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Berliner Debatte
            Initial

                                2
31. Jg. 2020
                             Skandal und
                              Empörung
                                                           Fröhlich
                               Sündenfall
                             Inauthentizität
Lim
                          Mikroaggressionen
                           in der Hochschule
                                                   Peltzer, Pilipets
                             Die Ironie der
                              Ibiza-Affäre
Irrlitz
                          Es tut uns leid, nicht
                         immer loben zu können
                                                             Busch
                              Beethoven
ISBN 978-3-947802-50-0        in der DDR
www.berlinerdebatte.de
Berliner Debatte Initial 31 (2020) 2

                       Autorinnen und Autoren

Gregor Balke, Dr.                             Simone Jung, Dr.
Soziologe und Kulturwissenschaftler, Lüb-     Soziologin, Leuphana Universität
benau                                         Lüneburg
Ulrich Busch, Dr. oec. habil.                 Il-Tschung Lim, Dr.
Finanzwissenschaftler, Leibniz-Sozietät der   Soziologe, Justus-Liebig-Universität Gießen
Wissenschaften zu Berlin
                                              Michail Maiatsky, Ph.D.
Christine Campen                              Philosoph, Université de Fribourg,
Soziologin, Universität Koblenz-Landau        Université de Lausanne (Schweiz)
Manuel Dieterich                              Günter Mey, Prof. Dr.
Soziologe, Universität Tübingen               Psychologe, Hochschule
                                              Magdeburg-Stendal
Marc Dietrich, Dr.
Soziologe, Hochschule                         Peer Pasternack, Prof. Dr.
Magdeburg-Stendal                             Direktor des Instituts für
                                              Hochschulforschung (HoF), Martin-Luther-
Oliver Dimbath, Prof. Dr.
                                              Universität Halle-Wittenberg
Soziologe, Universität Koblenz-Landau
                                              Anja Peltzer, Dr.
Jennifer Eickelmann, Dr.
                                              Medien- und Kommunikationswissenschaft-
Soziologin und Medienwissenschaftlerin,
                                              lerin, Universität Trier
Technische Universität Dortmund
                                              Elena Pilipets, Dr.
Gerrit Fröhlich, Dr.
                                              Medien- und Kulturwissenschaftlerin,
Soziologe, Universität Trier
                                              Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (Öster-
Wladislaw Hedeler, Dr.                        reich)
Historiker, Berlin
                                              Martin Seeliger, Dr.
Kai-Uwe Hellmann, apl. Prof. Dr.              Soziologe, Universität Hamburg
Soziologe, Technische Universität Berlin
Gerd Irrlitz, Prof. em. Dr.,
Philosoph, Humboldt-Universität zu Berlin
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                        Skandal und Empörung
                     Zusammengestellt von Marc Dietrich,
                       Günter Mey und Martin Seeliger

SKANDAL UND EMPÖRUNG –                          Simone Jung
ANALYSEN ZU POPKULTUR,                          Kritische Öffentlichkeiten?
POLITIK UND JOURNALISMUS                        Formen der Skandalisierung in
                                                der Kulturpublizistik am Beispiel der
Marc Dietrich, Günter Mey,                      Band Feine Sahne Fischfilet              96
Martin Seeliger
Zur Einleitung                             3    Anja Peltzer, Elena Pilipets
                                                Die Ironie der Empörung.
Gerrit Fröhlich                                 Affektive Politik im digitalen
Inauthentizität als digitaler Sündenfall.       Afterlife des Ibiza-Videos              108
Öffentliche Konflikte um richtige Spiele,
falsche Gamer und wahre Geschichte
in der digitalen Spielekultur             10                         ***

Jennifer Eickelmann                             Gerd Irrlitz
„Rape Day“ zwischen Realität                    Es tut uns leid,
und Fiktion. Affektive Öffentlichkeiten         nicht immer loben zu können             123
und digitale Spiele                        22
                                                Peer Pasternack
Gregor Balke                                    Gefangensein im Bestehenden.
Comedy der Empörung. Über komische              Der Rechtspopulismus und die
Inszenierungen sozialer Erregung   35           merkwürdige Didaktik der Aufklärung     134

Martin Seeliger                                 Ulrich Busch
„Wer mir Befehle gibt? Nur meine Eier!“         Ludwig van Beethoven –
Clankriminalität in der Serie „4 Blocks“   50   Favorit der Musikkultur der DDR         146

Christine Campen, Oliver Dimbath
Gesichter der Empörung                     61   REZENSIONEN

Manuel Dieterich                                Colin Campbell:
Überengagement durch Moralisierung.             The Romantic Ethic and the Spirit
Selbst- und Fremdidentifikationen               of Modern Consumerism
in einem kommunalen Streit                      Rezensiert von Kai-Uwe Hellmann         161
um eine Flüchtlingsunterbringung           74
                                                Wolfgang Harich:
Il-Tschung Lim                                  Friedrich Nietzsche. Der Wegbereiter
Kultur der Empörung. Mikroaggressionen          des Faschismus / Arnold Gehlen. Eine
als kommunikative Episode und                   marxistische Anthropologie?
Signatur politischer Konflikte         86       Rezensiert von Ulrich Busch             164
2                                                             Berliner Debatte Initial 31 (2020) 2

