Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten - Marianne Ulsamer Lothar Petzold Michael Meissner

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Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten - Marianne Ulsamer Lothar Petzold Michael Meissner
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr   Seite 1

                                                         Marianne Ulsamer · Lothar Petzold · Michael Meissner

                                                        Zeitung ohne End(t)e
                                                            Tipps für junge Journalisten
Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten - Marianne Ulsamer Lothar Petzold Michael Meissner
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr   Seite 3

                                                        Zeitung ohne End(t)e
                                                          Tipps für junge Journalisten

                                                                        Dr. Marianne Ulsamer
                                                           Leiterin der Abteilung Presse/Öffentlichkeitsarbeit beim
                                                            Rheinischen Sparkassen-und Giroverband, Düsseldorf

                                                                         Dr. Michael Meissner
                                                            Dozent für Publizistik an der Freien Universität Berlin

                                                                     Prof. (USA) Lothar Petzold
                                                                 Leiter der Wirtschaftsredaktion der Neuen
                                                                         Rhein/Ruhr Zeitung, Essen
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Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr   Seite 2

                                                                                      Inhalt          Seite

                                                                                 Kapitel 1
                                                                Theorie für den Hinterkopf               7

                                                        Journalistische Grundbegriffe kurz erklärt

                                                                                 Kapitel 2
                                                                   Am Anfang stehen die W               11

                                                                             Vom Aufbau der Artikel

                                                                                 Kapitel 3
                                                                 Die Kunst des Verpackens               29

                                                                          Mit Layout und Typometer

                                                                                  Kapitel 4
                                                                        „Kollege Computer“              43

                                                                           Die Arbeit am Bildschirm

                                                                                 Kapitel 5
                                                                      Ohne Moos nichts los              49

                                                                 Von Anzeigen, Werbung und Kosten

                                                                               Kapitel 6
                                                             Was wären wir ohne Juristen                57

                                                                         Rechtliche Bestimmungen

                                                                                     Kapitel 7
                                                                              Hier geht’s lang          61

                                                          Wichtige Anschriften und Telefonnummern
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Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr   Seite 4

                                                                                                                     Einleitung

                                                                                 Journalist zu sein ist faszinierend!
                                                        Gleichgültig, ob man als „Blattmacher“ bei den Printmedien
                                                        tätig ist, vor dem Mikrofon oder der Kamera Informationen ver-
                                                        mittelt, ob man als Reporter in aller Welt recherchiert – oder für
                                                        eine Schülerzeitung das schulische und außerschulische Umfeld
                                                        journalistisch beackert:

                                                        Um erfolgreich zu sein, muss man außer einer gewissen
                                                        Begabung, sprachlichem Gespür und Formulierungsvermögen
                                                        auch eine Menge handwerklicher Fähigkeiten besitzen, die jeder
                                                        Berufsanfänger erlernen muss – auch ein Schülerzeitungs-
                                                        redakteur.

                                                        Dieses Buch gibt Tipps, wie eine flotte Zeitung gemacht wird
                                                        und – sehr wichtig – wie man Leser und Inserenten gewinnt.
Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten - Marianne Ulsamer Lothar Petzold Michael Meissner
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr   Seite 6

 6                                                       Kapitel 1 Theorie für den Hinterkopf                                            7

                                                                            Journalistische Grundbegriffe kurz erklärt

                                                                                                                             Nachricht
                                                        Mitteilungen über Tatsachen, Ereignisse, Personen. Die Nach-
                                                        richt beschränkt sich auf die Weitergabe von Informationen und
                                                        enthält keine Wertung.
                                                        Der spezifische Nachrichtenteil wird am deutlichsten bei den
                                                        Texten der Nachrichtenagenturen (dpa, AFP, Reuter, AP, ddp, etc.):
                                                        Der Stil ist beinahe spröde, rein auf die Vermittlung von Sach-
                                                        verhalten ausgerichtet und verzichtet auf Ausschmückungen.
                                                        Im seriösen Journalismus wird die Nachricht strikt vom
                                                        Kommentar getrennt.

                                                                                                                        Kommentar
                                                        Der Kommentar beinhaltet sowohl die Darstellung bestimmter
                                                        Ereignisse als auch die persönliche Wertung und Stellungnahme
                                                        des Autors. Meist bezieht sich der Kommentar auf Nachrichten,
                                                        die an anderer Stelle der Zeitung abgedruckt sind. Die Meinungs-
                                                        äußerung findet dort ihre Grenzen, wo sie beleidigenden oder
                                                        unwahren Inhalt annimmt. Das heißt, ein Betroffener kann
                                                        Anspruch auf Wiedergutmachung erheben, wenn in einem
                                                        Kommentar falsche oder ehrenrührige Dinge weitergegeben
                                                        werden, siehe dazu auch „Gegendarstellung“ in Kapitel 6.
                                                        Jeder Kommentar muss fundiert sein, dass heißt, er darf nur auf
                                                        der Grundlage einer ausreichenden Sachkenntnis vorgenommen
                                                        werden. Fairness ist eine weitere unabdingbare Voraussetzung
                                                        für einen qualifizierten Kommentar.

                                                                                                                               Glosse
                                                        Kommentierung in witziger, spöttischer Form. Der Autor nutzt
                                                        das Mittel der Ironie, um seine Meinung zu bestimmten Ereig-
                                                        nissen zu äußern. Die ursprüngliche Bedeutung von Glosse ist
                                                        „Randbemerkung“, entsprechend kurz wird sie in den Zeitungen
                                                        gehalten. Von den anderen Artikeln in einer Zeitung hebt sie
                                                        sich durch die äußere Form ab – sie ist meist in einem Kasten
                                                        platziert oder in Kursivschrift gedruckt .
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Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr    Seite 8

 8       Theorie für den Hinterkopf                                                                                 Theorie für den Hinterkopf                              9

         Reportage                                                                                                                                                 Füller
                         Ereignisbericht meist aktueller Art, der über die Informations-     Artikel oder grafisches Element, der/das in Ermangelung eines
                         vermittlung hinaus persönliche Eindrücke des Autors enthält.        an sich vorgesehenen oder besser geeigneten Beitrages ver-
                         Der Reporter versucht, den Leser möglichst authentisch ein          wendet wird, damit die Zeitungsseite gefüllt ist.
                         Ereignis nachvollziehen zu lassen, das er selbst erlebt hat. Das
                         subjektive Element, das die Reportage auszeichnet, bewirkt,                                                               Sauregurkenzeit
                         dass in eine Reportage auch Informationen einfließen können,        Nachrichtenarme Zeit (meist identisch mit Ferienzeit). Wenn die
                         die für eine Nachricht als zu unwichtig angesehen werden. Auch      vorhandenen Termine (Veranstaltungen, Pressekonferenzen
                         die persönliche Meinung des Autors darf – oder besser sollte –      usw.) nicht ausreichen, um die Zeitung voll zu bekommen,
                         in einer Reportage ihren Niederschlag finden, allerdings muss       müssen Themen gefunden werden, also Ideen für Reportagen,
                         sie auch als Meinungsäußerung kenntlich gemacht sein. Die           Interviews, Glossen.
                         Reportage ist meist mit einem oder mehreren Fotos illustriert,
                         der Schreibstil locker gehalten.
                                                                                                                                                                   Punkt
         Feature                                                                                                       Satztechnische Maßeinheit. Ein
                         Eine Art politische Reportage. Hintergrund- und atmosphäri-                                   Punkt entspricht rund 0,375 mm.
                         scher Bericht zu politischen Ereignissen, der die Stilelemente                                Bei der Zeitung verwendet man im
                         der Reportage enthält. Während sich der Nachrichtenteil auf die                               redaktionellen Teil meist eine
                         offiziellen Stellungnahmen, zum Beispiel auf Wahlergebnisse                                   8-Punkt-Schrift, die auch Petit ge-
                         und Redeauszüge beschränkt, werden über die Features                                          nannt wird, seltener nimmt man
                         „Nebensächlichkeiten“, Ereignisse am Rande der offiziellen                                    9 und maximal 10 Punkt.
                         Tagesordnung und Informelles „transportiert“.

