11 Schritte für eine Zukunft ohne Hunger - MISEREOR
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a p i e r i o n s p 0 3 0 s i t P o n ä h r u n ne Hunger g 2 l t e r oh We u n f t i n e Z uk re fü c h r i tte 11 S
Das Positionspapier wird getragen von V.i.S.d.P.: MISEREOR e. V., Dr. Bernd Bornhorst, Mozartstr. 9, 52064 Aachen, www.misereor.de Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Tanja Busse Layout: Marischka Lutz Grafikdesign Stand: Oktober 2020
Noch zehn Jahre bis 2030: Wo stehen wir bei der Hungerbekämpfung? � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 4 Forderungen 1 Mit Menschenrechten gegen den Hunger, statt Vereinnahmung durch Konzerne ������������������������������������� 8 2 Agrarökologie statt Agrobusiness fördern �������������������������������������������������������������������������� 9 3 Land umverteilen statt Landkonzentration vorantreiben ������������������������������������������������������������ 9 4 Saatgutvielfalt statt (alte und neue) Gentechnik und Patente ������������������������������������������������������ 1 1 5 Agrarökologische Klimaanpassung statt Klima anheizen durch Agrobusiness ��������������������������������������� 1 1 6 Menschenwürdige Arbeitsbedingungen statt Hungerlöhne und Ausbeutung ���������������������������������������� 1 2 7 Nachhaltige, lokale & regionale Ernährungssysteme statt Abhängigkeit von krisenanfälligen Weltagrarmärkten ����� 1 2 8 Gerechter Agrarhandel statt neo-liberale Agrarhandelspolitik ����������������������������������������������������� 1 3 9 Vorrang der Menschenrechte vor Profitgier, Nahrungsmittelspekulation und Schuldendienst ����������������������� 1 3 10 Rechte von Frauen stärken statt patriarchale Strukturen stützen �������������������������������������������������� 1 4 11 Soziale Sicherung ausbauen statt Bedürftige hungern lassen ����������������������������������������������������� 1 4 Infografik „Der Welternährungsrat CFS“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 10 Zahlen & Fakten � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 15 Geschichte des Hungers und der Grünen Revolution � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 16
Noch zehn Jahre bis 2030: Wo stehen wir bei der Hungerbekämpfung? Chronischer Hunger Zehn Jahre bleiben uns noch: Bis 2030 soll es keinen bedeutet, dass die zum Hunger mehr auf der Welt geben. Alle Menschen sollen Überleben erforderliche dann in der Lage sein, sich ausgewogen und gesund zu Nahrung in Menge und ernähren – und in einer nachhaltigen Welt leben. Das haben Qualität nicht ausreicht, dies ist für viele Menschen die Staats- und Regierungschefs mit der Verabschiedung in vielen Ländern des globalen Südens der Fall. Aus der globalen Nachhaltigkeitsziele, den SDGs, im Jahr 2015 meiner praktischen Erfahrung weiß ich, dass eine beschlossen. Doch nichts deutet darauf hin, dass dieses wirksame Hungerbekämpfung durch nachhaltige land- Ziel erreicht wird. Seit 2014 steigen die Zahlen der hun- wirtschaftliche Praktiken möglich ist, die auf Sicherung gernden Menschen weltweit von Jahr zu Jahr wieder an. des nachhaltigen Zugangs zu Wasser und auf Innova- 2019 litten 690 Millionen Menschen chronisch an Hunger, tionen beruhen, die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen 10 Millionen mehr als im Vorjahr.1 Das heißt: jeder elfte zusammen mit der Wissenschaft entwickeln und leiten. Mensch hungert – in den Ländern Afrikas südlich der Kleinbäuerliche Erzeuger*innen, die das ganze Jahr Sahara sogar jeder fünfte. 144 Millionen Kinder sind chro- über klimaresiliente Feldfrüchte, Geflügel und Vieh nisch unterernährt. Wie viele Menschen an Hunger sterben, produzieren und faire Marktchancen haben, werden ist nicht genau erfasst. Schätzungen gehen von jährlich eine ausgewogene Ernährung für alle sicherstellen.“ 9 Millionen Hungertoten aus.2 Ohne eine radikale Kehrt- wende werden im Jahr 2030 – so die Prognose der UN – Dr. Joseph Ayembilla Anyagbilla, 840 Millionen Menschen Hunger leiden. Die Covid-19 kath. Diözese von Navrongo-Bolgatanga, Ghana Pandemie bringt außerdem bis zu 132 Millionen weitere Menschen in akute Hungergefahr. Dabei wären genug Lebensmittel vorhanden, um alle Men- beinhaltet mehr als den Zugang zu Nahrungskalorien: schen weltweit satt zu machen – zumindest nach Kalorien. nämlich eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernäh- Die Lagerbestände für Getreide sind so hoch wie in den rung, die langfristig gesund erhält. Dieses Recht ist zurzeit letzten 50 Jahren nicht.3 Doch das Recht auf Nahrung drei Milliarden Menschen verwehrt – etwa 40 Prozent der Anzahl der Hungernden4 Die Anzahl der Hungernden ist auch im Jahr 2019 weiter angestiegen. Wenn eine Trendumkehr ausbleibt, kann das SDG 2 „Kein Hunger“ nicht erreicht werden. Anzahl der chronisch hungernden Menschen weltweit (in Millionen) Anteil der chronisch hungernden Menschen an der Weltbevölkerung (in Prozent) 875 Mio. 841,4 825,6 750 Mio. 687,8 12,5 % 12,6 % 678,1 625 Mio. 628,9 10 % 7,5 % 8,6 % … 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 30 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 4
Weltbevölkerung.5 Um diese Unterversorgung an Vitami- nen und Mineralstoffen zu beheben, müsste der Anbau von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten erheblich gesteigert Berechnung der Hungerzahlen werden.6 Damit mehr Vielfalt auf die Teller kommt, braucht Die Erfassung der Hungerzahlen ist schwierig. Die es auch mehr Vielfalt auf den Äckern und in den Gärten UN-Welternährungsorganisation (Food and Agriculture sowie Angebot aus nachhaltiger Fischerei und Fischzucht.7 Organisation, FAO) misst den Hunger über den Indikator Im Laufe der Jahrtausende haben die Menschen Millionen „Verbreitung von Unterernährung“ (Prevalence of unterschiedlicher Nutzpflanzensorten gezüchtet, doch Undernourishment, PoU). Dieser basiert auf Berechnun- immer weniger von ihnen kommen zum Einsatz. Ganze gen zur Kalorienverfügbarkeit über eine längere Zeit zwei Drittel der globalen Ernte werden mit nur neun Pflan- und dient als Anhaltspunkt, doch ist davon auszugehen, zenarten erzeugt.8 dass nicht alle Hungernden erfasst werden. Verletzun- gen des Menschenrechts auf Nahrung werden durch Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Die bisheri- den PoU nur teilweise abgedeckt.9 Im Verlauf der Jahre gen Versuche, den Hunger