Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek

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Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Wozu soziale Netzwerke für Vielfalt? Des Nazis neue Kleider – Extreme Rechte in Alltag und Umgebung
Prävention für eine offene, tolerante Zivilgesellschaft    Soziokulturelle Theaterprojekte im Stadtteil – Chance und Risiko

        Wir in Vielfalt
               Biebrich tut gut
Vier Jahre lokaler Aktionsplan. Für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.
Gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus und Antisemitismus.

                                                                                  ionsschluss: Es geht weiter!
                        Die gute Nachricht kur z vor Redakt                                                                 ...
                                                                                          e weitere Förderung in Aussicht
                        Das Bundesministerium stellt ein

                                             VIELFALT TUT GUT.
                                              JUGEND FÜR VIELFALT, TOLERANZ UND DEMOKRATIE.
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Inhalt

                                                                                                             GruSSwort                                                                               04
                                                                                                             von Dr. Kristina Schröder | Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

                                                                                                             GruSSwort                                                                               05
                                                                                                             von Arno Goßmann | Stadtrat

                                                                                                             Wir in Biebrich ... Vielfalt tut gut                                                    06
                                                                                                             Wolfgang Gores | Ortsvorsteher von Biebrich

                                                                                                             Vier Jahre »Vielfalt tut gut« in Biebrich                                               08
                                                                                                             Gabi Reiter und Christoph Rath | Koordinierungsstelle

                                                                                                             Vielfalt tut gut – Als Coach in Wiesbaden-Biebrich                                      13
                                                                                                             Thomas Heppener

                                                                                                             Vielfalt tut gut – in der Kulturellen Bildung                                           16
                                                                                                             Margarethe Goldmann

                                                                                                             SOZIOKULTURELLE THEATERPROJEK TE IM STADTTEIL –
                                                                                                             CHANCE UND RISIKO
                                                                                                             Klaus Huhle und Leila Haas                                                              18

                                                                                                             Vielfalt tut gut – Pr ävention für eine offene,                                         20
                                                                                                             toler ante Zivilgesellschaft
                                                                                                             Heiner Brülle

                                                                                                             Wozu soziale Ne tzwerke für Vielfalt?                                                   22
                                                                                                             Margarete Unkhoff | Mitglied des Begleitausschusses

                                                                                                             Vielfalt, Toler anz und Demokr atie –
                                                                                                             (k)ein Thema für Religionsgemeinschaften und Kirchen?                                   23
                                                                                                             Jörg Wilhelm | Mitglied des Begleitausschusses

     Impressum                                                                                               Exemplarische Projek te                                                                 24

                                                                                                                 Der Laden im Parkfeld                                                               25
     Herausgeber
     Interkulturelles Forum Wiesbaden e. V. in Kooperation mit der Koordinierungsstelle „Vielfalt tut gut“       Des Nazis neue Kleider | Hintergrundwissen für Pädagogen und                        26
     in Biebrich, Amt für Soziale Arbeit Wiesbaden                                                               Pädagoginnen zum Thema „Extreme Rechte“ in Alltag und Umgebung
                                                                                                                 Bildungswerk Anna Seghers e.V.
     Redaktion
     Gabi Reiter, Christoph Rath                                                                                 STAR-Club Biebrich | Biebricher Stars für Vielfalt & Toleranz                       27

     Gestaltung                                                                                                  Interview                                                                           28
     Ute Marquardt, designgruppe schloss + hof, Wiesbaden                                                        Conny Meyne | Jugendbildungsreferentin bei der Landeshauptstadt Wiesbaden
                                                                                                                 Hendrik Harteman | Bildungsreferent bei der Jugendinitiative Spiegelbild beim
     Fotos                                                                                                       Aktiven Museum Spiegelgasse
     Rainer Unholz und die Projektträger                                                                         Martin Geist | Rektor an der Riehlschule

     Druck                                                                                                   TipPs
     Druckerei Schwalm GmbH & Co. KG, Mainz                                                                  für Kinder- und Jugendbücher sowie Spiele und weiterführende Informationen              33

     Ausgabe November 2010                                                                                   LINKS                                                                                   35

02   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                           W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   03
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Editorial D r . K r i s t i n a S c h r ö d e r   Bundesminister in für Familie, S enioren, Frauen und Jugend                                                                                                          Arno Goßmann             Stadtrat           Editorial

                                                                              Grußwort von Frau Bundesministerin                                                                                     Grußwort von
                                                                              für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,                                                                              Herrn Arno Goßmann,
                                                                              Dr. Kristina Schröder, für den Lokalen                                                                                 Stadtrat
                                                                              Aktionsplan Wiesbaden-Biebrich im
                                                                              Bundesprogramm „VIELFALT TUT GUT.
                                                                              Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“.

     H       einz Galinski, der erste Präsident des Zentralrats der                                                                                                                                  L    iebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
                                                                                                                                                                                                     nach nunmehr vier Jahren Lokaler Aktionsplan „Vielfalt tut
     Ju­den in Deutschland, hat einmal gesagt: „Demokratie kann
     man keiner Gesellschaft aufzwingen, sie ist auch kein Ge-                                                                                                                                       gut“ in Wiesbaden-Biebrich möchte ich Ihnen mit der vor-
     schenk, das man ein für allemal in Besitz nehmen kann. Sie                                                                                                                                      liegenden Broschüre das beein­druckende Engagement der
     muss täglich erkämpft und verteidigt werden.“ Auch wenn                                                                                                                                         zahlreichen Akteurinnen und Akteure vor Ort näherbringen.
     unsere Demokratie auf einem festen Fundament wurzelt: An-                                                                                                                                           Biebrich als bunter und lebendiger Stadtteil kann mit Stolz
     tisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und extremistische Be-                                                                                                                                       auf eine gewachsene Struktur des Miteinanders blicken. „Buntes
     strebungen gefährden den Zusammenhalt der Gesellschaft.                                                                                                                                         Leben in Biebrich“ – die Aktionswoche der Stadtteilkonferenz,
     Deshalb müssen wir denen, die unsere demokratischen                                                                                                                                             das Höfefest oder das Mosburgfest sind nur einige Beispiele für
     Grundwerte in Frage stellen, geschlossen und mit guten Argu-                                                                                                                                    das vielfältige Miteinander in Netzwerken unterschiedlicher Art.
     menten entgegentreten.                                                                                                                                                                          So lag der Schluss nahe, mit dem „Vielfalt tut gut“-Projekt des
          Die Bundesregierung hat dazu das Bundesprogramm                                                                                                                                            Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
     „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokra-                                                                                                                                   genau diese Netzwerke zu nutzen. Für die politische Aussage
     tie“ aufgelegt. Es soll gerade bei Jugendlichen das Bewusstsein                                                                                                                                 „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt und Toleranz, gegen Rechts-
     fördern, dass Demokratie mündige Bürgerinnen und Bürger                                                                                                                                         radikalismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“ waren
     braucht, die für sie einstehen und sich für unsere gemeinsa-                                                                                                                                    und sind die sozialräumlich ausgerichteten Einrichtungen der
     men Werte engagieren.                                                                                                                                                                           Jugendarbeit im Sozialdezernat, Kinder- und Jugendzentrum
          In meiner Heimatstadt Wiesbaden – genauer gesagt: in                                                                                                                                       Biebrich und Stadtteilzentrum Gräselberg prädestinierte Netz-
     Biebrich – wurde einer der ersten lokalen Aktionspläne im                                                                                                                                       werkmoderatoren. Der präventiv-pädagogische Ansatz des
     Rahmen des Bundesprogramms ins Leben gerufen. Seit mitt-                                                                                                                                        Lokalen Aktionsplanes entspricht der Präventionsstrategie des
     lerweile vier Jahren arbeiten Kommunalpolitik, engagierte                                                                                                                                       Sozialdezernates. Er will sowohl in scheinbar kleinen und zurück-
     Träger und viele weitere Akteure der Zivilgesellschaft hier mit                                                                                                                                 haltenden Aktionen wirken wie auch in großen strategischen
     einem gemeinsamen Ziel zusammen: Menschen aus verschie-                                                                                                                                         Projekten, die mitunter erst nach Jahren ihre Wirkung entfalten.
     denen Kulturkreisen, gleich welcher Herkunft, Hautfarbe und                                                                                                                                         Die Zivilgesellschaft, die kommunale Verwaltung, die
     Religion, sollen in Frieden und mit gegenseitiger Toleranz zu-                                                                                                                                  lokale Ökonomie wie auch die zahlreichen sozialen und
     sammenleben. Im Vordergrund der verschiedenen Projekte                                                                                                                                          kultu­rellen Institutionen, Vereine und Initiativen profi-
     stehen die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Vermitt-                                                                                                                                      tieren von einem Stadtteil, der auf die hohen Werte eines
     lung von Werten wie Freiheit und Gerechtigkeit. Für dieses                                                                                                                                      toleranten,­ friedlichen Miteinanders setzt. Denn Demokratie
     Engagement wurde Biebrich zu Recht als „Ort der Vielfalt“                                                                                                                                       ist kein Selbstläufer! Sie muss immer wieder mit Leben gefüllt
     ausgezeichnet.                                                                                                                                                                                  werden und Menschen aktivieren, sich zu beteiligen und an-
          Ich danke allen, die mit ihren Ideen und ihrer Tatkraft zum                                                               o-ton!                                                           gesprochen zu fühlen. Die Erfolge und Sensibilisierungspro-
     Erfolg des lokalen Aktionsplans beigetragen haben. Bleiben                                                                                                                                      zesse im Stadtteil Biebrich zeugen von diesem Engagement.
                                                                                              » Menschen aus ver-                                                                                        Ich bin sicher, dass der angestoßene Prozess über die Lauf-
     Sie wachsam und aktiv gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemi-
                                                                                               schiedenen Kultur-                                                                                    zeit hinaus seine Wirkung entfaltet, und hoffe auf ein weiterhin
     tismus und Extremismus, gleich welcher Ausrichtung!
                                                                                             kreisen, gleich welcher                                                                                 aktives Miteinander.
                                                                                            Herkunft, Hautfarbe und                          Zeit zu bleiben Film- und Tanzprojekt für Jugendliche
                                                                                                Religion, sollen in
                                                                                                 Frieden und mit
     Dr. Kristina Schröder                                                                   gegenseitiger Toleranz                                                                                  Arno Goßmann
                                                                                                                                                                                                     Stadtrat
     Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend                                 zusammenleben. «
                                                                                                       Dr. Kristina Schröder
                                                                                              Bundesministerin für Familie, Senioren,
                                                                                                      Frauen und Jugend
04   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                                       W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   05
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Editorial W o l f g a n g G o r e s          Ortsvorsteher von Biebrich

