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Herausgeberin Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Württembergische Straße 6 10707 Berlin www.stadtentwicklung.berlin.de Inhaltliche Bearbeitung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Referat II A - Innere Stadt und Hauptstadtangelegenheiten Konzept und Gestaltung Urban Catalyst GmbH www.urbancatalyst.de Corporate Design Studio S/M/L Druck Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH Berlin, Februar 2020 Weitere Informationen zum Beteiligungsverfahren finden Sie unter www.berlin.de/zukunft-cpc
Inhaltsverzeichnis C – Haltungen und Konzepte 5 Vorworte 44 Lesarten des Ortes 6 Einführung 46 1. Erinnerungsort 50 2. Tourismusort 52 3. Alltagsort A – Ausgangsbedingungen und Ort 55 Architektur und Städtebau 57 Aufgabenstellung des kooperativen 9 Mythos Checkpoint Charlie städtebaulichen Workshopverfahrens 11 Nutzungen seit dem Fall der Mauer 58 Übersicht der Entwürfe und 12 Planungs- und Entwicklungsinteressen des Meinungsbildes seit der Wende 13 Anlass und Ziel des Bebauungs- D – Ergebnisse und Ausblick planverfahrens 1-98 14 Verhandlungen mit der Investorengruppe 67 Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens Trockland 68 Checkpoint Charlie-DNA 16 Bebauungsstruktur des Plangebietes 69 Städtebauliche Leitlinien im Laufe der Zeit 70 Sicherung des öffentlichen Interesses 18 Ereignisse um den Checkpoint Charlie 71 Bebauungsplanentwurf 1-98 73 Kommentare aus dem Offenen Dialog zum Bebauungsplanentwurf 1-98 B – Prozessgestaltung und Formate 74 Ausblick 23 Akteur*innen im Beteiligungsverfahren Anhang 24 Prozessgestaltung 27 Prozesskommunikation 77 Teilnehmer*innen der Fachbeteiligung 27 Beteiligungsformate 78 Teilnehmer*innen des städtebaulichen 40 Prozessplan Workshopverfahrens 80 Quellenverzeichnis
Vorworte Katrin Lompscher Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Ich freue mich, dass zahlreiche Bürger*innen an diesem Prozess teilgenommen haben. Die vielfältigen Sichtweisen auf den Ort haben dazu beigetragen, ein qualitativ hochwertiges Konzept für den Checkpoint Charlie zu entwickeln. Ziel ist es, ein lebendiges innerstädtisches Quartier entstehen zu lassen, welches der historischen Bedeutung gerecht wird und sowohl den Berliner*innen als auch den Besucher*in- nen gleichermaßen offen steht. Um an die guten Erfah- rungen anzuknüpfen, wird es auch in Zukunft wichtig sein, die Bürger*innen in die weiteren Entwicklungs- schritte am Checkpoint Charlie einzubeziehen. Regula Lüscher Senatsbaudirektorin/ Staatssekretärin für Stadtentwicklung Am Checkpoint Charlie soll ein Bildungs- und Erinne- rungsort gestaltet werden, welcher die historischen Spuren und Geschehnisse ansprechend aufarbeitet und eine hohe Aufenthaltsqualität aufweist. Ein wichtiger Schritt dorthin war der im Sommer 2018 durchgeführte Beteiligungsprozess. Ausgelöst durch die stadtgesell- schaftliche Debatte und entsprechend der Erkenntnisse aus dem Verfahren wurden die Planungsziele konkreti- siert, wodurch das Konzept zur Bebauung des Check- point Charlie zusätzlich an Qualität gewinnen konnte. Im nächsten Schritt gilt es, den Bildungs- und Erinne- rungsort mit Fachexpert*innen und der Bürgerschaft auszugestalten, um der historischen Bedeutung auch in der Architektur gerecht zu werden. Vorworte 5
Einführung Welche Bedeutung hat der Checkpoint Charlie für Workshopverfahren verflochten. In diesem erarbeiteten Berlin? Was zeichnet diesen Ort aus? Und was sieben Architekturbüros Entwürfe, um städtebauliche braucht der Checkpoint Charlie für die Zukunft? Möglichkeiten zum Umgang mit dem historischen Ort Diese und andere Fragen wurden im Rahmen des aufzuzeigen und diese im Rahmen der Beteiligung zu öffentlichen Beteiligungsverfahrens Zukunft Checkpoint diskutieren. Charlie gestellt, das die Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung und Wohnen im Rahmen des Bebauungsplan- Die Erkenntnisse aus beiden Verfahren führten schließ- verfahrens 1-98 von Februar 2018 bis August 2019 lich zu einer Konkretisierung der Planungsziele und durchführte. zur Modifizierung des vorherigen Bebauungsplanent- Das Beteiligungsverfahren wurde für die brachlie- wurfs. Der Bebauungsplanentwurf 1-98 basiert somit genden Grundstücke beidseits der Friedrichstraße im auf den Haltungen vielfältiger Akteursgruppen. Bezirk Mitte zwischen Schützenstraße und Zimmer- straße bzw. Mauerstraße durchgeführt, diese Grund- Begrifflichkeit Grenzübergangsstelle stücke sind dreißig Jahre nach dem Mauerfall die und Kontrollpunkt letzten unbebauten Flächen der ehemaligen DDR-Grenz- Von 1961 bis 1990 befanden sich in diesem Bereich der übergangsstelle. historischen Friedrichstadt die DDR-Grenzübergangs- Der ehemalige Grenzübergang, bestehend aus der DDR- stelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße und der westal- Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße liierte Kontrollpunkt Checkpoint Charlie. Die Berliner und dem westalliierten Kontrollpunkt Checkpoint Char- Mauer trennte hier den sowjetischen und den US-ame- lie, gehört heute zu den bedeutendsten Sehenswürdig- rikanischen Sektor bzw. den Ost-Berliner Bezirk Mitte keiten Berlins und ist zugleich ein symbolischer Ort: und den West-Berliner Bezirk Kreuzberg. Der Übergang Ihm wird ein großes öffentliches, historisches und war ausschließlich Ausländer*innen, Diplomat*innen erinnerungskulturelles Interesse im In- und Ausland und Militärpersonal der Alliierten vorbehalten. beigemessen. Er steht für den Kalten Krieg, die Teilung Die Bezeichnung Checkpoint Charlie bezog sich allein Berlins und Deutschlands sowie für die friedliche Über- auf den westlich gelegenen – zunächst US-amerikani- windung der Teilung. schen, später westalliierten – Kontrollpunkt. Er war einer von insgesamt drei durch die USA genutzten west- Zur Sicherung der Planungsziele des Landes Berlin an alliierten Kontrollpunkte. Die Benennung erfolgte nach diesem Ort beschloss die Senatsverwaltung für Stadt- dem dritten Buchstaben des Alphabets C, „Charlie“ lei- entwicklung und Umwelt im Januar 2016 die Aufstel- 1 tet sich von der internationalen Buchstabierweise ab. lung des Bebauungsplans 1-98. Im Zuge des Bebauungs- Nach dem Fall der Mauer hat sich im allgemeinen planverfahrens entschied sich die Senatsverwaltung für Sprachgebrauch der Name Checkpoint Charlie für den Stadtentwicklung und Wohnen zur Durchführung eines gesamten Ort durchgesetzt. Auch im Beteiligungs- umfangreichen informellen Partizipationsverfahrens. prozess und in der Dokumentation wurde der Begriff Ziel des Verfahrens war es, das öffentliche Interesse Checkpoint Charlie (CpC) für den gesamten Ort und am Checkpoint Charlie zu erfassen, eine Diskussion somit auch für die brachliegenden Grundstücke der ehe- über die Zukunft des Ortes anzuregen und dabei ein maligen DDR-Grenzübergangsstelle (GÜSt) verwendet. breites Spektrum der Stadtgesellschaft zu erreichen. Der Beteiligungsprozess war mit einem städtebaulichen 1 - seit Dezember 2016 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen 6 Einführung
Friedrichstraß e Ma ue rs tr aß FLURSTÜCK 84 2 e ca. 3.400m Schützenstraße Zimmerstraße FLURSTÜCK 280 ca. 5.700m Teilflächen der ehemaligen DDR-Grenzübergangsstelle (Dunkelblau unterlegt sind die Flächen, die der Bebauungsplanentwurf 1-98 bzw. das Beteiligungsverfahren zum Gegenstand haben. Die gepunkteten Linien markieren die Flurstücksgrenzen.) Einführung 7
A Ausgangsbedingungen und Ort Was ist das Besondere am Checkpoint Charlie? Was macht den Mythos Checkpoint Charlie aus? Wie wird der Ort seit dem Fall der Mauer genutzt? Was war der Anlass, einen Bebauungsplan aufzustellen und einen Beteiligungsprozess durchzuführen?