                                                                                                                                                               Typometer
         Journalist                                                                                                    Ein Messgerät, ähnlich einem Lineal,
                         Sammelbegriff für diejenigen, die journalistisch arbeiten.                                    mit dem u. a. die Punktgröße einer
                         „Journalist“ ist kein Ausbildungsberuf und kein geschützter                                   Schrift bestimmt werden kann. Mit
                         Begriff, das heißt, jeder, der zum Zweck der Veröffentlichung ein                             Hilfe des Typometers kann die
                         paar Zeilen schreibt (gleichgültig, ob sie veröffentlicht werden                              genaue Länge eines Artikels berech-
                         oder nicht), kann sich „Journalist“ nennen.                                                   net werden, was ein präzises
                         Geschützt ist dagegen die Bezeichnung „Redakteur“. Nur wer                                    Layouten ermöglicht.
                         bei einer Redaktion einen Anstellungsvertrag als „Redakteur“
                         hat, kann sich diese Berufsbezeichnung zu eigen machen. Um
                         Redakteur zu werden, muss man nach Abitur und Studium eine
                         eineinhalb- bis zweijährige Ausbildung – das Volontariat – bei
                         einer Zeitung, beim Rundfunk oder Fernsehen absolvieren.
                         Auf den Einsatzbereich – das Schreiben von Reportagen –
                         bezogen ist die Spezialbezeichnung „Reporter“ (die ebenfalls
                         keine bestimmten Ausbildungsvoraussetzungen hat und nicht
                         geschützt ist).
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 10      Theorie für den Hinterkopf                                                            Kapitel 2 Am Anfang stehen die W                                             11

         Layout                                                                                                                            Vom Aufbau der Artikel
                         Der grafische Entwurf (Anordnen von
                         Artikeln, Fotos, Schmuckelementen,
                         Form- und Farbbestimmung) einer                                                                                                            6x W
                         Zeitungsseite. Mit Layouten bezeich-                             Eine Zeitung wirkt dann lebendig, wenn sie die Informationen in
                         net man den gesamten Komplex                                     möglichst vielen verschiedenen Artikelformen verarbeitet, also
                         vom Entwerfen der ersten Skizze                                  Nachrichten mit Reportagen, Kommentaren und Interviews
                         (Scribble) bis zur endgültigen                                   mischt. Nur Nachrichten zu bringen ist genauso langweilig, wie
                         Gestaltung der Zeitungsseite.                                    eine Zeitung mit Kommentaren zu überfrachten.
                                                                                          Für alle journalistischen Gattungen gilt: Ein Artikel muss Informa-
                                                                                          tionen enthalten, die den Leser interessieren und deren Kenntnis
         Ente                                                                             für ihn wichtig ist. Diese Informationen vermittelt man am besten,
                         Schwer Verdauliches für Redakteure; umschreibt im Zeitungs-      wenn der Artikel nach dem W-Fragen-Prinzip aufgebaut ist.
                         deutsch eine falsche Information, die als wahr verkauft wurde.   Er muss also möglichst Antwort auf folgende Fragen geben:

                                                                                                                      •   wer?
                                                                                                                      •   wie?
                                                                                                                      •   wo?
                                                                                                                      •   wann?
                                                                                                                      •   was?
                                                                                                                      •   warum?

                                                                                                                                                                Recherche
                                                                                          Zu Beginn des Artikels stehen also Überlegungen zu diesen
                                                                                          Fragen. Hat man die nötigen Informationen nicht parat, muss
                                                                                          man sie beschaffen: man recherchiert. Sei es, indem man sich
                                                                                          beispielsweise am Ort des Geschehens informiert oder über das
                                                                                          Telefon versucht, Auskünfte zu erhalten. Da ist das Gespräch
                                                                                          mit unmittelbar Betroffenen, mit Augenzeugen, oder es können
                                                                                          Stellungnahmen von Behörden (über die Pressesprecher) erbeten
                                                                                          werden. Man kann aber auch – um Hintergrundinformationen zu
                                                                                          erhalten – den Rat sachkundiger Dritter einholen, die das Ereig-
                                                                                          nis zwar nicht persönlich erlebt haben, aber in der Lage sind, es
                                                                                          zu beurteilen.
                                                                                          Nicht selten bedarf es geschickter Fragen, um vom Gesprächs-
                                                                                          partner das Gewünschte zu erfahren. Vor allem bei offiziellen
                                                                                          Stellen läuft vieles auf dem informellen Weg: Erst durch ergän-
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 12      Am Anfang stehen die W                                                                                         Am Anfang stehen die W                  13

                         zende, gezielte Fragen lässt sich oftmals über den dürren Text      Aber auch das gute alte Papierbild spielt immer noch eine Rolle.
                         einer Presserklärung hinaus mehr in Erfahrung bringen. Genießt      Mitarbeiter der Agenturen sind in nahezu allen Ländern der Erde
                         man das Vertrauen eines Pressesprechers und weiß dieser, dass       tätig und bieten aktuelle Berichte ebenso wie Hintergrund-
                         er sich auf den Journalisten verlassen kann (das heißt, dass die-   stories und Fotos an.
                         ser ihn nie als Quelle „verraten“ würde), bekommt man zusätz-       Für Redakteure, die die über-
                         liche Informationen „off the record“ oder „nicht zum Mitschrei-     regionalen Seiten der
                         ben“.                                                               Zeitungen gestalten, sind
                                                                                             diese Dienste unentbehrlich.
                         Um solche Informationen zu nutzen,                                  Zwar haben die Zeitungen oft-
                         gibt es zwei Möglichkeiten                                          mals eigene Korrespondenten
                         • Man hat dem Informanten zugesichert, diese Informationen          in den verschiedenen deut-
                           nicht zu veröffentlichen, sondern sie nur für eigenes Hinter-     schen Großstädten und auch
                           grundwissen zu verwenden. Dann muss man sich auch daran           im Ausland, aber die können
                           halten, nicht zuletzt aus eigennützigen Motiven: Denn von         schließlich nicht zu jeder Zeit
                           einem Informanten, den man schon einmal „hereingelegt“            an jedem Ort der Welt sein.
                           hat, erhält man bestimmt keine Informationen mehr.
                         • Die Information wird in dem Artikel verwendet, allerdings         Die wichtigsten Agenturen in Deutschland sind: Deutsche
                           ohne Quellenangabe. Will man eine Auskunftsperson nicht           Presse-Agentur (dpa), Associated Press (AP), Reuter, Agence
                           nennen, können Umschreibungen gewählt werden.                     France Presse (AFP). Diese Agenturen liefern sowohl Text- als
                           Beispielsweise „aus gut unterrichteten Kreisen verlautete“,       auch Bildbeiträge. Eine Besonderheit bietet dpa: den Landes-
                           „ein Experte äußerte sich folgendermaßen zu dem Thema“ etc.       dienst, der außer Nachrichten aus aller Welt besonders gekenn-
                           Dieser Kunstgriff – den man allerdings nicht zu häufig anwen-     zeichnete Beiträge aus den einzelnen Bundesländern im Pro-
                           den sollte – erspart es, die wirkliche Quelle zu nennen. Ein      gramm hat. So kann eine Zeitung beispielsweise den Landes-
                           Recht, das Journalisten durch das Zeugnisverweigerungsrecht       dienst für Nordrhein-Westfalen ordern oder den für Bayern.
                           verbrieft ist.                                                    Geliefert werden dann zusätzliche Artikel, die speziell diesen
                         Aus diesem Privileg sollte man aber nicht die in einem gewissen     Raum betreffen und von Geschehnissen aus der Region berich-
                         Journalismus durchaus verbreitete Untugend ableiten, mit der-       ten.
                         artigen Floskeln die eigene Meinung zu kaschieren. Das ist
                         unredlich, das ist Irreführung und deshalb Falschinformation.       Neben den „Universalagenturen“ gibt es etliche fachspezifische
                                                                                             Agenturen. Beispielsweise „Dow Jones-vwd“ im Wirtschafts-
         Agenturen                                                                           bereich oder für den Sport den Sport-Informationsdienst (sid).
                         Profis haben natürlich noch zusätzliche Möglichkeiten der
                         Recherche: Nachrichtenagenturen und Bilderdienste. Von
                         Agenturcomputer zu Zeitungscomputer gehen rund um die Uhr
                         die neusten Nachrichten aus aller Welt ein. Und auch die Bilder
                         kommen bereits zum größten Teil digitalisiert in den Computer.
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 14      Am Anfang stehen die W                                                                                        Am Anfang stehen die W                  15