       © Frank Hennig

                        Biebrich in Berlin als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet

                          »Wir in Biebrich ...                                Vielfalt tut gut «
                                                                                                                                                                                           o-ton!
     V            or drei Jahren haben wir uns auf die Reise nach Berlin
     begeben. Wir, Gabi Reiter und Christoph Rath von der Projekt-
                                                                                     Für mich als Ortsvorsteher und Mitglied des Begleitaus-
                                                                                  schusses war dieser Entwicklungs- und Auseinandersetzungs-                                                           » Biebrich wurde noch
     koordination und Motoren von „Vielfalt“, Frank Hennig von der                prozess ebenfalls ständig vorhanden. Auch für mich war es                                                             ein Stück lebendiger.
     Redaktion „Der Biebricher“ sowie ich, Wolfgang Gores – Orts-                 nicht immer einfach, die Sinnhaftigkeit eines Projektes sofort                                                     Menschen rückten enger
     vorsteher von Biebrich. Eine tolle Stimmung, ein toller Empfang              zu erkennen.                                                                                                           zusammen, Ängste
     und eine würdige Veranstaltung, die mit der Auszeichnung als                 Allerdings war es ebenso überwältigend, das Endprodukt zu                                                             konnten ausgeräumt
     „Ort der Vielfalt“ für Biebrich und uns endete.                              erleben und vor allem das Engagement all derer, die an die-                                                        und „falsches“ Verhalten
                 Wir hatten auch die einmalige Gelegenheit, mit dem Bun-          sem Ergebnis beteiligt waren.                                                                                       richtig gestellt werden.
     despräsidentenkandidaten, Herrn Gauck, zu sprechen, der als                     Ich danke vor allem Gabi Reiter und Christoph Rath für                                                             Ein sehr spannender
     Ehrengast der Auszeichnung der Städte, Landkreise und Ge-                    ihre unendliche Geduld und ihr Engagement für die Sache.                                                           Prozess, der nicht immer
     meinden beiwohnte.                                                           Biebrich und viele Menschen haben von „Vielfalt“ profitiert.                                                         die Zustimmung aller
                 Nun sind vier Jahre „Vielfalt tut gut“ vergangen. Eine Zeit,        Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass mit dem Ende                                                                Menschen erhielt. «
     die in und für Biebrich sehr intensiv und positiv genutzt wurde.             der Projektelaufzeit und der damit verbundenen finanziellen                                                                          Wolfgang Gores
     Es wurde ein Begleitausschuss gegründet, dem Mitglieder aus                  Zuwendung von Bundesmitteln der Begleitausschuss in dieser                                                                     Ortsvorsteher in Biebrich
     den unterschiedlichsten Einrichtungen und Institutionen ange-                oder ähnlicher personeller Zusammensetzung erhalten bleibt
     hörten. In diesem Ausschuss wurden viele Projekte besprochen                 und es uns allen gelingt, den eingeschlagenen, sehr positiven
     und viele Ideen geboren, die in positiven Aktivitäten endeten.               Weg eben anders weiterzugehen.
     Biebrich wurde noch ein Stück lebendiger. Menschen rückten                      Biebrich ist und bleibt ein Ort der Vielfalt. Danke an alle.
     enger zusammen, Ängste konnten ausgeräumt und „falsches“
     Verhalten richtiggestellt werden. Ein sehr spannender Prozess,
     der nicht immer die Zustimmung aller Menschen erhielt. Dies
     ist aber in einem Entwicklungs- und Entscheidungsprozess im-
     mer der Fall. Dies bedeutet aber auch gleichfalls Vielfalt. Die
     Auseinandersetzung mit dem „FREMDEN“, den anderen Ideen                      Ihr Wolfgang Gores
     und manchmal auch den unangenehmen Themen, über die                          Ortsvorsteher von Biebrich
     nicht gerne und schon gar nicht öffentlich diskutiert wird.                                                                                    Vielfaltladen im Parkfeld Sommerfest

06   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                            W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   07
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Vier Jahre »Vielfalt tut gut« in Biebrich E i n R ü c k b l i c k v o n G a b i R e i t e r u n d C h r i s t o p h R a t h                                                    E i n R ü c k b l i c k v o n G a b i R e i t e r u n d C h r i s t o p h R a t h Vier Jahre »Vielfalt tut gut« in Biebrich

     Vier Jahre                           »Vielfalt tut gut « in Biebrich

                 Was ist ein                                                                  Gremien des                                                        Der Begleitausschuss in Wiesbaden Biebrich
                 Lokaler Aktionsplan?                                                         Lokalen Aktionsplans                                               Im Bild zu sehen sind: Margarethe Goldmann, Bürgerin, Jeanine Rudolph, Integrationsamt, Margarete Unkhoff, DGB, Michael Fechner,
                                                                                                                                                                 Kulturamt, Christoph Rath, Koordinierungs­stelle, Gabi Reiter, Koordinierungsstelle, Gerhard Wölfinger, Nachbarschaftshaus e. V.,

     D                                                                             D
                                                                                                                                                                 Steffi Filke, Stadtteilzentrum Gräselberg, Jörg Wilhelm, Ortsbeirat Biebrich, es fehlen: Wolfgang Gores, Ortsvorsteher Biebrich,
                                                                                                                                                                 Helmut Fritz, Ortsbeirat Biebrich,Turgay Aydin, Ausländerbeirat, Günter Nörpel,Vereinsring Biebrich, Pfarrer Müller, Evgl. Lukasgemeinde
             ie Bundesregierung verstärkte 2007 ihren Kampf gegen                         reh- und Angelpunkt des Lokalen Aktionsplans ist die
     Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.                   Lokale Koordinierungsstelle. Von dort aus wird der Aktionsplan
     Unter dem Titel „Vielfalt tut gut” wurde ein dauerhaftes Pro-                 gesteuert, Projektträger werden beraten, Projekte koordiniert
     gramm aufgelegt, mit dem die Demokratieentwicklung schon                      und der Begleitausschuss und die Verwaltung organisiert. Die
     bei jungen Menschen gefördert werden sollte.                                  Lokale Koordinierungsstelle ist zugleich der zentrale Ansprech-      Im Biebricher Begleitausschuss organisierten sich Vertreter der            In der Anfangsphase erfuhr die Lokale Koordinierungsstelle in
          Eine wichtige Säule von „Vielfalt tut gut“ bildet der so ge-             partner für die administrative Projektbearbeitung mit Berlin.        Parteien des Ortsbeirates, des Ausländerbeirates, Vertreter der            Biebrich fachliche Unterstützung aus der Abteilung „Grundsatz
     nannte „Lokale Aktionsplan“. Zunächst auf drei Jahre angelegt,                    Ein weiteres Gremium ist der Begleitausschuss. Er entscheidet,   Ämter, des Kulturamts, Integrationsamts und Amtes für Sozi-                und Planung” des Sozialdezernates. Schließlich wurde die Koor-
     sollten im Lokalen Aktionsplan Kinder, Jugendliche und Eltern,                welche Einzelprojekte gefördert werden. Der Begleitausschuss         ale Arbeit. Vereinsverbandsvertreter, DGB, Nachbarschaftshaus,             dinierungsstelle mit einer erfahrenen Verwaltungsfachfrau
     Menschen mit Migrationshintergrund, pädagogische Fachkräfte                   unterstützt die Umsetzung und Weiterentwicklung des Lokalen          zivilgesellschaftliche Akteure sowie die zwei Mitarbeiter der              und zwei langjährigen Leitungspersonen aus Stadtteilzentren
     und lokale Meinungsbildner vor Ort angesprochen werden.                       Aktionsplans und organisiert die Zusammenarbeit aller Akteure.       Koordinierungsstelle zählten ebenfalls zum Begleitausschuss.               besetzt und weitergeführt. Ihre lokalen Netzwerkkenntnisse
          Ziel des Aktionsplans war und ist es, die Demokratie­                    Im Begleitausschuss sind Vertreter der Stadtverwaltung und lokale    In der Regel traf sich der Begleitausschuss alle sechs Wochen.             waren für den Erfolg des Vorhabens grundlegend. Die jeweilige
     entwicklung zu stärken. Dazu sollten in allen Bevölkerungs-                   Akteure – etwa aus Vereinen und Verbänden – versammelt.                                                                                         Fachlichkeit der Beteiligten fügte sich zu einem sinnvollen,
     teilen Konzepte zur Bekämpfung von Rechtsextremismus,                                                                                                                                                                         produktiven Ganzen. Unterschiedliche Sichtweisen, Erfahr­ungen
     Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entwickelt wer-                                                                                                     Die Lokale                                                        und Hintergründe wurden gewinnbringend in alle Diskussio-
     den. Möglichst viele Bürgerinnen und Bürger wurden im                                    Der Begleitausschuss und                                           Koordinierungsstelle                                              nen eingebracht.
     Rahmen des Lokalen Aktionsplans in ihrem Bestreben un-                                   der Impuls zur Mitarbeit                                                                                                                 Indem sich die unterschiedlichen Netzwerke zusammen-

