Frühe astro-geodätische Messgeräte (II)

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Frühe astro-geodätische Messgeräte (II)
Kultur- und Technikgeschichte

Frühe astro-geodätische
Messgeräte (II)
Das Mondhorn vom Alpenquai in Zürich
In «Geomatik Schweiz» 1/2004 wurden die urgeschichtlichen Messgeräte vorgestellt.
Im folgenden Beitrag wird auf die Mondhörner und deren astro-geodätischen Anwen-
dungen eingegangen.

Dans «Géomatique Suisse» 1/2004 des instruments de mesure datant d’avant notre
ère ont été présentés. Dans l'article suivant on parlera des points de mire et des ap-
plications astrogéodésiques en découlant.
                                                                                                  Abb. 1: Mondhorn vom Alpenquai
Su «Geomatica Svizzera» 1/2004 sono stati presentati degli strumenti di misura pre-               Zürich. Schweizerisches Landesmuse-
istorici. L’articolo seguente parla dei punti di mira e delle loro applicazioni astrogede-        um, Zürich, Inv. Nr. 26299. Spannwei-
siche.                                                                                            te ca. 22 cm.

M. Kerner
                                                  Das Schema soll das Mondhorn als astrono-
                                                  misches Instrument darstellen. Die Zeich-
In der Ufersiedlung Alpenquai in Zürich
                                                  nung ist nicht massstäblich und nicht räum-
hat man 1916/18 ein Mondhorn (Abb. 1)
                                                  lich dargestellt. Das Mondhorn und der
und das Fragment eines zweiten ausge-
                                                  Messfaden sind untereinander fest verbun-
graben. Die der Mondsichel ähnliche
                                                  den zu einer transportablen Einheit. Diese
Form gab ihm den Namen. Es wird in die
                                                  wird am Morgen so aufgestellt und ausge-
mittlere bis späte Bronzezeit datiert. Eine
                                                  richtet, dass sich die Ziellinie Auge – Mess-
Mondsichel von ca. 22 cm Spannweite,
                                                  faden – die Mitte des Horns – Sonnenmitte
aus Keramik geformt, steht auf einem
                                                  im Aufgang in der Visierlinie befinden. Bei
runden Fuss von ca. 10 cm Durchmesser,
                                                  der Beobachtung des Sonnenaufganges ist
ähnlich dem Gehörn eines Stieres. Da man
                                                  die Benutzung einer Lochblende zwischen
eine praktische Verwendung nicht erken-           Auge und Messfaden notwendig.
nen konnte, hat man es als Kultgerät ein-         Der Fundort Zürich-Alpenquai liegt so, dass
gestuft. Es ist mit einem geometrischen           die Sonne zur Wintersonnenwende auf der
Muster und tief eingestochenen Löchern            geographischen Längsachse des Sees auf-
dekoriert. Erst 1985 hat es W. Brunner [5]        geht, woraus man auf den gleichen Fund-
als Mondkalender astronomisch ent-                und Aufstellungsort schliessen kann.
schlüsselt. Es handelt sich nach seiner           Am Abend wird mit dem diesermassen aus-
Auslegung um einen Steckkalender, des-            gerichteten Instrument der Mondaufgang
sen Datumsmarken mit Holzstäbchen in              anvisiert, ohne dass das Instrument dabei
die vorhandenen Löcher der Skala einge-           verrückt wird. Auf der Skala der Sichel kann
steckt werden. Aus Milet und Athen sind           man nunmehr die relative Mondposition zur
marmorne Steckkalender überliefert mit            Sonne (innerhalb eines siderischen Mond-
den entsprechenden Beschreibungen, et-            umlaufes und des 18,6-jährigen Mondkno-
wa aus der Zeit um –500 C. Sie werden             ten-Zyklus) ablesen. Gleichzeitig kann mit
Parapegma genannt.                                dieser Messmethode bei Vollmond eine
Die Erstellung eines – lunisolaren – Ka-          kurzfristige Mondfinsternis-Vorhersage er-
lenders war die vordringliche Aufgabe der         stellt werden.
frühen Priester-Astronomen im letzten
vorchristlichen Jahrtausend. Zur Messung
des tropischen Jahres wurden die Azimu-
                                                                                                       Abb. 2.
te der Sonnenaufgänge zwischen den
Solstitien gewählt. Demzufolge eine Mes-

