Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt

Die Seite wird erstellt Svenja Martens
 
WEITER LESEN
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
19. Jahrgang • No. 1 • Januar 16

                            Schwerpunktthema

                            Zivilgesellschaft

www.kjr-m.de

     Motiviert wie in der
     Champions League

     Große Tanzgefühle

     Gutes bewahren
     und Neues wagen
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
2      Inhalt

           Aktuell                                                            Impressum
           Jugendliche zu Besuch bei „Onegin“                                  Ausgabe 1/2016 | erschienen am 3.2.2016
       4   Große Tanzgefühle                                                   Verleger:    Kreisjugendring München-Stadt
           Prof. Dr. Deinet besucht KJR                                                     im Bayerischen Jugendring,
       5   Anregungen aus München                                                           Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München
                                                                                            Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45
           50 Jahre 103er                                                                   E-Mail: info@kjr-m.de, Internet: www.kjr-m.de
       6   Gutes bewahren und Neues wagen                                      Verantwortlich: Stefanie Lux, Vorsitzende
           Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer ausgezeichnet                  Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich),
       8   Junges Bündnis für Geflüchtete erhält Preis                         Vanessa Frontzeck, Michael Graber, Kerstin Hof, Marko Jung­
                                                                               hänel, Carolin Keller, Petra Kutzner, Manuela Sauer, Armin
                                                                               Schroth, Gecko Wagner, Ingrid Zorn.
           Angebote                                                            Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt
                                                                               die Meinung des Heraus­gebers wieder.
                                                                               Titelbild: iStockfoto
           Neuauflage „Wildes Lernen? Kreativ und motivierend!“
       20 Gegensätzlich und gemeinsam                                          Verwaltung: Jana Beyreuther
                                                                               Layout: Fa-Ro Marketing, München
           Neu in der Galerie 90 ab 24. Februar
                                                                               Druck: GPP Engelhardt GmbH, München
       21 „Ich in Giesing“ + „Inklusion ist für mich …“
                                                                               Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
           KJR fordert bessere Zusammenarbeit von Jugendarbeit und Schule      Auflage: 2.800 Exemplare
       22 Ganztagsbildung ist mehr als Schule!
                                                                               Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
                                                                               Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich

           Kalender                                                            Nächste Ausgabe
                                                                               Erscheinungsdatum: 14.3.2016
                                                                               Redaktionsschluss: 19.2.2016
           Ausstellung im Kös˛k                                                Schwerpunktthema: Sucht
       24 „SÜD“                                                                      Gefördert aus Mitteln der
                                                                                     Landeshauptstadt München

           Schwerpunkt: Zivilgesellschaft
           Zivilgesellschaft konkret. Der Kreisjugendring München-Stadt         Wenn aus „spontan“ Struktur entsteht
       9   Geachtet und gefragt                                              14 „Sowohl – als auch“ statt „entweder – oder“
           Der Kreisjugendring München-Stadt ist selbst Teil der Zivilge-       Der Charme spontaner Aktionen ist unbestreitbar. Doch oft ist
           sellschaft in München. Von Marko Junghänel                           der Punkt erreicht, wo feste Strukturen die bessere Wahl sind.
                                                                                Von Marko Junghänel
           Engagement Jugendlicher ist Basis für den BDKJ
       10 Ohne Ehrenamt geht gar nichts                                         Jugend hält Gesellschaft am Laufen!?
           Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend basiert auf dem eh-    15 Engagement im pfiffTEEN – pfiffig, gesund, lecker
           renamtlichen Engagement Jugendlicher – die jungen Leute sind         „Liebes pfiffTEEN-Team, ich bewerbe mich hiermit um die freie
           freiwillig „katholisch, politisch, aktiv“. Von Claudia Hoffmann      Stelle hinter der Theke ... Von Franz Mühlbauer
           Vor 23 Jahren bildete München die Lichterkette
                                                                             16 Nicht nur zur Weihnachtszeit
       11 Niemals wegschauen!
                                                                                Jugendliche aus dem JTB beteiligten sich beim großen Weih-
           Jede Zeit hat ihre Inhalte und Methoden, in denen sich zivilge-
                                                                                nachtsmahl der Gemeinschaft „Sant'Egidio“. Von Patricia Herzog
           sellschaftliches Engagement ausdrückt. Von Marko Junghänel

           Keine Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten?                         16 Reingewachsen
       12 Was Engagement bremst ...                                             Juana wurde im Irak geboren. Vom ABIX im Hasenbergl ist sie
           Ob achtjähriges Gymnasium oder Bologna-Prozess – Jugendliche         nicht wegzudenken. Von Julia Zickgraf
           mussten immer wieder mit Veränderungen des Bildungssystems
           zurechtkommen. Von Karin Wehmeyer und Mirja Lange                 17 Nur ein Steinwurf
                                                                                Vom Luisengymnasium zum Spielhaus – nur ein kurzer Weg über
           Starthilfen                                                          die Straße, der viele Möglichkeiten eröffnet. Von Eila Förschner
       13 Nicht planbare Ausgaben und Aktivitäten
           Unverhofft kommt … eben manchmal doch. Der Kreisjugendring        17 Lernen und Engagement auf Augenhöhe
           München-Stadt kann vielleicht helfen. Von Vanessa Frontzeck          Im Offenen Treff kommen Jugendliche mit unterschiedlichen
                                                                                Fähigkeiten und Bedürfnissen zusammen. Von Patricia Herzog
       13 „Lasst uns mal ran!“
           Finanzielle Unterstützung für Kinder- und Jugendideen im             Neue Allianzen und Schnittstellen
           Westen Münchens. Von Marion Schäfer                               18 Vernetzung mit dem „wilden Haufen“
                                                                                Ob spontane Aktion oder etablierte Organisation. Beide Formen
       13 Kinderkultur im Aufwind                                               wollen das bürgerschaftliche Engagement in München voran-
           Hier finden kulturbegeisterte Kinder und jüngere Jugendliche         bringen. Von Gerlinde Wouters
           bis 15 Jahre Unterstützung. Von Silke Schetelig
                                                                                Eine Plattform für Münchner Engagement
       13 Förderung Initiativen                                              19 Jetzt geht’s los!
           An mangelndem Geld muss die Umsetzung einer guten Idee in            Was bedeutet Engagement in unserer Gesellschaft heute und wo
           München nicht scheitern. Von Gerhard Wagner                          findet man es? Von Daniel Gögelein

1|16
8|15
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
Aktuell               3