zu überwinden, sind geschei- hat sich die Datenlage und die Berechnungsmethode tert. Wir müssen die Ursachen dafür identifizieren und die immer wieder geändert – zuletzt im FAO Welternäh- weltweite Agrar- und Ernährungspolitik neu ausrichten. rungsbericht 2020. Eine Vergleichbarkeit mit alten Die Ernährung sollte als öffentliches Gemeingut betrachtet Zahlen ist daher nicht möglich. Über den 2016 zusätz- und nicht den Märkten überlassen werden. Menschenrech- lich eingeführten Indikator zur Ernährungsunsicherheit te und ganzheitliche agrarökologische Ansätze müssen (Food Insecurity Experience Scale, FIES), der auf Haus- im Mittelpunkt stehen, lokale Ernährungssysteme und haltsbefragungen beruht und unterschiedliche Schwe- regrade von Ernährungsunsicherheit misst, haben sich die globalen Berechnungen verbessert. Zusätzlich hat das Welternährungsprogramm (World Food Programme, WFP) der UN in den letzten Jahren den Indikator der Eine Welt ohne Hunger akut lebensbedrohlich von Hunger bedrohten Men- erfordert den politischen schen stärker in die Öffentlichkeit gebracht. Willen zur Durchführung echter Landreformen. In Indien geht es dabei um Land für landlose Dalits, Adivasi, Muslime und andere marginalisierte Gemein- Soziale Ungleichheit und Umweltkrisen schaften. Es geht um ihre kollektive Kontrolle über verursachen Hunger Ernährungskulturen, Saatgut, Züchtung, Wasser, Es ist seit langem bekannt: Menschen hungern nicht, weil Wissen, Märkte und Arbeit. Die Arbeit marginalisierter es zu wenig Lebensmittel gibt, sondern weil sie extrem arm Gemeinschaften darf nicht länger – mit Unterstützung sind, weil sie ausgebeutet werden oder keinen Zugang zu von unseren Regierungen – von den kapitalistischen natürlichen Ressourcen wie Land und Wasser haben. Auch globalen Nahrungsmittel- und Agrarindustriekon- der UN-Bericht zur Lage der Welternährungssituation (The glom eraten vereinnahmt werden. Der Aufbau einer State of Food Security and Nutrition in the World, SOFI 2019) kollektiven Gegenmacht im Sinne des Guten Lebens nennt soziale und wirtschaftliche Ungleichheit als wesent- lichen Treiber für den Hunger. In den letzten Jahren ist die ist entscheidend für die Emanzipation von diesem soziale Ungleichheit weiter angestiegen – und mit ihr die Ausbeutungssystem und für das, was wir unter Zahl der Hungernden. Die Corona-Pandemie hat die Un- Ernährungssouveränität verstehen.“ gerechtigkeiten und grundlegenden Probleme der indus- triellen Landwirtschaft, die Folgen der Umweltzerstörung Food Sovereignty Alliance, Indien und des konzerndominierten Ernährungssystems offenbart und noch verstärkt. Gleichzeitig schlagen immer mehr Ernährungssouveränität gefördert werden. Die (Markt-) international renommierte Wissenschaftler*innen Alarm: Macht und der Einfluss der Konzerne im Agrar- und Ernäh- Sie warnen vor einem Massenaussterben von Arten, vor der rungssektor sollten beschränkt und die von Hunger Be- Klimakrise und der fortschreitenden Zerstörung der Böden. troffenen im globalen Süden ermächtigt werden, selbst für Auch diese Entwicklungen werden den Hunger und Armut sich einzutreten („agency“). Das heißt auch, die Autonomie weiter verstärken und bedrohen die globale Gesundheit. und die Selbstorganisation der Zivilgesellschaft, insbeson- dere von Organisationen kleinbäuerlicher Erzeuger*innen Oft diskutieren Entwicklungspolitiker*innen, Regierungs und Landarbeiter*innen, städtischer Betroffener über vertreter*innen und internationale Organisationen Ernährungsräte, sowie kulturelle Vielfalt zu respektieren darüber, wie die Erträge einzelner Ackerpflanzen durch und gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung Effizienzsteigerungen und technischen Fortschritt erhöht einzutreten. werden können. Sie glauben, dass solche eindimensionalen 5
von den Interessen der Unternehmen geprägt sind und für die entwicklungspolitischen Ziele ernüchternde Ergebnisse Agrarökologie bringen.12 Trotzdem setzt das Ministerium weiterhin auf Agrarökologie ist ein wissenschaftlich fundiertes Kon- solche Kooperationen. Ebenso fördert das BMZ – oft über zept, das ökologische Prinzipien mit dem politischen gewinnorientierte Entwicklungsinvestitionsfonds – ver- Ansatz der Ernährungssouveränität und dem Recht mehrt große Agrarunterhemen. Es folgt dabei einem welt- auf Nahrung verbindet. Trotz geringer politischer und weiten Trend, die Finanzierung von Entwicklungsprojekten finanzieller Unterstützung wird dieses holistische Kon- immer mehr an der Gewinnerwirtschaftung von Entwick- zept von Bäuerinnen und Bauern weltweit praktiziert lungsbanken und internationalen Investoren auszurichten. und weiterentwickelt; soziale Bewegungen überall Damit geraten Strategien zur Hungerbekämpfung aus auf der Welt treten für seine Verbreitung ein. Es baut dem Blick, die auf eine möglichst hohe Unabhängigkeit auf den grundlegenden Prinzipien des ökologischen der Erzeuger*innen von Unternehmen abzielen oder kein Landbaus auf und zielt auf eine sozial gerechte und Finanzkapital benötigen und die somit keine Rendite für ökologisch nachhaltige Umgestaltung der Agrar- und internationale Geldgeber*innen versprechen. Die letzten Ernährungssysteme ab, in denen die Bauern und Bäue- Jahrzehnte haben gezeigt: Mehr Gelder für agrarindus- rinnen, handwerkliche Verarbeiter*innen und Verbrau- trielle Projektansätze lösen das Hungerproblem nicht. cher*innen im Zentrum der Entscheidungen stehen. Um Ernährung für alle zu sichern muss konsequent ein Sie erarbeiten selbst – also „bottom up“ – lokale und Menschenrechtsansatz verfolgt und ein agrarökologischer regionale Lösungen und bauen dabei auf ihr eigenes Umbau vom Hof bis zum Teller vorangetrieben werden. Wissen auf. Dabei verbinden sie Landwirtschaft mit biologischer Vielfalt und streben positive Wechselwir- Für das Jahr 2021 plant die UN einen Welternährungsgipfel kungen zwischen Pflanzen, Tieren, Menschen und der in New York, den auch die Bundesregierung unterstützt. Umwelt an.10 Ansätze das Hungerproblem und ökologische Krisen lösen können. Dabei blenden sie die schwierigen, aber zentralen Die grüne Revolution, die Fragen aus: den ungerecht verteilten Zugang zu natürli- von den Ländern des globa- chen Lebensgrundlagen, die ruinösen Erzeugerpreise, die len Nordens zur Bekämpfung Hungerlöhne und die negativen Auswirkungen von synthe- von Hunger und Armut in tischen Düngemitteln und