RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
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Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 RAUMGESTALTEN |2021 huljahren 2019|2020 und 2020 ALTEN Projekte in den Sc RAUMGEST
Seite 6 Brücken bauen 12 sChOOL KITs 18 The Land-ing 24 Pflanzen sind cool 30 Wir bauen Stadtklima 36 42 Von der Freiklasse zum Alles nur Fassade? 48 Boden ist 4-dimensional 54 Das Ende der Volksschule Peter Rosegger GTVS Neubau|Wien Pädagogische Hochschule Integrative Lernwerkstatt BRG Kufstein|Tirol Freiraum BRG Sillgasse|Innsbruck BG 13|Wien Schlafstadt Steiermark Linz|Oberösterreich Brigittenau|Wien WRG Ursulinen Tirol BHAK/BHAS Wien 22 Innsbruck|Tirol 8 14 20 26 32 38 44 50 56 56 34 Bau:m:eisterklasse ein, mein, dein, kein Wo ist meine Spacest du schon Unsere ideale Stadt ... wie wirkt #borg3 forfuture WH 500 – Digitale Forschungsgebiet Praxisvolksschule Klagenfurt unser Raum Distanz? oder raumst du noch? Mittelschule Steinbauergasse Architektur? BORG3|Wien Räume für Kultur Niemansland_3000 Kärnten Volksschule Kirchbach SIP Schule im Pfaffenhof AHS Sperlgymnasium Wien HLA Baden|Niederösterreich Gymnasium Schillerstraße BRG in der Au|Innsbruck|Tirol Steiermark Graz|Steiermark Wien Feldkirch|Vorarlberg 10 16 22 28 34 40 46 52 58 Wir bepflanzen unsere Schule Volksschule Peter Rosegger unterwegs in Griffen Wohnen in Gemein- Volksschule Griffen|Kärnten schaft AHS Zirkusgasse|Wien Land schafft Lebens- raum Mittelschule Lochau|Vorarlberg Breadcrumb Navigation BG Klosterneuburg Gassenbank und Kabesgartl Bildungszentrum Litzlhof c19 – distanced education Wirtschaftskundliches BRG Kein schöner Land HTL Villach|Kärnten Villa Müller digital Gymnasium Schillerstraße Feldkirch|Vorarlberg 56 Graz|Steirmark Niederösterreich Kärnten Salzburg 2 3
Seit dem Schuljahr 1998/99 fördert die Projektreihe RaumGestalten und Schultypen bearbeitet wurden. Dabei lassen sich interessante die intensive Auseinandersetzung von Schüler:innen und damit auch Schwerpunkte erkennen. Der Klimawandel als drängende Frage von von ihren Pädagog:innen mit der gestalteten Umwelt. Angeleitet von Gegenwart und Zukunft bildet in zahlreichen Projekten eine „Hinter- Expert:innen aus dem breiten Feld der Baukultur – Architektur, grundfolie“, der in unterschiedlichen Fragestellungen nachgegangen Landschafts- und Raumplanung – kann ein Semester lang die bau- wurde: vom sorgsamen Umgang mit Grund und Boden über die Fähig- kulturelle Vielfalt erkundet werden. Die Auswahl jener Projekte die keiten von Bäumen als „Klimaretter“ bis zu nachhaltigen Wohn- und gefördert werden, erfolgt von einer fachkundigen Jury mit Expertise im Lebensformen. Ein zweiter Fokus lag auf dem Thema „Nähe und Bereich Baukultur und Pädagogik. Distanz“, das im Leben in der Pandemie ganz neue Bedeutung er- Als im Jänner 2020 die Projekte des Schuljahres 2019/20 gewählt halten hat. wurden, hatten wir alle noch nichts von Distance-Learning, Schicht- RaumGestalten ist ein Gemeinschaftsprojekt des OeAD - Agentur für betrieb, Distanz- und Hygieneregeln, Testpflicht, Kontakt- und Bildung und Internationalisierung mit der Architekturstiftung Österreich Veranstaltungsverboten gehört. Doch kurz darauf prägten diese den und der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen. Die Broschüre ist bei Schulalltag. Inhaltliche, methodische und zeitliche Planungen konnten den Projektpartnern kostenlos erhältlich und soll dazu beitragen, das nicht mehr eingehalten werden, Umplanungen wurden erforderlich Thema Baukultur im Schulalltag besser zu verankern und zu verdeutli- und Zeitdruck war omnipräsent. Digitale Tools hielten Einzug ins chen, welche Bedeutung es für das Leben jedes/r Einzelnen und für die (Schul)Leben und viele Projekte mussten eine Zwangspause einlegen. Gesellschaft hat. Daher wurde der Bearbeitungszeitraum ausgedehnt und fast alle Projekte konnten – adaptiert auf die jeweils aktuellen Möglichkeiten Barbara Feller, Projektleitung – im Lauf des nachfolgenden Schuljahrs abgeschlossen werden. Die Ausschreibung für den Durchgang im Schuljahr 2020/21 nahm bereits für die Projektpartner: auf die neuen Gegebenheiten Bezug und eine Durchführung in Distanz Jakob Calice, OeAD wurde schon bei der Einreichung abgefragt. Erfreulicherweise konnten Christian Kühn, Architekturstiftung Österreich alle Projekte stattfinden, wobei neue Methoden erprobt sowie neue Daniel Fügenschuh, Kammer der ZiviltechnikerInnen Erkenntnisse und Inspirationen gewonnen wurden. Daher ist diese Broschüre so umfangreich und zeigt die Bandbreite baukultureller Themen, die im ganzen Land in vielfältigen Schulstufen
Brücken bauen Brücken sind vielfältig. Kinder kennen diese Bauwerke und nehmen sie als selbst- verständlichen Bestandteil unserer gebauten Umwelt wahr. Welche Konstruktionen hinter Brücken stecken, wie diese geplant werden und wie physikalische Kräfte wirken, können Kinder nur schwer selbstständig nachvollziehen. Die Vielfalt und die verschiedenen Spielmöglichkeiten vom Begriff Brücke sowie die Möglichkeit, Brücken selbst zu bauen und Einblicke in die Planung von Brücken zu bekommen, standen im Fokus des Projekts. Schule Volksschule Peter Rosegger|Loewegasse 8|8052 Graz|Steiermark|www.vs-peter-rosegger.at Schüler:innen Begriffsklärung und spielerisches Erleben „Feld“ in die Klasse. Eine Kooperation zwischen den nach den ersten Projektphasen daran, ihre Eindrücke Emin|Jakob R.|Mahsa|Valerie|Olivia|Diana|Korbinian|Fabian|Rada|Jakob K.|Rezan|Skadi Der Einstieg ins Thema erfolgte mit einer umfang- Gruppen entstand. Ein paar Tage später wurden die persönlich zu reflektieren. In Form von Zeichnungen Tobias|Mert|Nelson|Patrick|Natalija|Elias|Simon|Erik|Alessandro|Vedad|Julia (Klasse 1b bzw. 2b) reichen Betrachtung und Bearbeitung des Begriffs Gruppen getauscht und weitere Aufgaben gelöst. wurden so Ideen und Visionen sichtbar. Brücke. Dazu wurde das Buch „Die Brücke“ von Ernst Lehrer:innen Daniel List|Brigit Grassl Janisch gelesen und von den Kindern nachgespielt, Umwelt erleben und Wissen spielerisch erarbeiten Analyse und Raummodelle Direktorin Sabine Reß unsichtbare Brücken in Form von Postsendungen Im Rahmen der Expeditionen wurden Fragen zu Him- Auf Basis der gemachten Erfahrungen erstellten die Expertise wurden ebenso aufgespannt, wie Kartonbrücken im melsrichtungen mithilfe eines Kompasses geklärt, die Kinder in drei Gruppen jeweils eine Brücke. Diese Konzept: Martin Brischnik|Daniela Zeschko / LIVING ROOMS|www.living-rooms.at Stecksystem zusammengebaut. Die Kinder erweiter- Grazer Hauptbrücke in ihrer baulichen