Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg

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Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Ausgabe 4/2020

                                          www.lebenshilfe-salzburg.at

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Thema          Lebenshilfe im Pinzgau

 Corona Seiten 18-21
 Vertrag mit dem Land Salzburg Seite 15
 Lebensladen hat eröffnet Seite 26
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Vor.wort

                                                     Liebe Leserin!
Michael Russ (li), Guido Güntert (re)
                                                     Lieber Leser!

2020 war ein schwieriges Jahr. Die Pandemie hat viele positive Entwicklungen gebremst oder
in den Schatten gestellt. Vieles, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, ist untergegangen.
So manches Fest konnte nicht gefeiert werden. Und nicht zuletzt ist das Spendenaufkommen
stark eingebrochen, weil einige Veranstaltungen nicht stattfinden konnten.

Die Gesundheit geht natürlich vor und darum lag das Hauptaugenmerk 2020 auch auf dem
Thema Covid19. Gute Möglichkeiten mussten gefunden werden, um Ansteckungen zu ver-
meiden. Besonders in der Stadt Salzburg, wo es eine starke Durchmischung von Werkstätten
und Wohnhäusern gibt, war es notwendig, einiges zu entflechten. Es musste vermieden wer-
den, dass die Krankheit aus einer Stadtwerkstadt in alle Stadtwohnhäuser verschleppt wird
oder umgekehrt. Ein Schließen der Werkstätten, wie im Frühjahr wollte niemand wiederho-
len. Auch wenn nicht alle zufrieden gestellt werden konnten, ist es, denken wir, gelungen für
fast alle eine gute Lösung zu finden. Dafür danken wir allen Beteiligten, besonders unseren
MitarbeiterInnen, die einen mehr als vorbildlichen Einsatz gezeigt haben.

Unser Dank gilt auch der Bezirksgruppe Pinzgau, die jetzt schon seit vierzig Jahren tolle
Vereinsarbeit leistet. Dieses Jubiläum konnte leider unter den derzeitigen Umständen nicht
entsprechend gefeiert werden. Unsere Pinzgauer werden das aber sicher nachholen. In die-
sem Heft gibt es jedenfalls einige interessante Dinge über die Pinzgauer Lebenshilfe zu lesen.

Was bleibt sonst noch zu sagen? 2021 kann nur besser werden. Hoffen wir auf die Impfung
und auf eine gute Impfmoral, dann wird sich schon alles wieder einrenken. Wir wünschen
Ihnen alles Gute.

Michael Russ                            Guido Güntert
Präsident                               Geschäftsführer
Lebenshilfe Salzburg                    Lebenshilfe Salzburg
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Coverfoto: Johann Huber fertigt

       Inhalt                                                                   Holzprodukte in der Werkstätte
                                                                                Saalfelden.

       Schwer.punkt       4 LEBENSHILFE IM PINZGAU                              Impressum
		 4 Vier Jahrzehnte Lebenshilfe im Pinzgau                                     Offenlegung gemäß §25 des
                                                                                Mediengesetztes, ZVR-Zahl:
		6 Die Lebenshilfe als Wirtschaftspartner im Pinzgau                           738515690
		 9	30 Jahre Frühförderung und Familienbegleitung
      im Pinzgau                                                                Eigentümer, Herausgeber,
                                                                                Verleger:
		10	Und aus! Mit zwei Stars aus dem Pinzgau sagen die                         Lebenshilfe Salzburg, Verein für
      Blauen Hunde adieu!                                                       Menschen mit Behinderung,
		13 Malen im Rahmen der Hollersbacher Malerwochen                              A-5020 Salzburg,
                                                                                Nonntaler Hauptstraße 55,
                                                                                Telefon: +43 (0)662 82 09 84,
          Vor.gestellt 14	Karin Astegger: Vizepräsidentin der EASPD            www.lebenshilfe-salzburg.at,
                                                                                verein@lebenshilfe-salzburg.at

      Lebens.wichtig 15	Aus gegebenem Anlass: Gesundheitspass und              Für den Inhalt verantwortlich:
     Gesundheitsmappe                                                           Michael Russ (Präsident),
                                                                                A-5020 Salzburg,
     Vertrag 2020 bis 2022 mit dem Land Salzburg
		15	                                                                          Nonntaler Hauptstraße 55
     abgeschlossen
                                                                                Redaktion:
		16 Lebenshilfe präsentiert 2 Säulen-Modell
                                                                                Mag. Andrea Anditsch (andi)
                                                                                Michael Russ (mr),
          Lebens.nah 18	Guido Güntert: „Jeder Fall muss individuell bewertet   Mag. Claudia Tomasini (tom).
                                                                                Namentlich gekennzeichnete
      und organisiert werden“
                                                                                Beiträge spiegeln die Meinung der
		19 Covid-19: Erste Erfahrungen                                                Autoren wider und müssen nicht
		21	Umfrage zur Situation während Corona                                      mit der Meinung der Redaktion
                                                                                oder der Herausgeber überein-
		22 Lebenshilfe unterzeichnet Klimaabkommen                                    stimmen.
		24 Europäisches Projekt zu Persönlichem Budget gestartet
                                                                                Grundlegende Richtung:
		 26 Lebensladen hat eröffnet
                                                                                Information über Anliegen der Men-
		 28 Gütesiegel für Gesundheitsförderung                                       schen mit geistiger und mehrfacher
                                                                                Behinderung und ihrer Angehörigen.
                                                                                Der Verein Lebenshilfe ist unabhän-
       Selbst.redend 29		Auf Ö1 vorgelesen                                     gig von politischen Parteien und
                                                                                Kirchen.
            Pin.wand 30	Inklusionspreis 2020 wird auf 2021 verschoben
                                                                                Grafik:
		30                         Nachhaltiger Auftrag
                                                                                HG-CROSSMEDIA, Salzburg
		30                         Auf´s Christkind ist Verlass!
		31                         Spende für Pflegebadewanne                         Fotos:
                                                                                Coverfoto: Christian Ecker anlässlich
		31                         Spende für das Wohnhaus Wals                       35 Jahre Lebenshilfe im Pinzgau
		31                         Live Music Now: Virtuelle Adventkonzerte           Fotos: Lebenshilfe Salzburg
                                                                                (falls nicht anders angegeben)

                                                                                Druck:
                                                                                Druckerei Gerin, Wolkersdorf

                                                                                Spendenkonto:
                                                                                IBAN: AT07 3500 0000 9106 6696
                                                                                BIC: RVSAAT2S
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Vier Jahrzehnte
Lebenshilfe im Pinzgau
40 Jahre Verein Lebenshilfe im Pinzgau, 30 Jahre Frühförderung und Familienbegleitung
und 20 Jahre Fachwerkstätte Piesendorf! Gleich drei Jubiläen sollten heuer
gefeiert werden – wegen Covid-19 fällt das Jubiläumsjahr etwas stiller aus als geplant.
Wir wollen auf den kommenden Seiten in einem Sonderthema den Pinzgau ins
Scheinwerferlicht stellen.

 4   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
LEBENSHILFE IM PINZGAU             Schwer.punkt
Helmut Fessler,
Josef Arnold und
Sandra Rodlberger
aus der Werkstätte
Zell am See.

