Zwei DAS MAGAZIN FÜR WASSERSTOFF UND - BESONDERER BEDARF BEI BRENNSTOFFZELLENBUSSEN IN DER POLITIK WÄCHST DAS INTERESSE AN POWER-TO-GAS ...
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Hydrogeit Verlag / www.hzwei.info / 19. Jahrgang / Heft 2 / April 2019 / 8 € DAS MAGAZIN FÜR WASSERSTOFF UND BRENNSTOFFZELLEN Zwei BESONDERER BEDARF BEI BRENNSTOFFZELLENBUSSEN IN DER POLITIK WÄCHST DAS INTERESSE AN POWER-TO-GAS
i n h a lt INHALTSVERZEICHNIS 3 Impressum 4 Editorial 5 Meldungen DWV-Verlobung mit dem DVGW 52 H2-Stationen an Autohöfen Quelle: MWE, Till Budde Lesetipp: Wasserstoff in der Fahrzeugtechnik 8 Messen und Kongresse Wasserstoff-Boom in Hannover Große Auszeichnung für Wasserstoff Norddeutsches Netzwerk H2-Wirtschaft 12 Energiespeicherung 12 Interview mit Wirtschaftsminister Prof. J. Steinbach Steinbach: Brandenburg will H2-Aktivitäten ausbauen MethQuest: Erneuerbares Methan effizient erzeugen Zusammenarbeit von Greenpeace Energy, GP Joule, EdN Ergebnisse des Projekts SMARAGD Was ist eigentlich Power-to-X? H2-Inseln in der Nordsee 32 Elektromobilität Engpass bei der Produktion von BZ-Bussen Quelle: Hans-Olof Nilsson European Zero Emission Bus Conference in Köln Jetzt sind die Nutzfahrzeuge dran 3 40 Entwicklung Akzeptanzsteigerung durch saubereren Kraftstoff 42 Politik Energiewende gestalten und umsetzen 22 Energieautarkes Einfamilienhaus in Schweden Parteienbefragung zu H2, BZ und PtG Kohlekommission setzt auch auf Wasserstoff und PtG 48 Recht HyLaw identifiziert Hindernisse 51 Aktienanalyse 55 Produktmeldungen 56 International Quelle: Toyota Rasante Entwicklung in der BZ-Industrie Nachruf auf Robert Rose 62 Terminkalender 63 Firmenverzeichnis 32 Der Sora-Brennstoffzellenbus von Toyota IMPRESSUM HZwei Design: Dipl.-Des. Andreas Wolter, Weimar Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren Satz: Dipl.-Des. Henrike Hiersig, Berlin wider und entsprechen nicht unweigerlich der Meinung der Redaktion. Anzeigen: Kirsten Laasner Projektmanagement, Bad Segeberg Inhalte der Zeitschrift sowie der Homepage sind urheberrechtlich geschützt ISSN: 1862-393X Lektorat: Dione Gutzmer, Berlin und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Hydrogeit Verlages Jahrgang: 19. (2019) / Heft 2, April 2019 vervielfältigt oder anderweitig veröffentlicht werden. Für unverlangt einge- Druck: Printec Offset – medienhaus, Kassel sandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Verlag: Hydrogeit Verlag PEFC-zertifiziertes Papier Inh. Sven Geitmann, Gartenweg 5 Alle technischen Angaben in D - 16727 Oberkrämer Druckauflage: 4.500 Stück (plus 20.000 Downloads/Jahr) dieser Zeitschrift wurden von Erscheinungsweise: 4 x jährlich den Autoren, der Redaktion und UStID.: DE 221143829 dem Verlag mit größter Sorgfalt Einzelpreis (Inland): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 2,00 € Versand) erarbeitet und zusammengestellt. Trotzdem sind Fehler nicht vollstän- ViSdP: Dipl.-Ing. Sven Geitmann Jahrespreis (Inland): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 7,00 € Versand) dig auszuschließen. Der Hydrogeit Verlag weist ausdrücklich darauf Tel./Fax: +49 (0)33055 – 21322/20 Einzelpreis (Europa): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 4,00 € Versand) hin, dass er keine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben E-Mail: kontakt@hydrogeit.de Jahrespreis (Europa): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 16,00 € Versand) zurückgehen, übernehmen kann. Internet: www.hydrogeit-verlag.de, www.hzwei.info Redaktion. Mitarbeit: Sven Geitmann, Michael Jensen, Sven Jösting Studenten: 50 % Ermäßigung Titelbild: Kündigung: jederzeit möglich, 6 Wochen vor nächster Ausgabe Bedarf an Brennstoffzellenbussen [Quelle: Winzenhöler] H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
editorial Am besten mit Wasserstoffnetzwerk (s. S. 11). Der dortige Umweltsenator Wasserstoff Jens Kerstan sagte in diesem Zusammenhang: „Wir können die Energiewende entschei- Liebe Leserinnen und Leser! dend voranbringen, wenn wir erneuerbaren Strom zukünftig Es ist schon sehr lange her, dass über Monate hinweg so viel auch im Wärme- und Mobili- Bewegung in der Energiebranche festzustellen und darüber tätssektor nutzen.“ hinaus die Stimmung auch noch so gut war wie jetzt. Egal, Alle scheinen momen- wo man hinkommt, es scheint Aufbruchstimmung zu herr- tan dasselbe zu wollen. Selbst schen, ganz anders als in den Zeiten der Tristesse, die wir Brandenburg ist aufgewacht in der Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche jahrelang und veranstaltete eine eige- durchlebt haben. ne Wasserstoffkonferenz in Von den verschiedensten Seiten gibt es zurzeit neue Im- Potsdam. Der dortige Minister für Wirtschaft und Energie, pulse: Zuvor uninteressiert scheinende Personen diskutie- Jörg Steinbach, zeigt sich durchaus gewillt, die H2- und PtG- ren plötzlich über die zukünftige Energieversorgung. Jun- Technik voranzutreiben, auch wenn er sich derzeit noch ein ge Leute beschäftigen sich mit Klima- und Energiefragen. bisschen ziert. So sagte er während der Energiespeicherkon- Und selbst in der Politik scheint mittlerweile angekommen ferenz, er wolle sich zunächst noch mit den anderen Bun- zu sein, dass ein „Weiter so“ nicht länger funktioniert, son- desländern abstimmen, bevor er allein eine Vorlage in den dern neue, bislang vielleicht noch unbekannte Wege er- Bundesrat einbringe. In den ersten Monaten seiner Amtszeit kundet werden müssen und dann eventuell auch genutzt hat ihm wohl noch niemand gesagt, dass in Norddeutsch- werden können. land hier bereits einiges läuft und Brandenburg sich dem nur Für die meiste Furore sorgt momentan sicherlich die Fri- anzuschließen bräuchte (s. S. 12). days-for-Future-Initiative, unter deren Namen die Jugend Anders als auf Landesebene ist der grundlegende Stim- weltweit wöchentlich demonstriert, wie interessiert und en- mungswandel in den Bundesparteien allerdings noch nicht gagiert sie sein kann (s. S. 13). Inzwischen schließen sich ne- angekommen. Eine erste Befragung durch die HZwei-Re- ben den Eltern auch zahlreiche Forscher sowie hochrangige daktion nach deren energiepolitischer Schwerpunktsetzung 4 Politiker dem friedlichen Protest an. 716 Wissenschaftler schlossen sich #Scientists4Future im ersten Schritt an. An- fang März hatte S4F 12.000 Follower auf Twitter. ergab nur wenig Erhellendes. Da sind zwar einige Vorreiter, die vereinzelt mit eigenen Ideen in Erscheinung treten, aber die meisten Parteiprogramme wurden anscheinend noch Extrem viel Bewegung im Energiesektor ist zurzeit in den nicht hinsichtlich einer nachhaltigen Energiepolitik opti- nördlichen Bundesländern zu beobachten (s. HZwei-Heft miert (s. S. 44). Jan. 2019). So erklärte erst jüngst Jan Philipp Albrecht, Um- Dennoch gibt es die begründete Hoffnung, dass die bis- weltminister von Schleswig-Holstein: „Es geht um nichts we- lang vergeblich geforderten Rahmenbedingungen zur Um- niger als den Schritt aus dem analogen Kohlezeitalter, hinein setzung der Energiewende nun endlich geschaffen werden ins digitale Zeitalter der erneuerbaren Energien. Ob Wind- könnten: Immerhin hat die sogenannte Kohlekommission strom oder Photovoltaik, wir wollen in einer vernetzten Welt den Weg dafür geebnet, dass konkrete Maßnahmen in An- unseren Energiehunger zu 100 Prozent aus erneuerbaren griff genommen und entsprechende Gesetze erlassen werden, Rohstoffen decken.