Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
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Ausgabe 4/2020 www.lebenshilfe-salzburg.at Schwe r- punk t Thema Lebenshilfe im Pinzgau Corona Seiten 18-21 Vertrag mit dem Land Salzburg Seite 15 Lebensladen hat eröffnet Seite 26
Vor.wort Liebe Leserin! Michael Russ (li), Guido Güntert (re) Lieber Leser! 2020 war ein schwieriges Jahr. Die Pandemie hat viele positive Entwicklungen gebremst oder in den Schatten gestellt. Vieles, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, ist untergegangen. So manches Fest konnte nicht gefeiert werden. Und nicht zuletzt ist das Spendenaufkommen stark eingebrochen, weil einige Veranstaltungen nicht stattfinden konnten. Die Gesundheit geht natürlich vor und darum lag das Hauptaugenmerk 2020 auch auf dem Thema Covid19. Gute Möglichkeiten mussten gefunden werden, um Ansteckungen zu ver- meiden. Besonders in der Stadt Salzburg, wo es eine starke Durchmischung von Werkstätten und Wohnhäusern gibt, war es notwendig, einiges zu entflechten. Es musste vermieden wer- den, dass die Krankheit aus einer Stadtwerkstadt in alle Stadtwohnhäuser verschleppt wird oder umgekehrt. Ein Schließen der Werkstätten, wie im Frühjahr wollte niemand wiederho- len. Auch wenn nicht alle zufrieden gestellt werden konnten, ist es, denken wir, gelungen für fast alle eine gute Lösung zu finden. Dafür danken wir allen Beteiligten, besonders unseren MitarbeiterInnen, die einen mehr als vorbildlichen Einsatz gezeigt haben. Unser Dank gilt auch der Bezirksgruppe Pinzgau, die jetzt schon seit vierzig Jahren tolle Vereinsarbeit leistet. Dieses Jubiläum konnte leider unter den derzeitigen Umständen nicht entsprechend gefeiert werden. Unsere Pinzgauer werden das aber sicher nachholen. In die- sem Heft gibt es jedenfalls einige interessante Dinge über die Pinzgauer Lebenshilfe zu lesen. Was bleibt sonst noch zu sagen? 2021 kann nur besser werden. Hoffen wir auf die Impfung und auf eine gute Impfmoral, dann wird sich schon alles wieder einrenken. Wir wünschen Ihnen alles Gute. Michael Russ Guido Güntert Präsident Geschäftsführer Lebenshilfe Salzburg Lebenshilfe Salzburg
Coverfoto: Johann Huber fertigt Inhalt Holzprodukte in der Werkstätte Saalfelden. Schwer.punkt 4 LEBENSHILFE IM PINZGAU Impressum 4 Vier Jahrzehnte Lebenshilfe im Pinzgau Offenlegung gemäß §25 des Mediengesetztes, ZVR-Zahl: 6 Die Lebenshilfe als Wirtschaftspartner im Pinzgau 738515690 9 30 Jahre Frühförderung und Familienbegleitung im Pinzgau Eigentümer, Herausgeber, Verleger: 10 Und aus! Mit zwei Stars aus dem Pinzgau sagen die Lebenshilfe Salzburg, Verein für Blauen Hunde adieu! Menschen mit Behinderung, 13 Malen im Rahmen der Hollersbacher Malerwochen A-5020 Salzburg, Nonntaler Hauptstraße 55, Telefon: +43 (0)662 82 09 84, Vor.gestellt 14 Karin Astegger: Vizepräsidentin der EASPD www.lebenshilfe-salzburg.at, verein@lebenshilfe-salzburg.at Lebens.wichtig 15 Aus gegebenem Anlass: Gesundheitspass und Für den Inhalt verantwortlich: Gesundheitsmappe Michael Russ (Präsident), A-5020 Salzburg, Vertrag 2020 bis 2022 mit dem Land Salzburg 15 Nonntaler Hauptstraße 55 abgeschlossen Redaktion: 16 Lebenshilfe präsentiert 2 Säulen-Modell Mag. Andrea Anditsch (andi) Michael Russ (mr), Lebens.nah 18 Guido Güntert: „Jeder Fall muss individuell bewertet Mag. Claudia Tomasini (tom). Namentlich gekennzeichnete und organisiert werden“ Beiträge spiegeln die Meinung der 19 Covid-19: Erste Erfahrungen Autoren wider und müssen nicht 21 Umfrage zur Situation während Corona mit der Meinung der Redaktion oder der Herausgeber überein- 22 Lebenshilfe unterzeichnet Klimaabkommen stimmen. 24 Europäisches Projekt zu Persönlichem Budget gestartet Grundlegende Richtung: 26 Lebensladen hat eröffnet Information über Anliegen der Men- 28 Gütesiegel für Gesundheitsförderung schen mit geistiger und mehrfacher Behinderung und ihrer Angehörigen. Der Verein Lebenshilfe ist unabhän- Selbst.redend 29 Auf Ö1 vorgelesen gig von politischen Parteien und Kirchen. Pin.wand 30 Inklusionspreis 2020 wird auf 2021 verschoben Grafik: 30 Nachhaltiger Auftrag HG-CROSSMEDIA, Salzburg 30 Auf´s Christkind ist Verlass! 31 Spende für Pflegebadewanne Fotos: Coverfoto: Christian Ecker anlässlich 31 Spende für das Wohnhaus Wals 35 Jahre Lebenshilfe im Pinzgau 31 Live Music Now: Virtuelle Adventkonzerte Fotos: Lebenshilfe Salzburg (falls nicht anders angegeben) Druck: Druckerei Gerin, Wolkersdorf Spendenkonto: IBAN: AT07 3500 0000 9106 6696 BIC: RVSAAT2S
Vier Jahrzehnte Lebenshilfe im Pinzgau 40 Jahre Verein Lebenshilfe im Pinzgau, 30 Jahre Frühförderung und Familienbegleitung und 20 Jahre Fachwerkstätte Piesendorf! Gleich drei Jubiläen sollten heuer gefeiert werden – wegen Covid-19 fällt das Jubiläumsjahr etwas stiller aus als geplant. Wir wollen auf den kommenden Seiten in einem Sonderthema den Pinzgau ins Scheinwerferlicht stellen. 4 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
LEBENSHILFE IM PINZGAU Schwer.punkt Helmut Fessler, Josef Arnold und Sandra Rodlberger aus der Werkstätte Zell am See. Das Quartett Christine Hochwimmer, Elfrie- toriums eingerichtet, in dem Logopädie, de Rasser, Elisabeth Steininger und Helga Ergo- und Physiotherapie für Kinder und Uhl war von Anfang an die treibende Kraft Jugendliche angeboten werden. Für die für die Lebenshilfe im Pinzgau. „Meine Beschäftigten gibt es ebenso Therapiean- Tochter war damals in der Sonderschule in gebote direkt in den Werkstätten. Neukirchen – nach der Schulzeit gab es nur die Möglichkeit im Dorf St. Anton“, erzählt Dass die Akzeptanz und die Zusammenar- Obfrau Christl Hochwimmer. Gemeinsam beit mit den Pinzgauerinnen und Pinzgau- mit Heinz Fischer, dem damaligen Direk- ern von Anfang an so gut funktionierte ist tor der Lebenshilfe Salzburg, wollte man sowohl dem umtriebigen Bezirksvorstand auch im Pinzgau kleine, regionale Struk- als auch den engagierten Eltern und Mitar- turen schaffen. „Als frisch gegründeter beiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken. Bezirksverein war unsere erste Aufgabe, Lesen Sie mehr dazu auf den folgenden die Finanzierung für die erste Pinzgauer Seiten. Werkstätte in Bramberg aufzutreiben“, so Hochwimmer. Innerhalb eines Jahres war mit viel Engagement und regionaler Un- terstützung das Geld beisammen und die ersten 7 Menschen mit Behinderung hatten 130 Menschen mit Behinderungen werden 1981 einen Platz in der neuen Werkstätte in aktuell in den vier Lebenshilfe (Fach)-Werkstätten Bramberg gefunden. im Pinzgau begleitet, 63 davon in einem der In Saalfelden war Obfrau-Stellvertreterin