2018 SPENDEN BERICHT - Alles zum Spendenverhalten und Spendenaufkommen in Österreich auf einen Blick
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1 Vorwort 2018 wird sich voraussichtlich ein neuer (deutsche oder holländische Unternehmen spenden rund Spendenrekord einstellen. Gründe hierfür doppelt so viel). Dies könnte sich in den kommenden sind die weiter steigende Höhe der Durch- Jahren ändern, ist doch ein klar steigendes Interesse zu schnittsspenden, die erweiterten Fundraisingmaßnah- erkennen. Mit „Committed Giving“, der freiwilligen Ver- men des Kultur- und Hochschulsektors sowie ein stei- pflichtung zum Spenden, kommt zudem eine internatio- gendes Aufkommen aus Testamentsspenden. Das nale Bewegung nach Europa. Würden Österreichs Unter- Wachstum beträgt insgesamt 2%, hat aber nur wenige nehmen ein Prozent ihres Gewinns spenden, ergäbe das Gewinner. Kleinere Einrichtungen verlieren gegenüber rund 400 Mio. € für gemeinnützige Projekte. Derzeit größeren ganz klar an Volumen. Die bürokratischen haben nur 38% aller KMUs ein fixes Budget für ihr Anforderungen der Datenweiterleitung bei der Spenden- gemeinnütziges Engagement. absetzbarkeit zu erfüllen und die Umsetzung der Euro- päischen Datenschutzgrundverordnung kosten Zeit und Sie halten den neunten Spendenbericht des Fundraising Ressourcen. Diese fehlen den Organisationen an anderer Verbands Austria in Händen. Dieser bietet eine fundierte Stelle. und kompakte Wissensquelle für das Spendenwesen. Er liefert nicht nur aktuelle österreichische und internatio- Die Spendenabsetzbarkeit rechnet sich, werden doch im nale Zahlen, sondern bietet Hintergrundwissen über Vergleich zum Aufkommen vor deren Einführung 2009 Spendenmotive, -themen und -trends. rund 315 Mio. € oder fast 90% mehr gespendet. Rund 1 Mio. Menschen machten 2016 rund 218 Mio. € geltend. Die Kosten für den Staat betragen mit nur 63 Mio. € weit weniger als die ursprünglich geplanten 100 Mio. €. Min- Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! destens jeder dritte Spendeneuro wird abgesetzt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die für die Organisationen arbeitsintensiven neuen Rahmenbedingungen hier aus- wirken werden. Leider standen dem Fundraising Verband zu Redaktionsschluss erstmals die entscheidenden Daten der Finanz von 2017 nicht zur Verfügung. Unternehmen steuern 2018 rund 100 Mio. € oder 0,25% Dr. Günther Lutschinger ihrer Gewinne dem gemeinnützigen Sektor bei. Damit Geschäftsführer Fundraising Verband Austria bewegt sich das Engagement im europäischen Mittelfeld Dachverband der Spendenorganisationen
2 Inhalt 3 Spenden auf einen Blick 4 Entwicklung des Spendens 5 So spenden die Bundesländer 6 Spendenverhalten und -motive 8 Internationaler Vergleich 10 Trends und Entwicklungen im Spendenwesen 12 1 Million ÖsterreicherInnen nutzen Spendenabsetzbarkeit! 14 Vermächtnis für den guten Zweck 16 Kunst & Kultur – Ein Sektor mit Potential 16 Gemeinnützige Stiftungen 17 Spenden für Wissenschaft, Forschung und Hochschulen 18 Österreichs engagierte Unternehmen 20 Sachspenden helfen unmittelbar 21 Spendensicherheit garantiert! 22 Die 100 größten NPOs 2017 24 10 Tipps zum Spenden Executive Summary The Austrian Fundraising Association publishes its Natio- percent and 139 € per donor on average. In regards to nal Donation Report annually. The report aims to focus on donor participation, Upper Austria ranks last with 50 trends in donation behaviour and philanthropy. In 2017 percent, whereas in terms of the donation amount, Vienna Austrians donated 660 million € – 30 million more than performs worst with 80 € per donor. expected in the last report. In 2018 donations will reach 675 million €, this is a growth of 15 million in comparison to Meanwhile one million Austrians are using the advantages 2017 and a new all time high in Austria. of the tax deduction. Almost every third Euro donated is deducted from income tax. The improved legal framework While the largest 50 charity organisations as well as medi- of the charity law from 2015 however has made a signifi- um-sized NPOs increased significantly, smaller associa- cant positive impact on the sector. 27 new charitable foun- tions were mostly affected by stagnation. As a result of dations were founded in 2018. More and more cultural and the tax deductibility of donations and the General Data scientific institutions are starting fundraising activities. Protection Regulation, the demanding requirements are The private engagement in academia, science and research likely to have had a negative effect on this development. amounts to remarkable 90 million € by now. 15-20 million € are annually donated to Arts and Culture. With 60 The donors’ preferences are child support, animals, natio- million € almost 10% of the total donation volume comes nal emergency relief and homeless people. According to from legacies. the donors approximately 60 % of all Austrians give chari- In addition to their monetary donations, the Austrians also tably. Once again, the comparison of federal states shows engage in voluntary activities. Approximately 3,5 million a change in the ranking: this time, Salzburg, Tyrol and people or 46% of over 15-year olds are active each and Vorarlberg are in the lead with a donor participation of 77 every day on a voluntary and unpaid basis.
3 Spenden auf einen Blick 675 Mio. € spenden die ÖsterreicherInnen 46 Mrd. € werden europaweit jährlich im Jahr 2018. gegeben. 60% der ÖsterreicherInnen 113 € geben die ÖsterreicherInnen spenden. durchschnittlich pro Jahr. 139 € werden in Salzburg, Tirol und Kinder, Tiere, Katastrophenhilfe und Vorarlberg gegeben – am meisten Obdachlose sind die häufigsten im Bundesländervergleich. Spendenzwecke. 60 Mio. € oder 10% des Gesamtsaufkommens Erlagscheine sind der werden jährlich in Form von beliebteste Zahlungsweg. Testamenten gespendet. 45% der ÖsterreicherInnen sowie 218 Mio. € an Zuwendungen werden 48% der Unternehmen helfen steuerlich abgesetzt – das ist mit Sachspenden. jeder dritte Spendeneuro.