“ um nachhaltige Energiepolitik Realität werden zu lassen Sein Kollege aus dem Wirtschaftsministerium, Dr. (s. S. 46). Und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Bernd Buchholz, ergänzte: „Wasserstoff ist der Schlüssel. höchstpersönlich hat öffentlich erklärt: „Das geht am besten Wir müssen jetzt schnell einen kraftvollen, großen Schritt mit Wasserstoff.“ (s. S. 10) in die H2-Wirtschaft machen. Wir brauchen Produktions- Damit ist doch eigentlich alles gesagt, oder? || strukturen im industriellen Maßstab, um Skaleneffekte zu realisieren und die Vorreiterrolle bei der H2-Technologie Herzlichst zu behaupten. Die Reallabore der Bundesregierung können dazu einen Beitrag leisten, aber eigentlich ist die Zeit der Demonstrationsprojekte abgelaufen. Es muss jetzt richtig Sven Geitmann losgehen.“ In Hamburg bildete sich sogar ein norddeutsches HZwei Herausgeber Wasserstoff Der DWV ist die deutsche Interessenvertretung für Infrastruktur Wasserstoff und Brennstoffzellen in Wissenschaft, Wirtschaft und Brennstoffzellen Politik Kontakt: www.dwv-info.de / (030) 398 209 946-0 nbahn stoff ... Bren nstoffzellen-Eise ren beim Wa sser ... DW V un d DV GW kooperieag ... Südkorea hat große Pläne fsschl er wird zum Verkau H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
me l d u n g e n Chung Co-Chairman des Council. Gemeinsam betonte das NuCellSys wird umbenannt neue Führungsduo, dass die Verwirklichung einer emissi- onsfreien H2-Energiegesellschaft äußerst wichtig sei. Potier beteuerte: „Herr Chung und ich sind inspiriert vom Enga- gement der Mitgliedsunternehmen, die bei der Entwicklung neuer Wasserstofftechnologien ganz vorne stehen.“ Chung, Vize-Chairman der Hyundai Motor Group, betonte bei die- ser Gelegenheit, dass sein Unternehmen mit stetig zuneh- Aus der NuCellSys GmbH, einer hundertprozentigen Toch- mender Nachfrage rechne und daher die Produktionskapa- tergesellschaft des Autobauers Daimler, ist zum Jahreswech- zität von Brennstoffzellensystemen weiter erhöhen werde. || sel die Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH geworden. Mit der Umbenennung geht nach Firmenangaben auch eine Neuaus- richtung des Unternehmens einher. Aus gegebenem Anlass betonte Prof. Christian Mohrdieck, Geschäftsführer der Pichler neuer SOLIDpower-CEO Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH: „Die Brennstoffzellentech- nologie ist integraler Bestandteil unserer Antriebsstrategie. Seit dem 12. Februar ist Dr. Mit der Umfirmierung senden wir ein klares Signal und un- Andreas Pichler neuer Ge- termauern die künftige Relevanz der Brennstoffzellentech- schäftsführer der SOLIDpow nologie. Wir verzahnen uns zudem noch ein Stück mehr mit er Group. Er löste Alberto der Daimler AG.“ || Ravagni ab, der nach Auskunft des BZ-Heizgeräteherstellers auf eigenen Wunsch zurück- getreten ist. Ravagni war von Hyundai stellt Council- Anfang an, seit 2007, bei dem italienischen Unternehmen. Chairman Seine Aufgaben übernimmt jetzt der Österreicher Pichler, der SOLIDpower zu einem Abb. 1: Dr. Andreas Pichler [Quelle: SOLIDpower] weltweit führenden Hersteller für SOFC machen soll. || 5 Sunfire statt new enerday new enerday gibt es nicht mehr. Der Neubrandenburger Brennstoffzellenhersteller heißt jetzt Sunfire Fuel Cells. Im Herbst hatte die Sunfire GmbH aus Dresden das Team von Matthias Bolze übernommen (s. HZwei-Heft Jan. 2019). Unter neuer Firmierung wollen die beiden Geschäftsfüh- rer Bolze und Andreas Frömmel, der auch Vice President Sales & Marketing bei Sunfire ist, fortan flüssiggasbe- triebene Mikro-KWK-Geräte für Wohngebäude sowie Abb. 1: Euisun Chung [Quelle: Hyundai] Stromversorgungssysteme für netzferne Anwendungen anbieten. Carl Berninghausen, Geschäftsführer von Sun- Der Hydrogen Council hat im Januar 2019 einen zusätz- fire, erklärte. „Mit der neuen Struktur bündeln wir die BZ- lichen Vorsitzenden bekommen. Neben Benoît Potier, dem Aktivitäten von Sunfire in Neubrandenburg und schaffen Chef von Air Liquide, der den Firmenzusammenschluss ein deutschlandweit einzigartiges Kompetenzzentrum für seit dessen Gründung 2017 führt, ist fortan auch Euisun Brennstoffzellen.“ || Neu Schneller, kleiner, leichter… und viel effizienter! Der neue Brennstoffzellen-Umrichter CC-550-7500 bietet noch mehr Leistung. Besuchen Sie uns: 01. - 05. April 2019 HANNOVER MESSE, Integrated Energy, Halle 027, Stand E53/1 www.celeroton.com
me l d u n g e n DWV-Verlobung mit dem DVGW Power-to-Gas in Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband Augsburger Wohnanlage (DWV) und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) haben am 17. Januar 2019 in Berlin eine Koope- rationsvereinbarung unterzeichnet. Im Beisein von Thomas Bareiß, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminis ter für Wirtschaft und Energie (BMWi), bekundeten beide Vereine ihre Absicht, sich zukünftig gemeinsam noch stärker für die Etablierung der Power-to-Gas-Technologie einzuset- zen. Das erklärte Ziel der Verbände ist, die „fossile Energie- wirtschaft schrittweise zu einem zunehmend klimafreund- lichen Energieversorgungssystem zu transformieren“, indem Erdgas nach und nach durch synthetisches Gas ersetzt wird. Abb. 1: Versorgungskreislauf am Beispiel eines Mehrfamilien- hauses [Quelle: Exytron] In Augsburg ist Anfang des Jahres eine kleine, dezentrale Power-to-Gas-Anlage in einer bestehenden Wohnanlage eingeweiht worden. Nach Angaben des Herstellers Exytron GmbH soll es sich hierbei um die „weltweit erste“ Energie- versorgungsanlage dieser Art handeln, die überschüssigen Ökostrom in synthetisches Erdgas umwandelt, zwischen- speichert und bei Bedarf wieder bereitstellt für die Rückver- 6 stromung. Mithilfe der sogenannten SmartEnergyTechno- logy des Rostocker Unternehmens werden „die Emissionen um 70 bis 100 Prozent reduziert“, so Exytron-Vertriebsleiter Klaus Schirmer. Die neue PtG-Anlage versorgt 70 Wohnungen teilautark Abb. 1: W. Diwald, DWV; T. Bareiß, BMWi; G. Linke, DVGW (v. l.) mit Strom und Wärme. Der benötigte Grünstrom stammt aus einer Photovoltaikanlage, die auf dem Dach installiert Der bislang vornehmlich ehrenamtlich geführte DWV star- wurde. Der nicht direkt benötigte Solarstromanteil wird tete bereits 2017 Gespräche mit anderen Interessenverbän- einem Elektrolyseur zugeführt und zur Herstellung von den mit dem Ziel, über die Einrichtung einer gemeinsamen Wasserstoff, der anschließend mit CO2 methanisiert wird, Geschäftsstelle das Thema Wasserstoff noch stärker promo- genutzt. Trotz neuster Technologie bleiben auf diese Weise ten zu können. Ende 2017 hatte der Vorstand zunächst mit die Energiekosten für die Mieter stabil. || dem Bundesverband Energiespeicher (BVES) geliebäugelt. Während einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Februar 2018 hatte sich die Mehrheit der DWV-An- hänger eindeutig für die Aufnahme von Kooperationsver- Nathalie fährt mit handlungen ausgesprochen. Parallel dazu hatte der DWV- Vorstand Anfang 2018 zudem eine erste Erklärung über die Serenergy-Stack Zusammenarbeit mit dem DVGW unterzeichnet. Daran an- knüpfend folgte nun die „Verlobung“ dieser beiden Vereine. Der DWV-Vorstandsvorsitzende Werner Diwald for- derte in diesem Zusammenhang einen raschen Aufbau einer Brennstoffzellen- und Elektrolysefertigung sowie einer sek- torenübergreifenden Wasserstoffwirtschaft. Er sehe darin ein Potenzial von über 100.000 neuen Arbeitsplätzen, insbe- sondere in den strukturschwachen Regionen Deutschlands. Staatssekretär Bareiß bestätigte, dass die Politik zukünf- tig für die Umwandlung von regenerativ erzeugtem Strom zu Wasserstoff und Methan mehr tun müsse und mehr tun werde. Prof. