KOMPETENZPROFIL ERGOTHERAPIE - DVE
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Kompetenzprofil Ergotherapie Erstellt von der DVE-Projektgruppe Kompetenzprofil und Modularisierung: Jutta Berding, Hochschule Osnabrück Wiebke Flotho, Alice-Salomon-Schule, Berufsfachschule Ergotherapie Hannover Sebastian Flottmann, Universität Osnabrück Dr. Renate von der Heyden, Fachhochschule Bielefeld Inga Junge, ehemals Referat Aus- und Weiterbildung DVE Arnd Longrée, ehemaliger Vorsitzender DVE Christina Ovesiek, Wannseeschulen Berlin Pascale Wendt, Döpfer-Schule Regensburg Jürgen Wöber, LVR-Schule für Ergotherapie Düren, Vorsitzender VDES Unter Mitwirkung von: Matthias Möller, Ernst-Abbe-Hochschule Jena Julia Schirmer, Vorstandsmitglied Bildung & Wissenschaft DVE Martina Tola, BBA Berufsfachschule für Ergotherapie Oldenburg, stv. Vorsitzende VDES Gabriele Woick, Akademie der Gesundheit Berlin/Brandenburg e. V. 2 Kompetenzprofil Ergotherapie
Inhalt 1. Einleitung........................................................................................................... 4 2. Zielsetzung........................................................................................................ 5 3. Umsetzung......................................................................................................... 5 3.1 Der Kompetenzbegriff................................................................................. 5 3.2 Der Prozess der Erarbeitung....................................................................... 6 3.3 Die Domänen der Ergotherapie................................................................... 7 3.4 Grundlegende Entscheidungen zur Darstellung......................................... 8 4. Das Modell zum Kompetenzprofil des DVE........................................................ 9 4.1 Der Aufbau................................................................................................... 9 4.2 Die erweiterte Darstellung des Modells..................................................... 9 5. Kompetenzprofil Ergotherapie..........................................................................11 Ergotherapeutische Expertise............................................................................ 11 Kommunikation................................................................................................... 12 Zusammenarbeit................................................................................................. 12 Management........................................................................................................ 13 Fürsprache.......................................................................................................... 13 Lernen................................................................................................................. 14 Professionalität................................................................................................... 14 Abkürzungsverzeichnis............................................................................................15 Literaturverzeichnis.................................................................................................16 Glossar .................................................................................................................19
1. Einleitung Die Projektgruppe „Kompetenzprofil und Modularisierung“ des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten e.V. (DVE) wurde 2017 gegründet, um ein „Kompetenzprofil Ergothera- pie“ und einen Entwurf für die Modularisierung der Ausbil- dung nach den Entwürfen des DVE zum Gesetz über den Beruf der Ergotherapeutin und des Ergotherapeuten (ErgThG) (DVE, 2017a) und zur Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Er- gotherapeutinnen und Ergotherapeuten (ErgThAPrV) (DVE, 2017b) zu erarbeiten. Im ersten Schritt wurde das vorliegende Kompetenzprofil Ergotherapie verfasst, in dem die in Ausbil- dungsprogrammen zu entwickelnden Kompetenzen definiert wurden. Es stellt zudem einen Referenzrahmen für weitere zukünftige Ausarbeitungen dar. Notwendig wurde die Erstellung des „Kompetenzprofils Ergo- therapie“ u.a. vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren stattgefundenen Veränderungsprozesse im Bildungsbereich. Diese beziehen sich u.a. auf den Paradigmenwechsel von der Input- zur Outcome-Orientierung und damit zu einer Orientie- rung an Kompetenzen in Bildungsprogrammen. Des Weiteren wurde der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) (2008) so- wie der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) (Bundesminis- terium für Bildung und Forschung, 2013) implementiert sowie darauf aufbauend der Interdisziplinäre hochschulische Fach- qualifikationsrahmen für die therapeutischen Gesundheits- fachberufe in der Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie (FQR-ThGFB) (Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe, 2014) entwickelt. Auch die Globalisierung erfordert eine Auseinandersetzung mit den Kompetenzen der Ergotherapie in Deutschland. Auf Grundlage der definierten Kompetenzen wird eine internatio- nale Vergleichbarkeit der Abschlüsse vereinfacht und so der internationale Austausch von Ergotherapeutinnen und Ergo- therapeuten in den unterschiedlichen Handlungsfeldern er- leichtert. Auf nationaler Ebene unterstützt eine Transparenz über die berufsspezifischen Kompetenzen die interprofessionelle bzw. interdisziplinäre Zusammenarbeit. Durch die Darstellung der Kompetenzen können ergotherapeutische Tätigkeitsbereiche abgeleitet, von anderen Berufen abgegrenzt und auch zusam- mengeführt werden. Das vorliegende Kompetenzprofil Ergotherapie hat einen orien- tierenden Charakter, es ist als Referenzrahmen zu bewerten. 4 Kompetenzprofil Ergotherapie