Dimension und Bauwerke wurden von den Kindern mit verschiedens- Umsetzung: Daniela Zeschko ten ihr Verständnis für Brücken und haben begonnen, Funktion erforscht. In der Klasse bekamen die Kinder ten zur Verfügung gestellten Materialien gefertigt. Sie den Begriff über die bauliche Bedeutung hinaus ganz- mithilfe von Lern-Apps auf Tablets spielerisch Eindrü- bauten und werkten selbstständig und kooperativ und heitlich zu verstehen. cke von historischen Brücken in Graz. Auch im Bereich tauchten in einen kreativen Prozess ein. Zusätzlich Messen konnten Praxiserfahrungen gemacht werden, wurde in der Klasse gemeinsam mit den Kindern noch Exkursionen so wurde die Frage nach der Länge der Hauptbrücke eine Leonardobrücke mit Holzlatten gebaut, über wel- Nach einer coronabedingten Unterbrechung wurde von den Kindern selbstständig geklärt, indem sie che die Kinder und Lehrer:innen auch selber gehen das Projekt mit zwei interaktiven Exkursionen wieder durch Probieren und Beratung im Team zwei Möglich- konnten. Abschließend gab es noch einen Reflexions- aufgenommen. Die Klasse wurde geteilt, eine Gruppe keiten, nämlich das Abschreiten und das Messen in termin, bei dem die Kinder ihre Eindrücke vom Projekt blieb in der Klasse, die andere – das Expeditionsteam Abschnitten gefunden haben. und ihren Erkenntnisgewinn formulierten. – fuhr zur Grazer Hauptbrücke. Gemeinsam wurden mithilfe von Videocalls interaktive Aufgaben gelöst. Brücken planen Dabei waren die Schüler:innen in der Klasse auf die Anhand der Pläne der neuen Tegethoffbrücke in Graz Angaben der Schüler:innen in der Stadt angewiesen. wurde die Brückenplanung an einem praxisnahen Bei- Die Expeditionsgruppe lieferte Erkenntnisse vom spiel besprochen. Individuell machten sich die Kinder 6 7
Bau:m:eisterklasse In der Bau:m:eisterklasse erarbeiten sich die Kinder durch Wahrnehmen und Erforschen, Zeichnen und Bauen spielerisch verschiedene Zugänge zum Natur- und Baumaterial Holz. Raum gestalten, Ideen entwickeln schützer erlebbar. Anschließend vermittelte Holzbau- Prinzipien erkennen, Naturgesetze erproben Im ersten Workshop widmeten sich die Kinder ihrem meister Fritz Klaura in einem anschaulichen Vortrag Im vierten Workshop, der im Garten der Schule durch- unmittelbaren Lebensraum. Sie erforschten ihre(n) die Bedeutung von Holz als nachwachsendem Bau- geführt werden konnte, beschäftigten sich die Kinder Stadt(teil) und untersuchten diese(n) anhand von stoff, seine Anwendungsmöglichkeiten und dessen mit den Eigenschaften von Holz als Baumaterial, ent- Luftbild und Katasterplänen hinsichtlich Bebauung, natürlichen Kreislauf. Anlässlich des Tages des Wal- deckten Berufe rund ums Holz und ergründeten Begrif- Verkehrs- und Grünflächen und stellten diese farblich des am 21. März bauten die Kinder Samenbomben fe wie Kraft und Querschnitt. Anhand eines Memorys differenziert dar. In Kleingruppen diskutierten sie, was aus Erde, Tonerde und Blumensamen, warfen diese in mit Bildausschnitten wurden Aussichtstürme aus Holz eine Stadt ausmacht, wie viel Platz Autos brauchen ihrem Umfeld und halfen so der Natur, ein Stück Land genauer betrachtet und untersucht. Die Kinder expe- und wo Raum für Natur ist. Inspiriert durch das gleich- zurückzuerobern. rimentierten dann selbst mit Stäben unterschiedlicher namige Kinderbuch von Mira Lobe entwarfen sie ihr Querschnitte (rund, quadratisch, rechteckig): Wann Schule eigenes Städtchen Drumherum mit dem grünen Sinne schärfen, Wahrnehmung schulen kann Holz knicken, wie weit kann Holz überspannen, Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Kärnten Hubertusstraße 1|9020 Klagenfurt am Wörthersee|Kärnten Herzen. Bedingt durch den Lockdown wurde dieser In einem weiteren (Online)Workshop erforschten wie kann man Holzelemente verbinden? Nach einer www.ph-kaernten.ac.at Workshop zweimal durchgeführt: Mit der halben Klas- die Kinder das Natur- und Baumaterial Holz mit allen Einführung zu Leonardo da Vinci errichteten die Kin- Schüler:innen se fand er analog statt, mit der zweiten Klassenhälfte Sinnen. Holz kann man nicht nur sehen und fühlen, der eine Leonardobrücke und einfache Tragwerke mit Mäuseklasse 1a 2a online. sondern auch riechen, hören oder schmecken. Die Holzbaustäben. Lehrerinnen Holzbox von proHolz brachte den Kindern in vier Sta- Michaela Müller|Tamara Werjus Natur erforschen, Zusammenhänge begreifen tionen unterschiedliche Holzarten und Holzwerkstof- Abschluss Expertise Thema des zweiten (Online)Workshops war Holz als fe näher: Sie ordneten Gerüche zu, unterschieden Zum Abschluss des Projekts gab es eine Exkursion DI Astrid Meyer-Hainisch Klimaschützer. Die Kinder erforschten spielerisch die Holzarten nach Farbe und Struktur, ertasteten Holz zum Pyramidenkogel. Der Architekt Markus Klaura Bedeutung des Waldes für das Klima und die Zusam- und Holzwerkstoffe und entdeckten, dass Holz auch führte die Kinder auf den Turm und erklärte ihnen Idee menhänge von Photosynthese, CO2 und Sauerstoff. in Lebensmitteln vorkommt. Im Anschluss wurden und Konstruktion des weltweit höchsten Holzaus- Um die Bedeutung von Pflanzen für das Leben auf Hörproben eingespielt, bei denen Holz mit verschie- sichtsturms. der Erde und das Klima zu verstehen, wurden grund- denen Werkzeugen bearbeitet wurde. Gemeinsam legende Fragen anhand von Experimenten ergründet: gestalteten die Kinder im Schulhof mit zuvor gesam- Wie wächst ein Baum? In Rollenspielen wurde die melten Fundstücken aus dem Wald eine Assemblage Bedeutung des Waldes als CO2-Speicher und Klima- (Mandala) aus Naturmaterialien. 8 9
3 Wir bepflanzen unsere Schule Mit dem Projekt wurde Bewusstsein für die Bedeutung von Grün in der Stadt geschaffen, und die Kinder erfuhren, welch unterschiedliche Möglichkeiten es dazu gibt. Exkursionen sen und der Direktorin groß. Auf diese Art erfuhr die genden Gebäudeteils warfen. Einige Wochen später Nach dem Lockdown – in dem das Lehrer:innen-Team ganze Schule von dem Projekt und die Kinder konnten wurden sie mit einem bunt blühenden Dach belohnt. bereits ins Thema eingeführt hatte – ging die erste das bisher Erlebte teilen. Sie setzten auch Samen in kleinen Töpfchen ein und Exkursion von der Schule zum Schloss Eggenberg. Im green.LAB Graz erlebten die Kinder konkrete konnten beobachten, wie die Pflanzen wachsen und Anhand von Aufgaben wurden die Kinder aufmerksam Bauwerksbegrünungen auf einem Holzgebäude in der wie verschiedene Wuchsformen aussehen. für die natürliche Umgebung. Mit der Handy-App „Ac- Smart City in Graz als eine grüne Oase inmitten von tionbound“ konnten unterschiedliche