(1) Philippinen: Leben ohne Kokospalmen Metro Manila und die Landflucht

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(1) Philippinen: Leben ohne Kokospalmen Metro Manila und die Landflucht
Hanns F. Groeschke

(1) Philippinen: Leben ohne Kokospalmen
Metro Manila und die Landflucht
Moloch Manila – Ziel einer verarmten Landbevölkerung

Diese Info wird der riesigen Millionen-Metropole Manila mit all ihren Sehenswürdigkeiten, aber auch den vielen
Problemen, den bunten Facetten, all den liebenswürdigen Menschen und ihren Träumen sicherlich nicht gerecht
– was auch nicht die Absicht ist. Es ist keine Tourist-Info, kein wirtschaftlicher Entwicklungsbericht und auch
keine Story über die Schönen und Reichen dieser Stadt. Der folgende „Bilderbogen“ will stattdessen einen
Finger in eine offene Wunde legen.

Gezielt wird hier als Einstieg und im Kontext einer Reihe von weiteren Infoblättern auf die sozialen und ökolo-
gischen Probleme, und hier auf die rapide Bevölkerungszunahme aufmerksam gemacht, die insbesondere durch
die Landflucht vieler Menschen in diese Metropole dramatische Dimensionen angenommen hat. Die Zu-
gewanderten sehen in ihren Heimatprovinzen offenbar keine Zukunftschancen. Betroffen ist auch besonders der
verarmte Kokossektor. Gibt es Auswege aus dieser Misere? Auch dieser Frage soll nachgegangen werden.
Siehe (2) Philippinen: Leben unter Kokospalmen – Daten & Fakten.

Hinzu kommt die expandierende Palmölindustrie, die hauptsächlich – wie bei der traditionellen Kokos-
plantagen-Bewirtschaftung – auf den Export ausgerichtet ist. Nach den Nachbarländern Malaysia und
Indonesien inzwischen auch auf den Philippinen. Der Ölpalmanbau hat die Ernährungssicherheit der Land-
bevölkerung in den betroffenen Provinzen offensichtlich nicht im Blick und erzeugt eher Armut und Vertreibung
als Arbeit und eine neue Lebensperspektive. Parallel dazu kommen die massiven Umweltprobleme durch die
riesigen Monokulturen. Das alles wird das Problem der Landflucht eher noch verstärken.
Siehe (7) Philippinen: Leben nicht von Kokospalmen – Expansion der Palmölindustrie in Mindanao und Palawan.

Manila, in einer heruntergekommenen Straße im Stadtteil Ermita. Eine „Kokospalme, die keine Früchte mehr
trägt, stranguliert von Kabelverbindungen“ – städtisches Symbol für den vernachlässigten philippinischen
Kokossektor? Oben links ist die Fassade eines neuen Hochhauses zu erkennen. Sicherlich haben Palme und
Straßenfassade auf dem Foto keine Zukunft und werden bald dem anhaltenden Bauboom der Millionenstadt
weichen müssen.
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Wenige Fußminuten entfernt im selben Stadtteil: Die Ärmsten der Armen wissen nicht wohin und harren in dieser
menschenunwürdigen Behausung aus, bis auch sie von hier vertrieben werden. Viele sind Opfer der Landflucht.
Die Stadt bietet über die National Housing Authority Umsiedlungsmaßnahmen und sogar Berufsausbildungs-
programme außerhalb der Metropole an. Ein langfristig unlösbares Problem, solange sich die Lebensgrundlagen
auf dem Lande nicht verbessern, die Landflucht anhält und die Bevölkerung weiter rapide wächst. Über die Hälfte
der Einwohner der Hauptstadtregion leben in Slums und in sogenannten illegalen „Squatter Camps“.
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Für ein „Leben hoch über den Kokospalmen“ in neuen Hochhäusern scheint das Bild links einzuladen. Einige der
rasant in den Himmel strebenden Bauvorhaben sind sicher Spekulationsobjekte und werden nicht von den
„common tao“ – den „einfachen Leuten“ als die überwiegende Bevölkerungsgruppe aus den Provinzen, wie es in
Manila heißt – bewohnt werden können, weil sie zu arm sind. Andere Gebäude gehören zum internationalen
Business- und Finanzviertel Makati. Etwa zehn Prozent der Menschen in Metro Manila gehört zur reichen Ober-
schicht und lebt an der Peripherie der Stadt in von Mauern und Wachpersonal gegen Kriminalität geschützten
und gepflegten Wohngebieten.
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Was die Zuwanderer aus der Provinz erwartet

- Die Gesamteinwohnerzahl der „Capital Region“ betrug laut der letzten Volkszählung im Jahre 2007
  11.533.427 Personen. Das zur Hauptstadtregion gehörende Gebiet umfasst neben der Kernstadt Manila 16
  weitere Städte. Der Bevölkerungszuwachs aus allen Landesteilen ist in der sich immer weiter vergrößernden
  Peripherie der Metropole ungebrochen.
- Verbunden ist eine Wohnsituation mit immensen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Problemen.
- Es entstanden fast täglich neue illegale Siedlungen, die sogenannten Squatter Camps und Slums, so z.B. in
  Caloocan, Mandaluyong, Novotas, Pateros, Pasay City und Tondo. In diesen Stadtteilen machen die armen
  Bevölkerungsschichten bis zu Dreiviertel der Gesamtbevölkerung aus. Insgesamt lebt etwa die Hälfte aller
  Bewohner von Metro Manila unter solchen unmenschlichen Bedingungen und ohne eine ausreichende
  Wasser- und Stromversorgung.
- Die Hauptstadtregion wird häufig von Taifunen und damit verbundenen gewaltigen jährlichen Nieder-
  schlagsmengen von durchschnittlich über 2000 Millimetern heimgesucht. Insbesondere während der
  Monsunzeit zwischen Juni und September führen die Regenmengen und Stürme immer öfter zu Todesopfern,
  zu schweren Schäden, anhaltenden Überschwemmungen und zu einem allgemeinen Verkehrschaos.
- Manila produziert täglich über 7.000 Tonnen Müll. Die größte Mülldeponie liegt in Payatas, Quezon City.
  40.000 Menschen leben hier auf und von dem Müll in einem täglichen gefährlichen Überlebenskampf.