         Internet-Recherche                                                                schon durchforstet die Suchmaschine das gesamte verfügbare
                         Die Computertechnik ermöglicht eine weitere Art der Recherche     Informationsangebot und zeigt an, wo es etwas zu dem gesuch-
                         für jedermann: die Recherche im weltweiten Internet. Voraus-      ten Thema gibt. Per Mausklick hangelt man sich dann von Infor-
                         gesetzt, man hat einen Computer und den Zugang zum Internet       mation zu Information. Bei den Online-Diensten lassen sich
                         – dann kann man rund um den Globus praktisch zu jedem             diese Suchmaschinen zumeist durch Mausklick aktivieren.
                         Thema recherchieren. Auch weniger Geübte sind nach ein paar       Einige der Suchmaschinen „sprechen auch deutsch“. Wer aller-
                         Surfversuchen schnell auf dem richtigen Datenhighway. Online-     dings im Netz auf weltweite Informationssuche geht, muss
                         Dienste wie T-Online (Deutsche Telekom), AOL (America Online)     zumindest ein wenig Englisch verstehen.
                         oder andere machen die Sache einfach und bequem.
                                                                                                                                    Gefahren und Fallstricke
                                                                                                                                      der Online-Recherche
                                                                                           Allerdings: Blind verlassen darf man sich nicht auf die Internet-
                                                                                           Informationen. Man sollte stets prüfen, wer als Informant hinter
                                                                                           den Berichten steckt. Und: wie verlässlich dieser ist. Wer sich
                                                                                           beispielsweise zum Statistischen Bundesamt durchgeklickt hat,
                                                                                           kann davon ausgehen, dass die Angaben stimmen und sie auch
                                                                                           verwenden. Anders sieht das aber bei unbekannten Quellen aus.
                                                                                           Hier müssen die Informationen „gecheckt“ – also überprüft wer-
                                                                                           den.
                         Im „Netz der Netze“ gibt es Host-Rechner, die ständig miteinan-
                         der in Verbindung stehen. Gut 1 Milliarde Nutzer surft rund um
                         den Globus und bedient sich der Dienste unzählbarer Anbieter.                             Wie formuliere ich eine Nachricht?
                         Im Internet findet man Informationen in Hülle und Fülle. Ob von   Die Nachricht vermittelt objektive Informationen. Sie kann auch
                         der Freien Universität Berlin oder von der University of North    Vermutungen oder persönliche Meinungsäußerungen enthalten,
                         Dakota in den USA. Über das globale aktuelle Wetter bis hin zu    diese müssen jedoch im Text kenntlich gemacht werden (zum
                         komplizierten wissenschaftlichen Zusammenhängen.                  Beispiel durch Zitate direkter oder indirekter Rede, durch den
                                                                                           Verweis auf „gut unterrichtete Kreise“). Dem Informations-
                         Der Nutzer kann elektronisch in Lexika nachschlagen, Zahlen-      charakter entspricht der sachliche Stil: Anders als bei Erlebnis-
                         material des Statistischen Bundesamtes abrufen oder auch in       berichten, die stark mit dem persönlichen Erleben des Bericht-
                         Zeitungsarchiven (zum Beispiel in dem des „Spiegel“) herum-       erstatters verbunden sind, ist die Nachrichtenformulierung
                         stöbern, letzteres allerdings meist kostenpflichtig.              sachlich, ohne Ausschmückungen gehalten.

                         Die großen Online-Dienste bieten auch den Blick in aktuelle       Die Nachricht besteht aus kurzen Sätzen mit möglichst wenig
                         Berichte von Nachrichtenagenturen – beispielsweise von dpa.       Nebensätzen und schmückenden Beiwörtern. Der Autor muss
                         Wer nicht weiß, wo er suchen soll, bedient sich der „Such-        bei der Formulierung immer wieder überprüfen, ob sie – sei es
                         maschinen“. Bei Google oder Yahoo – um nur zwei zu nennen.        auch nur in der Form eines Adjektivs – notwendig für das
                         In einem speziellen Feld wird der Suchbegriff eingegeben, und     Gesamtverständnis ist.
Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten - Marianne Ulsamer Lothar Petzold Michael Meissner
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 16      Am Anfang stehen die W                                                                                           Am Anfang stehen die W                                       17

                          Jede Nachricht sollte nach dem Prinzip der Wichtigkeit aufge-       Schülern während der Veranstaltung Alkoholmissbrauch festgestellt.
                          baut sein: Die wichtigste Information gehört an den Anfang.         Nach einer heftig geführten Diskussion, in deren Verlauf Groß
                          Oder anders formuliert: Die Quintessenz des gesamten Artikels       beschuldigt wurde, eklatant gegen Schülerinteressen zu verstoßen,
                          muss sich in den ersten Sätzen des Artikels wieder finden. Im       wurde die Angelegenheit vertagt. Der Rektor versprach, sich noch
                          weiteren Verlauf des Artikels können dann zusätzliche Informa-      einmal mit den Lehrern zu beraten und erst dann eine endgültige
                          tionen zu der Hauptaussage folgen.                                  Entscheidung zu treffen.
                          Aber immer daran denken: Ein Leser, der nicht die Zeit oder die
                          Lust hat, den Artikel bis zum Ende zu studieren, sollte durch die                                                            • richtig
                          Lektüre der ersten Sätze über den Gesamtsachverhalt informiert                                                                           Überschrift reizt
                          sein. Und oftmals kommt die Lust zum Lesen überhaupt erst                                                  Schulfest in Gefahr!               zum Lesen
                          durch die ersten Sätze.
                                                                                                                                                               Das Wichtigste
                                                                                              Ob im nächsten Jahr an unserer Schule wieder ein Sommerfest     steht am Anfang
         Beispiel:
                          • falsch                                                            stattfinden wird, entscheidet sich in einem Gespräch zwischen
         Langweilige                                                                          Rektor Friedrich Groß und dem Lehrerkollegium. Eine entspre-
         Überschrift      Schülervertretung tagte                                             chende Zusage machte Groß in der Sitzung der Schülerversamm-
                                                                                              lung. Zunächst hatte der Schulleiter einen Verzicht auf das
         Rein                                                                                 Sommerfest ab dem nächsten Jahr angekündigt. Seine Entschei-
         chronologischer                                                                      dung hatte Groß mit der mangelhaften Beteiligung der Schüler
         Aufbau          Am Donnerstag, dem 10. Januar, fand die erste Sitzung der            an den Vorbereitungen sowie mit Alkoholmissbrauch während
                         Schülervertretung in diesem Jahr statt. Schülersprecher Rainer       der Veranstaltung begründet.
                         Müller begrüßte in der Mensa die Teilnehmer der Veranstaltung        Die beinahe tumultartige Auseinandersetzung um das Sommer-
                         und ließ die Tagesordnung genehmigen.                                fest stand im Mittelpunkt der ersten Sitzung der Schülerver-
                         Unter Tagesordnungspunkt eins berichtete er über das Ergebnis        tretung im neuen Jahr.
                         der Spendensammlung für afrikanische Kinder. Bei der Samm-           Bei der Versammlung informierte Schülersprecher Rainer Müller
                         lung waren 1415 Euro eingegangen. Unter Tagesordnungspunkt           außerdem über die Absicht, demnächst im Hausmeisterbüro eine
                         zwei stellte sich Martin Klein, der im Dezember gewählte neue        Getränke-Verkaufsstelle einzurichten. Die Vorstellung des neuen
                         Vertrauenslehrer, kurz vor.                                          Vertrauenslehrers Martin Klein sowie die Bekanntgabe des
                         Danach informierte Rainer Müller die Versammlung über das            Spendenergebnisses für afrikanische Kinder (1415 Euro) waren
                         Vorhaben, demnächst im Hausmeisterbüro eine Getränke-                weitere Tagesordnungspunkte.
                         Verkaufstelle einzurichten.
                                                                                                                        Die flotte Schreibe der Reportage
         Das Wichtigste                                                                       Im Gegensatz zur Nachricht vermittelt die Reportage das sub-
         steht am Ende Beim letzten Tagesordnungspunkt kam es zu tumultartigen Szenen         jektive Erleben ihres Autors. Für ihren Aufbau und ihren Stil gibt
                        unter den Versammlungsteilnehmern. Der Grund war die Ankündi-         es deshalb keine so strengen Vorschriften wie bei der Nach-
                        gung von Rektor Friedrich Groß, ab diesem Jahr kein Sommerfest        richt. Zwar sollte auch eine gute Reportage Antwort auf die
                        mehr zu veranstalten. Die Beteiligung der Schüler an den Vorberei-    W-Fragen geben, aber bei der Entscheidung, in welcher Reihen-
                        tungen sei mangelhaft gewesen. Außerdem habe man bei einigen          folge dies geschieht, auf welche Informationen man den Schwer-
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 18      Am Anfang stehen die W                                                                                             Am Anfang stehen die W                         19