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sung des absoluten Winkels gegenüber         quer über die ganze Skala seines Instru-         äquator und dadurch die Periodizität
Nord. Diese Messung wird im letzten Ka-      mentes und zurück. Beim Durchgang                der Mondwenden ermitteln können.
pitel geschildert. Der Mond hingegen         durch den Nullpunkt schneidet die Mond-       Dies sind nur schwer vorstellbare theore-
wird als allseits sichtbares Kalenderblatt   bahn die Ekliptik. Erfolgt diese Passage in   tische Grössen der Himmelsmechanik, die
einbezogen und sein Umlauf wird durch        der Phase des Vollmondes, so steht eine       andrerseits Zeugnis geben von der Inten-
Einfügen von Schaltmonaten epochen-          Mondfinsternis bevor, wenn der Mond           sität, mit der sie, wie in diesem Fall die
weise dem tropischen Jahreslauf ange-        beim Auf- und die Sonne beim Untergang        Mondbewegung, erforscht haben. Über
passt.                                       gleiche Höhe haben.                           die intellektuelle Verarbeitung dieser Er-
Die Mondbahn ist gegenüber der Ekliptik      Mit dem einfachen Mondhorn haben die          gebnisse legen das Bronze-Parapegma
um 5°15 geneigt. Den Schnittpunkt der        frühen Astronomen durch die Vermes-           von Coligny als Penteteris, die Triëteris
Mondbahnebene mit der Ekliptik, der          sung des Mondes:                              und Oktaëteris auf den keltischen Mün-
Ebene der scheinbaren Sonnenbahn,             die Lage des Mondknotens und damit          zen symbolisch dargestellt, Zeugnis ab.
nennt man Mondbahnknoten. Dieser be-            den drakonischen Monat bestimmen           Die Skala des Mondhorns SLM # 26299
wegt sich rückläufig um 1°44 pro drako-       den Durchgang des Mondknotens               trägt ca. 50 Teilstriche. Der Messbereich
nischen Monat und in 18,6 Jahren um             durch die Frühlings- und Herbstpunkte      beträgt ∆A = 17°44 = 1046’. Das ent-
360°. Diese Umlaufzeit des Mondknotens          als Schnittpunkte mit dem Himmels-         spricht 21’ pro Teilstrich, etwa 1/3°. Dem-
auf der Ekliptik entspricht der Schwe-
bungsfrequenz des drakonischen mit
dem tropischen Monat
249,78345 drakonische Lunationen und
248,78328 tropische Lunationen
entsprechen 18,61 tropischen Jahren.
Die maximale und minimale Kulminati-
onshöhe des Mondes sind das sichtbare
Zeichen der grossen Mondwenden. So er-
reicht der Mond auf einer geographischen
Breite von 47°5 (Zürich) eine maximale
Höhe von 71°1 und minimal 13°9 in sei-
nen Kulminationspunkten.
Gemessen wird die relative Lage des
Mondes zur Sonne. Jede Messung be-
ginnt mit der Ausrichtung der Instrumen-
tenmitte auf den Sonnenaufgang. Die er-
mittelte Mondposition ist immer auf den
Stand der Sonne bezogen. Demzufolge
muss die Skala des Horns eine Sonnen-
jahresteilung haben als grobe Orientie-
rung, die gleichzeitig zur Ablesung der
Mondposition genutzt wird. Der Null-
punkt der Mondhornskala ist auf das au-
genblickliche Azimut der Sonne einge-
stellt. Bei Mondaufgang hat man dessen
Azimut relativ zu dem der Sonne gemes-
sen, wobei man den durch die tägliche
Drehung der Erde verursachten mittleren
Fehler von ca. einem halben Monddurch-
messer als konstante Grösse in Kauf ge-
nommen hat. Er misst also die azimutale
Differenz zwischen Sonnen- und Mond-         Abb. 3: Mondhörner aus verschiedenen Ausgrabungsorten, vorzugsweise
aufgang und damit den siderischen Um-        Pfahlbausiedlungen. F. Keller, 7. Pfahlbaubericht, Mitteilungen der Antiqua-
lauf. Wiederholt er diese Messung zur Zeit   rischen Gesellschaft in Zürich 19, 1876, Heft 3, Taf. XX: «Sog. Mondbilder aus
der grossen Mondwende täglich, so wan-       verschiedenen Pfahlbaustationen». 1–8, 10–13, 15–23 Ton, meist aus Mörigen
dert der Mond während einer Lunation         BE; 9 und 14 Sandstein, aus Andelfingen ZH, Ebersberg.

