Zensus 2021 - Aktueller Planungsstand - Zensus
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Zensus Zensus 2021 – Aktueller Planungsstand Von Andrea Heßberger Volks-, Gebäude- und Wohnungszählungen dienen der statistischen Bestandsaufnahme. Die im Rahmen dieser Erhebungen gewonnenen Basis- daten liefern Ergebnisse zur Zahl und Struktur der Bevölkerung, der Haus- halte und Familien sowie des Gebäude- und Wohnungsbestandes in tiefer regionaler Gliederung. Die letzte Zählung fand in Form eines registerge- stützten Modells im Jahr 2011 statt. Auch beim nächsten – im Jahr 2021 geplanten – Zensus wird seitens der statistischen Ämter dieses für die Bürgerinnen und Bürger vergleichsweise belastungsarme und zugleich kostengünstige Vorgehensmodell angestrebt, wobei einzelne Verfahren auf der Grundlage der Erfahrungen mit dem Zensus 2011 optimiert werden sollen. Nächster Zensus im Jahr 2021 die laufende Gebäude- und Wohnungsfort- schreibung. EU-Vorgabe Nach EU-Vorgabe1 ist die Durchführung von sieht Zählung alle zehn Volks-, Gebäude- und Wohnungszählungen Der letzte Zensus fand im Jahr 2011 statt Erstmals registerge- Jahre vor in den Mitgliedsstaaten der Europäischen und erfolgte erstmals auf Basis eines regis- stütztes Ver- Union alle zehn Jahre vorgesehen. Ein zent- tergestützten Verfahrens. Im Vergleich zu fahren beim Zensus 2011 raler Zweck dieser Zählungen ist die Ermitt- den vorherigen Volks-, Gebäude- und Woh- lung von amtlichen Einwohnerzahlen für nungszählungen als primärstatistische Voller- Bund, Länder und Gemeinden. Diese sind hebungen war der Zensus 2011 insbesondere als Bemessungsgröße u. a. für den Länder- mit einer Entlastung der Bürgerinnen und finanzausgleich, die Einteilung von Wahlkrei- Bürger, aber auch mit Kosteneinsparungen ver- sen sowie die Sitzverteilung im Bundesrat bunden. Grundlage für diese Zählung waren von Bedeutung. Darüber hinaus liefert der vorhandene Daten aus Verwaltungsregistern, Zensus 2 Strukturdaten zur Bevölkerung, die durch Ergebnisse aus Primärerhebungen zu Haushalten und Familien sowie Gebäu- ergänzt wurden. Unmittelbar nach Vorliegen den und Wohnungen in tiefer regionaler der endgültigen Ergebnisse überprüften die Gliederung. Die Ergebnisse dienen zudem statistischen Ämter des Bundes und der Län- als statistische Basis beispielsweise für die der den beim Zensus 2011 erstmals gewähl- Stichprobenziehung des Mikrozensus, die ten Erhebungsansatz in mehreren Evaluie- laufende Bevölkerungsfortschreibung sowie rungsmaßnahmen und zeigten hierbei erste Verbesserungspotenziale auf. Auch wenn 1 Verordnung (EG) Nr. 763/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über Volks- und Wohnungszäh- noch eine Vielzahl einzelner methodischer lungen. Aspekte untersucht und bewertet werden 2 Der Begriff „Zensus“ wird mit dem Begriff der Volks-, Gebäu- de- und Wohnungszählungen synonym verwendet. müssen, besteht zwischen den statistischen 332 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2016
Zensus Ämtern Einvernehmen darüber, dass sich die ten vorzugsweise von den Eigentümerinnen im Zensus 2011 gewählte Erhebungsmetho- und Eigentümern von Wohnraum zu erfra- dik grundsätzlich bewährt hat. gen. Eine Haushaltebefragung auf Stich- probenbasis soll unter anderem zusätzli- Rahmenwerk Dementsprechend hat das Statistische Bun- als konzep- che Merkmale zum Bildungsstand und zur tionelle desamt in Zusammenarbeit mit den statisti- Erwerbstätigkeit der Bevölkerung liefern. Grundlage schen Ämtern der Länder in den vergangenen Diese ergänzende Primärerhebung ist erfor- Monaten ein methodisches Grobkonzept für derlich, da entsprechende Angaben nicht die Ausgestaltung des Zensus 2021 erarbei- hinreichend verlässlich bzw. vollständig aus tet, das sich stark an der Verfahrensweise bei den Verwaltungsregistern abgeleitet wer- der letzten Zählung orientiert. Die Innenmi- den können. Angesichts eingeschränkter