Generation Y Das Selbstverständnis der Manager von morgen - Eine Trendstudie des Zukunftsinstituts im Auftrag von Signium International

 
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Generation Y
Das Selbstverständnis der
Manager von morgen

Eine Trendstudie des Zukunftsinstituts
im Auftrag von Signium International
Generation Y Das Selbstverständnis der Manager von morgen - Eine Trendstudie des Zukunftsinstituts im Auftrag von Signium International
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Generation Y Das Selbstverständnis der Manager von morgen - Eine Trendstudie des Zukunftsinstituts im Auftrag von Signium International
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Inhalt

Vorwort .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 05

Methodisches Vorgehen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 07

Einleitung: Der Wandel der Arbeitswelt .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 09

Generation Y: Ein Porträt.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13

• Von Communities, Peer Groups und Wahlfreiheit: Charakteristika einer neuen Generation

Generation Y: Einstellungen und Ansprüche .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17

• Eigenständigkeit, Selbstverwirklichung und Autonomie: Was die nächste Generation antreibt

Generation Y: Erwartungen an Job und Leben .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 21

• Erfolgreich ist, wer glücklich ist: Die Bedeutung der intrinsischen Motivation

Generation Y: Berufs- und Karriereziele .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 29

• Zwischen Sinn und Sicherheit: Karriere ja – aber mit anderen Akzenten

Das Leistungsverständnis der Generation Y.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 35

• Positiver Stress: Wann die junge Generation bereit ist, alles zu geben

Selbsttest .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38

• Der Generation-Y-Unternehmenscheck

Quellenverzeichnis. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 41

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Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der demografische Wandel und die sich in den Ruhestand verabschiedende Babyboomer-Generation
         werfen ihre Schatten voraus. Der War for Talents verschärft sich. Wir alle merken das in un-
         serer täglichen Arbeit. Vor allem aber bekommen wir es mit einer neuen Generation nachrü-
         ckender Young Professionals zu tun, die mittelfristig auch in die Führungsebenen vordringen
         wird. Die nach 1980 Geborenen der sogenannten Generation Y wollen anders arbeiten, sie
         wollen anders geführt werden – und sie werden auch selbst in Zukunft anders führen.

Wer für junge High Potentials attraktiv sein möchte, muss sich auf neue Sichtweisen, verändertes
         Leistungsdenken, neue Motivationsmechanismen und vieles mehr einstellen. Doch wie tickt
         die Generation Y genau? Was zeichnet das professionelle Selbstverständnis der Manager von
         morgen aus? Was motiviert junge Menschen in ihrer beruflichen Arbeit und auf dem Weg
         in die Führungsspitzen? Und wie können sich Unternehmen darauf einstellen, damit ihnen
         in naher Zukunft kein Nachteil im Wettbewerb um den Nachwuchs fürs Top-Management
         entsteht?

Seit ein paar Jahren, verstärkt in den letzten Monaten, wird über die Generation Y diskutiert und
         publiziert. Doch trotz des vielfachen Versuchs, ihrer Tiefenstruktur auf den Grund zu gehen,
         blieb bisher manches im Unklaren. Statt mehr Gewissheit zu erlangen, nimmt vor allem die
         Unschärfe zu, wenn von den Entscheidungsträgern und Unternehmenslenkern von morgen
         die Rede ist.

Mit dieser Trendstudie, die in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut entstanden ist, wollen wir
         Licht ins Dunkel bringen. Das heißt auch: Den Mythos der Generation Y etwas entzaubern.
         Zumindest aber können wir mit bestimmten Klischees aufräumen, die sich im Zuge der öf-
         fentlichen Debatte insbesondere in den Medien inzwischen über den jungen, hochqualifizier-
         ten Nachwuchs gebildet haben, der Personaler bisher scheinbar eher enttäuscht als begeistert.
         Dazu haben wir unter anderem eine repräsentative Umfrage unter Vertretern der Generation
         Y durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, was sich diese Generation wünscht, sondern
         auch was Unternehmen von ihr in Zukunft erwarten können.

Klar ist: Diese neue, nachwachsende Generation fordert uns alle heraus. Organisationen werden sich
         verändern und möglicherweise nicht mehr dieselben sein, wenn die „Ypsiloner“ erst einmal in
         die Führungspositionen vorgerückt sind. Andererseits wird auch deutlich: Das Management
         muss sich zwar auf manches Neue einstellen, aber es gibt eben durchaus auch klare Kontinu-
         itäten und vieles, auf dem Unternehmen ihre Strategien zur Gewinnung und Entwicklung von
         Spitzentalenten sehr gut aufbauen können.

Wie das geschehen kann, dazu möchten wir Ihnen mit dieser Studie nicht zuletzt einige Hand-
         lungsempfehlungen geben, damit Sie auch künftig die Spitzentalente fürs Top-Management
         erreichen.

Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre!

Signium International

                                                                                                         Seite 5
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Methodisches Vorgehen

Die Grundlage für die vorliegende Studie bildete zum einen eine umfassende Trendanalyse. Parallel dazu wurden
außerdem in einer bundesweiten repräsentativen Online-Umfrage im August und September 2013 in Zusammen-
arbeit mit YouGov Deutschland insgesamt 511 Personen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren befragt, die als
Bildungsabschluss mindestens die (Fach-)Hochschulreife haben. Diese beiden soziodemografischen Kriterien gelten
allgemein als die gruppendefinitorischen Kernmerkmale der Generation Y.

Zu den Ergebnissen der Befragung: Viele Antworten geben Erwartungen wieder, da sich die Fragen auf eigenes
Verhalten in der Zukunft beziehen. Sie entsprechen somit nicht dem, was die Menschen künftig tatsächlich tun
werden, sondern reflektieren heutige Vorstellungen, Ziele und Absichten der Befragten hinsichtlich ihrer eigenen
Zukunft. Daraus entsteht naturgemäß eine Diskrepanz, da künftige Handlungen nur antizipiert werden können,
diese Annahmen aber keine Gewissheiten darstellen. Erfahrungsgemäß sind Erwartungen an die persönliche (ten-
denziell wünschenswerte) Zukunft zumeist positiv überbewertet, sodass beim Lesen ein Ernüchterungseffekt durch
die künftige Realität mitbedacht werden muss. Dieser „Realitätscheck“ ist jedoch nicht quantifizierbar, ihn in der
Interpretation durch die Autoren vorwegzunehmen, würde die Resultate unzulässig verfälschen.

Als weitere methodische Säulen wurden daher für die weitere Trendanalyse zusätzlich themenrelevante Studien und
Trend-Reports des Zukunftsinstituts sowie Studien anderer Institute, von Hochschulen, Agenturen, Beratungsge-
sellschaften etc. ausgewertet. Ferner wurden in einem thematischen Screening unterschiedliche Quellen, Artikel
und Berichte ausgewählter Fachmedien im Hinblick auf die Fragestellung analysiert. Die Trend-Datenbank und
Megatrend-Dokumentation des Zukunftsinstituts, Markt- und Mediaanalysen, Statistik- und Marktforschungsda-
tenbanken bildeten weitere Grundlagen der Recherchen.

Alle Ergebnisse wurden in der Gesamtanalyse gespiegelt und vor dem Hintergrund relevanter Trend Insights unter
Einbeziehung von Fachleuten aus dem Experten-Umfeld des Zukunftsinstituts interpretiert und bewertet.

