2017 BERICHT SPENDEN - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising Verband Austria

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2017 BERICHT SPENDEN - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising Verband Austria
2017
SPENDEN
BERICHT

Alles zum Spendenverhalten und
Spendenaufkommen in Österreich
                auf einen Blick
2017 BERICHT SPENDEN - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick - Fundraising Verband Austria
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                                                                                          Vorwort

               2017 war ein Jahr massiver Herausforde-     Zahl der SpenderInnen, die absetzen, weiter wachsen
               rungen für Österreichs gemeinnützige        wird. Auf legistischer Ebene ist die neue Bundesregie-
               Organisationen. Im Mittelpunkt standen      rung auch gefordert, endlich die Benachteiligung der
dabei die neuen Rahmenbedingungen der Spendenab-           Kultur-, Bildungs- und Tierschutzeinrichtungen zu been-
setzbarkeit. Die Finanz verpflichtet die gemeinnützigen    den und diesen die Absetzbarkeit ohne Einschränkungen
Organisationen seit Jahresbeginn, Namen und Geburts-       zu ermöglichen.
datum ihrer SpenderInnen zu sammeln und mit diesen
Daten die Spendensumme zu melden. Dies bedeutete           Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich auch 2017
einen immensen, personalintensiven Adaptierungs- und       fort. Im Bereich der Hochschul- und Kultureinrichtungen
Investitionsbedarf für die Organisationen.                 nehmen die Fundraisingaktivitäten weiter zu, und die
                                                           ersten größeren Spendenerfolge stellen sich ein. Insge-
Bereits im Laufe des Jahres ließ sich ein leichter Rück-   samt ist davon auszugehen, dass diese beiden Bereiche
gang der Spenden beobachten. Es ist zu befürchten, dass    in den kommenden Jahren wachsen und den internatio-
sich dieser Trend im vierten Quartal fortsetzt und 2017    nalen Anschluss finden werden.
erstmals seit vielen Jahren, mit einem Gesamtaufkom-
men von 630 Millionen Euro, weniger gespendet wird.        Sie halten den achten Spendenbericht in Händen. Dieser
Das Abflauen der Aufrufe rund um die Flüchtlingshilfe,     ist umfangreicher als je zuvor, mit mehr Daten und Fak-
aber auch die ungenügende Information der Bevölke-         ten zum Spenden und Stiften in Österreich. Mit einem
rung über die Spendenabsetzbarkeit und die daraus          neuen Erscheinungsbild und Layout möchten wir Ihnen
resultierende Verunsicherung zeigen ihre Wirkung. Die      den Lesegenuss noch schmackhafter machen. Wir legen
neue Bundesregierung ist daher gefordert, im Bereich       dieses Jahr Schwerpunkte auf neue Spendenthemen wie
der Absetzbarkeit rasch Schritte zu setzen, um weitere     Hochschulen, Kultur sowie politische Parteien.
Folgen abzufedern. Aber auch bei den allgemeinen Rah-
menbedingungen des gemeinnützigen Sektors, wie etwa
bei den immer dichter und komplexer werdenden Ver-         Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
einsgesetzen, besteht Handlungsbedarf. Die neue Bun-
desregierung wird es in der Hand haben, das gemein-
nützige Engagement in Österreich wieder auf einen
Wachstumskurs zu bringen und so einen Beitrag zu leis-
ten, die Welt ein Stück besser zu machen.

Insgesamt ist die Spendenabsetzbarkeit bei den Öster-
reicherInnen angekommen – bereits eine Million nutzen      Dr. Günther Lutschinger
diese Möglichkeit. Für 2017 bleibt abzuwarten, ob die      Geschäftsführer Fundraising Verband Austria
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    Inhalt
    3      Spenden auf einen Blick
    4      Entwicklung des Spendens
    5      So spenden die Bundesländer
    6      Internationaler Vergleich
    8      Stiftungssektor im Wandel
    10     Spendenbegünstigte Organisationen
    13     Spendenverhalten und -motive
    15     Kunst und Kultur
    17     Spenden für Forschungsprojekte
    18     Spendengütesiegel
    19     Parteispenden
    20     Gemeinnützige Lotterien
    21     Die 150 größten NGOs: Top 25
    22     Die 150 größten NGOs: Top 26-150
    24     8 Tipps zum Spenden

    Executive Summary
    The Austrian Fundraising Association publishes its             Meanwhile one million Austrians are using the advan-
    National Donation Report annually. The report aims             tages of the tax deductibility of donations. Almost
    to focus on trends in donation behaviour and philan-           each third Euro donated is deducted from income tax.
    thropy.                                                        The further development of this figure is under ques-
                                                                   tion, as it is not yet possible to predict the effects of
    In 2016 Austrians donated 640 million € – 15 million           the automated tax statement that has been realised
    more than expected in the last report. In 2017 dona-           at the beginning of 2017. NGOs have to collect the
    tions will reach 630 million €, this is a decline of 10 mil-   names and birthdates of their donors and with this
    lion in comparison with 2016. New regulations in tax           information they are obliged to report the donation
    deduction of donations and the related irritation of the       sum to the financial authorities.
    donors, as well as fewer collections for refugee sup-
    port are the two main reasons for this decrease. The           The improved legal framework of the charity law
    donors’ preferences are again child support, animals           from 2015 however has made a significant positive
    and national emergency relief. According to the donors         impact on the sector. 20 new foundations were foun-
    approximately 62 % of all Austrians give charitably.           ded this year. More and more cultural and scientific
    Split by regions, most people from Lower Austria and           institutions are starting fundraising activities. Bet-
    Burgenland make a financial charitable contribution            ween 15 and 20 million € are donated every year for
    but it‘s the citizens of Upper Austria who lead the way        cultural organisations. Scientific institutions and uni-
    donating more than any other region.                           versities are supported with a further 40 million €.
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         Spenden auf einen Blick

     630 Mio. €
   spenden die ÖsterreicherInnen
                                           349 Mrd. €
                                      wurden 2016 in den USA gespendet.
           im Jahr 2017.                Sie sind Spendenweltmeister.

       46 Mrd. €
    werden europaweit jährlich
                                               62%
                                            der ÖsterreicherInnen
            gegeben.                              spenden.

             113 €                              126 €
                                          werden durchschnittlich in
   spenden ÖsterreicherInnen im
      Durchschnitt pro Jahr.            Oberösterreich gegeben – am
                                      meisten im Bundesländervergleich.

Kinder, Tiere und Katastrophenhilfe           Erlagscheine sind der
   sind beliebteste Spendenziele.        beliebteste Weg zum Spenden.

Spenden an
           1.232
         gemeinnützige
                                           227 Mio. €
                                        an Spenden werden steuerlich
         Organisationen                  abgesetzt – fast jeder dritte
      sind steuerlich absetzbar.               Spendeneuro.
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    Entwicklung des Spendens
    Die ÖsterreicherInnen unterstützten die Hilfprojekte der gemeinnützigen Einrichtungen
    2016 mit 640 Mio. €. Für 2017 wird ein leichter Rückgang auf 630 Mio. € erwartet.
    Die Verunsicherung wegen der Spendenabsetzbarkeit sowie weniger Aufrufe rund um
    Elementarereignisse sind der Hintergrund.

    N
           ach Auswertung von rund 350 Jahresabschlüs-                          Spendenaufkommen Österreich
           sen, Berichten und Recherchen belief sich das                             2012-2017 in Mio. €
           Spendenaufkommen 2016 auf 640 Mio. Euro –
                                                                                                            625         640       630
    damit wurden die im vergangenen Bericht prognosti-
    zierten 625 Mio. € deutlich übertroffen. In den vergan-                        550         570
    genen Jahren ist bei allen gemeinnützigen                           500
    Ein­rich­tungen in Österreich ein Wachstum an Spenden
    zu beobachten. Allerdings haben kleinere und mittlere
    NPOs deutlicher zulegen können als die 50 größten Ver-
    eine. Ihr Anteil am gesamten Spendenaufkommen ist
    von 75% auf unter 70% gefallen. Dazu beigetragen hat
    nicht nur eine stärkere Professionalisierung des Fund-
    raisings sondern auch eine steigende Zahl an Organisa-
    tionen, neue Zielgruppen und neue Technologien.

