Vier Jahre Software-Engineering-Projekte im Bachelor - ein Statusbericht
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Vier Jahre Software-Engineering- Projekte im Bachelor – ein Statusbericht Stephan Kleuker, Hochschule Osnabrück Frank M. Thiesing, Hochschule Osnabrück {s.kleuker,f.thiesing}@hs-osnabrueck.de Zusammenfassung Software-Engineering-Projekte wurden als berufs- Historie praktische Ausbildungsinhalte als Lehrveranstal- Softwarepraktika dienen in vielen Informatikstu- tung in viele Informatik-Bachelor-Studiengänge diengängen schon seit einiger Zeit zur Einübung aufgenommen. von Softwaretechniken. So liegen Erfahrungen in Der Artikel fasst die Erfahrungen der Autoren bei der Anwendung objektorientierter Ideen in der der Organisation, der Durchführung und mit den Grundausbildung Softwaretechnologie vor, die in Ergebnissen der Projekte aus den Anfangsjahren praxisnahen Projektsituationen erworben werden der Bachelor-Einführung an den Hochschulen (Demuth, Hußmann, Zschaler, Schmitz, 1999). Die RheinMain und Osnabrück zusammen. Es werden Bedeutung der Teamarbeit bei der Einbeziehung Erfolgsfaktoren und mögliche Verbesserungspo- von Projekten in die Ausbildung beschreiben auch tenziale herausgearbeitet. (Claus, Reissenberger, 1997). Weil die spezifischen Techniken in der Softwaretechnik schnell veralten, ist es wichtig, dass die Studierenden lernen, ihre Ausgangssituation eigene Arbeitsweise immer wieder zu reflektieren Mit der Umstellung der Informatik-Studiengänge und in Praxisprojekten zu erproben (Lewerentz, auf Bachelor- und Masterabschlüsse wurden auch Rust, 2001). Dabei dient der Softwareentwick- die zugehörigen Studieninhalte neu strukturiert. lungsprozess als Lerngegenstand. Der Einsatz Generell enthalten alle Bachelor-Informatikstu- neuer Medien in der Lehre ermöglicht derartige diengänge einen wesentlichen Kernanteil aus dem Lehrformen, die stärker dem entdeckenden Lernen Bereich Software-Engineering, beginnend mit der und der Wissenskreierung verpflichtet sind als Programmierausbildung, meist weitergeführt mit traditionelle Lehrveranstaltungen (Kopka, Alfert, objektorientierter Modellierung und Design. In 2002). einige Studiengänge wurden neben Vorlesungen Hochschulabgängern von Ingenieurstudiengängen zum Software-Engineering auch Software- fehlte häufig Projekterfahrung sowie Erfahrung mit Engineering-Projekte mit in den Studienplan auf- Teamarbeit. (Göhner, Bitsch, Mubarak, 2005) be- genommen. Dies war u. a. an der Hochschule schreiben, wie Studenten in kleinen Teams im RheinMain und der Hochschule Osnabrück der Rahmen eines Fachpraktikums Softwaretechnik Fall, die jeweils eine Veranstaltung mit 10 Kredit- lernen wie kleine Firmen einen Auftrag zur Soft- punkten (KP), aufgeteilt in eine begleitende Vorle- wareentwicklung termingerecht zu bearbeiten. sung (3 KP) und ein von 6-10 Studierenden zu be- (Stoyan, Glinz, 2005) weisen darauf hin, dass ge- arbeitendes Projekt in ihren Lehrplänen veranker- rade die wirksame Ausbildungsform Praktikum ten. Die ersten drei Veranstaltungen wurden je- eine besondere didaktische Herausforderung dar- weils von den Autoren organisiert und durchge- stellt. Zu den didaktischen Zielen gehören eine führt. Durch den Wechsel des ersten Autors besteht hohe Motivation der Studierenden, eine wirksame somit die Möglichkeit, die Organisation, die Erfolge und individuelle Leistungskontrolle, Praxisbezug und Verbesserungsmöglichkeiten der Veranstal- sowie erfolgreicher Umgang mit unterschiedlichen tungen aus einem inneren Blickwinkel heraus zu Vorkenntnissen. vergleichen. Ludewig, Böttcher (Hrsg.): SEUH 2011 Seite 40 von 44
