ZWÖLFTER TAG DER ANTIKEN NUMISMATIK - MÜNSTER, 3./4. NOVEMBER 2017 - Universität Münster
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ZWÖLFTER TAG DER A NTIK EN NUMISM ATIK MÜ NSTER, 3./4. NOV EMBER 2017 Im November wird Münster jedes Jahr zu ei- Im Fokus standen die nem inzwischen internationalen Treffpunkt für Denare RIC I2 Nr. (Nachwuchs-)Numismatiker. So fand zuletzt am 208, die die beiden 3./4. November 2017 wieder der „Tag der Anti- principes iuventutis mit ken Numismatik“ statt. Das Veranstalterteam Schilden, Speeren und den ihnen zuzuweisen- den Priesterattributen zeigen, aber von den übrigen Münzen dieses gängigen und vielfach von Augustus herausge- geben Typs in Details abweichen. Nach dif- ferenzierter ikonogra- fischer Analyse konnte Woytek diese Serie nun vielmehr in hadriani- sche Zeit datieren. Als aus Universität, Museum und Münzverein sorgt „anonymer Restitu- für eine ausgewogene Mischung an Themen und tor“ augusteischer Denkmäler trat Hadrian nicht inhaltlich-methodischen Zugängen und bietet nur in der Baupolitik auf, sondern nahm auch besonders jungen Nachwuchsforscherinnen und den bekannten Münztypus wieder auf, als er wie -forschern die Möglichkeit zur Präsentation ihrer Augustus in Ermangelung eines eigenen Sohnes Arbeiten und zum Austausch mit der etablierten versuchte, seine Nachfolge zu regeln. So wie Gaius Forscher- und Sammlerwelt. und Lucius Caesar vor der Zeit verstorben wa- Im einleitenden Abendvortrag am Freitag sprach diesmal PD Dr. Bernhard Woytek von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien über „Augustus, seine Enkelsöhne und die Nachwelt“ und berichtete von seinen jüngs- ten Forschungen „Neues zu den C L CAESARES- Denaren des Denar, RIC I2 Augustus Nr. 208 © Saint-Omer, Musee de l'HÔtel Sandelin ersten Princeps“. (M 1:1 und Rs. in 3:1)
12. Tag der Antiken Numismatik Münster, 3./4. November 2017 ren, erlebte auch Aelius die geplante Nachfolge dem römischer Einfluss Hadrians nicht. Unabhängig von äußerlichen ebenfalls eine wichti- Merkmalen zeigt auch die metallurgische Analyse ge Rolle spielt. Fünf von Denaren dieser Sonderserie eine Metallzusam- chronologisch unterteilte mensetzung, wie sie in hadrianischer Zeit Verwen- Münzgruppen wurden dung fand. Dieser Doppelbefund zeigt einerseits, unter Berücksichtigung wie wichtig das Zusammenspiel verschiedener der historischen Kontex- methodischer Zugänge ist, und andererseits, dass te statistisch ausgewer- auch eine saubere ikonografische Studie zu belast- tet. Sie alle zeigen auf baren Ergebnissen führt. der Vorderseite Apollon, dessen Kult als Apollon Die Vorträge am Samstag schlugen dann einen Isotimos seit dem Herrschaftsantritt Antiochos’ weiten Bogen von griechischen Münzen an den III. dort belegt ist. Erst in der römischen Kaiserzeit Rändern der antiken Welt über die berechnende entwickelte sich seit Claudius eine neue Ikono- Freigebigkeit von Usurpatoren hin zu vergessenen grafie des Gottes, die mit dem dann steigenden Schatzfunden und dem Plädoyer für eindeutigere Einfluss Roms auf Alabanda zu erklären ist. Vidins Materialbeschreibungen. Ziel ist es, genau solche Reaktionen der Polis auf Im ersten Vortrag stellte die wechselnden Machtstrukturen und die damit Ulrike Wolf, M.A. verbundenen politischen und kulturellen Umbrü- aus Frankfurt a.M. ihr che und ihre Auswirkungen auf die Münzprägung gerade abgeschlossenes herauszuarbeiten. Dissertationsthema Alexandra Magub vom „Die Münze als Kom- British Museum in Lon- munikationsmittel im don berichtete über das Kontext der Machtdy- Projekt „Sylloge Num- namik im westlichen morum Parthicorum, Mittelmeerraum, ca. 500–100 v. Chr.