Der Checkpoint Charlie war einer der bedeutendsten Nicht zuletzt besiegelten fiktive Spionagegeschichten innerstädtischen Grenzübergänge der Berliner Mauer. 2 den Mythos des Ortes. In dem Roman Der Spion, der aus Heute steht er stellvertretend für die internationale der Kälte kam des britischen Autors John le Carré von Rolle Berlins in der Zeit des Kalten Krieges und der Tei- 1963 war der Grenzübergang ein wichtiger Handlungsort lung Deutschlands und hat sich zu einem beliebten tou- der Geschichte. Auch in dem zwanzig Jahre später ent- ristischen Ziel entwickelt. standenen Kinofilm James Bond 007 – Octopussy diente der Checkpoint Charlie als Kulisse. Während nach dem Fall der Mauer fast alle materiellen Spuren des Grenzübergangs entfernt wurden, besteht Die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen heute ein verstärktes öffentliches Interesse, den his- Ereignisse in Kombination mit der unmittelbar an der torischen Ort erleben und „authentische“ Spuren sehen Mauer platzierten Aussichtsplattform und dem Mauer- zu können. Wahrnehmbar ist der ehemalige Grenzüber- museum/ Haus am Checkpoint Charlie machten den Kont- gang heute in erster Linie durch die fehlende Bebauung rollpunkt schon zu Mauerzeiten zu einem Anziehungsort beider Grundstücke in der Blockstruktur der Friedrich- für West-Berlin-Tourist*innen, da er die beklemmende stadt, die dadurch erhaltene Sichtbarkeit der Brand- Atmosphäre des Kalten Krieges und der Teilung in wände und provisorische Nutzungen. besonderer Weise verkörperte. Während die Sicht von West-Berliner Seite auf die Grenzanlage gegeben war, Mythos Checkpoint Charlie lag der DDR-Grenzübergang im abgeriegelten Bereich Ins kollektive Gedächtnis vieler Menschen prägte sich des Grenzstreifens. In der allgemeinen Wahrnehmung der Grenzübergang vor allem durch die Konfrontation der DDR-Bürger*innen hatte die Grenzübergangsstelle sowjetischer und US-amerikanischer Panzer im Oktober daher keine Bedeutung. 1961 ein. Aber auch die Empfänge von Staatsbesuchen wie dem US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy und dem sowjetischen Staatschef Nikita Chruschtschow im Juni 1963 trugen zur internationalen Bekanntheit des Ortes bei. Am Checkpoint Charlie zeichnete sich aber auch die Brutalität der Berliner Mauer ab, als in direk- ter Nähe zwei junge Männer, Peter Fechter und Burkhard Niering, bei Fluchtversuchen nach West-Berlin starben. Gleichzeitig steht der Grenzübergang auch für viele erfolgreiche Fluchten und war Schauplatz für unzäh- lige friedliche Proteste und Demonstrationen gegen die Feierlichkeiten zum Abbau des Alliierten-Kontrollpunktes, Mauer und die Teilung. 22. Juni 1990 2 - vgl. Landesdenkmalamt Berlin 2018: 13 Ausgangsbedingungen und Ort 9
Checkpoint Charlie und DDR-Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße Aufbau des neuen US-Kontrollhauses am Checkpoint Charlie American Forces Network (AFN) beim Filmen der Bauarbeiten für den Aufbau der Grenzmauer 75 an der Zimmerstraße 10 Ausgangsbedingungen und Ort
„Der Checkpoint Charlie ist ein im Kalten Krieg Ende August 1961. Stoppt die Sondernutzung des und kein weiteres intellektuelles besonderer Symbolort. Nicht nur Kaum irgendwo in Berlin kann durch öffentlichen Verkehrsraums und Gequatsche ... über ‚Ort des seines ehemaligen, internationalen solche Bilder besser erläutert schmeißt diese stinkenden Busse Gedenkens’!!!!!“ Grenzkontrollpunkts wegen, son- werden, zu welchem Irrsinn Feind- aus dem gesamten Areal raus – die Teilnehmer*in des Online-Dialogs dern vor allem durch die hier so ex- bilder führten – mit der Mauer als Schießbudenfiguren am Kontroll- plizit sichtbar gewordene (Panzer-) betoniertem Brett vorm Brett.“ häuschen dürfen einsteigen und den Konfrontation der Weltmachtblöcke Am CpC-Arbeitende*r Abflug machen. Schließt Disneyland Nutzungen seit dem Fall der Mauer Seit Anfang der 2010er Jahre befinden sich auf den Brachflächen das vom Land Berlin geförderte Informa- Die beiden Flächen östlich und westlich der Fried- tionszentrum BlackBox Kalter Krieg sowie private Ange- richstraße beherbergten im Laufe der vergangenen 30 bote wie das asisi Panorama Berlin und die Strandbar Jahre bereits vielfältige Zwischennutzungen. Zahl- Charlie‘s Beach. Nach wie vor sind zahlreiche fliegende reiche Nutzungen standen in Bezug zur Geschichte der Händler*innen mit DDR-Erinnerungsstücken wie Fahnen Teilung Berlins und Deutschlands, waren kommerziell und Plaketten, Hütchenspieler, Souvenirshops sowie ausgerichtet oder vom Land Berlin initiiert, mit Angebote zur touristischen Versorgung am Ort präsent. informativem oder künstlerischem Fokus: Mitte der 1990er Jahre initiierte der damalige Grund- eigentümer künstlerische Projekte, um die Flächen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. 1995 gestal- teten Künstler*innen eine Bauzaunausstellung.3 1996 installierte der Aktionskünstler John Powers eine Nachbildung der Freiheitsstatue, die als Lady Liberty auf dem ehemaligen Wachturm auf dem östlichen Grundstück positioniert wurde.4 In den 2000er Jahren beherbergten die Flächen u.a. eine Drehorgelgasse (2003), die eine Straße im „Alt- Informationstafeln der Open-Air-Ausstellung des Berliner Forum für Berliner Flair“ mit Wandbildern und Buden nachstellte Geschichte und Gegenwart e.V. auf der östlichen Fläche sowie das Größte Gästebuch der Welt (2003-2005), in das Den Wiedererkennungswert für Besucher*innen schaffen sich Besucher*innen eintragen konnten. 2004 ließ die vor allem die Leuchtkasten-Installation des Künstlers Arbeitsgemeinschaft 13. August ein Freiheitsmahnmal Frank Thiel (1998) mit den Portraits eines russischen mit 1065 Holzkreuzen zur Erinnerung an die Todesopfer und eines amerikanischen Grenzsoldaten sowie die der Berliner Mauer und innerdeutschen Grenze auf der Nachbildungen des westallierten Kontrollhäuschens westlichen Fläche errichten. Seit 2006 informiert das 5 (2000) und des Sektorenschildes (1998). Land Berlin in der Freilichtausstellung Checkpoint Charly Gallery über die Geschichte und Bedeutung des ehemaligen Grenzübergangs.6 3 - vgl. Frank 2009: 166 4 - vgl. Spiegel 1995 5 - vgl. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2019 6 - vgl. Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart (bfgg) 2019 Ausgangsbedingungen und Ort 11
