Das MARCHIVUM Mannheims neuer Geschichtsort
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Diese Festschrift wurde aus Fördermitteln des Bundesprogramms Nationale Projekte des Städtebaus erstellt. Das MARCHIVUM Mannheims neuer Geschichtsort Festschrift zur Eröffnung des MARCHIVUM am 17. und 18. März 2018 Herausgegeben von Ulrich Nieß und Andreas Schenk
Grußwort der geschäftsführenden Grußwort des Oberbürgermeisters Bundesministerin Mit dem Programm „Nationale Projekte des schichte ist ein in dieser Dimension einzigar Kommunalarchive gelten seit jeher als unserer Stadt – verwandelt sich in einen Ort Städtebaus“ unterstützt das Bundesbau tiges und vorbildhaftes Projekt, von dem auch Gedächtnisse ihrer Städte. Das gilt auch für des dauerhaften Bewahrens, der Begegnung ministerium seit 2014 herausragende Projekte in Zukunft positive Impulse für die Entwicklung Mannheim. Hier jedoch nahm das Stadt und der Offenheit. Für diese Metamorphose der Baukultur und des Städtebaus in Deutsch des Stadtteils zu erwarten sind. Damit haben archiv, neben der klassischen Aufgabe des strahlen geradezu symbolhaft die beiden land. Inzwischen haben wir mehr als 100 wir ein wichtiges Ziel unseres Bundespro Sammelns und Bewahrens, stets eine höchst obersten, gläsernen Stockwerke in die Um- Projekte in 86 Kommunen in ganz Deutschland gramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ aktive Rolle in der Vermittlung sowie der gebung aus. Das MARCHIVUM hat zweifellos mit rund 300 Millionen Euro Bundesmitteln erreicht. Forschung in den Bereichen Stadtgeschichte das Potenzial, zu einer Veränderung des gefördert. Ich wünsche dem Marchivum die gebühren und Erinnerungskultur ein. Ohne Erinnern Stadtteils beizutragen und neue Impulse zu Eines dieser sogenannten Premiumprojekte de Aufmerksamkeit bei allen Einwohnerinnen bekanntlich keine Zukunft. Denn zum Zusam setzen. Die Aufnahme des Umbaus in das ist der Umbau des ehemaligen Luftschutz und Einwohnern und den Gästen der Stadt. menhalt einer offenen Stadtgesellschaft Förderprogramm des Bundes „Nationale Pro- bunkers Ochsenpferch zum Sitz des Mann gehört die Aufarbeitung der eigenen NS- jekte des Städtebaus“ würdigt gerade diesen heimer Stadtarchivs. Wir haben dieses innova Geschichte ebenso wie die positiven Momen Aspekt. Mein Dank gilt daher dem Bund tive und beispielhafte Stadtentwicklungs- te unserer Demokratie- und Stadtgeschichte. für großzügige Fördermittel. projekt im Jahr 2015 auf Empfehlung einer Das neue Gebäude bietet dem Archiv nun Als der Gemeinderat 2014 einstimmig unabhängigen und interdisziplinär besetzten beste Möglichkeiten, diese Aufgabe weiter den Weg für das MARCHIVUM ebnete und Jury in das Programm aufgenommen und für zuführen, ja weiterzudenken und völlig neue 2016 der Startschuss für den Bunkerumbau die Erweiterung und den Umbau des früheren Dr. Barbara Hendricks Formate in der Vermittlungsarbeit zu wagen. fiel, standen gewaltige Aufgaben an. Dank Luftschutzbunkers insgesamt 6,6 Millionen Geschäftsführende Bundesministerin für Umwelt, Diese zielen insbesondere auch auf einen der hervorragenden Zusammenarbeit aller Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Euro bereitgestellt. lebendigen Austausch mit den Schulen und Beteiligten konnten sie nicht nur im äußerst Damit hat dieses „unbequeme“ Denkmal aus Bildungseinrichtungen. Es gilt, junge Menschen engen Zeit- und Kostenrahmen, sondern der NS-Zeit eine sinnvolle Nutzung gefunden. zu überzeugen, wie wichtig es aus historischer auch als bedeutender Beitrag zur Baukultur Es ist zu einem Speicher der Mannheimer Erfahrung ist, sich aktiv für eine humane, die unserer Stadt bewältigt werden. Dafür gilt Geschichte und zu einer Kultureinrichtung mit Grundrechte verteidigende Stadtgesellschaft es, Dank und Anerkennung auszusprechen, Strahlkraft und Impulswirkung für das ganze einzusetzen. Das Archiv bleibt dabei unver vor allem der GBG – Mannheimer Wohnungs umliegende Quartier geworden. zichtbares Gedächtnis unserer Stadt, wird gesellschaft, der Schmucker und Partner Mit dem Einzug des Stadtarchivs wird auch aber zugleich zu einer lebendigen Stätte des Planungsgesellschaft, den involvierten städt- eine NS-Dokumentationsstätte eingerichtet. Forschens, Lernens und Erlebens. Der neue ischen Fachbereichen und Eigenbetrieben Beides zusammen macht die Stadtgeschichte Name MARCHIVUM verdeutlicht diese und nicht zuletzt den Mitarbeiterinnen und umfassend erlebbar und kann deshalb als konsequente Weiterentwicklung. Mitarbeitern des MARCHIVUM. Ihnen wünsche ein gutes Bespiel dafür gelten, dass ein Das neue Haus der Stadtgeschichte und ich auf ihrem weiteren Weg alles Gute und geschichtlich belastetes Denkmal zu einem Erinnerung bietet aber auch neue Perspek viel Erfolg, und ihrem Haus positive Auf- lebendigen Ort der Kultur, der Bildung und tiven für Mannheims bevölkerungsreichsten nahme und viele Besucherinnen und Besucher. der Forschung werden kann. Diese Trans Stadtteil, wo die offene Stadtgesellschaft formation ist auch am Gebäude selbst gelun sich immer wieder aufs Neue beweisen muss: gen, indem der Hochbunker architektonisch die Neckarstadt-West. Das Gebäude selbst aufgewertet und städtebaulich in das ist spektakulär, weil es die Hierarchien gerade- Quartier Neckarstadt-West eingebunden zu umstürzt. Eine bisher als problematisch werden konnte. empfundene Immobilie, ausgerechnet der Der Umbau des einst größten Hochbunkers größte Hochbunker – ein mahnendes, be- Dr. Peter Kurz in Mannheim zu einem Haus der Stadtge drohlich wirkendes, unbequemes Denkmal Oberbürgermeister