                                                                                                                                                        D
     terstützt, sich für ein friedliches und solidarisches Zusam-                                                                                                                                                                  fügten, wurde der Lokale Aktionsplan seinem Motto und An-
     menleben in Vielfalt zu engagieren. Der Lokale Aktionsplan                                                                                                                                                                    spruch schon von Anfang an gerecht: Vielfalt tut gut! Eine in-
                                                                                   I
                                                                                                                                                               er Lokalen Koordinierungsstelle kam im gesamten Pro-
     setzte Zeichen, die über den Förderzeitraum hinaus gesehen                       n Biebrich leben über 100 verschiedene Nationalitäten. Diese      jektzeitraum eine zentrale Rolle zu, die für die Umsetzung des             tensive Zusammenarbeit konnte beginnen.
     und verstanden werden sollten. Nachhaltige Wirkung zu errei-                  kulturelle Vielfalt spiegelt sich in einem Netzwerk von Akteuren     Aktionsplans in Wiesbaden-Biebrich bedeutsam war.                              Jeden Mittwoch trafen die Akteure der Lokalen Koordinie-
     chen, war bei allen Aktionen das wichtigste Ziel.                             wider, von denen sich viele bereits seit einigen Jahren im Bereich                                                                              rungsstelle für drei Stunden aufeinander. Zu dieser „Sprech-
                                                                                   Integrationsarbeit in Biebrich engagieren. Projekte wie zum Bei-                                                                                zeit“ standen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Koordi-
                                                                                                                                                         Die Lokale Koordinationsstelle übernahm zahlreiche
        Für Biebrich wurde ein Lokaler Aktionsplan entwickelt, der                 spiel „Buntes Leben in Biebrich“ oder die Kooperations­formen                                                                                   nierungsstelle Projektträgern und deren Fragen zur Verfügung.
                                                                                                                                                         Aufgaben:
        die speziellen Ressourcen, Herausforderungen und Mög-                      in der Stadtteilkonferenz, in der zahlreiche pädagogische In-                                                                                   Antragsberatung und Information zu den Förderbedingungen
        lichkeiten des Ortes berücksichtigte. Der Lokale Aktions-                                                                                          » Steuerung und Organisation der einzelnen                              hatten hohe Priorität. Der Unterstützungsbedarf war hoch. Die
                                                                                   stitutionen und Einrichtungen zusammengeschlossen sind,
        plan beinhaltet folgende Ansprüche und Ziele:                                                                                                    		 Phasen des Lokalen Aktionsplans                                        sorgfältige Vor- und Nachbereitung und die Moderation der
                                                                                   waren schon in der Vergangenheit auf interkulturelle Inhalte
                                                                                                                                                           » Bearbeitung der jährlichen Förderanträge                              Sitzungen des Begleitausschusses lagen ebenfalls in der Zu-
                                                                                   ausgerichtet. In Biebrich, dem größten und vielleicht buntesten
          » Interkulturelles Lernen/antirassistische Bildung                                                                                               » Implementierung, Auswertung, Fortschreibung                           ständigkeit der Koordinierungsstelle. Die inhaltliche Aufberei-
                                                                                   Stadtteil Wiesbadens, ist auch die Arbeit im Ortsbeirat von ei-
          » Interreligiöses Lernen                                                                                                                       		 und nachhaltige Absicherung von Strategien                             tung von Anträgen, die Gewährleistung der Kommunikation
                                                                                   ner besonderen Sensibilität für das Thema Integration geprägt.
          » Kulturelle und geschichtliche                                                                                                                		 und Projekten                                                          nach innen und außen sowie zahlreiche interne Gespräche
                                                                                        Es gelang in Biebrich entsprechend schnell, die Protagonis-
        		 Identitätsentwicklung                                                                                                                           » Formelle und finanzielle Verwaltung                                   über die inhaltliche Ausrichtung beanspruchten viel Zeit – ein
                                                                                   ten für eine langfristige Zusammenarbeit unter dem Dach des
          » Demokratie- und Toleranzerziehung                                                                                                              » Administrative Verantwortung für die Abrechnung                       Aufwand, der sich lohnte.
                                                                                   Lokalen Aktionsplans zu gewinnen. Gerade die Verschiedenheit
          » Stärkung der demokratischen Bürgergesellschaft                                                                                               		 der Fördermittel mit der Regiestelle in Berlin                             Die Zusammenarbeit war leidenschaftlich, produktiv
                                                                                   der Vertreterinnen und Vertreter im Begleitausschuss brach-
                                                                                   te wesentliche Vorteile, da die Projekte aus unterschiedlichen                                                                                  und von gegenseitigem Respekt getragen. Die Kombination
                                                                                                                                                         Wesentliches Arbeitsfeld der Lokalen Koordinierungsstelle
        Für diese Arbeit stellte das Bundesministerium für Familie,                Blickwinkeln betrachtet wurden. Inhaltliche und grundlegen-                                                                                     von Männern und Frauen im Team förderte interessante, ge-
                                                                                                                                                         war auch die Beratung und Unterstützung der Projektträ-
        Senioren, Frauen und Jugend jährlich einen Betrag von                      de organisatorische Diskussionen führten dazu, dass sich die                                                                                    schlechtersensible Betrachtungsweisen und brachte einen
                                                                                                                                                         ger. Die Koordinierungsstelle erfasste die Projektdaten und
        100.000 Euro zur Verfügung. Das Sozialdezernat der Stadt                   Teilnehmenden in der Auseinandersetzung mit dem Thema                                                                                           ausgewogenen Austausch mit sich. Unterschiedliche Zugän-
                                                                                                                                                         die Ergebnisse. Transparenz zu schaffen und den Bezugs-
        Wiesbaden ergänzte die Mittel mit der Übernahme von                        „Vielfalt tut gut“ weiterentwickelten. Viele Sitzungsteilnehmer                                                                                 ge, Netzwerke und Fähigkeiten fügten sich zu neuen Denk-
                                                                                                                                                         gruppen – von Verwaltung bis Medien – Informationen be-
        Personal- und Sachkosten.                                                  lobten die Erkenntnisse und schätzten die vertieften Einsich-                                                                                   ansätzen, Einsichten und Ideen. So konnte sich der Lokale Ak-
                                                                                                                                                         reitzustellen, war eine weitere Aufgabe der Lokalen Koordi-
                                                                                   ten, die sie in der Gruppe gewinnen konnten. Die professionelle                                                                                 tionsplan zu dem entwickeln, was er ist: eine bunte, lebendige
                                                                                                                                                         nierungsstelle. Für die Wahrnehmung und den Erfolg des
                                                                                   Auseinandersetzung mit interkulturellen Themen trug im Be-                                                                                      und von Begeisterung fürs Thema getragene Strategie, die
                                                                                                                                                         Lokalen Aktionsplans war die Öffentlichkeitsarbeit der Ko-
                                                                                   gleitausschuss dazu bei, eigene Sichtweisen und Einstellungen                                                                                   hoffentlich ihre Spuren in Biebrich hinterlassen wird. »»»
                                                                                                                                                         ordinierungsstelle wesentlich. Kooperative und netzwerk-
                                                                                   zu hinterfragen und zu verändern.                                     bildende Funktionen rundeten die Aufgabenpalette ab.

08   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                                                                          W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   09
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Vier Jahre »Vielfalt tut gut« in Biebrich E i n R ü c k b l i c k v o n G a b i R e i t e r u n d C h r i s t o p h R a t h                                                     E i n R ü c k b l i c k v o n G a b i R e i t e r u n d C h r i s t o p h R a t h Vier Jahre »Vielfalt tut gut« in Biebrich

          Heimathafen Biebrich Auseinandersetzung im öffentlichen Raum | Mosburgfest | VorLeseZeit Mehrsprachiges Leseangebot                                  Stromkilometer 504 Kunstausstellung Zoll Biebrich | Vielfalt-o-Saurus Denkmal für Vielfalt und Toleranz | Kulturherbst Biebrich Unter Glas

          		          Highlights – aus unserer Sicht                                    wickeln einer CD mit Kinder- Gabi Reiter | Christoph Rath              Allen Projekten gingen detaillierte Planungen voraus, die mit             war es, diese Impulse für längere Zeit zu bewahren und einen
                      Ein persönlicher Rückblick von                                    liedern aus unterschiedlichen Biografische Notizen                     Hilfe der Koordinierungsstelle in straff strukturierter Form er-          dauerhaften, positiven Veränderungsprozess anzustoßen.
                      Gabi Reiter und Christoph Rath von                                Ländern - sie alle motivierten Leitung von Stadtteilzentren,           arbeitet wurden. In so genannten Stammblättern mussten                         Die nachhaltige Absicherung einzelner Projekte und die
                      der Lokalen Koordinierungsstelle                                  mit künstlerischen Mitteln interkulturelle Arbeit, Projekt­-           die Motivation, das Konzept, die Umsetzung und das Ziel des               langfristige Bewahrung der grundlegenden Strategie von
                                                                                        Kinder und Jugendliche, sich managment, Aufbau von                     jeweiligen Projekts dargestellt werden. Für einige Träger war             „Vielfalt tut gut“ waren herausragende Ziele im letzten Förder­
                                                                                                                         Netzwerken, Drittmittelacquise.