nisterkonferenz hat im Dezember 2015 den Anforderungen an die regionale Tiefe der erhebungsmethodischen Vorschlägen dieses Ergebnisse wird die Erhebung der Merkmale Rahmenwerkes zugestimmt und damit eine zu Bildungsstand und Erwerbstätigkeit auf Richtschnur für den Zensus 2021 vorgege- Stichprobenbasis als hinreichend erachtet ben. Unabhängig davon wird gegebenenfalls und auf eine Vollerhebung verzichtet. Beim die Entscheidung des Bundesverfassungs- Zensus 2011 hatte die Haushaltestichprobe gerichts zum anhängigen Verfahren zum flächendeckende Ergebnisse zu Bildung und Zensus 2011 zu ergänzen sein. Erwerbstätigkeit auf der Kreisebene sowie in Gemeinden und Gemeindeverbänden mit Melderegister als Grundlage im 10 000 und mehr Einwohnerinnen und Ein- künftigen Zensusmodell wohnern geliefert. Nach dem derzeitigen Planungsstand wer- Nicht alle Bürgerinnen und Bürger gehen Qualitäts- sicherung der den die Melderegister auch im Zensus 2021 ihren gesetzlichen Meldepflichten nach. amtlichen Ein- die Grundlage zur Ermittlung der amtlichen Dementsprechend enthalten die Meldere- wohnerzahlen Einwohnerzahlen bilden. Darüber hinaus las- gister der Kommunen Über- und Unterer- sen sich die Datenbestände dieser Verwal- fassungen, die in den einzelnen Gemeinden tungsregister auch in der nächsten Zählung – je nach Gemeindegröße und Bevölkerungs- zur Gewinnung demografischer Merkmale struktur – unterschiedlich stark ausfallen. zur Bevölkerung (beispielsweise Geschlecht, Diese Registerfehler gilt es bei der register- Alter, Familienstand, Staatsangehörigkeiten) gestützten Ermittlung der amtlichen Ein- nutzen. wohnerzahlen zu bereinigen. Wie schon im Zensus 2011 soll auch bei der kommenden Informationen über Gebäude und Wohnun- Zählung die Feststellung und Bereinigung gen sollen – angesichts fehlender Immobili- der Registerfehler und damit die Qualitäts- enregister – auch im Zensus 2021 durch eine sicherung der amtlichen Einwohnerzahlen flächendeckende Gebäude- und Wohnungs- in großen Gemeinden mittels der Haushal- zählung erhoben werden. Es ist beabsichtigt, tebefragung erfolgen, die an repräsentativ im Rahmen dieser Primärerhebung – wie ausgewählten Anschriften erfolgt. Die im schon 2011 – alle relevanten Immobilienda- Zuge dieser Befragung ermittelten „Kartei- 04 2016 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 333
Zensus leichen“ und „Fehlbestände“3 können nach werden, das alle Anschriften mit Wohnraum Hochrechnung zur Bereinigung der aus den und bewohnten Unterkünften in Deutsch- Melderegistern zugelieferten Basisdaten land umfasst. Dieses Register enthält nach verwendet werden. Fertigstellung alle relevanten Anschriften, an denen im Jahr 2021 Zensusbefragungen Ob eine stichprobenbasierte Haushalte- erfolgen, und dient so unter anderem zur befragung auch in kleinen Gemeinden als Organisation der als Vollerhebung konzi- geeignetes Verfahren zur Qualitätssicherung pierten Erhebungsteile sowie als Grundlage der amtlichen Einwohnerzahlen herangezo- für die Stichprobenziehung zur Haushalte- gen werden kann, oder aber hier – gegebe- befragung. nenfalls wie im Zensus 2011 – alternative Verfahren eingesetzt werden müssen, ist In einem mit diesem Anschriftenregister noch abschließend zu untersuchen. gekoppelten Referenzdatenbestand beab- sichtigen die statistischen Ämter des Bundes Auf Grundlage der Erfahrungen aus dem und der Länder, die aus den Melderegistern Zensus 2011 lässt sich allerdings schon jetzt sowie den Primärerhebungen erhobenen ableiten, dass zur Qualitätssicherung der Befunde zusammenzuführen und miteinan- amtlichen Einwohnerzahlen bei der im Jahr der abzugleichen. Sofern bei diesem Abgleich 2021 anstehenden Zählung – wie bereits Unstimmigkeiten auffallen, die sich nicht im Zensus 2011 – an allen Anschriften mit ohne weitere Vor-Ort-Überprüfung auf- Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünf- klären lassen, müssen