1|172|172|21 - Programmplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung - Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB)

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1|172|172|21 - Programmplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung - Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB)
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Zeitschrift
Hochschule und
Weiterbildung
                  WWW.HOCHSCHULE-UND-WEITERBILDUNG.NET

                 Programmplanung
                 in der wissenschaftlichen
                 Weiterbildung
1|172|172|21 - Programmplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung - Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB)
Impressum

    Die Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung (ZHWB) ist die führende deutschsprachige Zeitschrift für Themen der
    wissenschaftlichen Weiterbildung und erscheint halbjährlich als Open-Access-Journal.

    Herausgeber

    Deutsche Gesellschaft für
    wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V.
    Universitätsplatz 12
    D-34109 Kassel

    Geschäftsführender Herausgeber

    Prof. Dr. Wolfgang Jütte
    Universität Bielefeld

    Redaktion
    zhwb@dgwf.net

    Wolfgang Jütte, Prof. Dr.
    Universität Bielefeld

    Maria Kondratjuk, JProf. Dr.
    Technische Universität Dresden

    Claudia Lobe, Dr.
    Universität Bielefeld

    Mandy Schulze, Prof. Dr.
    Hochschule Zittau/Görlitz

    Therese E. Zimmermann, Dr.
    Universität Bern

    Lektorat und Koordination

    Carolin Alexander, M.A.
    Hochschule Magdeburg-Stendal

    © Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung 2 | 2021
!   Januar 2022
    e-ISSN 2567-2673
    ISSN: 0174-5859

    Satz
    Svenja Klau
Programmplanung
in der wissenschaftlichen
Weiterbildung
2

    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
Inhaltsverzeichnis · 3

Inhaltsverzeichnis

7	Editorial

7       WOLFGANG JÜTTE, CLAUDIA LOBE

        Stichwort: Programmplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung

11	Thema
        Programmplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung

11      MORITZ BAUER, JULIA GNIBL

        Bilder von Universität und deren Relevanz für die wissenschaftliche Weiterbildung

19      DOLLHAUSEN

        Planungskulturen in der wissenschaftlichen Weiterbildung.
        Überlegungen zur Weiterentwicklung eines Konzepts zur Analyse von Angebotsplanungen

26	ELISE GLASS, CHRISTINE BAUHOFER, GABRIELE GRÖGER, ANDREAS MAI, BENJAMIN KLAGES

        Sonderweg oder Königsweg: Ein akteurs- und prozessorientiertes Modell für die Entwicklung
        weiterbildender Studiengänge

35	CHRISTINE GÖBBELS, JESSIKA BERTRAM

        Programmplanung aus pädagogischer Perspektive
        Ein Modellierungsansatz wissenschaftlicher Weiterbildung

43      ULRICH IBERER

        Vom „ eLearning“ zum „ Hybrid Learning“: Adaptionsprozesse in der Studiengangsentwicklung

52      MICHAEL VOLLSTÄDT, TONI CHARLOTTE BÜNEMANN

        Zwischen Innovation und Stagnation
        Nachhaltige Angebotsentwicklung in der wissenschaftlichen Weiterbildung

                               ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
4 · Inhaltsverzeichnis

60      Projektwelten

60	NICOLE HÖHN, MARTINA PIWONKA, CAROLA PREISS, SUSANNE KLIPPEL

        Erfolgsfaktoren in der wissenschaftlichen Weiterbildung
        Ergebnisse einer Erhebung an bayerischen Hochschulen

68	SANDRA SCHAFFRIN, SANDRA TSCHUPKE, MARTINA HASSELER, VERA THIES

        Programmplanung und Entwicklung interprofessioneller wissenschaftlicher
        Weiterbildungsangebote für Gesundheitsfachpersonal

75	Aus der Fachgesellschaft

75      Digitales Lernen und Lehren ist gekommen um zu bleiben
        Bericht zur Jahrestagung Higher Education 2021 der European Association of
        Distance Teaching Universities (EADTU)

77      Kooperativ, vernetzt – agil? Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Weiterbildung
        Bericht zur DGWF Jahrestagung 2021 an der Philipps-Universität Marburg in Kooperation mit dem
        Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen

79	Verzeichnis der Autor*innen

                                   ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
5

ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
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    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
DOI: HTTPS://DOI.ORG/10.11576/ZHWB-5012 · EDITORIAL · 7

Stichwort: Programmplanung in der
wissenschaftlichen Weiterbildung
WOLFGANG JÜTTE
CLAUDIA LOBE

Zur thematischen Schwerpunktsetzung                              weit gemeinsamen Standards für die Micro-Credentials bis
Angebotsentwicklung und Programmplanung gehören 2025 benannt. Hierdurch sollen die Möglichkeiten für Über-
zweifelsohne zum beruflichen Kerngeschäft in der wissen- gänge zwischen Berufsbildung und akademischer Bildung
schaftlichen Weiterbildung. Dabei werden beim Programm- erleichtert, Lernmöglichkeiten flexibilisiert und kürzere
planungshandeln recht unterschiedliche Ebenen tangiert: Lernzyklen etabliert werden.
so werden „System-, Organisations-, Interaktions- und In-
dividuumperspektiven antizipiert, miteinander in Verbin- Aspekte der Programmplanung und Angebotsentwicklung
dung gebracht und in ein konkretisiertes Programmangebot wurden in den letzten Jahren verstärkt Gegenstand von
überführt“ (Feld & Seitter, 2017, S. 89). Insofern gibt es zahl- Forschung. Im Rahmen des Bund-Länder-Wettbewerbs
reiche thematische Anschlüsse zu bisherigen Schwerpunkt- „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ (Cendon et
themen der Zeitschrift von „Zielgruppen“ (ZHWB 2017/1)           al., 2020) sind neue Einsichten zur Bedarfserfassung und
über „Formate“ (ZHWB 2019/1) bis hin zu „Kooperation und Nachfrageorientierung (Seitter, 2020), Aushandlungspro-
Vernetzung“ (ZHWB 2021/1). Es gibt kaum Handlungsauf- zessen und Passungsproblemen (Denninger, 2020), Be-
gaben, die nicht direkt oder indirekt mit der Entwicklung darfs- und Zielgruppenanalysen (Unger & Sann, 2020) und
eines Weiterbildungsangebots zu tun haben. Helmut Vogt regionalen Bedarfen (Rohs, Schmidt & Dallmann, 2020)
(2013) entwickelte im Sinne einer Planungshilfe stichwort- generiert worden.
artig folgende Aufgabenfelder der Angebotsplanung: Benen-
nung, Inhaltliche Schwerpunkte, Kompetenzen/intendierte Zunehmend wird die Rolle der digitalen Medien auf die Ver-
Lernergebnisse, Zielgruppen/Adressatenkreis, Bedarfsana- änderung der Angebotsformen beleuchtet (Zawacki-Richter
lyse/Marktanalyse, Didaktik/Methodik, Studienformat, & Stöter, 2020). Angesichts der sich gegenwärtig vollzie-
Studienumfang, Abschluss/Zertifikat, Teilnahmevoraus- henden digitalen Transformation – verschärft durch die
setzungen, Werbung/Öffentlichkeitsarbeit, Kooperation, Pandemie – sind die vielfältigen Konsequenzen noch nicht
Gruppengröße, Lehrpersonen, Rolle der Fakultät/des Fach- absehbar. Programminnovationen werden weiterhin eine be-
bereichs, Struktur- und Entwicklungsplanung, Koordi- deutende Rolle spielen.
nierung, Entwicklung, Finanzierung, Entgelte/Gebühren,
Qualitätssicherung/Evaluation. Die Liste ließe sich um Be- Die Erwachsenenbildungswissenschaft kann bis in die Ge-
ratung, gerade auch vor dem Hintergrund von Profilbildun- genwart auf eine intensive begriffliche und forschende Aus-
gen (Klenk 2018), erweitern.                                     einandersetzung mit Programmplanung und Angebotsent-
                                                                 wicklung zurückblicken (Käpplinger & Robak, 2019). Dies
Der Blick auf Angebotsformen und Formate (Christmann, schlägt sich in Lehrbüchern (Fleige et al, 2019) bis hin zu
2020) ist vertraut. Vor allem die Reorganisation des Studi- aktuellen Schwerpunktheften zum Themenfeld Programm-
ums im Rahmen des Bologna-Prozesses führte mit einiger planungsforschung in den Fachzeitschriften nieder (siehe
zeitlicher Verzögerung zur intensiven Beschäftigung mit Hessische Blätter für Volksbildung 2019, H. 2 und aktuell die
der Struktur von Angeboten und der Standardisierung. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung 2022, H. 2).
Verbandspolitisch wurde die Frage relevant durch die Emp-
fehlungen der DGWF zur „Struktur und Transparenz von Für die wissenschaftliche Weiterbildung ergeben sich aus
Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung an Hoch- diesen Arbeiten zahlreiche Anregungen für weitergehende
schulen in Deutschland“ (2018). Gegenwärtig zeichnet sich Forschung. So führt Reich-Claassen (2020) in ihrem syste-
ein neuer bildungspolitischer Impuls auf europäischer und matisierenden Handbuchartikel zur Angebotsentwicklung
nationaler Ebene ab: der Fokus auf Micro-Credentials. „A und Programmplanung in der wissenschaftlichen Wei-
European approach to micro-credentials“ (European Com- terbildung Diskussionsstränge der Erwachsenenbildung
mission, 2020) wird als Ziel für die Entwicklung von europa- mit denen des Bildungsmanagements zusammen – unter

