RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich

Die Seite wird erstellt Robert Hesse
 
WEITER LESEN
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021

                         RAUMGESTALTEN

                                               |2021
                   huljahren 2019|2020 und 2020
              ALTEN
Projekte in den Sc
      RAUMGEST
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
Seite   6
            Brücken bauen
                                           12
                                           sChOOL KITs
                                                                    18
                                                                     The Land-ing
                                                                                                24
                                                                                                Pflanzen sind cool
                                                                                                                                 30
                                                                                                                                 Wir bauen Stadtklima
                                                                                                                                                                36                           42
                                                                                                                                                                Von der Freiklasse zum Alles nur Fassade?
                                                                                                                                                                                                                         48
                                                                                                                                                                                                                         Boden ist 4-dimensional
                                                                                                                                                                                                                                                    54
                                                                                                                                                                                                                                                    Das Ende der
            Volksschule Peter Rosegger     GTVS Neubau|Wien          Pädagogische Hochschule    Integrative Lernwerkstatt        BRG Kufstein|Tirol             Freiraum               BRG Sillgasse|Innsbruck           BG 13|Wien                 Schlafstadt
            Steiermark                                               Linz|Oberösterreich        Brigittenau|Wien                                                WRG Ursulinen                Tirol                                                  BHAK/BHAS Wien 22
                                                                                                                                                                Innsbruck|Tirol

            8                              14                       20                          26                               32                             38                           44                          50                         56                              56
                                                                                                                                                                34
            Bau:m:eisterklasse             ein, mein, dein, kein     Wo ist meine               Spacest du schon                 Unsere ideale Stadt            ... wie wirkt                #borg3 forfuture            WH 500 – Digitale          Forschungsgebiet
            Praxisvolksschule Klagenfurt   unser Raum                Distanz?                   oder raumst du noch?             Mittelschule Steinbauergasse   Architektur?                 BORG3|Wien                  Räume für Kultur           Niemansland_3000
            Kärnten                        Volksschule Kirchbach     SIP Schule im Pfaffenhof   AHS Sperlgymnasium               Wien                           HLA Baden|Niederösterreich                               Gymnasium Schillerstraße   BRG in der Au|Innsbruck|Tirol
                                           Steiermark                Graz|Steiermark            Wien                                                                                                                     Feldkirch|Vorarlberg

            10                             16                       22                          28                               34                             40                           46                          52                         58
            Wir bepflanzen
            unsere Schule
            Volksschule Peter Rosegger
                                           unterwegs in Griffen Wohnen in Gemein-
                                           Volksschule Griffen|Kärnten schaft
                                                                   AHS Zirkusgasse|Wien
                                                                                                Land schafft Lebens-
                                                                                                raum
                                                                                                Mittelschule Lochau|Vorarlberg
                                                                                                                                 Breadcrumb
                                                                                                                                 Navigation
                                                                                                                                 BG Klosterneuburg
                                                                                                                                                                Gassenbank und
                                                                                                                                                                Kabesgartl
                                                                                                                                                                Bildungszentrum Litzlhof
                                                                                                                                                                                             c19 – distanced
                                                                                                                                                                                             education
                                                                                                                                                                                             Wirtschaftskundliches BRG
                                                                                                                                                                                                                         Kein schöner Land
                                                                                                                                                                                                                         HTL Villach|Kärnten
                                                                                                                                                                                                                                                    Villa Müller digital
                                                                                                                                                                                                                                                    Gymnasium Schillerstraße
                                                                                                                                                                                                                                                    Feldkirch|Vorarlberg
                                                                                                                                                                                                                                                                                    56
            Graz|Steirmark                                                                                                       Niederösterreich               Kärnten                      Salzburg

2                                                                                                                                                                                                                                                                                    3
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
Seit dem Schuljahr 1998/99 fördert die Projektreihe RaumGestalten        und Schultypen bearbeitet wurden. Dabei lassen sich interessante
die intensive Auseinandersetzung von Schüler:innen und damit auch        Schwerpunkte erkennen. Der Klimawandel als drängende Frage von
von ihren Pädagog:innen mit der gestalteten Umwelt. Angeleitet von       Gegenwart und Zukunft bildet in zahlreichen Projekten eine „Hinter-
Expert:innen aus dem breiten Feld der Baukultur – Architektur,           grundfolie“, der in unterschiedlichen Fragestellungen nachgegangen
Landschafts- und Raumplanung – kann ein Semester lang die bau-           wurde: vom sorgsamen Umgang mit Grund und Boden über die Fähig-
kulturelle Vielfalt erkundet werden. Die Auswahl jener Projekte die      keiten von Bäumen als „Klimaretter“ bis zu nachhaltigen Wohn- und
gefördert werden, erfolgt von einer fachkundigen Jury mit Expertise im   Lebensformen. Ein zweiter Fokus lag auf dem Thema „Nähe und
Bereich Baukultur und Pädagogik.                                         Distanz“, das im Leben in der Pandemie ganz neue Bedeutung er-
Als im Jänner 2020 die Projekte des Schuljahres 2019/20 gewählt          halten hat.
wurden, hatten wir alle noch nichts von Distance-Learning, Schicht-      RaumGestalten ist ein Gemeinschaftsprojekt des OeAD - Agentur für
betrieb, Distanz- und Hygieneregeln, Testpflicht, Kontakt- und           Bildung und Internationalisierung mit der Architekturstiftung Österreich
Veranstaltungsverboten gehört. Doch kurz darauf prägten diese den        und der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen. Die Broschüre ist bei
Schulalltag. Inhaltliche, methodische und zeitliche Planungen konnten    den Projektpartnern kostenlos erhältlich und soll dazu beitragen, das
nicht mehr eingehalten werden, Umplanungen wurden erforderlich           Thema Baukultur im Schulalltag besser zu verankern und zu verdeutli-
und Zeitdruck war omnipräsent. Digitale Tools hielten Einzug ins         chen, welche Bedeutung es für das Leben jedes/r Einzelnen und für die
(Schul)Leben und viele Projekte mussten eine Zwangspause einlegen.       Gesellschaft hat.
Daher wurde der Bearbeitungszeitraum ausgedehnt und fast alle
Projekte konnten – adaptiert auf die jeweils aktuellen Möglichkeiten     Barbara Feller, Projektleitung
– im Lauf des nachfolgenden Schuljahrs abgeschlossen werden. Die
Ausschreibung für den Durchgang im Schuljahr 2020/21 nahm bereits        für die Projektpartner:
auf die neuen Gegebenheiten Bezug und eine Durchführung in Distanz       Jakob Calice, OeAD
wurde schon bei der Einreichung abgefragt. Erfreulicherweise konnten     Christian Kühn, Architekturstiftung Österreich
alle Projekte stattfinden, wobei neue Methoden erprobt sowie neue        Daniel Fügenschuh, Kammer der ZiviltechnikerInnen
Erkenntnisse und Inspirationen gewonnen wurden.
Daher ist diese Broschüre so umfangreich und zeigt die Bandbreite
baukultureller Themen, die im ganzen Land in vielfältigen Schulstufen
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
Brücken
                              bauen
                         Brücken sind vielfältig. Kinder kennen diese Bauwerke und nehmen sie als selbst-
                         verständlichen Bestandteil unserer gebauten Umwelt wahr. Welche Konstruktionen
                         hinter Brücken stecken, wie diese geplant werden und wie physikalische Kräfte
                         wirken, können Kinder nur schwer selbstständig nachvollziehen. Die Vielfalt und
                         die verschiedenen Spielmöglichkeiten vom Begriff Brücke sowie die Möglichkeit,
                         Brücken selbst zu bauen und Einblicke in die Planung von Brücken zu bekommen,
                         standen im Fokus des Projekts.
                                                                                                                                                                               Schule
                                                                                                                                                                               Volksschule Peter Rosegger|Loewegasse 8|8052 Graz|Steiermark|www.vs-peter-rosegger.at
                                                                                                                                                                               Schüler:innen
    Begriffsklärung und spielerisches Erleben               „Feld“ in die Klasse. Eine Kooperation zwischen den      nach den ersten Projektphasen daran, ihre Eindrücke       Emin|Jakob R.|Mahsa|Valerie|Olivia|Diana|Korbinian|Fabian|Rada|Jakob K.|Rezan|Skadi
    Der Einstieg ins Thema erfolgte mit einer umfang-       Gruppen entstand. Ein paar Tage später wurden die        persönlich zu reflektieren. In Form von Zeichnungen       Tobias|Mert|Nelson|Patrick|Natalija|Elias|Simon|Erik|Alessandro|Vedad|Julia
                                                                                                                                                                               (Klasse 1b bzw. 2b)
    reichen Betrachtung und Bearbeitung des Begriffs        Gruppen getauscht und weitere Aufgaben gelöst.           wurden so Ideen und Visionen sichtbar.
    Brücke. Dazu wurde das Buch „Die Brücke“ von Ernst                                                                                                                         Lehrer:innen
                                                                                                                                                                               Daniel List|Brigit Grassl
    Janisch gelesen und von den Kindern nachgespielt,       Umwelt erleben und Wissen spielerisch erarbeiten         Analyse und Raummodelle                                   Direktorin Sabine Reß
    unsichtbare Brücken in Form von Postsendungen           Im Rahmen der Expeditionen wurden Fragen zu Him-         Auf Basis der gemachten Erfahrungen erstellten die
                                                                                                                                                                               Expertise
    wurden ebenso aufgespannt, wie Kartonbrücken im         melsrichtungen mithilfe eines Kompasses geklärt, die     Kinder in drei Gruppen jeweils eine Brücke. Diese         Konzept: Martin Brischnik|Daniela Zeschko / LIVING ROOMS|www.living-rooms.at
    Stecksystem zusammengebaut. Die Kinder erweiter-        Grazer Hauptbrücke in ihrer baulichen Dimension und      Bauwerke wurden von den Kindern mit verschiedens-         Umsetzung: Daniela Zeschko
    ten ihr Verständnis für Brücken und haben begonnen,     Funktion erforscht. In der Klasse bekamen die Kinder     ten zur Verfügung gestellten Materialien gefertigt. Sie
    den Begriff über die bauliche Bedeutung hinaus ganz-    mithilfe von Lern-Apps auf Tablets spielerisch Eindrü-   bauten und werkten selbstständig und kooperativ und
    heitlich zu verstehen.                                  cke von historischen Brücken in Graz. Auch im Bereich    tauchten in einen kreativen Prozess ein. Zusätzlich
                                                            Messen konnten Praxiserfahrungen gemacht werden,         wurde in der Klasse gemeinsam mit den Kindern noch
    Exkursionen                                             so wurde die Frage nach der Länge der Hauptbrücke        eine Leonardobrücke mit Holzlatten gebaut, über wel-
    Nach einer coronabedingten Unterbrechung wurde          von den Kindern selbstständig geklärt, indem sie         che die Kinder und Lehrer:innen auch selber gehen
    das Projekt mit zwei interaktiven Exkursionen wieder    durch Probieren und Beratung im Team zwei Möglich-       konnten. Abschließend gab es noch einen Reflexions-
    aufgenommen. Die Klasse wurde geteilt, eine Gruppe      keiten, nämlich das Abschreiten und das Messen in        termin, bei dem die Kinder ihre Eindrücke vom Projekt
    blieb in der Klasse, die andere – das Expeditionsteam   Abschnitten gefunden haben.                              und ihren Erkenntnisgewinn formulierten.
    – fuhr zur Grazer Hauptbrücke. Gemeinsam wurden
    mithilfe von Videocalls interaktive Aufgaben gelöst.    Brücken planen
    Dabei waren die Schüler:innen in der Klasse auf die     Anhand der Pläne der neuen Tegethoffbrücke in Graz
    Angaben der Schüler:innen in der Stadt angewiesen.      wurde die Brückenplanung an einem praxisnahen Bei-
    Die Expeditionsgruppe lieferte Erkenntnisse vom         spiel besprochen. Individuell machten sich die Kinder