Grußwort des Bauherrn Vorwort Die Geschichte und das Bauen in Mannheim Von der Neckarstadt aus wird das MAR 2014 fasste der Gemeinderat den einstim So imposant die Ausmaße des Bunkers bzw. der Aufbau der Stadt Mannheim sind CHIVUM die Stadtgeschichte einer breiten migen Beschluss, Mannheims größten Hoch auch sind, so war doch eine bauliche Erweite die Themen, die das MARCHIVUM und Öffentlichkeit zugänglich machen und bunker für das Stadtarchiv umzubauen. rung des Gebäudes unerlässlich. Für die die GBG seit ihrer Gründung zu Beginn des mit historischen Themen sowie modernen Die Stadtspitze, allen voran Oberbürger Büroräume, das Digitalisierungszentrum, die 20. Jahrhunderts miteinander verbinden. Veranstaltungs- und Darstellungsformaten meister Dr. Peter Kurz und Kulturbürgermeis Lesesäle und den Veranstaltungssaal wurden Dabei haben sich die Wege der städtischen dafür sorgen, dass das multikulturelle ter Michael Grötsch, hatten für dieses klare auf den Stahlbetonbau zwei neue Stockwerke Unternehmen vielfach gekreuzt, wenngleich Mannheim als Heimat begreifbar wird. Votum höchst engagiert geworben. Ihnen aufgesetzt. Nach gut dreijähriger Planungs- sich erst seit den 80er Jahren eine zuneh gilt daher das erste Wort des Dankes. Mit und Bauzeit präsentiert sich der fensterlose mend engere Beziehung entwickelt hat. dem Beschluss war die Entscheidung für eine Bunker nun mit einem gläsernen, zweige Damals wurde begonnen, Bauakten, Pläne, ungewöhnliche Lösung gefallen. Denn drin schossigen Aufbau, der bei abendlicher Be- Fotografien aus dem historischen Archiv der gend war eine Baulichkeit gesucht, nachdem leuchtung weit in die Umgebung strahlt. GBG an die Fachleute des Stadtarchivs am bisherigen Standort massive Sicherheits Die Fassade des früheren Luftschutzbaus hat zu übergeben. Diese Praxis wird auch noch probleme aufgetreten waren. Den Bunker einen attraktiven neuen Farbanstrich erhalten, heute fortgeführt. kannten wir bereits gut, nutzten ihn als Außen- der Vorplatz ist großzügig erweitert und in Als langjähriges Mitglied des Mannheimer Dipl.-Kfm. Karl-Heinz Frings depot. Warum dieses Bauwerk also nicht unmittelbarer Nähe sind Parkplätze entstan Architektur- und Bauarchiv e. V. durfte die Geschäftsführer der GBG als neues Domizil nutzen? Genügend Platz den. Durch den Umbau ist ein Ort geschaffen GBG einen immer tieferen Eindruck in die war dort ja nicht nur für die umfangreichen worden, in dem Mannheims Geschichte auf akribische Arbeit der Mitarbeiterinnen und Archivalien vorhanden, sondern auch für geradezu ideale Weise dauerhaft bewahrt, Mitarbeiter des heutigen MARCHIVUM Ausstellungszwecke, insbesondere auch zur erforscht und vermittelt werden kann. Noch erlangen. Diese exzellente Fachlichkeit wurde NS-Geschichte. Und wo könnte ein Ort mahn sind die stadtgeschichtliche Ausstellung auch genutzt und die letzte große Chronik enden Erinnerns besser geschaffen werden und das NS-Dokumentationszentrum nicht der GBG anlässlich ihres 75jährigen Bestehens als in einem symbolbehafteten Bauwerk eröffnet. Sie werden im Laufe des nächsten durch das Stadtarchiv begleitet. aus dieser dunklen Zeit? Jahres ihrer Bestimmung übergeben und den Wenngleich historisch geprägt, ging die Gewiss, der Bunker rettete im Zweiten Bunker endgültig zu einem lebendigen Lern-, Zusammenarbeit der beiden Gesellschaften Weltkrieg vielen Menschen in Mannheim das Forschungs- und Erlebnisort machen, in weit über die Dokumentation der Vergangen Leben. Aber er war Teil der menschenver der Geschichte und Erinnerung in all ihrer heit hinaus. Zukunftsthemen wurden von achtenden Kriegslogik eines verbrecherischen Vielfalt erfahrbar wird. den beiden Unternehmen schon früh in An- Systems, die Millionen Unschuldiger den Tod Das Gebäude hat durch diesen Umbau eine griff genommen, so unterstützten die gebracht hatte. Nach 1945 diente der Bunker, erstaunliche Metamorphose erfahren. Einst Mitarbeiter des damaligen Stadtarchivs die nach einer kurzen Periode als Gefangenen ein abweisender grauer Klotz, signalisiert er GBG bei dem frühen Digitalisierungsprozess – lager, zunächst als Ersatz für verloren gegan nun Offenheit und lädt zum Besuch ein. dem Anlegen elektronischer Akten. genen Wohnraum, dann wurde er unter Ein neues städtebauliches Wahrzeichen ist Revanchieren darf sich die GBG nun dem Vorzeichen des Zivilschutzes zum ABC- entstanden, ein lange Zeit unbeachteter Ort als stolzer Bauherr des neuen MARCHIVUM. Bunker aufgerüstet. Nun beherbergt er das verschafft sich im Stadtbild eindrucksvoll Dieses Bauwerk bildet nicht nur aufgrund MARCHIVUM – ein Name, der zunächst Geltung. Dies ist in erster Linie den Architek seiner inhärenten Geschichte als Bunker einen Irritation auslöste. Doch ganz bewusst haben ten zu verdanken. Die in Mannheim über Leuchtturm in der Mannheimer Architektur wir uns diesen neuen Namen gegeben, weil vier Generationen hinweg verwurzelte und Stadtgeschichte. Er wurde sozusagen von hier weit mehr als ein klassisches Kommunal Planungsgesellschaft Schmucker und Partner ‚Mannheimern‘ für Mannheimerinnen und archiv entsteht. zeichnete nicht nur für die Planung und Mannheimer gemacht. Ausführung des Umbaus verantwortlich,
sondern war es auch, die überhaupt erst die in den Bauämtern, insbesondere des Fach auch die schulpädagogischen Angebote. Idee für die Umwidmung des Bunkers zum bereichs Stadtplanung und Städtebau. Neben Wenn 2019 die stadtgeschichtliche Ausstel neuen Sitz des MARCHIVUM hatte. Deshalb dessen Leiter Klaus Elliger war es insbeson lung und das NS-Dokumentationszentrum gilt es, Andreas und Peter Schmucker nicht dere Frau Architektin Ruth Scheurer, die den eröffnen, wird Mannheims wechselvolle nur für ihr gutes Auge bei der Planung zu Umbau mit ihrer Sachkompetenz und mit Geschichte in multimedialen und interaktiven danken, sondern auch dafür, dass sie sich so Leidenschaft begleitete. Präsentationen völlig neu erlebbar sein. überzeugend für das Projekt eingesetzt Von der Planung bis zur Fertigstellung Allen Beiträgern dieser Festschrift danke haben. Zu danken ist gleichermaßen ihrem gab es manche Hürden zu überwinden, ich sehr, stellvertretend Dr. Andreas Schenk Team, das die Realisierung so engagiert und Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zu und Silvia Köhler, die damit den Blog fachkundig begleitete. Stellvertretend für übernehmen, die auch uns viel Zeit und (www.marchivum-blog.de) zum krönenden alle sei hier besonders Jörg Deffner erwähnt. Geduld abverlangt haben. So stellte allein der Abschluss führen, sowie den Gestaltern Und ohne die statisch komplexen Berechnun komplexe Umzug eine strategische Heraus Leonie Rapp und Tobias Becker. gen von Prüfingenieur Felix Späh wäre die forderung dar, da er während der Bauarbeiten Es ist zu wünschen, dass das MARCHIVUM Optimierung der Magazinbelegung niemals durchzuführen und zugleich der Dienst viel Zustrom und Zuspruch erfährt – und möglich geworden. betrieb aufrecht zu erhalten war. Für das Team weit über Mannheim hinaus strahlt. Als ein Bauherr gesucht wurde, zögerte des MARCHIVUM bedeutete dies eine mit- die GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesell unter hohe Belastung. Stellvertretend gilt der schaft keine Sekunde. Dank gilt deshalb besondere Dank hierbei an meinen Stell besonders dem langjährigen Geschäftsführer vertreter Dr. Harald Stockert. der GBG, Wolfgang Bielmeier, und seinem 2015 wurde der Umbau zum MARCHIVUM Nachfolger Karl-Heinz Frings. Seitens der in das Förderprogramm des Bundes Nationale GBG betreute vor allem Marcus Schäffner auf Projekte des Städtebaus aufgenommen – das Fachkundigste den Aus- und Umbau. mit der stolzen Summe von 6,6 Millionen Euro. Prof. Dr. Ulrich Nieß Auch ihm sei herzlich gedankt. Die Zusammen Es ist das erste Bauprojekt in Mannheim, das Stadtdirektor MARCHIVUM arbeit zwischen Architekten und Bauherr derart ausgezeichnet und gefördert wurde. auf der einen Seite sowie dem MARCHIVUM Mein Dank gilt hier der Bundesministerin und weiteren städtischen Fachbereichen Dr. Barbara Hendricks. Die Förderung ihres auf der anderen verlief stets zielorientiert und Ministeriums war uns ein zusätzlicher An engagiert: Alle Beteiligten verstanden die sporn. Schließlich soll das MARCHIVUM Aufgabe als Chance, einen neuen magischen wie ein Leuchtturm in die Umgebung hinein Ort zu schaffen, der gleichermaßen durch wirken, den Stadtraum aufwerten und posi seine Funktionalität, sein inneres und äußeres tive Impulse setzen. Die Grundlagen sind nun Erscheinungsbild und seine städtebauliche gelegt. Nun heißt es, das Haus mit Leben Einmaligkeit anzieht. Dass dies gelungen zu füllen. Angebote dazu sind schon reichlich ist, ist auch dem eigenen Planlenkungsteam vorhanden: Der Friedrich-Walter-Saal im zu verdanken. Dr. Christoph Popp und 6. Obergeschoss kann für Vorträge, Tagungen, Dr. Andreas Schenk vom MARCHIVUM haben Workshops und andere Veranstaltungen mit nie nachlassendem Elan das Projekt auf genutzt und in den Lesesälen können Archi unserer Seite vorangetrieben, stets unter valien und Digitalisate eingesehen werden. stützt von den Kolleginnen und Kollegen Ein zentrales Anliegen des MARCHIVUM sind
Essays Dokumentation Vom Stadtarchiv Mannheim 14 Die Geschichte des Bunkers und 44 zum MARCHIVUM anderer Luftschutzbauten Ulrich Nieß, Christoph Popp, Andreas Schenk Andreas Schenk Vom Bunker zum MARCHIVUM 22 Etappen des Bunkerumbaus 118 Peter Schmucker Silvia Köhler, Andreas Schenk Zur Statik des ehemaligen 30 Weltkriegsbunkers Felix Späh Das MARCHIVUM als 36 städtebauliche Aufgabe Ruth Scheurer Baudaten und Projektbeteiligte 150 Förderer und Sponsoren des MARCHIVUM 151 Quellen, Literatur- und Bildnachweis 152 Impressum 152
Vom Stadtarchiv Exakt 111 Jahre nach seiner Gründung im Jahr Das Alte Kaufhaus in N 1, Foto von 1910. 1907 hat das Stadtarchiv Mannheim eine neue, Mannheim spannende Wegmarke erreicht. Erstmals verfügt zum MARCHIVUM es über ein eigenes, auf seine Bedürfnisse ein gerichtetes Gebäude. Und in diesem Gebäude wird es zukünftig auch eine stadtgeschichtliche Ausstellung und ein NS-Dokumentationszentrum vorhalten, sich zum Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung erweitern. Die Ausstellungen sollen den Besucherinnen und Besuchern einen multimediale Erlebnis- und Lernort bieten. Es Ulrich Nieß, Christoph Popp, etabliert sich damit eine neue Einrichtung in Andreas Schenk Mannheim, die gleichermaßen Bildung, Kultur MARCHIVUM und Forschung in sich vereint. Konsequenter weise wurde deshalb der angestammte, auf ein bestimmtes Profil zugeschnittene Namen auf gegeben. Das Kunstwort MARCHIVUM soll Neugier wecken und die Palette der Möglichkei ten andeuten. Das neue Gebäude ist außen wie innen spek takulär. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Mannheims größter Hochbunker eine solche Wandlung erleben würde? Es war ein mutiger wie visionärer Weg, der beschritten wurde und der noch vor wenigen Jahren undenkbar schien. Das Stadtarchiv war im Collini-Center gut ein gerichtet, hatte helle Vortrags- und Lesesäle und war damit Teil und Vorzeigeeinrichtung des Rathauskomplexes. 2013 kam es aber im Büro trakt des Collini-Centers im Abstand von nur Nach seiner Gründung 1907 hatte das Stadt Ein zweiter Förderverein, der sich jetzt Freun wenigen Wochen zu zwei schweren Wasserschä archiv seinen Sitz zunächst im zum Rathaus um deskreis MARCHIVUM nennt, wurde 1997 ins den im Haus, die auch die Räume des Stadtar funktionierten Alten Kaufhaus in N 1. Ein promi Leben gerufen. chivs betrafen. Zwar hielten sich die Schäden in nenter Platz im Herzen der Stadt, der dem Nach dem Krieg fristete das Stadtarchiv zu den Magazinräumen in engen Grenzen, aber sie Archiv während des Zweiten Weltkriegs aller nächst im Rathaus in E 5 ein eher kümmerliches mussten als klare Warnung verstanden werden. dings zum Verhängnis wurde. Denn in der Bom Dasein, zumal es dort nur einen Teil seiner Akten Archivalien sind Unikate – einmal verloren, kön bennacht vom 5. auf den 6. September 1943 fiel und Sammlungen unterbringen konnte. Weitere nen sie kaum bis gar nicht ersetzt werden. So das barocke Gebäude in Schutt und Asche. Mit Teile lagerten in Nebenräumen des Herschel galt es, möglichst rasch einen anderen Standort ihm gingen zum Beispiel auch die städtischen bads in U 3 und in einem provisorischen Depot zu finden. Denn das Collini-Center, 1972–1975 Bauakten verloren, was 1989 zum Anlass genom in der Steubenstraße. Die Lagerräume an diesen als zeittypischer Stahlbetonbau errichtet, konn men wurde, als Förderverein des Stadtarchivs drei Standorten waren für das Archivgut alles te die sichere Lagerung der umfangreichen das Mannheimer Architektur- und Bauarchiv andere als ideal. Sammlungen und Bestände des Stadtarchivs (MAB) zu gründen. Ziel des MAB war und ist es, Umso bedeutender war der Umzug Anfang nicht mehr garantieren; seine komplette Sanie eine Ersatzüberlieferung aufzubauen, um bau der 1990er Jahre in das Collini-Center. Sämtli rung stand nicht zur Disposition. Erneut stellte geschichtliche Unterlagen aus den Büros der che Büro-, Arbeits- und Magazinräume konnten sich für das Gedächtnis der Stadt Mannheim die Architekten und Baugesellschaften oder den nun im 1. und 2. Obergeschoss des Bürogebäu Standort- und damit auch die Perspektivenfrage. Nachlässen von Hauseigentümern zu sammeln. des konzentriert werden. Erstmals verfügte das 14 Essays 15