“ vor. Indem Volume 2: Coins of the sie eine allgemeine quantitative Analyse mit einer Parthian King Mithrada- genaueren qualitativen Betrachtung signifikanter tes II.“, und stellte damit Einzelstücke verband, konnte ein tieferes Verständ- einen Band vor, der 2018 nis der Bildfindungsprozesse entwickelt werden. veröffentlicht werden soll. Anhand eines histo- Am Beispiel des Helms der Göttin Athena wur- rischen Überblicks des Partherreichs zeigte sich, de so in einzelnen Schritten immer detaillierter dass unter Mithradates II. (ca. 122–91 v. Chr.) die differenziert. Auf diese Art konnte der Einfluss größte Gebietserweiterung stattgefunden hatte. der Mutterstädte auf die westlichen Gründungen Eine vergleichende Betrachtung der Münzprägun- widerlegt, andere Mechanismen wie lokale und gen der Städte Ekbatana und Rhagae weist starke globale Netzwerke hingegen untermauert werden. stilistische und ikonographische Überschneidun- Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. nahm die immer gen auf: Der näher beleuchtete Münztypus präsen- stärkere Präsenz Roms einen bedeutenden Einfluss tiert den König auf der Vorderseite mit variabler auf die Themenvielfalt. Bartlänge, der Bogenschütze auf der Rückseite hält Im Anschluss gewährte Hülya Vidin, M.A. seinen Bogen auf unterschiedliche Art. So kön- (ebenfalls Frankfurt a.M.) Einblicke in ihr lau- nen in beiden Städten auch intern chronologische fendes Dissertationsprojekt „Karien im Übergang Unterteilungen vorgenommen werden. vom Hellenismus zur Kaiserzeit. Münzbilder als Die folgenden Vorträge beschäftigten sich mit Ausdruckmittel der Poleis in Zeiten politischer Münzfunden und Münzprägung auf dem Balkan, Umbrüche? – Das Fallbeispiel Alabanda“, bei behandelten jedoch weit entfernte Zeiten. So er- 2
12. Tag der Antiken Numismatik Münster, 3./4. November 2017 Vortragende, Sektionsleiter/innnen und Veranstaltungsteam des 11. TAN 2016 klärte Dr. Hale Güney aus Köln in ihrem Vortrag Nachweis wirtschaftlicher Verbindungen treten zu „Coin Circulation of the Galatian Cities in religionsgeschichtliche Beobachtungen: Kontakte the Balkans“ die auf- werden deutlich über Votive an kleinasiatische, fällig hohe Präsenz von bzw. besonders galatische Gottheiten (Hinweise Münzfunden kleinasia auf Kultableger und Filialkulte), die von differen- tischer Städte auf dem zierten Austauschprozessen zeugen; Münzen galati- Balkan aus der hohen scher Städte finden sich hingegen nur in deutlich römischen Kaiserzeit mit geringer Anzahl (ca. 30 Exemplare). dem Bedarf an (Klein-) Einen sehr viel späteren Geld aufgrund fehlender Zeitpunkt behandelte eigener Prägestätten. Für Johannes Hartner, B.A. Münzen besonders aus Nikaia (ca. 1.000 Exempla- aus Wien mit seinem re) und Nikomedeia (ca. 100 Exemplare) zeigt sich, Beitrag zu „Sirmi- dass man im Rahmen der Provinzialisierung des um – Münzstätte der Balkans (Dacia, Pannonia, Moesia) zunächst auf Ostgoten und Gepiden Importe aus Kleinasien setzte, dann folgte auch die im 6. Jahrhundert“, in Etablierung eigener Prägestätten. Epigrafisch lässt dem er eine Gruppe sich zudem aus Kleinasien stammendes Personal von Viertelsiliquen, die sog. „Sirmium-Gruppe mit technischem Know-how belegen. Neben den aus der ehemaligen Provinz Pannonia secunda 4