6                                                                                                                                                                                                                                                                      7
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
Bau:m:eisterklasse
                               In der Bau:m:eisterklasse erarbeiten sich die Kinder durch
                               Wahrnehmen und Erforschen, Zeichnen und Bauen spielerisch
                               verschiedene Zugänge zum Natur- und Baumaterial Holz.

    Raum gestalten, Ideen entwickeln                           schützer erlebbar. Anschließend vermittelte Holzbau-   Prinzipien erkennen, Naturgesetze erproben
    Im ersten Workshop widmeten sich die Kinder ihrem          meister Fritz Klaura in einem anschaulichen Vortrag    Im vierten Workshop, der im Garten der Schule durch-
    unmittelbaren Lebensraum. Sie erforschten ihre(n)          die Bedeutung von Holz als nachwachsendem Bau-         geführt werden konnte, beschäftigten sich die Kinder
    Stadt(teil) und untersuchten diese(n) anhand von           stoff, seine Anwendungsmöglichkeiten und dessen        mit den Eigenschaften von Holz als Baumaterial, ent-
    Luftbild und Katasterplänen hinsichtlich Bebauung,         natürlichen Kreislauf. Anlässlich des Tages des Wal-   deckten Berufe rund ums Holz und ergründeten Begrif-
    Verkehrs- und Grünflächen und stellten diese farblich      des am 21. März bauten die Kinder Samenbomben          fe wie Kraft und Querschnitt. Anhand eines Memorys
    differenziert dar. In Kleingruppen diskutierten sie, was   aus Erde, Tonerde und Blumensamen, warfen diese in     mit Bildausschnitten wurden Aussichtstürme aus Holz
    eine Stadt ausmacht, wie viel Platz Autos brauchen         ihrem Umfeld und halfen so der Natur, ein Stück Land   genauer betrachtet und untersucht. Die Kinder expe-
    und wo Raum für Natur ist. Inspiriert durch das gleich-    zurückzuerobern.                                       rimentierten dann selbst mit Stäben unterschiedlicher
    namige Kinderbuch von Mira Lobe entwarfen sie ihr                                                                 Querschnitte (rund, quadratisch, rechteckig): Wann       Schule
    eigenes Städtchen Drumherum mit dem grünen                 Sinne schärfen, Wahrnehmung schulen                    kann Holz knicken, wie weit kann Holz überspannen,       Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Kärnten
                                                                                                                                                                               Hubertusstraße 1|9020 Klagenfurt am Wörthersee|Kärnten
    Herzen. Bedingt durch den Lockdown wurde dieser            In einem weiteren (Online)Workshop erforschten         wie kann man Holzelemente verbinden? Nach einer
                                                                                                                                                                               www.ph-kaernten.ac.at
    Workshop zweimal durchgeführt: Mit der halben Klas-        die Kinder das Natur- und Baumaterial Holz mit allen   Einführung zu Leonardo da Vinci errichteten die Kin-
                                                                                                                                                                               Schüler:innen
    se fand er analog statt, mit der zweiten Klassenhälfte     Sinnen. Holz kann man nicht nur sehen und fühlen,      der eine Leonardobrücke und einfache Tragwerke mit       Mäuseklasse 1a 2a
    online.                                                    sondern auch riechen, hören oder schmecken. Die        Holzbaustäben.
                                                                                                                                                                               Lehrerinnen
                                                               Holzbox von proHolz brachte den Kindern in vier Sta-                                                            Michaela Müller|Tamara Werjus
    Natur erforschen, Zusammenhänge begreifen                  tionen unterschiedliche Holzarten und Holzwerkstof-    Abschluss
                                                                                                                                                                               Expertise
    Thema des zweiten (Online)Workshops war Holz als           fe näher: Sie ordneten Gerüche zu, unterschieden       Zum Abschluss des Projekts gab es eine Exkursion         DI Astrid Meyer-Hainisch
    Klimaschützer. Die Kinder erforschten spielerisch die      Holzarten nach Farbe und Struktur, ertasteten Holz     zum Pyramidenkogel. Der Architekt Markus Klaura
    Bedeutung des Waldes für das Klima und die Zusam-          und Holzwerkstoffe und entdeckten, dass Holz auch      führte die Kinder auf den Turm und erklärte ihnen Idee
    menhänge von Photosynthese, CO2 und Sauerstoff.            in Lebensmitteln vorkommt. Im Anschluss wurden         und Konstruktion des weltweit höchsten Holzaus-
    Um die Bedeutung von Pflanzen für das Leben auf            Hörproben eingespielt, bei denen Holz mit verschie-    sichtsturms.
    der Erde und das Klima zu verstehen, wurden grund-         denen Werkzeugen bearbeitet wurde. Gemeinsam
    legende Fragen anhand von Experimenten ergründet:          gestalteten die Kinder im Schulhof mit zuvor gesam-
    Wie wächst ein Baum? In Rollenspielen wurde die            melten Fundstücken aus dem Wald eine Assemblage
    Bedeutung des Waldes als CO2-Speicher und Klima-           (Mandala) aus Naturmaterialien.

8                                                                                                                                                                                                                                       9
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
3
                 Wir bepflanzen
                        unsere Schule
                                                     Mit dem Projekt wurde Bewusstsein für
                                                     die Bedeutung von Grün in der Stadt
                                                     geschaffen, und die Kinder erfuhren, welch
                                                     unterschiedliche Möglichkeiten es dazu gibt.