    Ausblick 2017                                                        2012      2013         2014        2015         2016     2017
    Die Prognose für 2017 ist wenig günstig: Erstmals wird                         Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria

    ein leichter Rückgang erwartet. Einerseits ist die große
    Solidarität mit den Flüchtlingen abgeebbt, und die damit          Aufruf für den gemeinnützigen Zweck ab, Rückgänge
    verbundenen Anlassspenden fielen weg, andererseits                waren die Folge. Zusätzlich mussten die SpenderInnen
    herrscht eine gewisse Verunsicherung durch die neuen              über das komplizierte Verfahren informiert werden, die
    Rahmenbedingungen der Spendenabsetzbarkeit bei den                Öffentlichkeitsarbeit des BMF zu diesem Thema setzte
    SpenderInnen. Die Organisationen sammelten das ganz               viel zu spät ein. Es wird sich erst 2018 verifizieren las-
    Jahr Daten von ihren UnterstützerInnen für das Finanz-            sen, ob und in welchem Umfang dieser Rückgang wie-
    amt, diese Fragen lenken zweifellos vom eigentlichen              der ausgeglichen werden kann.

                 Spendenindex 2015-2017                               Spendenindex – das Jahr im Rückblick
     350
                                                                      Der Spendenindex wird monatlich aus den Spendenein-
                                                                      gängen von 31 Organisationen gebildet. Er ist damit ein
     300
                                   2017
                                                                      repräsentativer, zeitnaher Indikator für Spendentrends.
                                   2016                               Allgemein konnte 2017 beobachtet werden, dass die
     250                                                              Spendenreaktionen bei Brief-Aussendungen durch die
                                   2015
                                                                      Spendenabsetzbarkeit NEU zurückgingen. Das konstante
     200                                                              Vertrauen der DauerspenderInnen milderte diesen Trend.
                                                                      Insgesamt liegt das bisherige Aufkommen 2017 in etwa
     150                                                              auf dem Niveau des Vorjahres. Bei der internationalen
                                                                      Hilfe sowie beim Tier- und Umweltschutz ist das Aufkom-
     100                                                              men bisher allerdings leicht rückläufig. Das vierte Quar-
                                                                      tal ist das wichtigste für spendenwerbende Organisatio-
      50                                                              nen, rund 25% aller Spenden gehen in der Regel in dieser
        Jän. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
                                                                      Zeit ein.
                            Quelle: Direct Mind
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So spenden die Bundesländer
In den vergangenen zwölf Monaten haben nach eigenen Angaben rund 62 Prozent der
ÖsterreicherInnen gespendet. Damit hat sich der Anteil um zwei Prozentpunkte vermindert.
Dies liegt allerdings innerhalb der statistischen Schwankungsbreite.

                                          So spendet Österreich                                        Wien
                                                                                                       51%         Spendenzweck
         Österreich                                                                                   spenden
                                                                                                                   Tiere, Obdachlose
                                                                                                       ~99€
            62% Spendenzweck                                        OÖ                             pro SpenderIn
             spenden      Kinder, Tiere
                                                                   50%         Spendenzweck
             ~113€                                                spenden      Kinder, Tiere
          pro SpenderIn                                           ~126€                                            NÖ, Bgld
                                                               pro SpenderIn                                                       Spendenzweck
                                                                                                                    74%            Kinder,
                                                                                                                     spenden       Katastrophen­
                           Sbg, T, V                                                                                 ~110€         hilfe im Inland
                                                                                                                   pro SpenderIn
                            68%           Spendenzweck                            Stmk, Ktn
                             spenden      Kinder, Kirchen
                             ~121€                                                  65% Spendenzweck
                                                                                      spenden     Kinder, Tiere
                          pro SpenderIn
                                                                                      ~116€
                                                                                  pro SpenderIn

                                         Durchschnittsspende, Spendenbeteiligung und -themen
                       Quelle: Public Opinion GmbH/Institut f. Sozialforschung Linz Spendenmarktbefragung 2016

L
    angfristig betrachtet ist von 2000 bis 2013 der                 Wert wie im Jahr 2014 erzielt wird. Männer geben
    Anteil der SpenderInnen um 21 Prozentpunkte                     durchschnittlich rund 110 €, Frauen rund 114 €. Am groß-
    zurückgegangen. Ob sich der 2014 eingesetzte                    zügigsten erweist sich nach wie vor die Altersgruppe
leichte Aufwärtstrend fortsetzt, kann erst im kom-                  der 60+ Jährigen mit durchschnittlich 124 €. Im Stadt-
menden Jahr beurteilt werden. Vergleichsweise mehr                  Land-Vergleich heben sich ebenso die Landeshaupt-
SpenderInnen findet man in Niederösterreich/Burgen-                 städte besonders ab. Hier werden durchschnitt-
land sowie Tirol/Salzburg/Vorarlberg.                               lich 136 € gespendet. Am schlechtesten schneidet die
                                                                    Bundeshauptstadt Wien ab, wo nur 99 € gespendet
Rund 18 Prozent der Befragten spenden systematisch/                 werden.
regelmäßig, das heißt, sie reservieren einen bestimm-
ten Betrag für wohltätige Zwecke. Dies trifft insbeson-             Im Bundesländervergleich drehte sich dieses Mal das
dere auf die Altersgruppe der 60+ Jährigen und Höher-               Ranking: An der Spitze liegt Oberösterreich mit durch-
gebildeten zu. Im Bundesländervergleich trifft man                  schnittlich 126 € vor Salzburg/Tirol/Vorarlberg mit 121 €,
diese SpenderInnen vor allem in Oberösterreich und in               Steiermark/Kärnten mit 116 €, Niederösterreich/Burgen-
Steiermark/Kärnten. Rund 66 Prozent (2015: 62%)                     land mit 110 € und dem Schlusslicht Wien mit 99 €.
bekennen sich zu den anlassbezogenen SpenderInnen.
Hierzu zählen besonders die 16- bis 34-Jährigen und                 Während Kinder und Tiere vor allem in Steiermark/
vergleichsweise mehr Befragte aus Wien.                             Kärnten und Oberösterreich das Ranking anführen,
                                                                    sind es in Wien die Themen Tiere, Obdachlose/Bettler
2013, 2014 und 2015 erfuhr die jeweilige Durchschnitts-             sowie Kinder. In Salzburg/Tirol/Vorarlberg finden sich
spende eine Steigerung. 2015 lag die Minimalvariante                Kinder und Kirchen/religiöse Vereinigungen an vor-
bei 122 € pro SpenderIn, die Maximalvariante bei 135 €              derster Stelle; in Niederösterreich/Burgenland sind es
(Durchschnitt: 128,50 €). Im Jahr 2016 werden durch-                insbesondere Kinder gefolgt von der Katastrophen-
schnittlich 113 € gespendet, womit in etwa der gleiche              hilfe im Inland und Tiere.
6

                                                                                                                        Finnland

    Internationaler                                                             Norwegen
                                                                                                                        91,07 €
                                                                                76,05 €

    Vergleich                                                                                         Schweden
                                                                                                      111,0 €

                                          Groß-
                                        britannien
                                       249,81 €
                       Irland
                      86,14 €
                                                              Niederlande
                                                              129,77 €
                                                                                   Deutschland
                                                                                     91,93 €
                                                                                                         Tschechien
                                                                                                           26,54 €
                                                 Frankreich
    Spendenaufkommen pro                           51,85 €
    EinwohnerIn in Europa
                                                                      Schweiz               Österreich
                                                                    197,15 €                 73,56 €

                                   Spanien                                                  Italien
                                   38,43 €                                                  65,93 €

                                             Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria

    I
       m internationalen Vergleich sind einmal mehr die              auf den Anteil am BIP schafft es Österreich auf Platz 9
       Vereinigten Staaten von Amerika Spendenweltmeis-              (Spenden machen 0,18% des BIP aus). Einen niedrige-
       ter. 2016 wurden in den USA insgesamt 349,14 Mrd. €           ren Wert weist beispielsweise Frankreich mit 52 €,
       (+ 2,7%) oder 2,04% des BIP gespendet. Dies ent-              einen höheren Schweden mit 111 € auf.
    spricht bei einer EinwohnerInnenzahl von rund
    323 Mio. Menschen rund 1.080 € pro Kopf. Allerdings              Spendenentwicklung im DACH-Raum
    ist zu beachten, dass diese Zahlen auch Zuwendungen              Österreich konnte mit einem Gesamtspendenaufkom-
    an Kirchen beinhalten.                                           men von 640 Mio. € das prognostizierte Ergebnis 2016
                                                                     noch übertreffen. In Deutschland und der Schweiz fiel
    In Europa lässt sich bei derzeit etwa 512 Mio. Einwoh-           der Rückgang nach dem Spendenhoch im Zuge der
    nerInnen jährlich ein Spendenaufkommen von insge-                Flüchtlingswelle 2015/16 wesentlich stärker aus als in
    samt rund 46 Mrd. € verzeichnen. Abhängig von der                Österreich. Erstmals wurde ein Trendvergleich mit den
    wirtschaftlichen Situation, der gesellschaftlichen               deutschsprachigen Ländern angestellt und dazu
    Bedeutung des gemeinnützigen Sektors und der                     Daten vom Schweizer ZEWO und den beiden deutschen
    Spendenkultur im Kontext des jeweiligen Staates,                 Einrichtungen Spendenrat und DZI sowie Steuerdaten
    gestaltet sich das soziale Engagement in den einzel-             ausgewertet. Um die unterschiedlichen Erhebungsar-
    nen europäischen Ländern mitunter sehr unterschied-              ten auszugleichen, wurde die Durchschnittsspende
    lich. Dementsprechend reicht das nationale Spenden-              pro EinwohnerIn ermittelt und das Wachstum ab 2008
    aufkommen pro EinwohnerIn von 27 € in Tschechien                 berechnet. Österreich sticht in diesem langjährigen
    bis hin zu fast 200 € in der Schweiz. Mit einer                  Vergleich mit dem mit Abstand höchsten Wachstum
    Pro-Kopf-Spendensumme von 74 € bewegt sich Öster-                (+70%) vor Deutschland (+29%) und der Schweiz
    reich im Europäischen Mittelfeld (Platz 10), berechnet           (+11%) hervor.
7