2. Zielsetzung 3. Umsetzung Die Entwicklung des ersten Kompetenzprofils Ergothe- Die Entwicklung des Kompetenzprofils des DVE basiert rapie des DVE der Ergotherapeuten erfolgte mit dem auf einer breiten umfassenden Analyse verschiedener Ziel, einen Konsens über die Kompetenzen von Ergo- Kompetenzprofile hinsichtlich deren Systematik und therapeutinnen und Ergotherapeuten herzustellen. Es Ausdifferenzierung. Ein erster Entwurf wurde als Dis- bietet eine Orientierungshilfe für die Gestaltung von kussionspapier in Gremien des DVE und des Verbandes Ausbildungsprogrammen in der Ergotherapie und defi- Deutscher Ergotherapie-Schulen e.V. (VDES) vorgestellt niert damit das Einstiegsniveau von Berufsanfänger*in- und konsentiert. nen. 3.1 Der Kompetenzbegriff Das Kompetenzprofil Ergotherapie ist damit als ein ers- Um neueren Erkenntnissen im Bildungsbereich Rech- ter Entwurf zur Konturierung eines Berufsprofils zu nung zu tragen, fand im ersten Schritt eine ausführliche verstehen. Es wird notwendig sein, sich in der Folge mit Recherche der bildungspolitischen Entwicklungen und der Weiterentwicklung des Kompetenzprofils Ergothe- Arbeiten in der Projektgruppe statt. Insbesondere das rapie, sowie u.a. auch der Darstellung unterschiedli- Konstrukt der „Kompetenz“ sowie des zu verwendenden cher Qualifikationsniveaus (z.B. Masterniveau), ausein- Kompetenzbegriffes wurden intensiv analysiert und dis- anderzusetzen. Das übergeordnete Ziel ist es, kutiert. Daher werden im Folgenden die Überlegungen Kompetenzniveaus abzubilden, die den unterschiedli- kurz dargestellt und Definitionen referiert. chen Anforderungen in komplexen Handlungsfeldern der Ergotherapie entsprechen. Der Terminus „Kompetenz“ ist bisher uneinheitlich defi- niert und wird in unterschiedlichen Anwendungszusam- Im Folgenden soll die Entwicklung dieses Kompetenz- menhängen variabel eingesetzt (z.B. Erpenbeck & von profil kurz erläutert werden, bevor im Anschluss die Rosenstiel, 2007; Gnahs, 2007; Jude, Hartig & Klieme, Ergebnisse bzw. das Kompetenzprofil Ergotherapie vor- 2008; Preißer & Völzke, 2007; Strauch, Jütten & Mania, gestellt werden. 2009) weshalb die Zielsetzung innerhalb der Projekt- gruppe zu Anfang war, einen Konsens hinsichtlich des Begriffsverständnisses herzustellen. Die vielfältigen Bedeutungszuschreibungen wurden u.a. durch Weinert (2001, S. 27) systematisch aufgearbeitet. Dieser definiert „Kompetenz“ wie folgt: „[Die] bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkei- ten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen er- folgreich und verantwortungsvoll nutzen zu kön- nen.“ (Weinert, 2001, S. 27f.). Demnach lassen sich Kompetenzen sowohl hinsichtlich von Aufgaben und Probleme, als auch hinsichtlich fach- lichen Wissens und Könnens, das zur Bewältigung von Aufgaben oder Problemen notwendig ist, weiter ausdif- ferenzieren. Klieme (2003, S. 72 ff.) erweitert den Kom- petenzbegriff um die Dimension der „individuellen Kom- Kompetenzprofil Ergotherapie 5
petenz“, die auf berufliche Verwertungssituationen 3.2 Der Prozess der Erarbeitung bezogen werden kann, folgendermaßen: Ein Anliegen der Projektgruppe war es, nationale und internationale Ergebnisse zu ergotherapeutischen und „Individuelle Kompetenz umfasst netzartig zu- anderen berufsspezifischen Kompetenzprofilen einzu- sammenwirkende Facetten wie Wissen, Fähigkeit, beziehen, weshalb auch externe Expert*innen Kompe- Verstehen, Können, Handeln, Erfahrung und Moti- tenzmodelle in der Gruppe präsentierten und diskutier- vation. Sie wird verstanden als Disposition, die ei- ten. Dieser Austausch verdeutlichte wie notwendig und ne Person befähigt, konkrete Anforderungssitua- wichtig die Anschlussfähigkeit des zu erarbeitenden tionen eines bestimmten Typs zu bewältigen und deutschen Kompetenzprofils Ergotherapie zu anderen äußert sich in der Performanz, also der tatsäch- Kompetenzprofilen ist. Sowohl internationale Literatur lich erbrachten Leistung.