Das Alte Kaufhaus nach der Zerstörung im war der Vorschlag von Schmucker und Partner, Zweiten Weltkrieg, Foto von 1945. den Hochbunker zum neuen Sitz des Stadtar chivs aus- und umzubauen. Rasch wurde deut lich, dass dieser Standort, obwohl er am Rand der Neckarstadt-West in einem über viele Jahre städtebaulich und stadtplanerisch vernachläs sigten Areal liegt, die einmalige Chance bietet, die Angebote des Stadtarchivs weiterzuentwi ckeln. Denn seit vielen Jahren widmet sich die Insti tution nicht nur der klassischen Aufgabe des Archivierens, etwa des Sammelns und Bewah rens von städtischen Verwaltungsakten und an deren stadtgeschichtlich bedeutenden Doku menten. Vielmehr wurde geforscht, wurden regelmäßig Seminare, Vorträge und Führungen angeboten, stadtgeschichtliche Publikationen veröffentlicht oder etwa das Stadtinformations system STADTPUNKTE aufgebaut. Auch schul spezifische Veranstaltungen fanden ihren Platz. Magazinraum im Herschelbad, Foto von 1973. In enger Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Stadtarchiv über einen großen Lesesaal für die scheidung fiel, im Hochbunker in der Neckar stadtgeschichtliche Forschung und einen wei stadt-West ein Außendepot für digitalisiertes teren Raum für die Bauakteneinsicht. Im Erd und deshalb im Original selten benötigtes Ar geschoss wurde der nach dem Gründer des chivgut einzurichten. Stadtarchivs benannte Friedrich-Walter-Saal Noch dachte niemand an einen vollständigen eingerichtet, in dem regelmäßig Vorträge rund Umzug des Archivs in den Bunker, geschweige um Mannheims Stadtgeschichte stattfinden denn an eine Aufstockung des Gebäudes für konnten. Das Collini-Center schien bis zu den Arbeitsplätze, Lesesäle und Friedrich-Walter- Ereignissen des Jahres 2013 als Sitz des Stadt Saal. Stattdessen stand nach den Wasserschä archivs geradezu als ideal, dies nicht zuletzt den im Collini-Center zunächst einmal die Idee auch wegen seiner verkehrsgünstigen Lage, eines Neubaus auf den frei werdenden Konver wenngleich sich im Lauf der Jahre in den Ma sionsflächen im Raum. Bei näherer Analyse gazinen auch räumliche Enge bemerkbar mach zeigten sich meist deutliche Standortnachteile te. Durch den kontinuierlichen Zuwachs an und kristallisierten sich unterschiedliche Nut Archivalien stießen die Lagerflächen mehr und zungsvorstellungen bei Gesprächen mit poten mehr an ihre Grenzen, so dass 2008 die Ent tiellen Investoren heraus. Umso überzeugender Das Bürogebäude des Collini-Centers, Foto von 2004. MARCHIVUM 16 Essays 17
Sandhofen, dem Historischen Institut der Uni dung mit den Reiss-Engelhorn-Museen eine Es ist daher nur konsequent, den eingeschla Forschens. Deshalb wurde bei der Planung nicht versität Mannheim und anderen Akteuren ge erste stadtgeschichtliche Ausstellung, die bis genen Weg weiterzuverfolgen. Das MARCHI nur auf attraktive Innenräume Wert gelegt, son hörte dabei stets die Aufarbeitung der Ge Ende 2015 im Alten Zeughaus zu sehen war. Ge VUM ist der ideale Ort, um Mannheims Stadt dern auch auf die Aufwertung der Umgebung schichte des Nationalsozialismus und seiner rade deshalb konnte sich das Stadtarchiv den geschichte und Erinnerungskultur zu präsen- des Gebäudes. Der Vorplatz wurde attraktiviert, Opfergruppen zu den zentralen Handlungsfel Namenszusatz „Institut für Stadtgeschichte“ tieren. Dazu dienen die stadtgeschichtliche Aus in der angrenzenden Bunsenstraße ein Mitarbei dern. Zudem erstellte das Stadtarchiv in Verbin selbstbewusst zulegen. stellung im Erdgeschoss und das NS-Dokumen ter- und Besucherparkplatz geschaffen. Ein Bür tationszentrum im 1. Obergeschoss. Beide werden gerbeteiligungsverfahren bot hierzu wertvolle in zeitgemäßer multimedialer Form als interak Anregungen. Manches aber ist hier noch zu tun. tive Forschungs-, Lern- und Erlebnisbereiche So würde das im Rahmen eines städtebaulichen konzipiert sein. Dazu werden digitalisierte Foto Wettbewerbs konzipierte Lichtband an der Jung- grafien, Filme und andere Dokumente aus den buschbrücke eine weitere Aufwertung darstel Beständen des Archivs genutzt. Im NS-Doku len. Auch sind noch Ideen für die Ansiedlung von mentationszentrum können die Besucherinnen gastronomischen und weiteren kultur- oder kre und Besucher an Recherche-Stationen den Bio ativwirtschaftlichen Einrichtungen umzusetzen, grafien von Opfern und Tätern des Nationalso die gemeinsam mit dem Fachbereich Stadtpla zialismus nachspüren. In Verbindung mit den nung ausgearbeitet werden. Schulen haben Jugendliche die Möglichkeit, Dies alles sind positive Anzeichen, dass der sich mit Inhalten beider Ausstellungsbereiche nun abgeschlossene Bunkerumbau nicht nur dem aktiv auseinanderzusetzen. Dafür wird es einen früheren Stadtarchiv neue Perspektiven bietet, speziell ausgestatteten Seminarraum geben. sondern auch, wie erhofft, dem Stadtteil neue Selbstverständlich steht auch die wechselvolle Impulse verleiht. Als Leuchtturm jedenfalls wirkt Geschichte des Bunkers im Fokus. Und schließ das MARCHIVUM allein schon durch das ein lich wird es einen Raum für Wechselausstellun drucksvoll umgestaltete Gebäude mit seinen gen auch für andere Akteure geben. Die Pla beiden neuen Stockwerken. Möge es mit seinen nungen für all diese Einrichtungen laufen auf Angeboten auch im Innern helle Leuchtpunkte Hochtouren – mit dem Ziel der Eröffnung im für Mannheim und die Region setzen! Laufe des Jahres 2019. Schon jetzt steht der Archivbereich des MAR CHIVUM zur Verfügung, mit ihm auch die Lese säle und der neue Friedrich-Walter-Saal, die vom obersten Stock des Gebäudes einen eindrucks vollen Blick auf Mannheim und sogar bis nach Ludwigshafen bieten. In den Lesesälen hat jeder Interessierte die Möglichkeit, stadtgeschicht liche Themen oder die eigene Familiengeschich te zu erforschen, während andere Mannheims Bauakten einsehen möchten. Der Friedrich-Wal ter-Saal steht, wenn er nicht für eigene Veran staltungen des MARCHIVUM benötigt wird, auch Dritten, zum Beispiel für Workshops und Konferenzen, offen. Die Magazine in den frühe ren Bunkergeschossen sind für die Öffentlich keit nicht zugänglich, können aber im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Das MARCHIVUM versteht sich als offenes Rollregalanlage in den Magazinräumen des MARCHIVUM, Foto von 2017. Haus der Begegnung, des Erlebens, Lernens und MARCHIVUM 18 Essays 19
Das MARCHIVUM – Mannheims neuer Geschichtsort, Foto vom Januar 2018.