                                 ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
8 · EDITORIAL

besonderer Berücksichtigung der spezifischen Struktur-            Elise Glaß, Christine Bauhofer, Gabriele Gröger, Andreas Mai
logiken des Lernorts „Hochschule“. Auch im vorliegenden           und Benjamin Klages nehmen zunächst eine Bestandsaufnah-
Heft gibt es Beispiele für dieses Vorgehen. Noch aber „ist        me unterschiedlicher literaturbekannter und z.T. empirisch
vergleichsweise wenig darüber bekannt, wie Angebote wis-          induzierter Rahmen- und Prozessmodelle der Studiengan-
senschaftlicher Weiterbildung in ihren unterschiedlichen          gentwicklung vor. Diese werden anschließend daraufhin
Formaten tatsächlich geplant, entwickelt und durchge-             befragt, welche zentralen Merkmale auch für die Studien-
führt werden“ (Reich-Classen, 2020, S. 294).                      gangentwicklung in der wissenschaftlichen Weiterbildung
                                                                  relevant sind und inwiefern diese in ein idealtpyisches, ak-
Eine praxistheoretische Deutung planenden Handelns                teurs- und prozessorientiertes Modell für die Entwicklung wei-
(Freide, 2020), der Blick auf die Autonomie von Programm-         terbildender Studiengänge überführt werden können.
planenden (Stimm et al, 2020) oder die mikrodidaktischen
Planungen von Lehrenden (Stanik 2016) wären erkennt-              Christine Göbbels und Jessika Bertram beleuchten das Span-
nisgenerierend. Und da wäre noch die ganze Bandbreite der         nungsfeld zwischen ökonomischen Planungsprinzipien
Programmanalysen (Nolda, 2018), die bisher eher noch ver-         und pädagogischen Gestaltungsansprüchen. Sie entwerfen
einzelt im Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung auf-         aus pädagogischer Perspektive einen Modellierungsansatz,
genommen werden (Tschupke, 2020). Vor dem Hintergrund             der das wertoffene Modell der beruflichen Handlungs-
einer nachfrageorientierten Angebotsplanung wäre es ver-          kompetenz mit dem Konzept der akademischen Bildung
mutlich ebenfalls lohnenswert, sich mit „Inszenierungen“          verschränkt, so dass es eine normative Auslegung erhält.
auf Basis von Bildanalysen (Dörner 2012) – sei es bspw. von       Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung können
Gebäude- und Seminarraumdarstellungen (Nolda 2016) bis            durch die Einordnung in das Modell daraufhin befragt
hin zu Visualisierungen vom Karriereaufstieg durch Weiter-        werden, inwiefern sie ‚verwertbare‘ und ‚zweckfreie‘ Bil-
bildung – auseinanderzusetzen                                     dung enthalten.

                                                                  Ulrich Iberer macht Spuren von Planungsprozessen in den
Zum vorliegenden Heft                                             Veränderungen sichtbar, die Studienangebote der wissen-
Die breite Resonanz auf den Call „Programmplanung und             schaftlichen Weiterbildung über einen längeren Zeitraum
Angebotsentwicklung in der wissenschaftlichen Weiterbil-          hinweg erfahren. Am Beispiel des berufsbegleitenden Mas-
dung“ zeugt von den unterschiedlichen Facetten und Pers-          terstudiengangs „Bildungsmanagement“ an der PH Lud-
pektiven, mit denen Programmplanungshandeln in der wis-           wigsburg werden im Kontext der digitalen Transformation
senschaftlichen Weiterbildung reflektiert werden kann.            Adaptionsprozesse in der Studiengangentwicklung über einen
                                                                  Zeitraum von 16 Jahren aufgezeigt.
Moritz Bauer und Julia Gnibl setzen an den Erwartungs-
haltungen der Adressat*innen als Bezugspunkt für das              Der Beitrag von Michael Vollstädt und Toni Charlotte Büne-
Programmplanungshandeln in der wissenschaftlichen                 mann setzt das Konzept der Nachhaltigkeit in Bezug zur An-
Weiterbildung an. Mithilfe von Expert*innen-Interviews            gebotsentwicklung in der wissenschaftlichen Weiterbildung.
arbeiten sie heraus, welche Bilder von Universität organisati-    Über Verbindungen zur Entrepreneurship- und Organisati-
onale Adressat*innen vor der ersten Kontaktaufnahme mit           onsforschung und agilen Arbeitsformen, wird ein innovatives
der wissenschaftlichen Weiterbildung haben. Die ambiva-           Nachhaltigkeitsverständnis entworfen und drei aus dem ökolo-
lenten Bilder von Distanziertheit und Praxisferne, Vertrau-       gischen Diskurs entlehnte Nachhaltigkeitskategorien, Effi-
enswürdigkeit und Kompetenz gepaart mit einer geringen            zienz, Suffizienz und Konsistenz, für die Angebotsplanung
Sichtbarkeit werfen die Frage auf, wie die Akteur*innen der       vorgeschlagen.
wissenschaftlichen Weiterbildung auf diese Bilder Bezug
nehmen können.                                                     Die Beiträge in der Rubrik „Projektwelten“ greifen das
                                                                   Schwerpunktthema entlang unterschiedlicher Entwick-
Mit dem Konzept der Planungskulturen lotet Karin Dollhau-          lungsprojekte auf.
sen theoretische und empirische Anknüpfungspunkte für
die Erforschung von Angebotsplanungen in der wissen-              Nicole Höhn, Martina Piwonka, Carola Preiss und Susanne
schaftlichen Weiterbildung aus. In den Blick rücken die           Klippel fragen nach Erfolgsfaktoren für die Etablierung von
Wissensbestände, Deutungs- und Interpretationsleistungen          Weiterbildungsangeboten in der wissenschaftlichen Wei-
von Planungsverantwortlichen in den Aushandlungs- und             terbildung. Vorgestellt werden Ergebnisse einer quantitati-
Vermittlungsprozessen, die mit der Programmplanung ver-           ven Befragung von Verantwortlichen für wissenschaftliche
bunden sind. Planungskulturelle Typen, die aus einem DFG-         Weiterbildung an Hochschulen im Freistaat Bayern, die aus
Projekt im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung             einer Initiative der Landesgruppe Bayern hervorgegangen
hervorgegangen sind, werden daraufhin befragt, welche ge-         ist. Dabei wird die Bedeutung unterschiedlicher Faktoren
genstandsbezogenen und theoretischen Anpassungen vorge-           wie Reputation, Marketingansätze und -instrumente, Rah-
nommen werden können, um aktuelle Entwicklungen in der            menbedingungen und Qualität für den finanziellen Erfolg
wissenschaftlichen Weiterbildung sichtbar zu machen.              von Weiterbildungsangeboten ausgelotet.

