2017 BERICHT SPENDEN - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising Verband Austria
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1 Vorwort 2017 war ein Jahr massiver Herausforde- Zahl der SpenderInnen, die absetzen, weiter wachsen rungen für Österreichs gemeinnützige wird. Auf legistischer Ebene ist die neue Bundesregie- Organisationen. Im Mittelpunkt standen rung auch gefordert, endlich die Benachteiligung der dabei die neuen Rahmenbedingungen der Spendenab- Kultur-, Bildungs- und Tierschutzeinrichtungen zu been- setzbarkeit. Die Finanz verpflichtet die gemeinnützigen den und diesen die Absetzbarkeit ohne Einschränkungen Organisationen seit Jahresbeginn, Namen und Geburts- zu ermöglichen. datum ihrer SpenderInnen zu sammeln und mit diesen Daten die Spendensumme zu melden. Dies bedeutete Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich auch 2017 einen immensen, personalintensiven Adaptierungs- und fort. Im Bereich der Hochschul- und Kultureinrichtungen Investitionsbedarf für die Organisationen. nehmen die Fundraisingaktivitäten weiter zu, und die ersten größeren Spendenerfolge stellen sich ein. Insge- Bereits im Laufe des Jahres ließ sich ein leichter Rück- samt ist davon auszugehen, dass diese beiden Bereiche gang der Spenden beobachten. Es ist zu befürchten, dass in den kommenden Jahren wachsen und den internatio- sich dieser Trend im vierten Quartal fortsetzt und 2017 nalen Anschluss finden werden. erstmals seit vielen Jahren, mit einem Gesamtaufkom- men von 630 Millionen Euro, weniger gespendet wird. Sie halten den achten Spendenbericht in Händen. Dieser Das Abflauen der Aufrufe rund um die Flüchtlingshilfe, ist umfangreicher als je zuvor, mit mehr Daten und Fak- aber auch die ungenügende Information der Bevölke- ten zum Spenden und Stiften in Österreich. Mit einem rung über die Spendenabsetzbarkeit und die daraus neuen Erscheinungsbild und Layout möchten wir Ihnen resultierende Verunsicherung zeigen ihre Wirkung. Die den Lesegenuss noch schmackhafter machen. Wir legen neue Bundesregierung ist daher gefordert, im Bereich dieses Jahr Schwerpunkte auf neue Spendenthemen wie der Absetzbarkeit rasch Schritte zu setzen, um weitere Hochschulen, Kultur sowie politische Parteien. Folgen abzufedern. Aber auch bei den allgemeinen Rah- menbedingungen des gemeinnützigen Sektors, wie etwa bei den immer dichter und komplexer werdenden Ver- Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! einsgesetzen, besteht Handlungsbedarf. Die neue Bun- desregierung wird es in der Hand haben, das gemein- nützige Engagement in Österreich wieder auf einen Wachstumskurs zu bringen und so einen Beitrag zu leis- ten, die Welt ein Stück besser zu machen. Insgesamt ist die Spendenabsetzbarkeit bei den Öster- reicherInnen angekommen – bereits eine Million nutzen Dr. Günther Lutschinger diese Möglichkeit. Für 2017 bleibt abzuwarten, ob die Geschäftsführer Fundraising Verband Austria
2 Inhalt 3 Spenden auf einen Blick 4 Entwicklung des Spendens 5 So spenden die Bundesländer 6 Internationaler Vergleich 8 Stiftungssektor im Wandel 10 Spendenbegünstigte Organisationen 13 Spendenverhalten und -motive 15 Kunst und Kultur 17 Spenden für Forschungsprojekte 18 Spendengütesiegel 19 Parteispenden 20 Gemeinnützige Lotterien 21 Die 150 größten NGOs: Top 25 22 Die 150 größten NGOs: Top 26-150 24 8 Tipps zum Spenden Executive Summary The Austrian Fundraising Association publishes its Meanwhile one million Austrians are using the advan- National Donation Report annually. The report aims tages of the tax deductibility of donations. Almost to focus on trends in donation behaviour and philan- each third Euro donated is deducted from income tax. thropy. The further development of this figure is under ques- tion, as it is not yet possible to predict the effects of In 2016 Austrians donated 640 million € – 15 million the automated tax statement that has been realised more than expected in the last report. In 2017 dona- at the beginning of 2017. NGOs have to collect the tions will reach 630 million €, this is a decline of 10 mil- names and birthdates of their donors and with this lion in comparison with 2016. New regulations in tax information they are obliged to report the donation deduction of donations and the related irritation of the sum to the financial authorities. donors, as well as fewer collections for refugee sup- port are the two main reasons for this decrease. The The improved legal framework of the charity law donors’ preferences are again child support, animals from 2015 however has made a significant positive and national emergency relief. According to the donors impact on the sector. 20 new foundations were foun- approximately 62 % of all Austrians give charitably. ded this year. More and more cultural and scientific Split by regions, most people from Lower Austria and institutions are starting fundraising activities. Bet- Burgenland make a financial charitable contribution ween 15 and 20 million € are donated every year for but it‘s the citizens of Upper Austria who lead the way cultural organisations. Scientific institutions and uni- donating more than any other region. versities are supported with a further 40 million €.
3 Spenden auf einen Blick 630 Mio. € spenden die ÖsterreicherInnen 349 Mrd. € wurden 2016 in den USA gespendet. im Jahr 2017. Sie sind Spendenweltmeister. 46 Mrd. € werden europaweit jährlich 62% der ÖsterreicherInnen gegeben. spenden. 113 € 126 € werden durchschnittlich in spenden ÖsterreicherInnen im Durchschnitt pro Jahr. Oberösterreich gegeben – am meisten im Bundesländervergleich. Kinder, Tiere und Katastrophenhilfe Erlagscheine sind der sind beliebteste Spendenziele. beliebteste Weg zum Spenden. Spenden an 1.232 gemeinnützige 227 Mio. € an Spenden werden steuerlich Organisationen abgesetzt – fast jeder dritte sind steuerlich absetzbar. Spendeneuro.