Fragestellungen, lauten und staubigen Baustellen. Auf eigene Faust Reflexion wie bei einer Schnitzeljagd, bearbeitet werden: Es machten sie sich im Gelände auf den Weg, um nach Ein wesentlicher Programmpunkt war die Vorstellung wurden lateinische Namen von Bäumen gesucht, Naturmaterialien oder für sie neuartigen oder unbe- der Zeichnungen der Kinder zur Begrünung ihrer Schu- Rätsel um die tierischen Bewohner:innen von Hecken kannten Dingen zu suchen. Anschließend stellten sie le. Jedes Kind beschrieb die Ideen für einen grüne- gelöst und auf die unterschiedlichen Formen von Ve- sich ihre Fundstücke gegenseitig vor. ren Pausenbereich und ein grüneres Schulgebäude. getation aufmerksam gemacht. Im Park konnten wei- Gemeinsam wurde überlegt, warum Begrünungen tere Eindrücke und Erkenntnisse gewonnen werden, Das Schulgebäude und der Schulhof sinnvoll sind, wie und wem sie nützen. Sie machten Schule etwa, dass Pflanzen Oberflächen „gestalten“, Räume Nach den Exkursionen wurde auch der eigene Schul- sich bewusst, dass Pflanzen Lebensraum und Futter- Volksschule Peter Rosegger|Loewegasse 8|8052 Graz|Steiermark bilden und wie Dächer sein können. hof begutachtet. Neben einem asphaltierten Hof gibt quelle für Tiere sind, dass Pflanzen ihre Umgebung www.vs-peter-rosegger.at Eine weitere Exkursion führte in den Wertschätzungs- es einen großen grünen Pausenbereich, und jedes kühlen und befeuchten und damit Hitze in der Stadt Schüler:innen 23 Schüler:innen Integrationsklasse 2 b garten, der von Natur.Werk.Stadt als naturnaher Gar- Kind wählte eine Pflanze aus, die es den anderen entgegenwirken. Bäume und Kletterpflanzen spenden ten gepflegt wird, Generationen verbinden und ein vorstellte. Anschließend waren die Fantasie und die Schatten und schaffen unter sich angenehme Aufent- Lehrer:innen Birgit Grassl|Daniel List konstruktives Miteinander fördern soll. In einem Sta- Erfahrung der Kinder gefragt, um nach Möglichkei- haltsflächen. tionenbetrieb konnte man dort viel Natur hautnah in ten einer Bepflanzung für den asphaltierten Hof zu Expertise Mag. Daniela Zeschko|DI Franziska Schruth|LIVING ROOMS der Stadt erleben. Es wurden Pflanzen eingesetzt und suchen, die sie in Zeichnungen festhielten. Um einen Was bleibt, ist der Wunsch, dass die eigene Schule www.living-rooms.at kleine Gartenreisen unternommen. Die Schüler:innen aktiven Beitrag zu mehr Grün in ihrer Schule zu leisten, noch grüner sein könnte und dass es Vorbilder gibt, setzten auch für jede Klasse der Schule eine Pflanze stellten die Kinder mithilfe einer Videoanleitung selbst die zeigen, dass grüne Gebäude und vielseitige Gärten in eine Tasse oder ein Glas, die als Begrünungen in der kleine Samenkugeln (seedballs) her, die sie auf das auch in der Stadt keine Utopie sind und die Lebens- Schule verteilt wurden. Die Freude war bei allen Klas- Flachdach des ihrem Klassenzimmer gegenüberlie- qualität steigern. 10 11
Schule sChOOL KITs Volksschule GTVS Neubau|Zieglergasse 21|1070 Wien|www.gtvs-neubau.schule.wien.at Schüler:innen ^ Asia Alassi|Aitana Bierhance-Garcia|Clara Brandstetter|David Dinic|Teodor Grujic,Timo Hundhammer Dilara Kahriman|Emir Kose|Theodor Koszednar|Gabriel Lastro|Moritz Lindenthal Noah Macek|Lara Nistelberger|Hussein Norhabibti|Valentina Ponce Paredes|Iacopo Porta Isaak Sattig ^ Adrian Stokic|Roko Studen|Anton Toell|Yemen Toumi Die Schule befindet sich in einem dicht bebauten Wiener Innenstadtbezirk. Die Auswirkungen Claudia Cejka| Sigrid Girtler der Klimaerwärmung sind hier besonders zu spüren und betreffen auch die Kinder persönlich Expertise DI Corinna Toell|Architektin im Erleben Ihres Schulalltags. Mit den Schüler:innen wurde erforscht, welche Parameter Ein- Dr. Katrin Hagen|Landschaftsarchitektin, Stadtklimaexpertin TU Wien fluss auf das Stadtklima haben, wie man ihnen entgegenwirken kann und welche konkreten Dank an Forschungsprojekt LiLa4Green|www.lila4green.at und Mag. Matthias Ratheiser|weatherpark|www.weatherpark.com Maßnahmen gesetzt werden können. Damit wurden die Kinder für das Thema sensibilisiert und sollten besser befähigt sein, Zusammenhänge mit ihrem direkten Umfeld zu erkennen und zu bewerten. Begreifen Erfahren Zum Auftakt wurde mit den Schüler:innen anhand von Nach der aktiven Erforschung der städtischen Um- Stadtplan und Schwarzplan die Stadtstruktur erörtert: gebung wurden den Schüler:innen anhand konkreter Es wurden prägnante Gebäude und bekannte Orte Beispiele der Architektur, Freiraumgestaltung und gesucht, anhand derer sich die Schüler:innen im Be- temporärer Interaktionen im öffentlichen Raum Maß- zirk orientieren und die Stadt erfahren konnten. Dabei nahmen aufgezeigt, mit deren Hilfe der Erwärmung wurden die verschiedenen Bausteine wie Gebäude, der Städte entgegengewirkt werden kann. Ergänzend Straßenraum, Freiraum und Begrünung herausge- dazu wurde das Thema Stadtklima mit wissenschaftli- arbeitet und deren Verhältnis und unterschiedliche chen Abbildungen und Diagrammen untermauert, was Qualitäten thematisiert. den Schüler:innen hilft, entsprechende Grafiken zu verstehen und zu interpretieren. Im Anschluss haben Erforschen und Erleben die Kinder ihre eigenen Ideen formuliert und diskutiert. In einem zweiten Schritt stand das konkrete Erleben und Erforschen im Vordergrund: Die Schüler:innen Umsetzen konnten in Kleingruppen die nähere Schulumgebung Zum Abschluss des Workshops wurde mit den erkunden und mittels unterschiedlicher Mess- Schüler:innen eine konkrete Maßnahme umgesetzt. methoden Werte wie Lufttemperatur, Oberflächen- Sie entschieden sich für eine Begrünung der außen temperatur und Strahlungstemperatur in verschiede- liegenden Fluchtstiege mittels Rankgerüst und Hop- nen räumlichen Situationen und von unterschiedlichen fenbepflanzung. Sowohl die Bepflanzung der Kübel als Materialien bzw. Oberflächen messen und vergleichen. auch der Aufbau des Rankgerüsts erfolgten unter An- leitung durch die Schüler:innen selbst. Dabei wurde Die Messergebnisse wurden in Messprotokollen fest- sowohl praktisches Wissen hinsichtlich optimaler Kü- gehalten. Thematisiert wurden auch das jeweilige belbepflanzung als auch technisches Know-how beim persönliche Empfinden an den Messpunkten und der Aufbau des Rankgerüsts vermittelt. Im Vordergrund direkte Einfluss von Wind, Wasser und Vegetation. stand aber die Freude am Werken und das Erschaffen Die Ergebnisse wurden im Anschluss gemeinsam dis- eines gemeinsamen Projekts, welches durch nachfol- kutiert und in einen Zusammenhang gestellt. gende Klassen zukünftig gepflegt werden wird. 12 13