                                      ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
EDITORIAL · 9

Sandra Schaffrin, Sandra Tschupke, Martina Hasseler und Vera         Freide, S. (2020). Programmplanung als pädagogische Prak-
Thies setzen sich mit dem Spannungsfeld zwischen einem                  tik. Überlegungen zu einer praxeologischen Deutung pla-
steigenden gesellschaftlichen Bedarf an akademisch quali-               nenden Handelns. Der Pädagogische Blick, H. 4, 228-237.
fizierten Pflegefachpersonen und den Weiterbildungsbarri-
eren und -anforderungen dieser Zielgruppe im Hinblick auf            Käpplinger, B. & Robak, S. (2019). Editorial. Zur Verortung
ihre Teilnahme an wissenschaftlicher Weiterbildung aus-                von Programmplanung. Hessische Blätter für Volksbildung,
einander. Anhand eines interprofessionellen Weiterbildungs-            H. 2, S. 103–110.
programms auf Fakultätsebene zeigen sie auf, inwiefern eine
bedarfsgerechte Programmentwicklung umgesetzt werden                 Klenk, J. (2018). Angebots- und Profilentwicklung als Be-
kann, die den besonderen Bedürfnissen der unterschiedli-                ratungsanlass. Erfahrungen einer kleinen Weiterbil-
chen Berufsgruppen in den Pflege- und Gesundheitsfachbe-                dungseinrichtung. In J. Klenk (Hrsg.), Weiterbildung an
rufen entspricht.                                                       Hochschulen gestalten: Fallstudien aus Baden-Württemberg
                                                                        (S. 167–176). Bielefeld: WBV.

Literatur                                                            Nolda, S. (2016). Abbild und Konzept. Gebäudedarstellungen
                                                                       in Programmen der Erwachsenbildung/ Weiterbildung.
Cendon, E., Wilkesmann, U., Maschwitz, A., Nickel, S.,                 Hessische Blätter für Volksbildung, H. 1, 38–52.
  Speck, K., Elsholz, U. (Hrsg.). (2020). Wandel an Hoch-
  schulen? Entwicklungen der wissenschaftlichen Weiterbil-           Nolda, S. (2018). Programmanalyse in der Erwachsenenbil-
  dung im Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung:              dung/Weiterbildung – Methoden und Forschungen. In
  offene Hochschulen“. Münster: Waxmann. https://doi.                  A. von Hippel & R. Tippelt (Hrsg.), Handbuch Erwachsenen-
  org/10.31244/9783830991069                                           bildung/Weiterbildung (S. 433–449). Wiesbaden: Springer
                                                                       VS. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19979-5_22
Christmann, B. (2020). Angebotsformen und Formate wis-
  senschaftlicher Weiterbildung. In W. Jütte & M. Rohs               Reich-Claassen, J. (2020). Angebotsentwicklung und Pro-
  (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftliche Weiterbildung (S. 263–            grammplanung in der wissenschaftlichen Weiterbildung.
  278). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-           In W. Jütte & M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftliche
  3-658-17643-3_13                                                     Weiterbildung (S. 279–297). Wiesbaden: Springer VS. https://
                                                                        doi.org/10.1007/978-3-658-17643-3_14
Denninger, A. (2020). Bedarfstransformationsprozesse als
  Ursache von Passungsproblemen zwischen Angebot und                 Rohs, M., Schmidt, H.-J. & Dallmann, H.-U. (Hrsg.) (2020).
  Nachfrage. Ergebnisse einer unternehmensinternen                     Aufstieg durch Bildung? Regionale Bedarfe als Grundlage wis-
  Prozessanalyse. Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung             senschaftlicher Weiterbildung. Bielefeld: wbv Media.
  (ZHWB), H. 1, 55–62.
                                                                     Seitter, W. (2020). Bedarfserfassung und Nachfrageorientie-
DGWF. (2018). Struktur und Transparenz von Angeboten der                rung in der wissenschaftlichen Weiterbildung. In W. Jütte
  wissenschaftlichen Weiterbildung an Hochschulen in Deutsch-           & M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftliche Weiter-
  land. Empfehlung.                                                     bildung (S. 315–328). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.
                                                                        org/10.1007/978-3-658-17643-3_16
Dörner, O. (2012). Bildanalysen in der Erwachsenenbildungs-
  forschung. In B. Schäffer & O. Dörner (Hrsg.), Handbuch            Stanik, T. (2016). Mikrodidaktische Planungen von Lehren-
  Qualitative Erwachsenen- und Weiterbildungsforschung                  den in der Erwachsenenbildung: Theoretische und empi-
  (S. 291–306). Opladen: Budrich.                                       rische Annäherungen an ein Forschungsdesiderat. Zeit-
                                                                        schrift für Weiterbildungsforschung. Report, 39 (3), 317–330.
European Commission. Directorate General for Education,                 https://doi.org/10.1007/s40955-016-0076-7
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  micro-credentials: output of the micro credentials higher edu-     Stimm, M., Gieseke, W., Thöne-Geyer, B. & Fleige, M. (2020).
  cation consultation group: final report. Luxembourg: Publi-           Relative Autonomie von Programmplanenden in koopera-
  cation Office.                                                        tiven Beziehungen der Volkshochschulen. Hessische Blät-
                                                                        ter für Volksbildung, H. 4, S. 9–18. https://doi.org/10.3278/
Feld, T. C. & Seitter, W. (2017). Organisieren. Stuttgart: Kohl-        HBV2004W002
   hammer.
                                                                     Tschupke, S. (2020). Programmanalyse als methodischer
Fleige, M., Gieseke, W., Hippel, A. von, Käpplinger, B. &               Zugang zur Untersuchung pflegebezogener Studien-
   Robak, S. (2019). Programm- und Angebotsentwicklung in               gänge für beruflich Qualifizierte. In W. Jütte, M. Kon-
   der Erwachsenen- und Weiterbildung. Bielefeld: wbv Media.            dratjuk & M. Schulze (Hrsg.), Hochschulweiterbildung
   https://doi.org/10.36198/9783838552828                               als Forschungsfeld. Disziplinäre, theoretische, empirische

                                    ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
10 · EDITORIAL

   und methodische Zugänge (S. 277–295). Bielefeld: wbv
   Media.

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  Gestaltungselement teilnehmendenorientierter Lern-
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  Hochschulweiterbildung als Forschungsfeld. Disziplinäre, the-
  oretische, empirische und methodische Zugänge (S. 241–257).
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  Hochschule und Weiterbildung H. 2, 71–72.