Merab Mamardaschwili:                               Renate Lachmann:
Die Metaphysik Antonin Artauds /                    Lager und Literatur.
Das Wien der Jahrhundertwende. Essays               Zeugnisse des GULAG
Rezensiert von Michail Maiatsky       168           Rezensiert von Wladislaw Hedeler           170

                                         Editorial

Empörung – ohne einen Eintrag hierzu wäre           Empörung stehen, und stellen die einzelnen
ein Glossar der Gegenwart wohl unvollständig.       Texte vor.
Das Phänomen ist selbstverständlich nicht neu.           Außerhalb des Themenschwerpunkts set-
Über etwas entrüstet zu sein, ist als moralisches   zen wir die Debatte über jene 30 Jahre fort, die
Gefühl eine Alltäglichkeit. Sich empören meint      seit 1989/90 vergangen sind (siehe hierzu Heft
aber auch: aufbegehren, aufstehen, den Ge-          4/2019). Gerd Irrlitz spannt in seinem Essay
horsam verweigern. Versteht man Empörung            einen großen Bogen von den Entwicklungen
nur als eine negative Emotion, so handelt es        der Nachwendezeit bis zur Digitalisierung
sich um eine individuelle Angelegenheit. Ver-       unserer Tage. Ausgehend von dem Bedauern,
steht man unter Empörung jedoch Aufruhr             als „Deutscher von drüben“ nicht in der er-
und Widerstand, so handelt es sich um ein           hofften Weise Lob spenden zu können, fragt
soziales Phänomen, das über das Individuum          er nach Perspektiven einer erneuerten sozia-
und seine psychischen Regungen hinausweist.         listischen Bewegung. Die AfD charakterisiert
Doch nicht nur, wer sich empört, sondern auch,      er als Wiedergänger jenes Konservatismus, der
was Empörung hervorruft, ist von Bedeutung.         in der restaurativen Phase der alten BRD po-
Üblicherweise wird Anstoß genommen an               pulär war. Peer Pasternack geht von den eigen-
individuellem Verhalten. Doch für Empörung          tümlich verzeichneten Bildern aus, die von
sorgen können auch ‚die Verhältnisse‘ im Sin-       Ostdeutschland gemalt werden, um sich dann
ne einer bestimmten sozialen Formation, Lage        dem grassierenden Rechtspopulismus zuzu-
oder Situation.                                     wenden und zu fragen, wie aufgeklärte Milieus
    Im Themenschwerpunkt Skandal und                auf ihn reagieren. Er argumentiert dafür, den
Empörung geht es um die Frage, wie Empörung         Status quo zu analysieren und das „Gefangen-
in den Bereichen Populärkultur, Politik und         sein im Bestehenden“ zu überwinden. Ein ganz
Journalismus entsteht, das heißt, wie sie sozi-     anderes Thema behandelt Ulrich Busch: Lud-
al hervorgebracht, gemacht, konstruiert wird.       wig van Beethovens 250. Geburtstag ist für ihn
Die neun Beiträge analysieren aktuelle, zum         ein willkommener Anlass darzulegen, warum
Teil aufsehenerregende und skandalöse Bei-          Beethoven der Favorit der offiziellen DDR-
spiele, stellen aber auch grundsätzliche Fragen.    Musikkultur war. An einer Fülle von Material
Diese betreffen nicht zuletzt die Auswirkungen      zeigt er Spielarten, aber auch Grenzen der
digitaler Medien auf das, was man gemeinhin         Beethoven-Verehrung in der DDR auf.
Öffentlichkeit nennt. In ihrer Einleitung erläu-
tern Marc Dietrich, Günter Mey und Martin
Seeliger, in welcher Verbindung Skandal und                                        Thomas Müller
Berliner Debatte Initial 31 (2020) 2                                                              3

                  Marc Dietrich, Günter Mey, Martin Seeliger

           Skandal und Empörung – Analysen
          zu Popkultur, Politik und Journalismus
                                       Zur Einleitung

