Zertifikatsangebote zur wissenschaftlichen Weiterbildung von Gesundheitsfachkräften an niedersächsischen Verbundhochschulen1
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GEROLD NIEMEYER, KARIN VON MOELLER · 51 Zertifikatsangebote zur wissenschaftlichen Weiterbildung von Gesundheitsfachkräften an niedersächsischen Verbundhochschulen1 Certificate of Basic Studies (CBS) und Diploma of Basic Studies (DBS) als neue Abschlussformate im Kontext einer spezifischen Hochschulkooperation GEROLD NIEMEYER KARIN VON MOELLER akademischen Qualifizierung grundsätzlich „zwei institu- Kurz zusammengefasst … tionell scharf voneinander abgegrenzte Bildungswege entwi- ckelt [..], zwischen denen lange Zeit gar keine und in neuerer Um flächendeckend eine qualitativ hochwertige Gesundheits- Zeit nur ein geringes Maß an Durchlässigkeit gegeben war versorgung zu etablieren, bedarf es insbesondere qualifizierter bzw. ist“ (Hanft, Pellert, Cendon & Wolter, 2015, S. 12). Fo- Gesundheitsfachkräfte. Bislang fehlt jedoch weitestgehend kussiert man im Spezifischen den Bereich der beruflichen eine strukturierte Form der Weiterbildung, die Gesundheits- Fort- und Weiterbildung innerhalb des Gesundheitswesens fachkräften eine an den aktuellen und zukünftigen Bedarfen ist zunächst festzustellen, dass dieser in einem sehr hohen sowie an ihren eigenen Bedürfnissen orientierte (Weiter-)Ent- Maße durch Heterogenität gekennzeichnet ist. Je nach Art wicklung beruflicher und persönlicher Kompetenzen ermög- und fachlicher Ausrichtung der zugrundeliegenden Erstaus- licht. Mit den im Rahmen eines BMBF-geförderten Projektes, bildung sind landesrechtlich geregelte Fach- und Funkti- innerhalb einer hochschulübergreifenden Kooperation von onsweiterbildungen ebenso wie bundesrechtlich geregelte fünf niedersächsischen Hochschulen (KeGL-Verbund) entwi- Aufstiegsfortbildungen und Weiterbildungsgänge an Fach- ckelten wissenschaftlichen Zertifikatsangeboten, kann diese schulen relevant (Zöller, 2012). Die an Hochschulen in den Lücke geschlossen werden. Die kurzformatigen, berufsbeglei- letzten Jahrzehnten zahlreich geschaffenen grundständi- tend absolvierbaren Weiterbildungsmodule sind in einer Bau- gen und weiterbildenden Studienangebote ermöglichen den kastensystematik angeordnet. Ein Blended Learning-Format Absolvent*innen die Erlangung akademischer Abschlüsse soll es den Teilnehmenden ermöglichen, zeitlich und örtlich auf Bachelor- und Masterniveau, wobei für den Hochschul- flexibel, erforderliche Kompetenzen in speziellen Themenfel- zugang in aller Regel der Nachweis der (Fach)Hochschulreife dern zeitnah und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und – ggf. erforderlich ist (Hilbert, Bräutigam & Evans, 2014). Hoch- auch hochschulübergreifend – verschiedene Zertifikatsab- schulen werden unterdessen gleichwohl als Institutionen der schlüsse zu erwerben. Diese gewährleisten eine hohe Durchläs- quartären Bildung und insofern als „Orte des lebenslangen sigkeit in die berufliche und hochschulische Bildung. Projekt- Lernens“ verstanden, „die durch flexible Angebote das be- abschließend erfolgte eine externe Zertifizierung des an den rufsbegleitende Studieren (etwa in Teilzeit- und Fernstudien- Verbundhochschulen entwickelten Weiterbildungsangebots gängen) ermöglichen“ (Stifterverband, o.J.). sowie eine institutionelle Zertifizierung des