Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...

Die Seite wird erstellt Tom Hecht
 
WEITER LESEN
Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...
Zinsprognose-Spektrum
DEZEMBER 2018
Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...
VORWORT

Das Zinsprognose-Spektrum des Bundesverbandes              Publikation. Die zusammengefassten Ergebnisse sowie
Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, umfasst ver-        eine Kontrolle der Prognosen sind dem Bericht voran-
schiedene Prognoseansätze, die eine breit fundierte        gestellt. Die technische Analyse wird durchgehend von
Einschätzung der zukünftigen Zinsentwicklung ermög-        der BayernLB zur Verfügung gestellt. Wir danken den
lichen. Prognostiziert wird die Entwicklung der Rendite    teilnehmenden Instituten für ihre Unterstützung.
öffentlicher Anleihen für einen Zeitraum von zwei und
sechs Monaten (Monatsdurchschnittswerte).                  Sie finden im nachfolgenden Text Tabellen der ökono-
                                                           mischen Indikatoren, die Ihnen eine einfachere Über-
Die Grundlage der fundamentalen Analyse des VÖB            sicht über die wesentlichen Kennzahlen ermöglichen.
bildet ein System von Frühindikatoren, das die Ten-        Die Erläuterung der ökonomischen Entwicklung ist auf
denz der Haupteinflussfaktoren des Rentenmarktes           aktuell im Fokus stehende Indikatoren beschränkt und
abschätzt. Die Zinsprognosen der BayernLB, Deka-           wird durch die Geschehnisse am Markt abstrahiert.
Bank, HSH Nordbank, Helaba, LBBW sowie NORD/LB
verwenden Elemente verschiedener Theorien und sind
breit aufgestellt. Sie erscheinen alternierend in dieser   Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Berlin, im Dezember 2018

Dominik Lamminger                                          Norman Schirmer

Mitglied der Geschäftsleitung                              Pressesprecher
Leiter Leitungsstab
Strategie & Kommunikation

                                                                               Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 2
Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...
INHALT

Vorwort S. 2

Prognoseüberblick und Rückschau S. 4

Zinsprognose der Landesbank Baden-Württemberg     S. 5

Charttechnik der Bayerischen Landesbank   S. 10

                                                         Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 3
Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...
Prognoseüberblick und Rückschau

    Prognoseüberblick                                                              zwei Monate                   sechs Monate

    LBBW

Ausgangswert:
10-jährige Bundesanleihen*, per 27. November 2018:                      0,34 Prozent

PROGNOSEKONTROLLE der vorangegangenen Berichte:
(VÖB-Kapitalmarktbericht von August 2018 und Oktober 2018)

    Rückschau                                                                      zwei Monate                   sechs Monate

    VÖB-Fundamentalanalyse                                                              -                              -

    NORD/LB                                                                             f                              –

    Helaba                                                                              –                              f

Renditerückblick 10-jährige Bundesanleihen*:

•        zwei Monate Rückblick, Schlusskurs per 4. Oktober 2018:               0,53 Prozent
•        sechs Monate Rückblick, Schlusskurs per 13. August 2018:              0,32 Prozent

     Legende:

                =        Prognose einer Zinserhöhung um mehr als 10 Basispunkte

                =        Prognose einer Seitwärtsbewegung, Betrag der Zinsveränderung kleiner oder gleich 10 Basispunkte

                =        Prognose einer Zinssenkung um mehr als 10 Basispunkte

     f          =        Prognose entsprach nicht dem Renditeverlauf

     √          =        Prognose entsprach dem Renditeverlauf

     –          =        rotationsbedingt keine Prognose

* Quelle: Bloomberg: Renditen für Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren

                                                                                                 Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 4
Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...
Zinsprognose der Landesbank Baden-Württemberg
Fundamentales Umfeld – Wendezeit                           sich die EZB mit dem Abschied von der extrem lockeren
Neigt sich die Zeit des konjunkturellen Gleichmaßes        Geldpolitik zu viel Zeit, beschwört sie zwei Gefahren he-
ihrem Ende entgegen? Erstmals seit 2015 hat Deutsch-       rauf: Erstens nimmt das Risiko von Fehlentwicklungen
land im dritten Quartal 2018 wieder eine schrumpfende      und Blasen an Vermögensmärkten zu, zweitens stünde
Wirtschaftsleistung bilanzieren müssen. Das BIP lag um     sie im Falle eines Konjunkturabschwungs ohne großen
0,2 % unter dem Vorquartal. Zum Vorjahreszeitraum          Lockerungsspielraum da.
betrug das BIP-Wachstum nur noch bescheidene 1,1 %.
Im Euroraum sieht es etwas besser aus. Hier konnte die     Zwar herrscht weitgehend Einigkeit, dass die EZB im
Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,2 % zum        Falle einer Konjunkturabkühlung (und mit Leitzinsen
Vorquartal zulegen. Vor allem die kräftigen Zuwächse in    auf dem Nullpunkt) erneut auf die Ausweitung der
Frankreich (+0,5 %) und Spanien (+0,6 %) sorgten dafür.    Liquiditätsbereitstellung sowie ggf. auf den Kauf von
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag das Plus im         Anleihen zurückgreifen würde. Aber die EZB dürfte den
Euroraum bei 1,7 %. So oder so: Das Konjunkturbild be-     geordneten Ausstieg aus den Anleihekäufen sowie eine
ginnt sich einzutrüben. Reihum werden Prognosen für        graduelle Anhebung der Leitzinsen bevorzugen, auch
2019 abwärts korrigiert. Der Sachverständigenrat rech-     mit Blick auf die Inflation. Die ursprüngliche Begrün-
net für Deutschland nur noch mit 1,5 % im kommen-          dung ihrer Politik, die Abwehr von Deflationsrisiken,
den Jahr. Im März lag seine Prognose noch bei 1,8 %.       überzeugt ohnehin schon lange niemanden mehr. Die
EU-Kommission und IWF liegen mit 1,8 % bzw. 1,9 %          Inflation hat inzwischen im Euroraum die Marke von
darüber, haben ihre Prognosen gegenüber dem Som-           2 % überwunden. Auch wenn man unterstellt, dass
mer aber gleichwohl leicht gesenkt. Die Wirtschaftsfor-    Basiseffekte ab Jahresanfang 2019 wieder für moderat
schungsinstitute stellen gar ihr ganzes Herbstgutachten    nachlassende Inflationsraten sorgen werden, so dürfte
unter den Titel: „Aufschwung verliert an Fahrt – welt-     auf das Gesamtjahr 2019 die Inflation doch allmählich
wirtschaftliches Klima wird rauer.“ Niemand rechnet        in der Komfortzone der EZB, „unter, aber nahe 2 %“,
gleich mit einer Rezession, aber definitiv befindet sich   liegen. Bundesbankpräsident Weidmann hat geäußert,
der Aufschwung in Europa in seiner Spätphase.              dass die aktuellen Inflationsprojektionen der EZB von
                                                           1,7 % für die Inflation in diesem und den kommenden
Für die Europäische Zentralbank ist das keine gute         beiden Jahren seinem Verständnis von Preisstabilität
Nachricht. Gerade erst hat sie sich dazu durchgerungen,    entsprechen.
allmählich Abschied zu nehmen von der Phase extrem
expansiver Geldpolitik. Sie hat die monatlichen Netto-­    Auf der anderen Seite des Atlantiks wird die Notenbank
Anleihekäufe seit Oktober auf 15 Mrd. Euro gedrosselt      angesichts der kräftigen Konjunktur in den USA ihren
und dürfte sie zum Ende 2018 ganz einstellen. Im           Straffungskurs fortsetzen. Aktuell steht die Fed Funds
kommenden Jahr wird die EZB zunächst nur noch die          Target Range bei 2,00 % bis 2,25 %. Im Dezember 2018
fälligen Anleihen ersetzen. Wie lange sie so verfahren     dürfte eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte fol-
wird, ist ungewiss, aber erste Stimmen aus dem Lager       gen, dieses Tempo – Zinsanhebungen im Quartalsrhyth-
der EZB-Falken haben schon angemahnt, dass dies            mus dürfte sich 2019 fortsetzen. D. h. die US-Notenbank
nicht allzu lange der Fall sein dürfe. Zum Abschied von    wäre ggf. jetzt schon in der Lage, auf einen unerwarte-
der expansiven Geldpolitik wird auch gehören, dass die     ten Konjunktureinbruch flexibel zu reagieren. Allerdings
EZB die Leitzinsen allmählich nach oben schleust. Hier     steht zunächst die Bekämpfung der Inflationsrisiken
hat die EZB bislang eher unverbindliche Signale gesetzt.   oben auf der Agenda. Das neutrale Niveau des Leitzin-
Laut dem Wording der EZB-Pressekonferenzen wird dies       ses, d. h. das Niveau, ab dem die Geldpolitik restriktiv
„nach dem Sommer 2019“ der Fall sein. Wir gehen der-       wirkt, ist laut Medianschätzung der Mitglieder des Of-
zeit daher davon aus, dass die EZB ab September 2019       fenmarktausschusses bei 3,00 %. Das dürfte in etwa der
die Leitzinsen erstmals straffen wird. Beginnen wird sie   Zielvorstellung der Notenbanker für das anzustrebende
zunächst wohl mit einer isolierten Anhebung des Einla-     Zinsniveau im kommenden Jahr entsprechen.
gesatzes von derzeit -0,40 % um 10 Basispunkte. Lässt