        Das Quartett Christine Hochwimmer, Elfrie-    toriums eingerichtet, in dem Logopädie,
        de Rasser, Elisabeth Steininger und Helga     Ergo- und Physiotherapie für Kinder und
        Uhl war von Anfang an die treibende Kraft     Jugendliche angeboten werden. Für die
        für die Lebenshilfe im Pinzgau. „Meine        Beschäftigten gibt es ebenso Therapiean-
        Tochter war damals in der Sonderschule in     gebote direkt in den Werkstätten.
        Neukirchen – nach der Schulzeit gab es nur
        die Möglichkeit im Dorf St. Anton“, erzählt   Dass die Akzeptanz und die Zusammenar-
        Obfrau Christl Hochwimmer. Gemeinsam          beit mit den Pinzgauerinnen und Pinzgau-
        mit Heinz Fischer, dem damaligen Direk-       ern von Anfang an so gut funktionierte ist
        tor der Lebenshilfe Salzburg, wollte man      sowohl dem umtriebigen Bezirksvorstand
        auch im Pinzgau kleine, regionale Struk-      als auch den engagierten Eltern und Mitar-
        turen schaffen. „Als frisch gegründeter       beiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken.
        Bezirksverein war unsere erste Aufgabe,       Lesen Sie mehr dazu auf den folgenden
        die Finanzierung für die erste Pinzgauer      Seiten.
        Werkstätte in Bramberg aufzutreiben“, so
        Hochwimmer. Innerhalb eines Jahres war
        mit viel Engagement und regionaler Un-
        terstützung das Geld beisammen und die
        ersten 7 Menschen mit Behinderung hatten          130 Menschen mit Behinderungen werden
        1981 einen Platz in der neuen Werkstätte in
                                                          aktuell in den vier Lebenshilfe (Fach)-Werkstätten
        Bramberg gefunden.
                                                          im Pinzgau begleitet, 63 davon in einem der
        In Saalfelden war Obfrau-Stellvertreterin         drei Wohnhäuser bzw. der vier teilbetreuten
        Elfriede Rasser die treibende Kraft für           Wohngemeinschaften.
        die Werkstätte, die schon ein Jahr nach
        Bramberg eröffnen konnte. Es folgten die
        Fachwerkstätte in Piesendorf und die Werk-        Werkstätten gibt es in Bramberg, Saalfelden, Zell am See
        stätte Zell am See. Im Wohnbereich ent-           und eine Fachwerkstätte in Piesendorf.
        standen schon bald nach den Werkstätten
        Wohnangebote in Saalfelden und Niedern-           Wohnangebote finden sich in Bramberg, Saalfelden
        sill. Vor rund 10 Jahren konnte man mit der       und Niedernsill.
        Eröffnung des Wohnhauses in Bramberg
        die vorerst letzte Lücke schließen.               Weitere Angebote der Lebenshilfe im Pinzgau:
                                                          Frühförderung und Familienbegleitung im ganzen Bezirk
        Vollständig wurde das Angebot durch die           sowie die Außenstelle des Ambulatoriums für
        Frühförderung und Familienbegleitung, die         Entwicklungsdiagnostik und Therapie in Saalfelden.
        im ganzen Bezirk sowohl ambulant als auch
        mobil – bei den Familien zu Hause – ange-         173 Mitarbeiter*innen, fünf Praktikant*innen und sieben
        boten wird und auch ein rundes Jubiläum           Zivildienstleistende sind bei der Lebenshilfe im Pinzgau
        feiert. Erst vor wenigen Jahren wurde in          beschäftigt. 62 Personen engagieren sich freiwillig.
        Saalfelden eine Zweigstelle des Ambula-           Auch die Tätigkeit des Bezirksvorstands ist ehrenamtlich.

                                                                          Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   5
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Foto: Christian Ecker (anlässlich der Fotoausstellung 35 Jahre Pinzgau)

Sylvia Höllrigl mit dem

                                  Die Lebenshilfe
Saalfeldener Bürger-
meister Erich Rohrmoser.
Die Werkstätte
Saalfelden fertigt für

                                  als Wirtschaftspartner
die Stadtgemeinde
Weintaschen. Diese
werden dann bei
Geburtstagen an die

                                  im Pinzgau
Gemeindebürger*Innen
mit einer Flasche Wein
verteilt.

      6    Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
LEBENSHILFE IM PINZGAU          Schwer.punkt

Für Menschen mit Beeinträchtigung gibt es im
Pinzgau zahlreiche Beschäftigungsfelder. Aktuell
gibt es Lebenshilfe Werkstätten in Zell am See,
Saalfelden und Bramberg und eine Fachwerkstätte
in Piesendorf. Mit zahlreichen Pinzgauer Wirt-
schaftsbetrieben und öffentlichen Einrichtungen

                                                                                                                        Foto: Christian Ecker (anlässlich der Fotoausstellung 35 Jahre Pinzgau)
besteht eine gute, oft langjährige Kooperation.
Viele Betriebe beschäftigen Menschen mit Beein-
trächtigungen direkt am Firmenstandort, andere
vergeben interessante Aufträge, an denen in den
Einrichtungen der Lebenshilfe gearbeitet wird. Für
die Beschäftigten bedeuten diese Arbeiten ein
Eingebundensein in die Region und ein Gefühl des
wertvollen Dazugehörens.
Um die Dimension zu veranschaulichen, haben wir
eine Liste mit den wichtigsten Firmen und der Art
der Aufträge erstellt.

                                      Martin Schirnhofer an
                                  seinem Außenarbeitsplatz
                                  der Firma Herman Müller.

                                                                             Kooperation        Beschäftigte
 Firma                        Art der Aufträge
 		                                                                          seit               Menschen mB.
 Blizzard Sport GmbH          Umbau von Bindungsplatten, Reibungsdämpfer,    10 Jahren               4-6
                              Rahmen mit Netzen fertigen
 Seletec Plastic Products     Verpackungsarbeiten                            20 Jahren               4-6
 GmbH & CoKG		                                                               bis 2018
 Senoplast Klepsch&CoGmbH     Arbeiten im Außenbereich: Holzarbeiten,        ca. 20 Jahren          10-15
                              Müll entfernen, Reinigungsarbeiten,
                              Schnee räumen, Gartenarbeiten
 Hagleitner Technology        Sortimente verpacken,                          15 Jahren               6-10
 International GmbH           Fläschchen bekleben
 Leo Demetz Kunststoff-       Montieren von Vorhanghaken,                    ca. 10 Jahren          ca. 10
 verarbeitung GmbH            Clips an Kordel
 Hautnah – Lerch Manuela      Produkte für den Verkauf,                      7 Jahren                 2
                              z.B. Geschenkverpackungen
 Drechslerei Angerer GmBH     Holzarbeiten, Zähl- und Sortierarbeiten,       mehr als 20 Jahren      8-12
                              Verpackungsarbeiten
 Seat Harald Kaufmann         Reinigungs- und Aufräumarbeiten,               8 Jahren                 1
 GmbH & CoKG                  Zuarbeiten bei Reparaturen
 Compact 4 GmbH & CoKG        Pflege von Außenanlagen                        3 Jahren                4-6
 Holz Meissnitzer GmBH        Holzarbeiten, Holz stapeln                     7 Jahren                3-4
 Fetzerl.at – Andreas Winkler Bänder schneiden, Etiketten fertigen           1 Jahr                  2-3
 Seniorenwohnheim Piesendorf  Küchenhilfe-Arbeiten                           5 Jahren                 2
 Appartement Müller Claudia   Appartement-Reinigung, Pflege der Außenanlagen 2 Jahren                 4
 CLC World Alpine Center      Zimmerreinigung                                3 Jahren                 1
 Piesendorf Attraktiv         Aufbauarbeiten, Verpackungsarbeiten            3 Jahren                2-4

                                                                       Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   7
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Fotos: Christian Ecker (anlässlich der Fotoausstellung 35 Jahre Pinzgau)
Matthias Egger arbeitet in der             Träumt davon, Schaffner zu sein:   Claudia Jäger arbeitet bei Merkur Saalfelden.
Außengruppe Zell am See.                   Alfred Bencak aus Piesendorf.

                                                                                    Kooperation Beschäftigte
 Firma                          Art der Aufträge
 		                                                                                 seit        Menschen mB.
 Stadtgemeinde Zell am See –    Arbeiten in der Wäscherei                           5 Jahren          1
 Seniorenwohnanlage
 Stadtgemeinde Zell am See –    Pflege von Außenanlagen                             5 Jahren          5
 Bauhof
 Dorfmarkt Piesendorf           Produktverkauf                                      3 Jahren         2-3
 Hella Wetter- und Sonnen-      Auto Innenreinigung                                 2 Jahren          2
 schutztechnik GmbH
 Alois Mayr Bauwaren GmbH       Kuvertierarbeiten		                                                 8-10
 Gemeindeamt Piesendorf         Praktika, Pflege Außenanlagen,                      5 Jahren         1-3
                                Bemalen von Schneestangen
 Zukunftskollegium Nationalpark Holzarbeiten für den Verkauf                        8 Jahren         2-3
 Hohe Tauern – Uttendorf
 Lagerhaus Saalfelden           Pflege von Außenanlagen                             4 Jahren          5
 Stadtgemeinde Saalfelden       Div. Auftragsarbeiten (Geschenke, Weintaschen,      10 Jahren       10-15
                                Weihnachtskarten usw.)
 Gemeinde Unken                 Herstellen von div. Geburtstags- und Weihnachtskarten
 Feinkost Finstermann,          Verkaufen ganzjährig unsere Produkte /
 Dorfbäckerei Steger und        stellen Schauräume zur Verfügung und übernehmen
 Seniorenwohnhaus Lofer         den gesamten Verkauf
 SIG Combiblock                 Herstellen von Geburtstagsgeschenken für die 		                     5-10
                                MitarbeiterInnen
 Congress und Stadtmarketing    div. Auftragsarbeiten
 Saalfelden GmbH
 Zobl. Bauer. Pinzgau           Herstellen von div. Geburtstags- und Weihnachtskarten
 Monika Pfuner/Großhandel       Weihrauch / etikettieren, einsackeln, wiegen
 COOPinzgau Mittersill          Liefertätigkeiten (Einsammeln von regionalen        5 Jahren          7
                                Produkten an diversen Stationen)
 Fa. Hermann und Müller         Mitarbeit im Holzfachmarkt - Lagerarbeiten,         8 Jahren          2
 GmbH & CoKG                    Kehren, Mithilfe im Maschinenraum, Regalpflege ...
 Seniorenhaus Farmach           Gartenarbeiten / Mithilfe im Speisesaal             4 Jahren          2
 Fa. Oberhofer Stahlbau	Reinigungsarbeiten Parkplatz und Grünanlage
                                Auftragsarbeiten / Zusammenbauen von Schrauben 6 Jahren               7

Die Lebenshilfe bedankt sich auf diesem Weg bei allen Kooperationspartnern im Pinzgau.