12. Tag der Antiken Numismatik Münster, 3./4. November 2017 untersuchte. Etwa 465 Exemplare der Münzgrup- pe und ca. 35 gesicherte Fundortangaben konnte er zusammentragen, anhand derer eine genauere chronologische und räumliche Einordnung dieser Prägung möglich ist. Die Münzbilder stehen dabei in Abhängigkeit zu den von den Ostgoten und von Byzanz geschlagenen Münzen. Stilistische Merkmale, wie zunehmende unterschiedliche Imitationsgrade und sogenannte Verwilderungen, und auffallende Stempelkoppelungen lieferten ihm wichtige Kriterien für eine relative Chronologie. Die Prägung begann frühestens nach Regierungs- antritt des Anastasius 491 durch die Gepiden und wurde durch die ostgotische Eroberung Sirmiums 504 unterbrochen. Nach der Rückeroberung 536 nahmen die Gepiden die Prägung wieder auf. Sie endete mit ihrem Untergang 568. Am Nachmittag ging es zunächst mit Fundnumis- matik und Hortfunden weiter. Thema des Vortrags von Rahel Otte, M.A. aus Köln waren „Studien zu Fundmünzen aus dem Bonner Legionslager“. Die von ihr untersuchten 221 Münzen stammen aus neuerlichen Grabungen der Jahre 2013-2014 in der Nordwestecke des Lagers. Das zeitliche Spek- trum der Funde erstreckt sich von Augustus bis zum Beginn des 5.����������������������������� Jahrhunderts ���������������������������� mit Schwerpunk- ten in den 260er und dann in den 330er bis 370er Jahren; diese Verteilung kann einen ersten Ein- druck von der Struktur der Münzreihe des ganzen Lagers geben. Durch Vergleiche mit den Befunden 6
Münster, 3./4. November 2017 12. Tag der Antiken Numismatik in anderen Legionslagern in Rheinland können 600 Exemplare umfassenden Komplex sind nun für die jeweiligen Orte individuelle Nutzungs- und insgesamt 268 Sesterzen und Dupondien aus der Zerstörungsphasen festgehalten werden, die mit Zeit von Nero bis Septimius Severus identifiziert. historischen Begebenheiten im Einklang stehen. Daneben stehen die 641 Denare, 16 Antoniniane Lücken im Fundgut z.B. lassen sich mit Barba- und eine Drachme des benachbarten Silberfundes. reneinfällen der 350er Jahre in Zusammenhang Die Verteilungsmuster beider Horte sind ähnlich, bringen, die manche Lager trafen, andere nicht. wenn auch zeitlich leicht versetzt (Bronzemünzen „Das Bild wird schärfer. Neues zum römischen mit antoninischem, Silbermünzen mit severischem Doppelhort aus Bäretswil, Kt. ZH“ berichtete an- Schwerpunkt). schließend lic. phil. Christian Schinzel aus Win- Verschiedene methodische Zugänge zu numisma- terthur. In der Umgebung eines 1880 gefundenen tischen Themen boten dann die anschließenden (dann großenteils verschollenen) Bronemünzhorts Beiträge: Prof. Dr. Jannis Hourmouziadis aus wurde gut hundert Jahre später 1993 oberhalb von Berlin begleitet den Tag der antiken Numismatik Bäretswil im Kanton Zürich von einem Sonden- schon seit vielen Jahren und trägt immer wieder gänger ein Hort von Silbermünzen gefunden, der seine Gedanken zur griechischen Numismatik auf mit einer Spanne von spätrepublikanischer Zeit bis Basis der eigenen Sammlung vor. Als Naturwis- zu Severus Alexander hauptsächlich Denare des senschaftler und Techniker ist er insbesondere an 1.