noch die        Wir zweifelten jedoch daran, zumal uns         von Deutschland gekommen. Die Sensati-
    Futteröfen für das Rotwild befüllte. Ge-        bekannt war, dass in unseren Breiten keine     on war perfekt, zumal die Österreichischen
    meinsam brachten wir den Abfangkasten           Wildkatzen ansässig sind. Folglich gingen      Wildkatzenforscher bis dato davon ausgin-
    vor der Betonrohrfalle in Position. Ich         wir von einer verwilderten Hauskatze aus.      gen, dass es in Tirol keine Wildkatzen gebe.
    öffnete gespannt die Falltür, worauf sich       Interessiert und erstaunt beobachteten wir     Es gab zwar immer wieder Meldungen, die
    anfangs nichts regte. Ich klopfte mit einem     die Katze. Plötzlich geschah etwas Unvor-      aber nie bestätigt werden konnten.
    langen Ast auf das andere Falltor. Plötzlich    hersehbares. Der Katze gelang es, in ihrer     Unverzüglich wurde dieser Fund in den
    wurde es laut in der Falle und das gefangene    Panik den Draht zwischen Falltür und Kä-       Medien publik gemacht. Der Wildkatze im
    Tier sprang Richtung offener Falltür. Sofort    fig aufzubiegen und aus dem Abfangkasten       Paznaun wurde zur Schlagzeile. Das Me-
    schloss Josef die Falltür des Abfangkastens.    zu entwischen. Blitzschnell flüchtete sie in   dieninteresse war enorm.                    ❙

8   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                                            Foto: Tschiderer
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
BELLETRISTIK
                                                                                             REVIERE                 FORSCHUNG
                                                                                                                         JÄGER & PRAXIS
                                                                                                                                 REVIER

Gamsbock mit abnormer Laufverletzung

Vollaufnahme des Gamsbockes (li) und Detailaufnahme der Laufverletzung (re).

Autor: DI Miriam Traube                                   3-6 Monaten zugezogen haben. Durch diese
                                                          Verletzung waren die Schalen nach hinten       Jagdzeiten in Tirol
A    m 12.2.2015 wurde in der GJ Absam auf
     der Brandfläche des Absamer Vorberges
ein 6-jähriger, abgekommener Gamsbock
                                                          geklappt und der Bock lief nur mehr auf
                                                          dem Knochen bzw. dem Fleisch. Der Gams-
                                                          bock fiel schon vor dem Erlegen durch sein
                                                                                                         Männl. Rotwild Kl. I
                                                                                                         Männl. Rotwild Kl. II & III
                                                                                                                                            01.08.–15.11.
                                                                                                                                            01.08.–31.12.
mit einer abnormen Laufverletzung erlegt.                 irritiertes, sehr unsicheres Verhalten beim    Weibl. Rotwild/Kälber
                                                                                                         und Schmalspießer                 01.06.–31.12.
Aufgebrochen wog dieser nur noch 12 kg                    Laufen im Gelände und seinen schlechten
                                                                                                         Gamswild                          01.08.–15.12.
und auch die Lunge war schon stark mit                    gesundheitlichen Zustand auf. Der Gams-        Gamswild in Osttirol              01.08.–31.12.
Eiterherden durchsetzt. Der Lauf wurde                    bock wurde durch den Schuss von seinem         Männl. Rehwild Kl. I & II         01.06.–31.10.
aufgrund des Interesses des Jagdaufsehers                 Leiden erlöst. Aufgrund der Seltenheit einer   Männl. Rehwild Kl. III            01.06.–31.12.
Markus Kienast beim Tierarzt geröntgt,                    solchen Laufverletztung wurde dieser zum       Weibl. Rehwild & Kitze            01.06.–31.12.
wodurch ein Bruch an der Fessel diagnos-                  Präparator gebracht um auch zukünftig in       Steinwild                         01.08.–15.12.
tiziert werden konnte. Laut Tierarzt muss                 der GJ Absam als Anschauungsmaterial zur       Muffelwild                        01.08.–31.12.
sich der Gamsbock diesen Bruch schon vor                  Verfügung zu stehen.                      ❙   Murmeltier                        15.08.–30.09.
                                                                                                         Feld- und Alpenhase               01.10.–15.01.
                                                                                                         Dachs                             15.07.–15.02.
                                                                                                         Haselhahn                         15.09.–15.10.
                                                                                                         Alpenschneehuhn                   15.11.–31.12.

Tollwutuntersuchungen                                                                                    Stockente, Ringeltaube
                                                                                                         Fasan
                                                                                                                                            01.10.–15.01.
                                                                                                                                            01.10.–15.01.

                                                          I m Zeitraum von 1. Oktober bis 31. De-
                                                            zember 2014 wurden am Institut für
                                                          veterinärmedizinische     Untersuchungen
                                                                                                         ➟ Ganzjährig bejagbar: Fuchs, Steinmarder,
                                                                                                           Iltis, Waschbär, Marderhund und Schwarzwild
                                                                                                         ➟ Folgende Wildarten sind ganzjährig
                                                          Mödling insgesamt 15 Proben (12 Füchse,          zu schonen: Wolf, Braunbär, Baummarder,
                                                          1 Katze, 1 Marder, 1 Dachs) aus 6 Tiroler        Luchs, Wildkatze, Reb-, Stein- und Blässhuhn,
                                                          Bezirken auf Tollwut untersucht. Alle Un-        Waldschnepfe, Uhu, Wald-, Raufuß- und
                                                          tersuchungen fielen negativ aus.                 Steinkauz, Turm- und Baumfalke, Habicht,
                                                                                                           Mäusebussard, Sperber, Steinadler, Grau-
                                                          Aus den folgenden Bezirken                       reiher, Kormoran, Gänsesäger, Rackelwild,
                                                                                                           Kolkrabe, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe
                                                          wurden Proben eingesandt:
                                                          Imst: 2 Füchse                                 ➟ Auer- & Birkhahn: Rahmenschusszeit:
                                                          Innsbruck-Land: 1 Fuchs                         Auerhahnen in den ungeraden Jahren vom
                                                          Innsbruck-Stadt: 1 Katze, 1 Marder              15. April bis 15. Mai, Birkhahnen jährlich
                                                          Kitzbühel: 1 Dachs, 5 Füchse                    vom 1. Mai bis 15. Juni, jeweils
                                                          Landeck: 1 Fuchs                                eingeschränkt auf maximal 15 Tage.
                                                          Reutte: 3 Füchse

Foto: Kienast, Albert Mächler                                                                                                           JAGD IN TIROL 03 | 2015   9
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - März 2015 Jahrgang 67 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Klammheimlich,
10
     still und leise …
     JAGD IN TIROL 03 | 2015   Foto: Thomas Kranabitl
BELLETRISTIK
                                                                                       WILDKATZE                   WILD
                                                                                                                   JÄGER& ÖKOLOGIE
                                                                                                                          & REVIER