5 ein, mein, dein, kein, unser Raum! Wie erkennt man, für wen ein Ort ist, wer Platz hat und wer nicht? Und aus welchem Blickwinkel wird ein Ort als ein, mein, dein, unser, euer oder kein Raum gekennzeichnet? Gemeinsam mit den Schüler:innen wurde diesen Fragen vor Ort nachgegangen. Ganz im Sinne einer demokratischen Aufklärungsdebatte führten die Kinder gehend durch die Nachbarschaft der Volksschule und erzählten von Ereignissen, die sich an diesem oder jenem Ort zugetragen hatten. Spazieren und erzählen platz, ihre Klassenzimmergröße und ein Rollstuhlwen- Reflexion Die Kinder erzählten von verlorenen Orten wie der dekreis in einer Wiese abgesteckt. Die Schüler:innen Am Ende des Projekts sprachen wir darüber, was in Telefonzelle in der Nähe der Bushaltestelle, die ab- lernten, warum die Normen existierten und welche der Schulnachbarschaft noch fehlt und was zu viel ist. montiert wurde und die sie nie zum Telefonieren be- Auswirkungen sie in der realen Planungspraxis ha- Mehr Spielplätze fehlen, da waren sich alle einig. Ein nutzten, die ihnen aber beim Warten auf den Schulbus ben. Mit den Körpern vermaßen sie anschließend die Fußballstadion wäre toll für manche. Dass es „in der Schutz vor Wind und Wetter bot. Und sie erzählten Räume und berechneten, wie oft ein Parkplatz in eine Umgebung viele Häuser gibt, die verrotten und zer- von verlorenen Menschen, deren Namen auf einer Klasse passt, und wie oft ein Rollstuhlwendekreis in fallen“, fiel einem Schüler auf. „Die könnte man doch Gedenksäule, die am Schulweg steht, beim Vorbei- den Parkplatz passt. Zuletzt wurden diese normier- für irgendetwas nutzen“, ergänzte er, „anstatt neue zu gehen Erinnerungen anstoßen. Sie berichteten von im ten Räume in die Karte übertragen. Den nüchternen bauen“. Eine Reflexion in der Gruppe über das Gelern- Blumenmeer verschwundenen Handschuhen, die sie Normen wurden daraufhin die lebendigen Erzählun- te, über die wichtige Übung, anderen bei Erzählungen, Schule nicht wiederfanden und von Unfällen auf der harten gen der Kinder gegenübergestellt und als Orte in die dem Äußern von Bedürfnissen und Wünschen an und Josef Wallner Volksschule Kirchbach |Kirchbach 29|8082 Kirchbach|Steiermark|www.vs-kirchbach.at Straße und von kleinen Verletzungen im Pausenhof. Karte eingezeichnet. Sie hatten zuvor „ihre Orte“ mit über den (Lebens)Raum zuzuhören und diese selbst Schüler:innen Fähnchen markiert und sich dort mit einer Polaroidka- zu artikulieren, sowie eine Betrachtung und Interpre- 15 Schüler:nnen der 4A-Klasse Karten lesen mera gegenseitig fotografiert. Nun zeichneten sie ein tation der gemeinsam erarbeiteten Karte rundeten Lehrerin Bevor die „wichtigen“ Orte in eine gemeinsame Karte Symbolfähnchen in die Karte und die Fotos wurden das Projekt ab. Judith Vesely-Röck eingezeichnet wurden, wurde geübt, wie Orte in einer am Rand der Karte verteilt. Expertise Karte repräsentiert werden. Dazu wurden ein Park- Christian Frieß|Korinna Lindinger|Birgit Schachner|Claudia Schaefers|Isabell Wolke|www.korona-mai.org 14 15
6 unterwegs in Griffen Ein Projekt zum Zusammenhang von öffentlichem Raum, Mobilität und Aufenthaltsqualität, das auf- zeigt, dass bereits Kinder selber Wege finden und wie sie und ihre Eltern sicher, umweltfreundlich und aktiv unterwegs sein können. Schule Volksschule Griffen|Griffen 110|9112 Griffen|Kärnten www.vs-griffen.ksn.at Schüler:innen Bei der Belebung des Ortskerns der Marktgemeinde heraus, die sowohl zum Unterricht im Freien als auch Unterwegs im Ortskern Die beiden dritten und vierten Klassen mit insgesamt 51 Schüler:innen und 6 Lehrenden Griffen wurde der Straßenfreiraum völlig neu gestaltet, für die Pause und außerhalb der Schulzeit genutzt Am dritten Aktionstag besuchten die Kinder den wobei auch für die nicht motorisierten Verkehrsarten – werden können. neu gestalteten Kirchenplatz und entdeckten mittels (Koordinations)Lehrer für das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren – sowie das Ver- quizartiger Arbeitsblätter die unterschiedlichen Frei- Dipl.-Päd. Danijel Košutnik weilen mehr Platz und Aufenthaltsqualität geschaffen Unterwegs am Schulweg raumangebote wie Schattenbäume, Wasserspiel, Expertise wurden. Im Projekt wurden das Umfeld der Schule und Der zweite Workshoptag stand ganz im Zeichen ei- Trinkbrunnen, Fahrradinfrastruktur, Verkehrsleitsyste- DI Lena Uedl-Kerschbaumer|Yasmin Stoderegger MSc|Tim Adam DI Christine Aldrian-Schneebacher in Kooperation mit der Weg von der Schule in den Ortskern gemeinsam ner zukunftsfähigen Kindermobilität und wurde als me und Sitzmöbel. Landschaftsarchitektin Lena Uedl- ARCHITEKTUR_SPIEL_RAUM_KÄRNTEN mit den Schüler:innen analysiert und ihre Ideen den Stationenbetrieb für die beiden dritten und vierten Kerschbaumer präsentierte in altersadäquater Form Verantwortlichen der Gemeinde vorgestellt. Klassen organisiert. Als Workshopunterlage hatte die planerischen Intentionen des Architekturentwurfs das Projektteam „Roadbooks“ entwickelt, die auf der vom Büro Share Architects und ihren eigenen land- Unterwegs im Schulfreiraum Vorderseite themenspezifische Arbeitsblätter ent- schaftsplanerischen Beitrag. Im ersten Workshop lag der Fokus auf dem direkten hielten. Die Rückseite bot Platz für das freie Zeichnen Schulumfeld. Die großzügig bemessenen Außen- der persönlichen Alltagswege, die auch Wünsche Präsentation flächen sind öffentlich zugänglich und werden von für Schul- und Freizeitwege beinhalten konnten. Bei Um allen Teilnehmenden einen Überblick zum Pro- den Kindern auch außerhalb der Unterrichtszeiten der zweiten Station legten die Kinder einen kurzen jekt zu ermöglichen und die Arbeitsergebnisse den aufgesucht. Als Erstes entstanden Bewegungspro- Fußweg zurück und verglichen die verbrauchte Zeit Gemeindeverantwortlichen zu präsentieren, wurden file, die einen guten Überblick über die beliebtesten für eine Auto- und Radfahrt auf identer Strecke. Da- vier Plakate angefertigt und gemeinsam mit den Aufenthaltsplätze lieferten. Danach begaben sich die bei wurde festgestellt, dass der Zeitunterschied auf Kinderzeichnungen am Kirchenplatz ausgestellt. Im Kinder auf eine Traumreise, die in ihrer Fantasie Bilder kurzen Wegen minimal ist und dass eine aktive Rahmen einer kleinen Präsentation stellten die Kinder eines idealen Schulfreiraums entstehen ließ. Die so Mobilität weitere Vorteile zu Klimaschutz, Kosten- die Projektergebnisse dem Bürgermeister vor, der sich „erträumten“ Ideen wurden gezeichnet und später ersparnis und gesunder Bewegung bietet. Weitere bei allen Kindern und dem Schulteam für die Projekt- als „Minimodell“ in einem großen Grundrissplan drei- Stationen beschäftigten sich mit dem Platzbedarf von durchführung und die wertvollen Anregungen für eine dimensional gebaut. Neben allerlei utopischen Vor- Autos im Vergleich zu Fahrrädern sowie der Vielfalt Weiterentwicklung des Schulfreiraums mit einem er- schlägen kristallisierte sich bei nahezu allen Kindern unterschiedlicher Mobilitätsformen. frischenden Eis bedankte. die Sehnsucht nach gemütlichen Sitzmöglichkeiten 16 17