drei Wohnhäuser bzw. der vier teilbetreuten Elfriede Rasser die treibende Kraft für Wohngemeinschaften. die Werkstätte, die schon ein Jahr nach Bramberg eröffnen konnte. Es folgten die Fachwerkstätte in Piesendorf und die Werk- Werkstätten gibt es in Bramberg, Saalfelden, Zell am See stätte Zell am See. Im Wohnbereich ent- und eine Fachwerkstätte in Piesendorf. standen schon bald nach den Werkstätten Wohnangebote in Saalfelden und Niedern- Wohnangebote finden sich in Bramberg, Saalfelden sill. Vor rund 10 Jahren konnte man mit der und Niedernsill. Eröffnung des Wohnhauses in Bramberg die vorerst letzte Lücke schließen. Weitere Angebote der Lebenshilfe im Pinzgau: Frühförderung und Familienbegleitung im ganzen Bezirk Vollständig wurde das Angebot durch die sowie die Außenstelle des Ambulatoriums für Frühförderung und Familienbegleitung, die Entwicklungsdiagnostik und Therapie in Saalfelden. im ganzen Bezirk sowohl ambulant als auch mobil – bei den Familien zu Hause – ange- 173 Mitarbeiter*innen, fünf Praktikant*innen und sieben boten wird und auch ein rundes Jubiläum Zivildienstleistende sind bei der Lebenshilfe im Pinzgau feiert. Erst vor wenigen Jahren wurde in beschäftigt. 62 Personen engagieren sich freiwillig. Saalfelden eine Zweigstelle des Ambula- Auch die Tätigkeit des Bezirksvorstands ist ehrenamtlich. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 5
Foto: Christian Ecker (anlässlich der Fotoausstellung 35 Jahre Pinzgau) Sylvia Höllrigl mit dem Die Lebenshilfe Saalfeldener Bürger- meister Erich Rohrmoser. Die Werkstätte Saalfelden fertigt für als Wirtschaftspartner die Stadtgemeinde Weintaschen. Diese werden dann bei Geburtstagen an die im Pinzgau Gemeindebürger*Innen mit einer Flasche Wein verteilt. 6 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
LEBENSHILFE IM PINZGAU Schwer.punkt Für Menschen mit Beeinträchtigung gibt es im Pinzgau zahlreiche Beschäftigungsfelder. Aktuell gibt es Lebenshilfe Werkstätten in Zell am See, Saalfelden und Bramberg und eine Fachwerkstätte in Piesendorf. Mit zahlreichen Pinzgauer Wirt- schaftsbetrieben und öffentlichen Einrichtungen Foto: Christian Ecker (anlässlich der Fotoausstellung 35 Jahre Pinzgau) besteht eine gute, oft langjährige Kooperation. Viele Betriebe beschäftigen Menschen mit Beein- trächtigungen direkt am Firmenstandort, andere vergeben interessante Aufträge, an denen in den Einrichtungen der Lebenshilfe gearbeitet wird. Für die Beschäftigten bedeuten diese Arbeiten ein Eingebundensein in die Region und ein Gefühl des wertvollen Dazugehörens. Um die Dimension zu veranschaulichen, haben wir eine Liste mit den wichtigsten Firmen und der Art der Aufträge erstellt. Martin Schirnhofer an seinem Außenarbeitsplatz der Firma Herman Müller. Kooperation Beschäftigte Firma Art der Aufträge seit Menschen mB. Blizzard Sport GmbH Umbau von Bindungsplatten, Reibungsdämpfer, 10 Jahren 4-6 Rahmen mit Netzen fertigen Seletec Plastic Products Verpackungsarbeiten 20 Jahren 4-6 GmbH & CoKG bis 2018 Senoplast Klepsch&CoGmbH Arbeiten im Außenbereich: Holzarbeiten, ca. 20 Jahren 10-15 Müll entfernen, Reinigungsarbeiten, Schnee räumen, Gartenarbeiten Hagleitner Technology Sortimente verpacken, 15 Jahren 6-10 International GmbH Fläschchen bekleben Leo Demetz Kunststoff- Montieren von Vorhanghaken, ca. 10 Jahren ca. 10 verarbeitung GmbH Clips an Kordel Hautnah – Lerch Manuela Produkte für den Verkauf, 7 Jahren 2 z.B. Geschenkverpackungen Drechslerei Angerer GmBH Holzarbeiten, Zähl- und Sortierarbeiten, mehr als 20 Jahren 8-12 Verpackungsarbeiten Seat Harald Kaufmann Reinigungs- und Aufräumarbeiten, 8 Jahren 1 GmbH & CoKG Zuarbeiten bei Reparaturen Compact 4 GmbH & CoKG Pflege von Außenanlagen 3 Jahren 4-6 Holz Meissnitzer GmBH Holzarbeiten, Holz stapeln 7 Jahren 3-4 Fetzerl.at – Andreas Winkler Bänder schneiden, Etiketten fertigen 1 Jahr 2-3 Seniorenwohnheim Piesendorf Küchenhilfe-Arbeiten 5 Jahren 2 Appartement Müller Claudia Appartement-Reinigung, Pflege der Außenanlagen 2 Jahren 4 CLC World Alpine Center Zimmerreinigung 3 Jahren 1 Piesendorf Attraktiv Aufbauarbeiten, Verpackungsarbeiten 3 Jahren 2-4 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 7
Fotos: Christian Ecker (anlässlich der Fotoausstellung 35 Jahre Pinzgau) Matthias Egger arbeitet in der Träumt davon, Schaffner zu sein: Claudia Jäger arbeitet bei Merkur Saalfelden. Außengruppe Zell am See. Alfred Bencak aus Piesendorf. Kooperation Beschäftigte Firma Art der Aufträge seit Menschen mB. Stadtgemeinde Zell am See – Arbeiten in der Wäscherei 5 Jahren 1 Seniorenwohnanlage Stadtgemeinde Zell am See – Pflege von Außenanlagen 5 Jahren 5 Bauhof Dorfmarkt Piesendorf Produktverkauf 3 Jahren 2-3 Hella Wetter- und Sonnen- Auto Innenreinigung 2 Jahren 2 schutztechnik GmbH Alois Mayr Bauwaren GmbH Kuvertierarbeiten 8-10 Gemeindeamt Piesendorf Praktika, Pflege Außenanlagen, 5 Jahren 1-3 Bemalen von Schneestangen Zukunftskollegium Nationalpark Holzarbeiten für den Verkauf 8 Jahren 2-3 Hohe Tauern – Uttendorf Lagerhaus Saalfelden Pflege von Außenanlagen 4 Jahren 5 Stadtgemeinde Saalfelden Div. Auftragsarbeiten (Geschenke, Weintaschen, 10 Jahren 10-15 Weihnachtskarten usw.) Gemeinde Unken Herstellen von div. Geburtstags- und Weihnachtskarten Feinkost Finstermann, Verkaufen ganzjährig unsere Produkte / Dorfbäckerei Steger und stellen Schauräume zur Verfügung und übernehmen Seniorenwohnhaus Lofer den gesamten Verkauf SIG Combiblock Herstellen von Geburtstagsgeschenken für die 5-10 MitarbeiterInnen Congress und Stadtmarketing div. Auftragsarbeiten Saalfelden GmbH Zobl. Bauer. Pinzgau Herstellen von div. Geburtstags- und Weihnachtskarten Monika Pfuner/Großhandel Weihrauch / etikettieren, einsackeln, wiegen COOPinzgau Mittersill Liefertätigkeiten (Einsammeln von regionalen 5 Jahren 7 Produkten an diversen Stationen) Fa. Hermann und Müller Mitarbeit im Holzfachmarkt - Lagerarbeiten, 8 Jahren 2 GmbH & CoKG Kehren, Mithilfe im Maschinenraum, Regalpflege ... Seniorenhaus Farmach Gartenarbeiten / Mithilfe im Speisesaal 4 Jahren 2 Fa. Oberhofer Stahlbau Reinigungsarbeiten Parkplatz und Grünanlage Auftragsarbeiten / Zusammenbauen von Schrauben 6 Jahren 7 Die Lebenshilfe bedankt sich auf diesem Weg bei allen Kooperationspartnern im Pinzgau. Falls Sie ebenfalls mit der Lebenshilfe kooperieren möchten, nehmen Sie am besten direkt mit einer Werkstätte vor Ort Kontakt auf, diese finden Sie unter: www.lebenshilfe-salzburg.at/unterstuetztes-arbeiten.html 8 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Schwer.punkt LEBENSHILFE IM PINZGAU In unserer täglichen Arbeit haben wir das gesamte Umfeld der Familie im Focus. Neben der Förderung der Kinder stärken wir die Eltern. Weil wir wissen, dass Eltern ihre Stärke an ihre Kinder weitergeben.