Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten - Marianne Ulsamer Lothar Petzold Michael Meissner
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Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 1 Marianne Ulsamer · Lothar Petzold · Michael Meissner Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 3 Zeitung ohne End(t)e Tipps für junge Journalisten Dr. Marianne Ulsamer Leiterin der Abteilung Presse/Öffentlichkeitsarbeit beim Rheinischen Sparkassen-und Giroverband, Düsseldorf Dr. Michael Meissner Dozent für Publizistik an der Freien Universität Berlin Prof. (USA) Lothar Petzold Leiter der Wirtschaftsredaktion der Neuen Rhein/Ruhr Zeitung, Essen
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 2 Inhalt Seite Kapitel 1 Theorie für den Hinterkopf 7 Journalistische Grundbegriffe kurz erklärt Kapitel 2 Am Anfang stehen die W 11 Vom Aufbau der Artikel Kapitel 3 Die Kunst des Verpackens 29 Mit Layout und Typometer Kapitel 4 „Kollege Computer“ 43 Die Arbeit am Bildschirm Kapitel 5 Ohne Moos nichts los 49 Von Anzeigen, Werbung und Kosten Kapitel 6 Was wären wir ohne Juristen 57 Rechtliche Bestimmungen Kapitel 7 Hier geht’s lang 61 Wichtige Anschriften und Telefonnummern
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 4 Einleitung Journalist zu sein ist faszinierend! Gleichgültig, ob man als „Blattmacher“ bei den Printmedien tätig ist, vor dem Mikrofon oder der Kamera Informationen ver- mittelt, ob man als Reporter in aller Welt recherchiert – oder für eine Schülerzeitung das schulische und außerschulische Umfeld journalistisch beackert: Um erfolgreich zu sein, muss man außer einer gewissen Begabung, sprachlichem Gespür und Formulierungsvermögen auch eine Menge handwerklicher Fähigkeiten besitzen, die jeder Berufsanfänger erlernen muss – auch ein Schülerzeitungs- redakteur. Dieses Buch gibt Tipps, wie eine flotte Zeitung gemacht wird und – sehr wichtig – wie man Leser und Inserenten gewinnt.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 6 6 Kapitel 1 Theorie für den Hinterkopf 7 Journalistische Grundbegriffe kurz erklärt Nachricht Mitteilungen über Tatsachen, Ereignisse, Personen. Die Nach- richt beschränkt sich auf die Weitergabe von Informationen und enthält keine Wertung. Der spezifische Nachrichtenteil wird am deutlichsten bei den Texten der Nachrichtenagenturen (dpa, AFP, Reuter, AP, ddp, etc.): Der Stil ist beinahe spröde, rein auf die Vermittlung von Sach- verhalten ausgerichtet und verzichtet auf Ausschmückungen. Im seriösen Journalismus wird die Nachricht strikt vom Kommentar getrennt. Kommentar Der Kommentar beinhaltet sowohl die Darstellung bestimmter Ereignisse als auch die persönliche Wertung und Stellungnahme des Autors. Meist bezieht sich der Kommentar auf Nachrichten, die an anderer Stelle der Zeitung abgedruckt sind. Die Meinungs- äußerung findet dort ihre Grenzen, wo sie beleidigenden oder unwahren Inhalt annimmt. Das heißt, ein Betroffener kann Anspruch auf Wiedergutmachung erheben, wenn in einem Kommentar falsche oder ehrenrührige Dinge weitergegeben werden, siehe dazu auch „Gegendarstellung“ in Kapitel 6. Jeder Kommentar muss fundiert sein, dass heißt, er darf nur auf der Grundlage einer ausreichenden Sachkenntnis vorgenommen werden. Fairness ist eine weitere unabdingbare Voraussetzung für einen qualifizierten Kommentar. Glosse Kommentierung in witziger, spöttischer Form. Der Autor nutzt das Mittel der Ironie, um seine Meinung zu bestimmten Ereig- nissen zu äußern. Die ursprüngliche Bedeutung von Glosse ist „Randbemerkung“, entsprechend kurz wird sie in den Zeitungen gehalten. Von den anderen Artikeln in einer Zeitung hebt sie sich durch die äußere Form ab – sie ist meist in einem Kasten platziert oder in Kursivschrift gedruckt .
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 8 8 Theorie für den Hinterkopf Theorie für den Hinterkopf 9 Reportage Füller Ereignisbericht meist aktueller Art, der über die Informations- Artikel oder grafisches Element, der/das in Ermangelung eines vermittlung hinaus persönliche Eindrücke des Autors enthält. an sich vorgesehenen oder besser geeigneten Beitrages ver- Der Reporter versucht, den Leser möglichst authentisch ein wendet wird, damit die Zeitungsseite gefüllt ist. Ereignis nachvollziehen zu lassen, das er selbst erlebt hat. Das subjektive Element, das die Reportage auszeichnet, bewirkt, Sauregurkenzeit dass in eine Reportage auch Informationen einfließen können, Nachrichtenarme Zeit (meist identisch mit Ferienzeit). Wenn die die für eine Nachricht als zu unwichtig angesehen werden. Auch vorhandenen Termine (Veranstaltungen, Pressekonferenzen die persönliche Meinung des Autors darf – oder besser sollte – usw.) nicht ausreichen, um die Zeitung voll zu bekommen, in einer Reportage ihren Niederschlag finden, allerdings muss müssen Themen gefunden werden, also Ideen für Reportagen, sie auch als Meinungsäußerung kenntlich gemacht sein. Die Interviews, Glossen. Reportage ist meist mit einem oder mehreren Fotos illustriert, der Schreibstil locker gehalten. Punkt Feature Satztechnische Maßeinheit. Ein Eine Art politische Reportage. Hintergrund- und atmosphäri- Punkt entspricht rund 0,375 mm. scher Bericht zu politischen Ereignissen, der die Stilelemente Bei der Zeitung verwendet man im der Reportage enthält. Während sich der Nachrichtenteil auf die redaktionellen Teil meist eine offiziellen Stellungnahmen, zum Beispiel auf Wahlergebnisse 8-Punkt-Schrift, die auch Petit ge- und Redeauszüge beschränkt, werden über die Features nannt wird, seltener nimmt man „Nebensächlichkeiten“, Ereignisse am Rande der offiziellen 9 und maximal 10 Punkt. Tagesordnung und Informelles „transportiert“. Typometer Journalist Ein Messgerät, ähnlich einem Lineal, Sammelbegriff für diejenigen, die journalistisch arbeiten. mit dem u. a. die Punktgröße einer „Journalist“ ist kein Ausbildungsberuf und kein geschützter Schrift bestimmt werden kann. Mit Begriff, das heißt, jeder, der zum Zweck der Veröffentlichung ein Hilfe des Typometers kann die paar Zeilen schreibt (gleichgültig, ob sie veröffentlicht werden genaue Länge eines Artikels berech- oder nicht), kann sich „Journalist“ nennen. net werden, was ein präzises Geschützt ist dagegen die Bezeichnung „Redakteur“. Nur wer Layouten ermöglicht. bei einer Redaktion einen Anstellungsvertrag als „Redakteur“ hat, kann sich diese Berufsbezeichnung zu eigen machen. Um Redakteur zu werden, muss man nach Abitur und Studium eine eineinhalb- bis zweijährige Ausbildung – das Volontariat – bei einer Zeitung, beim Rundfunk oder Fernsehen absolvieren. Auf den Einsatzbereich – das Schreiben von Reportagen – bezogen ist die Spezialbezeichnung „Reporter“ (die ebenfalls keine bestimmten Ausbildungsvoraussetzungen hat und nicht geschützt ist).