Falls Sie ebenfalls mit der Lebenshilfe kooperieren möchten, nehmen Sie am besten direkt mit einer Werkstätte
vor Ort Kontakt auf, diese finden Sie unter: www.lebenshilfe-salzburg.at/unterstuetztes-arbeiten.html

      8    Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Schwer.punkt
                                                                                             LEBENSHILFE IM PINZGAU

                                                                                                   In unserer täglichen
                                                                                                Arbeit haben wir das
                                                                                                gesamte Umfeld der
                                                                                                Familie im Focus. Neben
                                                                                                der Förderung der Kinder
                                                                                                stärken wir die Eltern.
                                                                                                Weil wir wissen, dass
                                                                                                Eltern ihre Stärke an ihre
                                                                                                Kinder weitergeben.“

30 Jahre Frühförderung und
Familienbegleitung im Pinzgau
Das Angebot der Frühförderung und Fami-                   Kinder von 0 bis 4 Jahren und deren Fami-
lienbegleitung gibt es bei der Lebenshilfe                lien, ist kostenfrei und freiwillig. Es kann
Salzburg seit 32 Jahren. Im Pinzgau konnte                sowohl zu Hause, als auch in der Frühförder-
man heuer auf das 30jährige Bestehen                      stelle, die im Pinzgau in Saalfelden beheima-
zurückblicken. Das Angebot richtet sich an                tet ist, in Anspruch genommen werden.

                                                                           Das Angebot umfasst ein weites
                                                                           Spektrum an Leistungen:
                                                                             Beratung bei Unsicherheit, Sorgen, Ängsten,
                                                                              die Entwicklung des Kindes betreffend
                                                                              Information über die frühkindliche
                                                                               Entwicklung
                                                                               Beratung und Unterstützung in
                                                                                Alltagsfragen
                                                                                Kontinuierliche Entwicklungsbegleitung
                                                                                 und -beobachtung
                                                                                 Entwicklungseinschätzung
                                                                                  Entwicklungsdiagnostik bei Bedarf /
                                                                                   auf Wunsch
                                                                                   Beratung über erste Spiele zur frühen
                                                                                    Förderung
                                                                                    Achtsame Begleitung der wachsenden
                                                                                     Eltern-Kind-Beziehung
                                                                                     Begleitung der Geschwisterkinder

Im Bild (v.li) das Pinzgauer Team: Linda Fischer, Ingrid Loitfellner-      Kontakt: Tel.: 065 82 / 71 8 67
Moser, Manuela Gruber-Koch, Kerstin Trixl und Gudrun Salzer.               ff-pinzgau@lebenshilfe-salzburg.at

                                                                                  Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   9
Lebenshilfe im Pinzgau - Ausgabe 4/2020 - www.lebenshilfe-salzburg.at - Lebenshilfe Salzburg
Schwer.punkt                                                     Alexander Dick (links) und
                                                                 Stefan Wartbichler bei ihrer
                                                                 letzten Vorstellung in der
                                                                 ARGEKultur Salzburg im
                                                                 Oktober 2020.

                                                                                                            Wolf
                                                                                                            Junger

                                                                      Die Blauen Hunde wurden
                                                                      1997 von Wolf Junger gegrün-
                                                                      det. Alexander Dick und Stefan
                                                                      Wartbichler waren ab 1999 dabei.
                                                                      Alexander Dick´s selbst erdachte
                                                                      Geschichten bestimmten den
                                                                      Inhalt vieler Stücke („Als Alex-
                                                                      ander die Welt erschuf“ 2001),
                                                                      während Stefan Wartbichler als
                                                                      Bewegungstalent die Choreogra-
                                                                      fien stark beeinflusste. Im Laufe
                                                                      der Jahre waren mehr als 50
                                                                      Schauspieler*innen mit Beein-
                                                                      trächtigung Mitglied der Blauen
                                                                      Hunde.

Und aus! Mit
                                                                      Viele Produktionen entstanden
                                                                      gemeinsam mit dem Theater
                                                                      Ecce. (z. Bsp. „Romeo und Julia“

zwei Stars aus
                                                                      2003, „Don Quichote“ 2004,
                                                                      Jedermensch“ 2007 , Gulliver“
                                                                      2016, „Die Schneekönigin“ 2015

dem Pinzgau                                                           Wolf Junger über die Blauen
                                                                      Hunde 1999: „Ich will mit den

sagen die Blauen                                                      Blauen Hunden zum Ursprung
                                                                      des Theaters, meine alte Sehn-

Hunde adieu!
                                                                      sucht nach Unmittelbarkeit, Spon-
                                                                      taneität, Radikalität realisieren.“
                                                                      „Mich interessiert die ver-rückte
                                                                      Sehweise der Behinderten auf
Mitte Oktober verabschiedete sich Wolf Junger mit einer               alltägliche Mythen, wie sie
letzten Vorstellung der Blauen Hunde in der ARGEKultur                hauptsächlich durchs Fernsehen
Salzburg offiziell in den Ruhestand. Das Stück charakterisiert        transportiert werden. Wenn die
die innige, nicht ganz konfliktfreie Beziehung der                    Behinderten aber Bonanza oder
beiden Stars aus dem Pinzgau – Alexander Dick und                     einen Science Fiction Film nach-
Stefan Wartbichler.                                                   spielen, dann kommt ihre spe-

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LEBENSHILFE IM PINZGAU              Schwer.punkt

zifische Realität zum Vorschein,         Ich versuche, die Schönheit, die     wollten sie uns Spaghetti kochen.
eine Welt, die augenscheinlich           Eleganz dieser ungewöhnlichen        Große angebrannte Zwiebelstü-
so anders ist, aber im Grunde            Bewegungen hervorzuheben.            cke auf zerkochten Nudeln. Habs
sich nicht von unserer unter-            Eine Faszination überspringen zu     runtergeschluckt. Aber auf der
scheidet in ihren Sehnsüchten,           lassen: schwierige Lebenssituati-    Bühne sind sie genial, arbeiten
Eitelkeiten, Bedürfnissen. Wie           onen bringen oft auch faszinieren-   nach dem alten Schema von
viele Menschen haben auch sie            de Lösungen. Also nicht nur eine     Weißclown und Dummer August
ein ausgeprägtes Bedürfnis nach          Beunruhigung des Zuschauers:         und werden immer besser. Werd
Selbstdarstellung, weniger fal-          welche Welten werden mir da          sie vermissen.“
sche Selbstbescheidung, sie sind         vorgeführt, auch eine Beruhi-
meist sehr sensibel und rück-            gung: auch diese Welt ist lebbar,    Alexander Dick
sichtslos zugleich. Sie können oft       nein nicht nur lebbar, sondern       (geboren 1977) las schon wäh-
nicht gut miteinander, eher ne-          reich und schön, schön jenseits      rend seiner Schulzeit viel, inter-
beneinander, jeder spielt für sich       der Magersuchtkultur.“               essierte sich bald für Geschichte,
seine großartige Hauptrolle und                                               Politik und Sozialwissenschaften
in glücklichen Momenten kom-             Und heute: „Stefan und Alex. Sie     und erfand schon früh eigene
men wir doch zusammen. Es ist            und wir sind Freunde geworden.       Geschichten. Nebenbei ist er
alles so wie bei uns, nur in einem       Heut seh ich alles realistischer.    leidenschaftlicher Sportler. Bei
Brennglas vergrößert: eine ideale        Hab mit ihnen in Appartments         den Special Olympics Winter-
Voraussetzung für Theater.               und Hotels gewohnt. Einmal           spielen gewann er 2001 und
                                                                              2018 insgesamt 3x Gold. Bei den
Impressionen aus der Zeit der Blauen Hunde ...                                Sommerspielen in Dubai (2019)
                                                                              gewann er eine Silbermedail-
                                                                              le beim Laufen über 800m. Er
                                                                              nimmt gerne an den Volksläufen
                                                                              im Pinzgau teil.

