Zukunft oi Doku men - Berlin.de

 
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Zukunft oi Doku men - Berlin.de
Zukunft
Checkpoint Charlie
Dokumentation des Beteiligungsverfahrens
Zukunft oi Doku men - Berlin.de
Herausgeberin
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
Württembergische Straße 6
10707 Berlin
www.stadtentwicklung.berlin.de

    Inhaltliche Bearbeitung
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
Referat II A - Innere Stadt und Hauptstadtangelegenheiten

    Konzept und Gestaltung
Urban Catalyst GmbH
www.urbancatalyst.de

Corporate Design
Studio S/M/L

    Druck
Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH

Berlin, Februar 2020

Weitere Informationen zum
Beteiligungsverfahren finden Sie unter
www.berlin.de/zukunft-cpc
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Checkpoint Charlie
Dokumentation des Beteiligungsverfahrens
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Inhaltsverzeichnis

                                                   C – Haltungen und Konzepte

5    Vorworte                                 44   Lesarten des Ortes
6    Einführung                               46   1. Erinnerungsort
                                              50   2. Tourismusort
                                              52   3. Alltagsort
     A – Ausgangsbedingungen und Ort          55   Architektur und Städtebau
                                              57   Aufgabenstellung des kooperativen
9    Mythos Checkpoint Charlie                     städtebaulichen Workshopverfahrens
11   Nutzungen seit dem Fall der Mauer        58   Übersicht der Entwürfe und
12   Planungs- und Entwicklungsinteressen          des Meinungsbildes
     seit der Wende
13   Anlass und Ziel des Bebauungs-                D – Ergebnisse und Ausblick
     planverfahrens 1-98
14   Verhandlungen mit der Investorengruppe   67   Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens
     Trockland                                68   Checkpoint Charlie-DNA
16   Bebauungsstruktur des Plangebietes       69   Städtebauliche Leitlinien
     im Laufe der Zeit                        70   Sicherung des öffentlichen Interesses
18   Ereignisse um den Checkpoint Charlie     71   Bebauungsplanentwurf 1-98
                                              73   Kommentare aus dem Offenen Dialog zum
                                                   Bebauungsplanentwurf 1-98
     B – Prozessgestaltung und Formate        74   Ausblick

23   Akteur*innen im Beteiligungsverfahren         Anhang
24   Prozessgestaltung
27   Prozesskommunikation                     77   Teilnehmer*innen der Fachbeteiligung
27   Beteiligungsformate                      78   Teilnehmer*innen des städtebaulichen
40   Prozessplan                                   Workshopverfahrens
                                              80   Quellenverzeichnis
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Vorworte

                                                            Katrin Lompscher
                                                            Senatorin für Stadtentwicklung
                                                            und Wohnen
                                                         Ich freue mich, dass zahlreiche Bürger*innen an
                                                         diesem Prozess teilgenommen haben. Die vielfältigen
                                                         Sichtweisen auf den Ort haben dazu beigetragen, ein
                                                         qualitativ hochwertiges Konzept für den Checkpoint
                                                         Charlie zu entwickeln. Ziel ist es, ein lebendiges
                                                         innerstädtisches Quartier entstehen zu lassen,
                                                         welches der historischen Bedeutung gerecht wird und
                                                         sowohl den Berliner*innen als auch den Besucher*in-
                                                         nen gleichermaßen offen steht. Um an die guten Erfah-
                                                         rungen anzuknüpfen, wird es auch in Zukunft wichtig
                                                         sein, die Bürger*innen in die weiteren Entwicklungs-
                                                         schritte am Checkpoint Charlie einzubeziehen.

   Regula Lüscher
   Senatsbaudirektorin/ Staatssekretärin
   für Stadtentwicklung
Am Checkpoint Charlie soll ein Bildungs- und Erinne-
rungsort gestaltet werden, welcher die historischen
Spuren und Geschehnisse ansprechend aufarbeitet und
eine hohe Aufenthaltsqualität aufweist. Ein wichtiger
Schritt dorthin war der im Sommer 2018 durchgeführte
Beteiligungsprozess. Ausgelöst durch die stadtgesell-
schaftliche Debatte und entsprechend der Erkenntnisse
aus dem Verfahren wurden die Planungsziele konkreti-
siert, wodurch das Konzept zur Bebauung des Check-
point Charlie zusätzlich an Qualität gewinnen konnte.
Im nächsten Schritt gilt es, den Bildungs- und Erinne-
rungsort mit Fachexpert*innen und der Bürgerschaft
auszugestalten, um der historischen Bedeutung auch in
der Architektur gerecht zu werden.

                                                                                                Vorworte        5
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Einführung
    Welche Bedeutung hat der Checkpoint Charlie für                Workshopverfahren verflochten. In diesem erarbeiteten
    Berlin? Was zeichnet diesen Ort aus? Und was                   sieben Architekturbüros Entwürfe, um städtebauliche
    braucht der Checkpoint Charlie für die Zukunft?                Möglichkeiten zum Umgang mit dem historischen Ort
Diese und andere Fragen wurden im Rahmen des                       aufzuzeigen und diese im Rahmen der Beteiligung zu
öffentlichen Beteiligungsverfahrens Zukunft Checkpoint diskutieren.
Charlie gestellt, das die Senatsverwaltung für Stadt-
entwicklung und Wohnen im Rahmen des Bebauungsplan-                Die Erkenntnisse aus beiden Verfahren führten schließ-
verfahrens 1-98 von Februar 2018 bis August 2019                   lich zu einer Konkretisierung der Planungsziele und
durchführte.                                                       zur Modifizierung des vorherigen Bebauungsplanent-
Das Beteiligungsverfahren wurde für die brachlie-                  wurfs. Der Bebauungsplanentwurf 1-98 basiert somit
genden Grundstücke beidseits der Friedrichstraße im                auf den Haltungen vielfältiger Akteursgruppen.
Bezirk Mitte zwischen Schützenstraße und Zimmer-
straße bzw. Mauerstraße durchgeführt, diese Grund-                    Begrifflichkeit Grenzübergangsstelle
stücke sind dreißig Jahre nach dem Mauerfall die                      und Kontrollpunkt
letzten unbebauten Flächen der ehemaligen DDR-Grenz-               Von 1961 bis 1990 befanden sich in diesem Bereich der
übergangsstelle.                                                   historischen Friedrichstadt die DDR-Grenzübergangs-
Der ehemalige Grenzübergang, bestehend aus der DDR-                stelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße und der westal-
Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße                 liierte Kontrollpunkt Checkpoint Charlie. Die Berliner
und dem westalliierten Kontrollpunkt Checkpoint Char-              Mauer trennte hier den sowjetischen und den US-ame-
lie, gehört heute zu den bedeutendsten Sehenswürdig-               rikanischen Sektor bzw. den Ost-Berliner Bezirk Mitte
keiten Berlins und ist zugleich ein symbolischer Ort:              und den West-Berliner Bezirk Kreuzberg. Der Übergang
Ihm wird ein großes öffentliches, historisches und                 war ausschließlich Ausländer*innen, Diplomat*innen
erinnerungskulturelles Interesse im In- und Ausland                und Militärpersonal der Alliierten vorbehalten.
beigemessen. Er steht für den Kalten Krieg, die Teilung            Die Bezeichnung Checkpoint Charlie bezog sich allein
Berlins und Deutschlands sowie für die friedliche Über- auf den westlich gelegenen – zunächst US-amerikani-
windung der Teilung.                                               schen, später westalliierten – Kontrollpunkt. Er war
                                                                   einer von insgesamt drei durch die USA genutzten west-
Zur Sicherung der Planungsziele des Landes Berlin an               alliierten Kontrollpunkte. Die Benennung erfolgte nach
diesem Ort beschloss die Senatsverwaltung für Stadt-               dem dritten Buchstaben des Alphabets C, „Charlie“ lei-
entwicklung und Umwelt im Januar 2016 die Aufstel-
                               1
                                                                   tet sich von der internationalen Buchstabierweise ab.
lung des Bebauungsplans 1-98. Im Zuge des Bebauungs-               Nach dem Fall der Mauer hat sich im allgemeinen
planverfahrens entschied sich die Senatsverwaltung für             Sprachgebrauch der Name Checkpoint Charlie für den
Stadtentwicklung und Wohnen zur Durchführung eines                 gesamten Ort durchgesetzt. Auch im Beteiligungs-
umfangreichen informellen Partizipationsverfahrens.                prozess und in der Dokumentation wurde der Begriff
Ziel des Verfahrens war es, das öffentliche Interesse              Checkpoint Charlie (CpC) für den gesamten Ort und
am Checkpoint Charlie zu erfassen, eine Diskussion                 somit auch für die brachliegenden Grundstücke der ehe-
über die Zukunft des Ortes anzuregen und dabei ein                 maligen DDR-Grenzübergangsstelle (GÜSt) verwendet.
breites Spektrum der Stadtgesellschaft zu erreichen.
Der Beteiligungsprozess war mit einem städtebaulichen

    1 - seit Dezember 2016 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
        und Wohnen

6       Einführung
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Friedrichstraß
                                                                                        e
                                   Ma
                                     ue
                                       rs
                                         tr
                                           aß                                               FLURSTÜCK 84
                                                                                                      2
                                              e                                             ca. 3.400m           Schützenstraße

                                                                                                           Zimmerstraße

                              FLURSTÜCK 280
                              ca. 5.700m

Teilflächen der ehemaligen DDR-Grenzübergangsstelle (Dunkelblau unterlegt sind
die Flächen, die der Bebauungsplanentwurf 1-98 bzw. das Beteiligungsverfahren
zum Gegenstand haben. Die gepunkteten Linien markieren die Flurstücksgrenzen.)