Zawacki-Richter, O. & Stöter, J. (2020). Angebotsformen
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                                                                                                                      Autor*innen

                                                                                                            Prof. Dr. Wolfgang Jütte
                                                                                                    wolfgang.juette@uni-bielefeld.de

                                                                                                                   Dr. Claudia Lobe
                                                                                                      claudia.lobe @uni-bielefeld.de

                                       ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
DOI: HTTPS://DOI.ORG/10.11576/ZHWB-5013 · MORITZ BAUER, JULIA GNIBL · 11

Bilder von Universität und deren
Relevanz für die wissenschaftliche
Weiterbildung
MORITZ BAUER
JULIA GNIBL

    Abstract                                                                  terbildung als vierte Kernaufgabe deutscher Hochschulen
                                                                              festgeschrieben wird, gewinnt die wissenschaftliche Weiter-
    Hochschulen sind immer mehr gefordert als eigenständige                   bildung1 spätestens seit der Jahrtausendwende zunehmend
    Anbieterinnen auf dem offenen Weiterbildungsmarkt zu                      an Relevanz. In Folge der Gesetzesnovelle, als auch der Emp-
    agieren. Wenngleich in den letzten Jahren ein leichter An-                fehlung des Wissenschaftsrats im Jahr 2006, wonach „die
    stieg zu verzeichnen ist, machen Angebote wissenschaftli-                 akademische Weiterbildung […] zu einer Kernaufgabe der
    cher Weiterbildung jedoch noch immer einen nur geringen                   Universitäten werden [muss]“ (S. 4), operieren Hochschu-
    Marktanteil aus. Eine Vielzahl an Publikationen hat sich                  len immer mehr als eigenständige Anbieterinnen auf dem
    ursachenforschend mit dieser Divergenz zwischen politisch                 offenen Weiterbildungsmarkt2. In den letzten Jahren setzt
    forciertem Anspruch und marktwirtschaftlicher Realität                    sich die Auflösung traditioneller Grenzziehungen zwischen
    auseinandergesetzt. Aus Sicht der Autor*innen spielt insbe-               hochschulischer Erstausbildung und wissenschaftlicher
    sondere die Sicht von Adressat*innen auf wissenschaftliche                Weiterbildung fort. Der Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg
    Weiterbildung und Universität zu einem Zeitpunkt vor der                  durch Bildung: offene Hochschulen“ (Cendon et al., 2020)
    ersten Kontaktaufnahme eine entscheidende Rolle. Dement-                  unterstützt seit 2011 Hochschulen bei der Entwicklung und
    sprechend untersucht der vorliegende Beitrag bei organisati-              Einrichtung von berufsbegleitenden und weiterbildenden
    onalen Adressat*innen vorherrschende Bilder von Universi-                 Angeboten. Die (geplanten) Neufassungen der Landeshoch-
    tät und fragt nach deren Relevanz für die wissenschaftliche               schulgesetzte der letzten und kommenden Jahre untermau-
    Weiterbildung. In der explorativen Studie wurden insgesamt                ern die anhaltende Entwicklung.
    elf Expert*inneninterviews durchgeführt, anhand derer in-
    duktiv Bilder über Universität herausgearbeitet werden. Uni-
                                                               Im Widerspruch dazu steht jedoch der Anteil der Teilnahme-
    versität wird darin zugleich als renommierte, wie distanzierte
                                                               fälle wissenschaftlicher Weiterbildungsangebote. Am gesam-
    Institution beschrieben. Die Aussagen der Befragten zeigen ten Weiterbildungsmarkt liegt dieser aktuell nur im mittle-
    auch, dass die Universität nicht als Anbieterin wissenschaft-
                                                               ren einstelligen Bereich. Je nach Publikation werden derzeit
    licher Weiterbildung wahrgenommen wird.                    Zahlen von 5 % bis 6 % (BMBF, 2019; Schäfer, 2017) genannt.
                                                               Wenngleich diese ein leichtes Wachstum ausweisen und Wida-
  Schlagworte: Bilder, Hochschule, Universität, wissenschaft-  ny, Wolter und Dollhausen (2020, S. 237) aufgrund einer un-
  liche Weiterbildung                                          zureichenden und variierenden Datengrundlage vermuten,
                                                              „dass an Hochschulen weit mehr Weiterbildung stattfindet“, so
                                                               erscheinen Hochschulen nichtsdestotrotz nur als ‚Small Play-
1 Einleitung                                                   er‘ auf dem Weiterbildungsmarkt. Die politische Forderung
Angetrieben durch den Bologna-Prozess und die Novellie- nach mehr wissenschaftlicher Weiterbildung führt also nicht
rung des Hochschulrahmengesetzes im Jahr 1998, in der Wei- gleichermaßen zu einem Ausbau des Angebots.

1
     In diesem Beitrag als „Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer ersten Bildungsphase und in der Regel nach Aufnah-
     me einer Erwerbs- oder Familientätigkeit, wobei das wahrgenommene Weiterbildungsangebot dem fachlichen und didaktischen Niveau der Hochschule
     entspricht“ (KMK, 2001, S. 2) verstanden.
2
     Der offene Weiterbildungsmarkt ist allen Zielgruppen zugänglich, während am geschlossenen Weiterbildungsmarkt nur ein jeweils begrenzter Personen-
     kreis (z.B. die Belegschaft einer Organisation) partizipieren kann (Schaeper, Schramm, Weiland, Kraft & Wolter, 2006; von Hippel & Stimm, 2020).