                     Spendenentwicklung im Vergleich Österreich, Schweiz,
                                 Deutschland 2008 bis 2016
                                                                                                           70%
70%
                                                                                                   64%
                   Österreich
60%
                   Deutschland
                                                                                          55%
                   Schweiz
                                                                           50%
50%

                                                             38%
40%                                           35%
                                 28%
30%

20%
                     8%
10%

0%
         2008        2009        2010          2011          2012            2013           2014   2015     2016

                                  Quelle Daten: Spendenrat, ZEWO, Fundraising Verband Austria

 Allerdings hat Österreich auch den höchsten Aufhol-             men. Die Liste der Staaten, die sich gegenüber dem
 bedarf, liegen doch die Durchschnittsspenden pro Ein-           Vorjahr am stärksten verbessert haben, wird von Bos-
 wohnerIn in der Schweiz mit 197 € weit vor Deutsch-             nien und Herzegowina angeführt. Im vergangenen
 land mit 92 € und Österreich mit € 74.-. In den letzten         Jahr noch auf Platz 128, wird das Land aktuell auf
 Jahren hat sich dieser Abstand bereits verringert.              Platz 59 gereiht. Unter den 13 Ländern, die sich am
                                                                 stärksten verbessert haben, finden sich gleich acht
 World Giving Index 2017                                         afrikanische Länder, angeführt von Kenia, das insge-
 Die britische Organisation CAF – Charities Aid Founda-          samt erstmals an dritter Stelle des World Giving Index
 tion analysiert mit dem „World Giving Index“ jährlich           gereiht wird.
 die weltweite Spendenbereitschaft. 139 Länder und
 damit rund 95% der Weltbevölkerung wurden unter-                Giving in Europe
 sucht. Zum vierten Mal in Folge führt in der Gesamt-            Die im Mai 2017 veröffentlichte Studie „Giving in
 wertung Myanmar das Feld an. 91% der BewohnerIn-                Europe“ beleuchtet und vergleicht Philanthropie erst-
 nen Myanmars spendeten Geld, 53% haben einem                    mals europaweit anhand von 20 Ländern. Durchge-
 Fremden geholfen und 51% haben sich ehrenamtlich                führt wurde die Studie von Barry Hoolwerf und Theo
 engagiert. Dies ist auf die starke Gemeinschaft der             Schuyt vom European Research Network on Philan­
 Theravada Buddhisten zurückzuführen, für die Spen-              thropy (ERNOP) unter Mitarbeit von 49 AutorInnen aus
 den als zentral für ein gutes Karma gilt. Die USA, in           den beteiligten Staaten.
 den vergangenen Jahren immer unter den Top-3-Nati-
 onen, liegen 2017 nur mehr an fünfter Stelle. Öster-            Hinter „Giving in Europe“ steht der Anspruch, das phi-
 reich wird auf Rang 26 gereiht, und damit zwischen              lanthropische Engagement in Europa erstmals inner-
 den Nachbarländern Deutschland (Platz 19) und                   halb der verschiedenen Gesellschaften strukturiert zu
 Schweiz (Platz 33).                                             erfassen und im Hinblick auf Privathaushalte, Ver-
                                                                 mächtnisse, Stiftungen, Körperschaften und karitative
 In der untersuchten Teilkategorie Ehrenamtliches                Lotterien einen Gesamtüberblick über die europäische
 Engagement liegt Indonesien an erster Stelle                    Kultur des Gebens zu schaffen. Als eines ihrer wesent-
 (Gesamtwertung Platz 2). Einem Fremden helfen mit               lichen Ergebnisse offenbart die Studie, dass die priva-
 81% am meisten Menschen in Sierra Leone. Ein Ver-               ten Haushalte (einschließlich Vermächtnisse) mit 46
 gleich der Kontinente offenbart Ozeanien eindeutig              Mrd. € (53%) in Europa den größten Beitrag für den
 als internationalen Spitzenreiter, wobei zu beachten            Philanthropie-Sektor darstellen, gefolgt von Körper-
 ist, dass Ozeanien im World Giving Index ausschließ-            schaften mit 21,7 Mrd. € (25%). Stiftungen weisen ein
 lich die Länder Neuseeland und Australien umfasst,              Volumen von 16 Mrd. € (19 %) auf und 3 Mrd. € (3%)
 die in der Gesamtwertung die Plätze 4 und 6 einneh-             tragen karitative Lotterien bei.
8

    Donor-Advised Funds wachsen rasant                       Donor Advised Fund an die Spitze des Rakings der
    Über die klassische Geldspende hinaus sind in den        Organisationen mit den meisten privaten Spenden
    USA alternative und innovative philanthropische För-     gesetzt. „Fidelity Charitable“ hat damit traditionelle
    derinstrumente in einem vielfältigen Einsatzbereich      NPOs wie „United Way Worldwide“ und „Feeding Ame-
    etabliert. Besonders beliebt sind die „Charitable        rica“ hinter sich gelassen. Der „Fidelity Charitable Gift
    Funds“, die dem Gedanken des Stiftens weitest mög-       Fund“ wird wie andere Bankprodukte über die Filialen
    lich folgen. Eine Form ist der „Donor Advised Fund“,     des Unternehmens vertrieben.
    bei dem SpenderInnen einen wohltätigen Beitrag an
    eine Stiftung leisten und gleichzeitig mitentscheiden,   Vergleichbar ist das Modell mit jenem der Zustiftung.
    welche gemeinnützigen Projekte mit dem Geld geför-       Im Unterschied zu einer Spende an eine Stiftung, wird
    dert werden sollen. Ihre Zuwendungen sind in der         der gespendete Betrag bei einer Zustiftung langfris-
    Regel steuerlich absetzbar. Durch die Begünstigung       tig erhalten. Nur die aus dem zugestifteten Kapital
    kann das Stiftungsvermögen dabei steuerfrei wach-        erwirtschafteten Erträge werden für den gemeinnüt-
    sen und so einen größtmöglichen Beitrag zur Gemein-      zigen Zweck der Stiftung verwendet. Zustiftungsmo-
    nützigkeit leisten.                                      delle gewinnen auch in Europa zusehends an Beliebt-
                                                             heit, sind sie doch so etwas wie die „Stiftungen für
    In den USA existieren solche „Donor Advised Funds“ in    den kleinen Mann“. Auf einer ähnlichen Basis funktio-
    unterschiedlichen Formen bereits seit den 1930er Jah-    nieren die Community-Foundations bzw. die europäi-
    ren. In den vergangenen Jahren konnte ein enormer        schen Bürgerstiftungen, bei denen sich viele Einzelne
    Zuwachs verzeichnet werden. Allein 2015 wuchs die-       als echte Stifter betätigen können. Die zuletzt in
    ser Sektor um 11,4 % auf ein Volumen von $22,26 Mrd.     Österreich gegründeten Stiftungen der Caritas, von
    und ist damit das am schnellsten wachsende Philan-       Jugend eine Welt, der Kindernothilfe oder des Roten
    thropie- und Fundraising-Instrument. 2016 hat sich       Kreuzes setzen diesen Trend erstmals auch in Öster-
    mit dem „Fidelity Charitable Gift Fund“ erstmals ein     reich um.

    Stiftungssektor im Wandel – neues
    Bundesstiftungsgesetz zeigt Wirkung!

