Zur Strategie der Regierungskoalition in der Ausgestaltung des neuen Pflegebedürftigkeits-begriffs. Alternativen und ihre Finanzierung ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Zur Strategie der Regierungskoalition in der Ausgestaltung des neuen Pflegebedürftigkeits- begriffs. Alternativen und ihre Finanzierung Tagung des Arbeitskreises „Zukunft des Sozialstaats“ der Hans Böckler Stiftung „Was ist uns gute Pflege wert? – Zum Stand der Pflegereform 2012/13“ am 25. Juni 2012 in Frankfurt Prof. Dr. Heinz Rothgang Zentrum für Sozialpolitik Universität Bremen
Inhalt I. Ausgangslage: Pflegebedürftigkeit – heute und morgen II. Aktuelle Reformen und verbleibender Reformbedarf III. Leistungsdynamisierung IV. Bürgerversicherung als Alternative einer Finanzreform V. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs VI. Fazit Prof. Dr. Heinz Rothgang 2
Inhalt I. Pflegebedürftigkeit – heute und morgen 1. Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit 2. Pflege geht uns alle an: Lebenszeitprävalenzen II. Aktuelle Reformen und verbleibender Reformbedarf III. Leistungsdynamisierung IV. Bürgerversicherung als Alternative einer Finanzreform V. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs VI. Fazit Prof. Dr. Heinz Rothgang 3
I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (1/4) Pflegeprävalenzen (relative Häufigkeit) in der SPV Pflegeprävalenz 60 überschreitet 10%- Schwelle erst für die 50 Hochaltrigen (80+) 40 Heute sind mehr als die Hälfte der in % 30 Pflegebedürftigen 80 Jahre alt oder älter 20 10 Die Zahl der über 80jährigen ist ent- 0 scheidend für die Zahl der Pflegebedürftigen 55 60 65 70 75 80 85 90 + 0
I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (2/4) Altenbevölkerung 25 Beträchtliches Wachs- tum der Altenbe- völkerung (65+), aber 2006-2040: plus 41% 20 Höhepunkt schon in den 2030ern 15 in Millionen 10 5 0 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Jahr Bevölkerung im Alter von 65+ Prof. Dr. Heinz Rothgang 5
I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (2/4) Altenbevölkerung 25 Beträchtliches Wachs- tum der Altenbe- völkerung (65+), aber 2006-2040: plus 41% 20 Höhepunkt schon in den 2030ern 15 in Millionen 2006-2040: plus 3% Zahl der 65- 80jährigen sinkt ab 10 den 2030ern Zahl der Hochaltrigen (80+) steigt 2006-2040: plus 161% 5 dramatisch 0 Für Pflegebedürftig- 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 keit ist der Höhepunkt Jahr 2050 noch nicht Bevölkerung im Alter von 65-80 Bevölkerung im Alter von 65+ erreicht! Bevölkerung im Alter von 80+ Prof. Dr. Heinz Rothgang 6
I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (3/4) Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010 Prof. Dr. Heinz Rothgang 7
I.1 Demographischer Wandel und Pflegebedürftigkeit (4/4) Abbildung 30: Zeitreihe der Prävalenzen; Standardisiert auf die Bevölkerung Deutschlands des Jahres 2008 • Altersspezifische Pflegehäufig- ... differenziert nach Pflegestufen 3,5% von 40,2 Millionen von 41,8 Millionen von 82,0 Millionen keiten bleiben im 3,0% Stufe III Stufe II Wesentlichen unverändert. 