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12 · THEMA

Zahlreiche Publikationen gehen den Ursachen für den gerin-            Jedoch bleibt der Blick auf organisationale Adressat*innen
gen Marktanteil deutscher Hochschulen am Weiterbildungs-              und deren Bilder über Hochschule zu einem Zeitpunkt, an
markt nach. Vielfach beleuchten diese bereits bestehende              dem diese noch nicht mit der Hochschule als Anbieterin
oder sich in der Entwicklung befindliche Angebotsformate              wissenschaftlicher Weiterbildung in Berührung gekommen
bzw. deren Rahmenbedingungen (Walber & Wistinghausen,                 sind, bisher eher unberücksichtigt.
2020). Aus organisationspädagogischer Perspektive spielt
der Zeitpunkt der Untersuchung insofern eine entscheiden-             Beispielsweise Habeck und Denninger (2015) zeigen in
de Rolle, als eine zuvor erfolgte Interaktion zwischen Or-            ihrer Potenzialanalyse zu Bedarfen an wissenschaftli-
ganisations- und Hochschulvertreter*innen insbesondere                cher Weiterbildung und Möglichkeiten kooperativer An-
auf Seiten der organisationalen Adressat*innen zu einem               gebotsentwicklung erste Merkmalsbeschreibungen von
erweiterten (Erfahrungs-)Wissen (Göhlich, 2012, 2018) über            Hochschulen durch institutionelle Stakeholder aus dem
wissenschaftliche Weiterbildung und somit zu erneuerten               vorwiegend (mittel-)hessischen Raum. Die Autorinnen
Bildern führen kann. Da im vorliegenden Beitrag davon aus-            zeichnen ein ambivalentes Bild aus „positive[n] als auch
gegangen wird, dass ein Interesse an wissenschaftlicher Wei-          negative[n] Zuschreibungen“ (S. 207) an Hochschulen nach.
terbildung (das ggf. zu einer Teilnahmeentscheidung führen            Hochschulen werden unabhängig von wissenschaftlicher
kann) vor einem Erstkontakt auf grundlegenden Erfahrun-               Weiterbildung wahrgenommen und als einerseits angese-
gen, Vorstellungen und Stereotypen – kurzum: Bildern – über           hene Bildungsträger mit neuestem Wissensstand, ande-
Hochschule basiert, wird folgender Frage nachgegangen:                rerseits als schwer zugänglich, bürokratisch komplex und
                                                                      praxisfern beschrieben. Die Stichprobenzusammenset-
Welche Bilder von Hochschule (hier: Universität) liegen auf Seiten    zung unterscheidet sich dabei von der dieses Beitrags in-
organisationaler Adressat*innen vor und welche Relevanz haben         sofern, als dass die „organisationalen Bezüge [der Befrag-
diese für die Nachfrage wissenschaftlicher Weiterbildung?             ten] in einem breiten Spektrum von bereits bestehenden
                                                                      Kooperationen […] bis hin zu fehlendem Bezug angegeben
Der Beitrag referiert zunächst knapp den aktuellen Stand              [werden]“ (Habeck & Denninger, 2015, S. 210). Wolf (2011)
der Forschung (Kap. 2) und beschreibt anschließend das in             untersucht aus einer marketingwissenschaftlichen Pers-
der explorativen Studie gewählte methodische Vorgehen                 pektive die individuellen und persönlichen Teilnahmemo-
(Kap. 3). Aus den Aussagen der Befragten werden daraufhin             tive erwerbsfähiger Hochschulalumni. Ziel ihrer Arbeit
Bilder über Universität herausgearbeitet (Kap. 4), ins Verhält-       ist die Entwicklung und empirische Überprüfung eines
nis zueinander gesetzt (Kap. 5) und ein damit verbundenes             Erklärungsmodells für die Teilnahmeabsicht an wissen-
Spannungsfeld für die wissenschaftliche Weiterbildung auf-            schaftlicher Weiterbildung sowie – daran anschließend
gezeigt (Kap. 6).                                                    – die Formulierung von Handlungsempfehlungen für ein
                                                                      entsprechendes Marketing. Dabei legt sie dar, dass das
                                                                      Hochschulimage einen signifikanten (je nach Bewertung,
2 Aktueller Stand der Forschung                                       positiven oder negativen) Einfluss auf die (Nicht-)Teil-
Die Sichtung wissenschaftlicher Publikationen zeigt eine –            nahmeentscheidung der Adressat*innen hat. Von Hippel
vor allem in den letzten 10 Jahren entstandene – Fülle an             (2008) analysiert mittels einer Produktklinik Gründe für
Veröffentlichungen, die sich mit wissenschaftlicher Weiter-           ausbleibende Anmeldungen und Verbesserungspotenzial
bildung befassen. In der näheren Betrachtung finden sich              eines berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs an
zumeist empirische Beiträge, die unter anderem Themen                 der Universität Zürich. Anhand von Gruppendiskussio-
der Qualitätssicherung, Lehr-Lernformate oder Professio-              nen mit Interessierten, die sich gegen eine Teilnahme am
nalisierungstendenzen und -notwendigkeiten fokussieren                entsprechenden Studiengang entschieden, zeigt sie auf,
(Walber & Wistinghausen, 2020). Auch der Frage nach den               dass das Image der Universität auf das der wissenschaftli-
Ursachen für den geringen Marktanteil deutscher Hoch-                 chen Weiterbildung einwirkt – je nach Zielgruppe (mit bzw.
schulen am Weiterbildungsmarkt sowie möglichen Lö-                    ohne Universitätsabschluss) dabei teilnahmefördernd bzw.
sungsansätzen wurde in zahlreichen Publikationen nach-               -hemmend.
gegangen. So erfährt beispielsweise die bedarfsorientierte
Angebotsgestaltung (u.a. Denninger, 2020; Rohs, Vogel &              Die genannten Publikationen liefern somit erste und maß-
Van de Water, 2018; Seitter, 2020) große Aufmerksamkeit,             gebliche Hinweise auf Zuschreibungen organisationaler
wie auch – unter den Stichworten der Öffnung und Re-                 Adressat*innen. Aufgrund der geringen Anzahl an Unter-
Organisation der Hochschulen – die Frage nach Verände-               suchungen, den unterschiedlichen Fokussen sowie Stich-
rungsbedarfen auf Seiten der Hochschulen und der betei-              probenzusammensetzungen erscheint in der Gesamtheit
ligten Akteure (u.a. Dollhausen, 2015; Hanft & Maschwitz,            die Datenlage jedoch noch zu unvollständig, um eine er-
2012; Pohlmann & Vierzigmann, 2020). Ferner stehen die               schöpfende Klärung konstatieren zu können.
Zielgruppen wissenschaftlicher Weiterbildung und deren
Bedarfe im Mittelpunkt etlicher Publikationen (u.a. Lobe,
2020; Schwikal & Neureuther, 2020; Seitter, 2017).

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MORITZ BAUER, JULIA GNIBL · 13

                                                                             Weiterbildung und an die beteiligten Akteure in Erfahrung
3 Methodisches Vorgehen                                                      zu bringen.
Die vorliegenden Daten stellen eine explorative Teilauswer-
tung des empirischen Materials der Begleitforschung eines                    Die Auswertung erfolgt mittels der inhaltlich strukturie-
Projekts3 an einer bayerischen Volluniversität mit einem                     renden qualitativen Inhaltsanalyse (nach Kuckartz, 2018).
breiten Angebot an wissenschaftlicher Weiterbildung in                       Zunächst wurden drei Hauptkategorien mit zwei bzw. drei
Form von Seminaren und weiterbildenden Studiengängen                         Subkategorien induktiv gebildet. Anschließend wurden an-
dar. Ziel des Projekts ist die Reorganisation wissenschaftli-                hand des entwickelten Kategoriensystems insbesondere die
cher Weiterbildung, weg von der bis dato vorherrschenden                     Passagen mit den artikulierten Erwartungen an und Vor-
Angebotsorientierung hin zu einer Bedarfsorientierung.                       stellungen von Universität als Anbieterin wissenschaftlicher
                                                                             Weiterbildung analysiert, um daraus ableiten zu können,
In die Analyse gehen die Aussagen von insgesamt elf                          welche Bilder von Universität auf Seiten organisationaler
Expert*inneninterviews mit Organisationsvertreter*innen                      Adressat*innen vorliegen und welche Relevanz diese für die
ein (Zeitraum: Oktober 2019 bis März 2021). Es wurden                        Nachfrage wissenschaftlicher Weiterbildung haben.
sieben Vertreter*innen aus drei Organisationen in der Re-
gion der Universität befragt: Dabei handelt es sich jeweils
um die Geschäftsleitung und eine*n für Weiterbildung                         4 Ergebnisdarstellung
zuständige*n Mitarbeiter*in eines mittelständischen Un-
ternehmens im Bereich der Datenlogistik (Orga1), einer                       4.1 Universität als unsichtbare
Verwaltungsbehörde (Orga2) sowie die Geschäftsleitung                            Weiterbildungsanbieterin
und zwei Mitarbeiter*innen einer kunst-/kulturpädago-                        Wenig sichtbar
gischen Einrichtung (Orga3), so dass im Hinblick auf die                     Die Frage nach den Erwartungen der organisationa-
Qualifikationen der Mitarbeitenden, den betrieblichen bzw.                   len Adressat*innen an wissenschaftliche Weiterbildung
persönlichen Qualifikationsbedarf sowie die Branche und                      und an eine bedarfsorientierte Angebotsgestaltung ver-
Betriebsgröße eine möglichst heterogene Stichprobenzu-                       weist zunächst auf den Umstand, dass wissenschaftliche
sammenstellung gegeben ist.4 Des Weiteren wurden Inter-                      Weiterbildung bislang nur wenig bis gar keine Rolle im
views mit drei Mitarbeiter*innen und der Leitung der für                     Weiterbildungsportfolio der befragten Organisationen
wissenschaftliche Weiterbildung zuständigen Abteilung der                    spielt. Trotz der räumlichen Nähe zur Universität ist den
Universität (HS) geführt. 5 Diese wurden gebeten, die Sicht-                 Adressat*innen das Angebot wissenschaftlicher Weiterbil-
weisen organisationaler Adressat*innen auf wissenschaftli-                   dung nicht bekannt. Neben der Tatsache, dass die Universi-
che Weiterbildung, die ihnen in ihrem Berufsalltag begeg-                    tät „in dem ganzen privaten Weiterbildungswald“ (Orga1B2,
nen, widerzuspiegeln.                                                        162) einfach untergeht, äußert sich in den Reaktionen der
                                                                             Befragten vor allem Überraschung darüber, dass ein sol-
Den Befragten wird insofern Expert*innenstatus zuge-                         ches Angebot überhaupt und schon derart lange existiert
schrieben, als dass sie aufgrund ihrer individuellen organisa-               und von der Universität entsprechend forciert wird. Die
tionalen Positionen über Spezialwissen verfügen (Meuser &                    Befragten sind „verblüfft“ (Orga3B2, 177) und „wäre[n] da
Nagel, 2009). Als Geschäftsleitungen bzw. für Weiterbildung                  gar nicht draufgekommen“ (Orga3B1, 53). Begründet wer-
zuständige Mitarbeiter*innen verfügen die Adressat*innen                     den diese fehlende Kenntnisse in der augenscheinlichen
über ein spezifisches Wissen über ihre jeweilige Organisati-                 Geschlossenheit universitärer Angebote. Der politische
on und deren Weiterbildungsbedarfe und treffen Entschei-                     Auftrag der Universitäten, sich als staatliche Einrichtun-
dungen über Weiterbildungsteilnahmen. Die universitären                      gen auf dem offenen Weiterbildungsmarkt zu etablieren,
Vertreter*innen zeichnen sich als Expert*innen aus, da sie                   scheint bei den befragten Organisationen nicht präsent
qua ihrer Berufsrolle mit entsprechenden Zuschreibungen                      zu sein. Die fehlende Wahrnehmung der Universität als
und Erwartungen von Adressat*innen konfrontiert werden.                      Weiterbildungsanbieterin bzw. die fehlende Kenntnis über
                                                                             das Angebot wissenschaftlicher Weiterbildung wird von
Ziel der leitfadengestützten Interviews im Rahmen der oben                   einer*einem Befragten folgendermaßen begründet:
genannten Begleitforschung ist es, die bisherigen Weiter-
bildungsaktivitäten und Weiterbildungsbedarfe der Orga- „die außeruniversitäre Wahrnehmung ist, dass das die Uni-
nisationen sowie deren Erwartungen an wissenschaftliche versität nicht macht, es praktisch das Angebot gar nicht gibt.