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 10 10 Theorie für den Hinterkopf Kapitel 2 Am Anfang stehen die W 11 Layout Vom Aufbau der Artikel Der grafische Entwurf (Anordnen von Artikeln, Fotos, Schmuckelementen, Form- und Farbbestimmung) einer 6x W Zeitungsseite. Mit Layouten bezeich- Eine Zeitung wirkt dann lebendig, wenn sie die Informationen in net man den gesamten Komplex möglichst vielen verschiedenen Artikelformen verarbeitet, also vom Entwerfen der ersten Skizze Nachrichten mit Reportagen, Kommentaren und Interviews (Scribble) bis zur endgültigen mischt. Nur Nachrichten zu bringen ist genauso langweilig, wie Gestaltung der Zeitungsseite. eine Zeitung mit Kommentaren zu überfrachten. Für alle journalistischen Gattungen gilt: Ein Artikel muss Informa- tionen enthalten, die den Leser interessieren und deren Kenntnis Ente für ihn wichtig ist. Diese Informationen vermittelt man am besten, Schwer Verdauliches für Redakteure; umschreibt im Zeitungs- wenn der Artikel nach dem W-Fragen-Prinzip aufgebaut ist. deutsch eine falsche Information, die als wahr verkauft wurde. Er muss also möglichst Antwort auf folgende Fragen geben: • wer? • wie? • wo? • wann? • was? • warum? Recherche Zu Beginn des Artikels stehen also Überlegungen zu diesen Fragen. Hat man die nötigen Informationen nicht parat, muss man sie beschaffen: man recherchiert. Sei es, indem man sich beispielsweise am Ort des Geschehens informiert oder über das Telefon versucht, Auskünfte zu erhalten. Da ist das Gespräch mit unmittelbar Betroffenen, mit Augenzeugen, oder es können Stellungnahmen von Behörden (über die Pressesprecher) erbeten werden. Man kann aber auch – um Hintergrundinformationen zu erhalten – den Rat sachkundiger Dritter einholen, die das Ereig- nis zwar nicht persönlich erlebt haben, aber in der Lage sind, es zu beurteilen. Nicht selten bedarf es geschickter Fragen, um vom Gesprächs- partner das Gewünschte zu erfahren. Vor allem bei offiziellen Stellen läuft vieles auf dem informellen Weg: Erst durch ergän-
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 12 12 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 13 zende, gezielte Fragen lässt sich oftmals über den dürren Text Aber auch das gute alte Papierbild spielt immer noch eine Rolle. einer Presserklärung hinaus mehr in Erfahrung bringen. Genießt Mitarbeiter der Agenturen sind in nahezu allen Ländern der Erde man das Vertrauen eines Pressesprechers und weiß dieser, dass tätig und bieten aktuelle Berichte ebenso wie Hintergrund- er sich auf den Journalisten verlassen kann (das heißt, dass die- stories und Fotos an. ser ihn nie als Quelle „verraten“ würde), bekommt man zusätz- Für Redakteure, die die über- liche Informationen „off the record“ oder „nicht zum Mitschrei- regionalen Seiten der ben“. Zeitungen gestalten, sind diese Dienste unentbehrlich. Um solche Informationen zu nutzen, Zwar haben die Zeitungen oft- gibt es zwei Möglichkeiten mals eigene Korrespondenten • Man hat dem Informanten zugesichert, diese Informationen in den verschiedenen deut- nicht zu veröffentlichen, sondern sie nur für eigenes Hinter- schen Großstädten und auch grundwissen zu verwenden. Dann muss man sich auch daran im Ausland, aber die können halten, nicht zuletzt aus eigennützigen Motiven: Denn von schließlich nicht zu jeder Zeit einem Informanten, den man schon einmal „hereingelegt“ an jedem Ort der Welt sein. hat, erhält man bestimmt keine Informationen mehr. • Die Information wird in dem Artikel verwendet, allerdings Die wichtigsten Agenturen in Deutschland sind: Deutsche ohne Quellenangabe. Will man eine Auskunftsperson nicht Presse-Agentur (dpa), Associated Press (AP), Reuter, Agence nennen, können Umschreibungen gewählt werden. France Presse (AFP). Diese Agenturen liefern sowohl Text- als Beispielsweise „aus gut unterrichteten Kreisen verlautete“, auch Bildbeiträge. Eine Besonderheit bietet dpa: den Landes- „ein Experte äußerte sich folgendermaßen zu dem Thema“ etc. dienst, der außer Nachrichten aus aller Welt besonders gekenn- Dieser Kunstgriff – den man allerdings nicht zu häufig anwen- zeichnete Beiträge aus den einzelnen Bundesländern im Pro- den sollte – erspart es, die wirkliche Quelle zu nennen. Ein gramm hat. So kann eine Zeitung beispielsweise den Landes- Recht, das Journalisten durch das Zeugnisverweigerungsrecht dienst für Nordrhein-Westfalen ordern oder den für Bayern. verbrieft ist. Geliefert werden dann zusätzliche Artikel, die speziell diesen Aus diesem Privileg sollte man aber nicht die in einem gewissen Raum betreffen und von Geschehnissen aus der Region berich- Journalismus durchaus verbreitete Untugend ableiten, mit der- ten. artigen Floskeln die eigene Meinung zu kaschieren. Das ist unredlich, das ist Irreführung und deshalb Falschinformation. Neben den „Universalagenturen“ gibt es etliche fachspezifische Agenturen. Beispielsweise „Dow Jones-vwd“ im Wirtschafts- Agenturen bereich oder für den Sport den Sport-Informationsdienst (sid). Profis haben natürlich noch zusätzliche Möglichkeiten der Recherche: Nachrichtenagenturen und Bilderdienste. Von Agenturcomputer zu Zeitungscomputer gehen rund um die Uhr die neusten Nachrichten aus aller Welt ein. Und auch die Bilder kommen bereits zum größten Teil digitalisiert in den Computer.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 14 14 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 15 Internet-Recherche schon durchforstet die Suchmaschine das gesamte verfügbare Die Computertechnik ermöglicht eine weitere Art der Recherche Informationsangebot und zeigt an, wo es etwas zu dem gesuch- für jedermann: die Recherche im weltweiten Internet. Voraus- ten Thema gibt. Per Mausklick hangelt man sich dann von Infor- gesetzt, man hat einen Computer und den Zugang zum Internet mation zu Information. Bei den Online-Diensten lassen sich – dann kann man rund um den Globus praktisch zu jedem diese Suchmaschinen zumeist durch Mausklick aktivieren. Thema recherchieren. Auch weniger Geübte sind nach ein paar Einige der Suchmaschinen „sprechen auch deutsch“. Wer aller- Surfversuchen schnell auf dem richtigen Datenhighway. Online- dings im Netz auf weltweite Informationssuche geht, muss Dienste wie T-Online (Deutsche Telekom), AOL (America Online) zumindest ein wenig Englisch verstehen. oder andere machen die Sache einfach und bequem. Gefahren und Fallstricke der