Vom Bunker zum Heute liegt der öffentliche Fokus in erster Linie Von dieser Erkenntnis bis zum heutigen MAR Liegenschaften. Kann keine sinnvolle Nutzung er auf Neubauten. Gesellschaftliche Wahrnehmung, CHIVUM war es allerdings ein weiter Weg: Ers reicht werden, wird es vielfach nicht gelingen, ein MARCHIVUM aber auch Förderungen und Bauordnungen be te Konzepte wurden entwickelt, um Nutzer und Denkmal auf Dauer zu erhalten. Doch findet die schränken sich ebenfalls in erster Linie auf de Stadtverwaltung, Bürgermeister und Gemeinde Denkmalpflege im Zusammenwirken mit Sponso ren Errichtung. Eine Haltung, die weder wirt räte für das Projekt zu gewinnen, und es gelang, ren, Architekten und Restauratoren immer wieder schaftlich noch energetisch sinnvoll ist und den die Entscheidungsträger für das künftige Stadt Lösungen zum Erhalt und zur Nutzung, und zwar bei unterschiedlichen Qualitäten unseres Gebäude archiv in diesem städtebaulich doch sehr schwie vertretbaren Eingriffen in die Denkmalsubstanz.“ ¹ bestands nicht gerecht wird. rigen Umfeld zu begeistern. Die Problematik am Nun macht eine Umgestaltung meist nur bei Standort wurde dabei nicht negiert, sondern als Was hatten wir anderes im Sinn? Wir hatten eine geringen Eingriffen in den Bestand wirklich Sinn, Chance betrachtet. Das gesellschaftliche Enga- ideale, respektvolle und mit kleinen Eingriffen gerade bei solch widerspenstigen Strukturen wie gement an genau dieser Stelle ist für die Neckar zu erreichende Umnutzung vorgestellt und den Peter Schmucker einem Hochbunker, aber welche Weiternutzung stadt-West von großer Bedeutung und tritt ne noch kein Gehör gefunden. So machte sich eine Schmucker und Partner Planungsgesellschaft bietet sich schon für einen solchen Typus an? gativen Entwicklungen im Stadtteil baulich aber Delegation aus Vertretern der Stadt und des Ar Natürlich lässt sich mit erheblichen Eingrif auch durch die der Bildung verpflichteten Nut chitekten auf, um die Leitung der Landesdenk fen jedes beliebige Nutzungsprofil auch in eine zung entgegen. malpflege in Karlsruhe von der Sinnhaftigkeit scheinbar ungeeignete Immobilie pressen. Bei Die Begeisterung hat erfreulicherweise bis unseres Unterfangens zu überzeugen. Nach lan spiele gibt es hierfür genug und Fenster lassen heute angehalten, sie wurde aber gerade zu Be gen Verhandlungen wurde eine Lösung gefun sich mit entsprechendem Aufwand auch in eine ginn auf eine harte Probe gestellt, da es im Vor den, die meines Erachtens als beispielhaft gelten Bunkerwand schneiden. Eine ideale Wiederver feld schwierigste Verhandlungen gab, die ele darf und der sich heute sicher auch die Vertreter wendung sieht jedoch anders aus. mentar für die geplante Umnutzung waren und der Denkmalpflege guten Gewissens anschlie Das Büro Schmucker hat in den letzten Jahren die ohne das große Engagement von Nutzer und ßen können. mit Projekten wie dem Speicher 7 oder der Alten Bauherr wohl nicht erfolgreich verlaufen wären; Eingriffe in den Bestand wurden minimiert, Brauerei eine besondere Expertise bei derartigen ein außergewöhnliches Engagement, das uns die beiden aufgesetzten neuen Etagen setzen Projekten erworben und dabei erkannt, dass die die gesamte Planungs- und Bauzeit begleitet hat sich, wie auch die Einbauten im Innern, deutlich sinnvolle Weiternutzung nur bei einem Erkennen und das mir in meinem beruflichen Schaffen so vom nationalsozialistischen Erbe ab, sind zumin der Potenziale des einzelnen Gebäudes gelingen noch nie begegnet ist. dest theoretisch reversibel. Diese Kontraste kann. Wir planen mit den Gebäuden, nicht ge Die Mannheimer Bunker stehen gänzlich un wurden exakt herausgearbeitet. Sie waren der gen sie, lesen und denken uns vielmehr in sie hin ter Denkmalschutz, dem Ochsenpferchbunker Leitfaden, der für den gesamten Entwurf die ein, um sie mit Hilfe unseres architektonischen wurde und wird dabei höchste Bedeutung be Grundlage bildete. Nur ein ehrlicher Umgang mit Baukastens zukunftsfähig zu machen. scheinigt. Allein, die Meinungen, wie mit dem der baulichen Historie und ein klares Absetzen Aus heutiger Sicht ist die Umnutzung des historischen Erbe umzugehen sei, gingen weit der neuen Gebäudeteile ermöglichen die heute Ochsenpferchbunkers zum MARCHIVUM abso auseinander. Die Denkmalpflege lehnte zu erlebbare Qualität. Ein Gefüge mit eigenem lut naheliegend. Der Bunker war in den vergan nächst jede Veränderung der Gebäudehülle ab, Charakter, der sich so bei einem reinen Neubau genen Jahren in einem guten Zustand gehalten was nach unserem Dafürhalten nicht dem Geist niemals zeigen würde. worden, die Qualitäten der großen thermischen des Denkmalschutzgedankens entspricht und Eine richtige Konzeption kann deutliche Kos Masse hatten sich bereits bei der Nutzung als von dieser in der Regel auch anders vertreten teneinsparungen gegenüber einem Neubau er Lager gezeigt: Die raumklimatische Konstanz, wird: reichen – und dies bei höchster architektoni die wichtigste Eigenschaft eines Stadtarchivs, er scher Qualität. Abriss und Neubau wären hier reicht das massive Gebäude schon ohne aufwän „Weitere Aufgaben sind die Erhaltung der Denk aber ohnehin nicht möglich gewesen. Die Alter dige und energieintensive Technik. Das Thema male in ihrer originalen Substanz und ihre Nutzung. native für die Stadt wäre, ohne sinnvolle Weiter Sicherheit ist eine weitere positive Grundeigen Es geht nicht darum, die Denkmale in Museen um nutzung, eine zum Leerstand verdammte Immo schaft dieses Bauwerks: Man kann sich kaum ein zuwandeln. Vielmehr sollen sie möglichst in ihrem bilie und ein teurer Neubau auf der grünen Szenario vorstellen, bei dem das Archivgut nicht Umfeld erhalten und genutzt werden. Das gilt Wiese gewesen. Dies konnte von uns derart optimal verwahrt ist – das Gedächtnis der Stadt nicht nur für Kirchen, Klöster und Schlösser, son anschaulich dargelegt werden, dass der Ge wird heute ebenso gut geschützt wie die da- dern vor allem für Wohnhäuser, Bauernhöfe, Hand meinderat zu einem einstimmigen Ergebnis pro mals Schutzsuchenden des Zweiten Weltkriegs. werksgebäude, Industrieanlagen und militärische MARCHIVUM kommen konnte, der sich auch 22 Essays 23
Grundriss des Erdgeschosses. Grundriss des 6. Obergeschosses. Grundriss des 5. Obergeschosses. Längsschnitt. MARCHIVUM 24 Essays 25