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW, erklärte dazu: „Es ist gut, dass der Beitrag von Was- serstoff für die Treibhausgasneutralität in den verschiedenen Abb. 1: Voraussichtlich werden nur einige hundert Exemplare die- Sektoren auch in der Politik zunehmend anerkannt wird – ses mehrere Hunderttausend Euro teuren E-Sportwagens gebaut ebenso wie dessen Potenzial als langfristige Energiespeicher- [Quelle: Gumpert-Aiways] lösung. Die Aussagen von Staatssekretär Bareiß werten wir als Bekenntnis zu einer energieträgerübergreifenden Ener- Auf dem Genfer Automobilsalon am 5. März 2019 präsen- giewende, die Grüngastechnologien einschließt.“ || tierte Roland Gumpert den bereits im Frühjahr 2018 vorge- H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
me l d u n g e n stellten Elektro-Sportwagen Nathalie Race – benannt nach seiner Tochter. Das Besondere an diesem Coupé ist die An- 52 H2-Stationen an Autohöfen triebseinheit. Roland Gumpert, der auch den Vierradantrieb des Audi Quattro erdachte, erklärte: „Mir war es wichtig, Während der FC Expo in Tokio hat die Hydrogentle GmbH ein Elektroauto zu bauen, das nicht stehenbleibt, wenn die Ende Februar 2018 bekanntgegeben, dass sie gemeinsam Batterie leer ist, sondern seine Elektrizität während der mit Partnern ein deutschlandweites H2-Tankstellennetz für Fahrt selbst produziert. Wir haben dafür eine Brennstoff- Nutzfahrzeuge aufbauen will. Das in Hamburg ansässige zelle eingesetzt, die den Wasserstoff aus einem Methanol- Unternehmen hat kürzlich einen Vertrag mit einem bislang Wasser-Gemisch gewinnt.“ Die Brennstoffzelle stammt von ungenannten Partner geschlossen, um an Autobahnen Rast- Serenergy aus Dänemark. Dank der Allradtechnik soll eine höfe mit Wasserstoffstationen auszustatten. Insgesamt sol- Beschleunigung von 0 auf 100 innerhalb von 2,5 Sekunden len 30 neue Autohöfe bei angrenzenden Gewerbegebieten (Reichweite bei 80 km/h: 850 km, Höchstgeschwindigkeit: errichtet werden. Die Zahl der Standorte könnte allerdings 300 km/h) möglich sein – schneller als ein Tesla. Ende 2019 im Rahmen des H2GO-Projekts noch auf 52 steigen. soll eine in Ingolstadt gebaute exklusive Kleinserie unter der Wie David Wenger, Geschäftsführer von Wenger Engi- Marke Gumpert Aiways erhältlich sein. Dieses Joint-Ven- neering und Mitgründer von Hydrogentle, gegenüber HZwei ture mit dem chinesischen Fahrzeugentwickler Aiways war äußerte, richtet sich dieses Vorhaben insbesondere an die entstanden, nachdem der Sportwagenhersteller Gumpert Führer von Lkw sowie anderen Nutzfahrzeugen (z. B. Ga- Sportwagenmanufaktur GmbH aus Altenburg im Jahr 2014 belstapler, Streetscooter, Busse), die in den Gewerbegebieten Insolvenz hatte anmelden müssen. || eingesetzt werden oder aber an den Raststätten vorbeikom- men. Wenger teilte dazu mit, dass sein Unternehmen „die Tankstellen nicht selber bauen, sondern zukaufen“ wird. Der erste Bagger rolle bereits in Cuxhaven, so Wenger weiter. Vier Wasserstoff in der Fahr- weitere Standorte in Niedersachsen seien bereits in Planung. Marco Schmidt, neben David Wenger zweiter Geschäftsfüh- zeugtechnik rer der Hydrogentle GmbH, erklärte gegenüber HZwei: „Wir kommen ganz gut voran. Es tut sich aus meiner Sicht einiges Prof. Helmut Eichlse- in der H2-Welt.“ Schmidt ist auch Geschäftsführer der Creo der und Dr. Manfred Vis GmbH, einer in Hamburg ansässigen Beratungs- und Klell haben Dr. Ale- Beteiligungsgesellschaft, die verschiedene Projekte und Fir- xander Trattner mit men betreut. || ins Boot geholt, um 7 dessen Erfahrungen aus der Lehre in dieses Hydrogen + Fuel Cells neu aufgelegte Fach- buch mit einfließen zu lassen. Gemeinsam ha- ben sie 2018 die vierte Be part of the community Auflage von „Wasser- stoff in der Fahrzeug- technik“ fertiggestellt, das auch als Studien- buch für Studenten For more information visit und Praktiker dient. hannovermesse.de/en/worldwide Auf den nunmehr 324 Seiten werden in dem ATZ/MTZ-Fachbuch die verschie- denen Aspekte von Eigenschaften, Erzeugung, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff ausführlich dargestellt, erstmals jetzt ergänzt um das hochaktuelle Thema Sekto- renkopplung. Obwohl der Titel ganz auf Fahrzeugtechnik abzielt, bleiben auch stationäre sowie Luft- und Wasseran- wendungen nicht unberücksichtigt. Nutzfahrzeuge werden ebenso als Einsatzgebiete mit aufgelistet wie Schienenfahr- zeuge. Viel Raum nimmt dabei der H2-Verbrennungsmotor ein, obwohl er in der Praxis bislang kaum von Bedeutung ist. Diese Schwerpunktsetzung liegt in der Herkunft der österreichischen Autoren begründet, die alle drei aus dem Motorenbau beziehungsweise der Thermodynamik stam- men und eng mit dem Grazer Forschungszentrum für Was- serstoff HyCentA verbunden sind. Dementsprechend be- ziehen sich auch die Angaben über die Energieversorgung auf Österreich. || Hannover, Germany Salt Lake City, UT, USA Shanghai, China 1 – 5 Apr 2019 23 – 26 Sep 2019 23 – 26 Oct 2019 ichlseder, Klell, Trattner, Wasserstoff in der Fahrzeugtechnik, E h2fc-fair.com h2fc-fair.com/usa h2fc-fair.com/asia Springer Vieweg Verlag, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658- 20446-4, 203 farb. Abb., Preis: 84,99 Euro H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