Pestiziden auf Agrarökosysteme. der Welt vorangetrieben wurde, hat sich als großer Kleinbäuerliche Erzeuger*innen, Landlose, Hirten- und Fischereigemeinschaften, Landarbeiter*innen, indigene Misserfolg erwiesen. Anstatt den Hunger in der Welt zu Gemeinden und städtische Arme: Allzu oft werden lindern, wurde durch die Grüne Revolution das Saatgut ausgerechnet diese Gruppen, die besonders von Hunger privatisiert, Märkte für das Agrobusiness eröffnet und bedroht sind, kaum in politische Entscheidungen ein die Vorherrschaft großer Konzerne über das Ernäh- bezogen. Diese Haltung erschwert die Umsetzung von rungssystem eingeführt. Haiti hat unter den Folgen wirkungsvollen holistischen Ansätzen zur Bekämpfung der Grünen Revolution gelitten, da die Preise für land- des Hungers. wirtschaftliche Produkte auf dem Weltmarkt gesunken sind und importierte Produkte mit den einheimischen Immerhin, seit kurzem fördert das Bundesministerium für Produkten konkurrieren. Nahrungsmittelimporte nach wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) Haiti liefern 50 Prozent der verfügbaren Nahrungsmit- auch zukunftsweisende Lösungen wie die Agrarökologie. tel. Das Land hat seine Ernährungssouveränität ver- Das begrüßen wir sehr, doch halten wir den Anteil dieser loren, während die Landflucht zunimmt. Die Plattform Förderung am gesamten Budget für landwirtschaftliche für Agrarökologie und ländliche Entwicklung (PADED) Projekte für zu gering: Von Anfang 2014 bis September in Haiti vereint mehr als 30.000 Bauernfamilien, die 2018 entfielen nur 7,7 Prozent der landwirtschaftlichen Mittelzusagen auf Agrarökologie-relevante Vorhaben.11 agrarökologisch arbeiten, um besser und mehr zu Gleichzeitig hält das BMZ an einseitig auf Produktivitäts- produzieren, ohne die Umwelt zu zerstören. Dieses steigerung ausgerichteten Projekten fest, etwa an der Landwirtschaftsmodell ist für kleinbäuerliche Erzeu- Zusammenarbeit mit der Alliance for a Green Revolution ger*innen von erheblicher Bedeutung. Die Zeit ist reif in Africa (AGRA) (siehe Box S. 7). für die Förderung agroökologischer Betriebe, um die Agrarökologie rentabel und nachhaltig zu machen.“ Analysen des Deutschen Evaluierungsinstituts zeigen, dass Kooperationen der staatlichen Entwicklungszusammenar- Agrar-Ing. Wilky Toussaint, beit mit der Privatwirtschaft im Agrarsektor oft maßgeblich GADRU, Groupe d’Appui au Développement Rural, Haiti 6
Bei den Vorbereitungen wurde der UN-Welternährungs- nur, wenn sich auch die Handels-, Finanz- und Wirtschafts- ausschuss (Committee on World Food Security, CFS) (siehe politik ändert: Statt einer kapitalintensiven Landwirtschaft, Grafik S. 10 und Geschichte des Hungers S. 17) nicht ange- die unter Wachstumszwang steht und durch globalen messen einbezogen. Der Welternährungsausschuss wurde Wettbewerb und Preisverfall den kleinen und mittelgroßen nach der Nahrungsmittelkrise 2008 reformiert, um die bäuerlichen Betrieben in Nord und Süd keine Zukunft Politik zur Hungerbekämpfung und in Zeiten von Krisen bietet, brauchen wir einen agrarökologischen Umbau, der besser global koordinieren zu können, mit Mitsprache der auf Ernährungssouveränität abzielt, die Gesundheit von von Hunger betroffenen Gruppen. Es besteht die Gefahr, Menschen und Tieren erhält, die Biodiversität schützt, dass das Weltwirtschaftsforum, die Gates-Stiftung und die Jugendlichen eine Perspektive bietet und für zukünftige Agrarwirtschaft ihren bestehenden Einfluss auf den Gipfel Generationen auf dem Land und in den Städten die Lebens- 2021 geltend machen, um weiterhin technische Lösungsan- grundlagen erhält. sätze zu propagieren und um die globale Ernährungspolitik in ihrem Sinne zu prägen. Die weltweite Zivilgesellschaft bezweifelt seit Jahren die Wirksamkeit dieser Ansätze. Die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (Alliance for a Green Revolution in Afrika, AGRA) Im Jahr 2006 hat die Bill und Melinda Gates-Stiftung zusammen mit der Rockefeller-Stiftung die sogenann- Wir können kein Einkommen te Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika, kurz: erzielen, das uns ein Leben AGRA, gegründet. Sie hat sich das Ziel gesetzt, die in Würde ermöglicht. Eine landwirtschaftlichen Erträge und die Einkommen von 30 Millionen kleinbäuerlichen Haushalten zu verdop- Mischung aus nationalen peln. So sollten Armut und Hunger in 20 afrikanischen Politiken und internationalen Rahmenbedingungen ist Ländern bis 2020 halbiert werden. Eine Studie, die auf dafür verantwortlich, dass wir ausgelöscht werden. einer Analyse des Wissenschaftlers Timothy A. Wise Dazu zählt die Politik der Landprivatisierung, die zu beruht, hat die Wirksamkeit der AGRA-Programme einer erneuten Konzentration von Landbesitz geführt untersucht.14 Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass hat; der Abbau öffentlicher Dienste auf dem Lande, AGRA daran gescheitert ist, die selbstgesteckten Ziele die kleine und mittlere Nahrungsmittelerzeuger*innen zu erreichen: unterstützten; die Förderung von Agrarexporten mit hohem Einsatz von Kapital und Betriebsmitteln; die • AGRA wollte die landwirtschaftlichen Erträge in fortschreitende Liberalisierung des Agrarhandels und den 13 AGRA-Ländern um 100 Prozent steigern. eine Politik, die versucht, unsere Ernährung durch in- Tatsächlich aber stiegen die Erträge von 2006 bis 2018, also unter AGRA, nur um 18 Prozent. Das ternationalen Handel zu sichern.“ entspricht etwa den Ertragssteigerungen aus der Zeit vor AGRA. La Via Campesina, Erklärung für die Rechte von Bäuerinnen und Bauern13, 2008 • AGRA setzt im Kern einseitig auf den Anbau von Monokulturen, vor allem Mais, und versucht, Ertragssteigerungen durch Input-Pakete aus Statt einem verengten Fokus auf technische Lösungen synthetischen Düngemitteln, Hybridsaatgut und fordern wir eine grundlegende Änderung der Art, wie Pestiziden herbeizuführen. Dafür baut AGRA Agrar- wir Lebensmittel produzieren, mit ihnen handeln und wie chemiehändlernetze auf. wir sie konsumieren. Wir brauchen menschenrechtsbasier • Anhand von Fallstudien aus Mali, Kenia, Sambia und te Strategien zur Hungerbekämpfung, die die strukturellen Tansania wird deutlich, dass dieser Ansatz nicht zu Ursachen von Hunger und Fehlernährung angehen. Men- den gewünschten Effekten führt, sondern vielfach schenrechte in der Hungerbekämpfung zu achten, heißt zu großen Nachteilen für kleinbäuerliche Erzeu- zum einen die ursächlichen Ungleichheiten und die unge- ger*innen: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die rechte Verteilung von Ressourcen und Macht zu überwin- an AGRA-Projekten teilnahmen, waren schon nach den. Zum anderen wird den von Hunger betroffenen Men- der ersten Anbausaison so verschuldet, dass sie schen ermöglicht, zu selbstbestimmten Akteuren bei der ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten und Vieh Ausgestaltung von Programmen und Politiken zu werden, verkaufen mussten. Zudem wurde in AGRA-Ländern die sie betreffen. Das Recht auf Nahrung ist ein Menschen- der Anbau von nährstoffreichen Pflanzen zurück- recht – es muss Vorrang vor dem Profit für einige wenige gedrängt, so ging der Hirseanbau um 24 Prozent haben. Und wir müssen die Landwirtschaft nach sozialen zurück. und ökologischen Kriterien neu ausrichten – in Deutsch- land, in Europa und in den anderen Kontinenten. Das geht 7