                          punkt legt und wie die Information sprachlich umgesetzt wird,         Eine Nachricht zum selben Thema müsste etwas spröder for-
                          ist der Autor ziemlich frei. In Reportagen werden eher                muliert sein. Etwa so:
                          nebensächliche Aspekte besonders stark herausgestellt, sei es,
                          weil sie in der subjektiven Betrachtung des Autors Bedeutung          Mit einem vollen Erfolg endete wieder einmal das Schulfest, das
                          haben, sei es, weil sie Atmosphäre vermitteln.                        in diesem Jahr unter dem Motto „Sport, Spiel und Spaß“ stand.
                          Statt des sachlichen, anonymen Stils kann man in der Reportage        Am ersten Juliwochenende beteiligten sich bei herrlichem Wetter
                          eine „flotte Schreibe“ benutzen, mit Ausschmückungen arbeiten,        rund 300 Schüler, Lehrer und Eltern an den zahlreichen Aktivitä-
                          witzige Bemerkungen verwenden. Aber auch für den Reportage-           ten, die sich die Initiatoren des Festes ausgedacht hatten. Einer
                          stil gilt: nie zu sehr überladen, die Aufnahmefähigkeit des           der Höhepunkte war das Torwandschießen, das Mathematik-
                          Lesers nicht mit überlangen Sätzen überfordern:                       lehrer Heiner Schmidt souverän gewann. Zu den Attraktionen des
                                                                                                vielstündigen Festes zählte auch das Buffet, zu dessen Gelingen
         So etwa könnte   Der Mann wäre eine Empfehlung für jeden Bundesligaklub:               viele Freiwillige beigetragen hatten.
         der „Einstieg“   Konzentriert ging er zur Sache, präzise zielte und stramm schoss
         zu einer         er. Sechs Volltreffer, kein Fehlversuch. Die Torwand hatte keine
         Reportage        Chance gegen ihn.                                                                                                                    Kommentar
         aussehen.                                                                              Der Kommentar beinhaltet eine persönliche Wertung von
                          Nur schade, dass Heiner Schmidt, allseits beliebter Mathepauker       Sachverhalten durch den Autor. Er kann also im Gegensatz zur
                          am Städtischen Gymnasium, die 50 schon überschritten hat,             Nachricht Meinung wiedergeben. Allerdings muss auch der
                          sonst hätte er sich nach dem gelungenen Torwandschießen der           Kommentar eine sachliche Information als Grundlage haben.
                          Angebote von Profifußballklubs nicht erwehren können. So aber         Diese Information kann entweder als eigenständiger Artikel
                          wird er seinen Schülern erhalten bleiben, was – so zeigte sich        neben dem Kommentar in der Zeitung stehen, oder aber der
                          Schmidt überzeugt – „wahrscheinlich auch nicht so schlecht ist“.      Sachverhalt wird im Kommentar selbst in ein, zwei Sätzen
                          Apropos schlecht: Mit diesem Prädikat durften sich diesmal die        erwähnt.
                          Schüler „schmücken“ – zumindest diejenigen, die die sechsköpfi-       Ist dies nicht der Fall, hängt der Kommentar im „luftleeren
                          ge Mannschaft beim Torwandschießen bildeten. Sang- und klang-         Raum“, und der Leser weiß unter Umständen gar nicht, worum
                          los gingen sie gegen das Paukerteam unter, obwohl – oder: weil?       es in dem Kommentar geht.
                          – mit Sylvia Pfumfel und Rita Müller zwei Damen bei der Lehrer-       Zum Beispiel:
                          mannschaft mitspielten. „Auf der ganzen Linie eine Pleite“, stellte   So langsam reicht es. Die jüngste Tat unseres hochgeschätzten
                          dann auch zu Recht Volker Schulte von der Schülermannschaft           Rektors hat das Fass zum Überlaufen gebracht. So kann man
                          fest, aber Riesenspaß gemacht habe es auf jeden Fall.                 nicht mit mündigen Schülern umgehen. Im vergangenen Jahr-
                                                                                                hundert war ein solch autoritäres Verhalten sicherlich gang und
                          Das muntere Toreschießen war einer der Höhepunkte des dies-           gäbe; in das heutige demokratische Schulsystem passt dies aller-
                          jährigen Schulfestes, das traditionsgemäß am ersten Juliwochen-       dings nicht mehr.
                          ende auf dem Schulgelände stattfand. Bei herrlichem Wetter und        Statt das Miteinander zu pflegen, zieht Dr. Müller nach wie vor
                          entsprechend prächtiger Laune verbrachten Lehrer, Schüler und         Alleingänge vor; statt die Schüler als Partner zu akzeptieren,
                          Eltern einmal abseits des täglichen Schulstresses gemeinsam           demonstriert er immer wieder aufs Neue, dass er allein das
                          einige unbeschwerte Stunden. „Sport, Spiel und Spaß“ hieß das         Sagen im Hause hat. Die Tatsache, dass Lehrer und Eltern die
                          Motto des Festes, das für jeden etwas bot – nicht zuletzt auch in
                          kulinarischer Hinsicht…
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                         Schüler unterstützen, zeigt, dass es für Dr. Müller höchste Zeit ist   Quellen gibt es genug. Bei Sachthemen beispiels-
                         umzudenken und mit dem Willen der Zusammenarbeit auf die               weise leisten Bücher gute Hilfe. Hat man die nötigen
                         Schüler zuzugehen.                                                     Bücher nicht zu Hause griffbereit, dann gibt’s ja
                                                                                                noch die Schulbibliotheken oder die öffentlichen
                         Würde dieser Kommentar ohne zusätzliche Information – bei-             Bibliotheken am Ort. Keine Frage, dass jeder
                         spielsweise in Form einer vorangestellten Nachricht – erschei-         Redakteur ein Lexikon besitzt. Die Zeitung am Ort
                         nen, hätte er sein Ziel verfehlt. Denn über den Grund der gehar-       hat mit Sicherheit ein Archiv, in dem man – nach
                         nischten Kritik am Rektor erfährt der Leser nichts. Und der            vorheriger Terminvereinbarung – in früheren
                         Redakteur der Zeitung kann nicht davon ausgehen, dass alle             Ausgaben nachschlagen kann. Elegant ist natürlich
                         wissen, was sich der Rektor denn nun eigentlich „geleistet“ hat.       auch die Recherche im Internet, wenn die
                                                                                                Möglichkeit dazu besteht.
                         Einen Sinn hätte der Kommentar allerdings, wenn er von einer           Nun gibt es aber auch Personen, die zwar ein
                         Nachricht wie der folgenden „flankiert“ wäre:                          Interview wert sind, aber dennoch nicht im Lexikon
                                                                                                stehen, sich nicht im Zeitungsarchiv finden lassen und auch
                         Auf heftigen Protest von Schülersprecher Hans Maier ist die            sonst noch nicht in irgendwelchen Publikationen aufgelistet
                         Entscheidung von Rektor Dr. Peter Müller gestoßen, die von der         sind. Beispielsweise der Klassenlehrer, der Schulbusfahrer, der
                         Schülervertretung geplante Schüler-Vollversammlung während             Hausmeister – da gibt’s manchmal prima Stories – oder aber der
                         der Unterrichtszeit zu verbieten. Müller begründete seinen Schritt     Schulsprecher. Mit allen lohnt ein Interview.
                         mit der Tatsache, dass erst vor vier Wochen die letzte derartige       Hier ist der Journalist als Rechercheur gefragt. Es gilt, etwas
                         Versammlung stattgefunden habe und dafür drei Stunden                  über die Person zu erfahren, mit der man das Interview machen
                         Unterricht ausgefallen seien. Hans Maier vermutet jedoch in dem        will.
                         Vorgehen einen „weiteren Willkürakt“ des Rektors, der bereits          • Wer ein Interview nicht direkt mit knallharten Fragen beginnt,
                         zum wiederholten Male Vorhaben der Schülervertretung verboten            sondern etwas einfließen lässt, das den Befragten privat inte-
                         oder behindert habe.                                                     ressiert, lockert die Atmosphäre auf. Nach ein paar privaten
                                                                                                  Worten, beispielsweise über das Hobby, den Hund oder die
         „… und was halten Sie davon?“                                                            Kinder, lassen sich Fragen nach den Standpunkten in der
                                                                                                  Schule, in der Politik oder bei anderen Sachgebieten einfacher
         Das Interview                                                                            stellen. Mit „spielerischen“ Fragen wird Vertrauen auf- und
                         Die Recherche                                                            Misstrauen abgebaut.
                         Vor das Interview haben die Journalisten die Recherche gestellt.
                         Was nutzt der noch so tolle Gesprächspartner, bei dem man              Fragen sind die Hauptsache bei einem Interview
                         endlich einen Termin bekommen hat, wenn der Journalist dann            Man legt sich also einen Plan zurecht, überlegt, was man fragen
                         sprachlos dasitzt, ihm die Fragen fehlen, weil er sich nicht oder      will. Das vermerkt man auf einem Spickzettel, den der Journalist
                         nur schlecht vorbereitet hat. Das Interview wird schlicht eine         zum Interview mitbringen und auf den er während des Gesprächs
                         Katastrophe.                                                           getrost einen Blick werfen kann. Das machen auch erfahrene
                         Selbstvertrauen und die Selbsteinschätzung „ich werd’s schon           und prominente Kollegen von Presse, Funk und Fernsehen. Viel
                         machen“ reichen nicht. Wer einen Gesprächspartner interviewen          zu leicht wird sonst eine wichtige Frage vergessen, oder man
                         will, muss gut vorbereitet sein.                                       kommt ganz einfach aus dem Fragefluss.
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                         Das Ziel                                                             Die Hilfsmittel
                         Ziel eines jeden Interviews ist es, soviel wie möglich an Informa-   Papier und Kugelschreiber sind unerlässlich. Keiner hat ein