2,5% Stufe I 2,0% 1,5% • Differenziert nach 1,0% Pflegestufen: 0,5% 0,0% – Anstieg der Prävalenzen in 1998 2000 2001 2002 2004 2006 2007 2008 2010 1998 1999 2001 2003 2004 2005 2007 2008 2009 2010 1998 2000 2001 2002 2003 2004 2007 2008 2009 2010 1999 2003 2005 2009 2000 2002 2006 1999 2005 2006 Männer Frauen Gesamt Stufe I ... differenziert nach Pflegearrangement 3,5% – Sinkende Prävalenzen in von 40,2 Millionen von 41,8 Millionen von 82,0 Millionen 3,0% Pflegeunterbrechung/ Krankenhaus Stufe II und III Vollstationäre Pflege 2,5% Formell-ambulante Pflege 2,0% Informelle Pflege • Differenziert nach Pflegeform: 1,5% 1,0% – Sinkende Prävalenz für infor- 0,5% melle Pflege (insbes. Frauen) 0,0% 1998 2000 2001 2002 2004 2006 2007 2008 2010 1998 1999 2001 2003 2004 2005 2007 2008 2009 2010 1998 2000 2001 2002 2003 2004 2007 2008 2009 2010 1999 2003 2005 2009 2000 2002 2006 1999 2005 2006 Männer Frauen Gesamt Quelle: GEK-Routinedaten Prof. Dr. Heinz Rothgang 8
I.2 Pflege geht uns alle an Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI Prof. Dr. Heinz Rothgang 9
I.2 Pflege geht uns alle an Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10% Prof. Dr. Heinz Rothgang 10
I.2 Pflege geht uns alle an Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10% Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten Prof. Dr. Heinz Rothgang 11
I.2 Pflege geht uns alle an Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10% Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu • von 41% auf 50% (Männer) • von 65% auf 72% (Frauen) Prof. Dr. Heinz Rothgang 12
I.2 Pflege geht uns alle an Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10% Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu Pflegebedürftigkeit ist kein Restrisiko, sondern ein allgemeines Lebensrisiko und muss so behandelt werden Pflege geht uns alle an! Prof. Dr. Heinz Rothgang 13
Inhalt I. Pflegebedürftigkeit – heute und morgen II. Aktuelle Reformen 1. Pflege-Neuausrichtungsgesetz 2. Mini-Bahr III. Leistungsdynamisierung IV. Bürgerversicherung als Alternative einer Finanzreform V. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs VI. Fazit Prof. Dr. Heinz Rothgang 14
II.1 Aktuelle Reformen: Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) • Entgegen des Namens beinhaltet es keine Neuausrichtung • Hauptinhalte – weitere Leistungsverbesserungen für Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz (PEA), insbesondere Demente – Förderung von Wohngruppen für Demente – Beitragssatzanhebung von 0,1 Beitragssatzpunkten zur Finanzierung dieser Mehrleistungen • Fehlende Regelungen zu – Neuem Pflegebedürftigkeitsbegriff – Leistungsdynamisierung – Langfristiger Finanzreform Prof. Dr. Heinz Rothgang 15
II.2 Aktuelle Reformen: Pflege-Bahr • Der Pflege-Bahr – wurde als 18. Änderungsantrag ins Gesetz geschmuggelt – beinhaltet steuerfinanzierten pauschalen Zuschuss (5 €) zu privater freiwillig abgeschlossener Pflegezusatzversicherung mit risiko- bezogenen, einkommensunabhängigen Prämien und Mindestver- sicherungsschutz (600 € für Stufe III; Mindestprämie: 10 € / Monat) • Diskussionspunkte – Kompensatorische Einführung oder Zusatzversorgung? – Unzureichende Absicherung der Bevölkerung – Bewertung der Kapitaldeckung (Staatschuld und Kapitalstock; kein unmittelbarer Nutzen; keine Lebensstandardsicherung möglich) – Verteilungswirkungen in Bezug auf Einkommen und Risiko – Mögliches Marktversagen wegen adverser Selektion (Bsp. CLASS Act) Prof. Dr. Heinz Rothgang 16
Inhalt I. Pflegebedürftigkeit – heute und morgen II. Aktuelle Reformen III. Leistungsdynamisierung IV. Bürgerversicherung als Alternative einer Finanzreform V. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs VI. Fazit Prof. Dr. Heinz Rothgang 17