                                                                              1999 lernten er und Stefan Wart-
                                                                              bichler bei Spiel-Raum-Musik
                                                                              Wolf Junger kennen, wo er über
                                                                              seine selbst verfasste Geschich-
                                                                              ten improvisierte. Wolf Junger
                                                                              organisierte daraufhin eine re-

                                                                        Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   11
Schwer.punkt             LEBENSHILFE IM PINZGAU

gelmäßige Gruppe in Saalfelden,             Werkstätte Saalfelden. Dieser       schreib ich solo. Das war ja auch
dort entstand die Idee für „Wie             ungewöhnlichen Freundschaft         bei Bud Spencer und Terence Hill
Alex die Welt erschuf.“                     auf der Spur führte ich mit ihnen   so, dass der Terence Hill manch-
                                            im Dezember ein Interview auf       mal eigene Filme gedreht hat,
Stefan Wartbichler                          Teams.                              obwohl die beiden ein geniales
(geboren 1979) ist der perfekte                                                 Paar waren.“
Gegenpart zum introvertierten               Jeder.mensch: „Ihr habt nicht
Genius. Ein Strizzi, wie er im Bu-          nur gemeinsam Theater ge-           Seid ihr im Pinzgau bekannt?
che steht, immer einen Schmäh               spielt, ihr arbeitet auch schon     Stefan Wartbichler: „Ja,
im Ärmel, immer einen Streich               seit 23 Jahren in derselben         schon“.
laufen. Ein Bewegungstalent mit             Werkstätte eng zusammen.            Alexander Dick: „Ja, man kennt
ausgeprägter Mimik und absolu-              Kann man behaupten, dass ihr        uns schon im Pinzgau“
ter Publikumsliebling.                      Freunde seid?
                                            Stefan Wartbichler: „Ja,            Fehlt euch das Theater?
Alexander Dick: „Ich hab deine              schon.“                             Stefan Wartbichler: „Ja, schon,
Faxen endlich satt, Herr Wart-              Alexander Dick: „Wenn wir           bisserl“ Wir spielen noch beim
bichler. Du machst was du willst.           nicht mehr zusammen wären,          Theater ecce mit.
Du bringst alles durcheinander.             das wäre schade, weil wir tau-      Alexander Dick: „Mich stört
Du verwirrst mich. Du hältst dich           schen uns ja auch viel über mei-    es wenig, keine Bühne mehr zu
an keine Abmachungen. Ich bin               ne Geschichten aus. Der Stefan      haben. Um das ging´s mir nie. Mir
Autist und brauch klare Regeln.“            bringt mir immer wieder Zettel,     waren immer meine Geschichten
Zitat aus „Und Aus“.                        auf denen Informationen stehen.     wichtiger. Für mein neues Buch
                                            US-Army zum Beispiel. Da kenn       suche ich einen Verlag. Ich werde
Stefan Wartbichler und Alexander            ich mich dann aus. Der Stefan ist   am Wochenende auch Illustratio-
Dick sind nicht nur im Theater              sehr oft mein Co-Autor. Er zeich-   nen machen.
ein berührendes, sehr konträres             net auch viel.
Zweiergespann. Beide arbeiten               Aber jetzt schreibe ich an einem    Herzlichen Dank für das
seit 1997 gemeinsam in der                  Buch „Der Kontinent Latinia“. Da    Gespräch, ich wünsche dir,
                                                                                Alexander Dick viel Erfolg mit
                                                                                deinem neuen Buch und euch
                                                                                beiden noch viele gemeinsa-
                                                                                me, inspirierende Erlebnisse.

                                                                                Auf diesem Weg wünscht das
                                                                                Redaktionsteam auch Wolf
                                                                                Junger, der die Blauen Hunde
                                                                                23 Jahre sehr beherzt geleitet
                                                                                hat, alles Gute im neuen
                                                                                Lebensabschnitt und sagt
                                                                                Danke für die wertvolle Arbeit.

                                                                        Stefan Wartbichler und Alexander Dick
                                                                        bei der Premiere zum Theaterstück
                                                                        „Jedermensch“ anlässlich 40 Jahre
                                                                        Lebenshilfe Salzburg 2007

12   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Malen im
                                                                 Rahmen der
                                                                 Hollersbacher
                                                                 Malerwochen
                                                                 Seit 32 Jahren finden im Kramerstall in
                                                                 Hollersbach die internationalen Hollersbacher
                                                                 Malerwochen statt. Österreichische
                                                                 Künstler*innen bieten im wunderschönen
                                                                 Oberpinzgau teils mehrwöchige Kurse an,
                                                                 die Gäste von weither anziehen.

Andrea Bergmann
mit ihrem Bild
zum Thema         Seit 1997 werden an diese Malerwochen          hat jeder*r seinen/ihren Platz. Nicht mehr
„schwarz-weiß“
                  drei Kreativtage für die Lebenshilfe ange-     dieses hier und jenes dort, sondern wir
aus dem Jahr
2011.
                  hängt. Seit 2003 ist Christian Ecker künst-    alle – genau da!
                  lerischer Leiter. Die Kreativtage enden mit    Alle, die dabei sind, freuen sich jedes
                  einer öffentlichen Verkaufsausstellung. Sie    Jahr auf das Wiedersehen: auf kreatives,
                  mobilisieren sowohl Eltern der teilnehmen-     vielfältiges Schaffen, Juchizer beim Aufei-
                  den Künstler*innen als auch Freiwillige,       nandertreffen, gemeinsames Singen und
                  Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe, regio-      Tanzen, Erzählungen aus unser aller Leben,
                  nale Vereine, Musiker*innen, Firmen und        Umarmungen, Berührungen ... viel Lachen
                  Privatpersonen, am Erfolg und der guten        und Freude!
                  Stimmung dieser Initiative mitzuwirken. Der    Danke an alle Helfer und Sponsoren, die
                  Erlös kommt den Lebenshilfen in Bramberg       dieses Projekt Jahr für Jahr mittragen.“
                  und Zell am See zugute. Für den Herbst
                  sind sie wieder geplant. Die Lebenshilfe
                  dankt allen Beteiligten und wünscht für das
                  kommende Jahr viel Erfolg.

                  Seit einigen Jahren hat Margit Dankl
                  die organisatorische Projektleitung von
                  Luggi Steiner übernommen:
                  „Viele Jahre, bevor ich die Organisation
                  übernommen habe, habe ich schon bei
                  den Malertagen mitgearbeitet. Sie sind
                  ein großartiges Miteinander und eine
                  Bereicherung für alle Beteiligten. Der Dank
                  dafür gilt Steiner Luggi, der nach wie vor
                  Ansprechpartner und wichtiger Helfer ist.
                  In diesen drei Tagen wird der Kramerstall in
                  Hollersbach immer zu einem Ort der wah-
                  ren Begegnungen, an dem es nicht darum          Margit Dankl, umgeben von einigen
                  geht, zu bewerten und zu analysieren. Hier      Teilnehmer*innen.

                                                                      Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   13
Vor.gestellt

     Karin Astegger:
     Vizepräsidentin
     der EASPD
     Bei der letzten Generalver-
     sammlung der EASPD wurde                               Karin Astegger (vorne Mitte) inmitten ihrer EASPD-Vorstandskolleg*innen
     Karin Astegger als eine von                            bei der vorjährigen Generalversammlung.
     drei Vizepräsident*innen
     gewählt. Sie vertritt die
     Lebenshilfe Österreich in                    an der Universität Salzburg im         von drei Vizepräsident*innen ge-
     diesem Verband seit mehr                     Bereich Forschung, Lehre sowie         wählt. In der Lebenshilfe Salzburg
     als 15 Jahren und setzt sich                 Psychotherapie tätig.                  konnten wir in den vergangenen
     mit großem persönlichem                                                             18 Jahren internationales Wissen
     Engagement für die Verbes-                   Anfang der 2000er Jahre baute          und viele europäische Projekte
     serung von Dienstleistungen                  Karin Astegger bei der Lebens-         für die Weiterentwicklung unse-
     und Lebensbedingungen von                    hilfe das Qualitätsmanagement          rer Qualität und für das Lobbying
     Menschen mit Behinderungen                   auf. Dabei spielten Internationale     für Menschen mit Behinderung
     nach den Vorgaben der                        Forschungsergebnisse und Best          nützen. Unsere Projekte fanden
     UN Konvention für die                        Practice sowie die Entwicklung         auch externe Anerkennung über
     Rechte von Menschen mit                      eigener Methoden zur Evaluie-          Preise auf nationaler und euro-
     Behinderung ein.                             rung der Lebenshilfe-Angebote          päischer Ebene. So erhielten wir
     Herzliche Gratulation!                       eine wichtige Rolle.                   etwa 2019 für unser Mobilitäts-
                                                                                         projekt zu assistierender Techno-
     Karin Astegger ist seit 1997 in              Karin Astegger: In dieser Zeit         logie den Erasmus+ Award für
     verschiedenen Positionen bei der             wollte die Lebenshilfe auch stär-      Erwachsenenbildung.
     Lebenshilfe Salzburg beschäftigt.            ker europäische Projekte und Gel-      Aktuell ist die Lebenshilfe an
     Sie ist Psychologin und Psycho-              der für die Qualitätsentwicklung       einem sehr großen, europäischen
     therapeutin und war bis 1996                 nutzen. Mein erster Kontakt mit        Projekt beteiligt. (Lesen Sie dazu
                                                  EASPD erfolgte über ein Training       auf Seite 24)
                                                  zur Entwicklung solcher Projekte,
                                                  das ich im Auftrag der Lebenshil-      Die Arbeit mit und für die EAS-