4 Entwicklung des Spendens Die ÖsterreicherInnen unterstützten die Hilfprojekte der gemeinnützigen Einrichtungen 2016 mit 640 Mio. €. Für 2017 wird ein leichter Rückgang auf 630 Mio. € erwartet. Die Verunsicherung wegen der Spendenabsetzbarkeit sowie weniger Aufrufe rund um Elementarereignisse sind der Hintergrund. N ach Auswertung von rund 350 Jahresabschlüs- Spendenaufkommen Österreich sen, Berichten und Recherchen belief sich das 2012-2017 in Mio. € Spendenaufkommen 2016 auf 640 Mio. Euro – 625 640 630 damit wurden die im vergangenen Bericht prognosti- zierten 625 Mio. € deutlich übertroffen. In den vergan- 550 570 genen Jahren ist bei allen gemeinnützigen 500 Einrichtungen in Österreich ein Wachstum an Spenden zu beobachten. Allerdings haben kleinere und mittlere NPOs deutlicher zulegen können als die 50 größten Ver- eine. Ihr Anteil am gesamten Spendenaufkommen ist von 75% auf unter 70% gefallen. Dazu beigetragen hat nicht nur eine stärkere Professionalisierung des Fund- raisings sondern auch eine steigende Zahl an Organisa- tionen, neue Zielgruppen und neue Technologien. Ausblick 2017 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Die Prognose für 2017 ist wenig günstig: Erstmals wird Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria ein leichter Rückgang erwartet. Einerseits ist die große Solidarität mit den Flüchtlingen abgeebbt, und die damit Aufruf für den gemeinnützigen Zweck ab, Rückgänge verbundenen Anlassspenden fielen weg, andererseits waren die Folge. Zusätzlich mussten die SpenderInnen herrscht eine gewisse Verunsicherung durch die neuen über das komplizierte Verfahren informiert werden, die Rahmenbedingungen der Spendenabsetzbarkeit bei den Öffentlichkeitsarbeit des BMF zu diesem Thema setzte SpenderInnen. Die Organisationen sammelten das ganz viel zu spät ein. Es wird sich erst 2018 verifizieren las- Jahr Daten von ihren UnterstützerInnen für das Finanz- sen, ob und in welchem Umfang dieser Rückgang wie- amt, diese Fragen lenken zweifellos vom eigentlichen der ausgeglichen werden kann. Spendenindex 2015-2017 Spendenindex – das Jahr im Rückblick 350 Der Spendenindex wird monatlich aus den Spendenein- gängen von 31 Organisationen gebildet. Er ist damit ein 300 2017 repräsentativer, zeitnaher Indikator für Spendentrends. 2016 Allgemein konnte 2017 beobachtet werden, dass die 250 Spendenreaktionen bei Brief-Aussendungen durch die 2015 Spendenabsetzbarkeit NEU zurückgingen. Das konstante 200 Vertrauen der DauerspenderInnen milderte diesen Trend. Insgesamt liegt das bisherige Aufkommen 2017 in etwa 150 auf dem Niveau des Vorjahres. Bei der internationalen Hilfe sowie beim Tier- und Umweltschutz ist das Aufkom- 100 men bisher allerdings leicht rückläufig. Das vierte Quar- tal ist das wichtigste für spendenwerbende Organisatio- 50 nen, rund 25% aller Spenden gehen in der Regel in dieser Jän. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Zeit ein. Quelle: Direct Mind
5 So spenden die Bundesländer In den vergangenen zwölf Monaten haben nach eigenen Angaben rund 62 Prozent der ÖsterreicherInnen gespendet. Damit hat sich der Anteil um zwei Prozentpunkte vermindert. Dies liegt allerdings innerhalb der statistischen Schwankungsbreite. So spendet Österreich Wien 51% Spendenzweck Österreich spenden Tiere, Obdachlose ~99€ 62% Spendenzweck OÖ pro SpenderIn spenden Kinder, Tiere 50% Spendenzweck ~113€ spenden Kinder, Tiere pro SpenderIn ~126€ NÖ, Bgld pro SpenderIn Spendenzweck 74% Kinder, spenden Katastrophen Sbg, T, V ~110€ hilfe im Inland pro SpenderIn 68% Spendenzweck Stmk, Ktn spenden Kinder, Kirchen ~121€ 65% Spendenzweck spenden Kinder, Tiere pro SpenderIn ~116€ pro SpenderIn Durchschnittsspende, Spendenbeteiligung und -themen Quelle: Public Opinion GmbH/Institut f. Sozialforschung Linz Spendenmarktbefragung 2016 L angfristig betrachtet ist von 2000 bis 2013 der Wert wie im Jahr 2014 erzielt wird. Männer geben Anteil der SpenderInnen um 21 Prozentpunkte durchschnittlich rund 110 €, Frauen rund 114 €. Am groß- zurückgegangen. Ob sich der 2014 eingesetzte zügigsten erweist sich nach wie vor die Altersgruppe leichte Aufwärtstrend fortsetzt, kann erst im kom- der 60+ Jährigen mit durchschnittlich 124 €. Im Stadt- menden Jahr beurteilt werden. Vergleichsweise mehr Land-Vergleich heben sich ebenso die Landeshaupt- SpenderInnen findet man in Niederösterreich/Burgen- städte besonders ab. Hier werden durchschnitt- land sowie Tirol/Salzburg/Vorarlberg. lich 136 € gespendet. Am schlechtesten schneidet die Bundeshauptstadt Wien ab, wo nur 99 € gespendet Rund 18 Prozent der Befragten spenden systematisch/ werden. regelmäßig, das heißt, sie reservieren einen bestimm- ten Betrag für wohltätige Zwecke. Dies trifft insbeson- Im Bundesländervergleich drehte sich dieses Mal das dere auf die Altersgruppe der 60+ Jährigen und Höher- Ranking: An der Spitze liegt Oberösterreich mit durch- gebildeten zu. Im Bundesländervergleich trifft man schnittlich 126 € vor Salzburg/Tirol/Vorarlberg mit 121 €, diese SpenderInnen vor allem in Oberösterreich und in Steiermark/Kärnten mit 116 €, Niederösterreich/Burgen- Steiermark/Kärnten. Rund 66 Prozent (2015: 62%) land mit 110 € und dem Schlusslicht Wien mit 99 €. bekennen sich zu den anlassbezogenen SpenderInnen. Hierzu zählen besonders die 16- bis 34-Jährigen und Während Kinder und Tiere vor allem in Steiermark/ vergleichsweise mehr Befragte aus Wien. Kärnten und Oberösterreich das Ranking anführen, sind es in Wien die Themen Tiere, Obdachlose/Bettler 2013, 2014 und 2015 erfuhr die jeweilige Durchschnitts- sowie Kinder. In Salzburg/Tirol/Vorarlberg finden sich spende eine Steigerung. 2015 lag die Minimalvariante Kinder und Kirchen/religiöse Vereinigungen an vor- bei 122 € pro SpenderIn, die Maximalvariante bei 135 € derster Stelle; in Niederösterreich/Burgenland sind es (Durchschnitt: 128,50 €). Im Jahr 2016 werden durch- insbesondere Kinder gefolgt von der Katastrophen- schnittlich 113 € gespendet, womit in etwa der gleiche hilfe im Inland und Tiere.
6 Finnland Internationaler Norwegen 91,07 € 76,05 € Vergleich Schweden 111,0 € Groß- britannien 249,81 € Irland 86,14 € Niederlande 129,77 € Deutschland 91,93 € Tschechien 26,54 € Frankreich Spendenaufkommen pro 51,85 € EinwohnerIn in Europa Schweiz Österreich 197,15 € 73,56 € Spanien Italien 38,43 € 65,93 € Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria I m internationalen Vergleich sind einmal mehr die auf den Anteil am BIP schafft es Österreich auf Platz 9 Vereinigten Staaten von Amerika Spendenweltmeis- (Spenden machen 0,18% des BIP aus). Einen niedrige- ter. 2016 wurden in den USA insgesamt 349,14 Mrd. € ren Wert weist beispielsweise Frankreich mit 52 €, (+ 2,7%) oder 2,04% des BIP gespendet. Dies ent- einen höheren Schweden mit 111 € auf. spricht bei einer EinwohnerInnenzahl von rund 323 Mio. Menschen rund 1.080 € pro Kopf. Allerdings Spendenentwicklung im DACH-Raum ist zu beachten, dass diese Zahlen auch Zuwendungen Österreich konnte mit einem Gesamtspendenaufkom- an Kirchen beinhalten. men von 640 Mio. € das prognostizierte Ergebnis 2016 noch übertreffen. In Deutschland und der Schweiz fiel In Europa lässt sich bei derzeit etwa 512 Mio. Einwoh- der Rückgang nach dem Spendenhoch im Zuge der nerInnen jährlich ein Spendenaufkommen von insge- Flüchtlingswelle 2015/16 wesentlich stärker aus als in samt rund 46 Mrd. € verzeichnen. Abhängig von der Österreich. Erstmals wurde ein Trendvergleich mit den wirtschaftlichen Situation, der gesellschaftlichen deutschsprachigen Ländern angestellt und dazu Bedeutung des gemeinnützigen Sektors und der Daten vom Schweizer ZEWO und den beiden deutschen Spendenkultur im Kontext des jeweiligen Staates, Einrichtungen Spendenrat und DZI sowie Steuerdaten gestaltet sich das soziale Engagement in den einzel- ausgewertet. Um die unterschiedlichen Erhebungsar- nen europäischen Ländern mitunter sehr unterschied- ten auszugleichen, wurde die Durchschnittsspende lich. Dementsprechend reicht das nationale Spenden- pro EinwohnerIn ermittelt und das Wachstum ab 2008 aufkommen pro EinwohnerIn von 27 € in Tschechien berechnet. Österreich sticht in diesem langjährigen bis hin zu fast 200 € in der Schweiz. Mit einer Vergleich mit dem mit Abstand höchsten Wachstum Pro-Kopf-Spendensumme von 74 € bewegt sich Öster- (+70%) vor Deutschland (+29%) und der Schweiz reich im Europäischen Mittelfeld (Platz 10), berechnet (+11%) hervor.