    I
       m Laufe des Jahres 2017 wurden bereits 72 nicht       – die Möglichkeit auf diesem Weg zu stiften ist neu für
       gemeinnützige Privatstiftungen aufgelöst, insge-      Österreich – mussten warten.
       samt waren es 357 zwischen 2013 und 2017 (Stand
       30.10.17). Dadurch nahm die Zahl der Privatstiftun-   Das Interesse an der neuen gemeinnützigen Rechts-
    gen netto um 119 ab (abzgl. Neugründungen). Im glei-     form ist da, das Wachstum hinkt aber noch der deut-
    chen Zeitraum wurden 57 gemeinnützige Privatstif-        schen (plus 582 Stiftungen 2016) und der schweizeri-
    tungen gegründet. Bis zum Jahr 2016 war diese            schen Entwicklung (plus 349 Stiftungen 2016)
    Rechtsform die beliebteste in Österreich, ist sie doch   hinterher. Im Verhältnis zur EinwohnerInnenzahl gibt
    gut eingeführt und hat viele Anhänger. 2017 änderte      es in Deutschland immer noch dreimal und in der
    sich dieser Trend durch das neue Bundesstiftungs-        Schweiz zwanzigmal so viele Stiftungen. Absolut
    und Fondsgesetz. Mit der Neugründung von dreizehn        betrachtet sind in Österreich 726, in Deutschland
    Bundesstiftungen und Fonds (bis Redaktionsschluss)       21.806 und in der Schweiz 13.075 gemeinnützige Stif-
    überstieg dies die Zahl der sieben neuen gemeinnüt-      tungen eingetragen. In Liechtenstein gibt es mit rund
    zigen Privatstiftungen. Die erste Umwandlung einer       1.300 Stiftungen fast doppelt so viele wie in Öster-
    Privatstiftung in die günstigere Variante einer Bun-     reich. Österreich hat somit noch großen Aufholbedarf.
    destiftung wird gerade vollzogen. Einen Dämpfer für      Dass die Rolle von Stiftungen international wächst,
    die Entwicklung gab es 2017 bei der Innovationsstif-     zeigt nicht zuletzt die europaweit steigende Zahl an
    tung für Bildung: Trotz der Gründung mit Jahresbe-       Neugründungen und das wachsende Engagement.
    ginn wurde bis Redaktionsschluss keine einzige Aus-      Etwa 140.000 europäische Stiftungen fördern das
    schreibung gestartet und etliche Zustifter-Initiativen   Gemeinwohl mit jährlich rund 60 Mrd. Euro.
9

                 Entwicklung der gemeinnützigen Stiftungen 2013 bis 2017
                                                          17

                                 12        13                                 13
                      10
                                                                          7            Privatstiftungen
                                                               5                       Bundesstiftungen
                           1          2         2

                       2013       2014      2015            2016          2017
                                                     (Stand 15.11.2017)

Rolle in Österreich ausbaufähig                                 vierte bis fünfte Stiftung mit einem Kulturzweck und
Stiftungen spielen hierzulande eine wesentliche, aber           ebenso viele mit einem wissenschaftlichen Zweck
ausbaufähige Rolle für die Förderung des Gemein-                gegründet. Daneben wurden Stiftungen auch von
wohls. Aktuell gewinnen die Bereiche Kultur und Wis-            gemeinnützigen NPOs gestartet: So riefen die Caritas,
senschaft neben dem sozialen Sektor zunehmend an                die Kindernothilfe Österreich oder Jugend eine Welt
Bedeutung. So wurden 2017 die Otto Nicolai Jubilä-              eigene Stiftungen ins Leben und die „Aus Liebe zum
umsstiftung der Wiener Philharmoniker, die Stiftung             Menschen Stiftung“ des Roten Kreuz wird gerade
Hohenlohe zur Förderung biologischer und psychoso-              gegründet. Ende 2016 kamen noch mit der IST Austria
matischer Medizin oder die EFIS Stiftung (Europäische           Stiftung in Gugging und Modul University Funds zwei
Stiftung für Innovation und soziale Verantwortung)              renommierte Wissenschafts- und Hochschulstiftun-
ins Leben gerufen. Letztere sichert dem südburgen-              gen dazu.
ländischen „jOPERA Jennersdorf Festivalsommer“
durch den Kauf des Schlosses Tabor nachhaltig seine             Aber nicht nur als Träger und Finanzier gemeinnützi-
Spielstätte. Durch die Medien gegangen sind zwei Pri-           ger Projekte spielen Stiftungen eine wichtige Rolle,
vatstiftungen, die von Mäzenen gegründet wurden:                sie sichern auch tausende Arbeitsplätze in Österreich.
Hans Peter Haselsteiner war der Initiator der Tiroler           So beschäftigt die, im Besitz einer gemeinnützigen
Festspiele Erl Gemeinnützige Privatstiftung und Die-            Stiftung befindliche, steirische Unternehmensgruppe
trich Mateschitz für die Medienstiftung Quo Vadis               der JUFA Hotels über 1300 MitarbeiterInnen in vier
Veritas. In den letzten beiden Jahren wurde jede                Ländern.

                               Gemeinnützige Stiftungsgründungen 2017

  Bundesstiftungen                                              11. Rotkreuz-Stiftung Aus Liebe zum Menschen
  1.  Erarta gemeinnützige Stiftung                                 (in Gründung)
  2.  Gudzowaty Foundation – Stiftung für                       12. Bekleidungswirtschaftsfonds der Exekutive des BMI
      Fotografie und Bildung                                    13. Modul University Funds
  3. Innovationsstiftung für Bildung
  4. Otto Nicolai Jubiläumsstiftung                             Privatstiftungen
  5. Stiftung Hohenlohe zur Förderung biologischer              14. Quo Vadis Veritas Privatstiftung
      und psychosomatischer Medizin in Österreich               15. Privatstiftung zur Förderung des Bahnbauwesens
  6. EFIS Stiftung – Europäische Stiftung für                   16. Privatstiftung zur Förderung der Gesundheit von
      Innovation und soziale Verantwortung                          Beschäftigten der Austria Tabak GmbH
  7. Tierasyle und Gnadenhöfe „Müde Pfoten,                     17. Herta und Carl Appel Privatstiftung
      Hufe und Flügel“ gemeinnützige Stiftung                   18. INFINITART Privatstiftung
  8. Annemarie-Haber-Stiftung                                   19. Gemeinnützige Privatstiftung AL-Rahma
  9. Energypact-Stiftung                                        20. Tiroler Festspiele Erl Gemeinnützige Privatstiftung
  10. Gemeinnützige Max Birnstiel-Stiftung                          (in Gründung)
10

     Spendenbegünstigte Organisationen –
     „Staatliche Zweiklassengesellschaft“?
     Das Jahr 2017 brachte einige Änderungen in der Spendenabsetzbarkeit. Insgesamt sind
     mittlerweile Spenden an rund 6.500 Einrichtungen absetzbar. Eine Million Österreicher­In­
     nen nutzen dieses Angebot und machen 227 Mio. € an Spenden steuerlich geltend.

     M
              it der Verpflichtung zur Spenderdatenweiterlei-      haben damit zweifellos einen klaren Wettbewerbsvor-
              tung 2017 wurde das System der Listung der           teil. Dies führt mitunter zu absurden Marktverzerrun-
              Spendenorganisationen grundsätzlich verän-           gen. So brauchen Behindertenorganisationen einen
     dert. Bis dahin waren auf der BMF-Website ausschließ-         Bescheid, während die Behindertensportverbände im
     lich gemeinnützige Organisationen gelistet. Diese             Gesetz genannt sind. Ebenso brauchen Bundestheater
     haben nach einer aufwändigen Wirtschaftsprüfung               einen Wirtschaftsprüfer, während private Museen kei-
     einen Bescheid vom Finanzamt Wien 1/23 erhalten. Die-         nen brauchen.
     ser kann erst nach drei Jahren gemeinnütziger Tätig-          Im Laufe des Jahres 2017 wurden sämtliche vom
     keit beantragt und muss jährlich erneuert werden.             Gesetzgeber bestimmten Einrichtungen, wenn sie
     (Begründet wird dieses Verfahren mit Verwaltungsver-          einen Antrag auf Zulassung zur Sonderausgaben-Da-
     einfachung und Spenderschutz). Daneben wurden ein-            tenübermittlung gestellt haben, auf der BMF-Website
     zelne staatliche Einrichtungen, Bundesmuseen, private         gelistet: Von den jetzt auffindbaren 6564 Einrichtun-
     Museen von überregionaler Bedeutung, Behinderten-             gen (Stand 30.10.2017) sind 80% staatlich bestimmt
     sportvereine, Universitäten und die Freiwilligen Feuer-       und nur mehr rund 20% klassische gemeinnützige
     wehren genannt. Für diese gelten Voraussetzungen              Organisationen. Eine deutliche Verzerrung, die in
     wie Gemeinnützigkeit, Wirtschaftsprüfung oder 3-Jah-          Deutschland oder der Schweiz undenkbar wäre und
     resfrist nicht. Damit sparen sie Geld sowie Zeit und          nach einer neuen grundsätzlichen Reform „schreit“.

