Das Magazin des Difu 1/2018
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
1/2018 Das Magazin des Difu Aus dem Inhalt 4 Standpunkt Raus aus dem Kleinklein der Kommunalfinanzierung 11 Forschung & Publikationen OB-Barometer 2018: Digitalisierung, Wohnen und Mobilität wichtiger denn je 20 Neue Projekte Rechtliche Fragen digitaler Transformation 25 Veranstaltungen Fachkräftemangel in der Kommunalverwaltung
Editorial 24 Kooperativ haushalten 24 Transformation realisieren Standpunkt 25 Klima schützen, Werte schaffen 4 Raus aus dem Kleinklein der 25 Synergien nutzen, Wissen vermitteln Kommunalfinanzierung! 26 Innovation anstoßen 26 Fahrradstraßen gestalten Forschung & Publikationen 6 Digitalisierung, Wohnen und Mobilität Veranstaltungen für Kommunen wichtiger denn je 28 Veranstaltungsvorschau 7 Nachhaltigkeit hat hohe Priorität 29 Schulentwicklung auf dem Prüfstand in der Lokalpolitik 30 Umgang mit dem Fachkräftemangel 8 Zuwanderung und Integration von in der Kommunalverwaltung Geflüchteten in Kommunen 31 Kommunen und Forschung erproben 9 Reich und Arm – Ungleichheit neue Wege in Städten 32 Handlungsoptionen für den ÖPNV 10 Clusterpolitik in der kommunalen bei schwacher Nachfrage und regionalen Wirtschaftsförderung 33 Personenbeförderungsgesetz: Neue 12 Nutzen und Auswirkungen der Normen für neue Mobilitätsangebote? Parkraumbewirtschaftung 34 Integrierte Infrastruktur- und Finanz- 13 Lieferkonzepte in Quartieren – planung in Kommunen die letzte Meile nachhaltig gestalten 35 225.000 Euro Preisgeld für neun 14 Auswirkungen des Online-Handels vorbildlich klimaaktive Kommunen auf Innenstädte und Ortszentren 15 Praxisleitfaden „Klimaschutz in Nachrichten & Service Kommunen“ aktualisiert und erweitert 18 Was ist eigentlich … Intermodaler und 16 Klimaschutz im ländlichen Raum: multimodaler Verkehr? Gute Beispiele aus Kommunen 19 Veröffentlichungsüberblick 21 Difu-Service für Zuwender Neue Projekte 22 Impressum 17 Klimaschutz: Förderung hoch, 36 Difu-Intern: Abschied und Neubeginn Treibhausgase runter 37 Difu aktiv 23 integriert und vernetzt 38 Neues im Difu-Inter-/Extranet 23 dialogisch und prozessbegleitend 39 Difu-Mediennachlese
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, „Was nichts kostet, taugt nichts“ – oder doch? Auch diese Frage könnte im Rah- men der „Erwägungen“ zu einem kostenlosen ÖPNV, die die Bundesregierung wohl in einem Schreiben an EU-Umweltkommissar Karmenu Vella in Aussicht gestellt hat, beleuchtet werden. Zwar sind die Intentionen der Bundesregierung in den Tagen nach Bekanntwerden der Briefinhalte nicht unbedingt deutlicher ge- worden, gleichwohl ist zu begrüßen, dass der ÖPNV und seine zentrale Bedeutung Fotos: David Ausserhofer für eine nachhaltige Mobilität in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt worden sind. Deutlich geworden ist aber, dass eine nachhaltige Mobilität nicht mit „Hau-Ruck-Aktionen“ zu erreichen ist, sondern durchdachter Konzepte und für deren Umsetzung eines zeitlichen Vorlaufs bedarf, damit die angestrebte positive Wirkung tatsächlich eintritt. Das betrifft ein breites Themenspektrum, angefangen von der Frage der Finanzierung über die Entwicklung sinnvoller Systemstrukturen bis hin zur Schaffung ausreichender Fahrzeugkapazitäten. Dass „Neue Mobilität“ ein TOP-Zukunftsthema für die Kommunen ist, zeigt auch das aktuelle OB-Barometer 2018 des Difu. Im Vergleich zu den Vorjahren messen die alljährlich befragten Stadtspitzen diesem Thema eine erheblich gewachsene Bedeutung zu (siehe Seite 6). Diese Einschätzung teilt auch das Difu, was sich an seinen umfangreichen For- schungs- und Fortbildungsaktivitäten zu Mobilitätsthemen zeigt –, einige davon finden Sie im aktuellen Heft: Parkraumbewirtschaftung, Lieferkonzepte, Fahrrad- straßen, Personenbeförderungsgesetz oder „ÖPNV bei schwacher Nachfrage“ sind Stichworte hierfür. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und grüßen herzlich Prof. Martin zur Nedden Dr. Busso Grabow Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer Geschäftsführer 3
Standpunkt Berichte 1/2018 Raus aus dem Kleinklein der Kommunalfinanzierung! Transformation braucht Finanzautonomie, und die ist nur durch eine Erhöhung der kommunalen Anteile an den Gemeinschaftssteuern und die kommunalen Finanzausgleichssysteme der Länder zu erreichen. Egal wie die neue Bundesregierung aussehen wird Kommunen auf einem Bestand an Kassenkrediten – ein Thema wird in den kommenden Jahren wie- von rund 50 Mrd. Euro. Das Problem dabei: Die der ganz oben auf der politischen Agenda stehen: Belastungen verteilen sich sehr ungleich auf die die öffentliche Daseinsvorsorge der Kommunen Kommunen in den verschiedenen Bundesländern. und ihre Finanzierung. Schon im Bundestags- Der wahrgenommene Investitionsrückstand, den wahlkampf 2017 kursierten Forderungen nach das Difu jedes Jahr auf Basis von Einschätzun- Einsetzung einer Kommission zur „Wiederherstel- gen der Kommunen errechnet, lag 2016 bei rund lung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“. 126 Mrd. Euro. Nicht umsonst schrumpft der Neben den kommunalen Spitzenverbänden und Bestand des kommunalen Vermögens seit 2002. dem Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Zudem sind die Sozial- und Personalausgaben Städte“ fand sich dieses Thema auch in der Mehr- in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. zahl der Wahlprogramme der Parteien und nun Schon ein paar dieser Kennziffern reichen, um auch im Sondierungspapier für die neue Große ein düsteres Bild der kommunalen Finanz- und Koalition. Um die Problematik tatsächlich politisch Haushaltslage zu zeichnen – nicht selten bemüht breit bearbeiten zu können, wird es jedoch einer im politischen Diskurs. Die Realität ist jedoch integrierten Perspektive bedürfen, die über eine deutlich komplizierter. Denn gegenwärtig ist Betrachtung fiskalischer Missstände hinausgeht. durchaus mehr Geld im System als noch vor einigen Jahren. Neben dem Anstieg der Steuer- Zwar wird dieser Anspruch mit Verweis auf die einnahmen stehen Ländern und Kommunen auch Formel von der „Gleichwertigkeit der Lebens- deutlich mehr Mittel aus diversen Förderpro- verhältnisse“ reklamiert. Der letzte Versuch einer grammen des Bundes zur Verfügung: Neben den Gemeindefinanzreform, die beiden Föderalis- inzwischen vier Investitionsprogrammen „Kinder- musreformen sowie die jüngste Neuordnung der betreuungsfinanzierung“ zum Kita-Ausbau, dem föderalen Finanzbeziehungen verhakelten sich Ganztagsschulprogramm und der Kompensation allerdings stets im Kleinklein