                                                                                Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 5
Zinsprognose-Spektrum - DEZEMBER 2018 - Bundesverband Öffentlicher Banken ...
Einen „normalen“ Verlauf hat Geldpolitik aber nicht            Nullsummen-, sondern ein Positivsummenspiel sein.
immer. Oft treten nacheinander ökonomische Schocks             Umgekehrt ist die Einschränkung des Handels ein Nega-
aller Art auf. Hoch gehandelt werden drei Gefahrenher-         tivsummenspiel, welches nur Verlierer kennt, zumindest
de für Konjunktur und Finanzmärkte. Der erste ist der          auf der Ebene der Industriestaaten. Zudem würde eine
vor aller Augen stehende Brexit. Inzwischen gibt es eine       ernsthafte Beeinträchtigung des Welthandels Schock-
Einigung zwischen der EU und Großbritannien. Da diese          wellen durch die Finanzmärkte jagen; Rückwirkungen
aber letztlich auf einen deutlich verzögerten Austritt         auf die Realwirtschaft inklusive.
hinausläuft (Großbritannien bliebe solange Mitglied der
Zollunion, bis das schwierige Problem der Grenze zu            Im kommenden Jahr stehen zudem politische Wei-
Irland gelöst ist), hat sich bereits innerhalb der regieren-   chenstellungen an. Zu nennen wäre die schon erwähn-
den Tory-Partei von Premierministerin May Widerstand           te Wahl zum EU-Parlament, zudem stehen mit dem
der Befürworter eines schnellen Ausstiegs formiert.            Mandatsende u. a. an der Spitze der EZB (Draghi) und
Am Ende könnte ein „Hard Brexit“ ohne Vereinbarung             der EU-Kommission (Juncker) einige Personalentschei-
stehen. Für Konjunktur und Finanzmärkte vermutlich             dungen an, welche auch für die Entwicklung an den
die teuerste Lösung.                                           Finanzmärkten Folgen haben könnten. Aber zumindest
                                                               für das Amt an der EZB-Spitze ist der vormalige Favorit,
Risiko Nummer zwei ist Italien. Die Regierungskoalition        der Bundesbankpräsident Weidmann, nur noch Außen-
setzt im Konflikt mit der EU auf offene Konfrontation          seiter. Wie es scheint, liebäugelt die Bundesregierung
und plant mit 2,4 % des BIP für 2019 ein deutlich hö-          eher mit dem Amt des EU-Kommissionspräsidenten, für
heres Defizit als von der Vorgängerregierung mit der           das mit dem CSU-Politiker Manfred Weber ein Anwärter
EU vereinbart (0,8 %). Die EU-Kommission geht sogar            bereitsteht. Last but not least stehen neben den Wahlen
davon aus, dass das Defizit 2,9 % betragen wird, da sie        zum EU-Parlament auch Wahlgänge in Griechenland,
die Wachstumsprognosen der italienischen Regierung             Portugal, Finnland und Belgien an. Vorgezogene Neu-