        Anzahl spendenbegünstigter Einrichtungen 2008-2017 ohne Freiw. Feuerwehren
                                                                                                                  1.232
                                              1.042                                        1.135       1.186
                                                                    1.076      1.092                               118
                                   976                    1.031                                         118         33
                                                115                                          117         22         35
                                                                      117        117         27          31
                      858          115
                                                584        117         18        24
                                                                                            797         825
                                                                                                                   853
                                                            16        734        755
                        115        538                     673

                       383
            473
             115
                                                343
            358        360         323
                                                           225        207        196         194        190        193

            2008      2009         2010         2011      2012       2013       2014        2015       2016        2017

                       Forschung           Soziales und   Naturschutz und   Kunst und Kultur im Gesetz genannte
                                          Sammelvereine      Tierheime                          Einrichtungen
11

                          Entwicklung Spendenabsetzbarkeit 2010-2016

         abgesetzte Spenden in Mio. €       2010           2011      2012      2013     2014       2015          2016*

                              Soziales      107,5      123,0        126,9     168,2     164,0      185,6         182,4

                            Forschung        10,4          10,9       8,8       8,7       8,5        8,7            8,1

                               Umwelt                                10,6      15,2      17,9       19,3          22,4

                            Feuerwehr                                 6,8       9,2       11,9      13,0           14,8

                        Gesamtsumme         118,0      133,9        153,1     201,1     202,3     226,5          227,8

           SpenderInnen, die absetzen    588.407    639.057       753.248   894.393   974.250    981.261    1.050.000

 Durchschnittl. abgesetzte Spende in €     200,5      209,6         203,2     225,5     207,7     230,8          216,9
                                                                                                           * Hochrechnung

Zahl der spendenbegünstigten,                                 an Spenden von knapp einer Mio. Privatpersonen
gemeinnützigen Einrichtungen steigt                           gemeldet. Der starke Anstieg der Zuwendungen 2015
Die Zahl der spendenbegünstigten, gemeinnützigen              während der Flüchtlingskrise schlägt sich auch in den
Einrichtungen stieg von 1186 (2016) netto um 46 NPOs          Steuererklärungen nieder. So wuchs die Gruppe Sozia-
auf 1232 (2017) an. Einen wesentlichen Anteil am              les deutlich an. Daneben verzeichneten auch die gel-
Wachstum hatten zehn Kunst- und Kultureinrichtun-             tend gemachten Beträge für Umwelt und Feuerweh-
gen sowie 46 karitative Vereine. Außerdem kamen               ren einen Aufwärtstrend. Eine erste Hochrechnung
acht Forschungs- und vier Umweltorganisationen                für 2016 zeigt eine Fortsetzung dieses Trends.
hinzu. 22 Einrichtungen verloren die Spendenabsetz-
barkeit oder legten diese zurück. Die Gesamtzahl              Durchschnittsspende steigt auf 231 €
wuchs erneut um 4%. Weiters listet das BMF 4487               2015 stieg der durchschnittlich geltend gemachte Jah-
Freiwillige Feuerwehren auf. Von den 118 im Gesetz            resspendenbetrag auf 231 € (2014 208 €) stark an.
genannten Organisationen finden sich bis jetzt ledig-         Dies ist der höchste Wert seit der Ausweitung der
lich 59 in der Onlineliste. Die restlichen – teilweise        Absetzbarkeit 2009. Damit setzt sich der Wachstums­
sehr bekannten – Einrichtungen fehlen, da sie noch            trend fort, der sich mit wenigen Ausnahmen seit 2009
nicht den Antrag auf Zulassung zur Sonderausga-               beobachten lässt. Angestellte spenden durchaus
ben-Datenübermittlung gestellt haben.                         anders als Selbständige: Während letztere häufiger
                                                              für soziale Zwecke und Forschung geben, spenden
Jeder dritte Spendeneuro wird abgesetzt                       erstere überproportional mehr für Umwelt und Feuer-
Für die diesjährigen Auswertungen standen wiederum            wehren. Die Durchschnittsspende betrug bei Arbeit-
die Einkommen- und Lohnsteuerdaten von 2008 bis               nehmerInnen für Soziales 190 €, für Forschung 104 €,
2016 (Stand 30.10.2017) vom Bundesministerium für             für Umwelt 98 € und für Feuerwehren 40 €. Bei Selb-
Finanzen zur Verfügung. In der Zeitreihe sieht man,           ständigen belief sich die Durchschnittsspende für
dass die Spendenabsetzbarkeit sich erst in den Köp-           Soziales auf 410 €, für Forschung 539 €, für Umwelt
fen der ÖsterreicherInnen verankern musste: So stieg          130 € und für Feuerwehren 60 €. In 18% aller Erklä-
die Anzahl der geltend gemachten Spenden im Ver-              rungen werden Spenden für Soziales, in 7% für die
hältnis zum Gesamtspendenvolumen bis 2013 an, um              Feuerwehr, in 4% für Umwelt und in nur 1% für For-
sich danach einzupendeln. Mittlerweile wird jeder             schung geltend gemacht. Die Steuerersparnis betrug
dritte Spendeneuro abgesetzt. Würde man nur das               für ZuwenderInnen an Sozialeinrichtungen im Mittel
Spendenaufkommen begünstigter Zwecke betrach-                 59,1 Mio. €, an Forschung 3,01 Mio. €, für Umwelt 5,3
ten, wäre dieser Anteil sicher wesentlich höher.              Mio. € und für Feuerwehren 4,1 Mio. €.

Im gesamten Spendenaufkommen werden neben den                 Nach wie vor kommen zwei Drittel aller geltend
nicht spendenbegünstigten Vereinen zudem auch                 gemachten Spenden von LohnsteuerzahlerInnen.
nicht absetzbare Sach- oder Unternehmensspenden               Diese spenden rund 0,68% (2014 0,63%) ihres Ein-
sowie Stiftungs- und Nachlasszuwendungen berücksich-          kommens, EinkommensteuerzahlerInnen hingegen
tigt. Insgesamt wurden 2015 226 Mio. € (2014 202 Mio. €)      0,88% (2014 0,80%).
12

         Vergleich Deutschland-Österreich:                       Vergleicht man Steuerdaten aus Deutschland und
        Anteil von Spenden am persönlichen                       Österreich, so stellt man schnell einen signifikanten
           Jahreseinkommen 2015 (in %)                           Unterschied fest: Vermögende SpenderInnen bleiben
                                                                 in Österreich weiter unterrepräsentiert. So setzen
             über                                       2,9%
                                                                 Deutsche, die über mehr als 500.000 € Einkommen
        500.000 €     k.A.
                                                                 verfügen, mit 2,9% ihres Einkommens den höchsten
           100.000                0,8%                           Prozentsatz aller Einkommensklassen ab. BezieherIn-
     bis 500.000 €           0,39%
                                                                 nen von über 100.000 € jährlich immerhin noch 0,8%.
           50.000               0,7%                             In Österreich hingegen spenden alle über 100.000 €
     bis 100.000 €            0,46%                              Jahreseinkommen lediglich 0,39% davon. Damit wird
                                                  Deutschland
            30.000                  1,0%                         ein deutlicher Trend hierzulande unterstrichen: Je
      bis 50.000 €             0,58%              Österreich     höher das Einkommen, desto geringer der Anteil, der
            20.000                     1,3%                      gespendet wird. Daran ändert auch der Umstand
      bis 30.000 €               0,71%                           nichts, dass die Zahl der Großspenden (über 6000 €)
                                                   2,5%          nach 882 (2013) und 902 (2014) 2015 um 40% auf 1242
     0 bis 20.000 €
                                       1,41%                     Fälle in der Einkommensstatistik angestiegen ist.