gegebenenfalls wei- ten – den sogenannten Sonderanschriften tere Kontrollerhebungen erfolgen, die eine – eine vollständige Erfassung der jeweiligen abschließende Plausibilisierung der umfas- Bewohnerinnen und Bewohner erforderlich senden Datenbestände zur Bevölkerung und ist. Insbesondere aufgrund hoher Bewoh- zu den Wohnimmobilien ermöglichen. nerfluktuation ist an Anschriften mit Son- Als letzter Aufbereitungsschritt, der zum Letzter Aufbe- derbereichen die Qualität der Meldedaten reitungsschritt: Teil in Verzahnung mit der Plausibilisierung Haushaltege- häufig so stark eingeschränkt, dass eine der Daten aus den einzelnen Erhebungstei- nerierung hinreichend verlässliche statistische Berei- len geplant ist, soll auch im Zensus 2021 ein nigung der Über- und Untererfassungen nur mehrstufiges Verfahren der Haushaltegene- durch Erkenntnisse aus einer Vollerhebung rierung angewandt werden. In diesem Ver- erfolgen kann. fahren wird wie beim Zensus 2011 maschi- Organisation Zur Organisation und Steuerung der nell abgeleitet, in welchen Haushalts- und und Steuerung der Erhebungs- beschriebenen Erhebungsteile muss – wie Familienzusammenhängen die Bevölkerung teile bei der letzten Zählung – im Vorfeld der lebt und wie deren Ausstattung mit Wohn- Erhebung ein Anschriftenregister aufgebaut raum ist. 3 „Karteileichen“ bzw. „Fehlbestände“ bezeichnen die Über- Nach Abschluss dieses Aufbereitungsprozesses bzw. Untererfassungen in den Melderegistern. „Karteileichen“ ist beabsichtigt, – wie beim Zensus 2011 – fach- sind beispielsweise Personen, die laut Melderegister an einer Anschrift gemeldet sind, aber nicht (mehr) tatsächlich dort lich und regional tief differenzierte Ergebnisse wohnen. „Fehlbestände“ sind Personen, die an einer Anschrift wohnen, ohne dort gemeldet zu sein. Sie werden ermittelt, aus der Zählung über eine zentrale Auswer- indem adressbezogen die Erhebungsbefunde zu den jeweils dort tungsdatenbank einer breiten Öffentlichkeit wohnenden Personen mit den jeweiligen Melderegistereinträgen abgeglichen werden. kostenfrei via Internet verfügbar zu machen. 334 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2016
Zensus Vergleich der Zensusmodelle 2011 und 2021 Zensusmodell 2011 Daten aus Erwerbsregistern Daten aus Melderegistern Haushaltestichprobe Referenzdaten- bestand Befragung zur Klärung von Unstimmig- Personen Auswertungsdatenbank keiten (Gemeinden < 10 000 Einwohner/-innen) Anschriftenregister Erhebung an Sonderanschriften Wiederholungsbefragung Gebäude- und Wohnungszählung Haushalte- generierung Zensusmodell 2021 Daten aus Melderegistern Haushaltestichprobe Haushaltegenerierung Qualitätssichernde Befragung in kleinen Gemeinden Referenzdaten- Auswertungsdatenbank Anschriftenregister bestand Erhebung an Sonderanschriften Personen, Gebäude, Wohnungen Wiederholungsbefragung Gebäude- und Wohnungszählung Gegebenenfalls weitere Kontrollerhebungen 04 2016 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 335
Zensus Zur Evaluierung der Ergebnisse, insbesondere lage derer eine abschließende Plausibilisie- der Qualität der ermittelten Einwohnerzah- rung der Gebäude- und Wohnungszählung len, wird von den statistischen Ämtern auch ermöglicht wird. Hierdurch erübrigt sich die für den Zensus 2021 die Durchführung einer Erstellung und Veröffentlichung vorläufiger Wiederholungsbefragung empfohlen. Ergebnisse zu Gebäuden und Wohnungen: Nach Abschluss der „kleinen Haushalte- Wichtigste Änderungen gegenüber dem generierung“ liegen endgültige und zu den Zensus 2011 übrigen Erhebungsteilen konsistente Ergeb- nisse zu den Wohnimmobilien vor, die nicht Die bisherigen Ausführungen verdeutlichen, mehr verändert werden müssen. dass – nach derzeitigem Planungsstand – bei der im Jahr 2021 anstehenden Zählung an Bei der qualitätssichernden Befragung zur Modifizierung qualitätssi- dem für den Zensus 2011 gewählten metho- Feststellung der