ZUKUNFTSSTUDIE RECHNUNGSWESEN 2030 - FH OÖ
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ZUKUNFTSSTUDIE RECHNUNGSWESEN 2030 BERUFE – KOMPETENZEN – ZUFRIEDENHEIT – WEITERBILDUNG Projekt zu den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung im Rechnungswesen der FH OÖ, Fakultät für Wirtschaft und Management in Steyr mit Unterstützung des Zukunftsfonds der AK OÖ Dezember 2021 | ISBN: 978-3-9504257-5-8
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, liebe Rechnungswesen-Interessierte, Digitalisierungs- und Automatisierungsinitiativen nehmen im Rechnungswesen vieler Unternehmen immer mehr Fahrt auf. Die Weiterentwicklung bestehender Softwarelösungen und die Einführung neuer Technologien lassen deutliche Fortschritte in Bezug auf die Effektivität und Effizienz von Prozessen und Abläufen erwarten. Aktuelle Berufsfelder unterliegen einem Wandel, neue Berufe entstehen. Vor diesem Hintergrund rückt die vorliegende „Zukunftsstudie Rechnungswesen 2030“ den Menschen in den Mittelpunkt der Entwicklung und beantwortet folgende vier zentrale Fragen: 1) Wie verändern sich die Berufsfelder in einem Rechnungswesen 2030? 2) Welche Kompetenzen fordern diese Berufsfelder? 3) Über welche Aus- und Weiterbildungsangebote können sich vor allem bestehende Arbeitnehmer*innen, aber auch Neueinsteiger*innen, diese Kompetenzen aneignen? 4) Wie können Arbeitnehmer*innen entlastet und die Arbeitszufriedenheit auf hohem Niveau gehalten bzw. sogar weiter gesteigert werden? Die Ergebnisse der Studie basieren auf einem breiten methodischen Ansatz. So wurde zunächst mit internationalen Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis im Rahmen einer Delphi-Studie ein robustes Zukunftsbild eines digitalen Rechnungswesens 2030 entwickelt. Dazu kamen Literaturarbeit, eigene quantitative Umfragen, eine Analyse von Personalinseraten, Expert*inneninterviews sowie unter Berücksichtigung all dieser Vorarbeiten der Austausch mit der Praxis, insbesondere auch durch Workshops mit Partnerbetrieben aus Oberösterreich. Unsere Zukunftsstudie zeigt deutlich, dass bestehende Arbeitnehmer*innen und Neueinsteiger*innen auch künftig folgende sehr attraktive Berufsfelder im Rechnungswesen vorfinden werden: (Bilanz-)Buchhalter*in Controller*in Business Data Analyst*in Steuer- und Rechnungslegungsexpert*in Sustainability Accountant Manager*in für Finanzsysteme und -prozesse Die Ergebnisse unterstreichen die Vielfältigkeit und Diversität des Rechnungswesen Teams in einem digitalen Rechnungswesen 2030! 2
Trotz aller wissenschaftlichen Sorgfalt gibt es natürlich keine Garantie dafür, dass die Zukunft exakt das bringt, was wir erwarten. Daher ist es umso wichtiger, unser Zukunftsbild auch als Auftrag an Unternehmen, Führungskräfte, Arbeitnehmer*innen, Interessenverbände sowie Aus- und Weiterbildungsinstitutionen zu sehen, in eben diese Richtung hinzuarbeiten. Ein großer Dank gilt der Arbeiterkammer OÖ, ohne deren finanzielle Unterstützung die Erstellung dieser Studie nicht möglich gewesen wäre! Mit besten Grüßen, Das Projektteam unter der Leitung von FH-Prof. Dr. Susanne Leitner-Hanetseder FH-Prof. Dr. Christoph Eisl Carina Knoll, MSc FH-Prof. Dr. Othmar M. Lehner FH-Prof. Mag. Dr. Albert Mayr Fabian Altendorfer Lydia Darmann, BA sowie mit dankenswerter, wissenschaftlicher Unterstützung durch folgende Personen: Dr. Elisabeth Menschl Maria Koislgruber, MA FH-Prof. Dr. Heimo Losbichler Melanie Schachinger, BA Mag. Christa Hangl Julia Strasser, MA FH-Prof. Mag. Peter Hofer Katrin Wasner, BA Peter Emhofer, MA Teresa Wagner, MA Theresa Sophie Grünsteidl, BA Johannes Winzer, MA Nina Kampenhuber, MA Katharina Zeh, BA Stephan Karrer, MA Unser besonderer Dank gilt unseren Partnerbetrieben und deren Arbeitnehmer*innen, ohne deren Mitwirkung das vorliegende Projekt in dem Ausmaß nicht realisiert werden hätte können. Dank gilt auch dem Betriebsrat der Fachhochschule Oberösterreich für seine Unterstützung sowie all die hilfreichen Anmerkungen im Zuge der einzelnen Phasen des Projektes. Steyr, Dezember 2021 3
VORWORT DER ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH Werte Leserin, werter Leser! Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, so auch im Rechnungswesen. Immer mehr Routineaufgaben werden digitalisiert. Künstliche Intelligenz kann neue Abläufe selbst lernen und die Blockchain-Technologie macht durch lückenlos abgesicherte Rechnungen manuelle Prüfungen überflüssig. Wichtig ist, dass stets der Mensch im Vordergrund bleibt. Forderungen nach mehr Transparenz, zeitnahe Berichterstattung und bessere Datenaufbereitung werden das Berufsbild in Zukunft prägen. Neu gestaltete Aus- und Weiterbildung, neue Zusammenarbeit in Teams, digitale Arbeitsplätze und Home-Office werden zum Alltag gehören. Der Buchhalter und die Buchhalterin der Vergangenheit ist der Finanzprozess-Manager oder Business-Data-Analyst der Zukunft. Klar ist: Diese neuen Entwicklungen müssen die Arbeitsbedingungen der Menschen verbessern. Es muss ausreichend Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten geben, damit diese in einer digitalisierten Welt gut arbeiten können. Die neuen Aufgaben dürfen nicht zu mehr Stress und Druck führen. Mit dem Projekt „Der Mensch im digitalen Rechnungswesen“ hat die Fakultät für Wirtschaft und Management der Fachhochschule OÖ bisher nicht erforschte Bereiche untersucht. Besonders die direkte Zusammenarbeit von Wissenschafter/-innen und Praktiker/-innen kann gewährleisten, dass nicht nur Probleme aufgedeckt und Lösungen entwickelt werden, sondern diese auch im Interesse der Beschäftigten umgesetzt werden. In den Pilotbetrieben wurden Möglichkeiten gezeigt, wie Betroffene für die Zukunft des Rechnungswesens begleitet werden. Mit der Publikation und der Verbreitung im Internet stehen die Erkenntnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wir gratulieren zu diesem erfolgreichen Projekt und sind überzeugt: die Zukunft des digitalen Rechnungswesen ist gestaltbar. Packen wir es an! Mit freundlichen Grüßen, AK-Präsident Andreas Stangl AK-Direktorin Andrea Heimberger, MSc 4