In der Grundtendenz zeichnen sich fast alle        den USA wie Watergate oder Bill Clintons
Gesellschaften und Kulturen durch ein zähes        Lewinsky-Affäre. In der alten Bundesrepublik
und wiederkehrendes Ringen um (Selbst-)            sind sicher der Spion im Bundeskanzleramt
Verständigung, Ordnung, Grenzziehung und           von Willy Brandt, die Barschel-Affäre („Water-
Macht aus. Geht es darum zu untersuchen,           kantgate“) oder die CDU-Spendenaffäre anzu-
was Gesellschaften bewegt, dann besteht eine       führen. Neben Politik und Journalismus (man
vielversprechende Option darin, gerade solche      denke an die fingierten Hitler-Tagebücher, die
Ereignisse zu analysieren, bei denen die sozio-    das Magazin „Stern“ Anfang der 1980er Jahre
kulturellen Aushandlungsprozesse abrupt und/       publik machte und die Jahrzehnte später ge-
oder intensiviert sichtbar werden. Letzteres ist   spiegelt wurden durch die erfundenen Inter-
insbesondere in (teil-)öffentlichen Erregungs-     views des Redakteurs Claas Relotius) ist beson-
phasen erkennbar, die gemeinhin als „Skandal“      ders der Kultursektor anfällig: die Aufregung
gelten. Ein besonderes Identifizierungsmerkmal     in den 1950er Jahren um den Film „Die Sün-
für den Skandal liegt darin, dass er „Empörung“    derin“ wegen einer Nacktszene mit Hildegard
generiert. Letztere kann als eine Form von         Knef, Marco Ferreris „Das große Fressen“ aus
Resonanz verstanden werden, die von ganz           den 1970er Jahren, der durch filmisch explizi-
unterschiedlichen Akteur*innen und Gruppen         te Darstellungen von ‚Orgien‘ provozierte, bis
in zeitlich unterschiedlicher Ausdehnung und       hin zu den mannigfaltigen Skandalinszenie-
Intensität ausgehen kann. Es handelt sich bei      rungen von Popstar Madonna (z. B. ihr Bildband
„Empörung“ aus unserer Sicht um eine Form          „Sex“) – diese Liste ließe sich problemlos
von Anschlusskommunikation, die sich ten-          weiterführen und auf andere Bereiche, wie etwa
denziell durch affektiv gefärbte Bezugnahmen       Wissenschaft, ausdehnen (etwa die Plagiats-
sowie die Signalisierung von inhaltlicher Ma-      vorfälle von Karl-Theodor zu Guttenberg oder
ximaldistanz oder Maximalzustimmung zur            Annette Schavan).1 Gelegentlich – und hier
jeweiligen Thematik auszeichnet. Insofern ist      dringen wir dann exemplarisch in das 21. Jahr-
es typisch für Skandale, dass sie bei den Be-      hundert vor – reflektiert eine politische Inter-
troffenen und/oder Kommentierenden Dissens         vention auch gleich ihr Anliegen im Titel: So
in verschiedenen Dimensionen erzeugen und          verfasste der UN-Diplomat und ehemalige
auf komplexe Verschränkungen sozialer, kul-        Kämpfer der französischen Resistance, Stépha-
tureller und psychologischer Faktoren verwei-      ne Hessel, 2010 mit der Streitschrift „Indignez
sen.                                               Vouz!“ (deutsch „Empört Euch!“) ein Manifest,
    Skandale und Empörung, so lässt sich auf       das die Legitimationsprobleme einer neolibe-
einer noch recht allgemeinen Ebene feststellen,    ralen Wirtschaftsordnung zum Anlass für
durchziehen die Geschichte konstant. Schon         politischen Protest erklärte – eine Aufforderung,
ein kursorischer Blick auf die zweite Hälfte des   der in den folgenden Jahren zahlreiche Bewe-
letzten Jahrhunderts führt dies vor Augen:         gungen und Initiativen, wie etwa das „Occupy
Nennen lassen sich große Polit-Ereignisse in       Wallstreet Movement“ oder auch die spanischen
4                                                     Marc Dietrich, Günter Mey, Martin Seeliger