-3. Jahrhunderts enthält. Daneben fanden sich in Fragen des Münzmaterials und der Herstellung geringer Entfernung weitere Buntmetallmünzen. interessiert. In seinem Beitrag „Die Sünden der Ein Zusammenhang der Neufunde zu dem alten Numismatik“ zum diesjährigen TAN verwies er Bronzemünzhort schien auf den ersten Blick nicht auf in Katalogen oft nicht zur Kenntnis genom- gegeben, doch als 2017 in einem Privathaushalt mene oder nur unzureichend geklärte Phäno- etwa 250 Bronzen mit gleichartiger Patina „wie- mene. Einkerbungen, Ritzungen, Vertiefungen, dergefunden“ wurden, schloss sich der Bogen und Bohrungen stellte er in den Fokus seines Beitrags der in seiner Zusammensetzung bis dato kaum und stellte Überlegungen für die Gründe an, die bekannte alte Hort von 1880 lässt sich nun annä- oft im Produktionsprozess liegen. Anhand von hernd rekonstruieren. Von dem ursprünglich etwa Abdrücken auf einer Münze zeigte Hourmouzia- 7
12. Tag der Antiken Numismatik Münster, 3./4. November 2017 dis, dass antike Handwerker den heißen Schröt- Sonderreich“ sprach ling mit einer Zange fassten, die so Abdrücke auf Felix Böttcher, M.A., dem Schrötling hinterließ. Nicht geklärt werden der sich in seinem können bislang beidseitig parallele Ritzungen auf Düsseldorfer Disserta- bestimmten Münzen (ein Absägen der Rohlinge tionsprojekt deutlich von einer Stange wäre aufwendig und die Schraf- weniger auf die litera- furen wären durch den eigentlichen Prägevorgang rische Überlieferung verschwunden). Er bedauerte, dass solche äußeren stützen kann, sondern Merkmale häufig außer Acht gelassen werden, da sich für seine Frage- sich dadurch neue Forschungsperspektiven eröff- stellung vornehmlich nen können. auf das numismatische Die klassische numismatische Methode durch Material selbst und nu- das Ineinandergreifen von Text- und Objektana- mismatische Methoden lyse wandte Maria Kietz aus Erlangen in ihrem konzentrieren muss. Mit Vortrag „Die Konsekration der Kaiser – Parallelen den z.T. außergewöhnlichen und sehr detailreichen im numismatischen und literarischen Befund“ an. Goldprägungen des Postumus (260-274 n. Chr.), Dabei konnte sie verschiedene Etappen ausmachen, des ersten Sonderreichkaisers, steht hier jedoch die je nach Quellengattung zunächst versetzt, aussagekräftiges Material zur Verfügung. Anlässe später dann parallel liefen. Zwar nutzten die Kaiser für Geldgeschenke fanden sich in regelmäßigen die Konsekration des Amtsvorgängers als Legiti- Abständen besonders in den ersten Jahren seiner mationsfaktor, doch wurde dieses Verfahren im Regierung; zur Feier von Herrschaftsjubiläen und literarischen Diskurs kritisch beäugt. Verschiedene Konsulatsantritten, wahrscheinlich auch militä- Abstufungen (divi filius, dann divus), von Götter- rischen Kampagnen dienten Geldzuwendungen angleichungen (weibliche Familienmitglieder als wiederholt seiner Machtsicherung. Pietas, Concordia, Fortuna etc.) hin zu Verstirnun- Abschließend stellte Julia Sophia Hanelt, MA, gen fanden sich zunächst in den Bildmedien. Erst aus Wien die Ergebnisse ihrer Masterarbeit über in domitianisch-traianischer Zeit begannen Di- „Die Münzprägung des Kaisers Jovian (363-364)“ vinisierungsprozesse in beiden Quellengattungen vor, der nach dem Tod Julian Apostatas auf dem parallel zu laufen und mit den consecratio-Typen Perserfeldzug vom Heer zum Kaiser ausgerufen erschienen neue Formate auch in der Münzprä- wurde, doch auf dem Rückweg nach Konstantino- gung. pel schon vor Erreichen der Hauptstadt in Klein- Zum Schluss der Veranstaltung ging es wieder an asien verstarb. Trotz seiner kurzen Regierungszeit Grenzregionen der antiken Welt. Über „Freigebige von nur 236 Tagen wurden in 13 Münzstätten 68 Usurpatoren? Geldzahlungen im Gallischen reguläre Münztypen in Gold, Silber und Buntme- 8