4 Entwicklung des Spendens Die ÖsterreicherInnen unterstützten die Hilfsprojekte der gemeinnützigen Einrichtungen 2017 mit 660 Millionen €. Für 2018 wird ein leichtes Wachstum von 2% auf 675 Millionen € erwartet. Stiftungszuwendungen, Testamentsspenden und Dauerspenden legen weiter zu. Rückblick Spendenaufkommen Österreich Nach Auswertung von rund 350 Jahresabschlüssen, 2013-2018 in Mio. € Berichten und Umfragen belief sich das Spendenauf- 640 660 675 kommen 2017 auf 660 Mio. € – damit wurde die Vorher- 625 sage aus 2017 klar übertroffen. Neben den größten 50 550 570 +2% Spendenorganisationen konnten auch mittlere (500.000 € bis 2 Mio. € Spendeneingänge) weiter zule- gen. Kleinere Vereine waren im vergangenen Jahr mehrheitlich von Stagnation betroffen, die aufwendi- gen Auflagen durch die Spendenabsetzbarkeit und der Datenschutzgrundverordnung dürften hier negativ ein- gewirkt haben. Generell zum Wachstum beigetragen 2013 2014 2015 2016 2017 2018 haben neben einer stärkeren Professionalisierung des Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria Fundraisings auch eine steigende Zahl an Organisatio- nen, neue Zielgruppen und neue Technologien. trag zum jährlichen Spendenaufkommen liefern Dauer- spenderInnen und Patenschaften, während Spenden- Ausblick 2018 plattformen und Soziale Medien vor allem für neue, Voraussichtlich wird das Spendenaufkommen 2018 mit jüngere Zielgruppen attraktiv erscheinen. Neuerdings einem leichten Plus von 2% auf 675 Mio. € wachsen. Die entfalten auch Zustiftungen von NPO-eigenen Stiftun- Zahl der Spendenorganisationen, die mit hauptamtli- gen positive Wirkungen. Die 150 größten NPOs weisen chen MitarbeiterInnen arbeiten, nimmt ebenso zu, wie 60% mehr Stiftungszuwendungen auf, die testamenta- die Internationalisierung. Österreichische NPOs begin- rischen Zuwendungen stiegen um 10% an. nen zunehmend auch in Nachbarstaaten mit Fundrai- Nicht in der Hochrechnung enthalten ist die vor weni- singaktivitäten, während gleichzeitig internationale gen Wochen bekannt gegebene Schenkung von 1.323 Einrichtungen den heimischen Markt entdecken. Auch Kunstwerken der Sammlung Essl an die Albertina. Ihr finden sich zunehmend Universitäten und Kulturein- geschätzter Wert von 84,5 bis 91,1 Mio. € sprengt alle richtungen unter den Top 150. Einen wesentlichen Bei- bisherigen Rekorde. Spendenindex 2016-2018 Spendenindex – das Jahr im Rückblick Der Spendenindex wird monatlich aus den Spendenein- gängen von 31 Organisationen gebildet. Er ist ein reprä- 250 2018 sentativer, zeitnaher Indikator für Spendentrends. Insge- 2017 samt startete das Spendenjahr 2018 knapp über dem 200 Niveau des Vorjahres. Im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2016 legte der Bereich Humanitäre Hilfe im Inland konsequent 150 zu, wohingegen sich Internationale Hilfe und Tiere & Umwelt hinter den Vorjahreswerten bewegten. Zu Beginn 100 der zweiten Jahreshälfte drehte sich dieser Trend um. Das bisherige Aufkommen 2018 liegt in etwa auf dem 50 Niveau von 2017. Das vierte Quartal wird entscheiden, wie das Spendenjahr ausgeht. Es sind die wichtigsten 0 Monate für spendenwerbende Organisationen, rund 25% Jän. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. aller Spenden gehen in der Regel in dieser Zeit ein. Quelle: Direct Mind
5 So spenden die Bundesländer 2017 haben nach eigenen Angaben rund 60 Prozent der ÖsterreicherInnen ab 16 Jahre gespendet. Ebenso wie im Jahr zuvor wurden durchschnittlich 113 € gespendet – in etwa der gleiche Wert wie im Jahr 2014. So spendet Österreich Wien 54% Spendenzweck Österreich spenden Obdachlose, Kinder ~80€ 60% Spendenzweck OÖ pro SpenderIn spenden Kinder, Tiere 50% Spendenzweck ~113€ spenden Kinder, Tiere pro SpenderIn ~119€ NÖ, Bgld pro SpenderIn Spendenzweck 54% Kinder, spenden Katastrophen Sbg, T, V ~123€ hilfe im Inland pro SpenderIn 77% Spendenzweck Stmk, Ktn spenden Tiere, Katastrophen ~139€ hilfe im Inland 66% Spendenzweck spenden Kinder, Tiere pro SpenderIn ~100€ pro SpenderIn So spendet Österreich: Durchschnittsspende, Spendenbeteiligung und -themen Quelle: Public Opinion GmbH/Institut f. Sozialforschung Linz; Spendenmarktbefragung 2017 M änner spenden durchschnittlich rund 122 €, stadt Wien bezeichnen sich als situative/anlassbezo- Frauen rund 106 €. Am spendenfreudigsten gene SpenderInnen. Top-Spendenziele in der spen- erweist sich die Altersgruppe der 35- bis 59- denfreudigsten Bundesländergruppe Salzburg, Tirol Jährigen mit durchschnittlich 134 €. und Vorarlberg sind Tiere, Katastrophenhilfe im Inland, Kinder, Obdachlose/BettlerInnen sowie Kir- Im Bundesländervergleich dreht sich wieder einmal chen/religiöse Vereinigungen. In Wien führen Obdach- das Ranking: an der Spitze liegen dieses Mal Salz- lose/Bettler mit rund 22 Prozent das Ranking an. burg, Tirol und Vorarlberg mit einem SpenderInnenan- teil von 77 Prozent und durchschnittlich 139 € pro Gefragt nach der geplanten persönlichen Beteiligung SpenderIn. Schlusslicht beim SpenderInnenanteil ist bei gesellschaftlichen Herausforderungen wollen sich Oberösterreich mit 50 Prozent und hinsichtlich der vergleichsweise mehr Frauen als Männer bei der Spendenhöhe die Bundeshauptstadt Wien mit rund Betreuung/Pflege von älteren Menschen engagieren. 80 € pro SpenderIn. Im Bundesländervergleich ist diese Engagementbe- Während Salzburg, Tirol und Vorarlberg mit 33 Pro- reitschaft vor allem im Westen stärker ausgeprägt. zent den vergleichsweise höchsten Prozentanteil an Besonders Höhergebildete und Befragte aus Steier- regelmäßigen/systematischen SpenderInnen aufwei- mark und Kärnten sowie Oberösterreich setzen sich sen, fällt dieser in Wien lediglich auf rund 16 Prozent. für die Armutsbekämpfung beziehungsweise gegen Rund drei Viertel der Befragten aus der Bundeshaupt- Ungleichheit und Ausgrenzung ein.
6 Spendenverhalten und -motive der ÖsterreicherInnen Kinder, Tiere und die Soforthilfe bei Katastrophen sind die häufigsten Spendenziele der ÖsterreicherInnen. Weiterhin wird am meisten über Erlagscheine gespendet. Die beliebtesten Spendenthemen der ÖsterreicherInnen 23% 21% Kinder Tiere 17% Katastrophenhilfe im Inland 16% Obdachlose, BettlerInnen 11% Sozial Benachteiligte 9% 9% 9% 8% 8% Kirchen, religiöse Katastrophenhilfe Bekämpfung des Projekte und Initiativen, Geistig oder körperlich Vereinigungen im Ausland Hungers in der Welt die meiner Region zugute Behinderte kommen Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung Linz; österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, 2017 I m Vergleich zum Vorjahr hat sich der Stellenwert tendenziell bei den Themen Sport, Kunst/Kultur/Frei- der wichtigsten Spendenziele nicht verändert. An zeit sowie Parteien/Bürgerinitiativen. erster Stelle finden sich Kinder, gefolgt von Tieren, Im Altersgruppenvergleich hebt sich die Gruppe der Katastrophenhilfe im Inland und Obdachlose/Bett- 60+Jährigen besonders positiv ab bei den Bereichen lerInnen. Bemerkenswert sind allerdings die Verände- Katastrophenhilfe im In- und Ausland, Tiere, Kinder, rungen bei den jeweiligen Prozentwerten. Während Kirchen/religiöse Vereinigungen, Behinderte, Sozial die Bereiche Kinder (-6 %) und Tiere (-3 %) einige Pro- Benachteiligte oder auch bei der Bekämpfung des zentpunktverluste hinnehmen mussten, verzeichnete Hungers in der Welt. der Bereich Obdachlose/Bettler einen leichten Zuwachs (+4 %). Beweggründe für das Nicht-Spenden Befragt nach ihren Gründen für das Nicht-Spenden wer- Bis 2013 ist das Thema „Flüchtlinge, Verfolgte, Opfer den neben der finanziellen Belastung und der Kritik, von Kriegen im Ausland“ noch marginal in Erscheinung dass die Organisationen zu wenig effizient mit den getreten. Nach ersten Anzeichen im Jahr 2014 wurde Spenden umgingen, auch die ohnehin schon hohen dieser Thematik in den Folgejahren seitens der Spend- Steuerlasten ins Treffen geführt. Während Frauen v. a. erInnen deutlich mehr Augenmerk geschenkt. 2017 auf die finanzielle Belastung verweisen, betonen Män- spendeten hierfür rund 6 Prozent der Befragten. ner neben den hohen Steuern und den Verwaltungskos- ten für die Organisation auch, dass Spenden ohnehin Wie auch in den Jahren zuvor erweisen sich Frauen – nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien. Im Alters- hinsichtlich der Bandbreite – als die fleißigeren Spend- gruppenvergleich hebt insbesondere die jüngere Alters- erinnen. Bedeutend mehr Frauen als Männer widmen gruppe die finanzielle Belastung hervor. Schlechte beispielsweise ihr Augenmerk Kindern, Tieren, Sozial Erfahrungen, Belästigung und dass die Spende zu wenig Benachteiligten oder Flüchtlingen. Männer überwiegen bewirken würde, wird v. a. von den 60+ Jährigen betont.