„Indignados“ (deutsch: „Die Empörten“), nach-         spielerin Alyssa Milano – sexuelle Gewalt in
kommen sollten.                                       der Filmbranche und darüber hinaus thema-
    Festhalten lässt sich also, dass jede Zeit ihre   tisierte. Gleichzeitig finden sich aber auch
spezifischen Skandale hat und sich diese ge-          Anzeichen für eine neue Kultur der Skandali-
rade in der Pop(ulär)kultur, im Journalismus          sierung und Empörung am anderen Ende des
oder der Politik ereignen. Dabei erscheint es         politischen Spektrums, dort, wo der Aufstieg
so, dass es in den letzten Jahren etliche Skan-       populistischer Inszenierung und Mobilisierung
dalisierungen gegeben hat. „Gefühlt“ mag bei          fundiert ist. Vor allem die Präsidentschaft
dem einen oder anderen der Eindruck entstan-          Donald Trumps hat gezeigt, wie die (gezielte)
den sein, dass dies für die Gegenwart besonders       Überflutung des Diskurses mit skandalösen
prägend ist und im Grunde kaum eine Woche             Beiträgen die rationale Auseinandersetzung,
ohne einen Skandal mit entsprechenden Em-             auf der die öffentliche Entscheidungsfindung
pörungsäußerungen vergeht. Mit den „gefühl-           in demokratischen Gesellschaften beruhen
ten“ Wahrheiten ist es bekanntlich jedoch so          soll, erschwert. Hier entsteht bisweilen der
eine Sache. Zumindest das Gefühl trügt nicht          Eindruck – man denke nur an den „Locker
völlig, dass die letzten Jahre besonders skan-        Room-Talk“, die mit Spott versehene Nachah-
daldominiert waren und sich eine besondere            mung eines Journalisten mit Behinderung oder
Form von „Erregungskultur“ (Pörksen 2018)             die Rede von den „Shithole Countries“ –, dass
eingestellt hat. So hat die Etablierung der di-       das, was für die eine Gruppe einen Skandal
gitalen sozialen Medien und der dadurch               darstellt, lediglich den Wertekodex weiter
schneller und breitentauglich ermöglichten            Teile der Bevölkerung abbildet. Insofern sind
(oft hitzigen) Anschlusskommunikation zu              Skandale auch im Kontext von Teilöffentlich-
einer Art „Demokratisierung des Skandals“             keiten mit durchaus diametralen Wahrneh-
geführt. Letzteres zeigt sich dahingehend, dass       mungsmustern zu betrachten. So ist „Polari-
Statements, Meldungen etc. in den sozialen            sierung“ – als Effekt, der Skandale und Empö-
Netzwerken der unmittelbaren Publikumsdis-            rungen sehr häufig begleitet – nicht zufällig
kussion zugeführt werden. Dort wird die               ein wichtiges Stichwort für soziologische Ar-
Kommunikation oft verknappt und überpoin-             beiten mit zeitdiagnostischer Absicht (z. B.
tierend geführt, was Skandalisierung potenzi-         Koppetsch 2018).
ell begünstigt und „Empörungswellen“ wahr-                 In Rechnung zu stellen ist, dass „Empörung“
scheinlicher macht (die dann wiederum u. a.           als eine Form politischer Resonanz in demo-
von den Medien als Skandale beobachtet                kratischen Gesellschaften betrachtet werden
werden). Die Empörungsreaktionen selbst               muss (vgl. Rosa 2016). Aus einer sozialwissen-
werden wiederum thematisiert, sie tendieren           schaftlichen Perspektive verweist Empörung
ihrerseits dazu, Anschlusskommunikation zu            auf den Aushandlungscharakter sozialer Ord-
initiieren und den Kommunikationsprozess              nung. Dass solche Aushandlungen keineswegs
weiterhin zu dynamisieren. Dies muss allerdings       harmonisch, sondern durchaus konfliktiv
nicht immer negative Konsequenzen haben.              verlaufen, stellte bereits Georg Simmel (1908)
Gut sichtbar wird dies auf dem Feld der Iden-         in seinem Text zum Streit als Form der Verge-
titäts-, Diversitäts- und Gleichstellungspolitik.     sellschaftung heraus. Der Ort für die „öffent-
Dort zeichnen sich zunehmende Erfolge ab,             liche Inszenierung von Dissens“ (Dubiel 1997:
die durch den wachsenden Einfluss eines               426) ist vom Blickpunkt der Demokratietheo-
Online-Aktivismus befördert werden, der               rie, Politikwissenschaft und politischen Sozio-
gesellschaftliche Auseinandersetzungen um             logie dann das Mediensystem.2 Dieses bildet
Verletzbarkeit und soziale Teilhabe mit Blick         einen geeigneten Ansatzpunkt für die Analyse
auf Geschlecht, Sexualität, Ethnizität und            und Rekonstruktion von Empörung, wobei
andere soziale Kategorien vorantreibt. Von            sich bestimmte Gesellschaftsbereiche, mit
besonderer Bedeutung war hier die #MeToo-             denen das Mediensystem unterschiedlich
Kampagne, die – prominent angeregt von der            gekoppelt ist (vgl. Luhmann 1996), besonders
Bürgerrechtlerin Tarana Burke und der Schau-          eignen.
Skandal und Empörung. Zur Einleitung                                                             5