7 Spendenentwicklung im Vergleich Österreich, Schweiz, Deutschland 2008 bis 2016 70% 70% 64% Österreich 60% Deutschland 55% Schweiz 50% 50% 38% 40% 35% 28% 30% 20% 8% 10% 0% 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle Daten: Spendenrat, ZEWO, Fundraising Verband Austria Allerdings hat Österreich auch den höchsten Aufhol- men. Die Liste der Staaten, die sich gegenüber dem bedarf, liegen doch die Durchschnittsspenden pro Ein- Vorjahr am stärksten verbessert haben, wird von Bos- wohnerIn in der Schweiz mit 197 € weit vor Deutsch- nien und Herzegowina angeführt. Im vergangenen land mit 92 € und Österreich mit € 74.-. In den letzten Jahr noch auf Platz 128, wird das Land aktuell auf Jahren hat sich dieser Abstand bereits verringert. Platz 59 gereiht. Unter den 13 Ländern, die sich am stärksten verbessert haben, finden sich gleich acht World Giving Index 2017 afrikanische Länder, angeführt von Kenia, das insge- Die britische Organisation CAF – Charities Aid Founda- samt erstmals an dritter Stelle des World Giving Index tion analysiert mit dem „World Giving Index“ jährlich gereiht wird. die weltweite Spendenbereitschaft. 139 Länder und damit rund 95% der Weltbevölkerung wurden unter- Giving in Europe sucht. Zum vierten Mal in Folge führt in der Gesamt- Die im Mai 2017 veröffentlichte Studie „Giving in wertung Myanmar das Feld an. 91% der BewohnerIn- Europe“ beleuchtet und vergleicht Philanthropie erst- nen Myanmars spendeten Geld, 53% haben einem mals europaweit anhand von 20 Ländern. Durchge- Fremden geholfen und 51% haben sich ehrenamtlich führt wurde die Studie von Barry Hoolwerf und Theo engagiert. Dies ist auf die starke Gemeinschaft der Schuyt vom European Research Network on Philan Theravada Buddhisten zurückzuführen, für die Spen- thropy (ERNOP) unter Mitarbeit von 49 AutorInnen aus den als zentral für ein gutes Karma gilt. Die USA, in den beteiligten Staaten. den vergangenen Jahren immer unter den Top-3-Nati- onen, liegen 2017 nur mehr an fünfter Stelle. Öster- Hinter „Giving in Europe“ steht der Anspruch, das phi- reich wird auf Rang 26 gereiht, und damit zwischen lanthropische Engagement in Europa erstmals inner- den Nachbarländern Deutschland (Platz 19) und halb der verschiedenen Gesellschaften strukturiert zu Schweiz (Platz 33). erfassen und im Hinblick auf Privathaushalte, Ver- mächtnisse, Stiftungen, Körperschaften und karitative In der untersuchten Teilkategorie Ehrenamtliches Lotterien einen Gesamtüberblick über die europäische Engagement liegt Indonesien an erster Stelle Kultur des Gebens zu schaffen. Als eines ihrer wesent- (Gesamtwertung Platz 2). Einem Fremden helfen mit lichen Ergebnisse offenbart die Studie, dass die priva- 81% am meisten Menschen in Sierra Leone. Ein Ver- ten Haushalte (einschließlich Vermächtnisse) mit 46 gleich der Kontinente offenbart Ozeanien eindeutig Mrd. € (53%) in Europa den größten Beitrag für den als internationalen Spitzenreiter, wobei zu beachten Philanthropie-Sektor darstellen, gefolgt von Körper- ist, dass Ozeanien im World Giving Index ausschließ- schaften mit 21,7 Mrd. € (25%). Stiftungen weisen ein lich die Länder Neuseeland und Australien umfasst, Volumen von 16 Mrd. € (19 %) auf und 3 Mrd. € (3%) die in der Gesamtwertung die Plätze 4 und 6 einneh- tragen karitative Lotterien bei.
8 Donor-Advised Funds wachsen rasant Donor Advised Fund an die Spitze des Rakings der Über die klassische Geldspende hinaus sind in den Organisationen mit den meisten privaten Spenden USA alternative und innovative philanthropische För- gesetzt. „Fidelity Charitable“ hat damit traditionelle derinstrumente in einem vielfältigen Einsatzbereich NPOs wie „United Way Worldwide“ und „Feeding Ame- etabliert. Besonders beliebt sind die „Charitable rica“ hinter sich gelassen. Der „Fidelity Charitable Gift Funds“, die dem Gedanken des Stiftens weitest mög- Fund“ wird wie andere Bankprodukte über die Filialen lich folgen. Eine Form ist der „Donor Advised Fund“, des Unternehmens vertrieben. bei dem SpenderInnen einen wohltätigen Beitrag an eine Stiftung leisten und gleichzeitig mitentscheiden, Vergleichbar ist das Modell mit jenem der Zustiftung. welche gemeinnützigen Projekte mit dem Geld geför- Im Unterschied zu einer Spende an eine Stiftung, wird dert werden sollen. Ihre Zuwendungen sind in der der gespendete Betrag bei einer Zustiftung langfris- Regel steuerlich absetzbar. Durch die Begünstigung tig erhalten. Nur die aus dem zugestifteten Kapital kann das Stiftungsvermögen dabei steuerfrei wach- erwirtschafteten Erträge werden für den gemeinnüt- sen und so einen größtmöglichen Beitrag zur Gemein- zigen Zweck der Stiftung verwendet. Zustiftungsmo- nützigkeit leisten. delle gewinnen auch in Europa zusehends an Beliebt- heit, sind sie doch so etwas wie die „Stiftungen für In den USA existieren solche „Donor Advised Funds“ in den kleinen Mann“. Auf einer ähnlichen Basis funktio- unterschiedlichen Formen bereits seit den 1930er Jah- nieren die Community-Foundations bzw. die europäi- ren. In den vergangenen Jahren konnte ein enormer schen Bürgerstiftungen, bei denen sich viele Einzelne Zuwachs verzeichnet werden. Allein 2015 wuchs die- als echte Stifter betätigen können. Die zuletzt in ser Sektor um 11,4 % auf ein Volumen von $22,26 Mrd. Österreich gegründeten Stiftungen der Caritas, von und ist damit das am schnellsten wachsende Philan- Jugend eine Welt, der Kindernothilfe oder des Roten thropie- und Fundraising-Instrument. 2016 hat sich Kreuzes setzen diesen Trend erstmals auch in Öster- mit dem „Fidelity Charitable Gift Fund“ erstmals ein reich um. Stiftungssektor im Wandel – neues Bundesstiftungsgesetz zeigt Wirkung! I m Laufe des Jahres 2017 wurden bereits 72 nicht – die Möglichkeit auf diesem Weg zu stiften ist neu für gemeinnützige Privatstiftungen aufgelöst, insge- Österreich – mussten warten. samt waren es 357 zwischen 2013 und 2017 (Stand 30.10.17). Dadurch nahm die Zahl der Privatstiftun- Das Interesse an der neuen gemeinnützigen Rechts- gen netto um 119 ab (abzgl. Neugründungen). Im glei- form ist da, das Wachstum hinkt aber noch der deut- chen Zeitraum wurden 57 gemeinnützige Privatstif- schen (plus 582 Stiftungen 2016) und der schweizeri- tungen gegründet. Bis zum Jahr 2016 war diese schen Entwicklung (plus 349 Stiftungen 2016) Rechtsform die beliebteste in Österreich, ist sie doch hinterher. Im Verhältnis zur EinwohnerInnenzahl gibt gut eingeführt und hat viele Anhänger. 2017 änderte es in Deutschland immer noch dreimal und in der sich dieser Trend durch das neue Bundesstiftungs- Schweiz zwanzigmal so viele Stiftungen. Absolut und Fondsgesetz. Mit der Neugründung von dreizehn betrachtet sind in Österreich 726, in Deutschland Bundesstiftungen und Fonds (bis Redaktionsschluss) 21.806 und in der Schweiz 13.075 gemeinnützige Stif- überstieg dies die Zahl der sieben neuen gemeinnüt- tungen eingetragen. In Liechtenstein gibt es mit rund zigen Privatstiftungen. Die erste Umwandlung einer 1.300 Stiftungen fast doppelt so viele wie in Öster- Privatstiftung in die günstigere Variante einer Bun- reich. Österreich hat somit noch großen Aufholbedarf. destiftung wird gerade vollzogen. Einen Dämpfer für Dass die Rolle von Stiftungen international wächst, die Entwicklung gab es 2017 bei der Innovationsstif- zeigt nicht zuletzt die europaweit steigende Zahl an tung für Bildung: Trotz der Gründung mit Jahresbe- Neugründungen und das wachsende Engagement. ginn wurde bis Redaktionsschluss keine einzige Aus- Etwa 140.000 europäische Stiftungen fördern das schreibung gestartet und etliche Zustifter-Initiativen Gemeinwohl mit jährlich rund 60 Mrd. Euro.