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gegenüber ist das Auflösungsvermögen          Feste am gleichen Tag begangen werden             Das wiederum ist die Ausgangsposition
des menschlichen Auges für den geübten        können. Auch für die Ermittlung der mitt-         für unseren heutigen Kalender mit der
Beobachter 2’, also 10 x besser, eine Re-     leren Position der Äquinoktien ist diese          siebentägigen Woche, wie er im Alten
lation, die die Verwendung des Mond-          Methode von Vorteil, da sich in dieser            Testament festgelegt wurde [2].
horns als Messinstrument ermöglicht.          Konstellation die Sonnen-Azimute am               Das Mondhorn vom Alpenquai in Zürich
Mit dieser Messmethode kann die Positi-       stärksten ändern.                                 ist damit wohl das erste bekannte und
on des Mondes jedem beliebigen Azimut         Mit diesem Instrument kann der bestge-            transportable astro-geodätische Messin-
der Sonne zugeordnet werden. Die vier-        eignete Startpunkt für einen lunisolaren          strument mit integriertem (digitalem)
teltägige Änderung des Sonnen-Azimu-          Kalender ermittelt werden, wie ihn z.B.           Messdaten-Speicher.
tes pro Jahr wird dabei kompensiert. Dies     das Bronze-Parapegma von Coligny dar-
ist wichtig für die kurzfristige Voraussage   stellt. Die Datierungen dieses Kalenders
der Eklipsen und besonders der allgemein      und die der Mondhörner vom Zürichsee              Mondhorn und Münzen
beobachtbaren Mondeklipsen. Diese             fallen in die gleiche Epoche, so dass eine        Bei allen archäologischen Ausgrabungen
treten bei Vollmond auf, wenn sich die        Verbindung zwischen Zürich und Bourg-             wurde kein Mondhorn in situ, seiner Ge-
Sonne beim Untergehen mit dem aufge-          en-Bresse offensichtlich ist.                     brauchsstellung, gefunden, aus der man
henden Mond innerhalb einer kleinen           Fest verbunden mit dem Mondhorn muss              seinen Verwendungszweck augenfällig
Winkeltoleranz in Opposition gegen-           ein Messfaden sein, mit dem man über              hätte ableiten können. Auf der Suche
überstehen. Die Grösse dieser Toleranz ist    das Horn hinweg den Aufgang der Ge-               nach einem solchen Beweis ergab sich
wohl eine Erfahrung der pragmatischen         stirne anvisieren kann, zweckmässiger-            dieser durch den Vergleich des Mond-
frühen Astronomen, die sie jedoch auf der     weise ein Lot. Die Distanz des Messfadens         horns SLM # 26297 mit dem Goldstater
Skala des Mondhorns messen und able-          zur Skala des Horns errechnet sich aus der        SLM # 1077. Das auffälligste Merkmal
sen konnten. Die Sonneneklipsen treten        Länge der Skala von 15,5 cm und dem               war der Verbindungsbogen zwischen den
in der Konjunktion des Mondes auf, sind       Beobachtungswinkel im Azimut für die              beiden aussen liegenden Löchern bzw.
aber nur in geographisch begrenzten Zo-       geographische Breite von ϕ = 47°5 für             Halbkugeln auf der Münze. Die Symbolik
nen auf der Erde zu beobachten.               Zürich. Dieser beträgt für die Deklination        auf dem Mondhorn ist identisch mit der
Der langperiodischen Vorhersage der           von 2 x (δ = 5°15) : ∆A = 17°44. So er-           der Münze. Die unsichtbare Verbindung
Eklipsen liegt der ägyptische Saros-Zyklus    geben sich 50,5 cm für den Abstand des            zwischen beiden Objekten ist der Bron-
von 18 Jahren und zehn bzw. elf Tagen         Fadens von der Sichel. Dieser Messfaden-          zekalender von Coligny. Dieser lunisolare
zugrunde. Innerhalb dieser Periode wie-       abstand ist nur gültig für die relative
derholen sich alle Eklipsen und nach drei     Mondbeobachtung. Durch seine Ände-
Zyklen etwa am gleichen Ort.                  rung kann der Beobachtungsbereich an-
Sie entspricht der Schwebungsfrequenz         deren Aufgaben angepasst werden.
aus den Grundfrequenzen:                      Die Stecklöcher am Fuss des Mondhorns
223 synodische Lunationen von 29d5306         dienten wohl zur Speicherung der Mess-
entsprechen 6585,32 Tagen                     daten, insbesondere der Zeitachse und
242 drakonische Lunationen von                verweisen mit 2 x 13 vertikalen und 13
27d2122 entsprechen 6585,36 Tagen.            horizontalen Löchern auf die Verwen-
Auch für diese Erkenntnis ist eine über 18-   dung des drakonischen Mondzyklus als
jährige Beobachtungszeit erforderlich. Da     Beobachtungsgrundlage:
allein die Voraussage einer Eklipse in der    2 x 13 vertikal + 1 horizontal = 1 Mond-          Abb. 4: a) Goldstater SLM # 1077, b)
astrologischen Auslegung mit einem Ora-       umlauf : 13 Umläufe (horizontal), ent-            Mondhorn SLM # 26297. © und Zeich-
kel gekoppelt ist, war sie von grosser Be-    sprechend einem Kalenderjahr von 364              nung Ch. Fankhauser [7].
deutung.                                      Tagen.
Mit einem stationär fest installierten In-
strument könnte man hingegen den Ver-           Triëteris:       3 Jahre                37 Lunationen                        ∆ + 3d14
lauf der Sonnenaufgänge und -unter-             Penteteris:      5 Jahre                62 Lunationen                        ∆ – 4d62
gänge von einem Jahr zum anderen                Oktaëteris:      8 Jahre                99 Lunationen   seit –527 C.         ∆ – 1d47
messen und danach die Schaltjahre be-           Meton:          19 Jahre           235 Lunationen       seit –499 C.         ∆ + 0d2
stimmen. Dabei müssen die frühen Astro-
                                                                33 Jahre                34 Mondjahre        408 Lunationen   ∆ + 5d
nomen eine überregionale Vereinbarung
getroffen haben, in welchem Jahr dieser         Die Symbolik der ersten drei Kalenderperioden finden sich wieder auf den Münzen in
Schalttag eingesetzt wird, damit der Ka-        den Abbildungen 5–10.
lenderzyklus synchron verläuft und die

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Kalender vereinigt fünf tropische Jahre               ist ein mathematischer Operator, wie er           Darstellung einer (zehntägigen) Woche
mit 62 synodischen Lunationen zu einem                in Sinn und Form noch heute in der Men-           des ägyptischen Sternenkalenders.
Zyklus zu einem «ewigen Kalender». Die                genlehre gebraucht wird und seit dem              Um den Jahreslauf mit den synodischen
62 Lunationen entsprechen fünf synodi-                dritten vorchristlichen Jahrtausend in den        Phasen des Mondes und seiner Funktion
schen Mondjahren zu je zwölf Lunationen               Pyramidentexten [6] nachweisbar ist, zur          als tägliches Kalenderblatt zu koordinie-
plus zwei Schaltmonaten, respektive zwei
Mondjahren zu 13 Lunationen. Mond-
horn und Münze versinnbildlichen mit                    Abb. 6:
                                                        Eine im Oppidum Uetliberg-Kulm bei Zürich
drei Punkten die zwölfmonatigen Jahre
                                                        hergestellte Potinmünze (Gäumann 2000;
und mit zwei Punkten die 13-monatigen.
                                                        Zeichnung dieses Typs nach A. Blanchet,
Diese sind durch den Bogen verbunden,                   Traité des monnaies gauloises, Paris 1905,
der anzeigt, dass sie gleichwertig sind. Es             470, fig. 531) der Helvetier zeigt eine geo-
                                                        metrische Figur mit vier symmetrisch ange-
                                                                                                         Abb. 6.
                                                        ordneten Bögen an einer Geraden und ei-
  Dieser Goldstater (Castelin, Nr. 1134) [8]            ner einzelnen Kugel dazwischen. Zwei Bö-
  zeigt im unteren Teil ein Mondhorn vor                gen verbinden jeweils drei Kugeln zu einer
  der aufgehenden Sonne, an dessen Spit-                Triëteris, entsprechend drei Jahren zu zwölf
  zen sich zwei Kugeln befinden, die wohl               Mondmonaten und einer Kugel als Schalt-
  die Extremstellung des Mondes darstel-                monat dazwischen. Die Gerade koppelt die
  len sollen. In der Mitte ist ein Keil zu se-          beiden dreijährigen Perioden zu einem ewi-
  hen, der als Blende zur Abdeckung der                 gen Kalender.
  Sonne angesehen werden kann und
  wahrscheinlich in der Höhe verstellbar                Abb. 7:
  ist, so dass man bei Sonnenaufgang ihn                Dieser Goldstater (Castelin, Nr. 1077) stellt    Abb. 7.
  so einstellen kann, dass immer nur eine               die fünfjährige Kalenderperiode von Colig-
  sehr kleine Fläche der Sonne symmet-                  ny dar mit drei Jahren zu zwölf und zwei zu
  risch übersteht. Die parallelen Linien                13 Mondmonaten, die durch einen mathe-
  beidseits der Keilkanten stellen mögli-               matischen Operator, der die Gleichheit mar-
  cherweise den dabei auftretenden Beu-                 kiert, verbunden sind.
  gungseffekt dar.
                                                        Abb. 8:
                                                        Auf dieser Münze (Castelin, Nr. 1087) wird
                                                        der Bronzekalender von Coligny als ewiger
                                                        Kalender dargestellt, entsprechend der An-
                                                        einanderreihung der 1838-tägigen Bronze-         Abb. 8.
                                                        platten. Drei Kugeln, die die Schaltjahre be-
                                                        zeichnen, sind durch zwei kleine Bögen ver-
                                                        bunden und ein grosser umschliesst die drei
                                                        Grundjahre, die man sich jeweils zwischen
                                                        den Schaltjahren eingeschoben vorstellen
                                                        muss. Die Bögen sind als mathematische
                                                        Operatoren zu betrachten.