Nicht zuletzt haben die Covid-19-Pandemie und die Maß- der Menschen als Rechtsträger*innen hervorgehoben nahmen zu ihrer Eindämmung deutlich gemacht, wie und die Vereinnahmung der Politik durch Konzerne ungleich und krisenanfällig das globale Ernährungssystem verhindert wird, und robuste Schutzmaßnahmen gegen ist. Weitere Millionen marginalisierter und armer Men- Interessenskonflikte eingeführt werden. schen sind in Hungersnot geraten. Es wurde deutlich, wie eng die Probleme der Verletzungen des Rechts auf Nah- Neben den UN-Menschenrechtspakten zu politischen rung im ländlichen Raum mit denen im städtischen Raum und bürgerlichen sowie wirtschaftlichen, sozialen und verbunden sind. Die Weltgemeinschaft entfernt sich noch kulturellen Rechten15 müssen auch neuere, für das Recht weiter von der Erreichung von SDG 2. Es ist nun entschei- auf Nahrung wichtige Menschenrechtsnormen, insbeson- dend, welche Antworten und Lösungen für diese Krise die dere die „UN-Erklärung zu den Rechten von bäuerlichen Regierungen weltweit gemeinsam finden werden. Es ist Produzenten und anderen Menschen im ländlichen Raum“ jedoch keine Lösung nach einer Überwindung der Corona- (UN Declaration on the Rights of Peasants and Other People Krise wieder zur Normalität zurückzukehren, denn die Working in Rural Areas, UNDROP16) angewendet und durch- Normalität ist genau das Problem. Mit dem UN Food gesetzt werden. Systems Summit im Jahr 2021 soll ein weiterer Welternäh- rungsgipfel die Weichen für die Ernährungspolitik stellen. Wichtige Elemente für das BMZ wären: 46 Organisationen aus den Bereichen Entwicklungs Food First: Projekte im Landwirtschaftssektor müssen zusammenarbeit, Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft primär die lokale Ernährung sichern statt Agrosprit sind überzeugt, dass eine nachhaltige Lösung der oder Futtermittel anzubauen, die oft exportiert werden. Welternährungsprobleme nur möglich wird, wenn die Menschenrechtliche Folgenabschätzungen: Projekte Strategien gegen Hunger neu ausgerichtet werden. in Risikobereichen (bspw. Landpolitik oder Mikrofinan- Wir fordern die UN und die Bundesregierung auf, die zen) müssen zukünftig vorab auf mögliche Auswirkung folgenden Empfehlungen umzusetzen und die politischen auf die Menschenrechte der lokalen Bevölkerung ge- Voraussetzungen zu schaffen, um die globalen Ernäh- prüft werden. rungssysteme grundlegend umzugestalten. Sie müssen ökologisch, gerecht, gesund und demokratisch werden. Effektiver Beschwerdemechanismus: Betroffene müs- sen die Möglichkeit haben sich zu beschweren. Das BMZ sollte dafür eine Beschwerdestelle im Ministerium 1 einrichten. Mit Menschenrechten gegen den Hunger, statt Vereinnahmung durch Konzerne Eine institutionelle Stärkung der Menschenrechtsarbeit im BMZ: Es müssen mehr Ressourcen bereitgestellt Eine Welt ohne Hunger wird es nur geben, wenn die Ver- und dem Menschenrechtsreferat Kompetenzen und wirklichung der Rechte von ausgegrenzten und benach- Mitentscheidungsrechte eingeräumt werden. teiligten Menschen an erster Stelle steht. Dafür muss den Hungernden und Fehlernährten die Rolle von aktiv han- delnden Subjekten in der Hungerbekämpfung zugestanden Menschenrechte müssen auch in andere Politikfelder werden: „Nichts über uns ohne uns“, so lautet ihr Slogan. übergreifen, wenn diese substantielle Auswirkungen auf Nach diesem Grundsatz müssten alle Förderansätze an die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung im Ausland den realen Bedürfnissen der vulnerablen Gruppen aus- haben (sogenannte Extraterritoriale Staatenpflichten).17 gerichtet werden. Das heißt, u. a. die Rechte von klein Die federführenden Ministerien müssen menschenrecht bäuerlichen Erzeuger*innen, Indigenen, handwerklichen liche Wirkungsanalysen bei der Bioökonomie-Strategie, Fischer*innen, Arbeiter*innen und Frauen zu achten, zu der EU-Agrar- und Handelspolitik oder der Außenwirt- fördern und zu schützen. schaftsförderung durchführen, diese daraufhin anpassen, und effektive Beschwerdemechanismen einführen. Dafür sollte das BMZ … e in Konzept erstellen, um diese Gruppen als Rechte träger*innen in die Erarbeitung von Strategien ein zubinden, z. B. über Ernährungsräte auf dem Land 2 Agrarökologie statt Agrobusiness fördern Um Hunger zu bekämpfen, muss die Bundesregierung den und in den Städten. Basisorganisationen sollten einen direkten Zugang zu Fördermitteln erhalten. Aufbau von ökologischen, gerechten und widerstandsfähi- gen Ernährungssystemen auf lokaler und regionaler Ebene die Rolle und die Verantwortung von Regierungen im unterstützen, die die Interessen von kleinbäuerlichen Er- globalen Süden stärken, indem die zentrale Bedeutung zeuger*innen und Arbeiter*innen vor die Profitinteressen 8