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Generation Y
Einleitung
Der Wandel der Arbeitswelt

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Generation Y: Einleitung

         Was und wie wir in den kommenden Jahren arbeiten            war, verlangen junge Mitarbeiter heute in fast allen Tei-
         werden, betrifft uns alle. Dem Management stellt sich       len der Erde nach Erklärung, Transparenz, Mitgestal-
         diese Frage in besonderem Maße: Was Führung mor-            tung. Internationale Arbeitsmigration, überall gesuchte
         gen heißt, und mit welchen Kräften es Unternehmen           Hochtalentierte und die immer deutlicheren Auswir-
         künftig zu tun haben, ist von der richtigen Einschät-       kungen niedriger Geburtenraten erzwingen eine neue
         zung, sorgfältiger Planung und einer fundierten Strate-     Sicht auf Leadership, Mitarbeitermotivation und For-
         gie gegenwärtiger Manager abhängig. Diese Strategien        men der Kooperation. Unternehmer, Manager und Per-
         in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen, wird bedingt         sonalverantwortliche können es sich heute nicht mehr
         von den Menschen, die sie Realität werden lassen. Für       erlauben, darauf zu setzen, dass Nachwuchskräfte im
         die Manager der Gegenwart geht es um den Überblick,         eigenen Land bleiben oder hiesige Top-Unternehmen
         heute die Weichen für die Führung von morgen zu stel-       als Arbeitgeber über alle anderen in der Welt stellen.
         len. Die richtigen Mitarbeiter zu finden, sie zu motivie-   Employability hat für die nächste Generation vor allem
         ren und zu halten. Womit erreichen heutige Führungs-        ein Ziel: die Wahl zu haben.
         kräfte die nächste Generation? Welche Ziele, Motive
         und Ansprüche kennzeichnen die nachrückenden Mit-           Die gesamte globale Gesellschaft befindet sich in ei-
         arbeiter und Manager?                                       nem tiefgreifenden Veränderungsprozess: von der In-
                                                                     dustriegesellschaft zu einer Wissensgesellschaft – mit
         Neue Generationen verlangen eine andere Ansprache.          einer ganz anderen Akzentuierung der Wertschöpfung.
         Das galt so schon immer, doch der Strukturwandel            Schwere körperliche Tätigkeiten rücken durch Automa-
         der Arbeitswelt beschleunigt sich weltweit und läutet       tion und veränderte Arbeitsprozesse weiter in den Hin-
         eine Ära neuer Arbeitsorganisation und eines neuen          tergrund, Wissens- und Serviceberufe nehmen immer
         – umfassenderen – Wettbewerbs ein. Die Generation           mehr Raum ein. Kreativität, Empathie, ganzheitliches
         der heute 20- bis 35-Jährigen, benannt als Generati-        Denken und Problemlösungskompetenz zeichnen den
         on Y, wächst mit diesen Veränderungen auf. Sie sind         Mitarbeiter von morgen aus – egal ob Angestellter oder
         ihr „New Normal“, ihr selbstverständliches Lebens-          Freelancer. Das führt zu einem Paradigmenwechsel mit
         und Arbeitsumfeld. Führungskräfte von heute müssen          Auswirkungen auf das Bildungssystem und individuelle
         sich dessen bewusst sein. Sie müssen verstehen, wel-        Qualifikationswege.
         che Gegebenheiten ihre „Nachfolgergeneration“ als
         grundlegend voraussetzt und dass dies vom eigenen           Überall in der Welt wird Wissen inzwischen als die
         bisherigen Verständnis erheblich abweichen kann. Ge-        Schlüsselressource für wirtschaftlichen und sozialen
         gen individuellere Ansprüche, den Wunsch nach mehr          Fortschritt erkannt. Die Wettbewerbsfähigkeit von Un-
         Teilhabe und den Drang nach permanenter Bildung zu          ternehmen und Volkswirtschaften hängt immer stärker
         argumentieren mag in der klassisch paternalistischen        vom Humankapital und der daran gekoppelten Inno-
         Konzernlogik stimmig gewesen sein, in der Zentrali-         vationsgeschwindigkeit ab. Die Folge: Eine „Aus-bil-
         sierung, Effizienzsteigerung durch Normierung und           dung“ oder ein „Abschluss“, mit dem Lernen beendet
         Temposteigerung durch Vereinfachung zur Bedienung           war und der für ein gesamtes Berufsleben qualifizierte,
         einer Massengesellschaft ökonomisch Sinn ergaben. In        reichen heute nicht mehr aus. Wer in der Arbeitswelt
         Zeiten einer Welt-Gesellschaft, deren Grundverständ-        bestehen will, muss sich Lernbereitschaft und Neugier
         nis geprägt ist vom Anspruch des Einzelnen auf Indi-        bis ins hohe Alter bewahren. Kontinuierliche Aus- und
         vidualismus, auf persönliche Energiebalance und einen       Weiterbildung wird zum selbstverständlichen Teil der
         höheren Komplexitätsgrad, erreicht dieser Ansatz die        Lebensplanung, zum persönlichen Investment in die ei-
         High Potentials nicht mehr.                                 gene Employability.

         Neue Technologien, Globalisierung und der überall           Gerade junge Menschen erleben diese neuen Anfor-
         spürbare demografische Wandel verändern die Ar-             derungen aber nicht als Zwang oder Bedrohung. Im
         beitswelt drastisch. Bevölkerungsstrukturen wandeln         Gegenteil: Sie begegnen ihnen sehr selbstbewusst und
         sich und mit ihnen das Potenzial und die Ansprüche          aufgeschlossen, weil sie wissen, dass Bildung einen Zu-
         der Arbeitskräfte. Wo straffe Führung früher die Norm       wachs an Beweglichkeit und persönlicher Autonomie

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High Potentials auf dem Vormarsch
Anteil der Akademiker an den Beschäftigten (Prozent)

 45%

 40%
                                                                                                            Großbritannien
 35%
                                                                                                            Spanien

 30%                                                                                                        Frankreich

 25%                                                                                                        Schweiz

                                                                                                            EU
 20%
                                                                                                            Deutschland
 15%
                                                                                                            Österreich

 10%                                                                                                        Italien

  5%

  0%
              1995               2000                  2005         2010               2012

       Anmerkung: Der 1995-Wert der Schweiz entspricht dem von 1996. Basis: 15- bis 74-Jährige mit Abschlüssen
       im Tertiärbereich/Promotion (ISCED 5-6). Quelle: Eurostat, Berechnung: Zukunftsinstitut

bedeutet. Neugierig zu bleiben und sich immer weiter-          sind künftig grundlegend andere als in der alten In-
zubilden, so das Ergebnis der Umfrage der vorliegenden         dustriewelt. Unternehmenswerte basieren mehr denn
Trendstudie, zählt für 85 Prozent der 20- bis 35-Jäh-          je auf dem Wissen der Mitarbeiter. Wie sehr sie dabei
rigen zu den wichtigsten Zielen in ihrem Leben. Dass           auf hoch qualifiziertes „kreatives Kapital“ angewiesen
lebenslanges Lernen zum zentralen Lebensinhalt wird,           sind, zeigt der rapide steigende Akademikeranteil an
hat aber auch sehr handfeste Motive: In einer Zeit, in         den Beschäftigten: In der EU hatten Mitte der 1990er-
der institutionelle Sicherungen durch Staat und Arbeit-        Jahre noch nicht einmal 20 Prozent einen Hochschul-
geber als immer unzuverlässiger empfunden werden,              abschluss, heute sind es rund 31 Prozent. Künftige
wird Wissen zum Faktor der individuellen Absicherung.          Arbeitsumgebungen werden mehr und mehr Hochbil-
Bildung wird vom Einzelnen als strategische Investition        dungsumgebungen sein.
verstanden, Bildungswege werden frühzeitig geplant,
kontinuierlich gemanagt und langfristig organisiert.           Der Megatrend New Work hebt den Arbeitsbegriff da-
                                                               bei auf eine neue Ebene: Die „schöne neue Arbeitswelt“
Das hat erhebliche Auswirkungen für die Unterneh-              verunsichert ebenso, wie sie zugleich fasziniert. Kennt-
men und ihre Human-Resource-Strategien. Denn für               nisse, Skills, Talent, all das wird derzeit auch durch
eine solche Generation ist ausgemacht, dass man sich           eine neue Generation Nachwachsender im Zusammen-
fortwährend qualifiziert, sich immer weiterbildet, dass        spiel mit der alles umfassenden Digitalisierung einer
sich Unternehmen um das geistige Potenzial und das             Neudefinition ausgesetzt: Die Generation Y ist gerade
Know-how ihres Fachkräfte-Pools kümmern. Sie spie-             dabei, die Spielregeln von Recruiting, Talentmanage-
geln und verstärken einen klaren Trend: Die Voraus-            ment, Karriereplanung, Personal- und Führungskräfte-
setzungen für Wachstum, Fortschritt und Innovation             entwicklung umzuschreiben.