                                                        Abb. 9:
                                                        Dieses Münzbild (Bernisches Historisches         Abb. 9.
                                                        Museum, Bern, G 2745) zeigt die fünf tro-
                                                        pischen Jahre des Kalenders von Coligny
                                                        und die zwei Schaltmonate, die durch den
                                                        Operatorbogen verbunden sind.

                                                        Abb. 10:
                                                        Die Oktaëteris wird auf diesem Münzbild
                                                        (Bibliothèque Nationale Paris, 8897) als
                                                        achtstrahlige aufgehende Sonne dargestellt
                                                        und darunter die drei Schaltmonate für die
  Abb. 5.                                               Mondjahre.                                       Abb. 10.

                                                 70         Géomatique Suisse 2/2004
Kultur- und Technikgeschichte

ren, entwarf man den lunisolaren Kalen-      einzusetzen. Der runde Schalenboden
der durch Einfügen von Schaltmonaten.        würde eine Zentrierung in der Halterung
Dabei ergaben sich verschiedene Mög-         gewährleisten. Diese kann als Justiervor-
lichkeiten mit unterschiedlichen Genau-      richtung gedeutet werden, mit der man
igkeiten.                                    durch Unterlegen von je einem hölzernen
                                             Keilpaar die Höhe der Schale so einstel-
Mondhörner mit                               len kann, dass eine Wasserfüllung in der
                                             Schale in der ganzen Ebene horizontal
Fussschale von Sopron-
                                             und zum Sattel des Mondhorns bündig
Varhély                                      ist. Der Rand des Wasserspiegels wird im       Abb. 12: Fragment eines Sandstein-
Bei den Ausgrabungen von 1890–92 in          nicht horizontierten Zustand exzentrisch       horns mit ziselierter Kreuzmarke. ©
Sopron wurden zwei Fussschalen und           zu den drei konzentrischen Kreisen auf         und Zeichnung Charlotte Fankhauser
zwei dazu gehörige Mondhörner im Grab        der Innenseite am oberen Rand der Scha-        [7].
27 gefunden. Schalen und Hörner sind         le verlaufen. Dieser Zustand ist in der Abb.
aussergewöhnlich. Beide Schalen, eine        11 durch ein aufgelegtes Punktraster an-       notwendige Führung, damit es in der
grössere und eine kleinere, tragen auf       gedeutet. Die Schiefe der Schale ge-           Schale gedreht werden kann. Zum Posi-
dem Rand in abwechselnder Folge Vo-          genüber dem Wasserspiegel kann man             tionieren des Mondhorns oder zur Mes-
gelprotome und Miniaturpoller.               messen, wenn man die Schnäbel der Vo-          sung seiner relativen Lage in der Schale
Die kleine Kalenderberg-Schale Inv. Nr.      gelprotome als Index benutzt und über          wurden wahrscheinlich Messfäden über
35.455 (Abb.11) hat ausserdem Füsse auf      den Wasserrand auf die konzentrischen          die auf dem Rand angebrachten Minia-
der Unterseite, die aber nicht bis auf den   Ringe visiert. Die relativen Abweichungen      turpoller und/oder das Mondhorn ge-
Boden reichen, was für Keramikschalen        an den drei Messstellen entsprechen der        spannt und auf der aus Dreiecken beste-
dieser Art ungewöhnlich ist. Diese Füsse     Justieranweisung für die Horizontierung.       henden Kreisteilung auf dem Rand abge-
sind gezahnt wie der Bart eines Schlüs-      Die Schale wäre damit ein in der Ebene         lesen. Die Füsse der Vogelprotome
sels, was darauf schliessen lässt, die       horizontierbarer Unterteil zur Aufstellung     könnten dabei ebenfalls die Aufgabe ei-
Schale unverwechselbar in eine Halterung     des Mondhorns, eine so genannte Do-            nes Pollers für den Messfaden übernom-
                                             senlibelle. Das Mondhorn hat vier einzel-      men haben. Die leider abgebrochenen
                                             ne Beine, die einseitig abgeschrägt und        Spitzen des Mondhorns könnten Mittel
                                             so der Neigung der Innenwand der Scha-         zur Führung des Messfadens beinhaltet
                                             le angepasst sind. Vier in den Boden der       haben. Der genaue Verlauf der Faden-
                                             Schale eingetiefte konzentrische Ringe         messung sowie eine Analyse der Kreistei-
                                             geben den Füssen des Mondhorns die             lung auf dem Rand und der oktogonalen

                                             Abb. 13: Mondhorn mit gehörnten Tierköpfen aus dem Tumulus 2 der Aus-
Abb. 11: Sopron-Várhely, Kalender-           grabung Warlischberg (Karlshöhe) von 1890, Inv. Nr. 17.218. © [9, S. 317, Tafel
berg-Fussschale, Inv. Nr. 35.455 mit         108]. Die Hörner als Kimme, der Schädelhocker mit dem Fadenkreuz bilden
Mondhorn aus dem Grab 27. © [9] S.           das Quervisier zur Positionierung des Instrumentes. Die Noppen auf der Aus-
236, Tafel 27.                               senseite der Hörner könnten zur Halterung der Messfäden sein.