für zu optimistisch hält. Der Markt hat dies mit erneuten      wahlen könnte es unter Umständen in Spanien, Italien
Spreadausweitungen quittiert, auch die Ratingagenturen         und sogar in Deutschland geben. Nicht jeder dieser
senken ihren Daumen. Italien könnte am Ende für den            Termine würde die Märkte interessieren, aber einige
Plan der Regierung, Reformen zurückzudrehen, sowie             könnten durchaus für Bewegung bei Renditen und
für seine Politik der kreditfinanzierten Nachfrageauswei-      Spreads sorgen.
tung, einen hohen Preis zahlen. Zwar steht die Mitglied-
schaft Italiens im Euroraum nicht zur Disposition, aber        Marktentwicklung
ein erneutes Aufflackern der EWU-Schuldenkrise ist nicht       Die Renditen langlaufender deutscher und US-ame-
auszuschließen. Bislang allerdings halten sich Anste-          rikanischer Staatsanleihen waren zwar mit spürbarer
ckungseffekte auf andere Staaten wie Spanien, Portugal         Aufwärtsdynamik ins zu Ende gehende Jahr gestartet.
oder Griechenland in engen Grenzen. Die italienische           Dieser Anstieg erwies sich aber nur am USD-Zinsmarkt als
Regierung dürfte bestrebt sein, den Konflikt mit der           nachhaltig. Die US-Wirtschaft löste das Versprechen einer
EU-Kommission bis zum Frühjahr 2019 durch begrenztes           höheren Wachstumsdynamik durchaus ein. Entspre-
Entgegenkommen auf kleiner Flamme köcheln zu lassen,           chend beschleunigte die US-Notenbank das Tempo ihrer
um womöglich nach der Europawahl im Mai 2019 die               Leitzins­anhebungen im Vergleich zum Vorjahr. Demge-
Früchte dieser Strategie zu ernten und ein Entgegenkom-        genüber drosselte die EZB zwar ihre Anleihekäufe seit
men zu erreichen.                                              Ende 2017 zweimal. Anfängliche Marktspekulationen über
                                                               eine baldige Leitzinswende im Euroraum erhielten jedoch
Risiko Nummer drei ist der Handelsstreit der USA mit           durch eine Eintrübung der Konjunkturperspektiven sowie
China. Die Palette der mit Zöllen belegten Produkte            das Aufkommen vielfältiger politischer Risikofaktoren
weitet sich aus. Am Ende könnten höhere Zölle den              einen Dämpfer. Im Ergebnis pendelte die Rendite zehnjäh-
Welthandel deutlich belasten. Zwar gibt es auch Stim-          riger Bunds ab dem Frühsommer um ihr Jahreseinstands-
men, wonach die EU und Deutschland zu den Profi-               niveau bei 0,40 %, während sich die Rendite gleichlang
teuren eines solchen Szenarios gehören würden, aber            laufender US-Staatstitel um die 3 %-Marke bewegte. Der
tatsächlich dürften die Vorteile des freien Handels kein       Renditevorsprung der US-Treasuries gegenüber deren