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (1/5) • Ausgangslage – Leistungen sind nominal festgeschrieben. – Dynamisierung durch Rechtsverordnung ist vorgesehen (§ 30 SGB XI), wurde aber bis 2008 noch nie durchgeführt. • Problem: – Bei steigenden Preisen resultiert Kaufkraftverlust und langfristige Delegitimierung des Sicherungssystems – Preise für Pflegeleistungen sind in der Vergangenheit merklich gestiegen • Lösung im PfWG: – Diskretionäre Anpassung für 2008, 2010 und 2012 – Danach: alle drei Jahre Prüfung der Notwendigkeit einer Anpassung Prof. Dr. Heinz Rothgang 18
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (2/5) Durchschnittliche Jahr Veränderung Wachstumsrate p.a. in % • 1.7.2008: erstmals (geometrisches Mittel) Leistungsanpassung in % des positiv 2007 2012 in € Ausgangs- 2007-2012 1996-2015 wertes Sachleistungen • Differenzierte Stufe I 384 € 450 € 66 € 17,2 3,2 0,8 Steigerungsraten Stufe II 921 € 1.100 € 179 € 19,4 3,6 0,9 – positiv wegen Stufe III 1.432 € 1.550 € 118 € 8,2 1,6 0,4 Förderung der Pflegegeld häuslichen Pflege Stufe I 205 € 235 € 30 € 14,6 2,8 0,7 – negativ, wegen Stufe II 410 € 440 € 30 € 7,3 1,4 0,4 Beschränkung auf Stufe III 665 € 700 € 35 € 5,3 1,0 0,3 ausgabenschwache vollstationär Bereiche Stufe I 1.023 € 1.023 € 0€ 0 0 0 Stufe II 1.279 € 1.279 € 0€ 0 0 0 • Keine nachholende Stufe III 1.432 € 1.550 € 118 € 8,2 1,6 0,4 Anpassung insgesamt 7,1 1,4 0,4 Prof. Dr. Heinz Rothgang 19
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (2/5) Durchschnittliche Jahr Veränderung Wachstumsrate p.a. in % • 1.7.2008: erstmals (geometrisches Mittel) Leistungsanpassung in % des positiv 2007 2012 in € Ausgangs- 2007-2012 1996-2015 wertes Sachleistungen • Differenzierte Stufe I 384 € 450 € 66 € 17,2 3,2 0,8 Steigerungsraten Stufe II 921 € 1.100 € 179 € 19,4 3,6 0,9 – positiv wegen Stufe III 1.432 € 1.550 € 118 € 8,2 1,6 0,4 Förderung der Pflegegeld häuslichen Pflege Stufe I 205 € 235 € 30 € 14,6 2,8 0,7 – negativ, wegen Stufe II 410 € 440 € 30 € 7,3 1,4 0,4 Beschränkung auf Stufe III 665 € 700 € 35 € 5,3 1,0 0,3 ausgabenschwache vollstationär Bereiche Stufe I 1.023 € 1.023 € 0€ 0 0 0 Stufe II 1.279 € 1.279 € 0€ 0 0 0 • Keine nachholende Stufe III 1.432 € 1.550 € 118 € 8,2 1,6 0,4 Anpassung insgesamt 7,1 1,4 0,4 • Ab 2014: alle 3 Jahre wird „geprüft“, ob angepasst wird. Anpassungshöhe maximal das Minimum von Inflation und Lohnsteigerung unzureichend Prof. Dr. Heinz Rothgang 20
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (3/5) Pflegeheime: Monatliche Kosten, Versicherungsleistungen und Eigenanteil in € / Monat (1) (2) (3) 4)=(1)+(2)(+3 (5) (6)=(1)-(5) (7)=(4)-(5) Pflegestufe Pflege- Unterkunft Investitions- Gesamt- Versiche- Eigenanteil Eigenanteil kosten und kosten entgelt rungs- Pflege- insgesamt Verpflegung leistungen kosten Stufe I 1.362 617 395 2.374 1.023 339 1.351 Stufe II 1.792 617 395 2.805 1.279 513 1.526 Stufe III 2.249 617 395 3.261 1.470 779 1.791 Quellen: Pflegekosten, Unterkunft und Verpflegung: Pflegestatistik zum Dezember 2009; Investitionskosten: Infratest für 2010 • In Pflegeheimen reichen die Versicherungsleistungen inzwischen nicht einmal aus, um die Pflegekosten zu finanzieren. • Insgesamt liegt der Eigenanteil in allen Stufen deutlich höher als die Versicherungsleistungen. Prof. Dr. Heinz Rothgang 21