7 Die Spendenmotive der ÖsterreicherInnen 57% 54% 53% 53% 50% Organisation Einzelschicksale liegen Sicherheit, dass Spende Not macht betroffen Solidarität sympathisch besonders am Herzen ankommt 45% überzeugender 45% Mitleid 41% weil ich es mir 35% weltanschauliche 33% Organisationen, die in Hilfeaufruf leisten kann Überzeugung Österreich helfen Quelle: Public Opinion GmbH/Institut für Sozialforschung Linz; österr. Bevölkerung ab 16 Jahre, face-to-face, N=1008, 2017 Erlagschein beliebteste Spendenform Tendenziell erweisen sich Frauen als empfänglicher Im Ranking zwar unverändert an der Spitze, doch ten- für Einzelschicksale, fühlen sich eher betroffen von denziell leicht rückläufig, findet sich die Spende mittels der Not anderer, zeigen mehr Solidarität mit Armen Erlagschein mit rund 21 Prozentpunkten. Besonders und Schwachen, wollen ein Beispiel setzen und emp- beliebt ist diese Spendenform bei Frauen sowie der finden eher Mitleid als Männer. Altersgruppe 60+. Rund 21 % haben BettlerInnen Geld gegeben, 17 % spendeten bei Sammlungen in der Kirche Interessant erscheint, dass rund 36 % angeben, bis- und 16 % bei Haussammlungen an der Wohnungstür. lang nie über das Spenden nachgedacht zu haben und rund 23 % kundtun, niemals gefragt oder gebeten Rund 21 % der Befragten spenden systematisch/ worden zu sein. Rund 41 % vertreten die Auffassung, regelmäßig, d. h. sie reservieren einen bestimmten dass jeder für sein Schicksal selbst verantwortlich sei Betrag für wohltätige Zwecke. Dies trifft insbeson- – interessanterweise teilen Frauen diese Auffassung dere auf die Altersgruppe 60+ und Personen aus dem in höherem Ausmaß als Männer. ländlichen Raum zu. Rund 63 % bekennen sich zu den anlassbezogenen SpenderInnen. Hierzu zählen die 16- bis 34-Jährigen, Personen mit niedrigem Bildungs- Ehrenamtliches Engagement abschluss und vergleichsweise mehr Befragte aus Zusätzlich zu ihren Geldspenden engagieren sich die Wien. Im Langzeitvergleich (2000-2017) zeigt sich, ÖsterreicherInnen auch sehr gerne freiwillig. Rund 3,5 dass der Anteil der systematischen/regelmäßigen Mio. Menschen oder 46% der über 15-Jährigen sind SpenderInnen zugenommen und jener der situativen Tag für Tag freiwillig und unentgeltlich aktiv. Sie SpenderInnen abgenommen hat. Dies könnte einer- unterstützen gemeinnützige Organisationen ehren- seits darauf zurückzuführen sein, dass es den Organi- amtlich, engagieren sich in Vereinen oder helfen in der sationen gelungen ist, SpenderInnen vermehrt an sich Nachbarschaft. Insgesamt leisten die ÖsterreicherIn- zu binden und andererseits, dass die SpenderInnen nen fast 15 Mio. Stunden Freiwilligenarbeit pro Woche. jetzt anders entscheiden. In den vergangenen zwölf Am häufigsten engagieren sich Menschen zwischen Monaten haben nach eigenen Angaben rund 60 % der 50 und 59 Jahren, gefolgt von den über 60-jährigen. ÖsterreicherInnen gespendet. Damit hat sich der Anteil gegenüber dem Vorjahr um weitere 2 Prozent- Bei der Befragung nach dem geplanten künftigen per- punkte vermindert und liegt momentan beim Stand sönlichen Engagement bekunden rund 48 % den Wil- von 2013. Von 2000 bis 2017 ist der Anteil der Spender- len, sich den Herausforderungen unserer Gesellschaft Innen um 21 Prozentpunkte zurückgegangen. durch Mitwirkung an Initiativen und der Mitarbeit in Vereinen zu stellen. Weitere 17 % sind noch unschlüs- Spendenmotive sig. 35 % möchten sich persönlich gar nicht engagie- Oft ist es ein ganzes Bündel von Motiven, das Men- ren. An oberster Stelle bei den Zielen finden sich die schen bewegt, mildtätig zu wirken. Als Hauptmotive Betreuung/Pflege von älteren Menschen/Seniorenar- zeichnen sich die Sympathie mit der Organisation, die beit sowie der Natur-/Umwelt-/Tier-/Klimaschutz Sicherheit, dass die Spende auch zweckgerichtet (jeweils 22 %), gefolgt vom Engagement bei der ankommt sowie die Betroffenheit von der Not anderer Gesundheitsvorsorge/Sport/Bewegung/Ernährung Menschen ab. Für rund 41 % ist die Gewissheit, dass (19%) und den Bereichen Armutsbekämpfung/Besei- „ich es mir leisten kann“ ein weiterer Beweggrund tigung von Ungleichheit und Ausgrenzung sowie zum Spenden – dies vor allem bei Männern. Sicherheit/Sicherheitsvorsorge (jeweils 15 %).