Mit dem Erreichen dieser Meilensteine war Baukörpers sollte dabei nicht durch störende der Weg nun endlich für die weitere Planung Elemente wie Sonnenschutz oder Versprünge frei: Die beiden vorhandenen Haupttreppen beeinträchtigt werden. häuser ermöglichten durch ihre Dimensionie Der heute sichtbare Fassadenaufbau ist rung den Verzicht auf die zentrale Treppe zu mehrschalig: Die äußere Prallscheibe ist hinter gunsten zweier Aufzugsanlagen. Eine Erweiter- lüftet und zum Teil bedruckt. Dies erreicht zum ung nach oben war an dieser Stelle von den Er einen den gewünschten optischen Effekt, er bauern vorgesehen worden, um nach dem ver möglicht aber zum anderen, die Fenster ohne meintlich gewonnenen Krieg eine Weiternut hohe Schallbelästigung durch den vorbeiflie zung zu ermöglichen. Zu diesem Zweck hatte ßenden Verkehr zu öffnen und den Sonnenschutz man einen massiven Deckel vorgesehen, den wir auch bei höchsten Windgeschwindigkeiten ver mit relativ geringem Aufwand entfernen konn lässlich steuern zu können. Ein temporäres Ver ten – „relativ“ im Verhältnis zum Schneiden von schatten ist für die Arbeit des Archivs unerläss 1,40 m dicken und stark bewährten Bunkerde lich, ein natürliches Lüften erhöht auch bei einer cken! mechanischen Lüftung die Nutzerakzeptanz. Der architektonische Grundgedanke, auf den Die in groben Pixeln dargestellten Wolken auf Bunker eine lichte, helle Konstruktion aufzu der Fassade überspielen dabei transparente und setzen und dabei alle Anforderungen an einen opake Flächen-Einbauten und reduzieren die optimalen Arbeitsplatz hinsichtlich Energetik, Aufheizung des Scheibenzwischenraums am Belichtung, Schallschutz usw. zu erreichen, Tag. Nachts sind sie elementarer Bestandteil des machten eine recht aufwendige Fassadenkons Lichtkonzepts, das aus einer Kombination von truktion nötig. Die Vision eines homogenen direkter wie indirekter Be- und Ausleuchtung besteht. Die Nachtwirkung wurde von uns von Beginn an paritätisch behandelt. Obwohl solche Szenarien immer zuerst digital entwickelt werden, können verwertbare Ergeb nisse nur mit einem 1:1 Modell, einem Mockup, eines kompletten Fassadenmoduls erzielt wer Visualisierungen vor Baubeginn: Ansichten bei Tag und mit abendl icher Beleuchtung. den. Dieses wurde im Vorfeld vom Fassadenbau er gebaut. Auch die Bemusterung der Fassade, der Bund mit einer bis dato einmaligen Förder schossdecken waren hier nur für menschliche gerade aber der verschiedenen möglichen Be höhe des Programms „Nationale Projekte des Lasten von maximal 500 kg/m² ausgelegt. leuchtungsarten, erfolgte gemeinsam mit Bau Städtebaus“ anschließen konnte. Die Richtig Trotz umfangreicher Untersuchungen der herrn und Nutzer. Beim Druck wurde lange um keit der städtischen Entscheidung wird damit in Gutachter und innovativer Berechnungsverfah Dichte und Verteilung gerungen, die Nutzer Gänze bestätigt, und da das Projekt im Zeit- und ren des Statikers der immerhin gut bewährten immer mit eingebunden: Im Ergebnis wurde die Kostenrahmen abgeschlossen werden konnte, Decken waren die Vorgaben von 8 kN/m² zu Verteilung im Bereich von Sitz- bis Stehhöhe können wir an dieser Stelle die These widerlegen, nächst nicht zu erreichen, womit die Sinnhaftig stark reduziert, um Bedenken hinsichtlich man dass öffentliche Bauten niemals den finanziellen keit unserer Konzeption essentiell in Frage ge gelnder Transparenz zu zerstreuen. Vorgaben genügen. stellt wurde. Erst das Entfernen des Verbund- Die Nachhaltigkeit des Nutzungskonzepts Der konsequenten Nutzung als Archiv stan estrichs brachte den erhofften Durchbruch und hinsichtlich der grauen Masse sollte auch in der den jedoch weitere Schwierigkeiten entgegen: ermöglichte, die gewünschten Laufkilometer technischen Ausstattung ihre Entsprechung Die Lagerung musste, wie zuvor im Collini-Cen Regal unterzubringen. Ohne diesen Rückbau finden. Mit dem Wärmetauscher im Hauptab- ter, in Rollregalen in hoher Konzentration und hätte man zwar den aktuellen Bestand an Archiv wasserkanal verfügt das MARCHIVUM über daraus resultierenden hohen Deckenlasten un gut unterbringen können, die Zukunftsfähigkeit grüne Referenztechnik, die der Eigenbetrieb tergebracht werden. So massiv die Gebäudehül benötigte aber erhebliche Reserven, die schließ Stadtentwässerung mit diesem Baustein weiter Blick von der Bürgermeister-Fuchs-Straße auf das le eines Bunkers auch ist, die eigentlichen Ge lich auch nachgewiesen werden konnten. MARCHIVUM (Visualisierung). vorantreibt. In Kombination mit der Nutzung MARCHIVUM 26 Essays 27
entsteht, welches das Selbstverständnis, aber Dem Fördergeber, der die Qualität der Kon auch die Innovationskraft unserer Stadt über die zeption und die Bedeutung des MARCHIVUM Region hinaus transportieren wird. für den Stadtteil erkannte und mit einer solch Die Realisierung eines solchen Vorhabens ist hohen Summe unterstützte. Und nicht zuletzt immer Mannschaftssport. Ich darf mich daher sind unsere Planungspartner, die ausführenden sehr herzlich bei denen an der Planung wie Aus Firmen, aber auch das Team des Büro Schmucker führung Beteiligten bedanken: An erster Stelle zu nennen, die dieses Projekt von der Vision in ist hier das Stadtarchiv–Institut für Stadtge die Wirklichkeit umgesetzt haben, auch ihnen schichte zu nennen, Herrn Prof. Dr. Nieß, der gilt mein Dank. das MARCHIVUM couragiert durch alle Instan Im Namen meines Unternehmens wünsche zen begleitete und ohne dessen Unterstützung ich dem Haus viel Erfolg, den Mitarbeitern des dieses Haus nicht hätte realisiert werden kön Hauses eine inspirierende Arbeitsatmosphäre nen, den Herren Dr. Popp, Dr. Schenk und Dr. und dem Stadtteil eine positive Entwicklung, die Stockert für deren engagierten Einsatz, aber mit dem MARCHIVUM gerade begonnen hat. auch dem gesamten Team des MARCHIVUM. Glasfassaden nachts mit Fassadenbeleuchtung und Danken darf ich auch unserem Bauherrn, der 1 Zitiert aus „Auftrag der Denkmalpflege“. Bedruckung (Visualisierung). entwickelt hatten. Fassadenbänder sollten als GBG Mannheim, für die immer vertrauensvolle, Auflager für eine Steinverkleidung dienen, um sachorientierte Zusammenarbeit, die in dieser das Gebäude in eine steinerne Ordensburg zu Form keine Selbstverständlichkeit darstellt. verwandeln. Diese Planungen aus dem „1000jäh Mein Dank gilt unserem Oberbürgermeister, rigen Reich“ wurden von uns nicht umgesetzt. Herrn Dr. Peter Kurz, und unserem Bürgermeis Der sperrende Anstrich wurde entfernt, um ter Quast für deren großen Einsatz, gerade für die Außenwände wieder atmen lassen zu können. ihren Einsatz beim Erreichen der Förderung des Unter der Beschichtung aus den 80er Jahren Bundes, den Bürgermeistern Specht, Grötsch, hatten sich durch auffrierende Staunässe Schä Kubala und Dr. Freundlieb sowie den Mitglie den am Beton gezeigt. Der neue Anstrich