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (4/5) Ziel der Pflegever- sicherung: Pflege- bedingte Kosten im Heim werden gedeckt 1996 wurde diese Ziel teilweise noch erreicht Bereits 1999: große Deckungslücken in allen Stufen 2009: Eigenbeteiligung von 340-780 € Bis 2015: Weiterer An- stieg der Eigenbeteili- gung in Stufe I und II Prof. Dr. Heinz Rothgang 22
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (4/5) Ziel der Pflegever- sicherung: Pflege- bedingte Kosten im Heim werden gedeckt 1996 wurde diese Ziel teilweise noch erreicht Bereits 1999: große Deckungslücken in allen Stufen 2009: Eigenbeteiligung von 340-780 € Bis 2015: Weiterer An- stieg der Eigenbeteili- gung in Stufe I und II auf mehr als 400 € bzw. 600 € Prof. Dr. Heinz Rothgang 23
III. Verbleibender Reformbedarf: Leistungsdynamisierung (5/5) • Bewertung und verbleibender Reformbedarf – Höhe der Anpassung bis 2015 ist unzureichend. • Sie deckt kaum die Inflation im Zeitraum 2007-2012 • Sie leistet keinen Beitrag zur rückwirkenden Anpassung – Ab 2014/15 wird Anpassung nur geprüft – sie ist nicht beschlossen – diskretionäre Anpassung ist grundsätzlich ungeeignet, sinnvoller ist eine Regelbindung – Inflation als Höchstgrenze ist ungeeignet. Bei Reallohnsteigerungen führt dies erneut zu Kaufkraftverlusten – Geeignete Formel: 2/3 * Bruttolohnsteigerung + 1/3 * Inflation Prof. Dr. Heinz Rothgang 24
Inhalt I. Pflegebedürftigkeit – heute und morgen II. Aktuelle Reformen III. Leistungsdynamisierung IV. Bürgerversicherung als Alternative einer Finanzreform V. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs VI. Fazit Prof. Dr. Heinz Rothgang 25
IV. Strukturelle Einnahmeschwäche als Problem Wachstum der beitragspflichtigen Einnahmen zur GKV/SPV und des BIP seit 1995 Quelle: Wille 2010, Datenquelle: Statistisches Bundesamt (2010), Bundesministerium für Gesundheit (2010) Prof. Dr. Heinz Rothgang 26
IV. Anforderungen an Finanzreform • Nachhaltigkeit Kopplung der Bemessungsgrundlage an das BIP – Einbeziehung der gesamten Bevölkerung – Einbezug aller Einkommen(sarten) • Fiskalische Ergiebigkeit – Wahrnehmbare Einnahmensteigerung • Gerechtigkeit: – Horizontale Gerechtigkeit: gleiche Beiträge bei gleichem Einkommen – Vertikale Gerechtigkeit: höhere Beiträge bei höherem Einkommen Prof. Dr. Heinz Rothgang 27
IV. Reformoption Bürgerversicherung Zentrale Elemente sind: • Einbeziehung der gesamten Bevölkerung in ein System • Beitragspflicht für alle Einkommensarten • Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze auf die Höhe der Bemessungsgrenze in der Rentenversicherung Prof. Dr. Heinz Rothgang 28
IV. Bürgerversicherung: Einbeziehung der PPV (1/2) • Derzeit: Zuweisung von Versicherten in SPV und PPV • PPV-Versicherten sind bessere Risiken – Niedrigere altersspezifische Prävalenzen – Günstigere Altersstruktur – Bessere Einkommenssituation • Ausgaben der PPV pro Versichertem: halb so hoch wie in SPV (bei Berücksichtigung der Beihilfe). • Beitragspflichtige Einkommen der PPV-Versicherten: um die Hälfte höher als bei SPV-Versicherten • Wenn die PPV eine Versicherung nach den Regeln der SPV betreiben würde, würde der Beitragssatz nur ein Drittel des SPV-Beitragssatzes betragen. Prof. Dr. Heinz Rothgang 29