6. KJR-Hallenfußballcup 2015

Motiviert wie in der Champions League
Pünktlich zum Auftakt in der Spielklasse U17 des 6. KJR-Hallenfußballcups 2015                       Im ersten Halbfinalspiel gelang den Lokal-
tanzten die Schneeflocken am 28. November vor der LOK Arrival – der Jugend-                       helden „clash of clans“ aus dem frei.raum ein
einrichtung des KJR in der Bayernkaserne. Für fünf Teams aus München war es                       8:5 gegen den „FC Rio de Janeiro“ aus dem
ein besonderes Erlebnis, mit jungen Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien und                      Kinder- und Jugendtreff an der Schäferwie-
Somalia, die dort vorübergehend wohnen, gemeinsam auf dem Platz zu spielen,                       se. Im zweiten Halbfinale setzte sich „Kivi
der das Herzstück der LOK Arrival bildet.                                                         Theresia“ aus der Kindervilla Theresia gegen
                                                                                                  „Kivi United“ aus der Kindervilla Drei Eichen
                                                                                                  knapp mit 3:2 durch.
                                                                                                     Somit spielten im Anschluss der „FC Rio de
                                                                                                  Janeiro“ gegen „Kivi United“ um den dritten
                                                                                                  Platz. Hier dominierte dann „Kivi United“
                                                                                                  und siegte souverän mit 6:1.
                                                                                                     Noch nie wurde ein Finale in dieser Spiel-
                                                                                                  klasse so lautstark von den vielen Fans
                                                                                                  begleitet. Den Heimvorteil konnte „clash of
                                                                                                  clans“ aber nicht für sich nutzen und unter-
                                                                                                  lag „Kivi Theresia“ mit 0:5. Da half es auch
                                                                                                  nicht, dass Kapitän Johnny nach dem 0:3
                                                                                                  wutentbrannt seine Spielführerbinde über
                                                                                                  die Bande schleuderte und seine Teamkolle-
                                                                                                  gen zur Gegenwehr aufpeitschte.
                                                                                                     Es folgte die Siegerehrung durch KJR-
                                                                                                  Vorstandsmitglied Anna Drozkowski, Ab-
                                                                                                  teilungsleiter Armin Schroth und Christian
                                                                                                  Lorenz, den Leiter des frei.raum. Alle Spie-
                                                                                                  lerinnen und Spieler wurden mit Medaillen
                                                                                                  geehrt. Zusätzlich erhielt jedes Team eine
                                                                                                  Urkunde mit Teamfoto, einen Pokal und für
                                                                                                  die Plätze 3 bis 1 zusätzliche Sachpreise. Und
   Doch von einem Heimvorteil konnte nicht           Bei der anschließenden Siegerehrung er-      auch Kapitän Johnny konnte am Ende strah-
die Rede sein. Zwar übten etliche junge Spie-     hielten alle Spieler Urkunden und Medaillen     len, als er zum besten Spieler des Turniers
ler der Bayernkaserne bereits seit Wochen auf     von Abteilungsleiter Armin Schroth, für die     gekürt wurde und einen schönen Pokal mit
„ihrem“ Platz und hatten auch schon drei          Plätze 3 bis 1 gab es zusätzlich Pokale. Aber   nach Hause nehmen durfte.
Teams angemeldet, doch dann wurden prak-          damit nicht genug – auch die Schiedsrichte-
tisch über Nacht etliche der angemeldeten         rinnen wurden ausgezeichnet, der Fair-Play-
Spieler aus ihren Übergangswohnungen auf          Pokal ging an das Team „Rivas Auserwählte“
andere Orte in Bayern verteilt. So musste die     aus dem RIVA NORD und der beste Spieler,
Turnierleitung improvisieren und am Morgen        Chirscha aus der Bayernkaserne, erhielt den
des Turniertags schnell drei neue Teams mit       größten Pokal.
fußballbegeisterten jungen Männern aus der           So verließen die jungen Männer mit stol-
Bayernkaserne formieren.                          zer Brust die Sporthalle – einige von ihnen
   Mit einer kleinen Verzögerung und nach ei-     werden nächstes Jahr wohl wieder antreten,
ner Begrüßung durch Eric Schwencke aus der        andere werden in einer anderen Gemeinde
LOK Freimann konnte das Turnier beginnen.         leben, aber sicherlich eine gute Erinnerung
Die jungen Männer staunten nicht schlecht,        an diesen Tag bewahren.
dass zwei Schiedsrichterinnen – Irini und
Daria – sie durch das Turnier leiteten. Eine       Hallenzauber mit Special Guest
weitere Überraschung waren die T-Shirts, die
alle Teilnehmer erhielten – eine Spende der         Eine Woche später, einen Tag vor Niko-
„Kleinen Hilfe“.                                  laus, standen die Spiele der Spielklasse U11
   Ein Team startete so übermotiviert ins erste   auf dem Programm. Und die Spielerinnen
Spiel, dass die Spieler in einer Auszeit daran    und Spieler der zehn Teams staunten nicht
erinnert werden mussten, dass dies nicht das      schlecht, als zwischen Vor- und Finalrunde        Den Fair-Play-Pokal sicherte sich „Kivi Uni-
Finale der Champions League sei. Mit etwas        ein weißbärtiger Mann mit Bischofsmütze         ted“ – so entschieden es Daria und Armend,
heruntergefahrenen Gemütern wurde dann            und rotem Samtmantel die Sporthalle des         die als Schiedsrichter-Gespann gekonnt
ein faires Turnier ausgetragen.                   frei.raum betrat. Im Gepäck hatte er für        durch das Turnier führten und daher mit
   Im kleinen Finale konnte sich das Team         jede Spielerin und jeden Spieler nicht nur      zwei goldenen Pfeifen in Pokalform geehrt
„Lovefriends“ aus der Bayernkaserne gegen         sein eigenes Miniatur-Abbild in Schokolade,     wurden.
die „Frei.raum Rangers“ aus dem frei.raum         sondern auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck         Auf die Frage, ob das Turnier denn Gefallen
mit 4:2 durchsetzen und sich den dritten          des Turniertitels.                              gefunden habe, antworteten die Kinder mit
Platz sichern.                                      Diese Pause kam genau zur rechten Zeit,       einem lauten „JA“. Das lässt doch hoffen für
   Im Finale hatten die Spieler von „Zenetti      denn zusammen hatten die Teams bereits          2016, wenn es dann wieder heißt: „Halle auf
United“ aus dem Zenetti-Treff die Nase vorn       20 temporeiche Spiele auf dem Soccer-Five-      für den 7. KJR-Hallenfußballcup“!
und verwiesen das Team aus dem Jugendtreff        Court absolviert, bis die Begegnungen für die
Au mit 6:2 auf den zweiten Platz.                 Finalrunde feststanden.                         Armin Schroth, Abteilungsleiter OKJA Süd, KJR

                                                                                                                                                       1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
4      Aktuell

       Jugendliche zu Besuch bei „Onegin“

       Große Tanzgefühle
       Auch in dieser Spielzeit hatte das Team
       Großveranstaltungen und Jugendkultur
       im KJR einen Ballett-Workshop im
       Angebot. Die insgesamt 15 Teilneh-
       menden aus dem SBZ Sendling und dem
       pfiffTEEN beschäftigten sich diesmal
       mit dem Handlungsballett „Onegin“.
       Die Musik ist von Peter I. Tschaikowsky,
       die Choreographie stammt von John
       Cranko.

          Für einen Workshop traf man sich in den
       Proberäumen des Bayerischen Staatsballetts
       am Platzl. Eine Teilnehmerin berichtet:

                                                                                                                                                            Foto: Maro Nikolaidou
          „Onegin“, ein Ballett, das vor 136 Jahren in
       Moskau Premiere gefeiert hat, ist immer noch
       so aktuell, wie es damals war. Ein Ballett über
       Hochmut, Liebe und Reue. Auch heutzutage
       findet man diese Themen in der Literatur.
          „Welche berühmte Person komponierte
       Onegin?“ Schon kam es wie aus der Pistole         HipHop, der Rhythmus ist da viel schneller.         Der von Puschkin geschriebene Roman
       geschossen: „Tschaikowsky!“ Diese Antwort         Aber mir hat es gefallen, dass es ein Tanz mit   „Eugen Onegin“, auf dem das Ballett basiert,
       erntete einen überraschten, aber sehr er-         Emotionen ist. Die Workshop-Leiterin hat         ist russisches Volksgut. Er wird überall in den
       freuten Blick der Instruktorin. So konnte         eine schöne Geschichte erzählt und hatte         Schulen gelehrt und ist dort sogar wichtiger
       der Ballett-Workshop beginnen.                    Spaß dabei, was uns auch vermittelt wurde!“      als Goethes „Faust“. Die Musik stammt vom
          Was bewegt eine Gruppe Jugendlicher, die       (Nenad, 19)                                      berühmten Künstler Peter Tschaikowsky, der
       ja vermeintlich nur noch von Reality-TV und         Um 16 Uhr ging es erst einmal los mit dem      auch „Schwanensee“ und „Der Nussknacker“
       ihrem Handy gebannt werden, dazu, begeis-         Workshop, an dem elf Jugendliche aus dem         komponierte.
       tert in ein Ballett zu gehen?                     pfiffTEEN und zwei aus dem SBZ Sendling             Die Sehnsucht der Jugend, der Verzicht der
          „Es war schön, eine andere Welt kennen-        teilnahmen. Anna Beke, Balletttänzerin           älteren Generationen, beides hineingestellt
       zulernen.“ (Nani, 16) „Das Beste war der          und Referentin, machte sich erstmal mit          in die Ruhe völliger Weltabgeschiedenheit -
       Workshop, als wir getanzt haben.“ (Koko, 16)      den Teilnehmenden vertraut, bevor sie die        das ist die Atmosphäre, in der sich das Drama
       „Als Tänzer ist das etwas anderes. Ich tanze      Geschichte ihres liebsten Balletts erzählte.     von vier jungen Menschen abspielt.
                                                                                                             Die ernste und verträumte Tatjana verliebt
                                                                                                          sich unsterblich in den hochmütig auftre-
       w&co MediaServices unterstützt „Hilfe für Kids“                                                    tenden Onegin, der wie aus einer anderen