EASPD                                             fe Salzburg in Belgien besuchte.       PD liegt mir sehr am Herzen: Sie
                                                                                         verknüpft das Engagement für
(European Association of Service                  Ich brachte mich seit 2003 in die      Menschenrechte und die Qualität
Providers for Persons with                        EASPD ein, seit 2011 auch als of-      von Dienstleistungen auf interna-
Disabilities) besteht seit 1996                   fizielle Vertreterin der Lebenshilfe   tionaler Ebene und im eigenen
und vertritt aktuell 17.000 Dienst-               Österreich, etwa durch die Arbeit      Land. Diese Ziele decken sich mit
leistungsorganisationen aus 34                    in diversen Gremien und die            meinen ganz persönlichen Wer-
Ländern und trägt dazu bei, dass                  Vertretung des Netzwerks und           ten und Neigungen. Ich liebe an-
zentrale Themen und Ziele                         seiner Ziele bei Veranstaltungen       dere Länder und Kulturen, spre-
der Konvention im Sinne der                       und europäischen Institutionen.        che viele Sprachen und sowohl
Menschen mit Behinderung                          In den letzten 8 Jahren war ich        meine Familie als auch meine
vorangetrieben werden.                            im Vorstand der EASPD tätig und        Freunde sind auf der ganzen Welt
                                                  wurde im Oktober 2020 zu einer         verstreut.

      14   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.wichtig

                          Aus gegebenem Anlass:
                          Gesundheitspass
                          und Gesundheitsmappe
Vor drei Jahren wurde von einer Arbeitsgruppe des Vereins Lebenshil-       Wichtig: Da es sich um
fe Salzburg der Gesundheitspass, bzw. eine Gesundheitsmappe entwi-         ein freiwilliges Angebot
ckelt. Aufgrund der Corona-Pandemie und einem damit verbundenen            handelt und der Pass/die
möglichen Krankenhausaufenthalt möchten wir diese Tools noch ein-          Mappe von der Lebenshilfe
mal vorstellen. Die dahinterstehende Idee ist, dass Menschen, die sich     „leer“ ausgegeben wird, ist
selbst nicht oder nur unzureichend medizinisch verständigen können,        die Lebenshilfe inhaltlich
unterstützt werden. Zielgruppe sind Menschen mit Beeinträchtigung,         nicht verantwortlich. Für
die in einer Lebenshilfe-Werkstätte sind, bzw. deren Angehörige.           die Richtigkeit des Inhaltes
                                                                           und die laufende Aktuali-
Der Gesundheitspass soll wichtige persönliche und medizinische Da-         sierung der Daten sind
ten zu der jeweiligen Person enthalten und immer mitgeführt werden.        ausschließlich Angehörige,
So wird die Verständigung zwischen Patienten, Ärzten und Pflegeper-        ErwachsenenvertreterIn-
sonal erleichtert. Die Mappe dient zur Sammlung von medizinischen          nen, etc. zuständig.
Unterlagen und Befunden.

Besteht Interesse an dem Gesundheitspass oder der Mappe, melden Sie sich bitte im Vereinsbüro.
Näheres finden Sie auf der Lebenshilfe-Homepage: www.lebenshilfe-salzburg.at/gesundheitspass.html

„
  Vertrag 2020 bis 2022 mit dem Land
  Salzburg abgeschlossen
                              Das ist die Kernaussage von Ge-     wurden. Dazu gehört etwa, dass
   Wir können sehr            schäftsführer Guido Güntert nach    Mitarbeiter*innen mit entspre-
   zufrieden sein!“           dem erfolgreichen Abschluss des     chender Fachausbildung nun
                              Vertrages mit der Landesregie-      auch in der Verwendungsgruppe
                              rung für die Jahre 2020 bis 2022.   6 entlohnt werden. Aber auch an-
                              Im neuen Vertrag wurden we-         dere Verbesserungen finden sich
                              sentliche Regelungen über-          im Vertrag wieder, wie ein fixer
                              arbeitet, auch unter anderem        Betrag für Investitionen, der der
                              einige Punkte, die in diesem        Lebenshilfe Salzburg eine besse-
                              Jahr bereits schon umgesetzt        re Planbarkeit ermöglicht.

                                                                   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   15
Lebens.wichtig

Lebenshilfe
präsentiert
2 Säulen-Modell
Der Tag der Menschen mit Behinderungen
stand im Zeichen „Lohn statt Taschengeld“

Anlässlich des Internationalen Tages der
Menschen mit Behinderungen am 3.12.
präsentierte die Lebenshilfe Österreich
in einer Online-Pressekonferenz das
2 Säulen-Modell. Ziel ist ein Einkommen
und die Bedarfssicherung für Menschen
mit Behinderungen zur chancengleichen
Teilhabe am Arbeitsmarkt.

Behindertenpolitik neu gedacht
– Teilhabe statt Wohltätigkeit
Das 2 Säulen-Modell hat zum Ziel, fest-
gefahrene Strukturen aufzubrechen und
soziale Ungleichheit von Menschen mit
Behinderungen zu beseitigen. Die Ein-
kommens-Säule sichert die Existenz,
die Bedarfssicherungs-Säule deckt den
behinderungsbedingten Mehraufwand
(soziale Dienste, Hilfsmittel, Pflegegeld,
persönliches Budget, persönliche Assis-
tenz, steuerliche Begünstigungen) ab. Vo-
raussetzung ist ein Lohnkosten-Zuschuss,
sowie ein adaptiertes Normkostenmodell-
Modell der Kalkulation von Tagsätzen von          beginn, das von Montag bis Freitag, eine
sozialwirtschaftlichen Unternehmen, die als       Woche, einen Monat lang. Dafür dann am
Träger der Behindertenhilfe Menschen mit          Monatsende ein Gehalt auf dem Konto vor-
Behinderungen regulär beschäftigen.               finden. Klingt doch nach einem Ablauf, wie
                                                  ihn die meisten von uns kennen. Aber es
Friederike Pospischil, Präsidentin der Le-        gibt eine Gruppe von erwachsenen Men-
benshilfe Niederösterreich, Angehörigenver-       schen in Österreich, für die das alles nicht
treterin: „In der Früh aufstehen, sich            gilt, nämlich Menschen mit Behinderungen,
fertigmachen für die Arbeit, sich auf den         die in Werkstätten ihrer Arbeit nachgehen.
Weg machen, am Arbeitsplatz ankommen,             In Österreich wird ihre Arbeit nicht als
seine Kolleg*innen treffen. 8:00 ist Arbeits-     Arbeit gewertet. Obwohl sie so wie andere

16   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Menschen täglich in der Früh aufstehen        so will, für immer im Status von Kindern,
usw., sie Grünflächen pflegen, Straßen        egal wie alt sie sind. Mit der vorliegenden
reinigen, Industriebetrieben zuarbeiten       Studie „Lohn statt Taschengeld“ hat die
etc... Sie bekommen für ihre Arbeit nur ein   Lebenshilfe Österreich einen Weg gezeigt,
Taschengeld, in NÖ heißt das Anerken-         wie Menschen mit Behinderungen zu ei-
nungsbeitrag und beträgt dzt. Rund            nem unabhängigen, selbstbestimmten
€ 70,- monatlich. Sonst sind diese auf ihre   Leben inmitten unserer Gesellschaft kom-
Eltern angewiesen, wenn diese Sterben,        men können. Als Präsidentin der Lebenshil-
bekommen sie dann eine Waisenpension          fe NÖ und als Mutter eines erwachsenen
und damit auch erstmals eine eigene Sozial-   Sohnes mit Behinderung begrüße und
versicherung. Sie bleiben also, wenn man      unterstütze ich die Lebenshilfe dabei.“

                                                                  Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   17
„       Jeder Fall muss
                                                             individuell bewertet
                                                             und organisiert
                                                             werden“

Das Krisen-Team der Lebenshilfe hat die erste Welle und den Sommer gut genutzt und sich
nach allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf die zweite Welle vorbereitet. Dennoch
blieb die Lebenshilfe leider nicht verschont. Geschäftsführer Guido Güntert über Maßnahmen
und die Sorge um die Menschen, die die Lebenshilfe begleitet.