…erobert sie ihre alten Lebensräume              Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) in Österreich –
zurück oder wird gar zum „Neubürger“.            Nachweis der vergangenen 50 Jahre
Die Wildkatze Felis s. silvestris wird
im deutschsprachigen Raum immer
öfter, dank modernster Methoden und
Technik wie mittels Fotofalle, Lockstab
oder Genanalyse, nachgewiesen.
Autor: DI Miriam Traube

A
        uch in Tirol wurde sie in einem Le-
        bensraum, der laut Kartierungen für
        ungeeignet erklärt wurde, mittels
Haarproben und darauffolgender gene-
tischer Analyse eindeutig bestätigt. Somit
gibt es nun auch einen offiziellen Nachweis
eines bisher einzelnen Tieres im westlichs-
ten Zipfel von Österreich. Dem gegenüber
steht, dass mittels Habitatmodellierung op-
timale Lebensräume eigentlich hauptsäch-
lich im Osten Österreichs ermittelt wurden.      lichten Wäldern und dichte Verjüngungs-       zwei nicht eindeutig voneinander zu un-
Aufgrund der über längere Zeit geschlos-         bestände oder Brombeerhecken werden           terscheiden. Die Wildkatze besitzt jedoch
senen Schneedecke und der damit eng ver-         von der Wildkatze im Jahres- bzw. Tages-      Merkmale, welche die Vermutung, auf den
knüpften Nahrungsverfügbarkeit sind die          verlauf intensiv zum Sonnenbaden oder         wilden Vertreter der Hauskatze gestoßen
Alpen (Zentralalpen, Kalkhochalpen) als          Verstecken genutzt.                           zu sein, verschärfen. Die Grundfarbe der
Lebensraum für die Wildkatze eher unge-                                                        Wildkatze ist ockergelb bis grau und die
eignet. 44 % der Landesfläche von Öster-                                                       Fellzeichnung wirkt eher verwaschen und
reich werden als geeigneter Lebensraum           Mäuse auf dem Speiseplan                      kontrastarm. Sie besitzt häufig einen klei-
für die Wildkatze eingestuft.                    Bereiche mit hohem Mäusevorkommen             nen weißen Kehlfleck und der Nasenspie-
Seit 1989 gilt die Wildkatze in Österreich       sind für die Wildkatze von großer Bedeu-      gel ist fleischfarben. Die Wildkatze wirkt in
als „ausgestorben, ausgerottet oder ver-         tung, denn mit der Nahrungsverfügbarkeit      sich gedrungener und der Schwanz kürzer
schollen“ (Rote Liste). Die letzten autoch-      sinkt und steigt die Attraktivität des ge-    bzw. buschiger. Dieser besitzt 2-3 schwarze
thonen, reproduzierenden Wildkatzenbe-           nutzten Habitats. Nahrungsanalysen haben      Ringe, welche nicht miteinander verbun-
stände sind nachweislich in der zweiten          gezeigt, dass das Hauptbeutespektrum bei      den sind. Auch der Aalstrich am Rücken
Hälfte des 19. Jh. erloschen. Seither gab es     den Mäusen, und hier vor allem bei den        von der Schulter bis zum Schwanzansatz ist
immer wieder spärliche Belege einzelner,         Wühlmäusen, über 80      % liegt daneben      charakteristisch. Die Abbildung auf Seite 13
Individuen. Mittlerweile kann man lang-          spielen Reptilien, Insekten oder Vögel nur    verdeutlicht noch einmal die Unterschei-
sam aber sicher vorsichtig von einer Rück-       eine sehr untergeordnete Rolle. Die Wild-     dungsmerkmale zwischen Haus- und Wild-
eroberung alter Lebensräume sprechen.            katze gehört zu den Pirsch- und Ansitzjä-     katze. Die Wildkatze wiegt durchschnittlich
Die Wildkatze bevorzugt strukturreiche           gern und tötet ihre Beute meist durch einen
Laub- oder Laubmischwälder, welche               gezielten Biss in den Nacken. Im Winter
durch einen Wechsel unterschiedlicher            ernährt sie sich auch zum Teil von Aas.
Kleinbiotope gekennzeichnet sind. Wich-          Allgemein werden Gebiete mit lang an-               Zoologische Einteilung
tig, wie bei vielen unserer Wildtiere, ist die   haltender geschlossener Schneedecke nor-
Ruhe und somit Störungsarmut in großen           malerweise gemieden, da die Hauptbeute              Klasse:     Säugetiere (Mammalia)
zusammenhängenden Waldgebieten. Der              unterhalb der Schneedecke für den kleinen           Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Strukturreichtum bietet dem kleinen Jäger        Räuber nur schwer zu erreichen ist. Im
optimale Bedingungen zur Jagd, Jungen-           Gegensatz zur Hauskatze meidet die Wild-            Familie:    Katzen (Felidae)
aufzucht und Versteck- bzw. Unterschlupf-        katze die menschliche Nähe. Aufgrund des            Gattung: Altwelt-Wildkatzen (Felis)
möglichkeiten zum Schutz vor Feinden             ähnlichen Aussehens kommt es jedoch                 Art:        Wildkatze (Felis silvestris)
oder schlechtem Wetter. Hierbei spielen          draußen in der Natur immer wieder zu
Wurzelteller oder –anläufe, tief beastete        Verwechslungen, da die wildfarbene Haus-            Unterart: Europäische Wildkatze
Bäume, Reisighaufen oder Blockhalden ei-         katze ihrem wilden Vertreter sehr ähnlich                     (Felis silvestris silvestris)
ne wichtige Rolle. Auch trockene Plätze in       sieht. Ohne genetische Analysen sind die

Foto: istockphoto                                                                                                          JAGD IN TIROL 03 | 2015   11
Abb.1: Wildkatzenlebensräume © Sarah Friembichler

     zwischen 4 und 6 kg, wobei die männlichen           Sie lebt in Territorien von 50 bis maximal    viergröße der Tiere hängt jedoch sehr stark
     Tiere meist deutlich schwerer sind. In frei-        4.000 Hektar, welche sie markiert und gegen   von der Nahrungsverfügbarkeit und dem
     er Wildbahn erreichen sie ein Lebensalter           gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidi-   Strukturreichtum des jeweiligen Lebens-
     von ca. 7-10 Jahren. Wie der Luchs auch,            gt. Die Territorien der Kuder überschneiden   raumes ab. Nur während der Ranzzeit zwi-
     gehört die Wildkatze zu den Einzelgängern.          sich in der Regel mit 2-3 weiblichen Terri-   schen Januar und März hält sich der Kuder
                                                         torien und sind dadurch in den meisten        vermehrt in der Nähe der paarungsbereiten
                                                         Gebieten größer als die der Katzen. Die Re-   Kätzin auf. Durch die enge Verwandtschaft
           Totholzstrukturen bieten
                                                                                                       mit der Hauskatze ist nicht nur eine äußer-
           vielerlei Versteck- und                                                                     liche Verwechslung möglich, sondern die
           Anpirschmöglichkeiten.                                                                      Tiere können sich auch untereinander paa-
                                                                                                       ren. Hieraus entstehen fruchtbare Hybride.
                                                                                                       Studien aus Deutschland zeigen jedoch,
                                                                                                       dass diese Hybridisierung in vielen Gebie-
                                                                                                       ten äußerst selten vorkommt.