BERNAUER STRASSE Tränenpalast U-Bhf. Brandenburger Tor Potsdamer Platz CHECKPOINT CHARLIE Topographie des Terrors EAST SIDE GALLERY Mauerverlauf und Todesstreifen 1989 Schlesischer Busch Orte der Erinnerung an die Berliner Mauer Planungs- und Entwicklungsinteressen des historischen Stadtgrundrisses zum Ziel hatte. Von seit der Wende den geplanten fünf Blöcken des American Business Cen- ters wurden letztendlich nur drei errichtet. Die Flur- In der Euphorie der Wiedervereinigung und den stücke 80 und 84 blieben unbebaut. 1994 entschied die Erwartungen an die künftige Rolle Berlins, verfolgte Investmentgesellschaft, das Vorhaben auf den beiden der Berliner Senat übergeordnete Entwicklungsziele Grundstücken zunächst zu pausieren, da sich das prog- für die Friedrichstraße mit dem Fokus, hier einen hoch- nostizierte Wachstum Berlins nicht einstellte. Die Fol- wertigen Einzelhandels- und Dienstleitungsstandort zu geeigentümerin meldete 2003 schließlich Insolvenz an.9 schaffen.7 Aufgrund dieser Ziele und der zentralen Lage Auf den beiden Flächen der ehemaligen DDR-Grenzüber- wurden auch die Grundstücke des ehemaligen Grenz- gangsstelle verblieben hohe Grundschulden, welche die übergangs am Checkpoint Charlie für privatwirtschaft- Kosten zum Erwerb der Grundstücke heute erhöhen. liche Entwicklungen freigegeben – mit der Auflage, auf einer Fläche von 600 m2 ein Mauer-Freilichtmuseum auf Im Jahr 2015 trat die Investorengruppe Trockland dem östlichen Grundstück zu errichten. Daraufhin ver- Management GmbH mit einer konkreten Entwicklungs- kaufte das Land Berlin die Grundstücke 1992 an eine absicht an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Investmentgesellschaft. Diese sah auf den Flächen öst- und Umwelt10 heran und stellte Pläne für das östliche lich und westlich der Friedrichstraße ein American und westliche Grundstück vor. Business Center vor, ein Komplex aus einem Wohnblock und vier Büroblöcken.8 Der Checkpoint Charlie sollte dabei nach dem Leitbild der „kritischen Rekonstruk- 9 - vgl. ebd.: 166 tion“ bebaut werden, welches die Wiederherstellung 10 - seit Dezember 2016 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen 7 - vgl. Krätke 2000: 285 8 - vgl. Frank 2009: 160, 164f 12 Ausgangsbedingungen und Ort
„Im Moment ist der Checkpoint und bildungspolitischem Anspruch Es muss ein klar definierter Frei- Charlie zu verspaßt und zu kom- wären passende Formate. Die raum mit Platzsituation geschaffen merziell, er sollte in Zukunft poli- Geschichte sollte anschaulich veror- werden und damit eine übersichtli- tischer sein. Der Freiraum braucht tet werden, aber ohne den Wieder- che Raumatmosphäre. Insbesondere eine offene Gestaltung für Inter- aufbau von Anlagen der ehemaligen für Kleingruppen wären Sitzmög- aktionen, die sich ernsthaft mit Grenzübergangsstelle. Auch die zu lichkeiten wünschenswert, z.B. im der Geschichte des Ortes beschäf- jeder Zeit und kostenlos zugängli- Halbkreis gruppiert.“ tigen: ein Freilichtschaufenster chen Informationstafeln sind wich- Am CpC-Arbeitende*r mit wechselnden Ausstellungen tig für die Geschichtsvermittlung. Anlass und Ziel des Durch die Aufstellung eines Bebauungsplans kann der Bebauungsplanverfahrens 1-98 Senat verbindliche Vorgaben sowohl zur Sicherung einer Museumsfläche und eines bestimmten Wohn- Die hohen Besucher*innenzahlen, das große Interesse anteils sowie Vorgaben zur räumlichen Einbindung der Öffentlichkeit an diesem historisch bedeutenden von Nutzungen treffen. Ohne Bebauungsplan würde Ort, das Ziel, einen Bildungs- und Erinnerungsort zu sich die Zulässigkeit von Vorhaben nach § 34 Bauge- sichern, sowie die von einem Investor geäußerte Bebau- setzbuch (BauGB) richten. Das heißt, dass auf beiden ungsabsicht waren Anlass für das Land Berlin, die städ- Grundstücken ein Vorhaben in Art und Maß der bauli- tebauliche Entwicklung der Flächen planungsrechtlich chen Nutzung zulässig wäre, welches sich in die nähere zu steuern. Umgebung einfügt. Das Vorhaben hat sich demnach in Hinsicht auf die bauliche Ausformung und die Nut- Die Errichtung eines Dokumentationsortes am Check- zung an der bestehenden Bebauung der Umgebung zu point Charlie hatte der Berliner Senat bereits am orientieren. 20. Juni 2006 in seinem Beschluss des Gesamtkonzepts Die nähere Umgebung der beiden Grundstücke entspricht zur Erinnerung an die Berliner Mauer: Dokumentation, der Art und Nutzung eines Kerngebietes (§ 7 Baunutzungs- Information, Gedenken verankert. Kernpunkt dieses verordnung). Infolgedessen wäre eine Blockrandbebauung Gedenkkonzepts ist die Dokumentation und die Erin- der Grundstücke möglich, öffentliche Freiflächen könn- nerung an die Berliner Mauer an verschiedenen histo- ten nicht gesichert werden. Zudem sind in Kerngebieten rischen Orten in Berlin. Am Checkpoint Charlie soll Wohnungen nur ausnahmsweise zulässig. Kulturelle demnach ein Dokumentationsort entstehen, der den Nutzungen wie die geplante Museumsnutzung sind all- Grenzübergang und die Berliner Mauer in ihren welt- gemein zulässig, es kann aber lediglich über die Aus- politischen Bezügen aufarbeitet. Das Ziel, den Check- weisung einer Gemeinbedarfsfläche im Bebauungsplan point Charlie als Bildungs- und Erinnerungsort zu 1-98 sichergestellt werden, dass die Museumsfläche entwickeln, wurde auch im Koalitionsvertrag am 8. einen Bildungs- und Erinnerungsort beherbergt, der den Dezember 2016 festgelegt. Checkpoint Charlie als Ort der deutschen Teilung und ihrer internationalen Dimension thematisiert und von Das vordringliche Ziel des Bebauungsplans 1-98 liegt einem Träger betrieben wird, dessen Gewinnbestreben demnach in der planungsrechtlichen Sicherung eines nicht im Vordergrund steht. Bildungs- und Erinnerungsortes (Museum) einschließ- lich einer Freifläche. Weiterhin soll eine gemischte Am 8. September 2015 wurde die außergewöhnliche Nutzung mit hohem Wohnanteil gesichert werden. stadtpolitische Bedeutung des Ortes festgestellt, den Der hier vorhandene Stadtraum soll unter Berücksich- Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan 1-98 fasste tigung der historischen Bedeutung des Ortes als ehe- der Berliner Senat schließlich am 25. Januar 2016. maliger Grenzübergang qualifiziert und die Flächen im Sinne einer Innenentwicklung neuen Nutzungen zuge- führt werden. Ausgangsbedingungen und Ort 13