9 Entwicklung der gemeinnützigen Stiftungen 2013 bis 2017 17 12 13 13 10 7 Privatstiftungen 5 Bundesstiftungen 1 2 2 2013 2014 2015 2016 2017 (Stand 15.11.2017) Rolle in Österreich ausbaufähig vierte bis fünfte Stiftung mit einem Kulturzweck und Stiftungen spielen hierzulande eine wesentliche, aber ebenso viele mit einem wissenschaftlichen Zweck ausbaufähige Rolle für die Förderung des Gemein- gegründet. Daneben wurden Stiftungen auch von wohls. Aktuell gewinnen die Bereiche Kultur und Wis- gemeinnützigen NPOs gestartet: So riefen die Caritas, senschaft neben dem sozialen Sektor zunehmend an die Kindernothilfe Österreich oder Jugend eine Welt Bedeutung. So wurden 2017 die Otto Nicolai Jubilä- eigene Stiftungen ins Leben und die „Aus Liebe zum umsstiftung der Wiener Philharmoniker, die Stiftung Menschen Stiftung“ des Roten Kreuz wird gerade Hohenlohe zur Förderung biologischer und psychoso- gegründet. Ende 2016 kamen noch mit der IST Austria matischer Medizin oder die EFIS Stiftung (Europäische Stiftung in Gugging und Modul University Funds zwei Stiftung für Innovation und soziale Verantwortung) renommierte Wissenschafts- und Hochschulstiftun- ins Leben gerufen. Letztere sichert dem südburgen- gen dazu. ländischen „jOPERA Jennersdorf Festivalsommer“ durch den Kauf des Schlosses Tabor nachhaltig seine Aber nicht nur als Träger und Finanzier gemeinnützi- Spielstätte. Durch die Medien gegangen sind zwei Pri- ger Projekte spielen Stiftungen eine wichtige Rolle, vatstiftungen, die von Mäzenen gegründet wurden: sie sichern auch tausende Arbeitsplätze in Österreich. Hans Peter Haselsteiner war der Initiator der Tiroler So beschäftigt die, im Besitz einer gemeinnützigen Festspiele Erl Gemeinnützige Privatstiftung und Die- Stiftung befindliche, steirische Unternehmensgruppe trich Mateschitz für die Medienstiftung Quo Vadis der JUFA Hotels über 1300 MitarbeiterInnen in vier Veritas. In den letzten beiden Jahren wurde jede Ländern. Gemeinnützige Stiftungsgründungen 2017 Bundesstiftungen 11. Rotkreuz-Stiftung Aus Liebe zum Menschen 1. Erarta gemeinnützige Stiftung (in Gründung) 2. Gudzowaty Foundation – Stiftung für 12. Bekleidungswirtschaftsfonds der Exekutive des BMI Fotografie und Bildung 13. Modul University Funds 3. Innovationsstiftung für Bildung 4. Otto Nicolai Jubiläumsstiftung Privatstiftungen 5. Stiftung Hohenlohe zur Förderung biologischer 14. Quo Vadis Veritas Privatstiftung und psychosomatischer Medizin in Österreich 15. Privatstiftung zur Förderung des Bahnbauwesens 6. EFIS Stiftung – Europäische Stiftung für 16. Privatstiftung zur Förderung der Gesundheit von Innovation und soziale Verantwortung Beschäftigten der Austria Tabak GmbH 7. Tierasyle und Gnadenhöfe „Müde Pfoten, 17. Herta und Carl Appel Privatstiftung Hufe und Flügel“ gemeinnützige Stiftung 18. INFINITART Privatstiftung 8. Annemarie-Haber-Stiftung 19. Gemeinnützige Privatstiftung AL-Rahma 9. Energypact-Stiftung 20. Tiroler Festspiele Erl Gemeinnützige Privatstiftung 10. Gemeinnützige Max Birnstiel-Stiftung (in Gründung)
10 Spendenbegünstigte Organisationen – „Staatliche Zweiklassengesellschaft“? Das Jahr 2017 brachte einige Änderungen in der Spendenabsetzbarkeit. Insgesamt sind mittlerweile Spenden an rund 6.500 Einrichtungen absetzbar. Eine Million ÖsterreicherIn nen nutzen dieses Angebot und machen 227 Mio. € an Spenden steuerlich geltend. M it der Verpflichtung zur Spenderdatenweiterlei- haben damit zweifellos einen klaren Wettbewerbsvor- tung 2017 wurde das System der Listung der teil. Dies führt mitunter zu absurden Marktverzerrun- Spendenorganisationen grundsätzlich verän- gen. So brauchen Behindertenorganisationen einen dert. Bis dahin waren auf der BMF-Website ausschließ- Bescheid, während die Behindertensportverbände im lich gemeinnützige Organisationen gelistet. Diese Gesetz genannt sind. Ebenso brauchen Bundestheater haben nach einer aufwändigen Wirtschaftsprüfung einen Wirtschaftsprüfer, während private Museen kei- einen Bescheid vom Finanzamt Wien 1/23 erhalten. Die- nen brauchen. ser kann erst nach drei Jahren gemeinnütziger Tätig- Im Laufe des Jahres 2017 wurden sämtliche vom keit beantragt und muss jährlich erneuert werden. Gesetzgeber bestimmten Einrichtungen, wenn sie (Begründet wird dieses Verfahren mit Verwaltungsver- einen Antrag auf Zulassung zur Sonderausgaben-Da- einfachung und Spenderschutz). Daneben wurden ein- tenübermittlung gestellt haben, auf der BMF-Website zelne staatliche Einrichtungen, Bundesmuseen, private gelistet: Von den jetzt auffindbaren 6564 Einrichtun- Museen von überregionaler Bedeutung, Behinderten- gen (Stand 30.10.2017) sind 80% staatlich bestimmt sportvereine, Universitäten und die Freiwilligen Feuer- und