8 Finnland Internationaler 94,55 € Norwegen 75,61 € Vergleich Schweden 115,17 € Groß- britannien 273,73 € Irland 84,57 € Niederlande 138,84 € Deutschland 90,59 € Tschechien 34,03 € Frankreich Spendenaufkommen pro 67,90 € EinwohnerIn in Europa Schweiz Österreich Ungarn 196,93 € 75,26 € 29,97 € Spanien Italien 38,42 € 66,02 € Quelle: Erhebung Fundraising Verband Austria I m weltweiten Ranking sind einmal mehr die Vereinig- in Großbritannien dagegen bei fast 280 €. Das Ge ten Staaten von Amerika Spitzenreiter beim Spenden. samtspendenaufkommen Europas stammt laut der 410,02 Mrd. US-Dollar, oder umgerechnet 362,85 Mrd. 2017 veröffentlichten Studie „Giving in Europe“ zu 53% €, haben die AmerikanerInnen 2017 gespendet – eine von Privathaushalten. Körperschaften fördern den Steigerung von 5,2% gegenüber dem Vorjahr. Beeindru- gemeinnützigen Sektor mit 21,7 Mrd. € (25%) und Stif- ckende 70% des Gesamtvolumens entstammen Einzel- tungen mit 16 Mrd. € (19 %). personen. Die restlichen 30% setzen sich aus Stiftun- gen, Körperschaften und Hinterlassenschaften zusam- Österreich bewegt sich seit Jahren konsequent im men. Bei einer Gesamtbevölkerungszahl von fast 326 Europäischen Mittelfeld mit einer aktuellen Mio. EinwohnerInnen ergibt das 1.113 €, die jedeR Pro-Kopf-Spendensumme von 75 €. Im Vergleich mit US-AmerikanerIn 2017 gespendet hat. Diese Zahlen ent- den Nachbarländern Deutschland und Schweiz weist halten auch Zuwendungen an Kirchen. Österreich zwar bei der Durchschnittsspende pro Ein- wohnerIn seit 2008 das mit Abstand höchste Wachs- Das Gesamtspendenaufkommen Europas liegt im Ver- tum auf, hat allerdings auch den höchsten Aufholbe- gleich dazu nur bei einem Bruchteil des Spendenwelt- darf. In der Schweiz liegt die Durchschnittsspende pro meisters USA. 512 Mio. EuropäerInnen spendeten Person bei 197 €, in Deutschland bei 91 €. zuletzt rund 46 Mrd. € pro Jahr, was einer Pro-Kopf- Spende von fast 90 € entspricht. Dazu ist natürlich Eine der bekanntesten Studien zur weltweiten Spen- anzumerken, dass sich das Spendenverhalten in den denbereitschaft ist der „World Giving Index“ der briti- einzelnen europäischen Ländern mitunter sehr unter- schen Organisation „CAF – Charities Aid Foundation“. schiedlich gestaltet. In Ungarn liegt die Durchschnitts- 146 Länder wurden 2018 in den drei Kategorien „Geld spende pro EinwohnerIn beispielsweise bei rund 30 €, spenden“, „einem Fremden helfen“ und „sich ehrenamt-
9 lich engagieren“ untersucht. Nach vier Jahren in Folge der Deutschland und Schweiz liegen auf den Rängen 22 an der Spitze rutscht Myanmar aktuell auf Platz neun und 26. In der Einzelkategorie „Geld spenden“ liegt ab. Angeführt wird die Wertung erstmals von Indone- weltweit weiterhin Myanmar an erster Stelle. Wenn es sien vor Australien und Neuseeland. 78% der Bevölke- darum geht, einem Fremden zu helfen, führt Libyen die rung Indonesiens spenden Geld, 46% helfen Fremden Wertung an. Insgesamt zeigt der „World Giving Index“ und 53% engagieren sich ehrenamtlich. Die USA neh- 2018, dass weltweit zuletzt deutlich mehr Menschen men den vierten Platz ein. Österreich wird nach Rang 26 Fremden geholfen haben, während der Anteil jener, die im Vorjahr aktuell auf Platz 32 gereiht. Die Nachbarlän- Geld spenden, das zweite Jahr in Folge gesunken ist. Gastbeitrag Global Philanthropy Environment Index – Österreich im unteren Mittelfeld in Westeuropa Mag.(FH) Ruth Gabler-Schachermayr, MPA Country Expert Austria für den GPEI, Fulbright Austria - Austrian-American Educational Commission Die Lage der Philanthro- Österreichs Position im Index wurde durch die Rege- pie in Österreich ist lungen der „Spendenabsetzbarkeit Neu“ nicht verbes- generell gut, könnte sert. Österreich liegt mit einem Endergebnis von 4.41 aber besser sein, wie unter dem europäischen Durchschnitt (4.53 Punkte). ein altes österreichi- Das Gemeinnützigkeitsgesetz 2015 brachte zwar sches Sprichwort sagt. Dafür gibt es seit April 2018 wesentliche Erleichterungen mit dem Ziel, das philan- auch Beweise: Im internationalen Vergleich hinkt thropische Engagement in Österreich weiter zu stärken. Österreich neben Ländern wie Frankreich, Deutsch- Der bürokratische Aufwand der neuen Regulierungen land oder den Niederlanden gewaltig hinterher, wie im durch das Einkommenssteuergesetz für die zugelasse- publizierten „Global Philanthropy Environment Index“ nen spendenbegünstigten Einrichtungen bzw. der (GPEI) der Lilly Family School of Philanthropy der Indi- bereits im Gesetz festgeschriebenen Organisationen, ana University, USA erkennbar wird. und die Benachteiligung nicht spendenbegünstigter Organisationen lassen Österreich allerdings mit einer Basierend auf der Arbeit von mehr als 100 Länder- und Indexnote 4.0 bei den Steuerbegünstigungen ins hin- RegionalexpertInnen evaluiert der Index die Möglich- tere Feld rücken. Es besteht noch Aufholbedarf, sowohl keiten und Herausforderungen der Philanthropie in 79 in der Gesetzgebung als auch in der Kommunikation Ländern und zeigt Best-Practice Beispiele sowie glo- und Aufklärung, um die erstmals seit Jahren stagnie- bale Trends auf. Die politische Lage gilt noch immer rende Spendenbeteiligung wieder zu beflügeln. als eines der größten Hemmnisse für die Entwicklung in diesem Bereich. Zwei von fünf untersuchten Län- Als wesentliches positives Trendergebnis offenbart dern sind mit einer restriktiven Gesetzgebung kon- die Studie die Entwicklung der Technologie als Philan- frontiert. Migration und Umweltkatastrophen haben thropie-Excelerator. So zum Beispiel die Verbindung die weltweite Philanthropie-Landkarte wesentlich zwischen Organisationen, NGOs und dem privaten beeinflusst, und zwar in Bezug auf die Anzahl an Hilfs- Sektor durch Instrumente wie webbasiertes Crowd- bedürftigen als auch hinsichtlich der wachsenden funding. In diesem Bereich kann Österreich seine Vor- Zahl an SpendengeberInnen. reiterfunktion wieder aufnehmen und ausbauen – etwa mit Plattformen wie respekt.net, die Projekten Die von 1.0 bis 5.0 reichende Skala des Index konstitu- und Initiativen für gesellschaftlichen Wandel bereits iert sich aus mehreren Faktoren. Neben der politi- seit 2010 eine Plattform bietet. Weltweit wird dieser schen Lage im jeweiligen Land sind das unter anderem Entwicklung im GPEI auch das meiste Wachstum vor- steuerliche Begünstigungen gegenüber SpenderIn- ausgesagt, gemeinsam mit der Professionalisierung nen, sozio-kulturelle Faktoren und das Spenden über der Philanthropie und der Fundraising Profession – die Landesgrenzen hinaus. auch hier hat Österreich noch Potential nach oben.