3
    Förderprogramm STEPS 2018, getragen durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst; Ziel des Förderpro-
    gramms ist der strategische Ausbau der wissenschaftlichen Weiterbildung und des lebenslangen Lernens an bayerischen Hochschulen; weitere Informati-
    onen finden sich auf https://www.km.bayern.de/pressemitteilung/11315/.html
4
    Verschiedene Untersuchungen (z.B. BMBF, 2021; Käpplinger, 2007; Kaufmann & Widany, 2013) legen nahe, dass mit den entsprechenden Kriterien unter-
    schiedliche Logiken der (organisationalen und persönlichen) Weiterbildungspraxis einhergehen.
5
    Die Personenbezeichnungen setzen sich aus der jeweiligen Kurzbezeichnung der Organisation bzw. der Hochschule sowie dem Kürzel „B“ und einer pro
    Organisation/Hochschule fortlaufenden Nummerierung zusammen (also z.B. Orga2B1 für die*den erste*n Befragten der Verwaltungsbehörde).

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14 · THEMA

Dass die sich nicht als Weiterbildungsinstitut sieht“ (Orga1B2,  4.2 Universität als renommierte Institution
175-177).                                                       Angesehen und vertrauenswürdig
                                                                 Die befragten organisationalen Adressat*innen charakteri-
Die*Der Organisationsvertreter*in spricht hierbei die „au- sieren Universität generell als renommierte Institution, die
ßeruniversitäre Wahrnehmung“ an und bemüht zugleich              aufgrund ihres Universitätsstatus hohes Ansehen genießt
ein von außen antizipiertes Selbstbild der Universität, um zu und der ein hohes fachliches Niveau zugeschrieben wird. So
erklären, weshalb die Universität nicht als Weiterbildungs- genießt sie „selbstverständlich einen großen Vertrauens-
anbieterin wahrgenommen wird: Sie sieht sich selbst nicht bonus“ (Orga3B1, 182), „hat ein gutes Renommee“ (Orga3B2,
als solche.                                                      290) und ist „natürlich eine Adresse“ (Orga2B2, 326). Auf-
                                                                 fällig ist hierbei die häufige Verbindung mit Adjektiven wie
Distanziert                                                     „selbstverständlich“, „natürlich“ oder „grundsätzlich“. Ein*e
Ein weiterer, der Universität in mehreren Interviews zuge- Befragte*r sieht sogar eine potenzielle Übervorteilung gegen-
schriebener Aspekt ist eine starke Distanziertheit. So wird die über privaten Weiterbildungsorganisationen auf dem freien
Universität als Weiterbildungsanbieterin von einer*einem Markt:
Organisationsvertreter*in als „zu weit weg“ beschrieben.
Sie*Er erklärt, dass man sich lieber einen „Schulungsanbie- „Wo doch wahrscheinlich viele Kunden sagen würden ‚Ach Mensch,
ter aus Köln“ (Orga1B2, 94) suche, als auf die benachbarte die Uni – das ist ja quasi dann geadelt‚ dann buche ich doch lieber
Universität zuzugehen.                                           da“ (Orga3B1, 189-191).

„Die Hürden sind zu hoch. Das ist zu unbekannt, zu unklar und          Die Symbolik eines „quasi geadelten“ Angebots verweist auf
 die Hürden sind zu hoch. […] Das ist viel zu weit weg. Die bürokra-   ein grundlegendes Vertrauen, welches der Universität ent-
 tischen Hürden – so weit komme ich gar nicht, vermute ich, ohne       gegengebracht wird. Das Logo der Universität scheint den
 sie zu kennen – sind schon zu hoch“ (Orga1B2, 86-96).                 Eindruck von Qualität zu vermitteln und für Wertigkeit zu
                                                                       stehen, was insbesondere den Wert von Teilnahmebeschei-
Die Universität erscheint in dieser Beschreibung als beson-            nigungen oder Zertifikaten steigert, „wenn da [der Name der
ders bürokratisch, was sich durch „zu hohe Hürden“ äußert              Universität] draufsteht“ (Orga2B1, 192).
und damit zugleich eine unüberwindbar scheinende Distanz
schafft. Was sich hinter den genannten Hürden verbirgt,                Kompetent
kann die*der Befragte selbst nicht genau in Worte fassen.              Vornehmlich die fachliche Kompetenz und das hohe Niveau
Sie*Er vermutet, dass es bereits bei der Suche nach Weiter-            der Universität werden in den Interviews fortwährend betont.
bildungsmöglichkeiten beginne und dass das wenig präsente              So wird „ein sehr hohes fachliches Niveau“ (Orga1B1, 204),
Angebot der Universität auf dem Weiterbildungsmarkt dazu               das man „den Uni-Leuten auch zuschreiben“ würde (Orga2B1,
führe, dass gar nicht in diese Richtung weitergedacht wird             148), erwartet.
(Orga1B2, 98).
                                                                       „Man hätte natürlich als Kunde, hat man natürlich das Vertrauen,
 Die Erfahrungen der Universitätsmitarbeiter*innen un-                  dass das [Weiterbildungsangebot; Anm. d. Autor*innen] absolu-
 terstreichen diesen Eindruck; fühlen sie sich doch immer               te Top-Qualität ist; nach neuesten wissenschaftlichen Standards,
 wieder mit der auf Adressat*innenseite fehlenden Kenntnis              methodisch abgesichert. Also ich würde mich natürlich als Kunde
 konfrontiert. Viele Unternehmen zeigen sich überrascht und             sehr, sehr wohlfühlen“ (Orga3B1, 173-176).
„wusste[n] gar nicht, dass [die Universität] Weiterbildung an-
 bietet“ (HSB2, 142-143).                                              Das Vertrauen in die Qualität universitärer Weiterbildungs-
                                                                       angebote, die nach neuesten wissenschaftlichen Standards
„Da sind Firmen – das hängt aber damit zusammen, dass die die          entwickelt werden, basiert laut einer*einem Befragten auf
Uni nicht als Anbieter wahrnehmen von Weiterbildung – die kom-         der Annahme, dass Wissenschaftler*innen einen regelmä-
 men gar nicht auf den Trichter zu sagen ‚Ich habe so und so viele     ßigen Austausch mit der Fach-Community pflegen und dass
Akademiker in der Firma […] – ich müsste vielleicht auf akade-         neueste Erkenntnisse sowie ein lebendiger Austausch in der
 mischem Niveau mal was anbieten.‘ Also das ist noch gar nicht         Hochschulforschung „Gang und Gäbe“ sind, um sich „fri-
 etabliert oder sehr wenig. […] Also dieser Transfer findet quasi      sches Wissen“ anzueignen (Orga2B1, 126-135).
 nicht statt, weil die Uni nicht als Anbieter wahrgenommen wird“
 (HSB1, 167-181).                                           „Also grundsätzlich hat natürlich Uni natürlich ein hohes Anse-
                                                             hen, völlig klar, weil das ist ja Hochschulforschung. Ich denke
Es scheint demnach, als seien „eher klassische private Bil- ein besseres Niveau kann man dann gar nicht herkriegen. (2 Sek.)
dungsanbieter […] im Fokus“ (HSB3, 284-285) und die Uni- Man muss natürlich dann aufpassen, dass das Niveau nicht zu
versität werde nicht als Weiterbildungsanbieterin wahrge- hoch ist.“ (Orga2B2, 318-321)
nommen.
                                                            Auch hier zeigt sich ein völlig selbstverständliches Vertrauen
                                                             in die Kompetenz der Universität. Zugleich ist dies aber auch