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Generation Y
Ein Porträt
Von Communities, Peer Groups und Wahlfreiheit: Charakteristika einer neuen Generation

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Generation Y: Ein Porträt

         Generationenwechsel betreffen auch Unternehmen und         gut ausgebildeten „Ypsiloner“ in den deutschspra-
         ihre Führungsstrukturen stets mit Intensität. Bekann-      chigen Ländern.
         testes Beispiel ist der „Marsch durch die Institutionen“
         der 68er-Generation, die mit ihrer Diskursmentalität       Diese Komfortzone spiegeln die Ergebnisse unserer
         auch die Unternehmensorganisation stark geprägt hat,       Befragung in ihrer gesamten Breite: Junge Frauen und
         hin zur Meeting-Kultur heutiger Business-Wirklichkeit.     Männer zwischen 20 und 35 Jahren haben höchste An-
                                                                    sprüche. Sie erwarten gute Jobs in ihrer Zukunft, gehen
         Nun steht eine neue Generation vor dem Sprung in           von hohen materiellen Standards aus, fordern von der
         Schlüsselpositionen: Die Generation Y. Wie bei frühe-      Firma die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bzw.
         ren Generationenübergängen geht es für heutige Füh-        familiefreundliche Rahmenbedingungen und wollen
         rungskräfte darum, Ansprüche, Wünsche, Bedürfnisse,        durchweg um ihre Meinung gefragt werden. Vor dem
         Motive und Ziele der neuen Generation zu kennen, um        Hintergrund einer Rundum-Versorgung durch überfür-
         unternehmerischen Erfolg trotz sich wandelnder Füh-        sorgliche Eltern und einen vergleichsweise effizienten
         rungsauffassungen zu gewährleisten.                        Sozialapparat scheint für viele der „Realitätsschock“
                                                                    noch bevorzustehen.

         Von wem wir sprechen                                       Ob man dies nun als unbegründete Überheblichkeit
                                                                    oder als verständliche Naivität gegenüber der Zukunft
         Von der „Generation Y“ spricht man seit 1993. In einem     bewertet, ist nicht entscheidend. Für heutige Führungs-
         Artikel beschrieb die Fachzeitschrift Advertising Age      kräfte geht es darum, dies als ein Musterbeispiel im
         seinerzeit maximal zwölf Jahre alte Jugendliche als „an-   Sinne des sogenannten Thomas-Theorems zu begreifen:
         ders“ in ihren Charakteristika und gab ihnen damit den     Was Menschen für real halten, ist real in seinen Konse-
         Status einer neuen Generation. Die Argumentation fuß-      quenzen, formulierten die beiden US-Soziologen Doro-
         te auf einem Buch, das der Historiker William Strauss      thy Swaine Thomas und William Isaac Thomas bereits
         zusammen mit dem Ökonomen und Demografen Neil              im Jahr 1928. Im vorliegenden Fall heißt das: Was die
         Howe 1991 veröffentlichte (Strauss/Howe 1991). Sie         Generation Y erwartet, hat Auswirkungen darauf, wie
         prägten darin den Begriff der „Millennials“ für diese      man ihr begegnen muss.
         Generation, der heute meist synonym verwendet wird.
                                                                    International stellt sich die Situation sehr unterschied-
         Die Generation Y fungiert als Nachfolger der Generati-     lich dar. In der Folge von Finanz- und Eurokrise sind
         on X (bekannt geworden vor allem durch das gleichna-       die Arbeitslosenraten in vielen EU-Ländern gerade un-
         mige Buch des US-Autors Douglas Coupland), der letz-       ter den jungen Menschen dramatisch gestiegen, was
         ten, desillusionierten Babyboomer-Kohorte, der damals      zu einer „neuen Auswanderung“ führt, von der vor
         zum ersten Mal schwante, dass es kein ewiges Aufwärts      allem Deutschland derzeit profitiert. In den USA wird
         geben kann, wie ihre Eltern dies als Nachkriegs- und       das Phänomen der Generation Y dagegen eher vor dem
         Aufbaugeneration noch erlebt hatten.                       Hintergrund seiner Bedeutung jenseits der weißen Mit-
                                                                    telschicht, etwa für die afroamerikanischen oder hispa-
         Zur Generation Y werden diejenigen Altersgrup-             nischen Bevölkerungsgruppen, kritisch diskutiert.
         pen gezählt, die um die Jahrtausendwende Teen-
         ager waren. Heute sind ihre Mitglieder zwischen
         Anfang 20 und Mitte 30. Demografisch betrachtet            Regeln sind von gestern
         fällt ihr zahlenmäßiger Umfang durch die seit Ende
         der 1960er-Jahre sinkenden Geburtenraten deutlich          Studien zeigen generell, dass normierende gesellschaft-
         geringer aus. Diese Entwicklung führt zum heute            liche Faktoren für diese Generation weiter an Gültigkeit
         vieldiskutierten Phänomen des Fachkräftemangels            verloren haben. Das bedeutet: Der Einzelne nimmt für
         auf Seiten der Unternehmen und zu einer vergleichs-        sich zunehmend in Anspruch, ein „Recht“ auf Indivi-
         weise komfortablen Situation für die Mitglieder der        dualismus zu haben. Äußere Zwänge, etwa gesetzliche
         Generation Y am Arbeitsmarkt – zumindest für die           Vorgaben, aber auch allgemeingesellschaftlich akzep-

Seite 14 Generation Y
:zukunfts|institut

tierte Regeln erscheinen immer weniger bindend, sie         mit der Logik des Herrschaftswissens und halten ihm
werden vom Einzelnen seiner Einstellung gemäß inter-        die Überlegenheit des geteilten Wissens entgegen.
pretiert und ausgelegt. Ob Shell-Jugendstudie, Sozio-
oekonomisches Panel (SOEP) des Deutschen Instituts          • Die Generation Y unterscheidet sich vor allem auch
für Wirtschaftsforschung (DIW) oder Bevölkerungsbe-         im Lebensstil von allen ihren Vorgängern: Sie wuchsen
fragungen wie die Allensbacher Markt- und Werbeträ-         als erste in einer Welt der Digitalisierung auf, mit völ-
geranalyse – praktisch alle sozialwissenschaftlichen Un-    lig neuen Technologien der Kommunikation und des
tersuchungen belegen einen rückläufigen Trend, wenn         Austauschs. Ein ebenfalls weit verbreiteter Begriff für
es um die Zugehörigkeit zu Religionsgemeinschaften,         sie lautet daher „Digital Natives“. Der technologisch
Parteien und ideologischen Lagern geht. Das betrifft        getriebene Lebensstil fördert völlig neue Verhaltenswei-
selbstverständlich auch die Einstellung gegenüber der       sen der Vergemeinschaftung, insbesondere aber auch
Arbeits- und Berufswelt sowie ihren Regeln: Blinden         ein neues Selbstverständnis im Umgang mit modernen
Gehorsam darf man von Vertretern dieser Generation          technischen Anwendungen im privaten wie beruflichen
daher kaum erwarten, hohes Anspruchsdenken jedoch           Alltag.
durchaus.
                                                            • Individuelle Wahlfreiheit ist ein vierter zentraler
Folgt man dem Generationenansatz von Strauss und            Punkt. Abgrenzungsphänomene früherer Jugendlicher
Howe, die ein Set gemeinsamer Charakteristika für jede      haben an Relevanz verloren. Wichtiger ist heute „An-
Generation annehmen, die zu einem Zyklus von vier Ar-       schlussfähigkeit“ an die präferierte Peer Group. Da die-
chetypen führen (Strauss/Howe 1991, S. 73f.), stellt sich   se Zugehörigkeiten zumeist frei gewählt und jederzeit
die Frage, was genau die Generation Y ausmacht.             revidiert werden können, spielt das Selbstdesign eine
                                                            wichtige kulturelle Rolle. Individuelle Kreativität wird
• Soziologisch zeichnen sich die Ypsiloner vor allem        so für die Generation Y zu einer zentralen Triebkraft.
durch eine Rückwendung zu gemeinschaftlichen For-           Ein Konzept, das sie als Forderung auch an die Protago-
men aus. Communities, Peer Groups und Netzwerke             nisten der Unternehmenskultur und Wirtschaftsprinzi-
spielen eine herausragende Rolle, gerade weil Instituti-    pien von morgen richten. Selbstverwirklichung und de-
onen und ihre Regeln nicht mehr stillschweigend akzep-      ren Umsetzung sind die Antriebsfedern, die nicht mehr
tiert werden. Dabei ist der Kampf gegen Normierungen        nur privat, sondern auch beruflich beflügeln sollen.
und gesellschaftlich bedingte Einengung schon gelau-
fen, denn dies war das große Projekt der Babyboomer.
Im Gegensatz zur Generation X geht es den Ypsilonern
daher nicht mehr ums Einreißen, um die Beseitigung
von Barrieren. Vielmehr geht es um Neuformierung,
wenn auch ohne zentralen Plan oder ideologischen An-
ker. Die suchenden Aspekte sind deutlich zu erkennen
in Strömungen wie der Piratenpartei, der Occupy-Bewe-
gung wie auch der herausragenden und ungebrochenen
Bedeutung sozialer Netzwerke.