                                                                                    Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 6
deutschen Pendants erreichte zwischenzeitlich den            Mit Blick auf die Entwicklung der Langfristzinsen im Euro-
höchsten Stand seit fast 30 Jahren.                          raum konstatieren wir, dass der anstehende Wendepunkt
                                                             in der Leitzinsentwicklung eine psychologische Wirkung
2019 dürfte sich der Zinsvorsprung des US-Dollar-Raumes      auf die Marktakteure entfalten dürfte, welcher zu einer
bei den kürzeren Zinsbindungsfristen weiter vergrößern.      Verschiebung der mittel- bis längerfristigen Zinserwar-
Während die Geldmarktsätze im Euroraum voraussicht-          tungen nach oben führen sollte. Die EZB ist zwar bemüht,
lich erst um die Jahresmitte mit einer Absetzbewegung        diesen Effekt mittels einer vorsichtigen Rhetorik zu
von negativen Werten starten werden, dürften sie in          zähmen. In unserem Hauptszenario wird indes ein durch
Übersee in gleichmäßigem Rhythmus weiter anziehen.           die Wendedebatte ausgelöster Aufwärtsimpuls durch drei
Bei den Langfristzinsen dürfte der US-Vorsprung aktuell      Punkte verstärkt. Zum Ersten gehen wir davon aus, dass
bereits näher an einem Wendepunkt angelangt sein. Hier       die realwirtschaftliche Wirkung der politischen Risikofak-
gilt es zu beachten, dass die Fed in ihrem geldpolitischen   toren, welche den Renditeaufwärtstrend im Jahresverlauf
Normalisierungsprozess wesentlich weiter vorangeschrit-      2018 ausgebremst haben, eingedämmt werden kann. Zum
ten ist als die EZB, sodass in den Vereinigten Staaten       Zweiten dürfte sich im Zuge eines günstigen gesamtwirt-
momentan die Frage nach dessen Endpunkt in den Fokus         schaftlichen Umfelds im Euroraum und robuster Arbeits-
rückt. Dabei gehen wir davon aus, dass die Finanzmärkte      märkte der Trend der zugrundeliegenden Inflation sukzes-
aktuell das Aufwärtspotenzial für die US-Leitzinsen im       sive festigen, was den geldpolitischen Tauben im EZB-Rat
kommenden Jahr unterschätzen. Dies ist ein wesentlicher      Wind aus den Segeln nehmen sollte. Zum Dritten könnte
Grund, weshalb wir den Aufwärtstrend der US-Langfrist-       auch der für November 2019 anstehende Personalwech-
zinsen ins kommende Jahr fortschreiben; so dürfte die        sel an der EZB-Spitze die Zinsfantasie der Marktakteure
Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bis Ende 2019 auf     ein Stück weit beflügeln, gilt doch Amtsinhaber Draghi
3,50 % ansteigen. Dieses Niveau entspricht dem von uns       gemeinhin als Befürworter eines möglichst langen Fest-
erwarteten zyklischen Hochpunkt der US-Leitzinsen; die       haltens an ultra-niedrigen Zinsen. In der Summe erwarten
US-Zinskurve dürfte dann flach verlaufen.                    wir, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis zur
                                                             Jahresmitte auf ein Niveaus um 0,90 % anzieht, um sich