me s sen Thema: Messen Autor: Sven Geitmann H2-Boom in Hannover 25. Gemeinschaftsstand Wasserstoff + Brennstoffzellen Hydrogen + Fuel Cells Europe Auf dem zum mittler- weile 25igsten Mal organisierten Gemeinschaftsstand Was- serstoff und Brennstoffzellen – ebenfalls wieder in Halle 27 – dürften die Stände B45 bis B59, die am Übergang zur Halle 25 direkt an der Hauptmagistralen gelegen sind, eine Haupt- anlaufstelle sein. Auf insgesamt vier Ständen haben sich um die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzel- lentechnologie (NOW) und die in Brüssel ansässige Organi- sation Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) herum verschiedene Institutionen und Firmen zusammen- getan, um eine „Blaupause zur Umsetzung der nationalen Industriestrategie 2030 und der nationalen Klimaziele“ zu präsentieren, wie sie es selbst in einer gemeinsamen Mel- dung bezeichneten. Neben den Vereinen DVGW, DWV und Hydrogen Europe sind dort Mitglieder der Clean Energy Partnership (CEP) sowie von H2 Mobility, GP Joule und e.GO REX vertreten, um Besuchern die gesamte Bandbreite von der praktischen Probefahrt eines BZ-Autos und dessen Betankung bis hin zum Gespräch mit Experten über Politik und geeignete Rahmenbedingungen anbieten zu können. Abb. 1: Der WyRefueler – die mobile Wasserstofftankstelle – wird Unter dem gemeinsamen Motto Ride, Refuel & Talk 8 zwar in Hannover nicht live ausgestellt, aber im Public Forum erstmals vorgestellt. [Quelle: Wystrach] wird beispielsweise die e.GO REX GmbH ihren e.GO Mover präsentieren, einen vollelektrischen, universell ausbau- und einsetzbaren Kleinbus für bis zu 15 Personen, der mit Assis Das derzeit stetig zunehmende Interesse an der H2- und BZ- tenzfahrfunktionen des Levels 4 ausgestattet ist und auch Technik macht sich auch auf der Hannover Messe bemerk- mit einem Brennstoffzellen-Range-Extender für größere bar, die vom 1. bis 5. April 2019 auf dem Messegelände in Reichweiten ausgeliefert werden kann. Den Prototypen eines Hannover-Laatzen ansteht. Das Thema Sektorenkopplung BZ-Modells mit bis zu 30 kW Antriebsleistung und 6 kg Was- rückt in diesem Jahr noch stärker in den Mittelpunkt. Die serstoff für maximal 300 km Reichweite will das Aachener Veranstalter rechnen im Energiesektor mit mehr als 1.000 Unternehmen, ein Ableger der RWTH, in Hannover erstma- Unternehmen, die neue Ideen wie integrierte Strom-Wärme- lig vorstellen. Nach Auskunft von Dr. Jan-Philipp Prote vom Konzepte für die Industrie oder Lösungen für die Umwand- RWTH-Lehrstuhl für Produktionssystematik könnte eine lung von Wind- und Solarstrom in Wasserstoff und Methan erste Kleinserie ab 2021 sowohl für den Personennahverkehr beziehungsweise flüssige Kraftstoffe zeigen werden. Allein als auch für private und gewerbliche Transportaufgaben auf dem Gemeinschaftsstand Wasserstoff und Brennstoffzel- aufgebaut werden. Die Vertriebsleiterin der Firma, Sharon len werden rund 180 Institutionen erwartet – neuer Rekord van Beek, ergänzte gegenüber HZwei: „Insbesondere für im Jubiläumsjahr. Fahrzeuge, die über den ganzen Tag hinweg im Betrieb sind, sowie für den nicht urbanen Verkehr bietet die Brennstoff- Die ehemalige Energy, eine von insgesamt sechs Leitmessen, zelle aus Sicht der e.GO Mobile AG eine zukunftsweisende wird dieses Mal den Namen Integrated Energy tragen. Mit Lösung.“ dieser Umbenennung will die Deutsche Messe AG deutlich Ebenfalls lohnenswert dürfte der Besuch bei Wystrach machen, „dass es in Hannover um die sektorenübergrei- sein, die 2019 erstmals auf dem orangefarbenen Teppich von fende Verbindung von Strom, Wärme und Mobilität geht“. Organisator Tobias Renz ausstellen und am Stand E68 ihr Weiter heißt es von der Messeleitung: „Mit dem Ausbau der WyRefueler-Konzept präsentieren. WyRefueler sind großvo- erneuerbaren Energien und der zunehmenden Möglichkeit lumige H2-Speicherlösungen (s. Abb. 1), die als Container- der Eigenerzeugung von Strom und Wärme ist der Umbau Lösung per Lkw oder Bahn transportiert und stationär als des Energiesystems unumgänglich geworden. Nur so kön- stand-alone Station für die Befüllung von H2-Tanksystemen nen Stromnetze in Spitzenzeiten entlastet werden.“ genutzt werden können. Wystrach hatte einen Prototyp, der Auch der Elektromobilitätsbereich erhält einen neuen im Rahmen des europäischen H2-Share-Projekts (s. HZwei- Namen: Electric Vehicle Infrastructure. Hier soll sich alles Heft Jan. 2018) entwickelt worden war, anlässlich seines um Ladetechnologien, autonomes Fahren, neue Abrech- 30-jährigen Jubiläums im Oktober 2018 vorgestellt. Aus nungssysteme und alternative Mobilitäts- und Transportlö- Platzgründen wird der WyRefueler selbst zwar nicht in Han- sungen drehen. Das Forum, bei dem traditionell Prof. Hen- nover gezeigt, die technischen Details werden aber an einem ning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Modell erklärt. Zukunft der Mobilität (NPM – zuvor NPE; s. Kasten), seinen Mitte Februar 2019 teilte außerdem Nproxx mit, dass alljährlichen Vortrag über den aktuellen Stand der Elektro- sein 500-bar-Wasserstofftank des Typs IV zertifiziert wor- mobilisierung hält, befindet sich ebenfalls wieder in Halle 27, den sei. Geschäftsführer Reinhard Hinterreither sagte dazu: dieses Mal als Forum Electric Lounge (Stand F81). „Dieser Erfolg zeigt, dass unser technischer Ansatz richtig ist H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
Me s sen NPM gibt Wasserstoff eine Chance Außerdem soll sich in dieser Diskussionsrunde der neue Während seiner Amtszeit als Vorsitzender des Len- CEP-Geschäftsführer vorstellen. Thomas Bystry, der seit kungskreises der Nationalen Plattform Elektromo- Anfang 2016 den Firmenzusammenschluss geleitet hat, geht bilität (NPE) zeigte sich Prof. Kagermann meist wenig in den Vorruhestand, weshalb direkt vor der Messe ein angetan von der Wasserstoff- und Brennstoffzellen- Nachfolger gewählt werden soll. Nach zwei Vertretern von technik. HZwei fragte ihn daher, wie seine aktuelle Hal- Mineralölkonzernen (von Shell und zuvor von Total) könnte tung gegenüber dieser Technologie ist, jetzt aus Sicht es dieses Mal jemand aus der Automobilbranche werden. des NPM-Leiters: Am Vormittag desselben Tages wird zudem über eine 40-GW-Elektrolyseur-Allianz diskutiert, woran sich auch „Wie zuvor in der NPE ist und bleibt die Elektromobilität mal wieder Jorgo Chatzimarkakis von Hydrogen Europe, als wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer nachhal- der stets für klar formulierte, teils auch provokante Aussa- tigen Mobilität und zur Erreichung der Klimaschutzziele gen bekannt ist, beteiligt. auch in der NPM ein zentrales Thema. Denn in Kombina- Die öffentliche Pressekonferenz des Gemeinschafts- tion mit der Energiewende bringt Elektromobilität kla- standes ist gleich am ersten Tag um 11 Uhr anberaumt. Dort re Vorteile für das Klima, die Umwelt und das Leben in wird unter anderem Bart Biebuyck vom FCH JU aus Brüssel Ballungsräumen. Batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) über europäische und auch deutsche Wasserstoffregionen sind mit knapp 70 Prozent Wirkungsgrad außerdem berichten. Nicht vorbei kommen wird man in diesem Jahr die effizienteste Lösung. Da sie aber nicht für alle An- an Werner Diwald, dem DWV-Vorsitzenden, der sich von wendungen und Bedarfe im Personen- und Güterver- Montag bis Donnerstag jeweils an einer Podiumsdiskussion kehr passen, brauchen wir in Zukunft ein passgenaues beteiligen will. Portfolio aus direkter Stromnutzung, wie bei BEVs, und indirekter Nutzung über Wasserstoff oder synthetische Kein NRW-Gemeinschaftsstand Der Anstieg der Aus- Kraftstoffe. Hier gibt es zwar hohe Wandlungsverluste, stellerzahl bei Tobias Renz geht zum Teil auf die Absage der aber ebenso Vorteile durch eine