10 Trends und Entwicklungen im Spendenwesen Wohin entwickelt sich das Spendenwesen? Welche Auswirkungen hat die fortschrei tende Digitalisierung der Gesellschaft? Und über welche Kanäle werden Menschen zukünftig für gemeinnützige Zwecke spenden? Wir werfen einen Blick auf Trends und Entwicklungen, welche die Zukunft mitprägen. I n Zeiten der zunehmenden Digitalisierung verän- satz zum Crowdinvesting erhalten NutzerInnen keine dert sich auch die Art und Weise, wie Unterstütze- Anteile an einem Unternehmen, sondern eine symbo- rInnen spenden. Zwar ist der Erlagschein bzw. die lische Gegenleistung bzw. das gute Gefühl ein Projekt, Banküberweisung noch immer die mit Abstand das einem am Herzen liegt, unterstützt zu haben. beliebteste Form zu spenden, doch neue Zahlungska- Auch in Österreich wurden in den vergangenen Jahren näle im Online-Sektor wachsen rasant. Lag der Anteil eine Vielzahl an Plattformen etabliert, so zum Beispiel der im Internet getätigten Spenden im deutschen wemakeit oder die auf zivilgesellschaftliche Projekte Sprachraum vor wenigen Jahren noch bei 1 Prozent, so spezialisierte Plattform respekt.net. deutet das NGO-Meter 2018 – eine Umfrage des deut- schen betterplace lab – auf ein starkes Wachstum im Die bekannte deutsche Spendenplattform better- vergangenen Jahr hin. Demzufolge erhält knapp die place.org feierte 2017 ihr zehnjähriges Bestehen und Hälfte der befragten Organisationen bereits mehr als konnte in dieser Zeit mehr als 50 Mio. € an Spenden 10 Prozent der gesamten Spenden online. sammeln. Auch in Österreich wird der Zuspruch inner- halb der Bevölkerung immer größer. respekt.net Dass Online-Spenden in den kommenden Jahren erzielte seit 2010 ebenfalls bereits ein beachtliches weiter an Bedeutung gewinnen werden, darüber Spendenvolumen von fast 2,3 Mio. €. Zuletzt wurden herrscht in Spendenstudien Einigkeit. Die Altruja etwa für den „Kinderspielplatz Traiskirchen” rund Online Fundraising Studie beleuchtet das Thema mit 38.000 € gesammelt. Die Plattform wemakeit sam- Blick auf Deutschland, Österreich und die Schweiz melte über 86.000 € für die „FILMRETTUNG Stadt ohne und zeigt unter anderem auf, dass Online-Spenden Juden“ vom Filmarchiv Austria, wodurch einer der insbesondere von mittleren (40,7%) und kleinen bedeutendsten Filme der österreichischen Filmge- (36%) NPOs als einer der wichtigsten Kanäle der Zukunft gesehen wird. Aber auch in Großorganisatio- nen herrscht mit fast 30% breite Einsicht in die Crowdfunding-Modelle im Vergleich zukünftige Relevanz des Online-Sektors. Spendenplattformen und Crowdfunding Beteiligungsmodell – equity-based Crowdfunding: Besonders erfolgreich in der Vernetzung von Spend- Gegenleistung für ein Investment ist eine Unterneh- erInnen mit ganz konkreten gemeinnützigen Projek- mens- bzw. Gewinnbeteiligung ten sind Spendenplattformen, die weltweit im Trend Darlehensmodell – lending-based Crowdfunding: liegen. Gab es im Jahr 2000 erst zwei Plattformen, so Klein-Kredite zwischen Privatpersonen/Institutionen, waren es 2012 bereits 130. Besonders in den letzten die verzinst zurückgezahlt werden Jahren hat sich die Zahl weiter vervielfacht. Hinter dem Erfolg steht das Modell des Crowdfundings, das Belohnungsmodell – reward-based Crowdfunding: sich ausgehend vom Start-up Sektor immer größerer UnterstützerInnen erhalten ideelle oder materielle Beliebtheit erfreut. Immer mehr gemeinnützige Pro- Gegenleistungen, z.B. ein Produkt jekte setzen auf diese Form der Mittelbeschaffung. Spendenmodell – donation-based Crowdfunding: Crowdfunding bietet die Möglichkeit, als Einzelperson Unterstützung von Projekten in Form von Spenden per Mausklick zur Finanzierung eines Projekts aus der Masse bzw. der Crowd heraus beizutragen. Im Gegen-
11 schichte vor dem Zerfall gerettet werden konnte. Wei- Wie funktioniert das Spenden von Bitcoins genau? tere Plattformen in Österreich sind: crowdfunding.at Zentral dafür ist das sogenannte Wallet, eine digitale – eine von der BAWAG PSK ins Leben gerufene Platt- Geldbörse, mit der Bitcoins erhalten und ausgegeben form, Mit.Einander für Vorarlberg (mit.einander.at) werden können. Dies funktioniert ähnlich wie ein initiiert von Raiffeisen Vorarlberg, gemeinwohlpro- Bankkonto, jedoch mit dem Unterschied, dass die Bit- jekte.at oder wewanna.help – gegründet durch die coins direkt beim Eigentümer liegen und via Smart- Styria Group. phone-App oder PC-Software bewegt werden können. Die soeben gestartete Online-Plattform dongiving. Bitcoin-Spenden werden somit direkt und ohne Ver- com ermöglicht es nicht nur, ganz einfach und in mittlungssystem übertragen. wenigen Schritten einen Spendenzweck nach Wahl zu unterstützen, sondern setzt verstärkt auf den Multi In Österreich ist Jugend Eine Welt ein Vorreiter auf plikationsfaktor. So können unterstützte Spenden- diesem Gebiet. Die Organisation hat dafür eigens die ziele mit Freunden geteilt und so noch mehr Aufmerk- Plattform bitcoinspenden.at ins Leben gerufen. Bei samkeit und Unterstützung erzielt werden. Über SOS-Kinderdorf kann mittlerweile in Form von drei dongiving.com können auch Spendengutscheine für verschiedenen digitalen Währungen (Bitcoin, Ethe- bestimmte Zwecke verschenkt werden. reum und Ripple) gespendet werden. Aus rechtlicher Sicht gelten Bitcoins derzeit als Sachspenden und Die österreichische Vergleichsplattform CrowdCircus können somit von Privatpersonen nicht steuerlich vernetzt tausende Projekte aus den unterschiedli- abgesetzt werden. chen Crowdfunding-Plattformen und analysiert ent- sprechende Marktdaten. Demnach wurden im Jahr Neue Spendenformen 2017 mehr als 28,8 Mio. € von Österreichs Crowdfun- Auch neben Crowdfunding, Bitcoin-Spenden & Co gibt ding-Plattformen über den Schwarm finanziert (2014 es laufend neue Entwicklungen im Spendenwesen. erst knapp 4 Mio. €). Davon entfielen allerdings nur Ein aktueller Trend ist das sogenannte „Painless knapp 370.000 € auf Spenden. Für den Zeitraum 2012 Giving“, bei dem gemeinnützige Projekte ganz einfach bis 2017 nennt CrowdCircus ein Crowdfunding-Ge- im Zuge alltäglicher Vorgänge unterstützt werden samtvolumen von 65,8 Mio. €, wovon rund 685.000 € können. Mit minimalstem Aufwand kann dadurch der Kategorie Spende zuzuordnen sind. Das Potential Gutes getan werden – in den Supermärkten der REWE von Crowdfunding für den gemeinnützigen Sektor Group beispielsweise schon allein durch die Worte liegt also auf der Hand, denn derzeit nutzen die „Aufrunden bitte!“. Unter dem Motto „Aufrunder ÖsterreicherInnen Crowdfunding vor allem als bewirken Wunder“ können KundInnen bei Billa, Mer- Investmentalternative insbesondere im Immobilien- kur oder Bipa ihre Rechnungssumme ganz einfach auf sektor. den nächsten 10-Cent-Betrag aufrunden lassen und so mit kleinen Cent-Beträgen für gemeinnützige Pro- Die Möglichkeiten, über dieses Tool rasch eine große jekte der Caritas spenden. Bereits über 912.000 € an Anzahl an Spenden zu mobilisieren, hat vor kurzem Spenden wurden über diesen Weg gesammelt. Auch Sigi Maurer mit ihrer von respekt.net getragenen mit einem Handy-Tarif für den guten Zweck kann man Kampagne gegen Hass im Netz demonstriert. Das sich heute gemeinnützig engagieren. Wer einen Tarif Ziel von 100.000 € wurde innerhalb von nur zwei bei Goood mobile oder HELP mobile wählt, spendet Tagen erreicht. ganz unkompliziert einen Teil des monatlichen Ent- gelts an soziale Projekte. Spenden in digitaler Währung Eine Randerscheinung beim Online-Spenden sind der- zeit noch Bitcoins bzw. Kryptowährungen. Spenden Mit unserem Crowd auf diesem Wege sind noch kaum etabliert und auch funding-Projekt zum nur bei sehr wenigen NPOs überhaupt möglich. Vor- Ausbau des Museums teile wären jedoch gegeben: Der Transfer der Spende haben wir über 85.000 € funktioniert sofort per Mausklick. Auch wenn die Bit- coins anschließend noch in eine reale Währung umge- aufgebracht, die Kam tauscht werden müssen, ist die Spende in Sekunden pagne mit Christoph beim Empfänger. Der größte Vorteil ist allerdings, Waltz zog unter dem Hashtag #freud2020 dass die meisten Bezahlsysteme wie Coinbase von nachhaltige Erfolge sowohl in der Aufmerk wohltätigen Organisationen keine Bearbeitungsge- samkeit für unser Projekt als auch in Form bühren für Spenden berechnen. weiterer Zuwendungen nach sich.“ Mag. Peter Nömaier, MA Vorstandsvorsitzender Sigmund Freud Privatstiftung