     Spendenabsetzbarkeit NEU seit 1.1.2017
     In Österreich hat sich die Spenden-       Damit werden die Spendenbeträge      oder diese fehlerhaft sind. Die
     absetzbarkeit seit Anfang des Jah-        automatisiert in das Veranla-        SpenderInnen müssen ihre Daten
     res grundlegend geändert. Seither         gungsverfahren aufgenommen.          genau in der Form bekannt geben,
     getätigte Spenden können nur                                                   wie sie im Zentralen Melderegister
     mehr als Sonderausgabe steuer-            Sollte auf Basis der von den Spen-   (ZMR) gespeichert sind und nicht
     lich berücksichtigt werden, wenn          derInnen bekannt gegebenen           wie sie sie im Alltag verwenden.
     die SpenderInnen der spendenbe-           Daten keine vbPK SA ermittelt wer-   Damit kommt den Organisationen
     günstigten Organisation ihren Vor-        den (etwa weil die Daten fehler-     eine neue Rolle und Verantwor-
     und Zunamen sowie Geburtsda-              haft sind), können die Spendenbe-    tung zu. Aufgrund komplexer Vor-
     tum bekannt geben. Mit diesen             träge in weiterer Folge nicht        gaben seitens ZMR und FinanzOn-
     Daten müssen die Organisationen           gemeldet werden. In einem sol-       line waren die gemeinnützigen
     dann die Spenden den Finanzbe-            chen Fall müssen die BürgerInnen     Organisationen gezwungen, um­
     hörden melden. Die Neuregelung            die Organisationen zur Berichti-     fangreiche technische Adaptierun-
     stellt die gemeinnützigen Organi-         gung ihrer Daten auffordern.         gen und kostspielige Neuanschaf-
     sationen vor große Herausforde-           Unterbleibt die Meldung zu           fungen zu tätigen – insbesondere
     rungen.                                   Un­recht oder ist der gemeldete      für kleinere Einrichtungen eine
                                               Gesamtbetrag fehlerhaft, müssen      massive Herausforderung.
     Der Ablauf im Detail                      sich die SpenderInnen in erster
     Die SpenderInnen geben der spen-          Linie an die Organisation wenden     Herausforderung
     denbegünstigten      Organisation         und diese zur Korrektur auffor-      Kommunikation
     Vor- und Zunamen sowie Geburts-           dern. An die Finanz selbst können    Eine Umstellung dieser Dimension
     datum bekannt. Auf Basis dieser           sie sich nur wenden, wenn eine       steht und fällt im Ausmaß, wie gut
     Daten fordern die Organisationen          Organisation ihren Meldepflichten    die Bevölkerung und die NPOs dar-
     für die jeweiligen SpenderInnen           nicht nachkommt.                     über informiert sind. Damit die
     über das Stammzahlenregister das                                               automatische      Berücksichtigung
     verschlüsselte bereichsspezifische        Herausforderung                      der Spenden gelingen kann, hat
     Personenkennzeichen für Steuern           Datenqualität und Technik            das Finanzministerium verschie-
     und Abgaben (kurz vbPK SA) an.            Eine große Herausforderung liegt     dene Kommunikationsmaßnahmen
     Die NGO übermittelt dieses dann           darin, dass viele Spendenorgani-     gesetzt. Die Reaktionen der Spen-
     zusammen mit der Jahresspen-              sationen die erforderlichen Daten    derInnen darauf sind durchwachsen.
     densumme an FinanzOnline bis              von einem guten Teil ihrer Spend-
     Ende Februar des Folgejahres.             erInnen noch nicht erhalten haben
13

Spendenverhalten und -motive
der ÖsterreicherInnen
Kinder, Tiere und Katastrophenhilfe sind die beliebtesten Spendenziele der
ÖsterreicherInnen. Weiterhin wird am häufigsten über Erlagscheine gespendet.

   Die beliebtesten Spendenthemen der ÖsterreicherInnen (Quelle: Public Opinion)

29% 24%Kinder                              Tiere
                                                                      18%
                                                                    Katastrophenhilfe
                                                                        im Inland
                                                                                                          12%
                                                                                                       Obdachlose,
                                                                                                       BettlerInnen
                                                                                                                                         11%
                                                                                                                                   Bekämpfung des
                                                                                                                                  Hungers in der Welt

        11%                             10%                                9%                               7%                              7%
       Sozial                     Katastrophenhilfe                 Kirchen, religiöse                Natur-, Klima-,            Flüchtlinge, Verfolgte,
    Benachteiligte                   im Ausland                      Vereinigungen                    Umweltschutz               Kriegsopfer im Ausland

     Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, Zeitraum: 19. 10. bis 8. 11. 2016

U
         nangefochtene Spitzenreiter bei den Spen-                             rophenhilfe im Inland, Kunst/Kultur/Freizeit, Parteien/
         denthemen sind Kinder mit rund 29 Prozent,                            Bürgerinitiativen oder Projekte/Initiativen, die ihrer
         Tiere mit rund 24 % sowie die Katastrophen-                           Region zugutekommen. Im Altersgruppenvergleich
         hilfe im Inland (~18 %). Am vierten Platz etab-                       dominieren die 60plus-Jährigen bei der Katastro-
lierte sich das Thema Obdachlose/Bettler mit rund 12                           phenhilfe im In- und Ausland, Tieren, Kindern, Kir-
Prozent. Knapp dahinter rangieren die Themen                                   chen/religiöse Vereinigungen oder auch bei der
Bekämpfung des Hungers in der Welt und Sozial                                  Bekämpfung des Hungers in der Welt, während die
Benachteiligte, welche von jeweils 11 Prozent der                              eher Jüngeren tendenziell beim Natur-/Klima-/
Spenderinnen und Spender bedacht werden. Im Jahr                               Umweltschutz vorne liegen.
2014 machten sich erste Anzeichen bemerkbar, dass
Flüchtlingen, Verfolgten und Opfern von Kriegen im                             Erlagschein beliebteste Spendenform
Ausland deutlich mehr Augenmerk geschenkt wird.                                Bei den Spendenformen unterscheiden wir grob zwi-
Dies schlägt sich sowohl 2015 als auch 2016 bei jeweils                        schen drei Arten: Sach-, Geld- und Zeitspenden. Die
7 Prozent der Spenderinnen und Spender nieder.                                 Geldspenden nehmen bei den alljährlichen Spenden-
                                                                               marktumfragen – aufgrund ihrer Wichtigkeit und Viel-
Frauen spenden im Vergleich zu Männern, sowohl was                             falt für die spendensammelnden Organisationen –
das Ausmaß als auch was die Bandbreite betrifft, flei-                         dabei den meisten Raum ein. Bei den Geldspenden
ßiger. Bedeutend mehr Frauen als Männer widmen ihr                             führt unverändert die Spende per Erlagschein mit
Augenmerk Kindern, Tieren, Kirchen/religiösen Verei-                           rund 26 Prozent das Ranking an. Besonders beliebt ist
nigungen oder auch Sozial Benachteiligten. Männer                              diese Spendenform bei Frauen sowie der Altersgruppe
tendieren eher zu Spendenthemen wie Sport, Katast-                             60plus. Rund 21 Prozent haben BettlerInnen Geld
14

                                   Die Spendenmotive der ÖsterreicherInnen

       59% 56% 55% 54% 53%
     Organisation sympathisch   Not macht betroffen   Einzelschicksale berühren   Sicherheit, dass Spende
                                                                                         ankommt
                                                                                                                 Solidarität

         51% Mitleid
                                 48%
                                  überzeugender
                                                           40%
                                                            weil ich es mir
                                                                                       35%
                                                                                    weltanschauliche
                                                                                                                 34%
                                                                                                            Organisationen, die in
                                    Hilfeaufruf              leisten kann            Überzeugung              Österreich helfen