     Exkursionen                                               sen und der Direktorin groß. Auf diese Art erfuhr die      genden Gebäudeteils warfen. Einige Wochen später
     Nach dem Lockdown – in dem das Lehrer:innen-Team          ganze Schule von dem Projekt und die Kinder konnten        wurden sie mit einem bunt blühenden Dach belohnt.
     bereits ins Thema eingeführt hatte – ging die erste       das bisher Erlebte teilen.                                 Sie setzten auch Samen in kleinen Töpfchen ein und
     Exkursion von der Schule zum Schloss Eggenberg.           Im green.LAB Graz erlebten die Kinder konkrete             konnten beobachten, wie die Pflanzen wachsen und
     Anhand von Aufgaben wurden die Kinder aufmerksam          Bauwerksbegrünungen auf einem Holzgebäude in der           wie verschiedene Wuchsformen aussehen.
     für die natürliche Umgebung. Mit der Handy-App „Ac-       Smart City in Graz als eine grüne Oase inmitten von
     tionbound“ konnten unterschiedliche Fragestellungen,      lauten und staubigen Baustellen. Auf eigene Faust          Reflexion
     wie bei einer Schnitzeljagd, bearbeitet werden: Es        machten sie sich im Gelände auf den Weg, um nach           Ein wesentlicher Programmpunkt war die Vorstellung
     wurden lateinische Namen von Bäumen gesucht,              Naturmaterialien oder für sie neuartigen oder unbe-        der Zeichnungen der Kinder zur Begrünung ihrer Schu-
     Rätsel um die tierischen Bewohner:innen von Hecken        kannten Dingen zu suchen. Anschließend stellten sie        le. Jedes Kind beschrieb die Ideen für einen grüne-
     gelöst und auf die unterschiedlichen Formen von Ve-       sich ihre Fundstücke gegenseitig vor.                      ren Pausenbereich und ein grüneres Schulgebäude.
     getation aufmerksam gemacht. Im Park konnten wei-                                                                    Gemeinsam wurde überlegt, warum Begrünungen
     tere Eindrücke und Erkenntnisse gewonnen werden,          Das Schulgebäude und der Schulhof                          sinnvoll sind, wie und wem sie nützen. Sie machten      Schule
     etwa, dass Pflanzen Oberflächen „gestalten“, Räume        Nach den Exkursionen wurde auch der eigene Schul-          sich bewusst, dass Pflanzen Lebensraum und Futter-      Volksschule Peter Rosegger|Loewegasse 8|8052 Graz|Steiermark
     bilden und wie Dächer sein können.                        hof begutachtet. Neben einem asphaltierten Hof gibt        quelle für Tiere sind, dass Pflanzen ihre Umgebung      www.vs-peter-rosegger.at
     Eine weitere Exkursion führte in den Wertschätzungs-      es einen großen grünen Pausenbereich, und jedes            kühlen und befeuchten und damit Hitze in der Stadt      Schüler:innen
                                                                                                                                                                                  23 Schüler:innen Integrationsklasse 2 b
     garten, der von Natur.Werk.Stadt als naturnaher Gar-      Kind wählte eine Pflanze aus, die es den anderen           entgegenwirken. Bäume und Kletterpflanzen spenden
     ten gepflegt wird, Generationen verbinden und ein         vorstellte. Anschließend waren die Fantasie und die        Schatten und schaffen unter sich angenehme Aufent-      Lehrer:innen
                                                                                                                                                                                  Birgit Grassl|Daniel List
     konstruktives Miteinander fördern soll. In einem Sta-     Erfahrung der Kinder gefragt, um nach Möglichkei-          haltsflächen.
     tionenbetrieb konnte man dort viel Natur hautnah in       ten einer Bepflanzung für den asphaltierten Hof zu                                                                 Expertise
                                                                                                                                                                                  Mag. Daniela Zeschko|DI Franziska Schruth|LIVING ROOMS
     der Stadt erleben. Es wurden Pflanzen eingesetzt und      suchen, die sie in Zeichnungen festhielten. Um einen       Was bleibt, ist der Wunsch, dass die eigene Schule      www.living-rooms.at
     kleine Gartenreisen unternommen. Die Schüler:innen        aktiven Beitrag zu mehr Grün in ihrer Schule zu leisten,   noch grüner sein könnte und dass es Vorbilder gibt,
     setzten auch für jede Klasse der Schule eine Pflanze      stellten die Kinder mithilfe einer Videoanleitung selbst   die zeigen, dass grüne Gebäude und vielseitige Gärten
     in eine Tasse oder ein Glas, die als Begrünungen in der   kleine Samenkugeln (seedballs) her, die sie auf das        auch in der Stadt keine Utopie sind und die Lebens-
     Schule verteilt wurden. Die Freude war bei allen Klas-    Flachdach des ihrem Klassenzimmer gegenüberlie-            qualität steigern.

10                                                                                                                                                                                                                                               11
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
Schule

        sChOOL KITs                                                                                                      Volksschule GTVS Neubau|Zieglergasse 21|1070 Wien|www.gtvs-neubau.schule.wien.at
                                                                                                                         Schüler:innen                                                              ^

                                                                                                                         Asia Alassi|Aitana Bierhance-Garcia|Clara Brandstetter|David Dinic|Teodor Grujic,Timo Hundhammer
                                                                                                                         Dilara Kahriman|Emir Kose|Theodor Koszednar|Gabriel Lastro|Moritz Lindenthal
                                                                                                                         Noah Macek|Lara Nistelberger|Hussein Norhabibti|Valentina Ponce Paredes|Iacopo Porta Isaak Sattig
                                                                                                                                    ^
                                                                                                                         Adrian Stokic|Roko Studen|Anton Toell|Yemen Toumi
              Die Schule befindet sich in einem dicht bebauten Wiener Innenstadtbezirk. Die Auswirkungen                 Claudia Cejka| Sigrid Girtler
              der Klimaerwärmung sind hier besonders zu spüren und betreffen auch die Kinder persönlich                  Expertise
                                                                                                                         DI Corinna Toell|Architektin
              im Erleben Ihres Schulalltags. Mit den Schüler:innen wurde erforscht, welche Parameter Ein-                Dr. Katrin Hagen|Landschaftsarchitektin, Stadtklimaexpertin TU Wien
              fluss auf das Stadtklima haben, wie man ihnen entgegenwirken kann und welche konkreten                     Dank an Forschungsprojekt LiLa4Green|www.lila4green.at und
                                                                                                                         Mag. Matthias Ratheiser|weatherpark|www.weatherpark.com
              Maßnahmen gesetzt werden können. Damit wurden die Kinder für das Thema sensibilisiert
              und sollten besser befähigt sein, Zusammenhänge mit ihrem direkten Umfeld zu erkennen
              und zu bewerten.

     Begreifen                                                Erfahren
     Zum Auftakt wurde mit den Schüler:innen anhand von       Nach der aktiven Erforschung der städtischen Um-
     Stadtplan und Schwarzplan die Stadtstruktur erörtert:    gebung wurden den Schüler:innen anhand konkreter
     Es wurden prägnante Gebäude und bekannte Orte            Beispiele der Architektur, Freiraumgestaltung und
     gesucht, anhand derer sich die Schüler:innen im Be-      temporärer Interaktionen im öffentlichen Raum Maß-
     zirk orientieren und die Stadt erfahren konnten. Dabei   nahmen aufgezeigt, mit deren Hilfe der Erwärmung
     wurden die verschiedenen Bausteine wie Gebäude,          der Städte entgegengewirkt werden kann. Ergänzend
     Straßenraum, Freiraum und Begrünung herausge-            dazu wurde das Thema Stadtklima mit wissenschaftli-
     arbeitet und deren Verhältnis und unterschiedliche       chen Abbildungen und Diagrammen untermauert, was
     Qualitäten thematisiert.                                 den Schüler:innen hilft, entsprechende Grafiken zu
                                                              verstehen und zu interpretieren. Im Anschluss haben
     Erforschen und Erleben                                   die Kinder ihre eigenen Ideen formuliert und diskutiert.
     In einem zweiten Schritt stand das konkrete Erleben
     und Erforschen im Vordergrund: Die Schüler:innen         Umsetzen
     konnten in Kleingruppen die nähere Schulumgebung         Zum Abschluss des Workshops wurde mit den
     erkunden und mittels unterschiedlicher Mess-             Schüler:innen eine konkrete Maßnahme umgesetzt.
     methoden Werte wie Lufttemperatur, Oberflächen-          Sie entschieden sich für eine Begrünung der außen
     temperatur und Strahlungstemperatur in verschiede-       liegenden Fluchtstiege mittels Rankgerüst und Hop-
     nen räumlichen Situationen und von unterschiedlichen     fenbepflanzung. Sowohl die Bepflanzung der Kübel als
     Materialien bzw. Oberflächen messen und vergleichen.     auch der Aufbau des Rankgerüsts erfolgten unter An-
                                                              leitung durch die Schüler:innen selbst. Dabei wurde
     Die Messergebnisse wurden in Messprotokollen fest-       sowohl praktisches Wissen hinsichtlich optimaler Kü-
     gehalten. Thematisiert wurden auch das jeweilige         belbepflanzung als auch technisches Know-how beim
     persönliche Empfinden an den Messpunkten und der         Aufbau des Rankgerüsts vermittelt. Im Vordergrund
     direkte Einfluss von Wind, Wasser und Vegetation.        stand aber die Freude am Werken und das Erschaffen
     Die Ergebnisse wurden im Anschluss gemeinsam dis-        eines gemeinsamen Projekts, welches durch nachfol-
     kutiert und in einen Zusammenhang gestellt.              gende Klassen zukünftig gepflegt werden wird.