INHALT VORWORT DER AUTOR*INNEN 2 VORWORT DER ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH 4 WOHIN FÜHRT UNS DIE DIGITALISIERUNG DES RECHNUNGSWESENS? 6 NEUE DIGITALE ARBEITSMITTEL 8 DAS RECHNUNGSWESEN TEAM 2030 11 BERUFSFELDER MIT PERSPEKTIVE 14 (Bilanz-)Buchhalter*in 14 Controller*in 17 Business Data Analyst*in 19 Steuer- und Rechnungslegungsexpert*in 21 Sustainability Accountant 23 Manager*in für Finanzsysteme und -prozessse 25 WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR NOTWENDIGE IT-KOMPETENZEN 27 WIE WIRKT SICH DIE DIGITALISIERUNG AUF DIE ARBEITNEHMER*INNEN IM RECHNUNGSWESEN AUS? 30 Digitalisierung ermöglicht Jobenrichment und Aufwertung des Berufsfeldes 32 Digitalisierung schafft Klarheit in den Aufgaben und Rollen 32 Digitale Zusammenarbeit (Homeoffice) verbessert Work-Life-Balance und erhöht Selbstbestimmung am Arbeitsplatz 33 Maßnahmen zur Vermeidung von digitalem Stress 33 ETHISCHE IMPLIKATIONEN 34 FAZIT UND AUSBLICK 36 APPENDIX I: DARSTELLUNG DER METHODISCHEN VORGEHENSWEISE 37 APPENDIX II: WISSENSCHAFTLICHE ARBEITEN UND PUBLIKATIONEN 39 APPENDIX III: VORTRÄGE BEI WISSENSCHAFTLICHEN KONFERENZEN 41 APPENDIX IV: DAS PROJEKTTEAM 42 IMPRESSUM 46 5
WOHIN FÜHRT UNS DIE DIGITALISIERUNG DES RECHNUNGSWESENS? Das Rechnungswesen war in der Vergangenheit stets ein wichtiges Das Rechnungswesen in unserem Berufsfeld für viele Menschen. Die Arbeitnehmer*innen verfügen über Projekt umfasst die Daten- und gute fachliche Qualifikationen und hohes Engagement. Aktuell steht Belegerfassung von finanziellen das Rechnungswesen inmitten eines digitalen Umbruchs. Durch Transaktionen, interne und die zunehmende Digitalisierung der Geschäftsmodelle und -prozesse externe Berichterstattung, die steigen auch die Anforderungen an das Rechnungswesen stetig. So Abgabenberechnung und -über- hat das Rechnungswesen noch zeitnäher datenbasierte (Stichwort: mittlung sowie das Controlling, Big Data) und vorausschauende Entscheidungsgrundlagen für das insbesondere die Planung und Management zur Verfügung zu stellen, und gleichzeitig aber auch Entscheidungsunterstützung des den zunehmenden regulatorischen Anforderungen zu entsprechen Managements. (Stichwort: Nachhaltigkeitsberichterstattung). Unter anderem deshalb steigt die Arbeitsbelastung der Arbeitnehmer*innen im Rechnungswesen stetig an. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch das als tradiert wahrgenommene Rechnungswesen der Prozessautomatisierung und Digitalisierung von Routineaufgaben. Arbeitnehmer*innen im Finanzbereich ist das Arbeiten mit Softwareprodukten (z.B. Buchhaltungsprogramme) nicht fremd. Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung sollen und können es ermöglichen, die Arbeitsbelastung der Arbeitnehmer*innen zu reduzieren, indem manuelle und zeitfressende Tätigkeiten an Softwarelösungen abgegeben werden und sich auf die Kernaufgaben konzentriert werden kann. Die digitale Transformation ist nicht per se eine Chance, sondern eine Notwendigkeit, um Aufgaben zu bewältigen und Arbeitnehmer*innen zu entlasten! In den von uns durchgeführten Studien1 wird folgendes zum Ausdruck gebracht: Es fehlen schon jetzt im Rechnungswesen personelle Ressourcen. Zur Umsetzung der Digitalisierung bedarf es zusätzlich noch Arbeitnehmer*innen mit Umsetzungs- und Digitalisierungs-Know-how, denn Arbeitnehmer*innen nehmen eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung ein. Aber auch automatisierte Prozesse benötigen die Überwachung und Anpassung an die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen. Ebenso erfordern die laufende Berichterstattung und Analyse von Daten (Big Data) mit digitalen Tools menschliches Know-how und viele Arbeitskräfte. Unbestritten ist aber: Die Berufsfelder und notwendigen Kompetenzen werden sich durch die Digitalisierung verändern. Nichtsdestotrotz wird das digitale Rechnungswesen 2030 nach wie vor ein Jobgarant für Arbeitnehmer*innen bleiben. Unklar ist für viele oftmals noch „wo die Reise der Digitalisierung im Rechnungswesen hingeht“. Die von uns entwickelten Ziel- und Zukunftsbilder geben hier eine positiv besetzte Richtung vor. Den Einschätzungen der Expert*innen zufolge wird die digitale Transformation im Rechnungswesen in Stufen erfolgen. Das im Folgenden dargestellte Stufenmodell ermöglicht Unternehmen eine Einordung und kann gleichzeitig als Ziel- und Zukunftsbild für eine weitere Entwicklung dienen. Es bildet zudem die Basis für die Ableitung künftiger Berufsfelder und Aufgaben von Arbeitnehmer*innen sowie die damit zusammenhängende strategische Personalarbeit. 1 Vgl. Strasser, 2020; Leitner-Hanetseder & Strasser, 2021; Leitner-Hanetseder & Wasner, 2021 6
Die vier Stufen in aller Kürze: Stufe 0 (Softwaregestütztes Rechnungswesen): Fehlende integrierte ERP-Systeme führen aktuell oft dazu, dass Unternehmen manuelle Workarounds mit Excel nutzen, um die Nachteile der bestehenden Insellösungen auszugleichen. Mangels einheitlicher Datenbasis wird ein automatisiertes Berichtswesen verhindert. In dieser Stufe können auch noch papierbasierte Ablage- und Arbeitsabläufe existieren. Stufe 1 (Digital unterstütztes Rechnungswesen): Stufe 1 kennzeichnet eine Mischung aus manueller und automatisierter Belegverarbeitung sowie ein elektronisches Ablagesystem. Sich wiederholende, regelbasierte Prozesse werden von Service-Zentren (oftmals offshore) unter Einbindung von sowohl manuellen Tätigkeiten als auch einfachen Automatisierungsansätzen durchgeführt. Der Einsatz von Software-Robotern befindet sich in der Pilotphase. Cloudbasierte Softwarelösungen ermöglichen eine ortsunabhängige Anbindung an alle wichtigen Subsysteme (ERP-System etc.). Stufe 2 (Teilautonomes Rechnungswesen): Stufe 2 zeichnet sich durch einen hohen Automatisierungsgrad der Prozesse aus. Die Arbeitnehmer*innen konzentrieren sich auf die Interpretation der systemgenerierten Informationen, tragen Verantwortung für die Datenqualität sowie die Prozesse und nehmen eine stärkere interne Beratungsrolle ein. Arbeitnehmer*innen beziehen externe und unstrukturierte Daten in ihre erweiterten Business-Intelligence-Lösungen (BI) mit ein und nutzen künstlich intelligente Tools (KI), um Datenanalysen und Betrugserkennung durchzuführen. Mittels Self-Service-BI-Tools können Manager*innen Informationen zeitnah über Dashboards abrufen und digitale Möglichkeiten für ihre Entscheidungen nutzen. Stufe 3 (Vollautonomes Rechnungswesen): In Stufe 3 wird ein noch utopisches Szenario entworfen. In einem derartigen Szenario sorgt eine multifunktionale KI für die automatisierte Anwendung und Anpassung von Rechnungslegungs- und Steuervorschriften, setzt Optimierungsmaßnahmen um, liefert zielgruppenspezifisches Reporting und Forecasting in Echtzeit, führt Simulationen und Szenarien durch und gibt regelmäßig Managementwarnungen zu wichtigen Kennzahlen mit detaillierten Analysen und Empfehlungen aus. Die KI steuert den Einsatz der spezialisierten Softwarelösungen entsprechend der Aufgaben, die das Management vorgibt. Sie nutzt ein integriertes virtuelles Data Warehouse, in welchem interne und externe Daten verfügbar sind und die Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden. Manager*innen kommunizieren ortsunabhängig über natürliche Sprachverarbeitung mit dem System. Die KI lernt aus den vom Management getroffenen Entscheidungen und verbessert damit die zukünftigen Vorschläge. Die Stufe 3 „vollautonomes Rechnungswesen“ als Ziel für das Jahr 2030 wird jedenfalls noch als weit entferntes utopisches Szenario gesehen. Die Stufe 2 – ein „teilautonomes Rechnungswesen“ – sprich Prozessautomatisierung von Routineaufgaben und die Nutzbarmachung der Daten (Stichwort: Big Data) für Entscheidungen, wird hingegen als notwendiges Zielbild gesehen, um letztendlich den stetig steigenden Anforderungen an zeitnahe, ordnungsgemäße Berichterstattung gerecht zu werden und gleichzeitig die Arbeitnehmer*innen zu entlasten. 7