“ 30 Jahre Frühförderung und Familienbegleitung im Pinzgau Das Angebot der Frühförderung und Fami- Kinder von 0 bis 4 Jahren und deren Fami- lienbegleitung gibt es bei der Lebenshilfe lien, ist kostenfrei und freiwillig. Es kann Salzburg seit 32 Jahren. Im Pinzgau konnte sowohl zu Hause, als auch in der Frühförder- man heuer auf das 30jährige Bestehen stelle, die im Pinzgau in Saalfelden beheima- zurückblicken. Das Angebot richtet sich an tet ist, in Anspruch genommen werden. Das Angebot umfasst ein weites Spektrum an Leistungen: Beratung bei Unsicherheit, Sorgen, Ängsten, die Entwicklung des Kindes betreffend Information über die frühkindliche Entwicklung Beratung und Unterstützung in Alltagsfragen Kontinuierliche Entwicklungsbegleitung und -beobachtung Entwicklungseinschätzung Entwicklungsdiagnostik bei Bedarf / auf Wunsch Beratung über erste Spiele zur frühen Förderung Achtsame Begleitung der wachsenden Eltern-Kind-Beziehung Begleitung der Geschwisterkinder Im Bild (v.li) das Pinzgauer Team: Linda Fischer, Ingrid Loitfellner- Kontakt: Tel.: 065 82 / 71 8 67 Moser, Manuela Gruber-Koch, Kerstin Trixl und Gudrun Salzer. ff-pinzgau@lebenshilfe-salzburg.at Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 9
Schwer.punkt Alexander Dick (links) und Stefan Wartbichler bei ihrer letzten Vorstellung in der ARGEKultur Salzburg im Oktober 2020. Wolf Junger Die Blauen Hunde wurden 1997 von Wolf Junger gegrün- det. Alexander Dick und Stefan Wartbichler waren ab 1999 dabei. Alexander Dick´s selbst erdachte Geschichten bestimmten den Inhalt vieler Stücke („Als Alex- ander die Welt erschuf“ 2001), während Stefan Wartbichler als Bewegungstalent die Choreogra- fien stark beeinflusste. Im Laufe der Jahre waren mehr als 50 Schauspieler*innen mit Beein- trächtigung Mitglied der Blauen Hunde. Und aus! Mit Viele Produktionen entstanden gemeinsam mit dem Theater Ecce. (z. Bsp. „Romeo und Julia“ zwei Stars aus 2003, „Don Quichote“ 2004, Jedermensch“ 2007 , Gulliver“ 2016, „Die Schneekönigin“ 2015 dem Pinzgau Wolf Junger über die Blauen Hunde 1999: „Ich will mit den sagen die Blauen Blauen Hunden zum Ursprung des Theaters, meine alte Sehn- Hunde adieu! sucht nach Unmittelbarkeit, Spon- taneität, Radikalität realisieren.“ „Mich interessiert die ver-rückte Sehweise der Behinderten auf Mitte Oktober verabschiedete sich Wolf Junger mit einer alltägliche Mythen, wie sie letzten Vorstellung der Blauen Hunde in der ARGEKultur hauptsächlich durchs Fernsehen Salzburg offiziell in den Ruhestand. Das Stück charakterisiert transportiert werden. Wenn die die innige, nicht ganz konfliktfreie Beziehung der Behinderten aber Bonanza oder beiden Stars aus dem Pinzgau – Alexander Dick und einen Science Fiction Film nach- Stefan Wartbichler. spielen, dann kommt ihre spe- 10 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
LEBENSHILFE IM PINZGAU Schwer.punkt zifische Realität zum Vorschein, Ich versuche, die Schönheit, die wollten sie uns Spaghetti kochen. eine Welt, die augenscheinlich Eleganz dieser ungewöhnlichen Große angebrannte Zwiebelstü- so anders ist, aber im Grunde Bewegungen hervorzuheben. cke auf zerkochten Nudeln. Habs sich nicht von unserer unter- Eine Faszination überspringen zu runtergeschluckt. Aber auf der scheidet in ihren Sehnsüchten, lassen: schwierige Lebenssituati- Bühne sind sie genial, arbeiten Eitelkeiten, Bedürfnissen. Wie onen bringen oft auch faszinieren- nach dem alten Schema von viele Menschen haben auch sie de Lösungen. Also nicht nur eine Weißclown und Dummer August ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Beunruhigung des Zuschauers: und werden immer besser. Werd Selbstdarstellung, weniger fal- welche Welten werden mir da sie vermissen.“ sche Selbstbescheidung, sie sind vorgeführt, auch eine Beruhi- meist sehr sensibel und rück- gung: auch diese Welt ist lebbar, Alexander Dick sichtslos zugleich. Sie können oft nein nicht nur lebbar, sondern (geboren 1977) las schon wäh- nicht gut miteinander, eher ne- reich und schön, schön jenseits rend seiner Schulzeit viel, inter- beneinander, jeder spielt für sich der Magersuchtkultur.“ essierte sich bald für Geschichte, seine großartige Hauptrolle und Politik und Sozialwissenschaften in glücklichen Momenten kom- Und heute: „Stefan und Alex. Sie und erfand schon früh eigene men wir doch zusammen. Es ist und wir sind Freunde geworden. Geschichten. Nebenbei ist er alles so wie bei uns, nur in einem Heut seh ich alles realistischer. leidenschaftlicher Sportler. Bei Brennglas vergrößert: eine ideale Hab mit ihnen in Appartments den Special Olympics Winter- Voraussetzung für Theater. und Hotels gewohnt. Einmal spielen gewann er 2001 und 2018 insgesamt 3x Gold. Bei den Impressionen aus der Zeit der Blauen Hunde ... Sommerspielen in Dubai (2019) gewann er eine Silbermedail- le beim Laufen über 800m. Er nimmt gerne an den Volksläufen im Pinzgau teil. 1999 lernten er und Stefan Wart- bichler bei Spiel-Raum-Musik Wolf Junger kennen, wo er über seine selbst verfasste Geschich- ten improvisierte. Wolf Junger organisierte daraufhin eine re- Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 11
Schwer.punkt LEBENSHILFE IM PINZGAU gelmäßige Gruppe in Saalfelden, Werkstätte Saalfelden. Dieser schreib ich solo. Das war ja auch dort entstand die Idee für „Wie ungewöhnlichen Freundschaft bei Bud Spencer und Terence Hill Alex die Welt erschuf.“ auf der Spur führte ich mit ihnen so, dass der Terence Hill manch- im Dezember ein Interview auf mal eigene Filme gedreht hat, Stefan Wartbichler Teams. obwohl die beiden ein geniales (geboren 1979) ist der perfekte Paar waren.“ Gegenpart zum introvertierten Jeder.mensch: „Ihr habt nicht Genius. Ein Strizzi, wie er im Bu- nur gemeinsam Theater ge- Seid ihr im Pinzgau bekannt? che steht, immer einen Schmäh spielt, ihr arbeitet auch schon Stefan Wartbichler: „Ja, im Ärmel, immer einen Streich seit 23 Jahren in derselben schon“. laufen. Ein Bewegungstalent mit Werkstätte eng zusammen. Alexander Dick: „Ja, man kennt ausgeprägter Mimik und absolu- Kann man behaupten, dass ihr uns schon im Pinzgau“ ter Publikumsliebling. Freunde seid? Stefan Wartbichler: „Ja, Fehlt euch das Theater? Alexander Dick: „Ich hab deine schon.