                                                                                                       Von der Pike auf
                                                                                                       zum Jagdhandwerk
                                                                                                       Nach 63 bis 68 Tagen Tragzeit kommen in
                                                                                                       der Regel 2 bis 4 blinde Jungen zur Welt.
                                                                                                       Diese werden ab der 5. Lebenswoche von
                                                                                                       der Katze auf den Ernst des Lebens vor-
                                                                                                       bereitet und somit jagdlich geschult. Ab
                                                                                                       einem Alter von ca. 3 Monaten sind die
                                                                                                       Jungtiere mit der Mutter zusammen auf
                                                                                                       Beutezug und erlernen somit das Jagd-
                                                                                                       handwerk. Mit einem halben Jahr ver-
                                                                                                       lassen die Jungtiere normalerweise das
                                                                                                       Revier der Mutter und suchen sich ein ei-
                                                                                                       genes. Wildkatzen sind überwiegend däm-
                                                                                                       merungs- und nachtaktiv und schleichen
                                                                                                       in sehr störungsarmen Gebieten, jedoch
                                                                                                       manchmal auch tagsüber, durch ihr Revier.
                                                                                                       In ganz Österreich gehört die Wildkatze
                                                                                                       zum jagdbaren Wild im Sinne des Jagdge-

12   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                                               Foto: Fotolia
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                                                                                                              WILDKATZE                         WILD
                                                                                                                                                JÄGER& ÖKOLOGIE
                                                                                                                                                       & REVIER

setzes, unterliegt aber einer ganzjährigen                           me oder auch einen Austausch zwischen
Schonzeit. Somit trägt auch die Jägerschaft                          bestehenden Populationen eher schwierig.                  Wildkatzenmeldestelle:
eine gewisse Verantwortung für diese sel-                            Immer wieder fallen Wildkatzen auch dem
                                                                                                                               Aufruf: Wildkatze gesucht –
tene Tierart. Zusätzlich ist die Wildkatze                           Verkehr zum Opfer, da ihre Lebensräume                    der scheuen Jägerin auf der Spur
als Art des Anhangs IV der Fauna-Flora-                              von Straßen durchzogen sind. Auch der                     Früher über weite Teile Österreichs
Habitat-Ric htlinie geschützt. Leider hat                            weiter steigende Trend der Naturnutzung                   verbreitet, verschwand die Europäische
auch in früherer Zeit die Jagd keinen unbe-                          und somit die Zunahme von Freizeitaktivi-                 Wildkatze Mitte des letzten Jahrhunderts
deutenden Beitrag zur Ausrottung dieser                              täten wirken sich negativ auf die Wildkatze               aus den heimischen Wäldern. Abgesehen
Wildtiere geleistet. Durch ständige Verfol-                          aus. Große, unerschlossene, störungsarme                  von vereinzelten Hinweisen, ist kaum
gung aufgrund eines unzureichenden Wis-                              und strukturreiche Lebensräume werden                     etwas über die gegenwärtige Situation
sens über diese Raubtiere sind sie in weiten                         zur Seltenheit. Umso wichtiger und bedeu-                 der Wildkatze in Österreich bekannt.
                                                                                                                               Die Plattform Wildkatze möchte mit Ihrer
Bereichen des deutschsprachigen Raumes                               tender sind der aktive Lebensraumschutz                   Hilfe mehr über den Bestand dieser
auf wenige Restbestände zurückgedrängt                               und dessen Vernetzung, nicht nur für un-                  scheuen Jägerin in Österreich erfahren.
worden. In der heutigen Zeit gibt es jedoch                          sere Wildkatze, sondern auch für ande-
immer noch bestimmte Gefährdungsursa-                                re Wildtiere unserer Heimat wie z.B. den                  Bitte melden Sie uns Ihre
chen, welche die Wildkatzenbestände da-                              Rothirsch.                                                Wildkatzenhinweise:
                                                                                                                               www.wildkatze-in-oesterreich.at
ran hindern, sich weiter auszubreiten. Die                           Aus diesem Grund ist auch das Monito-                     Sie können Ihre Wildkatzensichtung direkt
direkte Verfolgung stellt zwar mittlerweile                          ring der Tiere sehr wichtig, um die Ver-                  in ein Formular eintragen.
kein Problem mehr da, jedoch kann es sehr                            breitungstendenzen und die Bestands-
                                                                                                                               Kontakt und Information:
leicht zur Verwechslung mit verwilderten,                            entwicklung der Wildkatze verfolgen zu                    Melde- und Koordinationsstelle Wildkatze
wildfarbenen Hauskatzen und somit zu                                 können. In Österreich wurde aus diesem                    Ingrid Hagenstein oder Magdalena Meikl, MSc
einem Abschuss der Tiere kommen.                                     Grund eine Wildkatzenmeldestelle einge-                   Naturschutzbund Österreich
Die immer weiter fortschreitende Zersie-                             richtet. Einerseits, um die Bevölkerung zu                Museumsplatz 2, 5020 Salzburg,
                                                                                                                               Telefon: +43 662 64 29 09-13; +43 664 53 57 188
delung und Erschließung der Landschaft                               informieren, aber auch um genauestens zu                  wildkatze@naturschutzbund.at
und somit der potenziellen Lebensräume,                              dokumentieren und dadurch mehr über                       www.wildkatze-in-oesterreich.at
macht eine Besiedelung neuer Lebensräu-                              unseren leisen Waldtiger zu erfahren.    ❙

Unterscheidungsmerkmale Wildkatze bzw. wildkatzenfarbige Hauskatze
                                                     3
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 Wildkatze
 1 Grundfarbe ockergelb wie trockenes Gras                                                    Wildkatzenfarbige Hauskatze
 2 Tigerung verwaschen, kontrastarm                                                           1 Grundfarbe silbergrau
 3 Ohrenspitze grau wie der Rest des Ohres                                                    2 Tigerung relativ kontrastreich
 4 Viele längere und einen kürzeren dunklen Streifen am Nacken                                3 Ohrenspitzen dunkel
 5 zwei deutlich sichtbare parallele dunkle Streifen auf den Schultern                        4 Kopf zeigt meist mehr als 5 Streifen, die nicht so klar getrennt sind
 6 am hinteren Rücken einen dunklen, schmalen Aalstrich                                       5 Keine deutlich sichtbaren Streifen auf den Schultern
 7 Schwanz wirkt etwas kürzer, 2-3 getrennte Ringe am Schwanz,                                6 am hinteren Rücken mehrere dunkle, kurze, verästelte Streifen
   Schwanzende stumpf                                                                         7 Ringe am Schwanz meist verbunden, Schwanzende meist spitzer
 8 Fußunterseite meist nur kurz schwarz                                                       8 Fußunterseite oft ganz schwarz
 9 häufig einen kleinen weißen Kehlfleck                                                      9 höchst selten ein kleiner weißer Kehlfleck
10 Halsring vorne undeutlich sichtbar                                                        10 Halsring vorne deutlich sichtbar