auf dern des Gemeinderats, die den Bauverlauf im Silikatbasis ist diffusionsoffen und kommt in mer interessiert begleiteten. seiner Farbgebung dem Original wieder deut lich näher. In Kombination ergibt sich ein sauber ablesbarer Kontrast aus massivem Unterbau und betont leichtem Neubau. Wenn heute der Besucher im 6. Obergeschoss ankommt, erlebt er diesen Schnitt auch im In nern: Während im Eingangsbereich immer noch authentische Bunkeratmosphäre vorhanden ist, hier kombiniert mit zeitgenössischen Einbau ten für den Museumsbetrieb, herrscht in den Musterfenster in der Produktionshalle. neuen Etagen eine transparente, helle Atmo sphäre, die Ausblicke über die Stadt und weiter der Fernwärme konnte hier eine funktional her in die gesamte Region ermöglicht. vorragende, ökologische wie wirtschaftliche Diese Transparenz ist entscheidend für das Lösung entwickelt werden. MARCHIVUM und die Wahrnehmung der vielen Das Stadtarchiv hatte uns früh mit histori Pendler, die dieses große Haus trotz seiner pro schen Entwurfszeichnungen versorgt. Hier wur minenten Lage erst jetzt in seiner Bedeutung de ersichtlich, dass die Erbauer dezidierte Vor wahrnehmen. Ich bin mir sicher, dass damit an stellungen zur Weiternutzung nach dem Krieg dieser Stelle eine Wegmarke, ein Torgebäude Foyer im 6. Obergeschoss (Visualisierung). MARCHIVUM 28 Essays 29
Zur Statik des Bunker gelten allgemein als sehr stabile Gebäu Das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss wer wurden. Zu Beginn der Planungs- und Umbau de. Das sind sie natürlich auch, wenn man ledig den für Ausstellungen genutzt, was für die De arbeiten war daher weder bekannt, wie die Stahl ehemaligen lich die äußere Struktur betrachtet. Bunker ha cken über dem Untergeschoss sowie dem Erd betonkonstruktion der Zwischendecken des Bun Weltkriegsbunkers ben sehr dicke Wände, tragfähige Fundamente und natürlich ein sehr stabiles Dach. Als Schutz geschoss noch zu verhältnismäßig normalen Lastansätzen führt. Das 2., 3. und 4. Oberge kers dimensioniert worden waren, noch welche Materialien beim Bau zur Verfügung gestanden raum müssen insbesondere ihre Dächer in der schoss werden aber als Archiv genutzt und hatten. Um dies festzustellen, mussten umfang Lage sein, die verheerende Wirkung von Bom mussten deshalb mit Rollregalen ausgestattet reiche Untersuchungen durchgeführt werden. bentreffern zu kompensieren. werden. Hierbei ergaben sich Lasten, die in nor Es galt die Beton- und Stahlgüte des vorhan Hochbunker, von denen im Mannheim im malen Gebäuden bzw. auf normalen Geschoss denen Materials durch die Entnahme von Bau Laufe des Zweiten Weltkrieges einige gebaut decken nicht auftreten. Die grundlegende Fra teilen und deren Untersuchung im Labor zu wurden, haben aber im Inneren ihre Besonder ge, die zunächst geklärt werden musste, war, ob bestimmen. Auch die Abmessungen der Konst Felix Späh heiten. Die einzelnen Zwischendecken sind nor die vorhandenen Zwischendecken des Bunkers ruktion mussten überprüft und die im Beton Ingenieurbüro Bräuer + Späh male Deckenkonstruktionen, die lediglich zur in der Lage, sind die Lasten aus einer Archivnut einbetonierten Betonstähle in Lage und Durch Aufnahme von Personen ausgelegt wurden. Zur zung aufzunehmen. messer ermittelt werden. schnellen Nutzung der Schutzräume, aber auch zur schnellen Evakuierung waren in jedem Bun ker mehrere Treppenhäuser zwingend erforder lich. Die Umnutzung dieser sehr zweckgebunde nen Bauwerke stellt jeden Planer vor schwierige Aufgaben. Die Statik spielt dabei eine zentrale Rolle. So auch beim Umbau des Hochbunkers in der Neckarstadt-West zum MARCHIVUM. Die Nutzung der vorhandenen Stockwerke als Büroraum scheiterte am Fehlen von Fenstern, die aus den mehr als 1,0 m dicken Außenwänden herausgesägt werden müssten. Das ist tech nisch zwar möglich, aber neben den hohen Kos ten ist die Belichtung durch 1,0 m tiefe Fenster eher dürftig. Also war es naheliegend, die erfor derlichen Büroräume durch eine Aufstockung auf das Dach des Bunkers zu verlegen und die vorhandenen Ebenen anderweitig zu nutzen. Die Aufstockung des Bunkers um zwei zusätzli che lichtdurchflutete Stockwerke war aus stati scher Sicht einfach. Die mehr als 1,40 m starke Dachdecke aus Stahlbeton ist in der Lage, die zusätzlichen Lasten der Aufstockung in die vor Querschnitt durch den Bunker, Bauplan von 1942. handene Tragstruktur abzutragen. Das Gewicht der Dachdecke übersteigt die Lasten aus der Aufstockung um das Vielfache. So ergaben sich Bei vielen vor 1945 erstellten Gebäuden sind Letzteres erwies sich als durchaus schwierig. durch die Konstruktion des Bestandes nur we im Allgemeinen keine statischen Planunterla Da der Betonstahl im Beton nicht sichtbar ist, nige Zwangspunkte für die Architektur der Auf gen mehr vorhanden, weil ein großer Teil der kann er zerstörungsfrei nur durch elektromag stockung. archivierten Planunterlagen im Krieg verloren netische Verfahren oder Röntgenverfahren be Als deutlich schwieriger erwiesen sich stati gegangen ist. Bei den Bunkern kommt hinzu, stimmt werden. Diese Verfahren liefern aber schen Anforderungen im Inneren des Bunkers. dass sie in Zeiten größten Mangels realisiert lediglich Ergebnisse, die einer Kalibrierung und 30 Essays 31
Interpretation bedürfen. Diese zerstörungsfreie bauer auch bei einem schweren Bombentreffer Untersuchung brachte zutage, dass die verwen mit einer teilweisen Zerstörung des Daches einen dete Baustahlbewehrung sehr uneinheitlich ver totalen Zusammenbruch der Konstruktion über legt worden war. Offensichtlich hatte man aus alle Stockwerke vermeiden wollten. Der Aufent Gründen des Materialmangels an Stellen mit halt im obersten Stockwerk war insofern also gleichen Deckenkonstruktionen unterschiedli während eines Bombenangriffes nicht risikofrei. che Bewehrungsstäbe verwendet. Auch lagen in Andererseits führten Nachrechnungen zum er vielen Bereichen Bewehrungsstäbe übereinan freulichen Ergebnis, dass im obersten Stockwerk der und konnten daher durch die zerstörungs des Bunkers Archivlasten bis zu 1.000 kg/m² ein freien Verfahren nicht ermittelt werden. Als gelagert werden können. Deshalb wurden dort Folge musste an vielen Stellen die Betonstahl besonders schwere Bestände, wie die Bibliothek bewehrung freigelegt werden, was einen erheb des MARCHIVUM, untergebracht. lichen zeitlichen und finanziellen Aufwand be Die Untersuchungen und Nachforschungen deutete. Auch die Nachrechnung der vielen erbrachten auch ein interessantes baugeschicht unterschiedlichen Bereiche gestaltete sich da liches Ergebnis. Denn beim Bau des Bunkers durch erheblich aufwendiger als anfänglich ge wurde die Stahlsorte St 52 verwendet, die ledig Das Bunkerdach vor dem Umbau. plant. lich in den Jahren 1932 bis 1943 Verbreitung Durch diese Untersuchungen ergaben sich fand. Sie zeichnet sich seinerzeit durch eine sehr folgende interessante Ergebnisse: Die Decke des hohe Festigkeit aus. 3. Obergeschosses ist wesentlich stabiler ausge Die Nachrechnung der übrigen Zwischende bildet als alle darunterliegenden Decken. Dies ist cken ergab eine zulässige Belastbarkeit aller Be offensichtlich dadurch begründet, dass die Er reiche von maximal 500 kg/m². Zusätzlich wurde Raum im 4. Obergeschoss vor dem Umbau. Abbrucharbeiten auf dem Bunkerdach. MARCHIVUM 32 Essays 33