12                                                                                                                                                                                                                           13
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
5
                 ein, mein, dein, kein,
                              unser Raum!

            Wie erkennt man, für wen ein Ort ist, wer Platz hat und wer nicht? Und aus welchem
            Blickwinkel wird ein Ort als ein, mein, dein, unser, euer oder kein Raum gekennzeichnet?
            Gemeinsam mit den Schüler:innen wurde diesen Fragen vor Ort nachgegangen. Ganz
            im Sinne einer demokratischen Aufklärungsdebatte führten die Kinder gehend durch die
            Nachbarschaft der Volksschule und erzählten von Ereignissen, die sich an diesem oder
            jenem Ort zugetragen hatten.

     Spazieren und erzählen                                 platz, ihre Klassenzimmergröße und ein Rollstuhlwen-    Reflexion
     Die Kinder erzählten von verlorenen Orten wie der      dekreis in einer Wiese abgesteckt. Die Schüler:innen    Am Ende des Projekts sprachen wir darüber, was in
     Telefonzelle in der Nähe der Bushaltestelle, die ab-   lernten, warum die Normen existierten und welche        der Schulnachbarschaft noch fehlt und was zu viel ist.
     montiert wurde und die sie nie zum Telefonieren be-    Auswirkungen sie in der realen Planungspraxis ha-       Mehr Spielplätze fehlen, da waren sich alle einig. Ein
     nutzten, die ihnen aber beim Warten auf den Schulbus   ben. Mit den Körpern vermaßen sie anschließend die      Fußballstadion wäre toll für manche. Dass es „in der
     Schutz vor Wind und Wetter bot. Und sie erzählten      Räume und berechneten, wie oft ein Parkplatz in eine    Umgebung viele Häuser gibt, die verrotten und zer-
     von verlorenen Menschen, deren Namen auf einer         Klasse passt, und wie oft ein Rollstuhlwendekreis in    fallen“, fiel einem Schüler auf. „Die könnte man doch
     Gedenksäule, die am Schulweg steht, beim Vorbei-       den Parkplatz passt. Zuletzt wurden diese normier-      für irgendetwas nutzen“, ergänzte er, „anstatt neue zu
     gehen Erinnerungen anstoßen. Sie berichteten von im    ten Räume in die Karte übertragen. Den nüchternen       bauen“. Eine Reflexion in der Gruppe über das Gelern-
     Blumenmeer verschwundenen Handschuhen, die sie         Normen wurden daraufhin die lebendigen Erzählun-        te, über die wichtige Übung, anderen bei Erzählungen,    Schule
     nicht wiederfanden und von Unfällen auf der harten     gen der Kinder gegenübergestellt und als Orte in die    dem Äußern von Bedürfnissen und Wünschen an und          Josef Wallner Volksschule Kirchbach |Kirchbach 29|8082 Kirchbach|Steiermark|www.vs-kirchbach.at

     Straße und von kleinen Verletzungen im Pausenhof.      Karte eingezeichnet. Sie hatten zuvor „ihre Orte“ mit   über den (Lebens)Raum zuzuhören und diese selbst         Schüler:innen
                                                            Fähnchen markiert und sich dort mit einer Polaroidka-   zu artikulieren, sowie eine Betrachtung und Interpre-    15 Schüler:nnen der 4A-Klasse
     Karten lesen                                           mera gegenseitig fotografiert. Nun zeichneten sie ein   tation der gemeinsam erarbeiteten Karte rundeten         Lehrerin
     Bevor die „wichtigen“ Orte in eine gemeinsame Karte    Symbolfähnchen in die Karte und die Fotos wurden        das Projekt ab.                                          Judith Vesely-Röck
     eingezeichnet wurden, wurde geübt, wie Orte in einer   am Rand der Karte verteilt.
                                                                                                                                                                             Expertise
     Karte repräsentiert werden. Dazu wurden ein Park-                                                                                                                       Christian Frieß|Korinna Lindinger|Birgit Schachner|Claudia Schaefers|Isabell Wolke|www.korona-mai.org

14                                                                                                                                                                                                                                                                                   15
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
6
                   unterwegs in
                                                          Griffen
                                           Ein Projekt zum Zusammenhang von öffentlichem
                                           Raum, Mobilität und Aufenthaltsqualität, das auf-
                                           zeigt, dass bereits Kinder selber Wege finden und
                                           wie sie und ihre Eltern sicher, umweltfreundlich
                                           und aktiv unterwegs sein können.
                                                                                                                                                                                   Schule
                                                                                                                                                                                   Volksschule Griffen|Griffen 110|9112 Griffen|Kärnten
                                                                                                                                                                                   www.vs-griffen.ksn.at

                                                                                                                                                                                   Schüler:innen
     Bei der Belebung des Ortskerns der Marktgemeinde           heraus, die sowohl zum Unterricht im Freien als auch      Unterwegs im Ortskern                                    Die beiden dritten und vierten Klassen mit insgesamt
                                                                                                                                                                                   51 Schüler:innen und 6 Lehrenden
     Griffen wurde der Straßenfreiraum völlig neu gestaltet,    für die Pause und außerhalb der Schulzeit genutzt         Am dritten Aktionstag besuchten die Kinder den
     wobei auch für die nicht motorisierten Verkehrsarten –     werden können.                                            neu gestalteten Kirchenplatz und entdeckten mittels      (Koordinations)Lehrer
     für das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren – sowie das Ver-                                                                  quizartiger Arbeitsblätter die unterschiedlichen Frei-   Dipl.-Päd. Danijel Košutnik
     weilen mehr Platz und Aufenthaltsqualität geschaffen       Unterwegs am Schulweg                                     raumangebote wie Schattenbäume, Wasserspiel,             Expertise
     wurden. Im Projekt wurden das Umfeld der Schule und        Der zweite Workshoptag stand ganz im Zeichen ei-          Trinkbrunnen, Fahrradinfrastruktur, Verkehrsleitsyste-   DI Lena Uedl-Kerschbaumer|Yasmin Stoderegger MSc|Tim Adam
                                                                                                                                                                                   DI Christine Aldrian-Schneebacher in Kooperation mit
     der Weg von der Schule in den Ortskern gemeinsam           ner zukunftsfähigen Kindermobilität und wurde als         me und Sitzmöbel. Landschaftsarchitektin Lena Uedl-      ARCHITEKTUR_SPIEL_RAUM_KÄRNTEN
     mit den Schüler:innen analysiert und ihre Ideen den        Stationenbetrieb für die beiden dritten und vierten       Kerschbaumer präsentierte in altersadäquater Form
     Verantwortlichen der Gemeinde vorgestellt.                 Klassen organisiert. Als Workshopunterlage hatte          die planerischen Intentionen des Architekturentwurfs
                                                                das Projektteam „Roadbooks“ entwickelt, die auf der       vom Büro Share Architects und ihren eigenen land-
     Unterwegs im Schulfreiraum                                 Vorderseite themenspezifische Arbeitsblätter ent-         schaftsplanerischen Beitrag.
     Im ersten Workshop lag der Fokus auf dem direkten          hielten. Die Rückseite bot Platz für das freie Zeichnen
     Schulumfeld. Die großzügig bemessenen Außen-               der persönlichen Alltagswege, die auch Wünsche            Präsentation
     flächen sind öffentlich zugänglich und werden von          für Schul- und Freizeitwege beinhalten konnten. Bei       Um allen Teilnehmenden einen Überblick zum Pro-
     den Kindern auch außerhalb der Unterrichtszeiten           der zweiten Station legten die Kinder einen kurzen        jekt zu ermöglichen und die Arbeitsergebnisse den
     aufgesucht. Als Erstes entstanden Bewegungspro-            Fußweg zurück und verglichen die verbrauchte Zeit         Gemeindeverantwortlichen zu präsentieren, wurden
     file, die einen guten Überblick über die beliebtesten      für eine Auto- und Radfahrt auf identer Strecke. Da-      vier Plakate angefertigt und gemeinsam mit den
     Aufenthaltsplätze lieferten. Danach begaben sich die       bei wurde festgestellt, dass der Zeitunterschied auf      Kinderzeichnungen am Kirchenplatz ausgestellt. Im
     Kinder auf eine Traumreise, die in ihrer Fantasie Bilder   kurzen Wegen minimal ist und dass eine aktive             Rahmen einer kleinen Präsentation stellten die Kinder
     eines idealen Schulfreiraums entstehen ließ. Die so        Mobilität weitere Vorteile zu Klimaschutz, Kosten-        die Projektergebnisse dem Bürgermeister vor, der sich
     „erträumten“ Ideen wurden gezeichnet und später            ersparnis und gesunder Bewegung bietet. Weitere           bei allen Kindern und dem Schulteam für die Projekt-
     als „Minimodell“ in einem großen Grundrissplan drei-       Stationen beschäftigten sich mit dem Platzbedarf von      durchführung und die wertvollen Anregungen für eine
     dimensional gebaut. Neben allerlei utopischen Vor-         Autos im Vergleich zu Fahrrädern sowie der Vielfalt       Weiterentwicklung des Schulfreiraums mit einem er-
     schlägen kristallisierte sich bei nahezu allen Kindern     unterschiedlicher Mobilitätsformen.                       frischenden Eis bedankte.
     die Sehnsucht nach gemütlichen Sitzmöglichkeiten

16                                                                                                                                                                                                                                             17
RAUMGESTALTEN Projekte in den Schuljahren 2019|2020 und 2020|2021 - RAUMGESTALTEN - Architekturstiftung Österreich
The Land-ing                  Eine partizipatorische und inklusive
                                 Erforschung des Schulaußenraums

               Für die Europaschule in Linz ist nach einem Architekturwettbewerb eine Umgestaltung
               geplant, wobei einige neue Funktionen Raum bekommen und auch eine Verlegung des Ein-
               gangs zwischen die Volksschule und die Mittelschule geplant ist. Die Außenanlage war
               jedoch nicht ausreichend Teil des Architekturentwurfs. Im Rahmen des Projekts wurden
               mit Schüler:innen der Volksschule Gestaltungsideen für den Außenraum erarbeitet.