Rahmenbedingungen • Der PV muss sich seiner nicht einfach zu ver- knüpfenden Rollen als Kunde, Berater, Media- Die Software-Engineering-Projektveranstaltung tor und Bewerter im Klaren sein. findet an beiden Standorten jeweils nach Abschluss der Programmierausbildung und Vorlesungen zum • Der Veranstalter muss für die Studierenden als Ansprechpartner kurzfristig zur Verfügung Thema objektorientierte Analyse und Design im stehen. vierten (HS RheinMain) und fünften (HS Osna- brück) Semester statt. Innerhalb der begleitenden • Die interne Projektorganisation soll den Stu- dierenden im Wesentlichen selbst überlassen Vorlesung werden ausgewählte Themen des werden. Software Engineering (u. a. Qualitätssicherung, Versionsmanagement), eine Einführung in das • Die Rahmentermine für mögliche Zwischen- abnahmen und die Endabnahme sollen früh- Projektmanagement und Grundlagen von Soft- zeitig vereinbart werden. Skills behandelt. Der Vorlesungsanteil wird münd- lich geprüft (30%), das Projekt davon getrennt • Die Endabnahme erfolgt mit einer hochschulöf- fentlichen Präsentation, die um eine Frage- bewertet (70%). runde und Vorführungen ergänzt werden. Während die Vorlesungen an beiden Hochschulen • Die typischen Ergebnisse eines Entwicklungs- für Lehrende gleich abgerechnet werden, können projekts, die Anforderungsanalyse, die System- an der HS RheinMain vier Stunden pro Prakti- spezifikation, das Programm und die System- kumsgruppe, die typischerweise zwei Projektgrup- testspezifikation sollen am Ende vorliegen. pen umfasst, die das gleiche Thema bearbeiten, und • Der PV sollte sich im engen Zeitrahmen über an der HS Osnabrück 0.25 Stunden pro Studieren- den Projektstand informieren und die Ent- den im Projekt abgerechnet werden. An der HS wicklung der einzelnen Studierenden im Pro- RheinMain wird die Stundenanzahl auf zwei ge- jekt kritisch beobachten. senkt. • Die Hochschule stellt einen Server mit Ver- Die Findung von Projektthemen findet durch wie- sionsmanagement (Subversion) zur Verfügung, derholte Aufrufe per E-Mail und persönlicher An- die Einrichtung und Nutzung weiterer Werk- sprache durch die Veranstalter der Vorlesung statt. zeuge muss die Projektgruppe planen. Der PV Während es an der HS RheinMain schwierig war, hat vor der Veranstaltung die Durchführbar- mehrere Kollegen zu motivieren, herrscht an der keit, z. B. das Vorhandensein benötigter funkti- HS Osnabrück ein Überangebot, was auf der sehr onierender Hardware, zu gewährleisten. lebendigen Forschungslandschaft der Hochschule • Persönliche Probleme sollen zunächst pro- beruht. jektintern gelöst werden, dann steht der PV als Mediator und erst zuletzt als Verantwortlicher Die Projekte selbst werden auf zwei- bis vierseiti- der Lehrveranstaltung zur Verfügung gen Dokumenten beschrieben. Die den Studieren- den zugängliche Beschreibung wird meist durch • Die Studierenden haben Stundenzettel zu füh- ren, auf denen die Dauer und das aktuell bear- eine kurze Projektvorstellung innerhalb der Vorle- beitete Thema erfasst werden. sung ergänzt. Danach können sich die Studieren- den ab einem bestimmten Zeitpunkt für Projekte • Bei der Notenfindung wird die individuelle Leistung unter Berücksichtigung des Gesamt- eintragen. Nach Abschluss der Eintragung