IV. Bürgerversicherung: Einbeziehung der PPV (2/2) Anteil der Pflegebedürftigen an allen Versicherten im Jahr 2008 Quotient der Prävalenzraten 70% 10 SPV-Prävalenzen / PPV-Prävalenzen 9 Männer 60% SPV Frauen 8 PPV insgesamt 50% 7 40% 6 5 30% 4 20% 3 2 10% 1 0% 0 0 5 un 0 5 0 un 5 0 55 0 un 5 0 5 un 0 un 5 0 r un 5 r 5 te 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 un 5 0 r2 r2 r3 r3 r4 r4 r5 r6 r6 r7 r7 r8 r8 r9 r1 te r1 8 90 er 9 äl er äl te 25 unte 30 unte te te 45 unte te 60 unte 65 unte te 75 unte 80 unte te te er er er er er er er er er er er er er er te te nt d d n un t 25 unt 30 unt 35 unt 40 unt 45 unt 50 unt 55 unt 60 unt 65 unt 70 unt 75 unt 80 unt 85 unt t un un un un u u s s s s s s s s s s s s s s s s 90 s s s s s s s s s s s s s s s s bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi 15 20 35 40 50 55 70 85 15 20 Modellrechnung: Zahl der Pflegebedürftigen in der PPV bei Verwendung Altersstruktur der Versicherten in SPV und PPV im Jahr 2008 der PPV- und der SPV-Pflegehäufigkeiten 14% Anteil der Altersgruppen an den jeweiligen 40.000 SPV 12% PPV 35.000 mit tatsächlichen Häufigkeiten 30.000 mit SPV-Häufigkeiten 10% Versicherten in % 25.000 8% 20.000 6% 15.000 10.000 4% 5.000 2% 0 0% un 5 r 0 un 5 un 0 un 5 0 un 5 un 0 un 5 un 0 5 un 0 un 5 un 0 5 0 te bis 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 1 r2 r2 r3 r3 r4 4 r5 r5 r6 r6 7 r7 r8 r8 r9 äl er r r te te te te te te te te te te te te te te te unter bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis und d t un un un un un un 15 unter unter unter unter unter unter unter unter unter unter unter unter unter unter unter älter s s s s s s s s s s s s s s s s 90 bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi bi 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 15 20 25 40 55 30 35 45 50 60 65 70 75 80 85 Prof. Dr. Heinz Rothgang 30
IV. Bürgerversicherung: Effekte Eine Bürgerversicherung • beendet die strukturelle Einnahmeschwäche der SPV • reduziert den zum Budgetausgleich notwendigen Beitragssatz um rund 0,4 Beitragssatzpunkte – Die Entlastung beläuft sich damit auf rund 20% des Beitragssatzes und ist höher als in der Krankenversicherung (16%) – Die Entlastung beruht zum überwiegenden Teil auf dem Einschluss der bislang Privatversicherten – Die Beitragssatzdifferenz sinkt im Zeitablauf, weil die die demographische Alterung in der PPV ausgeprägter ist – Die Integration der PPV-Versicherten legt daher auch die Integration der bisher akkumulierten Altersrückstellungen nahe • führt zu einer Verstärkung der Umverteilung in der Sozialversicherung Prof. Dr. Heinz Rothgang 31
Inhalt I. Pflegebedürftigkeit – heute und morgen II. Aktuelle Reformen III. Leistungsdynamisierung IV. Bürgerversicherung als Alternative einer Finanzreform V. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs 1. Was bisher geschah 2. Vorschläge des Beirats 3. Möglichkeiten und Grenzen des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs 4. Aktueller Stand der Umsetzung VI. Fazit Prof. Dr. Heinz Rothgang 32
V.1 Pflegebedürftigkeitsbegriff – Historie (1/2) Problem der ursprünglichen Regelung – keine Berücksichtigung des allgemeinen Betreuungsbedarfs bei Einstufung => Demente erhalten niedrige oder keine Pflegestufe trotz erheblichem Betreuungsaufwand – Unzureichende Berücksichtigung des Teilhabebedarfs 1. Reformschritt: Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz (2001) – Zusätzliche Leistungen bei Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz bis zu 460 € im Jahr Problem: äußerst geringe Inanspruchnahme. 2. Reformschritt: Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (2008) – Erhöhung der zusätzlichen Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI auf bis zu 2.400 € p.a. und Ausdehnung auf „Stufe 0“ – Effekte: Ausdehnung der Inanspruchnahme (Faktor 4-5), aber – keine systematische Lösung Prof. Dr. Heinz Rothgang 33