• Offenheit ist ein weiterer Kernpunkt der gemeinsamen
Weltsicht. Homo-Ehe, Religions- oder besser Glaubens-
freiheit sind ebenso selbstverständlich akzeptiert wie
Veganertum, die Forderung nach Legalisierung weicher
Drogen und das Grundrecht auf „Access“. Offenheit ist
zum anderen aber auch als Anspruch gegenüber Orga-
nisationen äußerst prominent. Die Forderungen nach
Open Data, Open Science, Open Education, Open In-
novation, Open Government und vielem mehr brechen

                                                                                                                        Seite 15
Seite 16 Generation Y
:zukunfts|institut

Generation Y
Einstellungen und Ansprüche
Eigenständigkeit, Selbstverwirklichung und Autonomie: Was die nächste Generation antreibt

                                                                                     Seite 17
Generation Y: Einstellungen und Ansprüche

         Wie werden sich diese neuen Lebenseinstellungen der          Abgrenzung war, verbunden mit Status und Prestige.
         Generation Y für die Unternehmen auswirken? Welche           Darum geht es heute nicht mehr. In der Sichtweise der
         Führungskräfte stehen vor den Türen der Management-          Generation Y erwirbt nachhaltig hohes Ansehen immer
         etagen? Wie lassen sich ihre Ansprüche in den Kontext        weniger, wer auf einer hohen Funktionsstufe steht. Ge-
         der bestehenden Unternehmensstrukturen integrieren –         sellschaftliche Anerkennung funktioniert nach anderen
         und ihr Potenzial erfolgversprechend nutzen? Was müs-        Prinzipien. Sich von der Masse zu unterscheiden landet
         sen Führungskräfte heute beachten, um ein starkes Em-        dementsprechend in unserer Umfrage auf dem letzten
         ployer Branding auch für die Generation Y zu bieten?         Platz der wichtigen Dinge im Leben. Die Eigenständig-
         Diesen Fragen sind wir in einer repräsentativen Befra-       keit der Person ist für diese Generation so normal, dass
         gung jener jungen Frauen und Männer nachgegangen,            es sinnlos erscheint, danach zu streben. Im Gegenteil:
         die zu den deutschen Nachwuchskräften zählen.                Gesucht wird nach Einbettung in ein neues, frei gewähl-
                                                                      tes soziales Gefüge – in das neue große Wir.
         Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich das Bild
         einer Generation, die nach Eigenständigkeit, Selbstver-      Damit deutet sich auch an, dass die Vertreter der Ge-
         wirklichung und Autonomie strebt, dabei aber zugleich        neration Y eine andere Form der Motivation verfolgen:
         auch unbestreitbar mit einer ordentlichen Portion He-        Der Anteil derer, die dazu beitragen wollen, „die Welt
         donismus durchs Leben geht. Für 89 Prozent der Be-           ein wenig besser zu machen“ (64 Prozent), ist höher als
         fragten sind Unabhängigkeit und das Ziel, sein Leben         der jener, für die der Umstand, sich viel leisten zu kön-
         selbst bestimmen zu können, besonders wichtig. Spaß          nen, als erstrebenswert gilt (58 Prozent). Materialismus
         zu haben, das Leben zu genießen ist mit 87 Prozent Zu-       ist in der Generation Y nicht anrüchig, sondern einfach
         stimmung ebenfalls ein unumstößliches Charakteristi-         Gegenwart, die nach einem neuen, übertragenen Flucht-
         kum der Generation Y. Künftige Mitarbeiter beiderlei         punkt verlangt.
         Geschlechts setzen also fast ausnahmslos voraus, dass
         es zuvorderst um „ihre“ Perspektive geht. Für die Hu-        Die 20- bis 35-Jährigen sind dabei durchaus nicht über-
         man-Resource-Abteilungen bedeutet dies, zunächst ein-        all von mangelndem Realitätssinn geprägt, wenn es um
         mal bedingungslos zu akzeptieren, dass der Mitarbeiter       die persönliche Zukunftsperspektive oder berufliche
         ein jeweils spezifischer Einzelner ist, auf den man sich     Ambitionen geht. Im Gegenteil: Einen sinnvollen, er-
         auch individuell einlassen muss. Dies darf jedoch nicht      füllenden Job zu haben (87 Prozent) ist für fast jeden
         als Egoismus alter Lesart interpretiert werden. Es geht      von ihnen ein wichtiges Lebensziel. Die Betonung der
         den Ypsilonern eben nicht darum, die alten Statuswerte       Kategorie „Sinn“ mag an dieser Stelle zunächst verwun-
         zu erfüllen: Sie definieren „Erfolg“ nach einem eigenen      dern, erklärt sich aber über die gemeinschaftsorientierte
         Ansatz.

         Führungskräfte müssen sich auf eine veränderte Inter-
         pretation des Karrierebegriffs durch die Generation Y                               THINK LINK
         einstellen. Wir-Werte (Partnerschaft, eigene Familie,
         Freunde) und solche, die auf die Entfaltung der eigenen        Der Soft-Individualismus der Generation Y sorgt
         Persönlichkeit abzielen, stehen höher im Kurs als beruf-       dafür, dass in ihrem Verständnis von persönli-
         licher Erfolg im klassischen Sinne. Kreativ zu sein, eige-     chem Erfolg und Karriere soziale Werte eine immer
         ne Ideen zu verwirklichen, mitgestalten zu können ist          wichtigere Rolle spielen.
         für junge Frauen (72 Prozent) wie Männer (69 Prozent)
         wichtiger als das Erklimmen der Karriereleiter.                Der Führungskräftenachwuchs muss künftig so-
                                                                        wohl in seinem Unabhängigkeits- und Selbstbe-
         Was „Karriere machen“ bedeutet, wird neu bestimmt.             stimmungsstreben ernst genommen werden als
         Denn Karriere an sich ist kein Ausweis mehr für ein er-        auch in dem gefördert werden, was er jeweils ganz
         folgreiches Leben. Karrieristen stachen früher aus der         spezifisch für sein Team und die Organisation leis-
         Masse heraus – maximaler Ego-Erfolg in einer Mas-              ten kann und will.
         sengesellschaft, in der das geltende Prinzip das der

Seite 18 Generation Y
:zukunfts|institut

Lebensziele
Welche Dinge sind für Sie persönlich besonders wichtig und erstrebenswert? (Zustimmung in Prozent)

     Unabhängigkeit, sein Leben selbst bestimmen zu                                                                             89
                                             können
               Spaß zu haben, das Leben zu genießen                                                                         87

           Einen sinnvollen, erfüllenden Job zu haben                                                                       87

  Neugierig zu bleiben und sich immer weiterzubilden                                                                   85

                              Gute, vielseitige Bildung                                                                    85

                   Eine/n feste/n Partner/in zu haben                                                                 82

                       Eine eigene Familie zu gründen                                                            76

                          Viele gute Freunde zu haben                                                       72
 Kreativ zu sein, eigene Ideen zu verwirklichen, mitge-
                                     stalten zu können                                                      71

                         Erfolg im Beruf, gute Karriere                                                67

                 Die Welt ein wenig besser zu machen                                                  64

                           Sich viel leisten zu können                                           58

                       Viel in fremde Länder zu reisen                                           58

            Individuell zu sein, sich von der Masse zu                                      51
                                        unterscheiden
                                                                                                      Quelle: Zukunftsinstitut

Grundhaltung. Man selbst zu sein, sich als Individuum           loner sehr genau wissen, worauf es ankommt: Neugierig
sichtbar zu machen (man denke nur an die Selbstdarstel-         zu bleiben, sich einzubringen und immer weiter zu qua-
lung auf Facebook und das persönliche Imagedesign) ist          lifizieren, eine gute, vielseitige Bildung – all das rangiert
eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe an den neuen           im Bewusstsein der Generation Y weit vorn und prägt
Sozialisierungssystemen. Wer „niemand“ ist, hat in der          ihr Selbstverständnis.
Peer Group nichts zu „posten“ und bleibt somit ohne
das zentrale Kapital: ausreichende Bindungen in seinem
Small-World-Network.