Herr Güntert, das Virus hat                 Bezirken, die auf „Rot“ geschal-    und welche Unterstützung bie-
im Herbst leider auch die                   tet wurden, haben wir bereits die   tet die Lebenshilfe den Ange-
Lebenshilfe erreicht. Waren                 Systeme „Wohnen“ und „Werk-         hörigen, die Ihre erwachsenen
wir vorbereitet?                            stätte“ getrennt. Das war z.B. im   Kinder zu Hause betreuen?
Guido Güntert: Natürlich hatten             Tennengau der Fall.                 Durch die `Entflechtung´ konn-
wir uns vorbereitet, mussten aber                                               ten wir auch im `Lockdown´ die
auch erleben, dass die konkrete             Ein großes Thema sind für           Werkstätten offen halten, was
Situation auch noch Herausforde-            jeden von uns die sozialen          an sich schon eine Entlastung
rungen mit sich bringt, die vorher          Kontakte, die eingeschränkt         für die Angehörigen darstellt, da
nicht planbar waren. Letztendlich           werden müssen. Wie gehen            dem gewohnten Tagesrhythmus
muss jeder Anlassfall individuell           die Angehörigen und auch die        nachgegangen werden kann.
bewertet und organisiert werden,            Menschen mit Behinderungen          Angehörige, die ihre Töchter oder
was das Krisen-Team dann auch               in unseren Wohneinrichtungen        Söhne trotzdem auch tagsüber
gemeinsam mit den Kolleg*innen              damit um?                           zu Hause begleiten, können sich
vor Ort tut.                                Ich glaube, dass die meisten        in Krisenfällen an die Familienbe-
                                            notgedrungen das Beste aus          ratung des Vereins Lebenshilfe
Welche Maßnahmen haben                      dieser Situation machen, weil sie   wenden - Andrea Rothbucher und
wir schon vor dem 2. Lock-                  ja auch wissen, dass hinter den     ihr engagiertes Team können zu
down umgesetzt?                             Maßnahmen stets die Sorge um        allfälligen Hilfestellungen beraten
In der Stadt Salzburg sind die              das Wohlergehen der Menschen,       und haben auch sonst ein offe-
Werkstätten mit mehreren Wohn-              die wir begleiten, steht. Darüber   nes Ohr.
häusern über die Klient*innen               hinaus gibt es diesbezüglich auch
verbunden, was die Gefahr von               sehr klare Empfehlungen der Lan-    Bald steht eine Impfung zur
großen Clusterbildungen birgt.              dessanitätsbehörde und Verord-      Verfügung. Was bedeutet das
Dem haben wir durch die dies-               nungen der Bundesregierung.         für uns in der Lebenshilfe?
bezügliche `Entflechtung´ der                                                   Natürlich stellt jeder Mensch,
Einrichtungen als zentrale Maß-             Wie sieht die derzeitige Situ-      bei dem man mit einer gewis-
nahme vorgebeugt. Auch in den               ation in den Werkstätten aus        sen Sicherheit davon ausgehen

18   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.nah

kann, dass er nicht an Covid19       ten Sie den Angehörigen mit           viele Angehörige und melden uns
erkranken kann, eine Entlastung      auf den langen Weg durch die          das zurück, wofür ich mich ganz
in unserer täglichen Arbeit dar.     Corona-Zeit geben?                    herzlich bedanken möchte. Und
Ganz klar ist aber natürlich auch,   Es sind nicht nur aufmunternde        genau das ist es, was es jetzt
dass Jede*r für sich entschei-       Worte - es geht mir vor allem         braucht, ein achtsames aufein-
den muss, ob er*sie sich impfen      auch darum, mich bei den              ander Schauen, damit wir diese
lässt.                               Mitarbeiter*innen zu bedanken,        Zeit, die auch wieder vorüberge-
                                     dafür, dass sie in diesen stürmi-     hen wird, gut gemeinsam be-
Sie senden jede Woche auf-           schen Zeiten an Deck bleiben          wältigen können, was uns sicher
munternde Worte an alle              und jeden Tag die Segel aufs          gelingen wird! Und natürlich:
Mitarbeiter*innen. Was möch-         Neue setzen! Das sehen auch           Xund bleim!
                                                                                              Interview: Claudia Tomasini

Covid-19: Erste Erfahrungen
Das erste von Corona betroffene Haus in Salzburg war
das Wohnhaus in Wals. Wie man die schwierige Situation                           Jeanette
bewältigte, erzählt Einrichtungsleiterin Jeanette Koschka.                      Koschka,
                                                                              Leiterin des
                                                                             Lebensihilfe
Jeder.mensch: Frau Koschka,          die Schwierigkeit waren die             Wohnhauses
ihr wart die erste betroffene        vielen unterschiedlichen Be-                  in Wals
Einrichtung. Wie war das am          hörden auch wegen der vielen
Anfang?                              unterschiedlichen Wohnsitze der       natürlich gut erklärt werden, was
Jeanette Koschka: Es war             Mitarbeiter*innen. Daher kam es       jetzt passiert. Ich muss ein gro-
Samstag Nachmittag, als mich         erst am Montag – 2 Tage später –      ßes Lob an die Mitarbeiter*innen
unsere DGKP anrief, dass ein         zu Testungen. Das war eine Zeit       des Roten Kreuzes aussprechen.
Klient von uns am Freitag wegen      des Wartens und der Unsicher-         Sie waren sehr geduldig und
epileptischer Anfälle und Fieber     heit für uns. In der Zwischenzeit     liebevoll.
ins Krankenhaus kam. Coro-           haben wir versucht, die Ruhe zu
na war dann ein Zufallsbefund        bewahren und so die Klient*innen      Wie viele Klient*innen, wie
wegen der standardmäßigen            weiter zu begleiten. Wir haben        viele Mitarbeiter*innen waren
Testung im Krankenhaus. Somit        uns an das Konzept gehalten, die      betroffen?
hatten wir den ersten positiven      Gruppen isoliert und die Schutz-      Letztlich waren vier Klient*innen
Fall. Da war ich erst einmal scho-   kleidung getragen. Wir haben alle     betroffen, alle aus IBG-Gruppen
ckiert.                              Abstands- und Hygienemaßnah-          (Intensiv-betreuten-Gruppen).
                                     men eingehalten und besonders         Das war eine geschlossene
Wie ist es dann weitergegan-         auf den Gesundheitszustand            Gruppe, die immer gemeinsam
gen? - Was waren die ersten          unserer Klient*innen geachtet.        im gleichen Raum war. Dazu
Maßnahmen?                           Mehr konnten wir bis zur Testung      kamen 16 Covid-19 positive
Wir haben uns zuerst mit den         nicht tun.                            Mitarbeiter*innen. Das zeigt,
Behörden abgestimmt, vor allem                                             dass mein Team wirklich gut
die DGKP und Beate Sendlhofer        Wie lief die Testung ab?              aufgepasst und die Hygienemaß-
haben im Hintergrund da viel         Die Testung hat dann am Montag        nahmen perfekt eingehalten hat.
Arbeit geleistet. Wir hatten ja      viel länger gedauert als geplant.     Denn obwohl die betroffenen
ein Konzept für den Tag X. Aber      Den Bewohner*innen musste             Mitarbeiter*innen auch in ande-