KeGL-Verbundes. Der Abschluss eines Vertrages zur Verstetigung der hier vorbe- Ein Auf- bzw. Ausbau der hochschulischen Weiterbildung reiteten Hochschulkooperation steht aktuell noch aus. erscheint nicht zuletzt auch für das Gesundheitswesen, als ei- nen mit 5,7 Millionen Beschäftigten – darunter 75,6% Frauen – (Stand 2018) (Statistisches Bundesamt, 2020) extrem personal- 1 Ausgangslage intensiven Bereich innerhalb der deutschen Volkswirtschaft, Im Kontext der historischen Entwicklung der Bildungsland- besonders relevant. Der Wissenschaftsrat geht in seinen ak- schaft haben sich in Deutschland mit der beruflichen und tuellen Empfehlungen zu hochschulischer Weiterbildung als 1 Das dieser Veröffentlichung zugrundeliegende Vorhaben wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förder- kennzeichen 16OH22023 bis 16OH22027 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der/m Autor/in. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (1)
52 · PROJEKTWELTEN Teil des lebenslangen Lernens entsprechend davon aus, dass on einer für den quartären Bildungsbereich an Hochschulen sowohl mit Blick auf die derzeit im Gesundheitswesen täti- insgesamt feststellbaren Tendenz (Stifterverband, 2017). gen Personen als auch hinsichtlich der Weiterqualifizierung künftiger Beschäftigter ergänzende Weiterbildungsangebote Mit dem Angebotsportfolio des KeGL-Verbundes werden dringend erforderlich sind (Wissenschaftsrat, 2019). „Pro- Gesundheitsberufe, insbesondere Fachkräfte der Pflege-, zesse des demografischen und sozialen Wandels, der Trend Therapie- und Assistenzberufe, der Heilerziehungspflege so- in Richtung Wissensgesellschaft, die epidemiologische wie des Rettungswesens adressiert. Da die Ausbildungen in Entwicklung, der anhaltende medizinisch-technische Fort- diesen Berufen in der Regel auf Niveaustufe 4 des Deutschen schritt, die veränderten Versorgungsansprüche der Patienten, Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen (DQR) die zunehmende Durchdringung des Gesundheitswesens abschließen, wurde das wissenschaftliche Zertifikatsange- mit marktwirtschaftlichen Prinzipien sowie der durch das bot daran anknüpfend kompetenzorientiert auf Bachelor- komplexe Zusammenspiel dieser Entwicklungen bewirkte Niveau gemäß Hochschulqualifikationsrahmen (HQR 1) Anstieg der Gesundheitsausgaben bei gleichzeitig begrenzten (KMK, 2017) konzipiert. Hierdurch können die Transparenz Finanzierungsmöglichkeiten“ (Pundt & Kälble, 2015, S. 16) und Durchlässigkeit zwischen beruflicher Ausbildung und werden bereits seit mehreren Jahren als wesentliche Aspekte hochschulischer Weiterbildung – in der Regel mit dem An- eines dynamischen Spektrums qualitativer und quantitati- gebot von Studiengängen – adäquat erhöht (KMK, 2017) und ver Veränderungen genannt. Hier lassen sich im erheblichen im Speziellen passgerechte Weiterbildungsmöglichkeiten für Maße Weiterbildungsbedarfe ableiten. Bachelorabsolvent*innen geboten werden. Neben den modularisierten weiterbildenden Studiengängen Den Bildungsbedarfslagen im gesundheitsberuflichen werden Zertifikatskurse als Ergänzung bzw. als flexiblere Al- Kontext soll im Zuge eines gelingenden Wissenschafts-Pra- ternative im Spektrum der Realisierungsoptionen quartärer xis-Transfers mit einem variabel kombinierbaren Weiter- Bildung an Hochschulen diskutiert, wobei diese als „thema- bildungsangebot