“ (Klieme et al., 2003, S. zu ergotherapeutischen Kompetenzen, als auch nationa- 72ff). le, professionsbezogene sowie professionsübergreifende Literatur wurden vor dem Hintergrund der kulturellen, Insbesondere die „netzartig zusammenwirkenden Fa- berufsrechtlichen Diversitäten sowie der unterschiedli- cetten“ der definierten individuellen Kompetenz, die chen Professionsentwicklungen hinzugezogen. In den Klieme (2003) in seiner Publikation Zur Entwicklung weiteren Entwicklungen wurden insbesondere folgende nationaler Bildungsstandards beschreibt, sowie die Di- internationale Kompetenzprofile berücksichtigt: sposition der Person in unterschiedlichen Anforde- • Profile of Practice of Occupational Therapists in rungssituationen adäquat agieren zu können, wurden Canada (CAOT Canadian Association of Occupati- von der Projektgruppe als passende Grundlage zur Ent- onal Therapy, 2012) wicklung eines Kompetenzprofils Ergotherapie bewer- • Berufskompetenzen Ergotherapie. Deutsche tet. Klieme (2003) stellt dazu fest, Übersetzung (Verhoef & Zalmstra, 2013) aus den Niederlanden „[…] dass es zunächst darum gehen muss, Grund- • Abschlusskompetenzen Gesundheitsberufe FH – dimensionen der Entwicklung eines Gegenstands- Berufsspezifische Kompetenzen des Studien- bereichs (einer Domäne) zu formulieren, bevor gangs Ergotherapie (Rektorenkonferenz der daraus abgeleitet Lernziele u.ä. entwickelt wer- Fachhochschulen der Schweiz, 2009). den. • Australian Minimum Competency Standards for Kompetenzen sind dabei als grundlegende Hand- New Graduate Occupational Therapists (ACSOT) lungsanforderungen zu verstehen, denen die Han- (Occupational Therapy Australia, 2010). delnden in der jeweiligen Domäne entsprechen • Standards of proficiency – Occupational thera- sollten und die auf unterschiedlichen Entwick- pists (Health & care professions council, 2013) lungs-/Niveau-/Kompetenzstufen abzubilden aus Großbritannien sind.“ (Klieme, 2003, S. 21 ff.). • Competence Descriptions for Occupational The- rapists (Swedish Association of Occupational Therapists, 2016) Das Kompetenzprofil Ergotherapie des DVE sollte so- wohl die einzelnen Domänen beschreiben, in denen Er- Auf interprofessioneller Ebene wurden einbezogen: gotherapeutinnen und Ergotherapeuten handeln, als • Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog auch deren Vernetzung aufzeigen und zudem unter- Medizin (NKLM) (Medizinischer Fakultätentag schiedliche Entwicklungsstufen innerhalb der Domä- der Bundesrepublik Deutschland e. V. [MFT]), nen kennzeichnen. 2015). • Kompetenzprofil für die Logopädie (Deutscher Es wurde somit nach einem Modell gesucht, das diese Bundesverband für Logopädie e.V. [dbl]) (Rausch, Anforderungen erfüllt und zudem eine nationale wie in- Thelen, & Beudert, 2014) ternationale Anschlussfähigkeit aufweist. 6 Kompetenzprofil Ergotherapie
Ziel war es, ein Kompetenzprofil Ergotherapie zu er- Gruppendiskussionen im Rahmen der DVE-Delegier- stellen, das einerseits international und auf nationaler tenversammlungen sowie der VDES-Mitgliederver- Ebene interprofessionell anschlussfähig ist, als auch sammlungen methodisch entwickelt und bilden auch andererseits die unterschiedlichen Bezüge der deut- die Basis für das Kompetenzprofil Ergotherapie. Die schen Ergotherapie und deren Einfluss auf die Professi- jeweiligen Kernaufgaben und darunterliegenden Kom- onsentwicklung aufzeigt. petenzen der Anlage 1 des Entwurfs zu einer neuen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Ergothera- Diesen mehrdimensionalen Anforderungen entspricht peutinnen und Ergotherapeuten (DVE, 2017a) dienten in insbesondere das Rollenmodell der „Canadian Medical einem ersten beschreibenden Schritt der systemati- Education Directives for Specialists“ (CanMEDS) (Tan- schen Analyse einzelner Kompetenzen von Ergothera- nenbaum et al., 2009) das national und international peut*innen. In einem nächsten Schritt wurden diese innerhalb der Gesundheitsfachberufe vielfach Verwen- identifizierten Kompetenzen um die in der Literaturre- dung findet und auf Grundlagen wissenschaftlicher Ar- cherche identifizierten weiteren Kompetenzen ergänzt. beiten entwickelt wurde. Aufgrund der Spezifika der Zur Kategorisierung wurde ein Methodenmix aus de- deutschen Ergotherapie wurde jedoch von einer direk- duktiven und induktiven Verfahren gewählt. Die gebil- ten Übersetzung abgesehen und eine Adaption des Mo- deten Kategorien definieren in diesem ersten Entwurf dells vorgenommen. die Domänen des Kompetenzprofils Ergotherapie. 3.3 Die Domänen der Ergotherapie Die verwendeten Domänenbezeichnungen erfahren Die CanMEDS (Tannenbaum et al., 2009) diente als Ba- dabei eine Anlehnung an die Rollen nach CanMEDS sis für die Erarbeitung der ergotherapeutischen Kom- (Tannenbaum et al., 2009), jedoch wurde bewusst die petenzbeschreibungen der Niederlande, der Schweiz, Bezeichnung als Rolle ausgeschlossen. Dies liegt zum Australiens und selbstverständlich auch Kanadas sowie einen daran, dass die im CanMEDS definierten Rollen, in Deutschland für den Nationalen Kompetenzbasierten lediglich in ihrer Dimension die Ergotherapeut*innen, Lernzielkatalog Medizin (NKLM) (MFT, 2015). d.h. das berufliche Handlungsfeld, umfassen. Demge- genüber umfasst eine soziologisch geprägte Sichtwei- Nach Abwägung von Vor- und Nachteilen einer engen se auf Rollen den gesamten Menschen und sein Han- Orientierung an den CanMEDS (Tannenbaum et al., deln in den unterschiedlichen Kontexten/Sozialitäten 2009), wurde von der Projektgruppe entschieden, auch (Schreyögg, 1991; Petzold & Mathias, 1982; Claessens, das deutsche Kompetenzprofil Ergotherapie an diesem 1974). Zum anderen ist es über die Begrifflichkeit der auszurichten und die angelegte Struktur als Grundlage Rolle schwerer möglich, unterschiedliche Niveaustu- zu wählen. Aufgrund der unterschiedlichen