12 1 Million ÖsterreicherInnen nutzen Spendenabsetzbarkeit! Die Erschwernisse für Spendenorganisationen durch die Einkommensteuerreform 2017 führen erstmals zur Stagnation der Zahl der begünstigten Spendenorganisationen – 2018 sind es insgesamt 5.742. Eine Million ÖsterreicherInnen machten zuletzt 218 Millionen € an Spenden steuerlich geltend. D ie Verpflichtung zur Spenderdatenweiterleitung Bescheid und sind auch gemeinnützig. Eine deutliche brachte seit 2017 einschneidende Veränderun- Verzerrung, die in Deutschland oder der Schweiz gen bei der Absetzbarkeit. Einerseits mussten undenkbar wäre. Eine grundsätzliche Reform scheint die gemeinnützigen Organisationen 2017 erst- hier mehr als notwendig. mals Namen und Geburtsdaten ihrer SpenderInnen sammeln und mit diesen Daten die Spendensumme Zahl der spendenbegünstigten, gemein Anfang 2018 melden. Andererseits wurde damit auch nützigen Einrichtungen stagniert erstmals das System der Listung der Spendenorganisationen Von den insgesamt 5.742 sind derzeit 1.235 (2018) grundsätzlich verändert. Bis dahin waren auf der Web- spendenbegünstigte Einrichtungen – um 11 NPOs site des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) aus- mehr als 2017. Einen wesentlichen Anteil am Wachs- schließlich gemeinnützige Organisationen mit Bescheid tum hatten fünf Kunst- und Kultureinrichtungen auffindbar. Die per Gesetz begünstigten Einrichtungen sowie 19 karitative Vereine. Der Rückgang bei den wurden nur summarisch, zum Beispiel als Freiwillige Forschungseinrichtungen mit Spendenbegünstigung Feuerwehren, genannt. setzte sich fort, ihre Zahl hat sich in nur zehn Jahren halbiert. Weiters listet das BMF 4.507 Freiwillige Seit 2017 wird nun jede einzelne vom Gesetzgeber Feuerwehren auf, 20 mehr als 2017. Von den im bestimmte Einrichtung, die einen Antrag auf Zulas- Gesetz genannten Organisationen haben bisher erst sung zur Sonderausgaben-Datenübermittlung 70 Museen, 33 Universitäten, sowie 7 weitere For- gestellt hat, auf der BMF-Website gelistet: Per schungseinrichtungen einen Antrag auf Zulassung 1.11.2018 waren 5.742 Einrichtungen auffindbar. 80% zur Sonderausgaben-Datenübermittlung gestellt. davon sind nun im Gesetz genannte – also staatlich Damit sind noch immer nicht alle ihrer gesetzlichen bestimmte – und nur mehr 20% davon haben einen Verpflichtung nachgekommen. Anzahl spendenbegünstigter Einrichtungen 2008-2018 ohne Freiwillige Feuerwehren 1.186 1.232 1.235 1.076 1.092 1.135 1.042 1.031 118 118 110 976 117 117 22 33 35 38 36 117 31 858 115 115 117 16 18 24 27 797 825 853 872 584 734 755 115 538 673 383 473 115 358 360 323 343 225 207 196 194 190 193 179 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Forschung Soziales und Naturschutz und Kunst und Kultur im Gesetz genannte Sammelvereine Tierheime Einrichtungen
13 Entwicklung Spendenabsetzbarkeit 2011-2016 abgesetzte Spenden in Mio. € 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Soziales 123,0 126,9 175,0 167,2 186,9 173,0 Forschung 10,9 8,8 9,0 8,7 8,9 10,3 Umwelt 10,6 15,9 18,3 20,2 20,9 Feuerwehr 6,8 10,5 12,2 13,6 13,9 Gesamtsumme 133,9 153,1 210,3 206,4 229,7 218,0 SpenderInnen, die absetzen 639.057 753.248 941.251 999.906 1.048.247 992.281 Durchschnittl. abgesetzte Spende in € 209,6 203,2 223,5 206,4 219,1 219,7 1 Million ÖsterreicherInnen nutzen schung 248 €, für Umwelt 146 € und für Feuerwehren Absetzbarkeit 57 €. In den letzten vier Jahren (2013-2016) stiegen Für die diesjährigen Auswertungen stellte das BMF diese Werte leicht an – für Sozial- und Forschungsein- Einkommen- und Lohnsteuerdaten bis 2016 (Stand richtungen um 3%, für Feuerwehren um 4% und für 30.10.2018) zur Verfügung. Das besonders interes- Umweltschutz und Tierheime sogar um 15%. Selb- sante erste Jahr der automatischen Datenweiterlei- ständige geben häufiger für soziale Zwecke und For- tung 2017 wurde leider nicht übermittelt. schung, Angestellte überproportional mehr für Umwelt und Feuerwehren. In 15% aller Erklärungen Die Zeitreihe zeigt, dass das abgesetzte Spendenvolu- werden Spenden für Soziales, in 6% für die Feuer- men seit 2013 mehr oder weniger zwischen 210 und 215 wehr, in 4% für Umwelt und in nur 1% für Forschung Mio. € schwankt. Trotz der Erweiterungen 2012 um Tier- geltend gemacht. Die Steuerersparnis betrug für heime und Freiwillige Feuerwehren werden kaum mehr Zuwendungen an Sozialeinrichtungen im Mittel 50,4 Spenden geltend gemacht. Eine leichte Zunahme ver- Mio. €, an Forschung 3,5 Mio. €, für Umwelt 5,2 Mio. € zeichnen Feuerwehren, Umweltschutz und erstmals und an Feuerwehren 4,2 Mio. €. Der vom BMF 2009 wieder Forschung (inkl. Universitäten). Spenden an Sozi- geplante und mehrfach erhöhte Steuerausfall von alorganisationen sind derzeit aber, nach dem starken über 100 Mio. € wurde damit bei weitem nicht erreicht. Anstieg rund um die Flüchtlingskrise 2015, rückläufig. Nach wie vor kommen zwei Drittel aller geltend gemachten Spenden von LohnsteuerzahlerInnen. Dennoch wird jeder dritte Spendeneuro abgesetzt. Während diese rund 0,65% ihres Einkommens spen- Würde man nur das Spendenaufkommen von begüns- den, sind es bei EinkommensteuerzahlerInnen 0,86%. tigten Organisationen betrachten, wäre der Anteil sicher höher. Im gesamten Spendenaufkommen werden neben GroßspenderInnen bleiben weiter rar den nicht spendenbegünstigten Vereinen zudem auch Vergleicht man Steuerdaten aus Deutschland und nicht absetzbare Sach- oder Unternehmensspenden Österreich, zeigt sich schnell ein signifikanter Unter- sowie Stiftungs- und Nachlasszuwendungen berück- schied: Vermögende SpenderInnen bleiben in Öster- sichtigt. Insgesamt wurden 2016 218 Mio. € (2015 230 reich weiter unterrepräsentiert. So setzen Deutsche Mio. €) an Spenden von knapp einer Mio. Privatperso- mit mehr als 500.000 € Jahreseinkommen mit 2,9% nen gemeldet. Bei den Auswertungen ist zu berücksich- ihres Einkommens den höchsten Prozentsatz aller tigen, dass es sich dabei jeweils um eine Momentauf- Einkommensklassen ab. nahme handelt. Bis zu 50.000 Personen machen ihre Während BezieherInnen von über 100.000 € jährlich steuerliche Veranlagung erst zwei bis drei Jahre später immerhin noch 0,8% spenden, ist es in Österreich hin- und fließen dann erst in die Statistik ein. gegen mit 0,4% lediglich die Hälfte. Damit wird ein deutlicher Trend hierzulande unterstrichen: Je höher Durchschnittlich 220 € steuerlich das Einkommen, desto geringer der Anteil, der geltend gemacht gespendet wird. Die Zahl der abgesetzten Großspen- 2016 betrug der durchschnittlich geltend gemachte den (über 6.000 €) wuchs zwar zwischen 2013 und Jahresspendenbetrag 220 € (2015 219 €).Die Durch- 2015 von 882 auf 1242 Fälle, sank 2016 aber wieder auf schnittsspende betrug für Soziales 307 €, für For- 1198 Meldungen.