auf Basis einer aus spezifischen Zertifikats- tisch fokussierte Weiterbildungsangebote unterschiedlichen modulen und -programmen der beteiligten Hochschulen zeitlichen Umfangs, die nicht [unmittelbar] zu einem Hoch- gespeisten Baukastensystematik begegnet werden, die zudem schulabschluss führen“ (Wissenschaftsrat, 2019, S. 47) und gemeinsame Abschlüsse mittels gegenseitiger Anrechnungs- im Rahmen derer vielfach „einschlägige Berufserfahrungen vereinbarungen ermöglicht. Dabei handelt es sich – anders als für die Teilnahme vorausgesetzt und inhaltlich in den Kurs vielfach an Hochschulen im Förderkontext – nicht um modu- eingebunden“ (ebd.) werden, zu verstehen sind. larisierte Bausteine bereits bestehender Weiterbildungsstudi- engänge (Cendon et al., 2020), sondern um eigens entwickelte, mit ECTS-Leistungspunkten bewertete Zertifikatsmodule 2 Beschreibung und Zielsetzung des bzw. -programme, die im Falle der Aufnahme eines Studiums KeGL-Verbundprojektes in einem geeigneten Studiengang angerechnet werden kön- Das Projekt „Kompetenzentwicklung von Gesundheitsfach- nen. Um einen erfolgreichen Übergang in die hochschulische personal im Kontext des lebenslangen Lernens (KeGL)“ wurde Bildung zu unterstützen, gelten als Zugangsvoraussetzungen im Rahmen des Bund-Länder Wettbewerbs „Aufstieg durch für das Zertifikatsstudium eine abgeschlossene einschlägige Bildung: offene Hochschulen“ mit Förderung des Bundesmi- Berufsausbildung sowie zusätzlich eine mindestens einjäh- nisteriums für Bildung und Forschung (BMBF) über den Zeit- rige auf das angestrebte Zertifikatsmodul oder -programm raum 2014 bis 2020 im Verbund von fünf niedersächsischen bezogene Berufsausübung oder der Nachweis des Erwerbs der Hochschulen2 durchgeführt. Auf Basis empirisch hergelei- Eignung in einem anderen Kontext bzw. der Nachweis eines teter aktueller und zukünftiger Kompetenzbedarfe wurden Bachelorabschlusses. wissenschaftliche Weiterbildungsangebote in speziellen Themenfeldern ausgewählter Gesundheitsberufe entwickelt, Eine wesentliche Zielsetzung des KeGL-Projektes war es, die erprobt und evaluiert sowie deren Implementierung im hoch- verschiedenartig fokussierte wissenschaftliche Expertise schulübergreifenden Kontext vorbereitet. Die in der Projekt- der beteiligten Fakultäten und Institute auch über den För- vorbereitung getroffene Entscheidung, nicht auf den Auf- und derprojektzeitraum hinaus in einem hochschulübergreifen- Ausbau weiterbildender Studiengänge, sondern auf die Ent- den Kooperationskontext zu bündeln. Hierfür wurden ein wicklung kurzformatiger Zertifikatskurse bzw. -programme Kooperationsvertragsentwurf und ein dezidiertes Regelwerk zu setzen, liegt in einem für den Verlauf des genannten För- zum Zwecke der Verstetigung von Zertifikatsangeboten derwettbewerbs feststellbaren Trend (Cendon, Elsholz, Speck, und zur Sicherstellung der Anschlussfähigkeit der Zertifi- Wilkesmann & Nickel, 2020) und entspricht laut Hochschul- katsangebote untereinander sowie gegenüber dem bisher Barometer 2017 auch außerhalb der Förderprojektkonstellati- bestehenden Studienangebot entwickelt und den zu beteili- 2 Es handelte sich um die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften – Fakultät Gesundheitswesen, Wolfsburg, die Hochschule Osnabrück – Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die Hochschule Hannover – Fakultät V: Diakonie, Gesundheit und Soziales, Abteilung Pflege und Gesundheit, die Jade Hochschule – Institut für Technische Assistenzsysteme, Oldenburg sowie die Universität Osnabrück – Fachbereich Humanwissen- schaften, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (1)