“ Stefan Wartbichler: „Ja, schon, Faxen endlich satt, Herr Wart- Alexander Dick: „Wenn wir bisserl“ Wir spielen noch beim bichler. Du machst was du willst. nicht mehr zusammen wären, Theater ecce mit. Du bringst alles durcheinander. das wäre schade, weil wir tau- Alexander Dick: „Mich stört Du verwirrst mich. Du hältst dich schen uns ja auch viel über mei- es wenig, keine Bühne mehr zu an keine Abmachungen. Ich bin ne Geschichten aus. Der Stefan haben. Um das ging´s mir nie. Mir Autist und brauch klare Regeln.“ bringt mir immer wieder Zettel, waren immer meine Geschichten Zitat aus „Und Aus“. auf denen Informationen stehen. wichtiger. Für mein neues Buch US-Army zum Beispiel. Da kenn suche ich einen Verlag. Ich werde Stefan Wartbichler und Alexander ich mich dann aus. Der Stefan ist am Wochenende auch Illustratio- Dick sind nicht nur im Theater sehr oft mein Co-Autor. Er zeich- nen machen. ein berührendes, sehr konträres net auch viel. Zweiergespann. Beide arbeiten Aber jetzt schreibe ich an einem Herzlichen Dank für das seit 1997 gemeinsam in der Buch „Der Kontinent Latinia“. Da Gespräch, ich wünsche dir, Alexander Dick viel Erfolg mit deinem neuen Buch und euch beiden noch viele gemeinsa- me, inspirierende Erlebnisse. Auf diesem Weg wünscht das Redaktionsteam auch Wolf Junger, der die Blauen Hunde 23 Jahre sehr beherzt geleitet hat, alles Gute im neuen Lebensabschnitt und sagt Danke für die wertvolle Arbeit. Stefan Wartbichler und Alexander Dick bei der Premiere zum Theaterstück „Jedermensch“ anlässlich 40 Jahre Lebenshilfe Salzburg 2007 12 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Malen im Rahmen der Hollersbacher Malerwochen Seit 32 Jahren finden im Kramerstall in Hollersbach die internationalen Hollersbacher Malerwochen statt. Österreichische Künstler*innen bieten im wunderschönen Oberpinzgau teils mehrwöchige Kurse an, die Gäste von weither anziehen. Andrea Bergmann mit ihrem Bild zum Thema Seit 1997 werden an diese Malerwochen hat jeder*r seinen/ihren Platz. Nicht mehr „schwarz-weiß“ drei Kreativtage für die Lebenshilfe ange- dieses hier und jenes dort, sondern wir aus dem Jahr 2011. hängt. Seit 2003 ist Christian Ecker künst- alle – genau da! lerischer Leiter. Die Kreativtage enden mit Alle, die dabei sind, freuen sich jedes einer öffentlichen Verkaufsausstellung. Sie Jahr auf das Wiedersehen: auf kreatives, mobilisieren sowohl Eltern der teilnehmen- vielfältiges Schaffen, Juchizer beim Aufei- den Künstler*innen als auch Freiwillige, nandertreffen, gemeinsames Singen und Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe, regio- Tanzen, Erzählungen aus unser aller Leben, nale Vereine, Musiker*innen, Firmen und Umarmungen, Berührungen ... viel Lachen Privatpersonen, am Erfolg und der guten und Freude! Stimmung dieser Initiative mitzuwirken. Der Danke an alle Helfer und Sponsoren, die Erlös kommt den Lebenshilfen in Bramberg dieses Projekt Jahr für Jahr mittragen.“ und Zell am See zugute. Für den Herbst sind sie wieder geplant. Die Lebenshilfe dankt allen Beteiligten und wünscht für das kommende Jahr viel Erfolg. Seit einigen Jahren hat Margit Dankl die organisatorische Projektleitung von Luggi Steiner übernommen: „Viele Jahre, bevor ich die Organisation übernommen habe, habe ich schon bei den Malertagen mitgearbeitet. Sie sind ein großartiges Miteinander und eine Bereicherung für alle Beteiligten. Der Dank dafür gilt Steiner Luggi, der nach wie vor Ansprechpartner und wichtiger Helfer ist. In diesen drei Tagen wird der Kramerstall in Hollersbach immer zu einem Ort der wah- ren Begegnungen, an dem es nicht darum Margit Dankl, umgeben von einigen geht, zu bewerten und zu analysieren. Hier Teilnehmer*innen. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 13
Vor.gestellt Karin Astegger: Vizepräsidentin der EASPD Bei der letzten Generalver- sammlung der EASPD wurde Karin Astegger (vorne Mitte) inmitten ihrer EASPD-Vorstandskolleg*innen Karin Astegger als eine von bei der vorjährigen Generalversammlung. drei Vizepräsident*innen gewählt. Sie vertritt die Lebenshilfe Österreich in an der Universität Salzburg im von drei Vizepräsident*innen ge- diesem Verband seit mehr Bereich Forschung, Lehre sowie wählt. In der Lebenshilfe Salzburg als 15 Jahren und setzt sich Psychotherapie tätig. konnten wir in den vergangenen mit großem persönlichem 18 Jahren internationales Wissen Engagement für die Verbes- Anfang der 2000er Jahre baute und viele europäische Projekte serung von Dienstleistungen Karin Astegger bei der Lebens- für die Weiterentwicklung unse- und Lebensbedingungen von hilfe das Qualitätsmanagement rer Qualität und für das Lobbying Menschen mit Behinderungen auf. Dabei spielten Internationale für Menschen mit Behinderung nach den Vorgaben der Forschungsergebnisse und Best nützen. Unsere Projekte fanden UN Konvention für die Practice sowie die Entwicklung auch externe Anerkennung über Rechte von Menschen mit eigener Methoden zur Evaluie- Preise auf nationaler und euro- Behinderung ein. rung der Lebenshilfe-Angebote päischer Ebene. So erhielten wir Herzliche Gratulation! eine wichtige Rolle. etwa 2019 für unser Mobilitäts- projekt zu assistierender Techno- Karin Astegger ist seit 1997 in Karin Astegger: In dieser Zeit logie den Erasmus+ Award für verschiedenen Positionen bei der wollte die Lebenshilfe auch stär- Erwachsenenbildung. Lebenshilfe Salzburg beschäftigt. ker europäische Projekte und Gel- Aktuell ist die Lebenshilfe an Sie ist Psychologin und Psycho- der für die Qualitätsentwicklung einem sehr großen, europäischen therapeutin und war bis 1996 nutzen. Mein erster Kontakt mit Projekt beteiligt. (Lesen Sie dazu EASPD erfolgte über ein Training auf Seite 24) zur Entwicklung solcher Projekte, das ich im Auftrag der Lebenshil- Die Arbeit mit und für die EAS- EASPD fe Salzburg in Belgien besuchte. PD liegt mir sehr am Herzen: Sie verknüpft das Engagement für (European Association of Service Ich brachte mich seit 2003 in die Menschenrechte und die Qualität Providers for Persons with EASPD ein, seit 2011 auch als of- von Dienstleistungen auf interna- Disabilities) besteht seit 1996 fizielle Vertreterin der Lebenshilfe tionaler Ebene und im eigenen und vertritt aktuell 17.000 Dienst- Österreich, etwa durch die Arbeit Land. Diese Ziele decken sich mit leistungsorganisationen aus 34 in diversen Gremien und die meinen ganz persönlichen Wer- Ländern und trägt dazu bei, dass Vertretung des Netzwerks und ten und Neigungen. Ich liebe an- zentrale Themen und Ziele seiner Ziele bei Veranstaltungen dere Länder und Kulturen, spre- der Konvention im Sinne der und europäischen Institutionen. che viele Sprachen und sowohl Menschen mit Behinderung In den letzten 8 Jahren war ich meine Familie als auch meine vorangetrieben werden. im Vorstand der EASPD tätig und Freunde sind auf der ganzen Welt wurde im Oktober 2020 zu einer verstreut. 