                                                                                Quelle: Metro Manila, Wikipedia

Im Stadtteil Malate: Obdachlose leben auf der Straße. Im Gestank der Dieselabgase der an ihnen vorbei-
fahrenden Jeepneys kochen und schlafen diese Menschen. Im Hintergrund Plakate mit der Aufforderung, den
Platz sauber zu halten. Manila gehört weltweit zu den Städten mit der größten Luftverschmutzung. Sie übersteigt
die zulässigen Grenzwerte der Welthandelsorganisation um das Dreifache. Zu den Folgen gehören Atemwegs-
und Hauterkrankungen. Jährlich sterben in Manila 2.000 Menschen an den Folgen unkontrollierter Umwelt-
verschmutzung in der Industrie und durch den Verkehr.
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Die Riesen-Metropole, ein Moloch mit vielen Gesichtern und voller sozialer Gegensätze. Manila präsentiert sich
ungehemmt und unübersehbar mit verführerischer internationaler Werbung. Die Straßen ersticken fast schon an
einem Verkehrsinfarkt. Die Stadtverwaltung kämpft in vielen Vierteln gegen den Dreck auf den Straßen.
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Der Druck der Industriewerbung ist in Manila allgegenwärtig. Hier das Beispiel einer lustigen Spaghetti-Werbung
auf einem Lieferwagen: Im Briefing der Werber hieß es wohl: „Dick sein bedeutet wohlhabend und gesund zu sein
und das Leben genießen zu können.“ – Millionen, die aus der Provinz kommen und keine Chance in Manila
finden, suchen über lokale Vermittlungsagenturen Arbeit im Ausland, z.B. als Hausangestellte, Bauarbeiter,
Seeleute, Krankenschwestern, Entertainer, Lehrer und in vielen anderen Berufen, um ihre Familien in der Provinz
zu unterstützen. „Manpower-Export“ ist inzwischen mit jährlich durchschnittlich 18 Milliarden zum größten US-
Dollar-Verdiener für das Land geworden.
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Nicht weit von den Menschen, die auf der Straße ein elendes Leben fristen: Das klimatisierte „Robinson Plaza“ –
eines einer ganzen Reihe von Mega Malls in Metro Manila – Es sind Konsumtempel mit einem internationalen
Markenangebot, mit eleganten Restaurants und Luxusboutiquen. „Malling“ heißt für viele, nur mal zum Gucken
hingehen zu können.

Ausgewählte Veröffentlichungen

- Szenen aus Manila von F. Sionil José,
  Hrsg. Horlemann Verlag, Bad Honnef 1990
- Problem oder Chance weltweiter Urbanisierung? von Franke Kraas
  Diercke 360⁰ Das Weltatlas Magazin – Themenheft Megastädte
  Hrsg. Westermann Verlag, Braunschweig 2007
- Dossier: Manila Stadt aus Städten,
  Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung – www.bpb.de
- Himmel und Straßenstaub: Unser Leben als Familie in den Slums von Manila von Christian Schneider
  Hrsg. Brunnen Verlag, Gießen 2011
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Einer der berühmten dramatischen Sonnenuntergänge am Roxas-Boulevard in Metro Manila, den auch diese
Kinder genießen. Verbunden ist das mit der Sehnsucht vieler Menschen, im Ausland ein besseres Leben zu finden.
Was das Foto nicht zeigt: Täglich werden über den biologisch toten Pasig-Fluss ungefiltertes Abwasser, Hausmüll
und Industrieabfälle aller Art bis hin zu Tierkadaver in die Bucht von Manila gespült. Statt frischer Seeluft werden
oft die stinkenden Abfälle eingeatmet. Schwimmen ist hier lebensgefährlich.

                                                                       Fotos: H. Groeschke, Januar/Februar 2015
Infoblätter: 1-7
- (1) Philippinen: Leben ohne Kokospalmen
  Metro Manila und die Landflucht
- (2) Philippinen: Leben unter Kokospalmen
  Daten & Fakten
- (3) Philippinen: Leben für Kokospalmen
  Das Coconut House in Quezon City
- (4) Philippinen: Leben mit Kokospalmen
  Buko Halo-Halo – Die besondere Eiscreme aus der Kokosnuss
- (5) Philippinen: Leben von Kokospalmen:
  Kokosschalenkohle – Kokosgrillbriketts – Kokosaktivkohle
- (6) Philippinen: Leben noch von Kokospalmen
  Meeresanstieg in Palawan bedroht Kokosplantagen
- (7) Philippinen: Leben nicht von Kokospalmen
   Expansion der Palmölindustrie in Mindanao und Palawan

Stand Mai 2015

KONTAKT

h.groeschke@web.de
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Globales Lernen / Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Der Autor engagiert sich als Bildungsreferent in Zusammenarbeit mit freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe,
Gemeinden und Einrichtungen der Erwachsenenbildung, u.a. als ehemaliger Entwicklungshelfer im Rahmen des
vom BMZ geförderten Programmes „Bildung trifft Entwicklung“ (BtE) über das Eine Welt Netz NRW e.V.
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