          E
                                                                                        mit den Themen des Lokalen                                             diese klare Struktur neu und herausfordernd; anderen ging es              jahr. Ein 2009 aus dem Anne-Frank-Projekt entstandener
                                                                                        Aktionsplans auseinanderzusetzen und sich aktiv zu beteiligen.         leicht von der Hand.                                                      Träger­k reis wird auch weiterhin Projekte durchführen, die sich
                s ist eine stolze Bilanz: Der Lokale Aktionsplan hat in vier
                                                                                             Hervorzuheben sind auch jene Projekte, die mit Me-                                                                                          der Beteiligung der Jugend und der Entwicklung von Kultur-
          Jahren mehr als 14.000 Kinder und Jugendliche sowie über
                                                                                        thoden der außerschulischen Bildung die Themen Vielfalt,                Jeder Projektträger musste sich wesentliche                              und Bildungsangeboten widmen.
          30.000 Eltern, Migranten und Migrantinnen, Multiplikatoren
                                                                                        Toleranz, Vorurteile und Rassismus aufgriffen. „Bittere Hei-            Überlegungen vergegenwärtigen:                                                Der „Laden“ im Parkfeld wie auch der „Laden“ auf dem
          und einflussreiche Akteursgruppen unterschiedlicher sozialer
                                                                                        mat oder süße Zukunft” ein Projekt für türkischstämmige                                                                                          Gräselberg sind für ein weiteres Jahr abgesichert. Gesichert
          und kultureller Herkunft erreicht!
                                                                                        Migrantinnen, „SinnStiftend” das mobile Schreibtischprojekt,              » Was ist mein Schwerpunkt?                                            ist auch das Bekenntnis der im Begleitausschuss Tätigen, sich
               Mit der Durchführung von über 60 Projekten in vier Jahren
                                                                                        das Anne-Frank-Ausstellungsprojekt mit über 30 zusätzlichen               » Wer ist meine Zielgruppe?                                            auch ohne die bisherigen Fördermittel für „Vielfalt tut gut“ zu
          sind wir mehr als zufrieden. Neben so genannten Mikroprojek-
                                                                                        Veranstaltungen, die Mutmachprojekte in der Waldorfschule,                » Was ist mein Ziel?                                                   engagieren. Von daher muss es gelingen, finanzielle Mittel zu
          ten, großen Events und vielen unterschiedlichen Bildungs- und
                                                                                        der Ludwig-Erhard-Schule und in der Kindertagesstätte Park-               » Wie und womit kann ich Erfolg und                                    akquirieren – denn damit kann der „Motor“ am Laufen gehal-
                                                   Kulturangeboten gab
                                                                                        feld möchten wir an dieser Stelle exemplarisch aufführen.               		 Misserfolg des Projektes messen?                                      ten werden, der das friedliche Zusammenleben im bunten
                                                   es herausgehobene Ver-
                                                                                        Auch die beiden Workshops für Multiplikatoren zu den The-                 » Wer könnte mein Kooperationspartner sein?                            Stadtteil Biebrich voranbringt.
                                                   anstaltungen und ver-
                                     o-ton! blüffende Ideen. Es ent-                    men „Symbole und Codes rechtsextremer Jugendlicher“                       » Wie kann ich Synergien aus dem
                                                                                        und „Neuer Antisemitismus?“ fanden interessierte Teilneh-               		 Netzwerk nutzen?
                                                   standen effektive neue                                                                                                                                                                  Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde 2009 für interessierte­
                                                   Strukturen, von denen                mer aus Schule und Offener Jugendarbeit.                                                                                                           Bürgerinnen und Bürger und für Mitarbeiterinnen und
» Der Lokale Aktionsplan                           die beteiligten Gruppen                   Erstmalig konnten wir im letzten Förderjahr zwei Biebri-          Fragen über Fragen, deren Beantwortung letztendlich dazu
                                                                                                                                                                                                                                           Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen in Biebrich eine
 hat in vier Jahren mehr                           längerfristig profitieren            cher Fußballvereine einbinden. Mit Workshops für junge Fuß-            beitrug, eine hohe Qualität des Projektes für die Zielgruppe
                                                                                                                                                                                                                                           Zukunftswerkstatt durchgeführt. 55 Teilnehmerinnen und
   als 14.000 Kinder und                                                                ballspieler unter dem Motto „Zeig Rassismus die rote Karte“            zu garantieren. Die besondere Qualität der Projekte war als
                                                   können.                                                                                                                                                                                 Teilnehmer setzten sich einen Tag lang mit grundlegenden
                                                                                        wurden Verhaltensweisen und Beschimpfungen auf dem Fuß-                Vor­gabe des Lokalen Aktionsplans vorausgesetzt. In diesem
 Jugendliche sowie über                                Die einzelnen Projek-                                                                                                                                                               Fragen auseinander:
                                                                                        ballplatz hinterfragt.                                                 Zusammenhang muss erwähnt werden, dass mit den Einzel­
  30.000 Eltern, Migran-                           te mögen    in der Öffent-
                                                                                             Begeistert hat uns auch die Entscheidung für eine                 projekten, die ihren Schwerpunkt in kurzfristigen und ver-
  ten und Migrantinnen,                            lichkeit mal   mehr, mal                                                                                                                                                                  » Wie soll sich mein Stadtteil entwickeln?
                                                                                        empirische Untersuchung zu politischen Haltungen                       meintlich ergebnisoffenen Veranstaltungen hatten, durchaus
                                                   weniger auffallend ge-                                                                                                                                                                    » Wie kann das Zusammenleben
Multiplikatoren und ein-                           wesen sein. In der Sum-              der Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Gräsel-                         Impulse ausgesandt wurden, die erst später ihre Wirkung ent-
                                                                                                                                                                                                                                           		 unterschiedlicher Menschen gelingen?
flussreiche Akteursgrup-                           me haben jedoch alle                 berg. Die Untersuchung führte das Bildungswerk Anna                    falten. Gerade manchen Einzelprojekten gelang es, aufzurütteln,
                                                                                                                                                                                                                                             » Was sollte sich ändern?
  pen unterschiedlicher                                                                 Seghers durch. Zwar gibt es inzwischen in Deutsch-                     zu aktivieren, auch zu irritieren, eigene Verhaltensweisen zu
                                                   Projekte die Grundlage                                                                                                                                                                    » Wie kann nötige Veränderung erreicht werden?
                                                                                        land einige Erhebungen zu rechtsextremen Einstellun-                   thematisieren und innere Kräfte zu mobilisieren.
 sozialer und kultureller                          für Diskussionen und                                                                                                                                                                      » Gute Ideen wurden entwickelt – und sie werden
                                                                                        gen. Bisher wurde allerdings keine Studie erarbeitet,
    Herkunft erreicht! «                           Austausch geschaffen.
                                                                                        die in einem überschaubaren Stadtteil wie dem Gräsel-
                                                                                                                                                                                                                                           		 ihren Weg finden.
                                                   Wichtige Denkanstöße
     Gabi Reiter und Christoph Rath                                                     berg das Thema „Demokratiefeindlichkeit“ beleuchtet.
                                                   wurden ausgesandt, und                                                                                               Was nun?
      Lokale Koordinierungsstelle                                                       Damit stößt diese Untersuchung in eine Lücke, die in                                                                                                  Sichergestellt sind die Kontakte zu all den „neuen“ Koope-
                                                   es wurden auch durch-                                                                                                Wie geht es nach vier  Jahren
                                                                                        der Fachwelt anerkennend wahrgenommen wurde.                                                                                                     rationspartnerinnen und Kooperationspartnern, die im Laufe
                                                   aus gewünschte Irritati-                                                                                             der Förderung weiter?

                                                                                                                                                               D
                                                                                             Angesichts von heute kaum noch rekonstruierbaren Wir-                                                                                       der vierjährigen Aktionszeit zu uns gefunden haben. Diese
                                                   onen ausgelöst. Damit
                                                                                        rungen rund um den Bau einer Moschee war der Gräselberg                                                                                          vielfältigen Kontakte und Menschen haben dazu beigetragen,
          wurde eine Sensibilisierung für das Thema Vielfalt erreicht, die                                                                                            as Bundesprogramm „Vielfalt tut gut“ ist seitens der Bun-
                                                                                        in Verruf geraten. Über die Studie konnte sich der Gräselberg                                                                                    dass sich neue Aktions- und Denkräume entwickeln konnten.
          einen positven Veränderungsprozess in Gang brachte.                                                                                                  desregierung auf Dauer angelegt; die Förderung der Lokalen
                                                                                        nachweislich als Ortsteil präsentieren, der viel besser ist als sein                                                                                  Auch die Idee einer Bürgerstiftung reift in den Köpfen eini-
               Viele Projekte rückten die Bildung eines demokratischen                                                                                         Aktionspläne ist allerdings nur als vierjährige Anschubfinan-
                                                                                        Ruf. Die Studie eröffnete für den Gräselberg auf der Grundlage                                                                                   ger Akteurinnen und Akteure in Biebrich. Vielleicht ist dies der
          und toleranten Verständnisses über eine künstlerische                                                                                                zierung zu verstehen. Der präventiv-pädagogische Ansatz des
                                                                                        eines wissenschaftlich erarbeiteten Stimmungsbildes manche                                                                                       Weg, um auch in Zukunft die Fahne „Vielfalt tut gut“ in Biebrich
          Auseinandersetzung in den Fokus. Ob „Gräselbergturm” im                                                                                              Programms setzt auf langfristige Wirkungen – ein Anspruch,
                                                                                        Chance für einen Neubeginn. Die Weiterarbeit an einem de-                                                                                        wehen zu lassen. »»»
          Jahr 2007/2008, der Roboter-Figurenbau, der Bau eines „Dino-                                                                                         der in Biebrich heute erreichbar scheint. Mit vielfältigen Ver-
          sauriers”, das Fotoprojekt „BlickWinkel”, das Kinderkunstprojekt              mokratischen und nachbarschaftlichen Miteinander liegt im
                                                                                                                                                               anstaltungen konnten im Stadtteil nachweisbare Impulse für
          „Kunsterbunt”, die Klangreise durch Biebrich, das „European                   Gräselberg nun auch in den Händen der (Lokal-)Politik.
                                                                                                                                                               Vielfalt, Toleranz und Demokratie ausgesandt werden. Die Vor-
          Childrens Orchestra” an der Goetheschule wie auch das Ent­                                                                                           gabe des Lokalen Aktionsplans und das Wesen jedes Projekts