RECHNUNGSWESEN 2030 BRINGT NEUE DIGITALE ARBEITSMITTEL Um die digitale Transformation im Rechnungswesen insbesondere im Hinblick auf Prozessautomatisierung und Big Data erfolgreich gestalten zu können, stehen eine Vielzahl digitaler Technologien zur Verfügung. Diese können sowohl die Erhebung, Speicherung, Verdichtung, Verarbeitung als auch Analyse von stetig steigenden Datenmengen und Datenquellen (Stichwort: Big Data) erheblich erleichtern und zur Effizienz- und Wertsteigerung des Unternehmens beitragen. Bislang wurden im Rechnungswesen überwiegend nur betriebliche Transaktionsdaten verarbeitet. Dabei handelt es sich um strukturierte Daten, die in den Systemen erfasst werden. Die Anzahl der unternehmensintern erfassten Daten steigt jedoch stetig an. Zudem sollen zunehmend auch immer mehr externe Datenquellen (z.B. makroökonomische Daten zur Bewertung von Kunden) und auch unstrukturierte Daten (z.B. Daten aus Social Media-Kanälen über Preisaktionen der Konkurrenz) in die Berichterstattung und Entscheidungsfindung einbezogen werden, welche mit Data Analytics-Tools aufbereitet und analysiert werden. Das digitale Rechnungswesen 2030 wird durch die Möglichkeiten der Datenspeicherung und -verarbeitung in einem ERP-System geprägt sein. Die Datenbanken und ERP-Systeme werden nach wie vor die Kernsysteme darstellen. Das ERP-System integriert eine Vielzahl von Geschäftsanwendungen und Betriebsdaten, die in einer zentralen Datenbank verarbeitet und gespeichert werden. Es bietet die Möglichkeit der Planung und Steuerung sämtlicher Unternehmensressourcen. Alle relevanten Unternehmensdaten aus den Bereichen Finanzen, Personal, Logistik, Produktion, Vertrieb, etc. können in einem modular aufgebauten, integrierten System verarbeitet und analysiert werden. Geschäftsprozesse lassen sich dadurch durchgängig verknüpfen und standardisieren. In der Praxis herrscht oftmals eine wartungsintensive Schnittstellenlandschaft und ein Nebeneinander von verschiedenen IT-Anwendungen in einzelnen Bereichen oder Konzernunternehmen. Diesem Szenario könnte man in vielen Fällen vorbeugen, wenn anstatt vieler Speziallösungen ein integriertes System umfassend eingeführt und genutzt wird. Diese Zielsetzung einer einheitlichen, zentralen Datenhaltung in einem integrierten System wird vielfach als zentrale Aufgabe formuliert. Die Möglichkeiten der Datenspeicherung (z.B. Cloud-Lösungen, In-Memory-Datenbanken, Blockchain-Technologien) wie auch die ERP-Systeme unterliegen einem stetigen Verbesserungsprozess. Moderne Formen der Datenspeicherung ermöglichen den Arbeitnehmer*innen den schnelleren, ortsunabhängigen Zugriff auf Daten. Selbstlernende Künstliche Intelligenz Prozess- Data Analytics- Kommunikations- automatisierungs- und und und Visualisierungs- Kollaborations- Prozessanalyse- tools technologien Tools Datenspeicherung und ERP-System 8
Für die Arbeitnehmer*innen im Rechnungswesen werden Tools zur Prozessautomatisierung und -analyse sowie Visualisierungstools und Data Analytics-Tools zentrale digitale Arbeitsmittel darstellen. So wird in der Belegerfassung Know-how in Bezug auf automatisches Auslesen von Informationen aus Belegen und Dokumenten (Stichwort: OCR-Erkennung, QR-Code) aber auch die Übermittlung der Daten zwischen den Partner*innen durch elektronische Datenaustauschformate notwendig sein. Die papierlose Buchhaltung ist somit längst kein Traum mehr. Darüber hinaus sind sowohl Tools zur Prozessdokumentation, -optimierung, -automatisierung als auch -steuerung und -kontrolle von Bedeutung. Rechnungswesenmitarbeiter*innen bedienen sich dabei o Tools zur Prozessdokumentation (z.B. Adonis, Celonis), o im ERP-System integrierter Automatisierungslösungen, o Software Bots (z.B. UiPath, Automation Anywhere, Blue Prism), um bestehende Schnittstellen zu überwinden, oder o Tools zur kontinuierlichen Prozessanalyse und -steuerung (z.B. Celonis). Auch die notwendige Datenabfrage, -aufbereitung und -visualisierung kann durch Tools (wie z.B. SQL- Abfragen, Excel, Power-BI, Tableau) deutlich erleichtert werden. Mit Business Analytics-Tools (z.B. SAS Business Analytics, Knime) machen sich Unternehmen die zunehmende Menge an Daten zunutze, um evidenzbasiert zu entscheiden, zu planen und zu steuern. BI-Tools ermöglichen es, Daten aus internen und externen Quellen zu sammeln, Datenbereinigungen für die Analyse durchzuführen und Abfragen zu entwickeln und auszuführen. Anhand dieser BI-Tools gelingt es, Unregelmäßigkeiten und Muster in Datenmengen zu entdecken, sie auszuwerten, zu visualisieren und als Berichte oder Dashboards zur Verfügung zu stellen. Mittels Predective- und Prescreptive-Analytics können auch zukünftige Szenarien und Ergebnisse aufgezeigt sowie Trends und Prognosen abgeleitet werden. Für die zunehmende digitale Zusammenarbeit mit internen Kolleg*innen oder externen Partner*innen (Kund*innen, Behörden, Lieferant*innen) sind digitale Kollaborationstools (z.B. Trello, Plattformen zum Austausch) und Kommunikationstools (z.B. ZOOM, MS-Teams, webex) unausweichlich. Denkbar ist auch, dass chatbots die Routineanfragen selbstständig abarbeiten (z.B. Verbuchung der Überweisung der Auslagen von Vertriebsmitarbeiter*innen, die die erforderlichen Daten und Belege über ihr Handy übermitteln). Offenheit gegenüber neuen Software-Tools und IT-Technologien wird eine Kernkompetenz darstellen. 9