fiskalischer Detail- für die Flüchtlingsunterbringung bilden das fragen. Nimmt man dieses Grundgesetz-Postulat Teilhabegesetz, der Kommunalinvestitionsförde- hingegen wirklich ernst, geht es nun nicht mehr rungsfonds und die deutliche Mittelerhöhung für und nicht weniger als die gesellschaftliche Inte- den Städtebau nur einige Beispiele aus der immer grationsfähigkeit von Kommunen und Regionen, länger werdenden Liste an Mischfinanzierungen. die durch die tagtägliche Bereitstellung ihres Und die nächsten Programme warten schon auf öffentlichen Leistungsangebots, ihres Personals die Umsetzung, wie auch im Sondierungspapier und ihrer Infrastrukturen gewährleistet wird. Zwar für die Neuauflage der Großen Koalition vorgese- lassen sich aus diesem Postulat keine unmittel- hen: seien es die „Diesel-Milliarde“ zur Reduktion baren Ansprüche im Verhältnis zwischen Staat der Feinstaubbelastung in den Städten, der „Digi- Fotos: David Ausserhofer und Bürgern bzw. zwischen den föderalen Ebe- talpakt“ zur Ausstattung der Schulen mit digitaler nen ableiten. Allerdings prägt sie wie kaum ein Infrastruktur, ein neues Ganztagsschulprogramm anderes Narrativ den politischen Diskurs in der oder ein neuer Investitionsfonds, gespeist aus Bundesrepublik. Zu Recht. Denn die integrie- Versteigerungserlösen der 5G-Lizenzen. Die Kehr- rende Wirkung der kommunalen Daseinsvorsorge seite dabei: Verwenden die Kommunen Gelder, besitzt einen Eigenwert, der leider oft erst dann die nicht aus eigenen Einnahmequellen stammen, breite Wertschätzung erfährt, wenn wirtschaft- sitzen bei der Verausgabung immer Dritte mit am liche Strukturprobleme negative Dominoeffekte Tisch, die über Zweck, Höhe, Zeitraum und Be- erzeugen und ganze Landstriche in eine Abwärts- dingungen der Mittelverwendung mitentscheiden. spirale versetzen oder bei Wahlen die politischen Statt einer Stärkung der allgemeinen Finanzauto- Dr. Henrik Scheller Ränder erstarken. nomie erfolgt dann – zumindest in den investiven +49 30 39001-295 scheller@difu.de Aufgabenfeldern – immer stärker eine Finanzie- Schon lange ist die Finanzmisere der Kommunen rung nach Programmlage. Dr. Jens Libbe offenkundig – daran ändern auch die Überschüsse +49 30 39001-115 der Jahre 2016 und 2017 nichts. Neben einem Damit wird nicht nur das Prinzip der kommunalen libbe@difu.de Schuldenberg von rund 130 Mrd. Euro sitzen die Selbstverwaltungsautonomie untergraben, das 4
Standpunkt Berichte 1/2018 sich vielleicht noch als verfassungstheoretisches Ziele auf nationaler und internationaler Ebene Abstraktum abtun ließe. Vielmehr kommen viele sowie den auch in den Städten immer spürbarer Städte und Gemeinden angesichts der zuneh- werdenden Klimawandel bestehen für viele dieser menden Zahl an Programmen aus der Mittelbean- Infrastrukturen grundlegende Transformations- tragung und entsprechenden Projektabwicklung notwendigkeiten, die über eine klassische In- nicht mehr heraus. Den zuständigen Fachämtern, standhaltung bei Verschleiß oder den Ersatz nach die in den vergangenen Jahren unter dem Stich- gesetzlicher Abschreibung hinausgehen. Hierzu wort der „Verwaltungsmodernisierung“ einen bedarf es vorausschauender Infrastruktur- und personellen Aderlass zu verkraften hatten, fehlt Finanzplanungen, die mit der Logik der zeitlich es inzwischen nicht selten an qualifizierten Mit- befristeten Projektfinanzierung bestehender Mi- arbeitern, um die existierenden Förderangebote schfinanzierungen nicht kompatibel sind. auch umfassend in Anspruch zu nehmen. Auch tun sich finanzschwächere Kommunen oft deutlich Es ist mithin dieser Dreiklang aus zukunftswei- schwerer mit dem Abruf der bereitgestellten Mit- senden Infrastrukturinvestitionen, qualifizierter tel, da Förderhöchstsätze vorgegeben und durch Personalausstattung und Stärkung der Finanz- einen Eigenanteil kofinanziert werden müssen. autonomie der Kommunen, der zum Gegenstand Zudem sind Förderperioden zeitlich befristet und der Beratungen in einer neuen Gemeinde(finanz)- Planungs- und Folgekosten nicht förderfähig. reform-Kommission gemacht werden sollte. Da- zum Weiterlesen Gut gemeinte Förderprogramme scheinen mithin rüber hinaus sind es aber auch die Städte selbst, KfW-Kommunalpanel 2017 allenfalls bedingt geeignet, um bestehende Dis- die zu einer Weiterentwicklung der strategischen www.difu.de/11243 paritäten im Kommunalvergleich abzubauen. Investitions- und Finanzplanung beitragen müs- sen: Mit einem klima- und demographiegerechten Nachhaltige Finanzplanung Unter dem Gesichtspunkt fiskalischer Nachhaltig- Umbau der kommunalen Infrastrukturen wird im Konzern Stadt Köln, in keit muss die stete Ausweitung von Mischfinanzie- nicht nur der Kapitalstock der Kommunen wieder der gemeindehaushalt www.bit.ly/2E4BF4Q rungsprogrammen ebenfalls hinterfragt werden. stabilisiert, sondern auch ein Beitrag für die Le- Die Mittel von Bund und Ländern reichen oft nicht bensqualität und damit den Zusammenhalt der Kommunale Infrastruktur- über eine Anschubfinanzierung hinaus. Wenn Stadtgesellschaften geleistet. Zudem bedarf es in politik. Zwischen Konsoli- beispielsweise allein die Umrüstung der Busflotte den Kommunen fachübergreifender Diskussionen, dierung und aktiver Gestal- einer einzigen Großstadt mit 200.000 Einwohnern in die – neben Finanzexperten – z.B. gezielt auch tung, Aus Politik und bis zu 30 Mio. Euro kosten kann, wird schnell Stadtplaner, Infrastruktur- und Klimaexperten Zeitgeschichte, 16-17/2017 deutlich, dass für die 78 anderen Städte dieser einbezogen werden. Die Ausgestaltung der Kom- www.bit.ly/2E4Szof Größenklasse insgesamt ein Fördervolumen von munalfinanzierung sollte diesen Anforderungen 2,3 Mrd. Euro vom Bund benötigt würde – die folgen – und nicht umgekehrt. Eine weitere Aus- Ansätze für eine mittleren und kleinen Städte sind dabei noch gar weitung der Mischfinanzierungsprogramme ist generationengerechte nicht berücksichtigt. Und dabei stellt der ÖPNV dafür nicht zielführend. Vielmehr sollte eine sub- Stadt-, Infrastruktur- und Finanzierungsplanung der nur einen Infrastrukturbereich unter anderen dar, stanzielle Stärkung der kommunalen Finanzauto- Kommunen, Sächsischer der von den Kommunen in den kommenden Jah- nomie durch die kommunalen Finanzausgleichs- Rechnungshof (Hrsg.): ren – je nach Bevölkerungsentwicklung – unter- systeme der Länder und durch eine Erhöhung Finanzkontrolle in Sachsen, halten, aus-, um- oder rückgebaut werden muss. der kommunalen Anteile an den Gemeinschafts- www.bit.ly/2GXMxU7 Mit Blick auf die klima- und energiepolitischen steuern erfolgen. 5