  10      W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                                                                           W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   11
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Vier Jahre »Vielfalt tut gut« in Biebrich E i n R ü c k b l i c k v o n G a b i R e i t e r u n d C h r i s t o p h R a t h                                                                                                A l s C o a c h i n W i e s b a d e n - B i e b r i c h Thomas Heppener

                 Resümee                                                                Wir sind der festen Überzeugung, dass dieser Weg richtig                                                                                                      o-ton!
                                                                                   war, um gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextre-

     V     ielfalt ist nicht nur der Name des Gesamtprojektes, viel­
     fältig war auch das Spektrum der geförderten Projektträger, der
                                                                                   mismus und Antisemitismus vorzugehen.
                                                                                        Wie nah und geschäftig die „rechte Szene“ ist, zeigte die
                                                                                   jüngste Vergangenheit in Wiesbaden-Erbenheim. Dort musste
                                                                                                                                                                                                                                                                   » Es hat mich sehr begeistert,
                                                                                                                                                                                                                                                                   dass im Rahmen des Lokalen
     Themen und Zielgruppen. Jugendinitiativen, Kirchen, Schulen,                  im Frühjahr 2010 festgestellt werden, dass sich undemokra-                                                                                                                      Aktionsplans die Anne Frank
     Vereine, Verbände, Kulturinitiativen und Künstlerinnen und                    tische Kräfte nicht nur im virtuellen Raum, sondern in unserer            Vielfalt tut gut ...                                                                                 Ausstellung präsentiert wurde.

                                                                                                                                                                                     Coach
     Künstler, Politikerinnen und Politiker begleiteten und unter-                 unmittelbaren Nachbarschaft präsentieren. In unserer direkten
                                                                                                                                                                                                                                                                     Mit den vielen engagierten
     stützten den Lokalen Aktionsplan. Die herausragende Zu-                       Umgebung verbreiten sie ihre menschenverachtenden Parolen.
     sammenarbeit mit den unterschiedlichsten Akteurinnen und
     Akteuren, die mitunter streitbare, aber stets konstruktive Stim-
                                                                                        Wir hoffen, mit dem Lokalen Aktionsplan eine schützende
                                                                                   Mauer gegen rechtes Gedankengut aufgebaut zu haben. Zu-
                                                                                                                                                                       als                                                                                           Jugendlichen, der aktiven
                                                                                                                                                                                                                                                                 Ausstellungs­arbeit, dem Rahmen-
     mung im Begleitausschuss, die Unterstützung der Verwaltung
     und das Vertrauen aller Beteiligten in die Arbeit der Koordinie-
                                                                                   gleich wissen wir aber, dass dieser Schutz noch nicht sicher
                                                                                   und stabil genug ist. Wir müssen weiter daran arbeiten und das
                                                                                                                                                                       in Wiesbaden-                                                                                programm und dem breiten
                                                                                                                                                                                                                                                                 Trägerkreis hat das Projekt in der
     rungsstelle haben „Vielfalt“ im Stadtteil Biebrich zu einem er-
     folgreichen Projekt gemacht. Wie gut „Vielfalt“ tut, wurde weit
                                                                                   Bemühen für ein demokratisches, solidarisches und friedliches
                                                                                   Zusammenleben fortsetzen.
                                                                                                                                                                       Biebrich                                                                                   Oranier-Gedächtnis-Kirche neue
                                                                                                                                                                                                                                                                        Maßstäbe gesetzt. «
     über die Grenzen des Stadtteils hinaus wahrgenommen.                               Der Auszeichnung „Biebrich. Ort der Vielfalt“, die Biebrich
          Dennoch gab es Momente der Enttäuschung, der Stagna-                     2008 verliehen wurde, ging eine Erklärung voraus, die im Orts-                                               Ein Rückblick von Thomas Heppener                                                    Thomas Heppener
     tion und der Sorge, die selbst gesetzten Ziele und Ansprüche                  beirat verabschiedet wurde. Darin heißt es: „Gerade rechtsex-                                                    Direktor des Anne Frank Zentrums Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                                     Direktor des Anne Frank Zentrums Berlin
     nicht erreichen zu können. „Vielfalt tut gut“ als Haltung in den              tremistische, fremdenfeindliche, rassistische und antisemiti-
     Köpfen und Herzen der Menschen zu verankern und als ge-                       sche Aktivitäten, Einstellungen und Phänomene sind keine
     sellschaftspolitische Strategie eines Stadtteils zu ent­wickeln,              vernachlässigbaren Randprobleme unserer Gesellschaft.
     braucht Zeit. Unsere Leidenschaft für die Projekte, unser                     Wahlerfolge rechtsextremistischer Parteien, das erhebli-
     dynamisches, mitunter forsches Tempo und auch die manchmal                    che Gewaltpotential, die zunehmende Anziehungskraft der
     romantische Herangehensweise zeigten nicht immer den                          Szene für Jugendliche, rechtsextremistische Musikveranstal-
     Erfolg, den wir uns wünschten.                                                tungen und rechtsextremistische Propagandaaktivitäten               Ende 2006 wurde ich angesprochen, ob ich kurzfristig bei der        koordiniert werden. Des Weiteren kannte ich nur das Projekt
          Traditionelle Vereine mit ihren mitunter engen Struktu-                  sind Bestandteil der gesellschaftlichen Realität in Deutsch-        Einführung Lokaler Aktionspläne helfen könnte. Damals stand         „Wiesbaden kocht“ aus der Ferne – das für mich fragwürdig war:
     ren und traditionellen Haltungen waren nicht einfach zu er-                   land. Rechtsextremismus versucht dabei zunehmend, sich              das Programm „VIELFALT TUT GUT“ in den Startlöchern. Durch          Wird nicht mit Kochen das Fremdsein der vermeintlich„Anderen“
     reichen. Auch Migrantenselbstorganisationen nutzten die                       bestehender demokratischer Strukturen zu bedienen, oder             meine Arbeit für das Anne Frank Zentrum und die Stiftung            festgeschrieben? Gleichzeitig waren nur wenige Wochen Zeit,
     Möglich­keiten des Lokalen Aktionsplans nicht im erhofften                    breitet sich dort aus, wo diese Strukturen zivilgesellschaftli-     Demokratische Jugend hatte ich viele Projekte in der Arbeit für     um die Erstellung eines förderfähigen Antrags zu unterstützen.
     Umfang. Über persönliche Kontakte, mit viel Geduld und mit                    cher Organisationen fehlen oder nur schwach ausgeprägt              Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus,
     der Bereitschaft, begleitend zur Seite zu stehen, konnten trotz-              sind.”                                                              Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus – vor allem in Ost-         Nach kurzer Zeit schlug meine anfängliche Skepsis in Begeis-
     dem einzelne Partner gewonnen werden.                                              „Vielfalt tut gut“ hatte einen befristeten Projektcharakter.   deutschland mit entworfen, kennen gelernt und begleitet. Gern       terung um. Mit Gabi Reiter und Christoph Rath lernte ich en-
          Wir dürfen davon ausgehen, dass viele Mitbürgerinnen                     Soll es aber gelingen, die zivilgesellschaftlichen Kräfte dauer-    wollte ich diese Erfahrungen weitergeben, vor Klippen warnen        gagierte JugendzentrumsmitarbeiterInnen kennen. Dazu Kolle-
     und Mitbürger in Biebrich von „Vielfalt tut gut“ als Teil von De-             haft zu mobilisieren und eine produktive Unruhe am Thema            und passende Projekte mit entwickeln. Dabei war und bin ich         ginnen und Kollegen im Begleitausschuss, die nicht nur Geld für
     mokratie- und Toleranzentwicklung in den vergangenen drei                     aufrechtzuerhalten, müssen die im Rahmen des bisherigen             davon überzeugt, dass es in der Arbeit gegen Demokratiefeind-       Projekte verteilen wollten, sondern sich intensiv Gedanken über
     Jahren gehört haben. Tausende Menschen haben aktiv teilge-                    Lokalen Aktionsplans gewachsenen Strukturen weiterhin ge-           lichkeit um eine gute Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen       die Entwicklung „ihres“ Stadtteils machten. Dabei war schnell
     nommen. Etliche Medienberichte trugen die Idee von Vielfalt                   festigt werden – und die dazu notwendigen Mittel gefunden           Kräfte geht: zivilgesellschaftliche Gruppen und Projekte, Ver-      klar, in Wiesbaden-Biebrich geht es nicht um die Bekämpfung
     nach Biebrich und in die Welt.                                                werden. Wir bleiben dran! «««                                       waltung und Politik, Kirchen und Religionsgemeinschaften,           des organisierten Rechtsextremismus (wie es in manchen Teilen
                                                                                                                                                       Gewerkschaften und Unternehmen … Aus einer kurzfristigen            Ostdeutschlands, aber auch Westdeutschlands so dringend ge-
                                                                                                                                                       Begleitung als Mentor wurde eine mehr als dreijährige Unter-        boten ist), sondern um die gesamten Fragen des Zusammen-
                                                                                                                                                       stützungsarbeit und eine herzensreiche Verbindung mit Wies-         lebens in einem sehr heterogenen Stadtteil. Dabei haben die
                                                                                                                                                       baden-Biebrich.                                                     Akteure schnell erkannt, welche hervorragenden Möglichkei-
                                                                                                                                                                                                                           ten dieses Förderprogramm bietet. Dabei war es aber nicht nur
                                                                                                                                                       Als Coach – wenn ich dieses Bild für den Fußball bemühe – stehe     die Chance, außergewöhnliche Projekte zu fördern wie z. B.
                                                                                                                                                       ich nicht auf dem Platz. In meiner Rolle sah ich mich aber auch     den Gräselturm oder Heimathafen. Gerade mit der Einrichtung
                                                                                                                                                       nicht als Trainer, sondern eher als Begleiter, Moderator, Nach-     des Stadtteilladens auf dem Gräselberg wurde gezeigt, dass es
                                                                                                                                                       frager, manchmal als Impulsgeber und im übertragenen Sinne          um eine längerfristige Strategie der Veränderung geht: Vielfalt
                                                                                                                                                       Übersetzer. Gern habe ich auch die tollen Projekte aus Biebrich     miteinander zu leben, deren Herausforderungen anzuneh-
                                                                                                                                                       bei anderen angepriesen und bei den notwendigen Arbeiten            men, von einander zu lernen, Unterschiede zu ertragen und
                                                                                                                                                       wie Anträgen, Sachberichten und Abrechnungen unterstützt.           schätzen zu lernen. Dabei Brücken zu schlagen zwischen Men-
                                                                                                                                                           Wiesbaden ist von Berlin aus weit weg, aber für mich war es     schen, die sich fremd sind, verschiedenen Generationen ange-
                                                                                                                                                       spannend, wie in einem aus meiner Sicht kleinen Stadtteil diese     hören oder sprachlos nebeneinanderleben. Spannend war es
                                                                                                                                                       Aufgabe umgesetzt werden würde. Am Anfang war ich auch              für mich zu erleben, wie sich – manchmal langsam, manchmal
                                                                                                                                                       skeptisch: Diese aus meiner Sicht wichtige Aufgabe sollte durch     stürmisch – Sichtweisen änderten oder neue Partnerschaften
     Kulturherbst Biebrich Unter Glas                                                                                                                  eine Mitarbeiterin und einen Mitarbeiter aus Jugendzentren          entstanden. »»»

