2018 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick

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2018 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick
2018
SPENDEN
 BERICHT

Alles zum Spendenverhalten und
Spendenaufkommen in Österreich
                auf einen Blick
2018 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick
2018 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick
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                                                                                            Vorwort

              2018 wird sich voraussichtlich ein neuer     (deutsche oder holländische Unternehmen spenden rund
              Spendenrekord einstellen. Gründe hierfür     doppelt so viel). Dies könnte sich in den kommenden
              sind die weiter steigende Höhe der Durch-    Jahren ändern, ist doch ein klar steigendes Interesse zu
schnittsspenden, die erweiterten Fundraisingmaßnah-        erkennen. Mit „Committed Giving“, der freiwilligen Ver-
men des Kultur- und Hochschulsektors sowie ein stei-       pflichtung zum Spenden, kommt zudem eine internatio-
gendes Aufkommen aus Testamentsspenden. Das                nale Bewegung nach Europa. Würden Österreichs Unter-
Wachstum beträgt insgesamt 2%, hat aber nur wenige         nehmen ein Prozent ihres Gewinns spenden, ergäbe das
Gewinner. Kleinere Einrichtungen verlieren gegenüber       rund 400 Mio. € für gemein­nützige Projekte. Derzeit
größeren ganz klar an Volumen. Die bürokratischen          haben nur 38% aller KMUs ein fixes Budget für ihr
Anforderungen der Datenweiterleitung bei der Spenden-      gemeinnütziges Engagement.
absetzbarkeit zu erfüllen und die Umsetzung der Euro-
päischen Datenschutzgrundverordnung kosten Zeit und        Sie halten den neunten Spendenbericht des Fundraising
Ressourcen. Diese fehlen den Organisationen an anderer     Verbands Austria in Händen. Dieser bietet eine fundierte
Stelle.                                                    und kompakte Wissensquelle für das Spendenwesen. Er
                                                           liefert nicht nur aktuelle österreichische und internatio-
Die Spendenabsetzbarkeit rechnet sich, werden doch im      nale Zahlen, sondern bietet Hintergrundwissen über
Vergleich zum Aufkommen vor deren Einführung 2009          Spendenmotive, -themen und -trends.
rund 315 Mio. € oder fast 90% mehr gespendet. Rund 1
Mio. Menschen machten 2016 rund 218 Mio. € geltend.
Die Kosten für den Staat betragen mit nur 63 Mio. € weit
weniger als die ursprünglich geplanten 100 Mio. €. Min-    Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
destens jeder dritte Spendeneuro wird abgesetzt. Es
bleibt abzuwarten, wie sich die für die Organisationen
arbeitsintensiven neuen Rahmenbedingungen hier aus-
wirken werden. Leider standen dem Fundraising Verband
zu Redaktionsschluss erstmals die entscheidenden
Daten der Finanz von 2017 nicht zur Verfügung.

Unternehmen steuern 2018 rund 100 Mio. € oder 0,25%        Dr. Günther Lutschinger
ihrer Gewinne dem gemeinnützigen Sektor bei. Damit         Geschäftsführer Fundraising Verband Austria
bewegt sich das Engagement im europäischen Mittelfeld      Dachverband der Spendenorganisationen
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    Inhalt
    3      Spenden auf einen Blick
    4      Entwicklung des Spendens
    5      So spenden die Bundesländer
    6      Spendenverhalten und -motive
    8      Internationaler Vergleich
    10     Trends und Entwicklungen im Spendenwesen
    12     1 Million ÖsterreicherInnen nutzen Spendenabsetzbarkeit!
    14     Vermächtnis für den guten Zweck
    16     Kunst & Kultur – Ein Sektor mit Potential
    16     Gemeinnützige Stiftungen
    17     Spenden für Wissenschaft, Forschung und Hochschulen
    18     Österreichs engagierte Unternehmen
    20     Sachspenden helfen unmittelbar
    21     Spendensicherheit garantiert!
    22     Die 100 größten NPOs 2017
    24     10 Tipps zum Spenden

    Executive Summary
    The Austrian Fundraising Association publishes its Natio-        percent and 139 € per donor on average. In regards to
    nal Donation Report annually. The report aims to focus on        donor participation, Upper Austria ranks last with 50
    trends in donation behaviour and philanthropy. In 2017           percent, whereas in terms of the donation amount, Vienna
    Austrians donated 660 million € – 30 million more than           performs worst with 80 € per donor.
    expected in the last report. In 2018 donations will reach
    675 million €, this is a growth of 15 million in comparison to   Meanwhile one million Austrians are using the advantages
    2017 and a new all time high in Austria.                         of the tax deduction. Almost every third Euro donated is
                                                                     deducted from income tax. The improved legal framework
    While the largest 50 charity organisations as well as medi-      of the charity law from 2015 however has made a signifi-
    um-sized NPOs increased significantly, smaller associa-          cant positive impact on the sector. 27 new charitable foun-
    tions were mostly affected by stagnation. As a result of         dations were founded in 2018. More and more cultural and
    the tax deductibility of donations and the General Data          scientific institutions are starting fundraising activities.
    Protection Regulation, the demanding requirements are            The private engagement in academia, science and research
    likely to have had a negative effect on this development.        amounts to remarkable 90 million € by now. 15-20
                                                                     million € are annually donated to Arts and Culture. With 60
    The donors’ preferences are child support, animals, natio-       million € almost 10% of the total donation volume comes
    nal emergency relief and homeless people. According to           from legacies.
    the donors approximately 60 % of all Austrians give chari-       In addition to their monetary donations, the Austrians also
    tably. Once again, the comparison of federal states shows        engage in voluntary activities. Approximately 3,5 million
    a change in the ranking: this time, Salzburg, Tyrol and          people or 46% of over 15-year olds are active each and
    Vorarl­berg are in the lead with a donor participation of 77     every day on a voluntary and unpaid basis.
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       Spenden auf einen Blick

    675 Mio. €
 spenden die ÖsterreicherInnen
                                         46 Mrd. €
                                      werden europaweit jährlich
         im Jahr 2018.                        gegeben.

        60%
     der ÖsterreicherInnen
                                             113 €
                                     geben die ÖsterreicherInnen
           spenden.                   durchschnittlich pro Jahr.

         139 €
  werden in Salzburg, Tirol und   Kinder, Tiere, Katastrophenhilfe und
Vorarlberg gegeben – am meisten     Obdachlose sind die häufigsten
   im Bundesländervergleich.                Spendenzwecke.

                                         60 Mio. €
                                  oder 10% des Gesamtsaufkommens
     Erlagscheine sind der
                                     werden jährlich in Form von
   beliebteste Zahlungsweg.
                                        Testamenten gespendet.

        45%
  der ÖsterreicherInnen sowie
                                        218 Mio. €
                                       an Zuwendungen werden
 48% der Unternehmen helfen          steuerlich abgesetzt – das ist
       mit Sachspenden.                jeder dritte Spendeneuro.
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    Entwicklung des Spendens
    Die ÖsterreicherInnen unterstützten die Hilfsprojekte der gemeinnützigen Einrichtungen
    2017 mit 660 Millionen €. Für 2018 wird ein leichtes Wachstum von 2% auf 675 Millionen €
    erwartet. Stiftungszuwendungen, Testamentsspenden und Dauerspenden legen weiter zu.

    Rückblick                                                                   Spendenaufkommen Österreich
    Nach Auswertung von rund 350 Jahresabschlüssen,                                  2013-2018 in Mio. €
    Berichten und Umfragen belief sich das Spendenauf-
                                                                                                           640         660        675
    kommen 2017 auf 660 Mio. € – damit wurde die Vorher-                                       625
    sage aus 2017 klar übertroffen. Neben den größten 50                550        570
                                                                                                                                   +2%
    Spendenorganisationen konnten auch mittlere
    (500.000 € bis 2 Mio. € Spendeneingänge) weiter zule-
    gen. Kleinere Vereine waren im vergangenen Jahr
    mehrheitlich von Stagnation betroffen, die aufwendi-
    gen Auflagen durch die Spendenabsetzbarkeit und der
    Datenschutzgrundverordnung dürften hier negativ ein-
    gewirkt haben. Generell zum Wachstum beigetragen                     2013      2014        2015        2016        2017       2018
    haben neben einer stärkeren Professionalisierung des                           Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria

    Fundraisings auch eine steigende Zahl an Organisatio-
    nen, neue Zielgruppen und neue Technologien.                      trag zum jährlichen Spendenaufkommen liefern Dauer-
                                                                      spenderInnen und Patenschaften, während Spenden-
    Ausblick 2018                                                     plattformen und Soziale Medien vor allem für neue,
    Voraussichtlich wird das Spendenaufkommen 2018 mit                jüngere Zielgruppen attraktiv erscheinen. Neuerdings
    einem leichten Plus von 2% auf 675 Mio. € wachsen. Die            entfalten auch Zustiftungen von NPO-eigenen Stiftun-
    Zahl der Spendenorganisationen, die mit hauptamtli-               gen positive Wirkungen. Die 150 größten NPOs weisen
    chen MitarbeiterInnen arbeiten, nimmt ebenso zu, wie              60% mehr Stiftungszuwendungen auf, die testamenta-
    die Internationalisierung. Österreichische NPOs begin-            rischen Zuwendungen stiegen um 10% an.
    nen zunehmend auch in Nachbarstaaten mit Fundrai-                 Nicht in der Hochrechnung enthalten ist die vor weni-
    singaktivitäten, während gleichzeitig internationale              gen Wochen bekannt gegebene Schenkung von 1.323
    Einrichtungen den heimischen Markt entdecken. Auch                Kunstwerken der Sammlung Essl an die Albertina. Ihr
    finden sich zunehmend Universitäten und Kulturein-                geschätzter Wert von 84,5 bis 91,1 Mio. € sprengt alle
    richtungen unter den Top 150. Einen wesentlichen Bei-             bisherigen Rekorde.