                                                                                                                      Einführung   7
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A
Ausgangsbedingungen
und Ort
    Was ist das Besondere am Checkpoint Charlie?
    Was macht den Mythos Checkpoint Charlie aus?
    Wie wird der Ort seit dem Fall der Mauer genutzt?
    Was war der Anlass, einen Bebauungsplan
    aufzustellen und einen Beteiligungsprozess
    durchzuführen?
Der Checkpoint Charlie war einer der bedeutendsten           Nicht zuletzt besiegelten fiktive Spionagegeschichten
innerstädtischen Grenzübergänge der Berliner Mauer.      2
                                                             den Mythos des Ortes. In dem Roman Der Spion, der aus
Heute steht er stellvertretend für die internationale        der Kälte kam des britischen Autors John le Carré von
Rolle Berlins in der Zeit des Kalten Krieges und der Tei-    1963 war der Grenzübergang ein wichtiger Handlungsort
lung Deutschlands und hat sich zu einem beliebten tou-       der Geschichte. Auch in dem zwanzig Jahre später ent-
ristischen Ziel entwickelt.                                  standenen Kinofilm James Bond 007 – Octopussy diente
                                                             der Checkpoint Charlie als Kulisse.
Während nach dem Fall der Mauer fast alle materiellen
Spuren des Grenzübergangs entfernt wurden, besteht           Die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen
heute ein verstärktes öffentliches Interesse, den his-       Ereignisse in Kombination mit der unmittelbar an der
torischen Ort erleben und „authentische“ Spuren sehen        Mauer platzierten Aussichtsplattform und dem Mauer-
zu können. Wahrnehmbar ist der ehemalige Grenzüber-          museum/ Haus am Checkpoint Charlie machten den Kont-
gang heute in erster Linie durch die fehlende Bebauung       rollpunkt schon zu Mauerzeiten zu einem Anziehungsort
beider Grundstücke in der Blockstruktur der Friedrich-       für West-Berlin-Tourist*innen, da er die beklemmende
stadt, die dadurch erhaltene Sichtbarkeit der Brand-         Atmosphäre des Kalten Krieges und der Teilung in
wände und provisorische Nutzungen.                           besonderer Weise verkörperte. Während die Sicht von
                                                             West-Berliner Seite auf die Grenzanlage gegeben war,
   Mythos Checkpoint Charlie                                 lag der DDR-Grenzübergang im abgeriegelten Bereich
Ins kollektive Gedächtnis vieler Menschen prägte sich        des Grenzstreifens. In der allgemeinen Wahrnehmung
der Grenzübergang vor allem durch die Konfrontation          der DDR-Bürger*innen hatte die Grenzübergangsstelle
sowjetischer und US-amerikanischer Panzer im Oktober         daher keine Bedeutung.
1961 ein. Aber auch die Empfänge von Staatsbesuchen
wie dem US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy
und dem sowjetischen Staatschef Nikita Chruschtschow
im Juni 1963 trugen zur internationalen Bekanntheit des
Ortes bei. Am Checkpoint Charlie zeichnete sich aber
auch die Brutalität der Berliner Mauer ab, als in direk-
ter Nähe zwei junge Männer, Peter Fechter und Burkhard
Niering, bei Fluchtversuchen nach West-Berlin starben.
Gleichzeitig steht der Grenzübergang auch für viele
erfolgreiche Fluchten und war Schauplatz für unzäh-
lige friedliche Proteste und Demonstrationen gegen die
                                                             Feierlichkeiten zum Abbau des Alliierten-Kontrollpunktes,
Mauer und die Teilung.                                       22. Juni 1990

   2 - vgl. Landesdenkmalamt Berlin 2018: 13

                                                                                       Ausgangsbedingungen und Ort       9
Checkpoint Charlie und DDR-Grenzübergangsstelle
                       Friedrichstraße/ Zimmerstraße

                                                            Aufbau des neuen US-Kontrollhauses
                                                            am Checkpoint Charlie

     American Forces Network (AFN)
     beim Filmen der Bauarbeiten für
     den Aufbau der Grenzmauer 75
     an der Zimmerstraße

10   Ausgangsbedingungen und Ort
„Der Checkpoint Charlie ist ein        im Kalten Krieg Ende August 1961.    Stoppt die Sondernutzung des          und kein weiteres intellektuelles
besonderer Symbolort. Nicht nur        Kaum irgendwo in Berlin kann durch   öffentlichen Verkehrsraums und        Gequatsche ... über ‚Ort des
seines ehemaligen, internationalen     solche Bilder besser erläutert       schmeißt diese stinkenden Busse       Gedenkens’!!!!!“
Grenzkontrollpunkts wegen, son-        werden, zu welchem Irrsinn Feind-    aus dem gesamten Areal raus – die     Teilnehmer*in des Online-Dialogs
dern vor allem durch die hier so ex-   bilder führten – mit der Mauer als   Schießbudenfiguren am Kontroll-
plizit sichtbar gewordene (Panzer-)    betoniertem Brett vorm Brett.“       häuschen dürfen einsteigen und den
Konfrontation der Weltmachtblöcke      Am CpC-Arbeitende*r                  Abflug machen. Schließt Disneyland

    Nutzungen seit dem Fall der Mauer                                       Seit Anfang der 2010er Jahre befinden sich auf den
                                                                            Brachflächen das vom Land Berlin geförderte Informa-
Die beiden Flächen östlich und westlich der Fried-
                                                                            tionszentrum BlackBox Kalter Krieg sowie private Ange-
richstraße beherbergten im Laufe der vergangenen 30
                                                                            bote wie das asisi Panorama Berlin und die Strandbar
Jahre bereits vielfältige Zwischennutzungen. Zahl-
                                                                            Charlie‘s Beach. Nach wie vor sind zahlreiche fliegende
reiche Nutzungen standen in Bezug zur Geschichte der
                                                                            Händler*innen mit DDR-Erinnerungsstücken wie Fahnen
Teilung Berlins und Deutschlands, waren kommerziell
                                                                            und Plaketten, Hütchenspieler, Souvenirshops sowie
ausgerichtet oder vom Land Berlin initiiert, mit
                                                                            Angebote zur touristischen Versorgung am Ort präsent.
informativem oder künstlerischem Fokus:

Mitte der 1990er Jahre initiierte der damalige Grund-
eigentümer künstlerische Projekte, um die Flächen
ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. 1995 gestal-
teten Künstler*innen eine Bauzaunausstellung.3 1996
installierte der Aktionskünstler John Powers eine
Nachbildung der Freiheitsstatue, die als Lady Liberty
auf dem ehemaligen Wachturm auf dem östlichen
Grundstück positioniert wurde.4
In den 2000er Jahren beherbergten die Flächen u.a.
eine Drehorgelgasse (2003), die eine Straße im „Alt-                        Informationstafeln der Open-Air-Ausstellung des Berliner Forum für
Berliner Flair“ mit Wandbildern und Buden nachstellte                       Geschichte und Gegenwart e.V. auf der östlichen Fläche

sowie das Größte Gästebuch der Welt (2003-2005), in das                     Den Wiedererkennungswert für Besucher*innen schaffen
sich Besucher*innen eintragen konnten. 2004 ließ die                        vor allem die Leuchtkasten-Installation des Künstlers
Arbeitsgemeinschaft 13. August ein Freiheitsmahnmal                         Frank Thiel (1998) mit den Portraits eines russischen
mit 1065 Holzkreuzen zur Erinnerung an die Todesopfer                       und eines amerikanischen Grenzsoldaten sowie die
der Berliner Mauer und innerdeutschen Grenze auf der                        Nachbildungen des westallierten Kontrollhäuschens
westlichen Fläche errichten. Seit 2006 informiert das
                                       5
                                                                            (2000) und des Sektorenschildes (1998).
Land Berlin in der Freilichtausstellung Checkpoint
Charly Gallery über die Geschichte und Bedeutung des
ehemaligen Grenzübergangs.6