12   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                                                                 W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   13
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Thomas Heppener A l s C o a c h i n W i e s b a d e n - B i e b r i c h

     Manche Diskussionen gingen sehr tief. Gerade die Fragen                   Ich erinnere mich gern an die Kreativität und die Kraft einer Zu-
     nach dem Anderssein, die Reflexion eigener Vorurteile, das Be-            kunftswerkstatt, in der fantasievolle neue Ideen entstanden. Es
     schreiben von Diskriminierungserfahrungen sind nicht einfach.             ist wunderbar, dass einige auf dem Weg der Umsetzung sind.
     Was „normal“ und selbstverständlich erscheint, kann von einer             Sie zeigen, dass ein Stadtteil ein Ort der aktiven, vielfältigen
     anderen Position aus als fremd und unfair erlebt werden. Die              Bürgergesellschaft sein kann, in dem man/frau ohne Angst ver-
     Wahrnehmung eigener Privilegierung durch die berufliche,                  schieden sein kann.
     rechtliche, sozial-ökonomische Position lässt „interkulturelle“
     Konflikte in einem anderen Licht erscheinen. Es zeigte sich, dass         Aus meiner Sicht ist es gelungen, Biebrich zu einem leben-
     die Fragen zu Kultur und Herkunft sich auch mit Spaß und Freu-            digen Ort der Vielfalt zu machen. Dabei wurde das schwierige
     de diskutieren lassen. Dabei kann Verbindendes und Gemeinsa-              Feld zwischen Fragen der sozialen Integration, des interkul-
     mes hervorgehoben werden. Was Betroffenen „heilig“ ist, lässt             turellen und interreligiösen Lernens, der Demokratie- und
     sich jedoch nur begrenzt diskutieren. Es war schön zu sehen,              Menschenrechtsarbeit und der Bekämpfung demokratiefeind-
     dass bei unterschiedlichen Wertvorstellungen pragmatische                 licher Bestrebungen bei jungen Menschen erfolgreich be-
     Lösungen für den Einzelfall möglich waren.                                stellt. Dies bleibt aber eine dauerhafte Aufgabe. Dafür wün-
                                                                               sche ich allen Menschen in Biebrich viel Kraft und Erfolg! «««

                                                                                                                                                                                                                                                                       o-ton!

                                                                                                                                                                                                       » ... voneinander zu lernen, Unter-
                                                                                                                                                                                                       schiede zu ertragen und schätzen
                                                                                                                                                                                                       zu lernen. Dabei Brücken zu schla-
                                                                                                                                                                                                        gen zwischen Menschen, die sich
                                                                                                                                                                                                      fremd sind, verschiedenen Genera-
                                                                                                                                                                                                       tionen angehören oder sprachlos
                                                                                                                                                                                                              nebeneinanderleben. «
                                                                                                                                                                                                                     Thomas Heppener

                                                                                                                                                                                                             Direktor des Anne Frank Zentrums
     Thomas Heppener Strategie-Workshop Begleitausschuss                                                                                           Anne-Frank-Ausstellung Oranier-Gedächtnis-Kirche

14   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                 W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   15
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
THEMA KULTURELLE BILDUNG M a r g a r e t h e G o l d m a n n                                                                                                                                                             Margarethe Goldmann            THEMA KULTURELLE BILDUNG

     »Vielfalt tut gut « in der Kulturellen Bildung                                                                                                                                                  o-ton!

                                                                                                                                                         » Kulturelle Bildung ist aktivierend
                                                                                                                                                         und setzt an den Motivationen der
                                                                                                                                                      Kinder und Jugendlichen an. Sie kom-
                                                                                                                                                        men freiwillig und in Scharen, denn
                                                                                                                                                         es hilft ihnen, ihre Langeweile und
                                                                                                                                                        Unterforderung am Nachmittag zu
                                                                                                                                                       unterbrechen. Hier können sie etwas
                                                                                                                                                       ausprobieren und neu begreifen. So
                                                                                                                                                      entsteht Kreativität und die Idee, dass
                                                                                                                                                       das Leben noch mehr bereit hält, als
                                                                                                                                                      nur Konsum, Fernsehen und PC-Spiele.
                                                                                                                                                       Das Leben gewinnt Dimensionen, die
                                                                                                                                                      eine erweiterte Erfahrung des eigenen
                                                                                                                                                        Ich und des fremden Du als soziales
                                                                                                                                                                 Lernen ermöglicht. «

                                                                                                                                                                    Margarethe Goldmann

                                                                                                                                                            Kultur- und Kunstpädagogin, Mediatorin
     Vielfalt-Laden Parkfeld | Heilige Orte Turm der Toleranz auf dem Gräselberg                                                                                                                                 Kunsterbunt Kreativer Lebens- und Gestaltungsraum