werden projektergebnisses berücksichtigt. Der Dozie- einvernehmlich für alle Beteiligten Lösungen für rende, der die begleitende Vorlesung veran- Projekte gesucht, die zu wenig Teilnehmer (unter staltet, kann beratend bei der Notenfindung sechs, in Ausnahmen unter vier) haben. hinzugezogen werden. Die eigentlichen Projekte können von beliebigen Zusätzlich wird an der HS Osnabrück als Ab- Veranstaltern, typischerweise Hochschuldozenten, schluss der Veranstaltung eine Projektmesse durchgeführt werden und müssen nur als Schwer- durchgeführt, auf der alle Projekte kurz über ihre punkt eine Software-Entwicklungsaufgabe haben. Arbeiten vortragen, die Ergebnisse vorführen und Das Projekt und die Vorlesung werden formal auf einem Poster zusammenfassen. Diese Veran- möglichst voneinander getrennt, damit möglichst staltung wird auch für jüngere Semester zur Infor- viele Projektvorschläge eingehen, auch wenn die mation durchgeführt, da teilweise die Möglichkeit Veranstalter die Vorlesung nicht kennen. Damit von Anschlussprojekten besteht. zwischen den Projekten eine Vergleichbarkeit ent- steht, wurden für die Veranstalter Rahmenbedin- Durchgeführte Projekte gungen definiert, die auch für die Studierenden einsehbar sind. Die Rahmenbedingungen (Kleuker, An der HS Osnabrück wurde ein relativ breites Thiesing, 2010) enthalten im Wesentlichen folgende Spektrum von Projekten angeboten und durchge- Forderungen für den Projektveranstalter (PV): führt. Es reichte von klassischen Datenverwal- tungsaufgabenstellungen mit Java und Access zur Ludewig, Böttcher (Hrsg.): SEUH 2011 Seite 41 von 44
Verwaltung von Mathematikaufgaben in Word, Verkürzt dargestellt werden folgende Typen zur über ein Thema zur komponentenbasierten Soft- Auswertung genutzt: ware-Entwicklung in .NET, das in Zusammenarbeit CW Company Worker: diszipliniert, zuverlässig, mit einem Kooperationsunternehmen durchgeführt setzt vorgegebene Aufgaben um; neuen Ideen ge- und von einer Exkursion flankiert wurde, weiter genüber kritisch über das Redesign eines Unternehmensplanspiels CH Chairman: dominant, extrovertiert, will externe mit MySQL, das von einem Kollegen der Wirt- Ziele erreichen, bringt Teams zum Arbeiten; eher schaftsinformatik betreut wurde, bis hin zur Ent- nicht sehr kreativ wicklung eines autonom fahrenden Fahrzeugs zur SH Shaper: dynamisch, vorantreibend, fordernd; Teilnahme am Carolo-Cup, der von der TU Braun- ungeduldig, reizbar schweig veranstaltet wird. Letzteres Thema wurde PL Plant: kreativ, unorthodox, löst komplexe Prob- im darauffolgenden Semester mit einem neuen leme; introvertiert, wenig kritikfähig Team fortgesetzt. RI Resource Investigator: extrovertiert, kommuni- Einige Themen kamen speziell aus dem Bereich der kativ, vermittelt Kontakte; lässt Ideen schnell fal- Medieninformatik, die in Osnabrück vom größten len, benötigt Impulse von außen Teil der Studenten studiert wird. Wieder andere ME Monitor Evaluator: strategisch, wägt alle Opti- Themen griffen den Bereich der Mobilkommunika- nionen ab; braucht lange für Entschlüsse, tion auf, wie zum Bespiel der "Android Context manchmal taktlos Twitter", eine Anwendung auf Smart-Phones, mit TB Team Builder: kooperativ, diplomatisch, kann deren Hilfe ein Nutzer digitale virtuelle Notizen zuhören; entscheidet ungern oder ein digitales Graffiti hinterlegen kann. CF Completer Finisher: ehrgeizig, sucht und er- An der HS RheinMain wurden hauptsächlich Pro- kennt schnell