                         tionen zu bekommen. Es geht darum, etwas Neues aus dem               solch gutes Gedächtnis, dass er ein ganzes Interview im Kopf
                         Gesprächspartner „herauszukitzeln“. Was alle längst wissen, will     behalten könnte. Noch besser ist, wenn zur Kontrolle ein Kas-
                         keiner mehr lesen.                                                   settenrecorder mitläuft. Hier muss man allerdings fragen, ob der
                         Beim Interview muss man sich auf das gesteckte Ziel konzentrie-      Gesprächspartner damit einverstanden ist. Dennoch sollte man
                         ren und nie davon abbringen lassen! Gefahren, ins Interview-         nicht darauf verzichten, Notizen zu machen. Im Laufe des Inter-
                         Abseits zu kommen, gibt es viele. Beispielsweise:                    views können solche Notizen hilfreich sein, wenn sich der
                         • Man kommt vom „Hölzchen aufs Stöckchen“, verzettelt sich in        Gesprächspartner beispielsweise in Ausflüchten versucht.
                           der Unterhaltung und verliert das Wesentliche aus den Augen.
                         • Die Fragen passen dem Gesprächspartner nicht in den Kram,          Die Form
                           er wird weitschweifig, kommt vom Thema ab, erzählt ganz            Die klassische Art der Aufbereitung eines Interviews ist die
                           andere Dinge. In einer solchen Phase muss der Interviewer          Frage-und-Antwort-Form. Beispiel:
                           versuchen, das Gespräch wieder an sich zu bringen. Ein                    Zeitung: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“
                           „Luftschnappen“ zwischen zwei Sätzen ist das Einsatzzeichen,              Rektor: „Seit zehn Jahren.“
                           blitzschnell in den Redeschwall des Gegenübers einzubre-           Wenn diese Form nicht typographisch aufgelockert wird, wirkt
                           chen, das Gespräch an sich zu ziehen.                              sie langweilig. Je nach den Möglichkeiten, die zur Verfügung
                         • Oft wird auch versucht, mit Fachbegriffen, Fremdwörtern,           stehen, sollten verschiedene Schriftarten und -typen benutzt
                           irgendwelchen Thesen den Journalisten zu überfahren. Der           werden.
                           sollte sich nicht scheuen zu sagen: „Das verstehe ich nicht.“             Zeitung: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“
                           Denn genau darauf zielen diese Worthülsen. Der Gesprächs-                 Rektor: „Seit zehn Jahren.“
                           partner will einfach nur beeindrucken, ohne die „Katze aus         Oder:
                           dem Sack“ zu lassen.                                                      ZEITUNG: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“
                           Es gilt also nachzuhaken. Dabei hilft auch die Anmerkung,                 REKTOR: „Seit zehn Jahren.“
                           dass man das alles schließlich auch noch seinem Leser „über-       Und noch eine Möglichkeit:
                           setzen“, also verständlich machen muss.                                   Zeitung: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“
                                                                                                     Rektor: „Seit zehn Jahren.“
                         Um das Gesagte zu veranschaulichen, sollte man auch immer
                         nach Beispielen fragen oder vorschlagen, selbst welche zu
                         suchen. Wer kann sich unter der Summe von 300 Millionen Euro
                         etwas vorstellen? Dass dies der Gegenwert von rund 1000 statt-
                         lichen Einfamilienhäusern ist, macht die Sache schon viel deut-
                         licher. Flächen lassen sich in die Größe von Fußballfeldern auf-
                         teilen, und auch das höchste Gebäude einer Stadt ist ein guter
                         Beispielmaßstab.
                         Und noch etwas Wichtiges: kurze Fragen stellen. In der Frage
                         dem Gegenüber nicht schon die Antwort abnehmen.
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                         Die andere Form                                                                                              Auch das gehört zum
                         Ein geschickter Autor kann beim Schreiben des Interviews auch
                         eine andere, lebhaftere Form wählen, die vom Frage-und-
                                                                                                                                 journalistischen Rüstzeug
                                                                                           Die Kunst der Zeile
                         Antwort-Stil abweicht:
                                                                                           Die Überschriften (Zeilen) sollen zum Lesen reizen. Bei Nach-
                                                                                           richten sollten sie deshalb die wichtigste Mitteilung enthalten.
                         Wie lange er schon an der Schule sei? Rektor Müller lehnt sich
                                                                                           Bei Reportagen nimmt man oft nebensächliche Aspekte,
                         in seinem braunen Ledersessel zurück, und während sein Blick
                                                                                           witzige Zitate etc., die den Leser neugierig auf den Inhalt des
                         über die zahlreichen Urkunden schweift, die an der sonst
                                                                                           Artikels machen. Kommentare und Glossen bringen in der Über-
                         schmucklosen Wand hängen, sagt er: „Zehn Jahre.“
                                                                                           schrift nicht selten nur ein Wort, das aber meistens die Quint-
                                                                                           essenz des gesamten Inhalts enthält.
                         Zweifelsohne kann man bei dieser Form viel mehr ins Interview
                         „hineinpacken“. Da können die Atmosphäre des Raums, die
                                                                                           Wg. der ungeschriebenen Gesetze
                         Persönlichkeit des Befragten und vieles andere mit beschrieben
                                                                                           Hinsichtlich der Schreibweise gibt es einige formale Grundsätze,
                         werden.
                                                                                           die zum journalistischen Rüstzeug gehören:
                         Das Nachlesen
                                                                                           • Worte nie abkürzen. Es darf also kein „sog.“ geben, sondern
                         Es sollte keinem Journalisten ein Zacken aus der Krone brechen,
                                                                                             es muss immer „so genannt“ heißen. Ebenso wenig hat „ggf.“
                         wenn der Befragte bittet, ihm das geschriebene Wortlautinter-
                                                                                             etwas im Text verloren, sondern nur ausgeschrieben „gege-
                         view noch einmal vorzulegen, ehe es erscheint. Das ist durchaus
                                                                                             benenfalls“.
                         nichts Ehrenrühriges. Selbst wenn Chefredakteure von großen
                                                                                           Eine Ausnahme machen Kürzel, die als solche verständlich und
                         Zeitungen beispielsweise ein Interview mit dem Bundeskanzler
                                                                                           gebräuchlich sind, wie etwa USA oder RTL.
                         gemacht haben, wird das Interview nachher nochmals mit ihm
                                                                                           Abkürzungen, die nicht den allgemeinen Sprachgepflogenheiten
                         beziehungsweise mit Kanzlerreferenten oder dem Bundes-
                                                                                           entsprechen oder nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt
                         presseamt durchgecheckt. Also: Nur kein falscher Stolz, wenn
                                                                                           werden können, müssen vor ihrer ersten Verwendung auf jeden
                         eine solche Bitte vorgetragen wird.
                                                                                           Fall erklärt werden. Beispielsweise
                         Wird eine andere Form als das Wortlautinterview gewählt
                         (Frage-Antwort-Form), kann der Interviewpartner erwarten, dass
                                                                                           „Der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (RSGV) hat bei
                         die Zitate mit ihm abgestimmt werden.
                                                                                           seiner letzten Pressekonferenz….“ Im weiteren Verlauf des
                                                                                           Textes kann man dann nur noch RSGV verwenden.
                         Das Foto
                         Wer soviel über die Meinung einer Person sagt, weckt die Neu-
                                                                                           Merke: Das Wissen des Lesers sollte eher gering eingeschätzt
                         gier auf das Aussehen des Interviewten. Wenn die Möglichkeit
                                                                                           werden. Auch wenn für einen selbst die Abkürzung gang und
                         besteht, sollte bei dem Interview unbedingt ein Foto des
                                                                                           gäbe ist, lieber erst die Langschrift verwenden. Damit kann man
                         Befragten abgedruckt sein. Das muss nicht selbst gemacht
                                                                                           dann auch sicher sein, dass der Text verstanden wird.
                         werden, ein Passbild tut’s auch.
                         Interessanter ist es natürlich, wenn der Befragte in seiner
                         Umgebung beim Interview fotografiert wird. Und dabei darf
                         der Interviewer ruhig mit aufs Bild.
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr    Seite 26