Online-Recherche Allerdings: Blind verlassen darf man sich nicht auf die Internet- Informationen. Man sollte stets prüfen, wer als Informant hinter den Berichten steckt. Und: wie verlässlich dieser ist. Wer sich beispielsweise zum Statistischen Bundesamt durchgeklickt hat, kann davon ausgehen, dass die Angaben stimmen und sie auch verwenden. Anders sieht das aber bei unbekannten Quellen aus. Hier müssen die Informationen „gecheckt“ – also überprüft wer- den. Im „Netz der Netze“ gibt es Host-Rechner, die ständig miteinan- der in Verbindung stehen. Gut 1 Milliarde Nutzer surft rund um den Globus und bedient sich der Dienste unzählbarer Anbieter. Wie formuliere ich eine Nachricht? Im Internet findet man Informationen in Hülle und Fülle. Ob von Die Nachricht vermittelt objektive Informationen. Sie kann auch der Freien Universität Berlin oder von der University of North Vermutungen oder persönliche Meinungsäußerungen enthalten, Dakota in den USA. Über das globale aktuelle Wetter bis hin zu diese müssen jedoch im Text kenntlich gemacht werden (zum komplizierten wissenschaftlichen Zusammenhängen. Beispiel durch Zitate direkter oder indirekter Rede, durch den Verweis auf „gut unterrichtete Kreise“). Dem Informations- Der Nutzer kann elektronisch in Lexika nachschlagen, Zahlen- charakter entspricht der sachliche Stil: Anders als bei Erlebnis- material des Statistischen Bundesamtes abrufen oder auch in berichten, die stark mit dem persönlichen Erleben des Bericht- Zeitungsarchiven (zum Beispiel in dem des „Spiegel“) herum- erstatters verbunden sind, ist die Nachrichtenformulierung stöbern, letzteres allerdings meist kostenpflichtig. sachlich, ohne Ausschmückungen gehalten. Die großen Online-Dienste bieten auch den Blick in aktuelle Die Nachricht besteht aus kurzen Sätzen mit möglichst wenig Berichte von Nachrichtenagenturen – beispielsweise von dpa. Nebensätzen und schmückenden Beiwörtern. Der Autor muss Wer nicht weiß, wo er suchen soll, bedient sich der „Such- bei der Formulierung immer wieder überprüfen, ob sie – sei es maschinen“. Bei Google oder Yahoo – um nur zwei zu nennen. auch nur in der Form eines Adjektivs – notwendig für das In einem speziellen Feld wird der Suchbegriff eingegeben, und Gesamtverständnis ist.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 16 16 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 17 Jede Nachricht sollte nach dem Prinzip der Wichtigkeit aufge- Schülern während der Veranstaltung Alkoholmissbrauch festgestellt. baut sein: Die wichtigste Information gehört an den Anfang. Nach einer heftig geführten Diskussion, in deren Verlauf Groß Oder anders formuliert: Die Quintessenz des gesamten Artikels beschuldigt wurde, eklatant gegen Schülerinteressen zu verstoßen, muss sich in den ersten Sätzen des Artikels wieder finden. Im wurde die Angelegenheit vertagt. Der Rektor versprach, sich noch weiteren Verlauf des Artikels können dann zusätzliche Informa- einmal mit den Lehrern zu beraten und erst dann eine endgültige tionen zu der Hauptaussage folgen. Entscheidung zu treffen. Aber immer daran denken: Ein Leser, der nicht die Zeit oder die Lust hat, den Artikel bis zum Ende zu studieren, sollte durch die • richtig Lektüre der ersten Sätze über den Gesamtsachverhalt informiert Überschrift reizt sein. Und oftmals kommt die Lust zum Lesen überhaupt erst Schulfest in Gefahr! zum Lesen durch die ersten Sätze. Das Wichtigste Ob im nächsten Jahr an unserer Schule wieder ein Sommerfest steht am Anfang Beispiel: • falsch stattfinden wird, entscheidet sich in einem Gespräch zwischen Langweilige Rektor Friedrich Groß und dem Lehrerkollegium. Eine entspre- Überschrift Schülervertretung tagte chende Zusage machte Groß in der Sitzung der Schülerversamm- lung. Zunächst hatte der Schulleiter einen Verzicht auf das Rein Sommerfest ab dem nächsten Jahr angekündigt. Seine Entschei- chronologischer dung hatte Groß mit der mangelhaften Beteiligung der Schüler Aufbau Am Donnerstag, dem 10. Januar, fand die erste Sitzung der an den Vorbereitungen sowie mit Alkoholmissbrauch während Schülervertretung in diesem Jahr statt. Schülersprecher Rainer der Veranstaltung begründet. Müller begrüßte in der Mensa die Teilnehmer der Veranstaltung Die beinahe tumultartige Auseinandersetzung um das Sommer- und ließ die Tagesordnung genehmigen. fest stand im Mittelpunkt der ersten Sitzung der Schülerver- Unter Tagesordnungspunkt eins berichtete er über das Ergebnis tretung im neuen Jahr. der Spendensammlung für afrikanische Kinder. Bei der Samm- Bei der Versammlung informierte Schülersprecher Rainer Müller lung waren 1415 Euro eingegangen. Unter Tagesordnungspunkt außerdem über die Absicht, demnächst im Hausmeisterbüro eine zwei stellte sich Martin Klein, der im Dezember gewählte neue Getränke-Verkaufsstelle einzurichten. Die Vorstellung des neuen Vertrauenslehrer, kurz vor. Vertrauenslehrers Martin Klein sowie die Bekanntgabe des Danach informierte Rainer Müller die Versammlung über das Spendenergebnisses für afrikanische Kinder (1415 Euro) waren Vorhaben, demnächst im Hausmeisterbüro eine Getränke- weitere Tagesordnungspunkte. Verkaufstelle einzurichten. Die flotte Schreibe der Reportage Das Wichtigste Im Gegensatz zur Nachricht vermittelt die Reportage das sub- steht am Ende Beim letzten Tagesordnungspunkt kam es zu tumultartigen Szenen jektive Erleben ihres Autors. Für ihren Aufbau und ihren Stil gibt unter den Versammlungsteilnehmern. Der Grund war die Ankündi- es deshalb keine so strengen Vorschriften wie bei der Nach- gung von Rektor Friedrich Groß, ab diesem Jahr kein Sommerfest richt. Zwar sollte auch eine gute Reportage Antwort auf die mehr zu veranstalten. Die Beteiligung der Schüler an den Vorberei- W-Fragen geben, aber bei der Entscheidung, in welcher Reihen- tungen sei mangelhaft gewesen. Außerdem habe man bei einigen folge dies geschieht, auf welche Informationen man den Schwer-