Münster, 3./4. November 2017 12. Tag der Antiken Numismatik tall ausgegeben, die alle eine in sich große Homo- In den Pausen konnte man sich anhand einiger genität aufweisen. Daraus schloss Hanelt schnelle Poster informieren über laufende Projekte und For- exakte Vorgaben durch den Kaiser selbst oder seine schungsarbeiten. Diese reichten vom Bericht über direkte Umgebung, die von einem Grenzbereich die erstmals 2017 veranstaltete „Numismatische zum anderen, von Mesopotamien aus auch an die Autumn School“ in Münster (Lydia Hofmann, westlichen Münzstätten wie Lugdunum über- mittelt wurden. Anhand der Analyse bestimmter Haupttypen (SECVRITAS REI PVBLICAE- Solidi oder VICTORIA ROMANORVM-Dop- pelmaiorinen), die unter Jovian bekannte Bilder und Texte neu kombinierten, konnte Hanelt eine bemerkenswert schnelle Kommunikation im Rö- mischen Reich deutlich und ein Funktionieren von Befehlsketten ausmachen. Gleichzeitig zeigten die einzelnen Münzstätten in der Ausgestaltung von Details eine gewisse Selbstständigkeit. Erneut hatte die numismatische Kommission der Länder (NK) drei Reisestipendien gewährt, um wissenschaftlichem Nachwuchs die Reise B.A.), den „Antoninianhort von Niedermennig“ nach Münster und eine Teilnahme beim TAN zu (Diana Grethlein) oder das Dissertationspro- jekt „Flussdarstellungen auf antiken Münzen des östlichen Mittelmeerraums“ (Katharina Tunke, M.A.) hin zum Verbundprojekt NUMiD und einer daraus resultierenden Online-Ausstellung von Beständen der Sammlung Roth, bei dem es um die gemeinsame Digitalisierung von inzwischen 30 universitären�������������������������������� Münzsammlungen in ������������� ganz Deutsch- land (Dr. Johannes Wienand) geht. Für Unterstützung danken wir dem Verein der Münzfreunde für Westfalen und Nachbargebiete e.V. und wie in jedem Jahr besonders der Münzen- handlung Fritz Rudolf Künker. Text: Paul Bochmann, Günther Gromotka und Katharina Martin Spintria XII: G&M 175 (9.3.2009) Nr. 320; ermöglichen; in diesem Jahr profitierten davon der Münzabb. auf S. 1: © Musée de l'HÔtel de Sande- Schüler Sven Martzinek aus Niederkassel sowie lin; Fotos des Abendvortragenden: Michael Feh die Studenten Christian Michel, B.A. aus Düssel- lauer; alle übrigen Fotos: Robert Dylka dorf und Matthias Happach, M.A. aus Passau. 9
POSTER 2 Münster, 13./14. November 2015 10. Tag der Antiken Numismatik Der Antoninianhort von Niedermennig Der Münzhort wurden in einem Waldstück bei Niedermennig, Kr. Konz durch einen Sondengänger gefunden und dem Rheinischen Landesmuseum Trier übergeben. Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit findet die Auswertung der Münzen statt. Bild: Google Earth Bild: Diana Grethlein Der Fundort: ein Schützenloch. Av.: Tetricus II Rv. Spes Publica Bild: GDKE, Direktion Landesarchäologie, Lars Blöck Durch XRF-Analysen sollen Fragen zur Legierung und Qualität der Schrötlinge innerhalb einzelner Emissionen, sowie über den gesamten Hort verteilt geklärt werden. Der Inhalt des Horts: Römische Kaiser Anzahl Münzen Gallienus 12 Die LiDAR-Scans zeigen keine auffälligen Siedlungsspuren in der Umgebung. Auch archäologisch ist über dieses Gebiet Claudius Gothicus 8 bisher nur wenig bekannt. Bild: GDKE, Direktion Landesarchäologie, Lars Blöck Gallische Sonderkaiser Anzahl Münzen Postumus 2 Victorinus 16 Bild: Diana Grethlein Tetricus I 203 Av.: Tetricus I Rv.: Laetitia Avg Tetricus I für Tetricus II 339 Bisher fanden sich nur Imitationen 7 wenige Horte, die in ihrer Zusammensetzung, Anfangs- Unbestimmt 17 und Enddatierung vergleich- bar sind. Gesamtanzahl Münzen: 604 Hintergrundkarte von: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Map_of_ Ancient_Rome_271_AD.svg Gesamtgewicht: 1,18 kg Durchschnittsgewicht einzelne Münze: 1,95 g Die geringe Abgegriffenheit der Münzen weist darauf hin, dass sie nicht lange im Umlauf waren und der Hort nicht lange nach 274 n. Chr. datiert. Diana Grethlein Albert-Ludwigs Universität Freiburg i. Br. Institut für Archäologische Wissenschaften Abteilung Provinzialrömische Archäologie 11