V.1 Pflegebedürftigkeitsbegriff – Historie (2/2) 3. Reformschritt: Erarbeitung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff (2006-2009) – Einsetzung eines Beirats beim BMG 2006 – Modellvorhaben zur Erarbeitung eines neuen Assessment- Verfahrens durch Pflegekassen ( NBA) – Zwei Berichte des Beirats in der 1. Jahreshälfte 2009 4. Reformschritt (2012): Leistungsverbesserungen im Vorgriff auf neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff (im PNG) 5. Reformschritt: Wiedereinsetzen des Beirats und Aufnahme der Arbeit am 1.3.2012 Prof. Dr. Heinz Rothgang 34
V.2 Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff: modulare Struktur Prof. Dr. Heinz Rothgang 35
V.2 Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff im Vergleich zum alten Ergebnisse der Pilotstudie Prof. Dr. Heinz Rothgang 36
V.2 Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff im Vergleich zum alten Ergebnisse der 2. Hauptphase nach neuem Begriff: „höhere“ Einstufung Anpassungsbedarf der Leistungssätze Prof. Dr. Heinz Rothgang 37
V.2 Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff im Vergleich zum alten Ergebnisse der 2. Hauptphase „Lücke kurz vor den Schwellenwerten nach alter Einstufung Gutachter „heben“ über die Schwelle Annähernd Gleich- verteilung auf dem NBA-Score Prof. Dr. Heinz Rothgang 38
V.3 Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff • Vorteile – Systematische Erfassung bisher vernachlässigter Dimensionen – Gerechtere Allokation knapper Ressourcen – Umfassendes Assessment als Grundlage weiterer Pflegeplanung – Verbesserte Begutachtung für Kinder – Besondere Berücksichtigung von Reha-Bedarfen – Reliabilität und Praktikabilität erfolgreich getestet • Falsche Hoffnungen – Abschaffung der „Minutenpflege“ Leistungserbringungsrecht, nicht Leistungsrecht – Pflegebedürftigkeitsbegriff als Instrument der Veränderung? • Quartierskonzepte etc. werden nicht durch Pflegebedürftigkeitsbegriff realisiert Prof. Dr. Heinz Rothgang 39
V.4 Stand der Umsetzung • Im Beiratsbericht „geklärte“ Fragen – Nachjustierung des Instruments – Zahl der „Bedarfsgrade“: Vorschlag 5 – Schwellenwerte: Vorschlag 15, 30, 50, 70, 90 • Noch offene Fragen – Praktische Fragen der Umsetzung, einschließlich Übergangsregelungen und Bestandsschutz – Leistungshinterlegung für die Bedarfsgrade! • Ausgabenneutralität vs. • „Niemand soll schlechter gestellt werden“ Prof. Dr. Heinz Rothgang 40
V.4 Leistungsbemessung • Fachliche Fragen: – Relative Leistungshöhe der einzelnen Stufen – Relative Leistungshöhen im Verhältnis Geld- und Sachleistungen – Relative Leistungshöhen im Verhältnis stationäre und ambulante Leistungen • Politische Frage: – Festlegung der absoluten Leistungshöhe für eine Referenzleistung • Szenarien im alten Umsetzungsbericht: – von Ausgabenneutralität – bis zu knapp 4 Mrd. Euro Mehrausgaben – Hängt u.a. davon ab, wie Bedarfsgrad 1 hinterlegt wird. • Entscheidend auch: Auswirkungen auf Sozialhilfe Prof. Dr. Heinz Rothgang 41
Schluss Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Heinz Rothgang 42
Sie können auch lesen