hohe Energiedichte und EnergieAgentur.NRW zurück, die in diesem Jahr keinen Systemdienlichkeit. Wasserstoff zum Beispiel lässt sich großen Landes-Gemeinschaftsstand in Halle 27 organisiert. langfristig speichern und ist vorteilhaft für die Lang- Mehrere Institutionen wie beispielsweise HyCologne, Wys- strecke und den Güterverkehr. Allerdings ist der Wir- trach und das ZBT, die bislang dort untergekommen waren, kungsgrad mit etwa 26 Prozent nicht einmal halb so hatten Ende 2018 die Mitteilung erhalten, dass Nordrhein- groß wie beim BEV. Die Arbeitsgruppe 2 der NPM (Al- ternative Antriebe und Kraftstoffe für nachhaltige Mobi- lität) wird deshalb eine technologieoffene Betrachtung Westfalen ihr Angebot, deren Messeinfrastruktur mitnut- zen zu können, aufgrund rückläufiger Anmeldungszahlen zurückzieht. Damit fällt auch deren traditionell laute und 9 alternativer Antriebe und Kraftstoffarten über die ver- gut besuchte Stand-Party weg. Die EnergieAgentur.NRW ist schiedenen Verkehrsträger im Personen- und Güter- aber trotzdem in der Halle vertreten, und zwar am Stand verkehr hinweg vornehmen.“ D68 sowie beim Gemeinschaftsstand Dezentrale Energie- Prof. Henning Kagermann, versorgung (K42). || Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität und dass unsere Produkte robust und marktreif sind. Nun können wir unsere hochmodernen Kohlefaser-Druckbehäl- ter weltweit vermarkten und zugehörige Dienstleistungen anbieten.“ Wie Tobias Gottwald mitteilte, zeigt Nproxx sein H2-Speichersystem am Stand D52 in realer Größe. (s. dazu auch: Editorial HZwei-Heft Jan. 2019) Ein Schwerpunktthema wird in diesem Jahr auch wieder die Elektrolyse sein. Unter den mittlerweile 20 Herstellern, die auf dem H2FC-Gemeinschaftsstand ausstellen, ist dieses Mal auch die Hoeller Electrolyzer GmbH aus Wismar, die nach Auskunft von Geschäftsführer Stefan Höller „erste Prototypen ihrer neuen Prometheus®-Produktlinie präsen- tieren“ wird. Vorgestellt werden dieser Stacks sowohl beim Abb. 2: Hydrogen + Fuel Cell North America 2018 mittlerweile legendären Elektrolyseur-Elevator-Pitch im Technical Forum als auch am Stand D72. Hydrogen + Fuel Cells ASIA Das seit 25 Jahren bewährte Konzept des Gemein- Diskussion mit neuem CEP-Chef Auf dem Public Fo- schaftsstandes Wasserstoff und Brennstoffzellen soll rum wird unter anderem am Dienstagnachmittag eine Po- 2019 erstmalig auch in Asien zur Anwendung kommen, diumsdiskussion stattfinden, während der einige Pioniere nachdem die Übertragung auf den US-amerikanischen der Wasserstoffbranche über ihre Werdegänge berichten Markt 2017 und 2018 erfolgreich umgesetzt wurde. Im werden. Unter anderem wird dort Holger Grubel seine „Le- Rahmen der CeMAT ASIA will Tobias Renz gemeinsam bensgeschichte“ erzählen, da er bereits vor zwanzig Jahren mit der Deutschen Messe nach Shanghai expandieren. auf Wasserstoff aufmerksam wurde, zwischenzeitlich aber Vom 23. bis 26. Oktober 2019 werden dort mehr als 600 in Hamburg im Windsektor tätig war und nun feststellt, wie Unternehmen ihre High-Tech-Lösungen für den asia- das zusammenkommt, was zusammengehört: Wind und tischen Logistikmarkt, in dem die Hannoveraner Mes- Wasserstoff. Ein Bericht darüber mit Details aus seinem Le- segesellschaft viel Potential sieht, präsentieren. ben wird auch im HZwei Juli-Heft 2019 erscheinen. H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
Messen Thema: Messen Autoren: Sven Jösting, Sven Geitmann GroSSe Auszeichnung für Wasserstoff Handelsblatt Energie-Gipfel 2019 torenkopplung nicht auskommen können. Und dieses Sys- tem wird – wenn wir erneuerbaren Strom speichern wollen – niemals nur dadurch funktionieren, dass wir viele Tausend Lithium-Ionen-Batterien aufstellen. Denn wenn wir Strom, der im Sommer sehr viel produziert und weniger gebraucht wird, im Winter verfügbar machen wollen, dann geht das am besten mit sauberem Gas, mit Wasserstoff, das man durch Elektrolyse gewinnt, die mit erneuerbarem Strom funktioniert. Und dann müssen wir die Frage stellen, wie viel Leitungen wir dann noch brauchen, wie viel Pipelines wir damit füllen können, und vor allen Dingen nach der Akzeptanz. Viele Bürgerinnen und Bürger sagen, wir wollen nicht noch mal viermal, dreimal, doppelt so viele Windräder wie heute. Deshalb ist die Energiewende noch längst nicht beendet, sondern wir müssen über sie diskutieren.“ Es gehe sowohl um die Entstehung neuer Arbeitsplätze als Abb. 1: Wirtschaftsminister Altmaier: „Das geht am besten mit auch um eine höhere Planungs- und Umsetzungsgeschwin- Wasserstoff.“ [Quelle: Handelsblatt] digkeit im Energiesektor. Altmaier erklärte: „Es wird darüber nachgedacht, dass wir in der Nordsee Windkraftanlagen ha- Vom 23. bis 25. Januar 2019 fand in Berlin der hochkarätig ben, die Strom produzieren, der nicht an Land transportiert besetzte Handelsblatt Energie-Gipfel statt, auf dem unter wird, sondern aus diesem Strom sofort Wasserstoff herstellen, 10 anderem Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, eine ausführliche Rede über die Potentiale der Was- serstofftechnologie hielt. Außerdem wurde die Firma 2G Ener und dann können Sie den Wasserstoff mit Tankschiffen an Land bringen. Sie können ihn dann einsetzen in Gaskraftwer- ken, die dadurch mit erneuerbaren Energien bedient werden. gy für die Entwicklung ihrer H2-Blockheizkraftwerke als inno- Sie können ihn einsetzen im Verkehrsbereich. Sie können dazu vativstes Unternehmen im Industriesektor ausgezeichnet. Power-to-Liquid machen. Wir haben jetzt eine Ausschreibung veröffentlicht, dass wir sogenannte Reallabore machen, wo wir So deutlich hat sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier wohl diese ganze Wasserstofftechnologie in vier großen Reallaboren noch nie zum Wasserstoff bekannt. In seinem Einführungs- testen wollen, um zu sehen, wie das unter industriellen Maß- beitrag zeigte er ausführlich mögliche Perspektiven der H2- stäben möglich ist und ob ein Business Case erreicht werden Technologie auf und skizzierte ein relativ klares Bild einer kann.“ Dabei räumte der Minister gleichzeitig ein, dass vielen zukünftigen Energieversorgung. Er sagte: „Wir werden ein dieser Entwicklungen derzeit noch Gesetzte wie beispielsweise modernes System aufbauen. Dieses System wird ohne Sek- das Erneuerbare-Energien-Gesetz im Wege stünden. Handelsblatt Energy Award für 2G Forschungsleiter Frank Grewe warb damit, dass „die von Gewinner des Handelsblatt Energy Award in der Kate- 2G entwickelte Kolbengeometrie eine einfache und indi- gorie Industrie wurde in diesem Jahr die 2G Energy AG, viduelle Anpassung des Verdichtungsverhältnisses an die die wasserstoffbetriebene Blockheizkraftwerke nutzen jeweilige Gasart ermöglicht“. So sei ein Gesamtwirkungs- will, um kostengünstig und effizient Strom und Wärme zu grad von annähernd 90 Prozent zu erreichen. Vorteile generieren. Das börsennotierte Unternehmen aus dem seien zudem, dass ein H2-BHKW sehr viel unempfindlicher Münsterland setzt dabei auf optimierte Erdgasmotoren gegenüber Kraftstoffverunreinigungen sei und nur halb im Leistungsspektrum von 80 bis 280 kWel. so viel koste wie ein BZ-Aggregat, so Grewe. Abb. 2: Kostenvergleich bei der H2-Verstromung Quelle: 2G H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