                 Spendenindex 2016-2018                               Spendenindex – das Jahr im Rückblick
                                                                      Der Spendenindex wird monatlich aus den Spendenein-
                                                                      gängen von 31 Organisationen gebildet. Er ist ein reprä-
     250
                                   2018
                                                                      sentativer, zeitnaher Indikator für Spendentrends. Insge-
                                   2017                               samt startete das Spendenjahr 2018 knapp über dem
     200                                                              Niveau des Vorjahres. Im Verlauf der ersten Jahreshälfte
                                   2016
                                                                      legte der Bereich Humanitäre Hilfe im Inland konsequent
     150                                                              zu, wohingegen sich Internationale Hilfe und Tiere &
                                                                      Umwelt hinter den Vorjahreswerten bewegten. Zu Beginn
     100                                                              der zweiten Jahreshälfte drehte sich dieser Trend um.
                                                                      Das bisherige Aufkommen 2018 liegt in etwa auf dem
      50                                                              Niveau von 2017. Das vierte Quartal wird entscheiden,
                                                                      wie das Spendenjahr ausgeht. Es sind die wichtigsten
       0                                                              Monate für spendenwerbende Organisationen, rund 25%
        Jän. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
                                                                      aller Spenden gehen in der Regel in dieser Zeit ein.
                            Quelle: Direct Mind
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So spenden die Bundesländer
2017 haben nach eigenen Angaben rund 60 Prozent der ÖsterreicherInnen ab 16 Jahre
gespendet. Ebenso wie im Jahr zuvor wurden durchschnittlich 113 € gespendet
                                                                  ­­        – in etwa
der gleiche Wert wie im Jahr 2014.

                                          So spendet Österreich                                        Wien
                                                                                                       54%          Spendenzweck
         Österreich                                                                                    spenden
                                                                                                                    Obdachlose, Kinder
                                                                                                       ~80€
           60% Spendenzweck                                          OÖ                             pro SpenderIn
             spenden      Kinder, Tiere
                                                                    50%        Spendenzweck
             ~113€                                                  spenden    Kinder, Tiere
          pro SpenderIn                                             ~119€                                           NÖ, Bgld
                                                               pro SpenderIn                                                        Spendenzweck
                                                                                                                     54%            Kinder,
                                                                                                                      spenden       Katastrophen­
                           Sbg, T, V                                                                                  ~123€         hilfe im Inland
                                                                                                                    pro SpenderIn
                             77%           Spendenzweck                            Stmk, Ktn
                             spenden       Tiere, Katastro­phen­­
                             ~139€         hilfe im Inland                           66% Spendenzweck
                                                                                      spenden      Kinder, Tiere
                          pro SpenderIn
                                                                                      ~100€
                                                                                   pro SpenderIn

                             So spendet Österreich: Durchschnittsspende, Spendenbeteiligung und -themen
                       Quelle: Public Opinion GmbH/Institut f. Sozialforschung Linz; Spendenmarktbefragung 2017

M
        änner spenden durchschnittlich rund 122 €,                   stadt Wien bezeichnen sich als situative/anlassbezo-
        Frauen rund 106 €. Am spendenfreudigsten                     gene SpenderInnen. Top-Spendenziele in der spen-
        erweist sich die Altersgruppe der 35- bis 59-                denfreudigsten Bundesländergruppe Salzburg, Tirol
Jährigen mit durchschnittlich 134 €.                                 und Vorarlberg sind Tiere, Katastrophenhilfe im
                                                                     Inland, Kinder, Obdachlose/BettlerInnen sowie Kir-
Im Bundesländervergleich dreht sich wieder einmal                    chen/religiöse Vereinigungen. In Wien führen Obdach-
das Ranking: an der Spitze liegen dieses Mal Salz-                   lose/Bettler mit rund 22 Prozent das Ranking an.
burg, Tirol und Vorarlberg mit einem SpenderInnenan-
teil von 77 Prozent und durchschnittlich 139 € pro                   Gefragt nach der geplanten persönlichen Beteiligung
SpenderIn. Schlusslicht beim SpenderInnenanteil ist                  bei gesellschaftlichen Herausforderungen wollen sich
Oberösterreich mit 50 Prozent und hinsichtlich der                   vergleichsweise mehr Frauen als Männer bei der
Spendenhöhe die Bundeshauptstadt Wien mit rund                       Betreuung/Pflege von älteren Menschen engagieren.
80 € pro SpenderIn.
                                                                     Im Bundesländervergleich ist diese Engagementbe-
Während Salzburg, Tirol und Vorarlberg mit 33 Pro-                   reitschaft vor allem im Westen stärker ausgeprägt.
zent den vergleichsweise höchsten Prozentanteil an                   Besonders Höhergebildete und Befragte aus Steier-
regelmäßigen/systematischen SpenderInnen aufwei-                     mark und Kärnten sowie Oberösterreich setzen sich
sen, fällt dieser in Wien lediglich auf rund 16 Prozent.             für die Armutsbekämpfung beziehungsweise gegen
Rund drei Viertel der Befragten aus der Bundeshaupt-                 Ungleichheit und Ausgrenzung ein.
6

    Spendenverhalten und -motive
    der ÖsterreicherInnen
    Kinder, Tiere und die Soforthilfe bei Katastrophen sind die häufigsten Spendenziele der
    ÖsterreicherInnen. Weiterhin wird am meisten über Erlagscheine gespendet.

                             Die beliebtesten Spendenthemen der ÖsterreicherInnen

    23% 21%  Kinder                          Tiere
                                                                        17%
                                                                     Katastrophenhilfe
                                                                         im Inland
                                                                                                         16%
                                                                                                        Obdachlose,
                                                                                                        BettlerInnen
                                                                                                                                         11%
                                                                                                                                          Sozial
                                                                                                                                      Benachteiligte

              9%                            9%                              9%                               8%                                8%
        Kirchen, religiöse           Katastrophenhilfe               Bekämpfung des               Projekte und Initiativen,       Geistig oder körperlich
         Vereinigungen                  im Ausland                  Hungers in der Welt          die meiner Region zugute               Behinderte
                                                                                                         kommen

                  Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung Linz; österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, 2017

    I
       m Vergleich zum Vorjahr hat sich der Stellenwert                          tendenziell bei den Themen Sport, Kunst/Kultur/Frei-
       der wichtigsten Spendenziele nicht verändert. An                          zeit sowie Parteien/Bürgerinitiativen.
       erster Stelle finden sich Kinder, gefolgt von Tieren,                     Im Altersgruppenvergleich hebt sich die Gruppe der
       Katastrophenhilfe im Inland und Obdachlose/Bett-                          60+Jährigen besonders positiv ab bei den Bereichen
    lerInnen. Bemerkenswert sind allerdings die Verände-                         Katastrophenhilfe im In- und Ausland, Tiere, Kinder,
    rungen bei den jeweiligen Prozentwerten. Während                             Kirchen/religiöse Vereinigungen, Behinderte, Sozial
    die Bereiche Kinder (-6 %) und Tiere (-3 %) einige Pro-                      Benachteiligte oder auch bei der Bekämpfung des
    zentpunktverluste hinnehmen mussten, verzeichnete                            Hungers in der Welt.
    der Bereich Obdachlose/Bettler einen leichten
    Zuwachs (+4 %).                                                              Beweggründe für das Nicht-Spenden
                                                                                 Befragt nach ihren Gründen für das Nicht-Spenden wer-
    Bis 2013 ist das Thema „Flüchtlinge, Verfolgte, Opfer                        den neben der finanziellen Belastung und der Kritik,
    von Kriegen im Ausland“ noch marginal in Erscheinung                         dass die Organisationen zu wenig effizient mit den
    getreten. Nach ersten Anzeichen im Jahr 2014 wurde                           Spenden umgingen, auch die ohnehin schon hohen
    dieser Thematik in den Folgejahren seitens der Spend-                        Steuerlasten ins Treffen geführt. Während Frauen v. a.
    erInnen deutlich mehr Augenmerk geschenkt. 2017                              auf die finanzielle Belastung verweisen, betonen Män-
    spendeten hierfür rund 6 Prozent der Befragten.                              ner neben den hohen Steuern und den Verwaltungskos-
                                                                                 ten für die Organisation auch, dass Spenden ohnehin
    Wie auch in den Jahren zuvor erweisen sich Frauen –                          nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien. Im Alters-
    hinsichtlich der Bandbreite – als die fleißigeren Spend-                     gruppenvergleich hebt insbesondere die jüngere Alters-
    erinnen. Bedeutend mehr Frauen als Männer widmen                             gruppe die finanzielle Belastung hervor. Schlechte
    beispielsweise ihr Augenmerk Kindern, Tieren, Sozial                         Erfahrungen, Belästigung und dass die Spende zu wenig
    Benachteiligten oder Flüchtlingen. Männer überwiegen                         bewirken würde, wird v. a. von den 60+ Jährigen betont.
7