GEROLD NIEMEYER, KARIN VON MOELLER · 53 genden Gremien der fünf Hochschulen zur weiteren Prü- der Teilnehmenden hatte deshalb einen hohen Stellenwert. fung vorgelegt (Haar, Niemeyer, von Moeller, Wittland & Gleichzeitig wurde zur Förderung der reflexiven Hand- Broo, 2020). Darüber hinaus erfolgte in enger Absprache mit lungsfähigkeit (Schön, 1983; Schön, 1987) und weiteren dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kompetenzentwicklung eine Lernreflexion erprobt, die mit Kultur (MWK) eine Zertifizierung des entwickelten Zerti- einem Lernprozessportfolio kombiniert wurde. Durch die fikatsangebotes sowie eine institutionelle Zertifizierung begleitende Evaluation konnten gewonnene Ergebnisse und des KeGL-Verbundes. Zu diesem Zweck beauftragten die Erfahrungen fortlaufend in die Adaption und Optimierung Verbundhochschulleitungen die Zentrale Evaluations- und der Lernprozessbegleitung münden. Ausführlich zur didak- Akkreditierungsagentur (ZEvA) mit der pilothaften Prozess- tischen Konzeption und Gestaltung der Zertifikatsangebote durchführung. Dieser Zertifizierungsprozess ist unter Qua- sei an dieser Stelle am Beispiel des Verbundpartners Univer- litätssicherungsaspekten als höchst relevant einzuschätzen sität Osnabrück auf von Moeller et al. (2020) verwiesen. und in der Hochschullandschaft bislang weitgehend unüb- lich, entspricht jedoch bereits den Empfehlungen des Wis- senschaftsrates, nach denen „auch Weiterbildungsangebote 4 Wissenschaftliche Weiterbildung für ohne Hochschulabschluss (Zertifikatskurse, Module, Kon- Gesundheitsberufe: Die Zertifikatsangebote taktstudium) [..] in die Systemakkreditierung einer Hoch- der KeGL-Baukastensystematik schule einbezogen werden“ (Wissenschaftsrat, 2019, S. 12- Im Verlauf der Projektrealisierung wurde eine Baukasten- 13) sollen. Die Zertifizierung des KeGL-Verbundes erfolgte systematik erarbeitet, die als hochschulübergreifendes Kon- auf Basis eines externen Zertifizierungsgutachtens (ZEvA, strukt angelegt ist und Weiterbildungsinteressierten und 2020a) und ist zunächst für drei Jahre gültig (ZEvA, 2020b). -teilnehmenden ein modularisiertes Weiterbildungsangebot Eine Entscheidung seitens der beteiligten Hochschulgremi- offeriert, welches im Sinne eines hohen Maßes an individu- en hinsichtlich der Verstetigung des Kooperationsverbundes eller und bedarfsgerechter Variabilität und Flexibilität in steht aktuell noch aus. einzelnen Bausteinen realisierbar ist. Das Angebotsportfo- lio umfasst insgesamt 28 wissenschaftliche Zertifikatsmo- dule, welche entsprechend ihrer inhaltlichen Ausrichtung 3 Kooperative Entwicklung und Konzeption den thematischen Schwerpunkten „Kommunikation und modularisierter wissenschaftlicher Weiter- Kooperation“, „Patientensicherheit und -versorgung“, „Ver- bildungsangebote im Zertifikatsformat änderungsmanagement und Führung“ und „Gesundheits- Mittels umfangreicher empirischer Erhebungen, u.a. bei förderung“ zugeordnet wurden (s. Abbildung 1). Ein weiteres, Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden unterschiedlicher schwerpunkt- und modulübergreifendes