     Ausgangssituation                                        betreten diesen Raum in der Früh und verlassen ihn     und in unseren Schulalltag integrieren? Zu dieser Ex-
     Die Praxisschule der Pädagogischen Hochschule            am Nachmittag. Im ZeitRAUM dazwischen vermitteln       pedition hatten sie das passende Forscherwerkzeug
     Oberösterreich besteht aus zwei Schulen unter ei-        ihnen Lehrer:innen Wissen, unterhalten sie sich mit    dabei, verschiedene Messgeräte zum Kennenlernen         Schule
     nem Dach: einer Volksschule und einer Mittelschule.      Mitschüler:innen, essen im Schulbuffet, laufen durch   und Material zum Simulieren von räumlichen Verän-       Pädagogische Hochschule OÖ – Institut Inklusive Pädagogik|Kaplanhofstraße 40
                                                                                                                                                                             4020 Linz|Oberösterreich|www.ph-ooe.at
     Derzeit hat die Schule ungenügend erschlossene und       Gänge und über Stiegen, sitzen in Klassenzimmern       derungen.
                                                                                                                                                                             Schüler:innen
     genutzte Außenräume. Bis 2025 soll ein größerer          – bis sie nach Hause gehen, bekommen sie von der                                                               Enis Bucan|Valentin Forstner|Theodor Gruber|Leon Hofmann|Amanda Jalili
     Umbau stattfinden, der bisher keine Beteiligung der      Außenwelt kaum mehr als einen Blick durch die Fens-    Auf einem Plan in der Aula wurden Messungen und         Ersi Kapaj|Theodor Kastelliz|Marla Leitner|Jan Marischler|Eva Mayer
     Nutzer:innen vorsieht. Derzeit hat der Außenraum         ter mit. Der Außenraum ist unerforscht. Es könnte      Orte mit bestimmten Qualitäten zum Ruhen, Spielen,      Christian-Lyor Mbock|Marija Milosevic|Mavie Müller|Laura Platz|Emma Preßler
                                                                                                                                                                             Mahsa Rezai|Daris Selimagic|Naila Shukullari|Amin Skenderi|Klara Tauber
     keine Verweilqualität; Kinder haben keinen attraktiven   zwischen 8 und 14 Uhr auch der Mond sein, auf dem      Lernen, Bewegen, usw. eingezeichnet und draußen         Marlene Viertler (Klasse rot 2)
     Raum für Hofpausen; Eltern, die ihre Kinder abholen,     die Schule steht.                                      vor Ort „Raumskizzen“ für Fotos bespielt und damit
                                                                                                                                                                             Fuad Al Khadr|Masa Alwafaa Alrahil|Stefan Bakker|Lamisse Chadi|Yusuf Demir
     finden keinen Ort vor, der zum Verweilen einlädt.                                                               die Ideen dokumentiert. Bei den weiteren Terminen       Ella Fuchs|Valentin Fuchs|Ayberk Görkem|Klara Haller|Anna Heindl|Gabriel Janko
     Mit dem durch Covid-19 veränderten Schulbetrieb            >Vielleicht ist es aber auch ein unentdecktes        erarbeiteten die Schüler:innen in Gruppen ihre Ge-      Kilian Janko|Elias Kyriakopoulos|Matthias Longodor|Laila Music|Dilara Özcan|
                                                                                                                                                                             Rida Qasem|Fabian Qusaj|Ibtisam Sabrye|Una Todorovic|Maurice
     ist das Interesse am Außenraum gewachsen und                   Terrain, das es zu erforschen gilt!<             staltungsideen als Modelle, in Zeichnungen und auf      Usahanun|Malak Yousef (Klasse gelb 2)
     der Wunsch nach einer besseren Nutzbarkeit der                                                                  Plänen. Gemeinsam wurde versucht, diese Ideen in
                                                                                                                                                                             Lehrer
     Freiflächen für Unterricht und Freizeit aufgekommen.     Die Schüler:innen machten sich gemeinsam mit den       Sprache zu übersetzen und so den anderen verständ-      Mag. Dr. Richard Wimberger
     In einem mehrstufigen Projekt fand partizipativ und      (Welt)Raumforscherinnen der Raumschule auf den         lich zu machen.
                                                                                                                                                                             Expertise
     inklusiv eine Neuentdeckung und Neugestaltung des        Weg nach „draußen” – die Luken wurden geöffnet,                                                                MMag. Theresia Frass-Knierzinger und MMMag. Nikola Winkler
     Schulgeländes statt.                                     die Landeklappe ausgefahren – und rund um das          Die Dokumentation wurde im Schulhaus präsentiert        raumschule|www.raumschule.at
                                                              Schulgebäude nach RAUM-Qualitäten gesucht: Wo          und soll auch den Architekten des Umbaus vorgestellt
     Mission                                                  möchten wir verweilen? Was könnte hier entstehen?      werden – die Integration einiger der Ideen wäre das
     Schule ist ein Raum, der meist in sich geschlossen       Und wie können wir uns mit unseren unterschiedli-      wünschenswerte Ziel.
     und nach innen gerichtet funktioniert. Schüler:innen     chen Möglichkeiten den neuen Planeten aneignen

18                                                                                                                                                                                                                                                            19
8
                     Mutmaßen.
                        Wo ist meine Distanz?
                                „Ein Zusammenleben von Menschen ist heutzutage ohne Maße
                                und ohne Messen nicht mehr vorstellbar. Ja, sogar die Existenz der
                                Menschheit ist ohne Messung und ohne Berücksichtigung der
                                Ergebnisse des Messens unmöglich.“
                                      (Wolfgang Trapp: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und
                                      Zeitrechnung, 1992 | S. 9)

     Im Jahr 2020 wurde das Wort „Babyelefant“ zum             und kommunizieren lassen. Mit geschlossenen Augen
     österreichischen Wort des Jahres gewählt. Bekann-         tasteten sie Wände ab und gingen dann nach drau-
     termaßen meint der Begriff eine neue Maßeinheit,          ßen, um nicht tastbare Grenzen – ihr Schulhof wird
     welche die Distanz von einem Meter zwischen Men-          nicht von Zäunen, sondern von Regeln („Ihr dürft bis
     schen symbolisiert. Damit wird das Rüsseltier – wie       dorthin gehen“) begrenzt – zu kartieren. Oder sie leg-
     zum Beispiel das „Fußballfeld“ – zu einer bildhaften      ten sich auf den Rücken und blickten zur Abwechs-
     Maßeinheit, die weniger von den Planer:innen als von      lung mal nach oben, um eine Karte der Zimmerdecke        Schule
                                                                                                                        SIP - Schule im Pfeifferhof|Pfeifferhofweg 153|8045 Graz|Steiermark
     den Publizist:innen verwendet wird, etwa wenn eine        oder der Tischunterseiten anzufertigen.                  www.sip-knallerbse.at
     Zeitung titelt: „Fläche in der Größe von 30 Fußballfel-
                                                                                                                        Schüler:innen
     dern wird täglich verbaut“.                               Präsentation der Welt in Karten                          Sara Andiel|Skye Barsuglia|Joannis Berze|Liv Fuchs|Nora Hardy
                                                               Über einen Zeitraum von drei Wochen erfolgte die         Johanna Höfer|Nelio Horeis|Alexander Kausal|Paul Kiyak Bager|Madita
     Perspektive und Maßeinheiten                              Einbindung der Arbeitsblätter in den Unterricht. Pas-    Kronsteiner|Noah Kupsch|Elliot Lackner|Selina Lecher|Sandro Leinschitz|Louisa
                                                                                                                        Mellberg|Diego Plietzsch|Paul Smolana|Jördis Stocker|Kassandra Campillo Thöni
     Mit den Schüler:innen wurde – virtuell und real –         send zum Semesterthema „Sprache“wurde in zwei            Maike Waidgasser|Linnea Walther|Sigrid Zugaj
     über Messbares und Nichtmessbares gesprochen,             virtuellen Sessions über die Herkunft von Maßeinhei-
                                                                                                                        Lehrer:innen
     Arbeitsblätter und Aufgaben führten sie in die Welt       ten gesprochen und diskutiert, warum die kartografi-     Lisa Hofer| Christof Prem
     der Perspektive und der Quantifizierung. Spielerisch      sche Repräsentation von „Welt“ eine eigene Sprache
                                                                                                                        Expertise
     erforschten sie historische und moderne Maßeinhei-        ist, deren (traditionelles) Vokabular unter anderem      Christian Frieß|Korinna Lindinger|Birgit Schachner|Isabell Wolke
     ten, solche, die naturwissenschaftlichen Konventio-       Maßstab und Perspektive beinhaltet. In der abschlie-     www.korona-mai.org
     nen unterliegen, und solche, die auf Körpermaßen          ßenden Reflexion wurde gemeinsam diskutiert, wie
     oder Analogien beruhen. Sie vermaßen ihre Schule          Planer:innen Karten als Grundlagen verwenden und
     und stellten sich die Frage, wie sich die Qualitäten      warum diese – genauso wie sie Realität repräsentie-
     etwa von Geräuschen und Texturen dokumentieren            ren – auch Realität erzeugen.