                                                       Quelle: Public Opinion

     gegeben (bei Frauen 25 % und Höhergebildeten 31 %),            Not, Anteilnehmen an Schicksalen, Sicherheit, dass
     19 Prozent spendeten bei Sammlungen an der Woh-                die Spende auch zweckgerichtet ankommt, Solidarität
     nungstür und 18 Prozent bei Sammlungen in der Kir-             mit den Armen und Schwachen sowie Mitleid ab.
     che. Vermehrter Beliebtheit dürfte sich die Spenden-
     form der Straßensammlung erfreuen, welche                      Für nahezu jeden zweiten Befragten ist auch der
     gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte zuge-              „überzeugende Hilfsaufruf der Organisation“ wichtig,
     legt hat. Im gleichen Ausmaß rückläufig erwies sich            und für rund 40 Prozent die Gewissheit, sich eine
     hingegen der Dauer- bzw. Abbuchungsauftrag.                    Spende auch leisten zu können. Während für die 60+
                                                                    Jährigen in erster Linie der überzeugende Aufruf einer
     Wie in all den Jahren zuvor tritt als häufigste Form die       Hilfsorganisation, die Solidarität mit den Armen und
     Beteiligung an einer Altkleidersammlung in Erschei-            Schwachen, Mitleid, Sympathie mit der Organisation
     nung (~36%). Rund 14 Prozent der Befragten spende-             und die Betroffenheit vom Leid anderer zählt, ist es
     ten in den letzten zwölf Monaten diverse Sachwerte             für die mittlere Altersgruppe vor allem die weltan-
     (2014: 11 %, 2015: 15 %). Eine rückläufige Tendenz lässt       schauliche Überzeugung. Für ArbeiterInnen sind
     sich beim Spenden von Blut erkennen. Fanden sich               zuvorderst die Motive Mitleid, Solidarität und Anstoß
     dabei 2014 noch 17 Prozent der Spenderinnen und                zur Selbsthilfe prägend, für leitende Angestellte Mit-
     Spender, so sank deren Anteil 2015 auf 14 Prozent und          leid, Sympathie mit der Organisation und besondere
     liegt 2016 bei lediglich zwölf Prozent.                        Überzeugung seitens der Hilfsorganisation. BeamtIn-
                                                                    nen in gehobenen Positionen fühlen sich motiviert
     Die Beteiligung an einer Altkleidersammlung ist vor            durch die Leistbarkeit, Überzeugung seitens der Hilfs-
     allem eine Domäne der Frauen (Frauen: 43 %, Männer:            organisation, Solidarität, Mitleid und Gewissheit, dass
     28 %), der mittleren Altersgruppe und der Höherge-             die Spende auch zweckgerichtet ankommt.
     bildeten. Auch bei der Spende diverser Sachwerte
     geben die Frauen – wenn auch nicht mehr so stark               Beweggründe für das Nicht-Spenden
     wie im Vorjahr - den Ton an (Frauen: 16 %, Männer:             Befragt nach ihren Gründen für das Nicht-Spenden
     12 %). Anders ist dies jedoch beim Blutspenden (Män-           werden neben der finanziellen Belastung und der Kri-
     ner: 16 %, Frauen: 9 %).                                       tik, dass zu viele Spendengelder in den Organisatio-
                                                                    nen verloren gingen auch die ohnehin schon hohen
     Beweggründe für das Spenden                                    Steuerlasten ins Treffen geführt. Während Frauen v. a.
     Die Beweggründe für das Spenden sind vielfältiger              auf die finanzielle Belastung verweisen, betonen
     Natur und nicht auf einzelne Motive reduzierbar. Oft           Männer neben den hohen Steuern und den Verwal-
     ist es ein ganzes Bündel von Motiven, welche Men-              tungskosten für die Organisation auch, dass Spenden
     schen bewegt, mildtätig zu wirken. In den letzten Jah-         ohnehin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien.
     ren wurden immer mehr mögliche Motive in die                   Im Altersgruppenvergleich hebt insbesondere die jün-
     Umfrage aufgenommen und erhoben. Damit kann                    gere Altersgruppe die finanzielle Belastung hervor.
     nunmehr ein tieferer Einblick gewonnen werden. Es              Schlechte Erfahrungen, Belästigung und dass die
     hat sich dadurch auch das Ranking der Motive ein               Spende zu wenig bewirken würde, wird v.a. von den
     wenig verändert. Als Hauptmotive zeichnen sich Sym-            60+ Jährigen betont.
     pathie mit der Organisation, Betroffenheit von der
15

Kunst und Kultur:
ein Spendenthema etabliert sich
Fundraising ist in Österreichs Kunst- und Kultureinrichtungen noch wenig etabliert.
In den vergangenen Jahren entwickelt sich das Geldspendenaufkommen für diesen
Bereich aber stetig – inzwischen 15 bis 20 Mio. € insgesamt jährlich.

E
       inige österreichische Kulturinstitutionen wie        richtungen ein ähnliches Bild ab – so die Salzburger
       insbesondere die Bundesmuseen können im              Festspiele, die neben ihren Eigenerträgen einen
       Fundraising bereits Erfolge verbuchen. Im Ver-       hohen Anteil aus Sponsoring, Spenden und Zuwen-
       gleich zu Ländern wie Deutschland, Schweiz           dungen erhalten. Die Bundesmuseen und die Österrei-
oder den Niederlanden hat Österreich beim Spenden           chische Nationalbibliothek, die in absoluten Zahlen
hier allerdings großen Aufholbedarf. Zwischen 15 und        relativ hohe Einnahmen im Fundraising erzielen,
20 Mio. €, also etwa 2-3 % des Gesamtspendenvolu-           erreichen im Verhältnis zu ihren Eigenerträgen und
mens von 640 Mio. € 2016, werden in Österreich jähr-        den Förderungen einen ca. 7% Anteil an Privatmitteln.
lich für Kultur gespendet. In den Niederlanden, wo der
Anreiz der Spendenabsetzbarkeit schon länger                Kleine Einrichtungen erhalten weniger
besteht, liegt der Wert dagegen bei jährlich ca. 8 %.       Spenden
                                                            In einem Punkt unterscheidet sich Österreich von
Wer spendet für Kultur?                                     anderen Ländern nicht: Absolut gesehen kommt der
Schließt man Sponsoring ein, wird ein Großteil der pri-     Großteil der Spenden großen „Playern“ zugute. Ver-
vaten Mittel von Unternehmen generiert: Dazu zählen         gleicht man die Situation mit England, erhalten die 50
in erster Linie Sponsoring-Kooperationen in Geldwert,       größten Empfänger Englands 60% des privaten
aber auch Sach- und Dienstleistungen sowie Unter-           Invest­ments. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Öster-
nehmens-Mitgliedschaften und -spenden. Daneben              reich: Kultureinrichtungen, die einen Großteil der
unterstützen Private die Kultureinrichtungen: Vermö-        Staatsmittel erhalten, können leichter Drittmittel
gende, die hohe Beträgen spenden, sind aber noch ein        akquirieren. Betrachtet man allerdings die finanzielle
Randphänomen. Diese fallen dafür von ihrem Volu-            Situation aller Kulturanbieter, dann sind es gerade die
men sehr ins Gewicht. Seit 2012 konnten zwei                kleineren, die noch viel stärker auf Geld- und
Großprojekte nur durch die Investitionen zweier Stif-       Zeitspenden sowie ehrenamtliches Engagement
tungen realisiert werden: der Bau des Konzertsaals          angewiesen sind. Sie können nicht auf alljährlich
der Wiener Sängerknaben „MuTh“ wurde durch die              garantierte staatliche Fördermittel blicken und müs-
POK Pühringer Privatstiftung (15 Mio. €) und das Fest-      sen dementsprechend mehr Privatmittel akquirieren.
spielhaus Erl durch die Hans Peter Haselsteiner Pri-        Umso wichtiger ist es, genau diesen kleineren Einrich-
vatstiftung (36 Mio. €) finanziert. Ebenso wichtig sind     tungen Fundraising zu erleichtern.
Schenkungen, insbesondere von wertvollen Kunst-
werken – wie etwa an die Albertina 2016 im Wert von                                        „Spenden werden
12,7 Mio. €.
                                                                                           immer wichtiger
Im Vergleich zu Großbritannien, Deutschland oder
                                                                                           für Kultureinrich­
Schweiz fällt auf, dass es kaum Zuwendungen seitens                                        tungen. Spenden
Stiftungen gibt. In Deutschland gehört Kunst & Kultur                                      sind eine Investi­
zu den häufigsten Stiftungszwecken (30%). Großbri-                                         tion für das Kultur­
tannien bezieht zur Hälfte Spenden von Privatperso-                                        erbe von morgen
nen und nur 20% aus der Wirtschaft, allerdings zu                                          und für die nächs­
30% von Stiftungen. Insgesamt werden 18% der
                                                                                           ten Generationen.“
Gesamteinnahmen über privates Engagement gene-
riert. In Österreich zeichnet sich nur bei einzelnen Ein-                                  Dr. Sabine Haag,
                                                                                           Fundraiserin
                                                                                           des Jahres 2017
16

     Spenden und Schenkungen im Verhältnis zu staatlichen Mitteln und Erlösen 2016 in %
                                 0,5
                                  1,2        3,2                                   1,4
                      2,4                                 2,7                                   4,3
          11,6                   39,2        2,4          3,5         11,7          8
                      63,1                                                                      9,8
                                             23,3        18,9
         4,4                                                                       20
                                                                     20,9                      85,9
         47,4
                                                         74,9
                                              71,1                                70,6
                                                                      67,4
                                 59,1
                                                                                                           Schenkungen
                                                                                                           Spenden
                                                                                                           Umsatzerlöse
         36,6        34,5                                                                                  Basisabgeltung