                                                             Geomatik Schweiz 2/2004        71
Histoire de la culture et de la technique

                                                                                             strumentes ist es notwendig, dass bei der
                                                                                             Erstaufstellung zwei Marken in der Quer-
                                                                                             achse gesetzt wurden, die nunmehr er-
                                                                                             neut anvisiert werden, wobei das Instru-
                                                                                             ment so lange verschoben wird, bis es in
                                                                                             der Basisposition der Achse steht. Eine
                                                                                             achsiale Justierung auf den Zielpunkt
                                                                                             bringt es dann in die gewünschte Positi-
                                                                                             on.
                                                                                             Die 1890 in Ödenburg-Sopron gefunde-
                                                                                             nen Mondhörner verfügen über eine sehr
                                                                                             augenfällige Fluchtungseinrichtung in der
                                                                                             Querachse. Die Hornspitzen sind als
                                                                                             gehörnte Tierköpfe ausgebildet (Abb. 13
                                                                                             und 14), so dass man noch ein sekundä-
Abb. 14: Mondhorn mit gespaltenen Hörnern und schrägen Stützen für ge-                       res Mondhorn auf dem Horn in senk-
stuften Horizont Inv. Nr. 35.474 © [9, Tafel 25].                                            rechter Richtung erkennen kann.

Teilung auf der Innenwand als Thema wä-     len Messinstrument. Dieses bedingt je-           Geometrische Analyse des
re eine separate Studie wert.               doch eine reproduzierbare Aufstellung
                                                                                             Mondhorns und der
Zur bildhaften Darstellung eines mögli-     zur Beobachtung astronomischer als auch
chen Messfadenverlaufes wurde eine          topographischer Ziele.                           16-monatige megalithische
dreifache Spannung in die Originalzeich-    Auf einem Mondhorn aus Sandstein                 Kalender
nung eingetragen, wobei auf einer Seite     (Abb. 12) hat Charlotte Fankhauser [7,
des Dreiecks die vier Möglichkeiten der     Abb. 302] eine Gravierung festgestellt,          Das Mondhorn SLM # 26299 ist nachfol-
Fadenführung angedeutet, ohne dass die      die darauf schliessen lässt, dass es eine        gend photographisch abgebildet (Abb.
Vogelprotome mit einbezogen wurden. In      Markierung zur Aufstellung ist. Diese Hör-       15). Es sei vorab bemerkt, dass das rech-
der Schnittzeichnung der Abb. 11 kann       ner haben einseitig eine doppelte Horn-          te Horn ergänzt wurde und somit die
man das in der Schale aufgestellte Mond-    spitze als Kimme zum Korn der gegenü-            Löcher sieben bis neun nicht original sind.
horn und seine Höhenlage erkennen, des-     ber liegenden Spitze als Visiereinrichtung       Die Stecklöcher des Mondhorns wurden
sen Sattel mit dem Schalenrand (Flüssig-    in der Querachse. Diese Visiereinrichtung        von einer im Massstab 1:1 angefertigten
keitsniveau) übereinstimmt. Durch Über-     kann in beiden Richtungen verwendet              Photographie auf Transparentpapier
zeichnung sind die Beine ergänzt und ein    werden. Zur Wiederaufstellung des In-            durchgestochen und von 1 bis 9 bezeich-
Keilpaar eingezeichnet worden, mit de-
nen die Schale horizontiert werden kann.
                                             Skalen-     a          α            Skalen-        Kalender-Azimut
Eine weitere Möglichkeit ergibt sich beim    punkte      mm         (96,55 mm)   Azimut         –1000 C; ϕ = 47°5
Spannen eines Messfadens durch den                                               As             A1           A2         ∆A
Spalt zwischen den Hörnern der Abb. 13
und 14, der wohl dafür vorgesehen ist.       1           –75        –37°84           52°16       52°16         52°16        0° per Definition
Dabei ist ausserdem das Spannen eines        2           –65        –33°95           56°05       55°72         54°83    –0°33
angehobenen Horizontes möglich, wenn
                                             3           –48        –26°43           63°57       64°23         63°00        0°
die Noppenkränze der Streben als Mass
für die Höhe genutzt werden, da die ge-      4           –26        –15°07           74°93       75°80         74°77        0°
spaltenen Hornspitzen keine direkte Auf-     5a          – 4        – 2°37           87°63       88°77         87°68    +0°05
lage zulassen.                               5               0          0°           90°         90°           90°
Das gespaltene Mondhorn kann als die
                                             6           +21        +12°27       102°27         100°83       101°98     +0°29
ausgereifteste Stufe einer Entwicklung
dieses frühen Vermessungsinstrumentes        7           –          –            –              112°77       113°80     –
betrachtet werden.                           8           –          –            –              121°98       122°42     –
Die Erfindung des Mondhorns ist der          9           –          –            –              125°57       125°57     –
Übergang von den grossen Steinsetzun-
gen des Megalithikums zum transportab-      Tabelle zur geometrischen Analyse des Mondhorns SLM # 26299.