The Land-ing Eine partizipatorische und inklusive Erforschung des Schulaußenraums Für die Europaschule in Linz ist nach einem Architekturwettbewerb eine Umgestaltung geplant, wobei einige neue Funktionen Raum bekommen und auch eine Verlegung des Ein- gangs zwischen die Volksschule und die Mittelschule geplant ist. Die Außenanlage war jedoch nicht ausreichend Teil des Architekturentwurfs. Im Rahmen des Projekts wurden mit Schüler:innen der Volksschule Gestaltungsideen für den Außenraum erarbeitet. Ausgangssituation betreten diesen Raum in der Früh und verlassen ihn und in unseren Schulalltag integrieren? Zu dieser Ex- Die Praxisschule der Pädagogischen Hochschule am Nachmittag. Im ZeitRAUM dazwischen vermitteln pedition hatten sie das passende Forscherwerkzeug Oberösterreich besteht aus zwei Schulen unter ei- ihnen Lehrer:innen Wissen, unterhalten sie sich mit dabei, verschiedene Messgeräte zum Kennenlernen Schule nem Dach: einer Volksschule und einer Mittelschule. Mitschüler:innen, essen im Schulbuffet, laufen durch und Material zum Simulieren von räumlichen Verän- Pädagogische Hochschule OÖ – Institut Inklusive Pädagogik|Kaplanhofstraße 40 4020 Linz|Oberösterreich|www.ph-ooe.at Derzeit hat die Schule ungenügend erschlossene und Gänge und über Stiegen, sitzen in Klassenzimmern derungen. Schüler:innen genutzte Außenräume. Bis 2025 soll ein größerer – bis sie nach Hause gehen, bekommen sie von der Enis Bucan|Valentin Forstner|Theodor Gruber|Leon Hofmann|Amanda Jalili Umbau stattfinden, der bisher keine Beteiligung der Außenwelt kaum mehr als einen Blick durch die Fens- Auf einem Plan in der Aula wurden Messungen und Ersi Kapaj|Theodor Kastelliz|Marla Leitner|Jan Marischler|Eva Mayer Nutzer:innen vorsieht. Derzeit hat der Außenraum ter mit. Der Außenraum ist unerforscht. Es könnte Orte mit bestimmten Qualitäten zum Ruhen, Spielen, Christian-Lyor Mbock|Marija Milosevic|Mavie Müller|Laura Platz|Emma Preßler Mahsa Rezai|Daris Selimagic|Naila Shukullari|Amin Skenderi|Klara Tauber keine Verweilqualität; Kinder haben keinen attraktiven zwischen 8 und 14 Uhr auch der Mond sein, auf dem Lernen, Bewegen, usw. eingezeichnet und draußen Marlene Viertler (Klasse rot 2) Raum für Hofpausen; Eltern, die ihre Kinder abholen, die Schule steht. vor Ort „Raumskizzen“ für Fotos bespielt und damit Fuad Al Khadr|Masa Alwafaa Alrahil|Stefan Bakker|Lamisse Chadi|Yusuf Demir finden keinen Ort vor, der zum Verweilen einlädt. die Ideen dokumentiert. Bei den weiteren Terminen Ella Fuchs|Valentin Fuchs|Ayberk Görkem|Klara Haller|Anna Heindl|Gabriel Janko Mit dem durch Covid-19 veränderten Schulbetrieb >Vielleicht ist es aber auch ein unentdecktes erarbeiteten die Schüler:innen in Gruppen ihre Ge- Kilian Janko|Elias Kyriakopoulos|Matthias Longodor|Laila Music|Dilara Özcan| Rida Qasem|Fabian Qusaj|Ibtisam Sabrye|Una Todorovic|Maurice ist das Interesse am Außenraum gewachsen und Terrain, das es zu erforschen gilt!< staltungsideen als Modelle, in Zeichnungen und auf Usahanun|Malak Yousef (Klasse gelb 2) der Wunsch nach einer besseren Nutzbarkeit der Plänen. Gemeinsam wurde versucht, diese Ideen in Lehrer Freiflächen für Unterricht und Freizeit aufgekommen. Die Schüler:innen machten sich gemeinsam mit den Sprache zu übersetzen und so den anderen verständ- Mag. Dr. Richard Wimberger In einem mehrstufigen Projekt fand partizipativ und (Welt)Raumforscherinnen der Raumschule auf den lich zu machen. Expertise inklusiv eine Neuentdeckung und Neugestaltung des Weg nach „draußen” – die Luken wurden geöffnet, MMag. Theresia Frass-Knierzinger und MMMag. Nikola Winkler Schulgeländes statt. die Landeklappe ausgefahren – und rund um das Die Dokumentation wurde im Schulhaus präsentiert raumschule|www.raumschule.at Schulgebäude nach RAUM-Qualitäten gesucht: Wo und soll auch den Architekten des Umbaus vorgestellt Mission möchten wir verweilen? Was könnte hier entstehen? werden – die Integration einiger der Ideen wäre das Schule ist ein Raum, der meist in sich geschlossen Und wie können wir uns mit unseren unterschiedli- wünschenswerte Ziel. und nach innen gerichtet funktioniert. Schüler:innen chen Möglichkeiten den neuen Planeten aneignen 18 19
8 Mutmaßen. Wo ist meine Distanz? „Ein Zusammenleben von Menschen ist heutzutage ohne Maße und ohne Messen nicht mehr vorstellbar. Ja, sogar die Existenz der Menschheit ist ohne Messung und ohne Berücksichtigung der Ergebnisse des Messens unmöglich.“ (Wolfgang Trapp: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und Zeitrechnung, 1992 | S. 9) Im Jahr 2020 wurde das Wort „Babyelefant“ zum und kommunizieren lassen. Mit geschlossenen Augen österreichischen Wort des Jahres gewählt. Bekann- tasteten sie Wände ab und gingen dann nach drau- termaßen meint der Begriff eine neue Maßeinheit, ßen, um nicht tastbare Grenzen – ihr Schulhof wird welche die Distanz von einem Meter zwischen Men- nicht von Zäunen, sondern von Regeln („Ihr dürft bis schen symbolisiert. Damit wird das Rüsseltier – wie dorthin gehen“) begrenzt – zu kartieren. Oder sie leg- zum Beispiel das „Fußballfeld“ – zu einer bildhaften ten sich auf den Rücken und blickten zur Abwechs- Maßeinheit, die weniger von den Planer:innen als von lung mal nach oben, um eine Karte der Zimmerdecke Schule SIP - Schule im Pfeifferhof|Pfeifferhofweg 153|8045 Graz|Steiermark den Publizist:innen verwendet wird, etwa wenn eine oder der Tischunterseiten anzufertigen. www.sip-knallerbse.at Zeitung titelt: „Fläche in der Größe von 30 Fußballfel- Schüler:innen dern wird täglich verbaut“. Präsentation der Welt in Karten Sara Andiel|Skye Barsuglia|Joannis Berze|Liv Fuchs|Nora Hardy Über einen Zeitraum von drei Wochen erfolgte die Johanna Höfer|Nelio Horeis|Alexander Kausal|Paul Kiyak Bager|Madita Perspektive und Maßeinheiten Einbindung der Arbeitsblätter in den Unterricht. Pas- Kronsteiner|Noah Kupsch|Elliot Lackner|Selina Lecher|Sandro Leinschitz|Louisa Mellberg|Diego Plietzsch|Paul Smolana|Jördis Stocker|Kassandra Campillo Thöni Mit den Schüler:innen wurde – virtuell und real – send zum Semesterthema „Sprache“wurde in zwei Maike Waidgasser|Linnea Walther|Sigrid Zugaj über Messbares und