14 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.wichtig Aus gegebenem Anlass: Gesundheitspass und Gesundheitsmappe Vor drei Jahren wurde von einer Arbeitsgruppe des Vereins Lebenshil- Wichtig: Da es sich um fe Salzburg der Gesundheitspass, bzw. eine Gesundheitsmappe entwi- ein freiwilliges Angebot ckelt. Aufgrund der Corona-Pandemie und einem damit verbundenen handelt und der Pass/die möglichen Krankenhausaufenthalt möchten wir diese Tools noch ein- Mappe von der Lebenshilfe mal vorstellen. Die dahinterstehende Idee ist, dass Menschen, die sich „leer“ ausgegeben wird, ist selbst nicht oder nur unzureichend medizinisch verständigen können, die Lebenshilfe inhaltlich unterstützt werden. Zielgruppe sind Menschen mit Beeinträchtigung, nicht verantwortlich. Für die in einer Lebenshilfe-Werkstätte sind, bzw. deren Angehörige. die Richtigkeit des Inhaltes und die laufende Aktuali- Der Gesundheitspass soll wichtige persönliche und medizinische Da- sierung der Daten sind ten zu der jeweiligen Person enthalten und immer mitgeführt werden. ausschließlich Angehörige, So wird die Verständigung zwischen Patienten, Ärzten und Pflegeper- ErwachsenenvertreterIn- sonal erleichtert. Die Mappe dient zur Sammlung von medizinischen nen, etc. zuständig. Unterlagen und Befunden. Besteht Interesse an dem Gesundheitspass oder der Mappe, melden Sie sich bitte im Vereinsbüro. Näheres finden Sie auf der Lebenshilfe-Homepage: www.lebenshilfe-salzburg.at/gesundheitspass.html „ Vertrag 2020 bis 2022 mit dem Land Salzburg abgeschlossen Das ist die Kernaussage von Ge- wurden. Dazu gehört etwa, dass Wir können sehr schäftsführer Guido Güntert nach Mitarbeiter*innen mit entspre- zufrieden sein!“ dem erfolgreichen Abschluss des chender Fachausbildung nun Vertrages mit der Landesregie- auch in der Verwendungsgruppe rung für die Jahre 2020 bis 2022. 6 entlohnt werden. Aber auch an- Im neuen Vertrag wurden we- dere Verbesserungen finden sich sentliche Regelungen über- im Vertrag wieder, wie ein fixer arbeitet, auch unter anderem Betrag für Investitionen, der der einige Punkte, die in diesem Lebenshilfe Salzburg eine besse- Jahr bereits schon umgesetzt re Planbarkeit ermöglicht. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 15
Lebens.wichtig Lebenshilfe präsentiert 2 Säulen-Modell Der Tag der Menschen mit Behinderungen stand im Zeichen „Lohn statt Taschengeld“ Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen am 3.12. präsentierte die Lebenshilfe Österreich in einer Online-Pressekonferenz das 2 Säulen-Modell. Ziel ist ein Einkommen und die Bedarfssicherung für Menschen mit Behinderungen zur chancengleichen Teilhabe am Arbeitsmarkt. Behindertenpolitik neu gedacht – Teilhabe statt Wohltätigkeit Das 2 Säulen-Modell hat zum Ziel, fest- gefahrene Strukturen aufzubrechen und soziale Ungleichheit von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen. Die Ein- kommens-Säule sichert die Existenz, die Bedarfssicherungs-Säule deckt den behinderungsbedingten Mehraufwand (soziale Dienste, Hilfsmittel, Pflegegeld, persönliches Budget, persönliche Assis- tenz, steuerliche Begünstigungen) ab. Vo- raussetzung ist ein Lohnkosten-Zuschuss, sowie ein adaptiertes Normkostenmodell- Modell der Kalkulation von Tagsätzen von beginn, das von Montag bis Freitag, eine sozialwirtschaftlichen Unternehmen, die als Woche, einen Monat lang. Dafür dann am Träger der Behindertenhilfe Menschen mit Monatsende ein Gehalt auf dem Konto vor- Behinderungen regulär beschäftigen. finden. Klingt doch nach einem Ablauf, wie ihn die meisten von uns kennen. Aber es Friederike Pospischil, Präsidentin der Le- gibt eine Gruppe von erwachsenen Men- benshilfe Niederösterreich, Angehörigenver- schen in Österreich, für die das alles nicht treterin: „In der Früh aufstehen, sich gilt, nämlich Menschen mit Behinderungen, fertigmachen für die Arbeit, sich auf den die in Werkstätten ihrer Arbeit nachgehen. Weg machen, am Arbeitsplatz ankommen, In Österreich wird ihre Arbeit nicht als seine Kolleg*innen treffen. 8:00 ist Arbeits- Arbeit gewertet. Obwohl sie so wie andere 16 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Menschen täglich in der Früh aufstehen so will, für immer im Status von Kindern, usw., sie Grünflächen pflegen, Straßen egal wie alt sie sind. Mit der vorliegenden reinigen, Industriebetrieben zuarbeiten Studie „Lohn statt Taschengeld“ hat die etc... Sie bekommen für ihre Arbeit nur ein Lebenshilfe Österreich einen Weg gezeigt, Taschengeld, in NÖ heißt das Anerken- wie Menschen mit Behinderungen zu ei- nungsbeitrag und beträgt dzt. Rund nem unabhängigen, selbstbestimmten € 70,- monatlich. Sonst sind diese auf ihre Leben inmitten unserer Gesellschaft kom- Eltern angewiesen, wenn diese Sterben, men können. Als Präsidentin der Lebenshil- bekommen sie dann eine Waisenpension fe NÖ und als Mutter eines erwachsenen und damit auch erstmals eine eigene Sozial- Sohnes mit Behinderung begrüße und versicherung. Sie bleiben also, wenn man unterstütze ich die Lebenshilfe dabei.“ Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 17
„ Jeder Fall muss individuell bewertet und organisiert werden“ Das Krisen-Team der Lebenshilfe hat die erste Welle und den Sommer gut genutzt und sich nach allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf die zweite Welle vorbereitet. Dennoch blieb die Lebenshilfe leider nicht verschont. Geschäftsführer Guido Güntert über Maßnahmen und die Sorge um die Menschen, die die Lebenshilfe begleitet. Herr Güntert, das Virus hat Bezirken, die auf „Rot“ geschal- und welche Unterstützung bie- im Herbst leider auch die tet wurden, haben wir bereits die tet die Lebenshilfe den Ange- Lebenshilfe erreicht. Waren Systeme „Wohnen“ und „Werk- hörigen, die Ihre erwachsenen wir vorbereitet? stätte“ getrennt. Das war z.B. im Kinder zu Hause betreuen? Guido Güntert: Natürlich hatten Tennengau der Fall. Durch die `Entflechtung´ konn- wir uns vorbereitet, mussten aber ten wir auch im `Lockdown´ die auch erleben, dass die konkrete Ein großes Thema sind für Werkstätten offen halten, was Situation auch noch Herausforde- jeden von uns die sozialen an sich schon eine Entlastung rungen mit sich bringt, die vorher Kontakte, die eingeschränkt für die Angehörigen darstellt, da nicht planbar waren. Letztendlich werden müssen. Wie gehen dem gewohnten Tagesrhythmus muss jeder Anlassfall individuell die Angehörigen und auch die nachgegangen werden kann. bewertet und organisiert werden, Menschen mit