                                      72          Géomatique Suisse 2/2004
Kultur- und Technikgeschichte

                                                                                                        net. Dabei wurde ersichtlich, dass das
Sonnenaufgang im Jahresverlauf 1000 v.Chr. für Nord-Schweiz.                                            mittlere Loch # 5 b der horizontalen
Ort:         Alle Orte mit geogr. Breite 47.5 Grad: Nord-Schweiz: Basel, ca. Bern, ca.                  Lochskala am Fuss etwas vergrössert ist
             Zürich
                                                                                                        und senkrecht unterhalb von # 5 liegt. Ist
Gesucht:     Azimute (von Nord Richtung Ost) zu Sonnenaufgängen (üb. math. Horizont,                    der zugehörige Messfaden ein Lot, so
             inkl. Refraktion): oberer Sonnenrand wird sichtbar.
                                                                                                        kann das Horn über die beiden Löcher als
Epoche:      Jahr 1000 v.Chr. (= astronom. Jahr –999)
                                                                                                        Visierpunkt in seiner Vertikalen ausge-
«Monate»: je bei Beginn der 16 keltischen Monate: 13 Mon. mit 23 Tagen, 3 Mon. mit                      richtet werden. Von Punkt 1 zu Punkt 9
          22 Tagen im Herbst, ergibt 365 Tage. Anfang: Tag 1 = 1. Tag nach Früh-
                                                                                                        wurde eine Horizontale gezeichnet und
          lingsäquinoktium: Deklination wird positiv.
                                                                                                        die Skalenpunkte wurden lotrecht auf
Zeit:        Aufgangszeiten in MOZ: Mittl. Ortszeit: Stand der «mittleren» Sonne. Gilt
                                                                                                        diese projiziert. Sodann wurde die Lage
             für alle Orte mit gleicher Breite.
                                                                                                        der Punkte (a) relativ zur Mitte vermes-
 Nr.  Anz.   TgNr.   1000 vC          Jul.Tag Rekt.   Dekl.    Zeit     Azi       Jahres-   2001 nC     sen. Die Skala ist nicht linear geteilt.
 Mon. Tg.    1. d.   Jul.Kal./        JD                       Aufg.    Aufg.     zeit      Greg. Kal   Als Arbeitshypothese soll untersucht wer-
             Mon.    greg. Kal        1356000 h m     ° ’      h m      Gr.dez.             Heute
                                                                                                        den, ob die acht Skalenteile als Referenz-
 I      23     1     31.Mär/22.Mär +263       00 02   +00 13   06 01      88.77   Frühling 21.Mär
                                                                                                        punkte für das 16-monatige megalithi-
 II     23    24     23.Apr/14.Apr     286    01 23   +08 55   05 13      75.80             13.Apr
                                                                                                        sche Kalenderjahr benutzt werden konn-
 III    23    47     16.Mai/7.Mai      309    02 48   +16 26   04 31      64.23              6.Mai
 IV     23    70      8.Jun/30.Mai     332    04 18   +21 42   04 02      55.72             29.Mai      ten, wie es A. Thom [10] aufgrund seiner
 V      23    93      1.Jul/22.Jun     355    05 53   +23 48   03 54      52.16   Sommer 21.Juni        Untersuchungen in Britannien postuliert
 VI     23   116     24.Jul/15.Jul.    378    07 29   +22 14   04 09      54.83             14.Juli     hat. Als Zeithorizont soll –1000 C. ange-
 VII    23   139     16.Aug/7.Aug      401    09 02   +17 13   04 38      63.00              6.Aug      nommen werden. Die Aufgangsazimute
 VIII   22   162      8.Sep/30.Aug     424    10 30   +09 36   05 13      74.77             29.Aug
                                                                                                        für die Solstitien entsprachen für Zürich
 IX     22   184     30.Sep/21.Sep     446    11 51   +00 57   05 46      87.68   Herbst    20.Sep
                                                                                                        in dieser Zeit 52°16 und 125°34. Der Be-
 X      22   206     22.Okt/13.Okt     468    13 13   –07 55   06 20    100.83              12.Okt
 XI     23   228     13.Nov/4.Nov      490    14 39   –15 48   06 56    112.77               3.Nov
                                                                                                        obachtungssektor beträgt demzufolge
 XII    23   251      6.Dez/27.Nov     513    16 16   –21 38   07 32    121.98              26.Nov      73°18. Er wird durch die Äquinoktien ge-
 XIII   23   274     29.Dez/20.Dez     536    17 57   –23 49   07 55    125 57    Winter    19.Dez      teilt, aber nicht halbiert, denn diese er-
 XIV    23   297     21.Jan/12.Jan     559    19 38   –21 54   07 54    122.42              11.Jan      scheinen unter einem Azimut von 88°77
 XV     23   320     13.Feb/4.Feb      582    21 12   –16 27   07 29    113.80               3.Feb
                                                                                                        –87°68 –88°90 (Mittelwert: 88°45). Dies
 XVI    23   343      8.Mär/27.Feb     605    22 39   –08 41   06 49    101.98              26.Feb
                                                                                                        bedingt eine Differenz von 1°22 innerhalb
 I      23   366=    31.Mär/22.Mär     628    00 01   +00 07   06 02      88.90   Frühling 21.Mär
                     999vC                                                                  2002nC
                                                                                                        eines Jahres und eine Abweichung vom
                                                                                                        90° Ost-West-Wert von 2°32. Hinzu
Datumsangaben: Massgebend (für die Berechnung) ist der Julianische Kalender, der da-                    kommt noch die jährliche Trift von 0,2422
mals (1000 v.Chr.) neun Tage vorausging gegen den rückwärts verlängerten heutigen Gre-                  Tagen, ca. 6h. In Anbetracht dieser relativ
gorianischen Kalender. Entsprechende Daten heute, 2001/2002 (Greg. Kal.) bei gleicher                   grossen Abweichungen ist abzuwägen,
Tageszählung siehe Kol. ganz rechts.                                                                    ob der Skalenmittelpunkt als Skalennull-
Tageszählung: Beginn im Frühling: 1. Tag nach dem astromonischen Frühlingsbeginn: Son-                  punkt oder als Visierpunkt für das Äqui-
ne über Frühlingspunkt: Rektaszension und Deklination werden positiv (damals am 31.                     noktium gewertet werden kann. Es er-
März julianisch / 22. März gregorianisch, heute ca. 21. März 2001/2002).
                                                                                                        scheint zweckmässig, ihn als Nullpunkt zu
Julianisches Datum/Tagesnummer (JD): Fortlaufende Tageszählung (mit Bruchteilen, hier                   betrachten und den virtuellen Ostpunkt
gerundet auf Mittag), gezählt ab 1. Jan. 4713 v.Chr. 12 h UT: JD = 0, 24 h: JD = 0.5,
                                                                                                        zu errechnen. Der Beobachtungsbereich
nächster Mittag: JD = 1.0, etc.
                                                                                                        zwischen den Solstitien beträgt 73°18,
Sonnenaufgang: Berechnung wie heute üblich: Moment, da der obere Sonnenrand am
                                                                                                        zwischen Sommerwende und Herbst-
mathematischen Horizont sichtbar wird. Der Höhenwinkel hv zum Sonnenzentrum ist
dann –0.833 Grad. Dieser Wert ergibt sich aus: Math. Horizont: 0 Grad – Sonnenradius                    äquinoktium 35°52 und zwischen letzte-
(16 Min) – mittl. Refraktion (34 Min) = 50 Min. = –0.833 Grad.                                          rem und Winterwende 37°89. Die Diffe-
Azimute zum Sonnenaufgang: Das Azimut A (von geogr. Nord) zur Sonne folgt aus: cos                      renz zwischen Sommer- und Winterhalb-
A = sin δ / cos φ – tg φ * sin hv, wobei δ = Deklination der Sonne, φ = geogr. Breite des               jahr beträgt 2°37. Daraus lässt sich der
Ortes, hv = Höhenwinkel zum Objekt (Sonnenmitte). Das Azimut ist somit nur von der                      Abstand des Messfadens vom Sattel des
geogr. Breite des Ortes, von der Deklination der Sonne (Jahreszeit) und vom gewählten                   Mondhorns zu 96,55 mm errechnen,
Höhenwinkel abhängig. Für eine Breite von 47° wären die Azimuts leicht – max. 1/3 Grad
                                                                                                        wenn die südliche (restaurierte) Seite der
– grösser/südlicher. Für den Höhenwinkel hv = 0°, d.h. Sonnenmitte am math. Horizont,
keine Refraktion, wären die Azimute ca. 1 Grad grösser (südlicher) und der Sonnenauf-
                                                                                                        Skala unberücksichtigt bleibt. Zur grossen
gang ca. fünf Minuten später. Berechnet mit engl. Astronomie-Programm Skymap Pro 7                      Überraschung entspricht dieses Mass
(kontrolliert mit amerik. Progr. Cybersky 3.3).                 28.06.2002 / 5 02 03 AE                 dem Abstand vom Sattel zum Fussloch #
                                                                                                        5 b. Bei der Aufstellung des Instrumentes