Gesund- fen der Kompetenzen aufzuzeigen, was in einem Kom- heitssysteme und Handlungsfelder von Ergothera- petenzprofil Ergotherapie jedoch zwingend erforder- peut*innen in Kanada und Deutschland war jedoch eine lich sein sollte. Durch die Verwendung der Adaption an die deutschen Bedingungen notwendig. Begrifflichkeit „Domäne“, können die aufgezeigten Schwierigkeiten umgangen werden, sodass die Fokus- Im Vorfeld dieser Projektgruppe wurden innerhalb des sierung der beruflichen Aufgaben von Ergotherapeu- DVE in Kooperation mit dem Verband deutscher Ergo- tinnen und Ergotherapeuten möglich ist und unter- therapie-Schulen e. V. (VDES) Entwürfe zu einem neuen schiedliche Kompetenzniveaus abbildbar sind. Gesetz über den Beruf der Ergotherapeutin und des Er- gotherapeuten (ErgThG) und zu einer neuen Ausbil- Als Domäne wird in diesem Zusammenhang ein Gegen- dungs- und Prüfungsverordnung für Ergotherapeutin- standsbereich des Handelns verstanden, in dem Kom- nen und Ergotherapeuten (ErgThAPrV) (DVE, 2017a-b) petenzen abbildbar sind. Eine Domäne stellt damit den erarbeitet. Diese wurden auf Basis einer Literaturre- Rahmen für die Beschreibung, Erfassung und Beurtei- cherche, einer Befragung der Berufsgruppe sowie lung von einzelnen Kompetenzen dar, wobei zu beach- Kompetenzprofil Ergotherapie 7
ten ist, dass die einzelnen Domänen nicht trennscharf 3.4 Grundlegende Entscheidungen zur Darstellung voneinander abgrenzbar sind. Nur die Gesamtheit der Im vorliegenden Kompetenzprofil Ergotherapie werden Domänen bildet damit die Aufgabenbereiche der Ergo- die Kompetenzen auf der Niveaustufe 6 nach dem DQR therapie in der Tiefe und Breite ab. Domänenspezifisch formuliert. Das entspricht dem Abschlussniveau eines können wiederum unterschiedliche Kompetenzniveaus Bachelorstudiums. Die demografischen, epidemiologi- differenziert werden (Klieme, 2003; Institut für prakti- schen, technologischen, politischen und ökonomischen sche Interdisziplinarität, 2018). Entwicklungen stellen große Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung in Deutschland dar, denen Bei der Definition der Domänen wurde darauf geachtet, auch die Ergotherapie begegnen muss. Professionelle, eine Sprachangleichung an die CanMEDS (Tannenbaum klientenzentrierte Angebote, die zukunftsorientiert, et al., 2009) -und damit implizit auch den NKLM- herzu- wissenschaftsbasiert sowie qualitativ hochwertig sind, stellen, aber auch die Domänenbezeichnung dem deut- erfordern vielfältige Kompetenzen von Ergothera- schen Sprachgebrauch anzupassen. peut*innen. Wissenschaftlich qualifizierte Thera- peut*innen sind in der Lage in ungewissen bzw. neuen In den Domänen sollte sich das aktuelle ergotherapeu- Situationen adäquat zu handeln, sich in komplexen und tische Selbstverständnis sowie zentrale Paradigmen sich wandelnden Handlungsfeldern zu positionieren der Ergotherapie widerspiegeln. und diese weiterzuentwickeln. Hierbei wird es u.a. ent- scheidend sein, auch die Arbeitsbeziehungen zwischen Die Projektgruppe hat sich entschieden, den Begriff den Gesundheitsberufen neu zu definieren und zu Klient*in durchgängig zu verwenden. transformieren. Hierzu bezieht sich die Projektgruppe auf folgende Grundlagenpapiere: Dieser wird verstanden als „Person oder Personen • Bildungskonzept (DVE, 2014) (einschließlich derjenigen, die den Klienten versor- • Empfehlungen zur Einrichtung primärqualifi- gen), Gruppe (Ansammlung von Einzelpersonen, z. zierender, ergotherapeutischer Studiengänge B. Familien, Arbeitnehmer, Studenten oder Ge- (DVE, 2016) meindemitglieder) oder Populationen (Ansamm- • Notwendigkeit und Umsetzung einer vollständig lung von Gruppen oder Einzelpersonen, die in einer hochschulischen Ausbildung in den Therapiebe- ähnlichen Gegend wohnen, z. B. Stadt, Land oder rufen (Ergotherapie, Logopädie und Physiothe- Staat, oder die die gleichen oder ähnlichen Anliegen rapie) – Strategiepapier (Hochschulverbund Ge- haben).“ (AOTA, Marotzki & Reichel, 2018, S. 160). sundheitsfachberufe [HVG], 2018) Daraus resultiert eine ergotherapeutische Haltung, die Um künftigen Herausforderungen der komplexer wer- geprägt ist von dem Respekt für Klient*innen und der denden Versorgungsbedarfe angemessen begegnen zu Kooperation mit ihnen als aktive Teilnehmer*innen am können, müssen Ergotherapeut*innen Kompetenzen Interventionsprozess. In diesem Ansatz werden Wissen, entwickeln, die ihnen die eigenverantwortliche Steue- Erfahrungen, Stärken, Entscheidungen und damit die rung notwendiger Prozesse ermöglichen und auf die Autonomie der Klient*innen betont (Boyt Schell, Gillen, Zukunftsorientierung der Ergotherapie ausgerichtet & Scaffa, 2014). sind (DQR, 2014). Eine Ausbildung auf Bachelorniveau ist eine Voraussetzung zur Bewältigung dieser Heraus- Des Weiteren ist die Ausrichtung an den Gegenstand der forderungen. Ergotherapie „Betätigungen“ zentral und gleichzeitig wird die Orientierung an der Occupational Science deut- Die definierten Kompetenzen beziehen sich somit auf lich. Dies betont die Eigenständigkeit der Ergotherapie. die DQR-Niveaustufe 6 und bilden das Niveau von Be- Eine Betätigungsorientierung impliziert eine Erweite- rufsanfänger*innen ab. Hierbei ist zu berücksichtigen, rung der Handlungsfelder, wie z.B. ergotherapeutische dass im Sinne des lebenslangen Lernens beruflich Angebote im Quartier bzw. gemeinwesenorientierte Er- kompetentes Handeln auf einer kontinuierlichen Wei- gotherapie, die nicht zwingend aus den Sozialversiche- terentwicklung aufbaut. rungen refinanziert werden, sondern beispielsweise mit öffentlichen Haushaltsgeldern. 8 Kompetenzprofil Ergotherapie