Foto & Grafik: © Kranz/Molinari/Lapini                                                                                                                     JAGD IN TIROL 03 | 2015   13
Der Vogel mit dem
     Menschengesicht

                               Nicht nur die nächtliche Lebensweise
                               hat den Eulen ihren schaurig-
                               unheimlichen Ruf beschert. Dabei
                               können die geschickten Jäger so
                               manchen Ansitz in Vollmondnächten
                               oder der Dämmerung beleben.
                               Autor: Dr. Christine Miller

14   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                   Foto: Thomas Kranabitl
BELLETRISTIK
                                                                                        EULEN                        WILD
                                                                                                                     JÄGER& ÖKOLOGIE
                                                                                                                            & REVIER

E
      in dicker runder Kopf, der halslos auf
      einem gedrungenen Körper sitzt, zwei
      große, runde Augen, die direkt nach
vorn gerichtet sind, und ein Federschlei-
er, der diesen ernsten Blick noch verstärkt
– so kann man jede Eule beschreiben, egal
ob sie die Ausmaße einer Kinderfaust hat,
wie der Sperlingskauz oder die stattlichen
adlergleichen Ausmaße eines Uhus erreicht.
Nur wenige Tiergruppen sind so einheitlich
in „Design“ und Lebensweise wie die nächt-
lichen Greife.

Strenge Diät
Auch in der Nahrungswahl sind Kauz und
Eule eher konservativ. Gegessen wird nach
einem engen Menüplan, der je nach Größe                                                                                Der Sperlingskauz
der Vögel entweder aus Mäusen oder aus                                                                                 erreicht nur etwa
                                                                                                                       die Größe einer
großen Insekten besteht. Die knapp am-                                                                                 Kinderfaust.
selgroße Zwergohreule ist deshalb notge-
drungen ein Zugvogel. Extensive Streuobst-     wird auch der Verwandtschaft gefährlich.
wiesen bieten ihr zwar im Sommer in war-       Uhus können alle anderen Eulenarten in ihr
men Landstrichen Mitteleuropas noch ei-        Beutespektrum aufnehmen – und machen            der anstrengenden Brutzeit fangen die Eu-
nen gedeckten Tisch, doch schon im August      davon immer wieder Gebrauch. Aber auch          len mehr als sie fressen können. Vor allem
verlagert sie ihren Lebensmittelpunkt nach     verletztes Wild und Jungtiere aller Art kann    die Männchen schleppen Maus um Maus
Afrika. Bei den hier sesshaften Mäusefres-     der Uhu schlagen.                               in die Bruthöhle, wo schließlich ein kleiner
sern hängt ihr Schicksal von der Schnee-       Doch für die Mehrheit aller nicht zu kleinen    Vorrat angelegt wird. Auch in Astgabeln, auf
decke ab. Ist diese dick und geschlossen,      und nicht zu großen Eulen sind Wühlmäuse        Felssimsen oder zwischen Zweige gesteckt,
tummelt sich die potentielle Beute uner-       die Standardbeute. Entsprechend empfind-        entstehen solche Schlechtwetter-Depots.
reichbar darunter. Schneereiche Jahre sind     lich getroffen werden sie dann auch von den     Eulen schlingen Beutestücke schnell und
Hungerjahre für die meisten Eulen und          immer wiederkehrenden Populationszu-            so groß wie möglich hinunter. Selbst Vö-
fordern jeweils hohen Tribut. Kein Wunder,     sammenbrüchen der Kleinsäuger und von           gel werden nur grob gerupft und Mäuse
dass die Not so manche Art erfinderisch ge-    schneereichen Wintern. An Gelegegröße           verschwinden meist als Ganzes im Magen.
macht hat. Sie jagen in Scheunen oder auf      und Bruterfolg lässt sich zum Beispiel bei      Dort herrschen zwar weniger extreme Be-
Friedhöfen und Stadtparks – die immer          Waldkauz und Waldohreule ablesen, wie es        dingungen als im Magen von Greifvögeln,
ein bisschen weniger kalt sind als das Land    um die Mäusepopulationen steht. Während         deren Magensäfte auch Knochen zersetzen
draußen. Auch am Straßenrand lässt sich                                                        können. Die Gewölle von Eulen enthalten
gelegentlich Beute machen, wenn man nicht                                                      deshalb im Gegensatz zu Falken und Ha-
selbst ein Opfer des Verkehrs wird. Ein ty-                                                    bichtartigen auch Knochen.
pisches Winterschicksal für viele Eulen.
Natürlich ist die Nahrungswahl nicht aus-
schließlich einseitig. Je nach Lebensraum                                                      Hören und Sehen
und Größe gibt es mehr oder weniger üp-                                                        Die Leistungsfähigkeit der Eulenaugen ist
pige Beilagen. Der Sperlingskauz schlägt                                                       sprichwörtlich. Die Netzhaut mit den licht-
auch kleine Singvögel. Doch steht der „Eu-                                                     empfindlichen Sehzellen ist so am Grund
lenzwerg“ selbst auf der Speisekarte seiner                                                    eines zylinderförmigen Augapfels ange-
größeren Verwandten. Um der Bejagung                                                           ordnet, dass sie wie ein Restlichtverstärker
durch größere Eulenarten zu entgehen, ver-                                                     wirkt. Wahrscheinlich sehen viele Eulen nur
legt er seine Jagdzeiten in die hellen Stun-                                                   schwarz-weiß – aber das gestochen scharf.
den und die Dämmerung.                                                                         Die Arten, die auch tagsüber aktiv sind,
Die großen Eulen entscheiden genau, wel-                                                       auch Wald- und Steinkauz, können auch
che Beute sie mit geringstem Aufwand und                                                       Farben erkennen. Und wenn zu viel Licht
höchstem Gewinn schlagen können. Auf
diese Weise entwickeln sich bei den Uhus
richtige Spezialisten und Feinschmecker.
In einem Fall schien sich ein findiger Uhu                                            Der Steinkauz gehört zu
                                                                                      jenen Arten, die auch Farben
sogar auf Katzen zu konzentrieren, die er
                                                                                      erkennen können.
am Ansitz an den Katzenklappen abpasste.
Der bis zu 3 Kilogramm schwere Nachtgreif

Fotos: Albert Mächler (li), Fotolia (re)                                                                                  JAGD IN TIROL 03 | 2015   15
JÄGER& &ÖKOLOGIE
     WILD     REVIER                   BELLETRISTIK
                                          EULEN

                                                                                          Der bis zu 3 kg schwere
                                                                                          Uhu kann auch der
                                                                                          Verwandtschaft
                                                                                          gefährlich werden.