POSTER 3 Flussdarstellungen auf antiken Münzen des östlichen Mittelmeerraumes »Wasser ist Leben.« Sowohl den Nutzen als auch die Gefahren des Wassers haben Menschen schon früh erkannt. So verwundert es nicht, dass menschliche Ansiedlungen in der Regel in der Nähe Materialbasis und von Süßwasservorkommen entstanden. Welche Bedeutung Flüsse für die Menschen der Antike Methodik hatten, lässt sich bereits in der Ilias Homers (8. Jh. v. Chr.) fassen, wo z. B. der Flussgott Skamandros in Antike Münzen mediterraner Städte sind bislang das Geschehen eingreift. Schon kurze Zeit später nicht systematisch im Hinblick auf die kam ein weiteres Medium auf, das uns die Mensch- repräsentative und identitätsstiftende Funktion Fluss-Beziehung der Antike näher bringen kann: die ihrer zahlreichen Flussdarstellungen ausgewertet Münzprägung. Die zahlreichen Lokalprägungen worden. thematisieren neben den wichtigsten Göttern in einigen Fällen auch die Lage der Stadt an einem Der erste Schritt ist daher ein Katalog im Sinne oder mehreren Flüssen. einer neuen Materialsammlung, die sich aus Das Dissertationsprojekt, welches seit Oktober Einzeluntersuchungen, SNG- und BMC-Bänden, 2015 an der Ruhr-Universität Bochum in Auktionskatalogen sowie Datenbanken öffentlicher Bearbeitung ist, widmet sich diesen Sammlungen speist. Dieser Katalog ist in Flussdarstellungen zunächst ohne inhaltliche ›Sinneinheiten‹ unterteilt, wobei es sich um Einschränkung. Aufgrund der Fülle des Materials größere und kleinere Flussräume oder die für den gesamten Mittelmeerraum ist allerdings die »unbestimmten« Flüsse einer antiken Landschaft regionale Einschränkung auf das östliche handeln kann. Mittelmeer und konkret Kleinasien mit den im Osten und Südosten angrenzenden Regionen Aktuelle Statistik: vorgenommen worden [s. Karte]. Die Schwarzmeerregion, Griechenland und Ägypten • 50 ›Sinneinheiten‹ werden aus historischen und numismatischen Karte: Die Provinzen des Imperium Romanum von 27 v. Chr. bis 211 n. Chr. • 177 Städte Gründen ausgeschlossen. Zeitlich reicht die [Ausschnitt nach DNP Suppl. III, bearbeitet von K. Tunke] • 897 Einträge Untersuchung vom 6. Jh. v. Chr. bis zu Kaiser Iustin (518—527), wobei der Fokus auf dem 2./3. Jh. n. Chr. liegt. Abb. 4: Macrinus Ziele und erste Ergebnisse (217/218 n. Chr.). Ephesos, Æ 21,2 g, 35 mm. [Numismatik Die Auswertung des Materials wird in zwei Teilen erfolgen. Naumann, Auktion 7, Während im ersten Teil auf der Basis des Gesamtkatalogs eine Sept. 2013, Nr. 237] Typologie für die untersuchten Regionen versucht wird, sind einzelne Teile des Kataloges Grundlage für den zweiten Teil, der sich mit ausgesuchten Fallbeispielen auseinandersetzt. Grund für diese Zweiteilung ist, dass das primäre Ziel eine Abb. 1: Phokaia, EL 2,58 g. Angeblich ca. 625—522 v. Chr. [Gorny & Mosch, Auktion 138, März 2005, Nr. 115] Untersuchung von Entwicklungen in der Flussikonographie auf Münzen war. Im Vordergrund stehen dabei die Fragen »Was? Wann? Wo?