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 18 18 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 19 punkt legt und wie die Information sprachlich umgesetzt wird, Eine Nachricht zum selben Thema müsste etwas spröder for- ist der Autor ziemlich frei. In Reportagen werden eher muliert sein. Etwa so: nebensächliche Aspekte besonders stark herausgestellt, sei es, weil sie in der subjektiven Betrachtung des Autors Bedeutung Mit einem vollen Erfolg endete wieder einmal das Schulfest, das haben, sei es, weil sie Atmosphäre vermitteln. in diesem Jahr unter dem Motto „Sport, Spiel und Spaß“ stand. Statt des sachlichen, anonymen Stils kann man in der Reportage Am ersten Juliwochenende beteiligten sich bei herrlichem Wetter eine „flotte Schreibe“ benutzen, mit Ausschmückungen arbeiten, rund 300 Schüler, Lehrer und Eltern an den zahlreichen Aktivitä- witzige Bemerkungen verwenden. Aber auch für den Reportage- ten, die sich die Initiatoren des Festes ausgedacht hatten. Einer stil gilt: nie zu sehr überladen, die Aufnahmefähigkeit des der Höhepunkte war das Torwandschießen, das Mathematik- Lesers nicht mit überlangen Sätzen überfordern: lehrer Heiner Schmidt souverän gewann. Zu den Attraktionen des vielstündigen Festes zählte auch das Buffet, zu dessen Gelingen So etwa könnte Der Mann wäre eine Empfehlung für jeden Bundesligaklub: viele Freiwillige beigetragen hatten. der „Einstieg“ Konzentriert ging er zur Sache, präzise zielte und stramm schoss zu einer er. Sechs Volltreffer, kein Fehlversuch. Die Torwand hatte keine Reportage Chance gegen ihn. Kommentar aussehen. Der Kommentar beinhaltet eine persönliche Wertung von Nur schade, dass Heiner Schmidt, allseits beliebter Mathepauker Sachverhalten durch den Autor. Er kann also im Gegensatz zur am Städtischen Gymnasium, die 50 schon überschritten hat, Nachricht Meinung wiedergeben. Allerdings muss auch der sonst hätte er sich nach dem gelungenen Torwandschießen der Kommentar eine sachliche Information als Grundlage haben. Angebote von Profifußballklubs nicht erwehren können. So aber Diese Information kann entweder als eigenständiger Artikel wird er seinen Schülern erhalten bleiben, was – so zeigte sich neben dem Kommentar in der Zeitung stehen, oder aber der Schmidt überzeugt – „wahrscheinlich auch nicht so schlecht ist“. Sachverhalt wird im Kommentar selbst in ein, zwei Sätzen Apropos schlecht: Mit diesem Prädikat durften sich diesmal die erwähnt. Schüler „schmücken“ – zumindest diejenigen, die die sechsköpfi- Ist dies nicht der Fall, hängt der Kommentar im „luftleeren ge Mannschaft beim Torwandschießen bildeten. Sang- und klang- Raum“, und der Leser weiß unter Umständen gar nicht, worum los gingen sie gegen das Paukerteam unter, obwohl – oder: weil? es in dem Kommentar geht. – mit Sylvia Pfumfel und Rita Müller zwei Damen bei der Lehrer- Zum Beispiel: mannschaft mitspielten. „Auf der ganzen Linie eine Pleite“, stellte So langsam reicht es. Die jüngste Tat unseres hochgeschätzten dann auch zu Recht Volker Schulte von der Schülermannschaft Rektors hat das Fass zum Überlaufen gebracht. So kann man fest, aber Riesenspaß gemacht habe es auf jeden Fall. nicht mit mündigen Schülern umgehen. Im vergangenen Jahr- hundert war ein solch autoritäres Verhalten sicherlich gang und Das muntere Toreschießen war einer der Höhepunkte des dies- gäbe; in das heutige demokratische Schulsystem passt dies aller- jährigen Schulfestes, das traditionsgemäß am ersten Juliwochen- dings nicht mehr. ende auf dem Schulgelände stattfand. Bei herrlichem Wetter und Statt das Miteinander zu pflegen, zieht Dr. Müller nach wie vor entsprechend prächtiger Laune verbrachten Lehrer, Schüler und Alleingänge vor; statt die Schüler als Partner zu akzeptieren, Eltern einmal abseits des täglichen Schulstresses gemeinsam demonstriert er immer wieder aufs Neue, dass er allein das einige unbeschwerte Stunden. „Sport, Spiel und Spaß“ hieß das Sagen im Hause hat. Die Tatsache, dass Lehrer und Eltern die Motto des Festes, das für jeden etwas bot – nicht zuletzt auch in kulinarischer Hinsicht…
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 20 20 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 21 Schüler unterstützen, zeigt, dass es für Dr. Müller höchste Zeit ist Quellen gibt es genug. Bei Sachthemen beispiels- umzudenken und mit dem Willen der Zusammenarbeit auf die weise leisten Bücher gute Hilfe. Hat man die nötigen Schüler zuzugehen. Bücher nicht zu Hause griffbereit, dann gibt’s ja noch die Schulbibliotheken oder die öffentlichen Würde dieser Kommentar ohne zusätzliche Information – bei- Bibliotheken am Ort. Keine Frage, dass jeder spielsweise in Form einer vorangestellten Nachricht – erschei- Redakteur ein Lexikon besitzt. Die Zeitung am Ort nen, hätte er sein Ziel verfehlt. Denn über den Grund der gehar- hat mit Sicherheit ein Archiv, in dem man – nach nischten Kritik am Rektor erfährt der Leser nichts. Und der vorheriger Terminvereinbarung – in früheren Redakteur der Zeitung kann nicht davon ausgehen, dass alle Ausgaben nachschlagen kann. Elegant ist natürlich wissen, was sich der Rektor denn nun eigentlich „geleistet“ hat. auch die Recherche im Internet, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Einen Sinn hätte der Kommentar allerdings, wenn er von einer Nun gibt es aber auch Personen, die zwar ein Nachricht wie der folgenden „flankiert“ wäre: Interview wert sind, aber dennoch nicht im Lexikon stehen, sich nicht im Zeitungsarchiv finden lassen und auch Auf heftigen Protest von Schülersprecher Hans Maier ist die sonst noch nicht in irgendwelchen Publikationen aufgelistet Entscheidung von Rektor Dr. Peter Müller gestoßen, die von der sind. Beispielsweise der Klassenlehrer, der Schulbusfahrer, der Schülervertretung geplante Schüler-Vollversammlung während Hausmeister – da gibt’s manchmal prima Stories – oder aber der der Unterrichtszeit zu verbieten. Müller begründete seinen Schritt Schulsprecher. Mit allen lohnt ein Interview. mit der Tatsache, dass erst vor vier Wochen die letzte derartige Hier ist der Journalist als Rechercheur gefragt. Es gilt, etwas Versammlung stattgefunden habe und dafür drei Stunden über die Person zu erfahren, mit der man das Interview machen Unterricht ausgefallen seien. Hans Maier vermutet jedoch in dem will. Vorgehen einen „weiteren Willkürakt“ des Rektors, der bereits • Wer ein Interview nicht direkt mit knallharten Fragen beginnt, zum wiederholten Male Vorhaben der Schülervertretung verboten sondern etwas einfließen lässt, das den Befragten privat inte- oder behindert habe. ressiert, lockert die Atmosphäre auf. Nach ein paar privaten Worten, beispielsweise über das Hobby, den Hund oder die „… und was halten Sie davon?