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MORITZ BAUER, JULIA GNIBL · 15

mit der Befürchtung verbunden, dass dieses Niveau für Ange- „Dann sitzt da halt der HiWi im dritten Semester und soll mir
bote wissenschaftlicher Weiterbildung überhöht sein könnte, erklären, wie der Hase läuft. Dann sage ich als gestandener Ge-
was bereits einen Hinweis auf die Ambivalenz des Bildes von schäftsmann, oder vielleicht auch meine Kollegen, die fünf Jahre
Universität gibt und im weiteren Verlauf noch deutlicher her- Berufserfahrung haben, ‚Was erzählt denn der?‘. Das ist schwie-
vortreten wird.                                               rig“ (Orga1B2, 182-185).

Einzigartig                                                         Von den befragten Adressat*innen wird zudem befürchtet,
 Das konstatierte hohe fachliche Niveau der Universität dass die gegenseitigen Erwartungen an die zu vermitteln-
 verbindet sich laut Aussagen der Befragten mit ihrer di- den Inhalte nicht korrespondieren. Auf der universitären
 daktischen Kompetenz zu einer besonderen Kombination, Seite steht die kritische Auseinandersetzung mit inhaltli-
 wodurch der Universität ein Alleinstellungsmerkmal zuteil- chen Themen auf einer Metaebene, während auf der Seite der
 wird. So assoziiert ein*e Befragte*r mit Universität „gut qua- Teilnehmenden die Vermittlung von „Handwerkszeug“ und
 lifizierte Lehrkräfte“ und „renommierte Professoren“, die „klarem Wissen“ verlangt wird. „So ganz klares Wissen. Rich-
 ein spezielles „Auswahlverfahren durchlaufen haben“ (Or- tig, falsch. Und das vermute ich jetzt bei einer Uni irgendwie
 ga2B1, 109-112). Ein*e weitere*r Organisationsvertreter*in nicht.“ (Orga2B1, 166-167).
 sieht die Besonderheit der Universität in der ihr eigenen Ver-
 bindung von Forschung und Lehre:                                   Isoliert
                                                                    Weiterhin beschreiben die Adressat*innen eine augenschein-
„Also eine Hochschule, oder eine Universität hat ja im Normalfall   liche Isoliertheit der Universität und ihres Angebotes.
 zwei Aufträge: Das eine ist die Forschung, das andere ist die Leh-
 re. Und das geht Hand in Hand. Und wo läuft es denn besser zu- „Eben dieses Nach-Außen-Transportieren ist für uns neu. Das war
 sammen als dort? Will heißen, die fachliche Kompetenz in Kom- mir überhaupt nicht bewusst, dass sowas überhaupt angeboten
 bination mit Lehre, mit Didaktik, mit Pädagogik – ja natürlich wird. Weil es eben den Anschein macht, oder so das Wissen auch
 dort. Das hat ganz klar einen besonderen Stellenwert.“ (Orga1B1, bei uns war, ja das ist nach innen gerichtet, als Veranstaltung für
 99-103)                                                            die Hochschule“ (Orga1B1, 104-107).

Universitärer Lehre wird demnach eine grundlegend päda-               Es wird implizit davon ausgegangen, dass die Universität ihr
gogisch-didaktische Kompetenz beigemessen, die als Voraus-            Angebot nur an Universitätsangehörige (also v.a. an klassi-
setzung für die Vermittlung von Forschungserkenntnissen               sche Studierende) richtet und nicht darüber hinaus an einen
dient.                                                                größeren (externen) Adressat*innenkreis. Aus Sicht der orga-
                                                                      nisationalen Adressat*innen wirkt sie somit lediglich nach
 Auch von Seiten der Universitätsmitarbeitenden wird dieses           innen, nicht jedoch auf dem offenen Weiterbildungsmarkt.
 Bild der renommierten Institution bestätigt. Die Befragten           So erklärt ein*e andere*r Organisationsvertreter*in:
 haben die Erfahrung gemacht, dass mit Universität unhin-
 terfragt ein hohes Ansehen sowie Wissenschaftlichkeit ver- „Ich hätte tatsächlich gedacht, die Ressourcen der Uni, das sind
 bunden werden (HSB3, 262-265; HSB4, 159-163) und sie haben die Ressourcen der Uni und […] die wollen ihre Studenten fort-
 den Eindruck, „dass eine Zusammenarbeit mit der [Name der bilden. Die haben jetzt nicht noch Zeit was für [Orga3; kunst-/
 Universität] ja auch so ein bisschen Ansehen widerspiegelt“ kulturpädagogischen Einrichtung] zu tun“ (Orga3B1, 149-153).
 (HSB3, 234-235).
                                                                   Diese der Universität und ihren Mitgliedern zugeschriebene
 4.3 Universität als praxisferner Elfenbeinturm                    Isoliertheit verstärkt zugleich die reservierte Haltung, die
 Praxisfern                                                        gegenüber der Universität als Weiterbildungsanbieterin ein-
 Das der Universität zugeschriebene hohe Fachniveau wird von genommen wird.
 den organisationalen Adressaten nicht nur positiv gedeutet,
 sondern auch mit der Gefahr der Überhöhung und fehlender „Es kann schon sein, dass manche denken ‚Das sind wirklich ab-
 Praxisnähe assoziiert. Es werden Bedenken geäußert, dass die gehobene Leute, die da lehren, fernab von allem und in ihrem
 universitäre Wissensvermittlung nicht zu spezialisiert oder Elfenbeinturm‘. Und es gibt ja auch durchaus Lehrende und Pro-
 gar „zu abgehoben“ (Orga3B1, 201-204) sein dürfe. Ebenso fessoren, die sind ein bisschen eintöniger. Sie können fachlich
 könne man von den Lehrenden der Universität nicht erwar- sehr gut sein, aber haben es vielleicht didaktisch nicht so drauf.
 ten, dass sie auch den Transfer vermittelter Inhalte in die Pra- Und ich glaube, da muss schon auch was passieren, dass das
 xis liefern. Stattdessen – so ein*e Befragte*r – sei eine Tandem- wirklich die Leute mitnimmt und auch ein bisschen begeistert“
 Lösung vorstellbar, bei der die*der Lehrende mit einer Person (Orga2B1, 199-205).
 der Organisation zusammenarbeitet, um den Transfer der
„allgemeinen Sachverhalte“ in die Praxis zu leisten (Orga3B1, Bei dieser*m Befragten zeigt sich eine gewisse Ambivalenz
 499-508). Ferner deutet sich in den Äußerungen eine vermu- in den Aussagen, da Lehrende einerseits als renommiert und
 tete Kluft zwischen (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen und gut qualifiziert angesehen werden, deren didaktische Kom-
 berufserfahrenen Kund*innen an:                                   petenzen durch ein besonderes Auswahlverfahren geprüft