Behinderungen Angehörige, die ihre Töchter oder was das Krisen-Team dann auch in unseren Wohneinrichtungen Söhne trotzdem auch tagsüber gemeinsam mit den Kolleg*innen damit um? zu Hause begleiten, können sich vor Ort tut. Ich glaube, dass die meisten in Krisenfällen an die Familienbe- notgedrungen das Beste aus ratung des Vereins Lebenshilfe Welche Maßnahmen haben dieser Situation machen, weil sie wenden - Andrea Rothbucher und wir schon vor dem 2. Lock- ja auch wissen, dass hinter den ihr engagiertes Team können zu down umgesetzt? Maßnahmen stets die Sorge um allfälligen Hilfestellungen beraten In der Stadt Salzburg sind die das Wohlergehen der Menschen, und haben auch sonst ein offe- Werkstätten mit mehreren Wohn- die wir begleiten, steht. Darüber nes Ohr. häusern über die Klient*innen hinaus gibt es diesbezüglich auch verbunden, was die Gefahr von sehr klare Empfehlungen der Lan- Bald steht eine Impfung zur großen Clusterbildungen birgt. dessanitätsbehörde und Verord- Verfügung. Was bedeutet das Dem haben wir durch die dies- nungen der Bundesregierung. für uns in der Lebenshilfe? bezügliche `Entflechtung´ der Natürlich stellt jeder Mensch, Einrichtungen als zentrale Maß- Wie sieht die derzeitige Situ- bei dem man mit einer gewis- nahme vorgebeugt. Auch in den ation in den Werkstätten aus sen Sicherheit davon ausgehen 18 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.nah kann, dass er nicht an Covid19 ten Sie den Angehörigen mit viele Angehörige und melden uns erkranken kann, eine Entlastung auf den langen Weg durch die das zurück, wofür ich mich ganz in unserer täglichen Arbeit dar. Corona-Zeit geben? herzlich bedanken möchte. Und Ganz klar ist aber natürlich auch, Es sind nicht nur aufmunternde genau das ist es, was es jetzt dass Jede*r für sich entschei- Worte - es geht mir vor allem braucht, ein achtsames aufein- den muss, ob er*sie sich impfen auch darum, mich bei den ander Schauen, damit wir diese lässt. Mitarbeiter*innen zu bedanken, Zeit, die auch wieder vorüberge- dafür, dass sie in diesen stürmi- hen wird, gut gemeinsam be- Sie senden jede Woche auf- schen Zeiten an Deck bleiben wältigen können, was uns sicher munternde Worte an alle und jeden Tag die Segel aufs gelingen wird! Und natürlich: Mitarbeiter*innen. Was möch- Neue setzen! Das sehen auch Xund bleim! Interview: Claudia Tomasini Covid-19: Erste Erfahrungen Das erste von Corona betroffene Haus in Salzburg war das Wohnhaus in Wals. Wie man die schwierige Situation Jeanette bewältigte, erzählt Einrichtungsleiterin Jeanette Koschka. Koschka, Leiterin des Lebensihilfe Jeder.mensch: Frau Koschka, die Schwierigkeit waren die Wohnhauses ihr wart die erste betroffene vielen unterschiedlichen Be- in Wals Einrichtung. Wie war das am hörden auch wegen der vielen Anfang? unterschiedlichen Wohnsitze der natürlich gut erklärt werden, was Jeanette Koschka: Es war Mitarbeiter*innen. Daher kam es jetzt passiert. Ich muss ein gro- Samstag Nachmittag, als mich erst am Montag – 2 Tage später – ßes Lob an die Mitarbeiter*innen unsere DGKP anrief, dass ein zu Testungen. Das war eine Zeit des Roten Kreuzes aussprechen. Klient von uns am Freitag wegen des Wartens und der Unsicher- Sie waren sehr geduldig und epileptischer Anfälle und Fieber heit für uns. In der Zwischenzeit liebevoll. ins Krankenhaus kam. Coro- haben wir versucht, die Ruhe zu na war dann ein Zufallsbefund bewahren und so die Klient*innen Wie viele Klient*innen, wie wegen der standardmäßigen weiter zu begleiten. Wir haben viele Mitarbeiter*innen waren Testung im Krankenhaus. Somit uns an das Konzept gehalten, die betroffen? hatten wir den ersten positiven Gruppen isoliert und die Schutz- Letztlich waren vier Klient*innen Fall. Da war ich erst einmal scho- kleidung getragen. Wir haben alle betroffen, alle aus IBG-Gruppen ckiert. Abstands- und Hygienemaßnah- (Intensiv-betreuten-Gruppen). men eingehalten und besonders Das war eine geschlossene Wie ist es dann weitergegan- auf den Gesundheitszustand Gruppe, die immer gemeinsam gen? - Was waren die ersten unserer Klient*innen geachtet. im gleichen Raum war. Dazu Maßnahmen? Mehr konnten wir bis zur Testung kamen 16 Covid-19 positive Wir haben uns zuerst mit den nicht tun. Mitarbeiter*innen. Das zeigt, Behörden abgestimmt, vor allem dass mein Team wirklich gut die DGKP und Beate Sendlhofer Wie lief die Testung ab? aufgepasst und die Hygienemaß- haben im Hintergrund da viel Die Testung hat dann am Montag nahmen perfekt eingehalten hat. Arbeit geleistet. Wir hatten ja viel länger gedauert als geplant. Denn obwohl die betroffenen ein Konzept für den Tag X. Aber Den Bewohner*innen musste Mitarbeiter*innen auch in ande- Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 19
Lebens.nah ren Gruppen tätig waren, wurden leben. Was an Hilfe noch da war, wissen: uns wird innerhalb der keine Klient*innen in anderen war das PACT Team, das über Lebenshilfe geholfen. Wir haben Gruppen mit dem Virus infiziert. Teams täglich Gespräche angebo- uns an das Konzept gehalten, viel ten hat, was sehr gut angenom- telefoniert und Informationen ein- Wie hast du das alles gemeis- men wurde. Reden und Zuhören geholt, zusammengearbeitet und tert? Noch dazu, wo du selbst ist in dieser herausfordernden das hat gut funktioniert. Es gibt erkrankt warst? Zeit auch ganz wichtig. mittlerweile auch besser ausge- Ich war im Funktionieren und arbeitete Handlungsabläufe, auf Überlebensmodus. Ich hab halt Die infizierten Klienten kamen die wir zurückgreifen können. Das versucht, die Ruhe zu bewah- nach St. Veit, wie es vom Land vermittelt Sicherheit und ich bin ren und zu vermitteln, dass wir vorgesehen war. Wie hat die froh, dass alle Abteilungen hier innerhalb der Lebenshilfe gute Begleitung der betroffenen Kli- Hand in Hand arbeiten und dies Unterstützung haben. Auch nach enten in St. Veit funktioniert? jetzt gut vorbereitet ist. dem positiven Ergebnis – das In St. Veit gibt es wenig Erfah- Kompliziert war die Abwicklung bekommt man ja zunächst aufs rungen mit Menschen mit Behin- der Absonderungsbescheide etc. Handy – hab ich einfach weiter derungen und die Klinik war sehr mit den unterschiedlichen Behör- gearbeitet. Ich war ja isoliert froh, dass von unserem Team den. in meinem Büro und hab alle eine Begleitung mitgekommen vorgeschriebenen Hygienemaß- ist. Das waren eine Mitarbeiterin Du selbst warst auch betrof- nahmen eingehalten. Erst als ich und ein Mitarbeiter, die positiv fen: möchtest du kurz erzäh- Fieber gekommen habe, musste getestet waren, aber nur wenig len, wie es dir ergangen ist? ich schweren Herzens mein Haus