nur mehr rund 20% klassische gemeinnützige wehren genannt. Für diese gelten Voraussetzungen Organisationen. Eine deutliche Verzerrung, die in wie Gemeinnützigkeit, Wirtschaftsprüfung oder 3-Jah- Deutschland oder der Schweiz undenkbar wäre und resfrist nicht. Damit sparen sie Geld sowie Zeit und nach einer neuen grundsätzlichen Reform „schreit“. Anzahl spendenbegünstigter Einrichtungen 2008-2017 ohne Freiw. Feuerwehren 1.232 1.042 1.135 1.186 1.076 1.092 118 976 1.031 118 33 115 117 22 35 117 117 27 31 858 115 584 117 18 24 797 825 853 16 734 755 115 538 673 383 473 115 343 358 360 323 225 207 196 194 190 193 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Forschung Soziales und Naturschutz und Kunst und Kultur im Gesetz genannte Sammelvereine Tierheime Einrichtungen
11 Entwicklung Spendenabsetzbarkeit 2010-2016 abgesetzte Spenden in Mio. € 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016* Soziales 107,5 123,0 126,9 168,2 164,0 185,6 182,4 Forschung 10,4 10,9 8,8 8,7 8,5 8,7 8,1 Umwelt 10,6 15,2 17,9 19,3 22,4 Feuerwehr 6,8 9,2 11,9 13,0 14,8 Gesamtsumme 118,0 133,9 153,1 201,1 202,3 226,5 227,8 SpenderInnen, die absetzen 588.407 639.057 753.248 894.393 974.250 981.261 1.050.000 Durchschnittl. abgesetzte Spende in € 200,5 209,6 203,2 225,5 207,7 230,8 216,9 * Hochrechnung Zahl der spendenbegünstigten, an Spenden von knapp einer Mio. Privatpersonen gemeinnützigen Einrichtungen steigt gemeldet. Der starke Anstieg der Zuwendungen 2015 Die Zahl der spendenbegünstigten, gemeinnützigen während der Flüchtlingskrise schlägt sich auch in den Einrichtungen stieg von 1186 (2016) netto um 46 NPOs Steuererklärungen nieder. So wuchs die Gruppe Sozia- auf 1232 (2017) an. Einen wesentlichen Anteil am les deutlich an. Daneben verzeichneten auch die gel- Wachstum hatten zehn Kunst- und Kultureinrichtun- tend gemachten Beträge für Umwelt und Feuerweh- gen sowie 46 karitative Vereine. Außerdem kamen ren einen Aufwärtstrend. Eine erste Hochrechnung acht Forschungs- und vier Umweltorganisationen für 2016 zeigt eine Fortsetzung dieses Trends. hinzu. 22 Einrichtungen verloren die Spendenabsetz- barkeit oder legten diese zurück. Die Gesamtzahl Durchschnittsspende steigt auf 231 € wuchs erneut um 4%. Weiters listet das BMF 4487 2015 stieg der durchschnittlich geltend gemachte Jah- Freiwillige Feuerwehren auf. Von den 118 im Gesetz resspendenbetrag auf 231 € (2014 208 €) stark an. genannten Organisationen finden sich bis jetzt ledig- Dies ist der höchste Wert seit der Ausweitung der lich 59 in der Onlineliste. Die restlichen – teilweise Absetzbarkeit 2009. Damit setzt sich der Wachstums sehr bekannten – Einrichtungen fehlen, da sie noch trend fort, der sich mit wenigen Ausnahmen seit 2009 nicht den Antrag auf Zulassung zur Sonderausga- beobachten lässt. Angestellte spenden durchaus ben-Datenübermittlung gestellt haben. anders als Selbständige: Während letztere häufiger für soziale Zwecke und Forschung geben, spenden Jeder dritte Spendeneuro wird abgesetzt erstere überproportional mehr für Umwelt und Feuer- Für die diesjährigen Auswertungen standen wiederum wehren. Die Durchschnittsspende betrug bei Arbeit- die Einkommen- und Lohnsteuerdaten von 2008 bis nehmerInnen für Soziales 190 €, für Forschung 104 €, 2016 (Stand 30.10.2017) vom Bundesministerium für für Umwelt 98 € und für Feuerwehren 40 €. Bei Selb- Finanzen zur Verfügung. In der Zeitreihe sieht man, ständigen belief sich die Durchschnittsspende für dass die Spendenabsetzbarkeit sich erst in den Köp- Soziales auf 410 €, für Forschung 539 €, für Umwelt fen der ÖsterreicherInnen verankern musste: So stieg 130 € und für Feuerwehren 60 €. In 18% aller Erklä- die Anzahl der geltend gemachten Spenden im Ver- rungen werden Spenden für Soziales, in 7% für die hältnis zum Gesamtspendenvolumen bis 2013 an, um Feuerwehr, in 4% für Umwelt und in nur 1% für For- sich danach einzupendeln. Mittlerweile wird jeder schung geltend gemacht. Die Steuerersparnis betrug dritte Spendeneuro abgesetzt. Würde man nur das für ZuwenderInnen an Sozialeinrichtungen im Mittel Spendenaufkommen begünstigter Zwecke betrach- 59,1 Mio. €, an Forschung 3,01 Mio. €, für Umwelt 5,3 ten, wäre dieser Anteil sicher wesentlich höher. Mio. € und für Feuerwehren 4,1 Mio. €. Im gesamten Spendenaufkommen werden neben den Nach wie vor kommen zwei Drittel aller geltend nicht spendenbegünstigten Vereinen zudem auch gemachten Spenden von LohnsteuerzahlerInnen. nicht absetzbare Sach- oder Unternehmensspenden Diese spenden rund 0,68% (2014 0,63%) ihres Ein- sowie Stiftungs- und Nachlasszuwendungen berücksich- kommens, EinkommensteuerzahlerInnen hingegen tigt. Insgesamt wurden 2015 226 Mio. € (2014 202 Mio. €) 0,88% (2014 0,80%).