     Vielfalt tut gut – in der Kulturellen Bildung                         Kulturelle Bildung ist aktivierend und setzt an den Motivationen         so gut geklappt, wie im Projektantrag beschrieben. Auch dies        Das Projekt „Vielfalt tut gut“ hat auch die Stadtteil-Multiplikato-
                                                                           der Kinder und Jugendlichen an. Sie kommen freiwillig und in             ist eine Erfahrung, die bei Kindern und Jugendlichen ankommt:       ren aus Politik, Geschäftswelt, Kirchen und sozialen-kulturellen
     Stark im Leben durch Kunst und Kultur! So lautet die Behaup-          Scharen, denn es hilft ihnen, ihre Langeweile und Unterforde-            Manchmal muss man experimentieren, nicht alles gelingt sofort,      Einrichtungen einander näher gebracht. Es wird darauf an­
     tung, dass kulturelle Bildung neue Welten öffnet, starke Per-         rung am Nachmittag zu unterbrechen. Hier können sie etwas                Geduld ist wichtig, mit anderen nach Lösungen suchen macht          kommen, dieses Netzwerk haltbar zu machen, zu verstärken
     sönlichkeiten schafft, Teilhabe und Mitgestaltung ermöglicht,         ausprobieren und neu begreifen. So entsteht Kreativität und              Spaß, Resignation hilft nicht weiter, die eigene Meinung ist ge-    und gemeinsam Wege zu schlagen und zu ebnen, um kulturelle
     Vielfalt leben hilft, Brücken schlägt zwischen schulischer und        die Idee, dass das Leben noch mehr bereit hält, als nur Konsum,          fragt.                                                              Bildung in Biebrich zu verankern. Noch ist das nicht gelungen –
     außerschulischer Bildung, anderes Lernen und nachhaltiges             Fernsehen und PC-Spiele. Das Leben gewinnt Dimensionen, die                                                                                  aber wir bleiben dran! «««
     Wissen schafft. (zitiert nach: Bundesvereinigung kulturelle Ju-       eine erweiterte Erfahrung des eigenen Ich und des fremden Du             Wie geht es ohne „Vielfalt-tut-gut“-Mittel weiter?
     gendbildung)                                                          als soziales Lernen ermöglicht.                                          Durch die Lebendigkeit der praktischen Projekte haben viele, die
                                                                                                                                                    in Biebrich Verantwortung tragen, verstanden, wie wichtig Kul-
     Aber was ist das: Kulturelle Bildung                                  In Biebrich leben Menschen aus sehr verschiedenen Kulturen.              turelle Bildung ist. Anders als frühere Generationen können sich
     Es sind Angebote zum Mitmachen, Mitarbeiten, Werken, Gestal-          Für die Kinder und Jugendlichen ist das „normal“. Sie sind Teil          die heutigen Jugendlichen auf nichts mehr verlassen, denn alle
     ten, Handanlegen in Tätigkeitsfeldern, die vielen Kindern und         dieser Vielfalt. Hier erleben sie, dass es verschiedene Antworten        gesellschaftlichen Verträge und Selbstverständlichkeiten sind
     Jugendlichen heute im privaten Rahmen nicht zugänglich sind.          auf eine Frage gibt. Das geht nicht immer friedlich zu, denn eine        in Erosion und da hilft nur eines: Sich selber orientieren, viele   Margarethe Goldmann *1952 Biografische Notizen
     Sie können sich so etwas finanziell nicht leisten: Selber etwas       andere Haltung zu respektieren, ist viel leichter gesagt als ge-         Fähigkeiten entwickeln, eigene Netzwerke aufbauen und hand-
     Großes in Stein und Holz bauen, Schmieden, auf einem öffent-          tan: Es erfordert eigene Stärke, tolerant zu sein. „Ich kann dich        lungsfähig bleiben. Dazu brauchen Kinder und Jugendliche              Kultur- und Kunstpädagogin,
     lichen Platz arbeiten, in einem Laden mit anderen gemeinsam           gut leiden“ ist eine Formulierung in der deutschen Sprache, die          Rüstzeug. Viele Elternhäuser sind damit schnell überfordert,          Mediatorin
     sich am Nachmittag treffen und etwas Praktisches tun, eine Hör-       wiedergibt, dass es schmerzt, wenn jemand, den man mag, doch             ebenso wie die Schulen. Die heutigen Verantwortungsträger/
     CD mit eigenen Liedern produzieren, Theaterspielen, Tanzen ...        so anders ist als man selbst. In kulturellen Bildungsprojekten ist       innen müssen erkennen, dass sie diejenigen sind, die hier Vor-        1986 – 1992
                                                                                                                                                                                                                          Schul- und Kulturdezernentin
                                                                           die Vielfalt der Ansichten gewollter und animierter Teil des Pro-        sorge treffen müssen, damit diese Lücke gefüllt wird.                 der LH Wiesbaden
     Vor allem Künstlerinnen und Künstler und für außerschulische          jekts und Quelle des ästhetischen Reichtums, den Kinder und
                                                                                                                                                                                                                          1992 – 2009
     Jugendarbeit ausgebildete Kulturarbeiter bieten Projekte dieser       Jugendliche schätzen lernen sollen.                                      Künstler/innen sind selber Menschen, die für ihre künstlerische       Vorsitzende der
     Art an. In Wiesbaden sind das die „Kunstwerker“, ein Zusammen-                                                                                 Kompetenz ihre ganze Individualität entwickeln mussten – als          VHS Wiesbaden
     schluss von Kulturpädagogen mit viel Erfahrung auf diesem             Die Projekte der Kulturellen Bildung, die in den letzten drei            Bedingung, um ihren Beruf auszuüben und sich zu behaupten –           1986 – 2005
     Gebiet. Sie werden dringend gebraucht, um die wichtigen Pro-          Jahren durch die „Vielfalt-tut-gut“-Mittel möglich wurden, sind          und dafür meist prekäre soziale Situationen in Kauf nehmen.           Vizepräsidentin der Kultur­
     zesse, auf die es eigentlich jenseits aller Inhalte ankommt, in der   vielfältig. Es sei erinnert an das Freiluftatelier von Mireille Jautz,   Sie sind damit für viele Kinder und Jugendliche eher Vorbild als      politischen Gesellschaft eV
     Kulturellen Bildung in Gang zu setzen, zu moderieren, anzulei-        den neuen Vielfalt-o-Saurus im Parkfeld, an History-Riehl-loaded         fest angestellte und beamtete Lehrer/innen, die sich nach Bil-        seit 2005
     ten, Konflikte zu entschärfen, Wissensbestandteile in die Projekte    und die Projektwoche an der Riehlschule, die Anne-Frank-Aus-             dungsvorgaben „von oben“ richten (müssen) und ihre soziale            Kunsterzieherin an der
                                                                                                                                                                                                                          Wilhelm-Heinrich-von- Riehl-
     einzubringen. Ohne ihr Engagement geht es nicht.                      stellung, das BlickWinkel-Fotoprojekt, den Starclub, den Gräsel-         Lebenssituation nicht teilen. Auch das macht den Einsatz außer­       Schule in Wiesbaden-Biebrich
                                                                           turm, an das „Zeit zu bleiben“- und „Kaspars Enkel“-Theaterpro-          schulischer Kräfte so immens wichtig.
                                                                           jekt ... und viele, viele andere. Manches hat in der Praxis nicht

16   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                                                          W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   17
Wir in Biebrich - Vielfalt Mediathek
Soziokulturelle Theaterprojekte im Stadtteil K l a u s H u h l e         Leila Haas                                                                                                         Klaus Huhle      Leila Haas    Soziokulturelle Theaterprojekte im Stadtteil

                                                                               Unsere Freude und Dankbarkeit über die gute Koope-                während der Verleihung des Integrationspreises 08, einen            Klaus Huhle Biografische Notizen
                                                                          ration begleitet die Tatsache, dass die Projekte ohne eine             Großteil der Kosten zu übernehmen, die Chance, das über­
                                                                                                                                                                                                                       1956 in der DDR in der Nähe von Dresden geboren und 1961
                                                                          solche Unterstützung kaum durchführbar wären. Denn bei                 arbeitete Stück ein zweites Mal aufzuführen. Auch die Auf­            mit Eltern, Geschwistern und der Oma in die Bundesrepublik
                                                                          allen Produktionen, die wir in den vergangenen 20 Jahren               führungen 2009 waren ausverkauft.                                     geflohen, kam er 1963 nach Wiesbaden-Biebrich.
                           Klaus Huhle Und Leila Haas                     auf die Beine gestellt haben, war der Anteil ehrenamtlicher                Angesichts des enormen Aufwands, den eine solche                      Der Handwerkersohn ist in der Gibb groß geworden, in
                                                                                                                                                                                                                       Biebrich in die Schule gegangen und hat in der ehemaligen
              SOZIOKULTURELLE                                             Arbeit enorm, Löhne für das professionelle Team gering. Die            Produktion logistisch und materiell fordert, ist es folgerichtig,     Rheinhütte in Biebrich seine erste Ausbildung als Industriekauf-
                                                                          hohe Qualität war nur durch Netzwerke gewährleistet, die               eine Wiederaufnahme zu ermöglichen, denn es kann den Teil-
             THEATERPROJEKTE IM                                           in jahrelanger Präsenz als Kulturschaffende vor Ort entstan-           nehmern jährlich nur ein gewisses Maß an Aufführungen und
                                                                                                                                                                                                                       mann gemacht.
                                                                                                                                                                                                                           Erst danach hat er sich für den Schauspielerberuf ent-
                 STADTTEIL –                                              den sind.                                                              Probezeit zugemutet werden. Der Kostenaufwand für eine
                                                                                                                                                                                                                       schieden, war damit viel in Deutschland und Österreich auf der
                                                                                                                                                                                                                       Bühne und im Film unterwegs und hat seit zwölf Jahren auch

            Chance und
                                                                               Die Einbindung lokaler Institutionen ist jedoch nicht             zweite Staffel ist wesentlich geringer, der Effekt jedoch gleich.     seine Liebe für die Inszenierung soziokultureller Theaterprojekte
                                                                          nur in materieller und ideeller Hinsicht eine wichtige Unter­                                                                                entdeckt.
                                                                                                                                                                                                                           So entstanden unter anderem das Rheingauer Georg