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Digitalisierung, Wohnen und Mobilität für Kommunen wichtiger denn je Stadtspitzen nennen bei aktueller Difu-Jahresumfrage „OB-Barometer 2018“ ihre wichtigsten Themen: Neben Integration/Zuwanderung und Kommunalfinanzen gewinnen Digitalisierung und Mobilität zunehmend an Dringlichkeit. aktuelle Difu-Jahresumfrage OB-Barometer 2018 Jährlich stellt das Difu den (Ober-)Bürgermeiste- nehmen diese Themen jetzt und auch künftig mit rinnen und (Ober-)Bürgermeistern großer deut- als größte Herausforderungen für deutsche Kom- scher Städte ab 50.000 Einwohner vier Kernfra- munen insgesamt wahr. gen, damit Veränderungen in den Kommunen frühzeitig erkannt und darauf reagiert werden Daher verwundert es auch nicht, dass die Städte kann. Gefragt wird nach den aktuell wichtigsten sowohl für die aktuell brennenden Themen als Aufgaben in der eigenen Stadt, den aktuellen He- auch mit Blick auf die zukünftigen Handlungsfel- rausforderungen für Kommunen insgesamt, nach der Unterstützung durch EU, Bund und Länder Themen, die in den nächsten fünf Jahren für die fordern. Vorrangig geht es ihnen darum, die kom- Kommunen an Bedeutung gewinnen werden und munale Finanzlage zu verbessern und Hilfen zur nach Bereichen, in denen sich die Rahmenbedin- Bewältigung der Integration von Flüchtlingen zu gungen für Kommunen ändern müssen. Die im erlangen. Deutlich größerer Unterstützungsbedarf Zusammenhang mit der Zuwanderung stehenden als noch in den Vorjahren wird außerdem bei der Aufgaben beschäftigen die Stadtspitzen größerer Verkehrspolitik, beim Aus- und Umbau der Infra- deutscher Städte auch in diesem Jahr nach wie struktur, bei der Bildungspolitik und im Bereich vor sehr stark und werden sie weiterhin beschäf- Städtebau und Wohnen gesehen. tigen. Dieses Befragungsergebnis zieht sich wie ein roter Faden durch alle Antworten des OB-Ba- Die repräsentative Befragung wird vom Deutschen rometers, auch wenn das Thema seine deutliche Städtetag und vom Deutschen Städte- und Vorrangstellung im Vergleich zu Vorgängerumfra- Gemeindebund unterstützt. Die detaillierten Ergeb- gen verloren hat. Inzwischen ist es eine ebenso nisse und Grafiken des OB-Barometers 2018 dringliche Aufgabe bezahlbaren Wohnraum zu sowie die der Vorjahresauswertungen stehen schaffen – vor allem für Städte aus dem Norden ausführlich auf der Difu-Website bereit. www.difu.de/9888 und Süden Deutschlands sowie für Großstädte. Trotz insgesamt verbesserter öffentlicher Finanz- lage bleiben außerdem für viele Städte Haushalts- konsolidierung sowie der Aus- und Umbau der Dr. Busso Grabow Infrastruktur eine große Herausforderung. Deutli- +49 30 39001-248 grabow@difu.de che Trendverschiebungen zeigen sich auch hin zu den Themen Verkehr und neue Mobilitätsformen Dipl.-Soz. Detlef Landua sowie „Smart City“. So gewinnen Mobilität und +49 30 39001-196 Digitalisierung aus Sicht der eigenen Stadt deut- dlandua@difu.de lich an Bedeutung. Die befragten Stadtspitzen 6
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Nachhaltigkeit hat hohe Priorität in der Lokalpolitik Wie ist eigentlich der Stand der nachhaltigen Entwicklung aus Sicht der Kommunalpolitik? Dieser Frage ging das Difu im Auftrag der Bertelsmann Stiftung im „Monitor Nachhaltige Kommune“ nach. Befragungsergebnisse und Projektbericht stehen zum Download bereit. Der Monitor Nachhaltige Kommune hat das Ziel, häufiger diskutiert und als insgesamt wichtiger Kommunen dabei zu unterstützen, ein systema- eingeschätzt als in den Räten insgesamt. tisches und wirkungsorientiertes Nachhaltig- • Der Bekanntheitsgrad von übergreifenden keitsmanagement vor Ort umzusetzen. In einer Nachhaltigkeitsstrategien (Agenda 2030 der Pilotphase wurde von 2015-2016 ein erster In- Vereinten Nationen, Deutsche Nachhaltigkeits- dikatorenkatalog zur Messung der nachhaltigen strategie) ist unter Kommunalpolitikern aus Entwicklung auf kommunaler Ebene erstellt. größeren Städten höher, aber insgesamt aus- Dieser wird zurzeit mit dem Schwerpunkt SDG- baufähig. Globale Verantwortung als ein wich- Indikatoren für ein Monitoring der Umsetzung tiger Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung der Agenda 2030 auf kommunaler Ebene vom ist in den deutschen Kommunalräten ebenfalls Difu gemeinsam mit folgenden Partnern weiter- noch kaum angekommen. entwickelt: Kommunale Spitzenverbände, Bundes- • Im Hinblick auf die Rollen, die die Kommunal- institut für Bau-, Stadt- und Raumforschung politik im lokalen Transformationsprozess (BBSR), Servicestelle Kommunen in der Einen einnehmen kann, sehen es die meisten Frak- Welt (SKEW) und Bertelsmann Stiftung. Der tionsvorsitzenden vor allem als ihre Aufgabe derzeitige Arbeitsstand wurde im Bericht Monitor an, Nachhaltigkeitskriterien bei Ratsbeschlüs- Nachhaltige Kommune 2017 veröffentlicht. sen zu berücksichtigen. Die Erarbeitung strategischer Leitlinien zur nachhaltigen Ent- wicklung wird vorrangig als eine gemeinsame Aufgabe von Kommunalpolitik, -verwaltung und weiteren Interessensgruppen verstanden. Für die Schwerpunktsetzung auf bestimmte Themen und Handlungsfelder nachhaltiger Entwicklung in den einzelnen Fraktionen gilt, dass sie sich in Abhängigkeit von Kommunal- typ und Kommunalgröße, der regionalen Lage und der Parteizugehörigkeit stark unterschei- den. Insgesamt sind jedoch Bildung, Mobilität und Wohnen die Top-Themen in den Fraktio- nen, während Sicherheit, Armut und Eine- Welt-Engagement kaum als wichtige Hand- Ein wichtiges Element des aktuellen Monitors lungsfelder nachhaltiger Entwicklung einge- sind Befragungen zum Stand der nachhaltigen ordnet werden. Entwicklung in deutschen Kommunen aus Sicht • Die Nutzung von Instrumenten eines systema- unterschiedlicher Akteursgruppen. Diesmal tischen Nachhaltigkeitsmanagements in der lag der Fokus beim Thema Kommunalpolitik. Kommune ist bei einer deutlichen Mehrheit der So befragte das Difu im Herbst 2017 online die befragten Kommunalpolitiker noch kein Thema Fraktionsvorsitzenden der Stadt- und Gemein- – allerdings bewerten diejenigen, deren Kom- deräte aller Städte und Gemeinden mit mehr mune solche Instrumente bereits eingeführt www.difu.de/11744 als 5000 Einwohnern sowie der Kreistage aller hat, diese mehrheitlich als hilfreich für ihre www.bit.ly/2mkeeO8 (Land-)Kreise. Die Kernergebnisse von insgesamt Ratsarbeit. 937 Befragten in Kürze zeigen: • In der Digitalisierung sehen rund zwei Drittel der Befragten eine Chance für die kommunale • Nachhaltige Entwicklung nennen die Räte von nachhaltige Entwicklung – was insbesondere Dr. Busso Grabow rund zwei Dritteln der befragten Kommunen auf die Digitalisierung von Verwaltung und +49 30 39001-248 grabow@difu.de als wichtiges Thema – das gilt für Kommunen Ratsarbeit zutrifft, aber auch auf andere Hand- aus ost- und westdeutschen Bundesländern, lungsfelder wie Arbeit und Beschäftigung, Dipl.-Soz. Detlef Landua für verschieden große Städte und Gemeinden Wirtschaftsstruktur, Mobilität und Bildung. +49 30 39001-196 und für Kreise gleichermaßen. In den einzelnen dlandua@difu.de Fraktionen wird das Thema vergleichsweise 7