4. Das Modell zum Kompetenzprofil des DVE Die Entscheidung für eine grafische Darstellung bein- Kompetenzprofil wird das Einstiegsniveau nach einem haltet immer auch eine Entscheidung zwischen Kom- ersten berufsqualifizierenden Abschluss beschrieben. plexität und Handhabbarkeit. Es vereinfacht die Zusam- Umfassendes, sicheres beruflich kompetentes Handeln menhänge, gibt Orientierung und ermöglicht einen entwickelt sich über einen längeren Verlauf innerhalb ersten Überblick, kann jedoch nicht alle Aspekte be- des lebenslangen Lernens im Beruf und stellt ein rücksichtigen, die bei der Erstellung des Kompetenz- Merkmal des eigenen Professionalisierungsprozesses profils leitend waren. dar. 4.1 Der Aufbau Die gewählte Abbildung des Kompetenzmodells ver- Im Kompetenzprofil Ergotherapie werden die Kompe- deutlicht die Dynamik und gegenseitigen Abhängigkei- tenzen von Ergotherapeut*innen in Anlehnung an die ten der Domänen untereinander. Die Zuordnung der CanMEDS (Tannenbaum et al., 2009) in folgende sieben identifizierten ergotherapeutischen Kompetenzen zu Domänen differenziert: den jeweiligen Domänen erfolgte auf Basis der vorwie- genden Ausrichtung der jeweiligen Kompetenzen. Die- • Ergotherapeutische Expertise ser Zuordnung ist implizit, dass sowohl die unter- • Kommunikation schiedlichen Domänen als auch die definierten • Zusammenarbeit Kompetenzen nicht klar voneinander ab- • Management grenzbar, sondern vielmehr miteinander • Fürsprache verwoben sind und sich im berufsprakti- • Lernen schen Handeln ergänzen. In berufli- • Professionalität chen Situationen sind in der Regel verschiedene Kompetenzen, in situa- Die Domäne der ergothera- tionsadäquater Ausprägung, aus un- peutischen Expertise nimmt terschiedlichen Domänen gefordert. dabei eine besondere Stellung Die unterschiedlichen Niveaustufen ein, da diese die Verknüpfung werden durch die Ringe dargestellt, aller anderen Domänen dar- deren höchster Punkt die Mitte der stellt, sowie die Kerndomäne ergotherapeutischen Expertise dar- von Ergotherapeut*innen auf- stellt. zeigt. Die ergotherapeutische Ex- pertise in Enabling Occupation (Town- send & Polatajko, 2013)1 bildet somit die Basis des Kompetenzprofils Ergotherapie und 4.2 Die erweiterte Darstellung des Modells wurde im Modell zentral positioniert. Sie erfordert die Das Kompetenzprofil ist in Anlehnung an das Kompe- Ausbildung und Integration der Kompetenzen der um- tenzmodell strukturiert. Die Darstellung des Kompe- liegenden Domänen. tenzprofils ist so aufgebaut, dass zunächst, das ergo- therapiespezifische Wissen und Handeln in der Damit soll aufgezeigt werden, dass nur ein Zusammen- jeweiligen Domäne beschrieben und anschließend die wirken aller Domänen Ergotherapeut*innen ermög- erforderlichen Kompetenzen zur Bewältigung der An- licht, umfassend beruflich kompetent zu handeln. Zu- forderungen der Domäne aufgeführt werden. dem zeigt es das vielfältige Spektrum an Kompetenzen In der folgenden Abbildung sind die Beschreibungen zu über die Ergotherapeut*innen verfügen und die vielfäl- den ergotherapiespezifischen Ausprägungen den tigen Anforderungen, die die berufliche Praxis stellt. Im Domänen beigefügt, um einen raschen Überblick zu den kennzeichnenden Merkmalen der Domänen im Be- ruf Ergotherapie zu erhalten. 1 Frei übersetzt zu verstehen als „Betätigungen ermöglichen“. Kompetenzprofil Ergotherapie 9
Abb. 2: Sieben Domänen der Ergotherapie sowie deren Beschreibungen 10 Kompetenzprofil Ergotherapie
5. Kompetenzprofil Ergotherapie Ergotherapeutische Expertise Ergotherapeut*innen handeln als Expert*innen für Betätigung eigenverantwortlich und selbstständig in komplexen und sich verändernden ergotherapeutischen Tätig- keitsfeldern mit dem Ziel der Förderung von Teilhabe, Lebensqualität und Wohlbefin- den ihrer Klient*innen. Sie integrieren die unterschiedlichen ergotherapeutischen Kompetenzen in ihr professionelles Denken, Verhalten und Handeln. Ergothera- peut*innen handeln klientenzentriert auf Basis der bestehenden Berufsethik und aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Hierbei berücksichtigen sie gesellschaft- liche, gesundheitspolitische sowie ökonomische Bedingungen. Die/Der Ergotherapeut*in - erhebt die spezifischen Bedarfe und Bedürfnisse im Kontext von Betätigung und Teilhabe der Klient*innen. - führt die ergotherapeutische Diagnostik durch. - analysiert und interpretiert die Förderfaktoren und Barrieren von Betätigung und Teilhabe und erfasst die komplexe sowie sich kontinuierlich verändernde Situation der Klient*innen. - hierarchisiert gemeinsam mit den Klient*innen deren komplexe Betätigungsanlie- gen. - entwickelt gemeinsam mit den Klient*innen ergotherapeutische Ziele unter Be- rücksichtigung der Rahmenbedingungen. - realisiert gemeinsam mit den Klient*innen den Interventionsprozess. - evaluiert gemeinsam mit den Klient*innen den Interventionsprozess und doku- mentiert diesen systematisch. - nutzt das Professionelle Reasoning als Basis für das eigene ergotherapeutische Handeln. - richtet das eigene ergotherapeutische Handeln kontinuierlich an Zielen der Teilha- be, der Lebensqualität und des Wohlbefindens von Klient*innen aus. - berücksichtigt in der Gestaltung ergotherapeutischer Diagnostik, Interventionen und Evaluation fortlaufend ein breites und integriertes berufliches Wissen, ein- schließlich der aktuellen fachlichen Entwicklungen sowie der Berufsethik. Kompetenzprofil Ergotherapie 11