Im September 2017 wurde eine Veränderungssperre für Im August 2017 wurde daher ein Letter of Intent (LOI) das Ostgrundstück rechtskräftig, nachdem zwei Bauvor- von den Verhandlungspartner*innen unterzeichnet, um bescheidsanträge für das Grundstück eingereicht wur- die wichtigsten Eckpunkte in dieser Absichtserklärung den. Am 6. Februar 2019 wurde die Verlängerung der festzuhalten. Beide Vertragsparteien waren sich einig, Veränderungssperre veröffentlicht. Die Veränderungs- dass die Planungshoheit des Landes Berlin zur Aufstel- sperre nach § 14 BauGB hat zur Folge, dass jegliche lung des Bebauungsplans nicht berührt wird. Die Ver- Vorhaben auf den Grundstücken, welche die Planungen einbarungen aus dem LOI bildeten die Diskussionsgrund- gefährden, nicht durchgeführt werden dürfen. lage für das Beteiligungsverfahren, das im Mai 2018 startete. Verhandlungen mit der Investorengruppe Trockland Folgende Parameter wurden in einem Letter of Intent Die Investorengruppe Trockland verfolgt mindestens (LOI) im August 2017 zwischen dem Senat von Berlin und seit 2015 die konkrete Absicht, die brachliegenden Flä- Trockland festgehalten: chen am ehemaligen Grenzübergang Friedrichstraße/ 1. Lage Bildungs-/ Erinnerungsort Zimmerstraße zu entwickeln. Um den Investitionswillen Eingang im Bereich Friedrichstraße/ Ecke Zimmer- zu unterstreichen, übernahm Trockland die Grundschul- straße auf dem westlichen Grundstück verteilt auf den der Flächen und erhielt eine Ankaufsoption. Diese 1.OG/ EG/ UG des zu errichtenden Gebäudes Ankaufsoption lief Ende Januar 2019 aus. 2. Mietfläche Bildungs-/ Erinnerungsort Das ursprüngliche Konzept, mit dem Trockland bei der max. 3.000 m2 (1.OG: 500 m2, EG: mind. 500 m2, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen UG: 2.000 m2) vorstellig wurde, sah eine Kombination aus Gewerbe- 3. Freifläche und Wohnbebauung als Blockrandschließung auf beiden 1.000 m2 im Bereich Friedrichstraße/ Ecke Zimmer- Grundstücken vor. Kernnutzung auf dem Ostgrundstück straße, öffentlich zugänglich, keine Verlagerung in war ein Hotel. Auf dem Westgrundstück sollte im Hinter- Innenhöfe möglich hof und im Untergeschoss eines gewerblich genutzten 4. Geschossfläche Gebäudekomplexes das vom Land Berlin geplante Museum oberirdisch: max. 26.000 m , unterirdisch: 7.600 m 2 2 untergebracht werden. Im Rahmen der Vertragsver- 5. Anteil Wohnungen handlungen zwischen dem potentiellen Investor und 30 % (7.800 m2) für Wohnungsbau, davon 30 % (2.340 m2) dem Land Berlin wurden verschiedene Forderungen des mietpreis- und belegungsgebunden Landes durchgesetzt. Das Museum sollte demnach eine 6. Miethöhe Bildungs-/ Erinnerungsort Mietfläche in einem privat erichteten Gebäude von durchschnittlich: 25,00 Euro/ m2 ggf. Reduzierung bei 3.000 m² zu einem Mietpreis von max. 25 €/ m² erhal- Verteilung der Mietflächen nach Mietwertgutachten ten und an repräsentativer Stelle mit einem öffentlich zugänglichen Vorplatz von mindestens 1.000 m² an der Ecke Friedrichstraße/ Zimmerstraße errichtet wer- den. Des Weiteren wurden Flächen für den sozialen Woh- nungsbau vertraglich gesichert. Die Verhandlungen begannen 2016 und waren insbeson- dere aufgrund der komplexen grundbuchlichen Situation und der unterschiedlichen Interessenlagen langwierig. 14 Ausgangsbedingungen und Ort
Blick von Süden auf die Nachbildung des Kontrollhäuschens Ausgangsbedingungen und Ort 15
Bebauungsstruktur des Plangebietes im Laufe der Zeit Historischer Stadtgrundriss Folgen des Zweiten Weltkrieges Der Schwarzplan von 1940 zeigt die geschlossene Die Lücken im Plan zeigen das Ausmaß der Zerstö- Blockrandbebauung der barocken südlichen Fried- rungen der Luftangriffe zwischen 1943 und 1945. richstadt. Das rechtwinklige, dichte Straßenras- Die Bebauung auf den im Plangebiet befindlichen ter geht auf die Entwicklung der Friedrichstadt seit Grundstücken wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf dem späten 17. Jahrhundert zurück. Am diagonalen ein Gebäude – das heutige Haus Deutscher Stiftun- Verlauf der Mauerstraße ist die erste Bauphase bis gen – gänzlich zerstört. 1732 erkennbar.11 Während im nördlichen Bereich Auf Teilen der Freiflächen wurde die DDR-Grenzüber- große Geschäftshäuser das Bild der Friedrichstraße gangsstelle errichtet und kontinuierlich durch neue prägten, entwickelte sich im Zuge der Industriali- Grenzanlagen, Wachtürme und Gebäude ausgebaut. sierung der Druckbranche Ende des 19. Jahrhunderts das Berliner Zeitungsviertel im Gebiet zwischen Mehringplatz und Leipziger Straße. 11 - vgl. Landesdenkmalamt zitiert nach Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen 2019a: 8 Leipziger Straße Ecke Friedrichstraße ostwärts, 1907 DDR-Grenzanlage am Checkpoint Charlie nach dem Mauerbau 1961 16 Ausgangsbedingungen und Ort
Checkpoint Charlie während der Zeit des Kalten Krieges Bebauungsstruktur nach der Wende Die Erneuerung der Friedrichstadt wurde sowohl In den 1990er Jahren wurde für die Flächen der in Ost- als auch in West-Berlin erst in den ehemaligen DDR-Grenzübergangsstelle ein Ameri- 1980er Jahren vorangetrieben. Nach dem Leitbild can Business Center konzipiert.13 Von den geplan- der kritischen Rekonstruktion entstanden auf ten fünf Blöcken wurden drei realisiert, darun- Westberliner Seite im Zuge der Internationalen ter das Philip-Johnson-Haus zwischen Friedrich-, Bauausstellung 1987 zahlreiche neue Wohnbauten Mauer- und Krausenstraße. Die beiden Grund- in direkter Mauernähe.12 stücke an der Friedrichstraße/ Zimmerstraße ver- Im Schwarzplan ist der ehemalige Mauerverlauf blieben als unbebaute Flächen. In den vergange- mit Kontrollstreifen sowie die neunspurige Abfer- nen Jahren haben die beiden Flächen bereits unter- tigungshalle als letzte Ausbaustufe der Grenzüber- schiedliche Zwischennutzungen und temporäre gangsstelle dargestellt. Ausstellungsgebäude beherbergt. 12 - vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin 2010: 3, 14 13 - vgl. Düttmann 1993: 1100 Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße in der DIE MAUER – das asisi Panorama zum geteilten Berlin späten Ausbauphase mit Dachkonstruktion Ausgangsbedingungen und Ort 17