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16 · THEMA

wurden. Andererseits können fachliches und didaktisches                Es kann konstatiert werden, dass „Organisationen […] Hoch-
Können auch weit auseinanderliegen.                                    schulen zunächst unabhängig vom Kontext wissenschaftli-
                                                                       cher Weiterbildung [wahrnehmen]“ (Habeck & Denninger,
Die Erfahrungen der Beschäftigten der Universität bestä-               2015, S. 205) und „dass das Image der wissenschaftlichen Wei-
tigen das Bild des Elfenbeinturms. Diese beschreiben, dass             terbildung […] stark vom Image der Universität als Anbieter
Universität von den Adressat*innen immer wieder als „wenig             von grundständiger Lehre abhängt“ (von Hippel, 2008, S. 49).
interaktiv“, „nicht praxisorientiert“, „nicht anwendungsori-           Die Aussagen der organisationalen Adressat*innen zeigen
entiert“, „viel zu theoretisch“ und „viel zu weit weg“ charakte-       auch, dass ihnen – überrascht von einem universitären Wei-
risiert wird (HSB1 222, 223, 249, 396; HSB3, 268).                     terbildungsangebot – Weiterbildung nicht als vierte Kernauf-
                                                                       gabe der Hochschulen bekannt ist.
„Also wir werden immer noch in diesen Elfenbeinturm gesetzt. […]
Da ist noch dieses alte Feindbild irgendwo. […] Von daher ist es       Die Befragten übertragen ihre Bilder von Universität auf die
 einfach schade, dass das immer noch mit so viel (4 Sek.) Wider-       wissenschaftliche Weiterbildung. Auf symbolischer Ebene
 willen ist der falsche Ausdruck, aber mit so viel (4 Sek.) Distanz    sind die hier referierten Bilder, quasi als zwei Seiten einer
 irgendwie wahrgenommen wird und man ist eigentlich gar nicht          Medaille, miteinander verbunden: Zuschreibungen, wie die
 bereit sich mal drauf einzulassen“ (HSB1, 267-277).                   des großen und stets aktuellen Fachwissens können sowohl
                                                                       die Entscheidung für eine Weiterbildungsteilnahme begüns-
                                                                       tigen, als auch ein Gefühl der Distanz erzeugen bzw. ver-
5 Interpretation: Zwischen renommiert und                              stärken. In ähnlicher Weise scheinen die Bilder der renom-
  distanziert – zwei Seiten ein- und derselben                         mierten Institution und des praxisfernen Elfenbeinturms
  Medaille                                                             hemmend auf die organisationalen Adressat*innen und de-
Die Bilder von Universität, die sich in den Äußerungen der             ren Interesse an wissenschaftlicher Weiterbildung zu wirken.
Befragten zeigen, haben auch Auswirkungen auf die Wahr-
nehmung der Universität als Anbieterin wissenschaftli-
cher Weiterbildung. So wird sie als renommierte Instituti-             6 Fazit & Ausblick
on, welche sich durch ein großes und aktuelles Fachwissen             Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die Befragten ihre am-
auszeichnet, betrachtet. Der Universität wird ein generell            bivalenten Bilder von Universität auf die wissenschaftliche
hohes Ansehen zugeschrieben, was in der Konsequenz auch               Weiterbildung übertragen. Dabei können Bilder zugleich
zu einer besonderen Wertschätzung der von ihr verliehe-               teilnahmefördernd (z.B. hohes Ansehen, was zu einer exklu-
nen Zertifikate und Bescheinigungen führt. Die befragten              siven Wertigkeit von Zertifikaten führt), als auch teilnah-
Adressat*innen sprechen ihr diesbezüglich und aufgrund                mehemmend (z.B. hohes Ansehen, was zur Befürchtung der
der ihr eigenen Kombination aus Fach- und Lehrkompetenz               Überforderung und/oder Praxisferne führt) wirken. Zudem
prinzipiell ein Alleinstellungsmerkmal zu. Die Universität            scheint den Adressat*innen die Weiterbildung nicht als
wird jedoch auch als praxisfern und isoliert wahrgenom-               (Kern-)Aufgabe von Universitäten präsent zu sein.
men. Die Adressat*innen zeichnen das Bild einer nach in-
nen gerichteten Institution, die sich zwar mit Fachfragen              Die besondere Herausforderung für Universitäten liegt da-
beschäftige, nicht jedoch mit der Praxis und dem Alltag der            her im Spannungsfeld, einerseits das Bild der Distanziert
organisationalen Adressat*innen. Die Universität wird als              zu überwinden und gleichzeitig die den Hochschulen zuge-
Wissenschaftsgemeinschaft gedacht, die kein Interesse an               schriebenen Attribute, wie das der renommierten Institu-
der Weiterbildung nicht-klassischer Adressat*innen (den                tion mit der besonderen Kombination aus Fachwissen und
sog. non-traditional Students) habe, da sie sich selbst nicht als      Didaktik sowie die Wertigkeit von Hochschulzertifikaten
Weiterbildungsanbieterin verstehe.                                     weiter zu bespielen und sichtbar zu halten. Für die wissen-
                                                                       schaftliche Weiterbildung selbst impliziert gerade der Um-
Ähnliche Befunde konstatieren Habeck und Denninger                     stand, dass sie bisher nicht (eigenständig) wahrgenommen
(2015, S. 209) im Rahmen ihrer Potentialanalyse: Hochschu-             wird, die Möglichkeit, verstärkt selbst zu wirken und ‚neue‘
len werden dort einerseits als angesehene Bildungsträger,              Bilder zu schreiben.
sinnbildlich stehend für Kreativität und Unabhängigkeit so-
wie als „Haus der Wissenschaft“, andererseits jedoch auch als          Im wissenschaftlichen Diskurs lassen sich bisher keine weite-
bürokratisch komplex, schwer zugänglich und praxisfern be-             ren Beiträge ausfindig machen, die den Zusammenhang von
schrieben. Von Hippel (2008) und Wolf (2011) beschreiben das           Bildern über Universität und deren Bedeutung für die wis-
besondere Renommee von Hochschulen und damit verbun-                   senschaftliche Weiterbildung beleuchten. Eine solche Per-
den deren Namen als Qualitätsmerkmal. Kamm, Schmitt,                   spektive, die die wissenschaftliche Weiterbildung in ihrem
Banscherus und Wolter (2016) heben zudem, basierend auf                organisationalen Kontext verortet, scheint insbesondere im
Absolventenbefragungen, die Exklusivität der Titelvergabe              Hinblick auf die Wahrnehmung und Akzeptanz der wissen-
und die Wertigkeit von Hochschulzertifikaten hervor. Wie-              schaftlichen Weiterbildung aufschlussreich. In der hier vor-
derum von Hippel (2008) weist die befürchtete Praxisferne              gestellten Forschung lassen sich trotz der heterogenen Stich-
bzw. Theorielastigkeit als negative Zuschreibung aus.                  probenzusammensetzung (siehe Kap. 3) keine Unterschiede

                                          ZHWB · Zeitschrift Hochschule und Weiterbildung · 2021 (2)
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