CLOUD LÖSUNGEN ERP-SYSTEME Cloud Lösungen bieten Unternehmen ERP-Anbieter bieten oftmals integrierte, standardisierte die Möglichkeit, ihre Daten auf Prozessautomatisierungen an, mit denen Nutzer*innen mehreren externen Servern zu Routineaufgaben – wie Stammdatenabgleiche oder speichern oder über diese automatisierte Belegverbuchung – durchführen können, Programmabläufe abzuwickeln und ohne dazu einen*eine Softwareentwickler*in zu über das Internet darauf zuzugreifen. benötigen. Ein Teil des Aufgabenspektrums der Damit wird die Zusammenarbeit in Arbeitnehmer*innen wird sein, sich regelmäßig über (interdisziplinären) Teams, bei denen Neuerungen zu informieren. sich die Mitglieder nicht physisch am selben Ort befinden, unterstützt. Die BLOCKCHAIN-TECHNOLOGIE Einhaltung höchster Sicherheits- Eine Blockchain-Technologie ist ein dezentrales Journal, in dem standards soll Unternehmensdaten Transaktionen abgespeichert werden. Die Blockchain wird bei vor Cyber-Attacken schützen. Cloud allen Beteiligten gespeichert. Da eine nachträgliche Veränderung Computing erleichtert die Vernetzung eine Veränderung bei allen Teilnehmer*innen mit sich zieht und mit anderen Unternehmen und zusätzlich auch noch kryptografische Verfahren verwendet Drittanbietern und den Austausch von werden, ist eine Manipulation der Transaktionen im Nachhinein Daten. ausgeschlossen. Im Bereich des Rechnungswesens würde dies bedeuten, dass Abstimmarbeiten im Konzern und zwischen Kund*innen und Lieferant*innen wegfallen, da beide idente Transaktionen abgespeichert haben. Über Smart Contracts könnten auch automatische Liefer- und Zahlungsaufträge abgewickelt werden. Die Blockchain-Technologie hat derzeit noch kaum praktische Relevanz, wenngleich das Potential von Unternehmen gesehen wird. NEUE DIGITALE ARBEITSMITTEL ROBOTIC PROCESS AUTOMATION RPA Bots (Robotic Process Automation) können von Rechnungswesenmitarbeiter*innen zur Automatisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen verwendet werden. Software PROCESS MINING Bots können für immer wiederkehrende, gleiche Aufgaben und Process Mining-Tools ermöglichen regelbasierte, routinemäßige Prozesse eingesetzt werden. Im es Unternehmen, ihre IT-gestützten Wesentlichen haben Software Bots die Aufgabe, Daten Prozesse zu dokumentieren und zu aufzunehmen, zu verarbeiten und auszugeben. Der Mensch analysieren. Die benötigten Daten greift in die von RPA durchgeführten Prozesse nur noch zur werden aus Protokollen gesammelt Kontrolle, bei Problemen oder Abweichungen ein. Die und anschließend durch Data- Entwicklung von Tools zur Software Bot-Erstellung erfordert Mining oder Machine-Learning zu oftmals keine spezifischen Programmierkenntnisse mehr. Sie einem Prozess zusammengefügt. folgen dem sog. „Citizendeveloper Konzept“, demzufolge Dadurch wir es möglich, Arbeitnehmer*innen aus den Fachbereichen mit vorgefertigten Schwachstellen des Prozesses zu Programmierbausteinen (z.B. Baustein: Lese eine Excel-Datei erkennen und Optimierungen ein) selbst ihre Automatisierungslösungen erstellen können. umzusetzen. 10
DAS RECHNUNGSWESEN TEAM 2030 Die neuen digitalen Arbeitsmittel in einem „teilautonomen“ Rechnungswesen 2030 bringen neue Herausforderungen für die Arbeitnehmer*innen im Rechnungswesen mit sich. Um mit dem Wandel und der Komplexität der Technik umgehen zu können und gleichzeitig eine Arbeitsentlastung zu fördern, müssen Arbeitnehmer*innen im Rechnungswesen über entsprechende Kompetenzen verfügen. Die Arbeitsentlastung zielt dabei darauf ab, sich von zeitraubenden Tätigkeiten zu befreien und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu erhöhen, indem sich die Arbeitnehmer*innen auf die eigentlichen Kerntätigkeiten konzentrieren können. Arbeitnehmer*innen im Rechnungswesen sind es gewohnt, mit Informationstechnologien und Softwareprodukten (z.B. MS-Office-Paketen, Buchhaltungsprogrammen, ERP-Modulen, Scanlösungen und Mailprogramme) umzugehen. Dennoch werden teils langjährige Arbeitsroutinen und tradierte Arbeitsschritte durch die Digitalisierung des Rechnungswesens gänzlich verändert und neue Kompetenzen werden erforderlich. Doch wie verändern sich die Berufsfelder? Schafft die Digitalisierung auch neue Arbeitsplätze im Rechnungswesen? Ja, die Digitalisierung schafft neue Berufsfeder und Aufgabenbereiche im Rechnungswesen! Neue Berufsfelder sind beispielsweise der*die Manager*in für Finanzsysteme und -prozesse und der*die Business Data Analyst*in. Das sind jene Arbeitnehmer*innen, die explizit für Prozessautomatisierungen und die Generierung datengetriebener Entscheidungsgrundlagen verantwortlich sind. Sie sind im Team die Digitalisierungsexpert*innen, verfügen über fundierte Technologie-Kompetenz und treiben die Weiterentwicklung der (genutzten) Technologien und Daten voran. Sie können als „POWERUSER*INNEN“ bezeichnet werden. Die anderen Mitglieder des Rechnungswesen Teams 2030 sind typischerweise qualifizierte „ENDUSER*INNEN“ der digitalen Technologien und Informationen. Enduser*innen nutzen die digitalen Arbeitsmittel, um sich von manuellen und zeitraubenden Routinetätigkeiten zu befreien und ihr Fachwissen (insbesondere auch in (agilen) Projekten) einbringen zu können. Die folgende Abbildung veranschaulicht die zentralen Berufsfelder im Rechnungswesen Team 2030. Manager*in für Finanzsysteme (Bilanz-) und -prozesse Buchhalter*in Controller*in Steuer- und Rechnungslegungs- Sustainability expert*in Business Data Accountant Analyst*in 11
Arbeitnehmer*innen, die den Anforderungen der Digitalisierung gewachsen sind, werden in diesem Umfeld unabdingbar. Anstelle von oftmals kleinteiligen manuellen Arbeitsaufgaben werden beispielsweise (Bilanz-) Buchhalter*innen in zunehmend dynamischeren Umgebungen ihr Fach- und Prozesswissen dazu einsetzen, Prozesse zu überwachen, Abweichungen festzustellen, gegebenenfalls Prozessanpassungen vorzunehmen und die zunehmende Datenmenge auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu prüfen. Die Digitalisierung wird auch stark wissensbasierte Berufsfelder wie Steuer- und Rechnungslegungsexpert*innen betreffen. Wissensdatenbanken und auf künstlicher Intelligenz basierende Expertensysteme werden die Arbeit dieser Berufsgruppen unterstützen. Neben der Fähigkeit, diese KI-Tools richtig zu bedienen, ist die Kompetenz erforderlich, die Ergebnisse im jeweiligen Kontext richtig zu interpretieren. Controller*innen werden noch stärker zu Berater*innen des Managements und arbeiten eng mit den Business Data Analyst*innen zusammen, deren Aufgaben mit der Menge und Komplexität der zu verarbeitenden Daten wachsen. Durch Big Data wird das Accounting als Informationslieferant für die operative und strategische Entscheidungsfindung insgesamt an Bedeutung gewinnen. Business Data Analyst*innen unterstützen die anderen Teammitglieder – allen voran die Controller*innen – mittels Datenmodellierung sowie der Erstellung von Prognose- und Simulationsrechnungen unter Nutzung künstlich-intelligenter Technologien zur Identifizierung von Mustern und Abweichungen (z.B. maschinelles Lernen). Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeit im Rechnungswesen und Controlling bedarf der Koordination zwischen den Fachabteilungen und der IT. Manager*innen für Finanzsysteme und -prozesse werden einerseits für die Abstimmung zwischen diesen Abteilungen verantwortlich sein, andererseits auch technologische Trends mit Blick auf die Einsatzfähigkeit im Finanzbereich des jeweiligen Unternehmens beurteilen und deren Umsetzung verantworten. Neben der Digitalisierung zeichnet sich aktuell ein weiterer gesellschaftlich relevanter Trend ab, der auch im Accounting aufgegriffen werden muss, nämlich das Reporting bezüglich Nachhaltigkeit im Sinne der ESG- Kriterien. Sustainability Accountants werden sich dieser Thematik ganzheitlich widmen. Die eben beschriebenen Berufsfelder können in der Praxis wie schon bisher in verschiedenen Ausgestaltungen bzw. mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten vorkommen. Im Controlling wird es zum Beispiel weiterhin entsprechende Schwerpunktsetzungen, z.B. als Vertriebs-, Produktions-, F&E- oder Group Controller*in, und aufgrund der zunehmenden Komplexität der regulatorischen Bestimmungen und Geschäftsmodelle auch Spezialist*innen für bestimmte Rechtsthematiken, geben müssen. Diese werden hier vereinfachend als eine Persona dargestellt, da die Anforderungen aus der Digitalisierung im Wesentlichen dieselben sein werden. Zudem ist es in mittelständischen Unternehmen durchaus denkbar, dass zwei oder mehr Berufsfelder vereint sind, z.B. als Biltroller*in, eine Person, die die Controlling- und Business Data Analyse-Aufgaben übernimmt, oder ein*eine Digitalisierungsspezialist*in, der*die als Manager*in für Finanzsysteme und -prozesse fungiert und gleichzeitig die Analyse großer Datenmengen übernimmt. Mit zunehmendem Einsatz künstlich intelligenter Technologien sind zukünftig auch noch weitere Berufsfelder, wie z.B. das der KI-Tutor*innen, die die KI trainieren, denkbar. Das Rechnungswesen Team der Zukunft zeigt die Notwendigkeit auf, sich mit den Effekten der Digitalisierung auseinanderzusetzen und sich zeitgerecht auf die antizipierten Veränderungen einzustellen. Das kann nur durch eine entsprechende positive Grundeinstellung gelingen, die sich durch Offenheit, Flexibilität und eine gewisse Affinität zur IT auszeichnet. Insgesamt kennzeichnen sich die Berufsfelder im Digital Accounting durch kreative, verantwortungsvolle und wertschöpfende Aufgaben, die viel Eigenverantwortung und Umsetzungswillen erfordern. 12
ANSTELLE VON EINZELKÄMPFER*INNEN DIE TEAMSTÄRKE NUTZEN Die beschriebenen Teammitglieder des Rechnungswesens 2030 arbeiten eng zusammen, da ihre Aufgabenfelder stark miteinander verknüpft sind. Gemeinsam gelingt es ihnen, die verfügbaren Technologien sinnvoll einzusetzen, zu bedienen und teilweise selbst anzupassen, um die Vorteile daraus bestmöglich zu nutzen und sich gegenseitig zu unterstützen. Teils tradierte, gerade hierarchische Strukturen sind deshalb grundlegend zu überdenken. Projektbezogene Zusammenarbeit und flache Hierarchien fördern kreative und innovative Lösungen, die in dynamischen Umwelten zunehmend von Bedeutung sind. Der Erfahrungs- und Wissensaustausch aller Teammitglieder führt zu einem allseitigen Wissens- und Erfahrungszuwachs. Damit werden gleichzeitig ein kontinuierliches und lebenslanges Lernen und ein Kompetenzaufbau gefördert, was wiederum zum Erhalt der Arbeitskraft jedes*jeder einzelnen Arbeitnehmer*in im Team beiträgt. Enduser*innen sollen durch die Poweruser*innen unterstützt werden. Poweruser*innen nehmen beispielsweise die Auswahl der richtigen Technologien vor, stellen die richtigen Daten und Informationen bereit und sind für die Weitergabe von Wissen im Bereich digitaler Technologien und Datenanalyse zuständig. Zunehmend dynamischere Geschäftsmodelle und veränderte digitale Möglichkeiten erfordern ein ständiges Anpassen der Prozesse und Abläufe im Rechnungswesen, was nur durch ein agiles Zusammenarbeiten des Rechnungswesen Teams möglich sein wird. Digitalisierung fordert aber nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den Teammitgliedern, sondern auch ein Netzwerk an breit zugänglichen Informationen und qualifizierten Arbeitnehmer*innen, die in der Lage sind abteilungs- und unternehmensübergreifend zusammenzuarbeiten. Besonders wichtig im Zuge der digitalen Transformation von Unternehmen ist es, die Zusammenarbeit, vor allem zwischen Fachabteilung und IT-Abteilung, sicherzustellen. Im Rechnungswesen Team 2030 wird diese von dem*der Manager*in für Finanzsysteme und -prozesse koordiniert. Es gilt eine „digitale Arbeitskultur“ zu schaffen, in der Wissen und Informationen geteilt und breit zugänglich gemacht werden. Daten werden zum Beispiel über Cloud Lösungen geteilt und Kollaborationstools zur Zusammenarbeit genutzt. Intensiver Austausch und Kommunikation – zum Teil über webbasierte, digitale Tools – müssen ein wesentlicher Bestandteil digitaler Arbeitskultur werden. 13
BERUFSBILDER MIT PERSPEKTIVE Im Folgenden werden die künftigen zentralen Personas können als Auftrag gesehen Berufsfelder anhand einer kurzen Erläuterung und einer werden, entsprechende Qualifizierungs- Persona dargestellt. Darin sind auch die Aufgaben angebote zu schnüren und anzubieten, um im enthalten, die die Personas künftig verantworten werden. Berufsfeld dazu beizutragen, dass In den bestehenden Berufsfeldern des*der Controller*in Arbeitsplätze und eine hohe Motivation und bzw. des*der (Bilanz)Buchhalter*in werden manche Arbeitszufriedenheit gesichert werden. Sie Aufgaben von digitalen Arbeitsmitteln abgearbeitet*. können bestehenden Arbeitnehmern*innen Darüber hinaus wurden Kompetenzkataloge entwickelt, eine Orientierung bieten. Personas können die eine Weiterentwicklung der Arbeitnehmer*innen zudem auch Neueinsteiger*innen das ermöglichen sollen. In die Kompetenzkataloge wurden die Berufsfeld aufzeigen. Werden diese als primären für das jeweilige Berufsfeld notwendigen attraktive Berufsfelder wahrgenommen, Kompetenzen aufgenommen. können sie auch dem spürbaren Fachkräftemangel entgegenwirken. * manuelle Tätigkeit teilautomatisierte Tätigkeit automatisierte Tätigkeit (Bilanz-)Buchhalter*in Die sich wiederholenden Aufgaben eines*einer (Bilanz-)Buchhalter*in, wie z.B. Belegerfassung, Stammdatenabgleich, Abwicklung des Zahlungsverkehrs, Abstimmarbeiten, Zusammenführen und Sammeln von Informationen für die Bewertung von Vermögensgegenständen und Schulden oder das Aufbereiten von Berichtselementen, können in Zukunft von Software Bots durchgeführt werden. Der*Die Bilanzbuchhalter*in trägt die Verantwortung für die automatisierte Berichterstellung, führt laufend Prozessanalysen, Datenchecks und Systemprüfungen durch und veranlasst oder passt Prozesse an neue Anforderungen an, um eine „Good Governance“ zu ermöglichen. Das Aufdecken möglicher System- oder Prozessfehler und Betrugsfälle wird eine zentrale Aufgabe sein. Im Sinne von Single Point of Truth (SPOT) ist es von Bedeutung, dass die Finanzbuchhaltung als Datenlieferant auch mit anderen Bereichen, insbesondere dem Treasury und Controlling, im Austausch ist. Gleichzeitig wird der*die (Bilanz-)Buchhalter*in zentrale*r Ansprechpartner*in für externe Partner*innen sein. 14