Kommunikation Ergotherapeut*innen nutzen alle Formen der Kommunikation, um eine vertrauens- volle professionelle Beziehung zu ihren Klient*innen aufzubauen und zu erhalten. Sie wählen aus einer großen Bandbreite geeignete Kommunikationsmedien aus, um gezielt Informationen weiterzugeben und zu gewinnen. Ergotherapeut*innen vertre- ten berufsspezifisches Handeln gegenüber anderen. Sie gestalten die Kommunika- tion wertschätzend, effektiv und zielgruppenspezifisch. Die/Der Ergotherapeut*in - initiiert und gestaltet die professionelle Klienten-Therapeuten-Beziehung 2. - passt die Kommunikationsstrategien und -techniken flexibel an Klient*innen an, wählt aus einem breiten Spektrum effektive Kommunikationsmaßnahmen aus und wendet diese an. - gestaltet die partizipative Entscheidungsfindung (shared decision making) ver- antwortungsvoll. - erläutert den ergotherapeutischen Prozess und dokumentiert diesen systema- tisch gegenüber den Klient*innen und anderen. - analysiert, reflektiert und bewertet Kommunikationssituationen mit dem Ziel der Optimierung, insbesondere unter Anwendung professionsethischer Grundwerte. - erklärt adressatengerecht Ergotherapie, und zeigt deren Potentiale auf. - vertritt die Ergotherapie argumentativ in unterschiedlichen Kontexten. - nutzt in intra- und interprofessionellen sowie ggf. sektorenübergreifenden Teams eine gemeinsame Fachsprache und beteiligt sich an deren Weiterentwicklung. Zusammenarbeit Ergotherapeut*innen gestalten und optimieren die intra- und interprofessionelle und sektorenübergreifende Zusammenarbeit für eine effektive und effiziente klien- tenfokussierte Gesundheitsversorgung sowie Teilhabeförderung innerhalb etablier- ter und neuer Tätigkeitsfelder. In der engen Zusammenarbeit mit anderen identifi- zieren sie verantwortlich ergotherapeutische Handlungsfelder, vertreten diese und bauen sie weiter aus. Hierbei stellen sie den Wert der Ergotherapie in Bezug auf Betätigung und Teilhabe heraus. Ergotherapeut*innen erweitern selbstständig ihre beruflichen Netzwerke und bauen nachhaltig neue und zukunftsorientierte Koope- rationen auf. Die/Der Ergotherapeut*in - vertritt eigenverantwortlich ergotherapeutische Interventionen in der intra- und interprofessionellen sowie sektorenübergreifenden Zusammenarbeit und adap- tiert sie bei Bedarf. - wirkt an gemeinsamen Interventionskonzepten in der intra- und interprofessio- nellen sowie sektorenübergreifenden Zusammenarbeit mit und entwickelt diese weiter. - vertritt die Ergotherapie in der intra- und interprofessionellen sowie sektoren- übergreifenden Zusammenarbeit. - analysiert, gestaltet und optimiert kontinuierlich die Abstimmungsprozesse in der intra- und interprofessionellen sowie sektorenübergreifenden Zusammenar- beit. - berücksichtigt und beurteilt in der intra- und interprofessionellen sowie sekto- renübergreifenden Zusammenarbeit gemeinsame Werte und Normen, und betei- ligt sich an deren Weiterentwicklung. - kooperiert mit beteiligten Personen und Organisationen sowie relevanten Ak- teur*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. 2 Eine Genderung feststehender Fachbegriffe erfolgt nicht. Diese Fachbegriffe schließen aber alle Menschen ein. 12 Kompetenzprofil Ergotherapie
Management Ergotherapeut*innen managen effektiv und effizient die ergotherapeutischen Tätig- keiten und entwickeln diese im Sinne des ergotherapeutischen Berufsbildes weiter. Im Rahmen eines Qualitätsmanagements wenden sie geeignete Maßnahmen zur Verbesserung und Sicherung der Qualität an. Sie schaffen Rahmenbedingungen, um Interessierten die Potentiale der Ergotherapie aufzuzeigen. Ergotherapeut*innen gestalten effektiv ihre eigene Berufsbiografie. Die/Der Ergotherapeut*in - plant, organisiert, steuert, kontrolliert und evaluiert selbständig sowie eigenver- antwortlich den ergotherapeutischen Prozess unter Berücksichtigung der Rah- menbedingungen sowie berufsethischer Grundwerte. - gestaltet nachhaltig Managementprozesse mit dem Ziel der Qualitätsverbesse- rung, insbesondere der Klient*innensicherheit sowie der Optimierung der klien- tenzentrierten Gesundheitsversorgung und Teilhabeförderung. - nutzt das breite und integrierte ergotherapeutische Wissen, wissenschaftliche Grundlagen sowie die Prozessdokumentation zur selbstständigen und eigenver- antwortlichen Adaption der Managementprozesse. - erkennt Entwicklungen im Gesundheitswesen, identifiziert eigenständig für die Ergotherapie relevante Entwicklungen und überträgt diese auf die eigene ergo- therapeutische