20                                                                                                                                                                                                      21
9
               Gewinnen durch teilen?
                      Wohnen in Gemeinschaft

       Im Projekt beschäftigte sich eine 1. Klasse Gymnasium mit gemeinschaftlichen Wohnformen.
       Ziel war es, Aspekte des miteinander Lebens und gemeinsamen Entscheidens mit all seinen
       Vor- und Nachteilen zu thematisieren und im Kontext vielfältiger Möglichkeiten des Wohnens zu
       diskutieren. Die gewonnenen Erfahrungen, ergänzt durch Interviews mit Bewohner:innen und
       Planer:innen von Baugruppenprojekten in Wien, flossen in die Planung eines Wohnprojektes der
       Schüler:innen ein, das als Gemeinschaftsmodell umgesetzt wurde.

     Das Projekt musste aufgrund der Corona-Situation        Bildung von Baugruppen                                   te die Vermittlerin für eine „Baubesprechung“ an die
     an die Gegebenheiten des jeweiligen Unterrichts an-     Zurück im Homeschooling wurde auf die konkrete Bil-      Schule kommen und den Prozess moderieren.
     gepasst werden und wurde daher sowohl online als        dung einer Baugruppe fokussiert. Durch Fernübungen
     auch in Präsenz durchgeführt.                           zur Gemeinschaftsbildung, Soziokratie (in altersgemä-    Interviews
                                                             ßer Form) und Themenfindung für das eigene fiktive       Der Besuch konkreter Baugruppenprojekte konnte
     Input Wohnformen und Gemeinschaft                       Wohnprojekt mit dem Motto „Haustiere und Garten“         aufgrund der Corona-Situation nicht stattfinden. Alter-
     Die ersten Einheiten mit der Gruppe fanden im Home-     setzten sich die Schüler:innen immer konkreter mit       nativ wurden vier Baugruppen und ein Experte inter-
     schooling statt. Über MS-Teams wurde anhand einer       ihren eigenen Bedürfnissen als Teil einer größeren Ge-   viewt, die zum Thema Planen und Wohnen in und mit
     Präsentation in das Thema eingeführt, wobei auch        meinschaft auseinander. Unter Berücksichtigung von       einer Baugruppe Auskunft gaben. Die Videos wurden
     Übungen zum Thema Wohnen und Gemeinschaft in-           vorgegebenen „Bauvorschriften“ für ihr Projekt wur-      im Unterricht diskutiert.
                                                                                                                                                                                Schule
     kludiert waren. Es wurde über Wünsche und Möglich-      den inklusiv Themen der Stadtplanung, Klimaorientie-                                                               AHS Zirkusgasse|Zirkusgasse 46–48|1020 Wien|www.ahs-zirkusgasse.at
     keiten zum Wohnen diskutiert sowie Zeichnungen und      rung, gültige Baunormen und Materialwahl behandelt.      Projektabschluss
                                                                                                                                                                                Schüler:innen
     Skizzen erstellt, hochgeladen und besprochen.           Zudem erfolgte die Festlegung von Vorgaben für den       Zum Abschluss konnte sich die gesamte Projekt-            BE-Gruppe der ersten Klasse (Mädchengruppe), 11 Jahre
                                                             gemeinsamen Modellbau.                                   gruppe wieder persönlich treffen. Eine Präsentation       Lehrerin
     Übungen: Gewinnen durch teilen                                                                                   und Besprechung zeigten ein schönes, durchdachtes         Mag. Silke Pfeifer PhD
     Im Präsenzunterricht (geteilt in A/B-Gruppen) war der   Modellbau                                                gemeinschaftliches Projekt vieler verschiedener Indi-     Expertise
     Unterricht so angelegt, dass die Vermittlerin Inhalte   Erneut im Präsenzunterricht (mit der gesamten Grup-      viduen auf einem fiktiven Bauplatz. Ein Lehrausgang       Wanderklasse – Verein für BauKulturVermittlung|Sibylle Bader|www.wanderklasse.at
     und Methoden als Präsentation vorbereitete, die in      pe) bildeten die Schüler:innen zunächst Wohnge-          zum nahe gelegenen Wohnprojekt Wien machte zu-            Filme
     der Klasse von der Lehrerin durchgeführt, kommen-       meinschaften zu zwei bis vier Personen, anschließend     mindest die Außenansicht des Gebäudes als Beispiel        Interviewfragen der Schüler:innen gestellt von Sibylle Bader|Kamera: Gilbert Lehn
                                                                                                                                                                                verfügbar unter: www.wanderklasse.at
     tiert und dokumentiert wurden. In diesem Projektab-     wurden die Ideen zusammengesetzt und mehrfach            möglich. Im angrenzenden Park wurde der Projektab-
     schnitt wurden die Rahmenbedingungen von Bauen          überarbeitet, um das Potenzial von zusätzlichen ge-      schluss in Form eines Picknicks gefeiert.                 Dank an die Interviewpartner:innen
                                                                                                                                                                                LiSA – Leben in der Seestadt Aspern: Gabi, Elsa, Willi, Martin
     in Gemeinschaft erörtert und praktisch anhand von       meinschaftlich nutzbaren Räumen besser erkennen                                                                    Wohnprojekt Wien: Markus Zilker, Robert Temel
     Modellbau und Rollenspielen erarbeitet.                 und ausschöpfen zu können. Zwischenzeitlich konn-                                                                  Grüner Markt: Bruno Sandbichler|Gleis21: Irene, Johannes, Doris

22                                                                                                                                                                                                                                                                  23
Pflanzen sind cool
                           Pflanzen als Klimaschutz und
                        Anpassung an den Klimawandel
                                     Ob Dämmwirkung, Nahrungsquelle, Schallschutz, Luft-
                                     verbesserer – Pflanzen können so viel! Es ist notwendig,
                                     sie einzusetzen und wertzuschätzen. Ziel des Projekts
                                     war, den Jugendlichen an Beispielen zu verdeutlichen,
                                     wie wertvoll Pflanzen und Ökosysteme bei Maßnahmen
                                     zum Klimaschutz sind.