Hinter diesem meritokratischen Ansatz, der denjenigen
in der Rangfolge nach oben rutschen lässt, der beson-
ders aktiv oder interessant in seinen Beiträgen ist, also
nach den „Leistungen“ statt nach einem verliehenen
Status bewertet, steckt also kein naiver Idealismus. Die
sozialen Medien zeigen in ihrer Funktion, dass die Ypsi-

                                                                                                                                     Seite 19
Seite 20 Generation Y
:zukunfts|institut

Generation Y
Erwartungen an Job und Leben
Erfolgreich ist, wer glücklich ist: Die Bedeutung der intrinsischen Motivation

                                                                                        Seite 21
Generation Y: Erwartungen an Job und Leben

         Das Y-Paradigma: Erfolgreich ist, wer glücklich ist         deutung gewinnen. Immerhin fast die Hälfte der 20-
                                                                     bis 35-Jährigen (45 Prozent) geht davon aus, dass sie
         In seinem Buch „A Whole New Mind: Why Right-Brai-           im Laufe ihres Lebens einmal ganz bewusst für einige
         ners Will Rule the Future“ rief der US-amerikanische        Zeit aus dem Beruf aussteigen werden, um einmal et-
         Sachbuchautor Daniel H. Pink 2005 eine neue Ära aus:        was ganz anderes zu machen. Und gut die Hälfte ist sich
         das Konzeptionszeitalter. Darin beschreibt er die Moti-     sicher oder hält es zumindest für wahrscheinlich, dass
         vatoren hinter den Ansprüchen der neuen Generation.         sie im Laufe ihres Lebens noch einen zusätzlichen Ab-
         Die drei Treiber „Überfluss, Asien und Automatisie-         schluss machen werden (insgesamt 52 Prozent).
         rung“ würden Pink zufolge dazu führen, dass auf dem
         Arbeitsmarkt ein neuer Menschentyp gefragt sein wird.
         Seine Argumentation: In der übersättigten westlichen        Arbeitszeit wird Lebenszeit
         Gesellschaft wächst nach einer langen Phase des Auf-
         schwungs und des protzigen Luxus die Sehnsucht nach         War die industriegesellschaftliche Regel noch „People
         wahren Werten, nach Sinn. Persönliche Sinnstiftung          follow Jobs“, lautet die Devise inzwischen „Jobs follow
         und individuelle, kreative Weiterentwicklung durch die      People“: Gerade hochqualifizierte Berufseinsteiger und
         Arbeit werden zunehmend in Kombination gedacht.             Young Professionals sind immer weniger bereit, sich
         Ypsiloner sehen sich in ihrem beruflich-professionellen     äußeren Bedingungen von Unternehmen und Arbeitge-
         Selbstverständnis immer öfter als „Egopreneure“ und         bern anzupassen, die nicht ihren Vorstellungen, Wün-
         Portfolio-Worker, als hochgradige Individualisten, für      schen und Bedürfnissen entsprechen. Neben beruflicher
         die die Auflösung alter Gewissheiten im Arbeitsalltag       Selbstverwirklichung und Einkommenssicherheit rückt
         auch einen Zugewinn an Autonomie bedeutet. Erst die-        die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Vor-
         se Flexibilität schafft die Möglichkeit, die eigene „Em-    dergrund. Und in einer Zeit, in der die einstige Gren-
         ployability“, also Beschäftigungsfähigkeit, zu verbes-      ze zwischen beruflicher und privater Lebenswelt im-
         sern. Junge, gut ausgebildete Frauen und Männer sehen       mer stärker verschwimmt, reicht ein Management der
         sich selbst als entwicklungsfähige Persönlichkeiten, die    Work-Life-Balance über Freizeitausgleich nicht mehr
         ihre Berufsbiografie nach eigenen Vorstellungen mana-       aus. Vielmehr muss die „Life-Balance“ intrinsisch ins
         gen. Das Humankapital wird dabei um die Entwicklung         gesamte (Berufs-)Leben integriert sein.
         des Talentpotenzials erweitert.
                                                                     Das Ergebnis ist quasi eine „Subjektivierung der Ar-
         Bedeutete „Karriere machen“ in der alten industriege-       beit“ in der Generation Y: Der Job ist immer seltener
         sellschaftlichen Logik, sein Leben lang bei einem Ar-       ein Zwang zur Sicherung des Lebensunterhalts, sondern
         beitgeber die Hierarchie-Leiter emporzuklettern, entwi-     eine erfüllende Tätigkeit, auf die Menschen stolz sein
         ckelt sich heute ein ganz anderer Erfolgsbegriff: Brüche    wollen und die sie gern ausführen. Erwerbsarbeit wird
         und Diskontinuitäten in der Biografie sind nicht mehr       nicht mehr als ein vom übrigen Leben abgelöster Pro-
         nur unfreiwillig, etwa in Folge von Arbeitslosigkeit. Sie   zess verstanden, sondern ist integraler Bestandteil eines
         werden gerade für junge Menschen immer selbstver-           erfüllten Lebens. Arbeitszeit wird zu Lebenszeit. Für die
         ständlicher. Sie steigen unter Umständen nach einigen       Generation Y funktioniert folglich der „alte Deal“, der
         Jahren freiwillig und auf eigenen Wunsch aus dem Un-        simple Tausch von Arbeitszeit gegen Lohn, nicht mehr
         ternehmen aus, um den Arbeitgeber zu wechseln, sich         bedingungslos. Auch die Zeit, die mit der Arbeit ver-
         selbstständig zu machen oder noch einmal ganz neue          bracht wird, will als sinnvoll, erfüllend und anregend
         Wege zu gehen. Ein „gelungenes Leben“ bedeutet heute        empfunden werden. Der Beruf soll nicht in Konkurrenz
         für immer mehr Menschen: Die persönliche Erfüllung          zum Privatleben treten, sondern nach Möglichkeit mit
         zu finden – sei es als Angestellter, als Freelancer, als    ihm harmonieren.
         Gründer oder eben auch zu Hause bei der Familie.

         So werden vor allem auch Sabbaticals, also temporä-
         re Ausstiege aus dem Job, als Elemente der bewussten
         Unterbrechung der Berufsbiografie in Zukunft an Be-

Seite 22 Generation Y
:zukunfts|institut

Mehr Optionen – mehr Komplexität

Alle Vorzüge und neuen Freiheiten, die Modernisie-
                                                                                 THINK LINK
rung und Pluralisierung von Lebensmöglichkeiten mit          Frauen und Männer der Generation Y verabschie-
sich bringen, führen auch zu einem enormen Zuwachs           den sich von tradierten Rollenmustern. Unterneh-
an gefühlter Komplexität. Das ist die Kehrseite der          men müssen sich darauf einstellen, dass junge
Multioptionalität: Der Stress steigt. Unsere Lebens-         Führungskräfte mit einem neuen Selbstverständ-
und Arbeitswelt erfordert mehr Flexibilität, Mobilität,      nis in Top-Positionen vordrängen.
permanente Aufmerksamkeit und Erreichbarkeit als
je zuvor. Die zentralen Lebensknappheiten sind nicht         Selbst dort, wo der Talentpool auch künftig noch
mehr der Mangel an Waren, sondern der Mangel an              weitgehend männlich geprägt ist, muss das Ma-
Zeit und Lebensqualität. Zeitwohlstand wird zur              nagement nach Alternativen zu einst typisch
Luxuserfahrung, wertvoller als teure Produkte. Was           männlichen und typisch weiblichen Karriereplä-
zählt, ist Zeitautonomie, individuelles Wohlergehen          nen und der klassischen Ausgestaltung von Füh-
und Lebensqualität.                                          rungspositionen suchen.