der Agrar- und Lebensmittelindustrie stellen. Bäuerliche auf Wohnen, auf Wasser und auf ein Leben in Würde. Land Betriebe könnten so erhalten und Arbeitsplätze geschaf- sollte keine Ware und schon gar keine Kapitalanlage sein, fen werden. Jugendliche würden eine Lebensperspektive dies gilt für Stadt und Land. Die Landkonzentration hat in auf dem Land bekommen. Das BMZ sollte deshalb syste- den letzten Jahren wieder rasant zugenommen und Land matisch agrarökologische Ansätze fördern und bislang ist extrem ungleich verteilt. In Lateinamerika ist sie heute ungenutzte Potenziale ausschöpfen.18 Das BMZ hat zwar höher als vor den Landreformen in den 1960er Jahren. Ein bereits erste Projekte wie die agrarökologischen Wissens Prozent der Betriebe Lateinamerikas verfügt über genau- zentren in Afrika auf den Weg gebracht, sollte aber bis so viel Land wie die restlichen 99 Prozent. Frauen verfü- Ende der Legislaturperiode im Jahr 2021 einen Aktions- gen über weniger Land als Männer.19 Diese Landprobleme plan für die Ausweitung von agrarökologischen Ansätzen hängen auch damit zusammen, dass die Entwicklungshilfe erstellen. in den letzten zehn Jahren verstärkt großflächige Land investitionen gefördert und umverteilende Landreformen weitgehend aus ihren Förderstrategien gestrichen hat. Das Dieser Plan sollte … BMZ sollte menschenrechtsbasierten Landpolitiken end- die 10 FAO-Elemente der Agrarökologie als Grundlage lich wieder eine zentrale Bedeutung beimessen. für relevante Programme festlegen. Dem entsprechend sollte das BMZ … die „partizipative Bildung von Wissen“ als grundlegen- des Prinzip verankern. sich besonders für die rechtliche Anerkennung legi- timer Landrechte und – wo nötig – für eine Rückgabe den Einsatz von chemisch-synthetischen Düngem itteln und Umverteilung von Land zugunsten landloser und und Pestiziden stufenweise bis 2030 beenden. In der kleinbäuerlicher Familien einsetzen. Entwicklungszusammenarbeit darf zudem keine (alte und neue) Gentechnik zum Einsatz kommen und finan- die von der Staatengemeinschaft 2012 im UN-Welt ziert werden. ernährungsausschuss einstimmig angenommenen „UN-Landleitlinien“ (VGGT) umsetzen, die den Agrarökologie als zentrales Förderkonzept bei der Umgang mit Land auf Basis der Menschenrechte Klimaanpassung festschreiben. regeln. agrarökologische Netzwerke und Basisorganisationen die „UN-Erklärung zu den Rechten von bäuerlichen im globalen Süden, besonders von Frauen, aufbauen Produzenten und anderen Menschen im ländlichen und fördern. Raum“ (UNDROP) umsetzen, insbesondere das Recht auf Land (Artikel 17). im Sinne einer kohärenten Politik die Kooperationen mit Stiftungen und Unternehmen beenden, die Ansätze kollektive Besitz- und Bewirtschaftungsformen der Grünen Revolution fördern. Dazu zählen „klima anerkennen und schützen. smarte“ Landwirtschaftsprojekte und die „Allianz für eine Grüne Revolution mit Afrika“ (AGRA). vor allem Wanderhirten besser schützen. Sie brauchen sicheren Zugang zu Weideflächen, Wasserstellen und den „One Health“ Ansatz im Sinne der Agrarökologie Wanderkorridoren und das Recht auf Mobilität, um die holistisch und menschenrechtsbasiert im Bereich natürlichen Ressourcen in den ariden und semiariden Landwirtschaft verankern sowie am Schutz der Biodi- Zonen dieser Welt nachhaltig zu nutzen. versität ausrichten. Er sollte als eine neue Grundlage der nationalen und globalen Gesundheitspolitik gelten. Die Finanzbehörden sollten den deutschen Finanzinstitu- ten und Pensionskassen verbieten, große Agrarflächen im Darüber hinaus sollte sich das BMZ dafür einsetzen, dass globalen Süden und Norden aufzukaufen. beim Fonds „Global Agriculture and Food Security Program“ 4 (GAFSP) mindestens die Hälfte der Mittel Basisorgani sationen für agrarökologische Maßnahmen auf Basis der Saatgutvielfalt statt (alte und neue) 10 FAO-Elemente zur Verfügung gestellt werden. Gentechnik und Patente 3 Die Grüne Revolution und der Einsatz von Gentechnik Land umverteilen statt fördern die Uniformität beim Saatgut und im Anbau, die Landkonzentration vorantreiben biologische und genetische Vielfalt gehen dabei verloren. Patent- und Saatgutgesetze schützen Konzernprofite und Land ist Leben. Es bildet eine wichtige Grundlage, nicht können kleinbäuerliche Erzeuger*innen daran hindern, nur für das Recht auf Nahrung, sondern auch für das Recht Saatgut zu erhalten, zu handeln und zu tauschen und 9
Der Welternährungsrat (Committee on World Food Security, CFS) Beauftragt, die globalen Bemühungen zur Hungerbekämpfung und Durchsetzung des Rechts auf Nahrung zu koordinieren Plenum Ausgestattet mit Diskussionsrecht Jährlich rund um den im Plenum Welternährungstag 16. Oktober Nimmt an Arbeits- gruppe/-strängen teil: pe • UN-Organisationen Mi p Regierungen der • Sonderberichterstatter ru tg UN-Mitgliedsstaaten rg zum Recht auf Nahrung lie (aktuell 130) er te ra d • Zivilgesellschafts- haben das alleinige Stimm- und Be mechanismus (CSM) Entscheidungsrecht • UN-Forschungseinrichtungen • Finanzinstitutionen Weltbank, IWF, WHO • P rivatsektormechanismus (PSM) & Philantrophische Stiftungen CFS-Büro Koordiniert das CFS 1 Vorsitzender und 12 gewählte Mitglieder, die regionale Gruppen Expert*innen- vertreten Gremium HLPE themenbezogene Erstellt wissenschaftliche Berichte als Basis für Arbeitsgruppen/ Politikentscheidungen -stränge Sekretariat Geführt durch die UN-Organisationen WFP, FAO, IFAD Zivilgesellschaftsmechanismus (CSM) Priorität für Gruppen und Organisationen der besonders von Hunger und Fehlernährung Betroffenen, bzw. der Rechteinhaber*innen. Unterteilt in 11 Gruppen mit zentralen Vertreter*innen Kleinbäuer*innen La Via Campesina (LVC) Pastoralist*innen World Alliance of Mobile Indigenous Peoples (WAMIP) Kleinfischer*innen World Forum of Fisher Peoples (WFFP) Indigene International Indian Treaty Council (IITC) Landarbeiter*innen International Union of Food Workers (IUF) Landlose Asian Rural Women Coalition (ARWC) Frauen International Women’s Alliance Jugend World March of Women (WMW) Konsument*innen Consumers International Städtische ernährungsunsichere Gruppe Habitat International Coalition (HIC) Nichtgerierungsorganisationen Friends of the Earth 10