     Auftakt und Theorie                                     Zuhause-Selbermachen angeboten. Im Juni konnte        Schatten und die Früchte der eingesetzten Pflanzen
     Beim Projektauftakt wurden die Jugendlichen gebe-       im Außengelände der Schule eine Zaunbegrünung         der Zaunbegrünung genießen. Als „Urban-Gardening-
     ten, Fotos von Fassadenbegrünungen zu machen,           gestaltet werden. Die Jugendlichen arbeiteten immer   Projekt” kann das fertig gestellte Hochbeet weiterhin
     die ihnen in der Stadt auffallen. Theoretisch wurden    in Kleingruppen und wurden von jüngeren Kindern       genutzt und immer wieder neu bepflanzt werden. In-      Schule
     die Vorteile einer Fassadenbegrünung in Bezug auf       unterstützt. Es wurde geschaufelt, der Boden mit      sektenhotels und Nistkästen werden noch entstehen       Integrative Lernwerkstatt Brigittenau|Vorgartenstraße 50
     Dämmwert, Lebensraum, Luftverbesserung und              Sand und torffreier Blumenerde verbessert, Pflanzen   und der Besuch bei Wohnwaggon soll nachgeholt           1200 Wien|www.lernwerkstatt.or.at
     Schallschutz in der Schule thematisiert. Auch die       wurden eingesetzt, gemulcht und gegossen. Teils       werden.                                                 Schüler:innen
                                                                                                                                                                           Theo|Moritz|Eliot|Vanessa|Leni|Vincent|Ben|Simon
     Bereitstellung von Lebensräumen sollte im Projekt ein   essbare, sich windende und schlingende Pflanzen
                                                                                                                                                                           Oscar|Safia|Serife|Kashi|Shirin|Teresa|Fabia|Isi|Flora
     Thema sein (Bau von Nistkästen und Insektenhotels).     (Wilder Wein, Minikiwi und Walderdbeeren) kamen       Fazit                                                   Samuel|Mohammed
     Zusätzlich zum Selberbauen und zur theoretischen        zum Einsatz.                                          Das Bauen der einzelnen Elemente mit Pflanzen hat       Lehrer:innen
     Auseinandersetzung mit der Thematik war der Be-                                                               den Schüler:innen Spaß gemacht. Man hat gemerkt,        Marlene Zwettler (Projektleitung)|Annika Hammer
     such bei Wohnwaggon geplant. Die Wohnwaggon-            Plan und Wirklichkeit                                 dass gemeinsame körperliche Tätigkeiten die Ge-         Reinhold Haushofer
     Initiative setzt sich für Klimaschutz, Autarkie und     Der Ursprungsplan, eine Fassadenbegrünung (Pilot-     meinschaft stärken und den Jugendlichen guttun.
     lokale Kreisläufe ein.                                  projekt) an einer alten Mauer im Schulhof zu bau-     Das Interesse an Pflanzen ist meist nicht so groß und
                                                             en, wurde leider letztlich nicht gestattet, ebenso    deshalb waren technische Informationen bezüglich ih-
     Es entsteht etwas …                                     die Bewässerung mit Regentonne, Solarmodul            rer chemischen wie physikalischen Wirkung wertvoll.
     In der ersten Projektwoche in der Stockerauer Au        und Schläuchen. Als Kompromiss durften am Zaun        Grundsätzlich sollte dem Thema „Klimaschutz” mehr
     wurden ein Hoch- und ein Hügelbeet gebaut. Leider       des Außengeländes eine Zaunbegrünung und ein          Raum gegeben werden. Es könnten mehr Lehraus-
     musste aufgrund der Pandemie das Projekt stillge-       Schlauch angebracht werden. Der Schulwart wurde       gänge angeboten und externe Experten:innen einbe-
     legt werden. Auf der Homepage www.lernenunter-          gebeten, die Pflanzen über den Sommer, wenn nötig,    zogen werden.
     sternen.at wurden daraufhin kleine Aktionen zum         zu wässern. In Zukunft können die Schüler:innen den

24                                                                                                                                                                                                                                    25
Raum und Sein
                Spacest du schon oder
           				raumst du noch?
                       Das Sperlgymnasium, das seinen Stammsitz im 2. Bezirk in Wien hat, war aufgrund
                       von Renovierungsarbeiten für zwei Schuljahre im neuen BG-BRG WMS Wien 22
                       Aspern zu Gast. Bei dem kooperativen, schulartenübergreifenden Projekt mit
                       Schüler:innen des Sperlgymnasiums im Ausweichquartier Seestadt Aspern und
                       Schüler:innen des BG-BRG WMS Wien 22 wurde das Schulgebäude gemeinsam mittels
                       unterschiedlicher didaktischer Methoden erforscht, reflektiert und analysiert.

     Erkundungen                                            shoptag und Input zu utopischer Architektur, der die      Die Schüler:innen haben großteils klare Vorstellungen
     Vieles ist neu: der Schulweg, das Gebäude und die      Schüle:innen zu Entwürfen ihres Wunschschulge-            von Räumen, die nach ihren Ansichten für gute Lern-     Schulen
                                                                                                                                                                              AHS Sperlgymnasium|Kleine Sperlgasse 4|1020 Wien
     noch in Bau befindliche Umgebung des Stadtentwick-     bäudes inspirieren sollte. Dazu wurde vorab der Be-       umgebungen zu erfüllen sind: Helligkeit, Übersicht,     www.sperlgymnasium.at
     lungsgebiets Seestadt. Im Zentrum der gemeinsa-        griff Utopie gemeinsam diskutiert: Die Schüler:innen      Opazität und Ordnung werden als wichtige Kriterien      (wegen Sanierungsarbeiten bis Ende Schuljahr 2019/20 im BG-BRG WMS
     men Untersuchungen standen u. a. Fragestellungen       assoziierten damit Bedeutungen wie Frieden, neue          für Wohlbefinden und Geborgenheit genannt. Diese        Seestadt Aspern untergebracht)
                                                                                                                                                                              BG-BRG WMS Seestadt Aspern|Maria-Trapp-Platz 5|1220 Wien
     zur Funktion und Bedeutung eines Schulgebäudes:        Heilungsmöglichkeiten, Ende der Pandemie, künftige        Vorstellungen brachten sie auch skizzenhaft in ihren    www.brg-seestadt.at
     Wie wirkt sich die Architektur einer Lernumgebung      technische Innovationen und Möglichkeiten anders          Entwürfen zur Darstellung.
                                                                                                                                                                              Schüler:innen
     auf das Wohlbefinden von Schüler:innen sowie           zu leben. Ein vorbereitetes Materialbuffet, kleine kon-                                                           Zena Badr|Karl Banovic|Mariela Baotic|Karl Dietrich|Noah Felder
     Pädagog:innen aus? In einer ersten Phase sollte eine   zeptionelle Arbeiten, die zuvor in der Bildnerischen      Die Schüler:innen des BG-BRG WMS Seestadt               Lisa Habeler|Tim Holl|Jule Höller|Jovana Jevtic|Natalie Juric
     gemeinsame Sprache zur Kommunikation von Be-           Erziehung entstanden sind, sowie eine Auswahl an          Aspern, die keinen Vergleich mit einem anderen          LeonJurkic|Marija Katic|Fabian Köhler|Timo Königsberger|Tobias Kuffner
                                                                                                                                                                              Mejrema Memisevic|Coralie Nwosu|Csanad Papp|Arzu Parlak|Louis
     dürfnissen, Wünschen, Feedback gefunden werden.        Fachliteratur, bildeten die Grundlage für die eigene      Schulgebäude haben, fühlten sich wohler im Schul-
                                                                                                                                                                              Posch|Nina RinghoferI|Mia Rubil|Tamal Saha|Irene Scholl|Florian
     Mittels Gesprächen, der Dokumentation eines Wahr-      Gestaltungspraxis, die in Form von Skizzen und nach-      haus als diejenigen des Sperlgymnasiums, die im         Stemesede|Katharina Strobe|Florian Wernhart
     nehmungsspaziergangs und Reflexion mit einem Fra-      folgenden dreidimensionalen Objektcollagen umge-          Kontext des Reflektierens Vergleiche mit ihrem          (4C-Klasse Sperlgymnasium)
     gebogen wurden die Erfahrungen der Schüler:innen       setzt wurden.                                             Stammschulgebäude ziehen konnten. Die Wünsche           Ali Alalwan|Marco Auringer|Hanna Berthold|Filip Divkovic|Gabriel
     am neuen Standort Seestadt erfragt. Aufgrund der                                                                 und Ergebnisse ihrer architektonischen Visionen – in    Dogandzic|Finn Freitag|Leonie Giefing|Sophia Holzer|Melanie Kasberger
     Covid-19-Situation war es nur möglich, Phase 1 pla-    Schulgebäude im Vergleich                                 Form zeichnerischer und gestalterischer Umsetzung       Deni Maziev|Lukas Melbinger|Sebastian Perzi|Saida Radzabova|Same
                                                                                                                                                                              Safdari|Lana Samardzic-Khalili|Elly Schweitzer|Niklas Spandl|Nick Sumaric
     nungsgemäß umzusetzen. Nach Ende des Lockdowns         Die Fragebogenerhebung zum Schulgebäude, die              – brachten sie auch metaphorisch zum Ausdruck: Ge-      Lina Toufan|Arun Verma|Eric Wolf
     wurde das Projekt an die geänderten schulischen Be-    zu Projektbeginn mit den Schüler:innen des Sperl-         wünscht wird eine fahrende Schule, eine futuristisch    (BG-BRG WMS Seestadt Aspern)
     dingungen angepasst.                                   gymnasiums und der Seestadt Aspern vergleichend           anmutende Schule, eine schwimmende Schule!              Lehrerinnen
                                                            durchgeführt worden ist, zeigte, dass Bedürfnisse und                                                             Dr. Gerrit Höfferer|MMag. Sarah Steiner
     Wunschproduktion                                       Wünsche der Nutzer:innen von den Entwurfsgedan-                                                                   Expertise
     Phase 2 und 3 starteten mit einem intensiven Work-     ken der Architekt:innen mitunter stark abweichen.                                                                 DI Dr.techn. Marion Starzacher|ARCHelmoma|www.archelmoma.at

26                                                                                                                                                                                                                                                        27
Land schafft
                                                 Lebensraum
                      Das Projekt bot jungen Menschen die Möglichkeit, in ihrer unmittelbaren
                      Nachbarschaft Lebensraum mitzugestalten.