Zertifikatsangebot relevanter Berufsgruppen sowie bei Berufsverbänden, Bil- „Wissenschaft berufspraktisch anwenden“ soll darüber hin- dungseinrichtungen und Kammern, ließen sich evidente aus an allen Verbundhochschulen optional angeboten wer- Kompetenzbedarfe identifizieren und als inhaltliche Ba- den. Für die einzelnen Zertifikatsmodule wurde einheitlich sis zur Entwicklung der Themenbereiche der Pilotmodule ein Workload im Umfang von 6 Leistungspunkten (LP) nach heranziehen. Für die Konzeptionierung einer verbund- ECTS festgelegt. übergreifend einheitlichen Strukturierung galt es, weitere Rahmenaspekte, wie bspw. die einheitliche tabellarische Modulbeschreibung zu konkretisieren und zu konsentieren. 5 Möglichkeiten der Kombination von Zertifikaten im Rahmen einer transparenten Die pilothafte Durchführung der Zertifikatsmodule er- Abschlusssystematik folgte überwiegend im Blended Learning-Format mit ei- Der Ausgestaltung der Zertifikatsstruktur liegt das in An- ner höheren örtlichen und zeitlichen Flexibilität, was sich lehnung an die Systematik Schweizer Hochschulen (Swissuni, insbesondere im Hinblick auf die Zielgruppe der Berufs- o.J.) entwickelte Übersichtsraster zur „Struktur und Trans- tätigen, der Personen mit Familienpflichten sowie der parenz von Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung Berufsrückkehrer*innen als besonders sinnvoll erwies. an Hochschulen in Deutschland“ der Deutschen Gesellschaft Ebenso bewährte sich das eingeführte Lernmanagement- für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V. system „Moodle“ zum Einstellen von Lehr-Lernmaterialien, (DGWF, 2018) zugrunde, welches eine transparente, einheit- Aufgaben sowie zum Austausch zwischen Teilnehmenden, liche Struktur wissenschaftlicher Weiterbildungsformate Dozierenden und Modulbegleitenden. und -abschlüsse mit einer Anschlussfähigkeit an (inter)na- tionale Studienangebote offerieren möchte (s. Abbildung 2). In der adressierten Zielgruppe der Gesundheitsberufe spie- So werden neben den Hochschulzertifikaten für einzelne gelt sich u.a. hinsichtlich der unterschiedlichen Lernvor- erfolgreich absolvierte Kurse auf Bachelorniveau im Umfang aussetzungen der Teilnehmenden eine hohe Heterogenität von jeweils ein bis sechs LP die umfassenderen, ebenfalls auf wider, die bei didaktischen, strukturellen und organisatori- Bachelorniveau angesiedelten Zertifikatsformate „Certifica- schen Entscheidungen zur Konzeption von Weiterbildungs- te of Basic Studies (CBS)“ im Umfang von jeweils 12 LP und angeboten zu berücksichtigen ist (Cendon et al., 2020; Grö- „Diploma of Basic Studies (DBS)“ im Umfang von 30 Leitungs- ger & Schumacher, 2018). Die Begleitung des Lernprozesses punkten ermöglicht. ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (1)
54 · PROJEKTWELTEN KOMMUNIKATION UND PATIENTENSICHERHEIT UND VERÄNDERUNGSMANAGEMENT GESUNDHEITSFÖRDERUNG KOOPERATION -VERSORGUNG UND FÜHRUNG Interprofessionelle Kommuni- Tools und Techniken eines Mitarbeiterorientierte Führung Gesundes Verhalten in kation zwischen Gesundheits- patientenzentrierten in der Pflege als Chance für Gesundheitsberufen stärken berufen gestalten Sicherheitsmanagements die Zukunft: Individuum und Team Interprofessionelle Teamarbeit Rechtliche Aspekte der Mitarbeiterorientierte Führung Nachhaltig gesund in und Teamkultur in Gesund- Patientensicherheit