                                                                     Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020     19
Lebens.nah

ren Gruppen tätig waren, wurden             leben. Was an Hilfe noch da war,     wissen: uns wird innerhalb der
keine Klient*innen in anderen               war das PACT Team, das über          Lebenshilfe geholfen. Wir haben
Gruppen mit dem Virus infiziert.            Teams täglich Gespräche angebo-      uns an das Konzept gehalten, viel
                                            ten hat, was sehr gut angenom-       telefoniert und Informationen ein-
Wie hast du das alles gemeis-               men wurde. Reden und Zuhören         geholt, zusammengearbeitet und
tert? Noch dazu, wo du selbst               ist in dieser herausfordernden       das hat gut funktioniert. Es gibt
erkrankt warst?                             Zeit auch ganz wichtig.              mittlerweile auch besser ausge-
Ich war im Funktionieren und                                                     arbeitete Handlungsabläufe, auf
Überlebensmodus. Ich hab halt               Die infizierten Klienten kamen       die wir zurückgreifen können. Das
versucht, die Ruhe zu bewah-                nach St. Veit, wie es vom Land       vermittelt Sicherheit und ich bin
ren und zu vermitteln, dass wir             vorgesehen war. Wie hat die          froh, dass alle Abteilungen hier
innerhalb der Lebenshilfe gute              Begleitung der betroffenen Kli-      Hand in Hand arbeiten und dies
Unterstützung haben. Auch nach              enten in St. Veit funktioniert?      jetzt gut vorbereitet ist.
dem positiven Ergebnis – das                In St. Veit gibt es wenig Erfah-     Kompliziert war die Abwicklung
bekommt man ja zunächst aufs                rungen mit Menschen mit Behin-       der Absonderungsbescheide etc.
Handy – hab ich einfach weiter              derungen und die Klinik war sehr     mit den unterschiedlichen Behör-
gearbeitet. Ich war ja isoliert             froh, dass von unserem Team          den.
in meinem Büro und hab alle                 eine Begleitung mitgekommen
vorgeschriebenen Hygienemaß-                ist. Das waren eine Mitarbeiterin    Du selbst warst auch betrof-
nahmen eingehalten. Erst als ich            und ein Mitarbeiter, die positiv     fen: möchtest du kurz erzäh-
Fieber gekommen habe, musste                getestet waren, aber nur wenig       len, wie es dir ergangen ist?
ich schweren Herzens mein Haus              Symptome hatten. Die beiden ha-      Die ersten zwei Tage zu Hause
verlassen.                                  ben sich bereit erklärt, diese Be-   waren nach dem anfänglichen
                                            gleitung zu übernehmen, was für      Fieber nicht so schlimm, aber
Wie habt ihr den großen                     die Klient*innen und für das Team    dann haben sich die Sympto-
Ausfall von Mitarbeiter*innen               in St. Veit eine große Hilfe war.    me verschlimmert, ich bekam
gemeistert?                                 Es hätte nicht besser sein kön-      Schwierigkeiten mit der Atmung
16 Mitarbeiter*innen sind                   nen. Und die Rahmenbedingun-         und das macht dann schon
tatsächlich ausgefallen. Die                gen in St Veit waren unter diesen    Angst. Ich hab gemerkt, das
wenigen negativ getesteten                  Umständen nahezu perfekt, auch       Virus greift nicht nur die Atmung
Mitarbeiter*innen standen ja                weil es genug Raum gab. Sie          an, sondern betrifft den ganzen
als direkte Kontaktpersonen                 durften sich in einer bestimmten     Körper und breitet sich aus.
auch unter Quarantäne. Diese                Abteilung frei bewegen, die für      Irgendwann musste ich die Ret-
Mitarbeiter*innen haben die                 unsere Leute abgesperrt war.         tung rufen, da sich mein Zustand
behördliche Erlaubnis zur Ar-               Und das ist natürlich anders, als    drastisch verschlechterte. Ich
beitsquarantäne erhalten, das               10 Tage nur in einem Zimmer          kann nur sagen: Nehmt Corona
heißt sie durften zur Arbeit und            zu verbringen. Das hat die Lage      nicht auf die leichte Schulter, es
wieder nach Hause und haben                 sicher einfacher gemacht.            ist nicht nur eine leichte Grippe.
Großartiges geleistet in dieser                                                  Es zeigt sich bei jedem anders
Zeit. Zum Glück wurden wir von              Hattest du schon Zeit zum            und man kann vorher schlecht
Mitarbeiter*innen aus anderen               Reflektieren, was ist gut            abschätzen, wie sehr man be-
Wohnhäusern unterstützt. Das                gelaufen, was könnte man             troffen sein wird und wie es sich
hat sehr gut funktioniert und               vielleicht anders machen?            entwickelt. Ich war wochenlang
ich bin super stolz, dass wir in            Besonders wichtig ist es, Ruhe       gesundheitlich beeinträchtig.
der Lebenshilfe so miteinander              und Sicherheit zu vermitteln, das    Bitte achtet auf Euch und schützt
arbeiten können und wir ein „Mit-           ist uns in Wals gut gelungen.        Euch so gut wie möglich!
einander“ gerade auch in Krisen             Die Abläufe zu kennen und zu

20   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Maria Bogensperger
                             fasst die Umfrageergebnisse
                                              zusammen.

Umfrage zur
Situation
während Corona
Um die Qualität der Unterstützung                 erwähnt, dass etwa epileptische Anfälle
unserer Klient*innen während der                  ausblieben oder Hautprobleme sich verbes-
Corona-Zeit zu erfassen, hat die                  serten, Verstopfung gelindert wurde.
Geschäftsführung zu Beginn des
ersten Lockdowns Befragungen                      Klient*innen, die normalerweise sozial stark
bei Eltern, Mitarbeiter*innen und                 vernetzt sind, haben besonders unter der
Klient*innen gestartet.                           Isolation gelitten. Besonders Kolleg*innen
                                                  und Unterstützer*innen aus den Werkstät-
                                                  ten wurden sehr vermisst. Die Entbehrun-
Angehörige und Mitarbeiter*innen wurden           gen haben teilweise zu Unausgeglichenheit
im Rahmen einer qualitativen Umfrage über         und Aggressionen geführt. Einigen hat der
ihre subjektive Wahrnehmung der Situation         Versuch, den Tag durch „Heimarbeit“ zu
der von der Lebenshilfe unterstützten Per-        strukturieren, geholfen, Besonders Eltern,
sonen befragt, während die Klient*innen in        deren erwachsene Kinder während des
einer weiteren Umfrage anhand von offe-           Lockdowns zu Hause lebten, sprachen von
nen Fragen über ihre eigene Wahrnehmung           einer Erleichterung durch dieses Angebot.
Auskunft gaben. Menschen mit höherem
Unterstützungsbedarf hatten die Möglich-          Ein wichtiger positiver Aspekt ist die Nut-
keit, Hilfe bei der Beantwortung zu erhal-        zung der Digitalisierung. Viele Klient*innen
ten. Maria Bogensperger hat die Befragun-         nutzten gerne den neu entstandenen Trend,
gen durchgeführt. Sie fasst zusammen:             sich über Video Chat nicht nur zu hören,
                                                  sondern das Gegenüber auch visuell erfas-
„Die Umfrageergebnisse sind nicht reprä-          sen zu können.
sentativ, sie können nur blitzlichtartig einige
Aspekte beleuchten. Prinzipiell ergeben           Prinzipiell zeigen die Ergebnisse, dass die
sich aus der Einzigartigkeit jedes Menschen       Lebenshilfe durch ihren personenzentrier-
sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Die Um-        ten Ansatz auf einem qualitativ guten Weg
frage zeigt aber einige Tendenzen auf:            ist. Viele Rückmeldungen der Eltern waren                Falls Sie an den
                                                  ausgesprochen wertschätzend der Arbeit                   detaillierten
Besonders Menschen mit hohem Un-                  der Unterstützer*innen und Leiter*innen                  Umfrageergebnis-
                                                                                                           sen interessiert
terstützungsbedarf haben von einer Ent-           gegenüber. Besonders gelobt wurde die
                                                                                                           sind, können Sie
schleunigung des Alltags sehr profitiert.         gute Kommunikation. Manche Aspekte                       diese gerne bei
Die Möglichkeit, auszuschlafen und den            sollten aber aufgrund der besonderen                     der Lebenshilfe
Tag selbstbestimmter zu gestalten hatte           Erfahrungen dieser Zeit kritisch überdacht               anfordern.
positive Auswirkungen auf das Wohlbefin-          werden. Hier gibt es neue Ideen für eine
den und die Gesundheit. Mehrmals wurde            noch personenzentriertere Unterstützung.“

                                                                       Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   21
Lebens.nah

                                                                                                        Die Lebenshilfe als
                                                                                                        nachhaltig agierendes
                                                                                                        Unternehmen!
                                                                                                        Im Bild vlnr.: LR
                                                                                                        Heinrich Schellhorn,
                                                                                                        Sabine Kornberger-
                                                                                                        Scheuch (Rotes
                                                                                                        Kreuz), Caritas-
                                                                                                        Direktor Johannes
                                                                                                        Dines und
                                                                                                        Lebenshilfe
                                                                                                        Geschäftsführer
                                                                                                        Guido Güntert.

                            Lebenshilfe unterzeichnet
                            Klimaabkommen
                            Gemeinsam für eine bessere                     Guido Güntert: „Wir als Lebenshilfe sind
                            Umwelt                                         uns unserer Verantwortung für die Umwelt
     ir als
    W                       Im September haben Lebenshilfe Salzburg,       und ihrer endlichen Ressourcen bewusst.
Lebenshilfe sind            Caritas und Rotes Kreuz die Klima- und         Bis zum Jahr 2030 wollen wir zum Beispiel
                            Energievereinbarung „SALZBURG 2050“            ganz auf fossile Heizsysteme verzichten.
uns unserer
                            unterzeichnet, in dem eine gemeinsame          Ein wichtiger Teil wird auch die Sensibili-
Verantwortung               Strategie zur Erreichung der Klimaziele        sierung unserer Mitarbeiter*innen für ein
für die Umwelt              festgelegt wird. Bereits mehr als 40 Betrie-   umweltgerechtes Handeln im Arbeitsalltag
und ihrer                   be und Institutionen sind Partner*innen bei    und darüber hinaus sein. Die Kooperation
                            diesem Programm. Ziel ist es, dass bis zum     mit dem Land ermöglicht uns dabei die
endlichen                   Jahr 2050 unser Bundesland zu 100 Pro-         nötige fachliche und organisatorische Unter-
Ressourcen                  zent klimaneutral, nachhaltig und energieau-   stützung.“
bewusst.“                   tonom ist. Ein hochgestecktes Ziel, das nur
                            gemeinsam erreicht werden kann.                Mobilitätsumfrage
Guido Güntert
                                                                           Als einen ersten Schritt startete die
                            Was heißt das konkret für                      Lebenshilfe noch im Herbst eine online
                            die Lebenshilfe?                               Befragung aller Mitarbeiter*innen zum
                            Die Lebenshilfe erhält zunächst umfassen-      Thema Mobilität. Die Umfrage wurde in
                            de Checks durch das Umwelt Service des         Kooperation mit der Firma Herry Consult
                            Landes zu den Bereichen Mobilität, Energie     durchgeführt – auch dieses Projekt wird
                            sowie Müllvermeidung. Daraus werden            vom Land gefördert.
                            dann konkrete Maßnahmen abgeleitet.