Fehler, sehr zuverlässig; delegiert jekte durchgeführt, die in Java verteilte Systeme ungern realisierten, da durch eine Client-Server-Aufteilung Durch die Punkteverteilung sehen die Studieren- sich bereits sinnvolle Projektstrukturen andeuten. den, wo der Schwerpunkt ihres Typs liegt. Die Neben einer Spielesammlung wurden graphische Ergebnisse durften freiwillig für eine statistische Editoren für ER-Diagramme und Aktivitätsdia- Auswertung abgegeben werden, wobei für jeden gramme entwickelt, an denen koordiniert gleich- Studierenden zwei oder drei maßgebliche Typen zeitig mehrere Personen an Diagrammen arbeiten. als Schwerpunkt herausgerechnet wurden. Der Ein Editor wurde nach Projektabschluss noch wei- Rücklauf lag zwischen 40% und 90%. Tabelle 1 ter gepflegt und steht im Internet (ShUND, 2008) zeigt die erhaltenen Ergebnisse, im Wintersemester zur Verfügung. (W) 2009 wurde die Veranstaltung an der Hoch- Im Rahmen forschungsnaher Projekte wurden u. a. schule Osnabrück (OS) getrennt für die Studien- ein Liederverwaltungssystem für einen iPod entwi- gänge Medieninformatik und Technische Informa- ckelt und eine Reimplementierung einer numeri- tik angeboten. schen Bibliothek durchgeführt. Resource Investigator Summe der Merkmale Teilnehmer Completer Finisher Monitor Evaluator Company Worker Als Einleitung zu Aspekten des Umgangs der Pro- Team Builder jektteilnehmer miteinander wurde an beiden Hoch- schulen eine Persönlichkeitsanalyse angelehnt an Chairman Meredith Belbin (Belbin, 2010) durchgeführt. Die Shaper Plant Studierenden werden aufgefordert zu bestimmten Rahmenbedingungen wie „Wie verhalte ich mich Sem./Ort mit anderen Leuten im Projekt?“ aus acht Reaktio- nen, z. B. „Ich kann andere Leute beeinflussen ohne S 09 RM 34 11 2 3 2 1 2 8 5 Druck auszuüben.“ oder „Man kann sich auf meine W 09 OS 28 6 2 5 2 2 4 5 2 originellen Ideen verlassen.“, die auszuwählen, die W 09 OS 47 12 2 7 1 3 6 9 7 auf sie selbst zutreffen. Insgesamt sind zehn Punkte auf die jeweils acht Reaktionen zu verteilen, wobei S 10 OS 41 8 3 8 5 3 1 8 5 möglichst eine klare Schwerpunktbildung (z. B. 6-3- W 10 OS 65 18 3 13 5 2 6 9 9 1) erfolgen soll. Jede der acht Reaktionen steht für eine bestimmte Art von Charaktertypen, die alle Summe 215 55 12 36 15 11 19 39 28 positive wie negative Eigenschaften haben, so dass die Studierenden eine Selbsteinschätzung erhalten. Tabelle 1: Auswertung der Belbin-Befragung Ludewig, Böttcher (Hrsg.): SEUH 2011 Seite 42 von 44
Das Ergebnis zeigt, dass es sich bei Studierenden in Veranstaltung, wobei die Studierenden besonders der Selbsteinschätzung um typische Mitarbeiter positiv bewerten hier erstmals Software-Entwick- eines Teams (CW) handelt, die ein Team auch zu- lung "im Großen" erfahren zu haben, sowie die sammenhalten (TB) können. Typische Führungs- Rückmeldungen der Firmen, die im anschließenden personen (CH) sind seltener, Vorantreiber (SH) 6. Semester die Bachelorarbeitsthemen vergeben durchaus vorhanden. Personen mit Tendenz zu und bereits "projekterfahrene" Praktikanten be- Marketing und Vertrieb (RI) sind durchgehend kommen, bestätigen die Ausrichtung der Veran- selten. staltung in Richtung auf handlungsorientiertes In Nachbesprechungen wurde herausgearbeitet, Lernen (Gudjons, 2008), (Meyer, 1987). dass meist Projekte sehr gut funktionieren, wenn Ähnliche positive Erfahrungen wurden an der HS unterschiedliche Typen zusammenkommen, die RheinMain gemacht, als Besonderheit