Tätigkeit. - gestaltet strukturelle Rahmenbedingungen und Prozesse, um Interessierten Ein- blick in die Handlungsfelder der Ergotherapie zu ermöglichen. - Entwickelt die eigenen Kompetenzen zur Selbstorganisation und zum Manage- ment kontinuierlich weiter. Fürsprache Ergotherapeut*innen erfassen und fördern die Teilhabe, die Lebensqualität und das Wohlbefinden ihrer Klient*innen. Sie richten ihr Handeln auf die Bedarfe und Be- dürfnisse ihrer Klient*innen aus. Ergotherapeut*innen tragen im Sinne ihrer gesell- schaftlichen Verantwortung dazu bei, dass Klient*innen der Ergotherapie Teilhabe durch Betätigung ermöglicht wird. Sie beteiligen sich an der Entwicklung einer ge- sundheitsförderlichen Umwelt und der Stärkung der Gesundheitskompetenz der Klient*innen. Die/Der Ergotherapeut*in - identifiziert und analysiert strukturelle und kontextuelle Förderfaktoren und Bar- rieren von Betätigung und Teilhabe. - erfasst die komplexen und sich kontinuierlich verändernden Problemstellungen von Klient*innen. - leitet zur Ermöglichung von Teilhabe, Lebensqualität und Wohlbefinden der Kli- ent*innen aus einem partizipativen Entscheidungsprozess ergotherapeutische Interventionen ab. - setzt sich für ergotherapierelevante Belange der Klient*innen, auch in der Öffent- lichkeit, ein. - unterstützt Klient*innen zum Empowerment. - befähigt die Klient*innen in der Entwicklung ihrer Gesundheitskompetenz. - konstruiert für Klient*innen gesundheitsförderliche Alltagsbedingungen. - erkennt und analysiert Herausforderungen der Berufspraxis sowie der Gesell- schaft hinsichtlich der Betätigungsgerechtigkeit und entwickelt entsprechende Handlungsansätze. Kompetenzprofil Ergotherapie 13
Lernen Ergotherapeut*innen erhalten und verbessern ihr professionelles Handeln auf Ba- sis einer reflexiven Praxis und dem Prozess des lebenslangen Lernens. Sie initiie- ren, begleiten und reflektieren Lernprozesse und engagieren sich für die Anwen- dung und die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse innerhalb der Ergotherapie. Sie überprüfen diese vor ihrer Nutzung durch kritische Evaluation, und tragen zu ihrer Verbreitung bei. Die/Der Ergotherapeut*in - arbeitet fortlaufend theoriegeleitet, reflektiert dabei kritisch das professionelle Handeln und nutzt bestehende sowie aktuelle Erkenntnisse einschließlich der in- ternen und externen Evidenz. - systematisiert unter Einbezug des Kontextes das Erfahrungswissen der Kli- ent*innen und bezieht das eigene professionelle Handeln darauf. - gestaltet edukative Interventionen für die Klient*innen. - analysiert und reflektiert kritisch eigene Lernbedarfe, definiert entsprechende Lernergebnisse und gestaltet den eigenen Lernprozess selbstgesteuert und ziel- gerichtet. - beteiligt sich an der Generierung ergotherapeutischer sowie interprofessionel- ler/-disziplinärer Erkenntnisse. - verbreitet aktuelle Erkenntnisse mit dem Ziel der Professionalisierung und Profi- lierung der Ergotherapie in unterschiedlichen Kontexten. Professionalität Ergotherapeut*innen handeln auf Basis von Normen und Werten sowie einer pro- fessionsethischen Grundhaltung. Sie richten die ergotherapeutischen Interventio- nen gewissenhaft an aktuellen Standards und Reglementierungen aus. Ergothera- peut*innen integrieren selbständig und eigenverantwortlich die Möglichkeiten und Grenzen ihres professionellen Handelns in ihren Berufsalltag. Sie realisieren ihre relevante Funktion innerhalb der komplexen Gesundheitsversorgung und der Ge- sellschaft. Die/Der Ergotherapeut*in - realisiert den ergotherapeutischen Prozess unter Berücksichtigung der vielfälti- gen, spezifischen Bedarfe und Bedürfnisse der Klient*innen sowie berufsethi- scher Grundwerte. - setzt bestmögliche, kompetente und professionelle Praxis im komplexen Kontext der Gesundheitsversorgung um. - reflektiert den gesellschaftlichen Auftrag der Ergotherapie und beteiligt sich an dessen Veränderungsprozessen. - richtet das professionelle Handeln an relevanten Rechtsvorschriften, Richtlinien, Regularien und Standards aus. - erkennt und reflektiert unter Berücksichtigung des komplexen Handlungsfeldes die eigenen personalen und fachlichen Möglichkeiten und Grenzen und handelt dementsprechend. 14 Kompetenzprofil Ergotherapie
Abkürzungsverzeichnis AOTA American Occupational Therapy Association ASCOT Australian Minimum Competency Standards for New Graduate Occupational Therapists CanMEDS Canadian Medical Education Directives for Specialists CAOT Canadian Association of Occupational Therapy dbl Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. DQR Deutscher Qualifikationsrahmen DVE Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V. EQR Europäischer Qualifikationsrahmen ErgThAPrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Ergothera- peutinnen und Ergotherapeuten ErgThG Gesetz über den Beruf der Ergotherapeutin und des Er- gotherapeuten FQR-ThGFB Interdisziplinärer hochschulischer Fachqualifikations- rahmen für die therapeutischen Gesundheitsfachberufe in der Ergotherapie, Physio-the- rapie und Logopädie HVG Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe MFT Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e. V. NKLM Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin PEOP Person-Environment-Occupation-Performance Model VDES Verband Deutsche Ergotherapie-Schulen e.V. Kompetenzprofil Ergotherapie 15