    3 - vgl. Frank 2009: 166
    4 - vgl. Spiegel 1995
    5 - vgl. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2019
    6 - vgl. Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart (bfgg) 2019

                                                                                                     Ausgangsbedingungen und Ort                  11
BERNAUER STRASSE

                                               Tränenpalast

                                      U-Bhf. Brandenburger Tor

       Potsdamer Platz
                                                         CHECKPOINT CHARLIE

           Topographie des Terrors                                                                                                    EAST SIDE GALLERY

                                                                                                        Mauerverlauf und
                                                                                                        Todesstreifen 1989

                                                                                                                                 Schlesischer Busch

     Orte der Erinnerung an die Berliner Mauer

     Planungs- und Entwicklungsinteressen                                     des historischen Stadtgrundrisses zum Ziel hatte. Von
     seit der Wende                                                           den geplanten fünf Blöcken des American Business Cen-
                                                                              ters wurden letztendlich nur drei errichtet. Die Flur-
In der Euphorie der Wiedervereinigung und den
                                                                              stücke 80 und 84 blieben unbebaut. 1994 entschied die
Erwartungen an die künftige Rolle Berlins, verfolgte
                                                                              Investmentgesellschaft, das Vorhaben auf den beiden
der Berliner Senat übergeordnete Entwicklungsziele
                                                                              Grundstücken zunächst zu pausieren, da sich das prog-
für die Friedrichstraße mit dem Fokus, hier einen hoch-
                                                                              nostizierte Wachstum Berlins nicht einstellte. Die Fol-
wertigen Einzelhandels- und Dienstleitungsstandort zu
                                                                              geeigentümerin meldete 2003 schließlich Insolvenz an.9
schaffen.7 Aufgrund dieser Ziele und der zentralen Lage
                                                                              Auf den beiden Flächen der ehemaligen DDR-Grenzüber-
wurden auch die Grundstücke des ehemaligen Grenz-
                                                                              gangsstelle verblieben hohe Grundschulden, welche die
übergangs am Checkpoint Charlie für privatwirtschaft-
                                                                              Kosten zum Erwerb der Grundstücke heute erhöhen.
liche Entwicklungen freigegeben – mit der Auflage, auf
einer Fläche von 600 m2 ein Mauer-Freilichtmuseum auf
                                                                              Im Jahr 2015 trat die Investorengruppe Trockland
dem östlichen Grundstück zu errichten. Daraufhin ver-
                                                                              Management GmbH mit einer konkreten Entwicklungs-
kaufte das Land Berlin die Grundstücke 1992 an eine
                                                                              absicht an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Investmentgesellschaft. Diese sah auf den Flächen öst-
                                                                              und Umwelt10 heran und stellte Pläne für das östliche
lich und westlich der Friedrichstraße ein American
                                                                              und westliche Grundstück vor.
Business Center vor, ein Komplex aus einem Wohnblock
und vier Büroblöcken.8 Der Checkpoint Charlie sollte
dabei nach dem Leitbild der „kritischen Rekonstruk-                                9 - vgl. ebd.: 166

tion“ bebaut werden, welches die Wiederherstellung                                10 - seit Dezember 2016 Senatsverwaltung für
                                                                                       Stadtentwicklung und Wohnen

     7 - vgl. Krätke 2000: 285
     8 - vgl. Frank 2009: 160, 164f

12       Ausgangsbedingungen und Ort
„Im Moment ist der Checkpoint         und bildungspolitischem Anspruch       Es muss ein klar definierter Frei-
Charlie zu verspaßt und zu kom-        wären passende Formate. Die            raum mit Platzsituation geschaffen
merziell, er sollte in Zukunft poli-   Geschichte sollte anschaulich veror-   werden und damit eine übersichtli-
tischer sein. Der Freiraum braucht     tet werden, aber ohne den Wieder-      che Raumatmosphäre. Insbesondere
eine offene Gestaltung für Inter-      aufbau von Anlagen der ehemaligen      für Kleingruppen wären Sitzmög-
aktionen, die sich ernsthaft mit       Grenzübergangsstelle. Auch die zu      lichkeiten wünschenswert, z.B. im
der Geschichte des Ortes beschäf-      jeder Zeit und kostenlos zugängli-     Halbkreis gruppiert.“
tigen: ein Freilichtschaufenster       chen Informationstafeln sind wich-     Am CpC-Arbeitende*r
mit wechselnden Ausstellungen          tig für die Geschichtsvermittlung.

    Anlass und Ziel des                                                       Durch die Aufstellung eines Bebauungsplans kann der
    Bebauungsplanverfahrens 1-98                                              Senat verbindliche Vorgaben sowohl zur Sicherung
                                                                              einer Museumsfläche und eines bestimmten Wohn-
Die hohen Besucher*innenzahlen, das große Interesse
                                                                              anteils sowie Vorgaben zur räumlichen Einbindung
der Öffentlichkeit an diesem historisch bedeutenden
                                                                              von Nutzungen treffen. Ohne Bebauungsplan würde
Ort, das Ziel, einen Bildungs- und Erinnerungsort zu
                                                                              sich die Zulässigkeit von Vorhaben nach § 34 Bauge-
sichern, sowie die von einem Investor geäußerte Bebau-
                                                                              setzbuch (BauGB) richten. Das heißt, dass auf beiden
ungsabsicht waren Anlass für das Land Berlin, die städ-
                                                                              Grundstücken ein Vorhaben in Art und Maß der bauli-
tebauliche Entwicklung der Flächen planungsrechtlich
                                                                              chen Nutzung zulässig wäre, welches sich in die nähere
zu steuern.
                                                                              Umgebung einfügt. Das Vorhaben hat sich demnach in
                                                                              Hinsicht auf die bauliche Ausformung und die Nut-
Die Errichtung eines Dokumentationsortes am Check-
                                                                              zung an der bestehenden Bebauung der Umgebung zu
point Charlie hatte der Berliner Senat bereits am
                                                                              orientieren.
20. Juni 2006 in seinem Beschluss des Gesamtkonzepts
                                                                              Die nähere Umgebung der beiden Grundstücke entspricht
zur Erinnerung an die Berliner Mauer: Dokumentation,
                                                                              der Art und Nutzung eines Kerngebietes (§ 7 Baunutzungs-
Information, Gedenken verankert. Kernpunkt dieses
                                                                              verordnung). Infolgedessen wäre eine Blockrandbebauung
Gedenkkonzepts ist die Dokumentation und die Erin-
                                                                              der Grundstücke möglich, öffentliche Freiflächen könn-
nerung an die Berliner Mauer an verschiedenen histo-
                                                                              ten nicht gesichert werden. Zudem sind in Kerngebieten
rischen Orten in Berlin. Am Checkpoint Charlie soll
                                                                              Wohnungen nur ausnahmsweise zulässig. Kulturelle
demnach ein Dokumentationsort entstehen, der den
                                                                              Nutzungen wie die geplante Museumsnutzung sind all-
Grenzübergang und die Berliner Mauer in ihren welt-
                                                                              gemein zulässig, es kann aber lediglich über die Aus-
politischen Bezügen aufarbeitet. Das Ziel, den Check-
                                                                              weisung einer Gemeinbedarfsfläche im Bebauungsplan
point Charlie als Bildungs- und Erinnerungsort zu
                                                                              1-98 sichergestellt werden, dass die Museumsfläche
entwickeln, wurde auch im Koalitionsvertrag am 8.
                                                                              einen Bildungs- und Erinnerungsort beherbergt, der den
Dezember 2016 festgelegt.
                                                                              Checkpoint Charlie als Ort der deutschen Teilung und
                                                                              ihrer internationalen Dimension thematisiert und von
Das vordringliche Ziel des Bebauungsplans 1-98 liegt
                                                                              einem Träger betrieben wird, dessen Gewinnbestreben
demnach in der planungsrechtlichen Sicherung eines
                                                                              nicht im Vordergrund steht.
Bildungs- und Erinnerungsortes (Museum) einschließ-
lich einer Freifläche. Weiterhin soll eine gemischte
                                                                              Am 8. September 2015 wurde die außergewöhnliche
Nutzung mit hohem Wohnanteil gesichert werden.
                                                                              stadtpolitische Bedeutung des Ortes festgestellt, den
Der hier vorhandene Stadtraum soll unter Berücksich-
                                                                              Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan 1-98 fasste
tigung der historischen Bedeutung des Ortes als ehe-
                                                                              der Berliner Senat schließlich am 25. Januar 2016.
maliger Grenzübergang qualifiziert und die Flächen im
Sinne einer Innenentwicklung neuen Nutzungen zuge-
führt werden.