in in der Pflege als Chance für Gesundheitseinrichtungen heitseinrichtungen gestalten arbeitsteiligen Gesundheits- die Zukunft: Mitarbeitende einrichtungen fördern und Zusammenarbeit gestalten Patientensicherheit: Koopera- Patientensicherheit: Koopera- Qualitätsmanagement im tion und Kommunikation tion und Kommunikation Gesundheitswesen Informations- und Versor- Sicherheitskultur und Change- Sicherheitskultur und gungskontinuität durch elek- management Changemanagement tronische Kommunikation Ethische Konflikte in Gesund- Teilhabeorientierung in der Anleiten und Bewerten in der heitsberufen bewältigen Rehabilitation Praxisanleitung Beratungskompetenz Demenzsensible Patienten- Betriebliche Ausbildung versorgung planen und durchführen in der Praxisanleitung Diversity Management Kooperation und Konfliktma- Rechtliche und qualitative nagement in der demenzsen- Aspekte in der betrieblichen siblen Patientenversorgung Ausbildung Hygienemanagement für Professionelles Pflegever- Gesundheitsberufe ständnis und berufliches Selbstverständnis entwickeln Notfallmanagement für Gesundheitsberufe Erweiterte Notfallversorgung Strukturierte Notfallversorgung Abb. 1: Das KeGL-Modulangebot nach Schwerpunkten (Stand: 31.03.2020) Im Falle des erfolgreichen Abschlusses der o.g. hochschul- 1. Teile von Modulen können auf Kursebene als „Units“ übergreifenden Kooperation zur Verstetigung des KeGL- belegt werden, soweit die beteiligten Hochschulen dies Verbundes sollen Weiterbildungsinteressierte und -teil- anbieten. Hierfür wird die Teilnahme bescheinigt, ein nehmende die Möglichkeit erhalten, durch verschiedene Hochschulzertifikat kann vergeben werden, sofern die Kombinationen von Zertifikatsangeboten aus dem gesamten jeweils anbietende Hochschule dies vorsieht. Verbundangebot und aus unterschiedlichen Schwerpunkten, die genannten Zertifikatsabschlüsse zu erwerben, ohne sich 2. Jedes einzelne vollständig absolvierte Modul kann bei der Auswahl bereits im Vorfeld auf bestimmte festgefügte nach erfolgreicher Teilnahme (mit Prüfung) mit einem Konstellationen festlegen zu müssen. Zertifikatsprogramme Hochschulzertifikat abgeschlossen werden. Eine Teil- entstehen sukzessive mit dem erfolgreichen Absolvieren in- nahme ohne Prüfung wird bescheinigt. dividuell ausgewählter Modulkombinationen mit höchst- möglicher Flexibilität und Variabilität. Insofern umfasst der 3. CBS- bzw. DBS-Zertifikatsabschlüsse können durch fol- Begriff „Zertifikatsprogramm“ übergreifend eine Vielzahl gende Kombinationen von Zertifikatsmodulen erwor- möglicher CBS- und DBS-Formate, wobei unter Zugrundele- ben werden: gung des in Abbildung 1 dargestellten Modulangebots nach a) Kombination von zwei der jeweils einem Schwer- Schwerpunkten, die folgenden grundlegenden Regelungen punkt zugeordneten Module. Nach erfolgreicher zu berücksichtigen wären: Teilnahme kann je nach Schwerpunktzugehörigkeit ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (1)