       Spende für Mittagsbetreuung
                                                                                                          Welt kommt. „Und sei’s mein Untergang“,
                                                                                                          sie schreibt ihm einen Brief und schenkt ihm
                                                                                                          ihr Vertrauen, gibt sich ganz in seine Hände.
                                                                                                             Eine imposante Choreografie unterstreicht
                                                                                                          den magischen Moment, der Tatjana - in der
                                                                                                          nächsten Szene - im Traum widerfährt. So-
                                                                                                          lange, bis ihr Angebeteter Onegin aus dem
                                                                                                          Spiegel gesprungen kommt und sie zu einem
                                                                                                          verführerischen Duett einlädt.
                                                                                                             Eines der vielen Bilder, die die Jugend-
                                                                                                          lichen zum Staunen und Träumen brachten.
                                                                                                          „Ich fand ihren Traum sehr schön. Wir würden
                                                                                                          sofort wieder mitmachen!“ (Pia, 16) Doch
                                                                                                          in der Realität wird Tatjanas Liebe nicht
                                                                                                          erwidert, ihr Vertrauen nicht gewürdigt. Die
                                                                                                          Geschichte endet schließlich tragisch, die
                                                                                                          Wünsche von Tatjana und auch von Onegin
                                                                                                          erfüllen sich am Ende nicht. Die Jugendlichen
                                                                                                          waren trotzdem begeistert: „Es ist immer
                                                                                                          eine schöne Sache, wenn du mit anderen
        In diesem Jahr ein soziales Projekt mit einer Weihnachtsspende unterstützen, das war              den ganzen Abend zusammen sein kannst.“
        der Wunsch des Unternehmens w&co MediaServices GmbH & Co. KG. Das KJR-Spenden-                       „Am meisten werden mir die netten Leute
        projekt „Hilfe für Kids“ sollte es sein und hier speziell der Bereich der Mittagsbetreu-          in Erinnerung bleiben. Und ich fand’s toll,
        ung. Am 30. November besuchten der Geschäftsführer Alexander Werkmeister und sein                 dass sogar Jungs dabei waren!“(Natalia, 16)
        Team den KJR-Kindergarten „Die Clubmäuse“, denn auch hier braucht es finanzielle                     „Es soll nicht so sein, dass Operngebäude
        Unterstützung bei der Mittagsverpflegung. Einrichtungsleiterin Janika Meisl stellte den           nur für ältere Leute sind.“ (Nikolina, 17)
        Kindergarten vor und übergab – rechtzeitig vor dem Fotoshooting – einen von den Kin-
        dern gemalten symbolischen Scheck, der das Foto perfekt abrundete. Herzlichen Dank
                                                                                                          Hena Hatifi, 17, Besucherin des pfiffTEEN
        für die tolle Spende von 3.000 Euro! Frauke Gnadl, Projektleiterin Fundraising
                                                                                                          und Workshop-Teilnehmerin

1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
Aktuell              5

Prof. Dr. Deinet besucht KJR

Anregungen aus München
Zur Vorbereitung des Praxisprojekts                                                             Kinder- und Jugendarbeit kann einerseits
„Sozialpädagogische Arbeit mit Kin-                                                             an bewährte Muster anknüpfen (z.B. die So-
dern und Jugendlichen aus Flücht-                                                               zialraumorientierung, die Entwicklung von
lingsfamilien im Rahmen der Offenen                                                             „Beziehungsarbeit“, Partizipation und Be-
Kinder- und Jugendarbeit“, das im                                                               teiligung…), muss aber auch neue Konzepte
Rahmen des ersten Praktikums im SS                                                              entwickeln, beispielsweise in Bezug auf die
2016 an der Hochschule Düsseldorf                                                               „neuen“ Zielgruppen der älteren männlichen
beginnen soll, ist Prof. Ulrich Deinet                                                          Jugendlichen. Ähnlich wie in Düsseldorf
nach München gefahren und hat dort                                                              existieren unterschiedliche Verortungen
den Kreisjugendring München-Stadt                                                               der Angebote: in Flüchtlingswohnheimen
(KJR) besucht, Gespräche geführt und                                                            wie in der Bayernkaserne, vorhandenen
Einrichtungen besichtigt:                                                                       Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit
                                                                                                und mobile Angebote. Auch in München
  Er ließ sich das Projekt „Willkommen in                                                       wünscht man sich mehr Mitarbeitende in
München“ (WiM) vorstellen, das aktuell                                                          den zahlreichen Angeboten und war von
mit neun Stellen zur Vernetzung zwischen        Einrichtung nicht mehr als Dependance           dem geplanten Praxisprojekt der Hochschule
Übergangswohnheimen und Jugendfrei-             einer vorhandenen Jugendfreizeitstätte ge-      Düsseldorf sehr angetan.
zeitstätten, Vereinen etc. in den Stadtteilen   führt, sondern als eigenständige Einrichtung      Die Idee dieses Projekts besteht „ganz ein-
beiträgt. Zielgruppe sind die unbegleiteten     mit vier Fachkräften. In einer ehemaligen       fach“ darin, dass Studierende der beiden Ba-
Minderjährigen, die in München z.Z. in 15       Fahrzeughalle ist eine Art Indoorhalle ent-     chelorstudiengänge im Rahmen ihres ersten
Übergangswohnheimen untergebracht sind.         standen mit einem kleinen Fußballfeld und       Praktikums ab dem SS 2016 bestehende und
Die Einrichtung von neuen Stellen auf dieser    den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten einer    neue Angebote (ähnlich wie die in München)
Ebene ist einzigartig in Deutschland und        Jugendfreizeitstätte. In Kooperation mit        in Düsseldorf personell verstärken und dort
zeigt auch die großen Herausforderungen in      dem WiM-Team werden hier unterschiedliche       aktiv mitarbeiten.
München und die enormen Anstrengungen           Angebote realisiert.                              In der Zeitschrift „deutsche jugend“, Heft
des Jugendamtes und der beteiligten Insti-         Im Gespräch mit dem Geschäftsführer,         4/2016 wird es einen ausführlichen Beitrag
tutionen.                                       Referenten sowie Praktikerinnen und Prak-       zum Thema „Offene Kinder- und Jugendar-
  Zweiter Besuchspunkt war die neue KJR-        tikern des KJR ging es aber auch um anfäng-     beit mit Flüchtlingen: Herausforderung und
Einrichtung „LOK Arrival“ in der Bayern-        liche Probleme in den Einrichtungen, die        Chance“ geben.
kaserne. Seit dem 1.12.2015 wird diese          Frage der Schulung der Fachkräfte usw. Die

FEZI startet Projekt an der Mittelschule Fromundstraße

Partizipation in der Schule
Dürfen Kinder und Jugendliche in der
Schule mitbestimmen? Dabei möchten
das FEZI (Kinder- und Jugendtreff
am Wettersteinplatz) und die Schul-
sozialarbeit die Mittelschule an der
Fromundstraße unterstützen.

   Bereits Anfang des Jahres 2015 ging es los
mit Vorgesprächen mit der Rektorin Petra
Sacher und einer großen Lehrerkonferenz
zum Thema Partizipation, um die Schule
für die Sache zu gewinnen. Kurz vor den
Sommerferien gab es dann eine große Auf-
taktveranstaltung, bei der abgefragt wurde,
ob und in welcher Form sich die Schüler und
Schülerinnen in der Schule einbringen kön-
nen und wollen. Das Thema, das die Kinder
und Jugendlichen am meisten interessierte,
war „Essen in der Schule“. Eine Gruppe aus
der 8. Klasse beschäftigte sich das ganze
Schuljahr stellvertretend für die ganze Schu-
le damit, was sich zu diesem Thema ändern
könnte und wie das umgesetzt werden kann.
Der bisherige Höhepunkt war dabei sicherlich
das direkte Gespräch mit der Rektorin, bei
dem die Jugendlichen ihre Wünsche und           dahin soll erreicht werden, dass alle Schüler   Geschrieben von der Pressegruppe des
Argumente vorgetragen haben. Das Projekt        und Schülerinnen der Schule mit dem Ergeb-      Projekts: Daniel, Florian, Berk-Emre,
endet voraussichtlich Ende Dezember, bis        nis zufrieden sind.                             Djordje und Blessing

                                                                                                                                                    1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
6      Aktuell

       50 Jahre 103er

       Gutes bewahren und Neues wagen
       Am 4. Dezember feierte der Freizeittreff                                                         wenn sie sich fit für ihren Qualifizierenden
       103er in Obergiesing sein 50-jähriges                                                            Mittelschulabschluss machen.
       Bestehen. Ein halbes Jahrhundert…!                                                                 Seit Juni 2014 hat ein ehemaliger Besu-
       Davon waren sowohl Stadträtin Simône                                                             cher des 103er die Leitung der Einrichtung
       Burger als auch KJR-Vorsitzende Steffie                                                          übernommen: Alexander Ostermeier. Bei der
       Lux, die mit Grußworten den offiziellen                                                          Begrüßung verrät er den Festgästen, dass
       Teil des Fests eröffneten, beeindruckt:                                                          im 103er der Samen für seine Berufsfindung
       denn beide sind noch weit entfernt                                                               gelegt wurde: Eine damalige Pädagogin – und
       davon, selbst einen solchen runden                                                               heutige Kollegin – habe ihm eindringlich ge-
       Geburtstag feiern zu können.                                                                     raten „Werd‘ bloß nicht Pädagoge!“. Dies habe
                                                                                                        quasi als „paradoxe Intervention“ gewirkt
          Der 103er ist seit 1965 ein Offener Treff                                                     und seinen Berufswunsch gefestigt.
       für Kinder, Teenies, Jugendliche und junge                                                         Ostermeier und sein Team wollen „Gutes
       Erwachsene und mit seinen Angeboten aus                                                          bewahren“ und gleichzeitig „Neues wagen“.
       Obergiesing nicht mehr wegzudenken. Es                                                           Die Festrednerinnen wünschten viel Freude
       ist hier keine Seltenheit, dass Eltern von       Alexander Ostermeier stellt das neue            und gutes Gelingen bei der Umsetzung und
       „heute“ die Besucher von „gestern“ waren.        103er-Logo vor.                                 zeigten sich optimistisch, was die nächsten
       Der Freizeittreff hat schon so manche Familie                                                    50 Jahre des 103er angeht. Simône Burger
       über Generationen hinweg begleitet.               Im Laufe von fünf Jahrzehnten hat der          erklärt: „Da Obergiesing mit seinem hohen
                                                       103er viele Strömungen in der Jugendarbeit       Bevölkerungswachstum auch in Zukunft
                                                       erlebt und auch das Haus selbst erfuhr viele     vor allem ein Wohnviertel sein wird, kann
                                                       bauliche Veränderungen. Räume bekamen            davon ausgegangen werden, dass der 103er
                                                       eine neue Bedeutung und dienten einem an-        Freizeitreff seine Funktion als Treffpunkt für
                                                       deren Zweck. Jüngstes Beispiel ist der Umbau     Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
                                                       des ehemaligen Fitnessraumes, der bald Platz     behalten wird und viele weitere Jahre die
                                                       für verschiedenste Aktivitäten in der Einrich-   Mischung aus Beständigkeit und Weiter-
                                                       tung bieten kann. Wo früher unter fachlicher     entwicklung für die Giesinger Mädchen und
                                                       Anleitung Muskeln gestählt wurden, werden        Jungen anbieten kann“.
        Schmankerl auf dem Fest-Buffet
                                                       in Zukunft, unter anderem, eher die Köpfe
                                                       vieler Schüler und Schülerinnen rauchen,         Ingrid Zorn, Pressereferentin, KJR