                                  Die Spendenmotive der ÖsterreicherInnen

   57% 54% 53% 53% 50%
      Organisation           Einzelschicksale liegen         Sicherheit, dass Spende           Not macht betroffen                Solidarität
      sympathisch             besonders am Herzen                   ankommt

    45%
     überzeugender
                                 45%  Mitleid
                                                                   41%
                                                                  weil ich es mir
                                                                                                   35%
                                                                                                weltanschauliche
                                                                                                                                  33%
                                                                                                                            Organisationen, die in
       Hilfeaufruf                                                 leisten kann                  Überzeugung                  Österreich helfen

              Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung Linz; österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, 2017

Erlagschein beliebteste Spendenform                                        Tendenziell erweisen sich Frauen als empfänglicher
Im Ranking zwar unverändert an der Spitze, doch ten-                       für Einzelschicksale, fühlen sich eher betroffen von
denziell leicht rückläufig, findet sich die Spende mittels                 der Not anderer, zeigen mehr Solidarität mit Armen
Erlagschein mit rund 21 Prozentpunkten. Besonders                          und Schwachen, wollen ein Beispiel setzen und emp-
beliebt ist diese Spendenform bei Frauen sowie der                         finden eher Mitleid als Männer.
Altersgruppe 60+. Rund 21 % haben BettlerInnen Geld
gegeben, 17 % spendeten bei Sammlungen in der Kirche                       Interessant erscheint, dass rund 36 % angeben, bis-
und 16 % bei Haussammlungen an der Wohnungstür.                            lang nie über das Spenden nachgedacht zu haben und
                                                                           rund 23 % kundtun, niemals gefragt oder gebeten
Rund 21 % der Befragten spenden systematisch/                              worden zu sein. Rund 41 % vertreten die Auffassung,
regelmäßig, d. h. sie reservieren einen bestimmten                         dass jeder für sein Schicksal selbst verantwortlich sei
Betrag für wohltätige Zwecke. Dies trifft insbeson-                        – interessanterweise teilen Frauen diese Auffassung
dere auf die Altersgruppe 60+ und Personen aus dem                         in höherem Ausmaß als Männer.
ländlichen Raum zu. Rund 63 % bekennen sich zu den
anlassbezogenen SpenderInnen. Hierzu zählen die
16- bis 34-Jährigen, Personen mit niedrigem Bildungs-                     Ehrenamtliches Engagement
abschluss und vergleichsweise mehr Befragte aus                           Zusätzlich zu ihren Geldspenden engagieren sich die
Wien. Im Langzeitvergleich (2000-2017) zeigt sich,                        ÖsterreicherInnen auch sehr gerne freiwillig. Rund 3,5
dass der Anteil der systematischen/regelmäßigen                           Mio. Menschen oder 46% der über 15-Jährigen sind
SpenderInnen zugenommen und jener der situativen                          Tag für Tag freiwillig und unentgeltlich aktiv. Sie
SpenderInnen abgenommen hat. Dies könnte einer-                           unterstützen gemeinnützige Organisationen ehren-
seits darauf zurückzuführen sein, dass es den Organi-                     amtlich, engagieren sich in Vereinen oder helfen in der
sationen gelungen ist, SpenderInnen vermehrt an sich                      Nachbarschaft. Insgesamt leisten die ÖsterreicherIn-
zu binden und andererseits, dass die SpenderInnen                         nen fast 15 Mio. Stunden Freiwilligenarbeit pro Woche.
jetzt anders entscheiden. In den vergangenen zwölf                        Am häufigsten engagieren sich Menschen zwischen
Monaten haben nach eigenen Angaben rund 60 % der                          50 und 59 Jahren, gefolgt von den über 60-jährigen.
ÖsterreicherInnen gespendet. Damit hat sich der
Anteil gegenüber dem Vorjahr um weitere 2 Prozent-                        Bei der Befragung nach dem geplanten künftigen per-
punkte vermindert und liegt momentan beim Stand                           sönlichen Engagement bekunden rund 48 % den Wil-
von 2013. Von 2000 bis 2017 ist der Anteil der Spender-                   len, sich den Herausforderungen unserer Gesellschaft
Innen um 21 Prozentpunkte zurückgegangen.                                 durch Mitwirkung an Initiativen und der Mitarbeit in
                                                                          Vereinen zu stellen. Weitere 17 % sind noch unschlüs-
Spendenmotive                                                             sig. 35 % möchten sich persönlich gar nicht engagie-
Oft ist es ein ganzes Bündel von Motiven, das Men-                        ren. An oberster Stelle bei den Zielen finden sich die
schen bewegt, mildtätig zu wirken. Als Hauptmotive                        Betreuung/Pflege von älteren Menschen/Seniorenar-
zeichnen sich die Sympathie mit der Organisation, die                     beit sowie der Natur-/Umwelt-/Tier-/Klimaschutz
Sicherheit, dass die Spende auch zweckgerichtet                           (jeweils 22 %), gefolgt vom Engagement bei der
ankommt sowie die Betroffenheit von der Not anderer                       Gesundheitsvorsorge/Sport/Bewegung/Ernährung
Menschen ab. Für rund 41 % ist die Gewissheit, dass                       (19%) und den Bereichen Armutsbekämpfung/Besei-
„ich es mir leisten kann“ ein weiterer Beweggrund                         tigung von Ungleichheit und Ausgrenzung sowie
zum Spenden – dies vor allem bei Männern.                                 Sicherheit/Sicherheitsvorsorge (jeweils 15 %).
8

                                                                                                                            Finnland

    Internationaler
                                                                                                                            94,55 €
                                                                                 Norwegen
                                                                                  75,61 €

    Vergleich                                                                                          Schweden
                                                                                                       115,17 €

                                            Groß-
                                          britannien
                                         273,73 €
                        Irland
                       84,57 €                                 Niederlande
                                                               138,84 €
                                                                                    Deutschland
                                                                                      90,59 €
                                                                                                          Tschechien
                                                                                                            34,03 €
                                                  Frankreich
    Spendenaufkommen pro                            67,90 €
    EinwohnerIn in Europa
                                                                       Schweiz               Österreich           Ungarn
                                                                     196,93 €                 75,26 €             29,97 €

                                    Spanien                                                  Italien
                                    38,42 €                                                  66,02 €