                                                                                                      Ausgangsbedingungen und Ort     13
Im September 2017 wurde eine Veränderungssperre für       Im August 2017 wurde daher ein Letter of Intent (LOI)
das Ostgrundstück rechtskräftig, nachdem zwei Bauvor- von den Verhandlungspartner*innen unterzeichnet, um
bescheidsanträge für das Grundstück eingereicht wur-      die wichtigsten Eckpunkte in dieser Absichtserklärung
den. Am 6. Februar 2019 wurde die Verlängerung der        festzuhalten. Beide Vertragsparteien waren sich einig,
Veränderungssperre veröffentlicht. Die Veränderungs-      dass die Planungshoheit des Landes Berlin zur Aufstel-
sperre nach § 14 BauGB hat zur Folge, dass jegliche       lung des Bebauungsplans nicht berührt wird. Die Ver-
Vorhaben auf den Grundstücken, welche die Planungen       einbarungen aus dem LOI bildeten die Diskussionsgrund-
gefährden, nicht durchgeführt werden dürfen.              lage für das Beteiligungsverfahren, das im Mai 2018
                                                          startete.
     Verhandlungen mit der Investorengruppe
     Trockland                                            Folgende Parameter wurden in einem Letter of Intent
Die Investorengruppe Trockland verfolgt mindestens        (LOI) im August 2017 zwischen dem Senat von Berlin und
seit 2015 die konkrete Absicht, die brachliegenden Flä-   Trockland festgehalten:
chen am ehemaligen Grenzübergang Friedrichstraße/         1. Lage Bildungs-/ Erinnerungsort
Zimmerstraße zu entwickeln. Um den Investitionswillen     Eingang im Bereich Friedrichstraße/ Ecke Zimmer-
zu unterstreichen, übernahm Trockland die Grundschul-     straße auf dem westlichen Grundstück verteilt auf
den der Flächen und erhielt eine Ankaufsoption. Diese     1.OG/ EG/ UG des zu errichtenden Gebäudes
Ankaufsoption lief Ende Januar 2019 aus.                  2. Mietfläche Bildungs-/ Erinnerungsort
Das ursprüngliche Konzept, mit dem Trockland bei der      max. 3.000 m2 (1.OG: 500 m2, EG: mind. 500 m2,
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen          UG: 2.000 m2)
vorstellig wurde, sah eine Kombination aus Gewerbe-       3. Freifläche
und Wohnbebauung als Blockrandschließung auf beiden       1.000 m2 im Bereich Friedrichstraße/ Ecke Zimmer-
Grundstücken vor. Kernnutzung auf dem Ostgrundstück       straße, öffentlich zugänglich, keine Verlagerung in
war ein Hotel. Auf dem Westgrundstück sollte im Hinter- Innenhöfe möglich
hof und im Untergeschoss eines gewerblich genutzten     4. Geschossfläche
Gebäudekomplexes das vom Land Berlin geplante Museum oberirdisch: max. 26.000 m , unterirdisch: 7.600 m
                                                                               2                       2

untergebracht werden. Im Rahmen der Vertragsver-     5. Anteil Wohnungen
handlungen zwischen dem potentiellen Investor und         30 % (7.800 m2) für Wohnungsbau, davon 30 % (2.340 m2)
dem Land Berlin wurden verschiedene Forderungen des       mietpreis- und belegungsgebunden
Landes durchgesetzt. Das Museum sollte demnach eine       6. Miethöhe Bildungs-/ Erinnerungsort
Mietfläche in einem privat erichteten Gebäude von         durchschnittlich: 25,00 Euro/ m2 ggf. Reduzierung bei
3.000 m² zu einem Mietpreis von max. 25 €/ m² erhal-      Verteilung der Mietflächen nach Mietwertgutachten
ten und an repräsentativer Stelle mit einem öffentlich
zugänglichen Vorplatz von mindestens 1.000 m² an der
Ecke Friedrichstraße/ Zimmerstraße errichtet wer-
den. Des Weiteren wurden Flächen für den sozialen Woh-
nungsbau vertraglich gesichert.

Die Verhandlungen begannen 2016 und waren insbeson-
dere aufgrund der komplexen grundbuchlichen Situation
und der unterschiedlichen Interessenlagen langwierig.

14     Ausgangsbedingungen und Ort
Blick von Süden auf die Nachbildung des Kontrollhäuschens

                                                            Ausgangsbedingungen und Ort   15
Bebauungsstruktur des
Plangebietes im Laufe der Zeit

Historischer Stadtgrundriss                                         Folgen des Zweiten Weltkrieges

Der Schwarzplan von 1940 zeigt die geschlossene                     Die Lücken im Plan zeigen das Ausmaß der Zerstö-
Blockrandbebauung der barocken südlichen Fried-                     rungen der Luftangriffe zwischen 1943 und 1945.
richstadt. Das rechtwinklige, dichte Straßenras-                    Die Bebauung auf den im Plangebiet befindlichen
ter geht auf die Entwicklung der Friedrichstadt seit Grundstücken wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf
dem späten 17. Jahrhundert zurück. Am diagonalen                    ein Gebäude – das heutige Haus Deutscher Stiftun-
Verlauf der Mauerstraße ist die erste Bauphase bis                  gen – gänzlich zerstört.
1732 erkennbar.11 Während im nördlichen Bereich                     Auf Teilen der Freiflächen wurde die DDR-Grenzüber-
große Geschäftshäuser das Bild der Friedrichstraße gangsstelle errichtet und kontinuierlich durch neue
prägten, entwickelte sich im Zuge der Industriali-                  Grenzanlagen, Wachtürme und Gebäude ausgebaut.
sierung der Druckbranche Ende des 19. Jahrhunderts
das Berliner Zeitungsviertel im Gebiet zwischen
Mehringplatz und Leipziger Straße.

     11 - vgl. Landesdenkmalamt zitiert nach Senatsverwaltung für
          Stadtentwicklung und Wohnen 2019a: 8

Leipziger Straße Ecke Friedrichstraße ostwärts, 1907                DDR-Grenzanlage am Checkpoint Charlie nach dem Mauerbau 1961

16       Ausgangsbedingungen und Ort
Checkpoint Charlie während der Zeit des Kalten Krieges                   Bebauungsstruktur nach der Wende

Die Erneuerung der Friedrichstadt wurde sowohl                           In den 1990er Jahren wurde für die Flächen der
in Ost- als auch in West-Berlin erst in den                              ehemaligen DDR-Grenzübergangsstelle ein Ameri-
1980er Jahren vorangetrieben. Nach dem Leitbild                          can Business Center konzipiert.13 Von den geplan-
der kritischen Rekonstruktion entstanden auf                             ten fünf Blöcken wurden drei realisiert, darun-
Westberliner Seite im Zuge der Internationalen                           ter das Philip-Johnson-Haus zwischen Friedrich-,
Bauausstellung 1987 zahlreiche neue Wohnbauten Mauer- und Krausenstraße. Die beiden Grund-
in direkter Mauernähe.12                                                 stücke an der Friedrichstraße/ Zimmerstraße ver-
Im Schwarzplan ist der ehemalige Mauerverlauf                            blieben als unbebaute Flächen. In den vergange-
mit Kontrollstreifen sowie die neunspurige Abfer-                        nen Jahren haben die beiden Flächen bereits unter-
tigungshalle als letzte Ausbaustufe der Grenzüber- schiedliche Zwischennutzungen und temporäre
gangsstelle dargestellt.                                                 Ausstellungsgebäude beherbergt.