“ Kinder, lassen sich Fragen nach den Standpunkten in der Schule, in der Politik oder bei anderen Sachgebieten einfacher Das Interview stellen. Mit „spielerischen“ Fragen wird Vertrauen auf- und Die Recherche Misstrauen abgebaut. Vor das Interview haben die Journalisten die Recherche gestellt. Was nutzt der noch so tolle Gesprächspartner, bei dem man Fragen sind die Hauptsache bei einem Interview endlich einen Termin bekommen hat, wenn der Journalist dann Man legt sich also einen Plan zurecht, überlegt, was man fragen sprachlos dasitzt, ihm die Fragen fehlen, weil er sich nicht oder will. Das vermerkt man auf einem Spickzettel, den der Journalist nur schlecht vorbereitet hat. Das Interview wird schlicht eine zum Interview mitbringen und auf den er während des Gesprächs Katastrophe. getrost einen Blick werfen kann. Das machen auch erfahrene Selbstvertrauen und die Selbsteinschätzung „ich werd’s schon und prominente Kollegen von Presse, Funk und Fernsehen. Viel machen“ reichen nicht. Wer einen Gesprächspartner interviewen zu leicht wird sonst eine wichtige Frage vergessen, oder man will, muss gut vorbereitet sein. kommt ganz einfach aus dem Fragefluss.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 22 22 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 23 Das Ziel Die Hilfsmittel Ziel eines jeden Interviews ist es, soviel wie möglich an Informa- Papier und Kugelschreiber sind unerlässlich. Keiner hat ein tionen zu bekommen. Es geht darum, etwas Neues aus dem solch gutes Gedächtnis, dass er ein ganzes Interview im Kopf Gesprächspartner „herauszukitzeln“. Was alle längst wissen, will behalten könnte. Noch besser ist, wenn zur Kontrolle ein Kas- keiner mehr lesen. settenrecorder mitläuft. Hier muss man allerdings fragen, ob der Beim Interview muss man sich auf das gesteckte Ziel konzentrie- Gesprächspartner damit einverstanden ist. Dennoch sollte man ren und nie davon abbringen lassen! Gefahren, ins Interview- nicht darauf verzichten, Notizen zu machen. Im Laufe des Inter- Abseits zu kommen, gibt es viele. Beispielsweise: views können solche Notizen hilfreich sein, wenn sich der • Man kommt vom „Hölzchen aufs Stöckchen“, verzettelt sich in Gesprächspartner beispielsweise in Ausflüchten versucht. der Unterhaltung und verliert das Wesentliche aus den Augen. • Die Fragen passen dem Gesprächspartner nicht in den Kram, Die Form er wird weitschweifig, kommt vom Thema ab, erzählt ganz Die klassische Art der Aufbereitung eines Interviews ist die andere Dinge. In einer solchen Phase muss der Interviewer Frage-und-Antwort-Form. Beispiel: versuchen, das Gespräch wieder an sich zu bringen. Ein Zeitung: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“ „Luftschnappen“ zwischen zwei Sätzen ist das Einsatzzeichen, Rektor: „Seit zehn Jahren.“ blitzschnell in den Redeschwall des Gegenübers einzubre- Wenn diese Form nicht typographisch aufgelockert wird, wirkt chen, das Gespräch an sich zu ziehen. sie langweilig. Je nach den Möglichkeiten, die zur Verfügung • Oft wird auch versucht, mit Fachbegriffen, Fremdwörtern, stehen, sollten verschiedene Schriftarten und -typen benutzt irgendwelchen Thesen den Journalisten zu überfahren. Der werden. sollte sich nicht scheuen zu sagen: „Das verstehe ich nicht.“ Zeitung: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“ Denn genau darauf zielen diese Worthülsen. Der Gesprächs- Rektor: „Seit zehn Jahren.“ partner will einfach nur beeindrucken, ohne die „Katze aus Oder: dem Sack“ zu lassen. ZEITUNG: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“ Es gilt also nachzuhaken. Dabei hilft auch die Anmerkung, REKTOR: „Seit zehn Jahren.“ dass man das alles schließlich auch noch seinem Leser „über- Und noch eine Möglichkeit: setzen“, also verständlich machen muss. Zeitung: „Seit wann sind Sie Rektor an dieser Schule?“ Rektor: „Seit zehn Jahren.“ Um das Gesagte zu veranschaulichen, sollte man auch immer nach Beispielen fragen oder vorschlagen, selbst welche zu suchen. Wer kann sich unter der Summe von 300 Millionen Euro etwas vorstellen? Dass dies der Gegenwert von rund 1000 statt- lichen Einfamilienhäusern ist, macht die Sache schon viel deut- licher. Flächen lassen sich in die Größe von Fußballfeldern auf- teilen, und auch das höchste Gebäude einer Stadt ist ein guter Beispielmaßstab. Und noch etwas Wichtiges: kurze Fragen stellen. In der Frage dem Gegenüber nicht schon die Antwort abnehmen.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 24 24 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 25 Die andere Form Auch das gehört zum Ein geschickter Autor kann beim Schreiben des Interviews auch eine andere, lebhaftere Form wählen, die vom Frage-und- journalistischen Rüstzeug Die Kunst der Zeile Antwort-Stil abweicht: Die Überschriften (Zeilen) sollen zum Lesen reizen. Bei Nach- richten sollten sie deshalb die wichtigste Mitteilung enthalten. Wie lange er schon an der Schule sei? Rektor Müller lehnt sich Bei Reportagen nimmt man oft nebensächliche Aspekte, in seinem braunen Ledersessel zurück, und während sein Blick witzige Zitate etc., die den Leser neugierig auf den Inhalt des über die zahlreichen Urkunden schweift, die an der sonst Artikels machen. Kommentare und Glossen bringen in der Über- schmucklosen Wand hängen, sagt er: „Zehn Jahre.“ schrift nicht selten nur ein Wort, das aber meistens die Quint- essenz des gesamten Inhalts enthält. Zweifelsohne kann man bei dieser Form viel mehr ins Interview „hineinpacken“. Da können die Atmosphäre des Raums, die Wg. der ungeschriebenen Gesetze Persönlichkeit des Befragten und vieles andere mit beschrieben Hinsichtlich der Schreibweise gibt es einige formale Grundsätze, werden. die zum journalistischen Rüstzeug gehören: Das Nachlesen • Worte nie abkürzen. Es darf also kein „sog.“ geben, sondern Es sollte keinem Journalisten ein Zacken aus der Krone brechen, es muss immer „so genannt“ heißen. Ebenso wenig hat „ggf.“ wenn der Befragte bittet, ihm das geschriebene Wortlautinter- etwas im Text verloren, sondern nur ausgeschrieben „gege- view noch einmal vorzulegen, ehe es erscheint. Das ist durchaus benenfalls“. nichts Ehrenrühriges. Selbst wenn Chefredakteure von großen Eine Ausnahme machen Kürzel, die als solche verständlich und Zeitungen beispielsweise ein Interview mit dem Bundeskanzler gebräuchlich sind, wie etwa USA oder RTL. gemacht haben, wird das Interview nachher nochmals mit ihm Abkürzungen, die nicht den allgemeinen Sprachgepflogenheiten beziehungsweise mit Kanzlerreferenten oder dem Bundes- entsprechen oder nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt presseamt durchgecheckt. Also: Nur kein falscher Stolz, wenn werden können, müssen vor ihrer ersten Verwendung auf jeden eine solche Bitte vorgetragen wird. Fall erklärt werden. Beispielsweise Wird eine andere Form als das Wortlautinterview gewählt (Frage-Antwort-Form), kann der Interviewpartner erwarten, dass „Der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (RSGV) hat bei die Zitate mit ihm abgestimmt werden. seiner letzten Pressekonferenz….