amtlichen Einwohnerzahlen chernder Er- dischen Ansatz festgehalten werden soll. in kleinen Gemeinden ist gegebenenfalls ein hebungen zur Feststellung Angestrebt ist allerdings, das Modell des verändertes Verfahren für den Zensus 2021 amtlicher Ein- Zensus 2021 auf Basis der aus 2011 gewon- zu entwickeln. Nicht zuletzt wegen der wohnerzahlen nenen Erfahrungen zu optimieren. Hierzu zunehmenden Zuwanderung Asylsuchen- schlagen die statistischen Ämter des Bun- der seit Sommer 2015 entsteht ein erhöh- des und der Länder im o. a. Rahmenwerk ter Korrekturbedarf bei der Bereinigung folgende Änderungen vor: der Daten aus den Melderegistern auch in kleinen Gemeinden. Grund dafür ist, dass Verzicht auf Die Ergebnisse des Zensus 2011 zeigen, dass die vollständige und korrekte Erfassung der Nutzung der Erwerbs- im Zuge einer Haushaltebefragung auf Stich- Zuwanderer im Melderegister zurzeit nicht register probenbasis hinreichend valide Ergebnisse uneingeschränkt gewährleistet werden zur Erwerbstätigkeit in der erforderlichen kann. Untersuchungen zur Anwendbarkeit fachlichen und regionalen Gliederung (Krei- eines modifizierten Verfahrens aus dem sebene und größere Gemeinden) gewonnen Zensus 2011 sowie alternativer Verfahren – werden können. Insofern wird vorgeschla- wie beispielsweise die Ausweitung der Haus- gen, auf die parallele Nutzung flächende- haltebefragung auf Stichprobenbasis – sind ckender Erwerbsregister (Daten der Bun- derzeit noch nicht abgeschlossen. desagentur für Arbeit und der öffentlichen Geänderte melderechtliche Vorschriften Arbeitgeber) zu verzichten. für Bewohnerinnen und Bewohner von Frühzeitige Bereits im laufenden Erhebungsgeschäft bestimmten Sonderbereichen, so etwa von erhebungs– Pflege- und Behindertenheimen4, erfordern teilübergrei- sollen die Befunde aus den einzelnen Erhe- fende Syn- bungsteilen übergreifend plausibilisiert gegebenenfalls auch eine Anpassung der chronisie- rung von Teil- werden. Hierfür werden die Daten in dem Ausgestaltung der Erhebung an Anschriften ergebnissen zentralen Referenzdatenbestand mitein- mit Wohnheimen und Gemeinschaftsunter- ander abgeglichen. Im Zuge der Datenzu- künften (Sonderanschriften). sammenführung soll eine erste Ableitung 4 Änderungen im Bundesmeldegesetz (§32 „Besondere Mel- von Haushaltszusammenhängen erfolgen depflicht in Krankenhäusern, Heimen und ähnlichen Einrich- tungen“) vom 3. Mai 2013, die am 1. November 2015 in Kraft („kleine Haushaltegenerierung“), auf Grund- getreten sind. 336 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2016
Zensus Vorrang für Zur Vereinfachung des Erhebungs- und plexität bewährt. Evaluierungsmaßnahmen Online- Erhebung Aufbereitungsgeschäftes sowohl für die zeigen allerdings auch Verbesserungspoten- Auskunftspflichtigen als auch für die statis- ziale, die beim nächsten Zensus berücksich- tischen Ämter wird eine möglichst weitge- tigt werden sollen. Die nächste Zählung ist hende Erhebung von Daten in elektronischer nach EU-Vorgabe im Jahr 2021 geplant. Die Form über das Internet angestrebt. Auch Vorbereitungsarbeiten für den Zensus 2021, bei Direktbefragungen durch Interviewer insbesondere methodische Vorbereitungen, ist der Einsatz elektronischer Erhebungsin- wurden bereits aufgenommen. Ein Zensus- strumente unter Wirtschaftlichkeits- und vorbereitungsgesetz, das unter anderem den Aufbau eines Anschriftenregisters regelt, Belastungsaspekten zu prüfen. wird voraussichtlich Ende 2016 verabschie- Fazit det werden. Der Zensus 2011 erfolgte erstmals auf der Grundlage eines registergestützten Erhe- Andrea Heßberger, Soziologin bungsansatzes. Dieses Verfahren weist M.A., ist als Referentin im Referat gegenüber einer Vollerhebung erhebliche „Bevölkerung, Gebiet, Zensus“ tätig. Vorteile auf und hat sich trotz seiner Kom- 04 2016 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 337
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