einen Teil ihrer Ernte als Aussaat für die nächste Ernte zum Klima- und Biodiversitätsschutz beitragen. Bei zu verwenden.20 Dabei stammt mehr als 80 Prozent des agrarökologischen Ansätzen wird vielfältiges Saatgut Saatguts für den Anbau von Lebensmitteln im globalen eingesetzt, die Bodenfruchtbarkeit verbessert und Humus Süden von kleinbäuerlichen Erzeuger*innen.21 Die Bun- im Boden aufgebaut. Dies bringt viele Vorteile: stabilere desregierung sollte den Erhalt der biologischen Vielfalt Ernten, weniger Krankheits- und Schädlingsdruck sowie und der Saatgutvielfalt ins Zentrum ihrer Anstrengungen eine verbesserte Wasserregulierung und mehr gespeicher- stellen. Das heißt, sie sollte den Anbau von traditionellen ter Kohlenstoff im Boden. Sorten finanziell fördern und die im Saatgut-Vertrag der FAO22 festgeschriebenen „bäuerlichen Rechte“ („Farmers’ Die Bundesregierung sollte sich deswegen national und Rights“) und das Recht auf Saatgut, verankert in der international für Agrarökologie als zentrales Förder UNDROP, konsequent umsetzen. konzept bei Klimaschutz und Klimaanpassung im Agrar- und Ernährungsbereich einsetzen, indem sie … Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass … Anpassungsmaßnahmen und Katastrophenvorsorge die bäuerlichen Rechte und das Recht auf Saatgut und -schutz bei kleinbäuerlichen Erzeuger*innen im Vorrang vor dem „Internationalen Übereinkommen globalen Süden fördert. zum Schutz von Pflanzenzüchtungen“ (UPOV) bekom- men und der Schutz der Eigentumsrechte von Saat dafür sorgt, dass Kleinbauernverbände und Basisor- gutfirmen im UPOV-Abkommen 1991 zurückgedrängt ganisationen sich an der Erstellung nationaler Klima- wird. schutz- und -anpassungspläne beteiligen können und dass sie einen direkten Zugang zur Klimafinanzierung die Finanzierung von Pflanzenzüchtung als gesamtge- erhalten. sellschaftliche und globale Aufgabe begriffen wird und Saatgutfirmen sich finanziell am Erhalt der Saatgut- sich für Land- und Nutzungsrechte von kleinbäuerli- vielfalt beteiligen. Eine Regelung in der „Konvention chen Erzeuger*innen, nomadischen Viehhalter*innen zur Biologischen Vielfalt“ – zu Zugang, Nutzung und und Indigenen einsetzt. Sie ist eine zentrale Vorausset- Vorteilsausgleich von Biodiversität einschließlich ihrer zung für die nachhaltige Bewirtschaftung von Böden, digitalisierter Gensequenzen – würde dies möglich Wäldern und Fischgründen. machen.23 sich für geringere Tierbestände und weniger Fleisch- Patente auf Pflanzen, Pflanzenteile und DNA-Sequen- konsum in Deutschland und Europa einsetzt.25 zen verboten werden. sicherstellt, dass Klimaschutzmaßnahmen zu abso- das Vorsorgeprinzip konsequent auf neue und alte luten Emissionsminderungen führen und nicht andere Gentechnologien angewendet und ihre Kennzeichnung soziale und ökologische Ziele gefährden. Großflächige durchgesetzt wird. Bioenergieplantagen und die umstrittene „Abschei- dung und Speicherung von Kohlendioxid“ (Carbon ein globales Moratorium für die Freisetzung von „Gene Capture Storage, CCS) sind diesbezüglich hochproble- Drives“24 verabschiedet wird. matisch. 5 Agrarökologische Klimaanpassung statt Klima anheizen durch Agrobusiness Die industrialisierte Landwirtschaft und der weltweite 6 Menschenwürdige Arbeitsbedingungen statt Hungerlöhne und Ausbeutung Weltweit leiden viele Landarbeiter*innen unter kata- Handel mit Agrarrohstoffen gefährden das Klima: In strophalen Arbeits- und Lebensbedingungen und sind den letzten Jahren wurde die Anbaufläche vor allem für hochgefährlichen Pestiziden ausgesetzt.26 Viele arbeiten Soja und Palmöl immer weiter ausgeweitet. Beim Anbau informell, sind weder sozial abgesichert noch staatlich von Futtermitteln für die Massentierhaltung und anderen registriert. Oft werden sie unterdrückt, sobald sie sich Agrarrohstoffen kommen gewaltige Mengen an chemisch- in Gewerkschaften oder anderen Organisationen zusam- synthetischem Mineraldüngern und Pestiziden zum menschließen. Sie gehören zu den ärmsten Menschen im Einsatz, die mittels fossiler Energie gewonnen werden. ländlichen Raum und viele von ihnen hungern – obwohl Noch immer werden tropische Regenwälder und andere sie dort leben, wo Lebensmittel produziert werden oder ökologisch wertvolle Gebiete in Ackerflächen und Plan- diese gar selbst für internationale Märkte produzie- tagen für diese klimaschädliche Art von Landwirtschaft ren. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass selbst in Hoch umgewandelt. Dabei könnte eine andere Art der Land lohnländern wie Deutschland Landarbeiter*innen zu bewirtschaftung das Gegenteil bewirken und erheblich billigen Produktionsfaktoren degradiert sind. Das BMZ 11
hat keine Programme, um die Ernährungssituation von Ernährungssysteme zerstört und kleinbäuerliche Erzeu- Landarbeiter*innen vor Ort direkt zu verbessern, setzt ger*innen und Viehhalter*innen verdrängt, die für den sich aber zunehmend für existenzsichernde Löhne in der lokalen Markt produzierten.30 Gleichzeitig hat die Macht Landwirtschaft ein. Entscheidend ist ein Dialog mit Agrar von multinationalen Konzernen zugenommen, sie kontrol gewerkschaften vor Ort, der bislang vernachlässigt wird. lieren wichtige Märkte vom Acker bis zur Ladentheke. Zudem schafft die Politik Anreize für bäuerliche Erzeu- ger*innen, sich auf einzelne Agrarprodukte für den Export Um das Recht auf Nahrung von Arbeiter*innen zu zu spezialisieren, statt die einheimische Bevölkerung mit gewährleisten, sollte die Bundesregierung … vielfältigen Lebensmitteln zu versorgen. Gerade in der die Rechte der Landarbeiter*innen und ihre Gewerk Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig eine stabile und schaften stärken, auch in globalen Lieferketten. krisensichere Versorgung mit gesunden Lebensmitteln für Hierbei sind die besonderen Herausforderungen von eine gute Ernährung ist. Es müssen daher – bei uns und Migrant*innen und Frauen zu berücksichtigen. weltweit – politische Anreize für regionale und ökologi- sche Wertschöpfungsketten und existenzsichernde Preise sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen einset- geschaffen werden. zen wie es die Abkommen der Internationalen Arbeits- organisation (International Labour Organisation, ILO) Die Bundesregierung sollte … verlangen. Dazu zählen die Kernarbeitsnormen sowie die Konvention für Arbeitsschutz und Sicherheit.27 lokale Märkte, Haus- und Schulgärten, Bauernmärkte, Relevante, noch nicht ratifizierte Konventionen sollten Direktvermarktung, angepasste bäuerliche Verarbei in Kraft gesetzt werden.28 tungsmöglichkeiten und Ernährungsräte prioritär fördern und entsprechende Beratungsmaßnahmen in im politischen Dialog mit Partnerländern darauf der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit anbie- hinwirken, dass die Regierungen ihre Bürger*innen vor ten bzw. im politischen Dialog mit Partnerregierungen Ausbeutung schützen, zum Beispiel durch gut ausge- unterstützen. stattete und geschulte Arbeitsinspekteur*innen und effektive Kollektivverhandlungen zwischen Arbeit- politische Rahmenbedingungen für die Förderung geber*innen und Arbeitnehmer*innen. von Gemeinschaftsverpflegung aus regionaler, agrar ökologischer und fairer Produktion, Diversifizierung ein Lieferkettengesetz in dieser Legislaturperiode im Anbau, einer Infrastruktur für