12 Vergleich Deutschland-Österreich: Vergleicht man Steuerdaten aus Deutschland und Anteil von Spenden am persönlichen Österreich, so stellt man schnell einen signifikanten Jahreseinkommen 2015 (in %) Unterschied fest: Vermögende SpenderInnen bleiben in Österreich weiter unterrepräsentiert. So setzen über 2,9% Deutsche, die über mehr als 500.000 € Einkommen 500.000 € k.A. verfügen, mit 2,9% ihres Einkommens den höchsten 100.000 0,8% Prozentsatz aller Einkommensklassen ab. BezieherIn- bis 500.000 € 0,39% nen von über 100.000 € jährlich immerhin noch 0,8%. 50.000 0,7% In Österreich hingegen spenden alle über 100.000 € bis 100.000 € 0,46% Jahreseinkommen lediglich 0,39% davon. Damit wird Deutschland 30.000 1,0% ein deutlicher Trend hierzulande unterstrichen: Je bis 50.000 € 0,58% Österreich höher das Einkommen, desto geringer der Anteil, der 20.000 1,3% gespendet wird. Daran ändert auch der Umstand bis 30.000 € 0,71% nichts, dass die Zahl der Großspenden (über 6000 €) 2,5% nach 882 (2013) und 902 (2014) 2015 um 40% auf 1242 0 bis 20.000 € 1,41% Fälle in der Einkommensstatistik angestiegen ist. Spendenabsetzbarkeit NEU seit 1.1.2017 In Österreich hat sich die Spenden- Damit werden die Spendenbeträge oder diese fehlerhaft sind. Die absetzbarkeit seit Anfang des Jah- automatisiert in das Veranla- SpenderInnen müssen ihre Daten res grundlegend geändert. Seither gungsverfahren aufgenommen. genau in der Form bekannt geben, getätigte Spenden können nur wie sie im Zentralen Melderegister mehr als Sonderausgabe steuer- Sollte auf Basis der von den Spen- (ZMR) gespeichert sind und nicht lich berücksichtigt werden, wenn derInnen bekannt gegebenen wie sie sie im Alltag verwenden. die SpenderInnen der spendenbe- Daten keine vbPK SA ermittelt wer- Damit kommt den Organisationen günstigten Organisation ihren Vor- den (etwa weil die Daten fehler- eine neue Rolle und Verantwor- und Zunamen sowie Geburtsda- haft sind), können die Spendenbe- tung zu. Aufgrund komplexer Vor- tum bekannt geben. Mit diesen träge in weiterer Folge nicht gaben seitens ZMR und FinanzOn- Daten müssen die Organisationen gemeldet werden. In einem sol- line waren die gemeinnützigen dann die Spenden den Finanzbe- chen Fall müssen die BürgerInnen Organisationen gezwungen, um hörden melden. Die Neuregelung die Organisationen zur Berichti- fangreiche technische Adaptierun- stellt die gemeinnützigen Organi- gung ihrer Daten auffordern. gen und kostspielige Neuanschaf- sationen vor große Herausforde- Unterbleibt die Meldung zu fungen zu tätigen – insbesondere rungen. Unrecht oder ist der gemeldete für kleinere Einrichtungen eine Gesamtbetrag fehlerhaft, müssen massive Herausforderung. Der Ablauf im Detail sich die SpenderInnen in erster Die SpenderInnen geben der spen- Linie an die Organisation wenden Herausforderung denbegünstigten Organisation und diese zur Korrektur auffor- Kommunikation Vor- und Zunamen sowie Geburts- dern. An die Finanz selbst können Eine Umstellung dieser Dimension datum bekannt. Auf Basis dieser sie sich nur wenden, wenn eine steht und fällt im Ausmaß, wie gut Daten fordern die Organisationen Organisation ihren Meldepflichten die Bevölkerung und die NPOs dar- für die jeweiligen SpenderInnen nicht nachkommt. über informiert sind. Damit die über das Stammzahlenregister das automatische Berücksichtigung verschlüsselte bereichsspezifische Herausforderung der Spenden gelingen kann, hat Personenkennzeichen für Steuern Datenqualität und Technik das Finanzministerium verschie- und Abgaben (kurz vbPK SA) an. Eine große Herausforderung liegt dene Kommunikationsmaßnahmen Die NGO übermittelt dieses dann darin, dass viele Spendenorgani- gesetzt. Die Reaktionen der Spen- zusammen mit der Jahresspen- sationen die erforderlichen Daten derInnen darauf sind durchwachsen. densumme an FinanzOnline bis von einem guten Teil ihrer Spend- Ende Februar des Folgejahres. erInnen noch nicht erhalten haben
13 Spendenverhalten und -motive der ÖsterreicherInnen Kinder, Tiere und Katastrophenhilfe sind die beliebtesten Spendenziele der ÖsterreicherInnen. Weiterhin wird am häufigsten über Erlagscheine gespendet. Die beliebtesten Spendenthemen der ÖsterreicherInnen (Quelle: Public Opinion) 29% 24%Kinder Tiere 18% Katastrophenhilfe im Inland 12% Obdachlose, BettlerInnen 11% Bekämpfung des Hungers in der Welt 11% 10% 9% 7% 7% Sozial Katastrophenhilfe Kirchen, religiöse Natur-, Klima-, Flüchtlinge, Verfolgte, Benachteiligte im Ausland Vereinigungen Umweltschutz Kriegsopfer im Ausland Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, Zeitraum: 19. 10. bis 8. 11. 2016 U nangefochtene Spitzenreiter bei den Spen- rophenhilfe im Inland, Kunst/Kultur/Freizeit, Parteien/ denthemen sind Kinder mit rund 29 Prozent, Bürgerinitiativen oder Projekte/Initiativen, die ihrer Tiere mit rund 24 % sowie die Katastrophen- Region zugutekommen. Im Altersgruppenvergleich hilfe im Inland (~18 %). Am vierten Platz etab- dominieren die 60plus-Jährigen bei der Katastro- lierte sich das Thema Obdachlose/Bettler mit rund 12 phenhilfe im In- und Ausland, Tieren, Kindern, Kir- Prozent. Knapp dahinter rangieren die Themen chen/religiöse Vereinigungen oder auch bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt und Sozial Bekämpfung des Hungers in der Welt, während die Benachteiligte, welche von jeweils 11 Prozent der eher Jüngeren tendenziell beim Natur-/Klima-/ Spenderinnen und Spender bedacht werden. Im Jahr Umweltschutz vorne liegen. 2014 machten sich erste Anzeichen bemerkbar, dass Flüchtlingen, Verfolgten und Opfern von Kriegen im Erlagschein beliebteste Spendenform Ausland deutlich mehr Augenmerk geschenkt wird. Bei den Spendenformen unterscheiden wir grob zwi- Dies schlägt sich sowohl 2015 als auch 2016 bei jeweils schen drei Arten: Sach-, Geld- und Zeitspenden. Die 7 Prozent der Spenderinnen und Spender nieder. Geldspenden nehmen bei den alljährlichen Spenden- marktumfragen – aufgrund ihrer Wichtigkeit und Viel- Frauen spenden im Vergleich zu Männern, sowohl was falt für die spendensammelnden Organisationen – das Ausmaß als auch was die Bandbreite betrifft, flei- dabei den meisten Raum ein. Bei den Geldspenden ßiger. Bedeutend mehr Frauen als Männer widmen ihr führt unverändert die Spende per Erlagschein mit Augenmerk Kindern, Tieren, Kirchen/religiösen Verei- rund 26 Prozent das Ranking an. Besonders beliebt ist nigungen oder auch Sozial Benachteiligten. Männer diese Spendenform bei Frauen sowie der Altersgruppe tendieren eher zu Spendenthemen wie Sport, Katast- 60plus. Rund 21 Prozent haben BettlerInnen Geld