Abbildung 1: Zinsdifferenzen USA/Euroraum für drei Monate und zehn Jahre Laufzeit

                                                                   Quelle: LBBW Research

                                                                                   Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 7
anschließend knapp über diesem Niveau zu stabilisieren        anheben. Die Ausweitung des US-Zinsvorsprungs sollte
(Prognose per Jahresende 2019: 1,00 %). Aus Anlegersicht      dem USD zunächst noch eine Stütze sein. Für 2019 rech-
wird 2019 kein einfaches Jahr am Rentenmarkt, drohen          nen wir indes nicht mit einer Fortsetzung der Dollarstärke,
doch vor allem in den ersten Monaten merkliche Kursab-        zumal sich das Expansionstempo der US-Wirtschaft im
schläge bei Staatstiteln. Während es sich in dieser Phase     Jahresverlauf 2019 verringern sollte. Unsere Euro-Progno-
mithin weiter lohnt, nach den Renditeaufschlägen höher-       se per Jahresende 2019 liegt bei 1,16 USD. Ein langfristig
verzinslicher Anleihen zu greifen, könnte die Attraktivität   faires Niveau sehen wir bei 1,30 USD.
sicherer Anlagen im späteren Verlauf dank Renditeanstieg
und beginnender US-Konjunktureintrübung in den Augen
der Anleger wieder steigen.

Währungsmarkt: Zinsvorteil spricht für den US-Dollar
Beginnend im zweiten Quartal des zu Ende gehenden
Jahres hat der Euro gegenüber dem US-Dollar spürbar
abgewertet. Offensichtlich begannen die Marktteilneh-
mer zu jener Zeit, guten US-Konjunkturnachrichten mehr
Gewicht beizumessen. Auch vergrößerten sich am Markt
die Sorgen vor einem erneuten Aufflammen der Euro-Kri-
se, ausgelöst nicht zuletzt durch Euro-kritische Stimmen
aus Italien. Der Aufschwung der US-Wirtschaft dürfte sich
fortsetzen. Während zudem die Fed ihr Zielband für den
Tagesgeldsatz bis auf 3,25 bis 3,50 % zum Jahresende
2019 heraufschleusen sollte, dürfte die EZB ihren noch
negativen Einlagensatz frühestens im Spätsommer 2019

Abbildung 2: Entwicklung des Euro gegenüber ausgewählten Währungen in den zurückliegenden zwölf Monaten

                                                                         Quelle: LBBW Research

                                                                                    Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 8
Zinsentwicklung in Deutschland und USA sowie Euro/USD-Wechselkurs

Prognose der LBBW                                         zwei Monate                   sechs Monate

Rendite 10-jähriger Bundesanleihen                          0,50 %                         0,90 %

Rendite 10-jähriger US-Treasuries                           3,20 %                         3,40 %

Euro/USD-Wechselkurs                                         1,12                           1,16

Zusammenfassung:

Prognose der LBBW                                         zwei Monate                   sechs Monate

Zinsentwicklung 10-jährige Bundesanleihen                   0,50 %                         0,90 %