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Zuwanderung und Integration von Geflüchteten in Kommunen Neue Difu-Veröffentlichung zeigt Integrationsherausforderungen und Lösungswege der Kommunen. Neben aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen werden auch Praxiserfahrungen vorgestellt. Die Zuwanderung nach Deutschland vollzog sich werden behandelt: Welche baurechtlichen Mög- in den vergangenen Jahrzehnten in Zyklen. Einen lichkeiten bestehen für eine schnelle Schaffung neuen Höhepunkt erreichte sie 2015/2016, als vor von Unterbringungsmöglichkeiten? Kommt es im allem Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen Zuge der Zuwanderung und Integration zu einer Osten Schutz und Asyl in der Bundesrepublik Renaissance der sozialen Wohnungspolitik? Wel- suchten. Ging es in der Anfangsphase vor allem che Rolle fällt der Wohnungswirtschaft zu? Welche um die Verteilung, Unterbringung und humanitäre Potenziale des Quartiersmodells „Soziale Stadt“ Erstversorgung der Geflüchteten, müssen inzwi- können genutzt werden? Ergänzt werden diese schen die deutlich anspruchsvolleren Anforderun- Beiträge durch einen Praxisbericht über Wege und gen der Integration bewältigt werden. Probleme der Wohnungsmarktintegration und Überlegungen zum Thema Zuwanderung und Die neue Veröffentlichung widmet sich zunächst Sicherheit in den Quartieren. Fragen der kommunalen Steuerung und Kom- munikation: Neben einer Übersicht der Kompe- Eine besondere Herausforderung stellt die Zu- tenzverteilung in der bundesdeutschen Flücht- wanderung für die regionale Entwicklung und die lingspolitik zählen dazu Einschätzungen aus Sicht ländlichen Räume dar. Im letzten Kapitel geht es der kommunalen Spitzenverbände zu institutio- daher um die unterschiedlichen Rahmenbedin- nellen Veränderungen und fiskalischen Fragen. gungen in städtischen und ländlichen Räumen Erfahrungsberichte zur Ankunft, Registrierung, und Potenziale und Voraussetzungen, die ländli- Antragstellung, der interkulturellen Öffnung von che Regionen für die Aufnahme und Integration Behörden sowie der Weiterentwicklung von Ver- von Flüchtlingen bieten. In diesem Kontext werden waltungsstrukturen im Zuge der Zuwanderung erste Erfahrungen mit der neuen Wohnsitzrege- verdeutlichen das Spektrum der kommunalen lung erläutert. Herausforderungen. Um den langen Weg vom An- kommen zum Bleiben geht es in einem weiteren Der Band zeigt, dass Integration ein beständiger www.difu.de/11667 Kapitel – mit Beiträgen zum Zusammenspiel zwi- politischer Selbstreflexionsprozess ist, in dem schen Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft, – unter aktiver Einbeziehung der „Aufnehmen- zu konkreten Aktivitäten von Willkommensinitia- den“ als auch der „Zugewanderten“ – immer Dipl.-Soz. tiven, Gastfamilien und Migrantenorganisationen wieder über das bestehende rechtliche, admi- Gudrun Kirchhoff bis hin zu Fragen der beruflichen Perspektiven nistrative und fiskalische Instrumentarium nach- +49 30 39001-192 Geflüchteter. Auch Fragen der Wohnraumversor- gedacht werden muss, um ggf. Anpassungen kirchhoff@difu.de gung sowie der Stadt- und Quartiersentwicklung vorzunehmen. 8
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Reich und Arm – Ungleichheit in Städten Die „Ungleichheit in Städten“ ist eine zentrale Thematik der neueren Stadtforschung. Diesem Thema widmen sich die Autoren in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Moderne Stadtgeschichte“ – MSG. Mit dem Themenschwerpunkt „Reich und Arm – Birke zeigt mittels einer retrospektiven Einord- Ungleichheit in Städten“ greift das aktuelle Heft nung des Buches indirekt auch den rasanten der „Modernen Stadtgeschichte“ eine Kernfrage Wechsel der Themen und Paradigmen im Feld der neueren Stadtforschung auf. Die Heraus- von Analysen zu sozialen Ungleichheiten in geber Alex Schildt (Hamburg) und Clemens Städten auf. Zimmermann (Saarbrücken) akzentuieren in ihrer Einleitung einige zuletzt von der Forschung In der freien Rubrik „Forum“ rekonstruiert verstärkt beachtete Aspekte, wie die Frage un- Takahito Mori (Tokyo) die Einführung der Arbeits- terschiedlicher Chancen von Stadtbewohnern losenfürsorge in Hamburg während des Ersten als Katalysator und Indikator für sozialräumliche Weltkriegs unter besonderer Berücksichtigung Ungleichheiten, oder die Zusammenhänge zwi- privater Initiativen, die er als Wegbereiter der schen der Schrumpfung von Städten und sozialer kommunalen Sozialpolitik der 1920er-Jahre iden- Benachteiligung. In den Einzelbeiträgen unter- tifiziert. Michael Kriest (München) zeichnet die sucht Anne Kurr (Hamburg) die soziale Funktion Auswirkungen des nationalsozialistischen Auto- von „guten Adressen“ in reichen Stadtvierteln von bahnbaus auf die Stadtplanung in verschiedenen Paris und Hamburg von den 1950er- bis zu den deutschen Städten nach. 1980er-Jahren und Lu Seegers (Hamburg) ana- lysiert die stadtgesellschaftliche Wahrnehmung von Clubs der Hamburger Wirtschaftselite als exklusive Orte. David Templin (Hamburg) verfolgt die Karriere des aktuell viel benutzten Begriffs der „Gentrification“ als Deutungsmuster in stadtbezogenen Debatten und in der Stadtforschung seit den 1960er-Jah- ren in Großbritannien, den USA und Deutschland. Dieter Schott (Darmstadt) hebt in seinem Beitrag zu „Infrastrukturnetzen und soziale(r) Ungleicheit“ die anfänglich im späten 19. Jahrhundert sozial stark selektive Einführung moderner Stadttech- niken hervor, die in der Folgezeit jedoch schritt- Im Berichtsteil, der wie immer über zurücklie- weise praktisch allen Stadtbewohnern zugäng- gende Tagungen im Feld der Stadtgeschichte lich wurden. Einer jüngeren Periode starker po- informiert, berichtet Ana Kladnik über eine Kon- litischer Polarisierung widmet sich der Aufsatz ferenz, die sich in Potsdam unter dem Titel „How von Christian Jansen (Trier), der die Hinwendung Long are New Towns New?