wurden ei- nach persönlichen Fähigkeiten eingesetzt werden. nige Projekte doppelt durchgeführt, was den Vor- Weiterhin wurde erkannt, dass das Zusammentref- teil der Vergleichbarkeit bringt. Neben dem meist fen extrovertierter, dominanter Typen besonderes positiven Effekt, den eine nicht triviale von Studie- Konfliktpotenzial beinhaltet. In Diskussionen renden umgesetzte Software typischerweise hat, wurde die berechtigte Erwartung formuliert, dass kann man so auch Umsetzungsvarianten oder die mit der Zeit, durch persönliche und Projekterfah- Auswahl optionaler Features kritischer beurteilen. rungen, aber auch Soft-Skills-Schulungen Verände- Da Projekte aber auch den ersten Kontakt von Stu- rungen der Typen möglich sind. dierenden mit aktiven Forschungsarbeiten bringen Die Befragungen werden jeweils am Anfang der können und Präsentationen ähnlicher Arbeiten Projektarbeiten erstellt und geben den Studieren- Langeweile erzeugen, ist eine Projektvielfalt zu den die Möglichkeit das erhaltene Ergebnis kritisch bevorzugen. zu evaluieren und ggfls. in ersten Runden der Kritisch wurde von Studierenden und Lehrenden Teambildung zu nutzen. Weiterhin wurden im angemerkt, dass die eigentliche Zeit zur Umset- Rahmen der Vorlesung die Chancen für Unter- zung der Projekte relativ knapp ist. Oftmals wur- nehmen diskutiert, einfacher effiziente Projekt- den größere Anteile der vorlesungsfreien Zeit für teams zu bilden, aber auch die Gefahren, wenn Projektaufgaben benötigt. Dies kann gerade am Mitarbeiter einfach in Schachteln mit festen mögli- Ende des Wintersemesters Probleme machen, wenn chen Karrierewegen gesteckt werden, angespro- das Sommersemester sich ohne Pause anschließt. chen. Die Veranstaltung macht damit deutlich, dass die Generell zeigt die Tabelle gewisse Tendenzen auf, Frage nach dem realen Arbeitsaufwand hinter ei- die sich bei Informatikstudierenden über die Jahr- nem KP weiter kritisch diskutiert werden muss. gänge wiederholen. Die Evaluation der Werte kann Im Rahmen der Reakkreditierungen wurden an weitere soziologische Untersuchungen ermögli- beiden Hochschulen die Projektveranstaltungen in chen, mit denen man den typischen Durchschnitts- identischer Form übernommen. Ein konsequenterer studierenden charakterisieren könnte, bzw. die Schritt zu weiteren größeren Projekten im Studium zumindest zur Entwicklung neuer zu evaluierender zu anderen Themenschwerpunkten in Richtung Thesen führen können. Projektstudium (Kjaerulff, 2009) wurde nicht ge- macht/gewagt, Projekte können aber als optionale Kritische Analyse Form in Wahlpflichtveranstaltungen durchgeführt werden. Dass in der begleitenden Lehrveranstal- An der HS Osnabrück zeigte sich insbesondere bei tung Inhalte wie Projektplanung vermittelt werden, den klassischen Projektaufgaben zur Entwicklung die eigentlich zum Start des Projekts zum Einsatz einer vollständigen Applikation nach dem 3- kommen, wurde zwar kontrovers diskutiert, aber Schichten-Modell die konstruktive Zusammenar- als kleines Problem gesehen. Ansätze, das Projekt beit von Studierenden der Technischen und der über zwei Semester zu verteilen und im ersten Se- Medien-Informatik, die ihre jeweiligen Schwer- mester die Vorlesung und nur eine Analysephase punkte gewinnbringend in den Rollen im Backend zu machen, so dass im zweiten Semester die Um- bzw. Frontend einbringen konnten. Die aufgrund setzung, ggfls. sogar in anderen Teams erfolgen der Projektgröße von