(Bilanz-)Buchhalter Elyas, 35 ist in der Bilanzbuchhaltung tätig, laufend Weiterbildungen zum Thema Digitalisierung „Digitalisierung ist für mich die Unterstützung durch unsere Software Bots im Tagesgeschäft und Erleichterung und Herausforderung gleichzeitig“ Mein Name ist Elyas und ich bin Experte für die Abschluss- und Berichtserstellung. Mit meinen Kolleg*innen trage ich die Verantwortung für Monats-, Quartals- und Jahresberichte. Die Abschlussarbeiten und Steuererklärungen erfolgen in unserem Unternehmen großteils automatisiert im ERP-System. Das ist unseren digitalen Assistenten zu verdanken, die uns so manche Arbeit erleichtern. Wir haben zum Beispiel Software Roboter für das ständig wiederkehrende Ausfüllen von Standard-Formularen sowie für Bonitäts- Checks bei Kund*innen und Lieferant*innen. Außerdem nutzen wir Drohnen für die physischen Bestandsaufnahmen bei der Inventur. Sämtliche Daten zum Vorratsvermögen sind in der Blockchain abgespeichert und ermöglichen eine Nachvollziehbarkeit über die gesamte Wertschöpfungskette. Zur Bewertung nutzen wir unter anderem die von der Business Data Analystin zur Verfügung gestellten (externen) Datenquellen. Kaum vorstellbar, dass viele laufende Transaktionen früher nicht automatisiert waren und dass wir dies alles einmal manuell durchgeführt haben. Bei der Vielzahl an Transaktionen haben nach wie vor die Vollständigkeit und Richtigkeit der Daten und die Übermittlung von Daten an externe Adressat*innen oberste Priorität. Dafür nutze ich ein Monitoring Cockpit. Ich führe System- und Fehlerprüfungen durch und erarbeite mit dem Manager für Finanzsysteme und -prozesse Verbesserungsvorschläge. Neben den stichtagsbezogenen Arbeiten kümmere ich mich gemeinsam mit meinen Kollegen*innen um die systemtechnischen Umsetzungen von sich verändernden rechtlichen Rahmenbedingungen und Richtlinien. Ich halte Kontakt zu unseren Rechts- und Steuerexpert*innen und bin Ansprechpartner für Wirtschafts- und Finanzprüfer*innen. Übrigens kann ich Software Roboter für den Bereich Buchhaltung und Bilanzierung mittlerweile selbst erstellen und zum Beispiel zur Qualitätsprüfung nutzen. Was mir an meinem Job besonders gefällt? Die Verantwortung und die Zusammenarbeit mit vielen internen und externen Stellen. Aufgaben Wissen über fachliche, prozessuale und systemtechnische Themen aufbauen und dokumentieren. In funktionsübergreifenden Teams mitarbeiten und das Rechnungswesen weiterentwickeln. Lösungsvorschläge für Prozessoptimierungen erarbeiten. Ansprechpartner*in für Kund*innen, Steuerberater*innen, Finanzamt, etc. sein. Selten vorkommende Sachverhalte verbuchen. Prozesse und Abläufe (z.B. Eingangs- oder Ausgangsrechnungen) dokumentieren und analysieren. Geschäftsprozesse (z.B. Belegerfassung oder Zahlungsverkehr) überwachen. Die Einhaltung der unternehmensspezifischen Regelwerke überwachen. Abgabenmeldungen und Plausibilitätschecks erstellen. Laufende Abschlusstätigkeiten durchführen sowie Berichte und Erklärungen erstellen. Stammdaten erfassen, abgleichen, prüfen und adaptieren. Konten abstimmen und abschließen. Den Zahlungsverkehr durchführen. Laufende Belege erfassen und archivieren. 15
KOMPETENZKATALOG (BILANZ-)BUCHHALTER*IN Berufliche/Fachliche Kompetenzen Rechtliche Sachverhalte (insbesondere Rechnungslegungsrecht (UGB, IFRS), Steuer- bzw. Abgabenrecht) im Sinne des Unternehmens ordnungsgemäß beurteilen können. Anmerkung: Eine gewisse Spezialisierung in den jeweiligen Bereichen wird auch in Zukunft je nach Unternehmensgröße als notwendig erachtet bzw. unter Einbezug von Rechtsexpert*innen im Bereich erfolgen. Das Geschäftsmodell und die Prozesse des Unternehmens verstehen und analysieren können. Über Grundkompetenzen im Controlling (z.B. betriebswirtschaftliche Planungen, Vorschaurechnungen) verfügen. Compliance und Datenschutz bzw. Datensicherheitsmaßnahmen kennen und anwenden können. In englischer Sprache kommunizieren und zusammenarbeiten können. IT-Kompetenzen zur effizienten Abwicklung fachlicher Aufgaben Die Möglichkeiten der ERP-Systeme wie z.B. SAP oder BMD ausschöpfen können. IT-Anwendungen zur Beleg- und Datenerfassung sowie Abgabenübermittlung adäquat bedienen können. Mittels digitaler Tools Prozessanalysen, Datenqualitätsprüfungen sowie Fehler- und Betrugsprüfungen durchführen können. Möglichkeiten von IT-Tools zur Ablauf- und Arbeitsorganisation ausschöpfen können (z.B. RPA, Trello, Plattformlösungen, MS-Teams...). Mit IT-Tools Berichte und Dokumente erstellen und visualisieren können (z.B. PowerPoint, Word, Excel, Power-BI etc.). Persönliche Kompetenzen Analytisches Denkvermögen zur Analyse von Daten und Prozessen sowie dem Erkennen von Abweichungen haben. Lösungsorientiert, selbstständig und eigenintiativ arbeiten können. Aktiv in Projekten mit anderen zusammenarbeiten sowie fachliche Inhalte verständlich kommunizieren und vermitteln können. Neuen Arbeitsweisen und Technologien offen gegenüberstehen sowie die Bereitschaft zeigen, sich weiterzubilden und Neues zu lernen. Eine integre Persönlichkeit und aufmerksam gegenüber Datenschutz und Cyberkriminalität sein. 16