Nichtmessbares gesprochen, virtuellen Sessions über die Herkunft von Maßeinhei- Lehrer:innen Arbeitsblätter und Aufgaben führten sie in die Welt ten gesprochen und diskutiert, warum die kartografi- Lisa Hofer| Christof Prem der Perspektive und der Quantifizierung. Spielerisch sche Repräsentation von „Welt“ eine eigene Sprache Expertise erforschten sie historische und moderne Maßeinhei- ist, deren (traditionelles) Vokabular unter anderem Christian Frieß|Korinna Lindinger|Birgit Schachner|Isabell Wolke ten, solche, die naturwissenschaftlichen Konventio- Maßstab und Perspektive beinhaltet. In der abschlie- www.korona-mai.org nen unterliegen, und solche, die auf Körpermaßen ßenden Reflexion wurde gemeinsam diskutiert, wie oder Analogien beruhen. Sie vermaßen ihre Schule Planer:innen Karten als Grundlagen verwenden und und stellten sich die Frage, wie sich die Qualitäten warum diese – genauso wie sie Realität repräsentie- etwa von Geräuschen und Texturen dokumentieren ren – auch Realität erzeugen. 20 21
9 Gewinnen durch teilen? Wohnen in Gemeinschaft Im Projekt beschäftigte sich eine 1. Klasse Gymnasium mit gemeinschaftlichen Wohnformen. Ziel war es, Aspekte des miteinander Lebens und gemeinsamen Entscheidens mit all seinen Vor- und Nachteilen zu thematisieren und im Kontext vielfältiger Möglichkeiten des Wohnens zu diskutieren. Die gewonnenen Erfahrungen, ergänzt durch Interviews mit Bewohner:innen und Planer:innen von Baugruppenprojekten in Wien, flossen in die Planung eines Wohnprojektes der Schüler:innen ein, das als Gemeinschaftsmodell umgesetzt wurde. Das Projekt musste aufgrund der Corona-Situation Bildung von Baugruppen te die Vermittlerin für eine „Baubesprechung“ an die an die Gegebenheiten des jeweiligen Unterrichts an- Zurück im Homeschooling wurde auf die konkrete Bil- Schule kommen und den Prozess moderieren. gepasst werden und wurde daher sowohl online als dung einer Baugruppe fokussiert. Durch Fernübungen auch in Präsenz durchgeführt. zur Gemeinschaftsbildung, Soziokratie (in altersgemä- Interviews ßer Form) und Themenfindung für das eigene fiktive Der Besuch konkreter Baugruppenprojekte konnte Input Wohnformen und Gemeinschaft Wohnprojekt mit dem Motto „Haustiere und Garten“ aufgrund der Corona-Situation nicht stattfinden. Alter- Die ersten Einheiten mit der Gruppe fanden im Home- setzten sich die Schüler:innen immer konkreter mit nativ wurden vier Baugruppen und ein Experte inter- schooling statt. Über MS-Teams wurde anhand einer ihren eigenen Bedürfnissen als Teil einer größeren Ge- viewt, die zum Thema Planen und Wohnen in und mit Präsentation in das Thema eingeführt, wobei auch meinschaft auseinander. Unter Berücksichtigung von einer Baugruppe Auskunft gaben. Die Videos wurden Übungen zum Thema Wohnen und Gemeinschaft in- vorgegebenen „Bauvorschriften“ für ihr Projekt wur- im Unterricht diskutiert. Schule kludiert waren. Es wurde über Wünsche und Möglich- den inklusiv Themen der Stadtplanung, Klimaorientie- AHS Zirkusgasse|Zirkusgasse 46–48|1020 Wien|www.ahs-zirkusgasse.at keiten zum Wohnen diskutiert sowie Zeichnungen und rung, gültige Baunormen und Materialwahl behandelt. Projektabschluss Schüler:innen Skizzen erstellt, hochgeladen und besprochen. Zudem erfolgte die Festlegung von Vorgaben für den Zum Abschluss konnte sich die gesamte Projekt- BE-Gruppe der ersten Klasse (Mädchengruppe), 11 Jahre gemeinsamen Modellbau. gruppe wieder persönlich treffen. Eine Präsentation Lehrerin Übungen: Gewinnen durch teilen und Besprechung zeigten ein schönes, durchdachtes Mag. Silke Pfeifer PhD Im Präsenzunterricht (geteilt in A/B-Gruppen) war der Modellbau gemeinschaftliches Projekt vieler verschiedener Indi- Expertise Unterricht so angelegt, dass die Vermittlerin Inhalte Erneut im Präsenzunterricht (mit der gesamten Grup- viduen auf einem fiktiven Bauplatz. Ein Lehrausgang Wanderklasse – Verein für BauKulturVermittlung|Sibylle Bader|www.wanderklasse.at und Methoden als Präsentation vorbereitete, die in pe) bildeten die Schüler:innen zunächst Wohnge- zum nahe gelegenen Wohnprojekt Wien machte zu- Filme der Klasse von der Lehrerin durchgeführt, kommen- meinschaften zu zwei bis vier Personen, anschließend mindest die Außenansicht des Gebäudes als Beispiel Interviewfragen der Schüler:innen gestellt von Sibylle Bader|Kamera: Gilbert Lehn verfügbar unter: www.wanderklasse.at tiert und dokumentiert wurden. In diesem Projektab- wurden die Ideen zusammengesetzt und mehrfach möglich. Im angrenzenden Park wurde der Projektab- schnitt wurden die Rahmenbedingungen von Bauen überarbeitet, um das Potenzial von zusätzlichen ge- schluss in Form eines Picknicks gefeiert. Dank an die Interviewpartner:innen LiSA – Leben in der Seestadt Aspern: Gabi, Elsa, Willi, Martin in Gemeinschaft erörtert und praktisch anhand von meinschaftlich nutzbaren Räumen besser erkennen Wohnprojekt Wien: Markus Zilker, Robert Temel Modellbau und Rollenspielen erarbeitet. und ausschöpfen zu können. Zwischenzeitlich konn- Grüner Markt: Bruno Sandbichler|Gleis21: Irene, Johannes, Doris 22 23
Pflanzen sind cool Pflanzen als Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel Ob Dämmwirkung, Nahrungsquelle, Schallschutz, Luft- verbesserer – Pflanzen können so viel! Es ist notwendig, sie einzusetzen und wertzuschätzen. Ziel des Projekts war, den Jugendlichen an Beispielen zu verdeutlichen, wie wertvoll Pflanzen und Ökosysteme bei Maßnahmen zum Klimaschutz sind. Auftakt und Theorie Zuhause-Selbermachen angeboten. Im Juni konnte Schatten und die Früchte der eingesetzten Pflanzen Beim Projektauftakt wurden die Jugendlichen gebe- im Außengelände der Schule eine Zaunbegrünung der Zaunbegrünung genießen. Als „Urban-Gardening- ten, Fotos von Fassadenbegrünungen zu machen, gestaltet werden. Die Jugendlichen arbeiteten immer Projekt” kann das fertig gestellte Hochbeet weiterhin die ihnen in der Stadt auffallen. Theoretisch wurden in Kleingruppen und wurden von jüngeren Kindern genutzt und immer wieder neu bepflanzt werden. In- Schule die Vorteile einer Fassadenbegrünung in Bezug auf unterstützt. Es wurde geschaufelt, der Boden mit sektenhotels und Nistkästen werden noch entstehen Integrative Lernwerkstatt Brigittenau|Vorgartenstraße 50 Dämmwert, Lebensraum, Luftverbesserung und Sand und torffreier Blumenerde verbessert, Pflanzen und der Besuch bei Wohnwaggon soll nachgeholt 1200 Wien|www.lernwerkstatt.or.at Schallschutz in der Schule thematisiert. Auch die wurden eingesetzt, gemulcht und gegossen. Teils werden. Schüler:innen Theo|Moritz|Eliot|Vanessa|Leni|Vincent|Ben|Simon Bereitstellung von Lebensräumen