    12 - vgl. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin 2010: 3, 14       13 - vgl. Düttmann 1993: 1100

Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/ Zimmerstraße in der                DIE MAUER – das asisi Panorama zum geteilten Berlin
späten Ausbauphase mit Dachkonstruktion

                                                                                             Ausgangsbedingungen und Ort       17
Ereignisse um den Checkpoint Charlie
1945

                                                                                      1962
                                      1949

                                                                                                 1963
                                                                           1961
       8. Mai                                23. Mai                                                    Juni
       Ende des Zweiten Weltkrieges          Gründung der Bundesrepublik                                Besuch des Grenzübergangs durch
                                             Deutschland                                                den US-amerikanischen Präsidenten
                                                                                                        John F. Kennedy (26.6.) und den
                                             7. Oktober                                                 sowjetischen Staatschef Nikita
                                             Gründung der Deutschen                                     Chruschtschow (28.6.)
                                             Demokratischen Republik
                                                                                                        14. Juni
                                                                                                        Eröffnung des Mauermuseums –
                                                                                                        Museum Haus am Checkpoint Charlie
                                                                                                        durch Gründer Rainer Hildebrandt
                                                                                                        in Trägerschaft der Arbeitsgemein-
                                                                                                        schaft 13. August e.V.: Das Museum
                                                                                                        dokumentiert gelungene und ge-
                                                                                                        scheiterte Fluchtversuche aus der
                                                                                                        DDR und den friedlichen Kampf für
                                                                                                        Menschenrechte in aller Welt.

                                                                                             17. August
                                                                                             tödlicher Fluchtversuch von Peter
                                                                                             Fechter im Grenzstreifen 200 m
                                                                                             südlich der GÜSt ohne Hilfeleistung
                                                                                             der DDR-Grenzsoldaten oder der
                                                                                             zahlreichen Augenzeugen auf West-
                                                                                             Berliner Gebiet

                                                                                  13. August
                                                                                  Beginn des Baus der Berliner Mauer

                                                                                  22. September
                                                                                  Eröffnung des Kontrollpunkts Check-
                                                                                  point Charlie und der GÜSt Fried-
                                                                                  richstraße/ Zimmerstraße

                                                                                  27. Oktober
                                                                                  Konfrontation sowjetischer und US-
                                                                                  amerikanischer Panzer am Grenz-
                                                                                  übergang
1990

                                                                                                               1996
                                                           1989
                                       1987

                                                                                                       1995
                                                                                    1992
1974

       5. Januar                                                                                                      Mai
       tödlicher Fluchtversuch von                                                                                    Installierung einer Lady Liberty
       Burkhard Niering an der GÜSt                                                                                   auf dem DDR-Wachturm durch
       Friedrichstraße/ Zimmerstraße                                                                                  den Aktionskünstler John Powers

                                                                                                              Platzierung von künstlerisch
                                                                                                              gestalteten Bauzäunen auf der
                                                                                                              östlichen Fläche

                                                                                           März
                                                                                           Verkauf der Flächen der ehemaligen
                                                                                           GÜSt an die Investmentgesellschaft
                                                                                           Central European Development Cor-
                                                                                           poration (CEDC) durch den Berliner
                                                                                           Senat

                                                                                           Oktober
                                                                                           Grundsteinlegung für ein American
                                                                                           Business Center

                                                                             Abriss der Grenzanlagen und der
                                                                             Grenzübergangsstelle

                                                                             22. Juni
                                                                             Feierliche Demontage der west-
                                                                             alliierten Kontrollbaracke

                                                                             3. Oktober
                                                                             Deutsche Wiedervereinigung/ Bei-
                                                                             tritt der DDR zur Bundesrepublik
                                                                             Deutschland

                                                                  9. November
                                                                  Fall der Berliner Mauer

                                              Internationale Bauausstellung
                                              (IBA) als Architekturausstellung
                                              und städteplanerisches Konzept des
                                              Berliner Senats, Umsetzung einer
                                              Vielzahl an Neubauprojekten in der
                                              südlichen Friedrichstadt
2000

                                                                                        2004

                                                                                                             2006
           1999
1998

                                 2001

                                                                                                   2005
                                                                             2003
                                        13. August                                                                  Sommer
                                        Mauermarkierung durch Pflaster-                                             Eröffnung der Open-Air-Ausstellung
                                        steindoppelreihe und mit im Boden                                           Checkpoint Charlie Gallery, konzi-
                                        eingelassenen Tafeln mit der In-                                            piert durch das Berliner Forum für
                                        schrift „Berliner Mauer 1961-1989“                                          Geschichte und Gegenwart e. V. im
                                                                                                                    Auftrag der Senatsverwaltung für
                                                                                                                    Wissenschaft, Forschung und Kultur
                             13. August
                                                                                                                    20. Juni
                             Eröffnung einer Nachbildung des
                             westalliierten Kontrollhäuschens                                                       Beschluss des Gesamtkonzepts zur
                             durch den Mauermuseums-Chef                                                            Erinnerung an die Berliner Mauer:
                             Rainer Hildebrand auf einer vom                                                        Dokumentation, Information,
                             Bezirk errichteten Verkehrsinsel                                                       Gedenken durch den Berliner Senat

                             Dezember
                             Abriss des DDR-Wachturms durch                                               September
                             die Grundstückseigentümerin auf                                              Senatsbeschluss zur Umsetzung des
                             dem östlichen Gelände                                                        Gesamtkonzepts Berliner Mauer der
                                                                                                          Senatsverwaltung für Wissenschaft,
                                                                                                          Forschung und Kultur
                  Platzierung einer Gedenktafel mit
                  Fotografien und Texten der Pan-
                  zerkonfrontation im Auftrag des                                              seit 3. Juni
                  Berliner Senats im Rahmen der
                  Dauerausstellung Geschichtsmeile                                             Als Soldaten verkleidete Schau-
                  Berliner Mauer                                                               steller stehen als Fotomotiv an der
                                                                                               Nachbildung des Kontrollhäuschens

                                                                                               31. Oktober bis 5. Juli
       Ausstellung des Original-Kontroll-
       häuschens der Westalliierten im                                                         Aufstellung eines Freiheitsmahn-
       AlliiertenMuseum in Berlin-Dahlem                                                       mals mit 1065 Holzkreuzen für die
                                                                                               Todesopfer der innerdeutschen
       Aufhängung einer Nachbildung des                                                        Grenze durch die Arbeitsgemein-
       viersprachigen Sektorengrenzen-                                                         schaft 13. August e.V.
       Schildes „You are leaving the Ame-
       rican Sector“                                                                Aufstellung des Größten Gästebuchs
                                                                                    der Welt
       Aufstellung der Leuchtkasten-Ins-
       tallation des Künstlers Frank Thiel                                          Errichtung einer Drehorgelgasse
       mit Portraitfotos eines russischen
       und eines amerikanischen Soldaten                                            Juli
       im Auftrag des Senats                                                        Insolvenz der Folgeeigentümerin
                                                                                    der Gründstücke
2012

                                                                                                           2018
                                          2015

                                                                                                                      2019
           2011

                                                     2016

                                                                                                2017
2010

                                                            25. Januar                                                       Januar bis April
                                                            Aufstellungsbeschluss zum                                        Durchführung diverser Gutachten
                                                            Bebauungsplan 1-98                                               und Weiterentwicklung des Bebau-
                                                                                                                             ungsplanentwurfs
                                                            Oktober
                                                            Vorstellung der Planung von                                      April bis Mai
                                                            Trockland für das Ostgrundstück                                  Beteiligung der Träger öffentli-
                                                            im Baukollegium                                                  cher Belange nach § 4 Abs. 2 BauGB

                                                            November                                                         22. Juni
                                                            Festlegung der Entwicklung eines                                 Abschlussveranstaltung zum Betei-
                                                            Bildungs- und Erinnerungsortes am                                ligungsprozess Zukunft Checkpoint
                                                            Checkpoint Charlie im Koalitions-                                Charlie als Offener Dialog vor Ort
                                                            vertrag                                                          zum Bebauungsplanentwurf 1-98