Nach den positiven statischen Ergebnissen konnten schließlich Bilder von drei Bombentref aus der Planungsphase konnte mit der Realisa fern gefunden werden, wodurch der zunächst tion des Projektes begonnen werden. Allerdings unbegreifliche Schaden erklärbar wurde. Offen stellte der Bunker gerade auch im Rohbau die sichtlich hat der Bunker damals die Belastung ausführenden Firmen sowie die Statik vor be durch die drei Bombentreffer abtragen können. sondere Aufgaben. Der Abbruch der Dachdecke So war der Umbau zum MARCHIVUM auch im Bereich des mittleren Treppenhauses, das für in statischer Hinsicht eine spannende Abenteu die Aufzuganlage benötigt wurde, musste mit erreise. Eine Reise zurück in die Zeit, als der schwerem Gerät durchgeführt werden. Der An Bunker unter den erschwerten Bedingungen des blick eines Autokrans sowie eines großen Bag Krieges mit modernen Materialien errichtet gers auf dem Dach eines Gebäudes ist sicher wurde und vielen Menschen das Leben rettete, nicht alltäglich, für die Statik des Bunkers war als die Bombenangriffe Teile des Daches beschä das allerdings kein Problem. digten und er dennoch stabil stehen blieb. Zu Die bedingt durch die Umnutzung erforder rück aber auch in die Nachkriegszeit, als er über liche Herstellung von Durchbrüchen in Wänden viele Jahre zunächst als Wohnbunker diente und und Unterzügen musste sich auf die absolut not dann infolge des Kalten Krieges zum Atom wendige Anzahl beschränken, da deren Herstel schutzbunker wurde. Sicher wird der Bunker die lung aufgrund der massiven Konstruktion aber Lasten aus der neuen Nutzung als MARCHIVUM auch aufgrund der eingebauten Bewehrungs genauso gut abtragen wie die Lasten, die er im stäbe äußerst schwierig und aufwendig ist. Eine Krieg aushalten musste. umfassende Planung aller Öffnungen in enger Abstimmung mit den Planungsbeteiligten und eine genaue Ausführung vor Ort waren dabei zwingend erforderlich, da sonst irreparable Schäden an der Konstruktion entstehen können. Die Stemmarbeiten des mit viel Betonstahl be wehrten Betons auf engstem Raum im Inneren des Bunkers gestalteten sich im Zuge des Um baus als äußerst schwierig. Verwendet wurden daher neben schwerem Gerät auch Betonseilsä gen zur Herstellung von Öffnungen. Beim Abbruch der Brüstungen auf dem Dach des Bunkers kam es zu einem Zwischenfall, der nicht abzusehen gewesen war. Beim Stemmen durch den großen Bagger löste sich ein mehre re Meter großes Stück der Brüstung, gehalten wurde es zwar noch von einzelnen Bewehrungs stäben, andere aber waren am Übergang zum Wanddurchbruch im Eingangsbereich des Erdgeschosses. Dach durchgerostet. Die Begutachtung des Schadens ließ keinen Zweifel daran, dass es in bei der Nachrechnung der vorhandene Platten bis zu 624 kg/m² heraufgesetzt werden. Das diesem Bereich zu einer gewaltigen Lasteinwir belag mit einem Gewicht von ca. 100 kg/m² be entspricht einer Regalbelegung von maximal kung gekommen war und sich die nachfolgende rücksichtigt. Durch das Entfernen des Platten 250 kg/Regal. Mit dieser Einschränkung zur Be Reparatur darauf beschränkt hatte, die Beweh belages und unter Berücksichtigung der exakten legung der Rollregale können die Bestandsde rung durch einen Bitumenanstrich zu schützen, Lage der Regale konnte die maximale Belastbar cken ohne weitere Verstärkungsmaßnahmen was die Korrosion des Materials aber nicht ver keit der Decken im Bereich der Rollregale auf verwendet werden. hinderte. Durch Recherche beim Stadtarchiv MARCHIVUM 34 Essays 35
Das MARCHIVUM als städtebauliche Aufgabe Ruth Scheurer Fachbereich Stadtplanung Luftbild MARCHIVUM und Neckarufer, Geltungsbereich des städtebaulich/künstlerischen Wettbewerbs zur Umgebungsgestaltung. Als mit der Idee, den Parkplatz für das MARCHI- ein, der im November 2016 zugunsten des Darm- dient diese Installation der Wegeleitung vom VUM an die Bunsenstraße in die Nähe des Neck- städter Architekturbüros netzwerk-architekten Parkplatz zum MARCHIVUM, der Gestaltung arufers zu legen, auf die Stadtplanung zugegan- entschieden wurde. und auch der Sicherheit in dem Bereich der gen wurde, begannen die Überlegungen zum Die Kernidee des Wettbewerbsentwurfes war Jungbuschbrücke. Umfeld des ehemaligen Ochsenpferchbunkers. ein 200 m langes farbig hinterleuchtetes Bilder- Zum Tag der Städtebauförderung im Mai 2017 In einer Analyse der städtischen Situation rund band aus Aluminium, das sich vom Aufgang der entstand die Kunstinstallation von Sabine Kam- um das Bauwerk fielen die vernachlässigten Jungbuschbrücke an der Bunsenstraße unter der merl mit dem Titel „Das ist meine Geschichte“. Räume auf und die zwar attraktive, jedoch auch Brücke hindurch zum Kreuzungsbereich Bürger- Augenpaare leuchteten des Nachts wie aus dem des Nachts nicht ungefährliche Situation am meister-Fuchs-Straße entwickeln soll und an der Bunker heraus in die Stadt, allesamt Augen von Neckarufer. Deshalb wurde zur Vorbereitung Brückenwand der Ludwig-Jolly-Straße gegen- im weitesten Sinne Mannheimer Persönlichkei- eines Wettbewerbes eine Ideenwerkstatt mit über dem MARCHIVUM enden. Auf der Ober- ten und ein Schriftzug war über den Neckar hin- Bürgern, Schülern, dem Quartiersmanagement fläche und in das Metall hineingestanzt werden weg bis zum Musikpark im Jungbusch zu erken- der Neckarstadt-West und der Polizei durchge- Mannheimer Motive, Bilder und Schriften. Die nen. Das Kunstwerk konnte bis zum Abbau des führt und Ergebnisse den Stadtteil betreffend Tag- und Nachtwirkung differiert je nach Licht- Baugerüsts im Dezember 2017 installiert bleiben. erarbeitet. Diese flossen in die Auslobung eines situation, die Hinterleuchtung ist mit changie- (→ siehe Seite 116 f.) städtebaulich/künstlerischen Wettbewerbes renden, freundlichen Lichttönen geplant. So 36 Essays 37
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