GEROLD NIEMEYER, KARIN VON MOELLER · 55 ABSCHLUSS FORMAT CP NACH ECTS NIVEAUSTUFE (DQR) Master Weiterbildender Masterstudiengang 60 - 120 7 Bachelor Weiterbildender Bachelorstudiengang 160 - 240 6 Zertifikat* Diploma of Advanced Studies (DAS) mind. 30 7 Certificate of Advanced Studies (CAS) mind. 10 7 Diploma of Basic Studies (DBS) mind. 30 6 Certificate of Basic Studies (CBS) mind. 10 6 Weiterbildungskurs mit Prüfung** 1 – 9*** 6 oder 7 Teilnahmebescheinigung Weiterbildungskurs ohne Prüfung**** keine 6 oder 7 CP – Credit Point * Derzeit sind u.a. folgende Bezeichnungen gebräuchlich: Kontaktstudium, Einführung, Kontaktstudium mit Hoch- schulzeugnis, Fortbildung, Weiterbildungsprogramm, Modulstudium, Zertifikatskurs, Kompaktkurs, Executive Train- ing. ** Die Prüfung kann auch in Form einer Abschlussarbeit, Präsentation oder anderen definierten Verfahren zur Feststel- lung der erbrachten Leistung erfolgen. *** Für Studienmodule mit Zertifikat wird entsprechend den Vorgaben der KMK eine Mindestzahl von 5 CP empfohlen. **** Derzeit sind u. a. folgende Bezeichnungen gebräuchlich: Seminarreihe, Seminarprogramm, Master Class, Weiterbil- dung, Weiterbildungslehrgang. Abb. 2: Struktur und Transparenz von Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung an Hochschulen in Deutschland – Übersichtsraster (DGWF, 2018, S. 2) der absolvierten Module für diese Kombination (= bene Kompetenzen gemäß den Bestimmungen des Nieder- Zertifikatsprogramm) ein CBS erteilt werden, wobei sächsischen Hochschulgesetzes (NHG) auf einzelne Module sich die inhaltsbezogene Zertifikatsbetitelung an anrechnen zu lassen. der Überschrift des jeweiligen Schwerpunktes ori- entiert. b) Erwerb eines DBS durch erfolgreiches Absolvieren 6 Fazit und Ausblick von fünf Modulen. Hierzu werden mindestens drei Das gemeinsame übergreifende Ziel der fünf Partnerhoch- Module eines Schwerpunktes mit zwei weiteren Mo- schulen des KeGL-Verbundes war es, bedarfsgerechte und mo- dulen nach freier Wahl kombiniert. Prinzipiell sind dularisierte Zertifikatsangebote zur kompetenzorientierten folgende Kombinationen möglich: Weiterbildung von Gesundheitsfachpersonal zu erforschen - 3 Module eines Schwerpunktes + 2 Module zwei- sowie im Blended Learning-Format zu erproben und zu eva- er anderer Schwerpunkte oder eines anderen luieren. Zudem sollten diese Angebote in ein flexibles, hoch- Schwerpunktes, schulübergreifend organisiertes Konstrukt, welches variable - 3 Module eines Schwerpunktes + 1 Modul eines Kombinationen von Weiterbildungsmodulen innerhalb ei- anderen Schwerpunktes + Modul „Wissenschaft nes Baukastensystems und gemeinsame Abschlüsse ermög- berufspraktisch anwenden“, licht, überführt werden. Unter Einbeziehung der Expertise - 4 Module eines Schwerpunktes + 1 Modul eines unterschiedlicher Hochschulen mit fachlich relevanten Stu- anderen Schwerpunktes oder Modul „Wissen- dienangeboten konnte für die in Gesundheitsberufen tätigen schaft berufspraktisch anwenden“, Personen ein differenziertes Weiterbildungsangebot konzi- - 5 Module eines Schwerpunktes. piert werden, welches von der einzelnen Unit bis hin zum um- fänglichen Zertifikatsprogramm belegbar ist und variable Die inhaltsbezogene Zertifikatsbetitelung der dar- Abschlussmöglichkeiten – vom Hochschulzertifikat über das gelegten DBS-Zertifikatsprogrammvarianten ori- Certificate of Basic Studies (CBS) bis hin zum Diploma of Ba- entiert sich an der Überschrift des Schwerpunktes, sic Studies (DBS) – ermöglichen soll. Der ergänzend durchge- dem mindestens drei Module zugeordnet sind. führte pilothafte Prozess der Zertifizierung durch die ZEvA wurde erfolgreich beendet und diente in besonderer Weise Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Studienleistungen einer externen Qualitätssicherung des Weiterbildungsange- und beruflich bzw. in der beruflichen Weiterbildung erwor- botes. Die in Verbindung damit ebenfalls besiegelte, zunächst ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (1)