Ereignisse um den Checkpoint Charlie 1945 1962 1949 1963 1961 8. Mai 23. Mai Juni Ende des Zweiten Weltkrieges Gründung der Bundesrepublik Besuch des Grenzübergangs durch Deutschland den US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy (26.6.) und den 7. Oktober sowjetischen Staatschef Nikita Gründung der Deutschen Chruschtschow (28.6.) Demokratischen Republik 14. Juni Eröffnung des Mauermuseums – Museum Haus am Checkpoint Charlie durch Gründer Rainer Hildebrandt in Trägerschaft der Arbeitsgemein- schaft 13. August e.V.: Das Museum dokumentiert gelungene und ge- scheiterte Fluchtversuche aus der DDR und den friedlichen Kampf für Menschenrechte in aller Welt. 17. August tödlicher Fluchtversuch von Peter Fechter im Grenzstreifen 200 m südlich der GÜSt ohne Hilfeleistung der DDR-Grenzsoldaten oder der zahlreichen Augenzeugen auf West- Berliner Gebiet 13. August Beginn des Baus der Berliner Mauer 22. September Eröffnung des Kontrollpunkts Check- point Charlie und der GÜSt Fried- richstraße/ Zimmerstraße 27. Oktober Konfrontation sowjetischer und US- amerikanischer Panzer am Grenz- übergang
1990 1996 1989 1987 1995 1992 1974 5. Januar Mai tödlicher Fluchtversuch von Installierung einer Lady Liberty Burkhard Niering an der GÜSt auf dem DDR-Wachturm durch Friedrichstraße/ Zimmerstraße den Aktionskünstler John Powers Platzierung von künstlerisch gestalteten Bauzäunen auf der östlichen Fläche März Verkauf der Flächen der ehemaligen GÜSt an die Investmentgesellschaft Central European Development Cor- poration (CEDC) durch den Berliner Senat Oktober Grundsteinlegung für ein American Business Center Abriss der Grenzanlagen und der Grenzübergangsstelle 22. Juni Feierliche Demontage der west- alliierten Kontrollbaracke 3. Oktober Deutsche Wiedervereinigung/ Bei- tritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 9. November Fall der Berliner Mauer Internationale Bauausstellung (IBA) als Architekturausstellung und städteplanerisches Konzept des Berliner Senats, Umsetzung einer Vielzahl an Neubauprojekten in der südlichen Friedrichstadt
2000 2004 2006 1999 1998 2001 2005 2003 13. August Sommer Mauermarkierung durch Pflaster- Eröffnung der Open-Air-Ausstellung steindoppelreihe und mit im Boden Checkpoint Charlie Gallery, konzi- eingelassenen Tafeln mit der In- piert durch das Berliner Forum für schrift „Berliner Mauer 1961-1989“ Geschichte und Gegenwart e. V. im Auftrag der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur 13. August 20. Juni Eröffnung einer Nachbildung des westalliierten Kontrollhäuschens Beschluss des Gesamtkonzepts zur durch den Mauermuseums-Chef Erinnerung an die Berliner Mauer: Rainer Hildebrand auf einer vom Dokumentation, Information, Bezirk errichteten Verkehrsinsel Gedenken durch den Berliner Senat Dezember Abriss des DDR-Wachturms durch September die Grundstückseigentümerin auf Senatsbeschluss zur Umsetzung des dem östlichen Gelände Gesamtkonzepts Berliner Mauer der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur Platzierung einer Gedenktafel mit Fotografien und Texten der Pan- zerkonfrontation im Auftrag des seit 3. Juni Berliner Senats im Rahmen der Dauerausstellung Geschichtsmeile Als Soldaten verkleidete Schau- Berliner Mauer steller stehen als Fotomotiv an der Nachbildung des Kontrollhäuschens 31. Oktober bis 5. Juli Ausstellung des Original-Kontroll- häuschens der Westalliierten im Aufstellung eines Freiheitsmahn- AlliiertenMuseum in Berlin-Dahlem mals mit 1065 Holzkreuzen für die Todesopfer der innerdeutschen Aufhängung einer Nachbildung des Grenze durch die Arbeitsgemein- viersprachigen Sektorengrenzen- schaft 13. August e.V. Schildes „You are leaving the Ame- rican Sector“ Aufstellung des Größten Gästebuchs der Welt Aufstellung der Leuchtkasten-Ins- tallation des Künstlers Frank Thiel Errichtung einer Drehorgelgasse mit Portraitfotos eines russischen und eines amerikanischen Soldaten Juli im Auftrag des Senats Insolvenz der Folgeeigentümerin der Gründstücke
2012 2018 2015 2019 2011 2016 2017 2010 25. Januar Januar bis April Aufstellungsbeschluss zum Durchführung diverser Gutachten Bebauungsplan 1-98 und Weiterentwicklung des Bebau- ungsplanentwurfs Oktober Vorstellung der Planung von April bis Mai Trockland für das Ostgrundstück Beteiligung der Träger öffentli- im Baukollegium cher Belange nach § 4 Abs. 2 BauGB November 22. Juni Festlegung der Entwicklung eines Abschlussveranstaltung zum Betei- Bildungs- und Erinnerungsortes am ligungsprozess Zukunft Checkpoint Checkpoint Charlie im Koalitions- Charlie als Offener Dialog vor Ort vertrag zum Bebauungsplanentwurf 1-98 Juli bis August 8. September öffentliche Auslegung des Bebau- Senatsbeschluss über den Geltungs- ungsplans nach § 3 Abs. 2 BauGB bereich zum Gebiet von außer- und erneute Beteiligung der gewöhnlicher stadtpolitischer Träger*innen öffentlicher Belange Bedeutung nach § 4a Abs. 3 BauGB November Trockland stellt dem Land Berlin Januar bis Februar seine Planungen vor Fachbeteiligung innerhalb des Beteiligungsverfahren Zukunft Weiterentwicklung der Open-Air- Checkpoint Charlie Ausstellung Checkpoint Charlie Gallery Mai Beginn des öffentlichen 20. September Beteiligungsverfahrens Eröffnung BlackBox Kalter Krieg be- trieben durch das Berliner Forum Juni für Geschichte und Gegenwart e.V. Unterschutzstellung beider im Auftrag der Senatsverwaltung Grundstücke durch das Landes- für Wissenschaft, Forschung und denkmalamt Berlin Kultur Juni bis August 23. September städtebauliches Eröffnung des asisi Panoramas Workshopverfahren zum geteilten Berlin 21. September abschließendes Obergutachter*in- 27. Oktober nengremium Aufstellung einer Gedenktafel zur Dezember Erinnerung an die Panzerkonfron- tation 1961 finale Formulierung der Leit- linien aus dem städtebaulichen Workshopverfahren Juni Senatssitzung zur Neuausrichtung Eröffnung Charlie‘s Beach auf des Bebauungsplans 1-98 Teilen des Flurstücks 84 August Unterzeichnung eines Letter of Intent zwischen dem Land Berlin und Trockland
B Prozessgestaltung und Formate Welche Akteur*innen waren im Beteiligungs- prozess eingebunden? Wie war das Verfahren gestaltet? Und wie wurde der Prozess kommuniziert?