                                              Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria

    I
      m weltweiten Ranking sind einmal mehr die Vereinig-             in Großbritannien dagegen bei fast 280 €. Das Ge­
      ten Staaten von Amerika Spitzenreiter beim Spenden.             samtspendenaufkommen Europas stammt laut der
      410,02 Mrd. US-Dollar, oder umgerechnet 362,85 Mrd.             2017 veröffentlichten Studie „Giving in Europe“ zu 53%
      €, haben die AmerikanerInnen 2017 gespendet – eine              von Privathaushalten. Körperschaften fördern den
    Steigerung von 5,2% gegenüber dem Vorjahr. Beeindru-              gemeinnützigen Sektor mit 21,7 Mrd. € (25%) und Stif-
    ckende 70% des Gesamtvolumens entstammen Einzel-                  tungen mit 16 Mrd. € (19 %).
    personen. Die restlichen 30% setzen sich aus Stiftun-
    gen, Körperschaften und Hinterlassenschaften zusam­­­-            Österreich bewegt sich seit Jahren konsequent im
    men. Bei einer Gesamtbevölkerungszahl von fast 326                Europäischen Mittelfeld mit einer aktuellen
    Mio. EinwohnerInnen ergibt das 1.113 €, die jedeR                 Pro-Kopf-Spendensumme von 75 €. Im Vergleich mit
    US-AmerikanerIn 2017 gespendet hat. Diese Zahlen ent-             den Nachbarländern Deutschland und Schweiz weist
    halten auch Zuwendungen an Kirchen.                               Österreich zwar bei der Durchschnittsspende pro Ein-
                                                                      wohnerIn seit 2008 das mit Abstand höchste Wachs-
    Das Gesamtspendenaufkommen Europas liegt im Ver-                  tum auf, hat allerdings auch den höchsten Aufholbe-
    gleich dazu nur bei einem Bruchteil des Spendenwelt-              darf. In der Schweiz liegt die Durchschnittsspende pro
    meisters USA. 512 Mio. EuropäerInnen spendeten                    Person bei 197 €, in Deutschland bei 91 €.
    zuletzt rund 46 Mrd. € pro Jahr, was einer Pro-Kopf-
    Spende von fast 90 € entspricht. Dazu ist natürlich               Eine der bekanntesten Studien zur weltweiten Spen-
    anzumerken, dass sich das Spendenverhalten in den                 denbereitschaft ist der „World Giving Index“ der briti-
    einzelnen europäischen Ländern mitunter sehr unter-               schen Organisation „CAF – Charities Aid Foundation“.
    schiedlich gestaltet. In Ungarn liegt die Durchschnitts-          146 Länder wurden 2018 in den drei Kategorien „Geld
    spende pro EinwohnerIn beispielsweise bei rund 30 €,              spenden“, „einem Fremden helfen“ und „sich ehrenamt-
9

lich engagieren“ untersucht. Nach vier Jahren in Folge      der Deutschland und Schweiz liegen auf den Rängen 22
an der Spitze rutscht Myanmar aktuell auf Platz neun        und 26. In der Einzelkategorie „Geld spenden“ liegt
ab. Angeführt wird die Wertung erstmals von Indone-         weltweit weiterhin Myanmar an erster Stelle. Wenn es
sien vor Australien und Neuseeland. 78% der Bevölke-        darum geht, einem Fremden zu helfen, führt Libyen die
rung Indonesiens spenden Geld, 46% helfen Fremden           Wertung an. Insgesamt zeigt der „World Giving Index“
und 53% engagieren sich ehrenamtlich. Die USA neh-          2018, dass weltweit zuletzt deutlich mehr Menschen
men den vierten Platz ein. Österreich wird nach Rang 26     Fremden geholfen haben, während der Anteil jener, die
im Vorjahr aktuell auf Platz 32 gereiht. Die Nachbarlän-    Geld spenden, das zweite Jahr in Folge gesunken ist.

     Gastbeitrag              Global Philanthropy Environment Index –
                              Österreich im unteren Mittelfeld in Westeuropa
                              Mag.(FH) Ruth Gabler-Schachermayr, MPA
                              Country Expert Austria für den GPEI, Fulbright Austria -
                              Austrian-American Educational Commission

                               Die Lage der Philanthro-     Österreichs Position im Index wurde durch die Rege-
                               pie in Österreich ist        lungen der „Spendenabsetzbarkeit Neu“ nicht verbes-
                               generell gut, könnte         sert. Österreich liegt mit einem Endergebnis von 4.41
                               aber besser sein, wie        unter dem europäischen Durchschnitt (4.53 Punkte).
                               ein altes österreichi-       Das Gemeinnützigkeitsgesetz 2015 brachte zwar
sches Sprichwort sagt. Dafür gibt es seit April 2018        wesentliche Erleichterungen mit dem Ziel, das philan-
auch Beweise: Im internationalen Vergleich hinkt            thropische Engagement in Österreich weiter zu stärken.
Österreich neben Ländern wie Frankreich, Deutsch-           Der bürokratische Aufwand der neuen Regulierungen
land oder den Niederlanden gewaltig hinterher, wie im       durch das Einkommenssteuergesetz für die zugelasse-
publizierten „Global Philanthropy Environment Index“        nen spendenbegünstigten Einrichtungen bzw. der
(GPEI) der Lilly Family School of Philanthropy der Indi-    bereits im Gesetz festgeschriebenen Organisationen,
ana University, USA erkennbar wird.                         und die Benachteiligung nicht spendenbegünstigter
                                                            Organisationen lassen Österreich allerdings mit einer
Basierend auf der Arbeit von mehr als 100 Länder- und       Indexnote 4.0 bei den Steuerbegünstigungen ins hin-
RegionalexpertInnen evaluiert der Index die Möglich-        tere Feld rücken. Es besteht noch Aufholbedarf, sowohl
keiten und Herausforderungen der Philanthropie in 79        in der Gesetzgebung als auch in der Kommunikation
Ländern und zeigt Best-Practice Beispiele sowie glo-        und Aufklärung, um die erstmals seit Jahren stagnie-
bale Trends auf. Die politische Lage gilt noch immer        rende Spendenbeteiligung wieder zu beflügeln.
als eines der größten Hemmnisse für die Entwicklung
in diesem Bereich. Zwei von fünf untersuchten Län-          Als wesentliches positives Trendergebnis offenbart
dern sind mit einer restriktiven Gesetzgebung kon-          die Studie die Entwicklung der Technologie als Philan-
frontiert. Migration und Umweltkatastrophen haben           thropie-Excelerator. So zum Beispiel die Verbindung
die weltweite Philanthropie-Landkarte wesentlich            zwischen Organisationen, NGOs und dem privaten
beeinflusst, und zwar in Bezug auf die Anzahl an Hilfs-     Sektor durch Instrumente wie webbasiertes Crowd-
bedürftigen als auch hinsichtlich der wachsenden            funding. In diesem Bereich kann Österreich seine Vor-
Zahl an SpendengeberInnen.                                  reiterfunktion wieder aufnehmen und ausbauen –
                                                            etwa mit Plattformen wie respekt.net, die Projekten
Die von 1.0 bis 5.0 reichende Skala des Index konstitu-     und Initiativen für gesellschaftlichen Wandel bereits
iert sich aus mehreren Faktoren. Neben der politi-          seit 2010 eine Plattform bietet. Weltweit wird dieser
schen Lage im jeweiligen Land sind das unter anderem        Entwicklung im GPEI auch das meiste Wachstum vor-
steuerliche Begünstigungen gegenüber SpenderIn-             ausgesagt, gemeinsam mit der Professionalisierung
nen, sozio-kulturelle Faktoren und das Spenden über         der Philanthropie und der Fundraising Profession –
die Landesgrenzen hinaus.                                   auch hier hat Österreich noch Potential nach oben.
10

     Trends und Entwicklungen
     im Spendenwesen
     Wohin entwickelt sich das Spendenwesen? Welche Auswirkungen hat die fortschrei­
     tende Digitalisierung der Gesellschaft? Und über welche Kanäle werden Menschen
     zukünftig für gemeinnützige Zwecke spenden? Wir werfen einen Blick auf Trends und
     Entwicklungen, welche die Zukunft mitprägen.

     I
        n Zeiten der zunehmenden Digitalisierung verän-      satz zum Crowdinvesting erhalten NutzerInnen keine
        dert sich auch die Art und Weise, wie Unterstütze-   Anteile an einem Unternehmen, sondern eine symbo-
        rInnen spenden. Zwar ist der Erlagschein bzw. die    lische Gegenleistung bzw. das gute Gefühl ein Projekt,
        Banküberweisung noch immer die mit Abstand           das einem am Herzen liegt, unterstützt zu haben.
     beliebteste Form zu spenden, doch neue Zahlungska-      Auch in Österreich wurden in den vergangenen Jahren
     näle im Online-Sektor wachsen rasant. Lag der Anteil    eine Vielzahl an Plattformen etabliert, so zum Beispiel
     der im Internet getätigten Spenden im deutschen         wemakeit oder die auf zivilgesellschaftliche Projekte
     Sprachraum vor wenigen Jahren noch bei 1 Prozent, so    spezialisierte Plattform respekt.net.
     deutet das NGO-Meter 2018 – eine Umfrage des deut-
     schen betterplace lab – auf ein starkes Wachstum im     Die bekannte deutsche Spendenplattform better-
     vergangenen Jahr hin. Demzufolge erhält knapp die       place.org feierte 2017 ihr zehnjähriges Bestehen und
     Hälfte der befragten Organisationen bereits mehr als    konnte in dieser Zeit mehr als 50 Mio. € an Spenden
     10 Prozent der gesamten Spenden online.                 sammeln. Auch in Österreich wird der Zuspruch inner-
                                                             halb der Bevölkerung immer größer. respekt.net
     Dass Online-Spenden in den kommenden Jahren             erzielte seit 2010 ebenfalls bereits ein beachtliches
     weiter an Bedeutung gewinnen werden, darüber            Spendenvolumen von fast 2,3 Mio. €. Zuletzt wurden
     herrscht in Spendenstudien Einigkeit. Die Altruja       etwa für den „Kinderspielplatz Traiskirchen” rund
     Online Fundraising Studie beleuchtet das Thema mit      38.000 € gesammelt. Die Plattform wemakeit sam-
     Blick auf Deutschland, Österreich und die Schweiz       melte über 86.000 € für die „FILMRETTUNG Stadt ohne
     und zeigt unter anderem auf, dass Online-Spenden        Juden“ vom Filmarchiv Austria, wodurch einer der
     insbesondere von mittleren (40,7%) und kleinen          bedeutendsten Filme der österreichischen Filmge-
     (36%) NPOs als einer der wichtigsten Kanäle der
     Zukunft gesehen wird. Aber auch in Großorganisatio-
     nen herrscht mit fast 30% breite Einsicht in die           Crowdfunding-Modelle im Vergleich
     zukünftige Relevanz des Online-Sektors.