Skandal und Empörung als Triebkräfte                moderner Gesellschaften praktisch nicht mehr
der Ordnungsirritation?                             wegzudenken. Indem sie die eine soziale Grup-
                                                    pe in Verruf bringen, legitimieren sie die an-
Zweifelsohne kommt der Populärkultur in der         dere. Skandale übernehmen soziologisch be-
kollektiven Selbstbeobachtung und Welter-           trachtet wichtige Funktionen, die sich eben
schließung der Gesellschaft eine besondere          auch systemerhaltend ausgestalten können:
Bedeutung zu. Fernsehserien, Spielfilme und         Sie prägen Präferenzen, arrangieren Aufmerk-
weitere Produkte der Pop(ulär)kultur bilden         samkeit und ordnen so „das komplexe Zusam-
einen festen Bestandteil der Alltagspraxis, sie     menspiel zwischen öffentlicher Moral, medi-
sind „Generatoren und Transformatoren so-           aler Inszenierung, Gesellschaft und Politik“
zialer Wirklichkeit“ (Peltzer, Keppler 2015: 13),   (Burkhard 2006: 25). Wenn also der Skandal
insofern sie permanent auf gesellschaftliche        ganz generell eine institutionalisierte Kommu-
Ordnungskategorien, Vorstellungen, Diskurse         nikationsform des Politischen in modernen
und Problemlagen referieren und durch die           Gesellschaften darstellt und besonders die
populäre Inszenierung (potenziell) auf die          Kulturindustrie aus ökonomischen Motiven
Praxis der Akteur*innen und ihre Handlungs-         von ihr Gebrauch macht, dann tragen gerade
orientierungen rückwirken können. Ganz im           auch skandalträchtige pop(ulär)kulturelle
Einklang mit einer Grundannahme der kul-            Produkte oder aufsehenerregende Ereignisse
turwissenschaftlichen Sozialtheorie (Knüttel,       zur Reproduktion der institutionellen Ord-
Seeliger 2011) und den Cultural Studies (Diet-      nungen bei. Sie provozieren dann möglicher-
rich, Seeliger 2018; Winter 2011) finden sich       weise Irritationsphasen, schieben aber nicht
gerade in der Populärkultur zahlreiche Ereig-       zwangsläufig Wandlungsprozesse an. Dies zeigt
nisse, Diskurse und Produkte, die soziale           sich besonders, wenn Devianzphänomene an
Empörungen evozieren. Ob Empörungen und             Individuen, nicht aber strukturbezogen, fest-
die zugrundeliegenden Skandale aber tatsäch-        gemacht werden: So hat es trotz zahlreicher
lich materielle und institutionelle Wandlungs-      Dopingfälle in den verschiedensten Sportarten
prozesse in Bezug auf soziale Fragen (etwa in       Jahre gedauert, bis ein Bewusstsein für Sys-
der Steuergesetzgebung, der Klimapolitik oder       temprobleme und die Notwendigkeit entspre-
in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung) initi-    chender Strukturmaßnahmen (Ermittlungen,
ieren oder kulturelle Toleranzgrenzen (zum          Umstrukturierung der Verfahren, personelle
Beispiel hinsichtlich provokativer Kunst und        Konsequenzen) entstand.
Unterhaltung) verschieben, ist einerseits eine          Allerdings ist gerade der populärkulturell
empirische Frage, der die Beitragenden ver-         initiierte Skandal durchaus in der Lage, poli-
schiedentlich in diesem Themenschwerpunkt           tische Diskussionen auszulösen, die dann
nachgehen, andererseits eine theoretische. So       langfristige Strukturänderungen herbeiführen
ist dem Zusammenhang zwischen politischer           (oder zumindest auf diese hindeuten): Der Fall
Skandalisierung und kulturindustrieller Pro-        der erwähnten #MeToo-Kampagne zeigt aus
duktionslogik ein Doppelcharakter immanent:         unserer Sicht bereits einen Wandel in der US-
Da beide – die Politik zum Zweck der Mobili-        amerikanischen Filmindustrie und im öffent-
sierung und Legitimation und die Kulturin-          lichen Bewusstsein hinsichtlich des Status und
dustrie zum Geldverdienen – auf spektakulä-         der Behandlung von Frauen. Welche Beziehung
re Inszenierungen angewiesen sind, ist „die         zur dominanten Ordnung ein Skandal aber
mediale Skandalisierung des Anderen“ (Burk-         eingeht, ist, neben der Frage nach der Perspek-
hardt 2006: 16) als politische Strategie so alt     tive des Einschätzenden, auch eine Frage der
wie die modernen Medien (und damit historisch       Zeit: Bei der Analyse und Zuordnung von
mindestens bis zum Buchdruck zurückzuda-            Skandalen und Empörungen kann sich immer
tieren).                                            auch erweisen, dass (um dies rhetorisch zu
    Als ein „Spiegel der Politik“ (Neckel, Eb-      pointieren) Hoffnungen verfrüht waren.3
bighausen 1989: 11) sind Skandale als typische          Skandale können also einerseits instrumen-
Form des Politischen aus der Öffentlichkeit         talisiert und bewusst initiiert werden, auf der
6                                                 Marc Dietrich, Günter Mey, Martin Seeliger