bäuerliche Weiterver- verabschieden und dem Bundestag zur Entschließung arbeitung und Vermarktung sowie von solidarischen vorlegen. Menschenrechtliche und umweltb ezogene Vermarktungsnetzwerken schaffen. Sorgfaltspflichten müssen für die gesamte Wert schöpfungskette verbindlich vorgeschrieben werden. eine rechtliche Grundlage dafür schaffen, übermächti- Geschädigten muss der Zugang zu deutschen Zivilge- ge Konzerne zu entflechten, ihre marktübergreifende richten erleichtert werden. Machtbündelung zu beschränken und ihre Kontrolle von wichtigen Märkten zu verhindern. bei der Umsetzung der EU-Richtlinie für unlautere Handelspraktiken in Deutschland für faire Lieferbe- sich – im Sinne der Agrarökologie – ebenso für eine dingungen in der Lebensmittellieferkette und ein Ende Abkehr von Ansätzen der Grünen Revolution und ent- des Verkaufs von Lebensmitteln zu Dumpingpreisen sprechenden Wertschöpfungsketten einsetzen. sorgen.29 sich für eine kohärente Agrar-, und Handelspolitik in sich auf europäischer und internationaler Ebene für der EU und in Ländern des globalen Südens einsetzen, ein schrittweises Verbot hochgefährlicher Pestizide um kleinbäuerlichen Produzenten existenzsichernde gemäß der Liste des Pestizid-Aktions Netzwerks (PAN) und kostendeckende Preise für ihre Produkte zu er- einsetzen. möglichen. in der Tierhaltung nur Haltungsformen zulassen, die 7 am Tier ausgerichtet sind. So kann der Medikamenten-, Nachhaltige, lokale & regionale Antibiotika- und Hormoneinsatz drastisch reduziert Ernährungssysteme statt Abhängigkeit werden. von krisena nfälligen Weltagrarm ärkten sich bei den CFS Verhandlungen der Freiwilligen Der forcierte Abbau von Schutzzöllen und die markt Leitlinien für Ernährungssysteme (VGFSyN) dafür radikale Freihandelspolitik haben viele Länder des glo- einsetzen, dass der Menschenrechtsansatz fest balen Südens abhängig von Nahrungsmittelimporten verankert und die zentrale Bedeutung kleinbäuerlicher und volatilen Weltagrarmärkten gemacht. Das hat lokale Nahrungsmittelerzeuger*innen und von existenz 12
sichernden Einkommen bzw. Löhnen für diese und in EU-Handelsverträgen Mindestpreise für landwirt- für Landa rbeiter*innen anerkannt wird. Die Leitlinien schaftliche Produkte in Partnerländern, insbesondere müssen zu mehr Politikkohärenz für ökologischere, in Ländern des globalen Südens, respektiert und nicht sozialgerechtere und gesündere Ernährungssysteme unterlaufen werden. beitragen. die Überschussproduktion in der EU beendet und ein 8 Ausgleichsmechanismus für die (indirekte) Subventio- Gerechter Agrarhandel statt nierung von europäischen Agrarprodukten bei Expor- neo-liberale Agrarhandelspolitik ten etabliert werden. Seit Jahrzehnten treiben Internationale Organisation wie der europäische Export von Pestizidwirkstoffen, die der IWF, die Weltbank und die Welthandelsorganisation in der EU aufgrund von Gefahren und Risiken für die (WTO) als auch Regierungen in Industrie- und Schwellen- menschliche Gesundheit und die Umwelt nicht geneh- ländern auf allen Ebenen eine neo-liberale Handelspolitik migt sind, gesetzlich verboten wird. voran, die an den Interessen der großen Konzerne aus gerichtet ist und die soziale Ungleichheit verschärft. 9 Viele bestehende EU-Handelsverträge und aktuell verhan- delte Abkommen wie etwa mit Mexiko billigen Konzernen Vorrang der Menschenrechte sogar Sonderklagerechte zu. So können Konzerne Staa- vor Profitgier, Nahrungsmittel- ten – an regulären Gerichten vorbei – auf Schadensersatz spekulation und Schuldendienst verklagen, wenn sie sich durch gesetzliche oder politische Maßnahmen ungerecht behandelt oder indirekt enteignet Mit Essen spielt man nicht. Das gilt bei den Waren- sehen. Dies gilt auch für Maßnahmen, die dem Gemein- terminmärkten spätestens seit Anfang 2000 nicht mehr. wohl und dem Schutz von Umwelt und Menschenrechten Agrarkonzerne, Hedge- und Investmentfonds und andere dienen. Der Diskurs von politischen Entscheidungsträ- Finanzakteure spekulieren mit Lebensmitteln oder ger*innen, Behördenvertreter*innen und Ökonom*innen Land. Die EU hat mit einer Finanzmarktrichtlinie den wird häufig auf die Dichotomie von Freihandel versus Wertpapierhandel unter dem Begriff MiFID II reguliert. Protektionismus verengt. Eine echte Auseinandersetzung Das Kürzel steht für „Markets in Financial Instruments über alternative Ansätze, die den Handel mit Gütern auf Directive“. Doch diese Regelung enthält zu viele Schlupf ein Niveau reduziert, der die planetarischen Grenzen löcher.31 sowie Menschen- bzw. Arbeitsrechte respektiert, findet kaum statt. Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass … Die Bundesregierung sollte sich deshalb in der EU dafür bei der anstehenden Revision von MiFID II die einsetzen, dass … Schlupflöcher geschlossen und niedrigere Positions- limits festgelegt werden, d.h. die maximal erlaubte das Menschenrecht auf Nahrung und andere Men- Anzahl von Warenterminkontrakten für den Handel mit schenrechte Grundlage der EU-Agrar- und Agrar einer bestimmten Ware herabzusetzen.32 handelspolitik werden. Das heißt auch, den Menschen in den betroffenen Ländern das Recht zuzugestehen, Entwicklungsinstitutionen wie die Deutsche Inves- ihre Landwirtschafts-, Fischerei und Ernährungs titions- und Entwicklungsgesellschaft DEG ihre Be politik selbst zu definieren und die handelspolitischen teiligung an Investmentfonds einstellen, die mit Rahmenbedingungen mitzugestalten (Ernährungs Landbesitz spekulieren, und dass Landgrabbing durch souveränität). Handelsregeln müssen den Spielraum Investmentfonds unterbunden wird. zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung ausweiten, statt ihn zu beschränken. Der Schuldenreport 2020 vom deutschen Entschuldungs- bündnisses erlassjahr.de zeigt, dass bereits vor Ausbruch EU-Handelsverträge, die Konzernen Sonderklage- der Corona-Pandemie die Verschuldungssituation in rechte einräumen, gekündigt oder nachverhandelt 124 von 154 untersuchten Entwicklungs- und Schwellen- werden. ländern kritisch bis sehr kritisch war.33 Der Zusammen- bruch der Wirtschaft, Rezessionen und die Kapitalflucht die Agrarförderung in Deutschland und Europa im in sichere Währungen schränken die politische und wirt- Sinne einer solidarischen, umweltgerechten Regiona- schaftliche Handlungsfähigkeit vieler Länder noch weiter lisierung vom Hof bis zum Teller umgebaut wird und ein. Die verschuldeten Länder haben beispielsweise zu EU-Handelsverträge entsprechende Spielräume nicht wenig Spielraum für Investitionen in Gesundheitsversor- in anderen Ländern beschränken. gung, Bildung und soziale Absicherung. 13