     Spendenplattformen und Crowdfunding                       Beteiligungsmodell – equity-based Crowd­funding:
     Besonders erfolgreich in der Vernetzung von Spend-        Gegenleistung für ein Investment ist eine Unterneh-
     erInnen mit ganz konkreten gemeinnützigen Projek-         mens- bzw. Gewinnbeteiligung
     ten sind Spendenplattformen, die weltweit im Trend
                                                               Darlehensmodell – lending-based Crowdfunding:
     liegen. Gab es im Jahr 2000 erst zwei Plattformen, so
                                                               Klein-Kredite zwischen Privatpersonen/Institu­tionen,
     waren es 2012 bereits 130. Besonders in den letzten       die verzinst zurückgezahlt werden
     Jahren hat sich die Zahl weiter vervielfacht. Hinter
     dem Erfolg steht das Modell des Crowdfundings, das        Belohnungsmodell – reward-based Crowdfunding:
     sich ausgehend vom Start-up Sektor immer größerer         UnterstützerInnen erhalten ideelle oder materielle
     Beliebtheit erfreut. Immer mehr gemeinnützige Pro-        Gegenleis­tungen, z.B. ein Produkt
     jekte setzen auf diese Form der Mittelbeschaffung.        Spendenmodell – donation-based Crowdfunding:
     Crowdfunding bietet die Möglichkeit, als Einzelperson     Unterstützung von Projekten in Form von Spenden
     per Mausklick zur Finanzierung eines Projekts aus der
     Masse bzw. der Crowd heraus beizutragen. Im Gegen-
11

schichte vor dem Zerfall gerettet werden konnte. Wei-   Wie funktioniert das Spenden von Bitcoins genau?
tere Plattformen in Österreich sind: crowdfunding.at    Zentral dafür ist das sogenannte Wallet, eine digitale
– eine von der BAWAG PSK ins Leben gerufene Platt-      Geldbörse, mit der Bitcoins erhalten und ausgegeben
form, Mit.Einander für Vorarlberg (mit.einander.at)     werden können. Dies funktioniert ähnlich wie ein
initiiert von Raiffeisen Vorarlberg, gemeinwohlpro-     Bankkonto, jedoch mit dem Unterschied, dass die Bit-
jekte.at oder wewanna.help – gegründet durch die        coins direkt beim Eigentümer liegen und via Smart-
Styria Group.                                           phone-App oder PC-Software bewegt werden können.
Die soeben gestartete Online-Plattform dongiving.       Bitcoin-Spenden werden somit direkt und ohne Ver-
com ermöglicht es nicht nur, ganz einfach und in        mittlungssystem übertragen.
wenigen Schritten einen Spendenzweck nach Wahl zu
unterstützen, sondern setzt verstärkt auf den Multi­    In Österreich ist Jugend Eine Welt ein Vorreiter auf
plikationsfaktor. So können unterstützte Spenden-       diesem Gebiet. Die Organisation hat dafür eigens die
ziele mit Freunden geteilt und so noch mehr Aufmerk-    Plattform bitcoinspenden.at ins Leben gerufen. Bei
samkeit und Unterstützung erzielt werden. Über          SOS-Kinderdorf kann mittlerweile in Form von drei
dongiving.com können auch Spendengutscheine für         verschiedenen digitalen Währungen (Bitcoin, Ethe-
bestimmte Zwecke verschenkt werden.                     reum und Ripple) gespendet werden. Aus rechtlicher
                                                        Sicht gelten Bitcoins derzeit als Sachspenden und
Die österreichische Vergleichsplattform CrowdCircus     können somit von Privatpersonen nicht steuerlich
vernetzt tausende Projekte aus den unterschiedli-       abgesetzt werden.
chen Crowdfunding-Plattformen und analysiert ent-
sprechende Marktdaten. Demnach wurden im Jahr           Neue Spendenformen
2017 mehr als 28,8 Mio. € von Österreichs Crowdfun-     Auch neben Crowdfunding, Bitcoin-Spenden & Co gibt
ding-Plattformen über den Schwarm finanziert (2014      es laufend neue Entwicklungen im Spendenwesen.
erst knapp 4 Mio. €). Davon entfielen allerdings nur    Ein aktueller Trend ist das sogenannte „Painless
knapp 370.000 € auf Spenden. Für den Zeitraum 2012      Giving“, bei dem gemeinnützige Projekte ganz einfach
bis 2017 nennt CrowdCircus ein Crowdfunding-Ge-         im Zuge alltäglicher Vorgänge unterstützt werden
samtvolumen von 65,8 Mio. €, wovon rund 685.000 €       können. Mit minimalstem Aufwand kann dadurch
der Kategorie Spende zuzuordnen sind. Das Potential     Gutes getan werden – in den Supermärkten der REWE
von Crowdfunding für den gemeinnützigen Sektor          Group beispielsweise schon allein durch die Worte
liegt also auf der Hand, denn derzeit nutzen die        „Aufrunden bitte!“. Unter dem Motto „Aufrunder
ÖsterreicherInnen Crowdfunding vor allem als            bewirken Wunder“ können KundInnen bei Billa, Mer-
Invest­mentalternative insbesondere im Immobilien-      kur oder Bipa ihre Rechnungssumme ganz einfach auf
sektor.                                                 den nächsten 10-Cent-Betrag aufrunden lassen und
                                                        so mit kleinen Cent-Beträgen für gemeinnützige Pro-
Die Möglichkeiten, über dieses Tool rasch eine große    jekte der Caritas spenden. Bereits über 912.000 € an
Anzahl an Spenden zu mobilisieren, hat vor kurzem       Spenden wurden über diesen Weg gesammelt. Auch
Sigi Maurer mit ihrer von respekt.net getragenen        mit einem Handy-Tarif für den guten Zweck kann man
Kampagne gegen Hass im Netz demonstriert. Das           sich heute gemeinnützig engagieren. Wer einen Tarif
Ziel von 100.000 € wurde innerhalb von nur zwei         bei Goood mobile oder HELP mobile wählt, spendet
Tagen erreicht.                                         ganz unkompliziert einen Teil des monatlichen Ent-
                                                        gelts an soziale Projekte.
Spenden in digitaler Währung
Eine Randerscheinung beim Online-Spenden sind der-
zeit noch Bitcoins bzw. Kryptowährungen. Spenden                              Mit unserem Crowd­
auf diesem Wege sind noch kaum etabliert und auch                             funding-Projekt zum
nur bei sehr wenigen NPOs überhaupt möglich. Vor-                             Ausbau des Museums
teile wären jedoch gegeben: Der Transfer der Spende
                                                                              haben wir über 85.000 €
funktioniert sofort per Mausklick. Auch wenn die Bit-
coins anschließend noch in eine reale Währung umge-
                                                                              aufgebracht, die Kam­
tauscht werden müssen, ist die Spende in Sekunden                             pagne mit Christoph
beim Empfänger. Der größte Vorteil ist allerdings,        Waltz zog unter dem Hashtag #freud2020
dass die meisten Bezahlsysteme wie Coinbase von           nachhaltige Erfolge sowohl in der Aufmerk­
wohltätigen Organisationen keine Bearbeitungsge-          samkeit für unser Projekt als auch in Form
bühren für Spenden berechnen.                             weiterer Zu­­wen­dungen nach sich.“
                                                          Mag. Peter Nömaier, MA
                                                          Vorstandsvorsitzender Sigmund Freud Privat­stiftung
12

     1 Million ÖsterreicherInnen nutzen
     Spendenabsetzbarkeit!
     Die Erschwernisse für Spendenorganisationen durch die Einkommensteuerreform 2017
     führen erstmals zur Stagnation der Zahl der begünstigten Spendenorganisationen –
     2018 sind es insgesamt 5.742. Eine Million ÖsterreicherInnen machten zuletzt
     218 Millionen € an Spenden steuerlich geltend.