       Schulklassenprojekt zum Klimaschutz

       Abenteuer Regenwald - Schatzkammer der Erde
       Mit seinem langjährigen Kooperations-
       partner, dem Spielhaus Sophienstraße
       des KJR, führt Ökoprojekt MobilSpiel
       e.V. seit 2005 jährlich an den Grund-
       schulen der Maxvorstadt Projekte zu
       unterschiedlichen Themen der Nachhal-
       tigkeit durch. In diesem Schuljahr be-
       geben sich Kinder der 4. Klasse auf eine
       Entdeckungsreise zu den tropischen Re-
       genwäldern der Erde, um deren globale
       Bedeutung für die Kinder erfahrbar zu
       machen und sie für Regenwald- und
       Klimaschutz zu sensibilisieren.

         Tropische Regenwälder sind die arten-
       reichsten Lebensräume der Erde und Heimat
       für mehr als dreiviertel aller Tier- und
       Pflanzenarten. 60 Millionen Menschen die-
       nen sie als Quelle für Nahrung, Medizin und
       Baumaterial. Als „Klimaanlage“ stabilisieren
       tropische Regenwälder das Klima der Welt,       Auswirkungen auf das gesamte Weltklima.          Konsum hier in Deutschland herstellen“,
       indem sie einen Großteil des Kohlenstoffdi-     Die globale Erderwärmung wiederum hat            erklärt Jutta Steigerwald von Ökoprojekt
       oxids (CO2) speichern und gewaltige Wasser-     enorme Auswirkungen auf den Fortbestand          MobilSpiel die Zielsetzung des Projekts.
       massen verdunsten lassen, die auch einen        tropischer Regenwaldgebiete.                     „Durch kreative Übungen und Fotos werden
       kühlenden Einfluss auf das globale Klima          „In unserem Projekt möchten wir er-            die Vielfalt und Schönheit der tropischen
       haben. Wenn die tropischen Regenwaldge-         reichen, dass die Kinder eine Verbindung         Regenwälder und ihre ökologischen Beson-
       biete durch Brandrodung und Abholzung für       zwischen dem Schutz der für sie fernen tro-      derheiten für die Kinder sinnlich erfahrbar.“
       unseren Konsum verschwinden, hat das auch       pischen Regenwälder und ihrem alltäglichen       Gemeinsam mit den Kindern werden Fragen

1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
Aktuell               7

geklärt: Warum ist der Erhalt der tropischen
                                                                                                 Ökoprojekt MobilSpiel e.V. –
Regenwälder so wichtig für das Klima der
                                                                                                 30 Jahre Engagement für
Erde? Wie hängt unser Fleischkonsum mit
                                                                                                 Nachhaltigkeits­bildung in München
der Zerstörung des Regenwaldes zusammen?
Warum sollte man Palmölprodukte meiden
                                                                                                 Die Münchner Umweltstation Ökoprojekt
und Recyclingpapier benutzen? Und was
                                                                                                 MobilSpiel e.V. wird heuer 30 Jahre alt.
haben Aluminiumverpackungen und unser
                                                                                                 Mit dem Ziel, Menschen für nachhaltige
Smartphone mit dem Regenwald zu tun?
                                                                                                 Lebensstile zu begeistern, hat Ökoprojekt
                                                                                                 MobilSpiel zahlreiche kreative und nach-
 Das Klassenzimmer wird
                                                                                                 haltige Projekte in Kooperation mit Kin-
 zum tropischen Regenwald
                                                                                                 der- und Jugendeinrichtungen und Schu-
                                                                                                 len konzipiert und umgesetzt. Auf der
   Nach dem interaktiven Einstieg in der
                                                                                                 Website www.praxis-umweltbildung.de
Schulklasse teilen sich die Kinder in drei
                                                                                                 sind Best-Practice-Beispiele für gelungene
Gruppen auf. In der „Papierwerkstatt“ un-
                                                                                                 Umweltbildungsangebote veröffentlicht.
tersuchen sie mitgebrachte Produkte kritisch
                                                                                                 Das Projekt „Abenteuer Regenwald –
auf Rohstoffe aus dem Regenwald. Sie erfah-
                                                                                                 Schatzkammer der Erde“ führt Ökoprojekt
ren aus einem Comic den Weg des Papiers vom
                                                                                                 MobilSpiel e.V. im Auftrag des Referats für
Regenwald bis zu uns und lernen wichtige        Auf dieser Grundlage diskutieren sie ihre        Gesundheit und Umwelt der LH München
Umweltsiegel kennen. Sie sammeln Tipps zum      eigenen Werte und Lebensstile, um daraus ein     (RGU) mit Unterstützung des Bayerischen
Papiersparen und stellen Upcycling-Notiz-       visionäres Theaterstück entstehen zu lassen.     Staatsministeriums für Umwelt und Ver-
blöcke her. Die zweite Gruppe erforscht u.a.       In der letzten Schulstunde treffen sich       braucherschutz durch.
einen Mini-Regenwald im Glas, um herauszu-      alle Regenwald-Expertinnen und -Experten
finden, warum es im tropischen Regenwald        zur Präsentation im Klassenzimmer und            Kontakt: Ökoprojekt MobilSpiel e.V.
täglich regnet. Im „Theaterworkshop“ lernen     stellen ihre Ergebnisse vor. Am Ende wird        Steffi Kreuzinger und Katja Tebbe
die Kinder die Lebensweise der Asháninka        das Märchen vom Kolibri vorgelesen, bei dem      Tel. 7696025 oder 0151 10708260,
im peruanischen Regenwald kennen und            die Kinder sofort verstehen, dass es wichtig     oekoprojekt@mobilspiel.de
erfahren, wie deren Lebensgrundlage durch       ist, dass alle einen Teil zum Regenwald- und     www.oekoprojekt-mobilspiel.de
die Zerstörung des Regenwaldes bedroht wird.    Klimaschutz beitragen können.