     Direkt neben der Mittelschule Lochau gelegen, ver-       Outdoor-Projektnachmittage                                Schule
     fügt der Verein Bodenfreiheit über zwei Flächen im       Die erste Gruppe pflanzte Wildstauden und legte ein       Mittelschule Lochau|Landstraße 28c|6911 Lochau|Vorarlberg
                                                                                                                        www.ms-lochau.vobs.at
     Fruchtgenussrecht. Sie liegen entlang eines Baches       Sandarium an, denn drei Viertel der Wildbienen sind
     und öffentlichen Rad- und Spazierwegs, der von der       Bodenbrüter und benötigen freie Bodenflächen. Die         Schüler:innen
                                                                                                                        Klasse 3a
     Schule bis zum Bodensee führt. Der bislang verrohr-      Jugendlichen haben so wertvollen Lebensraum für
     te Bach wurde unlängst naturnah geöffnet. Es soll        diese Tiere geschaffen. Die zweite Schüler:innen-         Lehrerinnen
     wieder sicht- und hörbar Wasser fließen und neuer        gruppe hat noch mehr offene Bodenflächen vorbe-           Andrea Weixler|Vera Pavin
     Lebensraum für Pflanzen und Kleintiere entstehen. Im     reitet, Kleinstauden gepflanzt und eine Blühmischung      Expertise
     Einklang mit der Renaturierung des Bachlaufs stand       ausgesät. Das bereichert das Nahrungsangebot für          Bodenfreiheit – Verein zur Erhaltung von Freiräumen
     im Frühjahr der erste Schritt zur Gestaltung und Be-     Bienen und Insekten. Auch einen Baum haben die            www.bodenfreiheit.at
     pflanzung der Flächen des Vereins an. Das bot eine       Jugendlichen gesetzt: einen Katalonischen Spilling.
     ideale Möglichkeit für ein gemeinsames Projekt mit       Diese Rarität bildet den ersten Schritt in Richtung der
     der angrenzenden Mittelschule, um Jugendliche in         noch folgenden Umsetzung einer Naschgarten-Idee.
     die Gestaltung ihres unmittelbaren Umfelds aktiv
     miteinzubeziehen. Dabei erhielten die Schüler:innen      Resümee und Ausblick
     die Möglichkeit, sich mit ihrem Lebensraum ausein-       Der Verein Bodenfreiheit versteht die Flächen als
     anderzusetzen und diesen mit ihren Händen selbst zu      Einladung. Menschen, Tiere und Pflanzen sollen hier
     gestalten.                                               von freier Fläche profitieren. Im Herbst ist das An-
                                                              pflanzen von Beerensträuchern geplant, bei denen
     Praktisches und kreatives Arbeiten                       künftig alle dazu eingeladen sind, beim Vorbeigehen
     Die Jugendlichen haben den Boden bearbeitet, ge-         von den Früchten zu naschen. Aufgrund der positiven
     jätet, bepflanzt und erlebt, wie sich der Raum durch     „Hands-on“-Erfahrungen im Rahmen des Projekts, in
     ihr Tun verändert. Im Unterricht haben sie sich weiter   denen die Schüler:innen Boden sprichwörtlich begrei-
     mit den Flächen befasst. Dabei haben sie zuerst in       fen konnten, sind der Verein und die Lehrer:innen über
     Zeichnungen kreativ erarbeitet, wie sie sich die Ent-    eine weitere Zusammenarbeit im kommenden Schul-
     wicklung dieses Außenraums vorstellen, und sich auf      jahr im Gespräch. Das Ziel, junge Menschen aktiv in
     diese Art mit Veränderungen in ihrem räumlichen Um-      die Gestaltung ihrer Umwelt einzubinden, wurde er-
     feld auseinandergesetzt. Das führte dazu, dass sich      folgreich umgesetzt und wird nach Möglichkeit weiter
     die Wahrnehmung ihrer Umwelt geschärft hat.              verfolgt.

28                                                                                                                                                                                  29
Schule
                                                                                                                                                                                    BG/BRG Kufstein|Maderspergerstraße 3|6330 Kufstein|Tirol
                                                                                                                                                                                    brg-kufstein.tsn.at

               Wir bauen
                                                                                                                                                                                    Schüler:innen
                                                                                                                                                                                    Klasse 2C
                                                                                                                                                                                    Lehrerin

                                              Stadtklima
                                                                                                                                                                                    Mag. Anna-Maria Neuschäfer
                                                                                                                                                                                    Expertise
                                                                                                                                                                                    DI Markus Blösl|Stiftung F R E I Z E I T|www.stiftungfreizeit.com

                         „Hört endlich auf, weiter so zu bauen, wie ihr baut! Es ist widernatürlich.“
                         In einem viel beachteten Vortrag wandte sich Frei Otto 1977 mit dieser
                         Forderung an seine Kolleg:innen. Lange vor der Ökologiebewegung und
                         vor der Gründung „grüner“ Parteien erkannte er die Probleme unserer
                         gebauten Umwelt. Im Projekt beschäftigten sich die Schüler:innen mit
                         nachhaltigen Positionen für eine klimagerechte Architektur und Stadt.

     Thema                                                    Demonstration                                              kamen einen neuen Anstrich und bildeten das Grund-
     Die Architektur, respektive die Bauwirtschaft, hat als   Wie würden kostenlose öffentliche Transportmit-            gerüst der Station. Für die Inhalte der Station wer-
     einer der größten Verbraucher unserer weltweiten         tel die Mobilität in der Stadt ändern? Können grüne        teten die Schüler:innen Zahlen der Themenrecherche
     Ressourcen einen entscheidenden Anteil am Klima-         Fassaden das Stadtklima verbessern? Aus welchen            aus und modellierten diese aus dem in der Feldfor-
     wandel. Gebäude verursachen 50 Prozent des globa-        nachhaltigen Materialien können wir unsere Häuser          schung gesammelten Plastik zu dreidimensionalen
     len Energieverbrauchs, 40 Prozent der Treibhausgas-      bauen? Welche Kreisläufe sparen beim Wasserver-            Statistiken. Zentrales Objekt war eine runde Platte
     emissionen und verbrauchen 25 Prozent des Wassers.       brauch?                                                    mit aufgeklebten PET-Flaschen, um den täglichen
     Allein die Zementindustrie verursacht zwischen 5 und                                                                Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser, der aktuell bei
     8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen – dreimal        Die Schüler:innen setzten sich mit verschiedenen Zu-       rund 125 Litern liegt, plastisch abzubilden. Die öffent-
     so viel wie der gesamte Flugverkehr – und heizt damit    kunftsmodellen für die Stadt auseinander, die unsere       liche Ausstellung fand im Schulgarten statt, sodass
     das Klima gewaltig auf. Die Klimaziele der EU können     Bedürfnisse erfüllen können, ohne das Klima noch           Mitschüler:innen Einblicke in die Rolle der Architektur
     mit dem bestehenden Verständnis von Architektur          mehr zu zerstören. Mit ihren eigenen Ideen für ihre        bei Umweltfragen gewinnen konnten.
     und Stadt nicht erreicht werden.                         unmittelbare Umwelt gingen sie mit Schildern auf die
                                                              Straße und teilten diese unter Beifall der Passant:innen   Um ein erweitertes Publikum zu erreichen, planen die
     Feldforschung                                            demonstrativ mit der Öffentlichkeit. Die Forderungen       Schüler:innen eine Fortsetzung der Ausstellung im
     Eine Woche lang sammelten die Schüler:innen den          lauteten u. a. mehr Stadtbäume, Trinkwasserbrunnen,        Stadtraum von Kufstein. Durch Recherchieren und Ex-
     Plastikmüll von Zuhause. In der Schule wurde dieser      Mieträder, Spielstraßen, Recylingbaumärkte, Sitz-          perimentieren konnten die Schüler:innen Vorstellun-
     ausgewertet. In einer Woche produzierte ein durch-       plätze und Freundlichkeit.                                 gen für ihre zukünftige gebaute Umwelt eröffnen und
     schnittlicher Kufsteiner Personenhaushalt 34 Stück                                                                  sichtbar machen und entwickelten eine aktive Rolle
     Plastikmüll. Die statischen Zahlen, die aus dem direk-   Vermittlungsstation                                        als Antrieb für ein nachhaltiges Leben in der Schule
     ten Lebensumfeld der Schüler:innen generiert wur-        Aus dem Ressourcenkreislauf der Stadt stammten die         und in der Stadt.
     den, machten die eigene Stadt zum Forschungsfeld,        geschenkten oder geliehenen Materialien für eine mo-
     in dem das eigene Verhalten und neue Möglichkeiten       bile Vermittlungsstation. Eine Leiter, ein Regal, eine
     hinterfragt wurden.                                      Holzplatte, Kabelrohre und ein Hula-Hoop-Reifen be-

30                                                                                                                                                                                                                                                      31
Sie können auch lesen