                                                                        Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 9
Charttechnik der Bayerischen Landesbank
Deutschland – Rendite 10-jähriger Staatsanleihen                Der auf tiefem Niveau steigende und im Vorfeld diver-
Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen erreich-       gente Monats-MACD ließ vermuten, dass jene Spanne
te 1981 bei knapp 11 % ein historisches Hoch und begab          letztlich nach oben verlassen wird. Tatsächlich erfolgte
sich dann auf den Rückzug. Die letzte große Abwärts-            der Ausbruch dann im Januar 2018. Auf dem Weg nach
welle startete am 10.6.2015 bei 1,06 %. Im Juni 2016 fiel       oben überwand der Zins mit der 2008er Abwärtstrendge-
die 10-jährige Bundrendite erstmals in ihrer Geschichte         raden (rot) eine wichtige Widerstandslinie und rückte in
unter die psychologisch wichtige Marke von 0,00 % ins           der intraday-Spitze vom 8. Februar auf 0,81 % vor. Jenem
Minus. Das intraday-Allzeittief erreichte sie am 6.7.2016 bei   Renditehoch folgte ein Rückschlag, der die 2016er Auf-
-0,204 %. Es folgte eine monatelange Seitwärtsbewegung          wärtstrendgerade (grün) brach und der den Zins nochmals
im negativen Bereich. Im September 2016 fiel die Rendite        in die untere Hälfte der alten Handelsspanne 0,20 % bis
bei -0,16 % auf ein weiteres markantes Tief. Jenes Low war      0,50 % zurückwarf. Im September/Oktober unternahm der
Ausgangspunkt für eine Aufwärtsbewegung, die den Zins           Zins weitere Ausflüge über die Marke von 0,50 %, denen
im Oktober 2016 wieder über die Schwelle von 0,00 % und         jedoch die Rückkehr in die alte Range folgte. Mittlerweile
im Hoch von Januar 2017 auf 0,50 % trug. Abgesehen von          ist die Rendite ins Zentrum der Handelsspanne 0,20 % bis
einem kurzen Ausreißer nach oben im Juli 2017 pendelte          0,50 % abgerutscht. Wir gehen zwar davon aus, dass der
der Zins über ein Jahr lang von November 2016 bis Januar        Zins die Untergrenze dieser Spanne nicht mehr erreicht
2018 in den violett skizzierten Grenzen zwischen 0,50 %         und letztlich nach oben ausbricht. U. a. weil die Rendite
(intraday 0,51 %) und 0,20 % (intraday 0,15 %) seitwärts. In    von dem im neutralen Bereich drehenden Monats-MACD
dieser Spanne stellte sich die mittelfristige Charttechnik      keinen Rückenwind mehr erhält, kann es aber durchaus
neutral dar.                                                    noch länger dauern, bis ein dauerhafter Anstieg über
                                                                0,50 % erfolgt. Dynamische Renditesteigerungen erwarten
                                                                wir aber auch dann nicht. Mittel- bis längerfristig halten
                                                                wir einen langsamen, kraftlosen und von Rückschlägen
                                                                begleiteten Renditeanstieg für wahrscheinlich.
Deutschland – Rendite 10-jähriger Staatsanleihen

                                                                       Quelle: BayernLB Research, Thomson Reuters Datastream

                                                                                     Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 10
Chart des Tages: Eurex Bund Future (unadjustierter            Seit dieser im neutralen Bereich beidreht, ist er aber nur
Endloskontrakt)                                               noch neutral zu werten. Im Januar 2018 generierte der
Unsere Grafik zeigt den unadjustierten Endloskontrakt         Sturz unter die rote Handelsspanne ein klares chart-
des Eurex Bund Future im logarithmischen Maßstab.             technisches Verkaufssignal. Die Trendwende nach unten
Anders als der adjustierte Endloskontrakt ist dieser          schien damit vollzogen. Sein Tief erreichte der Bund aber
nicht um diverse Kontraktwechsellücken bereinigt. Der         bereits am 9. März nahe der Unterkante des lila Abwärts-
Bund Future kletterte ab März 2011 oberhalb der grünen        trendkanals bei 156,98 Punkten. Jenem Low folgten eine
Aufwärtstrendgeraden nach oben und eilte dabei von            monatelange Seitwärtsbewegung unterhalb der alten
Rekord zu Rekord. Am 7. September 2016 schloss er auf         Handelsspanne (rot) sowie ein weiterer kräftiger Kursan-
dem seither gültigen Allzeithoch von 168,32 Punkten (die      stieg, der den Bund nochmals ins Zentrum der alten
intraday-Bestmarke wurde bereits am 24.6.2016 nach der        Handelsspanne (rot) und kurzzeitig sogar über den am All-
Brexit-Entscheidung Großbritanniens bei 168,86 Zählern        zeithoch ansetzenden lila Abwärtstrendkanal trug. In der
erreicht). Bereits damals deutete der negativ divergente      am 20. August erreichten Spitze war der Bund auf 163,73
Monats-MACD auf eine bevorstehende Trendwende hin,            Punkte vorgerückt. Unsere ursprüngliche These, dass mit
indem dieser über einen längeren Zeitraum hinweg neue         dem Ausbruch aus der roten Handelsspanne ein Kursgip-
Hochs des Bundes nicht mehr bestätigte (pink skizziert).      fel vollendet war, ist damit zwar widerlegt. Allerdings
Tatsächlich mündete die Aufwärtsbewegung in einer             halten wir es für gut vorstellbar, dass der lila Abwärts-
Seitwärtskonsolidierung, die sich in den roten Grenzen        trendkanal auch zukünftig die Richtung vorgibt und der
vollzog. Kurz nach Erreichen des Allzeithochs von 168,32      Bund damit seine Abwärtsbewegung fortsetzt. In dieses
Punkten drehte der Monats-MACD nach unten und damit           Bild passt auch die fallende 200-Tage-Linie (schwarz).
auf Verkauf. Er stellte seither einen Belastungsfaktor dar.