anderen Seite haftet ihnen aber mit Blick auf     rekonstruiert, wie sich die Erregung in ver-
Empörungsreaktionen auch sehr häufig ein          schiedenen sozialen Feldern vollzieht. Die
unkalkulierbares Moment an. Dies zeigt sich       Beispiele stammen dabei aus Populärkultur
besonders bei populärkulturellen Produkten        (siehe hierzu die Beiträge von Balke, Eickel-
– sind sie der Auslöser, dann hängt dies auch     mann, Fröhlich sowie Seeliger), Politik (siehe
mit ihrer grundsätzlichen Beschaffenheit zu-      die Beiträge von Dieterich, Lim sowie von
sammen. So sind z. B. Spielfilme, Serien und      Dimbath und Campen) und Journalismus
Computerspiele (wie besonders in den Cultu-       (siehe die Beiträge von Jung sowie von Peltzer
ral Studies verhandelt) schlussendlich Identi-    und Pilipets). Dabei wird auch deutlich, dass
fikationsangebote, die sich in ihrer Rezepti-     derartige Zuordnungen eher idealtypisch sind:
onsqualität und potenziellen Aneignung seitens    Zum Skandal – gerade unter Bedingungen der
der Akteur*innen kaum kontrollieren lassen        gesellschaftlichen Mediatisierung und Digita-
(vgl. Winter 2006). Auch die vermeintlich         lisierung – gehört es, dass er feldübergreifend
harmlosen (Serien-)Produkte können subver-        Anschlusskommunikation erzielt, der politische
siv gelesen werden, wie dies bereits John Fiske   Skandal also nicht nur in den unmittelbar
(1986) kenntlich gemacht hat. Festhalten lässt    erwartbaren Bereichen „Politik“ und „Journa-
sich allerdings jenseits der angedeuteten Über-   lismus“ zirkuliert, sondern auch populärkul-
legungen, dass der Skandal in der modernen        turelle Resonanz erzeugt (Peltzer, Pilipets).
Gesellschaft zum etablierten Repertoire der            Die Texte des Themenschwerpunkts schlie-
Selbstvergewisserung und Selbstbeobachtung        ßen an ein Forschungsfeld an, das eine gewisse
gehört und er zu den herrschenden symboli-        Tradition hat. Die eingehendere soziologische
schen Ordnungen verschiedene Verhältnisse         Beschäftigung mit Skandal und Empörung
eingehen kann: Das Spektrum reicht von einer      erfolgt vermehrt seit den 1980er Jahren. In
Minimalirritation, die folgenlos bleibt (ein      dieser Zeit wurden Beiträge veröffentlicht, die
„Sturm im Wasserglas“, wie bei einem großen       auch die aktuellen Perspektiven durchaus prä-
Teil der Boulevardberichterstattung), über        gen: Zu nennen ist für den deutschsprachigen
einen partiellen kritischen Impuls, der in die    Raum v. a. die „Anatomie des politischen
herrschende Ordnung schon wieder eingehegt        Skandals“ – ein umfangreicher Sammelband
werden kann, bis hin zu einer fundamentalen       von Rolf Ebbighausen und Sighard Neckel
Erschütterung, die einen substanziellen Wan-      (1989). Letzterer hatte die Skandalsoziologie
del veranlasst.                                   bereits ein paar Jahre zuvor (Neckel 1986)
    Um derartige Referenzmodi und Relationen      stärker auf die Agenda gesetzt. Dass die The-
skandalöser Produkte und Ereignisse in den        matik gerade in den letzten Jahren wieder in-
Blick zu bekommen, ist der Topos der sozialen     tensiver verfolgt wurde, hat insbesondere mit
Konstruktion von Empörung relevant. Seine         den Arbeiten von Bernhard Pörksen (Bergmann,
Hinzunahme, besonders im Rahmen einer             Pörksen 2009; Pörksen 2018; Pörksen, Detel
wissenssoziologischen Vorstellung von sozia-      2012, 2014) und Steffen Burkhardt (2006, 2015,
ler Wirklichkeit als immerzu fragiler, kontin-    2018) zu tun. Das soziologische Forschungsfeld
genter Ordnung, die sich in Legitimationskri-     zu Skandal und Empörung besteht mittlerwei-
sen zu beweisen hat (vgl. Berger, Luckmann        le aus einer Vielzahl heterogener Beiträge, es
1966/2009), ermöglicht es, das Zustandekom-       arrangiert sich in relativ loser Form. Unter dem
men von Prozessen kollektiver Wahrnehmung         Etikett der „Scandal Studies“4 finden sich z. B.
und Auseinandersetzung mit kontroversen           funktionalistische Arbeiten, die Skandale mit
Themenstellungen im Schnittpunkt von poli-        Blick auf die Aktualisierung normativer Mo-
tischer Öffentlichkeit und Populärkultur zu       delle zur Koordination der Gesellschaft und
analysieren. Genau dies wird in den Beiträgen     ihrer Mitglieder sehen (Burkhardt 2018), aber
dieses Themenschwerpunkts versucht. Im            auch interaktionistische Ansätze, die „die dra-
Zentrum stehen medial vermittelte Formen          maturgischen Grundstrukturen politischer
des Ausdrucks von und Anschlusses an sozio-       Skandal-Inszenierungen“ (Hitzler 1989: 344)
kulturelle Erregung. Es wird beobachtet und       untersuchen. Es werden hier also recht ver-
Skandal und Empörung. Zur Einleitung                                                                7