Ener g ie sp ei cheru n g Mit Blick nach Japan Auch die anderen Vorträge und ersetzt. Das Ziel der Japaner ist daher, 300.000 Tonnen Wasser- Talkrunden des Gipfels zeigten deutlich, dass die Energie- stoff bis 2030 selbst zu produzieren, über 800.000 Brennstoff- wende nur unter Einbeziehung von grünem Wasserstoff zellenheizgeräte im Markt zu haben und so 5,3 Mio. Haushalte gelingen kann. Den verschiedenen Power-to-X-Varianten mit Strom und Wärme versorgen zu können. Der Richtungs- gehöre die Zukunft, so der klare Tenor während der gesam- kampf Batterie versus Brennstoffzelle werde dort zugunsten ten dreitägigen Veranstaltung. Europa verfüge hier über der Brennstoffzelle entschieden, prophezeite ein Referent, da gute Voraussetzungen, nutze aber derzeit die Potentiale Brennstoffzellen mittelfristig in der Produktion günstiger nicht. Demgegenüber spreche man in Japan bereits von ei- seien, Batterien aber aufgrund der Materialfrage geringere Ein- ner „Hydrogen Society“, die im Jahr 2020 zu den nächsten sparungsmöglichkeiten böten. Dementsprechend wird dort Olympischen Spielen Realität sein soll. Der Inselstaat setzt der Aufbau der H2-Tankstelleninfrastuktur weiter vorangetrie- allerdings zunächst auf Wasserstoff, der in Australien via ben. Aktuell gibt es rund 100 Stationen, 2025 sollen es 320 sein. Kohlestrom erzeugt und von dort importiert wird. Aber Insgesamt ließ sich feststellen, dass das Thema Wasser- auch in Japan ist das Ziel, langfristig grünen, vor Ort selbst stoff- und Brennstoffzellentechnik gegenüber den Vorjahren produzierten Wasserstoff zu verwenden. spürbar an Auftrieb gewonnen hat. Klar wurde auch, dass Japan braucht wie Europa Energiesicherheit. 50 Atomkraft- die sehr unterschiedliche Besteuerung der unterschiedlichen werke wurden in der Vergangenheit durch fossile Kraftwerke Energieträger einer grundlegenden Reform bedarf. || Thema: Energiespeicherung Interviewpartner: Heinrich Klingenberg Norddeutsches Netzwerk H2-wirtschaft Interview mit Heinrich Klingenberg, hySOLUTIONS In und um Hamburg herum redet man derzeit viel über stärker bündeln und den fachlichen Austausch intensivieren. Wasserstoff: Im Sommer 2018 bildete sich dort das Nord- Aktuell hat das Netzwerk noch keine eigene Rechtsform. Es deutsche Netzwerk Wasserstoffwirtschaft, und im Novem- schafft aber die notwendigen Voraussetzungen und klare ber beschlossen die Wirtschafts- und Verkehrsminister der Strukturen für die zielgerichtete Kooperation aller Partner. Küstenländer auf einer gemeinsamen Konferenz die Erar- beitung einer norddeutschen Wasserstoffstrategie. Über das Netzwerk und die zukünftige Rolle Hamburgs sprach HZwei Es handelt sich um eine Cross-Cluster-Initiative, die die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gleicherma- ßen umfasst und die für die Region wichtigen Cluster (er- 11 mit Heinrich Klingenberg, Geschäftsführer und Sprecher der neuerbare Energien, Luftfahrt, maritim) aktiv einbindet. hySOLUTIONS GmbH. Die wichtigen Entscheidungen des Netzwerkes zu fachlichen, strategischen und administrativen Fragen werden in einem HZwei: Im Januar 2019 hat Stakeholder-Board getroffen, das sich aus dem Netzwerk bereits das zweite Treffen selbst konstituiert und Vertreter aller relevanten Bereiche des Netzwerks Wasser- (Netze, Produktion, Markt) umfasst. stoffwirtschaft in Hamburg stattgefunden. Was ist das Die Einladung zu diesem Treffen kam von dem neuen Hamburger für ein neues Netzwerk und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann höchstpersönlich. was sind seine Ziele? Was bezweckt der Minister Ihrer Meinung nach mit diesem deut- Klingenberg: Eigentlich lichen Bekenntnis zu dem Energiespeicher Wasserstoff? ist es kein neues Netzwerk, Senator Westhagemann hat die Bedeutung des Wasserstoffes Quelle: hySOLUTIONS sondern setzt auf langjäh- für Norddeutschland schon als Vorsitzender des Clusters rigen Aktivitäten in Ham- Erneuerbare Energien herausgestellt. Die Initiative für das burg und Norddeutsch- norddeutsche Wasserstoff-Netzwerk stammt allerdings land auf. Norddeutschland noch von seinem Vorgänger Senator Horch, wird aber von Abb. 1: Heinrich Klingenberg zeichnet sich schon heute seinem Nachfolger mit Nachdruck weiter vorangetrieben. durch einen sehr hohen Die Ziele sind klar: a) die systematische Ausrichtung auf Anteil an erneuerbaren Energien aus, während in anderen klimaschonende Lösungen in allen relevanten Sektoren wie Regionen die dafür notwendigen Investitionen etwa in die Mobilität, Industrie und Wärme, b) die Ausrichtung der Windkraft erst noch getätigt werden müssen. Das Ziel des norddeutschen Wirtschaft auf erfolgversprechende neue Wasserstoff-Netzwerkes ist es, diesen strukturellen Vorteil Felder, c) die weitere produktive wirtschaftliche Nutzung zu nutzen und in Wertschöpfung entlang der gesamten Ket- der vorhandenen Infrastruktur (Gasnetze, Windkraft) und te umzusetzen. Nach dem Prinzip „Stärken stärken“ kann in d) nicht zuletzt eine abgestimmte und erfolgversprechende Norddeutschland der gesamte Strukturwandelprozess hin zu Zusammenarbeit in der Region auf Augenhöhe. einer emissionsfreien Wirtschaft schon jetzt realisiert werden und vorhandene Infrastruktur, etwa in Windkraftanlagen, Hamburg hatte mal den Anspruch, Wasserstoffhauptstadt Euro- optimal weiter genutzt werden. pas zu werden. Was ist aus diesem Ziel geworden? Neben dem Engagement der Wirtschaft und der Wissen- Ich bin überzeugt, dass die notwendigen Skaleneffekte und schaft ist dieses natürlich auch ein politisches Thema. Die zu- Anpassungen in den regulatorischen Rahmenbedingungen ständigen Ministerien der fünf Küstenländer erstellen daher nur zusammen von allen Partnern in Deutschland, wenn zurzeit eine gemeinsame Wasserstoffstrategie, die die opera- nicht sogar Europa erreicht werden können. Es ist doch tive Arbeit des Wasserstoff-Netzwerkes ergänzt und politisch schön, wenn jede Region dabei die beste sein will und sich absichert. Mit dem Netzwerk werden wir unsere Kräfte noch besonders anstrengt. || H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