     D
             ie Verpflichtung zur Spenderdatenweiterleitung         Bescheid und sind auch gemeinnützig. Eine deutliche
             brachte seit 2017 einschneidende Veränderun-           Verzerrung, die in Deutschland oder der Schweiz
             gen bei der Absetzbarkeit. Einerseits mussten          undenkbar wäre. Eine grundsätzliche Reform scheint
             die gemeinnützigen Organisationen 2017 erst-           hier mehr als notwendig.
     mals Namen und Geburtsdaten ihrer SpenderInnen
     sammeln und mit diesen Daten die Spendensumme                  Zahl der spendenbegünstigten, gemein­
     Anfang 2018 melden. Andererseits wurde damit auch              nützigen Einrichtungen stagniert erstmals
     das System der Listung der Spendenorganisationen               Von den insgesamt 5.742 sind derzeit 1.235 (2018)
     grundsätzlich verändert. Bis dahin waren auf der Web-          spendenbegünstigte Einrichtungen – um 11 NPOs
     site des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) aus-            mehr als 2017. Einen wesentlichen Anteil am Wachs-
     schließlich gemeinnützige Organisationen mit Bescheid          tum hatten fünf Kunst- und Kultureinrichtungen
     auffindbar. Die per Gesetz begünstigten Einrichtungen          sowie 19 karitative Vereine. Der Rückgang bei den
     wurden nur summarisch, zum Beispiel als Freiwillige            Forschungseinrichtungen mit Spendenbegünstigung
     Feuerwehren, genannt.                                          setzte sich fort, ihre Zahl hat sich in nur zehn Jahren
                                                                    halbiert. Weiters listet das BMF 4.507 Freiwillige
     Seit 2017 wird nun jede einzelne vom Gesetzgeber               Feuer­wehren auf, 20 mehr als 2017. Von den im
     bestimmte Einrichtung, die einen Antrag auf Zulas-             Gesetz genannten Organisationen haben bisher erst
     sung      zur    Sonderausgaben-Datenübermittlung              70 Museen, 33 Universitäten, sowie 7 weitere For-
     gestellt hat, auf der BMF-Website gelistet: Per                schungseinrichtungen einen Antrag auf Zulassung
     1.11.2018 waren 5.742 Einrichtungen auffindbar. 80%            zur Sonderausgaben-Datenübermittlung gestellt.
     davon sind nun im Gesetz genannte – also staatlich             Damit sind noch immer nicht alle ihrer gesetzlichen
     bestimmte – und nur mehr 20% davon haben einen                 Verpflichtung nachgekommen.

     Anzahl spendenbegünstigter Einrichtungen 2008-2018 ohne Freiwillige Feuerwehren
                                                                                                1.186       1.232   1.235
                                                           1.076         1.092       1.135
                                    1.042      1.031                                              118        118     110
                           976                                             117
                                                                                       117         22         33
                                                                                                              35
                                                                                                                      38
                                                                                                                      36
                                                              117                                  31
                858         115
                                      115       117
                                                 16            18          24          27
                                                                                      797         825        853     872
                                      584                     734          755
                 115        538                 673
                 383
      473
      115
      358        360        323       343
                                                225           207          196        194         190        193     179

      2008      2009       2010       2011      2012        2013          2014        2015       2016        2017    2018

                       Forschung      Soziales und     Naturschutz und      Kunst und Kultur im Gesetz genannte
                                     Sammelvereine        Tierheime                             Einrichtungen
13

                          Entwicklung Spendenabsetzbarkeit 2011-2016

         abgesetzte Spenden in Mio. €          2011           2012        2013        2014        2015         2016

                              Soziales        123,0          126,9       175,0        167,2       186,9       173,0

                            Forschung          10,9            8,8         9,0          8,7         8,9         10,3

                               Umwelt                         10,6        15,9         18,3        20,2        20,9

                            Feuerwehr                          6,8        10,5         12,2        13,6         13,9

                        Gesamtsumme           133,9          153,1       210,3       206,4        229,7       218,0

           SpenderInnen, die absetzen      639.057         753.248     941.251     999.906    1.048.247     992.281

 Durchschnittl. abgesetzte Spende in €       209,6           203,2       223,5       206,4        219,1        219,7

1 Million ÖsterreicherInnen nutzen                            schung 248 €, für Umwelt 146 € und für Feuerwehren
Absetzbarkeit                                                 57 €. In den letzten vier Jahren (2013-2016) stiegen
Für die diesjährigen Auswertungen stellte das BMF             diese Werte leicht an – für Sozial- und Forschungsein-
Einkommen- und Lohnsteuerdaten bis 2016 (Stand                richtungen um 3%, für Feuerwehren um 4% und für
30.10.2018) zur Verfügung. Das besonders interes-             Umweltschutz und Tierheime sogar um 15%. Selb-
sante erste Jahr der automatischen Datenweiterlei-            ständige geben häufiger für soziale Zwecke und For-
tung 2017 wurde leider nicht übermittelt.                     schung, Angestellte überproportional mehr für
                                                              Umwelt und Feuerwehren. In 15% aller Erklärungen
Die Zeitreihe zeigt, dass das abgesetzte Spendenvolu-         werden Spenden für Soziales, in 6% für die Feuer-
men seit 2013 mehr oder weniger zwischen 210 und 215          wehr, in 4% für Umwelt und in nur 1% für Forschung
Mio. € schwankt. Trotz der Erweiterungen 2012 um Tier-        geltend gemacht. Die Steuerersparnis betrug für
heime und Freiwillige Feuerwehren werden kaum mehr            Zuwendungen an Sozialeinrichtungen im Mittel 50,4
Spenden geltend gemacht. Eine leichte Zunahme ver-            Mio. €, an Forschung 3,5 Mio. €, für Umwelt 5,2 Mio. €
zeichnen Feuerwehren, Umweltschutz und erstmals               und an Feuerwehren 4,2 Mio. €. Der vom BMF 2009
wieder Forschung (inkl. Universitäten). Spenden an Sozi-      geplante und mehrfach erhöhte Steuerausfall von
alorganisationen sind derzeit aber, nach dem starken          über 100 Mio. € wurde damit bei weitem nicht erreicht.
Anstieg rund um die Flüchtlingskrise 2015, rückläufig.        Nach wie vor kommen zwei Drittel aller geltend
                                                              gemachten Spenden von LohnsteuerzahlerInnen.
Dennoch wird jeder dritte Spendeneuro abgesetzt.              Während diese rund 0,65% ihres Einkommens spen-
Würde man nur das Spendenaufkommen von begüns-                den, sind es bei EinkommensteuerzahlerInnen 0,86%.
tigten Organisationen betrachten, wäre der Anteil sicher
höher. Im gesamten Spendenaufkommen werden neben              GroßspenderInnen bleiben weiter rar
den nicht spendenbegünstigten Vereinen zudem auch             Vergleicht man Steuerdaten aus Deutschland und
nicht absetzbare Sach- oder Unternehmensspenden               Österreich, zeigt sich schnell ein signifikanter Unter-
sowie Stiftungs- und Nachlasszuwendungen berück-              schied: Vermögende SpenderInnen bleiben in Öster-
sichtigt. Insgesamt wurden 2016 218 Mio. € (2015 230          reich weiter unterrepräsentiert. So setzen Deutsche
Mio. €) an Spenden von knapp einer Mio. Privatperso-          mit mehr als 500.000 € Jahreseinkommen mit 2,9%
nen gemeldet. Bei den Auswertungen ist zu berücksich-         ihres Einkommens den höchsten Prozentsatz aller
tigen, dass es sich dabei jeweils um eine Momentauf-          Einkommensklassen ab.
nahme handelt. Bis zu 50.000 Personen machen ihre             Während BezieherInnen von über 100.000 € jährlich
steuerliche Veranlagung erst zwei bis drei Jahre später       immerhin noch 0,8% spenden, ist es in Österreich hin-
und fließen dann erst in die Statistik ein.                   gegen mit 0,4% lediglich die Hälfte. Damit wird ein
                                                              deutlicher Trend hierzulande unterstrichen: Je höher
Durchschnittlich 220 € steuerlich                             das Einkommen, desto geringer der Anteil, der
geltend gemacht                                               gespendet wird. Die Zahl der abgesetzten Großspen-
2016 betrug der durchschnittlich geltend gemachte             den (über 6.000 €) wuchs zwar zwischen 2013 und
Jahresspendenbetrag 220 € (2015 219 €).Die Durch-             2015 von 882 auf 1242 Fälle, sank 2016 aber wieder auf
schnittsspende betrug für Soziales 307 €, für For-            1198 Meldungen.
14

     Vermächtnis für den guten Zweck
     Ob Hilfe für Kinder und Jugendliche, Pflege bedürftiger Menschen oder Tier- und
     Umweltschutz: Gemeinnützige Organisationen im Testament zu bedenken liegt in
     Österreich im Trend. Rund 60 Millionen € werden jährlich auf diesem Weg gespendet.