schiedene theoretische Provenienzen sichtbar.          Ebenfalls der Populärkultur verschrieben
Dies gilt auch für die Beiträge in diesem The-     ist Gregor Balkes Beitrag über die Sitcoms
menschwerpunkt, die von der diskurs- und           „Seinfeld“ und „Curb Your Enthusiasm“. Seine
performativitätstheoretischen Perspektive          Analyse zeigt anschaulich, dass Serien „Em-
(Eickelmann) über eine soziologische, filmge-      pörung als soziales Phänomen inszenieren und
stützte Interaktionsanalyse (Campen, Dimbath)      damit zugleich ironisch gebrochene Interpre-
bis hin zu Cultural Studies (Seeliger) und Mo-     tationen von Empörungspraktiken bieten, ohne
ralsoziologie (Dieterich) ein breites Panorama     dass die Zuschauenden einen emotionalen
aufspannen, das nicht nur für thematisch un-       Überschuss an diesen Empörungen mittragen“
mittelbar Interessierte relevant sein könnte.      (S. 47).
Lesbar sind die theoretisch mannigfaltigen und         Dass das Unterhaltsame und Populäre in
empirisch unterschiedlich feinkörnigen Ana-        der Thematik seiner Inszenierung oft der so-
lysen darüber hinaus als Anschlussoptionen         zialen Skandalisierung bedarf, um authentisch
für zeitdiagnostisch orientierte (Kultur- und      zu wirken, und die Fernsehserie ein exponier-
Medien-) Soziolog*innen und Interessenten          ter Ort zur Gesellschaftsanalyse ist, wird auch
der Populärkultur.                                 bei Martin Seeliger deutlich. Seine filmsozio-
                                                   logisch inspirierte Studie zu „4 Blocks“ erkennt
                                                   in der mehrfach prämierten Produktion eine
Die Beiträge des Schwerpunkts                      (populär)kulturelle Repräsentation von sozia-
                                                   len Konflikten und Delinquenz in der (Post-)
Die im Themenschwerpunkt versammelten              Migrationsgesellschaft, wobei hierfür ein
Beiträge zur Analyse von Skandalen und Em-         medialer Skandaldiskurs konstitutiv ist, der
pörungen verbindet eine Grundidee: Sie ver-        sich in stigmatisierender Weise mit Clankri-
suchen das Gesellschaftliche und Politische        minalität unter arabischen Großfamilien be-
von seinen symbolischen Repräsentationen           fasst.
her zu verstehen (vgl. auch Hall 2000). Dabei          Im Feld der Politik lokalisiert ist der Beitrag
werden unterschiedliche Gegenstände aus            von Christine Campen und Oliver Dimbath.
unterschiedlichen sozialen Feldern ausgewählt.     Auf methodisch innovative Weise ergründen
    Gerrit Fröhlich und Jennifer Eickelmann        sie den Zusammenhang von politischer Kultur
fokussieren mit Computerspielen Gegenstän-         und Empörung und zeigen, dass die Darstellung
de der Populärkultur. Von zeitgenössischen         von Empörung im politischen Kontext mimi-
oder historischen Aushandlungsprozessen            sche Ausdrücke von Wut und Ekel sowie den
ausgehend, rekonstruieren sie Skandaldiskur-       Einsatz von Gesten der Generierung von Auf-
se, die weit über die Gamer-Community hin-         merksamkeit vereinigt.
ausreichen. Fröhlich identifiziert in der Gamer-       Der Frage des Zusammenhalts in pluralen
Community wiederkehrende Skandalkonst-             Gesellschaften widmet sich Manuel Dieterich.
ruktionen mit langer Tradition, die insbeson-      Sein Text bietet eine kritische Auseinander-
dere um Wahrhaftigkeit und Authentizität           setzung mit Empörungsphänomenen, die u. a.
kreisen, während Eickelmann eine nicht zu          mit dem „Wutbürger“ assoziiert werden können.
überwindende Janusgesichtigkeit des Skanda-        Seine theoretisch an Luhmann anschließende
lösen in Bezug auf sexualisierte, mediatisierte    und auf einer qualitativen Forschung basieren-
Missachtung ausmacht. Beide Texte zeigen,          de Studie fokussiert ein lokalpolitisches Ereig-
dass vermeintlich szeneinterne Auseinander-        nis, das mit der skandalträchtigen Ansiedlung
setzungen um bestimmte Qualitäten und In-          einer Anschlussunterbringung für Geflüchte-
szenierungen der Spiele zwangsläufig in einem      te verknüpft ist. Die Beobachtungen zweiter
gesellschaftstheoretischen Kontext betrachtet      Ordnung erfolgen hier vom Blickpunkt einer
werden müssen – sei es in Bezug auf gesell-        Soziologie der Moral.
schaftlich etablierte Forderungen nach Au-             Il-Tschung Lim geht dem zunächst vor allem
thentizität oder hinsichtlich umkämpfter           in den USA thematisierten Phänomen der
Gendervorstellungen.                               Mikroaggressionen auf den Grund. Mikroag-
8                                                     Marc Dietrich, Günter Mey, Martin Seeliger