Gleichwohl verfolgt auch die Generation Y durchaus
keine geringen wirtschaftlichen Ambitionen. Drei Vier-
tel von ihnen wollen irgendwann ein Haus oder eine
Wohnung kaufen (74 Prozent). Gut die Hälfte möch-
te einmal eine Weltreise machen (52 Prozent). MBA,         lag 2012 in Deutschland laut Statistischem Bundesamt
Promotion, spätes Studium – Weiterbildung auf eigene       im Schnitt bei über 29 Jahren, unter Akademikerinnen
Kosten, die sich immerhin fast jeder zweite aus der Ge-    noch deutlich höher –, dann wird sich auch hier man-
neration Y vorstellen kann –, auch das muss man sich       ches im Verlauf der weiteren Lebenswirklichkeit relati-
leisten können. Geld zu haben spielt also durchaus eine    vieren. Dennoch waren frühere Generationen in ihren
Rolle, wird aber tendenziell vorausgesetzt, wohingegen     Einstellungen weitaus weniger „unisex“.
alternative Faktoren von den Ypsilonern eher mit mehr
Bedeutung versehen werden.                                 Die größten auffälligen Unterschiede zwischen Frauen
                                                           und Männern zeigen sich an den Punkten Qualifizie-
                                                           rung und berufliche Selbstständigkeit: Die Frauen sind
Frau versus Mann ist vorbei                                eindeutig ehrgeiziger als die Männer (55 versus 48 Pro-
                                                           zent), wenn es um die Frage der Weiterbildung geht. Das
Erstaunlich ist die Erkenntnis, dass sich die Geschlech-   ist zum einen sicher eine Folge der heute schon weithin
ter im Übrigen in den allermeisten Faktoren kaum un-       erkennbaren Aufwertung der Bildung und des Wissens-
terscheiden. Was die Generation Y will, hat in fast al-    erwerbs durch Frauen als ein zentrales Mittel hin zu
len Bereichen nichts damit zu tun, ob es sich bei den      einer selbstbestimmten Lebensgestaltung, die eben vor
Nachwuchskräften um Frauen oder Männer handelt.            allem durch eine finanzielle Unabhängigkeit gewährleis-
Eine fast schon unheimliche Übereinstimmung in den         tet wird. Zum anderen steht es auch für die vorausei-
Wünschen und Erwartungen zeigt, wie nachhaltig             lende Erkenntnis, dass im Berufsleben der Frauen auch
der Kampf der Geschlechter zumindest in den Köpfen         heute noch mit mehr Brüchen und Unterbrechungen
schon gelaufen ist, wie weit sich männliche und weib-      gerechnet wird. Wenig überrascht die Tatsache, dass es
liche Zielvorstellungen angenähert haben. Man mag          deutlich mehr Frauen (73 Prozent) für wahrscheinlich
hier durchaus unterstellen, dass ein ähnlicher Effekt      halten, einmal in Teilzeit zu arbeiten, um sich anderen
sozialer Erwünschtheit wie bei Fragen zu ökologischen      Aufgaben zu widmen. In diesem Sinne erweisen sich be-
Einstellungen vorliegt: grün reden, aber hedonistisch      stehende Rollenmuster auch für die kommende Genera-
leben. Nimmt man hinzu, dass für die meisten Befrag-       tion noch immer als prägend, auch wenn sie längst nicht
ten das Familienthema bis dato theoretisch geblieben ist   mehr als Leitbilder gesehen werden, denen man entspre-
– das Alter von Frauen bei Geburt ihres ersten Kindes      chen möchte. Doch die Macht des Faktischen wirft hier

                                                                                                                     Seite 23
ihre Schatten durchaus auch auf die Mitglieder einer
         Generation, die anderen Idealen nachhängt.
                                                                                           THINK LINK
         Die Männer der Generation Y wiederum zeigen hohe             Die Bereitschaft sich einzubringen und mitzuge-
         Affinität, eigeninitiativ tätig zu werden, und tun dies      stalten ist so hoch wie nie. Unternehmen können
         auch mit starkem Selbstbewusstsein kund: Unwirkliche         dieses Potenzial viel stärker nutzen als bisher.
         40 Prozent aller männlichen Befragten glauben, dass          Gestandene Führungskräfte müssen dazu mit den
         sie künftig einmal ein Unternehmen leiten werden. Eine       Managern von morgen in gezielten Dialog treten,
         Selbsteinschätzung, die schon an vielen anderen Stel-        um die Vorstellungswelt, Ideen und Konzepte jun-
         len und von vielen Kritikern als Selbstüberschätzung         ger High Potentials in direktem Kontakt kennenzu-
         beschrieben wurde. Dass es in dieser Höhe kaum dazu          lernen.
         kommen wird, ist an dieser Stelle weniger erkenntnis-
         reich als die Tatsache, dass es die gegenwärtige Führung     Empathie ist dabei ebenso gefragt wie die Festle-
         in Unternehmen mit Menschen zu tun bekommt, die              gung von Bereichen und Prozessen, in denen Mit-
         mit einem entsprechenden Selbstbild in die bestehenden       arbeiter weitgehende Freiräume haben und über
         Strukturen eintreten und so auch aufgenommen und             Entscheidungsgewalt verfügen. Das Management
         eingefügt werden müssen.                                     muss dazu anregen, diese Freiräume tatsächlich
                                                                      zu nutzen. Incentive-Modelle müssen eine Kultur
                                                                      der Eigenverantwortung fördern.
         Die große Bedrohung: Burn-out

         Aber auch drei von zehn Frauen (30 Prozent) sehen          Führungskräften, auf ihren Beitrag zu hören, Feedback
         sich dereinst in einer Unternehmerinnenrolle. – Das        zu geben und Mitbestimmung zuzulassen.
         ist vielleicht sogar noch erstaunlicher als der Wert der
         gleichaltrigen Männer. Zieht man einen Vergleich zu        Die internationalen Konzerne bleiben dennoch wei-
         früheren Jahrzehnten, dann erscheinen die Diskus-          terhin interessant für den männlichen Nachwuchs. Ir-
         sionen um die Frage, ob Frauen überhaupt arbeiten          gendwann in einem Großunternehmen Verantwortung
         sollten oder sich nicht eher mit der Rolle als Hausfrau    für viele Mitarbeiter zu übernehmen, davon geht knapp
         und Mutter begnügen, für die Generation Y offenbar         die Hälfte der befragten Männer aus (48 Prozent). Dies
         längst so absurd wie die Idee, ihnen das Wahlrecht ab-     steht im Widerspruch zu einem häufig geäußerten Kli-
         zuerkennen.                                                schee, dass die kommende Generation ihre Zukunft in
                                                                    der breiten Masse in Start-ups oder im bequemen Frei-
         Noch höher sind die Werte für die männlichen Ypsilo-       beruflerdasein des Home Office sieht. Mit 36 Prozent
         ner in puncto Selbstständigkeit. Würde diese Einschät-     ist der Wert auch bei den Frauen ziemlich hoch. Die Dis-
         zung der Befragten Realität, stünde Deutschland eine       krepanz zeigt allerdings auch, wie sehr sich viele Frauen
         Gründerwelle ungeahnten Ausmaßes bevor: 43 Prozent         aus dieser Generation darüber im Klaren sind, dass es
         der Männer (und 37 Prozent der Frauen) wollen sich         auch langfristig nur schwer möglich sein wird, die „glä-
         eines Tages selbstständig machen. Der Wert steigt mit      serne Decke“ in Unternehmen zu durchbrechen oder
         wachsendem Alter der Befragten, so dass man ihn nicht      Kinder und Karriere im Top-Management unter einen
         einfach als jugendliche Selbstüberschätzung abtun soll-    Hut zu bekommen.
         te. Auch hier gilt vielmehr: Anspruch und Wirklichkeit
         mögen sich erheblich unterscheiden, doch für die an-       Einig sind sich beide Geschlechter jedoch wiederum in
         gestrebten Perspektiven der Nachwuchskräfte und die        der Bewertung der Kosten für derartig anspruchsvolle
         daraus folgenden Einstellungen hinsichtlich Hierarchi-     Posten. Bezeichnenderweise gehen mittlerweile genauso
         en und Bewertungen eigener Leistungen sind diese Vor-      viele Frauen wie Männer davon aus, dass sie im Laufe
         stellungswelten von gravierender Bedeutung. Menschen       ihres Lebens einmal einen Burn-out erleiden werden:
         mit einem derartigen Zukunftsbild und persönlichen         ganze 33 Prozent. Damit erwartet also jeder dritte
         Lebensentwurf erwarten eine andere Bereitschaft von        Deutsche zwischen 20 und 35, dass er im Laufe seines