         22     Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.nah

Ergebnisse der Mobilitätsumfrage
262 Mitarbeiter*innen haben an der Befragung teilgenommen (davon 107
aus WS/Kindergarten, 83 aus dem Wohnbereich, 49 aus dem Ambulatorium/FF und
23 aus der LGS). Die Ergebnisse wurden auf 175 Folien-Seiten zusammengefasst,
hier ein kleiner Ausschnitt davon:

Das Hauptverkehrsmittel zur Arbeit legen       Auffällig ist auch hier das Stadt-Land Gefäl-
üblicherweise: 26 % mit dem Rad (davon         le (35 % Stadt Salzburg, 88 % Tamsweg).
4 % E-bike), 5 % zu Fuß, 54 % mit dem          Geförderte Zeitkarten für den Öffentlichen
Auto/Moped und 14 % , mit Bus/Bahn             Verkehr sind für durchschnittlich 44 %
zurück.                                        interessant.
Mehr Leihräder oder Diensträder wünschen       Relativ wenig Anklang findet das Angebot
sich rund 20 %, 27 % hätten gern Räder,        von Spritspar-Trainings (11 %).
die sie auch privat nutzen könnten. Ein Kri-   Sehr groß hingegen ist die Nachfrage nach
terium ist die Lademöglichkeit für E-Bikes     regelmäßigen Homeoffice Tagen. Der Groß-
(18 %).                                        teil wünscht sich hier die Möglichkeit an 1
Eine bessere Anbindung beim Öffentlichen       bis 3 Tagen die Woche von zu Hause aus
Verkehr wünschen sich im Schnitt 42 %.         arbeiten zu können.

                           Analyse des Mobilitätsverhaltens der
                        Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe Salzburg:

                    Übliches Hauptverkehrsmittel zur Arbeit

                                                                    Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   23
Die Personen
                                                                                                  hinter dem großen,
                                                                                                  europäischen
                                                                                                  Projekt – hier beim
                                                                                                  Kick-off Meeting
                                                                                                  im Oktober.

                  Europäisches Projekt zu
                  Persönlichem Budget gestartet
                  Unter dem Projektnamen „UNIC“ beschäftigen sich 9 Organisationen aus
                  9 europäischen Ländern – darunter auch die Lebenshilfe Salzburg als einziger
                  österreichischer Partner – 3 Jahre lang intensiv mit dem Thema Persönliches Budget.

                  Karin Astegger, Leiterin des Projekts in      te zur Einführung Persönlicher Budgets,
                  Salzburg: „In Salzburg haben wir seit 3       macht politische Empfehlungen und Ver-
                  Jahren das Pilotprojekt „Persönliche As-      anstaltungen zum Wissenserwerb. Dar-
                  sistenz“, das sich als erstes Bundesland in   aus resultiert ein komplexes Paket, das
                  Österreich auch an Menschen mit Lern-         Verantwortungsträger*innen dabei unter-
                  schwierigkeiten wendet. Dieses große eu-      stützt, Reformprozesse zu Einführung oder
                  ropäische Projekt sammelt alle Erfahrungen    Optimierung personenzentrierter Finanzie-
                  mit dem Ziel, europaweit zu qualitätsvollen   rungssysteme einzuleiten.
                  Modellen der Persönlichen Assistenz und
                  des Persönlichen Budgets zu kommen“.
                                                                Das Projekt UNIC verfolgt
                                                                6 Hauptzielsetzungen:
                  Ziel dieses auch von der Europäischen
                  Kommission unterstützen Projektes ist         1.	
                                                                   Erfassung von Finanzierungsmo-
                  es, die Entwicklung nationaler und re-           dellen in der EU mit Schwerpunkt auf
                  gionaler Instrumente zum Persönlichen            personenzentrierte Modelle, v.a. Persön-
                  Budget zu unterstützen. Es entwickelt,           liche Budgets. Dabei werden Beispiele
                  testet und validiert innovative Instrumen-       guter Praxis sowie förderliche und

24   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020
Lebens.nah

    hinderliche Aspekte für die Einführung            wicklung, Einführung und Evaluierung
    Persönlicher Budgets identifiziert.               Persönlicher Budgets unterstützen.
2.	Erstellung von Leitlinien für die Ent-        4.	Ausbau einschlägiger Kompetenzen
   wicklung, Umsetzung und Evaluierung                der wichtigsten Akteure und Aufbau
   eines personenzentrierten Finanzierungs-           vielschichtiger Kooperationen um Ent-
   modells/ Persönlicher Budgets, die auf             wicklung, Einführung und Evaluierung
   Hindernisse eingehen. Sie decken auch              Persönlicher Budgets in EU Mitglieds-
   die größten Herausforderungen im Be-               staaten zu unterstützen und dabei auf
   reich von Unterstützungsleistungen ab:             die Integration unterschiedlicher Unter-
        ugang und Leistbarkeit: Finan-
       Z                                              stützungsleistungen zu achten.
       zierung, Regelungen, persönliches          5.	Entwicklung eines Planungs-, Evalu-
       Einkommen                                      ierungs- und Validierungs-Modells,
        achhaltigkeit: Kosten, Investiti-
       N                                              um die Wirkung innovativer perso-
       onen, Auswirkungen auf informelle              nenzentrierter Finanzierungsmodelle/
       Unterstützung                                  Persönlicher Budgets auf Unterstüt-
        ersonal: Professionalität, Fähigkeits-
       P                                              zungsleistungen in unterschiedlichen
       erwerb, Rekrutierung, Mitarbeiterbin-          Bereichen zu erheben.
                                                                                                        This project has received
       dung                                       6.	Entwicklung eines Transfer-Modells,               financial support from the
        ualität: qualitätsvolle Unterstützung,
       Q                                              um die Übertragung in andere Länder/              European Union Programme
                                                                                                        for Employment and Social
       Standards, Verknüpfung von Leistungen          Regionen zu fördern, wofür auch euro-             Innovation „EaSI“ (2014-
3.	Entwicklung innovativer Instrumente,              päische Fördermittel genutzt werden               2020). For further informa-
                                                                                                        tion please consult http://
    die Kostenträger/Behörden bei der Ent-            sollen.
                                                                                                        ec.europa.eu/social/easi

  Die Partner sind auf der einen Seite Dienstleister, auf der anderen Seite auch Netzwerke
  für Dienstleister sowie Forschungs-Organisationen und Behörden:
  EASPD – Europäisches Netzwerk, repräsentiert                Belgien/Flandern: VAPH – Flemish Agency for
  17 000 Dienstleistungs-Organisationen aus                   Persons with a Disability: Flämische Regierungs-
  34 Ländern.                                                 behörde für Inklusion und Lebensqualität von
                                                              Menschen mit Behinderung.
  EAN – The European Ageing Network:
  Europäisches Netzwerk, repräsentiert 10.000                 Tschechische Republik: APSSCR – Association
  Dienstleistungs-Organisationen aus 28 Ländern.              of Social Care Providers of the Czech Republic:
                                                              größter Dachverband sozialer Dienstleister in
  Großbritannien: CWR – Centre for Welfare
                                                              Tschechien.
  Reform: Forschungs- und Beratungsorganisation
  mit umfangreicher Erfahrung zu Persönlichen                 Spanien/Katalonien: SUPPORT – Fundació
  Budgets im In- und Ausland.                                 Tutelar de les Comarques Gironines: Dienstleister;
                                                              Schwerpunkt Menschenrechte sowie soziale und
  Irland: DFI – The Disability Federation of Ireland: In-
                                                              rechtliche Unterstützung von Menschen mit
  teressenvertretung für Menschen mit Behinderung.
                                                              Behinderung, Interessenvertretung.
  Finnland: KVPS - Dienstleiser und Interessen-
                                                              Österreich/Salzburg: LHS – Lebenshilfe Salzburg
  vertretung für Menschen mit intellektueller
  Beeinträchtigung.

                                                                          Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2020   25
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