“ mit der Historisie- der Neuen Linken im Italien der 1970er-Jahre zu rung Neuer Städte befasste. Weitere Konferenz- Fragen städtischer Lebensqualität als Feld re- berichte gelten einer in Barcelona und Marburg volutionärer Mobilisierung beschreibt. Katharina abgehaltenen Doppeltagung über „Emerging Wohlgemuth (Saarbrücken) vertieft die in der Cities in Europe’s South and East“ und der unter Einleitung von Schildt/Zimmermann aufgewor- dem Titel „Licht, Luft, Feuer und Wasser in der fene Frage nach dem Zusammenhang von sozia- Geschichte und Gegenwart der Stadtentwick- ler Ungleichheit und Schrumpfung von Städten lung“ in Berlin veranstalteten Nachwuchstagung www.difu.de/11668 und ihren kulturpolitischen Strategien – anhand der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbani- eines Städtevergleichs der westdeutschen Stadt sierungsforschung (GSU). Eine Vorschau auf zahl- Salzgitter mit der ostdeutschen Stadt Dessau. reiche kommende stadthistorische Konferenzen Prof. Dr. Und schließlich beschäftigt sich Peter Birke mit Hinweisen zu Websites und Deadlines rundet Christoph Bernhardt (Göttingen) in seiner Leitrezension mit dem in- das Heft ab. +49 3362 793-142 zwischen bereits zum Zeitdokument gewordenen christoph.bernhardt@ Standardwerk von Hartmut Häußermann/Dieter leibniz-irs.de Läpple/Walter Siebel: Stadtpolitik von 2008. 9
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Clusterpolitik in der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung Ende oder Neustart? Eine aktuelle Difu-Studie, an der die Städte München, Bremen, Chemnitz, Düsseldorf, Mannheim und die Region Hannover beteiligt waren, widmet sich dem Stand und den Entwicklungsperspektiven der Clusterpolitik in Kommunen. Die Förderung von Potenzialen der räumlichen Befragung. In die Forschungsarbeit waren Wirt- Konzentration von Unternehmen, spezialisierten schaftsförderungsstellen der deutschen Groß- Anbietern, Dienstleistern, wissenschaftlichen städte einbezogen, es wurden Interviews mit Einrichtungen und Institutionen desselben Wirt- Clustermanagern und kommunalen Wirtschafts- schaftsbereichs spielt in der kommunalen und förderern geführt sowie Workshops veranstaltet, regionalen Wirtschaftsförderung seit über zwei in denen sich Praktiker über ihre Erfahrungen Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Sie wird auch in der kommunalen Clusterpolitik austauschen unter dem Stichwort Clusterpolitik diskutiert. konnten. Die Ergebnisse dieser Studie wurden Mehr als drei Viertel der deutschen Großstädte unter dem Titel „Ende oder Neustart – Perspekti- sind aktiv in der Clusterpolitik. Fast ein Viertel ven der Clusterpolitik“ in der Reihe Difu-Impulse zählt das Engagement in der Clusterpolitik zu veröffentlicht. den drei wichtigsten Aufgabenbereichen der Wirtschaftsförderung. Die wachsende Bedeutung von Querschnitts- themen und die Ausgestaltung von Förderpro- Ziel der kommunalen Clusterpolitik ist es, re- grammen auf EU- und Bundesebene führen dazu, gionale Stärken noch weiter herauszuarbeiten, dass sich Cluster immer mehr über Branchen- um von den zu erwarteten Wettbewerbsvortei- grenzen hinweg orientieren. Besonders bei der len zu profitieren und sich in der globalen Wirt- Initiierung branchenübergreifender Kooperationen schaft zu behaupten. Clusterpolitik ist dabei kein könnte den kommunalen Wirtschaftsförderungen in sich geschlossenes Politikfeld, sondern eine in Zukunft eine zunehmende Bedeutung als Kon- Kombination aus regional-, industrie- und for- taktvermittler und Impulsgeber zukommen. schungspolitischen Maßnahmen, das sich stetig weiterentwickelt. Auch Cluster – und damit die Ausgestaltung der Clusterförderung – sind von den Auswirkungen Parallel und ergänzend zu den clusterpolitischen der Digitalisierung betroffen. Die Digitalisierung Maßnahmen der Kommunen haben EU, Bund und bietet dabei einerseits die Möglichkeit einer effi- Länder eigene clusterpolitische Strategien und zienteren Vernetzung von Produktionseinheiten Programme aufgelegt. Aktuelle Beispiele hierfür und -schritten, was die Beziehungen innerhalb sind der Spitzenclusterwettbewerb des Bundes eines Clusters weiter festigen kann. Andererseits oder die Initiierung und Unterstützung von landes- könnte mit einer fortschreitenden Digitalisierung weiten Clusterinitiativen in den Bundesländern. auch die Bedeutung räumlicher Nähe von wirt- Kommunale Clusterpolitik findet daher heute vor schaftlichen Akteuren abnehmen. Welcher dieser verschiedenen Programm- und Förderkulissen beiden Effekte letztendlich überwiegt, bleibt übergeordneter Ebenen statt, was zu unterschied- abzuwarten. lichsten Akteurskonstellationen mit den damit verbundenen Chancen, aber auch Schwierigkeiten Kaum ein anderes theoretisches Konzept der führt. Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschafts- geografie hat in der Vergangenheit in ähnlichem Zusammen mit dem Deutschen Städtetag und Maße Einzug in die Wirtschaftsförderungspraxis www.difu.de/10407 der Landeshauptstadt München initiierte das gehalten. Clusterpolitik ist derzeit dabei, sich auf www.difu.de/publikationen Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) die „Ge- allen Ebenen, auch auf der kommunalen Ebene, meinschaftsstudie der deutschen Städte zur zu verändern. Die neue Veröffentlichung gibt Clusterpolitik“. An der Studie beteiligten sich einen Eindruck davon, wie diese Veränderungen neben München die Freie Hansestadt Bremen, und Entwicklungen aussehen könnten, formuliert Dr. Dirk Assmann Chemnitz, die Landeshauptstadt Düsseldorf, Handlungsempfehlungen für die kommunale Wirt- +49 30 39001-200 assmann@difu.de Leipzig, Mannheim und die Region Hannover. schaftsförderung und benennt offene Fragen. Dr. Holger Floeting Die Studie gibt Einblicke in den aktuellen + 49 30 39001-221 Forschungsstand der Clusterpolitik und zeigt floeting@difu.de Ergebnisse einer bundesweiten schriftlichen 10