E n er g i e s pe i c h er u n g Thema: Energiespeicherung Interviewpartner: Jörg Steinbach Landesregierung will H2-Aktivitäten ausbauen Interview mit Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach In keinem anderen deutschen Bundesland ist der Spagat in Die Tatsache, dass wir einen Klimawandel erleben, der Energiewirtschaft zwischen fossilen und erneuerbaren kann heute niemand mehr leugnen. Um hier irreversi- Energien so schwierig wie in Brandenburg. Während im Sü- ble Schäden zu vermeiden, müssen CO2- und Treibhaus- den des Landes viele Arbeitskräfte im Braunkohlebergbau gasemission reduziert werden. beschäftigt sind, stehen im Norden und um Berlin herum Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach zahlreiche große Windparks. Die rot-rote Landesregierung bemüht sich seit Jahren, beides unter einen Hut zu bekom- men. Ob Wasserstoff beide Energiezweige zusammenfüh- hat eine Journalistin neulich gesagt. Diese Meinung teile ren könnte, darüber sprach HZwei mit dem Landesminister ich. Im Rahmen der Möglichkeiten war es das bestmögliche für Wirtschaft und Energie, Dr. Jörg Steinbach (SPD). Ergebnis. Gut ist es, dass die Empfehlungen für die Struk- turentwicklung in den deutschen Braunkohleregionen und für den Ausstieg aus der Kohleverstromung in der Kom- mission von einer sehr breiten Mehrheit getragen wurden. Der Beschluss des Abschlussberichts ist ja fast einstimmig gefallen. Jetzt kommt es darauf an, dass die Empfehlungen der Kommission auf dem schnellsten Weg in ein belastbares Maßnahmengesetz überführt werden. Wie wollen Sie es schaffen, die Gemüter der Kohlekumpel, die 12 berechtigterweise um ihre Zukunft bangen, zu beruhigen? Das Bangen wird mit der Verabschiedung des Maßnahmen- gesetzes zunächst einmal in eine kalkulierbare Gewissheit überführt, die es erlaubt, mit eigener Lebensplanung darauf zu reagieren. Auch wenn diese Situation Schmerzen verurs- acht, die Ungewissheit der Vergangenheit war meines Erach- tens eine schlimmere Situation. Und für die Beschäftigten gibt es Perspektiven. Mit den in Aussicht stehenden Mitteln können und werden neue Industriearbeitsplätze geschaf- fen und die Strukturentwicklung kann geleistet werden. In zwanzig Jahren wird die Lausitz dann besser dastehen als heute. Davon bin ich überzeugt. Abb. 1: Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach Wie kann es gelingen, neue Perspektiven aufzuzeigen? In welchen HZwei: Sehr geehrter Herr Minister Steinbach, Sie sind seit Sep- Bereichen sehen Sie Zukunftspotentiale? tember 2018 brandenburgischer Wirtschaftsminister, kommen Die Lausitz ist die wirtschaftlich stärkste Region in Branden- aber eigentlich aus der Wissenschaft: Sie waren Präsident der TU burg und das soll auch so bleiben. Da gilt es nun circa fünf- Berlin und danach Gründungspräsident der Brandenburgischen zehn Prozent Wertschöpfung aus der Braunkohleindustrie Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg. Was hat Sie zu ersetzen. Dabei kommt der Energiebranche nach wie vor dazu bewegt, ein politisches Amt zu übernehmen? eine große Bedeutung zu. Ich gehe fest davon aus, dass die Steinbach: Ich beobachte leider seit geraumer Zeit, dass LEAG als moderner Energiedienstleister weiter circa 4.000 unser gesellschaftliches Leben der letzten sechzig Jahre, Arbeitsplätze beitragen wird. das durch eine repräsentative Demokratie geprägt und auf Ich setze auch große Hoffnungen in den Bereich der For- das erfolgreiche Friedensprojekt Europa ausgerichtet war, schung: Wir haben es bereits geschafft, dass zwei große au- durch von rechts aufkommenden Nationalismus und Po- ßeruniversitäre Forschungseinrichtungen – ein Institut des pulismus in Gefahr gerät. Daran sind die Politiker in Tei- Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zur Erfor- len selbst Schuld. Bekommt man nun die Chance geboten, schung CO2-armer Industrieprozesse und ein Fraunhofer- durch Übernahme eigener politischer Verantwortung und Institut für Energieinfrastruktur und Geothermie – in den durch das Vorleben einer anderen Politikkultur diese Be- Bundeshaushalt 2019 aufgenommen wurden. Jetzt beginnen wegung wieder zurückzudrängen, muss man Ja sagen, Far- die Gespräche, wie der Aufbau zu organisieren ist. In die- be bekennen und Gesicht zeigen. sen zwei neuen Instituten werden zum Ende des Jahres die ersten Beschäftigten tätig sein. Hinzu kommt das in Cott- Einer der wichtigsten Termine in jüngster Vergangenheit dürfte für bus entstehende Bundeskompetenzzentrum, das das Wis- Sie der Abschlussbericht der Kohlekommission gewesen sein. Wie sen zum Thema energieintensive Industrie bündeln und beurteilen Sie das Ergebnis? noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen wird. Weitere Wenn ein Kompromiss bei beiden Seiten gleichermaßen Fraunhofer-Institute oder Institutsteile haben das Potential Schmerzen verursacht, dann ist es ein guter Kompromiss, aus den an der Brandenburgischen Technischen Universi- H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
E n er g i e s pe i c h er u n g tät Cottbus-Senftenberg vorhandenen vom Unterricht einhergehen zu lassen, Und was sagen Sie Ihren Parteikolle- Fraunhofer-Projektgruppen hervorzu- halte ich deshalb für falsch. gen? Nehmen Politiker überhaupt solche gehen, die noch während meiner Zeit Demonstrationen wahr? Setzen sie sich als Präsident der BTU entstanden sind. Haben Sie schon mit einigen dieser Ju- mit den Inhalten auseinander oder ist dafür Aus einer dieser Projektgruppen ist gendlichen persönlich gesprochen? Was keine Zeit? bereits ein Institutsteil des Fraunhofer- sagen Sie ihnen? Selbstverständlich nehmen meine Instituts für Photonische Mikro- Bisher bin ich ihnen nur in der Kom- Parteikolleginnen und -kollegen die systeme entstanden. Diese werden missionssitzung begegnet, und da Demonstrationen wahr und kennen Start-ups hervorbringen, die ihrerseits war wenig Zeit zum persönlichen die Inhalte der Positionen. In meiner Arbeitsplätze anbieten und Wertschöp- Austausch. Wenn die Schülerinnen Partei wird das Engagement ganz klar fung generieren werden. Das alles geht und Schüler Interesse am Meinungs- begrüßt, was aber nicht mit völliger Ei- nicht von heute auf morgen. Es wird austausch mit mir haben, heiße ich nigkeit in den Positionen gleichgesetzt zehn Jahre dauern, bis diese neuen Ein- eine Delegation von ihnen gerne im werden darf. richtungen stabile Strukturen erreicht Ministerium willkommen, aber: bit- haben werden. Aber dann wird es der te nachmittags, wenn dadurch keine In Ordnung, kommen wir jetzt zum Lausitz besser gehen als heute. Schule ausfällt. Thema Wasserstoff. Der Deutsche >> Gleichzeitig mit der Demonstration der HYDROGEN SOLUTIONS... Kumpel, die sich für einen weiteren Kohle- bergbau aussprachen, fand in Berlin wieder die Veranstaltung „Fridays for Future“ statt. Schülerinnen und Schüler bestreikten ihren Unterricht und gingen für konkrete Klimaschutzmaßnahmen auf die Straße. Was halten Sie von dieser Initiative? Inhaltlich kann ich die Sorgen der Schülerinnen und Schüler nachvoll- ziehen. Dass sie von uns ein Verhalten reklamieren, das ihnen eine sichere Lebensperspektive auf unserem blauen Planeten erwarten lässt, ist völlig richtig 13 und in Ordnung. Ihre Forderungen und Argumente sind bisher allerdings etwas einseitig. Wie komplex dieses Thema ist, zeigten deutlich die Diskussionen in der Kohlekommission. Aber: Schü- lerinnen und Schüler haben in meinen Augen zwar ein Demonstrationsrecht, müssen gleichzeitig jedoch auch einer Schulpflicht nachkommen. Das berech- tigte Anliegen mit dem Fernbleiben Fridays for Future Im August 2018 begann Greta THE STORAGE REVOLUTION Thunberg, eine 16-jährige Schwe- Stop curtailing excess power. Nel Hydrogen electrolysers will help save din, damit, freitags die Schule lost energy, balance electric output and increase your bottom line. zu bestreiken und vor dem Par- lamentsgebäude in Stockholm • Alkaline and Proton® PEM Technologies gegen den Klimawandel zu de- • Safe, Clean and Cost Effective monstrieren. Sie hielt während • 90 Years of Field Experience des Klimagipfels in Katowice in • Ideal for Energy Storage and Grid Management Polen Ende 2018 eine bewegende • Scale to Match Any Application Rede, die insbesondere in den so- Visit us on-line at zialen Netzwerken für rege Re- www.nelhydrogen.com sonanz sorgte, und sprach auch or call +1.203.949.8697 Ende Januar 2019 beim Weltwirt- schaftsforum in Davos. Aufgrund ihres Engagements bildete sich die „Fridays for Future“-Bewegung, in deren Rahmen zahlreiche Schü- lerinnen und Schüler in verschie- denen Städten ebenfalls freitags vor die Rathäuser ziehen, anstatt in die Schule zu gehen. ir 0 Fa ver nd B6 o ta nn Ha 7 – S H Z w ei 0 2 | a p r il ll22019 Ha