« mit besonderem Augenmerk auf den Varianten der größten Typengruppe – dem gelagerten ›Flussgott‹ [Abb. 3]. Der Typ des sog. Mannstiers [Abb. 1] sowie der fast gleichzeitig mit dem gelagerten aufkommende schwimmende ›Flussgott‹ [Abb. 2] kommen ebenfalls zur Sprache. Ein Exkurs beschäftigt sich Abb. 5: Elagabal außerdem mit dem Phänomen des Mäanderornaments auf den (218—222 n. Chr.). Münzen. Hadrianeia am Rhyndakos, Æ 35,78 g, 41 mm. Die nicht selten auftretenden Abweichungen von diesen [Paris, BN, Inv. ›Standardtypen‹ lassen sich in diesem Rahmen nicht genauer 41811472 ] untersuchen [Abb. 4—5]. Daher widmet sich der zweite, wohl umfangreichere Teil ausgesuchten Fallbeispielen, wie z. B. dem Flussraum des Hermos, um der Frage nach dem »Warum?« nachzugehen. Nur in diesem Zusammenhang kann die Mensch- Abb. 2: Tigranes II. (ca. 83—69 v. Chr.). Fluss-Beziehung auf der Ebene der städtischen Gesellschaften Antiochia am Orontes, AR Tetradrachme. beleuchtet sowie hinterfragt werden, inwieweit sich die Städte an [Berlin, Münzkabinett, Objektnr. 18204038] einem Fluss aufeinander bezogen oder voneinander abgrenzten. Da nun ein Überblick über die Haupttypen und ihre Verteilung im Untersuchungsgebiet vorliegt, sind erste Hypothesen möglich: • Flussdarstellungen gehörten nicht zum Kanon der Lokalprägungen. Vielmehr scheinen sie zu ausgewählten Zeitpunkten aufzutauchen (bspw. Neokorie-Titeln), deren Auswahlliteratur: R. Falter, Flussgötter des römischen Ostens. Salus provinciarum. Eine historische Zusammenhänge geklärt werden müssen. Sammlung von Münzen mit Flußgottdarstellung, in: Helios Numismatik • Kein Fluss ist durch bestimmte Attribute mit einer individuellen AG, Auktion 3. Auktionskatalog München 29. und 30. April 2009 Ikonographie ausgestattet. Bei der Identifizierung helfen nicht (München 2009) 63–154. selten die Flussnamen in den Münzlegenden, vor allem im F. Imhoof-Blumer, Fluss- und Meergötter auf griechischen und kleinasiatischen Raum. römischen Münzen, SchwNumRu 23, 1923, 173–421. Abb. 3: Gordian III. (238—244). Kadoi am Hermos, Æ 23,06 g, 37 RE VI 2 (1909) 2774–2814 s. v. Flussgötter (O. Waser). mm. [CNG, Triton XV, Jan. 2012, Nr. 1400] Doktorandin: Katharina Tunke, M.A. E-Mail: katharina.tunke@ruhr-uni-bochum.de
POSTER 4 Was ist NUMiD? Was leistet NUMiD? NUMiD führt 29 universitäre Münzsammlungen in Deutsch- NUMiD unterstützt deutschlandweit universitäre Münzsamm- land zu einem innovativen Forschungs- und Digitalisierungs- lungen in der grundlagenwissenschaftlichen Aufarbeitung ih- verbund zusammen. Das Vorhaben schafft erstmals in der Ge- rer Bestände, der digitalen Präsentation und der Verwertung schichte der universitären Numismatik eine gemeinsame, ge- für Forschung und Lehre. Das Vorhaben ist dabei von der meinsam genutzte und nachhaltig nutzbare Wissensbasis für Grundidee geleitet, dass die universitären Münzsammlungen sammlungsbezogene Forschung, Lehre und Verwertung. am meisten von einer digitalen Erfassung ihrer Bestände mit Durch sein einmaliges Gesamtkonzept bietet das Vorhaben Hilfe einer Datenbanklösung profitieren, die speziell auf die Bedürfnisse des numismatischen Materials ausgelegt ist, die einen gemeinsamen Pool an Normdaten verwendet und die es den einzelnen Sammlungen ermöglicht, ihre Objekte in eige- nen Digitalen Kabinetten zu präsentieren, zugleich aber auch über geeignete Schnittstellen in andere Portale einzuspeisen (etwa universitätsinterne Datenbanken oder internationale