14 Vermächtnis für den guten Zweck Ob Hilfe für Kinder und Jugendliche, Pflege bedürftiger Menschen oder Tier- und Umweltschutz: Gemeinnützige Organisationen im Testament zu bedenken liegt in Österreich im Trend. Rund 60 Millionen € werden jährlich auf diesem Weg gespendet. B einahe 10 % des gesamten Spendenaufkom- ges Testament gemacht. Am größten ist das Interesse mens in Österreich entstammen Vermächtnis- an einer Testamentsspende in Wien und Salzburg, am sen für den guten Zweck. Damit gewinnen niedrigsten in Vorarlberg. Nachlässe immer mehr an Bedeutung für das österreichische Spendenwesen. Hintergrund: Einer- Unter jenen ÖsterreicherInnen, die sich bereits für seits werden immer mehr Vermögenswerte vererbt eine Testamentsspende entschieden haben oder und andererseits steigt die Zahl der Menschen ohne sich eine solche vorstellen können, lassen sich ErbInnen. Laut einer Studie des WU-Ökonomen Stefan bestimmte Tendenzen erkennen. Demnach sind Humer wird die Zahl der vererbten Vermögenswerte „typische TestamentsspenderInnen“ alleinstehend, bis 2030 insgesamt auf 18,2 Mrd. €, und bis 2050 auf weiblich, haben einen religiösen Hintergrund und ca. 30 Mrd. € jährlich steigen. bedenken zwischen drei und sieben Organisationen im Testament. Größtenteils werden moderate Ver- Derzeit werden in Österreich pro Jahr ca. 60 Mio. € in mögen von 50.000 bis 100.000 € vererbt. Rund die Form von Vermächtnissen gespendet. In der Schweiz Hälfte der SpenderInnen ist den Organisationen sind es zum Vergleich jährlich rund 160 Mio. € und bereits bekannt. damit etwa 16% aller Spenden. In Holland, Belgien und Frankreich machen Testamentsspenden bereits Neben Vermögenswerten wie Geld oder Immobilien über 20% aus, ein Trend der in allen westlichen Län- stellen – besonders für Kunst- und Kulturinstitutio- dern zu beobachten ist. nen – Nachlässe in Form von Kunstwerken und Sammlungen seit jeher eine zentrale Unterstützungs- Bereits 76% der ÖsterreicherInnen über 40 wissen, quelle dar. Österreichs Museen beherbergen einen dass man auch gemeinnützige Organisationen im großen kulturellen Schatz. Private SammlerInnen Nachlass berücksichtigen kann. Dies zeigt eine aktu- haben daran einen maßgeblichen Anteil, indem sie elle Umfrage der Initiative Vergissmeinnicht in Koope- ihre Kunstwerke in Form von Testamentsspenden für ration mit der Österreichischen Notariatskammer. 1% zukünftige Generationen zugänglich machen. Das hat schon ein Testament zugunsten einer gemeinnüt- mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig zigen Organisation gemacht. Bei Personen ohne Kin- Wien hat seine Gründung beispielsweise dem deut- der ist die Bereitschaft wesentlich höher: 21% können schen Sammlerpaar Peter und Irene Ludwig zu ver- es sich vorstellen, 3% haben bereits ein gemeinnützi- danken. Gründe, eine Organisation im Testament zu bedenken, bei Personen ohne Kinder 67% 35% Möchte nach meinem Persönlicher Bezug zu 29% Vermögen soll nicht an 18% Habe keine 13% Möchte in 1% Sonstige Ableben Gutes tun einer Organisation den Staat gehen Familie Erinnerung bleiben Quelle: market Institut; österr. Bevölkerung ab 40 Jahre, Interviews, N=2000, 2018
15 Bereitschaft zur Erstellung von Legaten – Prozent der Bevölkerung ab 40 Jahre nach Bundesländern Österreich 13% Wien Österreich-Durchschnitt 22% OÖ NÖ 15% 10% Bgl Sbg Stmk 14% Tirol 21% 8% Vbg 7% 4% Ktn 11% Quelle: market Institut; österr. Bevölkerung ab 40 Jahre, Interviews, N=2000, 2018 Österreichweit haben 30% der Bevölkerung über 40 die rechtlichen Rahmenbedingungen seit der Einfüh- Jahre bereits ein Testament gemacht – am häufigs- rung des neuen Erbrechts 2017 Bescheid. ten in Oberösterreich (42%), am seltensten in Tirol (16%). Für TirolerInnen und BurgenländerInnen ist Liegt kein Testament vor und sind auch keine gesetzli- das Thema Testament auch am unangenehmsten chen ErbInnen vorhanden, fällt die Erbschaft automa- besetzt. 47% der Befragten geben an, durch ein Tes- tisch an den Staat (2012-2015 über 12 Mio. €). tament grundsätzlich „ein gutes Gefühl der Ordnung“ zu haben. 41% möchten durch die Regelung des Nachlasses Die Initiative „Vergissmeinnicht“ Streit unter den Angehörigen vermeiden und 40% wollen, dass die Aufteilung des Nachlasses nicht dem Vergissmeinnicht wurde 2012 gegründet, um dem Zufall überlassen wird. Für ein gemeinnütziges Tes- Bedürfnis der ÖsterreicherInnen nach neutralen tament spricht bei den Befragten mit 47% vor allem Informationen zu den Möglichkeiten beim Verer- der Wunsch, über das eigene Leben hinaus etwas ben nachzukommen. Seit nunmehr sechs Jahren Gutes tun zu wollen. Bei kinderlosen Personen liegt informiert die rund 80 Mitgliedsorganisationen dieser Wert sogar bei 67%. Insgesamt liegen den Tes- zählende Initiative in Kooperation mit der Öster- tamentsspenderInnen Tier- und Umweltschutz sowie reichischen Notariatskammer über Testament, Hilfe für Kinder und Jugendliche besonders am Her- Erbrecht und die Option, neben Familienangehö- zen. 39% der ÖsterreicherInnen können sich ein rigen auch gemeinnützige Organisationen im Legat aufgrund des persönlichen Bezugs zu einer Nachlass zu bedenken. Organisation vorstellen. www.vergissmeinnicht.at Insgesamt ist der Informationsbedarf beim Thema Erben in Österreich groß: Die wenigsten wissen über
16 Kunst & Kultur – Ein Sektor mit Potential Laut einer Studie von Public Opinion sind 6% der mumok nahm 2017 ein Schenkungsvolumen von 3,6 ÖsterreicherInnen dazu bereit, für Kunst und Kultur Mio. € entgegen. Viele Schenkungen sind von hohem zu spenden. Das Spendenaufkommen hinkt aber hin- kulturellen Wert: so etwa 2017 der Nachlass der Fami- terher: Lediglich 15-20 Mio. € wurden in Österreich lie Zuckerkandl an das Belvedere. zuletzt für Kultur gespendet. In Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und allen voran in Groß- Besonders erfreulich: Die größte Spende Österreichs britannien sind alternative Finanzierungsformen seit Jahrzehnten lässt sich dem Kultursektor zuord- wesentlich besser etabliert. nen. Erst im Oktober 2018 wurde bekannt, dass das Durch die Erweiterung der steuerlichen Absetzbarkeit Ehepaar Agnes und Karlheinz Essl sein Lebenswerk – auf Kultureinrichtungen im Jahr 2016 hat das Thema die Sammlung Essl im Wert von 84,5 bis 91,1 Mio. € – „Spenden für Kunst und Kultur“ deutlich an Relevanz der Albertina überlässt. gewonnen. Trotzdem sind bisher nur 115 Kultureinrich- tungen zum Stichtag (1.11.2018) in der Liste begünstigter Noch dominieren im Kulturbetrieb neben Sponsoring Spendenorganisationen eingetragen. Kultureinrichtun- klassische Spendeninstrumente, wie der Förderkreis gen sind noch immer bei der Spendenabsetzbarkeit oder Patenschaften. Aber auch Crowdfunding wird für benachteiligt, sie müssen höhere Auflagen erfüllen als Kultureinrichtungen zunehmend populär. 