“ Im weiteren Verlauf des Textes kann man dann nur noch RSGV verwenden. Das Foto Wer soviel über die Meinung einer Person sagt, weckt die Neu- Merke: Das Wissen des Lesers sollte eher gering eingeschätzt gier auf das Aussehen des Interviewten. Wenn die Möglichkeit werden. Auch wenn für einen selbst die Abkürzung gang und besteht, sollte bei dem Interview unbedingt ein Foto des gäbe ist, lieber erst die Langschrift verwenden. Damit kann man Befragten abgedruckt sein. Das muss nicht selbst gemacht dann auch sicher sein, dass der Text verstanden wird. werden, ein Passbild tut’s auch. Interessanter ist es natürlich, wenn der Befragte in seiner Umgebung beim Interview fotografiert wird. Und dabei darf der Interviewer ruhig mit aufs Bild.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 26 26 Am Anfang stehen die W Am Anfang stehen die W 27 • Personennamen müssen Vor- und Nachname enthalten. „Herr“ oder „Frau“ Müller gibt es im Journalisten-Deutsch nicht. Ist der Vorname nicht bekannt oder kann er auch nicht in Erfahrung gebracht werden, greift man zu Hilfskonstruk- tionen wie „der 39-jährige Müller“, „der Sprecher des Lehrer- kollegiums, Müller“. Dienstbezeichnungen sollten nie als Bestandteil des Namens verwendet werden, allenfalls für eine nähere Erläuterung zu einer Person. Es darf also nicht heißen: „Nach Angaben von Verwaltungsoberrat Peter Schmitz“, sondern richtig: „Nach Angaben von Peter Schmitz, Verwaltungsoberrat im Ordnungsamt“. Aber immer überlegen, ob und in welchem Zusammenhang eine Dienstbezeichnung dem Leser eine Information gibt: „Verwaltungsoberrat“ hat wenig Aussage- falsch richtig kraft. Mehr würde dem Leser dagegen folgender Hinweis ver- mitteln: „Peter Schmitz, Leiter der Abteilung Wirtschaftskrimi- Ein solcher Schriftenblock „erschlägt“ und hält vom Lesen ab. nalität im Ordnungsamt.“ Wer die Lektüre dennoch beginnt, verliert spätestens in der Der „Dr.“ ist Namenbestandteil und gehört zum Namen. In Mitte eines Artikels den Faden und findet keine Orientierung journalistischen Texten muss man ihn aber nicht unbedingt ver- mehr, um mit dem Lesen fortzufahren. wenden. Vor allem in Überschriften wird er üblicherweise weg- gelassen. Um schon von der äußeren Form her Leseanreize zu schaffen und um die Lesbarkeit zu erleichtern, benutzt man beispielsweise: • Ganze Zahlen werden nach einer alten Buchdruckerregel bis • Fett- oder Kursivsatz (dadurch werden einzelne, als beson- zwölf ausgeschrieben („drei Kilo Haschisch wurden bei einer ders wichtig eingestufte Passagen hervorgehoben). Razzia sichergestellt“, aber „3,5 Kilo Haschisch …“). Ab 13 ver- • Zwischenzeilen (sie trennen die Textblöcke optisch und wendet man Ziffern. Eine Ausnahme: Wenn die Zahl eine geben darüber hinaus dem Leser einen Hinweis auf das, Nummer ist, wird sie in Ziffern geschrieben, also „Haupt- was im nächsten Absatz folgt). strasse 8“. • Punkte, Pfeile, andere Zeichen (auch hierdurch lassen sich Passagen markieren, die hervorgehoben werden sollen). Text und kein Ende • Fotos, Grafiken und Zeichnungen sind beliebte Mittel, um Nichts ermüdet die Augen und senkt die Aufnahmefähigkeit so viel Text aufzulockern. Hinzu kommt, dass fast alle Leser sehr wie „Textwüsten“ oder „Satzfriedhöfe“. Journalisten verste- zunächst auf Illustrationen schauen, bevor sie die dazuge- hen darunter (manchmal über eine ganze Seite gehende) Artikel, hörenden Artikel lesen. Fotos oder andere grafische Elemente bei denen die Zeilen fortlaufend, ohne Auflockerung angeordnet schaffen also Aufmerksamkeit, die sich für den Artikeltext sind. nutzen lässt.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 11:59 Uhr Seite 28 28 Am Anfang stehen die W Kapitel 3 Die Kunst des Verpackens 29 Gezeichnet: mit dem Namen Damit der Leser auch weiß, wer der Autor ist, sollte der Artikel immer gekennzeichnet sein: • mit einem Kurzzeichen am Anfang oder am Ende des Artikels oder • mit einer Namenszeile (Korrespondentenzeile) nach der Überschrift (Von unserem Redaktionsmitglied Axel Werner, oder: Von unserem Mitarbeiter Ulf Hauser). Natürlich kann man auch den Namen unter den Artikel setzen. Mit Layout und Typometer Da hat man stundenlang seinen Kopf zermartert, überlegt, ver- worfen, neu begonnen, den Artikel geschrieben, redigiert, nochmals umgestellt, wieder geschrieben und endlich das Werk vollbracht. Und dann steht er in der Zeitung, der Artikel. Aber wie sieht er aus? Die Überschrift stimmt nicht, wird nicht vom Artikel getragen. Die Schlagzeile viel zu klein, das Bild steht bei einem völlig falschen Bericht, und kein Mensch weiß, wo man mit dem Lesen beginnen und wo man aufhören soll. Die Zeitungsseite ist ganz einfach schlecht gestaltet. Das Layout ist nicht gut und damit verliert der ganze Artikel, verliert die ganze Seite, verliert die ganze Zeitung. Eine Zeitung „verkauft“ sich nicht nur durch Inhalte, sondern auch durch das äußere Erscheinungsbild. Die Zeitung muss also durchgestaltet sein. Sie muss zum Lesen verführen. Zeitungs- macher sind wahre Verpackungskünstler. Sie verpacken so, dass der Leser verführt wird, den ganzen Artikel und die ganze Zeitung zu lesen.