Ein Wintermärchen

Die 13-jährige Chantal erobert
die Spectaculum-Mundi-Bühne
Aus der Küche auf die Bühne: Durch                                                              und einen Auftritt beim Vokal-Total-Festival
Zufall tritt eine Jugendliche aus dem                                                           auf gewohnter Bühne mit Rock 4 aus Hol-
Intermezzo spontan im Spectaculum                                                               land, einer der renommiertesten A-Cappella-
Mundi auf – und erobert wenig später                                                            Formationen. Die Profis, die international
das Publikum gemeinsam mit einer der                                                            unter anderem mit Interpretationen von
renommiertesten A-Cappella-Gruppen.                                                             Rock-Klassikern brillieren, erklärten sich
                                                                                                sofort bereit, die junge Kollegin für einen
  Elftausend Teilnehmerinnen stehen beim                                                        Song auf die Bühne zu bitten.
TV-Format Popstars Schlange, um irgendwann                                                         Am 4. Dezember, dem Veranstaltungstag,
mal im Scheinwerferlicht zu stehen. Der Weg                                                     stand für Chantal eine erste und einzige Probe
dorthin führt durch eine gut geschmierte                                                        mit der Gruppe an. Etwas schockiert nahmen
Medienmaschine, wo am Ende einiges an                                                           das Intermezzo-Team und sie selbst zur
künstlerischem Talent maximiert wird, aber                                                      Kenntnis, dass diese nur 15 Minuten dauerte.
an künstlerischer Entfaltung auf der Stre-                                                      „Das passt schon“, meinte Leadsänger Luc
cke bleibt. Dafür ist in der Unterhaltungs-                                                     Devens grinsend. Am großen Abend konnte
Industrie wenig Platz.                                                                          man die Aufregung regelrecht greifen! Die
  Das Spectaculum Mundi, die Kulturbühne                                                        Eltern saßen in der ersten Reihe, der Saal war
des Intermezzo, muss keine Unterhaltungs-       dem Bühnenprogramm stünde – und zeigte          ausverkauft, der junge Star im Programmheft
industrie bedienen, die auftretenden Profis     sich plötzlich sehr interessiert: da könnte     angekündigt. Die charmante Aufforderung
können ihr künstlerisches Produkt in den        sie doch eigentlich auch was vorsingen. Und     von Luc zum Auftritt brach das Eis aller Ner-
Mittelpunkt stellen. Und der Nachwuchs          dann ging alles ganz schnell. Einüben eines     vosität. Und wenn die Stimme bei so vielen
bekommt Zeit, seine Stärken zu entdecken.       Songs am Laptop mit Kopfhörer und YouTube-      erwartungsvollen Augen brüchig zu werden
Manchmal auch durch Zufall.                     Demo im Büro, inmitten des Aufbautrubels        drohte, legten die „Kollegen“ einen leichten,
  Die 13-jährige Chantal singt gut und gerne.   rundum. Und knapp drei Stunden später           perfekt gestrickten Klangteppich unter und
In der Ganztagsbetreuung und im Café des        Auftritt zur Eröffnung von „kids on stage“.     ließen die Sängerin wieder abheben. Ganz wie
Intermezzo ist das schon lange bekannt.         Und viel Applaus. Eine Wiederholung mit         ein lange eingespieltes Team. Szenenapplaus
Zudem hilft sie ehrenamtlich gerne überall      zwei Auftritten gab’s beim KJR-DANKE-Fest       und begeisterter Schlussjubel. Und ein strah-
aus. So auch beim Catering des KJR-Festivals    an gleicher Stelle im Oktober.                  lender Nachwuchs-Popstar. Oder einfach ein
„kids on stage“ im vergangenen Mai im Inter-       Nun galt es, den Diamanten etwas zu polie-   kleines Wintermärchen zum Jahresausklang.
mezzo. Ganz beiläufig fragte sie beim Obst-     ren. Das Intermezzo organisierte über Kultur-
schneiden, was denn heute überhaupt auf         gelder zwei professionelle Gesangstrainings     Heiko Neumann, Intermezzo, KJR

                                                                                                                                                     1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
8      Aktuell

       Bayerischer Tag in der LOK Arrival

       Traditionen näherbringen
       Um die geflüchteten jungen Menschen
       mit der bayerischen Kultur bekanntzu-
       machen, organisierte die LOK Arrival
       in ihrer Halle einen bayerischen Tag.
       Am Nachmittag waren zahlreiche He-
       rausforderungen geboten: Mit dabei
       waren klassische Stationen wie Maß-
       krugstemmen und -schieben oder Nägel
       einschlagen.

          Ein besonderes Highlight stellten die
       lebensgroßen Nachbildungen einer Kuh und
       einer Ziege dar, die man melken konnte.
       Über hundert Teilnehmende bewältigten
       alle Stationen, um sich ihre wohlverdiente
       „Brezenmedaille“ abzuholen. Bei den Wett-
       bewerbsspielen war offensichtlich, dass
       nicht das Gewinnen, sondern der Spaß im
       Vordergrund stand. Wenn Kleine und Große        gab es etwas zu hören und zu sehen. In           große Begeisterung aus. Mehrere Jugend-
       gemeinsam oder gegeneinander antraten,          Kooperation mit dem YEHUDI MENUHIN Live          liche schalteten sogar über Smartphones
       wurde stets aufeinander geachtet und viel       Music Now München e.V. trat ein Blechbläser-     ihre Familien in ihren Heimatländern per
       zusammen gelacht. Die einzelnen Disziplinen     quintett auf, das sich mit den Schuhplattlern    Videochat zu, um ihnen dieses besondere
       erfreuten sich so großer Beliebtheit, dass      des Almrausch-Stamm München von 1893             Spektakel zu zeigen.
       viele sie mehrfach durchliefen. Am Abend        e.V. abwechselte. Vor allem Letzteres löste

       Weihnachtsfeier in der LOK Arrival

       Viel Spaß für viele
       Eine Woche vor Weihnachten fand in              konnten und die Bilder sofort ausgedruckt        sucher verteilten. Nach einer kurzen Um-
       der LOK Arrival eine Weihnachtsfeier            wurden. Wem drinnen zu viel Trubel herrschte,    baupause wurde der Abend mit einer ausge-
       für alle Jugendlichen und Kinder der            der konnte sich in die gemütliche Atmosphäre     lassenen Discoparty, Breakdance-Workshop
       Bayernkaserne statt.                            des Lagerfeuers vor der Halle zurückziehen. In   und Snacks abgeschlossen. Mit mehr als 600
                                                       kleinerem Kreis wurde dort in einem großen       Jugendlichen war es ein gelungenes Fest, das
          Der Nachmittag begann mit verschiedenen      Topf Kinderpunsch gekocht und ausgeschenkt.      nur mit Hilfe einer ganzen Schulklasse, zwei
       Ständen und Angeboten wie Sumoringen,             Ein Highlight stellte der Besuch der als       Mitarbeitenden von WIM und Ehrenamtlichen
       Waffelnbacken, Basteln oder Schminken. Be-      Engel, Krampus und Nikolaus verkleideten         so gut gelingen konnte.
       sonders groß war der Andrang an der Fotosta-    Mitarbeiter dar, die nach einer Ansprache
       tion, an der sich die Jugendlichen verkleiden   Geschenke an die Besucherinnen und Be-           Severin Schwarzhuber, Lok Arrival, KJR

       Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer ausgezeichnet

       Junges Bündnis für Geflüchtete erhält Preis
       Das Junge Bündnis für Geflüchtete hat                                                            für Geflüchtete zu verbessern. Dies geschieht
       am 12. Dezember 2015 den mit 2.500                                                               durch Aufklärungsarbeit an Schulen, Vernet-
       Euro dotierten „Wilhelm-Dröscher-                                                                zung bestehender Initiativen für geflüchtete
       Preis“ 2015 gewonnen. Mit diesem                                                                 Menschen und politische Einwirkung. Teil
       Preis würdigt die Bundes-SPD das vor-                                                            des Jungen Bündnisses sind unter anderem
       bildliche ehrenamtliche Engagement                                                               Münchner Jugendverbände wie der BDKJ, die
       der vielen im jungen Bündnis zusam-                                                              DGB-Jugend, die Evangelische Jugend, die
       mengeschlossenen Organisationen und                                                              heimaten-Jugend und die Jungen europä-
       jungen Menschen.                                                                                 ischen Föderalisten München. Ihm gehören
                                                                                                        auch die Jugendorganisationen von SPD, CSU
          Der „Wilhelm-Dröscher-Preis“ wurde erst-                                                      und FDP sowie der KJR München-Stadt und
       mals am 22. April 1982 auf dem Parteitag der     Ehrung beim SPD-Parteitag                       die Initiativen MigraMed und zusammen-
       SPD in München verliehen. Wilhelm Dröscher                                                       Wachsen an. Weitere Informationen unter
       war Landtags- und Bundestagsabgeordneter.         Das nun ausgezeichnete Junge Bündnis           www.junges-buendnis-fuer-gefluechtete.de
       Als Europaabgeordneter engagierte er sich       für Geflüchtete ist ein Zusammenschluss
       besonders für ein vereintes, gerechtes und      verschiedener Münchner Jugendorganisati-         Gerhard Wagner,
       friedliches Europa.                             onen mit dem Ziel, die Lebensbedingungen         Abteilung Jugendarbeit, KJR

1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
Zivilgesellschaft                                                                       9

                                                                                                                                                   Foto: Stephanie Hofschläger, pixelio.de
 Experte in Jugendfragen und Profi in der Vernetzungsarbeit – der KJR ist wichtiger Bestandteil der Münchner Zivilgesellschaft