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Nutzen und Auswirkungen der Parkraumbewirtschaftung Wachsende Einwohner- und Pendlerzahlen und ein ungebremster Anstieg an Kfz- Neuzulassungen bescheren vielen Städten ein Parkproblem. Wohin mit immer mehr Autos? Was kann Parkraumbewirtschaftung bewirken? Foto: Green City e.V., Stefan Rumpf Private Autos werden im Durchschnitt nur eine Dies sind einige Ergebnisse aus der vom Ver- Stunde pro Tag benutzt und stehen die meiste Zeit kehrsministerium Baden-Württemberg beauf- herum und blockieren Straßenraum. Insbeson- tragten und finanzierten Studie „Parkraumbewirt- dere in den Innenstädten, in denen Parkraum ein schaftung – Nutzen und Effekte“. Eine in diesem knappes Gut ist, kommt es häufig zu Konflikten. Zusammenhang erstellte Broschüre soll lokale Die Parkraumbewirtschaftung hat sich zuneh- Akteure – insbesondere aus Verwaltung und Kom- mend als verkehrspolitische Maßnahme bewährt, munalpolitik – dabei unterstützen, Parkraumbe- stößt jedoch vielerorts immer noch auf erhebliche wirtschaftung umzusetzen. Die Publikation liefert Widerstände. Mit Blick auf die notwendige Ver- das nötige Wissen und überzeugende Argumente. kehrswende gilt es, die vielen Vorteile – für Kom- Sie kann dazu beitragen, öffentliche Debatten munen und für Bürger – des Parkraummanage- über das Thema sachlicher zu führen. Denn oft ments zu verdeutlichen: ist es eine emotionale Einschätzung von Bürger- schaft, Einzelhandel oder Medien, die Entschei- • Parkraummanagement setzt keine hohen dungsträger hindert, eine nachhaltige Stadtver- Investitionen voraus und lässt sich in relativ kehrspolitik zu unterstützen. kurzer Zeit umsetzen. • Die Lärm- und Luftschadstoffbelastung redu- ziert sich, Parksuchverkehr wird vermieden. • Eine flächenhafte Parkraumbewirtschaftung schafft Platz, verbessert die Verkehrssicherheit und erhöht die Aufenthaltsqualität. www.difu.de/11582 • Autofahrer werden motiviert, zu Fuß zu gehen, Fahrrad zu fahren oder Busse und Bahnen zu nutzen. Dipl.-Geogr. Uta Bauer • Die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaf- +49 30 39001-151 tung können im Idealfall zur Finanzierung von bauer@difu.de Geh- oder Radwegen genutzt werden. 12
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Lieferkonzepte in Quartieren – die letzte Meile nachhaltig gestalten Der wachsende Wirtschaftsverkehr, besonders der Liefer- und Dienstleistungsverkehr, führt zu einer erheblichen Belastung des Straßennetzes. Neue Veröffentlichung zu Lösungskonzepten für Probleme im Lieferverkehr in dicht bebauten Stadtquartieren. Foto: Martina Hertel Innerstädtische Zustellung per Lastenrad Stadtbewohner beauftragen durchschnittlich gestiegene Lieferverkehr belastet Innenstädte 0,1 Lieferungen pro Tag – mit zunehmender Ten- und Wohnquartiere, in denen sich die meisten denz. Ein Drittel des städtischen Verkehrs ist Wirt- Ziele des Wirtschaftsverkehrs befinden, erheblich. schaftsverkehr, d.h. Güterverkehr sowie Dienst- Meist wird in den Spitzenzeiten in die Quartiere leistungs- und Geschäftsfahrten. Aktuelle Trends ausgeliefert. Dazu kommen andere Fahrten im der Arbeitsteilung, des Online-Handels und Wirtschaftsverkehr wie Müllentsorgung, Straßen- Kundenansprüche wie schnelle Lieferzeiten oder reinigung, Speditionslieferungen, Pflegedienste, kleinere Zeitfenster führen zu kleineren Sendungs- Handwerkerfahrten usw. So entsteht besonders größen sowie Sendungs- und Fahrtenzuwachs. morgens viel Wirtschaftsverkehr, was in eng- bebauten Quartieren mit einer hohen Dichte an So wird vor allem der Liefer- und Dienstleistungs- Lieferzielen, bei viel privatem Personen- und öf- verkehr verstärkt. Der Kunde wird „Regisseur fentlichen Verkehr, zu erheblichen Belastungen seiner Sendung“ und erhöht so die Ansprüche der meist engen Straßen führt. Die Reduktion an die logistische Leistungserstellung. Auch das dieses Verkehrs bzw. die Auslieferung mit ande- „Internet der Dinge“ kann verkehrserzeugend ren Verkehrsmitteln sind wichtige Lösungswege. wirken, z.B. aufgrund der Ausweitung von Be- Diverse Studien zeigen, dass in Innenstädten ein schaffungsmärkten. Durch flexible Arbeitsmuster großer Teil der Sendungen mit alternativen Liefer- steigt zudem der Personenwirtschaftsverkehr. konzepten zugestellt werden könnte. Mittlerweile verursachen Personenwirtschafts- und Dienstleistungsverkehr einen Fahrtenanteil Die Publikation stellt den Status quo im städti- von mehr als 50 Prozent des Wirtschaftsverkehrs. schen Lieferverkehr dar, beschreibt Potenziale www.difu.de/publikationen/ Disperses Verkehrsaufkommen und komplexe des nichtmotorisierten Lieferverkehrs und stellt difu-impulse Tourenbildungen (nicht selten haben Touren 140 Praxisbeispiele vor. Das hochaktuelle Thema ent- bis 150 Zustellungen) tragen zur Ausdifferenzie- wickelt sich sehr dynamisch, zahlreiche Pilotpro- rung im Verkehr bei und erschweren die Planung jekte wurden in den letzten Jahren umgesetzt. des Wirtschaftsverkehrs. Ausgewählte Ergebnisse informieren Kommunen Dr.-Ing. Wulf-Holger Arndt über die neusten Entwicklungen im innerstädti- +49 30 39001-252 Diese Trends haben verschiedene Wirkungen schen Lieferverkehr. arndt@difu.de auf den Wirtschaftsverkehr. Vor allem der stark 13
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Auswirkungen des Online-Handels auf Innenstädte und Ortszentren Studie zu Online-Handel: Handel sowie Kommunen müssen auf aktuelle Entwicklungen reagieren, wenn es weiterhin attraktive Städte geben soll, die zum Einkaufen und Verweilen einladen. Wachstum findet im Einzelhandel künftig fast nur noch online statt. Stadt und Handel sind seit jeher von vielfältigen wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt. Und seit mehr als 15 Jahren wird über die Auswir- kungen des Online-Handels auf Stadt, Stadtbild und Stadtfunktion diskutiert: Verschwinden die Läden aus den Zentren, weil die Menschen immer mehr im Internet bestellen? Es wird zunehmend deutlich, dass der Trend zum Online-Einkauf eine starke und wachsende Dynamik entfaltet. Aber der Online-Handel ist nicht unbedingt der Auslöser für die Probleme des stationären Handels – dazu haben beispielsweise auch überdimensionierte Flächenausweisungen der vergangenen Jahr- zehnte, insbesondere an nicht-integrierten Stand- attraktive Städte geben soll, die zum Einkaufen orten, beigetragen. Weitere Einflussfaktoren sind und Verweilen einladen. Dies sind einige der unter anderem der demografische Wandel, sich Ergebnisse der im Rahmen des Experimentellen verändernde Werte oder die Dynamiken des Im- Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) geförder- mobilienmarktes. Der Online-Handel verstärkt ten Studie. Das Deutsche Institut für Urbanistik diese Entwicklungen jedoch weiter. (Difu) untersuchte dabei gemeinsam mit den Part- nern BBE Handelsberatung und elaboratum aus Nach den Daten des Handelsverbands Deutsch- München mögliche räumliche Auswirkungen des land (HDE) wird der Gesamtumsatz des Jahres Online-Handels auf Innenstädte, Stadtteil- und 2017 im Online-Handel bei 48,4 Mrd. Euro liegen Ortszentren sowie Handlungsmöglichkeiten von und damit erneut ein Plus von etwa zehn Prozent Kommunen, Handel, aber auch von Akteuren aus gegenüber dem Vorjahr erzielen. In einigen Berei- der Immobilienwirtschaft. chen