                                                                       Geomatik Schweiz 2/2004          73
Histoire de la culture et de la technique

konnte der Astronom einen Faden am
Sattel anlegen, dessen Länge bis zum
Fussloch reichte, ihn dann in die Hori-
zontale schwenken und damit den Ab-
stand seines Messfadens festlegen. Dies
ist ein Hinweis für die Verwendung des
Mondhorns als portables Messgerät und
für den zusätzlichen Messfaden.
Als Referenz für die Azimute des 16-mo-
natigen Kalenders werden die Berech-
nungen von A. Elmiger für die Zeit um
–1000 C. und die geographische Breite
von 47°5 zugrunde gelegt. Die Minuten-
werte der Azimute wurden auf dezimale
Bruchteile umgerechnet. Mit diesen Re-
ferenzdaten kann die Berechnung der Be-
obachtungswinkel α für die einzelnen
Skalenpunkte erfolgen, die nachfolgend
in der Tabelle aufgeführt sind. Bei den Ka-
lender-Azimuten A1 und A2 macht sich
durch den anomalistischen Umlauf der Er-
de um die Sonne eine Winkeldifferenz be-
merkbar, die zu den Äquinoktien am
grössten ist und bis zu 1°22 betragen
kann. Im Vergleich zur Bestimmung der
Differenz ∆A wurde ermittelt, ob das
Skalen-Azimut As zwischen A1 und A2
liegt. Bei Überschreitung dieser Grenzen
wurde der Wert angegeben.
Die wichtigste Frage für den reprodukti-
ven Vergleich ist die Lage des Mittel-
punktes der Skala zum astronomischen
Äquinoktium, das gegenüber der Ost-
West-Achse versetzt ist. Auf den origina-
len Teilen des Mondhorns ist links (nörd-       Abb. 15: Mondhorn # 26299, Abb. 16: geometrischer Vergleich.
lich) vom Mittelpunkt noch eine kleine
Vertiefung # 5 a erkennbar, die als Mess-       Nach dieser Analyse des Originalteils kann    messen. Für die Berechnung des Skalen-
punkt für das Äquinoktium gewertet wer-         man auch die Skalenpunkte des restau-         winkels a wurde der Messfadenabstand
den kann. Unter dieser Annahme läge             rierten Horns neu berechnen, unter Be-        von 96,55 mm zugrunde gelegt.
dann der Mittelpunkt # 5 in der Ost-West-       zugnahme auf die astronomischen Daten,        Die Werte der Tabelle sind in der Abb. 16
Achse. Der Skalenwinkel zwischen dem            wodurch sie allerdings in der Analyse nicht   graphisch dargestellt. Alle nummerierten
Sommer-Solstitium und der Ost-West-             mehr berücksichtigt werden dürfen.            Kreise und die Kurvenlinie entsprechen
Achse beträgt 37°84 und das Äquinokti-          Zum Vergleich werden die Werte des Auf-       dem Mondhorn SLM # 26299. Darüber
um liegt 2°32 nördlich von ihr. Ohne            gangs-Azimutes der Tabelle Elmiger als        gezeichnet ist der Horizont und die aus
Berücksichtigung der restaurierten südli-       astronomische Referenz in die Spalten A1      den Kalenderdaten fächerfömig einge-
chen Hälfte des Horns würde nunmehr             und A2 und die am Mondhorn ermittel-          tragenen Visuren der Azimute für den Be-
die Skalenlänge der restaurierten Seite 69      ten Messwerte As benutzt, wie sie in der      ginn eines neuen Kalendermonats.
mm betragen, somit die gesamte Skalen-          Tabelle angegeben und in der Abb. 16          Der Abstand des Messfadens vom Mond-
länge 144 mm statt 150 mm. Der Abstand          dargestellt sind. Die Skalenpunkte sind       horn von ca. 97 mm entspricht der Strecke
des kleinen Punktes # 5 a sollte theore-        nummeriert, sie wurden senkrecht über         zwischen dem Schnittpunkt der Mittel-
tisch 4 mm betragen, was auch der Rea-          den Skalenrand auf eine virtuelle Hori-       linie mit der Kontur des Mondhorns bis
lität entspricht, # 5 a ist damit der Visier-   zontlinie projiziert und der Abstand (a)      zum Punkt # 5 b am Fuss des Instrumen-
punkt für das Äquinoktium.                      wurde horizontal zwischen den Loten ge-       tes.