Zivilgesellschaft konkret. Der Kreisjugendring München-Stadt

Geachtet und gefragt
Der Kreisjugendring München-Stadt               Dadurch werden wir mit unserem Fachwissen        für die Interessen dieser Kinder und Jugend-
(KJR) ist als Organisation selbst Teil          als Interessenvertretung für junge Menschen      lichen – andererseits sorgt er konkret für
der Zivilgesellschaft in München. Wel-          wahrgenommen.                                    Teilhabe. Wir begleiten Kinder, Jugendliche
che Ideale und Ziele er heute – gut 60                                                           und junge Erwachsene, um sie „fit fürs Leben“
Jahre nach seiner Gründung – vertritt,          Die Rolle, die der KJR in der Zivilgesell-       zu machen, damit sie als selbstbestimmte
darüber berichtet Steffie Lux, seit             schaft spielt, drückt sich nicht zuletzt in      und verantwortungsvolle Bürgerinnen und
2014 Vorsitzende des KJR.                       seinen Aufgaben aus …                            Bürger durchs Leben gehen können. Hierfür
                                                Der KJR steht für Toleranz, Demokratie,          schaffen wir Räume, Orte und Möglichkeiten,
Welchen Stellenwert misst du dem KJR            Chancengleichheit, Partizipation und soziale     in denen sie Erfahrungen sammeln und sich
innerhalb der Münchner Stadtgesellschaft        Gerechtigkeit. An diesen fundamentalen           ausprobieren können. Zentrales Anliegen
bei?                                            Aufgaben hat sich seit der Gründung wenig        ist, an ihren Interessen und Bedürfnissen
Steffie Lux: Er genießt hohes Ansehen. Ich      verändert – sie werden auch künftig essenti-     anzuknüpfen – die jungen Menschen sind
bin seit gut einem Jahr als Vorsitzende des     eller Bestandteil unserer Arbeit sein.           Experten ihrer Lebenslagen. Wir müssen
KJR im Amt und konnte in dieser Hinsicht an     Ich denke, dass sich die Art und Weise än-       ihnen nur zuhören.
eine lange Tradition anknüpfen. Innerhalb       dert, wie diese Aufgaben ausgefüllt werden.
der Stadtpolitik und bei anderen Akteuren       Es gibt immer wieder neue Schwerpunkte –         Zivilgesellschaft bedeutet Vernetzung.
der Zivilgesellschaft bin ich von Anfang an     Zugangswege ändern sich. Darin zeigt sich,       Wie handelt hierbei der KJR?
auf viel Offenheit gestoßen. Der KJR hat sich   dass wir am Puls der Zeit bleiben. Schließlich   Die Arbeit in Netzwerken, die Kooperation
durch seine Expertise im Bereich Kinder-        geht es immer darum, die Lebenslagen junger      mit anderen Trägern und das Engagement in
und Jugendpolitik einen wirklich guten Ruf      Menschen zu erfassen und entsprechend zu         Bündnissen ist für den KJR extrem wichtig,
erarbeitet.                                     reagieren. Der KJR ist einerseits Sprachrohr     um in der Zivilgesellschaft wirksam agieren
                                                                                                 zu können. Neben der Bündelung von Kom-
Woran liegt das?                                                                                 petenzen und Interessen gelingt es so, trag-
Der KJR ist die Arbeitsgemeinschaft von            Ohne ehrenamtliches Engagement wäre           fähige Strukturen in der Stadt aufzubauen.
etwa 70 Jugendverbänden und Jugendor-            ich nicht derselbe. Ich bin vor allem in den    Darüber hinaus drückt sich darin auch eine
ganisationen. Darin zeigt sich eine enorme         Bereichen Schule und Bildung aktiv und        Form der Solidarität untereinander aus.
Vielfalt – von politischen über konfessio-         habe an meiner Schule alles ausprobiert       Vernetzung geschieht dabei auf unterschied-
nelle bis zu Migrantenverbänden und vielen         – von Schülerzeitung, über Tutoren und        lichen Ebenen – vom Stadtteil bis hinein in
weiteren. Daraus erwächst einerseits unsere     Streitschlichter bis hin zum Schülersprecher.    die Stadtpolitik.
Kenntnis der Lebenslagen junger Menschen.       Im letzten Jahr bin stellvertretender Vorsit-
Auf der anderen Seite ist der KJR Träger         zender des Münchner Schülerbüro e. V. und       Zivilgesellschaft bedeutet, ein Gegenge-
von Einrichtungen der Offenen Kinder- und       Bezirksschülersprecher für die Gymnasien in      wicht gegenüber staatlichem Handeln zu
Jugendarbeit, Kindertageseinrichtungen,          Oberbayern-West geworden und habe mich          bilden …
unterschiedlichen Formen der Kooperation        dafür eingesetzt, dass Engagement auch an        Mit unseren Partnern sind wir uns einig, dass
mit Schule und rund 20 Fach- und Projekt-         anderen Schulen Platz und Gehör findet.        das Wohl von Kindern und Jugendlichen zen-
stellen zu spezifischen Themen. Unsere Mit-                     Thorolf (19)                     trales Anliegen ist. Im Detail gibt es durchaus
arbeiterinnen und Mitarbeiter wirken vor Ort.                                                    unterschiedliche Positionen. In vielen Fällen

                                                                                                                                                                                                 1|16
Zivilgesellschaft Schwerpunktthema - Jahrgang No. 1 Januar 16 - Kreisjugendring München-Stadt
10     Zivilgesellschaft

       finden wir mit der Stadtverwaltung einen                                                                                                    bar. Der KJR steht deshalb für eine bunte
       gemeinsamen Weg, manchmal müssen wir                                                                                                        und tolerante Stadt- bzw. Zivilgesellschaft.
       Kompromisse akzeptieren. Grundsätzlich
       verstehen wir uns eher als Partner staat-                                                                                                   Gibt es aktuelle Beispiele dafür?
       licher bzw. kommunaler Akteuren – nicht                                                                                                     Das „Junge Bündnis für Geflüchtete“ – ein
       als Gegner.                                                                                                                                 Zusammenschluss politischer und konfes-
                                                                                                                                                   sioneller Jugendorganisationen sowie dem
       Wo gibt es dennoch Differenzen?                                                                                                             KJR – ist so ein Beispiel. Zusammen fordern
       Ein aktuelles Beispiel ist die Jugendbefra-                                                                                                 wir bessere Lebensbedingungen für junge
       gung. Sie ist für uns ein wichtiges Instru-                                                                                                 Geflüchtete, die Teil dieser Stadtgesellschaft
       ment, um Kinder und Jugendliche als Teil                                                                                                    werden sollen. Das schließt ein, dass wir die-
       der städtischen Zivilgesellschaft mit ihrer                                                                                                 sen Menschen eine Stimme geben, damit sie
       Meinung und ihren Bedürfnissen ernst zu                                                                                                     ihre Bedürfnisse selbst artikulieren können.
       nehmen. In den Haushaltsdiskussionen stand
       diese Jugendbefragung auf der Kippe. Wir                                                                                                    Was bedeutet es für dich persönlich, Teil
       haben uns schließlich durchgesetzt.                                                                                                         der Münchner Zivilgesellschaft zu sein?

                                                                                                         Foto: Marko Junghänel
                                                                                                                                                   Ich halte mich da an ein Zitat von Goethe:
       Wie wirkmächtig ist der KJR grundsätz-                                                                                                      „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der
       lich?                                                                                                                                       Diktatur auf.“ Meine Aufgabe in diesem Amt
                                                         Steffie Lux, Vorsitzende des KJR: „Am
       Unsere Stärke ist unsere Vielfalt. Dadurch,       Kreisjugendring kommt in Kinder- und                                                      würde ich so umreißen: Partizipation von
       dass wir inhaltlich so breit aufgestellt sind,    Jugendfragen keiner vorbei.“                                                              Kindern und Jugendlichen ermöglichen, For-
       können wir fundierte fachliche Einschät-                                                                                                    men zur Beteiligung schaffen, Kindern und
       zungen geben. Aufgrund des angespannten          den Jugendverbänden und unseren Einrich-                                                   Jugendlichen Demokratie erlebbar machen.
       städtischen Haushalts wird es künftig ver-       tungen werden konkrete Möglichkeiten der                                                   Oder ganz offiziell: Die Vision des KJR und
       mutlich verstärkt Punkte geben, bei denen        Mitbestimmung geschaffen.                                                                  damit auch meine lautet: „In München sollen
       wirtschaftliche Interessen stärker wiegen als    Wir wollen den Heranwachsenden nicht                                                       Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
       unsere Expertise. Dann sind wir der „Stachel“    primär Jugendringstrukturen vermitteln,                                                    unter Bedingungen aufwachsen, die ihnen
       im Fleisch, der gern daran erinnert, dass es     sondern zeigen, dass Zivilgesellschaft bedeu-                                              Perspektiven für ein selbstbestimmtes und
       auch berechtigte Interessen der eher schwach     tet, selbst das Heft in die Hand zu nehmen,                                                verantwortungsbewusstes Leben geben.“
       wahrgenommenen Gruppe der Kinder und             Demokratie zu leben und wirksam in der                                                     Ich komme selbst aus der Jugendarbeit und
       Jugendlichen gibt. Am KJR kommt man je-          Öffentlichkeit zu sein.                                                                    habe erfahren, was es heißt, als Jugendli-
       denfalls in keiner wichtigen Frage einfach so                                                                                               che ernst genommen zu werden, Teil einer
       vorbei. Wir melden uns auch unaufgefordert       Die Zivilgesellschaft besteht auch aus                                                     vitalen Zivilgesellschaft sein zu können.
       zu Wort.                                         Demokratiefeinden. Wie geht der KJR                                                        Das will ich weitergeben – zusammen mit
                                                        damit um?                                                                                  meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen
       Wie nehmen Kinder und Jugendliche den            Zivilgesellschaft – das sind in der Tat nicht                                              und den hauptberuflichen Kolleginnen und
       KJR wahr?                                        immer nur „die Guten“. Vor diesem Hin-                                                     Kollegen des KJR bzw. den vielen, vielen
       Mein großer Wunsch ist, dass Kinder und          tergrund finde ich es beängstigend, wie                                                    Ehrenamtlichen, ohne die dieses Ziel nicht
       Jugendliche den KJR als Ort wahrnehmen,          angeblich „besorgte Bürger“ Ressentiments                                                  zu erreichen wäre.
       an dem sie ernst genommen werden. Be-            schüren. Unser demokratisches Fundament
       teiligung muss jedoch gelernt werden. In         ist nicht ein für alle Mal fest und unzerstör-                                             Interview: Marko Junghänel