Die Bundesregierung sollte deswegen … ärmeren Ländern alle Schuldendienstzahlungen bis mindestens 2022 erlassen. 11 Soziale Sicherung ausbauen statt Bedürftige hungern lassen Die internationale Gemeinschaft hat sich dazu verpflich- sich dafür einsetzen, dass die Weltbank sich zu einem tet, sozialen Basisschutz für alle Menschen sicherzustel- Schuldenerlass oder -moratorium verpflichtet und der len. Nur 0,23 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts IWF Schuldenstreichungen über 2020 hinaus fortsetzt wären notwendig, um soziale Grundsicherung in den und auf alle Länder ausdehnt, die diese Erlässe benö- 57 Ländern mit niedrigstem Einkommen sicherzustellen tigen.34 und damit allen Menschen in diesen Ländern auf dem Land und in der Stadt das Recht auf Nahrung zu gewährleis- den Vorrang der Menschenrechte über den Schulden- ten.35 Doch dieses Ziel wird bislang verfehlt. Noch immer dienst anerkennen und sich ebenso für ein faires und verdienen viele Menschen zu wenig Geld, um sich und ihre geordnetes Staateninsolvenzverfahren unter dem Dach Familien zu ernähren, insbesondere jene, die im informel- der UN einsetzen. len Sektor arbeiten, im Arbeitsleben diskriminiert werden und aufgrund einer Behinderung oder ihres Alters keine 10 Arbeit finden oder nicht mehr arbeiten können. Deshalb Rechte von Frauen stärken statt muss man das Recht auf soziale Sicherheit und das Recht patriarchale Strukturen stützen auf Nahrung zusammen betrachten. Um allen den Zugang zu angemessener und ausreichender Nahrung flächen- Hunger kann nur bekämpft werden, wenn Frauen und deckend und situationsunabhängig sicherzustellen, sind Männer gleichberechtigt sind. Überall auf der Welt sichern rechtebasierte, universelle soziale Sicherungssysteme vor allem Frauen die Ernährung ihrer Familien. Trotzdem unabdingbar. sind Bäuerinnen oft nicht anerkannt, weil Landwirtschaft weltweit männlich geprägt ist. Patriarchale Strukturen er- Die Bundesregierung sollte sich für die Umsetzung des schweren oder unterbinden gar ihre Teilhabe und machen Rechts auf soziale Sicherheit einsetzen, indem sie … die Arbeit der Frauen unsichtbar. Die damit verbundene strukturelle Benachteiligung verhindert, dass Frauen all die Partnerländer dabei unterstützt, den notwendigen ihre Potentiale und Fähigkeiten zur Überwindung des fiskalischen Spielraum zu schaffen und zu schützen, Hungers einsetzen können. Obgleich sich das BMZ dem beispielsweise durch die wirksame Bekämpfung von Gender Mainstreaming verpflichtet hat, hat das Ministe- Steuervermeidung auf nationaler und internationaler rium in den letzten Jahren weniger Geld in Projekte, die Ebene. schwerpunktmäßig Frauen fördern, investiert. Im Agrar bereich sind sie quasi nicht existent. den Partnerländern im Rahmen der Entwicklungs- zusammenarbeit technische Unterstützung für den Um diesen Trend umzukehren, sollte … Aufbau bzw. Ausbau von sozialen Sicherungssystemen anbietet. die Bundesregierung sich in der EU und bei der UN für den gleichberechtigten Zugang von Frauen zu sie sich dafür einsetzt, dass die internationale Staaten Ressourcen wie Land, Wasser und Saatgut aber auch zu gemeinschaft einen globalen Fonds für soziale Sicher- Wissen und Technologien einsetzen. Dazu gehört das heit einführt und dafür selbst einen angemessen finan- Engagement für rechtliche Gleichstellung ebenso wie ziellen Beitrag leistet. für gleiche Partizipation und Entscheidungsmacht auf dafür sorgt, dass Maßnahmen der sozialen Sicherheit der Basis einer grundlegenden Veränderung patriar- im Rahmen der Not- und Flüchtlingshilfe in lang- chaler Machtverhältnisse. f ristige, rechtebasierte und inklusive nationale soziale das BMZ alle diese Aspekte der Frauenförderung in Sicherungssysteme münden oder integriert werden hochrangigen bi- und multilateralen entwicklungspoli- können. Ressourcen und Expertise der Humanitären tischen Politikdialogen verstärkt thematisieren. Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit zu sozialer Sicherheit sollten effektiv gebündelt und für das BMZ erheblich mehr Mittel für die Frauenförderung den Aufbau langfristiger Systeme eingesetzt werden, bereitstellen. Dabei sollte insbesondere die Finanzie- statt dies durch unterschiedliche Budgetverantwortung rung von Projekten, die Frauenförderung als Schwer- auf Geberseite zu erschweren. punkt haben, deutlich ausgebaut werden. das BMZ ein umfassendes Förderprogramm „Agraröko- logie und Frauen“ auflegen, das gezielt die Arbeit von Frauenorganisationen unterstützt. 14
Mädchen und junge Frauen mit Kindern sind besonders von 3/4 Armut betroffen.37 der Armen Kinder Zahlen & leben auf dem Land.36 machen ungefähr 44 Prozent Fakten der armen Bevölkerung aus. Mehr als Schätzungen zufolge sind 650 Millionen Kleinbäuerliche zwischen 100 und 200 Millionen der Ärmsten leben in Menschen in der Erzeuger*innen, Viehhalter*innen, ariden/semi-ariden Fischer*innen u. a. haben einen nomadischen Viehzucht Gebieten, die besonders von der tätig. Die wirkliche Zahl dürfte näher großen Anteil an der Klimakrise betroffen sind.38 Nahrungsproduktion. bei 500 Millionen liegen.40 Sie produzieren Schätzungen zufolge 80 Prozent der in Asien und Sub-Sahara Afrika konsumierten Lebensmittel.39 In der handwerklichen Fast die Hälfte Fischerei der gesamten sind landwirtschaftlichen 41 Prozent der landwirtschaftlichen Erwerbsbevölkerung sind 60 Millionen Menschen beschäftigt und weitere Arbeitskräfte weltweit sind Lohnarbeiter*innen 300 Millionen Frauen. in der Landwirtschaft.43 In vielen Ländern Südostasiens und in der Fischverarbeitung aktiv.41 Afrikas südlich der Sahara arbeiten mehr als 60 Prozent der Frauen in der Landwirtschaft.42 Jährlich werden drei Millionen Men- schen weltweit wegen einer akuten 22 Prozent der ländlichen Hungernden sind Pestizidvergiftung Landlose.44 behandelt, 20.000 bis 40.000 Mehr als ein Viertel Menschen sterben durch eine der weltweiten Arbeit Pestizidvergiftung am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft wird von (ohne Suizidversuche). Migrant*innen 25 Millionen Menschen erleiden geleistet.45 weniger akute Vergiftungen.46 15
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