56 · PROJEKTWELTEN auf drei Jahre befristete institutionelle Zertifizierung des Hanft, A., Pellert, A., Cendon, E. & Wolter, A. (Hrsg.) (2015). KeGL-Verbundes, ermöglicht die Fortführung und Erwei- Weiterbildung und Lebenslanges Lernen an Hochschulen. terung eines qualitätsgesicherten Zertifikatsangebotes für Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung zur ersten Gesundheitsfachpersonal in einem Verbund offener Hoch- Förderphase der ersten Wettbewerbsrunde des Bund-Länder- schulen in Niedersachsen. Dessen Konstituierung wurde im Wettbewerbs: „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“. Rahmen des Förderprojektes ebenfalls vorbereitet, die Ver- Oldenburg. stetigung ist im Wesentlichen vom erfolgreichen Abschluss eines im Entwurf vorliegenden Kooperationsvertrages ab- Hilbert, J., Bräutigam, C. & Evans, M. (2014). Berufsbildung hängig. In diesem Kontext wird insbesondere zu klären sein, im Gesundheitswesen: Ein Sonderweg mit Fragezeichen. wie die zwingend erforderliche hochschulübergreifende In WSI-Mitteilungen, (1), 43-51. Strukturkomponente in der Konstellation einer Zentralen Koordinierungsstelle sowie eines Kooperationsrates finan- Kultusministerkonferenz – KMK. (2010). Ländergemeinsame zierbar ist, unter besonderer Berücksichtigung einer Kalku- Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und lation marktgängiger Preise im Weiterbildungssektor. Masterstudiengängen. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.10.2003 i. d. F. vom 04.02.2010. Abgerufen am 07. Mit der an der Systematik der DGWF angelehnten Baukas- April 2021 von https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/ tensystematik einschließlich der erfolgten Zertifizierung, veroeffentlichungen_beschluesse/2003/2003_10_10-La- wird einerseits ein Modell für wissenschaftliche Weiterbil- endergemeinsame-Strukturvorgaben.pdf dung für Gesundheitsberufe an Hochschulen vorgelegt, wel- ches über das Land Niedersachsen hinaus als Blaupause mit Kulturministerkonferenz – KMK. (2017). Qualifikations- einer bundesweiten bzw. internationalen Anschlussfähigkeit rahmen für deutsche Hochschulabschlüsse. Im Zusam- und Übertragbarkeit für weitere Hochschulen bzw. Angebo- menwirken von Hochschulrektorenkonferenz und te auf CBS-/DBS-Niveau für andere Berufsgruppen dienen Kultusministerkonferenz und in Abstimmung mit Bun- sowie die Kooperation und Vernetzung im Rahmen wis- desministerium für Bildung und Forschung erarbeitet senschaftlicher Weiterbildung an Hochschulen bereichern und von der Kultusministerkonferenz am 16.02.2017 könnte. beschlossen. Abgerufen am 07. April 2021 von https:// www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_ beschluesse/2017/2017_02_16-Qualifikationsrahmen.pdf Literatur Cendon, E., Elsholz, U., Speck, K., Wilkesmann, U. & Nickel, S. Pundt, J. & Kälble, K. (2015). Einleitung. In J. Pundt, & K. Kälb- (Hrsg.). (2020). Wissenschaftliche Weiterbildung an Hoch- le (Hrsg.), Gesundheitsberufe und gesundheitsberufliche Bil- schulen: Herausforderungen und Handlungsempfehlungen. dungskonzepte (S. 15-37). Bremen: Apollon University Press. 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