14 Die Spendenmotive der ÖsterreicherInnen 59% 56% 55% 54% 53% Organisation sympathisch Not macht betroffen Einzelschicksale berühren Sicherheit, dass Spende ankommt Solidarität 51% Mitleid 48% überzeugender 40% weil ich es mir 35% weltanschauliche 34% Organisationen, die in Hilfeaufruf leisten kann Überzeugung Österreich helfen Quelle: Public Opinion gegeben (bei Frauen 25 % und Höhergebildeten 31 %), Not, Anteilnehmen an Schicksalen, Sicherheit, dass 19 Prozent spendeten bei Sammlungen an der Woh- die Spende auch zweckgerichtet ankommt, Solidarität nungstür und 18 Prozent bei Sammlungen in der Kir- mit den Armen und Schwachen sowie Mitleid ab. che. Vermehrter Beliebtheit dürfte sich die Spenden- form der Straßensammlung erfreuen, welche Für nahezu jeden zweiten Befragten ist auch der gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte zuge- „überzeugende Hilfsaufruf der Organisation“ wichtig, legt hat. Im gleichen Ausmaß rückläufig erwies sich und für rund 40 Prozent die Gewissheit, sich eine hingegen der Dauer- bzw. Abbuchungsauftrag. Spende auch leisten zu können. Während für die 60+ Jährigen in erster Linie der überzeugende Aufruf einer Wie in all den Jahren zuvor tritt als häufigste Form die Hilfsorganisation, die Solidarität mit den Armen und Beteiligung an einer Altkleidersammlung in Erschei- Schwachen, Mitleid, Sympathie mit der Organisation nung (~36%). Rund 14 Prozent der Befragten spende- und die Betroffenheit vom Leid anderer zählt, ist es ten in den letzten zwölf Monaten diverse Sachwerte für die mittlere Altersgruppe vor allem die weltan- (2014: 11 %, 2015: 15 %). Eine rückläufige Tendenz lässt schauliche Überzeugung. Für ArbeiterInnen sind sich beim Spenden von Blut erkennen. Fanden sich zuvorderst die Motive Mitleid, Solidarität und Anstoß dabei 2014 noch 17 Prozent der Spenderinnen und zur Selbsthilfe prägend, für leitende Angestellte Mit- Spender, so sank deren Anteil 2015 auf 14 Prozent und leid, Sympathie mit der Organisation und besondere liegt 2016 bei lediglich zwölf Prozent. Überzeugung seitens der Hilfsorganisation. BeamtIn- nen in gehobenen Positionen fühlen sich motiviert Die Beteiligung an einer Altkleidersammlung ist vor durch die Leistbarkeit, Überzeugung seitens der Hilfs- allem eine Domäne der Frauen (Frauen: 43 %, Männer: organisation, Solidarität, Mitleid und Gewissheit, dass 28 %), der mittleren Altersgruppe und der Höherge- die Spende auch zweckgerichtet ankommt. bildeten. Auch bei der Spende diverser Sachwerte geben die Frauen – wenn auch nicht mehr so stark Beweggründe für das Nicht-Spenden wie im Vorjahr - den Ton an (Frauen: 16 %, Männer: Befragt nach ihren Gründen für das Nicht-Spenden 12 %). Anders ist dies jedoch beim Blutspenden (Män- werden neben der finanziellen Belastung und der Kri- ner: 16 %, Frauen: 9 %). tik, dass zu viele Spendengelder in den Organisatio- nen verloren gingen auch die ohnehin schon hohen Beweggründe für das Spenden Steuerlasten ins Treffen geführt. Während Frauen v. a. Die Beweggründe für das Spenden sind vielfältiger auf die finanzielle Belastung verweisen, betonen Natur und nicht auf einzelne Motive reduzierbar. Oft Männer neben den hohen Steuern und den Verwal- ist es ein ganzes Bündel von Motiven, welche Men- tungskosten für die Organisation auch, dass Spenden schen bewegt, mildtätig zu wirken. In den letzten Jah- ohnehin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien. ren wurden immer mehr mögliche Motive in die Im Altersgruppenvergleich hebt insbesondere die jün- Umfrage aufgenommen und erhoben. Damit kann gere Altersgruppe die finanzielle Belastung hervor. nunmehr ein tieferer Einblick gewonnen werden. Es Schlechte Erfahrungen, Belästigung und dass die hat sich dadurch auch das Ranking der Motive ein Spende zu wenig bewirken würde, wird v.a. von den wenig verändert. Als Hauptmotive zeichnen sich Sym- 60+ Jährigen betont. pathie mit der Organisation, Betroffenheit von der
15 Kunst und Kultur: ein Spendenthema etabliert sich Fundraising ist in Österreichs Kunst- und Kultureinrichtungen noch wenig etabliert. In den vergangenen Jahren entwickelt sich das Geldspendenaufkommen für diesen Bereich aber stetig – inzwischen 15 bis 20 Mio. € insgesamt jährlich. E inige österreichische Kulturinstitutionen wie richtungen ein ähnliches Bild ab – so die Salzburger insbesondere die Bundesmuseen können im Festspiele, die neben ihren Eigenerträgen einen Fundraising bereits Erfolge verbuchen. Im Ver- hohen Anteil aus Sponsoring, Spenden und Zuwen- gleich zu Ländern wie Deutschland, Schweiz dungen erhalten. Die Bundesmuseen und die Österrei- oder den Niederlanden hat Österreich beim Spenden chische Nationalbibliothek, die in absoluten Zahlen hier allerdings großen Aufholbedarf. Zwischen 15 und relativ hohe Einnahmen im Fundraising erzielen, 20 Mio. €, also etwa 2-3 % des Gesamtspendenvolu- erreichen im Verhältnis zu ihren Eigenerträgen und mens von 640 Mio. € 2016, werden in Österreich jähr- den Förderungen einen ca. 7% Anteil an Privatmitteln. lich für Kultur gespendet. In den Niederlanden, wo der Anreiz der Spendenabsetzbarkeit schon länger Kleine Einrichtungen erhalten weniger besteht, liegt der Wert dagegen bei jährlich ca. 8 %. Spenden In einem Punkt unterscheidet sich Österreich von Wer spendet für Kultur? anderen Ländern nicht: Absolut gesehen kommt der Schließt man Sponsoring ein, wird ein Großteil der pri- Großteil der Spenden großen „Playern“ zugute. Ver- vaten Mittel von Unternehmen generiert: Dazu zählen gleicht man die Situation mit England, erhalten die 50 in erster Linie Sponsoring-Kooperationen in Geldwert, größten Empfänger Englands 60% des privaten aber auch Sach- und Dienstleistungen sowie Unter- Investments. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Öster- nehmens-Mitgliedschaften und -spenden. Daneben reich: Kultureinrichtungen, die einen Großteil der unterstützen Private die Kultureinrichtungen: Vermö- Staatsmittel erhalten, können leichter Drittmittel gende, die hohe Beträgen spenden, sind aber noch ein akquirieren. Betrachtet man allerdings die finanzielle Randphänomen. Diese fallen dafür von ihrem Volu- Situation aller Kulturanbieter, dann sind es gerade die men sehr ins Gewicht. Seit 2012 konnten zwei kleineren, die noch viel stärker auf Geld- und Großprojekte nur durch die Investitionen zweier Stif- Zeitspenden sowie ehrenamtliches Engagement tungen realisiert werden: der Bau des Konzertsaals angewiesen sind. Sie können nicht auf alljährlich der Wiener Sängerknaben „MuTh“ wurde durch die garantierte staatliche Fördermittel blicken und müs- POK Pühringer Privatstiftung (15 Mio. €) und das Fest- sen dementsprechend mehr Privatmittel akquirieren. spielhaus Erl durch die Hans Peter Haselsteiner Pri- Umso wichtiger ist es, genau diesen kleineren Einrich- vatstiftung (36 Mio. €) finanziert. Ebenso wichtig sind tungen Fundraising zu erleichtern. Schenkungen, insbesondere von wertvollen Kunst- werken – wie etwa an die Albertina 2016 im Wert von „Spenden werden 12,7 Mio. €. immer wichtiger Im Vergleich zu Großbritannien, Deutschland oder für Kultureinrich Schweiz fällt auf, dass es kaum Zuwendungen seitens tungen. Spenden Stiftungen gibt. In Deutschland gehört Kunst & Kultur sind eine Investi zu den häufigsten Stiftungszwecken (30%). Großbri- tion für das Kultur tannien bezieht zur Hälfte Spenden von Privatperso- erbe von morgen nen und nur 20% aus der Wirtschaft, allerdings zu und für die nächs 30% von Stiftungen. Insgesamt werden 18% der ten Generationen.“ Gesamteinnahmen über privates Engagement gene- riert. In Österreich zeichnet sich nur bei einzelnen Ein- Dr. Sabine Haag, Fundraiserin des Jahres 2017