                                                                                                                             Juli bis August
                                                 8. September
                                                                                                                             öffentliche Auslegung des Bebau-
                                                 Senatsbeschluss über den Geltungs-                                          ungsplans nach § 3 Abs. 2 BauGB
                                                 bereich zum Gebiet von außer-                                               und erneute Beteiligung der
                                                 gewöhnlicher stadtpolitischer                                               Träger*innen öffentlicher Belange
                                                 Bedeutung                                                                   nach § 4a Abs. 3 BauGB
                                                 November
                                                 Trockland stellt dem Land Berlin                                 Januar bis Februar
                                                 seine Planungen vor
                                                                                                                  Fachbeteiligung innerhalb des
                                                                                                                  Beteiligungsverfahren Zukunft
                             Weiterentwicklung der Open-Air-                                                      Checkpoint Charlie
                             Ausstellung Checkpoint Charlie
                             Gallery                                                                              Mai
                                                                                                                  Beginn des öffentlichen
                             20. September                                                                        Beteiligungsverfahrens
                             Eröffnung BlackBox Kalter Krieg be-
                             trieben durch das Berliner Forum                                                     Juni
                             für Geschichte und Gegenwart e.V.                                                    Unterschutzstellung beider
                             im Auftrag der Senatsverwaltung                                                      Grundstücke durch das Landes-
                             für Wissenschaft, Forschung und                                                      denkmalamt Berlin
                             Kultur
                                                                                                                  Juni bis August
                             23. September                                                                        städtebauliches
                             Eröffnung des asisi Panoramas                                                        Workshopverfahren
                             zum geteilten Berlin
                                                                                                                  21. September
                                                                                                                  abschließendes Obergutachter*in-
                  27. Oktober                                                                                     nengremium
                  Aufstellung einer Gedenktafel zur                                                               Dezember
                  Erinnerung an die Panzerkonfron-
                  tation 1961                                                                                     finale Formulierung der Leit-
                                                                                                                  linien aus dem städtebaulichen
                                                                                                                  Workshopverfahren
       Juni
                                                                                                                  Senatssitzung zur Neuausrichtung
       Eröffnung Charlie‘s Beach auf                                                                              des Bebauungsplans 1-98
       Teilen des Flurstücks 84
                                                                                                       August
                                                                                                       Unterzeichnung eines Letter of
                                                                                                       Intent zwischen dem Land Berlin
                                                                                                       und Trockland
B
Prozessgestaltung
und Formate
    Welche Akteur*innen waren im Beteiligungs-
    prozess eingebunden? Wie war das Verfahren
    gestaltet? Und wie wurde der Prozess
    ­
    kommuniziert?
“I wanted to see Checkpoint Charlie   „Ich habe ein weniger improvi-
because of its historical meaning,    siertes Äußeres des CpC erwartet.
but I don’t like the appearance, it   Die Bedeutung der Brandmauern
has no authenticity.”                 hätte ich ohne Erklärung nicht
Tourist*in aus Schottland             verstanden.“
                                      Tourist*in aus Potsdam

Der Beteiligungsprozess Zukunft Checkpoint Charlie                        Weitere Expert*innen waren die sieben Architektur-
setzte eine Vielzahl an Formaten und Kommunikations-                      büros, die innerhalb des städtebaulichen Workshop-
mitteln ein, um möglichst viele verschiedene Zielgrup-                    verfahrens Entwürfe für das Areal erarbeiteten, sowie
pen zu erreichen und fundierte Ergebnisse hervorzu-                       die Stiftung Berliner Mauer, welche den zukünftigen
bringen. Ziel war es, der Öffentlichkeit die komplexen                    Bildungs- und Erinnerungsort betreiben wird.
Rahmenbedingungen zur Entwicklung des Ortes zu ver-
mitteln und ein breites Meinungsspektrum einzufangen.                        Stadtgesellschaft
Der Beteiligungsprozess bestand aus einer fachlichen                      Das öffentliche Beteiligungsverfahren richtete sich an
und einer öffentlichen Beteiligung, die mit einem                         die interessierte Öffentlichkeit. Einige Beteiligungs-
städtebaulichen Workshopverfahren verflochten waren.                      formate adressierten speziell folgende drei Gruppen:
Mit dem Beteiligungsverfahren führte die Senats-                          − Anwohner*innen, insbesondere aus der südlichen Fried-
verwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen einen                             richstadt und der Zimmerstraße, die aus einer vom
umfassenden Prozess durch, der über die gesetzlich                           Alltag geprägten Sicht Anforderungen an den Checkpoint
vorgeschriebene Beteiligung in einem Bebauungsplan-                          Charlie als Wohnquartier stellen
verfahren hinausging.                                                     − Besucher*innen und Tourist*innen, die teilweise in
                                                                             großen Gruppen Spuren der Erinnerung an die deutsche
    Akteur*innen im Beteiligungsverfahren                                    Teilung besichtigen wollen, sich im Straßenraum auf-
In das Beteiligungsverfahren waren sehr unter-                               halten, Orte zum Verweilen und Ausruhen suchen – und
schiedliche Akteursgruppen involviert: Verwaltung,                           den Ort prägen
Expert*innen, Stadtgesellschaft, Investor und                             − Personen, die im Umfeld des Checkpoint Charlie arbeiten
Verfahrensbegleiter*innen.                                                   und den Kreuzungsbereich queren
                                                                          Neben dem Partizipationsprozess förderte besonders
    Verwaltung                                                            die stetige Berichterstattung der Presse die stadtge-
Mitarbeiter*innen der Senatsverwaltung für Stadtent-                      sellschaftliche Debatte über die Zukunft des Ortes.
wicklung und Wohnen begleiteten den gesamten Prozess.
Vertreter*innen anderer Verwaltungen wurden in der
Fachbeteiligung hinzugezogen.

    Expert*innen
Im Rahmen der Fachbeteiligung wurden Expert*innen
aus den Fachrichtungen Geschichte, Denkmalschutz, Tou-
rismus, Mobilität, Städtebau, Architektur sowie Frei-
raumplanung eingeladen, ihre Expertise in den Prozess
einzubringen. Die Expert*innen hatten einen direkten
fachlichen Bezug zum Checkpoint Charlie (siehe Anhang).                   Befragung am Beteiligungsfahrrad

                                                                                                Prozessgestaltung und Formate       23
„Checkpoint Charlie ist ein ech-      mehr Platz am Gehweg, weniger      „Ich bin für Cafés, Restaurants und
ter Shared Space und funktioniert     Ramsch, weniger Halten in zwei-    Unterhaltung. Vor allem abends ist
bereits heute weitgehend so. Die      ter Reihe.“                        es sehr langweilig und dem Stand-
künftige Gestaltung sollte den Nut-   Teilnehmer*in des Online-Dialogs   ort nicht würdig...“
zungsansprüchen von Fußgängern                                           Teilnehmer*in des Online-Dialogs
und Radfahrern noch weiter entge-
gen kommen, auch in den umliegen-
den Straßen – zum Beispiel durch

     Investor                                                               2. Fachbeteiligung
Aufgrund vorangegangener Verhandlungen und des kon-                      Die fachliche Annäherung an die unterschiedlichen
kreten Entwicklungsinteresses war die Investoren-                        Facetten des Ortes schuf einen Überblick über die
gruppe Trockland sowohl in das öffentliche Beteil-                       komplexen und vielseitigen Fragestellungen der
iägungsverfahren als auch in das städtebauliche                          Entwicklung. In drei Fachgesprächen zu unterschied-
Workshopverfahren einbezogen.                                            lichen Entwicklungsthemen und einem abschließenden
                                                                         Fachkolloquium stellten insgesamt fünfzehn Fachex-
     Verfahrensbegleiter*innen                                           pert*innen ihre Sichtweisen auf die Entwicklung des
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen                     Checkpoint Charlie dar. Die Expert*innen wurden auf-
beauftragte das Büro Urban Catalyst für die Konzeption                   grund ihres Wissens zum Ort oder zu thematisch ver-
des Prozessdesigns sowie die Durchführung und Mode-                      wandten Sachverhalten ausgewählt. Außerdem nahmen
ration der unterschiedlichen Beteiligungsformate.                        Mitarbeiter*innen der Senatsverwaltungen und der
Das Büro C4C übernahm die Steuerung des städtebau-                       Bezirke an den Fachgesprächen teil.
lichen Workshopverfahrens.                                               Ihre teils sehr unterschiedlichen Interessenlagen und
                                                                         Ansichten auf die Entwicklung des Gebietes hielten die
     Prozessgestaltung                                                   Expert*innen in fünf Statements fest (Auszüge aus den
Das gesamte Beteiligungsverfahren erfolgte in vier                       Statements in Kapitel C). Trotz der kontrovers geführten
Phasen. Das Prozessdesign wurde so konzipiert, dass                      Debatten einigten sich die Beteiligten des Fachkolloqui-
es während des Bebauungsplanverfahrens in Bezug auf                      ums schließlich auf eine gemeinsame Fachempfehlung.
die Ergebnisse der fachlichen und öffentlichen Debatte
gezielt angepasst werden konnte. Die Fachbeteiligung                        3. Öffentliche Beteiligung
ging der öffentlichen Beteiligung voraus, das städte-                    Die öffentliche Beteiligung fand im Anschluss an die
bauliche Workshopverfahren fand parallel zur öffent-                     Fachbeteiligung statt. Zu den öffentlichen Beteili-
lichen Beteiligung statt.                                                gungsformaten gehörten Veranstaltungen, Formate der
                                                                         Vor-Ort-Beteiligung sowie digitale Beteiligungsange-
     1. Prozessdesign                                                    bote (siehe Beteiligungsformate). Die Teilnehmenden
Das Beteiligungsverfahren war inhaltlich, methodisch                     waren aufgerufen, Sichtweisen und Haltungen zur
und zeitlich eng zwischen der Senatsverwaltung für                       Geschichte, zur historischen und aktuellen Bedeutung
Stadtentwicklung und Wohnen und dem beauftragten                         und zur Nutzung des Ortes zu diskutieren. Außerdem
Büro Urban Catalyst abgestimmt. Zu Beginn des Pro-                       war die Öffentlichkeit eingeladen, die Entwürfe des
jektes wurden der Umfang und die Ziele des Verfahrens                    städtebaulichen Workshopverfahrens zu kommentieren
festgelegt, Meilensteine gesetzt und der Prozessver-                     und mit den Architekturbüros in Austausch zu treten.
lauf bestimmt.                                                           Innerhalb der öffentlichen Beteiligung wurden die
                                                                         Betrachtungsebenen von Expert*innen, Öffentlichkeit
                                                                         und Planer*innen so miteinander verknüpft, dass Betei-
                                                                         ligung und Planung aufeinander Bezug nehmen konnten.