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:zukunfts|institut

Lebens aufgrund von beruflicher Belastung und Über-          rungen und Bedingungen stellen wird, zeigt sich auch an
forderung ernsthafte psychische Probleme bekommen            einem weiteren „Szenario“: Fast die Hälfte – 50 Prozent
wird. Ein alarmierender Wert. Auch wenn Burn-out             der Frauen, aber immerhin auch ganze 40 Prozent der
als Modebegriff in der öffentlichen Debatte Karriere         Männer – hält es für sicher oder wahrscheinlich, dass
gemacht hat, unter dem inzwischen vieles subsumiert          sie für einige Zeit lang komplett aus dem Job aussteigt,
wird, so müssen sich die Personalverantwortlichen in         um etwas anderes zu machen.
den Unternehmen doch mit hoher Dringlichkeit damit
konfrontieren, wie man Spitzentalenten ein berufliches       Diskontinuierliche Berufsbiografien werden nicht län-
Umfeld schaffen kann, das diese fatale Erwartung nicht       ger nur als Risiko prekärer Beschäftigungsverläufe be-
zur Self-fulfilling Prophecy macht.                          trachtet. Im Gegenteil: Sie werden als Chance zur Ge-
                                                             staltung der eigenen Rahmenbedingungen begriffen,
                                                             folglich eingeplant und immer öfter gezielt angegangen.
Veränderte Rollenbilder                                      Heute nehmen hochqualifizierte Frauen mit Ende 20
                                                             ihr erstes Sabbatical, um eine längere Reise zu machen;
Auch dass immerhin jeder Dritte mehr als zwei Kinder         andere reduzieren mit Anfang 30 ihren Arbeitszeitum-
haben möchte, kann als Ausweis für das Streben nach          fang, nicht der Kinder wegen, sondern um sich einen
einem entsprechenden ökonomischen Status gelten,             Tag pro Woche der Gründung einer Firma zu widmen;
schließlich ist die Bewertung von Kindern und Familie        junge Männer, eben noch Berufseinsteiger, gehen nach
mittlerweile flächendeckend als eine ökonomische Fra-        einem halben Jahr im Job zurück an die Uni, um zu
ge in den Köpfen der Menschen verankert. Der Wunsch          promovieren. – Und die Arbeitgeber schauen zu. Man-
nach Familie und damit nach stabilen Bindungen ist im        che unterstützen es, weil sie wissen, dass sie nur so die
Übrigen durchgängig verteilt zwischen den Geschlech-         Motivation und Qualifikation ihrer Mitarbeiter sichern,
tern und den Altersgruppen innerhalb der Generation          andere müssen es wohl oder übel tolerieren, weil ihnen
Y. Er liegt in allen Fällen ziemlich genau bei einem Drit-   angesichts des Fachkräftemangels nichts anderes übrig-
tel. Das heißt für Arbeitgeber: Life-Balance wird aus        bleibt.
mehreren Gründen zu einem der wichtigsten Themen:
• Klassische weibliche Rollenmuster gelten nicht mehr.       Immerhin 45 Prozent sind der Überzeugung, dass sie
Weibliche Berufstätigkeit – auf hohem Qualifikationsni-      einmal international arbeiten werden. Dahinter steht
veau – ist ein undiskutierter Grundsatz.
• Alternative Motivatoren werden neben guter Bezah-
lung wichtiger.
• Brüche in der Berufsbiografie werden normaler.
• Burn-out-Risiken werden zu einer als real wahrge-
                                                                                    THINK LINK
nommenen Gefahr und zu einer der Hauptängste.                  Psychosoziale Belastungen sind weder eine zu
• Planbarkeit und Vereinbarkeit von Job und Familie            vernachlässigende Sorge von Mitarbeitern, die in
sind Top-Werte für die Generation Y.                           arbeitsbedingtem Stress gleich Überforderung se-
                                                               hen, noch darf die Burn-out-Debatte als vorüber-
Erstaunlich ist zudem, dass inzwischen immerhin auch           gehendes Modephänomen abgetan werden.
knapp jeder zweite Mann (47 Prozent) in Erwägung
zieht, eine Zeit lang in Teilzeit zu arbeiten, um sich         Was in den Führungsetagen vieler Unternehmen
anderen Aufgaben zu widmen. Das zeigt, wie sehr die            zum Berufsrisiko Nummer eins wird, muss auf
Generation Y sich von tradierten Rollenmustern in der          gleiche systematische Art bekämpft werden wie
Arbeitswelt löst. Und es macht deutlich, worauf Unter-         andere Probleme im Bereich Gesundheitsmanage-
nehmen sich in Zukunft einstellen müssen, selbst dort,         ment und Sicherheit. Nur so schaffen Unterneh-
wo sie es weiterhin mit einer mehrheitlich männlichen          men ein Arbeitsumfeld, um hohe Leistungsfähig-
Belegschaft zu tun haben. Dass ein völlig veränder-            keit und Arbeitsproduktivität von High Potentials
tes Selbstverständnis einer ganzen Generation junger           zu gewährleisten.
Nachwuchskräfte das Management vor neue Anforde-

                                                                                                                         Seite 25
der Wunsch nach kulturellem Lernen wie auch die Ge-
         wissheit, dass Auslandserfahrungen ein notwendiges
         Kriterium für die eigene Employability in einer globali-
                                                                                            THINK LINK
         sierten Wirtschafts- und Unternehmenswelt sind. Dass          Die Generation Y wüscht sich zwar von Unterneh-
         der Wert jedoch bei den 20-Jährigen mit rund 50 Pro-          men eine klare, langfristige Perspektive, nimmt
         zent höher liegt als bei den 30-Jährigen (41 Prozent),        für sich selbst aber immer öfter die Exit-Option in
         lässt Spielraum für Interpretationen: Möglicherweise          Anspruch. Personalverantwortliche werden sich
         sind die jüngeren „Millennials“ in dieser Hinsicht be-        verstärkt fragen müssen, wie sie mit steigenden
         reits weiter als die Älteren der Generation Y. Nicht aus-     Fluktuationsraten klug umgehen können.
         geschlossen ist aber auch, dass hinsichtlich der Ambi-
         tionen beim Sammeln internationaler Erfahrungen mit           Freie Stellen in kürzer werdenden Abständen im-
         zunehmendem Alter Ernüchterung eintritt.                      mer wieder neu zu besetzen wird langfristig nicht
                                                                       mehr ausreichen. Statt Lücken irgendwie zu fül-
         Dass ebenso viele (44 Prozent) davon ausgehen, irgend-        len, sind gezielte Interimslösungen, intelligente
         wann noch einmal beruflich ganz neu zu beginnen,              Rückkehrstrategien und institutionalisierte Aus-
         zeigt, wie sehr die Generation Y mit gesundem Reali-          zeitmodelle gefragt.
         tätssinn statt illusionärem Wunschdenken ans Werk
         geht. Umbrüche und Neuausrichtungen, das Nach-
         justieren und Navigieren im eigenen Lebensverlauf ist
         notwendig und normal geworden. Das ist den 20- bis
         35-Jährigen heute längst klar, und sie stellen sich mit     auch seine Grenzen. Die vielbeschworene „neue Kul-
         einiger Selbstverständlichkeit darauf ein. So schließen     tur der Selbstständigkeit“ ist eben auch eine Frage von
         drei von zehn Befragten auch nicht aus, dass sie einmal     wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem allge-
         für längere Zeit arbeitslos sein könnten.                   meinen Gründungsklima in Deutschland. Und nur ein
                                                                     vergleichsweise geringer Teil der Generation Y traut
         In der persönlichen Perspektive können sich immer-          sich zu, die eigene Existenz daran zu knüpfen. Noch
         hin vier von zehn Frauen und Männern eine berufliche        deutlicher zeigt sich diese Skepsis, wenn man nach dem
         Selbstständigkeit vorstellen. Doch die Bereitschaft, als    Wunscharbeitsverhältnis fragt: Hier rangieren Start-
         Freelancer zu arbeiten oder die Nachfolge in einem Un-      up-Firmen mit gerade einmal 4 Prozent an letzter Stelle.
         ternehmen anzutreten, ist die eine Seite. Die Gründung      Völliger Freilauf im hochkreativen Umfeld mit asyn-
         eines eigenen Start-ups die andere. Und eben dies kön-      chronen Arbeitszeiten und unkalkulierbarer Zukunft
         nen sich lediglich 32 Prozent der Männer und 20 Pro-        wird von der Generation Y eben keineswegs so durch-
         zent der Frauen vorstellen. Insgesamt ist das zwar im-      gängig als präferiertes grenzenloses Feld zur Selbstver-
         merhin jeder vierte 20- bis 35-Jährige (25 Prozent), aber   wirklichung bewertet, wie dies viele Protagonisten, aber
         der Gründergeist der Generation Y kennt offensichtlich      auch Medienberichte glauben machen wollen.