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 12:00 Uhr Seite 30 30 Die Kunst des Verpackens Die Kunst des Verpackens 31 Beim Titel geht’s los ganzen Artikel entstellt habe.). Und: An eine exakte Länge Die Gestaltung des Titelschriftzuges (und eventuell eines Logos) muss man sich halten. Schließlich ist es nicht möglich, an eine ist so wichtig, dass man einige Mühe darauf verwenden sollte. Zeitungsseite ein Stück Papier anzukleben, nur weil einer zu Vielleicht finden sich in der Redaktion Mitschüler, die über grafi- viel geschrieben hat. sches Geschick verfügen, vielleicht gibt es in der Kunst-AG eini- • Er stellt fest, ob es zu den Artikeln Bilder gibt oder ob man ge Kollegen, die bei der Gestaltung der Schülerzeitung „Hand welche machen lassen kann. Wenn ja, was sollen sie zeigen? anlegen“. Übrigens: Es macht sich gut, wenn man auf den Innen- Worauf kommt’s bei dem Thema an? seiten (etwa am oberen Seitenrand) das Logo verkleinert wieder- Jetzt braucht man einen Layoutbogen, ein Typometer, und holt. Der Titel und die Titelblattgestaltung sollten das Auge fes- schon kann der professionelle „Aufriss“, die Gestaltung der seln. Aber auch die einzelnen Artikel in Kombination mit Über- Zeitungsseite, beginnen (Das Layoutpapier kann man selber schriften, Fotos und Grafiken müssen so geschickt aufgemacht herstellen, ein Typometer mit verschiedenen Schriftgrößen usw. sein (das bezieht sich auch auf das äußere Erscheinungsbild), gibt es im Schreibwarenfachgeschäft.). dass sie beim Leser ankommen. Um eine Seite attraktiv zu „basteln“, gibt es einige Tricks, die man auf jeden Fall beim Ganz klar: Das Wichtigste kommt nach oben, erhält die Layouten, also bei der Gestaltung der Seite, beachten sollte. dickste Überschrift und wird möglichst durch ein oder mehrere Bilder ergänzt. Das lockert auf, macht die sonst graue und eintönige Zeitungsseite munterer, lebendiger. Layout Reizt zum Anschauen und Lesen. Die Beherrschung der Layoutregeln ist in jedem Fall wichtig, denn was nützt beispielsweise die raffinierteste Computer- Generell ist bei den Seiten zu beachten: Der Leser wird zuerst technik, wenn man nicht in der Lage ist, die Beiträge attraktiv immer auf die rechten Seiten sehen. Hier gehören also die wich- anzuordnen. Das gilt auch, wenn die Zeitung noch handge- tigen, interessanten Artikel hin. Damit die Beiträge auf den lin- schrieben hergestellt wird. ken Seiten aber nicht zu kurz kommen, muss man mit kleinen Wer nach dem folgenden Schema vorgeht und auch die Layout- Tricks arbeiten: tipps beachtet, wird seinen Lesern Lesespaß bereiten und auch • Die Überschrift „eine Nummer größer“ machen. selbst Vergnügen an seinem „Produkt“ bekommen. • Linien um die Artikel ziehen (so genannte Kästen bauen). • Mit Bildern oder Zeichnungen nicht geizen. Zettelwirtschaft Wie werden Artikel und Bilder am besten „verpackt“? Skizzenhaft Zuerst muss man wissen, was man eigentlich alles hat und was Der erste Entwurf der Zeitungsseite muss nicht mit dem Lineal in der Zeitung untergebracht werden soll. Der Redakteur geht gezogen werden. „Frei Hand“ wird der erste Aufriss gemacht. folgendermaßen vor: Man will wissen, wie das Ganze aussieht, ehe man sich an das • Er notiert sämtliche Themen auf einem Zettel. Rechnen und das genaue Messen macht. • Er spricht mit den Schreibern und Autoren eine gewisse Länge Spätestens hier muss man wissen, wie groß die Zeitungsseite ab (Nichts macht so viel Ärger wie das Streichen in Texten, die eigentlich werden soll. DIN A4, DIN A5 oder ein anderes Format. ein anderer geschrieben hat. Der schimpft hinterher sicher- Weiter muss sich der Gestalter auf die Anzahl der Spalten festle- lich, dass man das Wichtigste herausgenommen und den gen: zwei-, drei-, vier- oder fünfspaltig.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 12:00 Uhr Seite 32 32 Die Kunst des Verpackens Die Kunst des Verpackens 33 Allerdings: Zu viele Spalten sollten es nun auch nicht sein. Wenn jedes dritte Wort getrennt ist, bereitet das Lesen ebenfalls kein Vergnügen mehr. Als Faustregel kann gelten: • DIN A4 bis zu 5 Spalten. • DIN A 5 bis zu 3 Spalten. Layoutbogen Stehen Seitengröße und die Anzahl der Spalten fest, kann der Layoutbogen hergestellt werden. Am einfachsten ist, wenn er die gleiche Größe wie die Zeitungsseite hat. Das erspart die mühselige Umrechnerei. Man nimmt möglichst Millimeterpapier und zeichnet die Zeitungsseite auf. Nicht den Rand vergessen. Dann werden die Spalten eingezeichnet. Nicht den Zwischen- raum vergessen. Schließlich dürfen die Buchstaben der einzel- nen Spalten nicht aneinander stoßen. Schmale Spalten sind leichter zu lesen. Zu breite Texte (die gar über eine ganze Seite gehen) wirken auf den Leser ermüdend. Zudem lassen sich bei mehrspaltigem Seitenumbruch (Anord- nung der Artikel über die Spalten einer Seite) besser Bilder, Zeichnungen oder Zwischenzeilen unterbringen.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 12:00 Uhr Seite 34 34 Die Kunst des Verpackens Die Kunst des Verpackens 35 Der Platz für die Überschrift muss nun auf dem Layoutbogen Wer darauf verzichtet, muss nur die Höhe einer Zeile oder bes- eingezeichnet werden. Die Zeilen nicht zu dicht untereinander ser: von mehreren Zeilen ausmessen und dies auf die Zeilenzahl setzen, Zwischenräume, „Luft“ lassen, das sieht besser aus und seines Artikels umlegen. macht die Seite luftiger. Jetzt geht’s daran, den Artikel zu redi- gieren. Nicht auf Fehler oder Inhalt, das ist vorher schon gesche- Beispiel: hen, jetzt geht’s um die genaue Länge. Die Zeilen, die auf Spal- Zehn Zeilen haben eine Höhe von 4 cm. Der Artikel umfasst tenbreite geschrieben sind, werden gezählt und in den Layout- 70 Zeilen (Achtung: Leerzeichen müssen mitgerechnet werden). bogen eingezeichnet. Hierbei benutzt man das Typometer. Also braucht man für den Artikel 28 cm Platz, wenn man ihn ein- spaltig setzt. Weil man bei einer solchen Länge Zwischenzeilen Typometer verwenden sollte, wird er natürlich etwas länger. Auf dem Typometer ist die Zeilenzahl bei unterschiedlichen Platziert man den Artikel zweispaltig, braucht man – wenn beide Schriftgrößen abzulesen. Mit dem Typometer lässt sich die Seite Spalten gleich lang laufen – 14 cm Platz. exakt ausrechnen, aber es geht auch ohne das Zeilenlineal. Möglich ist aber auch, dass man eine Spalte länger laufen lässt, also beispielsweise in der ersten Spalte 18 cm und in der zweiten 10 cm setzt. Typografische Tipps zur Seitengestaltung Fett und wichtig Zu fast jedem Artikel gehört ein Vorspann. Dieser sollte ent- weder fett gesetzt sein oder sich in anderer Form vom anderen Text abheben. Je kürzer der Text ist, desto größer ist die Chance, dass er gele- sen wird. Manchmal geht es aber nicht anders, das Thema ist komplex und lässt sich nicht in ein paar Sätzen abhandeln. Man hat also einen „langen Riemen“ produziert und muss diesen auf- bereiten. Erste Möglichkeit: Man unterbricht den Text durch Zwischenzeilen. Das sind kleine Zwischenüberschriften, die die Textwüste auflockern. Zweite Möglichkeit: Man nimmt den Artikel „auseinander“ und versucht, daraus zwei oder drei kurze Storys zu machen.