E n er g i e s pe i c h er u n g Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) hat vorge- jekt WindGas von Uniper in Falkenhagen. Hier wird auch an schlagen, Brennstoffzellen- und Elektrolyseurfirmen in der den Schritt nach der Elektrolyse gedacht, die Methanisierung. Lausitz anzusiedeln und das Energie-Know-how der Region für Man darf auch nicht vergessen, dass das Hybridkraftwerk in Prenzlau weltweit das Erste seiner Art war. Damit nimmt das Speichertechnologien zu nutzen. Kennen Sie diesen Vorschlag? Halten Sie das für eine ernstzunehmende Option? Unternehmen auch eine Vorreiterrolle in Sachen Wasserstoff Für den bevorstehenden Strukturwandel in der Lausitz ein, von der andere Unternehmen lernen konnten. gibt es viele Überlegungen und Projekte, die der Lausitz Natürlich bleibt die Entwicklung im Bereich Wasserstoff eine wirtschaftliche Perspektive ohne Kohleindustrie bie- auch in Brandenburg nicht stehen. Neben mehreren Vorha- ten können. Der DWV hat sich meines Wissens in einem ben plant auch die Landesregierung die Aktivitäten im Be- offenen Brief an die Bundesregierung gewandt, mit der reich Wasserstoff auszubauen. Den Auftakt dafür bildet der Aufforderung, sich aktiv für die Ansiedlung einer Brenn- diesjährige Energiespeichertag, welcher sich voll und ganz stoffzellen- und Elektrolysefertigung sowie einer sektoren- dem Thema „Wasserstoff“ widmet. übergreifenden Wasserstoffwirtschaft in Deutschland einzusetzen und die dafür erforderlichen Rahmenbedin- Diese von Ihnen erwähnte Wasserstoffkonferenz findet zum ersten gungen zu schaffen. Mal statt. Sie verstehen diesen Termin also als Auftakt für weitere Veranstaltungen und für mehr Engagement in diesem Sektor? In der Tat findet in diesem Jahr zum ersten Mal eine r eine Wasserstoffkonferenz im Rahmen des Brandenburger Ener giespeichertages statt. Wir haben allerdings das Thema Power-to-Gas auch schon im vergangenen Jahr behandelt. Somit ist das Thema nicht erst seit diesem Jahr bei uns auf der Agenda. Uns ist schon länger bewusst, dass Wasserstoff eine wichtige Rolle innerhalb der Energiewende einnehmen kann – und hoffentlich auch wird. Es liegt in meinem Inte- resse, dass die Chancen und Möglichkeiten, die Wasserstoff bietet, frühzeitig erkannt und genutzt werden. Hierzu habe ich auch eine Wasserstoffinitiative ins Leben gerufen, die die aktuellen Probleme industriepolitisch analysiert und an- 14 schließend angeht. Was genau hat es mit dieser Wasserstoffinitiative auf sich? Die Wasserstoffinitiative soll innerhalb der Landesregie- rung bestehende Aktivitäten im Bereich der H2-Technologie bündeln und zudem das vorhandene Know-how auf wissen- Abb. 2: „Wasserstoff ist auch ein Thema für die Bewältigung des schaftlicher und unternehmerischer Ebene einbinden. Nur Strukturwandels im Süden von Brandenburg.“ wenn wir wissen, wo die Herausforderungen liegen, können wir gemeinsam einen Weg finden, sie zu meistern. Der Auf- Die aktuellen Entwicklungen auf Landes- und auf Bundes bau der Wasserstoffinitiative soll dazu dienen, einen engen ebene zeigen die Wichtigkeit und das Interesse an dem T hema Austausch zwischen der politischen Ebene, den Unterneh- Wasserstoff. Eine Brennstoffzellen- und Elektrolysefertigung men und relevanten Verbänden sowie bestehenden Netz- in den deutschen Kohleregionen könnte eine wichtige Chan- werken zu ermöglichen. Die Inhalte und Erkenntnisse der ce bei der Gestaltung des Strukturwandels in der Lausitz sein. Initiative sollen dann Eingang in eine Wasserstoffstrategie Mit dem Aufbau einer Wasserstoffindustrie und der damit für Brandenburg finden. einhergehenden Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr eröffnen sich Chancen sowohl für die lokale Wert- Andere Bundesländer haben Energieagenturen, die sich explizit schöpfung (Brennstoffzellen- und Elektrolysefertigung) als um H2- und BZ-Technik kümmern. Die ZAB ZukunftsAgentur Bran- auch für dadurch entstehende Arbeitsplätze in Brandenburg denburg, die mittlerweile Wirtschaftsförderung Brandenburg (Deutschland). Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist (WFBB) heißt, war hier bislang nicht sonderlich aktiv. Wie soll sich eine bedeutende industriepolitische Maßnahme, die die in das jetzt ändern? Brandenburg vorhandenen Stärken und Erfahrungen im Die WFBB ist nicht nur als Energiesparagentur tätig. Sie un- Bereich der Wasserstofftechnologien bündeln und nutzen terstützt bei Ansiedlungen und Erweiterungen, bei Innovati- muss, um unseren Wissensvorsprung beizubehalten. onen, Internationalisierung und Vernetzung, vermittelt bei Zusammengefasst: Ja, die Initiative ist richtig und Bran- der Fachkräfteakquisition und der Weiterbildung von Be- denburg wird das Potential, das die Wasserstoffnutzung er- schäftigten, berät in Finanzierungs- und Fördermittelfragen warten lässt, in jedem Fall heben. und ist Lotse bei Wegen durch die Verwaltung. In ihrer Rolle als Energiesparagentur ist sie zudem eng eingebunden in die Bis dato hat Brandenburg so gut wie nichts im H2- und BZ-Bereich Umsetzung der Energiestrategie des Landes. Demnach ist sie vorzuweisen – außer dem Hybridkraftwerk in Prenzlau, einer H2- auch in viele geplante und aktuelle Wasserstoff- und Brenn- Tankstelle in Potsdam sowie „Ihrem“ H2-Forschungszentrum an stoffzellenprojekte im Land Brandenburg eingebunden. Mit der BTU Cottbus. Ihre Kabinetts- und Parteikollegin, Infrastruk- einer Ausweitung der Aktivitäten der Landesregierung im turministerin Kathrin Schneider, kündigte neulich an, dies ändern Bereich Wasserstoff geht auch eine Ausweitung der Aktivi- zu wollen. Gibt es konkrete Planungen? täten im Bereich Wasserstoff der WFBB einher. So schlecht stehen wir nicht wirklich da. Da haben Sie eini- ge Projekte in Brandenburg übersehen. Neben den von Ihnen Was ist mit der Idee, die Heidekrautbahn mithilfe von Wasserstoff aufgezählten Projekten fehlt so unter anderem noch das Pro- zu elektrifizieren? H Z w ei 0 2 | a p r il 2 019
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