     B
             einahe 10 % des gesamten Spendenaufkom-                     ges Testament gemacht. Am größten ist das Interesse
             mens in Österreich entstammen Vermächtnis-                  an einer Testamentsspende in Wien und Salzburg, am
             sen für den guten Zweck. Damit gewinnen                     niedrigsten in Vorarlberg.
             Nachlässe immer mehr an Bedeutung für das
     österreichische Spendenwesen. Hintergrund: Einer-                   Unter jenen ÖsterreicherInnen, die sich bereits für
     seits werden immer mehr Vermögenswerte vererbt                      eine Testamentsspende entschieden haben oder
     und andererseits steigt die Zahl der Menschen ohne                  sich eine solche vorstellen können, lassen sich
     ErbInnen. Laut einer Studie des WU-Ökonomen Stefan                  bestimmte Tendenzen erkennen. Demnach sind
     Humer wird die Zahl der vererbten Vermögenswerte                    „typische TestamentsspenderInnen“ alleinstehend,
     bis 2030 insgesamt auf 18,2 Mrd. €, und bis 2050 auf                weiblich, haben einen religiösen Hintergrund und
     ca. 30 Mrd. € jährlich steigen.                                     bedenken zwischen drei und sieben Organisationen
                                                                         im Testament. Größtenteils werden moderate Ver-
     Derzeit werden in Österreich pro Jahr ca. 60 Mio. € in              mögen von 50.000 bis 100.000 € vererbt. Rund die
     Form von Vermächtnissen gespendet. In der Schweiz                   Hälfte der SpenderInnen ist den Organisationen
     sind es zum Vergleich jährlich rund 160 Mio. € und                  bereits bekannt.
     damit etwa 16% aller Spenden. In Holland, Belgien
     und Frankreich machen Testamentsspenden bereits                     Neben Vermögenswerten wie Geld oder Immobilien
     über 20% aus, ein Trend der in allen westlichen Län-                stellen – besonders für Kunst- und Kulturinstitutio-
     dern zu beobachten ist.                                             nen – Nachlässe in Form von Kunstwerken und
                                                                         Sammlungen seit jeher eine zentrale Unterstützungs-
     Bereits 76% der ÖsterreicherInnen über 40 wissen,                   quelle dar. Österreichs Museen beherbergen einen
     dass man auch gemeinnützige Organisationen im                       großen kulturellen Schatz. Private SammlerInnen
     Nachlass berücksichtigen kann. Dies zeigt eine aktu-                haben daran einen maßgeblichen Anteil, indem sie
     elle Umfrage der Initiative Vergissmeinnicht in Koope-              ihre Kunstwerke in Form von Testamentsspenden für
     ration mit der Österreichischen Notariatskammer. 1%                 zukünftige Generationen zugänglich machen. Das
     hat schon ein Testament zugunsten einer gemeinnüt-                  mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig
     zigen Organisation gemacht. Bei Personen ohne Kin-                  Wien hat seine Gründung beispielsweise dem deut-
     der ist die Bereitschaft wesentlich höher: 21% können               schen Sammlerpaar Peter und Irene Ludwig zu ver-
     es sich vorstellen, 3% haben bereits ein gemeinnützi-               danken.

        Gründe, eine Organisation im Testament zu bedenken, bei Personen ohne Kinder

     67% 35%
     Möchte nach meinem    Persönlicher Bezug zu
                                                            29%
                                                        Vermögen soll nicht an
                                                                                         18%
                                                                                        Habe keine
                                                                                                                    13%
                                                                                                                 Möchte in
                                                                                                                                   1%
                                                                                                                                 Sonstige
      Ableben Gutes tun     einer Organisation             den Staat gehen               Familie            Erinnerung bleiben

                               Quelle: market Institut; österr. Bevölkerung ab 40 Jahre, Interviews, N=2000, 2018
15

                         Bereitschaft zur Erstellung von Legaten –
                 Prozent der Bevölkerung ab 40 Jahre nach Bundesländern

                        Österreich
                          13%

                                                                                                               Wien
            Österreich-Durchschnitt                                                                            22%
                                                                         OÖ                        NÖ
                                                                       15%                       10%

                                                                                                                Bgl
                                                             Sbg                                  Stmk         14%
                         Tirol
                                                           21%                                    8%
  Vbg
                        7%
 4%
                                                                                 Ktn
                                                                                11%

                          Quelle: market Institut; österr. Bevölkerung ab 40 Jahre, Interviews, N=2000, 2018

Österreichweit haben 30% der Bevölkerung über 40                   die rechtlichen Rahmenbedingungen seit der Einfüh-
Jahre bereits ein Testament gemacht – am häufigs-                  rung des neuen Erbrechts 2017 Bescheid.
ten in Oberösterreich (42%), am seltensten in Tirol
(16%). Für TirolerInnen und BurgenländerInnen ist                  Liegt kein Testament vor und sind auch keine gesetzli-
das Thema Testament auch am unangenehmsten                         chen ErbInnen vorhanden, fällt die Erbschaft automa-
besetzt. 47% der Befragten geben an, durch ein Tes-                tisch an den Staat (2012-2015 über 12 Mio. €).
tament grundsätzlich „ein gutes Gefühl der Ordnung“
zu haben.

41% möchten durch die Regelung des Nachlasses
                                                                           Die Initiative „Vergissmeinnicht“
Streit unter den Angehörigen vermeiden und 40%
wollen, dass die Aufteilung des Nachlasses nicht dem
                                                                      Vergissmeinnicht wurde 2012 gegründet, um dem
Zufall überlassen wird. Für ein gemeinnütziges Tes-
                                                                      Bedürfnis der ÖsterreicherInnen nach neutralen
tament spricht bei den Befragten mit 47% vor allem
                                                                      Informationen zu den Möglichkeiten beim Verer-
der Wunsch, über das eigene Leben hinaus etwas
                                                                      ben nachzukommen. Seit nunmehr sechs Jahren
Gutes tun zu wollen. Bei kinderlosen Personen liegt
                                                                      informiert die rund 80 Mitgliedsorganisationen
dieser Wert sogar bei 67%. Insgesamt liegen den Tes-
                                                                      zählende Initiative in Kooperation mit der Öster-
tamentsspenderInnen Tier- und Umweltschutz sowie
                                                                      reichischen Notariatskammer über Testament,
Hilfe für Kinder und Jugendliche besonders am Her-
                                                                      Erbrecht und die Option, neben Familienangehö-
zen. 39% der ÖsterreicherInnen können sich ein
                                                                      rigen auch gemeinnützige Organisationen im
Legat aufgrund des persönlichen Bezugs zu einer
                                                                      Nachlass zu bedenken.
Organisation vorstellen.
                                                                      www.vergissmeinnicht.at
Insgesamt ist der Informationsbedarf beim Thema
Erben in Österreich groß: Die wenigsten wissen über
16

     Kunst & Kultur – Ein Sektor mit Potential
     Laut einer Studie von Public Opinion sind 6% der                               mumok nahm 2017 ein Schenkungsvolumen von 3,6
     ÖsterreicherInnen dazu bereit, für Kunst und Kultur                            Mio. € entgegen. Viele Schenkungen sind von hohem
     zu spenden. Das Spendenaufkommen hinkt aber hin-                               kulturellen Wert: so etwa 2017 der Nachlass der Fami-
     terher: Lediglich 15-20 Mio. € wurden in Österreich                            lie Zuckerkandl an das Belvedere.
     zuletzt für Kultur gespendet. In Deutschland, der
     Schweiz, den Niederlanden und allen voran in Groß-                             Besonders erfreulich: Die größte Spende Österreichs
     britannien sind alternative Finanzierungsformen                                seit Jahrzehnten lässt sich dem Kultursektor zuord-
     wesentlich besser etabliert.                                                   nen. Erst im Oktober 2018 wurde bekannt, dass das
     Durch die Erweiterung der steuerlichen Absetzbarkeit                           Ehepaar Agnes und Karlheinz Essl sein Lebenswerk –
     auf Kultureinrichtungen im Jahr 2016 hat das Thema                             die Sammlung Essl im Wert von 84,5 bis 91,1 Mio. € –
     „Spenden für Kunst und Kultur“ deutlich an Relevanz                            der Albertina überlässt.
     gewonnen. Trotzdem sind bisher nur 115 Kultureinrich-
     tungen zum Stichtag (1.11.2018) in der Liste begünstigter                      Noch dominieren im Kulturbetrieb neben Sponsoring
     Spendenorganisationen eingetragen. Kultureinrichtun-                           klassische Spendeninstrumente, wie der Förderkreis
     gen sind noch immer bei der Spendenabsetzbarkeit                               oder Patenschaften. Aber auch Crowdfunding wird für
     benachteiligt, sie müssen höhere Auflagen erfüllen als                         Kultureinrichtungen zunehmend populär. 2017 star-
     die meisten NGOs. Es fehlt ein klares Bekenntnis der                           tete unter anderem das Wiener Sigmund Freud
     Bundesregierung für mehr private Kulturförderung.                              Museum eine überaus erfolgreiche internationale
     Eine besonders ins Gewicht fallende Form der Kultur-                           Crowdfunding-Kampagne für die Generalsanierung der
     spende stellen Schenkungen bzw. Nachlässe dar: Das                             Berggasse 19, der einstmaligen Praxis Sigmund Freuds.