“I wanted to see Checkpoint Charlie „Ich habe ein weniger improvi- because of its historical meaning, siertes Äußeres des CpC erwartet. but I don’t like the appearance, it Die Bedeutung der Brandmauern has no authenticity.” hätte ich ohne Erklärung nicht Tourist*in aus Schottland verstanden.“ Tourist*in aus Potsdam Der Beteiligungsprozess Zukunft Checkpoint Charlie Weitere Expert*innen waren die sieben Architektur- setzte eine Vielzahl an Formaten und Kommunikations- büros, die innerhalb des städtebaulichen Workshop- mitteln ein, um möglichst viele verschiedene Zielgrup- verfahrens Entwürfe für das Areal erarbeiteten, sowie pen zu erreichen und fundierte Ergebnisse hervorzu- die Stiftung Berliner Mauer, welche den zukünftigen bringen. Ziel war es, der Öffentlichkeit die komplexen Bildungs- und Erinnerungsort betreiben wird. Rahmenbedingungen zur Entwicklung des Ortes zu ver- mitteln und ein breites Meinungsspektrum einzufangen. Stadtgesellschaft Der Beteiligungsprozess bestand aus einer fachlichen Das öffentliche Beteiligungsverfahren richtete sich an und einer öffentlichen Beteiligung, die mit einem die interessierte Öffentlichkeit. Einige Beteiligungs- städtebaulichen Workshopverfahren verflochten waren. formate adressierten speziell folgende drei Gruppen: Mit dem Beteiligungsverfahren führte die Senats- − Anwohner*innen, insbesondere aus der südlichen Fried- verwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen einen richstadt und der Zimmerstraße, die aus einer vom umfassenden Prozess durch, der über die gesetzlich Alltag geprägten Sicht Anforderungen an den Checkpoint vorgeschriebene Beteiligung in einem Bebauungsplan- Charlie als Wohnquartier stellen verfahren hinausging. − Besucher*innen und Tourist*innen, die teilweise in großen Gruppen Spuren der Erinnerung an die deutsche Akteur*innen im Beteiligungsverfahren Teilung besichtigen wollen, sich im Straßenraum auf- In das Beteiligungsverfahren waren sehr unter- halten, Orte zum Verweilen und Ausruhen suchen – und schiedliche Akteursgruppen involviert: Verwaltung, den Ort prägen Expert*innen, Stadtgesellschaft, Investor und − Personen, die im Umfeld des Checkpoint Charlie arbeiten Verfahrensbegleiter*innen. und den Kreuzungsbereich queren Neben dem Partizipationsprozess förderte besonders Verwaltung die stetige Berichterstattung der Presse die stadtge- Mitarbeiter*innen der Senatsverwaltung für Stadtent- sellschaftliche Debatte über die Zukunft des Ortes. wicklung und Wohnen begleiteten den gesamten Prozess. Vertreter*innen anderer Verwaltungen wurden in der Fachbeteiligung hinzugezogen. Expert*innen Im Rahmen der Fachbeteiligung wurden Expert*innen aus den Fachrichtungen Geschichte, Denkmalschutz, Tou- rismus, Mobilität, Städtebau, Architektur sowie Frei- raumplanung eingeladen, ihre Expertise in den Prozess einzubringen. Die Expert*innen hatten einen direkten fachlichen Bezug zum Checkpoint Charlie (siehe Anhang). Befragung am Beteiligungsfahrrad Prozessgestaltung und Formate 23
„Checkpoint Charlie ist ein ech- mehr Platz am Gehweg, weniger „Ich bin für Cafés, Restaurants und ter Shared Space und funktioniert Ramsch, weniger Halten in zwei- Unterhaltung. Vor allem abends ist bereits heute weitgehend so. Die ter Reihe.“ es sehr langweilig und dem Stand- künftige Gestaltung sollte den Nut- Teilnehmer*in des Online-Dialogs ort nicht würdig...“ zungsansprüchen von Fußgängern Teilnehmer*in des Online-Dialogs und Radfahrern noch weiter entge- gen kommen, auch in den umliegen- den Straßen – zum Beispiel durch Investor 2. Fachbeteiligung Aufgrund vorangegangener Verhandlungen und des kon- Die fachliche Annäherung an die unterschiedlichen kreten Entwicklungsinteresses war die Investoren- Facetten des Ortes schuf einen Überblick über die gruppe Trockland sowohl in das öffentliche Beteil- komplexen und vielseitigen Fragestellungen der iägungsverfahren als auch in das städtebauliche Entwicklung. In drei Fachgesprächen zu unterschied- Workshopverfahren einbezogen. lichen Entwicklungsthemen und einem abschließenden Fachkolloquium stellten insgesamt fünfzehn Fachex- Verfahrensbegleiter*innen pert*innen ihre Sichtweisen auf die Entwicklung des Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Checkpoint Charlie dar. Die Expert*innen wurden auf- beauftragte das Büro Urban Catalyst für die Konzeption grund ihres Wissens zum Ort oder zu thematisch ver- des Prozessdesigns sowie die Durchführung und Mode- wandten Sachverhalten ausgewählt. Außerdem nahmen ration der unterschiedlichen Beteiligungsformate. Mitarbeiter*innen der Senatsverwaltungen und der Das Büro C4C übernahm die Steuerung des städtebau- Bezirke an den Fachgesprächen teil. lichen Workshopverfahrens. Ihre teils sehr unterschiedlichen Interessenlagen und Ansichten auf die Entwicklung des Gebietes hielten die Prozessgestaltung Expert*innen in fünf Statements fest (Auszüge aus den Das gesamte Beteiligungsverfahren erfolgte in vier Statements in Kapitel C). Trotz der kontrovers geführten Phasen. Das Prozessdesign wurde so konzipiert, dass Debatten einigten sich die Beteiligten des Fachkolloqui- es während des Bebauungsplanverfahrens in Bezug auf ums schließlich auf eine gemeinsame Fachempfehlung. die Ergebnisse der fachlichen und öffentlichen Debatte gezielt angepasst werden konnte. Die Fachbeteiligung 3. Öffentliche Beteiligung ging der öffentlichen Beteiligung voraus, das städte- Die öffentliche Beteiligung fand im Anschluss an die bauliche Workshopverfahren fand parallel zur öffent- Fachbeteiligung statt. Zu den öffentlichen Beteili- lichen Beteiligung statt. gungsformaten gehörten Veranstaltungen, Formate der Vor-Ort-Beteiligung sowie digitale Beteiligungsange- 1. Prozessdesign bote (siehe Beteiligungsformate). Die Teilnehmenden Das Beteiligungsverfahren war inhaltlich, methodisch waren aufgerufen, Sichtweisen und Haltungen zur und zeitlich eng zwischen der Senatsverwaltung für Geschichte, zur historischen und aktuellen Bedeutung Stadtentwicklung und Wohnen und dem beauftragten und zur Nutzung des Ortes zu diskutieren. Außerdem Büro Urban Catalyst abgestimmt. Zu Beginn des Pro- war die Öffentlichkeit eingeladen, die Entwürfe des jektes wurden der Umfang und die Ziele des Verfahrens städtebaulichen Workshopverfahrens zu kommentieren festgelegt, Meilensteine gesetzt und der Prozessver- und mit den Architekturbüros in Austausch zu treten. lauf bestimmt. Innerhalb der öffentlichen Beteiligung wurden die Betrachtungsebenen von Expert*innen, Öffentlichkeit und Planer*innen so miteinander verknüpft, dass Betei- ligung und Planung aufeinander Bezug nehmen konnten. 24 Prozessgestaltung und Formate