sollte im Projekt ein essbare, sich windende und schlingende Pflanzen Oscar|Safia|Serife|Kashi|Shirin|Teresa|Fabia|Isi|Flora Thema sein (Bau von Nistkästen und Insektenhotels). (Wilder Wein, Minikiwi und Walderdbeeren) kamen Fazit Samuel|Mohammed Zusätzlich zum Selberbauen und zur theoretischen zum Einsatz. Das Bauen der einzelnen Elemente mit Pflanzen hat Lehrer:innen Auseinandersetzung mit der Thematik war der Be- den Schüler:innen Spaß gemacht. Man hat gemerkt, Marlene Zwettler (Projektleitung)|Annika Hammer such bei Wohnwaggon geplant. Die Wohnwaggon- Plan und Wirklichkeit dass gemeinsame körperliche Tätigkeiten die Ge- Reinhold Haushofer Initiative setzt sich für Klimaschutz, Autarkie und Der Ursprungsplan, eine Fassadenbegrünung (Pilot- meinschaft stärken und den Jugendlichen guttun. lokale Kreisläufe ein. projekt) an einer alten Mauer im Schulhof zu bau- Das Interesse an Pflanzen ist meist nicht so groß und en, wurde leider letztlich nicht gestattet, ebenso deshalb waren technische Informationen bezüglich ih- Es entsteht etwas … die Bewässerung mit Regentonne, Solarmodul rer chemischen wie physikalischen Wirkung wertvoll. In der ersten Projektwoche in der Stockerauer Au und Schläuchen. Als Kompromiss durften am Zaun Grundsätzlich sollte dem Thema „Klimaschutz” mehr wurden ein Hoch- und ein Hügelbeet gebaut. Leider des Außengeländes eine Zaunbegrünung und ein Raum gegeben werden. Es könnten mehr Lehraus- musste aufgrund der Pandemie das Projekt stillge- Schlauch angebracht werden. Der Schulwart wurde gänge angeboten und externe Experten:innen einbe- legt werden. Auf der Homepage www.lernenunter- gebeten, die Pflanzen über den Sommer, wenn nötig, zogen werden. sternen.at wurden daraufhin kleine Aktionen zum zu wässern. In Zukunft können die Schüler:innen den 24 25
Raum und Sein Spacest du schon oder raumst du noch? Das Sperlgymnasium, das seinen Stammsitz im 2. Bezirk in Wien hat, war aufgrund von Renovierungsarbeiten für zwei Schuljahre im neuen BG-BRG WMS Wien 22 Aspern zu Gast. Bei dem kooperativen, schulartenübergreifenden Projekt mit Schüler:innen des Sperlgymnasiums im Ausweichquartier Seestadt Aspern und Schüler:innen des BG-BRG WMS Wien 22 wurde das Schulgebäude gemeinsam mittels unterschiedlicher didaktischer Methoden erforscht, reflektiert und analysiert. Erkundungen shoptag und Input zu utopischer Architektur, der die Die Schüler:innen haben großteils klare Vorstellungen Vieles ist neu: der Schulweg, das Gebäude und die Schüle:innen zu Entwürfen ihres Wunschschulge- von Räumen, die nach ihren Ansichten für gute Lern- Schulen AHS Sperlgymnasium|Kleine Sperlgasse 4|1020 Wien noch in Bau befindliche Umgebung des Stadtentwick- bäudes inspirieren sollte. Dazu wurde vorab der Be- umgebungen zu erfüllen sind: Helligkeit, Übersicht, www.sperlgymnasium.at lungsgebiets Seestadt. Im Zentrum der gemeinsa- griff Utopie gemeinsam diskutiert: Die Schüler:innen Opazität und Ordnung werden als wichtige Kriterien (wegen Sanierungsarbeiten bis Ende Schuljahr 2019/20 im BG-BRG WMS men Untersuchungen standen u. a. Fragestellungen assoziierten damit Bedeutungen wie Frieden, neue für Wohlbefinden und Geborgenheit genannt. Diese Seestadt Aspern untergebracht) BG-BRG WMS Seestadt Aspern|Maria-Trapp-Platz 5|1220 Wien zur Funktion und Bedeutung eines Schulgebäudes: Heilungsmöglichkeiten, Ende der Pandemie, künftige Vorstellungen brachten sie auch skizzenhaft in ihren www.brg-seestadt.at Wie wirkt sich die Architektur einer Lernumgebung technische Innovationen und Möglichkeiten anders Entwürfen zur Darstellung. Schüler:innen auf das Wohlbefinden von Schüler:innen sowie zu leben. Ein vorbereitetes Materialbuffet, kleine kon- Zena Badr|Karl Banovic|Mariela Baotic|Karl Dietrich|Noah Felder Pädagog:innen aus? In einer ersten Phase sollte eine zeptionelle Arbeiten, die zuvor in der Bildnerischen Die Schüler:innen des BG-BRG WMS Seestadt Lisa Habeler|Tim Holl|Jule Höller|Jovana Jevtic|Natalie Juric gemeinsame Sprache zur Kommunikation von Be- Erziehung entstanden sind, sowie eine Auswahl an Aspern, die keinen Vergleich mit einem anderen LeonJurkic|Marija Katic|Fabian Köhler|Timo Königsberger|Tobias Kuffner Mejrema Memisevic|Coralie Nwosu|Csanad Papp|Arzu Parlak|Louis dürfnissen, Wünschen, Feedback gefunden werden. Fachliteratur, bildeten die Grundlage für die eigene Schulgebäude haben, fühlten sich wohler im Schul- Posch|Nina RinghoferI|Mia Rubil|Tamal Saha|Irene Scholl|Florian Mittels Gesprächen, der Dokumentation eines Wahr- Gestaltungspraxis, die in Form von Skizzen und nach- haus als diejenigen des Sperlgymnasiums, die im Stemesede|Katharina Strobe|Florian Wernhart nehmungsspaziergangs und Reflexion mit einem Fra- folgenden dreidimensionalen Objektcollagen umge- Kontext des Reflektierens Vergleiche mit ihrem (4C-Klasse Sperlgymnasium) gebogen wurden die Erfahrungen der Schüler:innen setzt wurden. Stammschulgebäude ziehen konnten. Die Wünsche Ali Alalwan|Marco Auringer|Hanna Berthold|Filip Divkovic|Gabriel am neuen Standort Seestadt erfragt. Aufgrund der und Ergebnisse ihrer architektonischen Visionen – in Dogandzic|Finn Freitag|Leonie Giefing|Sophia Holzer|Melanie Kasberger Covid-19-Situation war es nur möglich, Phase 1 pla- Schulgebäude im Vergleich Form zeichnerischer und gestalterischer Umsetzung Deni Maziev|Lukas Melbinger|Sebastian Perzi|Saida Radzabova|Same Safdari|Lana Samardzic-Khalili|Elly Schweitzer|Niklas Spandl|Nick Sumaric nungsgemäß umzusetzen. Nach Ende des Lockdowns Die Fragebogenerhebung zum Schulgebäude, die – brachten sie auch metaphorisch zum Ausdruck: Ge- Lina Toufan|Arun Verma|Eric Wolf wurde das Projekt an die geänderten schulischen Be- zu Projektbeginn mit den Schüler:innen des Sperl- wünscht wird eine fahrende Schule, eine futuristisch (BG-BRG WMS Seestadt Aspern) dingungen angepasst. gymnasiums und der Seestadt Aspern vergleichend anmutende Schule, eine schwimmende Schule! Lehrerinnen durchgeführt worden ist, zeigte, dass Bedürfnisse und Dr. Gerrit Höfferer|MMag. Sarah Steiner Wunschproduktion Wünsche der Nutzer:innen von den Entwurfsgedan- Expertise Phase 2 und 3 starteten mit einem intensiven Work- ken der Architekt:innen mitunter stark abweichen. DI Dr.techn. Marion Starzacher|ARCHelmoma|www.archelmoma.at 26 27