                                                                                                        Population
                                                                                                        Während der Uhu die Nähe von Menschen
                                                                                                        nicht unbedingt scheut, ist der Habichts-
                                                                                                        kauz ein zurückgezogener Waldbewoh-
                                                                                                        ner. Er ähnelt einem überdimensionierten
                                                                                                        Waldkauz (Das Weib bringt manchmal
                                                                                                        mehr als ein Kilogramm Gewicht auf die
                                                                                                        Waage und ist damit doppelt so schwer
                                                                                                        wie ein Waldkauz). Habichtskäuze sind
                                                                                                        Charaktervögel der Taigawälder und
                                                                                                        kommen in schwedischen Nadelwäldern
                                                                                                        ebenso vor wie in Sibirien, Korea und Ja-
                                                                                                        pan. Daneben fühlt sich der vielseitige
                                                                                                        Mäusespezialist auch in den Karpaten, den
                                                                                                        mitteleuropäischen Mittelgebirgen und
                                                                                                        am südöstlichen Alpenrand und auf dem
                                                                                                        Balkan bis nach Albanien und Bulgarien.
                                                                                                        Hauptsache in seinem Lebensraum findet
                                                                                                        der Habichtskauz genügend Altholz vor
                                                                                                        und immer wieder offene Flächen, die aus-
                                                                                                        reichend Mäuse beherbergen. Der euro-
                                                                                                        päische Brutbestand hat in den vergange-
                                                                                                        nen Jahrzehnten wieder zugenommen. Im
                                                                                                        Bayerischen Wald wurde vor knapp 30 Jah-
                                                                                                        ren ein kleiner Brutbestand etabliert, eben-
                                                                                                        so in Niederösterreich. Ein Nistkasten-
                                                                                                        Netzwerk versucht jetzt die Siedlungslücke
                                                                                                        zwischen den zentraleuropäischen Wald-
                                                                                                        beständen und dem Balkanvorkommen zu
                                                                                                        schließen. Mehr als 100 Nistkästen warten
                                                                                                        zur Zeit in den weitläufigen Wäldern im
                                                                                                        Wienerwald und um Dürnstein in Nieder-
     auf die Augen trifft, verengt die Eule die Pu-   Eulen nicht nur ein empfindliches Innen-          österreich.
     pille und kneift die spaltförmigen Augen-        ohr. Das dichte Gefieder mit den speziell         Der erste Winter ist die größte Hürde im
     lider zusammen. So geschützt kann sie dann       ausgefransten, schallschluckenden Federn          Leben aller Jungkäuze. Sie müssen den
     auch tagsüber gut sehen. Doch immer sind         erlaubt einen stillen Flug ohne Eigenge-          saisonalen Nahrungsengpass selbständig
     die Augen auf etwa zwei bis sechs Dioptrien      räusche, der Gesichtsschleier leitet Schall-      meistern. Gute Ortskenntnisse sind dabei
     eingestellt, das entspricht einer deutlichen     wellen zu den Ohren und die Ohröffnungen          überlebenswichtig. Richard Zink, der Ko-
     Altersweitsichtigkeit beim Menschen. Um          liegen leicht asymmetrisch am Kopf. Zu-           ordinator der österreichischen Habichts-
     dennoch Gegenstände in der Nähe erken-           dem kann die Eule ihren Kopf fast völlig          kauz-Initiative, ist überzeugt, dass die
     nen zu können, trippeln sie manchmal vor         nach hinten drehen und so eine Geräusch-          Vögel eine Art geographisches Gedächtnis
     dem Objekt vor und zurück.                       quelle besser orten. Das erlaubt ein „3-D-        besitzen, indem sie sich die mäusereichs-
     Auch ihr Gehör ist eines der feinsten und        Hören“ und genaue räumliche Ortung eines          ten Ecken ihres Reviers merken: zum Bei-
     schärfsten in der Vogelwelt. Sternenlicht        Geräusches. Der markante Gesichtsschleier         spiel Gebiete mit viel Totholz oder Wild-
     genügt, um dahinhuschende Beute zu er-           besteht aus einer Hautfalte und in mehreren       fütterungen, Lichtungen oder Böschungen
     spähen. Die Spezialisten für Jagd in stock-      Reihen eng angeordneten, besonders dich-          entlang von Forststraßen. Strenge Winter
     dunkler Nacht, wie Bart- und Raufußkauz,         ten Federn. Nur die Federohren haben gar          treiben die Käuze aus den Wäldern in of-
     erkennen selbst das leise Trippeln kleiner       nichts mit dem Hören zu tun. Sie dienen           fenere Landschaften. Da sind sie dann
     Mäusebeine unter der Schneedecke. Für ein        allein als Signale von Eule zu Eule – so eine     gelegentlich auch tagsüber zu sehen. Ge-
     derartiges Hochleistungsgehör besitzen die       Art „Eulen-Geweih“.                               schickt nutzt der Habichtskauz auch an-

16   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                                                 Foto: Fotolia
Die
                                                                                                                                       Entscheidung
                                                                                                                                                 zu TREFFEN

                                                                                                Kodiak.de 2014
                                                                                                 Abgabe von Waffen nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis.
                                                                     In der Natur gibt es
                                                                     viele Liebhaber von
                                                                     Jungeulen, ob Marder,
                                                                     Krähe, Fuchs oder
                                                                     Katze.
deres Wild. Richard Zink berichtet, dass
die Gegenwart von Habichtskäuzen oft
ein Zeichen für nahendes Schwarzwild ist.       Jahr über zu besetzen. Und weil zwei stär-
Denn vor der wühlenden Rotte flüchtende         ker sind als einer allein, leben die meisten
Mäuse sind für den Kauz leichte Beute.          „Grundbesitzer“ auch treu jahrelang mit
                                                ihrem Partner zusammen. Diese Zweisam-
                                                keit sollen auch die Jungen nicht stören, die
Kühle Lust                                      schnell und konsequent im Spätsommer
Wer in diesen Wochen nachts im Wald un-         aus dem Revier vertrieben werden. Neben
terwegs ist – nicht erschrecken, wenn ein       dem Uhu und dem Sperlingskauz leben
dumpfes, aber kräftiges „Bu ho“ erklingt.       auch Steinkauz, Habichts- und Waldkauz
Der Uhu ruft nach seiner Braut. Die größte      nach diesem Muster.
Eule beginnt im Februar mit der Balz. Wie       Schon Wochen vor der Eiablage singen die
bei anderen großen Nachtgreifen bleiben         Männchen in ihren Revieren. Wer noch
Uhumännchen und Uhuweibchen oft meh-            keine Partnerin gefunden hat, oft mehrere
rere Jahre beieinander. Aber auch der nur       Stunden lang. Uhupärchen kräftigen ihre
faustgroße Sperlingskauz hält nichts von        Bindung zusätzlich mit Duettgesängen und                                                                                         PROFESSIONAL
flüchtigen Beziehungen und knüpft lang-         präsentieren dabei ihren weißen Kehlfleck.                                                                                       SUCCESS
jährige Bindungen. Doch zwingt die hohe         Zur eigentlichen Kopulation schreiten sie                                                                           Dank völlig neu konzipierter
Sterblichkeit die kleinste Eule immer wie-      erst kurz vor der Eiablage. Uhu, Wald- und                                                                          Schäftung bleiben Schießhand
der zu Partnerwechsel.                          Habichtskauz sitzen dann oft schon ab Fe-                                                                           und -arm bei jeder Anschlagsart
Grundsätzlich gibt es bei unseren Eulen-        bruar auf den Eiern in der Bruthöhle.                                                                               völlig entspannt. Die wichtigste
arten „Grundbesitzer“ und „Landstreicher“.      Lockere Sitten herrschen bei den anderen                                                                            Voraussetzung für konstant
So beschreibt der Eulenfachmann Theodor         Eulen: Sperbereule, Sumpf- und Waldohr-                                                                             gutes Treffen.
Mebs die verschiedenen Lebensstrategien.        eule, Bartkauz und Schleiereule. Sie stellen
Dabei ist die Entscheidung für das eine         in der Regel keine besonderen Ansprüche
oder andere Verhalten keine Frage der Mo-       an ihren Nistplatz, streichen im Wald oder
                                                                                                                                                                Der R8 Professional Success Film:
ral, sondern eher des Wohlstandes. Große        in offenen Landschaften umher, knüpfen                                                                           eine wahre Begebenheit aus den
Eulen und solche, die im Wald leben, ha-        Beziehungen, die meist nur einen Früh-                                                                            Tiroler Alpen auf www.blaser.de
ben Vorteile, wenn sie ihre Jagdgebiete sehr    ling halten, und verlassen ihre Brutgebiete,
genau kennen. Diese Ortskenntnis schlägt        wenn dort die Mäusedichten zusammen-
sich in höherem Jagderfolg nieder, sie wis-     brechen. Diese Opportunisten ziehen das
sen, wo sich günstige Brutplätze befinden       Beste aus einer günstigen Situation. Wenn
und wo sie Ruhe vor Nachstellungen ha-          es reichlich Nahrung gibt, ziehen sie ein                                                                                      www.blaser.de
ben. Hier lohnt es sich, ein Revier das ganze   großes Gelege – bis zu 14 Eier bei der
                                                                                                                                        NEU! Auch als Linksausführung
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Foto: Albert Mächler                                                                                                                                                  A-9900 Lienz · office@waffen-idl.com
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     WILD     REVIER                 BELLETRISTIK
                                        EULEN