hat die Wachstumsdynamik zwar nachgelas- sen, zum Beispiel bei der Unterhaltungselektronik Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministe- und bei Büchern, in anderen Warengruppen riums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor- beginnt das Wachstum jedoch gerade erst, etwa sicherheit (BMUB), des Bundesamts für Bau- beim Heimwerkerbedarf oder bei Autozubehör. wesen und Raumordnung (BBSR) und des HDE Je nach Branche sieht die Zukunft des Online- durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie sind als Handels daher sehr unterschiedlich aus, fest steht BBSR-Online-Publikation veröffentlicht. Zudem dabei aber, dass das Wachstum im Einzelhandel liegt eine Kurzfassung der Ergebnisse als fast ausschließlich online stattfindet. Difu-Paper vor. Aber auch über die Entwicklung der Innenstädte lassen sich keine allgemeinen Aussagen machen. www.difu.de/11255 Zu verschieden sind die individuellen Vorausset- www.difu.de/11596 zungen einer Stadt durch ihr regionales Umfeld, ihr touristisches Potenzial oder die Akteure inner- halb der Stadt. Solche spezifischen Ausgangs- lagen können dazu beitragen, dass der Einzel- Dr. Beate handel das Zentrum einer Großstadt verlässt oder Hollbach-Grömig dass eine Mittelstadt ein vitaler Handelsstandort +49 30 39001-293 bleibt. Mehrheitlich werden jedoch jene Groß- hollbach-groemig@difu.de städte, die das vielfältigste und differenzierteste Handelsangebot aufweisen, auch zukünftig feste Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden Anker der Handelslandschaft sein. Handel sowie +49 30 39001-214 Städte und Gemeinden müssen daher auf aktu- zurnedden@difu.de elle Entwicklungen reagieren, wenn es weiterhin 14
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Praxisleitfaden „Klimaschutz in Kommunen“ aktualisiert und erweitert Dass Klimaschutz nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance für positive Veränderung gesehen werden kann, zeigt der bewährte Leitfaden anhand neuer Praxisbeispiele aus weiteren Handlungsfeldern. Foto: Unsplash, Max Boettinger Deutschlandweit gehen Kommunen im Klima- Den individuellen Bedürfnissen und Kapazitäten schutz mit guten Beispielen voran, diskutieren der Kommunen entsprechend, werden verschie- Klimaschutzziele, gehen Selbstverpflichtungen zur dene Herangehensweisen thematisiert. Zahlreiche Minderung ihrer Treibhausgasemissionen ein aktuelle Praxisbeispiele sollen darüber hinaus und erstellen Klimaschutzkonzepte. zur Nachahmung oder zu eigenen Aktivitäten anregen. Längst wird Klimaschutz nicht mehr nur als Her- ausforderung, sondern auch als Chance begriffen. Der Praxisleitfaden wurde 2016 bis 2017 im Auf- Kommunen, die beim Klimaschutz durchdacht trag des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- und konsequent vorgehen, können dauerhaft schutz, Bau und Reaktorsicherheit unter Feder- Energiekosten senken, den Finanzhaushalt entlas- führung des Service- und Kompetenzzentrums: ten, wertvolle Beiträge zur regionalen Wertschöp- Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) beim Deut- fung leisten und die Lebensqualität ihrer Bürger schen Institut für Urbanistik (Difu) in Kooperation erhöhen. Die kommunalen Handlungsmöglich- mit dem Institut für Energie- und Umweltfor- keiten sind dabei vielfältig: Neben Planungs- und schung (ifeu) und dem Klima-Bündnis inhaltlich Ordnungsaufgaben sind langfristige Strategien im und strukturell überarbeitet und um aktuelle Sinne des Klimaschutzes und einer nachhaltigen Schwerpunkte und Handlungsfelder ergänzt. Daseinsvorsorge erforderlich. Gleichzeitig stehen die kommunalen Klimaschutzaktivitäten stets in Neben der Printversion steht der Leitfaden in einer einem ökonomischen und sozialen Kontext. barrierefreien Version im Internet zum Download zur Verfügung. Der Praxisleitfaden „Klimaschutz in Kommunen“ unterstützt Kommunen bei einem strukturierten www.bit.ly/2Fzev8y Vorgehen im Klimaschutz und dient als Arbeits- hilfe für die Initiierung und Durchführung von Kli- maschutzaktivitäten. Der Praxisleitfaden bietet M. Sc. Greta Link Grundlagenwissen sowie eine Vielzahl von sinnvol- +49 30 39001-170 len Handlungsmöglichkeiten in unterschiedlichen skkk@klimaschutz.de Teilbereichen des kommunalen Klimaschutzes. 15
Forschung & Publikationen Berichte 1/2018 Klimaschutz im ländlichen Raum: Gute Beispiele aus Kommunen Difu veröffentlicht Ideen und Impulse zum Klimaschutz für Kommunen in ländlichen Gebieten. Die Beiträge aus Kommunalpraxis und Forschung greifen viele für den Klimaschutz wichtige Themenbereiche auf. Die Voraussetzungen zur Umsetzung von Klima- sowie Forschungseinrichtungen in ausführlichen schutzmaßnahmen unterscheiden sich in länd- Artikeln und prägnanten Exkursen ihre Ideen, lichen Räumen häufig von denen in Ballungs- dem Wandel des Klimas entgegenzuwirken und zentren und Großstädten. Dennoch sind die gleichzeitig Entwicklungsprozesse in ländlichen Möglichkeiten, aktiv Klimaschutz zu betreiben, Gebieten anzustoßen oder effektiv voranzutreiben. im ländlichen Raum ebenso vielfältig wie in urba- Dazu wurden Gemeinden und Regionen mit unter- nen Gebieten. Denn sicher ist: Eine Erreichung schiedlichen Voraussetzungen und Schwerpunk- der bundesweiten Klimaschutzziele ist nur mög- ten ausgewählt: In Willebadessen setzt man stark lich, wenn Klimaschutz flächendeckend – sprich auf Bioenergie-Erzeugung, in den Gemeinden in den Ballungsgebieten und auf dem Land – Mettingen und Jesberg treibt man klimafreundli- erfolgreich betrieben wird. che Mobilitätskonzepte voran, die Marktgemeinde Glonn nutzt gute Beispiele für den Einsatz erneu- Ländliche Regionen stehen vor großen Zukunfts- erbarer Energien vor Ort für die Bildungsarbeit aufgaben: Zentrale Themen, wie der Klimawandel, und im Landkreis Oldenburg nimmt man Klima- die demographische Entwicklung, die fortschrei- schutz in der Landwirtschaft in den Fokus. Diese tende Globalisierung oder die Sicherung der und weitere gute Beispiele sowie Impulse aus der Daseinsvorsorge sind auch – oder in manchen Be- Forschung sollen andere Kommunen in ländlichen reichen sogar besonders – „in der Fläche“ spür- Gebieten zur Entwicklung und Umsetzung eigener bar. Kommunale Klimaschutzmaßnahmen bieten Vorhaben anregen und motivieren. häufig vielfältige Synergieeffekte und Entwick- lungspotenziale für ländliche Gebiete, um diesen Das neue Heft erscheint im März 2018. In der Herausforderungen zu begegnen, zum Beispiel Publikationsreihe „Themenhefte“ greift das Difu in den Bereichen klimafreundlicher Mobilitäts- nach und nach Schnittstellen des kommunalen www.difu.de/publikationen sicherung, der Strom- und Wärmeversorgung aus Klimaschutzes zu verschiedenen Handlungsfel- erneuerbaren Energien oder einer nachhaltigen dern auf. Es werden Ziele, Aufgaben und Inhalte Landwirtschaft. des jeweiligen Themenbereichs aufbereitet. Marco Peters, M.A. +49 221 34 03 08 27 Im aktuellen Themenheft „Klimaschutz & ländli- peters@difu.de cher Raum“ präsentieren Kommunen und Vereine 16