Controller*in Das Aufgabenprofil des*der Controller*in wird sich vor allem durch die zunehmende Menge und Vielfalt an Daten verändern. Bislang war das Bild des*der Controller*in durch zeitraubendes Datenbereinigen und Berichteaufbereiten gekennzeichnet. Durch das zunutze machen von BI-Tools können sich Controller*innen in Zukunft noch stärker als Partner*innen des Managements positionieren und so einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Erfolg der Organisation leisten. Dafür wird erweiterte Methodenkompetenz gefragt sein, Analyse und Forecasting Techniken einzusetzen und folgerichtige Entscheidungen vorbereiten zu können. Controllerin Diana, 42 Master in Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement, learning by doing “Meine digitalen skills geben mir die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und Aufstiegsmöglichkeiten zu ergreifen” Hi, ich bin Diana. Im Controlling hat sich in den letzten Jahren vieles verändert. Ziele und Planungen sind aber nach wie vor strategisch bedeutsam. Und wichtige Entscheidungen werden immer noch von Menschen getroffen, wobei die Systeme schon Vorschläge unterbreiten. Ich bin finanz- und betriebswirtschaftliche Generalistin und mein Controlling-Instrumentenkasten zur Führungsunterstützung ist sehr breit angelegt. Planung, Forecasting und Managementreporting liegen in meinem Verantwortungsbereich und sind stark automatisiert und systemunterstützt. Die Informationen werden von mir den jeweiligen Führungskräften zeitnah in Form von benutzerfreundlichen, interaktiven Dashboards zur Verfügung gestellt. Im Bereich der Informationsversorgung arbeite ich sehr eng mit den (Bilanz-)Buchhalter*innen zusammen. Unser BI-Tool nutze ich täglich. Dieses hilft mir, Trends und Abweichungen frühzeitig zu erkennen und wenn nötig, Maßnahmen auszuarbeiten und Entscheidungsgrundlagen für die Führungskräfte bereitzustellen. Durch die Digitalisierung und Automatisierungen habe ich endlich genug Zeit, um wirklich meine Kernaufgabe als Business Partnerin auszufüllen. Ich entwickle außerdem die zu unserem Geschäftsmodell passende Datenstrategie und modelliere gemeinsam mit der Business Data Analystin die zugehörigen Daten, um ad- hoc Anfragen rasch beantworten zu können. Ich habe das erforderliche Know-how, um die gewonnenen Erkenntnisse in meinem Verantwortungsbereich zu nutzen, dem Management Team näher zu bringen und Maßnahmen abzuleiten. Aufgaben Das Management als Business Partner*in durch datengestützte Entscheidungsgrundlagen und Handlungsempfehlungen unterstützen. Planung, Budgetierung und Forecasting und dazugehörige Abweichungsanalysen durchführen. Standardisiertes Managementreporting in Form von interaktiven Dashboards zur Verfügung stellen. Kostenrechnung und Kalkulationen durchführen. Den Strategieprozess begleiten. Betriebswirtschaftliche Sonderfragestellungen (z.B. Benchmarking, Kosteneinsparpotential, Investitions- Wirtschaftlichkeitsanalysen) beantworten und Empfehlungen ableiten. Controllingsysteme und -prozesse optimieren und weiterentwickeln. Betriebswirtschaftliche Fragestellung für die Nutzung von Big Data Analysen entwickeln und die Datenstrategie und -modelle festlegen. 17
KOMPETENZKATALOG CONTROLLER*IN Berufliche/Fachliche Kompetenzen Das Geschäftsmodell und die Geschäftsprozesse des Unternehmens verstehen können. Controllingkonzepte und -instrumente adäquat einsetzen können. Den Grundaufbau des Rechnungswesens und der Bilanzierung verstehen können. Grundkenntnisse von Datenmodellierung, Data Analytics und Visualisierung haben. In englischer Sprache kommunizieren und zusammenarbeiten können. IT-Kompetenzen zur effizienten Abwicklung fachlicher Aufgaben Kenntnis des unternehmensspezifischen ERP-Systems (SAP, Oracle, BMD, …) und über den Umgang mit dahinterliegenden Datenbanken haben und deren Möglichkeiten voll ausschöpfen können. BI-Tools nutzen können, um z.B. Berichte und Dashboards zu erstellen und Datenanalysen durchzuführen. Mittels Abfragesprachen (SQL) selbstständig Systemabfragen und Analysen durchführen können. Automatisierungspotentiale für Berichtsprozesse erkennen und unter Zuhilfenahme digitaler Tools (z.B. VBA Programmierung, RPA) ausschöpfen können. Über sehr gute Kenntnisse in MS Excel bzw. MS Office verfügen. Persönliche Kompetenzen Eine analytische und ganzheitliche Denkweise anwenden können. Selbstständig und eigeninitiativ an Aufgaben herangehen und diese lösungs- und zielorientiert erledigen können. Eine hohe Zahlen- und Datenaffinität haben. Einen diplomatischen, aber durchsetzungsstarken Kommunikationsstil pflegen und Informationen zielgruppenorientiert und verständlich präsentieren können. In funktionsübergreifenden Teams konstruktiv zusammenarbeiten können. 18
Business Data Analyst*in Daten werden heute vielfach als „das neue Gold“ bezeichnet. Damit wird im Rechnungswesen 2030 von Unternehmen das neue Berufsfeld „Business Data Analyst*in“ von zentraler Bedeutung sein. Business Data Analyst*innen werden bei ihren Analysen von großen Datenmengen besonders intensiv mit neuen digitalen Technologien und Tools in Berührung kommen. Business Data Analystin Mara, 27 Master in Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement, online µ- Master in Data Science „Digitalisierung ist mein täglich Brot“ Hi, ich bin Mara. Ich habe mich schon immer für Mathematik und Statistik begeistert. Die Analyse großer Datenmengen hat es mir angetan. Egal, ob die Daten aus dem Rechnungswesen oder aus anderen – auch externen – Quellen kommen. Egal, ob sie strukturiert sind oder noch keine Struktur haben. Eine meiner Aufgaben ist die Beurteilung der Datenqualität von (externen) Datenquellen. Außerdem bin ich für das Datenmodell verantwortlich. Um Trends, Muster, Ausreißer und Anomalien in den Daten zu erkennen, erstelle ich gemeinsam mit der Controllerin Simulations- und Prognosemodelle im BI-Tool. Für meine Arbeit brauche ich also nicht nur vertiefte Datenbank-, sondern auch Data-Mining-Kenntnisse. Ich nutze BI-Tools und integrierte Machine Learning Algorithmen. Programmieren ist mir dank meiner Ausbildung nicht fremd. Auch ich habe manche Routinen, zum Beispiel Datenqualitätsschecks, an eine Automatisierungslösung ausgelagert. Was ich an meinem Job besonders mag? Ich bringe neue Impulse in die Arbeit, finde Dinge heraus, die sonst unentdeckt blieben, und verschaffe so dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Geschäftsverständnis ist dabei wichtig, um die an mich herangetragenen Fragestellungen umzusetzen und dazu passende Erkenntnisse für die anderen Teammitglieder aufzubereiten. Aufgaben Die Datenqualität von internen und externen Datenquellen beurteilen und darstellen. Die finanziellen Daten im Unternehmen analysieren und visualisieren. Das Datenmanagement und das Zusammenführen von Daten in cloudbasierten Lösungen verantworten. Datenmodelle erstellen. Entscheidungsnützliche Szenarien sowie Simulations- und Prognosemodelle auswählen. Die Daten mit Hilfe von BI-Tools (Power BI, Tableau) in interaktiven Dashboards visualisieren. Interaktive Berichte und Dashboards für die Entscheidungsträger*innen erstellen und anpassen. 19