                                                                                                   tur gibt es viele Liebhaber von Jungeulen,
                                                                                                   ob Marder, Krähe, Fuchs oder Katze. Ent-
                                                                                                   sprechend aggressiv stürzen sich die Alt-
                                                                                                   eulen auf jede Bedrohung – egal wie groß
                                                                                                   diese ist. Die Jungen dagegen pflegen über
                                                                                                   Stunden intensiv ihr sprossendes Gefie-
                                                                                                   der mit Sonnen-, Sand- und Regenbädern,
                                                                                                   durch Beknabbern, Putzen und Glätten der
                                                                                                   dunigen Federn.

                                                                                                   Angst und Aberglaube
                                                                                                   Ein Feind, der Schwächen zeigt, lebt gefähr-
                                                                                                   lich. So perfekt die Eule an ihre vorwiegend
                                                                                                   nächtliche Lebensweise angepasst ist, tags-
                                                                                                   über sollte sie so wenig Blicke wie möglich
                                                                                                   auf sich ziehen. Singvögel sehen sehr gut
                                                                                                   und die charakteristische Silhouette einer
                                                                                                   Eule erregt die harmlosen Sänger so sehr,
                                                                                                   dass aus ihnen wütende Bestien werden. Sie
                                                                                                   rotten sich über dem vermeintlichen Feind
           Auch für den Waldkauz
           gehören Wühlmäuse zur                                                                   zusammen und attackieren ihn wütend mit
           Standardbeute.                                                                          Angriffen. In Ermangelung scharfer Krallen
                                                                                                   und Schnäbel, muss auch die unangenehme
                                                    gen. Während die Eulin die ganze Zeit bis      Vogellosung als Waffe dienen. Mit einem
                                                    zum Flüggewerden der Jungen bei der Brut       Steinkauz wurden so früher Drosseln ge-
     Sumpfohreule – und wenn möglich, wird          bleibt, übernimmt der Eulenmann die Ver-       fangen. Die Hüttenjagd auf Krähenvögel mit
     gleich noch eine zweite Brut hinten nach       sorgung der Familie mit Beute. Je größer       dem lebenden Uhu war noch bis vor weni-
     geschoben. Geht unterwegs der Beutenach-       die Jungen werden, desto größer auch die       gen Jahrzehnten bei uns üblich und erlaubt.
     schub aus, dann können die ersten Jungen,      Beutebrocken, die ihnen die Altvögel vor-      Auch bei Menschen waren die Eulen
     die verhungern, gleich an die stärkeren Ge-    setzen. Während der „Ästlingsphase“, wenn      schlecht beleumundet. Lags an den düs-
     schwister verfüttert werden.                   die kleinen Eulen zwar schon von Ast zu        teren Rufen, der nächtlichen Lebensweise
     Nur beim Raufußkauz und zum Teil bei           Ast hüpfen, auch mit Krallen und Schnabel      oder dem „menschlichen“ Blick, beim Uhu
     der Schleiereule gibt es einen Rollentausch.   an Bäumen hochklettern, aber noch nicht        gar aus feuerroten Augen – Totenvogel oder
     Das kleinere Männchen bleibt meist stand-      fliegen können, verschlingen sie bereits       „Leichenhuhn“ sind noch die freundlichs-
     orttreu in seinem Revier. Die größeren         ganze Beutetiere wie Mäuse. Die Fürsorge       ten Bezeichnungen. So wurde er dann – am
     Weibchen streifen umher, orientieren sich      der Euleneltern für ihren Nachwuchs hat        besten noch lebend – auch an Scheunentore
     am Mäuse-Angebot und interessanten             schon mancher Jäger hautnah miterlebt.         genagelt. Selbst bei uns ist dieser Brauch
     Männchen. In guten Jahren erlaubt sie sich     Wenn er zum Beispiel dem Horst unbeab-         noch vor einigen Jahrzehnten lebendig ge-
     sogar einen fliegenden Wechsel zwischen        sichtigt zu nahe gekommen ist, fliegen die     wesen, um auf diese Weise, Blitze, Unglück
     zwei Partnern für Erst- und Zweitgelege.       Eltern wütende Attacken und fahren dabei       und den bösen Blick von Mensch und Vieh
     Doch ob ortstreu oder Streuner – der           auch ungeniert ihre Krallen aus. In der Na-    abzuwehren.                               ❙
     frühe Brutbeginn der Eulen ist genau
     geplant. Wenn die Jungen groß genug
     sind, um erste Versuche beim Mäuse-
                                                                                                                                 Brutpaare in
     fang zu machen, dann sollte es an Klein-        Art               Spannweite in cm
                                                                                          Reviergöße in    Brutpaare pro 100
                                                                                                                                  Österreich,
     säugern nicht mangeln. Im Spätsom-                                                      Hektar        Quadratkilometer
                                                                                                                               geschätzt (2008)
     mer ist das Beuteangebot am höchs-
                                                     Uhu                  150 - 175        500 - 1000           bis 26               400
     ten und in diesen Zeitraum fallen auch die
     ersten „Gehversuche“ der Jungen als selbst-     Habichtskauz         115 - 125         300 - 700           bis 20              0-5
     versorgende Greife.                             Waldkauz              90 - 100         10 - 500            bis 78         9.000 - 16.000
     Das Eulenweib legt jetzt ihre weißen run-       Sumpfohreule          95 - 105         10 - 200            bis 50             0 - 15
     den Eier. Jeden zweiten Tag ein Ei, so viel
                                                     Waldohreule             95             100 - 200           bis 50         2.000 - 5.000
     wie ihre „Strategie“ vorschreibt. Entspre-
     chend verzögert schlüpfen auch die Jun-         Schleiereule            95             90 - 600            bis 42             20 - 40
     gen. Deshalb sind in Eulenhorsten die           Steinkauz               55              1,6 - 50           bis 80            70 - 100
     verschieden großen Nestlinge typisch. Bei       Raufußkauz              55             10 - 200            bis 40         1.100 - 2.200
     großen Gelegen kann der Altersunter-            Zwergohreule          50 - 55            1 - 50            bis 70             40 - 60
     schied zwischen dem Erstgeschlüpften und
     dem Jüngsten zwei bis drei Wochen betra-        Sperlingskauz           35             45 - 120            bis 42         2.000 - 3.500