24      Prozessgestaltung und Formate
Senatsverwaltung
                             für Finanzen

        Senatsverwaltung                                Senatsverwaltung
        für Kultur und                                  für Umwelt, Verkehr
        Europa                                          und Klimaschutz                             Tourist*innen
                                                                              CpC-Arbeitende
Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung                                                                                             Anwohner*innen
und Wohnen

                                        Verwaltung                                   Stadt-
   Bezirksamt                                                                        gesellschaft
   Friedrichshain-
   Kreuzberg

                     Bezirksamt
                     Mitte

                                                                                                          Stiftung Berliner
                                                                                                          Mauer

     Investor

                                                                                                    Geschichte

                                                                                                            Denkmalschutz
                                    Architektur-
                                    büros                                                                           Tourismus

                                                                                                                    Freiraumplanung
                                                                              Expert*innen
                                                                                                                    Architektur
   Akteurskarte zur Veranschaulichung der in das
   Beteiligungsverfahren involvierten Personengruppen                                                         Städtebau
   und Institutionen

                                                                                                        Mobilität

                                                                                          Prozessgestaltung und Formate               25
Präsentation der städtebau-
                                                                                      lichen Konzepte im Berliner
                                                                                      Stadtmodell bei der Öffentli-
                                                                                      chen Debatte am 4. Juli 2018

                                     Zusammentragen von Informationen
                                     beim Öffentlichen Auftakt am
                                     28. Mai 2018

                                                                        Befragung von Tourist*innen, Anwoh-
                                                                        ner*innen und am CpC-Arbeitenden am
                                                                        Beteiligungsfahrrad

26   Prozessgestaltung und Formate
Die Ergebnisse der öffentlichen Beteiligung und der      Hintergrundinformationen und Zwischenergebnisse
Fachbeteiligung gingen in die Aufgabenstellung des       des Beteiligungsverfahrens sowie eine Übersicht der
städtebaulichen Workshopverfahrens ein und wurden        Veranstaltungstermine wurden kontinuierlich auf die
in eine Checkpoint Charlie-DNA zusammengeführt.          Website www.berlin.de/zukunft-cpc gestellt und in sozi-
Diese stellt das zentrale Ergebnis des Beteiligungs-     alen Medien vermittelt. Wichtiges Informationsmittel
verfahrens dar.                                          auf den Veranstaltungen war außerdem die wachsende
                                                         Ausstellung Zukunft Checkpoint Charlie, die den gesam-
   4. Kooperatives städtebauliches                       ten Beteiligungsprozess dokumentierte. Zielgruppen-
   Workshopverfahren                                     spezifische Beteiligungskarten im Postkartenformat
Im Rahmen des Workshopverfahrens waren sieben            mit Fragen zur Nutzung und Bewertung des Ortes unter-
Architekturbüros aufgefordert, städtebauliche Kon-       stützten einen niedrigschwelligen Gesprächseinstieg
zepte für das Gesamtareal zu erarbeiten, die sowohl      und damit die Sammlung von Anregungen für den Ort.
die städtebauliche Gestalt als auch die Grundstrukturen Die Beteiligungskarten wurden am Beteiligungsfahrrad
der Nutzungsbereiche und Außenanlagen berücksichti-      und am Rande der Veranstaltungen eingesetzt. Jede der
gen sollten. Die Entwürfe sollten der städtebaulichen,   drei Kartenvarianten richtete sich an eine andere Ziel-
historischen und funktionalen Komplexität des Ortes      gruppe: Personen, die am CpC entweder wohnen, arbei-
gerecht werden. Die Arbeiten dienten als Grundlage für   ten oder ihn besuchen (deutsch- und englischsprachig).
die Festsetzung der städtebaulichen Rahmenbedingun-
gen, welche in städtebauliche Leitlinien zusammenge-        Beteiligungsformate
führt wurden. Das kooperative – nicht anonyme – städ-    Um möglichst viele Menschen aus unterschiedlichen
tebauliche Workshopverfahren über beide Grundstücke      stadtgesellschaftlichen Gruppen zu erreichen und fun-
lief vom 1. Juni bis zum 6. August 2018. Aufgrund der    dierte Ergebnisse zu erarbeiten, wurden im Verfahren
Offenlegung der sieben beauftragten Büros konnten die    vielfältige Beteiligungsformate angeboten. Auf den
Teams in einen direkten Austausch mit der Öffentlich-    folgenden Seiten werden die unterschiedlichen Beteili-
keit und den Expert*innen treten. Dies war eine zent-    gungsformate vorgestellt.
rale Voraussetzung für die Verzahnung von Beteiligung
und Planung.

   Prozesskommunikation
Durch eine Vielzahl an Kommunikationsmitteln konnten
im Beteiligungsprozess viele unterschiedliche Akteurs-
gruppen erreicht werden. Das für die Durchführung des
Beteiligungsverfahrens beauftragte Büro setzte auf
analoge und digitale Kommunikationsmittel und eine
eigene Bildsprache. Für die Außendarstellung wurde
ein klares Erscheinungsbild mit hohem Wiedererken-
nungswert entwickelt. Unterschiedliche Printprodukte
wie ein Faltblatt, Programmflyer und Poster unter-
stützten die Information über den Beteiligungsprozess
und die Bewerbung der Veranstaltungen. Insbesondere
die Kommunikation mit der Nachbarschaft erfolgte
über den Posteinwurf des Faltblatts und über Poster im
öffentlichen Raum.
                                                                          Prozessgestaltung und Formate        27
» Prozessdesign

     Kick-Off-Workshop
     15. November 2017

     Ziel                                               Beim Kick-Off-Workshop konkretisierten die Mitarbei-
     − Definition und Feinjustierung der Projektziele   ter*innen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
     − Konkretisierung des Arbeitsprogramms und der     und Wohnen und das beauftragte Büro Urban Catalyst
        Beteiligungsformate                             gemeinsam die Vorgehensweise für das Beteiligungs-
     Werkzeuge                                          und Workshopverfahren.
     − themenspezifische Kernfragestellungen als
        Diskussionsgrundlage
     − transparente Dokumentation der
        Diskussionsergebnisse auf einer Mind-Map
     Ergebnisse
     − Überarbeitung Prozess- und Zeitplan
     − Protokoll mit abgestimmter Vorgehensweise

28   Prozessgestaltung und Formate
» Fachbeteiligung

Fachgespräche
31. Januar 2018/ 14. Februar 2018/ 26. Februar 2018
8-15 Teilnehmer*innen