       Engagement Jugendlicher ist Basis für BDKJ München und Freising

       Ohne Ehrenamt geht gar nichts
       Der Bund der Deutschen Katholischen              Gleiches gilt für die BDKJ-Kreisverbände auf                                               mehreren Tausend Jugendlichen stattfindet.
       Jugend (BDKJ) als Dachverband ka-                Landkreisebene. Sie sind vor Ort „am Ball“                                                 Sie würde ohne den großen Einsatz vieler
       tholischer Jugendverbände basiert                und wissen am besten, welche Angebote                                                      Ehrenamtlicher nicht funktionieren.
       auf dem ehrenamtlichen Engagement                gebraucht werden. Ein Blick in die Broschüre                                                 Als demokratisch verfasster Verband ist
       Jugendlicher. Daher erübrigen sich               „On Tour“ des BDKJ in der Region München                                                   für den BDKJ München und Freising das En-
       Berechnungen, wie viel Geld theore-              zeigt, wie viele Ferienangebote für Kinder                                                 gagement Freiwilliger essentiell. Sie bilden
       tisch aufgewendet werden müsste, um              und Jugendliche auf die Beine gestellt wer-                                                zweimal jährlich die Diözesanversammlung,
       die Angebote des BDKJ stemmen zu                 den. Exemplarisch dafür steht beispielsweise                                               in der Ziele und Richtungen des Verbands
       können. Ob Aktionen für Geflüchtete,             die Großveranstaltung „Jugendkorbinians-                                                   bestimmt werden. Ehrenamtliche sind da-
       Zeltlager, laufende Gruppenleiteraus-            wallfahrt“, die jährlich im November mit                                                   durch Korrektiv und Entscheider. Als Dele-
       bildung oder Sozialaktionen – die                                                                                                           gierte lenken, beschließen und formen sie
       jungen Leute sind hier freiwillig „ka-                                                                                                      die Verbandsarbeit. Die von Ehrenamtlichen
                                                                                                         Foto: Stephanie Hofschläger, pixelio.de

       tholisch, politisch, aktiv“ unterwegs.                                                                                                      entwickelten Angebote werden von Haupt-
                                                                                                                                                   beruflichen professionell begleitet und
          Ganz klar ist: Gäbe es keine Ehrenamt-                                                                                                   unterstützt – nicht umgekehrt.
       lichen, würde bei den Mitgliedsverbänden
       des BDKJ München und Freising – also der                                                                                                     „Ohne Moos nichts los“, oder?
       Katholischen Landjugendbewegung (KLJB),
       der Katholischen Jungen Gemeinde (KjG), der                                                                                                   Kirchliche Mittel sowie öffentliche Mittel
       Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG),                                                                                                wie beispielsweise die Zuschüsse des Kreisju-
       der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG)                                                                                                   gendring München-Stadt sind eine wichtige
                                                         Nicht vergessen!
       und der Kolpingjugend – nichts stattfinden.                                                                                                 monetäre Unterstützung für die Angebote

1|16
Zivilgesellschaft                                                                    11

des BDKJ in der Region München und Freising       wichtig. So ist er in den verschiedensten        Mit dem FSJ werden junge Leute zu kri-
auf allen Ebenen. „Ohne diese finanzielle         Gremien in Kirche und Gesellschaft, wie dem   tischem Nachdenken angeregt, zeigen En-
Unterstützung können und wollen wir uns           KJR und BJR vertreten.                        gagement und erforschen, ob ihr sozialer
die Arbeit gar nicht vorstellen“, sagt BDKJ-                                                    Einsatz beruflich oder für eine ehrenamtliche
Diözesanvorsitzender Korbinian Werner.             Jährlich 100 FSJ-Freiwillige für Trä-        Tätigkeit wichtig sein könnte. Im Herbst
   Der BDKJ München und Freising nutzt die         gergemeinschaft BDKJ und Caritas             2015 begannen erneut 100 junge Menschen
verfügbaren Mittel vor allem dafür, die Rah-                                                    ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Trägerge-
menbedingungen für die Jugend(verbands)             Es gibt große Referate für das Freiwilli-   meinschaft von BDKJ München und Freising
arbeit zu verbessern. Es wird laufend in die      ge Soziale Jahr (FSJ) – sowohl beim BDKJ      sowie der Caritas. Der BDKJ erfüllt hier seinen
Aus- und Fortbildung Ehrenamtlicher in­ves­       München und Freising als auch bayern- und     gesellschaftlichen Auftrag und trägt zur
tiert, Zuschüsse für Angebote und Projekte        bundesweit. Dieses Engagement hängt damit     Persönlichkeitsbildung bei. „Es geht darum,
gewährt und die Gruppenleiterausbildung           zusammen, dass die katholischen Jugendver-    herauszufinden, wer bin ich, was will ich
gefördert. Zum Beispiel können gut ausgebil-      bände das Ehrenamt, das Prinzip der Frei-     und wo soll es für mich hingehen“, erklärt
dete ehrenamtliche Gruppenleiter – pro Jahr       willigkeit und Demokratie groß schreiben.     Korbinian Werner.
sind es über 300 Jugendliche – Gruppenstun-       „Gefördert wird in diesem freiwilligen Jahr
den in den Pfarreien übernehmen.                  die Bereitschaft, Verantwortung zu über-      Claudia Hoffmann, Öffentlichkeitsarbeit,
   Selbstverständlich ist intensive Vernet-       nehmen und solidarisch zu handeln“, weiß      BDKJ München und Freising
zung für den BDKJ München und Freising            BDKJ-Diözesanvorsitzende Monika Godfroy.

Vor 23 Jahren bildete München die Lichterkette

Niemals wegschauen!
Jede Zeit hat ihre Inhalte und Metho-
den, in denen sich zivilgesellschaft-
liches Engagement ausdrückt. Vor 23
Jahren initiierten vier Münchnerinnen
und Münchner eine beeindruckende
Lichterkette durch die Stadt, um dem
wachsenden Rechtsextremismus und
der Gewalt gegen ausländische Mit-
bürgerinnen und Mitbürger ein macht-
volles Zeichen entgegenzusetzen. Ein
Gespräch mit Chris Stricker (damals
Häberlein), eine der vier Initiato-

                                                                                                                                                  Foto: People Picture/Willi Schneider
rinnen.

Am 6. Dezember 1992 standen bei der
Münchner Lichterkette fast 500.000 Men-
schen auf der Straße. Damals gab es noch
kein Facebook. Unter sonst gleichen Be-
dingungen – wie viele Menschen würde
man heute mobilisieren können?                     Initiatoren der Lichterkette von 1992: Christoph Fisser, Giovanni di Lorenzo,
Chris Stricker: Es standen ja eigentlich noch      Chris Häberlein (heute Stricker) und Gil Bachrach (v.l.n.r.)
viel mehr Menschen auf der Straße. Viele
waren mit den überfüllten S-Bahnen nicht          Danach ging es Schlag auf Schlag: Der Eine    War für den Erfolg der Aktion vielleicht
in die Stadt gekommen und haben in den            wollte ein Plakat in der Kantine aufhängen,   die damalige politische Situation verant-
Münchner Außenbezirken eigene Lichterket-         der Andere hat Faxnachrichten verschickt –    wortlich?
ten organisiert. Ich bin sicher, dass wir heute   die haben wiederum ihre Freunde informiert.   Wir waren uns einig, dass wir etwas tun
doppelt oder dreimal so viele Menschen auf        Und man darf nicht vergessen: Wir muss-       müssen. Nach den Brandanschlägen war ein
die Straße bringen könnten.                       ten ja nicht nur Menschen zur Teilnahme       Bild von Deutschland in der Welt, das uns alle
Nach den Anschlägen von Hoyerswerda,              an der Lichterkette mobilisieren, sondern     als Neonazis darstellte. Für uns konnte das
Rostock und Mölln hatten wir nur wenige           auch Helfer. Im Prinzip haben wir funktio-    nicht so weitergehen. Wir wollten zeigen,
Wochen Zeit für die Vorbereitungen. Die Mög-      niert wie ein soziales Netzwerk – nur ohne    dass die übergroße Zahl der Deutschen keine
lichkeit der Information und Mobilisierung        Facebook.                                     Ausländerfeinde und Brandstifter sind.
von Menschen lief damals zeitversetzt – nicht
in Echtzeit wie heute. Die ersten Handzettel      Gab es gar keine festen Strukturen?           Waren die Menschen damals politisierter?
haben wir per Fax verschickt.                     Es gab zunächst nur uns als vierköpfige       Es gab damals kaum Demonstrationen. Die
                                                  Urzelle: Gil Bachrach, Giovanni di Lorenzo,   Bevölkerung ist nicht auf die Straße gegan-
Wie ist diese grandiose Mobilisierung             Christoph Fisser und mich. Gil hatte seine    gen. Es gab sicher einzelne Umweltaktivisten
dennoch gelungen?                                 Fernsehproduktion, Giovanni hatte die ganze   – aber die Zeit der Anti-Atomkraft-Bewegung
Wir waren zunächst eine Gruppe von vier           Redaktion der Süddeutschen Zeitung hinter     und der Straßenblockaden war vorbei.
Personen, die die Idee hatten. Die haben          sich, Christoph war im Nachtleben aktiv und   Doch die Zeit war reif. Und es war ein wun-
zunächst ihr privates Netzwerk aktiviert. In      ich hatte die PR-Agentur hinter mir.          derbares Bild, dass so viele Menschen am
einem Schneeballsystem wurden die Infos           Dort haben wir einzelne Leute freigestellt,   Nikolaustag friedlich zusammenkamen und
weitergetragen. Schließlich gab es eine           um für die Lichterkette die Kommunikati-      ihre Meinung öffentlich machten. Es war eine
Pressekonferenz im damaligen Babalu mit           onsarbeit zu machen. Der Verein kam erst in   leise Demonstration – aber deswegen nicht
etwa 100 Teilnehmenden.                           einem zweiten Schritt hinzu.                  unpolitisch.