Fachportale). Um dieses Ziel zu erreichen, stellt das Münzkabi- nett der Staatlichen Museen zu Berlin (als außeruniversitärer Projektpartner) den beteiligten Universitäten eine Datenbank- lösung bereit, die mit den aktuellsten Möglichkeiten numisma- tischer Dokumentation und Präsentation arbeitet. Das verwen- dete Datenbanksystem ist speziell für die Arbeit mit numis- matischen Zeugnissen ausgelegt und nutzt einen gemeinsa- men Pool an Normdaten, der für das Verbundprojekt vom au- ßeruniversitären Projektpartner verwaltet wird und nach Be- b darf gezielt erweitert werden kann. Der Verbund übernimmt die Kosten für die Einrichtung des Systems auf lokaler Ebene, Die Projektpartner a bietet ein umfangreiches Beratungsangebot sowie technisch- ideale Voraussetzungen, eine neue Ära der Forschung und inhaltliche Unterstützung an und fördert die Sammlungen in Beteiligt sind die universitären Münzsammlungen in Augs- Lehre an und mit den universitären Münzsammlungen in gewissem Rahmen auch durch die Übernahme von Kosten burg, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Eichstätt, Erfurt/Gotha, Er- Deutschland einzuläuten, die einzelnen Sammlungen in ihrer etwa für studentische Hilfskräfte. Die Unterstützung durch langen-Nürnberg (Antikensammlung), Erlangen-Nürnberg (Uni nationalen wie internationalen Bedeutung nachhaltig zu NUMiD ist für die beteiligten Sammlungen kostenfrei. NUMiD versitätsbibliothek), Frankfurt/M (Archäologie v. Münze, Geld stärken und der universitären Numismatik in Deutschland wird bis 31. März 2020 vom BMBF großzügig gefördert. Die u. Wirtschaft in der Antike), Frankfurt/M (Klassische Archäolo- über die wissenschaftlichen Ergebnisse des Vorhabens wert- Verantwortung für die Pflege der Bestände liegt indes auch gie), Freiberg, Freiburg, Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle, volle Impulse zu verleihen. Das Projekt stärkt dauerhaft die innerhalb des Verbunds grundsätzlich bei den einzelnen Heidelberg, Köln (Alte Geschichte), Köln (Klassische Philolo- Numismatik als bedeutende historische Grundwissenschaft Sammlungen, die erhebliche Eigenleistungen erbringen, um gie), Leipzig, Mainz, Marburg, Münster, Passau, Rostock, innerhalb der deutschen Universitätslandschaft und unter- Ihre Bestände zu erforschen, sie in der Lehre zu nutzen und Stuttgart, Trier, Tübingen, Würzburg. Außeruniversitärer Pro- stützt sie in ihrer Rolle als Hüter unseres kulturellen Erbes. für die Geschichtsvermittlung einzusetzen. jektpartner: Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin c d e f g h i Die Abbildungen bieten Eindrücke von der Vielfalt numismatischer Forschung und Lehre an universitären Münzsammlungen: Name der Universität NUMiD – Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland numid-verbund.de Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf a: Blick auf ein Münztablett; b: Durchführung und Ergebnisse eines Laserscans; c: Numismatische Lehrveranstaltung; Veranstaltung Dr. Johannes Wienand (Sprecher) twitter.com/numid_verbund d: Blick in den Tresor einer universitären Lehr- und Studiensammlung; e: Numismatisches Lehrprojekt: Konzeption einer Universitätsstraße 1 Online-Ausstellung; f: Apparatur für 3D-Digitalisierung von Münzen; g: Teilaufnahme aus der Digitalisierung einer Münze D-40225 Düsseldorf mit Lichtschnitt-Verfahren; h: Modellierung einer Textur; i: Archäometallurgische Analysen. johannes.wienand@hhu.de
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