                                          74          Géomatique Suisse 2/2004
Das TK-2160 repräsentiert
                                                                                                                 absolute Spitzentechnologie für
                                                                                                                 ultraleichte und kompakte
Aufgrund dieser guten Übereinstimmung
                                                                                                                 Funkgeräte und ist selbst in
wurden aus den Daten der Punkte 1 bis
                                                                                                                 schwierigen Situationen leicht zu
6 die Punkte 7 bis 9 des restaurierten                                                                           bedienen. Dazu verfügt das
Horns extrapoliert. Alle Abweichungen                                                                            TK-2160 über viele moderne
der geometrischen Analyse liegen unter                                                                           Funktionen, die sonst nur größere,
1/3° und damit innerhalb der Herstel-                                                                            schwerere und teurere
lungs- und Zeichnungstoleranzen, so dass                                                                         Handfunkgeräte zu bieten haben.
mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ver-
wendung des Mondhorns als Messgerät                                                                              • Eingebaute VOX für sprachge-
für den 16-monatigen Kalender ange-                                                                                steuertes Senden – die Hände
nommen werden kann.                                                                                                bleiben für wichtigere Dinge frei.

                                                                Kompakt und leicht                               • Prioritätssuchlauf zur einfachen
                                                                                                                   Überwachung von bis zu 16

Bibliographie:
                                                                für schwere Aufgaben                               Kanälen und Möglichkeit zum
                                                                                                                   sofortigen Reagieren auf Anrufe,
 [5] Brunner W.: Hinweise auf urgeschichtli-
                                                                                                                   ohne den Kanal manuell wech-
     che astronomische Kenntnisse. helvetia
                                                                                                                   seln zu müssen.
     archaeologica 16/1985–62, S. 50–62.
                                                                                                                 • Programmierbare Ruftöne zur
 [6] Hetherington: N. Encyclopedia of Cos-
                                                                                                                   sofortigen Identifizierung des
     mology. 1993.
                                                                                                                   Anrufers
 [7] Fankhauser Charlotte: Urnenfeldzeitliche                                                                    • Frei programmierbare
     Feuerböcke und Firstziegel der Schweiz.
                                                                                                                   Funktionstasten für eine
     Lizentiatsarbeit der Philosophischen Fa-
                                                                                                                   bequeme Bedienung
     kultät I der Universität Zürich, Historisches
                                                                                                                 • Wassergeschützt und robust
     Seminar. 1986 (nicht publiziert).
                                                                                                                   genug auch für den härtesten
 [8] Castelin K.: Keltische Münzen. Katalog
                                                                                                                   Einsatz
     der Sammlung im Schweizerischen Lan-
                                                                                                                 • Erfüllt IP 54/55
     desmuseum Zürich, Band I und II, 1978.
                                                                                                                 • Erfüllt US-MIL-STD 810 C/D/E/F
 [9] Eibner-Persy A.: Hallstattzeitliche Grabhü-                                              NEU
                                                                                                                 • Gewicht: 295 g (inkl. Antennen
     gel von Sopron. Eisenstadt 1980.                                                         TK-2160
                                                                                                                   und Akku KNB24L)
[10] Thom A.: a. Megalithic Sites in Britain. Ox-                                                                • Abmessungen (B x H x T):
     ford 1967. b. Megalithic Lunar Observa-                    www.altreda.ch/TK2160
                                                                                                                   56 x 109 x 35 mm (ohne vor-
     tories. 1978. c. Stonehenge. JHA, 1974,                                                                       stehende Teile)
     S. 71–90.
                                                                Funkgeräte von Kenwood sorgen
[11] Kerner M.: a. Mondhörner – Urge-                                                                            Das TK-2160 ist das Kommunikations-
                                                                seit 1946 für eine perfekte drahtlose
     schichtliche Messgeräte. helvetia ar-                                                                       mittel Ihrer Wahl für Bau- und Forst-
                                                                Kommunikation. Heute werden un-
     chaeologica # 127/128, 32/2001. b. Kel-                                                                     unternehmen auf der ganzen Welt.
     tische Münzen mit astronomischen Moti-                     sere Produkte in 120 Ländern auf
     ven. 2001.                                                 der ganzen Welt verkauft. Und sie
                                                                haben sich einen Namen gemacht –
                                                                wegen ihrer Qualität und Zuverläs-
                                                                sigkeit       auch           unter   härtesten
Martin Kerner                                                   Bedingungen. Daher gibt es nichts
Steg 81                                                         Besseres für Polizei, Notdienste,
CH-3116 Kirchdorf                                               Bau- und Forstunternehmen, für
                                                                den Einsatz bei Rockkonzerten, der
                                                                Formel 1 oder großen Sport-
                                                                veranstaltungen. Kenwood-Funk-
                                                                geräte sind immer allererste Wahl.

                                                                Generalvertretung Schweiz und FL:
                                                                ALTREDA AG, Max-Högger-Str. 2, 8048 Zürich
                                                                Tel. +41 1 432 09 00, Fax +41 1 432 09 04        COMMUNICATIONS
                                                                E-Mail: info@altreda.ch
                                                                w w w. a l t r e d a . c h

                                                                K E N W O O D                           M E A N S         B U S I N E S S

                                                     Geomatik Schweiz 2/2004                         75
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