                                                                                                                                                                                         1|16
12     Zivilgesellschaft

       Aber es gab auch unschöne Momente – wir            In jedem Fall geht es darum, Bilder zu produ-     Die Situation heute ist eigentlich drama-
       wurden an diesem Tag und später durch die          zieren – wie neulich beim Klimagipfel in Paris,   tischer als damals. Damals waren es punk-
       Politik instrumentalisiert, haben deswegen         bei dem Schuhe als Symbol für die Tausenden       tuelle Aggressionen – heute kommen die
       auch einige Preis abgelehnt, die man uns           von Demonstranten aufgestellt wurden, die         Angriffe auf Unterkünfte von Asylbewerbern
       verleihen wollte. Ich persönlich wurde be-         an dem Protestmarsch durch Paris gehindert        aus dem bürgerlichen Milieu.
       schimpft, weil ich das Thema rechte Gewalt         worden waren.                                     Was jetzt passiert, macht mir Angst. Glück-
       und Neonazis angeblich erst zum Thema                                                                licherweise gibt es aber immer noch eine
       gemacht hätte. Das war aber nur eine Min-                                                            deutliche Mehrheit, die aufsteht und sich
       derheit.                                               2011 habe ich im JTB zusammen mit             gegen diese Gewalt engagiert – und da meine
                                                                 einer Freundin einen „HipHop-              ich nicht nur solche Kollegen wie Konstantin
       Erfolg von politischen Initiativen misst           SchnupperKurs“ für Anfängerinnen geleitet.        Wecker, sondern viele engagierte Menschen.
       sich heute oft in Klicks auf entsprechende          In die Funktion als Anleiterin zu kommen,
       Kampagnenseiten …                                      war ganz besonders. Danach habe ich           Was ist 23 Jahre nach der Lichterkette in
       Angesichts der aktuellen Lage und den                viele verschiedene Workshops angeboten          ihrem Gedächtnis geblieben?
       täglichen Angriffen auf Asylbewerber-Unter-           und vor allem bei Projekte mitgemacht.         Es ist die Erkenntnis, dass man immer wie-
       künfte müsste eigentlich ganz München auf            Jedes Jahr beim „School`s over Jam“ hier        der aufstehen sollte, um Menschen zu mo-
       die Straße gehen. Hier kommt aber die Ein-          übernehme ich mit anderen zusammen die           bilisieren. In einer Gesellschaft darf man
       Klick-Demokratie ins Spiel. Es reicht vielen       Programm Moderation und Vorbereitung und          nicht wegschauen, wenn es zu Gewalt und
       Menschen, etwas anzuklicken, zu liken und                    Durchführung der Battles.               Benachteiligung kommt. Man muss etwas
       zu sharen, um ein besseres Gefühl zu haben.                        Melissa (18)                      tun. Und es ist die Erkenntnis, dass alle ihre
       So hilfreich das Internet einerseits bei Kampa-                                                      Vorbildfunktion wahrnehmen müssen.
       gnen ist, so kurzfristig in den Wirkungen ist                                                        Das bedeutet, dass Werte und Moralvorstel-
       es auch. Auf die Straße zu gehen, stellt eine      Die Lichterkette hat nicht nur Bilder             lungen weitergegeben werden müssen – das
       Hürde dar, weil wir eine Inflation der Themen      produziert, sondern wirkt auch bis heute.         fängt im Kleinen an. Etwa, wenn man Flücht-
       haben, bei denen man sich positionieren soll.      Wir haben eine Initialzündung geliefert.          linge in seiner Wohnung unterkommen lässt.
       Eine Lichterkette in Berlin hat unlängst nicht     Nach uns kamen Menschen und Initiativen,          Engagement ist keine Frage von Technik,
       funktioniert. Es gibt zu viele verschiedene For-   die sich des Themas angenommen haben.             sondern von Haltung.
       derungen, Gruppen, Interessen, Plattformen         Und der Verein führt die Ursprungsidee von
       – die Gemeinsamkeit geht abhanden.                 damals weiter.                                    Interview: Marko Junghänel

       Keine Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten?

       Was Engagement bremst ...
       Ob frühe Einschulung, achtjähriges
       Gymnasium oder Bologna-Prozess –
       Jugendliche, die einen höheren Bil-
       dungsabschluss anstreben, mussten
       in den vergangenen Jahren immer wie-
       der mit Veränderungen des Bildungs-
       systems zurechtkommen. Verkürzte
       Ausbildungs- und Studienzeiten ohne
       Reduzierung der Bildungsinhalte waren
       die Folge.

         Dass diese Veränderungsprozesse Auswir-
       kungen auf ehrenamtliches Engagement und
                                                                                                                                                             Foto: Rainer Sturm, pixelio.de

       damit auch auf Jugendverbandsarbeit zu
       haben scheinen, zeigen die Ergebnisse der
       Studie „Keine Zeit für Jugendarbeit!?“, die
       zwischen 2011 und 2013 vom Forschungsver-
       bund Deutsches Jugendinstitut/Technische
       Universität Dortmund mit finanzieller Unter-
       stützung der Stiftung Deutsche Jugendmarke          Für ehrenamtliches Engagement wir die zur Verfügung stehende Zeit immer knapper.
       durchgeführt wurde.
         So beklagen demnach mehr als 70 Prozent          hätten. Zudem ist nicht nur ein Rückgang          gagement. So können Jugendliche seitdem
       der Befragten, dass Jugendliche und junge Er-      der zeitlichen Ressourcen zu spüren, denn         bereits mit 14 Jahren in die Jugendverbands-
       wachsene, die einen hohen Bildungsabschluss        knapp 75 Prozent der ehrenamtlichen und           arbeit einsteigen.
       anstreben bzw. besitzen, nicht mehr genug          hauptberuflichen Mitarbeitenden sind der            Unter dem Titel „Keine Zeit für Jugendar-
       Zeit haben, sich ehrenamtlich zu engagieren.       Meinung, dass auch das Ausstiegsalter aus         beit!?“ ist bereits ein ausführlicher Artikel
                                                          dem Ehrenamt gesunken ist. So beenden             zur Studie des Forschungsverbunds Deut-
        Die Zeit wird knapp                               laut den Befragten vor allem Jugendliche im       sches Jugendinstitut/Technische Universität
                                                          letzten Schuljahr ihr Engagement angesichts       Dortmund erschienen. Dieser ist in Ausgabe
          Der Zeitmangel wirkt sich auf das tatsäch-      der drohenden Abschlussprüfungen und dem          4/2013 des K3 zu finden.
       liche Engagement aus. So geben drei Viertel        damit verbundenen Druck.
       der Mitarbeitenden an, dass sich Jugend-              Ein erster Lösungsansatz im Umgang mit         Kurzfassung des Textes „Keine Zeit für
       liche in den letzten fünf Jahren in einem          diesem Ressourcenmangel war die Absenkung         Jugendarbeit!?“ von Karin Wehmeyer, Mirja
       geringeren zeitlichen Umfang engagiert             des Eintrittsalters beim ehrenamtlichen En-       Lange, Technische Universität Dortmund

1|16
Sie können auch lesen