Ziel                                                    In moderierten Fachgesprächen erläuterten ausge-
− Wissensaustausch und -bündelung                       wählte Fachexpert*innen sowie Mitarbeiter*innen aus
   zum Checkpoint Charlie                               der Verwaltung auf Senats- und Bezirksebene ihre
− Sammlung von Argumenten zur Unterstützung einer       Forschungsergebnisse und Sichtweisen auf den Ort
   politischen Einschätzung und der Kommunikation       (Liste der Teilnehmer*innen siehe Anhang). Die drei
   mit den Bürger*innen                                 Fachgespräche fanden zu folgenden Themen statt:
Werkzeuge
                                                        −   Städtebau, Entwicklung und Beteiligung
− Formulierung von themenspezifischen Kernfrage-
                                                            am 31. Januar 2018
   stellungen als Diskussionsgrundlage
                                                        −   Tourismus, Verkehr und öffentlicher Raum
− transparente Dokumentation der Diskussions-
                                                            am 14. Februar 2018
   ergebnisse auf einer Mind-Map
                                                        −   Erinnerung, Bedeutung und zukünftige Rolle des Ortes
Ergebnisse
                                                            am 26. Februar 2018
− ergebnisorientierte Aufbereitung wissenschaftlicher
   Erkenntnisse zum Ort
− Überblick über Eigenschaften, Qualitäten und
   Herausforderungen des Ortes sowie über Haltungen
   und Konflikte
− gegenseitige Sensibilisierung für unterschiedliche
   Interessenlagen
− Grundlagen für die Formulierung einer
   Fachempfehlung

                                                                           Prozessgestaltung und Formate           29
» Fachbeteiligung

     Fachkolloquium
     26. April 2018
     15 Teilnehmer*innen

     Ziel                                              Im Fachkolloquium diskutierten Vertreter*innen aus
     − Zusammenführung von Meinungen aus den           den drei Fachgesprächen gemeinsam divergierende
        Fachgesprächen zu einer Fachempfehlung         Haltungen, inhaltlich drängende Punkte sowie Verfah-
     Werkzeuge                                         rensfragen. Konkret ging es um die Themen:
     − Thesenentwurf für eine Fachempfehlung
                                                       −   Bedeutung des Ortes
        als Diskussionsgrundlage
                                                       −   Erinnerungs- und Informationsort Berliner Mauer
     Ergebnisse
                                                       −   Entwicklungsspielräume aus baulich-räumlicher Sicht
     − pointierte Statements wesentlicher Argumente
                                                       −   öffentlicher Raum und Verkehr
        durch Vertreter*innen der drei Fachgespräche
                                                       −   Verfahren/ Prozess
     − Fachempfehlung

30   Prozessgestaltung und Formate
» Öffentliche Beteiligung/ Veranstaltungen

Öffentlicher Auftakt
28. Mai 2018/ asisi Panorama Berlin
ca. 200 Teilnehmer*innen

Ziel                                                      Der Öffentliche Auftakt Identität und Zukunft Check-
− Information über den Beteiligungsprozess, den Hand-     point Charlie leitete den öffentlichen Beteiligungs-
   lungsspielraum des Verfahrens, die Entwicklungsziele   prozess ein. Im informativen Teil erfolgten Einfüh-
   und die Beteiligungsmöglichkeiten                      rungen zu:
− Sammlung von Eindrücken zum Status quo, Meinungen,
                                                          −   Anlass des Beteiligungsprozesses durch Dr. Konrad
   Potenzialen und Herausforderungen
                                                              Schmidt-Werthern (Senatsverwaltung für Kultur und
Werkzeuge
                                                              Europa)
− moderierte Diskussion an thematischen Stationen
                                                          −   Rahmenbedingungen durch Manfred Kühne (Senatsver-
− prägnante Fragestellungen
                                                              waltung für Stadtentwicklung und Wohnen)
− leicht verständliche visuell-haptische Arbeitsgrund-
                                                          −   Visionen für den CpC durch Heskel Nathaniel (Trockland
   lagen (z.B. Bild- und Kartenmaterial, Symbole auf
                                                              Management GmbH)
   Stickern)
                                                          −   Ziele und Formate des öffentlichen Beteiligungspro-
− Dokumentation auf Mind-Maps und Lupenplänen
                                                              zesses durch Anna Bernegg und Dr. Cordelia Polinna
Ergebnisse
                                                              (Urban Catalyst GmbH)
− Perspektiven auf den Checkpoint Charlie unter
   den Gesichtspunkten Erinnerungsort, Tourismusort       Im Fokus des interaktiven Teils standen moderierte
   und Alltagsort                                         Diskussionen um die Eigenschaften und Nutzungswei-
− gegenseitige Sensibilisierung für unterschiedliche      sen des Ortes an den drei Stationen – Erinnerungsort,
   Interessenlagen                                        Tourismusort, Alltagsort.
− Erarbeitung von gemeinsamen Vorstellungen als           Die Veranstaltung wurde durch Anwohner*innen, am
   Grundlage für die Ausschreibung des städtebaulichen    CpC-Arbeitende, Gewerbebetreibende der Umgebung,
   Wettbewerbs                                            thematisch Interessierte, Stadtführer*innen sowie
                                                          Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung besucht.

                                                                              Prozessgestaltung und Formate            31
» Öffentliche Beteiligung/ Veranstaltungen

     Moderierte Ortserkundungen
     28. Mai 2018/ Umgebung des ehemaligen Grenzübergangs
     ca. 70 Teilnehmer*innen

     Ziel                                                 Bei drei Ortserkundungen näherten sich am Nachmit-
     − Kennenlernen des Handlungsraums                    tag vor dem öffentlichen Auftakt die Teilnehmenden
     − Information über charakteristische Eigenschaften   dem Checkpoint Charlie aus drei Perspektiven an:
        und neuralgische Themen                           Erinnerungsort, Tourismusort und Alltagsort.
     − Aufzeigen unterschiedlicher Vorstellungen und      Aktuelle Nutzungen, historische Spuren, Konflikte und
        Erwartungshaltungen                               Potenziale standen im Zentrum der Erkundungen.
     − Miteinander-ins-Gespräch-Kommen                    Das Format diente dazu, die Teilnehmenden über Ent-
     − Einstieg in die Diskussionsthemen                  wicklungen und Herausforderungen im Raum anschau-
     Werkzeuge                                            lich zu informieren und sie anzuregen, unter spezi-
     − Kernfragestellungen zur Wahrnehmung des Ortes      fischen Fragestellungen unterschiedliche Blickwinkel
     − ergänzende Inputs durch Schlüsselakteur*innen      einzunehmen.
     − Markierung des ehemaligen Mauerverlaufs mit
        farbigem Klebeband
     Ergebnisse
     − erstes Meinungsbild
     − Erkenntnisse für die Diskussion

32   Prozessgestaltung und Formate
» Öffentliche Beteiligung/ Veranstaltungen

Themenabend
4. Juni 2018/ FORUM Factory
ca. 90 Teilnehmer*innen

Ziel                                                      Der Themenabend Städtebau, Verkehr und Freiraum
− Information über Beteiligungs- und                      fand eine Woche nach der Auftaktveranstaltung statt.
   Workshopverfahren                                      Im Vordergrund der zweieinhalbstündigen Veranstal-
− Herausarbeitung von Potenzialen, Ideen und Konflikten   tung stand die Diskussion zu thematischen Fragestel-
Werkzeuge                                                 lungen sowie die Erarbeitung von konkreten Erkennt-
Diskussion an moderierten Themen-Tischen in Gegen-        nissen für das Workshopverfahren.
wart von Expert*innen mit unterstützenden Arbeits-        Der informative Teil bestand aus Inputs zu:
mitteln:
                                                          −   Darstellung der Ziele und Formate des Beteiligungs-
− Plandarstellungen/ Lupenpläne
                                                              prozesses durch Anna Bernegg und Dr. Cordelia Polinna
− thematische Fotos als Inspiration
                                                              (Urban Catalyst GmbH)
− Platten aus dem Stadtmodell im Maßstab 1:500
                                                          −   Erläuterung der Aufgabenstellung für das kooperative
− aktives Zuhören durch Vertreter*innen der am Work-
                                                              städtebauliche Workshopverfahren durch Manfred
   shop-Verfahren teilnehmenden Architekturbüros:
                                                              Kühne (SenSW)
− Einholen von Erkenntnissen aus der Diskussion für den
                                                          −   Vorstellung der Unterschutzstellung des Areals und
   Arbeitsprozess
                                                              der daraus resultierenden Empfehlungen des Landes-
Ergebnisse
                                                              denkmalrates für den Ort durch Prof. Dr. Jörg Haspel
− Erkenntnisse und Hinweise für das städtebauliche
                                                              (Landeskonservator und Leiter des Landesdenkmalamts
   Workshopverfahren
                                                              Berlin)

                                                          Der Fokus des interaktiven Teils lag auf der Gruppen-
                                                          arbeit an drei Themen-Tischen zu Architektur und
                                                          Städtebau, Verkehr sowie öffentlicher Raum.

                                                                             Prozessgestaltung und Formate            33
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