              Risiko
                                                                          stützung, sondern Teil unserer Absicht, mit unseren Projekten                                                                                Büchner Projekt in Eltville, Orpheus und Eurydike Theatertage
                                                                          eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.                                                                                                        Südliche Weinstraße, 100 Jahre Festhalle Landau, Parzival in
                                                                               Für uns bedeutet Soziokultur, dass neben einmaligen                                                                                     Wiesbaden, das Schlossgrabenprojekt in Darmstadt und „Zeit zu
                                                                                                                                                                                                                       bleiben“ in Wiesbaden-Biebrich.
                                                                          Events, großangelegten Festivals und institutionell geförderter                                                                                  Die Werkstatt für Bühne & Film e.V. in Wiesbaden wurde von
                                                                          Kultur etwas geschaffen wird, das nachwirkt, weil es direkt vor                                                                              ihm, seiner Partnerin Ulrike Kofler und weiteren KünstlerInnen
     Anhand der Erfahrungen mit der großen Theaterproduktion              Ort stattfindet. Theater, Tanz und Musik werden schwellennah                                                                                 2003 gegründet.
     „Zeit zu bleiben“ sowie der diesjährigen, „Kaspars Enkel“,           erlebt, als Teil des Alltags, der Stadtteil wird zum Spielort. Teil-            Zeit zu bleiben Film- und Tanzprojekt für Jugendliche        Klaus Huhle ❘ Hauptstr. 6 ❘ 65345 Rauenthal ❘ Fon 06123 - 7039992
     der Werkstatt für Bühne & Film e.V. werden im folgenden              nehmer und Zuschauer diskutieren ihre Erfahrungen, Inter-
     Artikel beispielhaft verschiedene Aspekte soziokultureller           essen werden geweckt und ausgebaut. Auch hier entstehen                    Die Mitwirkenden, jeweils annähernd 90 Personen, hatten         Leila Haas Biografische Notizen
     Bildung im öffentlichen Raum betrachtet.                             neue Netzwerke, die geeignet sind Verbindungen zu festigen             stets großes Interesse an einer Wiederholung, ²/³ der Mitspieler      Leila Haas wurde 1957 in Düsseldorf geboren. Sie ist mit
                                                                          und individuelle Ressourcen auszubauen.                                bei „Kaspars Enkel“ 2010, waren bereits in den vergangenen            Italienisch und Deutsch großgeworden und war immer gerne
                                                                                                                                                                                                                       mit Sprachen beschäftigt, studierte früher Japanologie und
     Im Spätherbst 2008 wurde Wiesbaden-Biebrich für sein Engage­                                                                                Jahren beteiligt. Vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltig-          Lateinamerikanistik, später hat sie ein Diplom als Sozialpädago-
     ment in Vielfalt, Toleranz und Demokratie von der Bundes­                                                                                   keit und der Kontinuität ist ein zeitnahes Anknüpfen wichtig,         gin gemacht.
     regierung offiziell als Ort der Vielfalt anerkannt. Wie uns der                                                                             damit bestehende Kontakte weitergeführt werden können.                      Nach einigen Umwegen ins wirkliche Leben, wie die selbst-
                                                                                                                                                                                                                       ständige Tätigkeit als Gärtnerin und diversen Ausbildungen im
     Ortsbeirat versicherte, war die Auszeichnung zum Teil auch                                                                                  Um unsere Arbeit fortzusetzen, bedarf es einer gewissen               Bereich Theater und Tanz ist sie seit 1992 als Theaterpädagogin
     dem Erfolg unseres Projektes „Zeit zu bleiben“ zu verdanken.                                                                                Planungs­sicherheit, die wir momentan nicht haben.                    für Menschen in jedem Lebensabschnitt und jeder Herkunft ak-
         Im Kontext zu diesen beiden öffentlichen Veranstaltun-                                                                                      Soziokulturelle Theaterprojekte wie die der Werkstatt             tiv, sowie Regisseurin und Performerin im freien Theaterbereich.
                                                                                                                                                                                                                             Das erste vielsprachige Theaterstück hat sie 1995 gemacht,
     gen werden Chancen deutlich, die in soziokultureller Bildung                                                                                für Bühne & Film sind eine Ergänzung zu zeitgemäßen
                                                                                                                                                                                                                       viele weitere folgten, darunter Bu yürek-Testament, das sie 2002
     enthalten sind. Der lokale Bezug zu Kommune und Stadtteil,                                                                                  politischen Diskussionen, greifen aktuelle Probleme auf,              mit einem professionellen Ensemble in der Türkei produzierte.
     in dessen Umfeld Soziokultur angesiedelt ist, kann zu frucht­                                                                               stellen Fragen und sind authentischer Ausdruck künstleri-                   Mit Klaus Huhle verbindet sie drei Jahrzehnte gemeinsame
                                                                                    Kaspars Enkel Multimediales Theaterprojekt                                                                                         Arbeit in soziokulturellen Projekten wie Kaspars Enkel 2010, Zeit
     baren Auseinandersetzungen zwischen Institutionen und                                                                                       scher Basisarbeit. Sie erheben nicht den Anspruch, Proble-
                                                                                                                                                                                                                       zu Bleiben 2008/9, dem Georg Büchner Projekt und die Freude
     Gremien führen, die ansonsten kaum kooperieren. Denn Sozio-               Für Kinder und Jugendliche ist es z. B. eine Möglichkeit, auf     me zu lösen, sondern sind eine hervorragende Möglichkeit,             an der Gratwanderung zwischen kreativem Ausdruck und politi-
     kultur ist immer auch Netzwerkarbeit.                                anderer Ebene zu lernen als in der Schule.                             menschliches Miteinander zu erproben, gleichberechtigte               schem Engagement.
                                                                               Für Erwachsene ist die gemeinsame Erfahrung in einer              Strukturen auszuloten und maßgeschneiderte Inszenierun-               Leila Haas ❘ Rüdesheimer Str.19 ❘ 65197 Wiesbaden ❘ Fon 0611 - 1474398
        Bei beiden Großprojekten der Werkstatt für Bühne & Film,          großen, heterogenen Gruppe z. B. ein Anreiz, Sprachkenntnisse          gen an ungewöhnliche Orte zu bringen. Die spektakulären
        die in den vergangenen drei Jahren in Biebrich erarbeitet         auszubauen, um leichter zu kommunizieren. Allen Teilnehmern            Erfolge auf lokaler Ebene sind jedoch nur dann wirkungs-
        und aufgeführt wurden, waren etliche Institutionen beteiligt:     ist der soziale Aspekt sehr wichtig, also das intensive Kennen-        voll, wenn sie auf fruchtbaren Boden fallen. Selbst soziokul-
        »    Mehrere Schulen, die uns aktiv darin unterstützt haben,      lernen anderer Menschen, denen man im Alltag nie begegnet              turelle Theaterarbeit kann eklatante Versäumnisse in den
             Schüler zu motivieren teilzunehmen, und die in diesem Jahr   wäre. Die Situation, als Amateurschauspieler auf gleicher Ebe-         Bereichen Integration, Inklusion oder Bildungswesen nicht            o-ton!
             einen eigenständigen Beitrag zur Ausstattung des Schloss-    ne gemeinsam zu agieren, sich selbst neu zu erfahren, Dinge            ausgleichen und darf kein einmaliges, schillerndes Vorzei-
             parks während der Aufführungen herstellten                   zu tun, die man sich vorher nicht getraut hat, ist eine stärkende      geprojekt werden, das billig eingekauft wurde und sozial-                        » Qualität, Wert und Nutzen, den soziokulturelle
        »    Das Stadtteilbüro Bauhof/Caritas, für unsere Logistik,       Kraft und wirkt nachhaltig, weit über das konkrete Theaterpro-         politisch notwendige Entscheidungen ersetzt.                                        Projekte in der Entwicklung menschlichen
             Catering etc. unverzichtbar                                  jekt hinaus.                                                               Das bedeutet auch, dass haltbare Strukturen geschaf-                                Zusammenlebens in den Kommunen
        »    Das Kulturzentrum Schlachthof, die uns technisches                Die große Euphorie, wenn nach monatelangen Pro-                   fen werden und politische Entscheidungsträger auf loka-                           „erwirtschaften“, ist nicht direkt zu bemessen,
             Equipment geliehen haben                                     ben und Vorbereitungen das Publikum applaudiert, kann                  ler und überregionaler Ebene ein deutliches Signal setzen
                                                                                                                                                                                                                                 aber allen Beteiligten sollte klar sein, dass es genau
        »    Der TVB Biebrich, der die Bestuhlung unserer Zuschauer­­-    dennoch kaum die Ernüchterung schmälern, die das Ende                  müssen, dass diese Arbeit tatsächlich gewünscht wird und
                                                                          solcher Projekte jedes Mal mit sich bringt. Denn die Begeis-           ihre Chancen erkannt werden. Bildungspolitische                                 diese vergleichsweise geringen Investitionen sind,
             tribüne stellte
        »    Jugend- und Stadtteilzentren, als Unterstützer beider        terung von Stadtteil und Publikum, Teilnehmern und Team                Arbeit kostet Geld. Qualität, Wert und Nutzen, den                                        die sich langfristig auszahlen. «
             Projekte auf informeller Ebene und als Multiplikatoren für   bedeutet nicht, dass die anerkannte Leistung finanziell ho-            soziokulturelle Projekte in der Entwicklung mensch­
                                                                                                                                                                                                                                                            Leila Haas Klaus Huhle
             potentielle Teilnehmer und Zuschauer                         noriert wird und weitergeführt werden kann.                            lichen Zusammenlebens in den Kommunen
                                                                               „Zeit zu bleiben“ 09 hat gezeigt, dass es richtig war und er-     „erwirtschaften“, ist nicht direkt zu be                                                       Inszenierung soziokultureller Theaterprojekte
        »    Private Unternehmen, wie Stahlbau Huhle, die große
             Bühnenteile gebaut und gespendet haben, oder die Gast-       folgreich, eine Wiederaufnahme im nächsten Jahr zu machen.             messen, aber allen Beteiligten sollte
             stätten Osteria da Romolo, Schützenhof und Café Metropol,    Das war jedoch keine Selbstverständlichkeit, sondern eher              klar sein, dass es genau diese ver­-
             die umsonst den Kartenvorverkauf übernommen haben            Glück. Letztendlich gab uns die spontane Zusage des Ober­              gleichsweise geringen Investitionen sind,
                                                                          bürgermeisters und Verantwortlicher des Caritasverbandes               die sich langfristig auszahlen. «««

18   W I R I N B I E B R I C H Vielfalt tut gut                                                                                                                                                                                                            W I R I N B I E B R I C H Vi e l f a l t t u t g u t   19
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