Seite 26 Generation Y
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Zukunftsperspektiven
Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Sie im Laufe Ihres Lebens...? (Angaben „sicher“/„wahrscheinlich“ in Prozent)

                    ... ein Haus/eine Wohnung kaufen werden                                                                                77
                                                                                                                                    71

           ... einmal in Teilzeit arbeiten, um die Möglichkeit zu                                           47
                     haben, sich anderen Aufgaben zu widmen                                                                           73

                                                                                                                  52
                                      ... eine Weltreise machen                                                    53

    ... noch einmal einen zusätzlichen Abschluss machen (z.B.                                               48
                             MBA, Promotion, spätes Studium)                                                          55

   ... für einige Zeit lang bewusst aus dem Job aussteigen, um                                    40
                                      etwas anderes zu machen                                                    50

                               ... international arbeiten werden                                                 50
                                                                                                  41

                   ... beruflich noch einmal ganz neu anfangen                                    41
                                                                                                            47

     ... in einem großen Unternehmen Verantwortung für viele                                                48
                                   Mitarbeiter übernehmen                                  36

                                  ... sich selbstständig machen                                        43
                                                                                             37

                                     ... ein Unternehmen leiten                                   40
                                                                                    30
                                                                                                                                    Männer
                                     ... einen Burn-out erleiden                        34                                          Frauen
                                                                                      32

                         ... mehr als zwei Kinder haben werden                          34
                                                                                      32

                     ... für längere Zeit arbeitslos sein könnten                   30
                                                                                   29

                                        ... ein Start-up gründen                      32
                                                                            20

                                                                                                                        Quelle: Zukunftsinstitut

                                                                                                                                                   Seite 27
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:zukunfts|institut
                                                                :zukunfts

Generation Y
Berufs- und Karriereziele
Zwischen Sinn und Sicherheit: Karriere ja – aber mit anderen Akzenten

                                                                                     Seite 29
Generation Y: Berufs- und Karriereziele

         Von der Hierarchie zum Netzwerk                              wirklich zählt: die Notwendigkeit, sozial vernetzt zu
                                                                      arbeiten und die psychosoziale Gesundheit im Auge zu
         Auch im Berufsleben werden soziale Beziehungen wie-          behalten. Sinnstiftung, eine gute Planung und erfüllbare
         der wichtiger. Dies äußert sich jedoch in anderer Form.      Ziele wie auch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und
         Die Ausdifferenzierung der Individualgesellschaft (und       Familie rangieren ebenfalls ganz weit oben. Alle diese
         der damit einhergehende Abbau normativer Vorschrif-          Ansprüche zeigen ganz klar die individualistische Pers-
         ten) ist an einem Wendepunkt angelangt. Die Menschen         pektive, mit der junge Nachwuchskräfte ihr Berufsum-
         erkennen inmitten der hoch fragmentierten, von Werte-        feld betrachten: Ihnen ist nicht wichtig, was sie darstel-
         pluralisierung geprägten Gesellschaft inzwischen, dass       len, sondern wie es ihnen geht, wie sie sich dabei fühlen
         sie als reine Einzelkämpfer nicht bestehen werden. Gut       und was sie persönlich weiterbringt. Das Management
         vernetzt zu sein, seine eigenen wertvollen Beziehungs-       kann also nicht mehr darauf setzen, dass alte Rollenbil-
         zirkel zu haben, ist ein wesentliches, wenn auch schwer      der weiterhin attraktiv bleiben.
         sichtbares Erfolgskriterium.
                                                                      Klassische Anreizmechanismen alter Schule funktio-
         Das erklärt, weshalb die Anbindung an ein interessantes      nieren praktisch nicht mehr: Eine besonders gute Po-
         Netzwerk von Kollegen, eine gute Arbeitsatmosphäre           sitionsausstattung (Firmenhandy, Firmenwagen etc.) ist
         und funktionierende Teamstrukturen junge Menschen            gerade einmal noch für 34 Prozent wichtig. Das ist der
         im Job heute mehr motivieren als höheres Gehalt, eine        letzte Platz im Ranking. Und sogar der vermeintliche
         üppige Ausstattung mit Sonderleistungen und möglichst        Motivator schlechthin, nämlich ein überdurchschnitt-
         viel Freizeit. In einer Arbeitswelt, in der das Netzwerk-    liches Gehalt, reizt allenfalls noch jeden Zweiten (55
         prinzip und das Selbstmanagement die Organisations-          Prozent) und landet damit auf der Skala der berufsent-
         form der Zukunft sind, wird nur derjenige sein Leben         scheidenden Werte weit hinter dem Ziel, kreativ sein zu
         erfolgreich bewältigen, der seine Netzwerke hegt und         können (66 Prozent), dem Wunsch nach flachen Hierar-
         pflegt. Informelle Kontakte werden im Berufskontext          chien (72 Prozent) oder der Möglichkeit fortwährender
         zudem umso wichtiger, je mehr sich Arbeitnehmer aus          Qualifizierung, sich also immer wieder weiterbilden zu
         der langfristigen Bindung an einen Arbeitgeber lösen.        können (75 Prozent).
         Ein gutes kollegiales und zugleich professionelles Ver-
         hältnis ist daher auch außerhalb der Firma von immer         An dieser Stelle sei aber erneut betont, dass die Indivi-
         größerer Bedeutung für die erfolgreiche Berufslaufbahn.      dualperspektive nicht als Ego-Mentalität missverstan-
                                                                      den werden darf, eher ist sie persönlichkeitsgetrieben:
                                                                      Es geht darum, die eigene Person im Einklang mit der
         Was im Job wirklich zählt                                    Peer Group und dem Netzwerk zu verorten. In diesem
                                                                      Sinne sind die Ypsiloner weniger konfrontativ als kon-
         In einer Welt, die sich ständig verändert, in der Lernen     sensorientiert, auch wenn Fernanwesenheit zugleich ei-
         und die Anpassung an neue Gegebenheiten zum Dauer-           nige der bewährten zwischenmenschlichen Hürden he-
         zustand wird, verändern sich die Prioritäten im Job, ver-    rabsetzt. Der berüchtigte Shitstorm trifft aber stets vor
         ändert sich die Einstellung zur Arbeit insgesamt. Fragt      allem die Mitglieder außerhalb der eigenen Peer Group.
         man die Generation Y, was ihnen an ihrer beruflichen         Generell gilt: Mitglieder der Generation Y sind zutiefst
         Tätigkeit wichtig ist, zeigt sich ein völlig neues Selbst-   kommunikativ konstituiert. Ein Lebens-Learning aus
         verständnis: Sie sind stärker intrinsisch motivierbar als    einer Biografie der sozialen Netzwerke und der allge-
         jemals zuvor. Der Fokus hat sich unübersehbar in Rich-       genwärtigen Connectivity.
         tung immaterieller Wertmuster verschoben. Softe Werte
         stehen auf der Bedeutungsskala der Generation Y ganz         Wichtig für die Manager und Führungskräfte von heute
         oben.                                                        ist auch, wie sehr sich dieser kommunikative Grundan-
                                                                      satz auf ihr direktes Auftreten auswirkt: Fast zwei Drit-
         Gute Arbeitsatmosphäre und eine funktionierende              tel der Generation Y (59 Prozent) verlangen danach,
         Teamarbeit sind die wichtigsten Kriterien. Mit 90 Pro-       sich mit ihren Führungskräften auf Augenhöhe ausein-
         zent Zustimmung ein radikaler Ausdruck dessen, was           andersetzen zu können. Das ruft nach einer anderen De-

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