gressionen als „alltägliche, sowohl absichtlich          Stichworten „Skandal“ und „Affäre“ keinerlei
als auch unbewusst kommunizierte Beleidi-                Einträge, mithin erscheint es wie ein „weißer
gungen, die sich auf die Wahrnehmung von                 Fleck“ auf der Skandal-„Landkarte“.
                                                     2   Für einen integrativen Ansatz siehe den klassi-
abwertenden Kommentaren zur ethnischen                   schen Text von Habermas (1990).
Herkunft, Geschlecht, sexuellen Orientierung         3   Ereignisse wie der skandalisierte Vorschlag des
oder Konfessionszugehörigkeit von Personen               Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert zu einem
beziehen“ (S. 87), wurden zuletzt auch in Bezug          „demokratischen Sozialismus“, der die Verstaat-
auf die Debatten- und Meinungsäußerungs-                 lichung von Konzernen mitmarkierte, müssen
kultur an deutschen Hochschulen hitzig dis-              erst zeigen, welchen „Impact“ sie entfalten (vgl.
                                                         Seeliger 2019).
kutiert. Lim knüpft hieran an, sondiert die          4   So veranstaltete eine Gruppe von Forscher*innen
verschiedenen (theoretischen) Positionen und             im April 2016 etwa die „1st International Con-
fragt nach zukünftigen Perspektiven der De-              ference in Scandalogy“ in Bamberg mit dem Ziel,
batte.                                                   die Skandalforschung im grenzüberschreitenden
    Dem kulturellen und kulturpublizistischen            Maßstab als Forschungszweig zu etablieren. Die
Umgang mit der Politpunkband „Feine Sahne                Folgeveranstaltung „2nd International Confe-
Fischfilet“ widmet sich Simone Jung. In ihrem            rence“ wurde 2018 ausgerichtet. Aufgrund der
                                                         Corona-Krise musste 2020 die „3rd-Conference“
auf das journalistische Feld gerichteten Beitrag         verschoben werden. Bislang sind aus der Arbeit
setzt sie sich mit der Absage eines Konzerts             der Bamberger Gruppe zwei Bände mit interna-
am Weimarer Bauhaus auseinander, die für                 tional renommierten Beiträger*innen hervorge-
breite Empörung gesorgt hatte. Anhand eines              gangen (Haller, Michael 2018, 2020). Hinzuwei-
medien- und kultursoziologischen Zugangs                 sen ist auch auf die Jahrestagung der Kulturso-
zeigt sie, wie es neurechten Gruppierungen               ziologie in Kassel 2019, die unter dem Titel
                                                         „Skandalkulturen – Kulturen der Skandalisierung“
zunehmend gelingt, ihre Semantiken im Me-                stand.
diendiskurs salonfähig zu machen, wie sich die
Gleichsetzung von Links- und Rechtsextre-
mismus im allgemeinen Wahrnehmungshori-              Literatur
zont zunehmend verstärkt und einer entspre-
chenden medialen Kommentierung den                   Bergmann, Jens; Pörksen, Bernhard (2009): Vorwort.
                                                         In: Dies. (Hg.): Skandal! Die Macht öffentlicher
rechten Strömungen Vorschub leistet.                     Empörung. Köln: Herbert von Halem, S. 7-12.
    Anja Peltzer und Elena Pilipets schließlich      Berger, Peter L.; Luckmann, Thomas (1966/2009).
gehen auf die soziale Konstruktion von Empö-             Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklich-
rung am Beispiel des „Ibiza-Skandals“ des                keit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frank-
FPÖ-Politikers Heinz-Christian Strache ein.              furt a. M.: Fischer.
Die Autorinnen rekonstruieren die Zirkulati-         Burkhardt, Steffen (2006): Medienskandale. Zur
on des ‚Überwachungsvideos’ von Österreichs              moralischen Sprengkraft öffentlicher Diskurse.
                                                         Köln: Herbert von Halem.
ehemaligem Vizekanzler und setzen dazu               Burkhardt, Steffen (2015): Medienskandale. Zur
filmanalytische, digitale und visuelle Methoden          moralischen Sprengkraft öffentlicher Diskurse.
ein. Festgestellt wird, ähnlich wie bei Eickel-          Überarbeitete Neuauflage. Köln: Herbert von
mann, dass die Anschlusskommunikation an                 Halem.
das Video ambivalent ausfällt und sich mitun-        Burkhardt, Steffen (2018): Scandals in the Network
ter genauso ironisch wie naiv verwirklicht.              Society. In: Haller, André; Michael, Hendrik (Hg.):
                                                         Scandalogy. An Interdisciplinary Field. Köln:
                                                         Herbert von Halem, S. 18-44.
                                                     Dietrich, Marc; Seeliger, Martin (2018): Islamistischer
Anmerkungen                                              Pop? Schlaglichter auf einen deutschen Skanda-
                                                         lisierungsdiskurs im Gangsta-Rap. In: Barz,
1   Eine eigene Abhandlung wäre es wert, einmal          Heiner; Spenlen, Klaus (Hg.): Islam und Bildung.
    genauer zu untersuchen, welche Skandale in der       Wiesbaden: Springer VS, S. 129-140.
    DDR (als „Antagonist“ zur BRD) oder der UdSSR    Dubiel, Helmut (1997): Unversöhnlichkeit und De-
    (als „Antipode“ zur USA) inklusive der dazuge-       mokratie. In: Heitmeyer, Wilhelm (Hg.): Was hält
    hörigen Debatten rekonstruierbar sind. Auf den       die Gesellschaft zusammen? Bundesrepublik
    Seiten von Wikipedia finden sich unter den           Deutschland: Auf dem Weg von der Konsens- zur
Skandal und Empörung. Zur Einleitung                                                                         9

    Konfliktgesellschaft. Band 2. Frankfurt a. M.:       Neckel, Sighard; Ebbighausen, Rolf (1989): Einleitung.
    Suhrkamp, S. 425-445.                                    In: Ebbighausen, Rolf; Neckel, Sighard (Hg.):
Fiske, John (1986/2001): Fernsehen: Polysemie und            Anatomie des politischen Skandals. Frankfurt
    Popularität. In: Winter, Rainer; Mikos, Lothar           a. M.: Suhrkamp, S. 7-13.
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