Eurex Bund Future 6 % (unadjustierter Endloskontrakt)

                                                                       Quelle: BayernLB Research, Thomson Reuters Datastream

                                                                                   Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 11
WEITERE PUBLIKATIONEN DES VÖB

Sie haben Interesse an weiteren Publikationen des VÖB?     Nachstehend eine Übersicht der aktuellen VÖB-Publi-
Dann schreiben Sie bitte eine E-Mail an presse@voeb.de.    kationen. Weitere Publikationen finden Sie auf unserer
                                                           Internetseite unter: www.voeb.de/de/publikationen.

Publikationen
–   Aktuelle Positionen zur Banken- und Finanzmarktregulierung
–   Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU
–   Regulierung von FinTechs und Sandboxes
–   Maßgeschneiderte Basel-III-Umsetzung für Europa notwendig
–   Blockchain – Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter neu denken
–   Fördergeschäft in Deutschland 2008 - 2017: Aktivitäten der deutschen Förderbanken
–   Drei Jahre EZB-Wertpapierankäufe – Folgen für die Anleihemärkte
–   VÖB digital: Kryptowährungen – Fingerspitzengefühl bei der Regulierung von Bitcoin & Co. gefragt
–   Die Folgen von „Basel IV“ – Eine quantitative Untersuchung
–   Drei Jahre EZB-Wertpapierankäufe – Folgen für die Anleihemärkte
–   Politische Ziele der Digitalisierung in Deutschland – Positionen des Bundesverbands Öffentlicher Banken
    Deutschlands, VÖB
–   Öffentliche Banken – Garanten einer verlässlichen Kreditversorung für deutsche Unternehmen
–   EU-Förderpolitik auch nach 2020 erfolgreich fortsetzen
–   VÖB-Wirtschaftsampel: Der Brexit und seine Folgen
–   VÖB-Wirtschaftsampel: Bankenunion – Bestandsaufnahme aus der ökonomischen Perspektive
–   Studie: Der deutsche Green Bond Markt – Für ein langfristiges Wachstum
–   Das neue Marktmissbrauchsrecht
–   Positionspapier „Brexit“
–   Regulatorische Anforderungen an die Kreditwirtschaft – Umsetzungsplan bis 2020
–   Auswirkung der Leverage Ratio auf die Finanzierung der Kommunen
–   Bankenregulierung in Europa – Glossar

                                                                    Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 12
Impressum

 Herausgeber:
 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB
 Lennéstraße 11, 10785 Berlin
 Tel.: 030 8192 0
 Fax: 030 8192 222
 E-Mail: presse@voeb.de
 www.voeb.de
 Redaktion: Norman Schirmer
 Redaktionsschluss: 28. November 2018
 Layout: doppel:punkt redaktions­büro janet eicher, Bonn
 Foto: Adobe Stock©, Fotograf: Sebastian Kaulitzki

                                                Dezember 2018 Zinsprognose-Spektrum | 13
Sie können auch lesen