Senatsverwaltung für Finanzen Senatsverwaltung Senatsverwaltung für Kultur und für Umwelt, Verkehr Europa und Klimaschutz Tourist*innen CpC-Arbeitende Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Anwohner*innen und Wohnen Verwaltung Stadt- Bezirksamt gesellschaft Friedrichshain- Kreuzberg Bezirksamt Mitte Stiftung Berliner Mauer Investor Geschichte Denkmalschutz Architektur- büros Tourismus Freiraumplanung Expert*innen Architektur Akteurskarte zur Veranschaulichung der in das Beteiligungsverfahren involvierten Personengruppen Städtebau und Institutionen Mobilität Prozessgestaltung und Formate 25
Präsentation der städtebau- lichen Konzepte im Berliner Stadtmodell bei der Öffentli- chen Debatte am 4. Juli 2018 Zusammentragen von Informationen beim Öffentlichen Auftakt am 28. Mai 2018 Befragung von Tourist*innen, Anwoh- ner*innen und am CpC-Arbeitenden am Beteiligungsfahrrad 26 Prozessgestaltung und Formate
Die Ergebnisse der öffentlichen Beteiligung und der Hintergrundinformationen und Zwischenergebnisse Fachbeteiligung gingen in die Aufgabenstellung des des Beteiligungsverfahrens sowie eine Übersicht der städtebaulichen Workshopverfahrens ein und wurden Veranstaltungstermine wurden kontinuierlich auf die in eine Checkpoint Charlie-DNA zusammengeführt. Website www.berlin.de/zukunft-cpc gestellt und in sozi- Diese stellt das zentrale Ergebnis des Beteiligungs- alen Medien vermittelt. Wichtiges Informationsmittel verfahrens dar. auf den Veranstaltungen war außerdem die wachsende Ausstellung Zukunft Checkpoint Charlie, die den gesam- 4. Kooperatives städtebauliches ten Beteiligungsprozess dokumentierte. Zielgruppen- Workshopverfahren spezifische Beteiligungskarten im Postkartenformat Im Rahmen des Workshopverfahrens waren sieben mit Fragen zur Nutzung und Bewertung des Ortes unter- Architekturbüros aufgefordert, städtebauliche Kon- stützten einen niedrigschwelligen Gesprächseinstieg zepte für das Gesamtareal zu erarbeiten, die sowohl und damit die Sammlung von Anregungen für den Ort. die städtebauliche Gestalt als auch die Grundstrukturen Die Beteiligungskarten wurden am Beteiligungsfahrrad der Nutzungsbereiche und Außenanlagen berücksichti- und am Rande der Veranstaltungen eingesetzt. Jede der gen sollten. Die Entwürfe sollten der städtebaulichen, drei Kartenvarianten richtete sich an eine andere Ziel- historischen und funktionalen Komplexität des Ortes gruppe: Personen, die am CpC entweder wohnen, arbei- gerecht werden. Die Arbeiten dienten als Grundlage für ten oder ihn besuchen (deutsch- und englischsprachig). die Festsetzung der städtebaulichen Rahmenbedingun- gen, welche in städtebauliche Leitlinien zusammenge- Beteiligungsformate führt wurden. Das kooperative – nicht anonyme – städ- Um möglichst viele Menschen aus unterschiedlichen tebauliche Workshopverfahren über beide Grundstücke stadtgesellschaftlichen Gruppen zu erreichen und fun- lief vom 1. Juni bis zum 6. August 2018. Aufgrund der dierte Ergebnisse zu erarbeiten, wurden im Verfahren Offenlegung der sieben beauftragten Büros konnten die vielfältige Beteiligungsformate angeboten. Auf den Teams in einen direkten Austausch mit der Öffentlich- folgenden Seiten werden die unterschiedlichen Beteili- keit und den Expert*innen treten. Dies war eine zent- gungsformate vorgestellt. rale Voraussetzung für die Verzahnung von Beteiligung und Planung. Prozesskommunikation Durch eine Vielzahl an Kommunikationsmitteln konnten im Beteiligungsprozess viele unterschiedliche Akteurs- gruppen erreicht werden. Das für die Durchführung des Beteiligungsverfahrens beauftragte Büro setzte auf analoge und digitale Kommunikationsmittel und eine eigene Bildsprache. Für die Außendarstellung wurde ein klares Erscheinungsbild mit hohem Wiedererken- nungswert entwickelt. Unterschiedliche Printprodukte wie ein Faltblatt, Programmflyer und Poster unter- stützten die Information über den Beteiligungsprozess und die Bewerbung der Veranstaltungen. Insbesondere die Kommunikation mit der Nachbarschaft erfolgte über den Posteinwurf des Faltblatts und über Poster im öffentlichen Raum. Prozessgestaltung und Formate 27
» Prozessdesign Kick-Off-Workshop 15. November 2017 Ziel Beim Kick-Off-Workshop konkretisierten die Mitarbei- − Definition und Feinjustierung der Projektziele ter*innen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung − Konkretisierung des Arbeitsprogramms und der und Wohnen und das beauftragte Büro Urban Catalyst Beteiligungsformate gemeinsam die Vorgehensweise für das Beteiligungs- Werkzeuge und Workshopverfahren. − themenspezifische Kernfragestellungen als Diskussionsgrundlage − transparente Dokumentation der Diskussionsergebnisse auf einer Mind-Map Ergebnisse − Überarbeitung Prozess- und Zeitplan − Protokoll mit abgestimmter Vorgehensweise 28 Prozessgestaltung und Formate
» Fachbeteiligung Fachgespräche 31. Januar 2018/ 14. Februar 2018/ 26. Februar 2018 8-15 Teilnehmer*innen Ziel In moderierten Fachgesprächen erläuterten ausge- − Wissensaustausch und -bündelung wählte Fachexpert*innen sowie Mitarbeiter*innen aus zum Checkpoint Charlie der Verwaltung auf Senats- und Bezirksebene ihre − Sammlung von Argumenten zur Unterstützung einer Forschungsergebnisse und Sichtweisen auf den Ort politischen Einschätzung und der Kommunikation (Liste der Teilnehmer*innen siehe Anhang). Die drei mit den Bürger*innen Fachgespräche fanden zu folgenden Themen statt: Werkzeuge − Städtebau, Entwicklung und Beteiligung − Formulierung von themenspezifischen Kernfrage- am 31. Januar 2018 stellungen als Diskussionsgrundlage − Tourismus, Verkehr und öffentlicher Raum − transparente Dokumentation der Diskussions- am 14. Februar 2018 ergebnisse auf einer Mind-Map − Erinnerung, Bedeutung und zukünftige Rolle des Ortes Ergebnisse am 26. Februar 2018 − ergebnisorientierte Aufbereitung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Ort − Überblick über Eigenschaften, Qualitäten und Herausforderungen des Ortes sowie über Haltungen und Konflikte − gegenseitige Sensibilisierung für unterschiedliche Interessenlagen − Grundlagen für die Formulierung einer Fachempfehlung Prozessgestaltung und Formate 29