 26      Am Anfang stehen die W                                                                                          Am Anfang stehen die W                27

                         • Personennamen müssen Vor- und Nachname enthalten.
                           „Herr“ oder „Frau“ Müller gibt es im Journalisten-Deutsch
                           nicht. Ist der Vorname nicht bekannt oder kann er auch nicht
                           in Erfahrung gebracht werden, greift man zu Hilfskonstruk-
                           tionen wie „der 39-jährige Müller“, „der Sprecher des Lehrer-
                           kollegiums, Müller“.
                           Dienstbezeichnungen sollten nie als Bestandteil des Namens
                           verwendet werden, allenfalls für eine nähere Erläuterung zu
                           einer Person. Es darf also nicht heißen: „Nach Angaben von
                           Verwaltungsoberrat Peter Schmitz“, sondern richtig: „Nach
                           Angaben von Peter Schmitz, Verwaltungsoberrat im
                           Ordnungsamt“. Aber immer überlegen, ob und in welchem
                           Zusammenhang eine Dienstbezeichnung dem Leser eine
                           Information gibt: „Verwaltungsoberrat“ hat wenig Aussage-          falsch                            richtig
                           kraft. Mehr würde dem Leser dagegen folgender Hinweis ver-
                           mitteln: „Peter Schmitz, Leiter der Abteilung Wirtschaftskrimi-    Ein solcher Schriftenblock „erschlägt“ und hält vom Lesen ab.
                           nalität im Ordnungsamt.“                                           Wer die Lektüre dennoch beginnt, verliert spätestens in der
                           Der „Dr.“ ist Namenbestandteil und gehört zum Namen. In            Mitte eines Artikels den Faden und findet keine Orientierung
                           journalistischen Texten muss man ihn aber nicht unbedingt ver-     mehr, um mit dem Lesen fortzufahren.
                           wenden. Vor allem in Überschriften wird er üblicherweise weg-
                           gelassen.                                                          Um schon von der äußeren Form her Leseanreize zu schaffen und
                                                                                              um die Lesbarkeit zu erleichtern, benutzt man beispielsweise:
                         • Ganze Zahlen werden nach einer alten Buchdruckerregel bis          • Fett- oder Kursivsatz (dadurch werden einzelne, als beson-
                           zwölf ausgeschrieben („drei Kilo Haschisch wurden bei einer          ders wichtig eingestufte Passagen hervorgehoben).
                           Razzia sichergestellt“, aber „3,5 Kilo Haschisch …“). Ab 13 ver-   • Zwischenzeilen (sie trennen die Textblöcke optisch und
                           wendet man Ziffern. Eine Ausnahme: Wenn die Zahl eine                geben darüber hinaus dem Leser einen Hinweis auf das,
                           Nummer ist, wird sie in Ziffern geschrieben, also „Haupt-            was im nächsten Absatz folgt).
                           strasse 8“.                                                        • Punkte, Pfeile, andere Zeichen (auch hierdurch lassen sich
                                                                                                Passagen markieren, die hervorgehoben werden sollen).
         Text und kein Ende                                                                   • Fotos, Grafiken und Zeichnungen sind beliebte Mittel, um
                         Nichts ermüdet die Augen und senkt die Aufnahmefähigkeit so            viel Text aufzulockern. Hinzu kommt, dass fast alle Leser
                         sehr wie „Textwüsten“ oder „Satzfriedhöfe“. Journalisten verste-       zunächst auf Illustrationen schauen, bevor sie die dazuge-
                         hen darunter (manchmal über eine ganze Seite gehende) Artikel,         hörenden Artikel lesen. Fotos oder andere grafische Elemente
                         bei denen die Zeilen fortlaufend, ohne Auflockerung angeordnet         schaffen also Aufmerksamkeit, die sich für den Artikeltext
                         sind.                                                                  nutzen lässt.
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   11:59 Uhr    Seite 28

 28      Am Anfang stehen die W                                                               Kapitel 3 Die Kunst des Verpackens                                  29

         Gezeichnet: mit dem Namen
                         Damit der Leser auch weiß, wer der Autor ist, sollte der Artikel
                         immer gekennzeichnet sein:
                         • mit einem Kurzzeichen am Anfang oder am Ende des
                           Artikels
                         oder
                         • mit einer Namenszeile (Korrespondentenzeile) nach der
                           Überschrift (Von unserem Redaktionsmitglied Axel Werner,
                           oder: Von unserem Mitarbeiter Ulf Hauser). Natürlich kann
                           man auch den Namen unter den Artikel setzen.

                                                                                                                                       Mit Layout und Typometer
                                                                                            Da hat man stundenlang seinen Kopf zermartert, überlegt, ver-
                                                                                            worfen, neu begonnen, den Artikel geschrieben, redigiert,
                                                                                            nochmals umgestellt, wieder geschrieben und endlich das Werk
                                                                                            vollbracht. Und dann steht er in der Zeitung, der Artikel.
                                                                                            Aber wie sieht er aus? Die Überschrift stimmt nicht, wird nicht
                                                                                            vom Artikel getragen. Die Schlagzeile viel zu klein, das Bild steht
                                                                                            bei einem völlig falschen Bericht, und kein Mensch weiß, wo
                                                                                            man mit dem Lesen beginnen und wo man aufhören soll. Die
                                                                                            Zeitungsseite ist ganz einfach schlecht gestaltet. Das Layout ist
                                                                                            nicht gut und damit verliert der ganze Artikel, verliert die ganze
                                                                                            Seite, verliert die ganze Zeitung.
                                                                                            Eine Zeitung „verkauft“ sich nicht nur durch Inhalte, sondern
                                                                                            auch durch das äußere Erscheinungsbild. Die Zeitung muss also
                                                                                            durchgestaltet sein. Sie muss zum Lesen verführen. Zeitungs-
                                                                                            macher sind wahre Verpackungskünstler. Sie verpacken so, dass
                                                                                            der Leser verführt wird, den ganzen Artikel und die ganze
                                                                                            Zeitung zu lesen.
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   12:00 Uhr    Seite 30

 30      Die Kunst des Verpackens                                                                                       Die Kunst des Verpackens                            31

         Beim Titel geht’s los                                                                   ganzen Artikel entstellt habe.). Und: An eine exakte Länge
                         Die Gestaltung des Titelschriftzuges (und eventuell eines Logos)        muss man sich halten. Schließlich ist es nicht möglich, an eine
                         ist so wichtig, dass man einige Mühe darauf verwenden sollte.           Zeitungsseite ein Stück Papier anzukleben, nur weil einer zu
                         Vielleicht finden sich in der Redaktion Mitschüler, die über grafi-     viel geschrieben hat.
                         sches Geschick verfügen, vielleicht gibt es in der Kunst-AG eini-     • Er stellt fest, ob es zu den Artikeln Bilder gibt oder ob man
                         ge Kollegen, die bei der Gestaltung der Schülerzeitung „Hand            welche machen lassen kann. Wenn ja, was sollen sie zeigen?
                         anlegen“. Übrigens: Es macht sich gut, wenn man auf den Innen-          Worauf kommt’s bei dem Thema an?
                         seiten (etwa am oberen Seitenrand) das Logo verkleinert wieder-       Jetzt braucht man einen Layoutbogen, ein Typometer, und
                         holt. Der Titel und die Titelblattgestaltung sollten das Auge fes-    schon kann der professionelle „Aufriss“, die Gestaltung der
                         seln. Aber auch die einzelnen Artikel in Kombination mit Über-        Zeitungsseite, beginnen (Das Layoutpapier kann man selber
                         schriften, Fotos und Grafiken müssen so geschickt aufgemacht          herstellen, ein Typometer mit verschiedenen Schriftgrößen usw.
                         sein (das bezieht sich auch auf das äußere Erscheinungsbild),         gibt es im Schreibwarenfachgeschäft.).
                         dass sie beim Leser ankommen. Um eine Seite attraktiv zu
                         „basteln“, gibt es einige Tricks, die man auf jeden Fall beim         Ganz klar: Das Wichtigste kommt nach oben, erhält die
                         Layouten, also bei der Gestaltung der Seite, beachten sollte.         dickste Überschrift und wird möglichst durch ein oder
                                                                                               mehrere Bilder ergänzt. Das lockert auf, macht die sonst
                                                                                               graue und eintönige Zeitungsseite munterer, lebendiger.
         Layout                                                                                Reizt zum Anschauen und Lesen.
                         Die Beherrschung der Layoutregeln ist in jedem Fall wichtig,
                         denn was nützt beispielsweise die raffinierteste Computer-            Generell ist bei den Seiten zu beachten: Der Leser wird zuerst
                         technik, wenn man nicht in der Lage ist, die Beiträge attraktiv       immer auf die rechten Seiten sehen. Hier gehören also die wich-
                         anzuordnen. Das gilt auch, wenn die Zeitung noch handge-              tigen, interessanten Artikel hin. Damit die Beiträge auf den lin-
                         schrieben hergestellt wird.                                           ken Seiten aber nicht zu kurz kommen, muss man mit kleinen
                         Wer nach dem folgenden Schema vorgeht und auch die Layout-            Tricks arbeiten:
                         tipps beachtet, wird seinen Lesern Lesespaß bereiten und auch         • Die Überschrift „eine Nummer größer“ machen.
                         selbst Vergnügen an seinem „Produkt“ bekommen.                        • Linien um die Artikel ziehen (so genannte Kästen bauen).
                                                                                               • Mit Bildern oder Zeichnungen nicht geizen.
         Zettelwirtschaft
                         Wie werden Artikel und Bilder am besten „verpackt“?
                                                                                                                                                              Skizzenhaft
                         Zuerst muss man wissen, was man eigentlich alles hat und was
                                                                                               Der erste Entwurf der Zeitungsseite muss nicht mit dem Lineal
                         in der Zeitung untergebracht werden soll. Der Redakteur geht
                                                                                               gezogen werden. „Frei Hand“ wird der erste Aufriss gemacht.
                         folgendermaßen vor:
                                                                                               Man will wissen, wie das Ganze aussieht, ehe man sich an das
                         • Er notiert sämtliche Themen auf einem Zettel.
                                                                                               Rechnen und das genaue Messen macht.
                         • Er spricht mit den Schreibern und Autoren eine gewisse Länge
                                                                                               Spätestens hier muss man wissen, wie groß die Zeitungsseite
                           ab (Nichts macht so viel Ärger wie das Streichen in Texten, die
                                                                                               eigentlich werden soll. DIN A4, DIN A5 oder ein anderes Format.
                           ein anderer geschrieben hat. Der schimpft hinterher sicher-
                                                                                               Weiter muss sich der Gestalter auf die Anzahl der Spalten festle-
                           lich, dass man das Wichtigste herausgenommen und den
                                                                                               gen: zwei-, drei-, vier- oder fünfspaltig.
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 32      Die Kunst des Verpackens                                                                                    Die Kunst des Verpackens                         33