18   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                                        Foto: Albert Mächler
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                                                                 STEINWILD           WILD
                                                                                     JÄGER& ÖKOLOGIE
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Sonnenanbeter
Ein Sonnenbad bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt klingt nicht besonders einladend, aber es
stellt einen wichtigen Teil der Überlebensstrategie des Steinwilds im Winter dar. Nahrungsknappheit
und begrenzte Fettvorräte zwingen die Tiere zu einer enormen Reduktion des Stoffwechsels, weshalb sie
jede Winternacht auskühlen. Die Wiedererwärmung erfolgt am Morgen mit Hilfe der Sonne. Das Säugetier
Steinbock überlebt den harten alpinen Winter also, indem es sich auf uraltes Reptilienerbe besinnt.
Autor: Walter Arnold & Claudio Signer

Foto: Signer
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     D
            er Steinbock verkörpert wie kein anderes Tier die Anpas-       nie Albris im Kanton Graubünden, um herauszufinden, wie die-
            sung an den unwirtlichen Lebensraum Hochgebirge. Da er         se Tiere die lebensfeindlichen alpinen Winter überstehen. Unser
            auch den Winter in großer Höhe überdauert, ist er monate-      dreijähriges Forschungsprojekt, das wir in enger Zusammenarbeit
     lang extremer Kälte, Wind, Schnee und Nahrungsknappheit aus-          mit dem Amt für Jagd und Fischerei in Graubünden durchführten,
     gesetzt. Zu dieser Zeit steht den Tieren kaum Grünäsung zur Ver-      erbrachte sensationelle Ergebnisse, die nicht nur die Fachwelt auf-
     fügung und so ernähren sie sich vorwiegend von den spärlichen,        horchen ließen, sondern auch für das richtige Management dieser
     vertrockneten Resten der Sommervegetation, die sie vom Schnee         Art im Hochgebirge wichtig sind, wo selbst entlegenste Gegenden
     freischlagen oder auf windverblasenen Steilhängen finden. Der         heute intensiv durch Freizeitaktivitäten genutzt werden.
     Steinbock muss über ganz besondere Fähigkeiten verfügen, um
     solch lebensfeindlichen Bedingungen zu trotzen. Vermutlich des-
     halb rankten sich um ihn Legenden wie um kein anderes einhei-         Hightech-Wildbiologie
     misches Tier: Blut, Haare, Bezoare, fast alles vom Steinbock wur-     Möglich wurden diese Erkenntnisse durch ein Telemetriesystem,
     de als Heilmittel in der traditionellen Medizin eingesetzt. Dieser    welches am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
     Aberglaube und die im Vergleich zu anderen Wildarten oft relativ      (FIWI) in Wien entwickelt wurde und an den Steinböcken der
     leichte Bejagbarkeit führten fast zum Aussterben der Art. Es ist      Kolonie Albris erstmals in freier Wildbahn eingesetzt wurde.
     kein Zufall, dass „Ötzi“, der steinzeitliche Gletschermann, ge-       Das Telemetriesystem besteht aus einer kleinen Sonde, die dem
     trocknetes Steinbockfleisch als Proviant bei sich trug. Steinböcke    narkotisierten Tier über den Schlund in den Pansen eingebracht
     verhalten sich häufig vertraut gegenüber dem Menschen und las-        wird. Wir wussten aus der veterinärmedizinischen Praxis, dass
     sen diesen nahe an sich herankommen. Es scheint, als würde das        derartige Fremdkörper im Netzmagen verbleiben und von Wie-
     Steinwild jede unnötige Bewegung und die damit verbundene             derkäuern problemlos vertragen werden. Die Sonde ist mit einem
     Energieausgabe vermeiden wollen. Auch der vergleichsweise ru-         hochempfindlichen Bewegungssensor ausgestattet, der die kleinen
     hige Ablauf der Brunft passt in das Bild: Der Steinbock scheint ein   mechanischen Erschütterungen des schlagenden Herzens erfasst.
     Leben in Zeitlupe zu führen. Das einst durch den Menschen bei-        Natürlich registriert der Sensor jede Erschütterung, weshalb die
     nahe ausgerottete Tier konnte mittlerweile dank der Bemühungen        Herzschlagrate nur im ruhenden Tier verlässlich gemessen wer-
     vieler im ganzen Alpenraum seine alte Heimat wiederbesiedeln.         den kann. Aber das ist genau der physiologische Wert, der uns
     Wir nutzten die seit Jahrzehnten gut gedeihende Steinbock-Kolo-       interessiert, denn die Pulsrate in Ruhe ist ein gutes Maß für den

            Um den Steinbock rankten sich
            Legenden wie um kein anderes
            einheimisches Tier.

20   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                                           Foto: Signer
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                   Abb.1 oben: Jahreszeitliche Veränderungen der Lufttemperatur
                (Tagesmittelwerte als Punkte und dazugehörige Tagesmaxima und
           -minima als senkrechte Linien) und der total akkumulierten Schneehöhe
           während des Untersuchungszeitraumes im Lebensraum der besenderten
                                                                       Steinböcke.

                        unten: Pulsrate, Körpertemperatur im Pansen und Aktivität der
                     besenderten Tiere. Hier stellt jeder Punkt den Tagesmittelwert aus
                        Hunderten von Messungen an den 20 untersuchten Tieren dar.
                          Die Striche über und unter den Punkten sind ein Maß für die
                                      individuellen Unterschiede zwischen den Tieren.