Symptome hatten. Die beiden ha- Die ersten zwei Tage zu Hause verlassen. ben sich bereit erklärt, diese Be- waren nach dem anfänglichen gleitung zu übernehmen, was für Fieber nicht so schlimm, aber Wie habt ihr den großen die Klient*innen und für das Team dann haben sich die Sympto- Ausfall von Mitarbeiter*innen in St. Veit eine große Hilfe war. me verschlimmert, ich bekam gemeistert? Es hätte nicht besser sein kön- Schwierigkeiten mit der Atmung 16 Mitarbeiter*innen sind nen. Und die Rahmenbedingun- und das macht dann schon tatsächlich ausgefallen. Die gen in St Veit waren unter diesen Angst. Ich hab gemerkt, das wenigen negativ getesteten Umständen nahezu perfekt, auch Virus greift nicht nur die Atmung Mitarbeiter*innen standen ja weil es genug Raum gab. Sie an, sondern betrifft den ganzen als direkte Kontaktpersonen durften sich in einer bestimmten Körper und breitet sich aus. auch unter Quarantäne. Diese Abteilung frei bewegen, die für Irgendwann musste ich die Ret- Mitarbeiter*innen haben die unsere Leute abgesperrt war. tung rufen, da sich mein Zustand behördliche Erlaubnis zur Ar- Und das ist natürlich anders, als drastisch verschlechterte. Ich beitsquarantäne erhalten, das 10 Tage nur in einem Zimmer kann nur sagen: Nehmt Corona heißt sie durften zur Arbeit und zu verbringen. Das hat die Lage nicht auf die leichte Schulter, es wieder nach Hause und haben sicher einfacher gemacht. ist nicht nur eine leichte Grippe. Großartiges geleistet in dieser Es zeigt sich bei jedem anders Zeit. Zum Glück wurden wir von Hattest du schon Zeit zum und man kann vorher schlecht Mitarbeiter*innen aus anderen Reflektieren, was ist gut abschätzen, wie sehr man be- Wohnhäusern unterstützt. Das gelaufen, was könnte man troffen sein wird und wie es sich hat sehr gut funktioniert und vielleicht anders machen? entwickelt. Ich war wochenlang ich bin super stolz, dass wir in Besonders wichtig ist es, Ruhe gesundheitlich beeinträchtig. der Lebenshilfe so miteinander und Sicherheit zu vermitteln, das Bitte achtet auf Euch und schützt arbeiten können und wir ein „Mit- ist uns in Wals gut gelungen. Euch so gut wie möglich! einander“ gerade auch in Krisen Die Abläufe zu kennen und zu 20 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Maria Bogensperger fasst die Umfrageergebnisse zusammen. Umfrage zur Situation während Corona Um die Qualität der Unterstützung erwähnt, dass etwa epileptische Anfälle unserer Klient*innen während der ausblieben oder Hautprobleme sich verbes- Corona-Zeit zu erfassen, hat die serten, Verstopfung gelindert wurde. Geschäftsführung zu Beginn des ersten Lockdowns Befragungen Klient*innen, die normalerweise sozial stark bei Eltern, Mitarbeiter*innen und vernetzt sind, haben besonders unter der Klient*innen gestartet. Isolation gelitten. Besonders Kolleg*innen und Unterstützer*innen aus den Werkstät- ten wurden sehr vermisst. Die Entbehrun- Angehörige und Mitarbeiter*innen wurden gen haben teilweise zu Unausgeglichenheit im Rahmen einer qualitativen Umfrage über und Aggressionen geführt. Einigen hat der ihre subjektive Wahrnehmung der Situation Versuch, den Tag durch „Heimarbeit“ zu der von der Lebenshilfe unterstützten Per- strukturieren, geholfen, Besonders Eltern, sonen befragt, während die Klient*innen in deren erwachsene Kinder während des einer weiteren Umfrage anhand von offe- Lockdowns zu Hause lebten, sprachen von nen Fragen über ihre eigene Wahrnehmung einer Erleichterung durch dieses Angebot. Auskunft gaben. Menschen mit höherem Unterstützungsbedarf hatten die Möglich- Ein wichtiger positiver Aspekt ist die Nut- keit, Hilfe bei der Beantwortung zu erhal- zung der Digitalisierung. Viele Klient*innen ten. Maria Bogensperger hat die Befragun- nutzten gerne den neu entstandenen Trend, gen durchgeführt. Sie fasst zusammen: sich über Video Chat nicht nur zu hören, sondern das Gegenüber auch visuell erfas- „Die Umfrageergebnisse sind nicht reprä- sen zu können. sentativ, sie können nur blitzlichtartig einige Aspekte beleuchten. Prinzipiell ergeben Prinzipiell zeigen die Ergebnisse, dass die sich aus der Einzigartigkeit jedes Menschen Lebenshilfe durch ihren personenzentrier- sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Die Um- ten Ansatz auf einem qualitativ guten Weg frage zeigt aber einige Tendenzen auf: ist. Viele Rückmeldungen der Eltern waren Falls Sie an den ausgesprochen wertschätzend der Arbeit detaillierten Besonders Menschen mit hohem Un- der Unterstützer*innen und Leiter*innen Umfrageergebnis- sen interessiert terstützungsbedarf haben von einer Ent- gegenüber. Besonders gelobt wurde die sind, können Sie schleunigung des Alltags sehr profitiert. gute Kommunikation. Manche Aspekte diese gerne bei Die Möglichkeit, auszuschlafen und den sollten aber aufgrund der besonderen der Lebenshilfe Tag selbstbestimmter zu gestalten hatte Erfahrungen dieser Zeit kritisch überdacht anfordern. positive Auswirkungen auf das Wohlbefin- werden. Hier gibt es neue Ideen für eine den und die Gesundheit. Mehrmals wurde noch personenzentriertere Unterstützung.“ Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 21
Lebens.nah Die Lebenshilfe als nachhaltig agierendes Unternehmen! Im Bild vlnr.: LR Heinrich Schellhorn, Sabine Kornberger- Scheuch (Rotes Kreuz), Caritas- Direktor Johannes Dines und Lebenshilfe Geschäftsführer Guido Güntert. Lebenshilfe unterzeichnet Klimaabkommen Gemeinsam für eine bessere Guido Güntert: „Wir als Lebenshilfe sind Umwelt uns unserer Verantwortung für die Umwelt ir als W Im September haben Lebenshilfe Salzburg, und ihrer endlichen Ressourcen bewusst. Lebenshilfe sind Caritas und Rotes Kreuz die Klima- und Bis zum Jahr 2030 wollen wir zum Beispiel Energievereinbarung „SALZBURG 2050“ ganz auf fossile Heizsysteme verzichten. uns unserer unterzeichnet, in dem eine gemeinsame Ein wichtiger Teil wird auch die Sensibili- Verantwortung Strategie zur Erreichung der Klimaziele sierung unserer Mitarbeiter*innen für ein für die Umwelt festgelegt wird. Bereits mehr als 40 Betrie- umweltgerechtes Handeln im Arbeitsalltag und ihrer be und Institutionen sind Partner*innen bei und darüber hinaus sein. Die Kooperation diesem Programm. Ziel ist es, dass bis zum mit dem Land ermöglicht uns dabei die endlichen Jahr 2050 unser Bundesland zu 100 Pro- nötige fachliche und organisatorische Unter- Ressourcen zent klimaneutral, nachhaltig und energieau- stützung.“ bewusst.