                                                                                            Allerdings: Zu viele Spalten sollten es nun auch nicht sein. Wenn
                                                                                            jedes dritte Wort getrennt ist, bereitet das Lesen ebenfalls kein
                                                                                            Vergnügen mehr. Als Faustregel kann gelten:
                                                                                            • DIN A4 bis zu 5 Spalten.
                                                                                            • DIN A 5 bis zu 3 Spalten.

                                                                                                                                                        Layoutbogen
                                                                                            Stehen Seitengröße und die Anzahl der Spalten fest, kann der
                                                                                            Layoutbogen hergestellt werden. Am einfachsten ist, wenn er
                                                                                            die gleiche Größe wie die Zeitungsseite hat. Das erspart die
                                                                                            mühselige Umrechnerei. Man nimmt möglichst Millimeterpapier
                                                                                            und zeichnet die Zeitungsseite auf. Nicht den Rand vergessen.
                                                                                            Dann werden die Spalten eingezeichnet. Nicht den Zwischen-
                                                                                            raum vergessen. Schließlich dürfen die Buchstaben der einzel-
                                                                                            nen Spalten nicht aneinander stoßen.

                         Schmale Spalten sind leichter zu lesen. Zu breite Texte (die gar
                         über eine ganze Seite gehen) wirken auf den Leser ermüdend.
                         Zudem lassen sich bei mehrspaltigem Seitenumbruch (Anord-
                         nung der Artikel über die Spalten einer Seite) besser Bilder,
                         Zeichnungen oder Zwischenzeilen unterbringen.
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   12:00 Uhr    Seite 34

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                         Der Platz für die Überschrift muss nun auf dem Layoutbogen           Wer darauf verzichtet, muss nur die Höhe einer Zeile oder bes-
                         eingezeichnet werden. Die Zeilen nicht zu dicht untereinander        ser: von mehreren Zeilen ausmessen und dies auf die Zeilenzahl
                         setzen, Zwischenräume, „Luft“ lassen, das sieht besser aus und       seines Artikels umlegen.
                         macht die Seite luftiger. Jetzt geht’s daran, den Artikel zu redi-
                         gieren. Nicht auf Fehler oder Inhalt, das ist vorher schon gesche-   Beispiel:
                         hen, jetzt geht’s um die genaue Länge. Die Zeilen, die auf Spal-     Zehn Zeilen haben eine Höhe von 4 cm. Der Artikel umfasst
                         tenbreite geschrieben sind, werden gezählt und in den Layout-        70 Zeilen (Achtung: Leerzeichen müssen mitgerechnet werden).
                         bogen eingezeichnet. Hierbei benutzt man das Typometer.              Also braucht man für den Artikel 28 cm Platz, wenn man ihn ein-
                                                                                              spaltig setzt. Weil man bei einer solchen Länge Zwischenzeilen
         Typometer                                                                            verwenden sollte, wird er natürlich etwas länger.
                         Auf dem Typometer ist die Zeilenzahl bei unterschiedlichen           Platziert man den Artikel zweispaltig, braucht man – wenn beide
                         Schriftgrößen abzulesen. Mit dem Typometer lässt sich die Seite      Spalten gleich lang laufen – 14 cm Platz.
                         exakt ausrechnen, aber es geht auch ohne das Zeilenlineal.           Möglich ist aber auch, dass man eine Spalte länger laufen lässt,
                                                                                              also beispielsweise in der ersten Spalte 18 cm und in der
                                                                                              zweiten 10 cm setzt.

                                                                                                                                               Typografische Tipps
                                                                                                                                              zur Seitengestaltung
                                                                                              Fett und wichtig
                                                                                              Zu fast jedem Artikel gehört ein Vorspann. Dieser sollte ent-
                                                                                              weder fett gesetzt sein oder sich in anderer Form vom anderen
                                                                                              Text abheben.
                                                                                              Je kürzer der Text ist, desto größer ist die Chance, dass er gele-
                                                                                              sen wird. Manchmal geht es aber nicht anders, das Thema ist
                                                                                              komplex und lässt sich nicht in ein paar Sätzen abhandeln. Man
                                                                                              hat also einen „langen Riemen“ produziert und muss diesen auf-
                                                                                              bereiten.

                                                                                              Erste Möglichkeit:
                                                                                              Man unterbricht den Text durch Zwischenzeilen. Das sind kleine
                                                                                              Zwischenüberschriften, die die Textwüste auflockern.
                                                                                              Zweite Möglichkeit:
                                                                                              Man nimmt den Artikel „auseinander“ und versucht, daraus zwei
                                                                                              oder drei kurze Storys zu machen.
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   12:00 Uhr    Seite 36

 36      Die Kunst des Verpackens                                                                                       Die Kunst des Verpackens                   37

                         Beispiel:                                                            auch andere (Eltern, Lehrer, Anzeigenkunden usw.) zu lesen, wie
                         Ein Schulfest steht an. Nun kann man bei „Adam und Eva“ anfan-       sich die „alte Penne“ denn so entwickelt hat.
                         gen, wann die Schule gegründet wurde, welche berühmten               Zahlen und Daten kann man auch extra oder „in einen Kasten“
                         Persönlichkeiten hier gelernt haben, wer der Rektor ist, wie viele   stellen.
                         Lehrer und Schüler zur Zeit an der Schule sind, was für die          So lassen sich viele lange Artikel entzerren, kürzer und damit
                         Schulfeier geplant ist und was der Eintritt für die Eltern kostet.   leichter lesbar machen.
                         Alles in allem ein Riesenartikel, bei dem man sich mit dem
                         Lesen schwer tut.                                                    Grauen Ton unterlegen
                                                                                              Man kann bestimmte Artikel
                         Die Sache mit dem Kästchen
                         Besser ist es, wenn dieser Artikel auseinander genommen wird.
                                                                                              übrigens auch mit grauer Farbe
                                                                                              „unterlegen“. Hier ist natürlich
                                                                                                                                  Beispiele
                         Was ist das Wichtigste? Richtig: Es findet ein Schulfest statt.      auf die Lesbarkeit zu achten:       •••••••••••••
                         Wo, wann, wie, warum? Das gehört unbedingt in den                    möglichst nicht mehr als 30 %       Zahlen und Daten
                                                                                                                                  kann man auch extra oder
                         Hauptartikel.                                                        Grau und keine zu kleinen und/      „in einen Kasten“ stellen.
                         Grundsätzlich gilt: Lange Beiträge immer mehrspaltig setzen!         oder feinen Schriften verwen-
                         Je mehr Spalten, desto flacher – und vermeintlich kürzer –           den!
                         wirken sie.                                                                                             •••••••••••••••••••••••••••••••
                         Anders sieht es mit der Geschichte der Schule aus. Hier kann ein     Grafische Elemente                  ui f y x cvb n m , .-
                         Extra entstehen. Ein eigener kleiner Artikel, der neben oder         Man kann, um hervorzuheben,
                                                                                                                                   yyyyyyYYYYYYY
                         unter dem Hauptartikel steht. Wenn im Hauptartikel darauf ver-       aber auch grafische Elemente
                         wiesen ist, können die „Histörchen“ auch ohne weiteres auf           (Punkte, Sternchen, Pfeile etc.)   
                         einer anderen Seite stehen. Außerdem: alte Bilder sind fast          verwenden.                            TX
                         immer greifbar. Sie lockern die ganze Geschichte auf und reizen
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 38      Die Kunst des Verpackens                                                                                        Die Kunst des Verpackens                        39