        Albertina   Belvedere     KHM         MAK       MUMOK         Natur­    Technisches   National-
                                                                   historisches   Museum      bibliothek
                                                                     Museum

     Welche Sparten profitieren?                                wenn in einem Opernhaus der Vorhang aufgeht, weiß
     Der Bereich der bildenden Künste zieht im Verhältnis       ich, wie viel Geld es gekostet hat.“ Berücksichtigt wer-
     am meisten Privatmittel an. Danach folgen Musik und        den müssen natürlich die hohen Organisationskosten,
     Theater, Museen aus anderen Bereichen, Literatur           die sich im Verhältnis zu den Einnahmen die Waage
     und Tanz, aber auch kombinierte Kunst- und Kultur-         halten sollten. Seit vielen Jahren veranstaltet auch
     genres. Der große Anteil bei der bildenden Kunst ist in    die Albertina Dinner und erzielte 2017 damit 260.000 €,
     Österreich wie weltweit engagierten Privatpersonen         das Leopold Museum steigerte seine Einnahmen auf
     zuzuschreiben: Es handelt sich dabei in erster Linie       350.000 € und auch das Konzerthaus war mit
     um Schenkungen von Kunstwerken oder Sammlungen.            170.000 € sehr erfolgreich. Neben Patenschaftsmo-
                                                                dellen – für Räume, Kunstwerke, Sitzplätze oder
     Neue und alt bewährte Instrumente                          Musikinstrumente – wird auch Crowdfunding zuneh-
     Im Kulturbetrieb dominieren neben Sponsoring einige        mend populär. 2016 startete eine der bisher erfolg-
     klassische Instrumente, allen voran der Förderkreis.       reichsten Crowdfunding-Initiativen zur Filmrettung
     Er kommt besonders in der Museums-, Musik- und             von „Die Stadt ohne Juden“: Das Filmarchiv Austria
     Festivalsparte zum Einsatz, findet aber auch in der        konnte mit 86.000 € die ursprüngliche Zielsumme
     Darstellenden Kunst Eingang. Er wird aber vor allem        dabei deutlich überschreiten.
     zur KundInnenbindung und erst in zweiter Linie als
     Fundraising-Instrument verwendet. Vereinzelt betrei-       Bessere Rahmenbedingungen notwendig
     ben Organisationen auch Aktivitäten im Ausland –           Mit der Erweiterung der Spendenabsetzbarkeit wurde
     besonders oft in USA, aber auch in Japan.                  2016 ein erster Schritt gesetzt, um das Spendenauf-
                                                                kommen im Kunst- und Kultursektor anzukurbeln.
     Fundraising-Dinner sehr beliebt                            Doch die geltenden Kriterien zur Erlangung der
     Das Fundraising-Dinner ist in kaum einem anderen           Absetzbarkeit sind noch sehr einschränkend. Mit ihrer
     Bereich so beliebt wie bei Kultureinrichtungen. Es gibt    Komplexität und der Bindung an eine Bundes- oder
     kaum eine namhafte Institution, die keine Dinner           Landesförderung fördert die Absetzbarkeit derzeit die
     organisiert, um Mittel zu sammeln – meist im Vorfeld       großen Einrichtungen und benachteiligt die kleineren.
     einer Eröffnung, Premiere oder rund um ein zu finan-       Auf der BMF-Liste begünstigter Einrichtungen stehen
     zierendes Projekt. So luden 2017 die Freunde der Wie-      deswegen eineinhalb Jahre nach Einführung erst 59
     ner Staatsoper zum Fundraising-Dinner zwecks der           Kultureinrichtungen – im Verhältnis zur Gesamtzahl
     1 Mio. € teuren Sanierung von Räumlichkeiten. Unter        von über 5800 eingetragenen Einrichtungen gerade
     anderen nahm Plácido Domingo am Dinner teil und            einmal 1%. Eine Lockerung der Zugangsbedingungen
     meinte: „Ich bin stolz, zu tun, was ich kann. Immer        wäre hier daher dringend notwendig.
17

Spenden für Forschungsprojekte
Fundraising an Universitäten, Hochschulen, Forschungs- und Forschungsförderungs­
einrichtungen, ist ein relativ junger Bereich. Insgesamt wurden zuletzt rund 40 Mio. €
in Österreich hierfür gespendet.

E
       s gibt bereits einige Einrichtungen, die Fundrai-   Das Zentrum für Präzisionsmedizin soll bis 2022 mit
       sing betreiben und erste Erfolge einfahren          65 Mio. € an Spenden finanziert werden. Einzelne Uni-
       konnten. Insgesamt steht dieser Bereich aber        versitäten berichten zudem von ersten Zuwendungen
       noch am Anfang. Im internationalen Vergleich        in Millionenhöhe.
ist von einem großen Potenzial auszugehen. Das
Engagement für Universitäten und Hochschulen stieg         Stiftungen – Potenziale der Zukunft
im Jahr 2016 auf rund 40 Mio. € (Hochrechnung Fund-        Besonderes Potenzial liegt im Stiftungssektor und bei
raising Verband), rund 7 Prozent des gesamten Spen-        GroßspenderInnen. Vermögende sind derzeit bei
denvolumens in Österreich. Das entspricht einem            Spenden unterrepräsentiert. Um diese Mittel zu mobi-
Wachstum um 20 Prozent zum Vorjahr, für 2017 ist ein       lisieren, können Matching-Grant Programme der rich-
gleich bleibendes Aufkommen zu erwarten. Den größ-         tige Hebel sein. Der Wiener Wissenschafts- und Tech-
ten Anteil erhalten die Wiener Universitäten, die Insti-   nologiefond – jährlich von einer privaten Banken­stiftung
tutionen in den Bundesländern holen aber auf.              mit 8-9 Mio. € dotiert – hat mit der Stadt Wien ein sol-
                                                           ches Programm initiiert. Dabei zahlt die Stadt für
Immer mehr Beispiele für                                   jeden gespendeten Euro einen weiteren für Wissen-
erfolgreiche Spendenwerbung                                schaftsprojekte – insgesamt stellt die Stadt hier zwei
Beispiele für Fundraising im Hochschulsektor gibt es       Millionen Euro zur Verfügung. Auch das IST Austria
auch abseits der 70 Mio. € Spende von Dietrich Mate-       baut auf Cofinanzierungen. Die bisher eingeworbenen
schitz für ein Querschnittslähmungs-Forschungszen-         18,7 Mio. € Spenden werden von der öffentlichen Hand
trum an der Paracelsus Medizinische Privatuniversi-        verdoppelt. Österreichs wichtigste Fördereinrichtung
tät. So sammelte die Universität Klagenfurt mit der        für Grundlagenforschung, der Wissenschaftsfonds
Kampagne „Wir machen die AAU reicher“ erfolgreich          FWF – dotiert teilweise aus der Österreichischen Nati-
Spenden, und der Krebsforschungslauf der Medizini-         onalstiftung – baut in seiner Strategie auf enge Part-
schen Universität Wien mobilisiert LäuferInnen als         nerschaften mit privaten Stiftungen. Derzeit werden
auch SpenderInnen. Die Medizinische Universität Wien       über vier Stiftungen Projekte im Ausmaß von rund 1,6
betreibt auch aktuell eine ambitionierte Kampagne.         Mio. € pro Jahr finanziert.

                                     Gastkommentar                            rung für die Wissenschaft, die wir in
                                                                              potentiellen UnterstützerInnen ent-
                                     „Philanthropisches Engagement hat        fachen können. Denn besonders in
                                     in Österreich noch viel Wachstum-        der Grundlagenforschung erlauben
                                     spotenzial. Die erfolgreiche Akquise     langwierige Experimente keine zeit-
                                     privater Mittel beginnt daher mit        nahe Präsentation von Forschungs-
                                     dem Aufbau eines Netzwerks an            resultaten. Neue Formate wie der
                                     UnterstützerInnen. Dabei offenbart       Wiener Ball der Wissenschaften
                                     sich im Science Fundraising wie am       machen die abstrakte Welt der Wis-
                                     IST Austria eine inhaltliche Heraus-     senschaften erlebbar und heben die
                                     forderung: Wissenschaft ist rational,    Bedeutung der Forschung für die
                                     Geben emotional. Als Science Fund-       Gesellschaft hervor.“
                                     raiser sind wir gefordert, diese
                                     Dichotomie zu überwinden, indem          Oliver Lehmann
                                     wir innovative Wege in der Wissen-       Head of Stakeholder Relations,
                                     schaftskommunikation beschreiten.        Institute of Science and Technology
                                     Der Schlüssel liegt in der Begeiste-     Austria
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