Neue Projekte Berichte 1/2018 Klimaschutz: Förderung hoch, Treibhausgase runter Ob kommunale Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, entscheidet sich auch mit Blick auf den Haushalt einer Kommune. Weil Klimaschutz nicht vom Geld abhängen darf, gibt es Unterstützung vom Bund, zum Beispiel im Rahmen der Kommunalrichtlinie. Viele Kommunen sind ambitioniert, Klimaschutz- sollen beispielsweise den Primärenergieeinsatz projekte zu initiieren. Manche stehen noch am reduzieren, Effizienzpotenziale nutzen und die Anfang, andere haben sich bereits von erfahrenen Nutzungsbereiche Strom, Wärme und Verkehr Fachleuten beraten lassen, integrierte Klima- effektiv koppeln. Wie immer im kommunalen schutzkonzepte erstellt oder investive Klima- Klimaschutz ist es auch hier wichtig, relevante, schutzmaßnahmen umgesetzt. Wie „klimaaktiv“ lokale Akteure ins Boot zu holen und sie an den eine Kommune auch ist, die Fördermöglichkeiten Vorhaben zu beteiligen. sind vielseitig. Um Kommunen dabei zu unterstüt- zen, Klimaschutzmaßnahmen zu verwirklichen, fördert die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- schutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) so- wohl strategische als auch investive Projekte mit verschiedenen Förderprogrammen – seit 2008 beispielsweise mit der Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen Foto: Elke Postler und öffentlichen Einrichtungen. Bislang wurden mit der Kommunalrichtlinie mehr als 12.500 Klimaschutzprojekte in über 3.000 Kommunen gefördert. Möglichkeiten für Kommunen, sich für den Klimaschutz fit zu machen, gibt es zahlreiche: auf LED-Leuchten umsteigen, alte Elektrogeräte Antragstellung und Lüftungsanlagen gegen energiesparende ———————————————————————— tauschen oder Mobilitätskonzepte entwickeln, die Anträge für die Kommunalrichtlinie können bis auf ÖPNV-Nutzung, Carsharing oder Radverkehr zum 31. März 2018 beim Projektträger Jülich (PtJ) setzen. gestellt werden. Anträge für die Förderschwer- punkte Klimaschutzmanagement und Energie- Da Radverkehr ein wichtiger Baustein im Kli- sparmodelle in Kitas, Schulen, Einrichtungen maschutz ist, gibt es hierfür spezifische Förder- der Kinder- und Jugendhilfe sowie Sportstätten programme. Dass Kommunen mehr Raum für sind ganzjährig möglich. klimafreundliche Zweirad-Mobilität brauchen, ist vielerorts offensichtlich. Ob mehr Radwege Fragen zur Kommunalrichtlinie beantwortet und Stellplätze mit Ladestationen für Pedelecs das Service- und Kompetenzzentrum: oder Radkuriere, die Pakete transportieren – im Kommunaler Klimaschutz (SK:KK) beim Difu: Rahmen des Bundeswettbewerbs „Klimaschutz +49 30 39001-170 durch Radverkehr“ können modellhafte, investive skkk@klimaschutz.de. Projekte gefördert werden, welche die Radver- Ausführliche Infos stehen online bereit: kehrssituation in Wohnquartieren, Dorf- oder www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen. Stadtteilzentren verbessern. Ziel ist es, Treibhaus- Projektskizzen für den Bundeswettbewerb gasemissionen zu mindern, die Lebensqualität in „Klimaschutz durch Radverkehr“ können bis Kommunen zu verbessern und andere Kommunen zum 15. Mai 2018 eingereicht werden. Aus zur Umsetzung ähnlicher Projekte zu inspirieren. allen eingegangenen Projektskizzen werden die besten Projekte ausgewählt, für die Anträge Um gute Praxisbeispiele, die Kommunen anregen gestellt werden können. www.bit.ly/2HaA8wf diese nachzuahmen, geht es auch beim Förder- Für den Förderaufruf Kommunale Klimaschutz- aufruf für kommunale Klimaschutz-Modellpro- Modellprojekte können bis zum 15. April 2018 jekte. Denn wie der Name sagt, werden Modell- Projektskizzen eingereicht werden, aus denen Ilka Müller, M.A. projekte gefördert, die nicht nur Treibhausgase ebenfalls die besten Projekte ausgewählt und +49 30 39001-185 mindern, sondern deren Ideen auch auf andere zur Antragstellung aufgefordert werden. imueller@difu.de Kommunen übertragbar sind. Die Modellprojekte 17
Was ist eigentlich? Veranstaltungen Berichte 1/2018 Intermodaler und multimodaler Verkehr Begriffe aus der kommunalen Szene, einfach erklärt Multimodaler Verkehr meint die Nutzung ver- schiedener Verkehrsmittel für unterschiedliche Wege. Das Auto wird z.B. für Fahrten in der städtischen Peripherie genutzt, und für Wege in das Stadtzentrum wird der öffentliche Ver- kehr gewählt. Individuelle Kriterien sind aus- schlaggebend für die Auswahl des für jeden Weg passenden Verkehrsmittels. Der inter- modale Verkehr fokussiert dagegen auf einen Weg, für den verschiedene Verkehrsmittel so kombiniert werden, dass eine aus individueller Sicht optimale Lösung erreicht wird. Beispiels- weise wird der Abschnitt von der Wohnung bis zur Stadtbahnhaltestelle mit dem eigenen Fahrrad zurückgelegt, und nach dem Aus- stieg aus der Stadtbahn wird für den letzten Abschnitt auf das Angebot eines öffentlichen Fahrradverleihsystems zurückgegriffen. ———————————————————————— „Multi- und intermodale Mobilität kommt den hohen Mobilitätsansprüchen der heu- tigen Zeit entgegen. Sie bieten Flexibilität und sind Schlüssel für ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten.“ ———————————————————————— Multimodalität und Intermodalität sind zen- trale Strategien, damit Verkehr stadtver- träglicher wird. Bessere Verknüpfungen und erweiterte Angebote unterschiedlicher Ver- kehrsmittel haben daher einen hohen Stellen- wert: Beispielsweise werden hierzu Car- und Bikesharing-Systeme aufgebaut, Fahrpläne von Bussen und Bahnen aufeinander abge- stimmt und kurze Umsteigewege ermöglicht sowie Bike & Ride und Park & Ride realisiert. Die Digitalisierung kann diese Entwicklungen unterstützen, weil Informationen über und der Zugang zu unterschiedlichen Mobilitäts- optionen bzw. ihre Kombination leichter und attraktiver werden, so dass Wege durch die Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel zeitsparender und ressourcenschonender zurückgelegt werden können, als dies bei- spielsweise bei ausschließlicher Nutzung des eigenen Autos für alle Wege möglich wäre. Weitere Begriffe online: www.difu.de/6189 18
Sie können auch lesen