16 Spenden und Schenkungen im Verhältnis zu staatlichen Mitteln und Erlösen 2016 in % 0,5 1,2 3,2 1,4 2,4 2,7 4,3 11,6 39,2 2,4 3,5 11,7 8 63,1 9,8 23,3 18,9 4,4 20 20,9 85,9 47,4 74,9 71,1 70,6 67,4 59,1 Schenkungen Spenden Umsatzerlöse 36,6 34,5 Basisabgeltung Albertina Belvedere KHM MAK MUMOK Natur Technisches National- historisches Museum bibliothek Museum Welche Sparten profitieren? wenn in einem Opernhaus der Vorhang aufgeht, weiß Der Bereich der bildenden Künste zieht im Verhältnis ich, wie viel Geld es gekostet hat.“ Berücksichtigt wer- am meisten Privatmittel an. Danach folgen Musik und den müssen natürlich die hohen Organisationskosten, Theater, Museen aus anderen Bereichen, Literatur die sich im Verhältnis zu den Einnahmen die Waage und Tanz, aber auch kombinierte Kunst- und Kultur- halten sollten. Seit vielen Jahren veranstaltet auch genres. Der große Anteil bei der bildenden Kunst ist in die Albertina Dinner und erzielte 2017 damit 260.000 €, Österreich wie weltweit engagierten Privatpersonen das Leopold Museum steigerte seine Einnahmen auf zuzuschreiben: Es handelt sich dabei in erster Linie 350.000 € und auch das Konzerthaus war mit um Schenkungen von Kunstwerken oder Sammlungen. 170.000 € sehr erfolgreich. Neben Patenschaftsmo- dellen – für Räume, Kunstwerke, Sitzplätze oder Neue und alt bewährte Instrumente Musikinstrumente – wird auch Crowdfunding zuneh- Im Kulturbetrieb dominieren neben Sponsoring einige mend populär. 2016 startete eine der bisher erfolg- klassische Instrumente, allen voran der Förderkreis. reichsten Crowdfunding-Initiativen zur Filmrettung Er kommt besonders in der Museums-, Musik- und von „Die Stadt ohne Juden“: Das Filmarchiv Austria Festivalsparte zum Einsatz, findet aber auch in der konnte mit 86.000 € die ursprüngliche Zielsumme Darstellenden Kunst Eingang. Er wird aber vor allem dabei deutlich überschreiten. zur KundInnenbindung und erst in zweiter Linie als Fundraising-Instrument verwendet. Vereinzelt betrei- Bessere Rahmenbedingungen notwendig ben Organisationen auch Aktivitäten im Ausland – Mit der Erweiterung der Spendenabsetzbarkeit wurde besonders oft in USA, aber auch in Japan. 2016 ein erster Schritt gesetzt, um das Spendenauf- kommen im Kunst- und Kultursektor anzukurbeln. Fundraising-Dinner sehr beliebt Doch die geltenden Kriterien zur Erlangung der Das Fundraising-Dinner ist in kaum einem anderen Absetzbarkeit sind noch sehr einschränkend. Mit ihrer Bereich so beliebt wie bei Kultureinrichtungen. Es gibt Komplexität und der Bindung an eine Bundes- oder kaum eine namhafte Institution, die keine Dinner Landesförderung fördert die Absetzbarkeit derzeit die organisiert, um Mittel zu sammeln – meist im Vorfeld großen Einrichtungen und benachteiligt die kleineren. einer Eröffnung, Premiere oder rund um ein zu finan- Auf der BMF-Liste begünstigter Einrichtungen stehen zierendes Projekt. So luden 2017 die Freunde der Wie- deswegen eineinhalb Jahre nach Einführung erst 59 ner Staatsoper zum Fundraising-Dinner zwecks der Kultureinrichtungen – im Verhältnis zur Gesamtzahl 1 Mio. € teuren Sanierung von Räumlichkeiten. Unter von über 5800 eingetragenen Einrichtungen gerade anderen nahm Plácido Domingo am Dinner teil und einmal 1%. Eine Lockerung der Zugangsbedingungen meinte: „Ich bin stolz, zu tun, was ich kann. Immer wäre hier daher dringend notwendig.
17 Spenden für Forschungsprojekte Fundraising an Universitäten, Hochschulen, Forschungs- und Forschungsförderungs einrichtungen, ist ein relativ junger Bereich. Insgesamt wurden zuletzt rund 40 Mio. € in Österreich hierfür gespendet. E s gibt bereits einige Einrichtungen, die Fundrai- Das Zentrum für Präzisionsmedizin soll bis 2022 mit sing betreiben und erste Erfolge einfahren 65 Mio. € an Spenden finanziert werden. Einzelne Uni- konnten. Insgesamt steht dieser Bereich aber versitäten berichten zudem von ersten Zuwendungen noch am Anfang. Im internationalen Vergleich in Millionenhöhe. ist von einem großen Potenzial auszugehen. Das Engagement für Universitäten und Hochschulen stieg Stiftungen – Potenziale der Zukunft im Jahr 2016 auf rund 40 Mio. € (Hochrechnung Fund- Besonderes Potenzial liegt im Stiftungssektor und bei raising Verband), rund 7 Prozent des gesamten Spen- GroßspenderInnen. Vermögende sind derzeit bei denvolumens in Österreich. Das entspricht einem Spenden unterrepräsentiert. Um diese Mittel zu mobi- Wachstum um 20 Prozent zum Vorjahr, für 2017 ist ein lisieren, können Matching-Grant Programme der rich- gleich bleibendes Aufkommen zu erwarten. Den größ- tige Hebel sein. Der Wiener Wissenschafts- und Tech- ten Anteil erhalten die Wiener Universitäten, die Insti- nologiefond – jährlich von einer privaten Bankenstiftung tutionen in den Bundesländern holen aber auf. mit 8-9 Mio. € dotiert – hat mit der Stadt Wien ein sol- ches Programm initiiert. Dabei zahlt die Stadt für Immer mehr Beispiele für jeden gespendeten Euro einen weiteren für Wissen- erfolgreiche Spendenwerbung schaftsprojekte – insgesamt stellt die Stadt hier zwei Beispiele für Fundraising im Hochschulsektor gibt es Millionen Euro zur Verfügung. Auch das IST Austria auch abseits der 70 Mio. € Spende von Dietrich Mate- baut auf Cofinanzierungen. Die bisher eingeworbenen schitz für ein Querschnittslähmungs-Forschungszen- 18,7 Mio. € Spenden werden von der öffentlichen Hand trum an der Paracelsus Medizinische Privatuniversi- verdoppelt. Österreichs wichtigste Fördereinrichtung tät. So sammelte die Universität Klagenfurt mit der für Grundlagenforschung, der Wissenschaftsfonds Kampagne „Wir machen die AAU reicher“ erfolgreich FWF – dotiert teilweise aus der Österreichischen Nati- Spenden, und der Krebsforschungslauf der Medizini- onalstiftung – baut in seiner Strategie auf enge Part- schen Universität Wien mobilisiert LäuferInnen als nerschaften mit privaten Stiftungen. Derzeit werden auch SpenderInnen. Die Medizinische Universität Wien über vier Stiftungen Projekte im Ausmaß von rund 1,6 betreibt auch aktuell eine ambitionierte Kampagne. Mio. € pro Jahr finanziert. Gastkommentar rung für die Wissenschaft, die wir in potentiellen UnterstützerInnen ent- „Philanthropisches Engagement hat fachen können. Denn besonders in in Österreich noch viel Wachstum- der Grundlagenforschung erlauben spotenzial. Die erfolgreiche Akquise langwierige Experimente keine zeit- privater Mittel beginnt daher mit nahe Präsentation von Forschungs- dem Aufbau eines Netzwerks an resultaten. Neue Formate wie der UnterstützerInnen. Dabei offenbart Wiener Ball der Wissenschaften sich im Science Fundraising wie am machen die abstrakte Welt der Wis- IST Austria eine inhaltliche Heraus- senschaften erlebbar und heben die forderung: Wissenschaft ist rational, Bedeutung der Forschung für die Geben emotional. Als Science Fund- Gesellschaft hervor.“ raiser sind wir gefordert, diese Dichotomie zu überwinden, indem Oliver Lehmann wir innovative Wege in der Wissen- Head of Stakeholder Relations, schaftskommunikation beschreiten. Institute of Science and Technology Der Schlüssel liegt in der Begeiste- Austria
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