» Fachbeteiligung Fachkolloquium 26. April 2018 15 Teilnehmer*innen Ziel Im Fachkolloquium diskutierten Vertreter*innen aus − Zusammenführung von Meinungen aus den den drei Fachgesprächen gemeinsam divergierende Fachgesprächen zu einer Fachempfehlung Haltungen, inhaltlich drängende Punkte sowie Verfah- Werkzeuge rensfragen. Konkret ging es um die Themen: − Thesenentwurf für eine Fachempfehlung − Bedeutung des Ortes als Diskussionsgrundlage − Erinnerungs- und Informationsort Berliner Mauer Ergebnisse − Entwicklungsspielräume aus baulich-räumlicher Sicht − pointierte Statements wesentlicher Argumente − öffentlicher Raum und Verkehr durch Vertreter*innen der drei Fachgespräche − Verfahren/ Prozess − Fachempfehlung 30 Prozessgestaltung und Formate
» Öffentliche Beteiligung/ Veranstaltungen Öffentlicher Auftakt 28. Mai 2018/ asisi Panorama Berlin ca. 200 Teilnehmer*innen Ziel Der Öffentliche Auftakt Identität und Zukunft Check- − Information über den Beteiligungsprozess, den Hand- point Charlie leitete den öffentlichen Beteiligungs- lungsspielraum des Verfahrens, die Entwicklungsziele prozess ein. Im informativen Teil erfolgten Einfüh- und die Beteiligungsmöglichkeiten rungen zu: − Sammlung von Eindrücken zum Status quo, Meinungen, − Anlass des Beteiligungsprozesses durch Dr. Konrad Potenzialen und Herausforderungen Schmidt-Werthern (Senatsverwaltung für Kultur und Werkzeuge Europa) − moderierte Diskussion an thematischen Stationen − Rahmenbedingungen durch Manfred Kühne (Senatsver- − prägnante Fragestellungen waltung für Stadtentwicklung und Wohnen) − leicht verständliche visuell-haptische Arbeitsgrund- − Visionen für den CpC durch Heskel Nathaniel (Trockland lagen (z.B. Bild- und Kartenmaterial, Symbole auf Management GmbH) Stickern) − Ziele und Formate des öffentlichen Beteiligungspro- − Dokumentation auf Mind-Maps und Lupenplänen zesses durch Anna Bernegg und Dr. Cordelia Polinna Ergebnisse (Urban Catalyst GmbH) − Perspektiven auf den Checkpoint Charlie unter den Gesichtspunkten Erinnerungsort, Tourismusort Im Fokus des interaktiven Teils standen moderierte und Alltagsort Diskussionen um die Eigenschaften und Nutzungswei- − gegenseitige Sensibilisierung für unterschiedliche sen des Ortes an den drei Stationen – Erinnerungsort, Interessenlagen Tourismusort, Alltagsort. − Erarbeitung von gemeinsamen Vorstellungen als Die Veranstaltung wurde durch Anwohner*innen, am Grundlage für die Ausschreibung des städtebaulichen CpC-Arbeitende, Gewerbebetreibende der Umgebung, Wettbewerbs thematisch Interessierte, Stadtführer*innen sowie Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung besucht. Prozessgestaltung und Formate 31
» Öffentliche Beteiligung/ Veranstaltungen Moderierte Ortserkundungen 28. Mai 2018/ Umgebung des ehemaligen Grenzübergangs ca. 70 Teilnehmer*innen Ziel Bei drei Ortserkundungen näherten sich am Nachmit- − Kennenlernen des Handlungsraums tag vor dem öffentlichen Auftakt die Teilnehmenden − Information über charakteristische Eigenschaften dem Checkpoint Charlie aus drei Perspektiven an: und neuralgische Themen Erinnerungsort, Tourismusort und Alltagsort. − Aufzeigen unterschiedlicher Vorstellungen und Aktuelle Nutzungen, historische Spuren, Konflikte und Erwartungshaltungen Potenziale standen im Zentrum der Erkundungen. − Miteinander-ins-Gespräch-Kommen Das Format diente dazu, die Teilnehmenden über Ent- − Einstieg in die Diskussionsthemen wicklungen und Herausforderungen im Raum anschau- Werkzeuge lich zu informieren und sie anzuregen, unter spezi- − Kernfragestellungen zur Wahrnehmung des Ortes fischen Fragestellungen unterschiedliche Blickwinkel − ergänzende Inputs durch Schlüsselakteur*innen einzunehmen. − Markierung des ehemaligen Mauerverlaufs mit farbigem Klebeband Ergebnisse − erstes Meinungsbild − Erkenntnisse für die Diskussion 32 Prozessgestaltung und Formate
» Öffentliche Beteiligung/ Veranstaltungen Themenabend 4. Juni 2018/ FORUM Factory ca. 90 Teilnehmer*innen Ziel Der Themenabend Städtebau, Verkehr und Freiraum − Information über Beteiligungs- und fand eine Woche nach der Auftaktveranstaltung statt. Workshopverfahren Im Vordergrund der zweieinhalbstündigen Veranstal- − Herausarbeitung von Potenzialen, Ideen und Konflikten tung stand die Diskussion zu thematischen Fragestel- Werkzeuge lungen sowie die Erarbeitung von konkreten Erkennt- Diskussion an moderierten Themen-Tischen in Gegen- nissen für das Workshopverfahren. wart von Expert*innen mit unterstützenden Arbeits- Der informative Teil bestand aus Inputs zu: mitteln: − Darstellung der Ziele und Formate des Beteiligungs- − Plandarstellungen/ Lupenpläne prozesses durch Anna Bernegg und Dr. Cordelia Polinna − thematische Fotos als Inspiration (Urban Catalyst GmbH) − Platten aus dem Stadtmodell im Maßstab 1:500 − Erläuterung der Aufgabenstellung für das kooperative − aktives Zuhören durch Vertreter*innen der am Work- städtebauliche Workshopverfahren durch Manfred shop-Verfahren teilnehmenden Architekturbüros: Kühne (SenSW) − Einholen von Erkenntnissen aus der Diskussion für den − Vorstellung der Unterschutzstellung des Areals und Arbeitsprozess der daraus resultierenden Empfehlungen des Landes- Ergebnisse denkmalrates für den Ort durch Prof. Dr. Jörg Haspel − Erkenntnisse und Hinweise für das städtebauliche (Landeskonservator und Leiter des Landesdenkmalamts Workshopverfahren Berlin) Der Fokus des interaktiven Teils lag auf der Gruppen- arbeit an drei Themen-Tischen zu Architektur und Städtebau, Verkehr sowie öffentlicher Raum. Prozessgestaltung und Formate 33
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