“ tonom ist. Ein hochgestecktes Ziel, das nur gemeinsam erreicht werden kann. Mobilitätsumfrage Guido Güntert Als einen ersten Schritt startete die Was heißt das konkret für Lebenshilfe noch im Herbst eine online die Lebenshilfe? Befragung aller Mitarbeiter*innen zum Die Lebenshilfe erhält zunächst umfassen- Thema Mobilität. Die Umfrage wurde in de Checks durch das Umwelt Service des Kooperation mit der Firma Herry Consult Landes zu den Bereichen Mobilität, Energie durchgeführt – auch dieses Projekt wird sowie Müllvermeidung. Daraus werden vom Land gefördert. dann konkrete Maßnahmen abgeleitet. 22 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.nah Ergebnisse der Mobilitätsumfrage 262 Mitarbeiter*innen haben an der Befragung teilgenommen (davon 107 aus WS/Kindergarten, 83 aus dem Wohnbereich, 49 aus dem Ambulatorium/FF und 23 aus der LGS). Die Ergebnisse wurden auf 175 Folien-Seiten zusammengefasst, hier ein kleiner Ausschnitt davon: Das Hauptverkehrsmittel zur Arbeit legen Auffällig ist auch hier das Stadt-Land Gefäl- üblicherweise: 26 % mit dem Rad (davon le (35 % Stadt Salzburg, 88 % Tamsweg). 4 % E-bike), 5 % zu Fuß, 54 % mit dem Geförderte Zeitkarten für den Öffentlichen Auto/Moped und 14 % , mit Bus/Bahn Verkehr sind für durchschnittlich 44 % zurück. interessant. Mehr Leihräder oder Diensträder wünschen Relativ wenig Anklang findet das Angebot sich rund 20 %, 27 % hätten gern Räder, von Spritspar-Trainings (11 %). die sie auch privat nutzen könnten. Ein Kri- Sehr groß hingegen ist die Nachfrage nach terium ist die Lademöglichkeit für E-Bikes regelmäßigen Homeoffice Tagen. Der Groß- (18 %). teil wünscht sich hier die Möglichkeit an 1 Eine bessere Anbindung beim Öffentlichen bis 3 Tagen die Woche von zu Hause aus Verkehr wünschen sich im Schnitt 42 %. arbeiten zu können. Analyse des Mobilitätsverhaltens der Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe Salzburg: Übliches Hauptverkehrsmittel zur Arbeit Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 23
Die Personen hinter dem großen, europäischen Projekt – hier beim Kick-off Meeting im Oktober. Europäisches Projekt zu Persönlichem Budget gestartet Unter dem Projektnamen „UNIC“ beschäftigen sich 9 Organisationen aus 9 europäischen Ländern – darunter auch die Lebenshilfe Salzburg als einziger österreichischer Partner – 3 Jahre lang intensiv mit dem Thema Persönliches Budget. Karin Astegger, Leiterin des Projekts in te zur Einführung Persönlicher Budgets, Salzburg: „In Salzburg haben wir seit 3 macht politische Empfehlungen und Ver- Jahren das Pilotprojekt „Persönliche As- anstaltungen zum Wissenserwerb. Dar- sistenz“, das sich als erstes Bundesland in aus resultiert ein komplexes Paket, das Österreich auch an Menschen mit Lern- Verantwortungsträger*innen dabei unter- schwierigkeiten wendet. Dieses große eu- stützt, Reformprozesse zu Einführung oder ropäische Projekt sammelt alle Erfahrungen Optimierung personenzentrierter Finanzie- mit dem Ziel, europaweit zu qualitätsvollen rungssysteme einzuleiten. Modellen der Persönlichen Assistenz und des Persönlichen Budgets zu kommen“. Das Projekt UNIC verfolgt 6 Hauptzielsetzungen: Ziel dieses auch von der Europäischen Kommission unterstützen Projektes ist 1. Erfassung von Finanzierungsmo- es, die Entwicklung nationaler und re- dellen in der EU mit Schwerpunkt auf gionaler Instrumente zum Persönlichen personenzentrierte Modelle, v.a. Persön- Budget zu unterstützen. Es entwickelt, liche Budgets. Dabei werden Beispiele testet und validiert innovative Instrumen- guter Praxis sowie förderliche und 24 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.nah hinderliche Aspekte für die Einführung wicklung, Einführung und Evaluierung Persönlicher Budgets identifiziert. Persönlicher Budgets unterstützen. 2. Erstellung von Leitlinien für die Ent- 4. Ausbau einschlägiger Kompetenzen wicklung, Umsetzung und Evaluierung der wichtigsten Akteure und Aufbau eines personenzentrierten Finanzierungs- vielschichtiger Kooperationen um Ent- modells/ Persönlicher Budgets, die auf wicklung, Einführung und Evaluierung Hindernisse eingehen. Sie decken auch Persönlicher Budgets in EU Mitglieds- die größten Herausforderungen im Be- staaten zu unterstützen und dabei auf reich von Unterstützungsleistungen ab: die Integration unterschiedlicher Unter- ugang und Leistbarkeit: Finan- Z stützungsleistungen zu achten. zierung, Regelungen, persönliches 5. Entwicklung eines Planungs-, Evalu- Einkommen ierungs- und Validierungs-Modells, achhaltigkeit: Kosten, Investiti- N um die Wirkung innovativer perso- onen, Auswirkungen auf informelle nenzentrierter Finanzierungsmodelle/ Unterstützung Persönlicher Budgets auf Unterstüt- ersonal: Professionalität, Fähigkeits- P zungsleistungen in unterschiedlichen erwerb, Rekrutierung, Mitarbeiterbin- Bereichen zu erheben. This project has received dung 6. Entwicklung eines Transfer-Modells, financial support from the ualität: qualitätsvolle Unterstützung, Q um die Übertragung in andere Länder/ European Union Programme for Employment and Social Standards, Verknüpfung von Leistungen Regionen zu fördern, wofür auch euro- Innovation „EaSI“ (2014- 3. Entwicklung innovativer Instrumente, päische Fördermittel genutzt werden 2020). For further informa- tion please consult http:// die Kostenträger/Behörden bei der Ent- sollen. ec.europa.eu/social/easi Die Partner sind auf der einen Seite Dienstleister, auf der anderen Seite auch Netzwerke für Dienstleister sowie Forschungs-Organisationen und Behörden: EASPD – Europäisches Netzwerk, repräsentiert Belgien/Flandern: VAPH – Flemish Agency for 17 000 Dienstleistungs-Organisationen aus Persons with a Disability: Flämische Regierungs- 34 Ländern. behörde für Inklusion und Lebensqualität von Menschen mit Behinderung. EAN – The European Ageing Network: Europäisches Netzwerk, repräsentiert 10.000 Tschechische Republik: APSSCR – Association Dienstleistungs-Organisationen aus 28 Ländern. of Social Care Providers of the Czech Republic: größter Dachverband sozialer Dienstleister in Großbritannien: CWR – Centre for Welfare Tschechien. Reform: Forschungs- und Beratungsorganisation mit umfangreicher Erfahrung zu Persönlichen Spanien/Katalonien: SUPPORT – Fundació Budgets im In- und Ausland. Tutelar de les Comarques Gironines: Dienstleister; Schwerpunkt Menschenrechte sowie soziale und Irland: DFI – The Disability Federation of Ireland: In- rechtliche Unterstützung von Menschen mit teressenvertretung für Menschen mit Behinderung. Behinderung, Interessenvertretung. Finnland: KVPS - Dienstleiser und Interessen- Österreich/Salzburg: LHS – Lebenshilfe Salzburg vertretung für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020 25
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