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 12:00 Uhr Seite 36 36 Die Kunst des Verpackens Die Kunst des Verpackens 37 Beispiel: auch andere (Eltern, Lehrer, Anzeigenkunden usw.) zu lesen, wie Ein Schulfest steht an. Nun kann man bei „Adam und Eva“ anfan- sich die „alte Penne“ denn so entwickelt hat. gen, wann die Schule gegründet wurde, welche berühmten Zahlen und Daten kann man auch extra oder „in einen Kasten“ Persönlichkeiten hier gelernt haben, wer der Rektor ist, wie viele stellen. Lehrer und Schüler zur Zeit an der Schule sind, was für die So lassen sich viele lange Artikel entzerren, kürzer und damit Schulfeier geplant ist und was der Eintritt für die Eltern kostet. leichter lesbar machen. Alles in allem ein Riesenartikel, bei dem man sich mit dem Lesen schwer tut. Grauen Ton unterlegen Man kann bestimmte Artikel Die Sache mit dem Kästchen Besser ist es, wenn dieser Artikel auseinander genommen wird. übrigens auch mit grauer Farbe „unterlegen“. Hier ist natürlich Beispiele Was ist das Wichtigste? Richtig: Es findet ein Schulfest statt. auf die Lesbarkeit zu achten: ••••••••••••• Wo, wann, wie, warum? Das gehört unbedingt in den möglichst nicht mehr als 30 % Zahlen und Daten kann man auch extra oder Hauptartikel. Grau und keine zu kleinen und/ „in einen Kasten“ stellen. Grundsätzlich gilt: Lange Beiträge immer mehrspaltig setzen! oder feinen Schriften verwen- Je mehr Spalten, desto flacher – und vermeintlich kürzer – den! wirken sie. ••••••••••••••••••••••••••••••• Anders sieht es mit der Geschichte der Schule aus. Hier kann ein Grafische Elemente ui f y x cvb n m , .- Extra entstehen. Ein eigener kleiner Artikel, der neben oder Man kann, um hervorzuheben, yyyyyyYYYYYYY unter dem Hauptartikel steht. Wenn im Hauptartikel darauf ver- aber auch grafische Elemente wiesen ist, können die „Histörchen“ auch ohne weiteres auf (Punkte, Sternchen, Pfeile etc.) einer anderen Seite stehen. Außerdem: alte Bilder sind fast verwenden. TX immer greifbar. Sie lockern die ganze Geschichte auf und reizen
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 12:00 Uhr Seite 38 38 Die Kunst des Verpackens Die Kunst des Verpackens 39 Kurz und knapp Natürlich muss der Artikel eine solche Aussage tragen. Beim Die einzelnen Absätze nicht zu lang machen. Kürzere Absätze Schulfest muss getanzt werden, und der Schreiber muss vorher geben dem Auge eine Orientierungshilfe. Eine Todsünde sind den Rektor gefragt haben, ob er denn auch einen Tango tanzen überlange Sätze. Solche monströsen Gebilde, die sich über meh- würde. rere Zeilen oder gar über einen ganzen Absatz erstrecken, mit Mit ein bisschen Geschick lässt sich immer eine flotte Zeile Kommas gespickt, in denen es vor eingeschobenen Neben- machen. Schon beim Interview oder bei der Aufbereitung eines sätzen nur so wimmelt, in denen noch schnell ein Name und ein Artikels an die Überschrift denken und gezielt daraufhin fragen. Datum untergebracht sind und bei denen der Leser am Ende gar nicht mehr weiß, was eigentlich mit dem Satz gesagt werden Ein Bild sagt mehr sollte, wie – der Leser hat’s gemerkt – bei diesem Satz. als 1000 Worte Wo die Augen hängen bleiben Fotos und Bilder in der Zeitung sind wie das Salz in der Suppe. Es gibt kaum jemanden, der alles liest, was in der Zeitung steht. Allerdings müssen sie richtig platziert und in der richtigen Man sucht sich heraus, was einen interessiert. Es hängt also oft Größe gebracht werden. Ein Klassenfoto, auf dem 30 Personen an der interessanten, gut gemachten Schlagzeile, ob ein Artikel sind, kann man nicht einspaltig bringen. Dieses Foto braucht ge- oder überlesen wird. Manchmal sitzt man an einer Platz. Jeder muss sich hierauf erkennen können. Geht das aus Schlagzeile, Überschrift oder, wie die Journalisten sagen, an der irgendeinem Grund nicht, sollte man lieber auf das Foto ver- Zeile länger als an dem ganzen Artikel. Schließlich muss die zichten. „Köpfe“ (Porträtfotos) hingegen lassen sich gut ein- Überschrift in die Spalten passen. Egal, ob sie nun ein-, zwei- spaltig oder, wenn man schon ein erfahrener Layouter ist, auch oder dreispaltig ist. Bei einer gewissen Größe passen eben nur halbspaltig bringen. soundso viele Buchstaben rein. Es gilt also, die Zeile passend zu machen. Wer ist wer? Hier hilft Teamwork. Eine Überschriften-Konferenz. Viele Ideen, Wichtig: Jedes Bild braucht eine Bildunterschrift. Viele Leser viele Vorschläge bringen einen leichter auf den richtigen Einfall. sehen zuerst auf die Überschrift, lesen anschließend die Mit der Überschrift sollte Neugier geweckt werden. Dach- oder Bildzeile und entscheiden sich dann, ob sie weiter lesen wollen. Unterzeilen runden die Überschrift ab. Und noch etwas ganz Wichtiges: Wenn auf dem Foto Personen Eine Zeile sollte „knackig“ sein. Sie muss aber auf alle Fälle etwas abgebildet sind, gehören die Namen in die Bildunterschrift (die über den Inhalt des Artikels aussagen. Nehmen wir noch einmal BU). „Von links nach rechts“ nicht vergessen, damit der Leser das Schulfest. Hier ist jetzt eine zweispaltige Überschrift weiß, wer denn nun rechts steht und wer die Person auf der lin- geplant. Natürlich ist es richtig, wenn es heißt: ken Seite ist. Schulfest am 3. Mai geplant Diagonale für die Größe Die Bildunterschrift ist gemacht, die Namen sind noch einmal Nur: Diese Zeile ist langweilig. Etwas anders klingt’s schon verglichen (nichts ist peinlicher als verwechselte Namen), jetzt besser, zum Beispiel: kommt es darauf an, das Bild in der richtigen Größe auf dem Beim Schulfest Layoutbogen „einzuspiegeln“, das heißt einzupassen. tanzt der Rektor Tango Hierzu muss man als erstes wissen, wie breit die Spalten sind. Mit dem Zentimetermaß nachmessen. Der Einfachheit halber
Zeitung oh Ente A5 01.12.2004 12:00 Uhr Seite 40 40 Die Kunst des Verpackens Die Kunst des Verpackens 41 schreibt man sich auf, wie breit (in cm) ein-, zwei- oder dreispal- Die liebe Ausgewogenheit tig ist (Nicht die Zwischenräume zwischen den Spalten verges- Eine Seite ausgewogen gestalten. Dies ist hier nicht inhaltlich sen!). gemeint, sondern bezieht sich auf die Form: Nicht alle Fotos im oberen Drittel oder in einer Ecke massieren, sondern so über die Seite verteilen, dass die Aufteilung von Artikeln, Fotos, Grafiken usw. ein harmonisches Ganzes gibt. Fotos und Farbe sind Blickfang Weil Fotos und Farbe stets Blickfang sind, eignen sie sich beson- ders für die Titelseite, die ja das Interesse des Lesers auf sich ziehen soll. Einige auf dem Umschlag untergebrachte Hinweise auf Artikel im Innern des Blattes stellen einen zusätzlichen Leseanreiz dar. Köpfe nicht aus dem Blatt schauen lassen Schlechte Layouter lassen Personen „aus der Seite fallen“, gute Layouter lassen sie ins Blatt reinschauen. Niemals in der äußeren rechten Spalte einer rechten Seite (das gleiche gilt auch für die linke Spalte einer linken Seite) ein Foto drucken, auf dem die Person nach rechts (beziehungsweise bei der linken Spalte nach links) blickt. Das wirkt so, als würde Jetzt wird das Lineal auf die Rückseite des Bildes gelegt, die Person aus der Seite herausfallen. richtig ein Zeichen bei der gewünschten Spaltenbreite gemacht und Dies gilt nicht nur für die Blick-, sondern eine senkrechte Linie gezogen. Ist eine Spalte beispielsweise auch die Bewegungs- oder Dynamikrich- 43 Millimeter breit und soll das Bild zweispaltig werden, dann tung auf Bildern. bei 2 x 43 Millimeter plus Millimeter des Zwischenraumes einen senkrechten Strich machen. Anschließend eine Diagonale ziehen Hat man die fotografierte Person aber nur (das Bild wird praktisch von links unten und nach rechts oben mit der falschen Blickrichtung, gibt es durchgestrichen). Beide Linien treffen sich nun. Lineal anlegen zwei Möglichkeiten: und vom Schnittpunkt zum unteren Ende des Bildes messen. • Man setzt das Foto aus der äußeren Fertig, man weiß jetzt die Höhe, in der das Bild in der Zeitung Spalte weg mehr ins Innere des Blattes, erscheinen wird, und kann dementsprechend planen. oder so sollte es nicht aussehen Und noch ein Tipp für alle, die mehrere Schriftarten zur • man „kontert“ das Foto, das heißt, die Person, die nach rechts Verfügung haben. Bildunterschriften sollten eine andere Schrift schaute, blickt dann nach links. haben als der normale Text; zum Beispiel kursiv, also schräg.
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