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Glossar Anderen Als Konzept im Person-Environment-Occupation-Per- Die Begrifflichkeit der Anderen wird im Kompetenzprofil formance Model (PEOP) beziehen sich Christiansen, übergeordnet für andere Personengruppen gewählt. Dies Baum und Bass (2015) auf das Positionspapier von meint Angehörige anderer Professionen/Disziplinen, Ange- Christiansen, Clark, Kielhofner und Rogers (1995) und hörigengruppen und auch weitere Personengruppen, die in definieren Betätigung als „The ordinary and familiar den jeweiligen Kontext einzubeziehen sind. things that people do every day.“ (Christiansen, Baum, & Bass, 2014, S. 4) - Die gewöhnlichen und vertrauten Din- Barrieren ge, die Menschen jeden Tag tun. „Barrieren sind Kontextfaktoren (insbesondere Umweltfak- • Das menschliche Leben umfasst zahlreiche Alltagsakti- toren), die sich negativ auf die funktionale Gesundheit (ins- vitäten, die uns in unseren Wachstunden in Anspruch besondere der Teilhabe) auswirken“ (Schuntermann, 2005, nehmen. Diese Aktivitäten - definiert als „Betätigungen“ S. 9). - haben einen tiefgreifenden Einfluss darauf, wie wir uns körperlich, emotional, sozial und sogar spirituell wahr- Betätigung nehmen. Sie können ein Gefühl der Zufriedenheit und Zum Konzept der Betätigung liegen sowohl aus den ergo- des Wohlbefindens vermitteln, aber auch Stress, Un- therapeutischen Praxismodellen, als auch aus der Occupa- gleichgewicht und Unzufriedenheit erzeugen. (Universi- tional Science vielfältige Definitionen vor. In westlichen Kul- ty of Southern California, o. J.) turen erklären diese Definitionen das Konzept Betätigung als ein Zusammenspiel von Person, Kontext und Betätigung. Beteiligte Die vorliegenden ausgewählten Definitionen dienen der Er- Unter Beteiligte werden alle Personen und Organisationen läuterung dieses Konzeptes und richten sich unterschied- verstanden, die an den Interventionen der Klient*innen be- lich auf Aspekte der Betätigung aus. teiligt sind. Hierzu zählen ggf. Angehörige anderer Professi- • Das Grundkonzept der Natur des Menschen ist, dass onen/Disziplinen, Angehörige der Klient*innen, Kranken- Menschen aufgrund ihrer biologischen Entwicklung und kassen sowie sonstige Kostenträger, Selbsthilfeinstitutionen Enkulturation Betätigungswesen sind. Das heißt, das u. a. Bedürfnis nach Betätigung ist ein integraler Bestandteil des angeborenen biologischen Systems und zielt auf Domäne Überleben und Gesundheit ab. Das unterschiedliche Po- Als Domäne wird in diesem Zusammenhang ein Gegen- tenzial von Individuen für unterschiedliche Betätigungen standsbereich des Handelns verstanden, in dem Kompeten- ist das Ergebnis ihrer genetisch vererbten Fähigkeiten. zen abbildbar sind. Eine Domäne stellt damit den Rahmen Ausdrucksweise und Ausführung von Betätigung wird für die Beschreibung, Erfassung und Beurteilung von ein- von Individuen erworben und verändert sich durch das zelnen Kompetenzen dar, wobei zu beachten ist, dass die Ökosystem sowie durch soziokulturelle Umgebungen in einzelnen Domänen nicht trennscharf voneinander ab- denen sie leben. (Wilcock, 2006, S. 53). grenzbar sind. Nur die Gesamtheit der Domänen bildet da- • Betätigungen sind das, was wir tun. Sie liefern die mit die Aufgabenbereiche der Ergotherapie in der Tiefe und Grundlagen für Gefühle über uns selbst. Sie binden uns Breite ab. Domänenspezifisch können wiederum unter- in unserer umgebenden Welt ein und ermöglichen es schiedliche Kompetenzniveaus differenziert werden (Klie- uns so, zu überleben und uns zu erhalten. Durch sie ent- me, 2003; Institut für praktische Interdisziplinarität, 2019). wickeln wir unsere Fähigkeiten und Betätigungen er- möglichen es uns, unsere Interessen zu verfolgen, uns Empowerment mit anderen Menschen in Kontakt/Verbindung zu treten Empowerment (wörtlich übersetzt: „Selbstbefähigung“; und unsere Werte auszudrücken. […] Betätigungen sind „Selbstbemächtigung“; „Stärkung von Eigenmacht und Au- menschliche Bestrebungen, die tonomie“) bezeichnet als Sammelbegriff psychosoziale Ar- (a) zielgerichtet oder zweckmäßig sind, beitsansätze welche Menschen zur Entdeckung ihrer eige- (b) in Situationen oder Kontexten durchgeführt werden, nen Stärken ermutigen sowie ihnen Hilfestellungen bei der die beeinflussen, wie und mit wem sie gemacht werden, Aneignung von Selbstbestimmung und Lebensautonomie (c) vom Handelnden und anderen identifiziert werden vermitteln. Das Ziel der Empowerment-Praxis liegt darin, können und die vorhandenen, zum Teil auch verschütteten Fähigkeiten (d) sowohl eine individuelle Bedeutung für den Handeln- zu autonomer Lebensorganisation zu kräftigen und Res- den als auch eine gemeinsame Bedeutung mit anderen sourcen freizusetzen, mit deren Hilfe die Adressaten dieser haben können. (Christiansen, Baum, & Bass-Haugen, Dienstleistung die eigenen Lebenswege und Lebensräume 2004, S. 4) selbstbestimmt gestalten können (Herriger, 2006). Kompetenzprofil Ergotherapie 19
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