2017 star- die meisten NGOs. Es fehlt ein klares Bekenntnis der tete unter anderem das Wiener Sigmund Freud Bundesregierung für mehr private Kulturförderung. Museum eine überaus erfolgreiche internationale Eine besonders ins Gewicht fallende Form der Kultur- Crowdfunding-Kampagne für die Generalsanierung der spende stellen Schenkungen bzw. Nachlässe dar: Das Berggasse 19, der einstmaligen Praxis Sigmund Freuds. Gemeinnützige Stiftungen Wie in den letzten Jahren stieg die Zahl der gemeinnüt- European Academic gegründet: Darunter die „Wir- zigen Stiftungen 2018 um weitere 27 oder 3% an, die bewegen-unsere-Zukunft – Bildungsstiftung“ und die Zahl der Privatstiftungen sank um 83. Die Neugründun- Sinnbildungsstiftung als Zustiftungen der Innovations- gen verteilen sich auf 17 Bundesstiftungen und Fonds, stiftung Bildung, oder der Rudolf Zirkounig-Fonds der 10 Privatstiftungen und eine kirchliche Stiftung. Ob Handelsschule der VBS Floridsdorf. auch Landesstiftungen oder andere Stiftungen als Kör- perschaft Öffentlichen Rechts gegründet wurden, ist Die Änderungen beim Bundesstiftungsgesetz haben nicht bekannt. Unter den StifterInnen finden sich Pri- auch zu einigen Auflösungen bzw. Umwandlungen von vatpersonen, Unternehmen, Privatstiftungen, Orden, Stiftungen in Fonds geführt. Diese Bereinigung um Universitäten und Vereine. Hervorstechend ist der finanzschwache Organisationen wird sich noch einige Schwerpunkt Bildung und Forschung, seltener wurde Jahre fortsetzen. für kulturelle und soziale Zwecke gegründet. So wur- Auf der Liste der spendenbegünstigten Einrichtungen den Stiftungen von der Universität Innsbruck, der TU des BMF scheinen 75 Stiftungen, 47 davon mit einem Wien, der Hochschule Heiligenkreuz oder der Central aufrechten Bescheid auf. Stiftungs- und Fonds-Neugründungen 2018 • Aus Liebe zum Menschen Stiftung • Volkshilfe Innsbruck Stiftung lerinnen und Schüler der Handels- • Central European Academic • CAPE 10 Stiftung • Wir-bewegen-unsere-Zukunft- schule der VBS Floridsdorf gemeinnützige Privatstiftung • EYFON Stiftung Bildungsstiftung • Goldenes Kreuz Privatstiftung • Gemeinnützige Privatstiftung Liga • Gemeinnützige Stiftung CHARIS • Sinnbildungsstiftung • Villacher Tierschutz gemeinnützige Kultur Waqf • Gemeinnützige Stiftung Hoch- • Raiffeisen-Lagerhaus Fonds zur Privatstiftung • VITALIS Privatstiftung schule Heiligenkreuz Ausbildungsförderung • Treffpunkt Privatstiftung (gemein- • Stiftung Die Seraphiner • Musikvereins-Stiftung • Georg und Alice Eisler - Fonds für nützige Privatstiftung zur Förde- (in Gründung) • Steyler Sozial Stiftung bildende Künstler und Komponisten rung interkultureller Treffpunkte) • Societas Futura gemeinnützige • Stiftung TUW Foundation • Round Table Austria Katastrophen- • Dipl-Ing. Hans Thoma Gemein Stiftung (in Gründung) • Stiftung Univ. Innsbruck Fonds nützige Privatstiftung • Stiftung Institut Österreichischer • Üsa Bodo Stiftung • Rudolf Zirkounig-Fonds für Schü • AKV mildtätige Privatstiftung Orden (Stand 1.11.2018)
17 Spenden für Wissenschaft, Forschung und Hochschulen Im Jahr 2017 stieg das private Engagement für Hochschulen, Wissenschaft und Forschung in Österreich auf rund 90 Millionen €. Dies entspricht rund 13 Prozent des gesamten Spendenvolumens (675 Millionen). Damit ist das Aufkommen um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (83 Millionen) gewachsen. M it 42 Mio. € wurden Österreichs Hochschu- bundene Spendenaufkommen im Bereich Hochschu- len, mit 48 Mio. € Wissenschafts- und For- len, Wissenschaft und Forschung weiter ausbaufähig. schungseinrichtungen 2017 unterstützt. Für das Jahr 2018 ist mit einem leichten Wachs- Beispiele für erfolgreiches Fundraising tum für diesen Sektor zu rechnen. Bei weiterer Optimie- Gerade kleinere Universitäten entfalten im Fundrai- rung der Rahmenbedingungen wird sich dieser Trend sing oft Innovationspotenzial. So hat die Universität voraussichtlich in den nächsten Jahren fortsetzen. Klagenfurt in Kooperation mit der Stadt Klagenfurt das sogenannte „Klagenfurt Stipendium“ aufgelegt. Ist Fundraising für Universitäten und Wissenschafts- Die Stadt verdoppelt dabei die Spenden von Unterneh- einrichtungen international überaus üblich, war es bis men und Privatpersonen zum Stipendienprogramm. vor wenigen Jahren in Österreich nur vereinzelt vorzu- Damit möchte die Universität Studierende technischer finden. Dies hat sich in den vergangenen Jahren mas- Fächer zurück nach Kärnten holen, um dort ihr Mas- siv verändert. Bemerkenswert sind ambitionierte terstudium zu absolvieren. Stiftungsprofessuren Spendenprojekte wie jenes der Medizinischen Univer- gewinnen an staatlichen Universitäten ebenso an sität Wien. Unter dem Slogan „Schwere Krankheiten Bedeutung. Bereits mehr als die Hälfte der insgesamt sind nicht mehr das Ende.“ startet die Hochschule eine 70 werden durch Unternehmen, Stiftungen, Vereine umfangreiche Fundraising-Aktion zur Bewusstseins- oder Privatpersonen finanziert. bildung für Präzisionsmedizin und zum Bau eines For- schungszentrums. Insgesamt sollen 60 Mio. € gesam- Immer beliebter werden auch Universitätsstiftungen. melt werden, damit das Zentrum bis zum Jahr 2022 Diese stellen eine Möglichkeit dar, Gelder einzuwer- fertiggestellt werden kann. Es soll eine der führenden ben und aus den Erträgen Projekte zu finanzieren. Einrichtungen für Forschung und Entwicklung von Zudem sind Spenden an den Kapitalstock bis zu Therapien werden und maßgeblichen Anteil an der 500.000 € über einen Zeitraum von fünf Jahren steu- Medizin des 21. Jahrhunderts haben. erlich absetzbar. Einige Universitäten haben bereits eine solche Stiftung gegründet oder planen dies. Die Damit ist dieses Vorhaben ein Leuchtturmprojekt, das Voraussetzungen für einen weiteren Anstieg des dem gesamten Sektor Schwung verleiht. Insgesamt Engagements durch private SpenderInnen und Mäze- sind die Fundraising-Aktivitäten und das damit ver- nInnen ist somit geschaffen. „Mit ihren Aktivitäten sichert die Technische Universi tät Wien die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Fundraising spielt dabei eine wichtige Rolle, ermöglichen doch unsere SpenderInnen eine Ausweitung und Sicherung unserer breiten For schungsaktivitäten.“ Dipl.-Ing. Michael Kaiser Leitung Fundraising & Sponsoring Technische Universität Wien
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