Grundstoffwechsel, d.h. für den Energieverbrauch, der für die
Aufrechterhaltung der minimalen Lebensvorgänge erforder-
lich ist. Neben der alle 12 Minuten gemessenen Pulsrate regis-
triert die Sonde mit einem zweiten, temperaturempfindlichen
Sensor alle 3 Minuten die Körpertemperatur. Die Messwerte
aus dem Inneren des Tieres werden per Funk an das Halsband
übertragen und dort zusammen mit der durch Sensoren im
Halsband gemessenen Bewegungsaktivität des Tieres gespei-
chert. Die Batterieausstattung dieses Systems ermöglicht einen
kontinuierlichen Betrieb von bis zu 2 Jahren. Die zweite, nicht
mindere Herausforderung, die es in diesem Projekt neben der
technischen zu meistern galt, war die Immobilisation von je
10 Steinböcken und -geißen mit dem Narkosegewehr, um sie
mit dem Telemetriesystem auszustatten, vor allem aber deren
erneute Immobilisation nach 2 Jahren, um die Halsbänder mit
den darin gespeicherten Daten wieder abzunehmen. Diese
Meisterleistung ist zu einem großen Teil der professionellen
Bündner Wildhut zu verdanken. Nicht ein Halsband ging ver-
loren, selbst diejenigen von den 5 Tieren, welche während der
Studie eines natürlichen Todes starben, konnten aus teilweise
extremen alpinen Lagen geborgen werden.

Überleben auf Sparflamme
Die erste Erkenntnis aus der immensen Datenmenge: Stein-
böcke senken im natürlichen Lebensraum während des Win-
ters die Pulsrate auf etwa die Hälfte des Sommerniveaus (Abb. 1).
Jede Nacht kühlen die Tiere aus, im Winter aber beinahe dop-
pelt so stark wie im Sommer (Abb. 2). Offensichtlich lösen
niedrige Temperaturen nicht höhere innere Wärmeproduk-
tion und vermehrte Nahrungssuche aus, sondern genau das
Gegenteil passiert, nämlich ein Absenken der Stoffwechselak-
tivität, um Fettverbrauch und Nahrungsbedarf zu reduzieren.
Eine verminderte Durchblutung der äußeren Körperteile in
kalten Winternächten, um die Wärme im Körperinneren zu
halten, war uns schon vom Rothirsch aus Gehegeversuchen
bekannt. Steinböcke verringern die innere Wärmeproduktion
aber offenbar in einem Ausmaß, dass sogar die Temperatur im
Pansen deutlich zurückgeht und im Winter im Tagesmittel um
ca. 1,5 °C geringer ist als im Sommer (Abb. 1). Für die Tempe-
ratur in den Extremitäten bedeutet dies wahrscheinlich Werte
im einstelligen Bereich, so wie es von Rentieren im arktischen
Winter bekannt ist. Kein Wunder, dass Steinwild im Winter
auch deutlich weniger aktiv ist (Abb. 1) – mit klammen Bei-
nen lässt es sich schlecht laufen. Im Winter 2008/09, der be-
deutend kälter und schneereicher war als der Winter 2007/08,
waren diese Reaktionen sogar noch ausgeprägter. Dies beweist,

Grafik: Signer & Arnold                                                                                      JAGD IN TIROL 03 | 2015   21
JÄGER& &ÖKOLOGIE
     WILD     REVIER                BELLETRISTIK
                                     STEINWILD

                                                                         Abb. 2: Der tageszeitliche Verlauf der Körpertemperatur und
                                                                         der Aktivität während eines typischen Winter- (Februar) und
                                                                         Sommermonats (August). Um die Veränderungen deutlicher
                                                                         darzustellen, sind die 24, über alle Tage eines Monats ge-
                                                                         rechneten, stündlichen Mittelwerte zweimal hintereinander
                                                                         gezeichnet. Die Striche über und unter jedem Punkt sind ein
                                                                         Maß für individuelle Unterschiede zwischen den
                                                                         20 untersuchten Tieren. Die senkrechte, gestrichelte Linie
                                                                         kennzeichnet den Sonnenaufgang. Da die Sonne im August
                                                                         früher aufgeht als im Winter, ist die Zeitachse für die August-
                                                                         werte so weit nach links verschoben, dass der Sonnenaufgang
                                                                         für beide Monate mit einer Linie dargestellt werden kann.

                                                                          Im Winter spiegelt die Bewegungsaktivität der Tiere offensicht-
                                                                          lich die Funktionsfähigkeit der Muskulatur wider. Diese reicht in
                                                                          den frühen Morgenstunden anscheinend nur aus, um einen wet-
                                                                          terschützenden Einstand zu verlassen und sich in die Sonne zu
                                                                          stellen. Anschließend hilft dann das morgendliche Sonnenbad
                                                                          entscheidend mit, den Körper wieder auf Betriebstemperatur zu
                                                                          bringen. Obwohl sich die Lufttemperaturen nach Sonnenaufgang
                                                                          häufig erst um den Gefrierpunkt bewegen, spielt das Sonnenbad
                                                                          im Aufwärmeprozess eine entscheidende Rolle. Folgerichtig ist
                                                                          der Anstieg der Pulsrate während der Morgenstunden im Winter
                                                                          deutlich geringer als im Sommer, obwohl der Körper viel mehr
                                                                          erwärmt werden muss. Ohne Zweifel ist das Sonnenbad bei schö-
                                                                          nem Wetter am wirksamsten. Doch selbst bei bedecktem Himmel
                                                                          wärmt die Sonne, denn auch bei schlechtem Wetter ist es tagsüber
                                                                          in der Regel wärmer als nachts. Von Reptilien ist ihre Abhängigkeit

     dass Steinwild die Reduktion des Energieverbrauchs durch Tole-
     ranz geringerer Körpertemperatur sehr flexibel einsetzt, je nach
     Erfordernis. Allerdings stellten wir auch fest, dass der Rückgang
     der Pulsrate im Winter viel bedeutender ist, als durch geringere
     Aktivität und niedrigere Körpertemperatur erklärt werden kann.
     Die Steinböcke setzen also noch weitere Tricks ein, um Energie zu
     sparen – aber welche?

     Sonnenbad am Vormittag
     Die Lösung des Rätsels liegt darin, wie die Tiere von der nied-
     rigen Körpertemperatur am Ende einer Winternacht wieder auf
     normale Werte kommen. Wir bemerkten einen engen Zusammen-
     hang zwischen den Veränderungsmustern der Körpertemperatur,
     der Aktivität und der Sonneneinstrahlung. Nach Sonnenaufgang
     steigt die Körpertemperatur rasch an, im Winter aber schnel-
     ler und mehr als im Sommer. Besonders aufschlussreich ist ein
     genauer Blick auf den zeitlichen Verlauf: Die Körpertemperatur
     steigt im Februar erst nach Sonnenaufgang an, im August dage-
     gen schon vorher, offenbar im Zusammenhang mit dem mor-
     gendlichen Aktivitätsgipfel (Abb. 2). Der für die Sommerzeit so
     typische Aktivitätsschub um den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs                                                                   Energiezehrende Fluchten
     fehlt im Winter völlig. Die Aktivität der Tiere nimmt im Winter                                                                im Winter kann sich der
     ganz langsam zu, parallel zur Körpertemperatur, und erreicht das                                                               Steinbock nur begrenzt
                                                                                                                                    leisten
     Tageshoch am Nachmittag, gleichzeitig mit der Körpertemperatur.

22   JAGD IN TIROL 03 | 2015                                                                                         Foto: Albert Mächler, Ernst Rudigier (re) Grafik: Signer & Arnold
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