                         Kurz und knapp                                                         Natürlich muss der Artikel eine solche Aussage tragen. Beim
                         Die einzelnen Absätze nicht zu lang machen. Kürzere Absätze            Schulfest muss getanzt werden, und der Schreiber muss vorher
                         geben dem Auge eine Orientierungshilfe. Eine Todsünde sind             den Rektor gefragt haben, ob er denn auch einen Tango tanzen
                         überlange Sätze. Solche monströsen Gebilde, die sich über meh-         würde.
                         rere Zeilen oder gar über einen ganzen Absatz erstrecken, mit          Mit ein bisschen Geschick lässt sich immer eine flotte Zeile
                         Kommas gespickt, in denen es vor eingeschobenen Neben-                 machen. Schon beim Interview oder bei der Aufbereitung eines
                         sätzen nur so wimmelt, in denen noch schnell ein Name und ein          Artikels an die Überschrift denken und gezielt daraufhin fragen.
                         Datum untergebracht sind und bei denen der Leser am Ende gar
                         nicht mehr weiß, was eigentlich mit dem Satz gesagt werden                                                                 Ein Bild sagt mehr
                         sollte, wie – der Leser hat’s gemerkt – bei diesem Satz.
                                                                                                                                                        als 1000 Worte
                         Wo die Augen hängen bleiben                                            Fotos und Bilder in der Zeitung sind wie das Salz in der Suppe.
                         Es gibt kaum jemanden, der alles liest, was in der Zeitung steht.      Allerdings müssen sie richtig platziert und in der richtigen
                         Man sucht sich heraus, was einen interessiert. Es hängt also oft       Größe gebracht werden. Ein Klassenfoto, auf dem 30 Personen
                         an der interessanten, gut gemachten Schlagzeile, ob ein Artikel        sind, kann man nicht einspaltig bringen. Dieses Foto braucht
                         ge- oder überlesen wird. Manchmal sitzt man an einer                   Platz. Jeder muss sich hierauf erkennen können. Geht das aus
                         Schlagzeile, Überschrift oder, wie die Journalisten sagen, an der      irgendeinem Grund nicht, sollte man lieber auf das Foto ver-
                         Zeile länger als an dem ganzen Artikel. Schließlich muss die           zichten. „Köpfe“ (Porträtfotos) hingegen lassen sich gut ein-
                         Überschrift in die Spalten passen. Egal, ob sie nun ein-, zwei-        spaltig oder, wenn man schon ein erfahrener Layouter ist, auch
                         oder dreispaltig ist. Bei einer gewissen Größe passen eben nur         halbspaltig bringen.
                         soundso viele Buchstaben rein. Es gilt also, die Zeile passend zu
                         machen.                                                                Wer ist wer?
                         Hier hilft Teamwork. Eine Überschriften-Konferenz. Viele Ideen,        Wichtig: Jedes Bild braucht eine Bildunterschrift. Viele Leser
                         viele Vorschläge bringen einen leichter auf den richtigen Einfall.     sehen zuerst auf die Überschrift, lesen anschließend die
                         Mit der Überschrift sollte Neugier geweckt werden. Dach- oder          Bildzeile und entscheiden sich dann, ob sie weiter lesen wollen.
                         Unterzeilen runden die Überschrift ab.                                 Und noch etwas ganz Wichtiges: Wenn auf dem Foto Personen
                         Eine Zeile sollte „knackig“ sein. Sie muss aber auf alle Fälle etwas   abgebildet sind, gehören die Namen in die Bildunterschrift (die
                         über den Inhalt des Artikels aussagen. Nehmen wir noch einmal          BU). „Von links nach rechts“ nicht vergessen, damit der Leser
                         das Schulfest. Hier ist jetzt eine zweispaltige Überschrift            weiß, wer denn nun rechts steht und wer die Person auf der lin-
                         geplant. Natürlich ist es richtig, wenn es heißt:                      ken Seite ist.
                                                 Schulfest am 3. Mai
                                                        geplant                                 Diagonale für die Größe
                                                                                                Die Bildunterschrift ist gemacht, die Namen sind noch einmal
                         Nur: Diese Zeile ist langweilig. Etwas anders klingt’s schon           verglichen (nichts ist peinlicher als verwechselte Namen), jetzt
                         besser, zum Beispiel:                                                  kommt es darauf an, das Bild in der richtigen Größe auf dem
                                                   Beim Schulfest                               Layoutbogen „einzuspiegeln“, das heißt einzupassen.
                                               tanzt der Rektor Tango                           Hierzu muss man als erstes wissen, wie breit die Spalten sind.
                                                                                                Mit dem Zentimetermaß nachmessen. Der Einfachheit halber
Zeitung oh Ente A5   01.12.2004   12:00 Uhr    Seite 40

 40      Die Kunst des Verpackens                                                                                        Die Kunst des Verpackens                        41

                         schreibt man sich auf, wie breit (in cm) ein-, zwei- oder dreispal-   Die liebe Ausgewogenheit
                         tig ist (Nicht die Zwischenräume zwischen den Spalten verges-         Eine Seite ausgewogen gestalten. Dies ist hier nicht inhaltlich
                         sen!).                                                                gemeint, sondern bezieht sich auf die Form: Nicht alle Fotos im
                                                                                               oberen Drittel oder in einer Ecke massieren, sondern so über die
                                                                                               Seite verteilen, dass die Aufteilung von Artikeln, Fotos, Grafiken
                                                                                               usw. ein harmonisches Ganzes gibt.

                                                                                               Fotos und Farbe sind Blickfang
                                                                                               Weil Fotos und Farbe stets Blickfang sind, eignen sie sich beson-
                                                                                               ders für die Titelseite, die ja das Interesse des Lesers auf sich
                                                                                               ziehen soll. Einige auf dem Umschlag untergebrachte Hinweise
                                                                                               auf Artikel im Innern des Blattes stellen einen zusätzlichen
                                                                                               Leseanreiz dar.

                                                                                               Köpfe nicht aus dem Blatt schauen lassen
                                                                                               Schlechte Layouter lassen Personen „aus
                                                                                               der Seite fallen“, gute Layouter lassen sie
                                                                                               ins Blatt reinschauen. Niemals in der
                                                                                               äußeren rechten Spalte einer rechten
                                                                                               Seite (das gleiche gilt auch für die linke
                                                                                               Spalte einer linken Seite) ein Foto
                                                                                               drucken, auf dem die Person nach rechts
                                                                                               (beziehungsweise bei der linken Spalte
                                                                                               nach links) blickt. Das wirkt so, als würde
                         Jetzt wird das Lineal auf die Rückseite des Bildes gelegt,            die Person aus der Seite herausfallen.      richtig
                         ein Zeichen bei der gewünschten Spaltenbreite gemacht und             Dies gilt nicht nur für die Blick-, sondern
                         eine senkrechte Linie gezogen. Ist eine Spalte beispielsweise         auch die Bewegungs- oder Dynamikrich-
                         43 Millimeter breit und soll das Bild zweispaltig werden, dann        tung auf Bildern.
                         bei 2 x 43 Millimeter plus Millimeter des Zwischenraumes einen
                         senkrechten Strich machen. Anschließend eine Diagonale ziehen         Hat man die fotografierte Person aber nur
                         (das Bild wird praktisch von links unten und nach rechts oben         mit der falschen Blickrichtung, gibt es
                         durchgestrichen). Beide Linien treffen sich nun. Lineal anlegen       zwei Möglichkeiten:
                         und vom Schnittpunkt zum unteren Ende des Bildes messen.              • Man setzt das Foto aus der äußeren
                         Fertig, man weiß jetzt die Höhe, in der das Bild in der Zeitung         Spalte weg mehr ins Innere des Blattes,
                         erscheinen wird, und kann dementsprechend planen.                       oder                                      so sollte es nicht aussehen
                         Und noch ein Tipp für alle, die mehrere Schriftarten zur              • man „kontert“ das Foto, das heißt, die Person, die nach rechts
                         Verfügung haben. Bildunterschriften sollten eine andere Schrift         schaute, blickt dann nach links.
                         haben als der normale Text; zum Beispiel kursiv, also schräg.
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