KOMPETENZKATALOG BUSINESS DATA ANALYST*IN Berufliche/Fachliche Kompetenzen Statistisch-mathematische Methoden kennen und hinsichtlich bestehender fachlicher Probleme einsetzen können. Das Geschäftsmodell, die Geschäftsprozesse, das Datenmodell und die Datenströme des Unternehmens verstehen können. Ein tiefgreifendes Verständnis für die Anforderungen des Finanzbereichs haben. Mögliche Datenquellen, Möglichkeiten der Datenspeicherung und Datenqualitätsstandards kennen und Compliance und Datenschutz bzw. Datensicherheitsmaßnahmen kennen und umsetzen können. In englischer Sprache kommunizieren und zusammenarbeiten können. IT-Kompetenzen zur effizienten Abwicklung fachlicher Aufgaben Muster, Trends, Korrelationen und Abweichungen in großen Datenmengen mit Hilfe von BI-Tools und Data Analytic Tools identifizieren können. Informationen mit Visualisierungs- und BI-Tools in interaktiven Dashboards darstellen können. Programmiersprachen (z.B. Python, R) zur unternehmensindividuellen Adaptierung von standardisierten Lösungen in BI-Tools und Data Analytic Tools nutzen können. Tiefgehende Kenntnisse der Quellsysteme haben und Daten in cloudbasierten Data Analytic Lösungen nutzen können. Mit BI- und Data Mining-Tools Plausibilitätsprüfungen und Datenqualitätschecks durchführen können. An Projekten im Zuge des Datenmanagements und Data Minings mitarbeiten oder sie leiten können und erfolgreich in funktionsübergreifenden Teams (z.B. mit IT, Controller*innen, etc.) arbeiten können. Persönliche Kompetenzen Mit analytischem und ganzheitlichem Denken Analysen durchführen und Abweichungen erkennen können. Bei komplexen Aufgaben Durchhaltevermögen zeigen. Fachliche Probleme systematisch und mit innovativen Ansätzen lösen können. Kenntnis im agilen Projektmanagement haben. Bereitgestellte Informationen und angewandte Methoden und Konzepte internen sowie auch externen Adressat*innen verständlich kommunizieren und präsentieren können. Neuen Technologien und Aus- und Weiterbildungen offen gegenüberstehen. 20
Steuer- und Rechnungslegungsexpert*in Auch die Rechtsexpert*innen, etwa für Steuern oder Rechnungslegung, werden Expertensysteme nutzen, um die zunehmende Komplexität der Fälle zu bewältigen. Sie setzen sich mit komplexen Sachverhalten, die in Bezug auf Reporting- oder Abgabenerfordernisse auszulegen sind, auseinander und werden dabei in ihrer Entscheidungsfindung durch Expertensysteme unterstützt, die sich über Machine-Learning-Algorithmen ständig weiterentwickeln. Steuer- und Rechnungslegungsexpert*in Victor, 31 Bachelorstudium Wirtschaftsrecht und Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Steuern und nationale und internationale Unternehmensbilanzierung „Digitalisierung bedeutet für mich Flexibilität“ Hi, ich bin Victor. Ich bin der Steuer- und Rechnungslegungsexperte im Team. Ich beschäftige mich sowohl mit steuerlichen als auch unternehmensrechtlichen Auswirkungen von nationalen und internationalen Geschäftsfällen (z.B. Verrechnungspreise, Beteiligungserwerbe, Umgründungen) und unterstütze dabei das Management beratend. Um die meist komplexen Fragestellungen zu lösen, steht mir ein Expertensystem mit KI-Funktionalitäten zur Verfügung. Die Verantwortung für die an mich herangetragenen Fragestellungen trage jedoch noch immer ich. Ich gebe mein Wissen auch an meine Kolleg*innen, die (Bilanz-)Buchhalter*innen, weiter und löse ihre in der Praxis auftretenden Spezialfragen. Ich bin aber auch Ansprechpartner bei Prüfungen der Behörden im In- und Ausland. Durch die Digitalisierung und die zunehmende Regulatorik fallen auch immer wieder neue Sachverhalte an, die es zu beurteilen gilt, sowie die Formulierung von im Unternehmen verwendeten Governance Richtlinien, die ich gemeinsam mit meinen Kolleg*innen erarbeitete. Außerdem bin ich beispielsweise auch für die Weiterentwicklung des Steuerkontrollsystems verantwortlich. Dabei trage ich Sorge für eine IT-unterstützte Vereinheitlichung und Standardisierung steuerlicher Prozesse und eine hohe Datenqualität im Steuerbereich. In meinem Job kann ich mich ständig fachlich und auch persönlich weiterentwickeln und bin in wichtige Entscheidungsprozesse involviert. Aufgaben Laufende steuer- und bilanzrechtliche Fragestellungen klären. Die Steuerplanung durchführen und Vorschläge für die steuerliche Optimierung des Unternehmens erarbeiten. Bei der Gestaltung und Dokumentation der konzernweiten Verrechnungspreise mitwirken. Steuer- und Abgabenerklärungen verantworten. Die Implementierung neuer Regelungen verantworten. Rechtliche Neuerungen kennen und bewerten sowie Optimierungspotenziale und daraus resultierende Handlungsempfehlungen ableiten. Die Einhaltung der Rechtsnormen in der externen finanziellen Berichterstattung verantworten. In Projekten an der Automatisierung und Standardisierung der Bilanzierungs-, Accounting- und Reportingprozesse und des Steuerkontrollsystems mitarbeiten. Ansprechpartner*in für Wirtschaftsprüfer*innen, Steuerberater*innen, Behörden sowie Partnerabteilungen, z.B. das Controlling für Planungen und Forecasts, sein. 21
KOMPETENZKATALOG STEUER- UND RECHNUNGSLEGUNGSEXPERT*IN Berufliche/Fachliche Kompetenzen Fundierte Kenntnisse im österreichischen und/oder internationalen Steuer- und/oder Rechnungslegungsrecht haben. Das Geschäftsmodell, die Prozesse und die Konzernstruktur verstehen. Digitale Sachverhalte aus Steuer- und Rechnungslegungsperspektive beurteilen können. Erfahrungen im Bereich der Steuer- und Ergebnisoptimierung in Konzernen mitbringen. In englischer Sprache kommunizieren und zusammenarbeiten können. IT-Kompetenzen zur effizienten Abwicklung fachlicher Aufgaben Sehr gute MS-Office Kenntnisse haben. Möglichkeiten der ERP-Systeme (SAP, DATEV, BMD etc.) für die Aufgaben nutzen können. Expertensysteme kennen und nutzen können, um rechtliche Sachverhalte effizient zu lösen. Kommunikationstools und -plattformen zum Austausch mit Steuerberater*innen, Wirtschaftsprüfer*innen, Behörden etc. nutzen können. Möglichkeiten der Prozessautomatisierung kennen. Persönliche Kompetenzen Eine genaue, strukturierte und selbstständige Arbeitsweise haben sowie analytisch und lösungsorientiert an neue Sachverhalte herangehen können. Komplexe Sachverhalte verständlich darstellen und kommunizieren können. Kund*innen- und serviceorientiert handeln können und einen wertschätzenden Kommunikationsstil pflegen. In funktionsübergreifenden Teams zusammenarbeiten können. Interesse und Ehrgeiz, neue Technologien auszuprobieren, und Freude an Weiterbildung haben. 22
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