ca. einem halben Personen- kann, wurden verworfen. jahr notwendige Aufgabenteilung mit der Zutei- lung verschiedener Rollen im SWE-Prozess führte für viele Beteiligte zu dem gewünschten Lerneffekt, Zusammenfassung die Notwendigkeit von Softskills praktisch zu er- Die Aufnahme von Software-Engineering-Projekten fahren. Kommunikation, Organisation, Präsenta- in Lehrpläne von Bachelor-Informatik-Studiengän- tion und Führung wurden eingeübt. Die positiven gen ist und bleibt ein wichtiger Beitrag das „reale Evaluationen der Software-Engineering-Projekt- Ludewig, Böttcher (Hrsg.): SEUH 2011 Seite 43 von 44
Leben zu simulieren“ und Studierende Erfahrun- Lewerentz, C., Rust, H. (2001), Die Rolle der Refle- gen in der Teamarbeit sammeln zu lassen. xion in Softwarepraktika, 7. Workshop SEUH, Um möglichst viele Dozenten zur Veranstaltung Zürich 2001 von Projekten zu bewegen, ist ein großer Freiheits- Meyer, H. (1987), Unterrichts-Methoden, Cornelsen grad notwendig, der durch elementare Rahmenbe- Verlag dingungen eingegrenzt werden muss. ShUND (2008), Shared Universal Network Diagram Projekte geben Studierenden auch die Möglichkeit Editor, http://www.shund.de/ (am 1.11.2010 mit aktuellen Forschungsthemen in Kontakt zu aufgerufen) kommen und bereiten so das Abschluss-Semester Stoyan, R., Glinz, M. (2005). Methoden und Techni- mit der Bachelorarbeit vor. Eine weitere Projektori- ken zum Erreichen didaktischer Ziele in Soft- entierung der Studiengänge in folgenden Reakkre- ware-Engineering-Praktika. In: K.-P. Löhr, H. ditierungen könnte die Qualität der Studiengänge Lichter (Hrsg.): Software Engineering im Unter- weiter erhöhen. richt der Hochschulen, SEUH-9 2005. Heidel- berg, dpunkt-Verlag. Literatur Belbin, M. (2010), Management Teams, 3. Auflage, Elsevier, Oxford, UK Claus, V., Reissenberger, W. (1997), Teamarbeit an der Universität - Einbeziehung von Projekten in die Ausbildung, in: Handbuch Hochschullehre, 13. Ergänzungslieferung, Raabe-Verlag Demuth, B., Hußmann, H., Zschaler, S., Schmitz, L. (1999), Erfahrungen mit einem frameworkba- sierten Softwarepraktikum, in: Tagungsband des 6. Workshops Software-Engineering im Unterricht der Hochschulen, Teubner-Verlag Göhner, P., Bitsch, F., Mubarak, H. (2005), Soft- waretechnik live – im Praktikum zur Projekter- fahrung, 9. Workshop SEUH 2005 Gudjons, H. (2008), Handlungsorientiert lehren und lernen: Schüleraktivierung, Selbsttätigkeit, Projektarbeit, 7. Auflage, Klinkhardt Verlag Kjaerulff, U. (2009), Problem-Oriented and Project- Based Learning (POPBL) in Software Engineering. In: Jaeger U., Schneider K. (Hrsg.): Software Engineering im Unterricht der Hoch- schulen: SEUH 11 - Hannover 2009, Seite 1-2, dpunkt-Verlag Kleuker, S. und Thiesing, F. (2010), Empfehlungen zur Durchführung eines Projekts im Rahmen der Veranstaltung Software-Engineering-Pro- jekt http://home.edvsz.hs- osnabrueck.de/skleuker/querschnittlich/SWPr ojektEmpfehlungen.pdf Kopka, C., Alfert, K. (2002), Der Softwareentwick- lungsprozess als Lerngegenstand oder Von einem, der auszog, das reflektierte Handeln zu lehren, in: Sigrid E. Schubert, Bernd Reusch, Norbert Jesse (eds.) Informatik bewegt: Infor- matik 2002 - 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.v. (GI), 30. September - 3. Ok- tober 2002 in Dortmund, Lecture Notes in Informatics, Seiten 401-407, GI, Bonn Ludewig, Böttcher (Hrsg.): SEUH 2011 Seite 44 von 44
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