Land schafft Lebensraum Das Projekt bot jungen Menschen die Möglichkeit, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft Lebensraum mitzugestalten. Direkt neben der Mittelschule Lochau gelegen, ver- Outdoor-Projektnachmittage Schule fügt der Verein Bodenfreiheit über zwei Flächen im Die erste Gruppe pflanzte Wildstauden und legte ein Mittelschule Lochau|Landstraße 28c|6911 Lochau|Vorarlberg www.ms-lochau.vobs.at Fruchtgenussrecht. Sie liegen entlang eines Baches Sandarium an, denn drei Viertel der Wildbienen sind und öffentlichen Rad- und Spazierwegs, der von der Bodenbrüter und benötigen freie Bodenflächen. Die Schüler:innen Klasse 3a Schule bis zum Bodensee führt. Der bislang verrohr- Jugendlichen haben so wertvollen Lebensraum für te Bach wurde unlängst naturnah geöffnet. Es soll diese Tiere geschaffen. Die zweite Schüler:innen- Lehrerinnen wieder sicht- und hörbar Wasser fließen und neuer gruppe hat noch mehr offene Bodenflächen vorbe- Andrea Weixler|Vera Pavin Lebensraum für Pflanzen und Kleintiere entstehen. Im reitet, Kleinstauden gepflanzt und eine Blühmischung Expertise Einklang mit der Renaturierung des Bachlaufs stand ausgesät. Das bereichert das Nahrungsangebot für Bodenfreiheit – Verein zur Erhaltung von Freiräumen im Frühjahr der erste Schritt zur Gestaltung und Be- Bienen und Insekten. Auch einen Baum haben die www.bodenfreiheit.at pflanzung der Flächen des Vereins an. Das bot eine Jugendlichen gesetzt: einen Katalonischen Spilling. ideale Möglichkeit für ein gemeinsames Projekt mit Diese Rarität bildet den ersten Schritt in Richtung der der angrenzenden Mittelschule, um Jugendliche in noch folgenden Umsetzung einer Naschgarten-Idee. die Gestaltung ihres unmittelbaren Umfelds aktiv miteinzubeziehen. Dabei erhielten die Schüler:innen Resümee und Ausblick die Möglichkeit, sich mit ihrem Lebensraum ausein- Der Verein Bodenfreiheit versteht die Flächen als anderzusetzen und diesen mit ihren Händen selbst zu Einladung. Menschen, Tiere und Pflanzen sollen hier gestalten. von freier Fläche profitieren. Im Herbst ist das An- pflanzen von Beerensträuchern geplant, bei denen Praktisches und kreatives Arbeiten künftig alle dazu eingeladen sind, beim Vorbeigehen Die Jugendlichen haben den Boden bearbeitet, ge- von den Früchten zu naschen. Aufgrund der positiven jätet, bepflanzt und erlebt, wie sich der Raum durch „Hands-on“-Erfahrungen im Rahmen des Projekts, in ihr Tun verändert. Im Unterricht haben sie sich weiter denen die Schüler:innen Boden sprichwörtlich begrei- mit den Flächen befasst. Dabei haben sie zuerst in fen konnten, sind der Verein und die Lehrer:innen über Zeichnungen kreativ erarbeitet, wie sie sich die Ent- eine weitere Zusammenarbeit im kommenden Schul- wicklung dieses Außenraums vorstellen, und sich auf jahr im Gespräch. Das Ziel, junge Menschen aktiv in diese Art mit Veränderungen in ihrem räumlichen Um- die Gestaltung ihrer Umwelt einzubinden, wurde er- feld auseinandergesetzt. Das führte dazu, dass sich folgreich umgesetzt und wird nach Möglichkeit weiter die Wahrnehmung ihrer Umwelt geschärft hat. verfolgt. 28 29
Schule BG/BRG Kufstein|Maderspergerstraße 3|6330 Kufstein|Tirol brg-kufstein.tsn.at Wir bauen Schüler:innen Klasse 2C Lehrerin Stadtklima Mag. Anna-Maria Neuschäfer Expertise DI Markus Blösl|Stiftung F R E I Z E I T|www.stiftungfreizeit.com „Hört endlich auf, weiter so zu bauen, wie ihr baut! Es ist widernatürlich.“ In einem viel beachteten Vortrag wandte sich Frei Otto 1977 mit dieser Forderung an seine Kolleg:innen. Lange vor der Ökologiebewegung und vor der Gründung „grüner“ Parteien erkannte er die Probleme unserer gebauten Umwelt. Im Projekt beschäftigten sich die Schüler:innen mit nachhaltigen Positionen für eine klimagerechte Architektur und Stadt. Thema Demonstration kamen einen neuen Anstrich und bildeten das Grund- Die Architektur, respektive die Bauwirtschaft, hat als Wie würden kostenlose öffentliche Transportmit- gerüst der Station. Für die Inhalte der Station wer- einer der größten Verbraucher unserer weltweiten tel die Mobilität in der Stadt ändern? Können grüne teten die Schüler:innen Zahlen der Themenrecherche Ressourcen einen entscheidenden Anteil am Klima- Fassaden das Stadtklima verbessern? Aus welchen aus und modellierten diese aus dem in der Feldfor- wandel. Gebäude verursachen 50 Prozent des globa- nachhaltigen Materialien können wir unsere Häuser schung gesammelten Plastik zu dreidimensionalen len Energieverbrauchs, 40 Prozent der Treibhausgas- bauen? Welche Kreisläufe sparen beim Wasserver- Statistiken. Zentrales Objekt war eine runde Platte emissionen und verbrauchen 25 Prozent des Wassers. brauch? mit aufgeklebten PET-Flaschen, um den täglichen Allein die Zementindustrie verursacht zwischen 5 und Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser, der aktuell bei 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen – dreimal Die Schüler:innen setzten sich mit verschiedenen Zu- rund 125 Litern liegt, plastisch abzubilden. Die öffent- so viel wie der gesamte Flugverkehr – und heizt damit kunftsmodellen für die Stadt auseinander, die unsere liche Ausstellung fand im Schulgarten statt, sodass das Klima gewaltig auf. Die Klimaziele der EU können Bedürfnisse erfüllen können, ohne das Klima noch Mitschüler:innen Einblicke in die Rolle der Architektur mit dem bestehenden Verständnis von Architektur mehr zu zerstören. Mit ihren eigenen Ideen für ihre bei Umweltfragen gewinnen konnten. und Stadt nicht erreicht werden. unmittelbare Umwelt gingen sie mit Schildern auf die Straße und teilten diese unter Beifall der Passant:innen Um ein erweitertes Publikum zu erreichen, planen die Feldforschung demonstrativ mit der Öffentlichkeit. Die Forderungen Schüler:innen eine Fortsetzung der Ausstellung im Eine Woche lang sammelten die Schüler:innen den lauteten u. a. mehr Stadtbäume, Trinkwasserbrunnen, Stadtraum von Kufstein. Durch Recherchieren und Ex- Plastikmüll von Zuhause. In der Schule wurde dieser Mieträder, Spielstraßen, Recylingbaumärkte, Sitz- perimentieren konnten die Schüler:innen Vorstellun- ausgewertet. In einer Woche produzierte ein durch- plätze und Freundlichkeit. gen für ihre zukünftige gebaute Umwelt eröffnen und schnittlicher Kufsteiner Personenhaushalt 34 Stück sichtbar machen und entwickelten eine aktive Rolle Plastikmüll. Die statischen Zahlen, die aus dem direk- Vermittlungsstation als Antrieb für ein nachhaltiges Leben in der Schule ten Lebensumfeld der Schüler:innen generiert wur- Aus dem Ressourcenkreislauf der Stadt stammten die und in der Stadt. den, machten die eigene Stadt zum Forschungsfeld, geschenkten oder geliehenen Materialien für eine mo- in dem das eigene Verhalten und neue Möglichkeiten bile Vermittlungsstation. Eine Leiter, ein Regal, eine hinterfragt wurden. Holzplatte, Kabelrohre und ein Hula-Hoop-Reifen be- 30 31
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