     Gemeinnützige Stiftungen
     Wie in den letzten Jahren stieg die Zahl der gemeinnüt-                        European Academic gegründet: Darunter die „Wir-
     zigen Stiftungen 2018 um weitere 27 oder 3% an, die                            bewegen-unsere-­­­­Zukunft – Bildungsstiftung“ und die
     Zahl der Privatstiftungen sank um 83. Die Neugründun-                          Sinnbildungsstiftung als Zustiftungen der Innovations-
     gen verteilen sich auf 17 Bundesstiftungen und Fonds,                          stiftung Bildung, oder der Rudolf Zirkounig-Fonds der
     10 Privatstiftungen und eine kirchliche Stiftung. Ob                           Handelsschule der VBS Floridsdorf.
     auch Landesstiftungen oder andere Stiftungen als Kör-
     perschaft Öffentlichen Rechts gegründet wurden, ist                            Die Änderungen beim Bundesstiftungsgesetz haben
     nicht bekannt. Unter den StifterInnen finden sich Pri-                         auch zu einigen Auflösungen bzw. Umwandlungen von
     vatpersonen, Unternehmen, Privatstiftungen, Orden,                             Stiftungen in Fonds geführt. Diese Bereinigung um
     Universitäten und Vereine. Hervorstechend ist der                              finanzschwache Organisationen wird sich noch einige
     Schwerpunkt Bildung und Forschung, seltener wurde                              Jahre fortsetzen.
     für kulturelle und soziale Zwecke gegründet. So wur-                           Auf der Liste der spendenbegünstigten Einrichtungen
     den Stiftungen von der Universität Innsbruck, der TU                           des BMF scheinen 75 Stiftungen, 47 davon mit einem
     Wien, der Hochschule Heiligenkreuz oder der Central                            aufrechten Bescheid auf.

                                           Stiftungs- und Fonds-Neugründungen 2018
     •   Aus Liebe zum Menschen Stiftung   • Volkshilfe Innsbruck Stiftung          lerinnen und Schüler der Handels-     • Central European Academic
     •   CAPE 10 Stiftung                  • Wir-bewegen-unsere-Zukunft-            schule der VBS Floridsdorf              gemeinnützige Privatstiftung
     •   EYFON Stiftung                      Bildungsstiftung                   •   Goldenes Kreuz Privatstiftung         • Gemeinnützige Privatstiftung Liga
     •   Gemeinnützige Stiftung CHARIS     • Sinnbildungsstiftung               •   Villacher Tierschutz gemein­nützige     Kultur Waqf
     •   Gemeinnützige Stiftung Hoch-      • Raiffeisen-Lagerhaus Fonds zur         Privatstiftung                        • VITALIS Privatstiftung
         schule Heiligenkreuz                Ausbildungsförderung               •   Treffpunkt Privatstiftung (gemein-    • Stiftung Die Seraphiner
     •   Musikvereins-Stiftung             • Georg und Alice Eisler - Fonds für     nützige Privatstiftung zur Förde-       (in Gründung)
     •   Steyler Sozial Stiftung             bildende Künstler und Komponisten      rung interkultureller Treffpunkte)    • Societas Futura gemeinnützige
     •   Stiftung TUW Foundation           • Round Table Austria Katas­trophen- •   Dipl-Ing. Hans Thoma Gemein­            Stiftung (in Gründung)
     •   Stiftung Univ. Innsbruck            Fonds                                  nützige Privatstiftung                • Stiftung Institut Österreichischer
     •   Üsa Bodo Stiftung                 • Rudolf Zirkounig-Fonds für Schü­   •   AKV mildtätige Privatstiftung           Orden
                                                                                                                                                (Stand 1.11.2018)
17

Spenden für Wissenschaft, Forschung
und Hochschulen
Im Jahr 2017 stieg das private Engagement für Hochschulen, Wissenschaft und
Forschung in Österreich auf rund 90 Millionen €. Dies entspricht rund 13 Prozent des
gesamten Spendenvolumens (675 Millionen). Damit ist das Aufkommen um 8 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr (83 Millionen) gewachsen.

M
           it 42 Mio. € wurden Österreichs Hochschu-      bundene Spendenaufkommen im Bereich Hochschu-
           len, mit 48 Mio. € Wissenschafts- und For-     len, Wissenschaft und Forschung weiter ausbaufähig.
           schungseinrichtungen 2017 unterstützt. Für
           das Jahr 2018 ist mit einem leichten Wachs-    Beispiele für erfolgreiches Fundraising
tum für diesen Sektor zu rechnen. Bei weiterer Optimie-   Gerade kleinere Universitäten entfalten im Fundrai-
rung der Rahmenbedingungen wird sich dieser Trend         sing oft Innovationspotenzial. So hat die Universität
voraussichtlich in den nächsten Jahren fortsetzen.        Klagenfurt in Kooperation mit der Stadt Klagenfurt
                                                          das sogenannte „Klagenfurt Stipendium“ aufgelegt.
Ist Fundraising für Universitäten und Wissenschafts-      Die Stadt verdoppelt dabei die Spenden von Unterneh-
einrichtungen international überaus üblich, war es bis    men und Privatpersonen zum Stipendienprogramm.
vor wenigen Jahren in Österreich nur vereinzelt vorzu-    Damit möchte die Universität Studierende technischer
finden. Dies hat sich in den vergangenen Jahren mas-      Fächer zurück nach Kärnten holen, um dort ihr Mas-
siv verändert. Bemerkenswert sind ambitionierte           terstudium zu absolvieren. Stiftungsprofessuren
Spendenprojekte wie jenes der Medizinischen Univer-       gewinnen an staatlichen Universitäten ebenso an
sität Wien. Unter dem Slogan „Schwere Krankheiten         Bedeutung. Bereits mehr als die Hälfte der insgesamt
sind nicht mehr das Ende.“ startet die Hochschule eine    70 werden durch Unternehmen, Stiftungen, Vereine
umfangreiche Fundraising-Aktion zur Bewusstseins-         oder Privatpersonen finanziert.
bildung für Präzisionsmedizin und zum Bau eines For-
schungszentrums. Insgesamt sollen 60 Mio. € gesam-        Immer beliebter werden auch Universitätsstiftungen.
melt werden, damit das Zentrum bis zum Jahr 2022          Diese stellen eine Möglichkeit dar, Gelder einzuwer-
fertiggestellt werden kann. Es soll eine der führenden    ben und aus den Erträgen Projekte zu finanzieren.
Einrichtungen für Forschung und Entwicklung von           Zudem sind Spenden an den Kapitalstock bis zu
Therapien werden und maßgeblichen Anteil an der           500.000 € über einen Zeitraum von fünf Jahren steu-
Medizin des 21. Jahrhunderts haben.                       erlich absetzbar. Einige Universitäten haben bereits
                                                          eine solche Stiftung gegründet oder planen dies. Die
Damit ist dieses Vorhaben ein Leuchtturmprojekt, das      Voraussetzungen für einen weiteren Anstieg des
dem gesamten Sektor Schwung verleiht. Insgesamt           Engagements durch private SpenderInnen und Mäze-
sind die Fundraising-Aktivitäten und das damit ver-       nInnen ist somit geschaffen.

                                              „Mit ihren Aktivitäten sichert die Technische Universi­
                                              tät Wien die internationale Wettbewerbsfähigkeit
                                              Österreichs. Fundraising spielt dabei eine wichtige
                                              Rolle, ermöglichen doch unsere SpenderInnen eine
                                              Ausweitung und Sicherung unserer breiten For­
                                              schungsaktivitäten.“
                                              Dipl.-Ing. Michael Kaiser
                                              Leitung Fundraising & Sponsoring
                                              Technische Universität Wien
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